IV. Jahrgang. Nr. 95. Zeitschrift für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Insertionsgebühren: Für die Lipaltige Petit-Zeile oder deren Raum Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: bei Imaliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr,, 3 Mal 10 kr. Ganzjährig fi. 6.— Ganzjährig fi. 5,— Stempel jede« Mal 3N kr. Halbjährig „ 2.50 Halbjährig „3.— Inserate übernimmt Haasenstein N Vogler in Wien, Wolizeile 9, Einzelne Nummer 5 kr. Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Die Nedaktion befindetsich am alten Markt Nr. 155, I. Stock, Geldsendungen sind zn richten an den Gigenthiimer de« Blattes. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Mannskripte weiden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilimgeu nicht Hauptplatz, Nr. 313. berücksichtiget. Laibach, Freitag am 26. November 1869. Aus der Didaktik des Comcmus. (Dem großen Pädagogen Pirker zur Veherzigung,) XVII . Kap. Die Grundsätze des leichten Lthicns nnd Leinens. Vierter Grundsatz. Die Natur schreitet von dem Leichteren zum Schwierigen fort. Die Bildung des Vögleins beginnt mit dem Marke, setzt sich fort in der Eihaut oder Membrane und endet mit der Eikruste. — Der Vogel lernt erst sich auf den Füßen halten, dann die Flügel bewegen, dann aufflattern, dann in die Luft sich heben. Der Zimmermann fällt erst die Bäume, dann behaut er sie, dann fügt er sie, zuletzt setzt er sie zusammen. I n den Schulen dagegen verfährt man fehr ungeschickt, 1. Wenn man den Lateinisch Lernenden die Regeln lateinisch hingibt. Gibt man den Hebräisch Lernenden die Regeln hebräisch? den Arabisch Lernenden die Regeln arabisch? 2. Wenn man denselben Schülern ein lateinisch-deutsches Wörterbuch anstatt eines deutsch-lateinischen gibt. Sic sollen ja La­teinisch mittelst der Muttersprache lernen. 3. Wenn man dem inländischen Schüler einen ausländischen, der Muttersprache des Schülers unkundigen Lehrer gibt. Hier fehlt ja das Verkehrsmittel. 4. Wenn man glaubt, daß jede Sprache nach einerlei Regel­system gelernt werden könne. Jede Sprache hat ihr eigenes Ver­haltniß zur Muttersprache und zu jeder andern Sprache. Dieß wird verbessert, wenn I. Lehrer und Schüler dieselbe Muttersprache haben; II . alle Sllcherklärungen in der bekannten Sprache stattfinden; III . jede Sprachlehre und jedes Wörterbuch der Sprache an­gepaßt wird, mittelst welcher man lernt; IV. wenn man das Lateinische lernend, stets das Deutsche vor­ausgehen und das Lateinische als das Unbekanntere folgen läßt; V. wenn man mit dem Studium der neuen Sprache stufen­weise fortschreitet und den Schüler gewöhnt, erst einsehen und ver­stehen zu lernen, dann zu schreiben, zuletzt zu sprechen. Das Ver­stehen ist das Leichtere, das Schreiben läßt dem Nachdenken noch Zeit, ist aber noch schwerer, und das Sprechen ist, weil es sofort geschieht, aus dem Stegreife geschehen muß, das Schwerste; VI . wenn die Sachen stets so geordnet werden, daß bekannt ist, was zunächst kommt, daß man vom Nahen zum Entfernten und zu­letzt zum Entferntesten übergeht. — Die Beispiele zu den Regeln müssen der Lebenssfäre des Lernenden entnommen werden und seiner Fassungskraft gemäß sein; VII . wenn zuerst die Sinne des Lernenden, dann fem Ge­dächtnis hernach der Verstand, zuletzt der Scharfsinn und die Ur­theilskraft geübt werden. Alles Wissen beginnt in der Sfäre des Sinnes, und geht durch die Einbildungskraft in's Gedachtniß, dann wird mittelst der Induktion die Einsicht in's Allgemeine befördert; zuletzt wird das Uliheil. XXIX. Kap. Tic Idee der MuttersMchschlllc. (Für Kinder vom 6. bis zum 12. Lebensjahre.) Wir halten es für unumgänglich nothwendig, daß man die Muttersprache und die Realien eher lerne, als das Lateinische und jede fremde Sprache. Die Muttersprache geht der lateinischen voran Man lernt erst zu Fuß gehen, ehe man sich hoch zu Roß wagt. Ueberdieß gewinnt man die Sachkenntnisse am besten mit der geläufigen Nomenklatur in der Muttersprache, und dann lernt man um so leichter das Lateinische und jede andere Sprache. — Was hier von der lateinischen Sprache gesagt wird, gilt natürlich für uns von der deutfchen. Nealschulbllu, Stadwerschönmmg. (Ein Votum ssl^i-arum.) Motto: Wer ein Haus baut auf die Gassen, Muß die Leute reden lassen. Altes Sprichwort. Der aus der Initiative des Präsidenten ausgegangene, hoch­herzige, patriotische Beschluß der „krainischen Sparkasse", aus dem Reseivefonde dieses Landesinstitutes ein Realschulgcbäude zu erbauen, hat begreiflicherweise das allgemeine Interesse erweckt, und mancherlei Meinungen und Nachschlage über die Art und Weise und den Ort der Ausführung dieses Baues sind bereits laut geworden, wozu in dieser öffentlichen Angelegenheit gewissermaßen jedermann das Recht hat. Weit entfernt, uns mit einem Projekte unberufen anschließen zu wollen, erlauben wir uns nur den einen Wunsch kundzugeben, daß man bei dieser guten Gelegenheit, so viel möglich, die Sünden, die unsere Vorfahren im Innern der Stadt bei deren Vau begangen haben, gut zu machen trachten möchte; die vielen krummen Gassen, Winkel und Ecken bezeugen es, wie wenig man vormals auf öffent­lichen Komfort gesehen hat, wie gefährlich manche stark frequenten Stellen im Innern der Stadt für die Bewohner und Vorüber­gehenden sind. Vieles ist in den letzten Dezennien für die öffentliche Sicherheit und wohnlichere Herstellung der Stadt bereits geschehen. Daß dieß mit einem Schlage und am wenigsten beim bevorstehenden Realschulbau ganz und gar durchgeführt werden kann, ist begreiflich, nicht minder aber ist auch der Wunsch gerechtfertigt, daß es nach und nach, und fomit auch bei der gegenwärtigen guten Gelegenheit ge­schehen möchte. Die Verschönerung der Stadt nach Außen ist ohne Zweifel ein gerechtfertigter Wunsch, aber dringender und wünschens­werther ist die wohnliche Herstellung und Reinlichkeit der Stadt im Innern und insbesondere die gelegenheitliche, bald mögliche Entfer­nung der in fisischer und moralischer Hinsicht anstößigen Stellen. Keine auf äußern Glanz sehende, ordnungs- und reinlichkeitsliebende Dame wird über den äußern Putz die Reinlichkeit im Innern der­säumen, und so soll es mit unserer Stadt sein, damit sie anziehend und fesselnd fei. Dr. H. 0. Aus Dalumtieu. Einer dem „W. Tagbl," zugehenden Miltheilung zufolge, soll >.aö Regiment Heß Ordre erhalten haben, sich in Vereitschaft zu halten, um nach Dalmatien abzugehen. Das Regiment Reischach und ein Infanteriebataillon aus Graz gehen bereits auf deu Kriegs­schauplatz und die daselbst befindlichen Regimenter urgiren den Nach­schub ihrer Urlauber. Der österreichische „Lloyd" hat bereits über 10.000 Mann auf seinen Schiffen nach Cattaro befördert. Das gibt wohl einen Maßstab, welche Kräfte man nothwendig hält, um diesen Kreis niederzuhalten. Von einer „Pazifikation" wird noch lange keine Rede sein können. Nach den neuesten Angaben halten die Truppen die Linie von Nifano-Dragalj besetzt, während die Insurgenten sich westwärts in die unzugänglichen Fclsengebirge gezogen haben, von wo aus sie wohl Angriffe gegen schwächere Abteilungen unternehmen werden. Eine Reihe neuer Blockhäuser wird aufgestellt, um Stützpunkte — nicht bloß für Operationen — sondern für die Beherrschung des Landes zu gewinnen. Das nächste, was zu thun bleibt, ist die An­lage von Straßen. Jetzt rächt sich die Vernachlässigung dieser ersten Forderung in einem der Kultur zuzuführenden Lande sehr bitter. Die spärlichen Privatnachrichten beschäftigen sich meistens mit der Haltung Montenegros und der Türlei. So wird telegrafirt: „I n der Suttorina sind türkische Verstärkungstruppeu angekommen, welche Ackunet Pascha inspizirt. I m Hafen Klet liegt ein kleiner türkischer Dampfer aus Kandia und mehrere Trabakcln vor Anker. Eine oster­leichische Brigade machte eine Schwenkung gegen die Vielahora und steht an den Grenzpfählen von Grahovo. I n der Herzegowina soll es zu einem Zusammenstoße zwischen den türkischen Truppen und den KrivoZjanern gekommen sein. I n Grahovo soll eine Versammlung stattgefunden haben, welche die Aufforderung an die Dalmatiner er­ließ, sie möchten sich noch vier Wochen zu halten suchen, da ihnen sodann Verstärkungen zukommen würden." Dem „Wand." wird aus Cattaro telegrafirt: Heute wurden 13 ^upaner, darunter der Pfarrer Nadoniä, hierher gebracht. I n dem im Hafen vor Anker liegenden Lloyddampfschiff „Benaco" gin­gen in verflossener Nacht 3000 Proviantstücke durch das eindrin­gende Wasser zu Grunde. Fortwährend die heftigsten Regengüsse. Die Truppen sind zufolge der heillosen Witterung und der ungeheuren Strapazen stark von Erkrankungen heimgesucht. — Der Krakauer ,Kraj" berichtet: Die Berggeschützbatterien von Krakau gehen zufolge Feuilleton. Der Jugend. (UllMui von LnriL >ülö,u.) I m fremden Land, getrennt vom Heimatherde, Leb einsam ich, im Weltgeräusch allein; Mein Geist, er wandert durch den Raum der Erde, Vergang'nes schaut er, gegenwärt'ges Sein, Blickt auf der Menschheit Pfad, den mllh'voll-wirren, Auf Elend blickt, blickt auf Schmerz und Irren . — Ersehnend Trost, der Taube gleich, der müden, Nach Ruhe dürstend, zieht's ihn heimatwärts; Doch ach dein Bild, o Vaterland im Süden! Gießt nimmer Trost ihm in das arme Herz. Das Land so schön, das Volk so kräftig-heiter, Wo findet es zum wahren Glück den Leiter? O still davon, was hier mein Herze fühlet, Daß wieder nicht die alte Wunde brennt! Die Hoffnung schwand, in finst're Nacht gehüllet, Daß das Erlösungswort uns jemals tönt. I n dieser Trauer Wehmuthsvollem Zagen Hör' eine Stimme ich milden Trost mir sagen. Sie spricht von dir mir, grünend frische Jugend! Die du vom Todesgift noch nicht verzehrt; Das Vaterland, es blickt auf deine Tugend Die Vlüthe bist du, die sein Hoffen nährt; Kriegsministerial-Erlllsses eiligst per Bahn nach Dalmatien. Außer den gemeldeten Truppenverstärkungen, ist auf der Südbahn nach Trieft und von dort auf den Kriegsschauplatz, eine Anzahl der im optischen Telegrafcndienste unterrichteten Leute aller Waffengattungen abgegangen, um daselbst sofort ihre Thätigkeit zu beginnen. I n mi­litärischen Kreisen ist man auf die Erfolge ihrer Leistungen sehr gespannt. Ueber die Motive des Aufstaudes schreibt ein Korrespondent der „Politik" aus Zara : Die Nachricht, welche seinerzeit von der „Wiener Nbendpost" gebracht und auch durch das Telegrafenkorres­pondenzbureau in alle Welt^ geschleudert wurde, daß eine Deputation von 30 Männern aus der ^upa ihre Unterwerfung angezeigt und dabei gestanden hätten, daß der Aufstand nicht wegen des Landwehr­gesetzes, sondern infolge von serbo-slavifchen Wühlereien ausgebrochen sei, war wenigstens in Bezug auf letztere Version nichts anderes, als ein Fantllsiekoup des Herrn Dr. Lapenna, der damit seinem Freunde Wagner Luft machen wollte. I m Defilü von Han haben die k. k. Truppen eine Niederlage erlitten. Die „Politik" bringt darüber nähere Details. Wie groß eigentlich der Truppenverlust war, ist noch nicht konstatirt. Nach einem Triester Telegramm soll sich der Verlust der Truppen in dem Gefechte um das Defilö von Han auf über 100 Todte und Ver­wundete belaufen. Am 21. November, also zwei Tage nach den Kämpfen, standen die Truppen auf der Bergebene Dversno staffel­förmig aufgestellt und lehnten sich mit der Flügelkolonne Fischer-Kaiffel nach Dragalj an. Sie hielten Rast und zogen mit großer Schwierigkeit ihren Proviant und den Train mit den Blockhäusern an sich. Die Insurgenten nahmen feste Stellung auf der unzugäng­lichen Bergpartie Bielahora. Die Niederlage der Truppen war einem geschickten Manöver der KrivoLjaner zu danken; als die Kolonne unter Oberst Vetter am 17. und 18. vorrückte, wurde sie anfangs wenig behelligt, später aber in einem Hinterhalte angegriffen und mit blutigen Verlusten im Vordringen aufgehalten. Die geschlagene Ko­lonne konnte sich am 19.—20. d. M , nicht genug erholen. Tagesnemgkeiten. Llllbllch, 26. November. — (Bei der Versammlung der k. k. Landwirt h­schaftsgesellscha st) am 24. d. M. kamen folgende Gegenstände zur Verhandluug: 1. Eröffnungsrede des Präsidenten. 2. Rechen­schaftsbericht des Zentralausschusses. 3. Vorlage der Gesellschafts- Für alles Edle glüht dein Herz und Hohe, Für deine Heimat glühts in heil'ger Lohe! Auf's Flehen hör' des Bruders in der Ferne, — Ob unbekannt, dein Bruder bin ich doch! — Nimm' nicht den Glanz der Hoffnung letztem Sterne Wenn alles wankt, halt frei dein Haupt und hoch! Auf daß dein heilig Feuer nicht verglühe, Erhalt es treu und nähr' es fpat und frühe! Bei Hellem Geist Veredlung zu erzielen, Halt rein dein Herz, wo immer du auch bist; Bedenk in deiner Heimatlieb' Gefühlen, Daß jedes Volk des andern Bruder ist; Halt vou Verfolgung frei dein Herz im Leben, D u darfst in ihm der Feindschaft Raum nicht geben! Der gerade Weg nur, wisse, ist der rechte, Halt treu an ihm in allem deinem Thun; Flieh' Heuchelei, der Lüge finst're Mächte, Die Wahrheit nur gewährt ein sicher Ruh'n; Das, was du fühlst, mußt du zu Thaten fügen, Darfst and're nie, darfst nie dich felbst betrügen. Ma g mannigfaltig sie zu dir auch treten, Versuchungslust, halt fest an deiner Pflicht; Bleib stark im Kampf und weiche nicht in Nöthen! Das ist mein Fleh'n, ist meine Lehre nicht. Doch wozu mag mein Bitten dir auch frommen Hast du des Herzens Ruf nur stets vernommen! rechnung für das Jahr 1868 und des Voranschlages für 1870. 4. Bericht des Zentralausschusses über die Staatssubvention für ver­schiedene landwirtschaftliche Zweige. 5. Berichte und Anträge der Oesellschaftsfilialen oder einzelner Gesellschaftsmitglieder nach Maß­gabe des §. 19 der Gesellschaftsstatuten. 6. Vorschläge zur Hebung der Flachskultur in Krain. 7. Ueber die Mittel zur Förderung der Pferdezucht in Krain, 8. Bericht über die Bewirthschaftung des ge­sellschaftlichen Versuchshofes im l. I . 9. Zuerlennung der Gesell­schaftsmedaille an verdienstliche Obst- und Maulbeerbaumzüchter. 10. Wahl des Gesellschaftssiräsidenten. 11. Wahl von vier nach ß. 22 der Gesellschaftsstatuten austretenden Mitgliedern des Zentral­ausschusses. 12. Wahl von Ehren- und torressiondirenden Gesell­fchaftsmitgliedern. — Bei dieser Versammlung wurden ausgestellt: Stängel des russischen und holländischen Leines im Naturzustände und in allen Stadien der Ausarbeitung nach belgischer Methode bis zum vollendeten Ssiinnhaar; ferner auch die zur besagten Methode erforderlichen Geräthe. — Als Präsiden t der Gesellschaft ging der Landeshauptmann, Herr Karl Edler von Wurzbach aus der Wahlurne hervor. Zu Ausschüssen wurden gewählt die Herren: Pregl, Debevec, Ritter von Guttmansthal, Scholl­mayr. Die Versammlung war ungewöhnlich zahlreich, die Debatten sehr lebhaft. — (Handels- und Gewerb ekamm er.) In der letzten am verflossenen Freitag abgehaltenen Kammersitzung wurde über den Antrag des Herrn Präsidenten Supu n einstimmig beschlossen, daß sich die Kammer an die Generaldirettion der k. k. priv. Rudolfsbahn wenden wird, damit bei der nächstes Jahr in Betrieb zu gelangen» den Oberkrainerbahn solche Beamte zum Betriebe angestellt werden, welche auch der slovenischen Ssirache in Schrift und Wort mächtig sind. Der Präsident motivirte den Antrag auf den Umstand hinweisend, daß das lokal verkehrende Publikum meistens aus Land­leuten besteht, welchen größtenteils nur die slovenische Ssirache eigen ist. Die Kammer hat diesen gewiß ebenso im Interesse des verkeh­renden Publikums, als in dem der Rudolfsbahn hinsichtlich des Ver­kehres vorgebrachten Antrag mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Auch wurde in dieser Sitzung ein Komitö gewählt, welches die Be­stimmung haben wird, rücksichtlich der Jahres- und Viehmärkte Ver­leihungen vor der Begutachtung in der Plenar-Sitzuug der Kammer die nöthige genaue Information sich zu verschaffen, welche Entfer­nung und welchen Termin die Nachbarmärkte inne haben. — Als torrcspondirende Mitglieder für die Kammer sind vorder­hand folgende Herren gewählt worden: Du r ante , Direktor der Heidenschafter Spinnerei und Rothfärberei, Karl Panier, Admi­nistrator der Herrfchaft Lack und Gewerk, Lipoid , Bergrath in Ibria, Dr. Blaschte, Sekretär der H.° u. G.-Kammer von Graz, Ritter von Guttmansthal, Leopold Nagel, Kammerrath und Bürgermeister von Klagenfurt, Dr, Lovro Toman, Pongratz, Eichhelter, Verwalter der Steinkohlen-Gewerkschaft in Trifail, dann die Werrsdirettoren Anlömius, Dobner, Panz und Pogatschnig, Langer. — Kammerrath Hartman hat mehrere Anträge schriftlich eingebracht, welche er mit nächstem motiviren wird. Auf Antrag des Kammerraths Schwentne r wurde beschlossen, geeigneten Orts sich zu verwenden, daß auf der Post nach bestimmten Richtungen auch größere Paquete aufgenommen werden, als nur die, welche das Gewicht von 5 Pfund nicht überschreiten. I n Folge des Antrages des Vizepräsidenten Hora k hat man für die Berathung 5es Kammerpräliminares ein Komitö gewählt. — (Generalversammlung des katholischen Ver­eines für Kr^ain.) Dieselbe wurde am 24. d. M. Abends 5 Uhr im Saale der öitalnica abgehalten, und war ungemein zahlreich (mehrere Hundert Mitglieder — Herren und Frauen) besucht. Der Vereinspräsident Graf Wurmbran d eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Ansprache, begrüßte den ebenfalls anwesenden hoch­würdigsten Bischof von Markte in Amerika Mrak , und bat ihn um Eltheilung des oberhirtlichen Segens an die Versammelten. So­dann trug der Vereinssekretär Dr. öebagek den sehr interessanten und beifällig aufgenommenen Jahresbericht, welcher in Druck gelegt und an die Mitglieder vertheilt wird. Dr. Sterbenc beantragte im Namen des Vereinsausschusses die Wahl des heil. Petrus als Vereiuspatrons, welcher Antrag unter großem Beifall ^sr acllla­mationeiu angenommen wurde. Dr. Vonöin a ergriff den Anlaß der Aufführung des Theaterstückes „Barbara Ubryk", und wies in einer trefflichen Rede die Nichtigkeit und Verwerflichkeit der modernen Klosterstürmerung nach, und kritisirte die Bildungsstufe und Intelli­genz derjenigen, welche an solchen Schandwerken der Literatur einen Gefallen finden könnten. Dr. Costa als Obmann des Wohlthätig­keitskomite's berichtete über die von diesem bisher eingeleiteten Schritte und forderte die Mitglieder zu thätiger Mitwirkung auf. Hierauf wurden über Antrag des Ausschusses nachstehende Ehrenmitglie ­der gewählt: Fürstbischof von Laibach Dr. Widmer , Professor Dr. Arndts in Wien, Graf Gustav B lome, Herrcnhausmitglicd, Adalbert Freiherr Buol-Bernburg , Fürsterzbischof von Olmütz Landgraf Fürstenberg, Professor Greuter, die Landtagsnbge­ordneten Herma n in Steiermark uud Mathias H uemer in Ober­österreich, Prof. Dr. Maasser in Gra^, Bischof Mrak, Bischof Rudi gier in Linz, Eduard Freiherr von Stillfricd in Wien, Graf Leo Thun, Bischof Dr. Zwerger in Graz.— Es folgten noch einige Männerchöre und ein Quartett, unter Herrn Förster's Leitung vorzüglich erekutirt und eine passend, vom Herrn Viten c mit vielem Verständnis; vorgetragene Deklamation. — (Nachträgliches zur Vorstelluug des dramati­schen Vereines. ) Wie massenhaft der Andrang des Publikums zu allen Räumen war, beweist am besten die Einnahme von 336 fl,, eine Summe, die bisher noch nie erreicht worden und bei deutschen Vorstellungen selbst bei erhöhetem Entre geradezu unmöglich ist. Der Verein hat Kräfte, die ihm das beste Gedeihen garantiren und wird, aufgemuntert durch die warmen Sympathien der Bewohner der Haupt­stadt und des Landes bald im Stande sein, das deutsche Theater, das eine Bildungsschule zu sein schon längst aufgehört hat, gänzlich entbehrlich zu machen. — Daß die Dilettanten sehr viel Talent und eine scharfe Auffassungsgabe ihrer mitunter schwierigen Rollen be­kundeten, beweist am besten der Umstand, daß selbst Herren uud Damen, welche am letzten Sonntage zum ersten male die Bretter betraten, kein Schwanken, keine Unsicherheit verrielhen. Wir führen nur Frl. Iamni k an, welche durch die Darstellung der jugendlichen Witwe die Gunst des Publikums im Sturme eroberte uud daher für den dramatischen Verein eine sehr schätzenswerthe Atquisition ist. — Die Operette „ßereLan" hat eine spannende Handlung zur Grund­läge, die Musik ist lieblich und durchwehet von südslavischen Melo­dien und heimischen Klängen, und wir tonnen nicht umhiu, den Wunsch auszusprechen, dieselbe noch einmal über unsere Bretter gehen zu sehen. — Die für den Monat Dezember bestimmte Vorstellung ist, wie wir hören, ^ auf den 19. t, M . anberaumt und soll das wirksame Lustspiel „<)a,pLlc" sammt dem Singspiele „liönilc " zur Aufführung kommen. — (Die Abreise des Fürstbischofs) Dr. Bartholomäus Widmer nach Rom wird anfangs Dezember stattfinden, und zwar in Begleitung des Domdechanten Dr. Ioh. Pogaöar. — (Schlußverhandlun g.) In den ersten Tagen des Mo­nates Dezember wird die traurige Katastrofe von Ianöberg und Iosefsthal ihren Abschluß finden. Gegen 70 Zeugen, sowohl dem Zivil- als auch dem Militärstande ungehörig, werden dabei erschei­nen. Als Vertheidiger dürfte der Abgeordnete Dr. Rating fungiren. Selbstverständlich wird nach der Gründlichkeit der Untersuchung die Verhandlung mehrere Tage in Anspruch nehmen. — (Ein Ausspruch Dr. Gi slra's.) Die „Correspondance de Nord-Quest" hatte unlängst erzählt, daß der Minister Giskra an einem der letzten geselligen Abende in der italienischen Gesandschaft die Aeußerung gethan habe, es sei keine Besserung für Oesterreich zu erwarten, bevor man nicht die sämmllichen Landtage zum T gejagt habe. Ein offiziöser Korrespondent der „Vohemia" beeilt sich mitzutheilen, daß Dr. Giskra schon seit vier Wochen nicht in der italienischen Gesandschaft erschienen sei. „Es hätte auch weiter nichts auf sich, wenn Dr. Giskra wirklich die fragliche Aeußerung gethan hätte," bemerkt das „Wiener Tagblatt", dem wir diese Mittheilung entnehmen. Gingesendet. Barwra Ubryt und die moderne Bildung. Nun da der Barbara Ubril'°Rausch einmal vorüber und die von demselben Befallenen sich die Augen gehörig ausgerieben, dürfte die moderne Humanität und Bildung Zeit und Muße genug finden, die Großartigkeit des Triumfes anzustaunen, zu dessen Feier Barbara Ubryk ihr einen so willkommenen Anlaß geboten, und — wenigstens theilweise, soferne nämlich bei noch einigermaßen regem Auslands­ gcfühlc die Fähigkeit und Empfänglichkeit dafür vorhanden, — solchen Triumfes sich gründlich zu fchämen. Und dieses Schamgefühl scheint gegenüber den mittelst der Barbara Ubryk angestrebten Erfolgen seine Rechte in der That zur Geltung bringen zu wollen. Ober woher anders zu erklären die sicherlich auffallende Erscheinung, daß die „Laibacher Zeitung" über die letzten Samstag zum zweitenmalc ge­ gebene Vorstellung „Barbara Ubryk" ein absolutes Stillschweigen beobachtet, als ob dieselbe gar nicht stattgefunden hätte? Die gute „Laibacher Zeitung" thut wohl daran, und hätte überhaupt viel besser daran gethan, wenn sie auch der ersten, am 17. d. M . gegebenen Vorstellung mit keiner Silbe erwähnt, ja dieselbe nicht einmal, — und am allerwenigsten in einem animirenden Tone angekünbiget hätte. Ist doch die Art und Weise, in welcher die Affaire Barbara Ubryk ausgebeutet, ist doch die Gier und der Heißhunger, mit welchem über dieselbe hergefallen wird, durchaus nicht darnach angethan, halbwegs günstige Streiflichter auf die Bildung, auf die Intelligenz und Humanität, welche ein eben so spezifisches als hervorragendes Eigenthum unserer neuen, neuesten und allerneuesten Aera sein will, zu weifen. Ma n muß wahrhaftig unter dem tyrannischen Joche des Terro­ rismus, welchen die Frasenherrschaft ausübt, der vollkommenen und unheilbaren Begriffsverwirrung anheimgefallen sein, zugleich aber auch das Gemüth bis zu einem bedauerlich hohen Grade abgestumpft haben, wenn man sich nicht angewidert, ja geradezu angeekelt fühlt, angesichts jener humanen Bildung, angesichts jener Intelligenz, zu deren Illustration Vorfälle, wie die Ubryk-Nffaire, einen so ausrei­ chenden Veitrag liefern. Gesetzt den Fall, Barbara Ubryk müßte in der That und zwar auf Grund gesetzlicher Erhebungen als das Opfer jener entsetzlich rohen, aller Menschlichkeit Hohn sprechenden Behand­ lung hingenommen weiden, deren die durch den Sturm mehrfacher Leidenschaften aufgeregte sogenannte öffentliche Meinung dieOrdens­ genossinen der nämlichen Ubryk gleich anfänglich beschuldigte, gesetzt den Fall, das Gericht hätte bereits über die eines derart unmensch­ lichen Gräuels schuldige Ordensgenossenschaft das Urtheil gesprochen und der verdienten Strafe dieselbe überantwortet: jene Bildung, jene Humanität, welche es als unerträglich, als schmählich erachtet, und es auch in der That nicht mehr duldet, daß abgeurtheilte Ver­ brecher vor dem Antritte ihrer Strafe auf der Schaubühne ausge­ stellt werden, hätte, ohne mit sich selbst in grellen Widerspruch zu gcrathen, einen energischen Protest erheben müssen gegen die Schau­ stellung, anläßlich welcher die Bildung und Intelligenz Laibachs die vergangene Woche zweimal in den der „Bildung" geweihten Tempel massenhaft pilgerte. Und nun erst die Thatsache, daß trotz der eingehendsten gericht­lichen Untersuchung nach Verlauf von doch schon einigen Monaten das gerichtliche „Schuldig" über die in Rede stehende Ordensgenos­senschaft noch nicht ausgesprochen weiden konnte, — und nun erst die Möglichkeit und die mit Rücksicht auf manche infolge der bisherigen gerichtlichen Untersuchung zu Tage geförderten Umstände nicht unge­gründete Wahrscheinlichkeit, daß das „Schuldig" entweder gar nicht, oder doch sicherlich nicht auf Grund eines Verbrechens wird ausge­sprochen weiden können! Während der allergewöhnlichste Anstand, während das natürliche Humanitätsgefühl bei gewöhnlichen Alltags­ menschen es als eine Barbarei erachten müßte, über solche herzu­fallen, welche, weit entfernt, als schuldig bereits dazustehen, mögli­cherweise als schuldlos werden erklärt werden müssen und demunge­achtet ohnehin mit Hohn mehr als genug überhäuft, wie ein scheues Wild mehr als genug gehetzt werden: bist du nie genug gepriesene moderne Humanität und Intelligenz unverschämt und roh, zugleich aber auch blöde genug, gleich dabei zu sein und manches Opfer zu bringen, um dich weidlich sättigen zu können wie an „Barbara Ubryk", so auch an jedem Skandal, an jeder Hetze, sobald dieselbe den Ultramontanen zu gelten hat! Ist es denn in der That schon so weit gekommen, daß jeder verkommene im Schlamme der Gemein­heit herumwühlende Literat sich um so sicherer halten darf des Er­folges seines unsauberen Geschäftes, je derbere Faustschläge er dir, du ganz eigenthümliche, auch katholische Bildung und Intelligenz, in's Angesicht versetzt? Bist denn du auf gewöhnliche Menschenkinder so vornehm herabblickende liberale Bildung und Intelligenz im vollen Ernste dazu verurtheilt, deine Abstammung vom Affengeschlechte, deren du dich theoretifch so sehr rühmst, auch praktisch, auch tat ­ sächlich zu dotumentiren? —- Und wohin ist es gekommen mit jener edlen Zartheit des Gemüthes, welche zunächst dein Gemeingut sein, welche zunächst dein Geschlecht zieren soll, du gebildete Damenwelt, die du ohne zu erröthen, ohne in deinem Innersten empört zn blei­ben, nicht nur gleichgiltig zuzuschauen, sondern auch Beifall zu kla­tschen vermagst der Art und Weise, in welcher deinem Geschlechte Angehörige, ohne irgend einer Schuld, ohne irgend eines Vergehens überwiesen worden zu sein, im Kothc herumgezerrt werden? Oder haben dieselben lediglich deßhalb, weil sie ein Ordensgewand um­hüllt, jedes Anrecht verwirkt auf jene Schonung, welche ein Gebot der allergewöhnlichsten, allerlandläufigsten Humanität stets gewesen ist und annoch bleibt? Wahrhaftig, solchen Vorkommnissen, solchem Treiben gegenüber ist, wenn je und irgendwo, vollkommen am Platze das „Pfui". Ein Bürger, welcher sich nicht gleichgiltig hinwegzusetzen vermag über die Schmach, welche Barbara Ubryk ohne ihr Verschulden der Stadt Laibach zugefügt. Verstorbene. De» 14. November. Dem Herrn Johann Gregory Bäckermeister, sei» Kind Johann, alt 2 Monate und 10 Tage, in der Stadt Nr, 124, an Fraisen. Den 18. November. Gregor Pagmihrat, Eistnbahnarbeiter, alt 3l Jahre, im Zivilsvital, an Folgen zufällig erlittener Verletzung. — Thomas Norman, Lohnkutscher, alt Ll Jahre, in der St. Petersuorstadt Nr. 128, an der Brnftwassersucht. Den 17. November. Thomas Peöevüei, Inwohner, alt 60 Jahre, im Zivilsvital, — und dem Herrn Johann Kramauitz. Verzehrnngssleittr-Besteltte, sein Kind Maria, alt 60 Jahre, in der Stadt Nr. 117, beide an der Lun­genlähmung. — Herr Valentin Karinger, Beamte der vrivil, f. k. Nsseturanz zu Trieft, »lt 32 Jahre, in der Stadt Nr. 200, an der Lungentuberkulose. Die gefertigte General-Agentschaft der un­garischen Lebensversicherungs-Bank ,.N H X H." in ^liv^t, beehrt sich hiemit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß Sie die Vertretung ihrer Anstalt für Krain, dem Herrn Franz Tau. Haussen, Domplatz Nr. 302 in Laibach übertragen habe. Bei dem Austritte des Herrn I>»u » »««»««»iVt, als unsers bisherigen Hauptagenten, finden wir angenehme Veranlassung unsere An­erkennung seinen Leistungen auszusprechen. Laibach, am 17. November 1869. 108. «I. 1Vsi86Ut6lä, Vanquicr und General-Repräsentant. ^ Sekretär. ! lelovaäse Ko oä 29. t. m. narn^ V8»ki poueäsljk in öetrtck uä?. äo 8. urs avsösr. Aospoäj« tßlovaäoi, Katsriiu 8« tn Q», LiiÄliis äa, 80 teäa^j vljncluo VÄkhsui, 8e telovaäde wÄi'Ijivo uäelsLiti, Aotov« z>2 imeuuvausz«, äne, to je z»ri­ o v»2uik PrsäuiLtil! POAnvoi'L. V I^udli' an! ans 24. novembra 1869. 107—1. tt