R e d e gehalten am Richtplahe sott P. PaSqual Gkerbinz, Franziskaner. Ordens gewöhnlichen Sonntags¬ prediger. Bey Gelegenheit a l S am s6. Funy »81/ Zohann B»** durch den Strang hingerichtet wurde. Der dafür eingehende Betrag ist den Trimiaal« Arrestanten und dem Findelhanse gewidmet. 284789 Lvelch ein« traurige, zurückschreckende —Mark and Bein erschütternde Scene stellt sich heute hier unsern Augen dar! Wie unerwartet ist es für mich, heute hier am freyen Felde eine unübersehbare Men¬ ge Volks zu sehe», welches seine betrübten Blicke aufdas Schandholz richtet, und sich der Mitleids» Thränen über die Handlung, die erst vor sich ging, nicht enthalten kann. Welch ein Anblick ! ein jun¬ ger Mensch, von 2L Jahren, von starken Leibes¬ kräften , von guter Gesundheit, dem sein Stand und Beruf noch ein langes, beglücktes Leben ver¬ sprechen konnte, wird nach Gefängnisse, gebunden am Karren daher gebracht — nach Verlust seiner Ehre und guten Namens mit Stricken gebunden, auf die Leiter gestellt, aufden Schandpfahl gehan¬ gen, durch den Strang hingerichtet, der ganzen Wienerwelt zur Schau zwischen Himmel und Erde am Galgen ausgestellet, Welch ein Anblick! Soll¬ te ich da nicht meine Stimme erheben, und alS Mensch gegen Menschen überden Mangel deS Men» fchengefühls klagen? Nein! das darf, daS kann ich nicht thun, sonst würde ich die Gerechtigkeit verläugnen — ich würde sündigen. Es ist gerecht, daß jener, der fremdes Gut auf räuberische Weise an sich zu bri«. gen sucht, fein eigenes verliert; es ist gerecht, daß jener, der andern das Leben raubt, deS eigene« be- raubet werde;