Mittheilungen des historischen Vereines für Krain im September 1862. Redigirt von dem ©ecretär und Geschaftsleiter, k. k. Finanz-Coneipisten August Dimitz. Inhalt: Die sreisingischen Sal-, Copial- und Urbarbücher in ihren Beziehungen zu Krain. Von P. Hitzinger. — Das älteste Bcsitz-thum der österreichischen Herzoge in Krain. Von P. Hitzinger. — Miscellanea aus einer im Muscalarchive zu Laibach befindlichen abschriftlichen Sammlung von Patenten und Verordnungen. — Monats - Versammlung. Die steislngischen Sal-, Copial- und Urbarbücher in ihren Beziehungen zu Krain. Von P. Hitzinger. as Eisthum Freising hatte seit den Zeiten der Karolinger außer seinem Heimatlande Eaicrn auch Besitzungen in Oesterreich, Steiermark, Kärnten, Tirol, Venedig und Istrien und namentlich in Krain erworben; viele derselben haben sich bis zur Aufhebung des Bisthumö und Säcnlari-sation seiner Güter erhalten; andere sind schon in früherer Zeit eingegangen. Die über diese Besitzungen errichteten Urkunden und nachfolgend verfaßten Bücher haben auch für die krainische Geschichte crhöhete Bedeutung. Mcichcl-bcck's Historia Frisingensis und die Sammlung der Monument a boica, welche viele frcisingische Urkunden zusammengestellt und geordnet enthalten, waren jedoch bis nun fast die einzigen Hilfsmittel, um mit den genannten reichhaltigen Geschichtsqucllen bekannt zu werden; allein die Abdrücke derselben sind mehr nach Abschriften als nach Originalien gemacht, enthalten dieselben auch weder vollständig noch genau und richtig gegeben. In neuester Zeit hat sich die Geschichtsforschung wieder zur Untersuchung der Originalurkunden gewendet. Von diesen enthält, ungeachtet aller Verschleuderung, besonders das königl. baierische Reichsarchiv zu München eine große Menge; andere finden sich im kaiserlichen Reichsarchive zu Wien; in den Sannn-lungcn des Museums und des histor. Vereins für Krain erscheinen dagegen mehr Abschriften als Originalien der ältesten Urkunden *). Allein außer den ursprünglichen Erwerbungs-Urkunden über die einzelnen Besitzthümer sind für die ältere Geschichte in vieler Beziehung eben so wichtig die sogenannten Sal-büchcr, Libri tradilionum, welche die Documentc über die Erwerbung und Vergabung der einzelnen Güter gesammelt und geordnet enthalten; dann die Copialbücher, oder die mehr oder weniger kurzgefaßten Auszüge derselben. Sic enthalten fast durchgängig So mitteilte, deren Originale nicht mehr vorhanden sind; und ihr gcsamnitcr Inhalt ist *) Siehe „Mittheilungen des histor. Vereins für Krain" vom Jahre 1851, S. 13. die unbedingt gebotene Grundlage für die Geschichte der späteren Jahrhunderte. In cultnrhistorischcr Hinsicht, so wie zur richtigen Erklärung der Urkunden sind außerdem die Urbare wichtig, welche die Beschreibung der einzelnen untcrthänigen Güter und die Giebigkeiten für den Genuß derselben nachweisen. Von älteren sreisingischen Büchern solcher Art besitzt der historische Verein zu Laibach nur ein Salbuch oder Stock - Urbar der Herrschaft Lack vom Jahre 1501 *); dagegen finden sich int k. baierischeu Reichsarchive zum Theil auch in anderen Archiven sowohl Salbüchcr als Urbare des Bisthnms Freising in größerer Anzahl und von höherem Alter aufbewahrt. Eine Darstellung dieser freisingischcn Sal-, Copial- und Urbarbüchcr in ihren Beziehungen zu Oesterreich hat nun der Archivar am Joanneum zu Graz I. Zahn im XVII. Baude des von der kais. Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Archivs für Kunde österreichischer Gcschichtsqncllcn veröffentlichet, und liebendem auch besonders abgedruckt herausgegeben. Aus dieser Darstellung folgt in Nachstehendem ein Auszug in Beziehung auf Krain, wobei hin und wieder eigene Erläuterungen angefügt werden. I. Freisingischc Kalbücher: 1. Codex Nr. 187 des königl. baierischeu Rcichs- Archivcs. Dieses Urknndcnbuch ist das älteste unter denen des Bisthums Freising; es enthält 408 Blätter Pergament in großem Octavformatc, und begreift im Ganzen an 730 Schenkungen, Tauschverträge und andere Aufzeichnungen vom Jahre 744 an bis zum Jahre 1039. Unter diesen Docnmcntcn stehen jedoch nur neun in Beziehung zu Oesterreich , jedoch keines zu Krain. 2. Codex Nr. 188 des königl. baierischeu Rcichs- Archives. Derselbe begreift auf 305 Blättern Pergament in großem Octavformate über 600 Tanschnrknndcn und Schcn-knngsbriefe ans der Zeit vom neunten bis zum zwölften Jahrhunderte. Im Allgemeinen enthält dieses Urkunden-buch 25 Oesterreich betreffende Vcrbricfungcn, von denen *) Vergleiche die „Mittheilungen des histor. Vereins für Krain" vom Jahre 1852, S. 59. zwei auf Kram sich beziehen; die erste vom Jahre 1030 kommt bereits bei Meichclbeck vor, die andere vom nämlichen Jahre war bisher nicht bekannt, und wird hier nachträglich mitgetheilt. 3. Codex misc. Nr. 9. 7. der herz vgl. Bibliothek zu Wolfcnbüttcl. Dieser Codex ist wahrscheinlich zur Zeit des dreißigjährigen Krieges von Freising nach Wolfenbüttcl gekommen; derselbe enthält ans 70 Blättern Pergament in Quart und kleineren Formaten eine ungezählte Menge von Aufzeichnungen vom zehnten bis zum dreizehnten Jahrhundert. Von diesen vielen Aufzeichnungen beziehen sich nur zwei auf Oesterreich überhaupt, davon eine auf Krain insbesondere und zwar vom I. 1160; dieselbe wird hier im Anhange mitgetheilt. H. Frcisingische Cspialbücher: 1. Codex Nr. 238 und 192 des königl. baierischen Reichsarchives. Der erstere besteht aus 125 Pergamcntblättcrn in großem Folioformat, und mit Miniaturmalereien verziert; der andere in fast gleicher Form ist nur eine Abschrift von jenem. Der Inhalt der Aufzeichnungen reicht vom achten bis in's fünfzehnte Jahrhundert, und begreift viele ans Oesterreich im Allgemeinen, insbesondere aber auch auf Krain bezügliche Stücke; darin zeigen sich viele Lesarten richtiger, als sic in den bisher gedruckten freisingischen Urkunden erscheinen; außerdem finden sich daselbst übersichtliche Umrisse des Lebens und Wirkens der Bischöfe. 2. Codex Nr. 189 des königl. baierischen Rcichs- Archives. Dieser enthält 67 Pcrgamcntblättcr in Quartformat, besteht eigentlich aus drei Abtheilungen. Die erste Abtheilung begreift auf 48 Blättern fast durchgchcnds Oesterreich und insbesondere Krain betreffende Kaiser - und Privat-Urkunden bis zum zwölften Jahrhunderte; die zweite umfaßt das älteste freisingische Urbar ans dem zwölften Jahrhunderte, von welchem später die Rede kommt; die dritte enthält auf 9 Blättern fast nur Niederösterreich betreffende, und bloß Eine auf Krain bezügliche Urkunde des dreizehnten Jahrhunderts. 3. Codex Nr. 191 des königl. baierischen Rcichs- Archivcs. Das reichhaltigste freifinger Copialbnch bildet dieser sonst auch unter dem Namen „das kleine rothe Büchel" angeführte Codex. Auf 151 Pergamcntblättcrn in Octav-Format gibt er eine fast unabsehbare Fülle von Urkunden von sechs Jahrhunderte» bis zum Jahre 1304, nur keine Vergabungen und Tanschvcrtrügc; derselbe zerfällt gleichfalls in mehrere Abtheilungen. Der erste Theil (Blatt 1 bis 16) betrifft die zu allen Zeiten am meisten mit Processen bedachte Herrschaft Lack oder die k r a i n i s ch e n Güter überhaupt. Er führt den Titel: „Hec est annotacio privilegiorum super iuribus et prediis in Hofmarchiis noslris silualis in Car-nioln, videlicet Lok et Guten werde.“ Seine Urkunden laufen ohne chronologische Ordnung von 1251 bis 1280. Der zweite Theil (Blatt 17 bis 72) enthält meistens Stücke des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts gemischten Inhaltes; darunter sind drei ans Krain bezügliche Urkunden, und zwar ans dem Blatte 65 jene vom Jahre 1229, welche den ersten Besitz der österreichischen Herzoge in Krain begründet, und bisher im Originale noch nicht vorgekommen ist. Der dritte Theil (Blatt 73 bis 95) enthält Urkunden vom Jahre 900 bis 1270, darunter wenige ans Oesterreich überhaupt und nur zwei ans Krain bezüglich. Der vierte Theil (Blatt 95 bis 124) führt den Titel: „Liber tradicionuin conceptus super omnibus hofmarchiis Ecclesiae Frisingensis“, und ist eine Ergänzung des Codex Nr. 189; seine Aufzeichnungen reichen vom neunten bis zu,» zwölften Jahrhundert, darunter sind zwei ans Krain bezüglich. Der fünfte Theil (Blatt 125 bis 128) führt den Titel: „Isla sunt privilegia super ecclesia s. Petri super Chelzze apud Weltze“; und enthält die Proccß-schriften des Bisthnms Freising mit jenem von Lavant um die Kirche St. Peter zu Oberwölz in Oberstcier-mark. Diese Docnmente sind für die Geschichte Krains insofern wichtig, weil die Gerichtsverhandlungen durch den Archidiacon M. Lndovicus zu Laibach im Jahre 1262 geführt wurden, wobei and) auf die kirchlichen Verhältnisse Krains viel Lick)t fällt. Der sechste Theil (Blatt 129 bis 137), ohne besondere Ordnung zusammengetragen, gibt außer Tirol wcsentlid) Urkunden für K r a in aus dem dreizehnten Jahrhundert. Der siebente und achte Theil (Blatt 138 bis 145) enthalten Aufzeichnungen, welche vorzüglick) freisingische Besitzungen in Niederösterreich betreffen, ohne Krain zu berühren. 111. Freisingische Urbare: 1. Codex Nr. 189 des königl. baierischen Rcichs-Archives. Das älteste freifinger Urbar ist nur ein Brnck)stück, und in dem oben unter 2. beschriebenen Copialbnck)e enthalten. Es begreift 10 Blätter des Codex Nr. 189, und zwar die Blätter 49 bis 58; die Abfassung desselben gehört mit einem Theile ungefähr in das Jahr 1160, mit dem anderen in die nächst folgenden Jahre. Die Aufzeichnungen betreffen die freisingischen Besitzungen in Baicrn, Niederösterreich und Steiermark, dann jene in Krain unter dem Titel: „Noticia bonorum de Lonca.“ Hier erscheinen die Unterthanen des Bisthums Freising nock) nick)t nack) kleineren Aemtern, sondern nur nach der Nationalität gesondert; cs sind nämlich die Bezirke der Bavari, Carenlani und Solavi unterschieden. Dieser Umstand liefert den Beweis, daß deutsche Ansiedler aus Baiern und Ober-Kärnten in den Umgebungen von Lack viel früher Wohnsitze erhalten haben, als es bisher gewöhnlich angenommen wurde; namentlich ist der Ort Vitingen, d. i. Feichting, slov. Bitno, bereits daselbst im Bezirke der Bavari angeführt *). Unter den Unterthanen sonderten sich ferner noch Freie von Unfreien; zu den Ersteren gehörten besonders die angesiedelten Kärntner, unter den Letzteren wurden Anfangs mehrere Classen unterschieden., als: Simmani, Marbalgi, AI na Idi n. s. w. Auch die Gicbigkeitcn der Unterthanen zeigen sich hier zum Theile anders, und die Leistungen sind noch geringer, als es aus den folgenden Urbaren zu ersehen ist. 2. Codex Nr. 240 des königl. baicrischen Rcichs- Archivcs. Diese Handschrift zählt in schmalem Folio 79 Blätter, und stammt vom Jahre 1305 her. Obgleich der Titel lautet: „Annotacio omnium prediomm et redituurn ecclesie Frisingensis tarn in Bavaria, nec non in Austria, Styria, Carinthia, Carniola et Marchia“, so sind darin doch nur die Güter in Baiern und Tirol beschrieben, und von Krain geschieht weiter keine Meldung. 3. Codex Nr. 241 des königl. baicrischen Rcichs- Archives. Dieses Urbar ist das erste, welches sich in gewünschter Allgemeinheit und Ausführlichkeit über die Güter des Bisthums Freising nicht nur in Baiern, sondern auch in Oesterreich überhaupt, und insbesondere in Krain verbreitet, und bildet so die Grundlage der folgenden schönen und ausführlichen Urbare. Es wurde zur Zeit dcS Bischofs Emcho in den Jahren 1290 bis 1300 verfaßt, und enthält im Ganzen 126 Blätter in Quart von verschiedener Hand beschrieben. Das Urbar zerfällt in neun Abtheilungen. Die erste Abtheilung führt den Titel: „Incipit liber predialis hofmarchio in Lok, conscriptus ex mandate Domini Emehonis venerabilis Frisingensis Episcopi. Anno domini Millesitno CC°LXXXX °.“ Dieselbe umfaßt die Blätter 1 bis 47; der Schreiber nennt sich Nicolaus. Die Besitzungen, welche zur Hofmark Lack in Obcrkrain gehörten, umfassen daselbst 16Officicn oder Aemter, nämlich: Ba varorum, die baicrischen Ansiedelungen in der Umgebung von Lack, zum Theile auch sonst bis an die Save zerstreut. G a d m a r i i, mit den Ortschaften Godmcrampt nun Ermern (slov. Virmaše), Erengrueb (slov. Cerengrob), Müc-- zgreim nun Moschkrin, Ober-Western nun Westert, Weinzurl (slov. Vin carje) und W erster. Nevsaezze, mit den Ortschaften Nevsaezze nun wahrscheinlich Draga bei Zeicr, Goztcch nun Gostetsche, Paungarten nun Pungert, Ratendorf nun Retetschc, Sweinitz nun Senitza. *) Vergleiche die „Mittheilungen des histor. Vereins für Krain" vom Jahre 1861, S. 1 ff. Prasschach nun Prasche bei Mautschitz. Fürten nun Brodech (stov. Brode) zwischen Lack und Pöllaud. Syrocli nun Seirach (slov. Žir). Polan nun Pölland (slov. Poljane). C h o t a e u e 1 nun Hotaule, zwischen Seirach und Pölland. A ff r i a c h (slov. Javorje) ober Pölland. K a r i n t h i o r u m , die kärntnerischen Ansiedelungen mit den Ortschaften Ztreseschim nunStrasische, Chraeiznitz vielleicht Kerschdorf (slov. Češnjica, Črešnjica) be; Kropp, Crcmcniach, Posaunitz an der Save. Seltsach oder Sclzach. Z t i r p n i a k nun Stirpnik bei Sclzach. Z t e r n i t z e nun Stermiz bei Bukouschiza. Buden (slov. Rudno) bei Sclzach. Z a e u r i t z nun Zarz (slov. Sorica). L a n g e n u e 11 oder Längenfeld bei Aßling im oberen Savcthale. Die zweite Abtheilung des Urbars ist überschrieben: „Ineipit liber predialis in Marchia“; dieselbe umfaßt die Blätter 48 bis 53 und begreift die freisingi-schcn Besitzungen in der windischen Mark oder in Unter* krain. Diese waren in 28 nahe bei einander befindlichen Ortschaften in der Umgebung des nun eingegangenen Markt-ortes Gutenwert (slov. Horvaški brod) au der Gurk gelegen, und bildeten zusammen nur ein einziges Amt, Z a g r a d oder Sagrad in der Pfarrre St. Kanzian, unterhalb Nassenfuß. Es gehörten dazu unter anderen die Ortschaften Wcinperch oder Weinberg (slov. Viniverh), Clenonich oder Klcnovik, Polanum oder Polane, Tcltsach oder Teltsche, Gancruich oder Gabernik, Zlogon oder Slogaine, Lokniz oder Lakniz, Weisscnchirch oder Weißkirchen, Altcnpurch oder Altcnburg u. s. w. Am Schlüsse dieser Abtheilung ist noch eine lange Reihe von Gütern mit den Namen derer enthalten, welche dieselben der Frcisinger Kirche vorenthielten; darunter sind vor Anderen besonders die Herren von Reutcnburg (slov. Crete/.) bei Nassenfuß vertreten. Die folgenden sieben Abtheilungen von Blatt 56 bis 126 enthalten die Güter zu Ober-Welz in Obersteier, Allarn oder Ollern, Waidhoven oder Waidhofen, Bdmarveldt oder Heibsch, Entzcsdorf oder Ennsdorf und H olenburg in Niederösterreich, Jnticha oder Jnnichen in Tirol und Werdenvclt in Baiern. 4. Codex Nr. 244 des königl. baicrischen Rcichs- Archivcs. Diese aus 33 Blättern Pergament in Quart bestehende Handschrift ist nur ein Bruchstück geblieben, indem sie bloß das Urbar von Welz in Obersteier enthält. 5. Codex Nr. 250 des Domcapitel - Archives zn München. Dieß ist ein schöner Quartband, aus 164 Blättern Pergament bestehend, wovon nur 159 beschrieben sind; es ist cin Urbar des Bischofs Conrad Ul-, zum größeren Theile aus dem Jahre 1316, zum kleineren aus betn Jahre 1318 stammend. Der erste Theil dieser Handschrift führt die Aufschrift: „Incipit liber prediorum Anno Domini Millesiino CCC° sextodecimo Reverendo patre domino Cliunrado Venerabili Frisingensi Episcopo mandante et presentialiter cooperante.“ Derselbe begreift bis zum Blatte 52 die Besitzungen in Oesterreich, bis zum Blatte 79 jene in Steiermark, bis zum Blatte 93 jene in Tirol, von diesem bis zum Blatte 134 jene in Skiern; darin stimmt das Meiste mit den Aufzeichnungen des oben beschriebenen Codex Nr. 241 überein, doch finden sich auch mehrere Aenderungen und Zusätze. Der zweite Theil vom Blatte 135 bis 152 führt zunächst die Aufschrift: „Incipit liber predialis Hof-marchie in Lok ex mandato Domini Chunradi venerabilis Frisingensis Episcopi conscriplus Anno Domini Miilesimo 660° XVIII". Diese Abtheilung begreift die freisingischen Güter in Obcrkrain bei Lack und Längenfeld, und zwar ans gleiche Weise, wie im Codex Nr. 241 in scchszehn Aemter oder Officicn abgesondert; nur hin und wieder finden sich kleine Aenderungen in der Beschreibung der Güter und Giebigkeiten. Bemcrkcnswcrth ist es unter Anderem, daß sich in diesem Urbare auch Andeutungen über deutsche Ansiedelungen ans Tirol finden; int officium Poelan kommt die Meldung vor: „Apud Inticherios (d. i. Leute von Jnticha oder Jnnichcn im Pusterthale) sunt III huobe.“ Nach dieser Beschreibung der Güter in Lack folgt die Aufschrift: „Incipit liber predialis in Marchia“; vom Blatte 153 bis 155 sind nun die Besitzungen in der w i n d i s ch c n Mark oder in Unterkrain mit dem Officium Zagrad beschrieben, und zwar auf ähnliche Weise, wie dieß oben bei dem Codex Nr. 242 angedeutet worden. Es finden sich jedoch im Urbar von 1318 einerseits sieben Ortschaften weniger genannt, als in jenem von 1290, wie Gaucrnick, Tcltsach, Wcisscnchirch und andere; dagegen sind die Ortschaften Strug und Chranvelt, wahrscheinlich Obcrfcld bei St. Bartholmä, mehr angeführt. Vom Blatte 156 an folgen mehrere Nachträge, die mehrfach von Interesse sind. Bcmerkenswerth sind die Angaben über die Hand - und Hofdicnste der Freisinger Unterthanen in den drei krainischen Aemtern Newsaezz, Chaernaer und Gadmar, welche vom Herrn Zahn bereits andcrorts veröffentlicht worden sind *). Uebcrhaupt ließe sich ans diesen Urbaren der Bischöfe Emcho und Konrad UI ein anschauliches und reiches Bild über die bäuerlichen Zustände in Bezug auf die Pflichten für Krain entwickeln. In Oesterreich ist jener Frvhndcn und Hofdienstc gar nicht gedacht, welche in diesen slavischen Bezirken bis in die kleinste Nnancirung ausgebildet sind, und wovon *) Siche „Mittheilungen des histor. Vereins für Krain" vom Jahre 1861, S. 5 ff. in dem obangeführtcn Auszüge ein Beweis geliefert wird,, der indeß in vielfachen Angaben und Details sich in dem Urbare der krainischen Officicn wiederholt. 6. Codex Nr. 250 b) des Domcapitelarchives zu München. Notizenbnch Bischof Konrad III. Dieses handschriftliche Buch hat für die Geschichte und die öconomischcn Verhältnisse des Bisthums Freising und seiner Besitzungen einen bedeutenderen Werth, als mancher andere bisher beschriebene Codex. Er enthält 65 Blätter Pergament in großem Folioformate, und ist in den Jahren 1315 bis 1321 verfaßt. Der Inhalt bringt das Mannigfaltigste; Urkunden wechseln mit Reiseberichten, Stcuer-anflagcn mit Inventaren, Schuldcnvcrzcichnissc mit Forderungen; doch herrscht in Allem eine gewisse Ordnung, indem die einzelnen Pflegen und Aemter vom Anfange an ihre besonderen Blätter haben. Die Aufzeichnungen beziehen sich sowohl auf die in Skiern als in Oesterreich überhaupt gelegenen Besitzungen des Bisthums Freising. Sluf Krain Bezügliches enthalten die Blätter 37 bis 39, dann 48 bis 51. Diese begreifen Verhandlungen wegen der Pfarrcinkünftc zu Lok, Archivsinvcntare, Bnrg-inüelitäre von den Jahren 1315, 1318 und 1321, Verzeichnisse der Einkünfte, des Kastcnbestandcs und der Schuldenrückstände zu Lok von den Jahren 1310 und 1318, Bestellung von Schloßvögten zu Lok, Vergleiche des Bischofs mit den Grafen Heinrich und Sllbrccht von Görz, mit den Herren Rudolf von Scharfenberg, dann Konrad und Wern-herr von Lok von den Jahren 1315, 1318 und 1321. Urkunden - Beilagen. I. Bischof Egilbcrt von Freising gibt seinem Diener Dietmar Güter zu Niusazinhun in Krain gegen andere zu Tegiranpah. . . . c. 1030 . . . Noverint otniies Christi fideles, qualiter Egilberlo frisingensis ecclesiae episcopo et Diemaro ejusdem ec-clesiae seruo placuit quoddam concambium facere, quod et fecerunt. Tradidit numque idem Dietmar predium, quod habuit in loco Tegiranpah *), CXL jugrra ad altare sanctae Mariae sanctique Corbiniani perpetualiler existendum. Econtra praedictus episcopus eidein servo ad Chreina in loco qui dicitur Niusazinhun **) aequalem mensuram cum manu sui aduocali Oedalscalchi dedit perpeluo sibi tenendum. Hujus rei lest es sunt. Comes Allmannus. Liutheri. Pezili. Herum Liulheri. Wolfolt. Geruich. Asinar. M eg inhart. Mazili. Hue. Aripo. War-munt. Walto. Wallmant. Frouimunl. (Codex Nr. 188 des k. baicr. Rcichsarchives Fol. 273). *) Tegiranbach ist Tegernbach bei MoSburg in Baicrn. **) Niusazzinhun oder Ncusaezz ist eine Ortschaft zwischen Lack und Zeier in Krain, etwa Draga. II. Verzcichniß liegender freisingischen Gründe in Kärnten, Steiermark und Krain. . . c. 1150 . . Apud sanctum Georium *) mansus unus. Zvvietiesich II. hubae. Goriach a) 11. hubae. Apud Gila 3) secunda dimidia. Apud Ratazach 4) XII. Apud Aich 5) II. Apud Tiuere ®) III. Apud Rasa 7j I. Apud Radentin 8) IV. Apud Riuinitz °) duae vineae. Apud ChodessHch 10) secunda dimidia. (Codex Nr. 189 des k. baier. RcichsarchiveS Fol. 40 b). III. Der freisingische Priester Johannes schenkt seiner Kirche 14 Mancipicn in Krain. (Lonke) c. 1160 . - • Domino suo A(lberlo) dei gratia frisingensis ecclesiae episcopo uenerabili J(ohannes) ijusdem ecclesiae sacerdos diu nocluque assiduas orationes, congregation!' fratrum et ministris quidquid sedulis orationibus apud Deum im-pelrari polest. Noluin sit omnibus uobis, quod ego Johannes familiam meam scilicet, seruos et ancillas qualuor-decim in manus Herewici debitor! conmisi coram duce ll), qui est aduocatus apud Lonke 12), astantibus Otacher de Boseniz, Herewic et frater (‘jus Trebcmer, Amalune, Johannes ejusdem familiae et Ernust eo tenore, quod ipse super altare sanctae Mariae sanclique Corbiniani obtu-lisset et sacrificaret, ita ut post mortem meam unusquis-que tres nummos episcopo per annum persolueret et quod nullus episcopus potestatem habcret, alicui in beneficium eos praestare et a se in ccnsum eorum dare. Vnde ego dominum meum episcopum rogo, ut hanc rem ita eon-firmel, vt titulos duos scribere facial et nobis unuin remitted, allerum in sacrario conseruet. Hanc delegationem Herewicus compleuit sub bis teslibus. Fritilone de Isrnan-ningen. Geruico de Horsenhouen. Gotefrido de Frisinga. Herewico de Greine. Heinrico de Perchah, Imbrico, Sigi-botone, et aliis quam pluribus. (Codex 9, 7 der Herzogs. Bibliothek zu Wolfenbüttel). *) St. Georg am Längsee in Kärnten. ’) Görjach im Lnrnthale ebendaselbst. *) im Geilihate. *) Ratschach (stov. Rateče) an der Save in Unterfcain. 5) Aich bet Spital in Oberkärnten. *) Tllffer an der Sann in Untcrsteier. ’) Rossegg im Unierdranthale in Kärnten. *) Radentcin am Miillstädtersec in Kärnten. *) Reifniz am Wörthersee ebendaselbst. I0) Kötschach im Geilthale ebendaselbst. ") Der Herzog Hermann von Kärnten als Schirmherr von Freising. “) Lonke oder Lonca, die altslovenische Namens-Form für Loka; Lack in Oberkrain. IV. Herzog Ulrich von Kärnten vergleicht den Bischof Konrad 11. von Freising mit dessen ehemaligem Amtmanne zu Lok, Hcidcnrcid) von Heike, und leistet für die Erstattung einer gewissen Summe Bürgschaft. Crainburch, 1253, 7. März. Cum omne humanum genus pocius ad dissenciendum quam ad concordandum pronius esse dinoscilur, summa requirit necessitas, ut sopita qualibet discordia pene ali-cuius in scriptis redacte pretendatur gladius, cujus meta discentire volencium sinister animus debilis ictibus re-dundat. Nos igitur Ulricus dei gracia filius Serenissimi ducis KarinIhie ac dominus Carniole sub Serie protestations patefacimus tum presentibus quam fuluris, quod cum dominus C(onradus) venerabilis in Christo pater et amicus noster frisingensis Episcopus Heidenricum de Heike post resignationem officii in Lok cui eundem pre-fecerat, peracta racione cum eodem pro quibusdam debitis, in quibus eidem Episcopo idem Heidenricus debitor retnan-serat, et eciam pro domino Heinrico de Scherffen-berch percepit per Wcrnherum de Lok tune officialem sub obtentu sue gracie caplivari et retineri tamdiu cap-tivatum, donee idem Heidenricus per solucionem debitam satisfaceret de debilis universis et eciam donee dictus H. de Scherffenberch praefalum Dominum Episcopum ab impeticione Siuridi de Mer in perch pro quibusdam debilis redderet absolulum, pro quibus idem duminus Episcopus ad eumdem S. se bona side obligavit pro 11. de Scherffenberch memorato, nec eciam post Universum absolulum debitum et post procura tarn et obtentam obsolu-cionem apud jam dictum 8. de Merenberch, nisi suf-sicienli securitate coram nobis primitus preslila et sirmata pro inimiciliis, que vrveh dicuntur, pro cadetn caplivi-late in poštenim reviviscendis, eundem Haid, a vinculis aliquatenus enodari, tarn prelibalus H. de Scherst'inberch, quam idem Haidenricus de Heike in noslra presentia con-stituti sidei et juramenli interposicione ac sub pena CCC a„r' marcarum in manus nostras sirmitcr promiserunt, quod non occasione pretacte captiuitatis tarn eorum quam aliorum ipsis eonsanguinitate seu familiaritate atlinencium opere vel consilio diclo domino Episcopo frisingensi et supra memorato Wernhero et fratribus suis nec non ceteris ecclesic frisingensis sidelibus gravamen, dampnum vcl malum aliquid in perpeluum suscitetur, et ad hoc procu-randuin et observandum pro illis CCC“ Marc is sepediclüs II. de Schersimberch suas possessiones sitas in Carniola et ipse Haidenricus suas, quas habet in Karinthia, nobis obligarunt, easdem CCC1”8 Marcas si quis illorum in hac parte sue sidei et sui juramenli preslili violat e presump-seril, ante memorato domino Episcopo persolvendas, ut au tern jam dieti domini Episcopi simus in eadem pecunia debitores sub lucida et aperta prolestacionc, presentem paginam in hujus rei testimonium tradidimus nostri penil en tis sigilli munimine roboralam, adjicientes, ut tam prefalus Heinricus de Scerfsinberch quam Gerlochus de Hertenberch candcm paginain ad maioris rob oris fortilu-dinrni corurn sigilli signaculo consignarent. Testes autem, qui huic inlerfuerunt negocio, sunt tales. Perchtoldus de Newenburch. Jacobus de Gutenberch. Wilchalmus de Minchendorf. Gebhardus de Gulenawe. Datum in Chrain-burch anno Domini M°CC°LIII. XI. Indictione. Nonas Marcii. (Codex Nr. 191 des k. baierischen Reichsarchives). V. Bischof Konrad II. von Freising vergleicht sich mit Chunrat von Lok und den Erben seines früheren Amtmannes von Lok Wcrnhcr, in den angegebenen Puncten. Lock, 1268, 8. Mai. Nos Chonradus dei gracia Frisingensis Episcopus, vniversis notum facimus lain presentibus quam futuris, quod accedente consilio et consensu dilecti in Christo fralris Friderlei venerabilis propositi noslri ad lollendam dissensionis material» inter nos ex una parte et dominum Cliunradum de Lok et bereites quondam Wernheri officialis nostri ex altera parte, que super rationibus faciendis et aliis subnotatis articulis vertebatur, nos et ipsi concordauimus in hunc modum. Primo videlicet quod renunciamus omnibus racionibus seu computacionibus (nondum) actis, ad quas idem bereites nomine patris eorundem nobis dicebanlur obligati, et volumus esse content! solummodo tenure lilterarum illarum, que date (fuerunt) eitlem domino Wernhero sub sigillo nostro post habitam racionem sub . . . Levbel, nostro ultimo recessu, qui suit anno Domini M°ÜC°LX° . . . (in die) undecim millia virginum. insuper dominus Cbvnradus et dominus Nicolaus de Reutenberch obligarunt se fide data ad totum Interesse nomine heredum et pro ipsis heredibus ad red-dendas raciones de omnibus ličite uel illicile receptis a die prenotatö Ultimi recessus nostri usque ad diem obilus Wernheri . . . et si quid postmodum receplum est per prekatni» dominum Cb. uel per dictos bereites uel nomine eorundem, de hiis similiter obligarunt -se facere racionem de gracia uel de iure, acquisitions autem annorum retro-actorum consciencie relinquimus eorundem. De qualuor-decim autem bubis Wersonis predictus dominus Cb. et dieti bereites de tribus bubis, quas tenet Wlfingus, nobis cum requisiti fuerint vel successor! nostro facienl racionem. Ad bee promitlimus et concedimus per presentes, vt sepe dictus dominus Ch. jus loreste et vena-cionis a pud predium in Lok tencat ex gracia, et dieti bereites domini Wernheri et ejusdem domini Ch. qui fuerint de familia frisingensi, uel qui contraxerint in eiusdem ecclesie potestatem et qui apud Lok continual» faciant residenciam, teneant illo iure feudal! quo ipsorum progenilores actenus tenuerunt, dummodo possessionem et collacionem dieti feudi cum super hoc requisiti per nos uel successores nostros fuerint, proben! per legitima documenta et exprimant quid iuris sibi exigere debeanl ejusdem foreste vel venacionis racione. Preterea bubis noualium, de quibus sibi dieti bereites domini Wernheri decirnain vendicant, a tempore, quo prefatus dominus Wernherus pie memoric in Lok officium subintravit, de quibus inter nos et ipsos bereites est contencio, nos in dilectos in Christo fratres dictum dominum Fridericum vt Wernberum prepositum Frisingensem (ad s. Andreae) et in Magistram Heinricum canonicum ejusdem ecclcsiae compromisimus tanquam in arbitros siue in arbitra tores sev in amicabiles compositores pro parte nostra, beredes autem prelati domini Wernheri et dominus Cb. et dominus Nycolaus pro ipsis in prekatom dominum Nycolaum de Reutenberch . . et . . (Plintenbach?) similiter compro-miserunt, et dilectos in Christo frater noster Mor har dus prepositus Werdensis pro media persona tanquam arbiter est constitutus, qui si discordes fuerint tune maioris partis sentencia in diclo arbitrio prevalebit. Promisimus nos etiam pro parte nostra et prekati dominus C. et dominus N. fide data sub pena CCarum marcarum aquiliensium nomine die tonnn heredum stare arbitrio, quod maior pars arbitrorum super dictis noualibus duxerint promulgandum, et in hujus rei perbenne testimonium presentem cedulam nostri sigilli et domini Ch. et dictorum arbitrorum sigil-loruin munimine fecimus roborari. Datum in Castro Lok anno domini M°CC0LXV1I1° octavo id os Maji. (Codex Nr. 191 des k. baier. ReichSarchiveS Fol. 3). VI, Der freisingische Notar zu Lok berichtet dem Bischöfe Konrad 111. über die Rechnungslegung eines der Amt- leute desselben in Krain. Lok, 1318, 22. Nov. Reuerendo in Christo patri et domino siio karissimo C. venerabili Episcopo Frisingensi Johannes suus Notarius in Lok et cet. Scire paternitatem ves tram volo, quod dominus Vlricus cerlis indiciis, videlicet cum assen-cione supanorum declaravit in mea prescncia et Alberti vesti i officialis de anliquis debit is videlicet Schillingis, stevra viri et parte annone coinputata super ipsuin, que extendunt se ad X Marcas XXXIX denarios. Item demon-stravit mihi similiter in diversis officiis de stevris por-corum, de censualibus denariis et virtzkeriis LV11 Marcas 111 fertones XVI denarios, que omnia aclinic remanent apud homines et per me sunt coliigenda. Et sic summa vtriusque er it LXV111 marce XVI denar, aquileien. Item secundum direclam. Item secundum direclam exaiacionem (?) stevre conseripte super homines declaravit in prescncia supanorum quod stevra accipienda est secundum librum decisionc sibi facta, secundum quod in vestra prescncia secum suer at computatum. Item expedivit in partibus XI111 marcas 111 denarios, que ad hue remanent apud homines pro quibus vendidit cutes inclusis etiam denariis de molcndino, pro quibus recepi fideijussoriam caucionem. Item in parata pecunia XX marcas LX I denarios. Summa totius Centum due Marcae, in quibus presentes litteras šibi dedi in euidenuiam reuersalem. Scriptam anno domini M°CCC°XV1II0 in die beate Cecilie virginis et Martyris. (Codex Nr. 250 b) des Domcapitcl-Archives zu München). Aas älteste Kesththmn der österreichischen Aeyoge in Krain. Die Frage, welches jene Besitzungen gewesen seien, die der Herzog Leopold VII. von Oesterreich als die ersten seines Hauses in Krain von dem Freisinger Bischöfe Gerold im Jahre 1229 erworben, hat schon Dr. Richter in seinen Beiträgen zur Geschichte Krams in Erwägung gezogen und zu lösen versucht. Seine Beantwortung dieser Frage würde vollständig gelungen sein, wenn er einerseits mehr Ortskenntniß von Untcrkrain gehabt, anderseits durch den schwankenden Begriff von der »indischen Mark sich nicht beirrt hätte. Die Belehuungsurknndc über die fraglichen Besitzungen ist folgenden Inhalts, wie sie im Codex Nr. 191 des k. baierischcn Reichsarchives Fol. 65 verzeichnet, und bei Meichelbeck in der Historia frisingensis im II. Bande 1. Thl. Nr. 5 abgedruckt sich findet: Notum sit omnibus presentibus et futuris, quod inter vencrabilem Episcopum Geroldum et Luip old um illustrem ducem Austrie et Slyrie tractatus hujusmodi intervenit, quod videlicet idem Episcopus jam diclo duci fevdum in Marchia, quod Henricus marchio Istrie beate memorie ab ipso domino Episcopo habuisse dinoscitur, Justo titulo fevdali concessit in toto, scilicet in hominibus, castris, in rebus aliis quibuslibet, terris cultis per omnia et incultis, et hujus fevdi idem Episcopus debet esse auctor contra omnein hominem ipsius Ducis secundum justiciam, quod gewer vulgo nuncupatur. Sed etsi idem Episcopus hoc non fecerit, otnnem pecuniam, quam super hoc a duce recepit restiluere in pleno tenetur eidem. Et ipse dux eidem Episcopo dare promisit rnille quingentas marcas argenti ponderis Coloniensis et ipsius consilio centum L marcas, de qua pecunia in proximis oclavis Pasche idem dux apud Wiennam solvet ML marcas Episcopo antedicto, et in proximo venluro feslo Sancti Michaelis apud Wiennam similiter ipsi Episcopo solvere tenetur reliquas DC marcas. Isto tarnen pacto apposito, quod si memoralus dux in isto festo sancti Michaelis, ut dictum est, has DC marcas solvere forsan omiserit, ille ML marce, quas solvit, sibi sint perdile; et prcterea antedictum fevdum ab eo absque lite sit solutum. Acta sunt hec apud Wiennam in Nonis aprilis anno domini M°CC0XXIX°, mediantibus ßertoldo venerabili sancte Aquileiensis ecclesie patriarcha et prekate episcopo Frisingensi Geroldo et predicto duce Lui-poldo, quorum sigillis hec pagina ad majorem consirma-tionern cernitur roborata, et episcopus unam dux alteram observabit. Hujus rei testes sunt Heinricus prepositus Pataviensis, Eberhardus decanus Frisingensis, Berchtoldus plebanus de Greze et vicedominus, Heinricus nobilis de Vilalt, Chuno de Zufe, Eberhardus de Svvabingen, Isen-ricus camerarius, Sighardus de Chiemberch, Reinbertus de Murekke, Otto de Perchtoldsdorf, Isenfridus de Hino-perch et alii quam plures. In der vorliegenden Urkunde ist der Gegenstand der Belehnung nur mit den Worten „fevdum in Marchia" bestimmt. Der Ausdruck „Marchia" für sich allein bezeichnet nun in den mittelalterlichen Urkunden, welche innerösterreichische Gegenden betreffen, immer die »indische Mark, Marchia slavonica, im Umfange des heutigen Untcrkrains, wie dieß bereits anderwärts nachgewiesen worden *). Nimmt man nun die Frcisingcr Sal - und Urbarsbüchcr zur Hilfe, um die Lage der Frcisingcr Güter in Untcrkrain zu erforschen, so findet man, daß dieselben meistens vereinigt in einem ziemlich abgegrenzten Bezirke gelegen seien, und zwar in der Nähe des nun zu einem geringen Dorfe hcrabgc-kommencn Marktortes Gutenwert (slov. Horvaški brod) in der heutigen Pfarre St. Kanzian, unterhalb Naffenfuß. Es findet sich jedoch noch eine andere frcisingischc Urkunde, welche die Ortschaften des an den Herzog Leopold VII. von Oesterreich vcrgabten Freisinger Lehens in Krain im Einzelnen benennt. Es ist eine im Codex Nr. 191 des k. baierischcn Rcichsarchivcs Fol. 7 vorkommende, bei Mcichel-beck im II. Bande 2. Th. Nr. 15 abgedruckte Urkunde, in welcher der Herzog Ulrich 111. von Kärnten auf den Besitz jener freisingischcn Güter verzichtet, welche einst der Markgraf Heinrich von Istrien, und nach ihm die Herzoge Leopold VII. und Friedrich II. von Oesterreich zu Lehen gehabt hatten. Die Urkunde lautet, wie folgt: Quae aguntur in tempore etc. Tenore igitur pre-sentium universisChristi fidelibus pateat, quod nosUlricus fiiius Bernhardi ducis Karinlhie et dominus Karniole recognoscimus et manifeste ac publice protestamur, quod memoralus pater noster ßernhardus inclitus dux Karinlhie contra debitum iuris et iustitie ordinem possidendo detinet formn Guttenvverde et moniern, qui Wein-perch dicitur, et universas villas in Marchia sitas, quorum nomina sunt hec: Zagrat, Cl en on ich, Chrazne, in Lokniz molendinum et mansum, Polanum majus et minus, Wrez . . duos inansus et molendinum. Drage, Altenburch ambo Paiersdorf, navigium na Bregu, Ztrug, Wreznich et Gauri et alias posses-siones omnes dieto foro et monti Weinperch atlinentes et cetera, videlicet loca aquosa et silvosa, culta et in-culta, fructifera et infructifera, quae quondam nobilis et iilustris Heinricus marchio de Andess et Leupoldus inclitus dux Austrie nec non et Fridericus ejus fdius pie memorie jure fevdali ab ecclesia Frisingensi a niultis *) Siche „Mittheilungen des histor. Vereins für Krain" vom Jahre 1856, S. 37 nebst Anmerkung •'). relroactis temporibus quid e et pacifice .... sunt etc. Huju.s rei testes sunt videlicet dominus Eberhardus Wer-densis propositus, Heinricus de Playen, Wernherus de Lok, et Wilhalmus et 0 bum a d us Gallo, Chunradus purch-gravius de Leunz, Jacobus do Gutenbcrch, Rudlinus de Pirbaumen. Dalum in Lok Anno domini M°CC°LI° Ind. X. XVI. die exeunle Junio. Das freisingischc Lehen in der windischen Mark ist in vorstehender Urkunde genug ausführlich beschrieben; cs lag nach dieß fälliger Angabe in der Umgebung des Marktes Gutenwcrt und des Berges Weinperch, woselbst sich auch noch heutigen Tages die Namen der einzelnen Ortschaften verfolgen lasten. Guttenwerde oder Gntcnwert, gegenwärtig mehr nach dem slavischen Namen Horvaiki brod bekannt, zwei Meilen von Nenstadtl abwärts am linken Ufer der Gurk gelegen, bildet noch ein kleines Dorf von 20 Häusern mit einer Schloßruinc. Einstens war dieser Ort ein bedeutender Markt; der Patriarch Gregor von Aqnilcja bestätigte daselbst für die Freisinger Unterthanen im Jahre 1257 ein eigenes Gericht (judicium provinciate), ein Richter Namens Gerhard wird daselbst bereits im Jahre 1254 genannt. Der Ort kam nachmals, wahrscheinlich durch Einfälle der Ungarn, sehr herab, wurde aber nach Sitticher Berichten im Jahre 1414 durch den Archidiakon der windischen Mark und Pfarrer zn Weißkirchen, Wilhelm von Kosiak, wieder besser hergestellt; ein eigener Priester Nic olaus wird bald darauf, im Jahre 1426 daselbst angeführt, und die Kirchen St. Nieolaus und St. Katharina werden als dazu gehörig genannt. In den folgenden Türkenkriegen wurde der Ort neuerdings verwüstet, daher war zur Zeit Valvasors nur noch ein kleines Schloß vorhanden, in dessen Nähe auch noch beide Kirchen St. Nicolaus und St. Katharina zu sehen waren. Weinperch oder Weinberg (slov. Viniverh) ist noch gegenwärtig unter diesem Namen bekannt, und bildet ein gutes Wcingebirge; es ist anderthalb Meilen von Nenstadtl zwischen Wcißkirchcn und St. Kanzian gelegen. Uebrigcns wird dieser Berg bereits in einer Freisingcr Urkunde vom Jahre 1074 erwähnt, wo er als Winpcrch geschrieben ist. Die einzelnen in obangeführter Urkunde erwähnten Ortschaften lassen sich mcistcnthcils noch gegenwärtig nachweisen , nämlich: Zagrat oder Zagrad, nun Sagrad, ein Dorf in der Pfarre St. Kanzian unter Nassenfuß. Chlenonich ober Chlenouich, nun Klcnowik, ebendaselbst. Obrazne, nun Kcrsinwerch, ebendaselbst. Lokniz, nun Lakniz, als Ober -, Mittel - und Unter» Lakniz unterschieden, theils zur Pfarre Obernassenfnß, theils zn jener von St. Margarethen gehörig, solatium majus et minus, nun Groß - und Klcinpölland (ftoö. Poljane velike in male) in der Pfarre St.Kanzian. Wrez . . nun Breste (slov. Brezje) bei Arch. Drage oder Draga bei Wcißkirchcn an der Gurk. Altenburch oder Altenburg (slov. Starigrad), Schloß bei St. Peter unter Nenstadtl. Paiersdorf, dem Namen nach eine baicrische Ansiedelung, wahrscheinlich slovcnisch mit dem Namen Nemška vas bezeichnet, daher gegenwärtig mit der Benennung Dcutschdorf übersetzt; ein Dentschdorf und ein Deutschbcrg findet sich gegenwärtig ober Haselbach bei Gurkfcld. Na Bregu, die Ueberfuhr an der Gurk zwischen Dobrava bei St. Kanzian und Drama bei St. Bartholomä, »och heut zu Tage so genannt. ZI mg oder Strug, Schloß, eine Meile unterhalb Neu-stadtl am rechten Ufer der Gurk. VVreznich oder Bresnik bei St. Kanzian. Gauri, wohl Gaberjc oder Gabcrnik, ebenfalls bei St. Kanzian. Diese Andeutungen geben einen hinlänglichen Beweis, daß das Freisingcr Lehen, welches die österreichischen Herzoge zuerst in Krain in Besitz erhielten, nirgends anders als in der Umgebung des alten Gutenwert größtcntheils am linken Ufer der Gurk zu suchen sei. Anderseits findet sich eben hierin ein weiterer Beweis, daß die windische Mark, Marchia slavonica oder schlechthin Marehia, eben nur das heutige Unterkrain begriff. Hitzinger. Miseellsanes®. aus einer im Mnjeaiarchive zu Laibach bcsindlichen ab-schristlicheit Sammlung von Patenten und Verordnungen. Gör;, ein Lehen des deutschen Reiches. Johann Btrich von Gottes Genaden Hörzog zu Cromau und Fürst zu Eggcnbcrg ic. Ehrwürdig auch Wohlgcbornc Edt gestreng Vcsst besonders Liebe Herrn und Freundt Bey Ihrer Khay. Mt. sein die Pralathcn, Herrn, Ritterschaft und Städte derosclben fürstl. Grafschafft Gör; durch bero I. Ö. Regiments Rüth und Camrern Herrn Mar» cium von Strasoldo Frey Herrn mit außführlicher wollgc-gründter Deduction und Bcwciß vnterth. einkhombcn und haben dahin allergenedigist zu erkhennen gebeten daß gedachte dero fürstl. Grafschafft Gör; alß ein den Hochlöbl. Erzhaus Oesterreich incorporirtcs Erblandt aller andere Jhro Kay. Mas. Erblanden Freyheiten rechten und gercch-tigkheiten, sonderlich was die Teutsche nation beriirt, wie bißhero alß auch noch ins künfftig fähig sein und gcnücssen möge, Wan bau Jhro May. Vorfahren weillandt die ©raffen von Görz von Bhralten Zeiten f ü r gefürste Grafen deß Heiligen Römischen Reichs Teutscher nation Jedes mal gehalten und erkendt auch alß (nach) Ihren absterben das Hochlöbl. Erz-hanß Oesterreich crnantc Grafschafft Erblich bckhombcii, solichc neben andere Oestcrreichischcn Erblanden Im Jahr 1522 vndter der anßgcthcilten Ersten Craiß begriffen und hernach im rcichs abschidt anno 1576 Steuer, Körndten Crain und mehrermclte Jhro Kay. Mt. Fürst. Graffschaft Görz zusambcn unter die Vermahnte d c in R ö m. K a y. f cf) u j n n d S ch ü e r m b v n t c r g c b c n c Lände r gczclt worden, zumallen auch zu erstcriienter Grafschafft vill Vnterschidliche Land Commcntum und Ritter des Löbl. Teutschen Ordens sowollcn auch Khayscrlichc Obristc Hoff-maistcr, gchaimbc und Reichshoff Ratte gewesen, nit weniger in Regiment Ihrer Khay. Mt. Inner Ö. Landen von bcrnerter Graffschaft wegen nach und nach biß anhcro ein Herr und Landmann allzeit gesessen, auch sonsten die auß derselben Graffschafft gcborne vorncnibc Acmbtcr in Khrieg und Fridens Zeiten zu ihren sonderbaren Rhnemb bedient und sich Jederzeit gegen Jhro Khay. Mt. dem Heiligen Römischen Reichs und dem hochlöbl Erzhanß Oesterreich gcthrcu, gchorsamb vnd bestcndig erzaigt haben Discm-nach so haben Jhro Khay. Mt. in anschnng dessen allen dcro mchrbcsagtcn Graffschafft Görz inhalt des Jhro gene digist ertheilten Diplomatis disc besondere gnadt gethan nndt frcyhcit gegeben, daß syc gchorsanibist gcbettnermaßcn n u n hinfort an wie b i s h e r o dem h. Römische n Reichs Lchcnswcis vnterworffcn nndt banne n h e r o der rechten alten Teutschen Nation e i n u e r l e i b t und z u g e zelt sehe und e w i g k l i ch bleibe von Jederincniglich Hoch - und rüderen Stands Persohnen für rechtsgebohrne Natticrlichc alte Teutsche gehalten, geehrt, gcncnt, gcschribcn, und erkhcndt werde, darznc auch alle und Jede gaben, gnaden, Freyheiten, Ehren, Würden, Borthaillc, priuilcgia, Jmniuniteten recht und gercchtiglhciten in geist- und weltlichen fachen dcro sich alle andere Ihrer Khay. Mt. und mchrgedachtes Ihres Löbl. Erzhanß Oesterreich Erb- und Patrimonial Lande Insgemein von alters gcnuczt und gebraucht haben und von recht oder gewohnheit wegen noch in yeblichen gebrauch feie, Ihrer Notturft willen und gclegcnheit nach, gcruehiglich freyen, nuzen, messen und gebrauchen dörsftc, Khönne, solle und möge nit andcrß noch Münder als wann sye derer aller und Jeders von Altcrshero In würkhlich er Poscß und gebrauch wäre, doch die Jhenigen Brüeff und Privilegs so ein Jedes Erst gedachter Ihrer Khay. Mt. Erblande für sich allein absonderlich erworben außtruckhenlich vorbehalten und außgcnombcn damit nun discs der vill besagten Graffschaft Görz von ihrer Khay. Mt. allergnc digist ertheiltes Privilegium vmb souill mchrcrs Khundtbar gemacht und Sy solichcm nach geachtet, geehrt und Tituliert werde, Also haben wür Ihnen discs anstiegen und bencbens in Höchstgedacht Ihrer Khay. Mt. Namen beuclhen wollen daß sy derentwegen die ferrer Nothwendige Erinde-rung bei derselben Canzlcyen thuen und anst zuetragende An dcmc beschicht rc. Vnd wür verbleiben Ihnen bcinebens mit Guctwilligkhcit bcigethann. Gräz den 4. September An. 1627. Vlrich Fürst v. Eggenberg. Lorenz Weser. Ad Mandatum Snap. Illinav. Cdsiludinis. (Abschrift!. Patcntsammlung Haring »>. p. des Laib. Mus. Archivs). Aus den Zeiten der Reformation. 1. Wohlgcborncr Freyherr besonders lieber Herr und Frenndt demnach sich in selbigen Ihrer Kay. Mt. Erb-fürstcnthumb Crain vntcrschidlichc Gcrhabschafftcn und Cura-torcyen bey denen V n c a t o l l i s ch c n Herrn und Landt-leuthen befünden, dieselben auch, wie glaubwürdig für-khombt, entschlossen denen Jüngstlich pnbliciertcn Kay. Generalien zuwider Ihrer Pupillen sambt der selben Vermögen mit sich auß dem Landt zu führen? Alß ist in Höchst gedacht Ihrer Kay. Mt. Namen Vnscr Bcnclch hicmit, daß der Herr sich bei seiner Vntergebenen Canzley der Gcrhabschafftcn halber alsobaldt aigcntlich informint und derselben ain spczificirte Verzaichnuß Vnß znkhomben lassen? wie nit weniger vnd dabei neben« auch unverlangt allen Pupillen catholischc Gcrhabcn verordnen sollen. An deine bcschiecht rc. Gräz 12. Oct. Ao. 1628. Ad Mand. Suac. Iilmae. Cdsiludinis. An Johann Vlrich von Auersperg Landsverwaltcr und Landsverweser in Crain. 2. Ferdinand der ander ir. Edler lieber gcthreücr du würdest Dich guettcr Massen zu erindcrn haben wie das wür dir noch hieuor bey der am 11. Juni vcrschincn Jahrs ober ©regent RLiters contra Georgen Andreen Frcyherrn von Pctschouitsch alß seines abgeleibtcn Brucdcrs Anthonicn Frcyherrn von Petschouitsch zu Nürnberg hinterlassene Khündcr, Gcrhabcn ad appd-landutn angesuchtc restitution von Vns auf cinkhombene Bericht und räthliche Gnettachtcn gdst genombetten resolution dis gemessen anbcnolchen haben daß wcillcn ermcltcs Anthoni von Pctschouitsch maiste Verlassenschaft in Crain ligendt, dessen hinterlassene Erben aber sich zu Nürnberg als an nuten vncatholischcn Orth befünden Thuen, du dorob seyn sollest, daß sy Betschouitsche Erben krasit vnserer Publicirten landsfürstlichen Religions Reformations Generalien von den vncathollischen orthen abgefordert und selbige in diesen unsern I. Ö. Erblanden durch den Gcrhabcn zu der cathollischcn allein seclig Machenden Religon auferzogen wurden, wann wür dann sonders gern wüsicn wollten, was sowol vermitcls deiner alß auch von Ihme Pctschouit-schen sclbstcn bits Orths sehe sürgekhcrt worden Alß ist vnser beuelch hicmit an Dich daß derentwegen wcßgcstalt gelcgcnhcit dessen gcbüerlicher Massen Jngcdenkh sein wollen ncmblichcn obangcregtcr vnserer gnedigistcn Vdg. sehe nach- 2 gelebt worden, unser I. Ö. Regierung fiirdcrlichcn berichten untcrschidlichcn territoriis in Crain daselbst noch Etliche sollest. Gräz 11. Jenner 1637. Com. Sacae. Cue. Maj. in Cons. Hrn. Hcinr. Paradcyscr Freyh. Landsucrw. in Crain. 3. Ferdinandi der andere ic. Gethreuer Lieber demnach wär ucrnumbcn das weder weilland H a n n s c n B c y k h a r d t e n Grassens u. P la gay noch auch H a n n s e n Engelßhauscrs zu Agg hinterlassene Khinder und Pupillen mit gewissen ger-haben versehen, so ist dcroweaen Crasft noch hienor in derlei) Fahlen genumimten gstcn resolution vnscrbeuclch hicmit an dich, daß btt bcedcn Khinder» alßbaldt c a t h o l i s ch c und solche g c r h a b c n verordnen sollest welche Ihren Fromben sowol zur Sellen als des Leibs Nuzcn Müglichist befürdern wie btt es daun auch 1) inf tiro yederzcit vlcissig zu obscrvircn wissen würdest. Dann cs beschicht zc. Geben in Vnscrer Statt Gräz 14. Dec. 1618. Com. Säe. Caesae. Hung, el Polonine Regis in Consilio. An Hrn. Bernardin Barbo Landsverwalter in Crain. balenderwesen. Fcrdiuandt der drite zc. Hoch - und Wollgcborncr Lieber gcthreücr demnach wür den Ersambcn gelehrten Vnsern gethreücn Lieben Michael Lino medicinan Doctorn aufs sein bey unserem Khays. hoff cingcraichtcS gchorsnmbcS Supplieirn mit allein ein gcwchn-lichcs Privilegium miss seine Calender daß selbige innerhalb fünf Jahr andcrwcrtig nicht nachgcdruckht werden, gnedigst ertheilt, sondern auch diese allergnedigiste Bewilligung gcthann, daß die V n c a t h o l i s ch c n Calender in Vnscrcn I. Ö. Erbfürsteuthnmbcn und Land fail zu haben abgcschaft werden sollten, Also haben wür dich dessen hicmit in gnaden crindern, bcncbcus auch, damit solches glcichfahlS alda in Crain wcrkstcllig gemacht werde, an-beuelchcn wollen, daß btt gehörig Orts darob sehest, damit denen Puchfürrcrn etwa ein Termin von Zweyen Mona-thcn zu Hinaußbringung der besagten Vncatholischcn Calender angesetzt, auch dennen selben auffcrlegt werde daß sh hinfüro dergleichen Lutcrischc Callender uit Cinfüren und darmit bctrcttcn lassen sollen. Dann cs beschicht hieran unser gdgstcr willen und Maiming. Gräz den 16. Januar» Ao. 1654. Comissio Säe. Cae. Maj. in Consilio. An Hrn. Landshbtmann in Crain. Judcncibsclmffung. Leopold zc. Hoch mid wollgcborncr Lieber gcthrcncr wür sein glaubwürdig berichtet worden was; gestalten Bngcacht unser J u d t mehr in unsere it Erblän d crn solle erduldet werden, glcichwollcn noch Immer forthin in und zwar in Pflegen und anderen Diensten sich befinden sollen. Worauf unser nochmalig gstcr. benclch hicmit ist das btt all diejenige sowoll unter deiner als anderen Jurisdictionen in dienst und Verwaltung befindende Inden Kheincswcgs gedulden sondern also baldtcn würkhlichcn abschaffen sollest. Dann an dem zc. Gräz 9. Sept. 1672. — 0. Saurau, Statthalter. Com. Säe. Cae. Maj. in Cons. Joh. Augustin von Hirsch- Joh. Ferd. Frh. v. Jaucrbnrg. feldt, Canzlcr Amtsverwaltcr. Joh. Fridr. Schratt. An Hrn. Wolf Engelbrcchtcn Graffcn v. Auersperg Lands-haubtmann in Crain. Titel- und Ziegelmrseil. Wir Ferdinandt der ander von Gottcß gnaden Erwählter Römischer Khayscr zc. entbiettcn allen und Jeden, Geistlich - und weltlichen was; würden StandtS oder Wesens die allenthalben in Vnsern I. Ö. Erbfürstcnthumben und Landen Steuer, Khärndtcn, Srnin und Vnserer Fürstl. Graffschaft Görz wie auch andern unsern nmbligenden hanbt-mannschaft und gebüctten wohnhaft und gesessen sein unser Khayscr. und Landosfürstl. guadt und alles Gneis: demnach wür ein zcithcro mit sonderbarer mißfälliger Befremd -duug wahrgcnombcu und es auch sonsten Jederman sclbsten gcuucgsamb bekannt ist was für aigenthättige anmaßung, mißgebrauch undt Confusiones mit denen Adclichcn und andern wapen Sigilicr oder Pctschicrnug mit Rotten wachß, intitulationen und prädicaten alß ob gleichsamb solches alles zu aines Jedwederen sclbsten gefallen und freywilligen gebrauch ohne habendes Privilegium gestelt werde in gemain eingerissett Massen dann ainer von betn andern seines Stands HerkhombcuS und Verdienst nach fast nicht mehr unter« sehenden werden than, dardurch allerhandt Vttzimblichkheitcn erwachsen, auch zu nieten Vnordentlichcn Beginen Anlaß und Vrsach geben wirdet. Also haben wür ein sondcrbahre Notturft zu sein bc-fimbctt derentwegen geziemende Wendung und rcmedirung guediglich fürzukhern damit nun solichc Vermessene An-maßuugcn hinfüro abgestclt undt zwischen denen fürncmbcu adelichen wollverdienthen und andern gemähten Personnen Zuuerhüttung aller Verwirrrung und besorgenden MüS-verstaudts in allwcgcn Vndterschidt gemacht werde, haben wir die hiruor Vntcrn dato den Sibcuzechenden May des längst abgeloffenen ain Tansendt vndt SechShnndcrten Jahrs nach antrettung unserer Landesfürstl. Regierung in disen unseren I. Ö. Erbfürstenthnmbcn und Landen dcßhalben vndtcr unserer Laudtsfürstl. Signatur Pnblicicrte ganz gemessene Ernstliche Genralicn widerumbcn gcncdigkhlich erfrischen lassen und wölleu demnach fürs Erste abcr-nmlcit ganz Ernstlichen cingestelt und verbotten haben, daß ergangenen Khay. und Landssürstl. Generalien daß rhciu sich Khcincr des Adclichcn Titels und Wappens cs sey mit offenen oder Zucgcthancn Helmen so ihme seines Adelichen Hcrkhombcnö oder erlangten Privilegien halben nicht gebührt und zuestehct, gebrauche, Niemandten auch solcher Titel gegeben werde. Zum andern daß sich des Rothen wachßcS darmit fast ain jeder ohne Vntcrschidt bishcrro gefertigt zu Sigillir-Bcrpctschir und Fertigung der offenen und bcschloßcucn Brücffen und Missinen nunmehr Nic-mandt anderer, daun allein die Pischoffen, Prälatheu, wissentliche Herrn u. Laudlcuth Vnscrc Würkhliche Rath wie auch unsere geadelte würkhliche Diener und officter so laug sic bei ihren Diensten verbleiben und sonst Nicmandts ob er gleichwoll geadelte, er sch dann darumbcn spvcialitir bestehet, zu gebrauchen Macht haben solle. Also setzen wür auch fürs Dritte und wollen daß sich die Laudlcuth allein von denjenigen Schlößern und Edelmanns Sitzen die von alters hero ihre alte Namen haben und welche die sclbstcn würkhlich poßediern und be-sizcn oder sie die Laudlcuth oder sonsten andern darumbcn was von dem Herrn und Landtsfürsleu fürzulegen haben auff oder zuschreiben mügcn, denen anderen aber welche etwa Ihren schlößern Süzcn und Gücttern selbst Namen schöpfen und derentwegen nichts fürzuweisen, wirket hiemit geboten sich dcßcu hinfüro gänzlich zu enthalten in Massen wür den hiemit auch ordnen und wollen das hinfüro der Titel Hoch- und wollgcborn Niemandt andern als denen Grafen und Herrn so von Vnß oder Vusern geehrten Vorfahren darumbcn bcfrcyct sein und in genera denen anderen Grafen Freyherr» u. Herrn: Wollgcbohren, denen so des rittcrmäßigen Staudts und Hcrlhomcns nur: Edl. Gestreng tote auch denen so in osliciis et dignitatilms constituirt, alß da sein unsere würkhliche Rath In gleichen: Edl gestreng und nur einmal Herrn den übrigen nobilitierten und gemähte» von Adl aber allein Edl und Vestt, die aber Purgerliche gcwerb treiben und des Staudts gemäß sich nicht hielten Edl Ehrnncßt, denen Purgern Ehrnucßt int reden und schreiben gegeben, die ein Zcithero aber ciugc-risseneungewöhnliche Titel alß hoch und woll Edl gboh-ren gänzliche unterlassen und gar nicht ferer gebraucht werden solle. Zum Fahl aber einer oder Mehrer nach Publicierung discs unsers Generals zubctreten der wider ainen oder den andern Puncten handle» und sich vngehorsamb erzaigen würde (wie ban und einsonderheit von unseren bcstclten Wappcnkhindiger Crafft seiner absonderlich habenden instruction fleißige Achtung darauf gegeben und weder bei unserem Khays. hoff noch unserer I. Ö. Regierung, Hofcammcr und Kriegs - Räthen Item bei unseren Laudshaubtlcuthcn, Vizedombcn, und Ihren zuegebenen Canzleyen Ja auch von Privat Personen Khein schrüfft die gemelter Massen mit unzulässiger Jntitulier- und verbottenen Fertigung gestellt, angenomben werden solle) der oder dieselben sollen mit nichte» vngestrafft gelassen, sondern Ihrer übertrettung willen Zwey Markh löttigs Goldts verfallen haben und der halbe Thail den anzaiger, die übrige Hclffte aber vnserer Cammer ohne mill geraicht werden, daß ist unser Endtlicher will und Ernstliche Mainung und gebietten hierauf allen und Jeden nachgcscztcn Obrigkheitcn Gerichten und deroselben Verwaltern hiemit ganz gnedikhlich und Ernstlich das sic ob disen unsern General Mandat Ernstlich handthabcn darwidcr nicht handeln laßen und diejenigen übcrtretter so ihnen angezaigt werden, obucrstandener Massen oder da she vmb Vermögens halber die zwey Markh lc-tigcs Goldt nicht erlegen möchten, am Leib ohne Verschonung straffen sollen, alß wir vnß befielt zu Ihnen geidlichen versehen ban wür dafi widrige zu gestatten nicht gedenkhcu. Geben in unserer Statt Wien» den Ersten Tag Marth des ai» Tausend Sechßhundert ain und dreysigsten vnserer Reiche aber, des Römischen im zwelfftcn, des hun-garischen im drcizehcndten und des behaimbischen im vicr-zehcnten Jahr. Ferdinand m. p. Ad Mand, Säe. Cae. Maj. Joh. Graf v. Wcrdenberg. proprium. Caspar Schrey. -lltonnts = üerfnmmfimQ. In der am 11. September 1802 abgehaltenen Versammlung verlas Herr Obcramts-Director Dr. H. Costa nachstehenden Beitrag: „Zur Geschichte des Salz Handels in Kr ain." Potest mi mm oliquis minus quacrere, nemo esl qui snlem non desiiterct invenire. Cassiodorus. So weit die Geschichte zurück reicht, taucht das Salz da und dort als Zankapfel der Parteien hervor: der Einen, weil sic auf dasselbe als unentbehrliches Lcbensbcdürfniß, welches ihnen der Schöpfer in den Wellen des Wassers und int Innern der Berge dargebracht hat, ein Recht zu haben meinen, der Anderen dagegen, weil sie in diesem unentbehrlichen Lebensbedürfnisse der Menschen ein sicheres Einkommen wahrnahmen. Und so finden wir denn, daß die republi-canischcu Herzoge von Venedig das Salz schon im fünften Jahrhunderte als ein Regale behandelten, und damit mit ihren Nachbarn, folglich auch zu uns herüber einen ergiebigen Tauschhandel gegen Feldfrüchte, Wein, Hanf, Wolle u. dgl. betrieben haben *). Am 23. Juni 1222 wurde zwischen der Republik und dem Patriarchen von Aqnilcja, dann mit dem Grafen von Görz, deren Herrschaft sich bekanntlich bis nach Krakn und Kärnten erstreckte, ein förmlicher Vertrag abgcschloffcn, nach welchem die Venezianer ihren Tauschhandel mit dem Salze und mit Zwibcl, namentlich gegen Getreide allenthalben ausüben durften **). Es war das Salz auch nicht selten das Motiv der häufigen und langwirigcn venezianischen Kriege ***). Als unter Oesterreichs Herrschaft das Volkswohl unseres Vaterlandes mehr in's Auge gefaßt wurde, da ward der Handel der Ausländer hier zu Land mehr beschränkt, so von Kaiser Maximilian I. mit dem Jnsbrucker Libell vom 24. Mai 1518, und kam der Handel, zumal in Kraiii, in die Hände der Landleutc. In der Erläuterung und Mäßigung der Polizei - Ordnung , welche Kaiser Ferdinand auf „beschwärr vud anbringen ainer Er. Landschaft in Crain" unterm 9. April 1552 zugestand, heißt es: „Nachdem uns auch insonderheit fürkommen, daß der mehrern Thcill Hnebcn in unserm Fürstentyumb Crain, so eng vud schmal, daß sich die Buterthanen, außer gcwönd-licher Handthicrung, Sämbfahrt, Wechsel, vud Gcgenfuhr, wie sie das von Alters her gebraucht, nicht enthalten können, demnach wöl-len wir gncdiglich erklärt vnd zugelassen haben, das bemellte Vndcr-thanen in unserm Fürstenthum Crain, nil allein das Traidt, sonder *) Stori a del Commercio de’ Venetian!, di Carl. Ant. Murin, Vinegia 1798» V. 1 lil). 11. Cap. 111. pag. 81 etc. **) Daselbst Vol. v. Pag. 32. ***) Daselbst Vol. 1. Pag. 82. auch ihr Seinwath, Soben, Sehet, Hönig, Wachs, Oell, Haar, ge-main Bieh, Schweinen Fleisch, mtb andern Gattung, wie von Allter her, in vnser Fürstliche Grafsschaft Görtz, vnb miff das Wällisch führen, vnb dagegen allerley Wein, Salz, Oell, vnb was ihnen der Orten im Wechsel, ober sonst zn ihrer Gegenfuhr zuesteht, ober Vonnöthen ist, wie von alller her, vnser Pollizey - Ordnung vnver-hinbert, herausbringen, vnd zn ihrer Gelegenheit, was sie nicht selbs zubranchen Notthnrfflig, wiederunlb versilbern mögen." In Folge einer vom Bürgermeister und Stadtrath von Saibach im Namen aller Städte und Märkte des Herzogthnms vorgebrachten Beschwerde erließ Kaiser Leopold I. mit dem, in mehreren Beziehungen höchst interessanten Patente vom 10. September 1601 das Verbot gegen den Gäuhandel, mit dem Beisatze jedoch, daß „der Salz-Handel, freygelaffen seyn, dergestalt, daß allen und jeden Fuhrleuten u. Sämern, gar kein ausgenommen; in allweg zugelaßen und erlaubt seyn solle, das Saltz allenthalben im Sand sowol ans dem Gey, als in denn Stadt und Märkten zuzuführen, zu verkanffen, und hinzugeben, umb Wein und Traid zn verwexlen, und also den dafür eingewexelten Wein und Traidt ihrer Gelegenheit nach znver-fithren und zuverhandlen, gleichfals und nicht weniger denen Unterthanen ans dem Sand und Gey mit denen, so sie von den Fuhrleuten und Sämbern eingewexlet, alles das jenige zu thun, zu handlen, und fürzunehmen, wie solches von Alters hero bräuchig gewest." Auf diesen alten Gebrauch bezieht sich auch ein Generale vom 25. August 1602. Im Mittelalter hatten bekanntlich nicht nur die Sandesfürsten, sondern auch manche Städte, ja sogar Adeliche und Burgenbesitzer auf alle, ihr Sand oder Weihbild betrettenden Waren, selbst sogar auf die Person der Handelsleute Zölle gelegt, wobei das Salz nicht verschont blieb. So belegte Kaiser Ferdinand 11. int Jahre 1636 alle, nach Krain einzuführenden Waren mit einer neuen Zollabgabe, und obschon es den Triestern gelang, den genannten Monarchen zn vermögen, unterm 19. April g. I. die aus Triest nach Krain geführt werdenden Artikel von jener neuen Zollabgabe zn befreien, so war das Salz gleichwohl darunter nicht begriffen *). Bon demselben Fürsten wurde der Stadt Saibach 1614 eine Stadtmanth verliehen, in welcher auch das, nach Saibach eingeführt werdende Salz vorkömmt. Die Herrschaft Weichselbnrg hatte ans dem fünfzehnten Jahrhunderte her ein Mauthrecht, eine sogenannte Urbarmauth, vermöge welcher von 1 Sannt Salz ein Sold, und vom Käufer und Verkäufer von jedem 4 Sold, vom Täuscher und Vertanseher je 8 Sold abgenommen wurden; vom 31. Mai zn Mittag bis zum Peter und Paulitage aber mußte für jede dort durchziehende Ware, mithin selbstverständlick' auch vom Salze die tarifmäßige Mauthgebühr zweifach entrichtet werden. Das Salz, welches ans die Wochetimärkte nach Saibach kam, durste von hier nicht wieder weg gebracht tu c r b e n, sondern mußte in einem sogenannten Salzhause (wahrscheinlich ein Salzmagazin) bis zum nächsten Wochenmarkttage, und eigentlich bis zum Verkauf inner den Mauern der Stadt niedergelegt werden **). Zn Gnrkfeld bezog Georg von Thurn, als Verwalter des Marktes, eine altherkömmliche Manth vom Salze und andern Verkauf-oder Tauschwaren, welche Manth er eigenmächtig erhöhte, weß-halb die Abgeordneten der Stände von Krain ans betn Reichstage zu Augsburg 1510 die Beschwerde vorbrachten: „das anß alltem her-loimitcn zn Gnrkfeld in dem Markht, daselbst Herr Georg vom 24)um; Verwallter ist, ein gewöhnliche Manth genommen, solcher gestalt, so der Sandschafft in Crain, March Bawrn vnd Vndterthan Saltz oder anders zu verkanffen, oder in den Wechsel vmb Getraid, miff bett Marckht daselbst hin gehn Gurckseld geführt, ist von einem Säst an zue vnd Abzug, einesmalls die gewönliche Manth genommen, darwider ein Sandschafft oder Ihre Vndterthan nicht geredt. Jetzt vnd seitermalls Herr Georg vom Thurrn Gurckseld ine hat, ist dieselbe *) lMcditnzione slorico - nnalitic* sulic Frnnchiyie di Trieste , del Dr. Rossetti, \euezia 1815, pap. 86. *•) Valvasor, Ehre des Hcrzogthums 51min, XI. Buch, Seite 672. i Manth gezwyfacht, zuverstehen: Führt ein Bawr einen oder mehr Soumb Saltz, mueß er die gewönlich Manth davon zahlen, So aber der Bawrsman gleich das Saltz vmb Getraidt oder anders verwechslet, vnd widrnmb von Marckht ab: vnd anheymb ziehen, mueß er vom Getraid oder dem, das er geladen hat, die Manth noch ein-mall, das ist zum andernmall miss einer Raiß bezahlen, das wider allt herkommen gehandelt ist." Auf diese Beschwerde erfolgte vom Kaiser am 10. April 1510 daselbst auf dem Reichstage zu Augsburg der Beschluß: „das Herrn Georgen von Thurn geschrieben werde, sein Erhöhung der Mantt zn Gurckseld abzustellen, wo er aber das nicht thuen wollt, soll ein Sandschaft ihn darzne bringen mit Hülff vnd Aufbott deß Regiments." Unter „Regiment" will hier die Regierung de« Sandes verstanden werden. Der Salzhandel nach Krain wurde aus dem venetianischen Istrien, aber auch aus bett Salzgärten von Triest betrieben. Senosetsch war ein vorzüglicher Stapelplatz für das Trieftet Meersalz, welche« wöchentlich dahin auf den Markt gebracht wurde *). In Saibach wurde ein bedeutender Tauschhandel mit Salz gegen Getreide betrieben, denn hier waren 16 Salz - und Getreidemeßer aufgestellt, welche alles verhandelte Salz und Getreide zu messen hatten **). Es gehört zur Charakteristik des Mittelalters, daß das Volk tut Allgemeinen nur als die misera eontribuens plebs angesehen und behandelt wurde, die Saften der Zölle, Mäuthe, Aufschläge und Impost» aber zum größten Theil nur ans den Nähr- und Erwerb-stand fielen, denn der Adel und die Geistlichkeit waren durch zahlreiche Privilegs von allen derlei Abgaben befreit. Von den vielen Beweisen dafür führe ich nur Einen, zunächst auf den hier bebandelten Gegenstand sich beziehenden derlei Gnadenaet an. Die drei ersten Stände der krainischen Sandschaft, nämlich: die Prälaten, der hohe Adel trab die Ritter genossen seit dem Tode des Grafen Leonhard von Görz, 12. April 1500, das ist seit dem die Grafschaft Görz zn den österreichischen Hauölanden kam, ans der Manth zn Görz bei der Einfuhr aller Sebensbedürsnisse volle Mauthfreihett, welche Erzherzog Ferdinand mit dem Freiheitsbriefe ddo. „Newstatt am Am vnd zwantzigsten Tag deß Monats Novembris Nach Christi Gebnrdt, fünfzehenhundert und im drey vnd zwantzigisten Jahr" bekräftigte. Es war übrigens in Krain nur der Handel mit Meersalz üblich, und gebot Erzherzog Friedrich am Samstag nach Allerheiligen 1445 : „das Meersalz sol von Uns vnd Unsern Anwälden gewert werde», über die Seen in das Sand (Steyermark) znfüren, wann das Uns Unsern Sandleuten, vnd allen Unsern Burgern, in Stätten vnd Märkten, merklichen schaden bringt, vnd von alter tut herkommen ist." Im Jahre 1706 wurde die Einfuhr des ausländischen Salzes in alle österreichischen Provinzen gänzlich und ausdrücklich verboten ***). Von da an, und eigentlicher mit Kaiser Carl VI., dem Begründer unseres Handels, dem wir die Freihäfen von Triest und Fiume und die Er-bauung fabrbarer Landstraßen in Krain verdanken, fingen die ersten zum Theil mißglückten Versuche einer geregelteren Finanz - lin'd Handels - Politik an. Zunächst wurde mit den Patenten vom 20. April 1718 und 17. December 1721 znm Schutze der eigenen Salzerzen-gnng die Einfuhr des venetianischen Salzes von Muggia, Capo d'Jstria und von der Insel Pago verboten. Dagegen genehmigte ein Patent des genannten Monarchen vom 14. Mai 1721, welches sich auf das Generale vom 25. August 1602 beruft, den Salztausch - und Hansir-Handel und dehnte diese Befugniß von den Fnhrlenien und Säumern auf die sogenannten Schlittler ohne Ausnahme ans, und mit dem Gäuhandel - Patente vom 14. December 1737 gebot Kaiser Carl wörtlich: „Drittens: steht dem Unterthan frech, in seinem Geyhande! in - und außer Lands, itt Städten, oder auf dem Gey zu führen, erkauft - oder ertanschtes Salz, u. s. tu." *) Valvasor, Ehre des HerzogthumS Krain, XI. Buch, S. 52.3. **) Valvasor, Ehre des Herzogthums Krain, XI. Buch, S. 672. ***) Hormayers historisch - statistisches Archiv für Süddeutschland, 2. Th., S. Dili. folg. Zur Hintanhaltung der Uebertretung des oben erwähnten Salz-Einfuhrs-Verbotes, dessen sich die „Contrabandirer oder sogenannten, auch gewaffuctcil Tschitschen" schuldig machten, wurden mit dem Patente vom 2. Mai 1747 die strengsten Strafmaßregeln festgesetzt, weil dadurch das „Köuigl. Acrariuin häufig beeinträchtiget." Den „bei Casielnovo, St. Servolo, und in dortigen Gegenden wohnenden Unterthanen, oder sogenannten Tschitschcn" als berüchtigten Salz-Schwärzern, wurde mit dem Patente vom 1. December 1750 das Tragen eines Feuer - oder Seitengewehres verboten. Indem einerseits das Salzgesäll als Staatsrevenue oder Regale mit Strafdrohungen gewahrt werden wollte, wurden andererseits in der Fürsorge, „wie denen von Zeit zu Zeit mehr überhand nehmenden höchst nachtheiligcn Salz - Einschwärzungen gesteuert, alle Beschwerlichkeit der bißherigen öfftcrcn Entlegenheit der Salz-Niederlaagen rcmoviret, und die gelcgensambe Erkanffung solchen Saltz-Waterialis den trcu-gehorsambsten Unterthanen, und Landes - Jnnwohnern möglichst saci-litirt werden könne", an verschiedenen Orten im Lande Salz - Magazine und Niederlagen errichtet, als: zu Görz, Caporetto (Karfreit) Jdria, im Lackerifchcn Jurisdictions - Bezirke u. f. w. und wurde von der „Hochansehnlichen Kays. König. Repräsentation und Cammer in Strain" unterm 22. Juni 1752 bekannt gemacht „daß jedweder die freye Wahl haben solle, sich ans irgend einem aufgerichteten Salz-Magazin vor seine eigene Nothdnrfft mit Saltz zuversehen, mir daß selber ein zu seiner legitimation gratis überkommende Bollcten mitnehme, dabey aber sich einer unrechtmäßigen Vortheile nicht gebrauche und niemand außer denen eigents aufgcsteltcn Jmpreßaricn sich anmaßen solle, weder a la minuta, noch all in grosso mit Saltz zu-handlcn, damit aber kein Unterthan, welcher einige Waaren, und producta nacher Triest führet, und verhandlet, wegen der ihmc abgehenden Gegenfuhr sich beschwören könne; So solle einem jeden aus diesen , wann er das Saltz durch einen Stich - Handel von Triest, oder Fiume an sich bringet, freystehen, mit den Lackerischcn Saltz-Jmpreßarien zu accordiren, daß diese ihme das zuführende Saltz in jenem Prcyß , als es in K. K. Haupt - Magazin erkaufet wird , mit Zurechnung deren ohnentbährlichen EinlieffernngS-Unkosten abnehmen sollen; Und obgleich allbereits denen Traffikantcn die Zeit benennet worden, binnen welcher selbe das vorräthige Saltz entweder ver-kauffen, oder an bie Impressarios gegen billicher Bezahlung einliefern sollen; So wird jedoch dcnenselben annoch eine Frist bis 15. nächst-künftigcn Monaths Angusti hierzu gestattet, von aller ferneren unbefugten Saltz - Einfuhr aber sich enthalten, und wie alle diejenige, so wieder dieses emanirt gnädigste Patent handlen, nach denen darinnen außgkincßenen Straffen beleget werden sollen." Die Salzcinschwärznngen nach Krain fanden auch vorzüglich aus Croaticn herüber Statt, und wurde zu diesem Zwecke zu Babenfeld im cubarischen Gebiete eine eigene Niederlage von Buccarancr Mecrsalz errichtet, aus welcher sich die krainifchen Unterthanen und insbesondere jene von Laaß in fraudem legis versahen. Es ist bcmerkcnswerth, daß die Salzhändler der Ortschaften Prästd und Laserbach an der croatischen Grenze sich urkundlich verbindlich machten, im Falle der Betretung eines SalzschwärzerS aus ihren Ortschaften dem Aerare patentmäßige Genugthuung zu leisten, wofern cs ihnen überlassen blieb, den Schuldigen selbst zu bestrafen; dieses geschah ans moralischem Wege, indem der Uebertrcter einem eigens veranstalteten Feste als passiver Zuseher beiwohnen mußte, wobei man es ihn fühlen ließ, daß er sich unwürdig gemacht habe, an der Freude des Festes thätigen Antheil zn nehmen. Eine derlei Bcrpflichtungs - Urkunde lautete: Kund , und Zuwißcn sehe Anmit Jcdcrmänniglich, daß bereits noch unterm 17. Jully 1795 in Gegenwart!) des im Dorf Praesid aufgestellten Herrschaftlichen Suppan, und anwicdcr unter Heut zu Ende geseztcn Dato in Beyseyn dieses königl. kaal. VerweesamtS, und des zu Ende gefertigten Hrn. Zeügen, nach dcme Nicklaus kouatsch hiesig im Dorf Präsid grundansäßiger kaal. Unterthann als Salzschwärzcr betrctten, und eingebracht worden , sich die sämentlich — in es jagten Dorf Präsid wohnhaften und vor das Hiesige kaal. Verwecsamt Vorgernf-fenen Salz Trafikanten freywillig, wohlbedacht und ohnwiderrufflich jeder für sich so, wie nicht Münder weiters mit cinhölleger Stimme dahin erklärt, und Verbindlich gemacht haben, daß sie Salz Trafikanten in jenem Falle, wenn dem betrettenen Salzschwärzer Niklaus Kouatsch, welcher, oder gar Nichts in Besitz hat, weiters aber seiner Alten Mutter, dann deren zu keiner Arbeit Tauglichen bey sich habenden zwo Schwestern und seiner eigenen 3 Kindern wegen, einer deren daselbstigcn Unterthanen der Aerm - und Bemittleydenwürdigste ist, die Vorgeschrieben — gewöhnliche Straffe Höchen Orts gnädigst nachgesehen werden wollte, einer aus dem Andern das sorgfälltigste Auge haben, und Falls sich einer, oder der andere aus Ihnen Prä-sider Salz Trafikanten weiters und Von nun an zuschwärzen bey-fallen laßen sollte, solchen Schwärzer (gleich deren Laßcrbachcrn Trafikanten) Straffen, und dem hohen Aerario die gebührend und dadurch entzogene Salz Taxe abführen wollen so, wie sie sich bereits in einem, eben so machen sich selbe int Andern Falle anheischig, daß wenn die daselbstigen Gränz Aufseher und Soldaten Jemanden unter ihnen schon außer, und nicht in dem dießherrschaftlichcn Gebiethe wieder alles ihr Vermuthen bctrettcn, und einführen sollten, sie sämcntliche Salz Trafikanten für so einem Salzschwärzer, an dem sie ihr Regreß werden haben, die bereits in solchem Falle Höchen Orts bestirnte Straffe gemeinschaftlich ohne Wiedcrrede erlegen, jemand aber, an dem sie sich nicht Regreßieren könnten, denen weitern Höchen Fürkehrungen überlassen wollen. Sign. Hschaft. Tschuber den 24. November 1795. Pr. königlicher kammeral Verwaltamt Tschuber allda. Stephan Tschabrian Verwalt. Franz Joh. Scschun kontlor. Diese Urkunde wurde von der damaligen Baukal-Administration in Graz am 20. Hornung 1796 genehmigt, mtb „den Salztrafikanten zu Wabenfcld (sic) sie für ihren andurch für das Beste des höchsten Acrariums bezeigten rühmlichen Eifer" die Zufriedenheit zu erkennen gegeben. Daß solche Bündnisse und Verpflichtungen auch von moralischer Wirkung fein mußten, ist einleuchtend. Jndlin wir hier unseren Beitrag zur Geschichte des Salzhandels in Krain bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts schließen, behalten wir uns vor, bei Zeit und Gelegenheit auf unser Jahrhundert , mit Einschluß der interessanten französischen Zwischenregierung überzugehen. — Der Vereins - Sccretär A. Dimitz gab sohin „C n l t urhi st o r i s ch e S aus den Landgerichts- und Malefiz-Pr o t o c o l l c n d e r H e r rs ch a s t L a ck von d e n J a hr e n 1625 b i 8 1689." — Wenn mich eine Amtsrcise in das freundliche alte Städtchen Lack führte, habe ich gar manches Stündchen der Muße in dem so malerisch gelegenen Schloßarchive zugebracht. Es liegt in dem ältesten, noch mit hohen Zinnen mtb Schießscharten versehenen vereinzelt stehenden Theile des weitläufigen Schloßgebäudes und aus seinen Fenstern eröffnet sich dem Auge, wenn es einmal von den vergilbten Blättern in die blaue Sommerluft schweift, eine herrliche Fernsicht rechts in das Pöllandcr, links in das Selzachcr Thal mit ihren blauen Strömen und dunklen Waldbergen. Da liegt der Schloßgarten mit seinen alten dunklen Alleen und der zierliche Klostergartcn mit seinen weißen geheimnißvoll kommenden mtb verschwindenden Gestalten und seiner traulichen Einsamkeit. — „Hie secura quies et nesc.ia kältere vita." — Wendet man dann wieder den Blick in die Welt der Pergamente und vergilbten Folianten, so kann cs Einem bedünken, man sehe das Leben und Treiben des alten, einmal so reichen und gewcrbfleißigen Ortes an sich vorübergehn, wie sich über dasselbe die Wogen der Reformation, der Türkenzüge und L. 8. kaiserl. sättig. VerweeS Amt zu Tschuber. des dreißigjährigen Krieges ergießen, und wie cs aus dem Sturme nur Trümmer des alten Glanzes rettet. In solchen Stimmungen fielen mir die Landgerichts - und Malefiz - Protocolle der Herrschaft Lack von den Jahren 1625 bis 1689 in die Hand. Es sind dieß nicht lange Reihen von Actcnbündcln, sondern einfach vier mäßige Foliobände. Und doch wie viel Blut und Jammer, wie viel düstere Erinnerungen an dunkle Thaten und gebrochene Herzen kleben an diesen Blättern! In den Verbrechen und den Verbrechern spiegelt fich ja das Zeitalter wieder und der Historiker, der sich sein Bild zn vergegenwärtigen sucht, wird ans den Acten der Justiz manche Züge zu demselben entnehmen. Einige solche cultnrhistorischc Momente aus jenen Bänden hier zu geben, ist die Absicht meines, heutigen Excurses. Auf die int Gefolge der durch die Reformation sehr gelockerten Zucht und der allgemeinen Sittcnvcrdcrbniß des dreißigjährigen Krieges hcrauSgebildebn Zustände des damaligen krainischcn Clerus lassen schon im ersten Bande zwei Verhandlungen mit Concubinen der Pfarrhcrrcu von Pälland und Sairach, so wie eine im Selzacher Pfarrhaus (1632) spielende nächtliche Mordscene schlimme Streiflichter fallen. Eine im I. 1621 vorgenommene päbstliche Visitation hatte scharfe Erlässe gegen dieses Unwesen zur Folge gehabt, dcm-ungcachtct scheint dasselbe lange fortgedauert zn haben. Wir finden PfarrcrSsöhnc offen als solche bezeichnet an mehreren Stellen, in der Eigenschaft von Angeklagten, und die Thätigkeit des Landgerichtes scheint sich auf die Wcgschaffung der Weibspersonen in besonders ärgerlichen Fällen beschränkt zu haben, ohne daß gegen den Clerus eingeschritten worden wäre. Nicht selten sind Diebstähle, oft in massenhafter Ausdehnung, wahre Monstcrproccffe gegen Banden umschweifender Bettler und Landstreicher, besonders Quecksilber-Diebstähle, aber auch Einbrüche in Kirchen und Opferstöcke. In diese fällt schon ein dunkler Punkt des Zeitalters ; H o st i c n e n t w e n d n n g z u m V c r k a n f c an Juden erzählt uns eine Verhandlung vom Jahre 1643. Im Verhöre vom 28. Februar bekennt Lovre Rcßnoschnickh oder Tertschikh aus Anlaß eines Diebstahls mit Einbruch in der Kirche St. Bartlmü z» Kirch heim, daß sein Gespan das h. Sacrament ans dem Tabernakel und aus dem Ciborio, sohin 2 heilige Hostien genommen, welche sie unter sich theilten. Weiter bekennt der Erstere ans der Folter, von der Hostie einen Theil genossen, den anderen in seinen Rock versteckt zu haben. In fernerer Tortur schreitet er endlich zu dem Bekenntniß, daß er mit seinem Gespan sechs heilige Hostien weggenommen, nach Görz getragen und einem Juden, der jung, von Person klein und mit einem Beutel versehen war, um 30 fl. hingegeben habe. Der Jude habe seinem Fürgeben nach ..Matthäus Jndcsch" geheißen. (Beiläufig gesagt waren- trotz vielfältiger Verfolgung und Austreibnngsbefchlc früherer Jahrhunderte im 17. Jahrhundert in Kram »och hie und da Juden ansässig). Es wird die Geldsortc, Qhatrini, angegeben, in welcher die Auszahlung des Kaufpreises geschah, auch Gasse und Haus, in welchem jener Jude neben zwei anderen gewohnt, nämlich: „ein Güßel gegen den Gschloß (zu Görz) ans der linken Hand hinaufwärts." Im Verhör vom 10. März 1643 bekennt R. weiter, daß er und sein Gesell das erste Mal am Sonntag nach Michaelis bei dem genannten Inden waren, welchem sein Genosse mehrmals Hostien und Agnus Dei aus der Kirche zugetragen. Am 20. März 1643 werden diese Angaben wiederholt und ihnen beigefügt, unter dem für die Hostien erhaltenen Gelde seien außer den Quatrini auch einige „Libernekhs“ gewesen. Weitere Details folgen: vor dem Hause, da der Jude wohnte, sei eine Eiste n, die Person des Inden steckte in einem ölfarbencn Tuchkleid, er hatte einen „kestenpraunen gespitzten Partl" und trug ein schwarzes Barett. Als sic Diesem die Hostien brachten, war ein anderer Jude im Keller, lang von Person und ohne Bart, der etlichen Leuten rothen Wein austafcriit, sic sein aber alsbald in eine Kammer hinauf gangen, wo sic dem Juden die in einem runden Schächtclchen verwahrten h. Hostien übergeben. Wegen des Namens dieses Juden weiß sich R. nicht niehr zu erinnern und beruft sich auf seinen Gespan, der ihn Matthäus Judesch geheißen. In einem weiteren gütlichen Verhör vom 21. Jänner 1644 wiederholt R. seine Aussagen, beifügend als sein Gespan und die Juden wegen der ihnen verkauften 6 h. Hostien zn Görz im Verhaft gewesen, sollen die Juden dem Ersteren einen Trank gegeben haben, „damit er von den Sachen nichts sagen könnte", welches Herr Sladtrichter und Stadtschöffe von Krainburg und andere Anwesende gehört haben. Von den für die Hostien erhalten 40 fl. (früher 30 fl.) habe ihm sein Gespan 10 fl. auf einer Bank ober dem Jndenhans zugezählt. Anffallcnderwcise fehlt Fortsetzung und Schluß dieses Verfahrens und so entgeht uns der Schluß dieser an die finsterste Zeit des Mittelalters erinnernden Hosticngcschichtc, und wir müssen fast an eine Erdichtung der Dclin-gncuten glauben, die den nach Wunderbarem verlangenden Geist des Inquirenten zufrieden zu stellen suchen...........Im I. 1654 finden wir einen zweiten Fall ganz ähnlicher Art, und cs wird damit auch der Aberglaube der Weiber, die Geburt durch Hostienanwendnng zu erleichtern, in Verbindung gebracht. Das „Crimen Mngiae“ spielt selbstverständlich eine Hauptrolle in diesen Blättern und wir finden mehr als einen Fall von Zauberei, Wahrsagerei ober, wie cs auch heißt, „Abgötterei." Am 11. October 1651 wird Aniza Wurnikhin „wegen vorgebcncr Zanbcreh und Abgötterei" inqnirirt. Das Ende dieses Processes findet sich nicht. Ein weiterer Fall, betreffend Aniza Wudlin endet mit Berurthcilnng zum Feucrtodc, 18. Mai 1652. Ein Stückchen Humor und unwillkürlicher Sclbstironic spielt schon int Falle der Margaretha Schcttko (1676) der auch mit ihrer Freilassung endet. Wir theilen nachstehend einige Fragen und Antworten mit: Frage: Waß gestalten Sy von Hauß khombcn vnd sich deß wahrsagens gebraucht? Antwort: Der Stieffmnltcr Schwester Marina genannt habe Sy angelchrct mit Vermelden: was willst du allda thuen, Eß scnndt üble Jahr, gehe wckh von Hans; vnnd gib dich für eilt Zechendtc Schwester auß, thue denen Leuthen wahrsagen , marauf Sy (die Jngnisitin) gegen Jhro geandtwortt: wie vnd waö will Ich sagen wcillen Ich nichts waiß. Hierüber Sy sich von Hanß begeben vnnd wo sy Hinkhomben, so habe Sy vorher» wie dieser oder Jener beschaffen, nachgeforscht vnd aufs eingenom-bencn Bericht dcnnen Leuthen wahrgesagt alß ncniblichen der Schn-bizin daß ihr Mann seel, auf jener Welt im Khott stckhe, auch dass Er aufs seinem Tottpeth gesagt habe, die Ducatcn druckhen mich. Frage: Was Sy der MatuSlin vnd Ihren Mann gesagt habe? A utmost : Nichtß minderst alß daß die Matußlin ein grosse Sünderinn seyn vnnd daß Ihr Man mit einem rdo. Fuß beratth in der Hüll steht. Frage : Waßgestälten Sy vcrer mit der Zanbcrey vinbgangen? Antwort: Bekhennt Sy habe nichts anderst ge-thann alß waß wenigS zu Ihrer Speist Notturft rdo. gestohlen vnd denen Leuthen wahrgesagt, maßen Sy einem Weib V shabie vassj ein gcbcihtcs Salz, darauff Sy ein Batter Bnser gebest geben mit Visen wortten gebt das denen rdo. Khücn daß ihnen die Zaubrerinen uit schaden, Sonstens Sy knndtc nichteß vnd Sey kheine Zaubrerinn man than mit Jhro thuen waß man wollte. Frage: Waß Sy dann sonsten vcrrcr in einem vnd andern gethan? Antwort: Wisse nichts ohne allein noch discs wie Sy einem man v bratali gesagt Er seye in Fegfeuer vnnd von Jme gelt legest, welches Sy nach Padua zu den H. Anlhonio tragen vnnd für Ihne H. Messen lesen lassen wolle, Er sollte besser betten vnnd fasten darauff Er Jhro ein Vicrtl Cronen geben. Frage: Ob Sy vorhcro Khein rdo. Schnell) gehabt vund wcßwegen cs uit getragen oder gebraucht? A it two r t: Bestatt daß Sy die Schnell) gehabt aber selbe deßwegen in daß Wasser gcworffen, wcillen Sy sich besorgt daß Jhro die Leuth (In ansechung Sy gehört daß die Zehendte Schwestern Kheine Schuech tragen) einigen Glauben in der Wahrsagerey geben wollten. Frage: Ob man nit Ihr Muettcr vnnd Schwestern zu Scnoschetsch wegen Ihrer geübten Zaubercy verprennt hat? wcßwegen man guctte Zeugnus (d. h. Anzeigen, daß auch die Jnqnisitinn eine Hexe sei) hat. Antwort: Widerspricht, sonndern Seyen an der Gcburth gestorben, die Schwestern lebten noch. Ans dem weiteren Verhör vom 31. März 1676: 13. Frage: waßgcstalten Sy verrcr mit der Zanbcrey vmbgangen? Antwort: Bestatt Jnsimlli mit biser verrcrn Bekhanndtnnß Sy scye bey denen Lenthen hervmb gangen tnnb Ihnen vnndterschidlich vorgcschwäzt alß denen ledigen nians vnd Weibs Personen daß sie hinter den Giirttl wann sic in die Khürchen gehen, ein geweichten Kh erzen tragen sollen, damit sie desto leichter Heyrathen. Weittcr so Habe Sy kennen Lenthen ein geweihtes Salz geben vnnd darüber zu Zeiten ein Batter units er oder aber disc wortt: Gott Behllttc das nichtige, ich bcgere mit daß menschliche, gesprochen vnnd solidstes dennen rdo. Khtien damit Jhnnen die Zanbcrinncn wegen der Mülich nit schaden khunten, einzngebcn benolchen aber die Lcnth barmit nur betrogen vnd sich mit deine Ernährt hatte. 15. Frage: Warninben Sy dann Ihre rdo. Schucch vcrworffcn vnnd weßwegen es nit getragen? Antwort: Darnmben wcillen Sy parfüffet Leichter hervmb gangen. Die rdo. Schuech Hatte in der sallcnden Krankheit vcrworffcn, Massen man Jhro damalcn den Giirttl anfge-schnitten vnd in das rinnende Wasser zu S. Beith in wippacher Poden gcworffen. 17. Frage : Wehr Sy vbcr das geweichte Salz daß vatter unser oder aber disc wortt Gott behüctte daß mcinige, ich begere nit das menschliche, zn sprechen angclehrnt? Antwort: Habe selbsten erdacht, weiter bekhennt Sy das Sy auch dennen Lenthen damit Ihnen der waizen nit Prandig wirdct zu helffen versprochen nemblich Sy habe ein geweichte Khcrzcn bcgcrt, Waran Sy ein vatter vnnscr gesprochen vnnd hernach widcrnmb znrukhgeben mit bis eit Worttcn Begrabet disc Kherzcn in dem Akher vnnd sprecht darüber: „Wurmb Friß das Graß vnnd laß daß Gethraidt tintig." Hier folgt noch der Schluß des Verfahrens: Schloß Lackh den 29. April 1676. In Beisein deß woll Edl gestrengen Herrn Johann von Grundlcrn, Gericht vnnd Gegenschrcibern der Herrschaft Lackh, Herrn Gabrielen Stanntlcr Statt - Richters, Herrn Sebastian Dollcniz HochfUrstl. CasstenverwaltcrS, Herr Marxen Homan vnnd Herrn mathiascn Lnbeniz ist Margaretha Suettkhin drittmälig gllctlichcn Examiniert worden. Bestatt Ihr vorig zweimaligen gücttlich aussagen in einem vnd andern allerdings vnnd waiß im übrigen nichtes zu bckhonnen. Brtl. Nachdemc über den alda im Gcschloß Lackh verhassten mensch Margaretha Snettkhin gethanen drcimäligen güettliche anssaagcn vnd daß durch die Herrschaft darauff gethane Jnquirirn befnnden worden, daß Sy nichtcß anderst alß die Leuth mit beut durch Sy erdachten wahrsagen überführt, der Zanbcrrcy aber angcgebenermassen sich khcineswegs gebraucht Alß solle sh (wiewollen Sy wegen solichen verpottcnen Wahrsagerey zn einer Bestraffnng zn dem Pranger zu stöllen wäre) In ansehung des so lang außgestandenen Arrests also-balden a n s s den freyen Fuß g e st e l t werden. Unter den vielen Fallen von K i n d e s m o r d ist einer ans dem I. 1651 nicht uninteressant durch die patriarchalische Abthuung und die Motivirnng „es sei besser daß der Mensch lebe und sich bekehre, als daß er sterbe." Ein Lichtstrahl des Christenthums in einer finstern glaubenslosen, wenn auch wahnreichcn Zeit. Bestrafung des Ehebruchs durch geistliche Buße (1654). Brtl: Der Tätter Pangraz Teyne wicrdet vber seine ge-thanne Bekhanntnußen, hiemit zur Geistlichen straf dcrgestalten Con-demnirt daß selbiger aufs khnnfftig H. Auffahrtstag vnd auff vol-genden Sontagcn Jedesmalen von 6 Vhr vormittag bis Endtung des großen GotteSdienstS auf daß Crenz außgespannt sodann volgendt aus der Herrschaft vnd Pfarr Lackh wandcßirth (baudisirt - abgeschafft) vnd verwisscn wierdet. Abthnniig von Mordthaten durch Vergleich mit den Blutsverwandten des Getödteten, ober aus anderen „bewegliche n" Ursachen, „ansehcnlihe Jntcrceßion" sind nicht selten. Bc-merkenswcrth ist auch die Begnadigung zur Galeere, indem die zum Tode Vernrtheilten nach einer Verordnung Kaiser Leopold I. der Republik Venedig für ihre Ruderbänke ausgeliefert wurden, die für Jeden 30 Ducaten zahlte, woraus theilweise die TranSports- kosten bestritten wurden. Wir finden anläßlich solcher Begnadigungen eine Correspondenz mit Tolmein und Cividale, die Zuschriften von dort italienisch, die Rückantwort deutsch. Lack wird im Italienischen „Locca“ benannt. Die Schreibung der slovenischcn Namen in den Protocollen ist überhaupt ziemlich correct und unverstllmmelt. Schließlich dürfte nachstehendes Berhörsprotocoll nicht ohne zeitgeschichtliches Interesse fein. Im Gschloß Lackh am Freytag den 28. Marly 1653. In Gegenwurth Ihrer Gn. Herrn Hanbtmanns der Herrschaft vnd Statt Lackh Herrn Corbinian Fürcnpfcil v. Pseilh. Herrn Vcith Adam Jgnatii v. Wangncröckh Herrn Johanneßen Chrisay Statt Richters, Hrn. Jacoben Planina. Ist Hannß Schufst oder Krabath in Pöl-landtcr Ambt v goreny vassy ein huebsaß wegen der Jhenigcn gegen denen Gerichtödicnern alß dieselb Ihne Vinb daß Robbath gelt pfendtcn wollen geredten Wortt Güetlichen examinirt vnd befragt worden. Der bekhendt vnd bestatt die gegen denen Gerichtsdienern geredten wortt daß nemblich Ehnndcr khein Fridt noch Endte sein werde, ohne allein man habe vorhero drei Teutsche rdo. gehenkt; Also er hieryber befragt worden, welche er dann vermaint, antworttet er: Herrn Freyherrn v. Pnech, den vorgcwesten Verwaltern Corbinian Fürrnpfcil vnd Jacoben Fankhl auch gewcssten Verwaltern bey deme die rechtsftthrung sich angefangen. Alß er ferm- wegen der im Gschloß Lack in gegcnwnrth mein Hanbtmanns vnd des Gericht vnd Gegenschrcibers geredten wortt Nemblich cs werde vorhero khein anfhörens ohne allein wann die R e b e l l i o n oder ein P a n c r n P n n d t sein werde befragt worden, antworttet er, er habe es zwar geredt, aber es wierdet darzue nit khomen. — Der Vereins - Secrctär verlas sohin nachstehenden, vom corre-spondirenden Mitgliede, Herrn P. .v. Radics, aus Gotlschee eingesandten Aufsatz: „Franz Sales Freiherr von £ ausser er, Propst des Chorherrenstiftes Voran in der Steiermark, geb. 1736 — gest. 1810." — Ein vor wenigen Wochen stattgehabter Besuch in dem durch seine altdeutschen Mannscripte der Kaiserchronik und anderer Gedichte der gelehrten Welt wohlbekannten Augustiner - Chorhcrrenstifte Voran 'in der Steiermark, ließ mich daselbst neben dem Vielen mir Neuem und Interessantem auch das Grabmal eines Krainers entdecken, der einem der vorzüglichsten Geschlechter unseres Landes angehört und zugleich an der Stätte, wo seine irdischen Ueberreste ruhen, die höchste und, wie wir sehen werden, von ihm auf das rnhinwürdigste bekleidete Stelle einnahm. Das Denkmal, das der vor Kurzem verschiedene Propst Gottlieb Patriz Kerschbanmer seinem Vorgänger errichtet, befindet sich in der Kirchhofcapellc — Evangelienseite im Schiff — und ist aus weißem Marmor in, gothischen Style gearbeitet. Es zeigt das Dop-pclwappcn des Propstes Freiherrn von Tanffcrer und trägt unter dieser Darstellung die Inschrift: Zum Andenken an den hochwürdigsten | hochwohlgebornen Herrn Herrn | Franz Sales Ignaz Jacob Jodok ] Freyherrn von Tanffcrer | den Vater der Armen und Unterthanen, den unermüdeten Beichtvater und Verkündiger | des göttlichen Wortes, den eifrigsten | Schul und Kinderfreund, geboren zu | Weichselbach in Krain am 10. Juli 1736 | zum Propst des Stiftes Voran erwählt | am 13. September 1769 | gestorben am 11. Mai 1810 | errichtet von seinem Nachfolger | — in der Würde | Gott gebe, auch in den Tugenden | G. (ottlieb) P. (atrij) K. (erschbaumcr) im Jahre 1841 | Sein Andenken sei im Frieden. Die in dieser Grabschrift gegebenen Notizen über den Propst Tanfferer werden durch die Aufzeichnungen eines Zeitgenossen im Stifte, des Bibliothekars und nachherigen Dechanten Julius Franz Guzman ergänzt. Durch Combination beider Quellen ergibt sich: Franz Sales Ignaz Jacob Jodok Freiherr von Tanfferer war am 10. Juli 1736 zn Weichsclbach in Krain geboren, machte die Humanitälüclasscn (wahrscheinlich in Laibachs, zog sodann am Festtage des heil. Apostels Matthäus (21. Sept.) 1752 das heil. Gewand an, vollendete am Festtage des heil. Rupert (24. Sept.) des folgenden 1753. Jahres das Noviciat, wo er sofort die Profcß ablegte. Hierauf begab er sich nach Graz in die philosophischen und theologischen Studien, too er seine vorzügliche Begabung bald in der glänzendsten Weise bei den öffentlichen Disputationen bewährte; er legte alle vorgeschriebenen strengen Prüfungen ab und war zur Promotion als Doctor Theologiac ganz gerüstet — cs hatte ihm auch sein Oberer die Erlaubniß dazu ertheilt — doch unterließ er cs, wahrscheinlich aus dem Grunde, weil dieser Schritt dazumal in seinem Orden nicht gerne gesehen war. Er kehrte in's Stift zurück und verlegte sich mit allem Eifer und aller Ausdauer ans die Seelsorge. Am 13. September 1769 ward er zum Pröpsten gewählt, und an den Jdus des Octobers in Graz feierlich consirmirt. AnS Anlaß dieser seiner Election druckte der damalige Bibliothekar Johanu Anton Z u n g g o (eilt Croate aus Warasdin) jmt Bitchclchen, welches in zwei Chronographiois die Jahrzahl 1769 enthält und den Titel führt: Catalogus ü. D. Canonicorum Collcglatae Ecclesiae Voraviensis a Die XIII Mcnsis Septembi'is Anno Quo Nco - Praes VL In prIMo sCrVtlnlo De CretVs Id. Oet. ConflrMatVs InfVLa GraeCll DonatVs est. In der neuen Würde wirkte Tauffcrer mit derselben Hingebung , und man kann nicht sagen, ob er im Predigen des Wortes Gottes oder im AiiSspcnden der heil. Sacramente, in der Hilfeleistung stir die Armen oder in der Führung der Hauswirthschaft größer dastand, er war in allem was er that gleich uncrmüdet und leistete in jedem Zweige seiner reichgeglicdertcn Bcrufsstcllung Vorzügliches — doch das Erste war ihm die wahre, echte Frömmigkeit! Bibliothekar Guzman schließt seine Zeilen über ihn mit den Worten: Obivit autem qua concionando et eatechisando, qua providendo infirmis aut sacramcntum poenitentiae administrando lantos labores et defatigationcs ut saepius ipsi ne se conficeret metuerim. Tantam praetcrea vitae integritalcm, cireumspectionem, prudentiam, in rebus agendis dexterilatem, et ubiqiie Zelum et solicitudinem ostendit ac sapientiam ut omnino qui promoverctur cum primis dignus haberi potucrit! — Schließlich gab Dr. E. H. Costa nachfolgende literarische Besprechung: „Die Einfälle der Osmancn in die Stcicr-m art. III. Bon Dr. Franz Jlwof." (Aus den Mitth. des histor. Vereins für Steiermark. XI. Heft). Graz, 1862. 8. 48 pp. Den Herren Mitgliedern wird es erinnerlich sein, daß ich das 1. Heft von Dr. Jlwof's verdienstlicher Arbeit über die Osmancn-Einfällc in der Steiermark im Jahrgange 1860 unserer Mitth. p. 6 und dessen 2. Heft im Jahrgange 1861 derselben p. 69 besprochen habe. Ich kann mich daher in Betreff des allgemeinen Charakters dieser Abhandlungen ans meine früheren Notizen berufen, und mich ohne weitern Verzug zu dem vorliegenden 3. Hefte wenden, und — wie bei den frühern Abtheilungen — zunächst kurz dessen Inhalt im Allgemeinen schildern, und dann das auf Srnin speciell Bezügliche herausheben. Dr. Jlwof untersucht in diesem 3. Hefte kritisch den 12. Osma-nencinfall von 1493, den 13. von 1494, die umfassenden diplomatischen Unterhandlungen zwischen Papst Leo X., König Franz 1. von Frankreich und Kaiser Maximilian dem >., welche in der langen, mehr als 30jährigen Pause zu dem Behufe geführt wurden, um einen allgemeinen Kreuzzug gegen die Türken, als den gemeinsamen Feind der Christenheit, zu Stande zu bringen; den 14. Einfall 1529; die Theilnahme Steicrmarks au der Vertheidigung Wiens gegen die es belagernden Osmanen (26. September bis 14. October 1529); den 15. Einfall 1532 und Sultan Suleiman 1. vor Graz und Marburg. Es wird nachgewiesen, daß Sultan Suleiman fluchtartig von Graz aufgebrochen ist, ohne auch nur einen Sturm ans die schwach vertheidigte Stadt gewagt zu haben, zu deren Entsätze Hans von Katzianer herbeieilte. Hier ist einer nicht uninteressanten Episode zu erwähnen. König Ferdinand sendete zwei Botschaften zum Behufe von FricdcnS-untcrhandlungen nach Constantinopcl, welche beide vergeblich waren. Die zweite dieser Botschaften nun bestand aus dem Ritter Nicolaus Jurc/ič, Erbkümmerer in Croatien und Hauptmann zu St. Veit am Druck' von Ignaz v. Kleinmayr Pflaum (Fiume), und aus Josef von Lamberg zu Schuccberg, einem Ritter ans Steiermark und einem Gefolge von 24 Personen, unter welchen sich der lateinische Dolmetsch Benedict KnripeLiä aus Oberburg befand, der eine Beschreibung dieser Botschaft (1531) in Druck gab. Ferdinand hatte seinen Gesandten aufgetragen, sich ant Hofe des Sultans in ihren Reden keiner andern als der deutschen Sprache zu bedienen; der kaiserliche Dolmetsch solle die deutschen Worte in's Lateinische und der Dolmetsch der Pforte diese in'S Türkische übertragen. Doch da dieser nicht lateinisch, sondern nur italienisch verstand und die Gesandten sich dieser Sprache nicht bedienen wollten, so wurde ein des Croatischcn kundiger Dolmetsch aufgebracht, der des Botschafters des deutsche it Königs Ferdinand croatische Anrede in's Türkische übertrug (p. 31). Gleichsam einen Anhang bildet ein recht interessanter Excurs über den T a t c r m a n. Dieses in mehreren ältern deutschen Dia-lccten, namentlich im Mittelhochdeutschen vorhandene, auch in Steiermark übliche Wort hat den Anlaß zu der Sage geboten, daß nach dem Abzüge der Türken von Graz ein gefangener alter Tartar von den Bewohnern der Stadt ans eine hohe Stange gebunden, durch die ganze Stadt getragen und in der Karlau (einer Vorstadt von Graz) mit Fackeln, Prügeln »nd Stcinwürfen gelobtet worden sei, und daß zum Andenken dieser Thatsache durch dritthalb Hundert Jahre lang ein von Stroh und Lumpen gebildeter Tartarmann alljährlich am Johannisabend verbrannt worden fei. Dr. Jlwof weist nach, daß — wie cs so oft bei Sagenbildungen der Fall ist ■— diese ganze Sage aus dem Bestreben baS Wort Tatermann zu erklären, entsprungen ist. Es wird nachgewiesen, daß dieses letztere Wort im Mittelhochdeutschen häufig, das Wort Tartar aber ganz unbekannt sei; daß es ebenso in Steiermark schon im Jahre 1438, also lange früher, urkundlich vorliegt, als das Wort Tartar. Die Bedeutung „Tatermann" wird als Götze, Hausgeist, Kobold festgestellt, und der ganze Proceß dieser Sagcnbildung int nachfolgenden Resultate kurz zusammengefaßt: In @raj. war es so, wie in vielen andern Orten in Steiermark und in fast allen Ländern Europa'« seit unvordenklichen Zeiten Sitte, am Johannisabcnde ein großes Feuer auf einem Platze außerhalb der Stadt — der Karlau — anzuzünden und eine Puppe, einen Strohmann, den man, wie auch anderwärts Tatermann nannte (gleichsam der durch den Eintritt der Sommersonnenwende vom Sommer besiegte Winter), durch die Stadt zu tragen und unter Theilnahme Vieler in's Feuer zu werfen. Die Bedeutung und der Sinn dieser alten heidnischen Gebräuche gingen frühzeitig verloren, das Volk dachte bei dem Johannisfeuer nicht mehr an die heidnische Festzeit der Sonnenwende, und beim Tatcrmann nicht mehr an den Hausgeist, Kobold, Feuergcist; der Gebrauch erhielt sich aber noch Jahrhunderte lang; und als man dann nach einer Erklärung desselben fragte und suchte, gab die Aehnlichkeit der Worte Tarterman und Tatcrmann, und die noch lebendige Erinnerung an die schreckenbringende Anwesenheit der Türken in Steiermark und besonders vor Graz Anlaß, den Tatermann als den letzten der Tar-tarcn zu bezeichnen, um wenigstens an diesem Strohmanne jenes Volksgericht vollziehen zu können, welches man allen Türken, die das Land je verwüsteten, wünschen mochte. Was schließlich die Beziehungen der vorliegenden Arbeit auf Srnin betrifft, so kann ich nur wiederholen, daß dieselben ungemein reich und zahlreich sind, und will für künftige Forscher wenigstens die Hauptsachen kurz andeuten. — p. 7 — 10 Darstellung des bejam-mernswerthen Zustandes der den Raubzügen der Osmanen ausgesetzten Länder, erwiesen an den speciellen Beispielen von Croatien und Kram. Nicht uninteressant ist die Notiz, daß die Literatur über die Türken-noth in den Zeiten Friedrich III., Max I., Carl V. und Ferdinand I. in Schmit von Tavern's Bibliographie zur Geschichte des often-. Kaiscrstaates nicht weniger als 319 Stucke enthält. — p. 11 Einfall der Osmanen tu Krain 1494, p. 12, 13, 14, dcßglcichen in den Jahren 1497, 1498, 1499. — Von da an blieben die Einfälle durch 30 Jahre bis 1529 ausgesetzt, einen kleinern Raubzug 1522 abgerechnet (p. 21) — p. 22, 23 Vorbereitungen gegen die Türkengcfahr 1522—25. — p. 24. Nach der Niederlage der Ungern bei MohacS durch die Türken sammelt sich das Aufgebot der Nicderöstcncicher zu Bruck an der Leitha, und das der Steiermärker, Kärntner und Krainer zu Fürstenfeld. — Die 1. österreichische Botschaft nach Constantinopcl im Mai 1528 wurde geführt von Johann Hobordansky von Salathnok und Sigmund Wcichselbcrger, einem Krainer, welchen wir im I. 1532 (p. 40) als Befehlshaber von Marburg wieder finden. Noch während die beiden genannten Gesandten Ferdinands in Con-stantinopel mit Frieden unterhandelten, waren einzelne türkische Befehlshaber an den Grenzen zwei Mal in Croatien und Krain eingefallen. Siehe Notizenblatt der Wiener Academie 1858 p. 189 und 355. — p. 32 Ausschußverhandlung der 3 Lande Steiermark, Kärnten und Krain zu Untcrdrauburg im Hochsommer 1531. — p. 34, 35 Hans und Christof Katzianer, Einfall in Krain 1530._______________ 5f Fedor Bamberg in Laibach.