U«NNNR« lnr Annst, Literatur, Theater «.geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ 95. Freitag am ZU. Mär? H.8HO. V ^ Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchenllicl, zwei ^.„nmern, jedes Mal ein halber Noaen. Der Preis des Blattes i!r i» Laibach aanliahri» ö , .? ,^„' . ?"^?,^ ^ ^^°" '""" ^°u"erl m,e r°ri°!re,er Zusendung c,a„z,i,hr>a l!,da!bil>br,a 4 st, C,M.,„„d wird balb,»br,a «orau». bezahl!, .'lllc k. i. G°„»,!,ier »eh,»en Pränumeration an. Glaube, Hoffnung und Liebe. (I n drei Gemälden.) l Kennst du den Greis , der, stets »och Oben schonend. Wo es »us dunklen Molken kracht und blitzet, Ans unermeßlich weitem Grabe sitzet, Mi t seinen Sehnsuchlsthränen es bethciucnd? — Schwarz liegt die Nacht, das Himmelsblau verbauend, Nings nuf der Erde Leichenflur gestützt!. Es zagt die Welt, verwais'! und unbeschützet. Und ihre Lebenspulse stocken grauend. Dcr Greis sieht ungerührt das All' verzagen. Und ruft hinan durch wetternde Getümmel, I n stoubcntbund'ne Schcrgluth zerronnen: »Was bebst du, Welt? Sieh die Verklärung tagen! Der Herr lebt noch! Geöffnet ist der Himmel Mi t seinen Freuden, Engeln, Sternen, Sonnen! ll. Kennst du das Weib , das über seinen Söhnen, Di« nach und »ach der Wctterstrahl erschlage» , Mit stumme» Seufzern bcthcl ohne Klagen, Und, sie umfangend, rufet ohne Thronen: »Mein Gottvcrtraucn wird die Zukunft krönen Am Auferstehungstag', der bald wird tagen. Dann wird die ew'ge Lebensstunde schlage». Und i» das Grab, den Tod verscheuchend, dröhnen!« — Und Stund' auf Stund' und Jahraus Jahr entfliehet. Und bröckelt ihre Leichen stumm zu Staube, Und streut den Staub hinaus in alle Winde. Doch ihre Hoffnungsflamme nicht «erglühet, Und keine»! Zweifel wird ihr Trost zu»! Raube, Daß sie die Lieben lebend wieder finde. Kennst du die Jungfrau, die vom Himmel nieder Aus Himmelsmitleid stieg zur armen Erde, Auf daß durch sie hienieden Frieden werde Im Kreise ihrer wild entzweite» Nrüder?— Sie überbrüllten ihre Friedenslieder, Und quälten sie mit drückender Beschwerde Und höhnten sie mit hämischer Geberde, Und rissen aus ihr himmlisches Gefieder. Da wollte Gott die edle Tochter rächen; Schon zuckt sein Nütz auf's irdische Gezüchte Da blickt die Tochter mild und fromm »ach drüben. 2» Laibach pränumeriri man be,»> Äerleaer am «aa„, Nr. lyu, ,», ersten Slocke. «Erbarmen, Vater!" fleht sie »ihren Schwächen! Ich führe doch sie einst zum ew'gen Lichte Mit meinem treuen Dulden, meinen, Lieben!« Eduard Silesi«?. Der Tag bei Wudaezky. (Vaterländische Erzählimg aus dem Jahre <575.) Von Joseph Buchcnh ain. (Fortsetzung.) Das Klirren der Pokale, der wilde Iubelruf weckte die beiden Liebenden aus ihrer Betäubung. Vor Schre­cken bleich, wichen sie einige Schritte zurück mit unschlü­ßigem Beginnen; doch Herbert , welcher ihre peinliche Lage bemerkte, lächelte sanft und winkte ihnen, sich zu entfernen. „Dieses noch!« brummte der Kastellan, und starrte tiefbrüttend den Boden an. „Herbert, dem fehlt es" sagte Weichselberg, in­dem er mit dem Zeigefinger auf die Stirne wies, „oder seine Seele kränkelt" setzte er hinzu, und warf einen for­schenden Blick auf die seltsame Positur des Kastellans. „Des Alters Laune« bemerkte Herbert begütigend. „I m Felde soll alles anders werden." „Ja wohl!" erwiederte der Kastellan, und stürzte un­ter einem verbissenen Lächeln zum Thore des Saales hin­aus. Die Kriegsrrompeten dröhnten, der Lärm im Schloß­hofe ward immer lauter, die Krieger ließen sich wappnen, und als die Morgensonne ihr strahlend Haupt über die Gipfel der Berge erhob, trabten schon 30 Reiter mit ih­rem Fähnlein muthig und vertrauungsvoll gegen Freithurn, so fröhlich als ginge es zum Tanze, der kroatischen Grenze zu. Auch der Feind war nicht müßig geblieben. Er ver­sammelte sich in Scharen, in der Absicht, Bihitsch mit den verwegenen Sandschaken von Bosnien, Pokaritz, Hleuna und Poschega zu nehmen, sich des Grenz-Kroatiens zu be­mcistern, und sich dann wie eine endlose Fluth über unser Vaterland verheerend zu verbreiten, bis er den Herber t 394 Auersperg vernichtet habe, der ihm bei Novigrad einst so hart gethan. So verbreitete sich der Ruf. „Nun was gibt es?" herrschte der Pascha von Bos­nien eines Tages dem eintretenden Aga entgegen, indem er auf seinem Teppiche hingestreckt, eine bequemere Lage zu nehmen schien. „Kommt ihr mit leeren Händen?" knirschte er hohnisch und blies eine dicke Rauchwolke vor sich hin. „„Ich machte um das Lager die Runde"" crwiedcrte der Angefahrene, indem er nach orientalischer Sitte die Hände über die Brust kreuzte, sich ehrfurchtsvoll vor sei­nem Herrscher verbeugend. „„Allah sey gepriesen! die ganze Gegend ringsherum ist menschenleer, den letzten Mann nahm ich gefangen. Willst du, daß ich ihn dir vor­führen laße?«" „Ja, ja!" bat Zulima, des Pascha einzige Tochter, welche bis jetzt stumm neben ihrem Vater gesessen und von Zeit zu Zeit mit dem Mittelfinger ihrer niedlichen Hand die zu einer kleinen Erhöhung herangewachsene Ta­baksasche spielend in die Mundung der Pfeift niederge­druckt hatte. Auf den Ruf des Führers öffnete sich der Eingang des Zeltes. Ein Schwärm bärtiger Bosniaken trat herein, mit einem alten, tiefgebeugten Manne, der sich ruhig vor den Pascha hinstellte. „Wer bist du?" fragte rauh und gebietend -der Aga seinen Gefangenen. „„Ich weiß nicht, wem ich hier Antwort schulde" erwiederte der Befragte. „Hund! ist das eine Antwort?^» nahm der Egrimmte das Wort. „Ich frage, wie du heißest, rede! Du ivirst bald und — lange genug schweigen müßen.^ „„Ih r wöget wohl von diesem „bald" erzittern; ich nicht!"" erwiederte der Unbekannte. „„Achtzig Jahre zo­gen über meinem Haupte dahin und rißen an meinem Haare. Sie sind vorüber, aber auch mein Schädel ist kahl geworden; doch immer ruhig noch blicke ich sowohl in die Vergangenheit als in die Zukunft, denn ich stehe allein, freudlos ein alter, blätterloser Baum, des Lebens kaum be­wußt. Das Einzige, was ich aus den Stürmen der Zeit errettete, ist mein «ines Gewissen und das unbegrenzte Vertrauen auf die ewige Vergeltung.^" „Ha, ha, recht schön! doch alter Graukopf, du scheinst vergessen zu haben, daß zwischen einem und dem andern Sterben eine weite Kluft des Unterschiedes liege" bemerkte verbissen lächelnd der Pascha. „,,O ich weiß, daß viele Wege aus dem Leben führen, doch in einem Punkte kommen sie alle zusammen; ob ich nun so oder so sterbe, es ist mir einerlei, weil ich sterben MUß."" „Genug des unnützen Geplauders" sagte der Aga. „Herr! laßt ihn mir, wir wollen sehen, ob sich im schmerz­ lichen Todeszucken nicht sein Gleichmuts) bricht!" und so­ mit streckte er seine Hand nach dem Unglücklichen aus. „„Zurück!"" rief Zulim a zwischen beide tretend und stieß den erhobenen Arm des Aga beherzt weg, „„Gefan­gene im Uebermuthe höhnen ist verächtlich"" sprach sie mit edlem Unwillen. „Tochter, was ficht dich an? Der Gefangene ist sein; nach dem Herkommen des Krieges und nach seiner Aeuße­rung hat er den Tod verdient." „„Macht euch, Stern meines Lebens, dieser Besitz glücklich, und verschmähet ihr diese Gabe nicht aus meiner Hand, so wollet ihr sein künftiges Geschick bestimmen"" komplimentirte der gleisnerische Aga sich tief verbeugend. „So sey er mein" erwiederte das Mädchen, sich zu dem Gefangenen wendend, welcher vor ihr auf die Kniee funken war. „„Nicht die Furcht vor dem Tode, Hohe! wirft mich in den Staub; die Freude, den Keim zu so schöner Blüte gedeihen zu sehen"" sprach der Gefangene, der Retterin freudig in das milde Auge blickend. „Aus den Falten seines Hemdes blitzt ein strahlendes Feuer! Sind die Steine echt? laß' sehen!" begann der Pascha, welcher durch die ganze Zeit gedankenlos der Scene zugesehen hatte, bis ihn der Glanz der Steine aus seiner Gedankenlosigkeit weckte. Der Aga zog stillschweigend aus dem Busen des Knie­enden eine Schnur, an dessen unterstem Ende ein Medail­lon hing, und gab es an Zulima. „Ha, Simonovich!" schrie diese, kaum des Bildes ansichtig und hob den Knieenden auf. (FoitseHung folgt.) Juan«. Novelle.»»« 2«h. Gab. Vtidl . (Fortsetzung.) Don Diaz Marquis von Villa - Marinquez drückte dem Musikoirector mit wohlgefälligem Schmunzeln die Hand, als dieser in voller Eile kam, ihm seinen Sieg über alle Bedenklichkeiten Iuana' s zu melden. Zwar schien der Umstand, daß die Alte sich selbst zur Begleitung ihrer Tochter angeboten habe, dem wohlberechnenden Con­ tador eben nicht sehr willkommen; allein, da es nicht leicht zu ändern war, so vertröstete er sich darüber mit der Er­ fahrung, daß auch Mütter ihre schwachen Seiten haben, und sich bisweilen hinter's Licht führen lassen. Lieb war es ihm, zu vernehmen, daß der wilde Arriero so leicht aus dem Felde geschlagen wurde, was er nicht erwartet hatte. Er erklärte, den Brief an ihn selbst besorgen zu wollen; gab dem Musikdirector Anweisungen und Verhaltungsre­ gcln aller Arten, welche dieser, für Intriguen kurzsichtig, wie jeder wahre Künstler, nur als seltene Beweise unge­ wöhnlicher Kunstliebe dankbar hinnahm, und suchte Iuana's Reise nach Frankreich auf alle mögliche Art zu beschleuni­ gen. Schon in der nächsten Woche brach Gomis mit seiner liebenswürdigen Kunstjüngerin und ihrer Mutter auf. Beim Abschiede von Madrid gab es viele Thränen, fast ohnmächtig mußte das Mädchen in den Postwagen gebracht werden. Vis nach Pardo leistete der Contador, als ziem­ lich unbeachteter Begleiter, dem Zuge Gesellschaft, und schied mit der Bitte, Gomis möchte ihm gleich nach sei­ 395 ner Ankunft in Paris Nachricht geben und seine Korre­spondenz eifrig fortsetzen, bis Don Dia z vielleicht selbst Gelegenheit fände, sich von Iuana' s Fortschritten persön­lich zu überzeugen. Etwa fünf Wochen nach Iuana' s Entfernung von Madrid kam Vetter Ru y zurück; er hatte ungewöhnlich geeilt; eine dunkle Ahnung trieb ihn, mit Hintansetzung manches Nebengewinnes, nach Hause. Seine erste Frage, als er in die Posada trat, wo er mit seinen Maulchieren anzuhalten pflegte, ehe er in die Stadt ging, war die, was es Neues gebe. Man übergab ihn den Brief, den Iua ­na's Mutter für ihn zurückgelassen hatte. Voll banger Ungeduld bat er den Wirth, ihm das Schreiben vorzule­sen. — Ein wildes Feuer glühte immer drohender in sei­nen dunklen Augen; seine Lippen zuckten; krampfhaft zerrte er an seinem kurzen braunen, blau und roth gestreiften Gewände, drehte und riß mit verbißener Wuth die Kreuz­chen und Sternchen ab, mit denen er Hut und Jacke ge­schmückt hatte, und rannte in weitausholenden Schritten auf- und nieder, bis er zuletzt, wie rasend ausbrach: „Beim Blute des Herrn! dahinter steckt ein Schelmstück, ein Schurkenstreich. Aber wehe, wehe dem, der mir meine Iuan a abspenstig macheu will. Und wenn ich mir Ban­diten Bruderschaft trinken, und wenn ich dem Henkerbeil entgegen gehen müßte, so schwor' ich ihm Rache, die blu­tigste Rache, die je ein beleidigter Andalusier an seinem Feinde genommen!" So groß Paris ist, so kann doch nicht leicht etwas ver­borgen bleiben, was für das Leben oder für die Kunst eine ungewöhnliche Ausbeute verspricht. Die schreibselige» Feuil­letonisten, welche sich, um ihre Abonnenten mit Neuigkeiten zu sättigen, selbst aus Lügen kein Gewissen machen, setzen alle Douaniers, alle Gastwirthe, alle Aufwärter, alle Pfla­stertreter und Eckensteher in Requisition, um die Spalten ihrer Blätter mit Notizen zu füllen, und mit irgend einer Nachricht oder Bemerkung zuerst auftreten zu können. — Ehe noch Gomis mit seiner Schülerin und ihrer Mutter in einer Mansarde fest saß, hieß es schon in einigen Jour­nalen: „Eine ausgezeichnete kastilianische Natursängerin sey in Begleitung des rühmlichst bekannten, spanischen Ka­pellmeisters I. M. Gomis in Paris angekommen, um sich für die große Oper auszubilden; man mache daher das musikalische Publikum auf das Erscheinen eines jugendli­chen Talentes aufmerksam, welches bald in der Kunstwelt Epoche machen dürfte." — So unlieb diese vorlaute An­zeige dem Musikdirector in Bezug auf seine schüchterne Schülerin war, so verschaffte sie doch ihm selbst den Vor­theil, schon in den ersten Tagen seines Aufenthaltes von den meisten Journalisten und Theater-Directoren, mitunter auch von anerkannten, musikalischen Authoritäten gesucht zu werden, welche ihm allen erdenklichen Vorschub zu lei­sten versprachen, wenn er Iuan a so weit gebracht haben würde, daß sie die ersten Proben ihrer Kunst öffentlich ablegen könnte. Auf die lebhafte Jungfrau machte das bume, vielbe­ wegte, heitere Leben in Paris, welches gegen das trägstolze zurückhaltende, durch politische Spannungen in seiner freien Ontwickelung vielfach gehemmte Treiben in Madrid ge­waltig abstach, einen tiefen Eindruck, dem sie sich freudig hingab. Die Neuheit der ganzen Umgebung, die gefällige Form, in welche der Lurus die gewöhnlichsten Gegen­stände zu kleiden weiß, der leichte, muntere Sinn der Fran­zosen, das Alles trug dazu bei, ihr schüchternes Wesen bald in natürliche Lebendigkeit zu verwandeln. Sie lernte spielend und lernte um so lieber, je schneller sie jedes Mal die Früchte ihres Fleißes einerntete. Sie wurde belobt, ausgezeichnet, aufgemuntert, durch rege Thcilnahme be­lohnt. Nicht nur in der Musik, welcher sie bald schon mit einem gewißen Selbstgefühle oblag, sondern auch in Sprachen machte sie die erfreulichsten Fortschritte. Eine ganz eigenthümliche Anziehungskraft äußerte die Bühne auf sie; der magische Zauber der Breterwelt, von welchem sie bisher nichts geahnt hatte, setzte ihre Phantasie in die voll­sie Thätigkeit. Wie den Offenbarungen einer höheren, über­irdischen Sphäre lauschte sie den gewaltigen, herzenbestür-Menden Tonwogen der Harmonie, auf welchen die rühren­den Melodien ruhig, wie segelnde Schwäne, hinglitten. Dazu die augenerquickenden Dekorationen, der blendende Prunk der Costume, der geräuschvolle Pomp der Aufzüge und Komparserien, und bald die athemlose Stille, bald der jubelnde Beifall und die umnittelbare Rückwirkung auf das Alltagsleben/ auf alle Classen der Bevölkerung, und es ist kein Wunder, daß ein Wesen, welches Tag für Tag hörte, wie es selbst auch dazu bestimmt sey, von all' die­sen Wundern dfr Kunst unterstützt, als belebende Seele solch' eines riesigen Ganzen dazustehen, und durch einen Ton seiner Kehle tausend fühlende Herzen zu erschüt­tern, nach und nach hineingerissen wurde in jenen seligen Taumel, der das sehnsüchtige Herz betäubt und es dem ruhigen Gange des praktischen Lebens entfremdet. Je wei­ter sie in der Kunst vorwärts schritt, desto tiefer sank das Traumbild einer anspruchloscn, in all' ihrer Noth glückli­chen Kindlichkeit hinter ihr hinab. Eitelkeit, die traurige, fahle Schlingpflanze, die sich so wuchernd um den grünen Baum des Künsilcrthums emporrankt, schlug unvermerkt in ihrem Herzen Wurzel. Den Augen der Mutter e»c. ging es wohl nicht, aber was tonnte die arme, alte Frau, in fremdem Lande, unter fremden Menschen, deren Spra­che sie nicht verstand, deren Sitte sie nicht begriff, als warneu und klagen, und zuletzt bereuen, daß sie ihrer Toch. ter selbst zu etwas gerathen habe, was allem Anscheine nach zwar zum Ruhme, aber nicht zum Glücke führen würde. Anfangs that es ihr freilich wohl, Iuana' s Ge­lehrigkeit allenchalben beloben, ihre Stimme bewunder», ihr die glänzendste Zukunft prophezeihen zu hören, aber bald ward jedes Lob, jedes Wort der Bewunderung, jede ruhmredige Prophezeihung zu einem Dolchstiche für ihr be­sorgtes Mutterherz. Sie kränkte sich tief und zehrte ab, und wünschte zuletzt nichts sehnlicher, als wenigstens nicht mehr Zeugin von Triumphen seyn zu müssen, welche ihr das Herz ihrer Tochter ganz und gar entzögen. Gomis 39« merkte wohl das Alles, aber er konnte nicht mehr zurück. Iuana' s Ausbildung war zu einer Sache der Kunst ge­worden; er war es nicht nur seinem Mäcen, dem Conta­dor, schuldig, welcher mit seinen Unterstiitzungsbeiträgen nicht zurückblieb, sondern auch seinem Vaterlande, der Weltstadt Paris eine Aufgabe zu lösen, für deren Resul­tat er sich mit seinem eigenen Künstlerrufe verpfändet hatte. Seine Zukunft war mit Iuana' s Schicksale in künstleri­scher Hinsicht zu eng verknüpft, als daß er sie mitten auf einer Bahn, welche sie so vielversprechend beschritt, hätte zurückhalten sollen. Zwar ließ er es nicht an freundlichem Math, an liebevoller Ermunterung zum Besseren, an leb­hafter Anregung ihres Ehrgefühles fehlen, allein der treff­liche Künstler ist nicht immer der trefflichste Mentor, und überhaupt mag es schwer seyn, ein eben flügge geworde­nes Talent, welches Trieb und Kraft in sich fühlt, den höchsten Flug zu thun, jederzeit so zu zügeln und zu len­ken, daß es die heimatliche Erde nie aus den Augen ver­liert. (Fortsetzung folgt.) <3 h a r a d e. Zweisilbig. Das Erste zeigt dir Land und Meer, Und alles Schöne, um sich her/ Und hebst du dich zu ihm hinauf, Bestaunst du Well und Sternenlauf. Das Zweite ziert die große Welt, Wenn es in Würde sich erhält; Sonst aber ist's erbärmlich klein. Glaubt aber oft doch was zu scy». Das Ganze geht gebeugt umher. Wirkt auf der Erde wenig mehr; Wühlt immer nur in dunkler Gruft Und trinkt nur selten reine Luft. U-r. Nevue des Mannigfaltige». Die amerikanischen Oncles verwandeln sich jetzt in afrikanische. Zwei blutarme französische Bauern in der Um­gegend von Fronsac haben von einem Onkel am Senegal nicht weniger, als 4,800.000 Franken geerbt. Mi t i . April 4 810 erscheint in Wien das literarisch­politische Journal: ?Der Adler" in zwei Ausgaben. Die wohlfeilere Ausgabe auf ordinärem Papier, ohne Kunstbei­lagen und Doppelnummern, wird neben der jetzt bestehen­den ganzjährig nur 46 fi. C. M . kosten. Die Gebrüder Bernstein , die sich seit kurzer Zeit mit ihrer Schauspieler-Gesellschaft in Triest befinden, ma­chen dort sehr gute Geschäfte. Die Triester haben daher neben der ausgezeichneten Oper auch ein deutsches Theater, und zwar ein gutes, wie sie sagen. Die Vorstellungen wurden mit dem beliebten «Pariser Straßenjungen" im '4'entrn ßrilixiL eröffnet, worin sich besonders Mab. Vörn­ stein als Gamin und Hr. Heinrich Born st ein als Ge­ neral ausgezeichnet. I n Petersburg leben jetzt unter den 476.386 Ein­wohnern 1232 mit Generalsrang, 4423 Geistliche, 238 Schauspieler, 243 Schauspielerinen und 42.474 Ausländer. Die zwei Schwesterstädte Ofen und Pesth, welche von den Magyaren jetzt mit einem Namen Budapest bezeichnet werden, haben nach einem Berichte des »Adlers" bei ei­ner Bevölkerung von 430.000 Einwohnern nicht weniger als 550 Advokaten, während in der ganzen Pfalz, bei ei­ner Bevölkerung von 570.000 Einwohnern kaum 50 Advo­katen sind. Zu Karlsburg in Ungarn sind im verflossenen Jahre in der dortigen k. k. Münze geprägt worden: 4,300.000 fl. C. M . in Gold und 200.000 fi. in Silber. Korrespondenz. Grätz am 15. März 184N. Seit Noble r mit seinen staunenerregenden Produktionen uns «er« lassen, und der frohe Carneval in der letzten, sehr zahlreich besuchten Dien­stags-Ncdoute zu Grabe getragen wurde, ist, wie natürlich, auch in unserer Hauptstadt eine Stille eingetreten, die aber bald das Getümmel der nahe,, Iahres-Mcsse unterbrechen wird. Vielen Stoff des Stadtgespräches bietet jetzt die Erfindung eines hie« sigcn Geschirr-Fabrikanten, dem es durch Zufall gelungen seyn soll, Mier ­wasser trinkba r zu machen, und zwar mit wenigem Kostcnauf­wonde; doch ist hierüber noch nichts Authentisches bekannt.') Wie heilbrin­gend und unberechenbar wäre eine, solche Entdeckung! M eye rbeer's »Hugenotten« wurden bereits zwei Mal gegeben, und zwar auch hier unter dem Titel: »Die Ghibelinen in Pisa«, und fanden gro­ßen, jedoch nicht ganz entschiedenen Beifall; Dlle. Rettich und die Herren Kraus e und Kreip l waren vorzüglich in ihrer Leistung, und die Chore ausgezeichnet.— Bei dieser Gelegenheit kann ich, meine theure Freundin, nicht um­hin, Dir ein sehr sonderbares Zusammentreffen Von Umständen mitzu­th eilen. Ich las nämlich vor einigen Tagen nachträglich die ersten Nummern tcs Monats Jänner von »2 st und W e st«, diesem sehr vortrefflichen österei­chischen Journale, und fand im Nr. 4 desselben unter den Mitthcilungen «us Nrllnn Von Fr. Walter eine Charakteristik May erbeers in fol­genden Worten: «Mayerbee r ist die cigcnthümlichsse, ich »lochte sagen, die mo­dernste Individualität unter den Operndichtern der Jetztzeit. Genial in der Komposition seiner Werke, phantastisch in der Form, kühn im Aufschwung, aber auch zuweilen bizarr und fast kindisch, ist er mehr im Zusammenhange mit dem Zcitgciste, als nach den stereotipen Regeln alter Theorien zu beur­theilen." — So weit. Fr. Walter ! — Die Sache kam meinem Gedächt­nisse bekannt vor, als hätte ich sie schon in unserm »Aufm e rk sa m cu<> ge­lesen, und in der That, als ich nachschlug, hatte mein Gedächtniß nicht ge­irrt, denn ich fand darin in Nr. 2y. d. i. am?.H!nrz folgende merkwür­dige Stelle der Necension über die »Ghibclliuen«, welche Stelle ich Dir , weine freundliche Ornioli.i , wegen ihrer verbalen Aehnlichkeit mit der vori­gen ebenfalls anführen muß. »Er — so heißt es uämlich von M a y e r b eer —»ist die cigenthüm­lichste, ich mochte sagen, die modernste Individualität unter den Tondich­tern der Jetztzeit. Genial in, Tonsatze, phantastisch in der Form, kühn in, Aufschwung, aber auch nicht selten bizarr, ist er mehr im Zusammenhange mit dem Zeitgcistc, als nach den stereotipen Regeln alter Theorien zu beur­thcilen.» — Welche Gcistesharmonie! und für Psychologen welches interes­sante Ereigniß! Hr. Fr. Walte r aus Brunn weiß gewiß nicht, daß er in Grätz an Fr. Rossi einen geistigen Doppelgänger habe; es dürfte ihm vielleicht angenehm seyn, wenn er mit diese,» merkwürdigen Naturphänomen näher bekannt würde! — Doch genug hievon, meine Freundin, solch« gei­stige Daguerre's sind ja im Iournalwesen keine Seltenheit.— Herr Withal m soll Guerra' s Kunstreitcrgcsellschaft für sein Coliseum gewonnen haben. Die Lokalitäten sind zu derlei Produktionen sehr geeignet. Nächstens mehr. klllNtl,«. ') Der Herr Korrespondent scheint die Nummer 22 des Inncr-Oestcr ­reichischen Industrie« und G e w er b s-N la ttcs, won» cm ausführlicher Bericht über die in Triest öffentlich hierüber abgelegte Proben enthalten ist, nicht gelesen zu haben. Die Redallion der Oin'rnylia. Laibach. Drnck und Verlag von Joseph Vlasnik.