Mittheilungen aus dem Gebicle dcr Statistik. —=&«►$— llerausgegebon vnn der llirection der administrativen Statistik lili k. k. JjanMe-JWtni|krhim. Zweiter Jahrgang. IV. Ileft. (I*reis 30 kr. Conv. - Miinze.) Witin, fS5d. A u» der k. k. Hof- und Staatsdrnckerei. !U . ;:'-£TlD-■ »n^L o1'"; : ;;l'-bM" ? •', .-.•..» n ", ■ '5 't I«I r. 5 /a h <:■ -ii» o . • Skizze von Bulgarien. (Nach den Bcrichlen der k. k. Consular-Agenten zu Rustschuk und Sofia.) I. Land. Wiewohl die Bulgaren schou seit Jahrhunderten mit derselbeu gerausclilosen Energie, mit welcher vor mehr als einern Jahrtausend slawische Stamme liber die ost-europaische Halbinsel sich ergossen, ihre hellenisirten StaminYerwandten auf die Binnenstadte und KUsten der siidbalkanischen Landschaflen zu beschranken und die tiirkischen Hirten aus den oden Flachen Jnner-Thraciens zu verdriingen bemiiht sind, bezeiehnet die politische Geographie mit dem Namen „Bulgarien“ auch gegenwartig nur die cine jener fiinf grossen Regionen, aus welchen das umnittelbare Gebiet der Pforte in Europa besteht. Die Granzen derselbeu sind: gegen Norden die Donau, gegen Osten das sch\varze Meer, nach SQden und Westen bin die langgedehnten Ketten des Balkan (Waldgebirgs), \velcbe Bulgarien dort von Rumelien, hier von Serbien trennen, nordwestwarts endlich der Timok bis zu seiner Einmiindung in die Donau. Unter den Hiimern bildete das gegenwartige Bulgarien die Provinz Moesia inferior und einen kleinenTbeil von Moesia superior. Nach der jetzigen administrativen Eintheilung der Tiirkei scbliesst es die Ejalets von Silistria, von Widdin und von Nissa in sich. Bulgarien ist ein von dem hohen Bergriicken des Balkans sanft nach Norden hin zur breiten Furche der Donau verlauferides, hochst durclischnittenes Hugellarid, welches sich nocli liings des Stroms selbst beiliiulig 40 bis 50 Fuss hocli liber dem Flussniveau erliebt, w8brend das linke Ufer des Ister last durchgehends ein weites Flachland bildet. Der Balkan selbst, dessen Formen massenhaft, abgerundet, flach gewolbt auftreten, wird in seinem Ost-Ende durch mehrereKtistenfliisse in zwei Parallelketten zerlegt, welche durch den Namen des grossen und des kleinen Balkans unterschieden vverden. Der alte Name Hiimus entspricht dem grossen Balkan, welcher auch Tschengje oder Emineh Dagli benannt vvird und am Cap Emineh in das schvvarze Meer ausliiuft. Die machtige Donau ist natUrlich der bedeutendste Strom Bulgarien’s; alle andern Fltisse dieser niclit wasserarmen Provinz sind weit untergeordneteren Rangs, Statist. Mittheil. 1S53. IV. Heft. 1 und monden vorzugsvveise in diesen europiiisclicu Hauptslrmn, dessen zahlreiche Inseln dichte \Valder riesigen Scbilfrobrs tragen. IJnter scincn Nebentliissen verdienen der Isker (boi den Alten Oescus), d er bei Šumakov eutspringt, Solia beriihrt, und ziviscben Ostrava umi Nikopolis sicb in die Donau ergiesst, dami der Osma (bei den Alten Escamus), weleber vom grossen Balkan berabkommt, Lovcza bespiilt und niicbst Nikopolis fast jenom Puncte gegeniiber in die Donau strbiut, an ivelchcin auf deni \valachischcn Ufer die Alula eininiindet, endlicli der Lom (Almus), \velcber, sclnvacher als die lieiden eben genannten, in dem von Scliumla aus berabsteigenden kleineren Balkan-Riieken eutspringt und bei Hustsehuk in die Donau talit, envahnl zn \verden. Unter den Seen isl besonders jener von Czeniawoda (Karassu) bemerkens-vverth, indem von dort aus gegen Kiistendsebe eine Verbindung der Donau mil dem schwar/,en Meere mebrfaltig projcctirt worden isl. Docli vvurde die Sage, dass durcb dieses Tlial einst die Donau selbst sieli ergossen babe, durcb die neuesten Dnter-suchungen des Terrains uiderlegt, sowie die Existenz eines angeblich von den ttomern in dieser Richtung geleiteten Canals als sebr zweifelhaft betracbtet werden muss. Aber selbst durcli blosse Verbesserung des Fabrwegs von Czerna\voda nacb Kiistendsche liisst sieli der Verkehr z\viscben Silistria und Constantiuopel im Verbalt-nisse zu der Fahrzeit der Dampfboote um zwei bis drči Tage abkiirzen, da man diese Strecke zu VVageu leiclit in eineni Tage zuriieklegt. II. Bevblkerung. VVie diirebgebends in den tiirkisehen Provinzen, isl es aueli liier sebwer, eine genaue Ziller der Gesainmtbevblkerung anzugeben. Die von Zeit zu Zeif. statllinden-den Volksziiblungen liefern ein iibertriebenes, absicbtlich viel zu Imeli angegebenes Resultat, und die iibrigen (fuellen, aus denen man in dieser Beziehung selibpfen kbnnte, sind eben so unrein. Don vorziigliclisten Bestandtheil der Bevblkerung BulgarieiFs bilden die Bolgar e n. Olnvohl die eigentlicben Bulgaren ugrischer Abkunlt u aren, verschmolzen sie mit den viel zahlreieberen ibnen untenvorfenen Slaiven um so rascher zu einein Volke vonviegend slavviscben Gepriigs, als die Annalune des Cliristentbums mit der Einfiihruug siawischer Liturgie und dem Gebrauche der Kyrillica verbundcn war. Auch ausserbalb der Provinz Bulgarien sind gegen\vartigRuineIien und Macedonien zu einem grossen Theile, strichiveise selbst Thessalien, Albanien und der siidlicbe Theil von Serbien, von Bulgaren beivobnt. Bei der bedeutenden Ausdebuung dieses Volks, \velcbes von der Donaumiindung bis berab an die griechisebe Griinze ivolint und das osmanische Reich auf zwei diametral entgegengesetzten Puncten mit den Naebbarstaaten in Verbindung setzt, mag die Annalune einer Seelenzabl von 4 IMil lionen ziemlicli glaubvvurdig erscbeinen, \vovon 2IVIillionen auf die eigentliclie Provinz Bulgarien gerecbnel \verden kbnnen. Niicbst den Bulgaren sind die osmanische n Tiirken aru mcisten in Bulgarien verbreitet. Sie treten als die eigentlicben Herren des Landes auf, denen die Bajali’s mit ihrer Person und ihrer Habe untertlianig sind. Nur sie haben Anspruch auf die hochsten VerwaltungsSmter der Provinz, ihnen stehen manclie Vorrechte und Begiinstigungen in Bezug auf Gewerbe, Handel und ofTentliche Abgaben zu. Ihreni Ursprunge nacli unterscheidet man sie in Osmanen asiatischer Abstammung und in Abkommlinge anderer Vblker, deren Vorfahreu anfanglich anderen Religioncn zu-gethan, im Laufe der Zeit, tlieils den Verlockungcn des Vortlieils, theils der Gevvalt nachgebend, sieli dem Glauben der Moslimen angeschlossen haben. Der Ersteren gibt es in Bulgarien nur wenige; zahlreicher sind die Letzteren, die vorzilglich an der Kiisle des sclnvarzen Meers sicb niedergelassen liaben und in der Gegend um Schumla, Eski-Dschuma, Osmanbazar, Eski-Stambnl cine compactere Masse bilden, Als Herr im Lande ist der Tflrke vorzugsweise Be\vohner der Stiidte: daher liaben aucli Rustschuk und alle bedeutenderen Donaupliitze eine ziemlieli zalilreielie tiirki-selie Bevolkerung. Wie hoeh sicli ilire Anzabl belaufe, liisst sicb mit Genauigkeit nieht ennitteln; denn Geburts- und Stcrberegistcr feblen, und die auf Grundlage der Familien-oder Hiiuserzalil bereebneten Angaben bleiben stets hbclist unzuverlassig, zumal die Begierung aus wolil begreifliehen Griinden die Zalil der Osmanlis lieber bober als niedriger veranschlagt wissen will. Man kann jedocb mit Gewissbeit an-nebmen, dass sie niclit den seclisten, vielleicbt niclit einmal den acbten Theil der Bevolkerung Bulgariens bilden. Walachen, — Genossen des im Ganzen \vobl an (5 Millionen starken ronvani-selien Volksstainms, der zu einem gulen Drittheile unter osterreichischer Herrscbaft, im Beste die Walacbei und Moldau bewolmt, — liaben, beiliiulig im Belange von ‘iO.OOO bis 30.000 Seelen, ihre Granzscheide, die Donau, iiberschritten, und sicb am diesseitigen Ufer niedergelassen. Die Tatar en, welclie den mittleren Landstrich der Dobrndscha bewobnen und dem Islam zugetban sind, kamen urspriinglicli, aus derKrimm verjagt, nach Bessara-bien. Von da begaben sie sieli nacli der Eroberung von Ismail auf das reehte Donau-uler und bildeten die besagte Colonie, wornacli aucli die Dobrndscha ge\vohnlieh in der Umgangsspraehe das Land derTalaren genannt wird. Man kann annehmen, dass sie iiber 10.000 Kopfe stark sind. Das Bild der Bewolinerscliaft Bulgarien’s vervollstandigen die nur in den Stadion ansassigen Griechen, J ud en und Armenier, nebst einigen wenigen Franken- ♦ a mili en, welclie letztere aber im Ganzen niclit 500 Seelen ausmaclien. Schliesslicb muss nocli der aus dem russischen Beiche beriiber gekommenen grossrussiscben Lippowaner und der zahlreieben geflUcliteten K o sake n gedacht werden. die meist aus unlauteren Motiven sicb aus dem Heimatlande entfernten. Neben der stabilen Bevolkerung dieses Erdstriclis mtissen aber aucli zalilreielie nomadisirende Familien in Betracht gezogen werden, welche nur einzelne Jabres-zeiten in Bulgarien verleben und aus den in der Volkssprache gewohnlich „Mok a n e n“ genannten Be\volinern des Kronlands Siebenbiirgen bestelien. Der grbs-sere Theil derselben bringt mit seinen Heerden, nachdem sie den Sonmier hindurch ant' den siebenbiirgisclien Bergen geweidet haben, den Winter in den nbrdlichen Bezirken des Sandschaks von Varna, in der ganzen Dobrudscha und iu dem Bezirke von Silistria zu. Da die Productivkraft des vaterlandischen Bodens nicht ausreicht, i™ um den Pferden und Schafen seiner Hirten die erforderlichen Subsistenzmittel auch wahrend des Winters zu ge\vahren, so verliisst eiii Theil der Mokanen im Herbstc die heimischen Fluren und sucht das Brachland sudwarts der Nieder-Donau auf. Allein das Terrain, welches sie urspriinglich gegen leiclite Opfer zur Beniitzung erhielten, \vird ilinen bei dein Steigen der Preise tiiglich sclnverer zugsinglich, wesshalb wegen dieser Weideangelegenheiten fortwahrende Reibungen zwischen den Heerdebesitzern und den bulgarischen Grundeigenthilmern stattfinden, so dass zur Regelung der wechselseitigen Ueziebungen in der Neuzeit Verhandlungen zwischen der kais. osterr. Regierung und der Pforte Plalz greifen mussten, nachdem das Recht der Mokanen zum regelmiissigen Eintriebe ihrer Heerden nach Bulgarien bereits seit Langem tractatenmassig feststeht. So verschiedenartig die Nationalitat der in Bulgaren wohnenden Volkerschaften ist, bildet vorzuglieh die Leichtigkeit, mit der sie die Becjuemlichkeiten des Lebens entbehren, ilire Einfacbheit und Geniigsamkeit das Alle umschlingende Band. Als Wohnhauser dienen fast durchgehends diinne und schliehte Einscballungen, die den mehr an Wolilleben gewolinten West-Europaer niebt hinlanglich Yor den Einflussen der Witterung zu sehiitzen vermogen. Die Nahrung der Reichen, wie der Minderbemittelten, ist gleieh frugal, sowolil beziiglich der Bestandtheile, als der Zubereitung, das Hausgerathe sagt erst seit wenigen Jahren liier und da den Begriffen eines behaglicheren WohlIebens zu. Die Strenge, mit welclier die Cliristen ilire vier-zigtagigen Fasten begehen, die Moslimen aber dem Gebote des Ramadan-Monats sicli fiigen, liefert eben sowolil den Beweis fur ihren wachen, religiosen Sinn, als fiir die iinvohnende Kraft der Selbstverlaugnung. Dabei sind die bulgarischen Tiirken dennoch einer grijsseren geistigen An-strengung und rationellen Tbiitigkeit unfiihig, woraus allein sicli ilire so oft auf-tauchende grasse Unwissenheit erklaren lasst, die anderseits \vieder mit einem iiber-triebenen Eigendunkel gepaart erscbeint. Die Erinnerung an ihren alten, verblichenen Ruhrn bat ilinen den (ledanken eingeimpft, sich fiir besser als Andore zu halten; da sie aber den Christen die geistige Ueberlegenheit abzusprechen nicht vermogen, sind sie in einen zvvitterhaften Zustand gebracht, aus dem sie nur hervorgehen konnen, wenn sie der den Keim des Fortsehritts in sich bergenden christlichen lie-volkerung die staatsbiirgerliche Gleichheit zugestehen. Neben dieser wohl unter dem ganzen Osmanenstamme anzustellenden \Vahrnehrnung, zu der sich iu Bulgarien noch eine grosse Verstellungsgabe und der haufige Genuss des Rehensafts oder aber der gebrannten Wasser gesellt, kann man den Tiirken Gastfreundschaft, Billigkeit, Achtung vor allen geselligen Tugenden, Gefiihl fur Dankbarkeit und Mitleid, so \vie eine stets bereite Ergebung in den gottlichen Willen keines\vegs absprechen. Die Bulgaren unterscheiden sich ungeachtet aller Starnmverwandtschaft in Vie-lem von ihren serbischen Nachbarn, deren anerkannte Tugenden kriegeriscber Sinn, Vorsicht, Entschlossenheit und Festigkeit sind. Urspriinglich \varen die Bulgaren ebenfalls ein kriegerisches Volk, gegen dessen Herrsehaft die Serben nur mit Muhe ankarnpften, docli im Verlaufe der Zeit haben sie diese Eigenschaft fast ganz abgelegt und sich durchaus einer friedlicheren Lebensweise hingegeben. Die osmanische Politik entwohnte die Bulgaren allmalig des Kriegshandwerks und wies sie aaf den Erwerb des Landbaus und der Viehzucht hin. Daher ist auch eine erfolg-reiche Riihrigkeit in der Verbesserung der eigenen Existenz der bezeichnendste Zug im Charakter der Bulgaren, welcher sie vortheilhaft vor den ubrigen Nationen der Turk e i auszeiclinet, obne dessbalb den Ruf zu recbtfertigen, dessen sie sicli bei mehreren neueren Etbnografen als der arbeitsamste und fleissigste Theil des Slavven-stamms erfreuen. Weit mebr verdienen sie wegen ibrer Geduld, Friedfertigkeit und Massigung gerflhmt zu werden, welcbe sie zu Unruhen und Storungen minder geneigt macbt. Ihr Temperament ist dabei im Ganzen lebhafter als das der Osmanen; sie lieben daher, gleieh den meisten ibrer Stammgenossen, mebr das Vergniigen und die Zerstreuung. Am tbiitigsten sind die Weiber, welche, nebst der Besorgung des Haus-Avesens und der Theilnahme au der Bodeneultur bei den Landleuten, mit Spinnen und Strickcn sicli fleissig beschaftigen. In den Stadten sind die Bulgaren emsige Handelsleute, die jedoch aus Mangel eines umfassenderen Speculationsgeists iinmer auf dem Niveau der Mittelmassigkeit bleiben. Einer ibrer beliebtesten Er\verbszweige ist in den Stadten und bedeutenden Orten die Unterbaltung von Cbans (NVirthsbausern), deren es eine unverhaltnissmassig grosse Anzabl gibt. — Ausgezeicbnet sind die Bulgaren durch ibre strenge Sittenreinheit, wessbalb die Elien ineistens glQcklich und zalil-reieh mit Kindern gesegnet sind. Eine Ebesebeidung, wie sie in den Donaufiirsten-thiimern zur Tagesordnung geli ort, ist in Bulgarien ein fast unerhorter Fali. Ebenso selten sind Krankbeiten, welche durch ein ausselnveifendes Leben hervorgerufen \ver-den; die in den letztverflossenen Jahren vorgekommenen Falle wurden durch die turki-schenTruppen eingescluvarzt. Selbst die Pest findet bei den Bulgaren, welehe Vorsichts-massregeln dagegen ergreifen, \veniger Eingang, als bei den fatalistischen Mosliinen. Durch den Balkan in geografiscber Beziehung von einander getrennt, haben selbst die beiden Hauptzweige des Starnms im Norden und im Siiden jenes Gebirgs kein Bewusstsein ibrer Einheit, und die grossen Thaten, die ibre friihere Geschichte auf\veist, iiben auf sie nicbt den begeisternden Eindruck, den ahnliche Traditionen bei den Enkcln der Serben und Montenegriner hervorgebracht haben. Sogar die Sprache der Sud-Bulgaren nimmt den eigentluimlichen griechischen Accent an, \velcher sie, selbst abgesehen von dem starken Zusatze fremder Worte, in hochst auffallender Weise von dem nord - bulgarischen Dialekte unterscheidet. Auch die an latarische Abkunft erinnernden Sitten, in unzertrennlicher Gemeinschaft mit dem Pferde zu leben, den Kopf bis auf einen langen Iiaarbuscbel zu scheeren, u. dgl. haben sicli bei den Sud-Bulgaren grossentheils verloren, wiibrend sie im bulgarischen Balkan-Lande noch beobachtet werden. Die auf dem bulgarischen Ufer ansassigen VValachen thcilen iin Allgemeinen den Charakter des romanischen Hauptstamms am linken Gestade der Donau. Sie sind weniger arbeitsam als die Bulgaren, haben jedoch dieselbe Empfanglichkeit 1'iir Bildung und hohere Entwicklung. Das raschere Blut, das in ihren Adern kocht, liisst sie in Mussestunden nieht, wie die Tiirken, im gedankenlosen Nichtstbun eine Erholung sucben; ihr lebhaftes Temperament treibt sie baufig zum Trunke und zu Rechtsverletzungen. G Die Tataren d er Dobrudscha liaben den Charakter ilirci* Stammgcnossen in der Krimm bevvahrt, dienen aber den glaubcnsvenvandten Osmancn bereitvvillig als leiehfe Heiter im Kriege. Die geschilderten Scliichien der Beviilkerung Bulgarien's iibcn aueb nach den Dogmen verscbiedener Religionen ibren Cnltus aus. Ungeachtet. der ersicbtlichen Abnabme dcs moslimischen Fanatismus und der Neigung der Pforte zur Gevvahrung einer allgcineinen Glaubenstolcranz feiern noeh gegenwar1ig \vedcr die der griechisch-nichtnnirten Kircbe zugetbanen Bulgaren, noeh die in einigcn Dorfcrn des Sistover Bezirks im Ejalet von VViddin und in dem Dorfc Malkotscii unvveit Tul (seli a befindlicben katboliscben Landesbewobner ibren Gottcsdienst ganz froi. Beiden Theilen ist es nicbt gestattet, hocli iiber den Erdboden binausragende Kirehen zn besitzen, sic mil Thiirmen und diese \vieder mit Gloeken zn versehen, und ob\vohl bei Begrabnissen das blfentliche Erscheinen der ebristliclien Priester zn einer nicbt melir angcfochlenen Gewohnhcit geworden, tragt doeh selbst das Ganze eines Leichenzugs den Stempel der Erinnerung an die kaum scit einem Decennium nieht melir vorkommende Verfolgung und Bedriickung der Christen noeh immcr an sicli. Die griccbisch - nichtunirten Bulgaren belracbten den Palriarehen in Constantinopel als ihr kirchliclics Oberhaupt. Die Erzbischofe in Sofia, Trnova, Silislria und Varna legen sich die Titel von Metropolitcn bei, in Scbumla, Tultscha, Rustschuk und Widdin sind einfache Bistluimcr. Als Biscbdfe und Erzbischofe kommen meistens Grieehen in das Lami, \velcbe kaum Bulgariscb versteben und ilire geistliehe Wiirde meist der Simonič verdanken. Die katholischen Gemeinden stehen unter der Oberaufsicbt des in der Walacliei zn Bukarest uohnenden rbmiseb-katholischen Bisehofs, der zugleieh den Titel eines Bisehofs in partibua in/ulelium von Nikopolis fiihrt, das zufallig in der Nalie der vier katboliscben Gemeinden Beline, Ores, Transevicza und Lažine liegl. Die Seel-sorger diescr Communitiiten sind Priester aus dem Institute der Propaganda in Rom und der bulgarisehen Sprache vollkommcn miicblig. Diese Gemeinden sind erst dureli den Schutz Oesterreichs von den grausamen Verfolgungen der Tiirken bcfrcit worden; jetzt aber bezahlen sie keine Kopfsteuer und geniessen einigo Privilegien. Mil Riiek-sicbt auf ihre Religion heissen sie bei den Bulgaren Deutsche, obwohl sic theils sla-wischer, Iheils romaniseber Abkunft sind. Die bulgarisehen Mo sl im en sind im Allgemeinen bigott, und dieReicbenglauben durch die Erbauung einer Moscbee sich die Freudcn des Paradieses sichern zn kon-nen, ivesshalb die grdsseren Orle fast durebaus mit einer bedeutenden Anzahl soleher Bethauser versehen sind und die schlanken Minarets den Stiidten cin sehr piltoreskes Ansehen verleihen. Docli besteben die modernen Denkmaler dieser Art keinen Vergleieb mit den iilteren abnlieben; wahrend jene, aus dem schleebtesten Bau-materiale aufgefilhrt, nach wenigen daliren schon einstiirzeu, und durch den Fatalis-mus der Tiirken jede Ausbesserung fast fiir siindhaft crkliirt wird, Irotzen diese, aus festem Gesteine nach byzantiniseben und arabisehen Vorbildern erriebtet, schon seit Jahrlmnderten allen Elementareinflussen, und in arebitekloniscber Beziebung vvai’ es ein grosser Verlust, dass wahrend (los letzten russisch - tiirkischen Kriegs d it' Zer-storung der grosseren Moscheen in Bulgarion so eilrig betrieben wurde. Die (eutychianischen) Armenier verelircn den fiir sie in Constantinopel bestell-len Patriarchen als kirchlichcs Olterhaupt. Dio Israeliton cndlich, die hier zerstreut lebon nnd grosslentbcils linter dem Namen der spanischen Juden bekannt sind, gehoron der Secle der Talmudisten an. Die in anderen Theilen des osmanischen Reiclis selir verbreitete Seete der Chasidim, \velche sicli durcii eine heiterere Lebensansicht und den Ulauben an die Wundcrkraft ihrer zeitliclien Hiiupter von den strengen Talmudisten unterscheiden, fin det sieli in Hnlgarien nicht. Nocli muss der in der Dobriulscba ansiissigen L i p p o \v a n er erwahnt werden, die in mehreren Punctcn von der griecbiscb-orientaliscben Kirebe abiveichen. Diese Puneto beziehon sieli z\var mir anf den Toxt der Kircbenbiicher, allein ilie Ver-tolgung, \vclclie diese sogenannten AltglSubigen dureb iliren starren Gegensalz zur Staatskircbe seit zvvei Jalirbunderten in Rnssland erfabren mussten, bat einen Unter-sebied der religiosen Gebranebe und ausseren Lebensgewohnbeiteii begrtindet, \velcber die Lippo\vaner zur strengsten Absonderung von allen Andersglaubigen ver-anlasst. Die in Bulgarien angesiedelten Raskolniken verebren einen eigenen Bisebof, der sieli niebt im Lande befindet, als Oberbaupt, sind jedoeb aucb unter sieb iiber i lire Kirebenverfassung niebt einig. Sowie sie selbst aus iliren Bilualeeremonien ein grosses Gebeimniss maehen. \verden sie von den anderen Anbangern der grieebisehen Kirebe veracbtet und verabsehent. Man bcbauptet. bei Einigen gelte, vvie bei den Drigenisten, der Grundsatz, dass die Verstilmmlung der Zeugungstbeile dureb den Griinder der christlichen Religion selbst geboten sei, umi nacli der Geburl eines Sohnes lasse der Valer mit einer Ari von Feierliebkeit an sieli diese barbarisebe Operation vornebmen. III. Verwaltung und Besteuerung. Bulgarien bestebl, wic bereits im Eingango bemerkt \vorden, aus mehreren Begierungsdistrieten, deren Vrorstande, j<‘ nacli der \Viebtigkeit der Ejalels, denTitel Wali(Vieekonig) oder Miitessarif(General-Gouverneur) fiihren. ZurLeitnng der VerwaUungsges(‘bitfte ist jedem Gouverneur eine Heratliungsbeliorde unter dem Namen Medschliseli zur Seile gegeben, welcbe aus dom Defterdar (General-Contro-lour), dom Kadi (Riebter), dem Mufti (Auslegor des Korans und Verlroter der Glaubensangolegenlieiten), dem Serijat Nasir (Vortreter der Agricultur), cndlich aus Tseharabadsebis oder gewahltenRoprasentaiiton jeder Nationalitat der Kajali s zusam-mongcsetzt ist. Die Entscheidung der vor diese Reborde gebracbten Civil- oder Strafsachen und politiseben Fiillo wird dureb Stimmenmobrbeit gefallt; da sie aber auf dem Koran und den iilteren Auslogungon dosselben bomben muss, ist als Bevveis ihrer IJebereinslimmung mit den Grundsatzen der theokratisobeu Staatsvorfassung die Beistimmung des Kadiš und Muftis erfordorlioli. Das Ver-fahren ist miindlieh und sehr einfaoh, so dass nacli Einvernehmiing der Partoien der riobterlicho Aussprneh moistens ohne Verzug golalll wird. Die Exeoulion der hiernach vom Mufti schriftlich ausgefertigten Sentenz (Fetvva) wird beim Kadi angesucht. Die christlichen Mitglieder des Medschliscli gehen aus der VVahl der Gemeinde-angehorigen horvor. Ilire Sorgo ist es, die Steuersumme auf die einzelnen Contri-buenten zu vertheilen und von denselben einzuheben, das Vermijgen der christlichen Communen zu verwalten, Schul- und Kircheneinrichtungen zu uberwachen etc. Bezuglich der Theilnahme an den Geschaften des Medschliscli stelien sie meistens unter dem Einflusse der Regierungsbeamten, so dass ilire Mitvvirkung ofl zu einem blossen Scheine herabsinkt. Wenn die Meinung des Medschliscli von der Ansicht des Statthalters alnveicht, wird die Frage dem Gouverneur und Rathe einer entfernten Provinz zur Entscheidung zuge\viesen, oder es werden heide Theile nach Con-stantinopel vorgeladen, so dass eine jede solche Differenz zu weitliiuligen Ver-handlungen mit bedeutendem Kostenauf\vande fiilirt. — Dass selbst jetzt noch mir Tiirken als Zeugen vor Gericht angenommen werden, ist eiu selir grosser Uebel-stand, der oft ungerechte Entscheidungen zur Folge bat, zumal bei Criininalfallen der Zeuge aus eigenem Antriebe vor Gericht erscheinen muss, nie zur Zougen-schaft verhalten werden kann. Zur Controlle der Administration \verden iifters von der Pforte ausserordent-liehe Commissare abgeordnet, \velche aber, von dem Detail der ersten Provinz, die sie betreten, Rumelien s, ganz absorbirt, ilire Wirksamkeit selten \veiter hinaus-tragen. Die Ejalets zerfallen in Kasa s und diese wieder in N a hi e n. Die Venvaltung der ersteren vvird in derselben Form und nach denselben Grundsiitzen, wie jene der Gouvernements gefuhrt. Auch dem Ajan, welcher die Verwaltung des Kasa leitet, steht ein Medschliscli zur Seite und ist in ahnlicher Art, wie der Rath des Gouver-neurs zusammengesetzt, mit der einzigen Ausnahme, dass hier an der Stelle des Defterdars ein Malmudir steht. Der Rechtszug von diesen Gerichten geht jedesmal an den Statthalter der Provinz, und oline seine obergerichtliche Entscheidung kann keine Streitsache zur Revision nach Constantinopel gelangen. Die administrative Unterabtheilung der Provinzen ist so haufigem Wechsel un-terworfen, dass es sehr schvver fallt, dieselbe mit ciniger Genauigkeit anzugeben. Die Verleihung des Gouverneur-Postens an eine hoher steliende oder Geldopfer zu bringen geneigte Personlichkeit hat oft die Einverleibung selbststandiger Districte zur Folge. So vereinigte seiner Zeit Hussein Pasclia in Widdin den grossten Theil des Ejalets von Nissa mit den ilim unterstehenden Bezirken. Solia \var vor nicht Langem, unter Osman Pascha, der Sitz des Gouverneurs fiir Rumelien, welchen Titel, oline die fruhere administrative Ausdehnung, gegenwartig der Pascha von Monastir fiilirt. Die naturliche Arondirung der Bezirke wird dabei gar nicht beachtet, auf das seltsamste verzacken sicli die Granzen derselben sinnlos in einander. — Mitunter \verden aucli mehrere Ajanliks zu einer Provinz (Liva) vereinigt und von einem Kaimakam als Gouverneur-Stellvertreter regiert. Diess ist z. B. bei Tultscha, Schumla, Trnova etc. der Fali. Gegemvartig unterstehen dem Pascha von Nissa sogar drei Kaimakame: zu Sofia, Samakov und Kustendil. Kine Liva wird manchmal selbst mit dem Namen cines Sandschaks bezeichnet, dcssen Vorstand als Zeichen besonderer Bevorzugung sogar den Titcl eincs Pasehas filhrt, \vie diess z. B. gegenwartig mit Varna der Fali ist. Den letzten Beriihrungspunct zwischen Venvaltung und Volk bilden in den Nabien die Bolukbaschis und Kirsardare, welche so\vobl die Befehle der Regierung zur Kenntniss der Bevolkernng bringen, als auch die Angelegenheiten dieser letzteren den dafiir bestellten Behorden zuleiten. Noeli ist schliesslich der Saptie's und Seimens Erwiihnung zn thun, welche die Classe der untersten Diener der Executivgewalt bilden. Dieselben stehen in jedem Bezirke miter der Aufsicbt eines von der Begierung angestellten Juzbasehi. Ihre Zah! richtet sicb naeh der Grosse der Dislricte; so bat Sofia 4!>0, Samakov 250 Mann. An jedem einzelnen Orte, ob viele oder wenige, werden sie von einem Tscbausch be-fehligt. Sie werden beliebig aufgenommen und entlassen, und tragen, in letzterem Falle brodlos ge\vorden, nicbt \venig zu der in neuerer Zeit hochst bedrohlicb ge-\vordenen Unsieberbeit der Strassen bei, da sie sebon im Dienste biinlig mit Dieben und Baubern einverstanden waren. Das Wohl und Webe einer Provinz bangt nocb immer ganz von der Personlich-keit des an der Spitze der Venvaltung Stelienden ab. Dieselbe untersebeidet sieh heutigen Tags von der vor Einfuhrung des Tansimats bestandenen Willkiirberrscbaft mir in dem einzigen Puncte der Entzielmng des Beebls, iiber Leben und Tod zu entscheiden. Die beiden anderen Garantien fiir Ehre und Vermogen, \velehe der beriibmte Hattischerif von Giilhane gegeben, werden \venig beriieksiebtigt, die korperlicben Missbandlungen und willkiirlieben Beschrankungen der personliehen Freiheit dauern fort. — Bei allem redliehen Willen und ernsten Streben naeh Be-formen, deren Balin von dem an der Spitze der Pfortenregierung stehenden Gross-Avesir eifrig verfolgt wird, erbalten aus dem Heere der in Constantinopel auf Anstellung Harrenden in der Begel doch immer die Meistbietenden oder einzelne Begiinstigte, grossentbeils Unfahige, den Vorzug, weil, wenn auch die boehsten Wiirdentriiger unbestecblieb, andere Geld annebmende Vermittler immer vorlianden sind. Die ersten Gedanken nacb dem Amtsantritte Solcber sind darauf gericbtet, ihre Auslagen, nebst einem erkleklichen Gewinne, baldmiigliehst bereinzubringen, indem bei derWandel-barkeit der Anstellungen die Dauer der lucrativen Amtsgewalt sebr kurz zu sein pflegt. Mit den traurigen Zustiinden, welehe in der Personlichkeit vieler Statthalter ihren Grund haben, halt die Incapaeitat und Habsucht der Unterbeamten, bis zum Seimen herab, gleichen Schritt. Nur Fremde, \venn sie von ibren competenten Behorden kraftig unterstiitzt \verden, geniessen einer gesicherten, bei den excep-tionellen Privilegien der Consnlar-Aemter einer umfassenderen personliehen Freiheit. Daber auch das Drangen und Trachten aller Bajah's, die nur einen Funken von An-sprueh auf irgend einen Consular - Schutz austindig maehen konnen, um Erreichung desselben. Die oben bezeichneten Autoritaten und ihre verschiedcnen Organe besorgen zugleich dieEinhebung aller jener landesiibliehen Abgaben, die nicbt an besondere Individuen verpachtet sind. Bulgarien gehiirt in die Kategoric der wenigen ouropaischon Provinzen, die ausser den altberkommlichen Lasten keine orst der N<*uz(*i(. ungeborende Besteuerung zu tragen haben. Die vorziigliebsten Z\veige der zu zablenden ofFentlichen Altgaben sind folgende: 1) Dor Haradsch oder die Kopfsteucr, welcbe alle Itajab's, als nacli dem Kriegsreclite dem Snllan zum Eigenlliume verfallen, entrichten miissen. Naeh den Vermogensvcrbaltnissen der Verpflicbteten gibt es drei Abstufungen des Haradseb: in der crsten, Edna, sind 1 !j, in der z\veiten, Efsad, 30, in der dritton, Ayla, 60 Piaster zn zahlen. Das Alter, mit welchem die Pflieht zur Entricbtung des Haradsch beginnt, ist. auf das zuriickgelegte 115. Jabr festgcsetzt, docli \verden bierin manebe Willkiir-licbkeiten begangen, und oft sebon Kinder von 7 Jahren jener Steuer unterzogen. Frauen, Erwerbsunfabige und Greise sind von der Steuer befreit. 2) Die Vergili ist cine allgemeine Contribution, welebe obne Unterscbied der Nationalitat der Untertbanen auf jedes Hans umgelegt wird. Ilirer Natur naeh ist sie eine Vermiigenssteuer und \vird von den Tsebarabadscbis naeli einer approximativen Scbatzung des Eigentbnms dnrehsebnittlieb mit 17'/a Pereent desselben eingeboben, wobei jedoeb factisclv die Moslimen gegeniiber den anderen Glaubonsgenosseii sebr im Vortbeile sind. 3) Der Ondalik oder Zebent zerfallt in den Asehar oder Feldzebent, und in den Beylik oder Viebzebent. Beide Al ton dieser Abgab(! sind allgemein. Jeder Grund-besitzer muss den zebnten Theil seiner Bodenerzeugnisse an den .S ta at als Obereigeu-thiimer alles (irundes und Bodens abfiibren, ebenso jeder Besitzer einer Sebaf-oder Ziegenbeerde das zehnte SUiek abliefern oder den Wertb desselben in Geld bezablen. Vom Hornvieb, Pferden und Gefliigel, wird kein Zebent, sondern eine geringere, im Betrage haulig weebselnde Abgab(! im Gelde eingeboben. Die Erbebung des Beyliks wird an Finanzpaebter iiberlassen, jene des Asebars soli den Gemeinden in Paebt gegeben \verden. — Abarten des Beyliks sind derOttlak oder Jarberit, eine VVeidegebiibr, der Berderit und Baldarit, Abgaben ftir die Beniitzung von Brunnen und robrbe\vacbsenen Niederungen, in vvelchen die Heerden im Winter sicb aufbalten, der Tschibuk-Parassi, Ziihlgeld fiir die Scbafe, und noeb andere dureb die Habsueht der einzelnen Gouverneure oder Ajane in’s Ijeben gerufene Belastungen, die aber gewi')hnlieh als epbemere Ersebcinungen zugleieb mit ibren Scbopfern untergeben. Der Sedschridsebe ist eine Abgabc, die n ur auf den AVeingarteu lastot, und nacb dem Verhiiltnisse von 1K Pereent des Wcrtbs im Gelde bczablt werden muss. Der Serdschinperdsebin ist eine besondere Abgabe fiir Borstenvieh. Die Begierung' suebt diesen Zweig der Viebzuebt dureb eine starke Besteurung zu unter- * driieken, so dass gegenwartig Verkiiufer, Kiiufer und Seblaebter eines Selnveines, jeder fiir sieb, 3 Piaster bezablen. Der Iebtisab —Verzebrungsteuer — wird niclit mir beim Verkaufe von Fleiseb und anderen Genussartikeln, sondern auch von Pferden, Oebsen, Biillcln, von Wolle, Hauten, Honig, VVacbs, Fellen, Lcder, Gespinnsten ete. und von auslandisehen Stoften, \venn sie im Innern des I^andes umgestaltet werden, mit I Para vom Piaster, d. i. mit 2'/o Pereent des Wertbs, eingeboben. Eine andere Kategorie dieser Steuer ist die im Jahre 1846 untcr dem Namen Haradschlimriik aufgehobene, aber schon nach einem Jahre unter der Benennung Batscli \vieder ersehienene Abgabe, die voh Holz, Balken, Breternetc. nach demselben Verhaltuissc von 2'/»Percent des Werths entrichtet werden nuiss. Wein und Brannt\vein zahlen von jedem Fasse (l(i Oka) 1Percent, nebstbei noch eine geringc Abgabe fiir jede Schenke. Die Erzeugung von Meersalz, der Fang von Fiseben und Blulegeln, die Benii-tzung von Weiden sind Begalien, deren Vcrpachtting dem Staate betrachtliehe Summen eintragt. Ein anderes Monopol der Begierung bildet der Verkauf von Salz, gebranntem KalTee, Sehnupftabak und Sehiesspulvcr. Fiir Piisse zurBeise im Inlande werden an Stempelgebiihren G Piaster, zur Reisc iits Ausland 40 Piaster eingehoben. Bittschrilten erfordern einen Sfempel von HO Para, VVeclisel, welche auf keine hohere Summe als 100 Piaster lauten, 40 Para einer solchen Gcbiihr, die fiir Belriige bis 1.000 Piaster um das zehnfache erhiiht wird. Contraetc, \VaffenpSsse u. dgl. erheisehen einen Taxerlag von 3 Piastern, llams (Urtheilsabschriften) und Hodgets (Vertrage iiber den Verkanf liegender Giiter) hin-gegen eine Stempclgobiilir von 0 Piastern. Die Ari: der Einhebung des Haradscli und der Vergbi verdoppelt den Betrag beider Altgabeu. IJm nicbt fiir vcriniiglich gehalten zu vverden und dadtirch Gefabren ausgesetzt zu sein, liisst es jeder Zahlungspfliehtige auf die executivo Eintreibung ankommen. Die Eintreibungsmannsehaft lebt dann auf Kosten der Gemeinde und nimmt selbst noeli Lebcnsinittel lort, \vahrend der Landmann seine Producte ver-schleudert oder Geld darauf borgt, um der Steuerforderung zu cntsprechen. Auch vverden die eursirenden Miinzen mir mit einem durebschniltliehen Verlusto von Iti Percenten bei der Steuerzahlung angenommen. Neben diesen Steuern und deren druckender Einhebungsart, lasten auf dem Bajali aber auch noeli andere, nicbt unbedeutende Verpdichtungen, fiir deren Leislung er nicbt entschiidigt wird. Dergleicben sind Transporte, ofTentliehe Bauteu und Bc-paraturen aller Ari, wozu die Bajah s oline Beriicksichtigung der Entfernung der Diirfer und der Jahreszeit gezwungen \verden. Der Bedarf des Konaks (Residenz des Stal t-halters) wird schonungslos erpresst. Ausser den Staatsabgaben triflt den griissten Tlieil der Bewohner Bulgarien’s als Anliiinger der griechisch-niehtunirten Kirclie eine namhafte Anzahl von Gelil-entrichtungen an die Hierarchie derselben, zumal die Art, in \velcher die meisten llaupfer derselben zu ihren VViJrden gelangen, sie auf die miiglicbsle Ausbeutung der erlangtenStellung ver\veist, und die niedere Geistlichkeit, \velche ilire Aemtergrossten-Iheils vom Bisehofe erkauft, sicli gleichfalls fast jede Funclion zu boben Preisen bezah-len liisst. VVenn also auch fiir den Unterhalt des bulgarischen Klerus zunachst dureh Ausmessung eines nach der Familienanzahl der Ortsein\vohner festgestellten Beilrags gesorgt ist, so bilden die Vornahme religioser Uandlungen und die sehr oft sicli \viederholenden oftentliehen Sammlungen, bei velchen die Bevolkerung dureh allerlei Mittel zu Beitriigen vermocht wird, die Hauptqucllen ihres Einkommens. So bezieht der bulgarische Pope fiir die Spendung der Sacramenle, v obei besonders fiir eine z\veite oder dritte Ehe bedeutende Summen festgeselzt sind, dann fiir Begriibnisse, die Wasserweihe etc., Gebiihren, welche sich der Wohlhabenheit des dabei interessirten Individuums anpassen und in Verbindung mit den an ilie Bischofe und Metropoliten zu zahlenden Beitriigen eine niclit unbetrachtliche Summe in Anspruch nehmen, da das ordentliche Einkommen der Metropoliten und mehrerer Bischofe nacli Beschaflen-heit der Diocese auf 40.000 bis 80.000 tiirkische Piaster veranschlagt wird. Ueber-diess milssen die einzelnen Familien und Klostcr nocli durch verscbiedene Natural-beitriige zum gewohnlichen Hausbedarfe der Popen und Bischofe contribuiren. Sind Letztere bei ilirem Antritte mit einem grossherrlichen Ferinan versehen, so kiinnen sie ein 40tiigiges Gebet fiir ihre Glaubigen abbalten, und d a fiir von jedem Hause ihrer Diocese eine Steuer von 4 Piastern einbeben. Der Unterbalt der osrnanischen Priester wird regelmiissig aus der Verpacbtung von liegenden Giitern bestritten, \velche ent\veder zur Zeit der Eroberung des Lands den Moscbeen zugesprocbcn wurden oder als fromme Vcrmachtnisse denselben von Zeit zu Zeit zufallen. Im Ganzen ist die Dotirung der osrnanischen Religionsdiener ziemlich diirftig und steht weit hinter jener der griechischen Geistlicbkeit zuriick. IV. Bodencultur und ihre Zweige. Die Bodencultur bat in Bulgarien, mit Ausnahme \veniger Landstriche, welcbe durch die Gunst besonderer Umstande in der Entnicklung weiter gediehen sind, im Allgemeinen noch koine bedeutenden Fortschritte gemacht, da denselben Un-sicberheit des Eigenthums und Ueberbiirdung mit Steuern und Privatabgaben im Wege steht. Die Pforte, \velcher nach orientalischer Auffassungsweise das Eigenthum alles Bodens durch die Eroberung des Landes zugefallen ist, hat noch immer einen nam-haften Theil desselben nicht in irgend einer Art an Private uberlassen, weil die Provinz sclnvach bevolkert ist und die Producte, die ihr auf dem Wege des Feld-baus abgenommen werden, noch kein eigentliches Slaats - Einkommen bilden. Ein grosser Theil des Bodens liegt daher nicht nur brach, sondern nutzlos da. Beziiglich desselben steht aber jedem Bevvohner, er mag nun Moslim oder llajah sein, das Reeht zu, ihn durch Ptlug und Haue urbar und ertragfahig zu machen; findet er das Besultat dem angewandten Kraftauf\vande nicht entsprechend, so verliissi er den Neuriss, urn sich auf einer anderen fruchtbareren Stolic zu versuchen. Diese Freizugigkeit des Landmanns wird von der Pforte geschiitzt, da sie vor den argsten Bedriickungen localer Gewalthaber sichert und oft schon ganze Dorfgemeinden mit ihrer Familie und sammtlichen beweglichen Habe ihr Heil in fernen Gegenden auf-suchen liess. Unter solchen Umstanden beschrankt sich der Landmann hinsichtlich der Er-tragsfiihigkeit der Grundstiicke lediglich auf die der Natur iinvolmendc Kraft, die zu cntwickeln und zu vermehren er sveder Kenntniss noch Willen hat. Obwohl er durch die Mokanen und seinen eigenen Beiehtbum an Scliaf- und Ilornvieli sich zur Amvendung der Diingung mit Viehmist fast getrieben sieht, vernach-lassigt er dieselbe ganz, gesclnveige dass er den im Lande selbst so baufig vor-handenen Gyps sich zu Nutzen machte. Hierbei kann von einer Abwechslung in der Bewirthschaftung der Grundstiicke ohnehin keine Rede sein, und es ist nur zu bedauern, dass selbst in Gegenden, wie zum Beispiele um Razgrad, Trnova, Lovcza, und Plevna, oder an den besuchteren Kiisten des sclnvarzen Meers, wo die landwirth-schaftliche Industrie wegen gesteigerter Naelifrage nach ihren Erzeugnissen schon mehr fortgeschritten ist, an einen rationellen Betrieb der Landvvirthschaft noch nicht gedacht \vird. Wahrend die eben bezeicbneten Grundstiicke der freien Beniitzung iiberlassen sind, hat die Regierung einen nicht unbelrachtlichen Theil des Bodens als Nutzeigen-thum an Private unter dern Namen von Spabiliks iiberlassen. Die Herren dieser Griinde, Spabis genannt und in gewisser Beziebung den adeligen Lehngutsbesitzern des Occidents ahnlich, erwarben durcli die ilinen zu Theil gewordene Schenkung das Recbt, von Allen, \velche sich auf iliren Grundstiicken niederliessen, Arbeitsleistungen und Naturalienabgaben zu fordern, allerdings obne iiber sie irgend einen privilegirten Gerichlsstand ausiiben zu konnen. Da jedoch in dieser Beziebung von jeher die grossten Willkiirliehkeiten stattfanden, hat sich aus diesem Verhaltnisse der Insassen zum Spahi eine Art Unterthanigkeitsverband herausgebildet, welcher so\vohl hinsicbtlich des Umfangs der darin begriindeten Rechte und Ptlichten als auch der Ausiibung derselben den eigentlichen wunden Fleck in der Existenz der ackerbauenden Classe ausmacht. Die Pforte erkannte endlich die Nachtheile dieser Vervielfaltigung der Lasten des Landmanns, und setzte nicht nur einem \veiteren Umsicbgreifen derselben Schranken, sondern begunstigte und bel'ahl hier und da, namentlich in dem Ejalet von Widdin, die Enllastung des Grundeigentliums auch von den bisherigen Biirden. Geht man nun von dieser Anschauung der Bodenverhaltnisse in politiseber Beziebung zu dem rein okonomischen Standpuncte iiber, so begegnet man zunachst jener weit ausgedehnten Slrecke Landes, die noch unberiihrt der Zeiten harrt, wo das Land, durch zahlreichere Arbeitskrafte gesegnet, seinen Beichthuin zu ent-falten im Stande sein wird. Diese iiberall in Bulgarien vortindigen Gebietstheile bilden die Weideplatze, welche der bulgarische und siebenbiirgische Hirt mit seinen Heerden inne hat. Das Ertriigniss dieser Triften besteht nur in den bedeuten-den Abgaben, vvelche die Heerdenbesitzer an die Pachter jenes Staatsgefalls zu entrichten haben. Nachst der Weide hat der Ackerbau im weitesten Sinne des Worts die meiste Bodentlacbe in Anspruch genommen. Die Fortschritte, velclie das Land in dieser Hinsicht gemacht hat, sind, ungeachtet der friiher gemachten Bemerkung iiber den eigentlichen Mangel an rationeller Bodencultur, seit dem Zeitraume, wo die Ge-staltung des Ausfuhrhandels der Venvertlmng aller Producte des Ackerbaus eine lohnende Aussicht erolTnet hat, nicht zu verkennen. Die Gegenden Bulgarien's, in denen am meisten Feldbau getrieben wird, liegen theils an der Donau, vor-ziiglich um die bedeutenderen Ufcrstadte, wo die Nahe der Wasserstrasse die Ausfuhr erleichtert, theils in den Niederungen des Balkans, welche vorziiglich eines gemiissigteren Klimas sich erfreuen, theils endlich in den fruchtbaren Ebenen der Dobrudscha. (Juter den Feldfriichten, die angebaut \verden, iiimnil der VVeizen die erste Stelle eiii. IMese Fruchtgattung ist hier zu Lande durcligehends von giiter, oft von ausge-zeichneter Qualitat, z. B. um Widdiu, Nikopolis, Trnova, Silistria, Babadagh, Varna nnd Schumla. — Mais ist ein zweites Haupterzeugniss des Lands; er wiichst in mannshohen Stammen, vvird wegen seines schonen melilreichen Kcrns, der ein Hauptnahrungsartikel der Landbe\vohner ist, iiberall, vorziiglieb aber in der Gegend von Silistria, Widdin, Tortokan, Sistov, Lom, dann in den fruchtbaren Ebenen von Babadagli, wie auch um Varna und Scliuinla gebaut. — Beide Kornergattungen zu-sammen liefern in gesegneten Jahren eine Ausfubr von 24i>.000 Kilos. Bechnet man den Kilo VVeizen zu J>0, und den Kilo Mais zu 30 tiirkischen Piastern, so stellt sieli eine Einnahnie von 10,S70.000 Piastern, oder 1,087.000 Gulden beraus. Auch Gerste wird in ziemlicher Menge gebaut, in minderer Ausdehnung Hoggen und Hafer. Der W e i n b a u ist in Bulgarien einheimiscb, findet jedocb \veder den umfassenden fletrieb, noeb jene PHege, welche dieser Culturzvveig auf einem so fruchtbaren Boden eigentlieli verdiente. Felilt es dem Lande schon iiberliaupt an Arbeitskriilten, so muss die Bebe, die nur nach, nicht neben den Cerealien beriicksiehtigt wird, au und fiir sieli stiefmiitterlieh behandelt werden. Nebstdem stand dem Weinbau in Bulgarien auch von jeher der strenge Sinn der Osmanen entgegen, welche zwar indi-viduelj meist keine Feinde seines Products sind, demselben jedoch im Principe nicht huldigen dilrfen; die Bajali's, welche Leben und Sittcn so haulig nach der Anschauungs-weise ihrer Ueberwiuder einrichten rnussten, konnten demzufolge auch nur versnclis-weise zu Werke gehen, und haben es mit Muhe so weit gebracht, ihren eigenen Bedarf an diesem Erzeugnisse zu decken. Endlich bat die Begiorung, die sonst keine Zwischenzolle kennt, den Weinhandel von einem Paschalik zum anderen mit einem Zolle belegt. Die vorziiglichsten Weingegenden Bulgariens sind die an derDonauum Widdin, Nikopolis, Sistov und Bustschuk. Das Erzeugniss nahert sich mehr den ungarisehen Weinen, oline aber au Farbe oder an Alkoholgelialt mit ihnen gleicli zu stehen. Eine sorgfaltigere Manipulation bei der Kelterung der Trauberi, dem Gahrungsprozesse und der spateren Aufbewahrung niiisste den giinstigsten Einfluss auf das Getrank tiben, wahrend dasselbe bei der gegemvartigen Behandlung nur herbe erscheinen und sich wenige .lahre genussbar erhalten kann. Endlich dilrfen bei einer land\virlhschaftlichen Rundschau liber Bulgarien die Zuslande der Wiilder nicht ausser Acht gelassen vverden. Bulgarien ist im Besitze sebr verwendbarer Holzgattungen; Be\veis dafiir sind die riistigen Barken, die auf den Werften in Bustschuk, Tultseha etc. jahrlich vom Stapel laufen, sowie die \Vohngebiiude, deren Gerippe durchgehends aus dem hartesten Buchen-holze verfertigt werden. Allein sowohl der inliindisehe Schitrbau, als die Holz-verfrachtung haben bisher nur die dem Transporte giinslig gelegenen Waldungen in Anspruch nehmen konnen, vvo auch die Axt des Holzhauers arg bauste. Wie in einem neu entdeckten transatlantischen Coloniallande, vvurden liier junge und alte Stamme ohne Unterschied gefallt, und sichtbarer Mangel an schlagbarem Holze ist iiiim die Folge dieser gedankenloseu Venviistung. VVolil liietef dei' Halkan mit sei-nen Abhiingen noch Holz iin Uberllusse, jedocli die Wege, die nach seinen VViildern fiihren , machen seine Scliiilze dem Gebrauche 11 ur sehr scliwer zuganglieh. In den Waldungen, die nocli in Niemands Eigenthum iibergegangen, kann natiirlich von einer Beaufsichtigung der Nutzungsvveise keine l{ede sein; zn bedauern ist aber, dass die naniliche Bemerkung nielit mir von den Waldern gemacht werden muss, welche Gemeinden angehoren, sondern selbst von einigcn Forsten in der Gegend oberlialb Schuinla und Varna, in \velclien sicb die Regierung ausdriieklicb das Nutzungsreeht vorbehalten bat. — Einer besonderen Pflege erlreut sicli in Bulgarien mir der Maul-beerbauni, dessen Cultur den Haupter\verbszweig der Bevvohner von Trnova ausmacht, und in der Neuzeit eine zmn Garbestofle vorziiglich geeignete staudenartige Holzart, welche tiirkisch „tatre“ und griecbisch „skumpie“ genannt wird, im llandel sehr haulig vorkomint, und in den Gegenden von Sistov, Nikopolis und 1’levna am besten gedeiht. — Obvvobl der Hoden nebstbei aucli viele Obstbiiume erzeugl, werden doeli. mit Ausnabme der Kirscben von Varna, durcliaus keine edleren Obstgaltungen in Bulgarien gezogen; solebe Producte sind gliiicli der Raunnvolle und dem Tabak tast ausschliesslicbes Eigentlium der sUdlicli vom Balkan gelegenen runielisch-macedoni-schen Begion. Von den Schatzen, vvelclie in den Eingeweiden des Balkans ruben diirften, bat der Gewerbtleiss der Turken oder Bulgaren nocli Niebts zu Tage gefordert. l)ie Nacbtorsehungen einiger Privaten lieferten nur den Beweis des Vorbandenseins von Eržen, Salzen, Steinen, vverllivollen Erdarten, brennbaren Fossilien, ohne dass eine Ausbeutung getblgt vvare. Nur in Samakov besteben mebrere Hiitten-, Poch- und Haimnenverke, welcbe die Er z e der nalie gelegenen, selion im boben Alterthume bekannten Minen des Despoto-dagb, das vorziiglichste Erzeugniss dieser Art im gan-zen osmanischen Beicbe, zu Kanonenkugeln, Boheisen und Barren verarbeiten. Aueli in dem Pascbalik von Varna standen selion Hocli- und Gussijfen im Betriebe, vvurden aber durch iibertriebene Abgaben-Forderungen im Keime erstiekt. Die Bulgaren von Kasan versenden Sebleifsteine von betraebtlieber Grosse bis nacb Cou-stantinopel, in der Nachbarseliaft von Kasan konmit Salpeter in einer ausge-dehnten Grotte vor. V. Viehzucht und Thierfang. Das eigentliebe Stammcapilal des Landcseinkoinmens bildet die V i eh z u eb t. Bevor nocli das Nationalvermogen durch die Erweiterung des Ackerbaus und die Ausfuhr der Cerealien einen Zuwaclis erbielt, \var selion dieser Zweig der landwirtb-schaftliehen Tbiitigkeit durch die Gunst der einbeimiselien Verbaltnissc zu einer nicht unbedeutenden Entvvicklung gelangt. Das nomadisirende Leben der llirten und Vieli-ziicbter garantirte diesem Er\verbe eine grossere Sicherbeit des Eigentbums, und da aueli die Sleuern nur einen Theil desselben belasten, so ist im Allgemeinen begreil-licli, wie Bulgarien, nebst jener grossartigen und massenbaften Viehschlaehtung, die jahrlich in den Salhana’s vorgenoinmen wird, nocli so betrachtliche Quantitiiten an das Ausland abgibt. Ani starksten wird die Viehzucht in der Dobrudscha betrieben; man kann den Viehstand dieses Landstrichs allein auf den Werth von IG Millionen Piastern oder 1,600.000 Gulden anschlagen. Die Dobrudselm ist zugleicli einer der vorzuglich-sten Sarnmelplatze der siebenbiirgischen Mokanen, welcbe fast nur die Osthalfte Bulgarien's, siidlich bis an das Cap Emineh und westlich bis in die Niilie von Silistria und Tortokan, mit ihren Heerden besuchen. Uebrigens wird die Viebzucbt im ganzen Lande getrieben und ist im Hocblande des Balkans so gut zu Hause als in den Niederungen der Donau. Die Art und Weise, in welcher dabei vorgegangen wird, ist ein Seitenstiick zu der Vernaclilassigung des Ackerbaus; der Landinann, der seinem BeruCe iiberhaupt \venig Arbeit und Sorgfalt widinet, iiberlasst die Pflege seines Viehstands fast allein der Fursorge der Natur. Er pflanzt darum keine Futterkrauter, um sie wiihrend der Winterszeit zu verabreicben; die Stallfutterung ist ganzlich unbekannt. Auf diese Weise mussen Pferde, Ocbsen, Kiibe, Scbafe, Biiflel, nacbdem sie den Sommer und Herbst bindurch die iippigste Nabrung gefunden liaben, den Winter nicht nur fast ganz untcr freiem Ilimmel zubringen, sondern sich die kiimmerliche Nabrung, die von den IlerbsUveiden noeli iibrig geblieben, unter dem Schnee hervorbolen. Ist der Win(er strenge, wie z. B. im Jahre 1845, so geben die Tbiere zu Tausenden durch Frost, Uunger und Seuchen zu Grunde. Unter den Zucbllbieren sind die Scbafe am beliebtesten. Ilire Zalil reieht in der ganzen Provinz an mebrere Millionen, und die Entwickelung der Corduan- und Maro-quin-Lederbereitung bat dieses nutzliche Hausthier zu einem selir beachtenswertben Objeete erboben. Die Wolle ist durebgehends von scboner Qualitat; der bessere Tlieil wird oft den inliindischen Ziicbtern fiir Beebnung der turkiscben Tuchfabriken abgenommen, eine gi osse Menge der Hiiule aber zuin eigenen Bedarf der Landes-be\vohuer, liei denen die Raulnverke eine beliebte Traclit sind, ver\vendet. Das Scbaffleiscb ist ein vorziigliches Nabrungsmittel fiir Bulgaren und Tiirken, und die Bemerkung diirfte nicht am unrecbten Orte sein, dass der alte Gebraucb, die Fleiscbgattungen der verschiedenen Hausthiere aussehliesslieh nur in jenen Zeit-epoeben zu verzebren, wo sie am sclimackbaftesten sind, viel zum allgemeinen Gesundbeitszustande beitriigt. Nachst derZuebt der Scbafe wird jene des Hornviebs am starksten betrieben. Die Binder sind von mittlerem Scblage, sie baben nielit das Kraftige der steiri-sclien Bace, und nahern sicli in Farbe und Korperbau mebr der ungariscben. Die Scblacbtung der Kiilber ist hierlands nicht gebraucblicb; aller Naclnvucbs des Hornviebs wird gross gezogen, und entweder scbon im llerbste und Winter verzehrt oder gemastet und dann nacb den Sclilachthausern abgefubrt. Die Miistung ist durcb-gehends schlecht, das Vieh, welcbes in die Sallianas gebracbt wird, ist somit niclits weniger als ileiscbig oder fett. Bei der Einrichtung der Scblacbthauser ist es darauf abgesehen, alle Bestand-theile der Tbiere zu benutzen, und in der That wird dieser Zweck, mit alleinigcr Ausnahme des Bluts, dessen Verwerthung man hier noch nicht kenut, vollkommen erreicht. Die Todtung geschieht mittelst eines kleinen runden Stilets, \velches der Metzger dem Sehlachtthiere (iber einem z\vischen don Hornern bclindliehen Griibchen ansetzt und durch einen geringen Stoss mit der anderen Hand einsenkt, worauf das Thier regungslos zu Boden stiirzt. Die Enlhiiulung desselbcn golit mit grosster Raschheit und Gewandtheit vor sicli. Sodami werden alle fleischigen Theile in diinnen Schnitten ahgesondert, gesalzen, an der freien Luft getrocknet, und unter dem Namen Pastrama in deri Handel gebraelit. Alle fetfen Bestandtheile, sovvie alle Markknochen, werden in eigenen, in den Salbanas vorratbigen grossen Kesseln zu wiederholten Malen gesotten, und selbst das durcb die friihere Behandlung fast schon alles Fetts enlledigte tibrige Beinwerk nocli weiters verarbeitet und gebrannt, um an dem Cervis, unter welchem Namen dieses Rindfett im Handel vorkbmmt, nicbt das Mindeste zu verlieren. Auf diese Weise werden im Spatsommer in den verschie-denen Salhanas derProvinz, die tbeils von der Regicrung tbeils von Privaten in allen bedeutenderen Ortscbaften errichtet sind, oft an einem Tage 30 bis 40Stiicke und dariiber geschlacbtet, so dass man die Summe der auf diese Weise jahrlicb auf-gearbeiteten Thiere auf 30.000 schatzen kanu. Die Biiffel werden vorziiglicb als Zugvieb verwendet, ibre Kiibe geben eine aus-gezeicbnete Milch, welche aber nicbt z ur Kasebereitung beniitzt wird. Die Pferdezucht ist binsichtlicli der Anzabl dieser Thiere, die jahrlicb in die benaebbarten Provinzen diess- und jenseits der Donau ausgefiihrt werden, nicbt oline Bedeutung; beziiglicb der Gattung gehorcn die bulgariscben Pferde in das Bereich der Mittelmiissigkeit, denn sie sind von kleinem Schlage und vvenig kraftigem Korperbau. Nebst der Viehzucbt ist aber aucli nocli des T bierfangs, namlieh der Piscberei, derJagd, des von Tag zu Tag abnehmenden Fangs der Vogel durcb Falken, und endlicb jenes der Blutegel, zu erwahnen. Dic Fischerei bietet in den drei verschiedenen Bassins der Donau, des Meers und der Birincnseen eine mannigfaltige und ergiebige Ausbeute, die fiir Bulgarien um so wiehtiger ist, als der grosste Tlieil der Bulgarcn die verschiedenen Fastenzeiten der griechischen Kirche strenge beobachtet. Das Recht der Fischerei bildet in Bulgarien einen Vorbehalt des tiirkischen Staatsschatzes und wird durcb j&hrliche Ver-pachtung an Private vergeben. Das Einkommen, \velcbes dadurch erzielt wird, ist nicbt unbedeutend, da die Aussicht auf den sicheren Absatz der gewonnenen Beute den Unternchmungsgeist anstacbelt und dem Pacbtobjecte immer eine ansebnliche Zalil von Concurrenten verschafft. Die Donau ist auf diese Weise ihrer ganzen Strecke nacb an Arrendatoren vergeben. Diese konnen jedoch den Einzclnen den Fisclifang nicbt verwehren; nur muss von dem Werthe der gefangenen Fisclic bei grosseren eine 25%tige, und bei kleineren eine 10°/otige Vergtitung geleistet werden. Unter den Flussfischen sind besonders der Ilausen mit seiner Blase und seinem Boggen, dann der Stor, der Karpfen, der Schill, der Hecbt etc., tbeils gesalzen, tbeils getrocknet, bekannte Handelsartikel. Die Nahe des Meers bringt es mit sich, dass einzelno seiner Bcwohner zu gewissen Zeiten bis in die osterreicliisehe Donaugegend kommen. Die Moraste und Teiclie der langen Uferstrecke von Widdin bis zum schvvarzen Meere sind nebst einigen Strccken im Districte von Schumla unweit Jamboli die ergiebigsten Beservoirs fiir Blutegel, deren Fang ebenfalls zu den tiirkischen Statist. Mittheil. 185.1. IV. Hoft. 'I Staatsmonopolen geliort. Das Land besitzt an diesen Thicrchen eincn ganz bcsondoren Reicbthum, und der Unternehmer, der sicli mit ibrem Handel bcschaftigt, findet einen bedeutenden Lolin. Die Waare ist am Ursprungsortc, bcsondcrs im Donaudelta, wo die Niederungen des Stroms Siimpfe und Moore in Fiille erzeugen, selir billig, indem die Oke beiliiulig 50 Piaster kostet. Kaum kommt sie aber in die Hiinde des betrellendcn Piiehters, so stcigt sie bedeutend im NVerthe, da der Preis, um welcben die Blutegel in die Regierungsspitaler geliefert werden mussen, allein sclion mit 500 Piaster tur die Oke bcmessen ist. Mit der Versendung nach cntferntercn Ver-braucbsorten steigen die Preise in einem hoehst gevvinnbringenden Verhaltnisse, so dass die Oke oft einen Gewinn von 1.000 bis 1.200 Piastern abwirft, vvobci man jedocli die bedeutenden itegiekosten und den Pacbtscbilling an die Regicrung in Betracht ziehen inuss, wclcber im Wcge der offentliehen Versteigerung fiir melirere Jalire festgestellt wird und demnach bei schleebten und gutcn Fechsungen derselbe bleibt. Von den drei gewbbnliclien Sorten der Blutegel sind die kleinsten aucb die vorziiglicbsten und am besten bezaldten. Rustscbuk bildet fiir den Landhandel in diesem Gescliiiftszvveigc gegemvartig das llauptdepot. Die Ja g d ist im tiirkischen Reiche, bei der allgemeinen EntwafFnung seiner Be\vohner und dem von Zeit zu Zeit wicderkchrenden Vcrbote des Wafl'entragens, mehr ein nur von den Statthaltern und wenigen Notabilitaten der Rajalfs ge-kanntes Vergnugen; als Erwerbszwcig wird sie von dem Landvolke, jedocli nur unbedeutend, beniitzt. Die Waldungen des Balkans sind reicli an Roth- und Schwarzwild, docli ist die Ausbeute gering und am haufigsten sind noeh die Er-gebnisse des Hasenfangs. Diese Thiere \vcrden im Winter, wo sie sieli den Ebenen und Wohnhausern naliern, in Sehlingen gefangen, grbsstentheils gleicb aufgezelirt, und ilire Biilge vervverthet. Scbbnere und kostbarere Fuchsfelle vverden von den bemittelteren Bulgaren zu Kleidungssliieken verwendet, der armercn Classe Ieisten die Scliatfelle die namlichen Dienste. Die Jagd mit Falken ist ebenfalls zu cincr scltenen Belustigung gcworden, \velchc nur noeh einige Alttiirken kennen. Ueberbaupt ist der Turke kein Schiitze fiir Fedenvild, und geniesst kein Fleiseli davon, welchem Grundsatze die Bulgaren natiirlich aucli sieli anschliessen. Im boben Balkan werdeu elvvas hituliger Adler erlegt, aber nur vveil die tiirkischen Soldaten die Federn fiir die noeh immer im Gebrauche belindlichen Pfeile bediirfen. VI. Industrie und Gewerbe. Der Standpunct, den die Agricultur in einem Lande einnimmt, lasst sicli gevvbhnlich aucli als Massstab fiir die Entivieklung seiner industriellcn Verhaltnisse ansehen. Demnach lasst sicli in Bulgarien niclit erwarten, dass die Industrie cine bedeutende Stufe erreicht liabcn solite. Sie stelit vielmebr auf einem noeh niedri-geren Puncte, als die Land\virthschaft. Bulgarien liietet, vom hbheren industriellen Gcsichtspuncte aus betraclitet, durehaus nichts Interessantes; alle Erzeugnissc, die in dieses Facli einschlagen und durcli den nach und nach sicli aucli in diesen Gegenden kundgebenden Ilang nach eincm gemachlicheren WohIIolion bekannt goworden sind, miissen aus dem Aus-lande kommen, da sich die inlandische Industrie auf die Befriedigung der gewohn-lichsten Bediirfnisse erster Notlnvendigkeit beschrankt. Nur \venige Gcwerbe liaben bereits solehe Besultate geliefert, dass sic tbeils einer fremden Concurrenz begegnen, tlieils selbst Producte iu deri Handel bringen konnen. In diese Kategorie gehoren die Fiirbereien, das Geschaft der Fassbinder, die Lohgiirberei und die Verfertigung von Striiinpfen, groben VVolIkotzen, und Heise-sacken aus Ross- und Ziegenbaar. Farbereien sind in allen grosseren Ortschaften Bulgarien’s zu Ilause; vor allen anderen werden jene von Trnova gelobt. Dieses Ge\verbe wird vorziiglich von Bulgaren und Grieeben betrieben, und liefert ein ausgezeiclmetes, dauerhaftes Roth, Gelb, Violet und Dunkelgriin. Die Bereitung der Farbe ist ein Kunstgelieimniss, welcbes mit Sorgfalt bewabrt wird. Den Farbereien zuniichst steht die L o h g it r bere i. Diese erzeugt aus Ziegen-fellen das in der Handels\velt so wobl bekannte Corduan- und Safliauleder und ver-arbeitet zum gemeineren Gebrauelie aueb die Hammelfelle. Die Fassbinder liaben in ilirem Fache eine grossere Kuiistfertigkeit erlangt, als man sich von diesem Gevverbe bierlands er\varten solite. Nebst Gefassen und holzernen Geschirren aller Art werden noeli viele andere Werkzeuge zum llaus-und Feldgebrauche aus bartem Holze verfertigt. Die Striimpfe, welche von den Landleuten aus gefarbter und naeb ver-sebiedenartigen Mustern und Scbattirungen geordneter Scliaf\volle gestriekt werden, sind eine gute Handarbeit, und liaben in und ausser der Provinz einen bedeu-tenden Absatz, wobei das Paar zu & bis 0 Piastern oder 2li bis 30 kr. C.M. ver-kauft wird. An groben aber dauerbaften Wollkotzen, zu Deeken fiir Pferde und Zug-vieb verwendbar, und besonders n n grossen, s a c k a r t i g e n T a s c li e n zur Reise, zum Transporte von VVaaren, dami zur Futterung der Tliiere (Futtersacke) liefert Bulgarien ein Quantum, welches \vegen seiner Unverwustliclikeit und Festig-keit, dann wegen seiner geglaublen Undurclidringlicbkeit fiir das Pesteontagium erwahnenswertli ist. Nočli ist die Verfertigung eines gemeinen, ungemein dauerbaften Tuclis fiir den Gebraucli der unbemittelten ('Iasse, Abba genannt, zu bemerken. Die Erzeu-gung dieses wiebtigen Objects wird, \vie in allen Landern, wo die Vortbeile der Theilung der Arbeit noeli nicbt bekannt sind, von den Landleuten selbst vollstiindig bewerkstelligt, so dass die Familie den Bedarf ilires ganzen Hauses deckt. Die tiirkische Regierung betrcibt auf Staatsrecbnung cine Tuehfabrik zu Slivno in Rumelien hart an der bulgariseben Granze, um Vorratbe an Tueli fiir das stebende Ileer zu besitzen und zugleieb dem Fabrikswesen Bulgariens einen Aufselnvung zu geben. Die Erzeugnisse, welche gegenwiirtig daraus bervorgeben, sind das ge-meine blaue Tueli zur Uniformirung des Nizams und einige Arten feinerer Qualitiit. Dessgleicben befinden sich Tuchfabriken iu Bulgarien selbst zu Bazgrad, Trnova und Silistria. Ein anderes Gevverbe, (las in der Neuzeit in Schwung gekommen, ist das der Posamentirer. Obwolil viel von den einschlagigen Artikeln und /war der fcincrcn Gattung eingefiihrt wird, so bat doch derHang nacli diescm Verzierungsgegenstande der landesiibliehen Kleidung auf dessen Bereitung an Ort und Stello selbst einge-wirkt. Der Absatz an Schniiren, Kniipfen, Borten, Banderu, Schlingen und Selileifen aus Wolle und Seide ist sehr bedeutend, und die Venvendung dieser Artikel dringt bis in die tiirkiselien Harems, \vo sie den Prauen den europžiischen Schmuck der Bander und Spitzen ersetzen. Die Teppicherzeugung wird in Bulgarien, sowie die Verfertigung des Abbatuchs, fast in jeder Familie betrieben, und bildet ein Geschaft des weiblicben Gescbleciits, das jedocb dabei obne Unterricht und oline alle Kenntniss der Zeichnen-kunst zn Werke gebt, wessbalb die eingewebten Muster einer gesehmackvollen Symmetrie entbeln en und nur den Gesammteindruek eines lebhaften Farbenspiels ber-vorbringen. Fabriksmassig getriebene Unternehmungen in diesem Artikel besteben erst in den transbalkanischen Provinzen, aber auch die von ihnen gelieferten Tcppiclie von besserer und scbiinerer Qualitat steben an Festigkeit und Dauerhaftigkeit den bekannten Fabricaten aus Smyrna bei Weitem nacli. Das Ge\verbe der Zim meri eu te und der Maurer ist in Bulgarien in einer und derselben Zunft vereinigt, \veil die Ilauser fast mebr ein Werk der Zimmer-arbeiter als der Maurer sind, indem letztere bloss das von den ersteren aufgericbtete Holzgerippe mit getroekneten Erdziegeln, in der Landessprache „Kirpicz“ genannt, auszufitllen baben. Die Arbeiten, welebe von dieser Handwerkerelasse geliefert werden, sind hoclist unvollkommener Art, zumal die geraden Linien bei Legung von Fuss- und Oberboden, beim Ziehen von Querbalken, ja selbst bei der Erricbtung von Mauern, ganz ausser Aclil gelassen werden. Dabei gestatten aber aucli die Werkzeuge des bulgarischen Zimmermanns keine grossen Anforderungen. Das Beil in versebiedener Form und Gestalt ist das Universalinstrument, dessen sicli fast aussebliessend bedient wird; Stemmeisen, lange Ilandsagen, Winkelmasse felilen giinzlicb. Nicbt besser und zweckmassiger sind die Utensilien, welche demselben Hamhverker in seiner andern Eigenschaft als Maurer dienen. Stebt es um dieses Gewerbe schon iibel, so ist es natiirlicb, dass die Leistungen der Tischler und Drecbsler nocli weit sebleeliter sind. Beide Bescliaftigungen werden vorzuglicb von den Turken betrieben und ibre Kunst, die sicli nie des Leims, sondern des einfachen Zusammenfiigens mittelst holzerner oder eiserner Štifte bedient, bat es kaum erst in neuester Zeit dabin gebracht, einen Tiseb mit beweglicber Platte iiber einem Gestelle von Kreuzfiissen zu verfertigen. Das Goverbe der Schuster und Schneider bat seit einem Decennium durcli die Aufnabme europaischor Moden unter dem bemittelteren Tbeile der Bevolkerung und durcli die Uniformirung der Truppen nacli dem Beispiele civilisirter Nationen an Ausdebnung zugenommen, zugleich aber aucli einen bedeutenden Zuwaehs an fremden Arbeitskriiften erbalten. Fast jede Stadt im Lande bat ihr eigenes Mabala, \velebes sammt einem entsprecbenden Bazar nur Werkstatten fflr Schuster und Schneider in sicli fasst. Erstere liefern sowobl die bekannten tiirkiselien Fuss- beklcidungen, untcr dem Namen der Meschtvvo und Babulschen, als aueli grosse uud Halb-Stiefel und schvere Scliuhe nach europiiischen Mustern. Die Schneider zeichnen sich durch Nettigkeit und Reinheit der Arbeit aus und verfertigen so\voliI Kleidungs-stiicke nacli der Landessitte, als auch nach fremder Fafon. Die einheimische Schneiderei ist dadurch, dass bei der hulgarisch - tiirkischen Bekleidung viele Gold- und Seidcnschnilre, dann Borten zur Vcrbramung und zum Aufsatze ver-vendet werden, zu einer Art von Kunstnahcrei gediehen, die allerdings Anerkcnnung verdient. Die Zierrathen, auf diese Weise aufgenaht, gleichcn auf tiiuschende Weise der vollkommensten Stickerei mit der Nadel und nehmen sich besonders bei den Frauerigevandern vorthcilhaft aus. Die Wagnerei ist ebenfalls allgemein verbreitet, und fast mehr eine Neben-beschaftigung der Familien, als cin besondercs Gewerbe. Das a m haufigsten hier vorkommende Fuhrwerk sind die sogenannten Arabds, plumpc Karren, an denen allo Bestandtheile aus Holz geziinmert sind und sich kein Stiickchen Eisen bcfindet; sie werden so voh I zum Transporte von Waaren als zur Weiterbeforderung der Reisen-den venvcndet und mit Pferden, Ochsen oder Biiffeln bespannt. Bei den reiehen Turken haben bereits moderne und elcgante Kutschen Eingang gcfunden, konnen jedoch vegcn des schlechten Zustands der Wege mul Strassen noeh zu keiner aus-gedehnteren Beniitzung gelangcn. Die KI e m p n er und B I e c h s c hm i e d e sind iiberall in bedeulender Mcnge vorhanden, aber gleich den Glasern mcistens .Tuden. Sie liefern eine Arbeit von schlechter Qualitiit, sind des Lbthens wenig kundig, und verdanken mir der Wohl-feilheit ihrer Leislungen und dem grossen Verbrauchc von Blcchvaaren in den Kallee- uud Privathauscrn einen lohnenden Absatz. Kupfer- und Grobschmiede gibt es iiberall in Menge, ebenso aueli Zeug-und W a ff en s c h m i e d e, die sich vorziiglich mit der Ausbesserung von Wafl’en befassen, mitunter auch ordinare Messer verfertigen, und grosstentheils Tiirken sind. Die Schlosserei, \vie sie im iihrigen Europa angetroffen wird, ist in Bulgarien fast unhekannt. Alle complicirteren Schlosser fiir Thore, Thiiren, Schreine und andere zum Versperren bestimmte Behaltuisse, wio auch alle Gattungen Vorhangschlbsser, milssen eingefiihrt werden. Ebenso ist das Hafner- und T tip fe r band ver k noeh auf einer sehr niedrigen Stufe der Ausbildung, indem man sich im Haushalte noeh venig der irdonen Ge-schirre bedient. Nur die vohlhabondere Classe beginnt jetzt Versuche damit anzu-stellen, vahrend der gemeinc Bulgare und Tiirke seinen Kochapparat, alle Schusseln, Kanncn, Wasehbecken, Trinkgefasse ete. aus Kupfer oder Weissblech anfertigen liisst. Zur ErZeugung irdener Geschirre bietet Bulgarien Lehmgattungen von verschiedener und ausgezeiehneter Qualitat, vie denn auch die daraus ge-brannten Bau- und Dachziegel an Hiirte, Dauerhaftigkeit und Intensitat musterhaft genannt verden kbnneu. AUein der einheimische Geverbflciss veiss diesen Reich-tlium noeh nicht auszuheuten, so dass selbst die gcvohnlichstcn Geschirrgattungen vegen ihrer mangelhaften Bereitung, velche auf den sogenannten Glasuriiberzug gar keine Rucksicht nimmt, den billigsten Anforderungcn nicht entsprechen. Alle Gattungen voh Tollern und SchUsschi, dumi die in grossen Masscn verbrauchten Kafleeschalen (\vovon die liirkischen nur in kleinen Jtecliem bestehen, die Findschans heisseu), sind dal)er Gegenstiinde des Einfuhrliaridels. Hingegcn \verden dic sogenannten ttirkischen Tabaksp feifen, deren Vcr-brauch selir bedeutend ist, von tiirkischen Gewerbsleuten nanientlicb zn Rustschuk und Widdin in anerkennenswertlier Qualiliit geliefert, und in Menge nacli Con-stantinopel zu Markte gebracbt. Dor feine rotbe Humus, der bierzu verarbeitet wird, muss frilher nocli einec selir sorgfaUigen Reinigung und Absonderung seiner hetero-genen Restandtbeile unterzogen \verden. Die Drechslung der gehiirig durebge-schlammtcn Masse geschiebt jedocb nicbl durch Fussscheiben, sondern die Rewegung des Drebstoeks wird mit der Hand bewcrkstelligt, ein Umstand, welcher allerdings aus der bequemen, sitzenden Lebensweise der Tiirken liervorgegangen seiu mag, aber dem eigenilicben Gescbafte der Modellirung die Mitbilfe boidcr Hande entziebt. Auch das Rrennen des Thons diirfte zweckmassigere Einrichtungen erheiscben; Zeit und IIolz sind in Rulgarien nocli keine Capitalien, und darum wird aucli von beiden das Doppelte und Dreifacbe des wirklicb Notlnvendigen zum Nacbtbeilc des Fabrikats verschwendet. Ein anderes wiclitiges, aber leider sebr vernacblassigtes Gewerbe ist jenes der MiiIIer. Da Rulgarien ein HUgelland ist, so ist das Gefalle der Wasser der Anlage von Mablmflhlen giinslig, allein die Vorriclitungen dazu sind im Allgemeinen mangel-haft. Heutelsacke, wodurcb die Kleie von dem Meblo abgesondert wird, sind bier nicbt gekannt, dalier \vird letzteres stets gemengt mit Kleie in den Handel gebracbt. Eine Absonderung dieser beiden Restandtbeile muss eigens vorgenominen werden, wodurcli ein namhafter Theil des Mebls verloren gelit. Fur den eigenen Haus-gebraueb bat jede Familie Handmiiblen, nur aus zwei kleinen Steinen bestebend, zwiscben \velclien die Frucbt zerrieben wird; bloss das zum Verkaufe bestimmte Getreidcfiuantum wird nacli den eigentlicben Miiblen gefubrt. Eine eigentbiimlicbe Einriebtung einiger bulgariscber Malilmiihlen bestebt darin, dass dasWasserrad nicbl vertical, sondern horizontal stelit. Ge\verbe, die ileissig betrieben und fast in allen grosseren Stadten ausgeiibt werden, sind ferner die Fabrikation von Last- und Reitsatteln nacb tiirkischer Sitte, die Rereitung von gemeinerem Zuckerconfect und verschiedenartigen siissen Gelees aus Friicbten, ein unter Tiirken und Christen Rulgarien’s selir beliebter Geuuss, dem man sicb zu allen Stunden des Tags hingibt; dami die Rrotbackerei (auf einer liochst niedrigen Stufe der Ausbildung), Seifensiederei und Rereitung von Talgkerzen. Die Verfertigung von Robrmatten und Flecbtvverken, von S trie k en und Seilen geschiebt grosstentheils liings der Donau, wo diesem Gescbafte hei dem Fischfange Arbeitsstoff mul Absalz geboten wird. Endlich ist nocli unter der slawischen Revolkerung Rulgarien’s die Flaclis-und Hanfspinnerei und die Weberei grober Leinvvand eine allgemeine Neben-beschaftigung, der Rauerinen. Dic Leinenzeuge, die auf diese Art verfertigt werden, sind zur Iliilftc mit Raumwolle gemischt und nur zum ordinaren Hausgebrauche geeignet. Dcr Antheil, den Bulgarien an d er Seidencultur hat, hesteht in oiner geringen Scidenwui'merzucht und in dcr Abspinnung der Cocons. Da jedocli der Hoden dem Gedeihen des Maulbeerbaums selir zusagt, ninunt die Pflanzung desselben immer melir tlberhand, so dass die SeidenvvUrmerzucht einer nainbafteii Steigerung ent-gegcngelit. TIL Handel. Bei der politiselien Zwitterstellung, welche die Donaufiirstenthiimcr und Serbien einnehmen, bildet Bulgarien das eigentliche Pforlenland fiir den geistigen und materiel-len Verkehr des Occidents mit den Hauptgebieten des osmanischen Beicbs, und er-sebeint eben darum namentlieh fiir die osterreichische Monarcliie von grossem Interesse. Wollte die osmanische Regierung einer geregelten Entvvicklung der Bodeneultur ihr vorziigliches Augenmerk zuwcnden, die Geldkrafte, die gegenwiirlig zn enormen Preisen erkauft werden, dureb gesetzliclie Sieherstellung vertragsmassig ervvorbener Becbte den Unternehmern zugšinglicber maeben, die engen Pfade und Bahnen, die sicb der Verkehr bis nun miihsam selbst gebahnt, in breite olTene Strassen und der Pflege der Verwaltung anvertraute Wege umwandeln, so miisste Bulgarien bald eines der bedeutendslen Emporien fiir den osterreichiscben Handel werden, \velchem die geograpbische Lage und andere Beziebungen Vortheile sicbern, in deren Genuss es jeder fremden Concurrenz gewacbsen ist. Fiir den gegenwširtigen Moment ist aber allerdings die Handelsthatigkeit der Be\vohner Bulgarien\s kaum deni Stadium der ersten Kindlieit entwacbsen. Die Haupt-bediirfnisse des Lebens deekt das Land selbst, solelie bilden dalier keino Objeete des Handelsverkehrs naeb Aussen liin. Der Ausfubrhandel beschrankt sicli liaupt-saclilicli auf Bobproducte, steht aber fast auf derselben Stufe mit dem tiiglich zu-nclimenden Einfuhrhandel, der ungeaclitet ofterer politischer Krišen in dem sicb allentbalben kundgebendeu llange nacli Wobllebeu seinen maehtigsten Hebel findet. Die Communicalionen im Binnenlande befmden sicli nocli iinmcr in einem liochst unerfreulichen Zustande. Die Mautbpiicbter lialten sicb bei den Einbebungen der betreifenden Abgabe sclten an gesetzliclie Normen, sondern linden sich mit den llan-delsleuten nacli Massgabe der olnvaltenden VerbiiHnisse ab. Dabei ist die person-liclie Unsiclierbeit auf den Strassen in ersicbtlicbem Zunehmen; Beisen in das Innere Bulgariens werden nie oline bewaffnetes Geleite gemacbt. Als ein grosser Uebelstand fiir den Handelsverkelir crscheint aucli das štete Sclnvankcn des Geldcurses, welches nicht bloss von dem Zusammenstromen vieler auslandiscber Munzen und der grossen Menge wertliloser einheimiseber Geldzeicben, sondern ebenso selir von den finanziellen Massnabmen der Pforte herriibrt. Noeb stiitzt sicli der Realcredit nicht auf die Existenz olTentlicher Biicber, wiihrend der Personalcredit vollends im Argen liegt. Die Wabrnebmiingen iiber die commerziellen Bewegungen Uulgarieirs beziehcn sicb tlieils auf die bedeutenderen Binnenstadte, theils auf die liings der Donau gelegenen und von Jalir zu Jalir an Gedeihen zunehmenden Handelsorte. In der gegenwartigen Zusammenstellung wird insbesondere der letzteren nabere Er\vahnuiig gosehelicn, weil in ilmen wieder die Verkebrsstromungen der iibrigen Landestheile ilire Vereinigungspuncte finden. 1. Ejalet W id d in. Im Gonvernemcnt vonWiddin herrseht das regste commerziclle Leben namentlicb an den Leiden Endpuncten seiner Donauulerslrecke zu Widdiu und Sistov. Im Innern des Ejalets sind vorziiglicli die Districte von Berkovcze, Belgradscbik, Loveza und Selvi durcli ilire Ge\verbstbiitigkeit ani Handel betlieiligt, und Plevna hat durcli seine aus-gebreiteten Viehspeculalionen, die nacli Oesterreicb, Serbien und der Walachei bedeu-tendeMassen liefern, bereits (ur den auslandisclienHandelsmaniiBedcutsamkcit erlangt. Was den Handelsplatz W id d in selbst betrilTt, so ist seine Wicbtigkeit einer-seits in der Eigenscliaft der Sladt als Hauptort der Provinz und in der starken Befestigung, welclie der ctwa 25.000 Seelen zablenden, ziemlicli \volilliabenden Ein-wobnerscbaft einen sicbereren Gang der Gescbafte gevvabrleistet, anderseits aber in dem Umstande zu suchen, dass Widdin durcli seine Nahe an Orsova und durcli seine bedeutende Entfernung vom schwarzen Meere zum ersten Ablagerungsplalze des osterreichisch-deutscben Donaubandels geschaflen erscbeint. Diese Bebauptung wird aucli wirklicli durcli die Erfabrung bestatigt, denn die folgendeu Notizen iiber die Verkebrstbatigkeit Widdin’s stellen vorziiglicli einen selir regen Exportbandel nacli Oesterreicb lieraus. Die Gegenslandc dieses Handels ge-horen, wie nalurlicb, fast ausscbliessend in das Bereicb der Robproducte, die meist mit den Dampfbooten nacli den osterreichisebcn Staaten verfracbtet und von dort aus mit Industrieerzeugnissen bezahll werden. Die vorzuglicbsten Artikel, welclie im Jalire 1851 aus Wien, Pest und andern osterreichischen Markten auf der Donau, sowic von Triest uber Sisek auf der Save eingefiibrt wurden, und ilir beilauliges Gewicbt lassen sicli in folgender Weise zusammenstellen. Aus Wien, Pest u. s. w.: Centner. Manufacturwaaren..........................................200 Kramereiwaaren............................................150 Eisenwaaren...............................................5)0 Baumwollwaarcn.............................................42 Glaswaaren ................................................40 Kupferwaaren...............................................40 Tucli . . 30 Leiinvand..................................................30 Bleigliitte................................................20 Metallvvaaren..............................................20 Zundbolzcben...............................................17 Mobeln.....................................................12 Scbmelztiegel..............................................11 Kerzen..................................................... 5 Bier....................................................... 4 Summe 717 Centner. Aus Triest und Semlin: Centncr. Stalil- umi Eiseinvaaren......................................175 Garne.........................................................130 Kaffee........................................................162 Papier zu Fenstern.............................................45 Zuckcr.........................................................20 Leinvand....................................................... 8 Salmiak........................................................ 2 Divcrse Waaren................................................400 Summe 942 Centncr. Ilicraus ergibt sicli die Gcsammtsumme der im Jnhre 1851 aus Oesterreich unmittelbar nacb Widdin eingefubrten Waaren mit 1.059 Centnern. Im Jahre 1852 sank dicse Summc auf 1.100 Cenlner herab, dercn Gesammt- werth 56.000 tl. betrug. Die grosseren Rubriken bildeten: fl. C.M. Baumwollwaaren im Werthe von............................ 27.760 Schafwollwaaren „ „ „.........................4.280 Eisenwaaren „ „ „ 3.000 Kupferwaaren „ „ „ 2.000 Fertige Kleider „ „ „.........................3.500 Colonialwaaren „ „ „ 9.000 Der Ausfall traf vorziiglich die Baumwoll-, Eisen- und Glaswaaren. Von nicht-osterreicbischen Handelsplatzen \varen im Jahre 1851 an der Einfuhr nacli Widdin mit nacbstehenden Artikeln und Gewielilen betheiligt: Galacz und Constantinopel: Ccntncr. Spezereivvaaren.............................................374 Engliscber und franzosischer Zucker.........................227 Kaffee...................................................... 22 Manufaetunvaaren ...........................................220 Baurmvolle..................................................130 Mehlspeisen................................................. 86 Tabak....................................................... 56 Siidfruchte................................................. 30 Eisen, englisches........................................... 86 Glaswaaren.................................................. 60 Rhum........................................................ 37 Syrup....................................................... 39 Seide........................................................ 7 Waclis....................................................... 5 Branntwein.................................................. 17 Garne....................................................... 30 Blccli...................................................... 15 Schreibpapier................................................ 7 Summe 1.448 Centncr. Hierzu kamen nocli iiber Galacz eingefiihrte Holzwaaren, Breter, Bauholz umi andere diverse Waaren, dann Steinsalz aus der Walacliei, und Meersalz aus Varna und Constantinopel; von ersterem bei 100 Ccntner. Silistria: Ccntner. Bosinen 58 Manufaete 11 Kuhhaute 33 Diverse Waaren . . . 10 Summe 112 Centner, Bustschuk: Ccntner. Fische 285 Garne Manufaete 186 Weinbeeren . . . . 24 Verschiedene Zibeben 10 Wein 13 Seife 5 Zucker 69 Eisenbleeh 4 Farb\vaaren . . . . 3 Summe 703 Ccntner Sistov: Centner. Baumwolle 28 Leinwand 18 Manufaete 22 Geselchtes Fleisch . . 21 Leder 34 Syrup 15 Seife 4 Diverse Waaren . . 30 Suimne 172 Centner. Ferner wurdcn eingefiihrt aus der Walachei iiber Krajova und die Widdin gegeniiber gelegene Skela Kalafat: Kronstadter Waaren, dann Pelzvvcrke undHaute; aus Serbien iiber Badujevacz: Schmalz, Theer, Fuchspelze, Horner uncLrohe Ilaute, Ilonig, Waclis; aus Bumelien und Macedonien durch Karavanenfuhrer: Oel, Tabak und Beis; aus dem ostlichen Bulgarien durch die Widdiner Kauflcute, welche die Markte von Dschuma und Karassu besuchen: Tabak im Betrage von melir als 2.000 Centnern; endlicli aus Bosnien, dann von Scharkoi und Samakov: Boheisen; aus demselben Scharkoi und Nissa: rotlie Erde zu Tabakpfeifen und fiir Farbereien; aus Sofia: Kiise; aus Selvi, Plevna und Berkovcze: Boliseide; aus Gabrova: Messer-schmiedarbeiten; aus Selvi: Honig und Wachs. Im Jahre 18.72 wurden auf 99 99 58 Seide 27 ?» 99 99 27 Saitlinge . . . 20 n 99 99 20 Gesalzene Fische 74 n 99 99 G9 Ilausenblasc . . 4 rt 99 99 4 Turkische Pfeifen 10 r» 99 99 10 „ Schuhe 10 99 99 99 10 Rosshaare . . . (5 99 99 99 G Ilirschgeweihe . 5 . 99 99 99 5 IJiverse Waaren . 250 99 99 99 200 Sunimo 5.730, daron nach Oesterreich 4.990 Centner. Hierzu kamen noch gegen 40.000 Kilos Weizen und Gerste, die sammtlich nach Galacz und lbraila verscliii)’t wurden, und 54.000 nacli Oesterreich spedirte Sliick Schafhaute. Die Ausfuhr Widdin’s im Jahre 1852 umfasste 8.197 Colli mit einem Ge\vichte von 8.317 Centnern und einem Wertlie von 380.165 Gulden. Hiervon gingen nach Oesterreich, und zwar: Colli Centner Wcrtl. (1. C. M. nach Wien: Corduan . . . 180 G40 51.200 99 „ Larnmfelle . . . 230 337 15.480 99 „ Saitlinge . . . 40 12 720 99 „ Scbaf\volle . . . 19G 1.441 72.050 99 „ Schafhaute . . . 203 29 950 99 „ Unscblitt . . . 220 150 3.725 99 „ Rindshaare . . . 8 2 80 99 Hainburg: Tabak . . . 479 609 15.000 99 Pest: Corduan . . . 27 16 1.300 99 „ Caviar . . . 4 0-8 80 99 „ verschiedene Waaren . . . . . . 29 27 405 99 „ Pfeifen . . . 2 1 50 Colli. Centner. Werth fl. C.i nach Pest: Saitlinge 10 17 1.020 y> „ Schaf\volle 27 107 5.350 r> „ Sehafliaute 16 3 175 r> Brod: Eflecten 598 623 49.840 •n Alt-Gradiska: Eflecten 28 13 390 r» Semlin: Schafwolle, Seide, Lammfelle, Unschlitt etc 486 622 39.313 Y> Panczova: Caviar 26 0-95 85 Orsova: Seide, Saitlinge, Sehafliaute, Ziegcnfelle, Baumwollwaaren, gesalzene Fisclie, Tabak, Unschlitt 3.862 1.692 57.435 Demnach ergibt sicli fiir die Ausfuhr nach Oesterreich die Gcsarnmtsumme von . . . G.671 Colli G.343 Ctr. 314.(»48 II. Die Ausfuhr Widdin's nacli Oesterreich iibertraf demnach jene nnch allen anderen llafen der Donau und nach Constantinopel im Jahre 1851 um 4.250 Centner, im Jahre 1852 um 4.3G9 Centner (248.301 II.). Dieselbe stellto sicli im Jahre 1852 um 1.353 Centner lioher, als im Jahre 1851, — ein Unterschied, welcher vorziiglich auf Rechnung der Schafvvolle, Schafhaute, Saitlinge, des Corduans und Tabaks kam. Die Geldsendungen, welche im Jahre 1852 inittelst der Dampfschiffe von Widdin abgingen, betrugen 285.518 II., wovon 23.502 fl. nach Oesterreich gingen. Diese Zusammenstellung thut dar, welche Bedeutung Widdin auch beziiglich seiner Ausfuhr fiir den osterreichischen Handel besitzt, der vom ganzen zum Exporte bestimmten Waarenquantum allein im Jahre 1851 flber 87 Percente, im Jahre 1852 liber 70 Percente in Anspruch nahm. Der Widdiner Handel bat bereits die Wichtigkeit des Verkehrs mit Oesterreich so lebhaft fiihlen gelernt, dass sicli der Verkaufer allmiilig daran gew8hnte, auf die Zubereitung und Zurichtung jener Waarcn Riicksicht zu nehmen, welchc die hauptsachlichsten Factoren des Absatzes dahin bilden. Wiihrend sonst die meisten Artikel in hochst unvollkom-menem Zustande abgeliefert wurden , bringt der Widdiner Verkaufer sie jetzt selbst in einen dem Verlangen seiner Abnehmer in Oesterreich entsprechcndercn Zustand. Vergleicht man die Ausfuhr nach Oesterreich mit der Einfuhr von Oesterreich nach Widdin, so ergibt sicli fiir erstere im Jahre 1851 ein Mehrbetrag von 3.331, im Jahre 1852 von 5.243 Centnern, wobci jedocli nicht zu iibersehen ist, dass das Quantum der Einfuhr nocli durcli jene Waaren osterreichischen Ursprungs, wclche durcli die Walachei, iiber Constantinopel und iiber Dschuma nach Widdin gelangen, um ein Betrachtliches vermehrt wird. Das Verhaltniss der Geldsendungen Widdiu’s nach Oesterreich zu jenen nach den Donau alnvarts gelegenen oder am schwarzen Meere befindlichen Hiifen erklart sicli aus den bekannten Verhaltnissen dieser Landstriche von selbst. Das Alisatzgebiet fiir die nacli Widdin eingefiibrtcn Waaren bilden, abgeseben von einigen kleineren Mengen, die nacli Nissa und Sofia und auf dic Miirkte von Zaidschar, Dsehuma und Karassii gelangen, alle bedeutendcren Orte des Ejalets, \vo die in grosseren Quantitaten bezogenen Artikel durch dcn Kleinverkebr und cine Ari Hausirharidel leiehter an die Consumenten abzusetzen sind. Am Widdiner Handel sind die Dampfsebifte der priv. Donau-Dampfsebifffabrts-Gesellschaft mit inehr als */s der verfracliteten Gtiter betheiligt; iin Jabre 1851 erzielte dieselbe fiir 7.768 Colli, im Gewicbte von 104.000 Centnern, und fiir 1.600 Passagiere in Widdin ein Einkommen von 22.000 Gulden. Segelscbifle und Barken (sogenannte Kerlatzen) werden niehl nur in \Viddin, sondern auf der ganzen Donaustrassc zur Versendung von Salz und Getreide vorzugs-weise venvendet. Ilire Tragfiihigkeit wechselt, erreiebt aber oft einen Gebalt von 300 Tonnen. Aucb findcn viele der Widdiner Kaufleute noch immcr vortbeilbaft, ilire in Oesterreieb geinachteu Einkaufe auf Platten oder Flossen stromabwarts kommen zu lassen. Widdin ist selbst im Besitze einer niebt unbetriicbtlicben Zalil von Scbiffen, welcbe das Eigenthum von 60 bis 70 Privaten sind und gegen einen oft wechselnden Fracbtlolm die Vcrschillung der Giiter stromauf- und abwarts besorgen. Zu Lande geschieht der Transport mittelst der selion erwabnten Arabas oder doppelspannigen Ochsenwagen. Die scblecbte Beschaflenheit dieser Fuhrwerke liisst jedocli lici dem heillosen Zustande der Wege nur sehr geringe Belastungen zu. Der Gesammtvvertli der dureb den Widdiner Handel in Verkelir gebrachten Waaren diirfte Jahr fiir Jabr mit einer runden Summe von einer Million Gulden in Anscblag gebracbt \vcrden konnen, wovon melir als die Halfte auf Einfuhrgiiter komint. Lompalanka, obgleich nur eine kurze Strecke unterbalb Widdin gelegen und als ein erst im Emporkommen liegrillener Handelsplatz noeli gering beviilkert (4.000 Einwobner), spielt gleiebwobl selion jetzt in der Ausfubr bulgariscber Bob-produete und Halbfabricate cine bedeutende Bollc, und nimmt aueli als Hafen der land-einwarts gelegcnen gewerbstbatigen Stadte Berkovcze, Plevna, Trnova, Gabrova ete. auffallend an Bcdeutung zu. Bei dem Mangel an eigcnen Capitalien liegt der Betrieb seiner Gcsebaftc grosstentheils in den llanden Fremder, insbesomlere einiger israeli-tiscber Widdiner Kaufleute. Docli diirfte sicli dieses Verhaltniss in dem Masse, als der Ort selbst an Bedeutung gevvinnt, in niebt zu ferner Zeit andern. Die vorziiglichsten Ausfubrartikel bildetcn im Jabre 18S1: Centnor. WolIe.............................2.415 Corduan............................ 681 Lammfelle.......................... 510 Unselilitt......................... 970 Schmackkraut......................6.596 Blutegel............................. 6 Gemischte Waaren .... 238 Summe 11.416 Centner, die fast ausschliesslich nach Ocstcrreich gingen. Hierzu kam nocli Getrcide, (las nacli Ibraila und Galacz versendet wurde, im Betrage von 600.000 Kilos Mais und Gerste, mit dem Werthe von 103.200 11., und eine Summe baren Gclds von 90.996 H. Nicht so bedeutend stellt sich dic Einfuhr nach Lompalanka heraus. Oester-reich ist an derselbeu in einem namhaften Verhaltnisse betheiligt; docli werden auch auf Segelschiflen von der unteren Donau her bedeutende Partien Manufactur- und Colo-niahvaaren eingefiihrt, und auf der Aelise nach dem Innern des Lands verschickt. Rahova oder Oreava (init 2.000 Einwohnern) ist nicht so giinstig als Lompalanka gelegen, um einen Ersatz fiir das, was ihm an .selbststandigem Bctriebe fehlt, durch fremde Kriifle oder im Vermittlungsgeschafte mit grosseren Binnen-platzen zu erlangen. Deu bedcutendsten Theil der dortigen Gescbafte bildet die Ausfuhr von Getreide nach Galacz und Ibraila; im Jahre 181)2 wurden gegen 800.000 Kilos auf Barken nach den beiden genannten Uafenorten gebracbt. Einer starken Nachfrage erfreut sich die Wolle aus dem Districte von Rahova, \velche sich durch sorgfaltigere Pflege in jilngster Zeit einen guten Namen er-worben hat. Nikopolis hat im Jahre 1852 eine Agentie der Donau - DampfschiflTahrts-Gesellschaft erhalten; aber die den Tiirken — welche dort den grossten Theil der Bevolkerung von 10.000 Seelen bilden — eigene Unthatigkeit lasst die Stadt nicht zu jener Bedeutsamkeit gelangen, die ihr als selbststandigem Ilandelspuncte, vorziig-lich aber als Ablagerungsstatte fiir die landeiuvvarts gelegenen Ortschaften, eigen sein solite. An der Ausfuhr nehmen besonders Getreide, Fett und Schmackkraut Theil, wah-rend die Einfuhr der \venigen Artikel seines Verbrauchs fast durchgehends durch Widdin und das nachbarliche riihrigere Sistov besorgt wird. Im Jahre 1852 wurden aus Nikopolis mittelst der Dampfboote ausgefiihrt: Colli. Centner. Werth tl. C.M. nach Wien: Schmackkraut, Fett und Haute — 1.600 2.473 r> Pest: Fett und Haute — 1.125 2.156 r> Semlin: Haute und Kiisc .... 15 22 31 n Orsova: „ „ „ . . . . 22 28 25 r> Widdin: Butter u. cinigeManufacte 43 28 17 n Lompalanka: Manufacturen . . . 44 49 29 r> Oreava: Fett 15 16 19 rt Constantinopel: Butter und Kase . 110 129 299 n Bustsclmk: Schmalz 5 7 3 55 Braila: Trauben und Butter . . . 8 3 4 r> Sistov: Trauben 2 1 1 Zusammen 264Colli 3.008 Ct. 5.057 H. C.M. Mittelst der Donaubarkcn wurden nach Constantinopel und Ibraila 5 Millionen Oke Mais, 500.000 Oke Roggen und Gerste verschifft. Erstere Frucht, zu 40 Piaster den Kilo gerechnet, wirft cine Einnahme von 1,528.440, letztere, zu OOPiastern, von 230.760 Piastern ab. Beide Betriige zusammengenommen (= 175.920 fl. C.M.) be-\veisen, der in andern Artikeln stattgehabten Gesammtausfulir von {>.057 II. C.M. entgegengebalten, wic sehr die Gescbiifte in Getreide nocli alle anderen iibcrtreffen. Si s to v. Der Handcl dieser letzten Station auf der Uferstrecke des Widdiner Ejalets bietet ein grosseres luteresse als jener der zuletzt genannten Marktpliitze dar und diirfte an Umfang selbst den von Widdin ilbertreffen. Der Grund dieser Erschei-nung liegt darin, dass Sistov unter allen strornabwžirts belindlichen Handclspliitzcn des bulgariseben Uferlands in der niicbsten Verbindung mit den culturreiclien Districten Mitlelbulgarien’s stebt, und am lebhaftesten mit den transbalkanischen Gegenden vcr-kebrt. Die gewerbs- und handelsthatigen Stadte Trnova, Gabrova, Lovcza etc. kommen durch Sistov mit der Donaustrasse in Beruhrung, und die iiber den Balkan fiibrenden Landwege baben an jenem Uferplatze ihren Ausgangspunct, so dass grosse Mengen von Bodenprodueten macedoniseben und thracischen Ursprungs nach demselben ge-langen und gegen Waaren umgesetzt \verden, \velebe theils der Donaubandel tbeils die reiebe Salzausbeute der Walacbei fiir den transbalkanischen Verkehr liefert. In lebbaften Beziebungen mit Sistov steben in dieser Weise Philippopel, Adrianopel und der besonders in friiheren Jabren fiir die ganze Tiirkei vviebtig gevvescne Markt von Usundschova. Fiir Oesterreicb ist der Handel von Sistov gegemviirtig noeli niebt im Verbaltnisse seiner absoluten Grosse belangreieb, denn der Authcil, den Oesterreicb daran bat, ist bedeutend kleiner, als bei Widdin; docli lasst sich mit Sicherbeit erwarten, dass in dem einmal regen Getriebe der commerziellen Tbiitigkeit sicli aucb der osterreichiscbe Einlluss auf die Handelsgescbafte immer mebr und mebr entwickeln werdc. Die vorziiglicbsten Handelsartikel, deren Einfuhr aus Oesterreicb im Jahre 1851 durcb die lioote der priv. Donau-DampfsebiflTabrts-Gesellscbaft bevverkstelligt wurde, und ihre approximativen Gewicbte und Werthe sind folgende: Centner. Wcrlh II. C.M. Indigo .... 54 19.068 Manufactunvaaren .... 19 3.600 Warmpfannen .... 22 2.850 Fuchsfelle .... 18 2.560 Ziindholzcben .... 16 1.300 Stalil .... 148 1.900 Eiseinvaaren .... 25 315 „ aus Pest .... .... 27 290 Biicher . . 700 Mehi .... 7 56 Verscbicdene Kurzvvaaren . . .... 9 500 Leinwand, ordiniire .... 14 400 Eisenfabricate .... 17 555 Scbrot .... 8 120 Summe 387 Ctr. 34.214 fl. Ans anderen Gegenden wurden im Jahre 18U1 duvcli osterreiehisclie Dampf-schiffe nach Sistov eingefiihrt: Centner. Werlh fl. C.M. Citronen 20 200 Zucker «!> 1.000 Kaffee 40 1.200 Fensterglas 24 190 Eisennnagel 100 EssAvaaren «0 1.000 Indigo .... 18 K.800 Rlium und Branntwein . . . .... 41 700 Anis .... 12 400 Papier .... 18 480 Stalil .... 7 100 Zinn .... 10 000 Rauhwerk .... 123 2.U00 Gespinnste . . . 2.029 90.000 Manufaeturwaaren . . . . 4S0 1)0.000 Kupfcr .... 412 21.128 Summe 3.330Ctr.l81.«78 Aus Widdin: Ccntner. Wcrlh fl. f Verscliiedene Kurzvvaaren 29 8.800 Schniire, ordiniirc 20 100 Rauchtabak 4 180 Aus Rustsehuk: Gewebe und Manufacte 20 3.400 Kaffee 13 400 Aus Ibraila: Esswaaren 109 2.000 Eisen 210 1.050 Glas 40 300 Aus Silistria: Fische Aus Russland iiber Galacz 23 230 Biicher 12 1.030 Kupfer 1S1 8.000 Aus Galacz: Esswaaren «4 2.100 Gedarme 3 120 Summe 094 Ctr. 28.370 fl. In barom Gclde wurden aus Galacz, Orsova, Constantinopel und anderen mit Sislov im Verkelir stehenden Ortcn 107.Titi fl. C.M. eingefiihrt. Statist. Mitlhcil. 1853. IV. Ilcft. 3 Mit Segclscbiffen \vurden im Jabre 1851 naeli Sistov naebstebcnde Waaren-Quantilaten eingefiibrt: Aus Wien und Pest: Ccntner. Wcrth 11. C.M. Divcrse Waaren 2 ScbifTsIndungcn . . . 800 29.000 Aus Galacz: Divcrse Kronstadter Waarcn......................... 943 18.300 Kessel............................................. 180 1.900 Aus der Walachei: Rauchtabak......................................... 180 2.000 IIolz und Breter.................................... — 23.000 Biiffel............................................. — 10.000 Pferde.............................................. — 7.500 Maulesel............................................ — 2.000 Tlieer........................................... 1.000 6.200 Salz............................................ 30.000 56.000 Schniire, ordinarc.............................. 34.000 66.800 Aus Varna und Constantinopcl: Zuckcr............................................. 500 10.000 K a tleč........................................... 200 6.000 Meersalz......................................... 22800 34.000 Oel................................................ 200 3.000 Fische............................................. 200 600 Oliven............................................. 180 1.620 Seife.............................................. 100 1.900 Fenstcrglas........................................ 190 1.560 Blei................................................ 80 960 Esswaarcn, Spozcreigegenstande, Getriinke — 30.000 Aus Ibraila und Galacz: Eisen............................................ 2.100 10.500 Holz, Breter........................................ — 18.000 Aus der Moldau: Salz............................................ 34.000 66.800 Aus Serbien: Holz und Breter..................................... — 6.000 Aus Oesterreicb und Serbien: Leder und Bindseile................................. — 7.000 Aus Russland: Eisen.............................................. 500 4.500 Summe 128.155 Ctr. 449.340 11. Sumit stellte sicli die Gcsammteinfubr an VVaaren mit Dampf- und Scgclscbillen auf 132.566 Ctr. 693.458 11. Vergleiclit man liierbei ilie Einfuhr aus Constantinopel und allcn anderen Gegendcn im Betrage von.................................130.2154 C trn. 009.844 fl. C.M. mit jener aus Oestcrreich im Betrage von .... 2.312 „ 83.014 „ so crgibl sicli eincDiflercnz zuGunsten dcr erstcrn von 127.942 Cini. Ii20.230 11. C.M. Ebcn so golit aus dieser Zusammenstellung hervor, dass cin selir bedeutendcs Quantum von Einfubrartikeln auf Scgclschiflen anlangte, indem cin Mehrbetrag von 123.744 Ccntnern auf diesclben entliel. Im Jalire 1882 \vurden mittclst der Hoote der priv. Donau-DampfschifiTalirts-gesellscliaft aus den osterreichiscben Staaten nacb Sistov eingcfiihrt: Colli. Centncr. Wcrth 11. i Aus Wien: Pelzwerk 8 10 8.000 „ „ Manufactur-Waaren . 108 300 70.000 Indigo 17 33 12.240 „ Pest: Niirnberger-VVaaren. . 120 181 13.800 „ Semlin: Stalil 20 28 380 „ „ Biicber 2 2 800 „ Orsova: Kessel 178 7 000 Vcrgleicbt man die Einfuhr nacb Sislov aus andern Pliitzen (Constantinopel, Galacz, Ibraila, llust- schuk u. s. \v.) im liclragc von . 1.324 1.828 120.772 mit der ebcn specificirten aus Oster- reicli im Betrage von .... 813 888 108.490 so stcllt sich heraus, dass aus den osterreichiscben Staaten . . . 811 1.207 21.282 wcniger, als aus den andern Orten eingefiihrt wurden. Vergleiclit man ferncr die Einfuhr aus Oesterreicb iin Jalire 1852 mit jener von 1881, so ergibt sich zu Gunsten des erstgenannten Jahrs cine Mebrcinfuhr von 171 Ccntnern im VVerthe von 71.270 II. C.M. Wahrend sich soinit fur Oestcrreich das crfreuliche Verlialtniss herausstellt, dass sich 1882 die Einfuhr nacb Sistov mittclst dcr Dampfschiffe melir als verdoppelt bat, zcigt die Einfuhr aus den andern Pliitzen fur das Ja lir 1882 cine Abnahme von 2.1 Dl) Ctrn. im Werlhe von 83.132 fl. C.M. An harem Gcldc \vurden im Jalire 1882 nacb Sistov eingefiihrt: Aus Oesterrcich.................38 Grup. mit 20.020 11. C.M. „ allcn ubrigen Gcgenden . 274 „ „ 219.012 „ „ Zusammen 309 Grup. mit 248.038 II. C.M. Bei diesen Barbetragen sind beziiglicb Oesterreiclfs Wien, Orsova, Pest und Panczova am meisten vertreten, bei dem Auslande vorziiglich G.alacz, Constantinopel, Widdin und Ibraila. Gegcn 1881 stcllt sich fur die niclit - osterreichiscben Pliitze ein Melir von 111.897 11. C.M. heraus. Mit Segelschiffcn \vurdcn im Jahrc 1832 »tis d on k. k. Staatcn nach Sistov eingefiihrt: Aus Wien und Pest: Colli. Ccntner. Wcrth fl. C.M. verschiedene NVaaren......................— 1.900 30.000 Aus Kronstadt (liber Galacz und Ibraila): Kronstadter Waaren.......................623 880 19.000 "VVarmpfannen............................ 20 28 3.800 Summe . G43Colli 2.808 Ctr. 32.800 9. Von den Dampfbooten wurde idso an Gewicht z\var um 2.230 Ccntner weniger, an Werth aber um 102.690 11. mehr als durcb Segelschiffe importirt. Aus andern Gegenden (mit Ausnabme Oester- ctr. Wcrth n. C.M. reiclCs) wurden durch Segelschiffe nach Sistov cingcfiihrt............................. 100.814 293.610 somit mehr, als durch Dampfschiffc, um . . 98.989 168.838 Halt man den Betrag der ganzen Einfuhr nach Sislov durch Segelschiffe mit.................. 103.622 348.410 jenem durch Dampfschiffe mit....................... 2.383 232.262 gegcniiber, so ergibt sicli zum Vortheile ersterer ein Mehrbetrag von.................... 101.239 116.248 Nimmt man schliesslich die durcli beide Schiffsgallungcn be\verkstelligte Waaren-einfuhr zusammen, so erhiilt man die Summc von......................................... 106.003 380.672 Ein Vergleieh mit der Einfuhr durch Segelschiffe im Jahre 1831 gibt nach-stehende Daten: Ccntner. Wertli II. C.M. Einfuhr aus Oesterreieh 1832....................... 2.808 32.800 1831 ................... 1.923 49.300 somit Mchrcinfuhr 1832 .............................. 883 3.300 Einfuhr aus allen iibrigen Gegenden mit Aus- nahme Oesterreich’s 1851 ...................... 126.230 399.940 1832 ................. 100.814______ 293.610 Mindcreinfuhr 1832 ............................... 23.410 Ctr. 104.330 11. Die Ausfuhr von Sistov nach den bsterrcichischcn Staaten mittelst der Dampfschiffe war im Jahre 1831 nachstchende: Ccntner. Wcrtb fl. C.M. Corduan 323 24.000 Rauchtabak 272 10.100 Fcllc 968 O O Schmackkraut 2.303 2.300 Seife 1 38 Wollc 141 2.400 Zuckcr 7 160 Ccntner. \VertIi fl. C.M. Ziegenliaare................................. 108 1.G00 Reis........................................... 5 40 Horncr....................................... G(5 300 Fischthran..................................... — 300 Gedarme....................................... 25 800 Summe 4.281 07.044 fl. Nadi anderen Gegenden vvurden im Jalne 1851 durch Dampfschifle gcfiihrt: Nacl) Galacz: Ccntner. Wcrtli fl. C.M. Bindseile..................................... 80 11.000 Corduan, ordiniirer.......................... 279 12.980 Abba und ordinare Kleider .... 104 11.000 Gewebe und ordinare Manufacte . . 45 4.200 Messer........................................ 19 500 Tabak.......................................... 2 110 Sacke......................................... 28 1.000 Schmackkraut................................. 107 120 Mandelu....................................... 35 1.320 Pelzwerke.................................... 204 13.200 Nacli Constantinopel: Cascaval..................................... 134 2.000 Cerviss...................................... 702 13.970 Hutter........................................ 91 2.400 Kase.......................................... 49 300 Kerzen, ordinare............................... 3 00 Wollen- und Seidenschnure .... 3 420 Seide......................................... 15 0.000 Metallsand .................................... 2 70 Nach Serbien, Ibraila und den Donauplatzen wurden weiters verschiflt: Reis.......................................... 15 140 Pelze ........................................ 12 500 Scife......................................... 11 300 Schuhleder, ordiniires........................ 00 2.200 Verschiedene Kurzwaaren .... 05 1.900 Essvvaaven .................................. 151 2.500 Manufacturwaaren.............................. 40 2.000 Scbuhe und Felle ............................. 14 GOO Gewebe und Manufacte.......................... 38 4.GOO Blutegel....................................... 5 2.050 Messer, ordinare.............................. 52___________2.000_____ Summe 2.485 100.040 fl. aus- Somit. bcliof sicli im Jalire 1851 die Gesammtausfuhr von Sistov mittelst ctr. Wcrtli (1. C.M. der Dampfschiflc auf....................0.7GG 107.684 Dic in barem Gclde stattgehabte Aus-fuhr nacli Rustschuk, Constantinopel, Widdin und anderen Handelspliitzen Gulden bcliof sich auf.....................................201.528 und iibenvog somit dieEinfuhr um dic Summe von 93.813 Gcht man schliesslicli /ur Ausfuhr iiber, \vclchc im Jalire 1851 durch Segel-scliillc bewcrkstelligt wurde, so zeigt sieh, dass der Verkebr dioscr Schilfo grossten-thcils nacli der Walachei, zum Tbeile nacli der Moldau, nach Varna und Constantinopel ging. Die vorzugliclisten Artikel dabei bildeten: Centner. \Vertti fl. C.M. llcis 13.157 113.322 Verschicdcne F el lo 127 17.000 Klili- und Ochsenhiiute — 11.900 Schmackkraut 19.800 39.GOO Tabak 260 8.13G Eisen 5G0 5.GOO Messer — 12.000 Corduan 280 20.500 Cerviss 2.G3G 48.333 Getreide (ausserGerste und lloggen) 3.000 5.500 Gerste 2.300 1.900 Hoggen 5.454 6.000 Wein G.300 7.300 Tlieer 1.200 4.200 Fisclie 5.000 40.000 und mehre anderc Verbrauehsgegen-stande, mit deren Eitischluss sieh der Totalbetrag der Ausfuhr durch Segelschiffe auf......................122.7G5 085.11)8 stcllte. Reehnet man hierzu die Ausfuhr mit-tclst der Dampfschitre, so ergibt sicli eine Gesammtausfuhr von . . 129.531 852.842 und es stol It sieh heraus, dass die Aus - • fulir durch Segelschitle oinen Mehr- betrag von.............................115.999 — iiber jene durch Dampfschille ergab. Sonach stcllt sich der ganze Handols- verkehr Sistov’s im Jalire 1851 auf 2G2.0i)7 1,540.300 Aus dem Gcsagten polit zugleich her- Centncr. Wcrtli II. C.M. vor, dass im Jahre 1851 dic Aus- fuhr um................................................. — 159.384 hoher imWerthe war, als die Einfuhr, und Oesterreich bei der Einfulir mit 2.312 83.014 und bei der Ausfulir mit.................... 14.071 102.644 somit am ganzen Handel Sistov’s mit IG.383 180.358 betheiligt war. Im Jalire 1852 betrug dic Ausfulir Sistov’s nacli Oesterreich, in soweit sic durch DampfschifTe be\verkstclligt vurde, 1.717 Colli mit 3.838 Centnern im VVerthe von 140.822 fl., der durch Dampfschifle realisirte Export nach allen anderen Richtuugen 2.028 Colli mit 4.455 Centnern im Wcrthe von 178.915 fl. Durch Segelschiffe wurden im Jahre 1852 10.962 Colli mit 43.832 Centnern Waaren fiir 494.160 fl. von Sistov ausgefuhrt. An Feldfriichten gingen nach Constantinopel, Galacz und Ibraila 90.000 Kilos VVcizen, 140.000 Kilos Mais, 15.000 Kilos Boggen und 4.000 Kilos Gcrstc. Vergleicht man die Ausfulir durch Segelschiffe mit jener durch DampfschifTe, so ergibt sich cine Mehrausfuhr durch erstere von 7.217 Colli mit 35.539 Centnern im Werthe von 108.423 fl. Die vielen Vortheile, \velche mit dem Transporte durch DampfschifTe verbunden sind, miissen jedocli die lieniitzung der-selbcn, soweit diess nach der Beschaflenheit der Waarc moglich ist, immer haufiger maclien. In der Thal ist auch die Ausfulir durch Segelschifle seit dem Jahre 1851 in der Abnahme begriffen und von dem genannten Jahre auf das nachfolgende hin um 08.221 Centncr und cinen VVerlli von 177.598 11. gesmiken, vvahrend dic Ausfulir durch Dampfschifle um 1.527 Ccntner und einen VVerth von 157.053 fl. zunalim. Die Gesammtausfuhr Sistov’s im J. 1852 betrug 14.707 Colli mit 52.125 Centnern im Werthe von 819.897 11. Von diesem Betragc wurde beilaufig i/il nach Oesterreich ausgefuhrt, der Best nebst den bezeichneten Fruchtmengen nach andern Pliitzen der Donau und des sclnvarzen Mecrs bis Varna und Constantinopel verschiflt. Der ganze Waarenumsatz von Sistov Centncr. Worth fl. C.M. im Jahre 1852 betrug.............................. 158.130 1,300.509 woyou auf Oesterreich beilaufig . . 17.397 303.204 entfielen.— Im Jahre 1851 helief sicli der ganze Waarenumsatz auf.................................. 251.343 1,532.900 Somit zcigt sich fiir 1852 eiu Aus- fallvon............................................ 93.213 172.331 2. Ejalet Siliš tria. Bustschuk. Von allen Handelsplšitzen des bulgarischcn Donauufers ist unstreitig Bustschuk der wichtigste, zumal es den Hauptstapelplatz fiir den bulgarischcn Binncnhandel bildet, ob\volil bei der eigcnthiimlichen giinstigen Lage Bulgarien’s, das nach seiner ganzen Ausdehnung durch die machtige Donau bespiilt wird, nicht leicht cin ehvas besser bevolkerter Platz ist, der nicht in Ilinsicht auf Handelsbewcgung unverkennbare Vortheile fiir sich batte. Rustschuk ziililt cino Bevolkerung von 3S.000 l>is 40.000 Scclcn, grosstentheils Gcwerbs- und Ilandelsleute. Die Stadt is L an ilirer ostlichen Seile mit doppelten Festungsmauern umgebcn, die jedocli vor den jiingstcn Ereignissen sicli in schr venvahrlostem Zuslando bcfanden. In ihrem Innern ist durch vier Markte (Bazars) fiir den Verkehr im Kleinen \vic im Grossen gesorgt; man ziililt auf denselben im Ganzen 1.200 fast durchgehends holzerne Gewolbe und andere klcine Verkaufs-uml Arbeitsstatten, davon 220 jiidisches, 300 tiirkisches, der Rost bulgarisclies Eigenthum. Durch den Besitz bedeutenderer Capitalien begiinstigt, erwarb sicli Rustschuk friilizeitig cin selbststandiges Handelsgebiet und bezog vielc benacli-barte Ortscliaften in dasselbe cin. Rustsehulc ist der eigentliclie Mittelpunct der VVasserstrasse vom Durcbbruclie der Donau durch das eiserne Thor bis zu der Sulina-Miindung und danim als Ilauptstation fiir dic Schifffahrt von Gewicht. In seinen Bcziehungen zum Bintienlande sind die bciden Strassen nach Schumla und nach Trnova von Bedcutung; durch die erstere steht es eincrseits mit Varna, ander-seits iiber Kasanlik mit dem culturreichen Paschalik von Adrianopel, durch die letztere mit deiri westlicheron Tbeile Rumelien’s in Verbindung. Nicht minder wiclitig tur Rustschuk ist die Lage und Niihe der walacbischen Hauptstadt. Denkt man sicli eino Verbindungslinie zvvischen Bukarcst und Constan-tinopel, so muss der darauf sicli bewegende Giiterzug nothwendig Rustschuk passiren und ihm eine um so grosserc Wichtigkeit verleihen, als Rustschuk cine Granzstadt ist und die Natur der Verhaltnisse, sicli selbst Bahn brechend, bereits in der gegen-vibor gelegenen kleinen, aber schr thatigen walachischen Stadt Dschurdschu (Giur-gewo) einen Communicationspunct mit dem jenseitigen Uferlande begriindet bat. Dem dadurch geschafTencn lebhaften Verkehre mit der Walachci bat auch Rustschuk scine Fortscbritte in der Civilisation zu verdanken. Nocli vor einem Decennium waren liier europiiische Sitten und Gcbraucbe ganz unbekannt oder in ilirer Ausiilning durch dic fanatische Intoleranz des Islam stets gefahrdet. Dicses Verhaltniss bat sicli jedocli in der jiingstcn Zeit geiindert, und der Geschmack an europaischer Lcbens-wcise, zuerst nur durch dic bulgarischen Kaulleute vertreten, fiingt an sicli allgemach bei allen Nationalitiiten, und daher auch bei den gebildeteren Tiirken selbst, Geltung zu verschaffen. Schr vici haben liierzu insbesondere mehrere jiingere Ilandelsleute bcigetragen, welche in ihrem geschiiftlichon Intcresse jahrlich zwei oder mehrere Reisen nach Oesterreich iinternchmcn und die Leipziger Messe besuchcn. Die Einfuhr an den gesuchtesten Industrieerzeugnissen, welche nach Massgabe der fast iiherall gleichen Bediirfnisse liier dieselben einzelncn Artikel auf\veist, wie sic bei den vorhergehenden Pliitzen aufgefiihrt wurden, versorgt nicht nur Rustschuk fiir den eigenen Bedarf, sondern befriedigt noch insbesondere einen grossen Theil der Nachfrago auf den iibrigen Miirkten Bulgarien’s, so dass grosse Partien von VVaaren in den osterreichischen und deutschen Handels- und Fabriksstadten sclion mit der Bestimmung fiir dieso Maiktc eingekauft vverden, wornach sie entweder unmit-telbar von Rustschuk nach ilircm Bestimmungsorte abgehcn, oder dort einst\veilen eingelagert bleiben, olinc dass der Kigenlhiimer im Kleinverschleisse einen Absatz zu suchen bemiilit ist. Solche Einkaufe bezichen sicli vorziiglicli auf Schaf- und Baurmvollvvaarcn, Zwirn-und Garnleinwand, Tucli, Halbseide, Seidenstofle und andcrc Manufacte, und die Einfuhr d er lediglich aus Wien herriihrcnden mittelst der Dampf-schitfo belief sicli im Jahre 1851 auf Centner. Wertli 11. C.M. ii.430 1)80.000 Hierzu kamen : Aus Wicn: Galanteric-, Glas-, Eisen- und andcrc Metalhvaaren............................. 2.870 2G0.000 Aus Pest: Diverse Manufacte............................. 32 14.000 Aus Semlin: Eiseinvaaren.................................. 27 9.000 Aus Sisek: Diverse Waarcn................................ IG 3.800 Aus Orsova: Diverse Waarcn................................ 12 1.C00 Summe 8.387 Ctr. 808.400 tl. Ausserdcm betrug die Einfuhr naeh Rustsehuk aus Centner. Wert!i (1. C.M. Widdin........................................ 00 13.000 Lom.......................................... 112 32.000 Sistov........................................154 17.000 Silistria.....................................181 12.500 Czernawoda.................................... 85 10.800 Ibraila Colonial-Waaren ... 7(! (».000 Galacz „ „ ... 840 110.000 Constantinopel „ „ ... 2.200 250.000 Mannfactur- „ ... 1.320 112.000 Metali- „ ... 1.956 85.000 Summe 7.053 Ctr. 648.300 tl. Die Gesammtcinfulir nacli Rustsehuk, welche im Jahre 1851 dureh osterreichi-sclie Dampfschifle bewerkstelligt wurde, betrug dcmnach 15.440 Ctr. im Werthe von 1,516.700 tl. Nebst dem Vcrkehre in Waaren ist auch noch einer nicht unbedeuteuden Einfuhr an harem Gelde zti cnviihncn; der grosste Theil davon entfallt auf die Handcls-pliUze von Widdin bis Constantinopel, nur cine iinbedeutende Summe kiimmt auf Recbnung Oesterreich’s, \velches scine Zahlungcu in der Rogel durch den Austauseh sciner Artikel gegen hulgarische Producte saldirt. Die ganze Summe des eingefiihrten Gelds belief sich im Jahre 1851 auf 344.700 n. C.M. Im Jahre 1832 wurden dureh Dampfschiffc nacli Rustschuk eingcfUhrt, n n d zvvar aus: Colli. Ccntncr. VVien: verschiedene Manufactur-Waarcn . 3.410 4.020 Pest: „ „ .23 60 Sisek: „ „ .28 71 Widdin: Tabak und Hutter ...... 74 96 Lom: Tabak......................................... 70 120 Sistov: verschiedene Waaren........................ 23 23 Nikopol: Fett....................................... 3 7 Silistria: Fellc, Kerzen, Seife............100 38 Galacz: Zncker und Kaffeo................. 303 348 Ibraila: verschiedene VVaaren .... 48 2.230 Constanlinopel: Zncker, Kaffee, Friiehte . 020 2.230 „ Manufactur-Waaren . . . 800 1.930 Trapczunt: Wachs................................... 30 130 3.738 Colli 11.397 Ctr. Die Einfulir an harem Geltle helief sicli aut' 202.094 tl., \vovon cin kleiner Betrag aus Pest und Sisek, der Rest aher grosstentheils aus Radujevacz, Silistria und Widdin kam. Ein hctraehtlichcs Quantum vonWaaren aller Art kiimmt aucli auf gewohnlichon Segelsehiffen aus Oesterreich nacli Rustschuk. Im Jahre 1831 gelangten dahin 3 solclie Schiffe aus Oesterreich mit einer Ladung von 0.300 Ctrn. im beililufigen Werthc von 130.000 tl. C.M., aus Manufactur-, Glas-, Eisen- und anderen Metalhvaaren, lllei in Stangen, rohem und unausgearbeitctcin Kupfer, Scnsen, Thongeschirr, Mobeln und Holzwaaren, dami Alaun, Vitrioliil, Indigo und andern Coloniahvaaren bestchend. Schliigt man das Gewicht und den approximativen Wcrth dieser Gegenstande zu der Einfulir aus den osterreichischen Staatcn, welche dureh Dampfschiffc hevvcrk-stelligt wurde, so ergibt sich die ganze Einfulir aus Oesterreich nacli Rustschuk im Jahre 1831 mit 14.887 Centnern im Werthc von 998.400 tl. C.M. Aher aucli aus anderen Gegendcn kommen Segelschiffe nacli Rustschuk. Im Jahre 1831 gelangten hierher: Aus Rosnien: Ccntner. Werth tl. C.M. 9 Flussschiffe mit Roheisen und Stalil . . . 3.800 40.000 Aus der Levante: S Seeschiffe mit Meersalz....................... 3.300 20.000 13 See- und Flussschiffe mit Reis, Oel, Seife, diversen Sudfriichten......................... 3.900 32.000 Aus Ibraila und Galacz: 18 Flussschiffe mit Holz u. Bretern fiir Schiffe und andere Bauten............................. — 33.000 Aus Galacz: walachisches und moldauischcs Steinsalz . . 4.000 38.000 Summe l 7.800 Ctr. 211.000 fl. Die Gesammteinfuhr von Rustschuk betrug also ctr. Werth fl. C.M. im Jahre 1851...........................................................39.740 1,857.700 Die Zalil der im Jahre 1852 in Rustschuk gelaniletcn Segelschifte kann man auf 800 vcransehlagen. Der griisstc Theil derselben gchiirt der griechischen Flagge an; minder zahlreich ist die tiirkische und serbische verlreten. Die durch diese Transport-mittel eingcfuhrten Waaren hestanden der griisseren Menge nach in Stein- und Meersalz, nebstbei in Zucker, Kaffee, Seife, Oel und andern Colonialvvaaren. Insbesondere war die Einfuhr von Salz bedeutend; man reelinete jene von Steinsalz auf 1 */s Millionen, die von Meersalz auf 5 Millionen Oke: erstere, zu 22 Para die Oku gerechnet, gab eincn Einfuhnverth von 825.000 Piastern, jene von Meersalz (die Oka zu 8 Para) erreichte im Wcrlhe eine Million Piaster. lliugegen \vurden im Jahre 1851 nachstehende Giiter mit dem beigesetzten bei-lauligeu Gewichte und Wrei-1 lic durch Dampfboote nach dcn osterreichischen Staaten verfrachtet: Unmittelbar nach Wicn: Ccntnci-. Wcrth fl. C.M. Ausgearbeitetes Corduan- und Saflianleder . . 875 80.000 Gewaschene und ungewasehene Schafwolle . . 453 35.000 Gesehalles Gelbholz.............................. (!7 1.800 Nach Semlin: Hohe und unausgearbeitete Felle und lliiute . . 184 15.400 Nach Sisek: Raulnvaaren, diverse............................. 18 2.000 Nach Orsova: Lamin- und Schaffelle, diverse................... 270 25.000 Summc 1.873 Ctr. 105.800 11. Nebstdem wurden im Jahre 1851 durch DainpfschifFe aus Ruslschuk ausgefiihrt: Nach VViddin: Diverse Waaren Ccntner. . . . 1.280 \Vcrth fl. C.M. 08.000 Nach Lom: Diverse Waarcn und Producte . . . . . . 345 43.000 Nach Oreava: Diverse Waaren . . . 54 8.000 Nach Nikopolis: Producte 10.500 Nach Sistov: Diverse VVaaren 3.500 Nach Silistria: Diverse Waaren 5.000 Nach Czernawoda: Manufactur- und andere Waaren . . . . . 707 32.000 Nacli Ibraila: Centncr. Wcrth fl. C.M. Manufacturen.......................................... 213 19.000 Hahva und Tachin (Gattung Zuckenvcrk) . . 180 8.500 Nach Galacz: Ordinares Tucli....................................... 175 C.400 Tabak................................................. 210 10.500 Ilalvva nnd Tacliin................................... 283 18.900 Rlutegel fiir Constantinopel.......................... 108 180.000 Nacli Constantinopel: Unschlitt............................................2.900 GO.OOO Rindsclmialz.......................................... 754 22.000 Kase................................................... Ki 7 3.000 Diverse Waarcn........................................ 192 50.000 Summe 7.903 Ctr. 548.300 fl. Hierzu kam noch oinc Ausfuhr an harem Gelile mit der Summe von 391.0G0 11., dercn grbsserer Theil nach Constantinopel, Galacz, Silistria, Lom, Orsova und Widdin ging. Die ganze im Jahre 1851 durch osterreichische DampfschitVe bewerkstclligte Ausfuhr aus Rustschuk bctrug somit 9.836 Ctr. im VVerthe von 714.100 II. C.M. Im Jahre 1852 wurden durch die Dampfschiffo ausgefiihrt: Colli Ccntner nach Wien und Pest: Schafvvolle 258 2.556 » Semlin: Tabak und Pfeifen 74 165 r> Brod: Tabak 0 10 55 Orsova: Honig und Fett 282 358 55 Radujevacz: Glasvvaarcn, Pfeifen und Schuhc . 0 11 55 Widdin: Manufactur-Waaren aus Constantinopel und Militar-liflecten 540 293 55 Lom: Manufactur-\Vaaren aus Constantinopel . 300 380 55 Oreava: „ 35 63 55 Nikopol: „ 73 102 55 Sistov: „ 170 83 55 Tortokan: „ 4 4 55 Silistria: „ 80 112 55 Czernawoda: „ 129 282 55 llirsova: „ 85 52 55 Ibraila: Tachin und Ilalvva 09 150 55 Galacz: diverse VVaaren 438 781 55 Tultscha: ordinares Tucli 2 — 0. 55 Constantinopel: Rindschmalz 1.905 5.421 4.408 Colli 10.829-19 Ctr. I>ic Ausfuhr durcli SegelscliitTe beforderte im Jahre 1851 folgende Waaren im beigcsetzten approximativcn Wertlio und Gcwielite: Nach Dscburdscbu, Ibraila umi Galacz: Ctr. Wcrlli fl. C.M. Ordinarcs Tucli............................ 4.700 75.000 Lamin- und SchafFelle, Kiili-, Oclisen-und Biilfelhaute, bearbeiteto und robe BiiffelhSrner im Betrage von — 52.000 Nach Dscburdscbu und amleren Gegendeu: Woin, Brannhvein, Friiehto u. auderc Comestibilieu............................ — 75.000 Thonpfeifen.................................. — 3G.000 Kalk, Filtrirsteine u. Sandsteinblocke — 24.000 Nach Galacz: Talg, Buttcr, Bindschmalz und Kiise G.500 85.000 Nach Bukarest: Halwa, Bois und Siidfriicbte . . . 2.800 35.000 Nach Dscburdscbu: Transitogilter............................. 7.400 — Nach Galacz und Constantinopel: Getreide..................................... 21_________100.000 Summe 21.400 Ctr. 482.000 II. Sonacb orgibt sicli dieGesamintausfuhr aus Bustscbuk durcli Dampf- und Ctr. Wcrth fl. C.M. Segclscbiflo fur das Jalir 1851 mit 31.23G 1.19G.100 Wird dieselbc zur Gesaminteinfulir gerechnet, so ergibt sicli der ge-sammtc Waarcnumsatz Bustschuk’s im Jabre 1851 auf...................... 70.97G 3,053.800 \voraus zugleich hervorgeht, dass dic Einfuhr um den Betrag von . . . 8.504 GG1.G00 grosscr war, als die Ausfuhr. Was den Verkebr Bustscbuk’s mit Oesterreich anbclangt, stollt sicli der ganze Gdterumsatz fur das Jalir 1851 auf......................... 16.760 1,164.200 heraus, und es golit zugleich licrvor, dass dic Einfuhr um....................13.014 832.600 grosser war, als die Ausfuhr. Fiir das Jalir 1852 liisst sicli mir der Waarenumsatz durcli DanipfscbifVe nacli-weiscn; derselbe betrug 10.206 Colli mit 22.426 Centnern, wobei die Mchreinfuhr auf 1.270 Colli mit 768 Centnern sicli enfzilTert. Die Gesaminteinfulir durcli Dampf-schilVe bat sonacb gegcniiber dem Vorjabre um 3.823 Ccntner abgenommen, \vogegen die auf gleiche Weise bewerkstelligtc Ausfuhr um 993 Ccntner zunahm. Audi wenn man speeiell den Vcrkchr Oostcrreich’« mit Rustscliuk durcli Dampfscbifle betracbtet, so ubenvog zwar nocli im mer dic Einfulir (um 2.84;! Colli mit 1.068 Ccntnern), ging aber docli gegen das Vorjahr fast auf dic IlaICtc herab, \viibrend die Ausfubr um 1.2IG Ccntner stieg. Da jedoch auch viole NVaarenladungen aus Oesterreicli mit Segelscbillcn oder zu Lande naeli Rustscliuk gelangen, diii-ften sicli die oben beriibrten Unterscbicde fast ausglcichen. Zu Lande wurden im Jabre 1852 nacb Rustsclmk eingefubrt: aus Varna und Constantinopel: Colli. Ccntner. Werth 11. C.M. gesalzcne Fiscbe . . 3.000 0.000 84.000 Citronen 1 400 — 40.000 versebiedene Friicbte 11.000 30.000 240.000 Caviar 13 104 8.240 Oel — 337 5.025 „ Adrianopel: Tacbin u.Hahva . 800 1.000 52.200 Tabak 730 2.000 117.000 „ Slivna: ordinares Tucb. . . 1.500 — 370.000 „ Trnova: Pelzwaaren . . . . 300 — 97.000 „ versebiedenen Gegenden: diverse VVaaren 5.000 15.000 28.000 „ Walacbei: Scbliiucbe, Rind- schmalz .... 730 0.570 131.400 Honig in Fasscbcn . 1.300 2.000 19.500 versebiedene Frflcbte — — 0.000 „ Galacz u. Constantinopel: Oel — 125 1.875 Scife — 250 4.000 Rreter — — 27.000 Fisen — — 11.000 „ Tultscba und Matscbin: gesalzcne Fiscbc . . — 3.200 25.000 „ Philippopel: Reis — 3.000 27.000 71.080 C Ir. 1,295.440 11. Zu Lande \vurden im Jabre 1852 von Rustscliuk ausgefiibrt: nacb der Walacbei: Colli. Ccntner. Werth fl. C.M. gesalzcne Fiscbe . . 2.500 O o o 70.000 Citronen — — 27.000 versebiedene Friicbte — 11.000 80.000 Caviar 13 104 8.240 Oel — 250 3.750 Tacbin und Hahva . 785 1.800 52.075 Tabak 2.020 2.200 90.000 ordinares Tucb . . 1.100 — 200.000 Pelzvvaaren .... 300 — 97.000 versebiedene Waaren 1.500 4.500 8.500 nacli Varna und Consfantinopcl: Colli. Ccntncr. Wcrlli fl. C.M. Scblauebo, Fett . . . 730 6.S70 131.400 Rindfett...................... 130 1.170 3«. 100 Rindscbmalz inFasscben 1.368 3.200 92.800 „ Dschurdscbu: Trauben . . . 4.8i80 — 3.900 Steine................... — — 2.700 „ Rukarest und Kronstadt: Kitzfolle................ — — 7.000 Biiflelbiiutc............ — — 15.600 Kubliaute................ — — 19.200 „ Matschin u. Tultsclia: Wein . -— — 7.000 „ Ibraila und Constantinopcl: VV cizo n................ — 112.300 208.300 Gerste................... — 22.370 25.000 Mais.................... . — 18.400 10.000______ Sumine . 188.924 Ctr, 1,267.1 <1. Totorkan, aucli Tutrukan und Turtukai genannt, auf der Halfte des Wegs von Rustscbuk nacli Silistria gelegen, ist cin unbedculender Markttleckcn mit ciner gcringcn Einwobnerzabl (6.000 Seelen) und in Ilandclsbcziehungen von dcn beidcn eben gcnannten Ortseliaften abhiingig. Wic fast ulic kloineren Ufcrplatze, wiirde aucli Totorkan ciner ganzlicbcn llandelsuntbaligkeit anheimfallon, kamc ilun nicbt der eben liezcichnete Vortbcil der Lagc zu Stal len, welche ihm die Aussicbt eriiflnet, das Produet der nabegelegenen veitlaufigen Geslrippc von gelbein Farbholze vor-tbeilbaft zu vcrwcrtbcn. Aucli NVcizen und Schuiuckkraut \verdcn aus Totorkan ausgefubrt, ersterer lbcilwei.se, letzlcrcs insgesammt nacli Oestcrrcicb. Mil dcn Einfubrartikeln vvird dieser Platz fast ganz von Rustscbuk aus verseben. Mcbrere dortige Kaufleute, vor-zuglicb solcbc, dic ilircu liedarf aus Oestcrrcicb bczicbcn, liaben in Totorkan Filial— bandlungen, \velcbc zwar kcinc glanzendcu Gcvvinnstc ab\verfen, inimer aber cin gen.ugcndes Einkomnien ge\vabrcn. Dic oslcrrcicbisclicn Dampfboolc, wclcbe Totorkan passiren, landen in der ltcgel an seineni Ufcr nicbt, zunial sclbes liierzu nocli gar nicbt cingcricbtet ist; allcin von Hustscbuk aus wird nacli Hedarl’ fiir die Aus- und EinscbiHung vou Pcrsonen und Giitern gesorgt, und so aucli hier der kiinftigen Hcdcutung, die allcn bislier gcnannten Uferplatzcn in Aussicbt gestellt \verden muss, unter dic Arine gcgrillen. Silistria stelit sclion wicdcr auf ciner nambaft boliern Stufe der licdcutsamkcit, als Totorkan. Dic Wichtigkeit, welcbe man diesein in dcrNeuzcit vvieder mit ausge-brcitetercn Fcstuugs\verken bedachten Orte sclion ursprunglich bcilegte, lcucbtet am deutliebsten aus dem Umstandc licrvor, dass derselbc lange der llauptort dcs Ejalcts gleicbcn Namens war, und wenn ilnn liicrin Hustscbuk als der nunmelirige vSitz dcs Stattbaltcrs dcn Rang abgelaufen, so muss diess melir als eiue Folgo der Vorziige dieser lctztcrn Studi, denn als cine Hedeutungslosigkeit Silistria's, angeseben wer-dcn. In seineni Ge\verblleisse ist Silistria vorziiglieb fiir dcn Hedarl' der Sladt und Naclibarschaft an mchrcrcn geivolinlichen Feilschaften thlitig. Scinc ausgebrcitetcn Sallianas finden in der Viebzucbt, die im Bezirke von Silistria in grbsster Ausdcbnung betrieben wird, einen wic!i(igen Vcrarbeitungsstoil’ zur Beroitung von Ccrviss, ge-raucbcrtem Fleiscbe, Talgkerzcn, Scdfc; ebcnso ist sein Antheil an Erzeugung von Tuchen und roher Scide niclit unbedeutend zn nenncn. Aus Oesterreicli \vurden im Jalire 18151 nacbstehende Artikel durcb die Boote der priv. Donau-DampfscliiflTabrtsgesellscbaft nacli Silistria eingefiihrt: Ccntner. Schreibpapier............................................ 7-03 Droguen..................................................12-38 Mannfacturvvaaren........................................18-14 Eisemvaaren..............................................29-32 Scheidevvasser........................................... 9-29 Ziindbblzcr .............................................18-12 Glasivaarcn.............................................. 1-08 Porzellan................................................ 3-12 Hossliaarsiebe........................................... 0-71 Kramereivvaaren..........................................18-78 Summe 118-1)7 Clr. Hierzu kamen noch einigc Hundert Golli Kronstadtcr Waaren, die auf dem Landvvege iiber die Walaclici nacli Silistria cingefiibrt wurdcn. Die Industrie, die sicli mit Erzeugung dieser groben, dem einfachen llausbedarle zusagenden Artikel bescbaftigt, entspricbt vollkommen den Anforderungcn der bulgarischen Consumen-ten, und liefert ilincn gemeine llolzarbeiten, wie z. B. Truhen, \velelie, bunt bcmalt, in Bulgarien die Stclle der Koller und Schriinke vertreten, ordinare Strolistuble, kleinere holzerne Belialtnisse fur Wein und Braunt\vcin, Czuturen genanut, Tinten-zcugc, Tabakrohre , elc., Scilerarbeiten aller Art (besonders Spagat, Pferdc-halftern und Stričke), Wolldccken und Wollsebnure, Pferdekolzen, ordinare Daum* woll-, dann grobe Rupfen- und Strobsackleinwand, ordinares Glas, Papicr, iiberdiess eine Menge Eisen- und Kurzvvaaren zum Wirtbschaftsgebrauche, ncbst andern iin tiiglichen Verkehre vorkommenden Kleinigkeiten. An der Ausfubr nacli Oesterreicli ist Silistria vorziiglich mit Hohproducten betbeiligt; denn untcr jenen Artikeln, welche im Jalire 181)1 durcb die DampfscbilTe nacli Oesterreicli verfrachtet \vurdcn, erscbienen vor allen anderen Stiick. Schafhaute, robe..........................................9.439 Lammfelle................................................. 11)7 Kub- und Ochsenhaute......................................2.000 Ziegenbaute............................................. 2.000 Summe 13.1)90 Stiick im bciliiufigen Wertlie von 2.150 11. C.M. Ueberdiess geborte zur Ausfubr dcs Jalirs 1851 nocb Gelbbolz im Betrage von 800 Centnern. Beztiglicb dieses Artikels, der durcligehends nacli Wien gelangt, wilrde es im Interesse der Wiener Consumenten liegen, durcli eigene Delegirte an Ort und Stelle den Einkaufpreis za ermitteln, und darnach in Silistria selbst ilire Einkiiufe, oline jeden anderen Zwisclienhiindler, abzuschlicssen. Im Jahre 18S2 wurden durcli Dampfschiffe naeli Silistria eingefiihrt: Colli Ccntner Ziindholzchen . 6 15 Manufacturwaaren . 13 26 Spiegel . 2 4 KrSmereien . 6 16 Droguen . 21 18 Masohincntheilc (fiir Varna bestimmt) . . 1 1 IIoIzwaaren . 1 1 Glocken 1 5 Papier . 33 44 Porzellan . 2 3 Scheidewasser . 2 3 Vitriol 1 2 Suinme . 8!) Colli 138 Ctr. Dic Ausfuhr mittelst der Dampfschifle nach Oesterreicli im Jahre 1852 umfasste: Colli Centner Hasenbalge 8 12 Schafhaute 85 72 Pferdehaute 70 93 Lammfelle 3 3 Kalbfelle 19 28 Diiffelhaute 1 2 Kuhhaute 20 31 Ziegenfelle 19 63 Schafwolle 3 5 Saitlinge 2 2 Gelbholz — 870 Summe . 230 Čolli 1.181 Ctr. Gegen das Jahr 1851, wo die Einfuhr aus Oesterreicli 119 Centner betrug, zeigt 1852 eine, wenn auch nicht bedeutende Zunabme. In der Ausfuhr ist das Jahr 1852 entschieden tiberwiegeud. Jene von 1851 bezillerte sicli mit 2.100 II. C.M., wahrend sicli im Jahre 1852 allein schon der Werth von Fellen und Hiiuten, die nach Oesterreicli exportirt wurden, auf 1.500 11. stellte. Sowie Rustschuk durcli die gegeniiber gelegene walachische Granzstadt Dschurdschu, so stcht Silistria durcli Kalarasch im Wechselverkehre mit dem walachischen Uferlandc. Der diessfallige Handel beider Granzpuncte ist nicht unbe-deutend. Er zerfallt in den engcren Verbrauchshandel nach dem eigenen Platz-bedarfe und in den Transithandel. Namentlich dieser letztere scheint von Bedeutung zu sein, und diess ist dem Landwege zu verdanken, der haufig von Silistria nach Varna Statist. Mittheil. 1853. IV. Heft. 4 eingeschlagen wird. Ueberbaupt kann Silistria als einer jener Punctc bezeichnet werdcn, iIcmi nacli seiner Lage und der bercits gewonnenen gewerblichen Entfaltung cine nieh( fernc giinstigc Zukunft cnvarten diirftc. Von Silistria abwiirts crsclieint der Mandel des Ufergebiets von Bulgarien in einer doppelten Richtung getheilt. Die Dobrudscha bildet niimlich dureb die plotzliche Veriinderung in der Stromrichtung der Donau eine Art Halbinsel, deren Handel eben danim sowohl nacli dem Ufer der Donau, als auch naeb der Kiiste des sclnvarzcn Meers gericlitet ist. Die Niederlagspuncte auf der Strornseite sind: Ras sova, Ilir sova, Mat sebi n, Isaktscba und Tultscba. MitAusnalime dieses letzteren Platzes bietet der Handel der genannten Orte bei Weitem nicbt das Interesse fiir Oesterreich dar, welches bei deri meisten der friiher genannten Stapelpliitze ein-tritt. Die Ursache liegt wobl darin, dass einerseits die Bewobner der Dobrudscha nocli viel zu wenig vorgescliritten sind, um cin ausgesprocbenes Verlangen nacli Industrie-erzeugnissen unsererMiirkte zu aussern, und anderseits die vorziiglichsten Producte jener Gegend — wie Getreide, Wolle, Iliiute etc. — tlieils auf der Aclise der Richtung nach dem sclnvarzen Meere folgen, tlieils mit Barken dahin und nacli den linken Donauufer verschifft werden. Die osterreichisehen Dampfboote Iandcn daher auf der Linic von Silistria bis Tultscba nirgends, und eine namhaftere Thiitigkeit ist nur diesem letzteren Platze vorbehalten. Dessenungeachtet ist der osterreichiscbe Handel mit Hirsova und Matschin niclit olinc Bedeutung. Vorziiglich Kronstadter VVaaren werden rcgel-massig liber die Walacbei dahin gebracht und tlieils in stabilen Niederlagen ver-kauft, tlieils nacli dem Innern von Bulgarien versendet. Tultscba ist der Hauptort des Kaimakamliks gleichcn Namens, mit Festungs-werkcn verseben. Die Bevolkerung, nocli vor wenigcn Jahren 6.000 Seelen stark, stieg seither auf IG.000 bis 17.000, und besteht mehrentlieils aus Kosaken, die sicli aus ihrem Vaterlande entfernten und in dieser Granzstadt einen Zufluchtsort fanden. Fast alle die Donau befahrenden Segelscbiffe sind bei der Berg- und Thalfahrt genothigt, Tultscba anzulaufen, wodurch eine jahrlichc Verkchrssumme von 200.000 fl. den Kaufleuten jener Stadt zu Gute kommt. Im Jahre 18S2 wurdc Tultscba aber auch von handelsthatigen Schiffen besucht, wclche in Cercalien und Scesalz verkebrten. Im Handel Tultscha’s spielt der Verkehr mit Oesterreich keine bedeutende Rolle; denn cs beziebt fast alle seine Verbrauchsartikel aus der turkischcn Hauptstadt und nur einige Partien Kronstadter Waarcn und ein geringer Theil der in Karassu und Razgrad eingekauften Marktarlikel konnen sich osterreichisehen Ursprungs riihmen. Der Verbrauch der Einfuhrartikel ist auch grosstentheils auf den Platz selbst und auf die bcnachbarten Ortscbaften — unter denen wegen einer Niederlassung von preussi-seben Auswanderern Malkotsch genannt zu werden verdient — beschrankt, und der ganze Import beziebt sich auf Matcriahvaaren, Salz, Oel, Tabak, (^olonial- und Eisenwaaren, Strickc, Woll- und BaumwolIwaaren, Tucli, Gespinnste, Glas- und Pelz\vaaren, und andere zum alltaglichen Gebrauche nothige Gegenstande. Das Seesalz, welcbes nacli Tultscba gebracht wird, dient tlieils dem Verbrauche des dortigen Gehiets, llieils wird os mittclst klciner Barken weiter nacli Ismail, Silistria, Uustschuk uiul Widdin versendat. Fiir den Ausfuhrhandel hat gegenwiirtig nur die Ausbeute des Fischfangs cino Bedeutung; andere Gcgenstiinde desselben sind gesalzenes Fleisch, Kiise, Wein, ungevvaschene NVolle, Ochsen- und Kiihhaute, Lammfelle. In friiherer Zeit bildote Brenn- und Bauliolz einon sohe bedeutenden Ausfuhrartikel; allein seit 18o0 hat dio Hegierung nicht nur die Ausfuhr davon verboten, sondern sogar don ScliiIVbau, der friiber sehr stark auf den Werften von Tultscha bctrieben wurdc, beschriinkt. Wiihrend in den Jaliren 1847 und 1848 an 30 Schiffe vom Stapel liefen, wurden in den Jaliren 18S0 und 18S1 nur 2 bedeutendere Barken gebaut, wozu sicli die Eigen-thumer don entsprecliondcn Ferman von der Pforte verschaffen rnussten, da dio behauptete Notlnvendigkeit, die Forste fiir kunftige Bediirfnisse zu scbonen, den Vor-wand zur Einstellung des Scliiffbaus lieh. Die Corealicn-Ausfubr betrug zwar im Jabre 18152 nur 62.000 Kilos, \viirde aber an Umfang selir gewinnen, sobald dio niitliigen Anstalten zur Vermittlung des auswartigen Handels daselbsl begrUndet wiirden. Am Ufcr dos sclnvarzen Meors liegt siidwarts der Donaumundungen zuerst als Ausfulirplatz von temporarer Bedeutung Kiistondscbe, das eine Zeit lang im Besitze der Genuesen sicli befand und in den Ueberresten aus don Zeiten dioser Herrscbaft noch Denkmiiler seiner einstigon Grosse und Bliite besitzt. Dio ausgo-breiteten Mauerwerke, welcbe damals den Hafcn scbiitztcn, sind jedocb durch die (Jnbilden der Zeit und Vernacbliissigung in giinzlicben Verfall geraihen, und gevviib-ren don wenigen dort von Zeit zu Zeit einlaufenden SchilTon keinen Schutz vor den Stiirmen, dio vorziiglich im Winter dio Fahrtcn unsicber machen. Gegenwartig wird Kiistendscbe jabrlich von 8—10 Scbiffen, dio Getreide einnebmen, besucbt, wurde aber in fruebtbaren Jaliren Kornergattungen vcrseliiedener Art fiir 25 bis 30 Scbilfo zur Verladung bieten. Siidlieh von Kiistendscbe liegt Mangalia, gleieli jenem der Ilauptort eines Kasa’s, aber mit nieht melir »is 80 fast durcbaus von Tiirken bewolinten Hausern. Audi der Handel von Mangalia muss, nacli den verfallenen Uferbauten zu scbliessen, einst bodeutend gowosen sein, denn nocli jetzt \verden lici niederem Wasser-stando dio Ueberreste einer Mauer sicbtbar, die sieli vom Stadttlieile Kisla-Bursa iiber 40 Klafter in das Meer liinein erstrecken, und als Grundlage bcniitzt werden konnten, um don ganz unbescbiitzt ankernden Scbiffen eincn beijuemen Zufluchtsort zu sicliern. Gegenwartig kclauft sicli die Ausfulir Mangalia's auf 7 bis 8 Schiffs-ladungen, welcbe aus beilaufig 40.000 Kilos Getreide bestohen und tboils nacli Constantinopel, tlieils vveiter vorfraclitot werden. Wichtiger als die boiden erst genannten Pliitze ist der auf dem halben Wege von Mangalia nacli Varna gelogene Hafen von B a ld s c hi k. Hier wurden nacli Frei-gebung der Getreideausfuhr in Bulgarien bedeutendc Geschafte geniacht, so dass Baldschik solbst dem Platze von Varna iiberlegen war. Audi gegenvvartig sind dio Vortheile, dio es dein Handol bietet, so gross, dass sicli eine Zunahme seiner Wicli-tigkeit mit ziemlicher Gewissheit von der Zukunft erwarten liisst. Sein Hafen ist geriiumig, und hat vor allen iibrigcn bulgarischen Seehilfcn den Vorzug, dass er dea Schiffen eine gute Unterkunft gevvahrt, weil der Meeresgrund fiir die Ankerung eino feste haltbare Uriterlage bietct, wahrend in Varna wegen des lockeren Sand-bodcns dicse Sicherheit vermisst wird. Eine betrachtliche Anzahl gut gebauter Magazine Liirgt nebstbei fiir gefahrlose Aufspeiclierung der Vorrathe, die liier vorzuglich vom nordlichen Theile der Dobrudscha und selbst von Silistria und Bustschuk anlangen. Man rechnet den jahrlichen Waarenumsatz von Baldsehik auf eine Million Piaster, und die Anzahl der SchilFe, die in seinem Hafen tlieils Handel, llieils Schutz sucliten, soli in jdngster Zeit den Besucb des Hafens von Varna tiber-troffen haben. Von vorziiglicher Wichtigkeit fiir den Handel Bulgarien’s ist die See- und Hafenstadt Varna, als die vorziiglichste Vermittlcrin zwiscben dem Ueberflusse Bulgarien’s an Bodenproducten und dem Begehren der Provinz nach fremden Industrie-Erzeugnissen; die Bedeutung Varna’s vvird sich in dem Masse erhiilien, als die Handelswege der Provinz einen Zustand erreichen, welclier die Zufiihrung der Giiter auf der Achse aucli aus den ferner gelegenen Tlieilen des Binnenlands ermoglicht. Im Verkehre zur See bat sich im Jahre 1851 nachstehende Tbatigkeit ent-faltet. Von osterreichischen Fabrzeugen sind 11 versclnedene Segelschiffe, iiber Conslantinopel kommend, eingelaufen. Der Wertb der durcb sie bewerkstelligten Einfubr an Waaren, die vorzuglich in Salz und Steinkohlen bestanden, belief sicli auf 8.44G U. Conv.-Miinze. Die Fracht, die sie in Varna einnahmen, fasste in sich: Sommerfrucht (weiches Getreide) . 121.100 Kilos 179.494 fl. C.M. Mais...............................11.975 „ 12.000 „ „ Wolle................................ 75 Ballen 4.125 „ „ somit im Ganzen einen Werth von 195.619 fl. C.M. mit fast ausscbliesslicher Bestimmung nach England. Die Dampfschiife des osterreichischen Lloyd machtcn im Jahre 1851 1 lGFahrten, auf welchen sie Varna beriihrten, und die Waaren, welche von ilinen nach Varna gebracht wurden, bestanden in nachbenannten Quantitaten: Werth fl. C.M. 1.001 Colli Manufacturwaaren.........................39(5.652 830 Sacke Kaffee.....................................41.938 43 Centner Eisen...................................... 400 540 Colli gesalzene Esswaaren und getroeknete Friichte....................................... 0.230 1.240 Colli verschiedcne Waaren.......................113.090 Summe 558.310 fl. Hierzu kommt noch die Summe von 441 Partien baren Geldes, im Betrage von 002.428 fl. C.M. Dic Ausfulir voti Vama mittclst osterreichischer Dampfscliiffe bestand im Jalire 18Si in: AVerUi 11. C.M. 5)28 Centnern Cerviss...................................... 7.300 62!) Colii Buttcr und Kiise................................00.507 257 Kisten mit Trauben.................................. 4.892 113 Ballcn Wolle........................................ 0.000 3.092 „ divcrse Waaren.............................. 92.421 Sumine 177.840 11. Endlich geliiircn hierlier 722 Sendungen baren Geldes Werth 11. C.M. im Belrage von................................................. 880.435 Sonach ergibt sich dic Summe von . ........................ 730.150 als das bloss durch dic ostcrreichischen Dampfscliiffe in Umsatz gebrachte Waarencapital, \vozu nocli dic Summe des vcrscbifftcn baren Gclds im Retragc von 1,548.803 gcrechuet wcrden kann. Scbiffe untcr fremdcr Flagge licfcn im Ganzen 229 mit einer Tragfaliigkeit von 40.914 Tonncn und einer Scbiffsmannschaft von 2.309 Kopfcn im llafen von Varna cin. Hierunter varen SchifTc Tonncn Mannscliaft tiirkischc 114 10.905 1.058 „ Dampfer .... 4 2.740 180 grieehische . . . . 42 7.830 395 walacltiscbc 30 4.920 277 russischo 22 4.221 219 englische 8 1.959 77 joniscbc 5 1.097 01 sardinische 1 200 9 franzosischc 1 144 8 bremische 1 580 15 meklenburgiscbe 1 258 10 Summe 229 40.914 2.309 Untcr den Gegenstiindcn, wclche von dicsen Schiffen cingefiibrt wurden, warcn Zuckcr, Kaffcc, Manufacturwaarcn, liisen und gcsalzenc Essvvaaren a in stiirksten vcrtrcten; dcr Gcsammtwerth aller dieser Artikel bclief sicli auf 2,148.410 11. C.M. In dcr Ausfulir des Jalirs 1851 fanden sicli vorziiglich Sommerfrucht.................................................. 580.509 Kilos Gerste, Mais, Hirse............................................ 52.018 „ Ilartcs Getreide (Winterfrucbt), Cerviss, Butter, Kiise, Eier etc.................................................... 14.592 Clr. Im Ganzen bclief sich die Ausfulir auf den Werth von . . 1,099.314 11. C.M. Rechnet man zu diesen beiden Betragen die Ein- und Aus-fulir, \velche durcli oslerreichisclie Dampf- und Segel-schifle bewerkstclligt wurdc, so belief sicli der gauze Wertli der durcli den Mandel im Jahre 1851 zu Varna in Umsatz gebrachten Waarcn und Geldwerthe auf die Sumrne von................................................... 6,336.808 tl. C.M. l)avon kamen auf die Einfuhr.................................... 3,377.894 „ „ auf die Ausfuhr..........................................' . . 2,959.214 „ „ Somit wurde mehr eingefuhrt ein Werth von 418.380 fl. C.M. Oesterreich betheiligte sich am ganzen Verkehre Varna’s mit 2,489.284 fl. C.M. Davon kamen auf die Ausfuhr......................................1,259.900 „ „ auf die Einfuhr................................................. 1,229.184 „ „ wornach sich cine Mehrausfuhr von.................................. 30.716 11. C.M. ergab. Hinsiehtlich dieser letzten Angabe ist jedoch nicht zu iibersehen, dass in der obigen Gesammtsumme von 2,489.284 fl. C.M. 1,548.863 fl. C.M. als Betrag der Ein-und Ausfuhr vom harem Gelde enthalten sind, und dass sich somit der eigcniliche Waarenverkehr auf die Summe von .... 940.421 fl. C.M. herausstellt. Von dieser entfallen auf die Einfuhr . . . 566.756 fl. C. M. auf die Ausfuhr............................... 373.465 „ „ somit erscheint cine Mehreinfuhr von . . 193.291 fl. C. M. Im AUgemeinen ist der Handel Varna's im Jahre 1851 hinter den Resultatcn des Jabres 1850 zuriickgcblieben. Der Grund davon liegt theils in der minder ergiebigen Ernte jener Gegcnden, welche die Kornkammern von Varna bilden, theils in dem Um-stande, dass mehrere Getreidemarkte Europa’s, nach vvelehen die Ausfuhr Varna’s vorziiglich gerichtet ist, bercits hinlanglich versehen \varen, wodurch die Preise in Varna zu sehr herabgingen und fiir die Zufuhr aus weiteren Gegenden keine ent-sprechende Venverthung zu bieten vermochten. Die Ausfuhr war dalier in folgenden Artikeln gcringer und zwar: an Winterfrucht (hartes Getreide) . um 134.880 Kilos „ Gerste...................................... 40.850 „ „ Unschlitt.................................... 7.492 Centner „ Butter und Kaše............................. 165 Fasser Hingegen betrug sie mehr an Sommerfrucht...........................um 38.921 Kilos „ Hirse........................................ 2.200 „ „ Mais........................................ 46.243 „ „ Mehi.....................................„ 2.172 Sacko „ Wolle ...................................„ 908 Ballen „ diversen Waaren.............................. 2.410 Colli, blieb jedoch im Ganzen um 18.662 11. C.M. am Werthe gegen die Ausfuhr des Jahrs 1850 zuriick. Dieselbe Bcmcrkung ist auch hinsichtlich der Einfuhr zu maclicn: auch sie liat dio Hube vom Jahre 1850 niclit erreicht und man niinml den Ausfall an Manufactur-erzeugnisscn allein auf 1.007 Colli an. Zvar vurde an Eisen, Zucker, Quincaillerio-waaren mchr cingefiihrt, als im Vorjahre; allein diess hindert niclit, dass der Betrag der Mindereinfuhr in Manufacten jene Melireinfuhr um cin Bedcutendes uberschreitel, und im Ganzen eine Differenz von 424.570 11. C.M. zu Gunsten des Jahrs 1850 sicli herausstellt. Im Jahre 1852 bestand dic Einfuhr Varna’s in: Manufacten.................................... 4.105 Colli Kaffee........................................ 3.980 Siickn Zucker.......................................... 777 Ffisser Eisen......................................... 5.480 Kantar Kupfer.......................................... 110 „ Jobannisbrod.................................... 910 „ Knoppern...................................... 2.700 „ Ilonig.......................................... 900 „ Campechebolz.................................... IGO „ Salz.......................................... 7.150 „ Steinkohlen..................................... 940 „ Divcrsen......................................18.421 Colli. Wenn der Wertb aller dieser Waaren nur mit 2,074.950 fl. beziflert wurde, bezcichnet diess docli keinen Riickgang des Import-Gescbafts, sondern berubt nur auf dem niedrigeren Ansatze der Waarenpreise. Varna’s Ausfubr im Jahre 1852 umfasste: \Yeizeu................................... 955.88G Kilos Gerste....................................... 52.800 „ Hirse......................................... 7.170 Mehi.......................................... 9.249 Sacke Talg......................................... 13.004 Kantar Butter und Kiise.............................. 8.918 „ Geflugel...................................... 8.325 Bebalter Knocben....................................... 4.000 Kantar Brennholz.................................... 11.207 Tonnen Fassdauben...................................... 107 „ Divcrse....................................... 3.207 Colli. Der Werthbelang der Ausfubr stieg im Jahre 1852 auf 2,299.763 fl., vozu aber tbeihveise auch die besscren Preise beitrugen, indem die Sterblichkeit, welcbe vegen Futtermangels den Viehsland beimsucbte, und die geringere Qualitat der Ernte z\vei Haupt-Ausfuhrgcgenstande vermindertcn. Unterbalb Varna bat dic Meercskiiste Bulgarien’s keinen veiteren bclangreicben Landungspunct. Bei Cap Emineb ist die Griinze der Provinz und iiber diese Sjiitze binaus sind in dem benacbbarten Rumelien Misivri und Burgas dic ersten Anhalts-puncte. Nachdem nun s&mmtlicher Avichtigeren Ufer- und Kiistenpliitze des Ejalets gcdaclit Avorden, Avird nur noch flUchtig jencr Beobaclitungen enviihnt, Avelche auf dcn beiden Markten zu Dscbmna und Karassii im Jahre 1851 und 1852 angestcllt Averden konnten. Ds eh uma, auch Eski-Dschuma genannt, liegt 18 Stunden von Rustschuk auf der Strasse nach Schumla und ist der Ort, avo der eigentliehe Friihjahrsmarkt von Bulgaricn gebalteh Avird, Avelcher mit 15. April a. St. beginnt und bis Ende April dauert. Die Bevolkerung Dschuma’s, ausser der Marktzeit ctAva 10.000 Scelen stark, Aviicbst Avabrend jencr 14 Tage um mebrere Tausende an und nimmt an dcn Handelsgeschaften thiitig Tbeil. Kaufleute aus ganz Bulgaricn und den benachbartcn handelsthatigen Stadten Rumelien’s und Macedonien’s, selbst aus der Hauptstadt des Reicbs, kommen nach Dscliuma. Vom Auslande sind bis jetzt keine Fieranten erscbienen, Avie diess namentlicb friiber in dem benacbbarten Rumelien bei dem Markte in Usundscbova der Fali Avar, der aber in den letztverflossenen Jaliren auf-fallend gegen Dscbuma in den Hintergrund tritt. Die Artikel, Avelche in Dscbuma auf sicberen Absatz rechnen diirfen, sind vor-zuglieh Aveisse und farbige BaumAvollstoffe cngliscben Ursprungs, denen nebst einer gcAvissen Festigkeit und Haltbarkeit insbesondere eine auffallende Woldfeilbeit zu Statten kommt. Von den Aveisscn BaumAvollAvaaren fimlen die sogenannten amerikani-sehen LeinAvanderi und die unter dcn verscbiedensten Mustern vorkommenden gedruckten Zitze (Kattune) sicberen Abgang. Im Kleinverkebre kostet der Endese (= 23'33 Wiener Zoll) der Kattune 1 bis 2'/3 Piaster. Diese Štolfe Averden nicht nur zu allen Gattungen von Kleidungsstiicken fiir beiderlei Geschlecbt, sondern der einheimischen Sittc nach auch fiir die liings der \Viinde aller Wohnzimmer ange-bracbten niederen Sofas oder Rubebetten vcnvendet. Weitere Artikel, die in Dscbuma unter hochst gunstigen Vcrhaltnissen abgesetzt Averden, sind Spiegel und GlasAvaaren aller Gattung, ordinares Porzellan, Quincaille-rien, Scbmucksachen fiir Frauen aus Brouze, fertigeMiinnerkleider nach europaischem Schnitte, moderne Stifletten und andcre dergleicben durch den aufkeimenden Sinn nacli einem bcschcidenen Luxus bedingte Gegenstande und Manufacte billigcr Sorte. Die SchafAvolIstolfc, Avelche aus den Donauplatzcn Bulgarien’s und namentlicb aus Rustschuk auf den Markt von Dscbuma gescndet Averden, kommen meistens aus Oesterreich oder liber Oestcrreich aus der Sclnveiz und Sacbsen. Die verschiedenen Tucbsorten und Strucks finden jedesinal einen guten Absatz in Dscbuma, und nach den Erfahrungen der letzten Miirkte kanu die osterreichische Schafvvollenmanufactur auf eine steigende Nachfrage nach ibren Erzeugnissen rechnen. Von Seidenstolfen fanden die leichteren italienischcn und scliAverere aus Wien einen Absatz. Von einheimischen Erzeugnissen kommen auf dieser Messe Teppiche, Filztuch, Schniire, tUrkische Fussbekleidungen und andere aussehliessend dem Hausbedarfe geAvidmete Gegenstiinde vor. Fiir Leimvand ist in Dscbuma, Avie durebaus in Bulgarien, avo man sicli statt der Leinen viclmehr der Kattune bedient, durebaus kein Absatz zu crAvartcn. Die ganze Entwicklungs- und Bildungsstufe (les Volks scliliesst gegenwiirtig noch jedcu Verbrauch kostspieliger Artikel aus, und die Industrie, welche fiir die Bediirfnisse Bulgarien's arbeiten will, darf nicht ausser Aclit lassen, dass liier, mit Ausnahme weniger Begiiterter, die Masse der Consumenten cinem Mittelstande ange-hort, der keine Lust zum Einkaufe theuerer Producte besitzt. Der Verkauf der meisten eben genannten Artikel wird in Dsclnima in gros-seren Partien abgescblossen, dalier der Detailhandel dort veniger vorkommt. Auf dem Markte von 1851 wurden allein Wiener Producte gegen 7 Millionen Piaster an Werth zum Verkaufe ausgeboten, wovon cin Dritttlieil jedoch nicht an Mann kam. Die Erzeugnisse, \velche aus anderen Gegenden und vorziiglich aus England nach Dschuma kamen, erreichen einen Gesammtwerth von 11 bis 12 Millionen, von welchen aber ebenfalls nur iiber die Hiilfte abgesetzt vvurde. Der Credit ricbtet sicb bei den abgescblossenen Geschaften nach der Gattung der Waare; bei Tuchen und llalbkattunen wird auf 6 Monate creditirt, wahrend bei Eisen und anderen Waaren nur 3 Monate zugestanden werden. Wer auf Borg zu kaufen gedenkt, stellt einen Wechsel (temesuk) aus, und verbindet sieh unter ahnlicben strengen Bedingungen, \vie nach abendlandischem Wechselrechte, zur Zahlung in festgesetzten Terminen; docli wird das Einhalten derselben nie genau beobachtet, wie denn (iberhaupt die Laxitat der Geschiiftsleiite betreffs der Zahlungen in Bulgarien ein Gegenstand allgemeiner Klage ist. Der Transport der Waaren fur den Dschumaer Markt geschieht auf den schon oft genannten Arabas. Man kanu die Zahl der Wagen, die zur Marktzeit mit Giitern bloss von Bustschuk nach Dschuma abgehen, auf 400 bis 500 veranschlagen; sie legen die Entfernung von l'J Stunden in 5 bis (5 Tagen zuriick und bezichen einen Fraclit-lohn von 10 bis 12 Piastern fur 100 Okc oder KO kr. bis 1 fl. C.M. fiir 2J/4 Centner. Karassu war einstens die Benennung eines Dorfes, das am westlichen Aus-laufe der von Kustendsche kommenden Trajanischen Mauer lag, aber schon seit meltreren Jahrcn zu existiren aufgehort und seinen Namen auf die umliegende Gegend iibertragen bat. Gegenwartig wird dort zweimal im Jahre, am 20. Juni und 2U. September a. St., ein Markt abgehalten, der \vohl fiir Bulgarien im AUgemeinen belangreich ist, jedoch jenem von Dschuma an commerzieller Wichtigkeit bedeutend nachsteht und kaum den vierten Theil der in Dschuma undaufenden Geldsummen in Verkebr bringt. Die Kaufleute, \velchc Karassu besuchen, linden sich aus den verschiedenen Gegenden der Provinz zusammen, und da der Markt unter freiem Himmel abgehalten wird, so werden Hiitten mit beilaulig 500 Verkaufsladen aufgeschlagen und alle Geschafte in S Tagen zu Ende gefiihrt. Die zum Verkaufe ausgebotenen Waaren sind ungefahr dieselben, wie in Dschuma, mit Ausnahme der Gegenstande von untergeordneter Nothwendigkeit, wie Luxusartikel, Glaswaaren u. dgl. Von den Verkaufsladen kominen etwa liO auf Sehaf\vollwaaren, ein anderer bedeutender Theil auf Kattune, wenigere auf Kronstadter und Eisen-Waaren. Unter den Schafwoll-stoffen haben die aus Oesterreich iiber Bustschuk kommenden Tuche einen guten Absatz, besonders jene mittelfeiner Qualitat zu 3 bis 4 fl. C.M. die Elle. Von Kron- stadter Waaren werden Ifolzwaarcn, ordinare Hemden, Hiite, Stiefel etc. am bestcn an Mann gebracht. Hussland ist mit rohem Eisen am Markte betlieiligt und bictet gule und wohlfeile Sorten dessell)en zum Verkaufe. Ilingegcn sendet es nur wenige verfcrtigte Eisenuaaren nacli Karassu, und das Meiste, was von diesen Artikeln daselbst vorkommt, wird aus Oesterreich eingefiihrt. Coloniahvaarcn kommen regel-miissig von Constantinopcl dahin. Die Geschafte werden in Karassu schon mehr im Klcinen betrieben und nur bciliiudg 60 bis 70 Handelsleute verkaufen im Grossen. Dic Waarensendungen von Rustschuk nach Karassu werden bis Bogaz-koj gros-sentbeils inittelst der DampfschilTe bcwerkstelligt und fur einen Cenlner 7% Piaster Fracht bezahlt. Die Verminderung der Transportkosten auf die Hiilfte des Betrags, welchen die Beniitzung der Dampfscbifle erbeischt, liisst einzelne Versender die Kaiks, Barken von 18.000 bis '20.000 Oke Tragfabigkeit, vorziehen. Von Bogaz-kiij gescliiebt die Weiterbeforderung auf der Aelise; cin Araba braucbt noch 8 his 9 Stunden, um nach dem Marktplatze zu gelangen, und wird mit 20 Piastern bezahlt. An Ort und Sfelle ist das Leben der Entfernung wegen, aus \velcher alle Esswaaren erst nach Karassu geschaIFt werden miissen, ziemlich theuer, und der Aufenthalt in der sumpfreichen Gegend der Gesundbeit schadlich. Audi liier, wie in Dschuma, wird wenig bar bezahlt, und die Klagen wegen Nichteinhaltung der bedungenen Zablungsfristen haben hier dieselbe Quelle, wie dort. Nebst den gewohnlichen Gescbiiften wird in Karassu und Dschuma zugleich cin kleiner Viehmarkt abgchaltcn. 3. Ejalct N is s a. Sowie in den Binnengegenden der beiden anderen Ejalets, ist im ganzen Um-fange des Ejalets von Nissa der Handel auf der niedersten Stufe; vorziiglich steht seiner Entwicklung der Mangel an Communicationsmitteln im Wege. Die namhaftesten Ausfuhrartikel des Ejalets sind eiriige Naturproducte. Die Ausfuhr von Butter und Kase \vird auf beiliiufig 400.000 Oke und 130.000 fl. C.M., jene von Unschlitt auf 300.000 Oke und 120.000 il. C.M. angegeben, Schafvvolle soli fur 35.000 (1. C.M., verschiedene Felle fur 16.000, Corduan und gegarbtes Schafleder fur beiliiulig 60.000 fl. C.M. ausgefiihrt worden. Bloss Tabak, dessen Ausfuhr auf 2,000.000 Oke angenommen werden kann, bildet einen wicbtigen Artikel. Die Einfuhr des Auslands besteht in engliscben, osterreicbischen und Colonial-waaren, bescbrankt sich jedoch auf den eigentlichen Bedarf, da in dem ganzen Ejalct, selbst Sofia nicht ausgenommen, kein bedeutendcrer, mit Vorrathen ver-sehener liandelsplatz angefiihrt werden kann. Der Hauptwaarenzug geht nach dem in neuerer Zeit bedeutend empor gckommenen rumelischen Central-Handelsorte Pliilippopel. Es geschieht nicht selten, dass Waaren an die Orte wieder zuriiuk-kehren, durch welche sie, nach Pliilippopel expcdirt, bereits durclikamen. Einige wenige Kaufleute Sofia's, welche grossere Quantitiiten Waaren aus Ocstcrreich beziehen und den Detailisten iiberlassen, verkaufen nur nach Facturen, vvobei der Gulden mit Inbegrifl- allerSpescn zu einem bestimmten, bedeutend hoheren, 40—50% erreichenden Curse angenommen wird; findet die Partie Waare in Sofia keincn Kiiufer, so wird sie gleich weiter nacli Philippopel befordert, \vo jedcs bessere Haus von Sofia entweder sein Hauptgeschaft, cine Filiale oder wenigstens einen Correspon-denten hat. Fiir die ziftermassige Erorterung der Einfuhr walten fast uniiberwindliche Selnvierigkeiten ob. Sachverstiindige geben als beilaufigen Consumo an osterreichi-schen und englisehen Waaren den Betrag von 600.000 fl. C.M. an, fiir sogenannte Niirnberger Waaren soli man 25.000 fl. C.M., fiir Eisenwaarcn 10.000 fl. C.M., fur Colonialwaaren nahe an 300.000 fl. C.M. annehmen konnen. Die osterreichisehen und in den Wiener Transito-Magazinen gehigerten Waaren werden grosstentbeils auf dem Landvvege iiber Belgrad durch Serbien, weniger auf dem Donauwege dureb Widdin, Lom und Berkovcze bezogen. Dieser Landweg bat den einzigen Vor-zug, dass er durch das ganze Jahr beniitzt werden kann, ist aber fiir die Ein- und Ausfubr kostspieliger und umstandlicher, da die Waaren der Spediteure in Semlin, Belgrad, Alexinaez und Nissa bediirfen, dreifacher zollamtlicher Bebandlung, der Gsterreichischen, serbiseben und tiirkischen, unterliegen, \viihrend auf dem Donau-wege einfacber, schneller und billiger befordert werden kann. Unter den einzelnen Ortseliaften des Ejalets baben mir Nissa, Seharkoi, Sofia uiul Samakow einige commerzielle Bedeutsamkeit. Die Wiehtigkeit Nissa's als Granzstadt bat bedeutend verloren, die Befestigung ist ziemlicb morseb geworderi; \vare sie nicbt auf der Hauptstrasse zwiscben Belgrad und Constantinopel gelegen, \viirde sie nocli mebr berabgekommen sein. So aber erhalt sie sicb durch die Niihe der serbiseben Granze als Speditionsplatz; ibr eigener llandel besebrankt sicb auf den Bedarf, weleher grosstentbeils von Belgrad gedeekt wird. Die vorziigliehsten Kaufleute und Spediteure sind Griechen, einige darunter sehr wohlbabend. Seharkoi, mit beilšiufig 8.000 Einwobnern, ist durch seine Weine, Obst- und Viehzucht, vorziigliche Tiipfenvaaren, besonders aber bedeutende Teppiehfabrication, wichtig, und auf der Haupt-Landstrasse gelegen. Anfangs September wird daselbst ein Jahrmarkt abgehalten. lin Jahre 1852 dauerte dersclbe acht Tage und wurde von 148 fremden Kaufleuten, meist aus den angranzenden tiirkischen Gebieten, besucht; fiir 800.000 bis 900.000 Piaster kamen Waaren zu Markte, doeh fanden nicht mebr als 12 bis lli Percente derselben Abnelnner. Unter den osterreichisehon Waaren, welche dahin gelangten, wurden leicbte Seiden- und Leincnstofle und Glaswaaren am meisten gesucht. Mit den bohmischen Glasvvaaren concurrirten zwar die Producte der serbiseben Fabrik zu Jagodina, standen aber den ersteren veit nach. Fenster-glas feblte, fiir eine Kiste mit den liier hauptsachlich gesuchten Scheiben mittlerer Grosse wurdeu 115—120 Piaster bezahlt. Sofia, ob\vohl von zvvei Hauptstrassen, der Belgrad-Constantinopler und der Widdin-Sereser, durchsehnitten, ist doch nur von geringer mercantilischer Wichtig-keit. Oft ist der Markt durch langere Zeit der notlnvendigsten Feilschaften entblosst, so dass der VVucher freies Spiel beziiglich der ersten Lebensbediirfnisse hat. In der Osterw oche wird ein Viehmarkt gehalten, ist jedoch von keinem besonderen Belange. S it m;i k ov producirt vici Gam, \velclies zu Schniiren oder Schajak und Abba verarbeitet wird, das stark nacli Albanien, Bosniea und Serbicn geht. Eiu \veiterer Erwerbszweig ist dieGarberei: es werden jiihrlich iiber 100.000 Scbaf- und Ziegen-felle verarbeitet, \velche in der Regel nach Oesterreicb ausgefiihrt werden. Aucli wird viel Salep gcsammelt und verkauft. Man (indet in Samakov tuchtige Stein-sehneider, die Antiken nachabmeii, die besten griechischen Kirchenmaler, cine Privat - Buehdruckerpresse, eine Kupferdruckerei, Buchbinder, Messerschmiede, Wagenbauer und audere Haiuhvcrker. Scliliesslicli folgt nocb ein Verzeichniss melirerer Artikel, denen in Bulgarien, wo sie selten oder gar nicbt vorkommen, oder nur durch mittelmassige Surrogate vertreten vverden, ein giinstiger Absatz nicht feblen konnte: Werkzeuge fiir Zimmerleute und Maurer, vorzuglieh Stemmeisen, alle Gat-tungen ličilo, griissere Handsiigen, Zirkel, Winkelmasse und ordiniire Nivellirungs-Instrumente. Tiseblenverkzeuge, die nicht schon mit dcn Instrumenten der Zimmerleute zusammenfallen und zur Bereitung ordinarer Tiscblerarbciten erforderlicli simi, wie bolzerne Schraubstocke, eigene llobel zum Zusammenfiigen der Breter etc. Mehrere Utensilien zur Herstellung von Wohnhausern und Verkaufliiden, namentlicb dauerliafte Tliiir- und Fensterangeln, Schlosser der verschiedensten Qualitat, Biegel, iiberhaupt Sperrvorichtungcn fiir Fenster und Balken. Wirthschaftsgerathe, besonders Pfliigc, Windmiihlen zur Beinigung des Ge-treides, Garten\verkzeuge. Sarncreien fiir Gemiise und lilumengattungen etc. Fertige Mannerkleider, Putzwaaren fiir Frauen, z. 15. Chemisetten, genetzte Handschuhe, Manchetten, Seidenbander, kiinstliche Blumen zum Kopfputzc, von denen besonders letztere, bei etwas feinerer Giittung und massigen Preisen, einen lebhaften Absatz finden wiirden. Galanteriegegenstiinde aus echtcm oder Chinasilber, namentlich auf den hier-liindigen Gebrauch berechnet, daher Gesehirre, ahnlich unseren ollenen Zucker-schalen, zur Aufnahme der iiblichen Conlituren, Korbchen fiir die dabei nijthigen kleinen Lij (Vel, Untertassen fiir kleine Kaffeesehalen, Zarfs genannt, Leuchtcr, grosse Prasentirteller etc., d;mn Frauensehmuck aus Bronze feinerer Gattung, nnechte Perlen, falsche Haargeflechte, feine Schminke, und allc jene Toilettengegenstande, die in Europa Eingang gefunden; nur miisste stets ein billiger Preis der Artikel statt-lindcn, indem, wie schon friiher cruahnt, kostspieligere Luxusartikel in Bulgarien nicht ahgesetzt werden.