_____ ' , ^^____ f ^^ 34. Erster Jahrgang. HH. August R8A^. Nordische A'iebcsklage. /5Um Urcwand, am Urewand, Anl wellenschlagenden See, Da schwebte in Iubinal'c- ^) Nebclgewand Dic Liebe z» mir, ich gab ihr die Hand, Sic zog mich zur lieblichsten Fee Und reichte mir Herzenöweh Am Urewand. O Licbe, sprich, o Licbc, sprich! Orailsamo Ncrsolgcrin Du — Nas schlugst Du in Fcffeln, in glühende, mich Uno niühtlst um mcinc Vekümmcrniß Dich, Vcrgistctcst Freiheit und R,ch, Zcrstücktest mcin Hcrz im Nu? O Liebe, sprich! Dort wandelt sic, dort wandelt sie, Ihr Auge ist feindlich mir; ..Auf Füßen dcs Luchses und Rcn's^) entfiich'," „Was weilst Du? Ein treffender Schütze ist hie!" Ich weiß es, doch blick' ich nach ihr. Der holdesten Finnland's-Zier, Dort wandelt sie. Zieh' hin, mcin Thier, zieh' hin. mein Thier, Und weide an Inbinal's See. Sic stahl sich dcs Urewands bläuliche Zier, Was soll ich dort hüten? Mein See ist hier,' Was soll ich dort hüten, mein Weh? Das hütet die süßc Fee. Sic flicht vor mir. Es wächst mein Leid, es schwillt mein Leid, Wie drunten die Glf^*), Wenn's thaut, "'ch luge im Dickicht, anspringt mich der Neid; Sie schlürfet holdlächclnd des Liebenden Eid — Nmheule mich grimmig und laut, Wolf Neid und schaff' „.ir die Braut Durch blutig Leid. 6) Iubinal, der höchste Gott dcr heidnischen Lappen. ^) Rennthicr. ***) Elf: Bezeichn:^ für Bach, Ein Schütze ich, ein Schütze ich! Im Fluge tresf' ich dm Aar! Da kracht es, wie Iubinal's Donner, um mich — Ha! iraf ich.Verführer, begünstigter, Dich? Ein Kreischen — vorbei dic Gefahr, Ich schau' das umschlung'nc Paar Sie blickt auf mich! Sic blickt mich an. sic blickt mich an! — , Ich stich' in ren schwärzlstcn Kreis Der Fichten nnd thue, ein weinender Mann, Mein Antlitz am Busen der Erde in Bann. Sprießt grünliche«' Virkenrcis Und Vlumen in KilpiSeis ^) -Mein Hcrz wo dann? Im Urcwand, im Urewand, Im wellenschlagcnden See. Er gab ihrem Auge sein blaues Gewand, Ich such' ihre Seele im Urewand — Hinab in des Auges See, Dort lühl' ich mein brennendes Web, Im Nrewand. In ein Album. Dast du, mein Kind, ein Herz gefunden. Das für dich glüht und Liebe trägt, Behüt' cs fein, daß ihm nicht Wunden Ein thöricht Wort des Mundes schlägt. Und gib ihm. was es dir gegeben: Dein ganzes Sein zum Vollgcnuß! Das tiefste Leid ist ja im Leben, Wenn Herz vom Herzen scheiden muß. L. .1. 2) Dcs Kilpiv, oer höchste Berg in den lappischen Alpen. 134 Eine Hochzeit bei denNa.nimen in der Walachei. e^)as Herz wird nicht immer um Rath gefragt bei den ehelichen Verbindungen, größtenthells machen die Eltern die Sache unter sich ab. Jedenfalls aber tritt der Jüngling nicht selbst handelnd auf bei der Bewerbung; der Vater ladet cin Paar Freunde ein, ihn zu begleiten, sie ziehen ihre besten Schafspelze an und treten in das Haus der Braut. „Zu meiner Freude seid Ihr gekommen," tönt der Empfang. „Zu unserer Freude haben wir Euch gefunden," ist die Antwort der Gäste, die sich auf die Vank setzen, die Hände auf den Stock und das Kinn auf die Hände gestützt. Nach einigen Momenten des Schweigens rückt man mit der Angelegenheit heraus. Ist der Jüngling eine annehmbare Partie, so ist die Sache bald abgemacht; hat aber der Vater des Mädchens Einwendungen zu machen, so kleidet er dieselben gewöhnlich in die höfliche Form - Meine Tochter ist noch nicht fertig; was so viel heißen soll, als: die Mitgift ist noch nicht in Ordnung, Teppiche nnd Leiinvand müssen noch gewoben werden; das Vieh, das ein Mann, der etwas auf sich hält, seinem Kinde mitgeben muß, ist noch nicht gekauft u. s. w. Mne solche Antwort ist entmuthigend für die Brautwerber; bleiben aber ihre Gegenvorstellunge:: fruchtlos, so steht ihnen noch ein Mittel zu Gebot, ihr Ziel zu erreichen. Gibst Du die Vraut nicht gutwillig her, sagen sie, so stiehlt sie Dir dcr Bräutigam! Eiu solcher Raub ist nichts Seltenes unter den Vanern und liegt so in ihren Gebräuchen, daß Niemand etwas beson- ! ders Merkwürdiges darin findet. Natürlich muß sich das Mädchen stehlen lassen, sonst wäre bei den nervigen Fä'nsten, mit ! denen der Himmel die romanische Jungfrau meist begabt, die ! Aufgabe höchst mißlich. Gelingt es den Liebenden, eine ganze Nacht sich den Verfolgungen cincs aufgebrachten Vaters zu entziehen, so beleuchtet die aufgehende Sonne gewöhnlich eine Scene, der Versöhnung, die Macht des lmt nc<:oinf»Ii raubt dem Alren alle Widerstandskraft; man schreitet so schnell als möglich zur Hochzeit und alles ist vergessen. Es ist also nicht zu verwundern, daß auf eine solche Drohung häusig das Jawort folgt. Die Sache nimmt nun einen raschen Fortgang. Schon am folgenden Tage findet zwischen den Eltern der jungen Leute in Gegenwart von 6—6 Zeugen eine Zusammenkunft statt, in welcher das beiderseitige Vermögen festgesetzt wird. Die ganze Gesellschaft fährt hierauf - in die nächste Stadt, um die nöthigen Einkäufe zu mache»; Vraut und Bräutigam sitzen in ihrem Sonntagsstaat in einem Einspänner; es ist eine jener Gelegenheiten, wo man fröhliche Gesichter sieht, und auch dcr bei jeder Feierlichkeit unvermeidliche Branntwein hat schon seine Wirkung gethan. Unterdeß sind die Hauptagcnten bei einer Bauernhochzeit — die stellvertretenden Vrautcltern, die Brautjungfern und der Vornitschcl oder Marschall — gewählt worden. Am Tage vor der Hochzeit versammelt sich Alles bei dem Vater des Mädchens und ein reiches Mahl wird aufgetragen. Von jetzt , an darf die Nraui nicht mehr die Augen aufschlagen, und spielt überhaupt an ihrem Ehrentage eine stumme, höchst undankbare Rolle. Während der Tafel, wo sie nur so viel genießt als zur Fristung ihres Lebens nothwendig ist, werden chr von den, ! Brautjungfern Goldfäden in's Haar gewunden, wobei die Zigeuner-Musikanten ihre gellende Musik erschallen lassen-! Nach dem Essen steht Alles auf. .Vater und Mutter müssen sich auf eine Bank setzen, nachdem man ihnen cin Kissen untergeschoben, und es geht an's Abschiednehmen. Die Jungen knien nieder nnd einer der Acltesten aus dem Kreise tritt vor die Eltern mit den Worten: „Schaut herab, diese Kinder sind i gekommen, von Euch den Segen Abrahams und Isaaks zu erbitten." Die Eltern spenden dcn Segen nnd wünschen der Ehe Glück, Frieden und Reichthum — es ist ein feierlicher Moment — tiefe Stille herrscht in der Versammlung. Kaum , aber hat das Brautpaar die segnenden Hände geküßt, so entsteht cin Lärm, wie kein deutscher Polterabend ihn harmonischer liefern kann. Wüthend kratzen die Zigeuner auf Geige und Kobsa; die Gaste bilden eine Kette, der Voruitschcl, ein weißes Tuch als Fähnchen an einen Stock gebunden, voraus, und sie trampeln und tanzen zur Thüre hinaus. Im Hofe schleppen sie einen Karren vor die Thüre, zwingen schreiend die Köpfe der Ochsen in's Joch und stürzen dann in's Haus zurück, um die ! Mitgift aufzuladen. Die Braut klettert mit auf den Karren, ^ wo ihr der Vater ein in Form eines soliden Kranzes gebackencs Weizenbrot auf den Kopf setzt, das sie dort, zum ofsenbnren i Nachtbeil ihres Haarputzcö zerbrechen und die Stücke von sich werfen muß. Endlich setzt sich der Zug in Bewegung; die Bursche jagen zu Pferde voran unter Jauchzen und'Schießen; weiße Tücher flattern an den Hörnern der Ochsen und den Ohren der Pferde; man begibt sich in das Haus der Eltern des Bräutigams, wo wieder getafelt wird bis in die Nacht hinein-! Am folgenden Morgen wiederholt sich die Abschiedsscene ! und die Bitte um den Segen Abrahams und Isaaks, und der ! Zug geht, immer von Musik, Schreien und Schießen begleitet, ! der Kirche zu. Die kirchliche Zeremonie ist fast dieselbe wie in andern religionsverwandten Ländern, nur wenige Zusätze haben ! sich eingeschlichen. Der Geistliche läßt die Neuvermälten und ^ die mit brennenden, verzierten Wachskerzen hinter ihnen stehcn-! den stellvertretenden Vrauteltern — die eigentlichen treten am ! Hochzeitstage ganz zurück — aus eiuem Glase trinken und von ! einem Brot essen, wobei der Dorfpope zum allgemeinen Gau-! dium nicht selten den Witz reißt, daß er dem Brautvater die Semmel vor den Mund hält und schnell zurückzieht, wenn er ^ mit andächtigem Ernst darnach schnappt. Beim Klänge der ! Glochen zieht das Paar zwischen dem Brautvater und der Brautmutter, unter Anführung des Geistlichen, drei Mal um ! den Altar; die Anwesenden werfen ihnen Nüsse, Reis und ^ eine Art Konfekt, das mehr Mehl als Zucker enthält, vor die Füße, um ihren Wunsch: sie möchten bandeln im Ueberstuß, ! recht handgreiflich zu macben und die Zeremonie hat ein Ende. Noch dcr Trauung nimmt dcr Brautvater ein Paar Hühner unter den Arm/ die Vrautnntticr cine Schüssel mit Giern, und ! sie begleiten das junge Ehepaar in dcr. Hof dcs Gutsherrn. > Lebt das Dorf in gutem Einverständnisse mit diesem, so ziehen sämmtliche Gaste mit, und es wird dem Bojaren etwas uorge-schrien und vorgeschossen, worauf er als ein Mann, der zu leben weiß, eine tüchtige Portion Spiritus zum Vcstcn gil't und den jungen Leuten eine zahlreiche Nachkommenschaft wünscht. Man ißt und trinkt, nach Hause zurückgekehrt, wohl so viel als in den Magen grht; das eigentliche Hochzcitsmahl, der sogenannte Tisch — m«85N lnui'l: - findet aber erst gegen Abend statt, und zu diesem werden noch durch besondere Abge-, sandte so viele Gäste als nur immer möglich eingeladen; denn ein jeder trägt etwas ein, wenn ihm der Vornitschel „das süße Glas" p^ini- ^ lkülKollc, das so oft mit einem nichtsweniger als süßen Wein gefüllt ist, darreicht, so muß er dafür eine Münze auf den Teller legen, nnd das auf diese Weise gesammelte Geld bildet zuweileu ein rundes Sümmchen zur ersten Einrichtung der Neuvermälten. Erschöpft sinkt endlich einer nach dem andern dem Schlaf in die Arme! die junge Frau zieht ihrem Manne, als Zeichen der Unterwürfigkeit, die Stiefel aus, und die Hochzeit hat ein Ende. Ist Alles gut abgelaufen, so ertönt die Musik am folgenden Morgen von Neuem, während die Brautmutter die Neu-vermälte auf eine Bank in die Mitte des Zimmers setzt und ihr den Kopf in ein weißes Tuch hüllt, ohne welches ein verheiratetes Weib sich nie zeigen darf. Eine mit rothen Bändern geschmückte Flasche mit rothem Schnaps wird herbeigeschafft, und die Brautmutter tanzt mit derselben in beliebigen kleinen, anmuthigcn Sprüngen um die junge Frau, indem sie singt: „Freude fühle ich in meinem Herzen! Wie ein Blümchen auf der Wiese, das noch keines Menschen Fuß vertreten, rein wie Gold ist meine Glenka, Smaronda, Kafsandra, oder wie sie sonst heißen mag, in den Ehestand getreten!" Statt dieser Zeremonie kommt es aber auch bisweilen vor, daß der Vor-nitschel einen Topf mit Wein füllt, nachdem er vorher ein Loch in denselben geschlagen, das er vorsichtig mit dem Finger verstopft, während er den Trunk dem Vater der Braut darreicht. Greift nun dieser darnach, so zieht der Vornitschel den Finger weg und der Wein stießt auf den Boden; die Umstehenden brechen in ein lautes Gelächter aus und rnfcn - „Wie man seine Ehre bewacht, so genießt man sie!" Auch die Frau Mutter bleibt iu solchen Fällen nicht ungehänsclt - in dem Augenblick, 5 wo sie sich der Ueberraschnng am wenigsten versieht, werfen ihr die Burschen ein Pferdegeschirr über den Kopf. — Alle diese Kleinigkeiten haben aber auf die spätern freundschaftlichen Vc-ziclnmgen der Leute zu einander durchaus keinen Einfluß. Gstindische Namen. Die N echtschreib u ng ostindi sch cr N a m en wird schon manchem Zcitungsleser als eine gar sonderbare Wissenschaft vorgekommen sein, deren eigentliche Prinzipien darin bestünden, daß es Jeder damit hielte, wie es ihm eben beliebte. Findet man nicht ucbcn einander Sipnhs, Eipay, Sipoy, Sipoi, Seapoy? Meeroot, Mirut, Mecrut, Mirat, Meerat? Lucknow, Lncknau, Lucknmi, Lacknow^ Iclum, Iilum, Iilam, Chclum, Chilunl, Chilam? Pendschab, Pundschab, Venjab, Panjaab, Penschab, Panjab? Und was der Beispiele mehr sind. Die Ursache liegt in einer Passage über vieler Völker Zunge», welche die Namen durchzumachen haben, ehe sie bis zu uns gelangen. In Indien selbst stehen sich Hindus und molMieda- nische Eindringlinge persisch-afghanischer Zunge gegenüber. ! Beide haben verschiedene Sprachen und benennen die! häusig ; gemeinsam bewohnten Ortschaften je nach der leichtesten Aus- ! spräche ihrer Zunge; etwa wie auf der deutsch-französischen ! Gränzscheide in der Schweiz ein und derselbe Ort Porrentrüy ! und Pruntrut heißt. Die Hindus selbst wieder sprechen sehr. j verschiedene Dialekte, theilweise gemischt und manchmal ganz ! verschlungen mit dem Persisch-Afghanischen der Eroberer oder ! mit den Sprachen der 16 Millionen Ureinwohner malei'schen ! und tatarischen Ursprungs, welche schon vor d?n Hindus auf ! der Halbinsel wohnten lind sich in der erwähnten Zahl noch bis heute selbstständig erhalten haben. Welch eine Gelegenheit i zum Sprachgcmenge, zumal für Namen! Um die Sache noch ärger zu machen, sind es gar die Engländer, denen wir die Uebertragung all dieser Mischlingslaute in europäischen Buch- ^ staben verdanken, — die Engländer, welche ebenso wenig einen ^ reinen Vokal als die schwierigen Konsonanten-Verbindungen ! und Kehllaute des Morgenlandes nachsprechen können. Sie ! snchen sich in der Schrift dieser Namen zu helfen, wie sie können-, z aber dic Sache ist zu schwierig, als daß sie es nicht auf verschie- ! dene Weise versuchen sollten. Der Eine glaubt mit diesem, der ^ Andere mit jenem englischen Buchstaben dem indischen Laute z am nächsten zu kommen: erreichen kann ihn doch Keiner. ! Als Schlußglied in dieser Kette des Wirrwarrs muß man die ^ häufige deutsche Unbekanntschaft mit dem genauern Werthe der ! englischen Buchstaben anführen. Verschiedenes Oin fahrender Sänger. In einigen rheinischen Bade-! orten läßt sich in diesem Jahre ein eigenthümlicher Musikant ! hören. Wenn man Abends, lange nach Anbruch der Dunkel- ! heit, durch die engen und finstern Straßen wanderr, sieht man l sich plö<;lich durch einen dichtgeschaarten Haufen Volk aufge-j halten. In lautloser Stille drängen sich Menschen aus allen ! Ständen um einen Mann in guten Jahren, der, mit dem Nucken gegen die Mauer eines Hauses gekehrt, vor einem ! Leierkasten steht und die Walze seines Instrumentes einrichtet, j Der Mann gleicht sonst in nichts einem Straßen-Musskanten. ! Sein Rock ist von feinem Tnche und nach der neuesten Mode i gearbeitet, seine Wäsche ist durchaus sauber von feiner Leinwand und au jedem Abend frisch, sein Gesicht ist von einem wohlgepflegten, kurzen, dunklen Barte umgeben und von angc-. nchmem Ausdruck, kurz: der ganze Mann bringt den vollitän-, digen Effekt eines Gentleman hervor. Anfangs begreift man nicht, was alle diese ihn umgebenden Handwerksburschen, ! Hausknechte, Kindermä'gdc und Soldaten, diese aus den Fcn-! stcrn aller Stockwerke blickenden Fremden und Einwohner so lebhaft fesseln kann, daß sie sich höchstens zu murmeln getrauen mid daß die eben vorbeipassircnden Wagen ihren Trab zum > langsamsten Schritt mäßigen; da fängt er an zu singen. Seine Stimme ist ein Bariton nnd bis anf das hente beliebte Tremolo j höchst wohllautend nnd von herzgewinnendem Klänge. Aber ! was singt dieser merkwürdige Mensch? Seine Leier, ein vortrefflich gehaltenes, rci.lsiimmcndes Instrnmcnt, ist für die Klavicrbeglcitnng einer Menge der besten deutschen, italienischen nnd französischen Lied?r und Romanzen eingerichtet, nnd cr selber tragt die Solostimme mit ebenso viel Geschmack als ^ Empfindung vor. Wir selber haben von ihm das von G. Nci- j singer genial koulponirto Gedicht von H. Heine „die beiden Grenadiere" und einige kürzere, bald ernste, bald heitere Lieder vortragen hören. Der poetische Geist dieser Dichtung, die tiefen ! Schatten dcr Nacht, oben das bleiche Licht des aus Nebeln ! steigenden Mondes, der Haufe der schweigenden, andächtig ! lauschenden Zuhörer, der feierliche Vortrag des fahrenden Sängers und der süß^ T>>n seiner Leier" brachten einen tiefen, die Seele ergreifenden Eindruck hervor. Anf dunkeln Fittichen ^ schien die ernste Poesie wieder aus dem Volke emporzusteigen, die modernen Schlacken sielen von der Welt und das innere Auge sah in die Vergangenheit von Sage nnd Gesang zurück. ^ Man glaubte noch einmal an die tröstlichen wehmüthigen Klänge aus „des Knaben Wunderhorn." Wenn der fahrende Sänger ! einige Lieder vorgetragen hat, sendet c^ seinen Gehilfen und Träger des Instrumentes, nut einer kleinen Schale umher, und ^ siehe da! sogar dic ärmsten Leute kehren ihre Taschin um und spenden ein Paar Kreuzer, die Zuhörer an den Fenstern aber werfen oft ansehnliche, in Papier gewickelte Gaben herab. So zieht er an jedem klaren Abende durch die Straßen und gefällt ^ sich oft, seine Lieder selbst in den ärmsten Stadtgegcnden erschallen zu lassen. Bei Tage mag er nicht singen, und welches ! anch sollst se^nc Gründe sein mögen, hier scheint wirklich eine ! seltsame, abenteuerliche Natur längst entschwundener Jahrhunderte, eine Ecele mit Liebe zu Volk und Lied erfüllt, vorhanden zu sein. Im Kreise fröhlich zechender Gesellen soll cr seine hübschen Trinklieder gern vortragen, dagegen flieht er alle vornehmen und steifen Zirkel. Wie man sich erzählt/ haben mehrere kleinere süddeutsche Theater unsern fahrenden Minstrel für die Oper gewinnen wollen, allein jedesmal, wenn er dem Dringen dcr Directoren nachgab und auf der Vühnc erschien, wurde er von Furcht und Vangen überfallen, die Stimme versagt ihm, und dcr Mann, dcr, mitten unter schlichtem Volke stehend, fast gedrängt von den Ellenbogen^und Knien der musiklustigen Menge, seine Lieder unter freien Himmel so brav vorträgt und selbst begleitet, wich vor einen, gewählter» Auditorium und dem ihn mil Sicherheit begleitenden Orchester zitternd zurück. Dcm Veruehmen nach ist der Sänger aus Hamburg gebürtig lind sonst ci.l Mensch von anständigen Sitten und ! einer feinen Bildung. Die neuen englischen ZBindkarteu Diese ncucr^ lich auf Ve'.anjnüten der englischen Regierung erschienenen ! Karten, welche Men Schiffsrh^de^n und Schifföführcrn zur ! Anschaffung zu empfahlen sind, zeigen allenthalben auf den großen Meeren die vorherrschenden Winde an. Ein Schiffs-führcr mit etwas Einsicht braucht nur wenig Zeit, um sich vertr.nit zu machen mit der Anwendung der Kunde, die sie mittheilen und welche ihn in den Stand setzt, die Dauer längerer Reisen, wie nach Indien, Australien u. s. w., bedeutend zu verkürzen. Das Prinzip ist sehr einfach, allein es erforderte viel Arbeit und sorgfältige Untersuchung, bevor die Resultate gefunden werden konnten. Zum bessern Verständniß für die Leser dieser Zeilen folgt hier eine Erklärung: Denkt man sich einen Punct z. V. auf der atlantischen See, so käme es darauf an, mittelst aller Berichte, in deren Besitz man wäre, die Richtung des Windes auf diesem Punkt im Laufe des Jahres zu finden. Darnach würde eine Linie gezogen, die nicht allein dic Richtung zeigt, sondern auch die Dauer und die Monate, in welchen dieser Wind vorherrschend ist. Mit den andern Winden wird dann in derselben Weise verfahren, bis sich auf der Karte ein Stern bildet. Ein Blick darauf setzt den Seemann in den Stand, sich davon zn überzeugen, daß der Wind, nach einem Durchschnitt von Jahren, von einer gewissen Kante während eines gewissen Zeitraumes weht. Nachdem die Karte mit solchen Punkten angefüllt worden, braucht uur der Punkt ausfindig gemacht zu werden, wo, dcr günstige Wind getroffen werden kann, um einen Schiffsführcr zu befähigen, eine fast gewisse Fahrt zu jeder Jahreszeit zu machen. Im Fall ein Schiff um das Cap der guten Hoffnung bestimmt ist, zeigt die Karte auf ein Mal nach der Jahreszeit gerade die Linie, wo günstiger Wind erwartet werden kann, so daß, wenn es zwei Schiffe gibt, wovon das eine mit Karten versehen ist, das andere nicht, es sich wird ereignen können, daß, während das letzte beftillet ist (d. h. in Windstille liegt), oder von konträren Winden aufgehalten wird, das erste dadurch, daß es ein wenig südlich oder nördlich hält nach dcr Belehrung, welche die Karte mittheilt, seine Reise fortsetzen kann, ohne ganze Tage lang ein einziges Segel zn verändern. Giue merkwürdige Naturerscheinung zieht gegenwärtig in Lüttich die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich. Gin Theil des Bodens in der Nähe dcr Iakobskirchc, in einer Ausdehnung von 2- bis 300 Mctres Länge, 4 bis 6 Metres Breite and einer Tiefe von 4 bis il Fuß hat sich seit einem Monat bis zn einer Wärme von ^OtzGrad Reaumur erhitzt. Man sucht diese Erscheinung in folgender Weise zu erklären: In den tiefern Lagen hätte sich ein Riß erzeugt, in welchen Wasserstoffgas gedrungen, welches bei der Berührung mit der atmosphärischen Luft in den obern Erdschichten sich entzündet und so den hohen Wärmegrad erzeugt hätte. Frisch gemalten Zimmern benimmt man den Geruch, wenn man auf einer größern Porzellan-Schale, von wenigstens einer Spanne Durchmesser und vier Finger Tiefe, zwei Loth ordinäres Vitriol-Oel auf einem vor Umstürzen gesicherten Orte frei hinstellt. Nach 2—.Z Tagen ist die Schale bedeutend voller geworden, indem das Vitriol-Oel die Eigenschaft besitzt, aus der Luft die Feuchtigkeit an sich zu ziehen. Mit den Dünsten verschwindet aber auch der Geruch, der besonders im Winter wochenlang anhält nnd anf die Gesundheit sehr uachtheilig wirkt. Druck ui'.d Hirlag von Iglc. v. Kleinmayr L5 F. Bamberg in Laibach. — V.'vantwcttlichcr Nepactcur: F. Vamberg.