für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. «H^ H^^ Samstag drn 2^. Mar; FS^lO. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, Dinstag und Samstag. Der Preis des Blattes ist im Comptoir ganzjährig 3 ss.. halb jährig > fl. 30 kr. Durch die Post ganzjährig Ä st., halbjährig 2 fl. C. M. Die Erbschaft. Er,ählt »,c>n Frau^ Fischliachcr. -»vs-it dem liebevollsten Herzen hatte der Kaufmann Groore in der niederländischen Stadt H— viele Norhlei-dende unterstützt, und es gewahrte ihm die größte Freude, wenn er sah, das; seine Wohlthätigkeit hier eine Familie vom Bettelstäbe errettete, dort Töchter vor einer schändlichen Lebensweise bewahrte. Am meisten erfreute ihn der Anblick Kwelling's, der einst sein Lehrling und Commis gewesen, mm dnrch die kräftige Unterstützung des ehemaligen Lehrherrn mit Nach und That in einem blühenden Wohlstande sich befand. Man konnte sogar behaupten, daß Kwelling bereits cin größeres Vermögen besitze, als Groote, welcher letztere wegen seines vorgerückren Alters sich nicht mehr in vielge-wagte Speculationen einließ. Nährend war es zu sehen, wie ^welling sich gegen scii,c„ Wohlthäter dankbar bezeigte, und ihn wie einen Vater ehrte. Groote hatte zwei Töchter, deren Erziehung eine Tante leitete, da der Kaufmann seine Gattin bald nach der Geburt der jm'gern Tochter durch den Tod verloren harte. Fanny und Betty glichen schön aufblühenden Rosen, welche die Blicke Aller auf sich zogen. Es dauerte dahcr nicht lang?, und schon fand sich ein junger Rittergutsbesitzer ein, der um die Hai:d der altern Tochter bei Grootc anhielt. Die jungen Leute schienen für einander geboren zu seyn und obgleich der Rittergutsbesitzer einer namhaften Summe bednrfte, um seine von den Ältern übernommenen Passiva zu decken und sein Haus anständig zu eröffnen; so hatten sie von dem Kauf-manne Groote, der manchem Fremden aufgeholfen hatte, als von einem liebreichen Vater, keine Störung des Glückes zu befürchten. Groote theilte sein ganzes Vermögen, überlieft Haus und Handlung einem jüngern Handelsfreunde und gab der ältern Tochter die Hälfte seiner Habe, welche den Gutsbesitzer van Haaren in eine ganz sorgenfreie Lage versetzte. Fanny glaubte ihre Dankbarkeit nicht anders beweise» zu können, als dadurch, daß sie den Vater und die Schwester gänzlich zu sich auf das Landgut, nahm. Groote behielt in seinem ehemaligen Hause nur ein Absteigequartier, das er sich bei dem Verkaufe conrracrmäßig auf Lebenszeit ausbedungen hatte. Fanny wiegte bereits ihren ersten Sprößling nach Jahresfrist, und schon wurde auch Berty als Braut des königlichen Beamten Völst er in ihren bekannten Zirkeln erklärr. Als Betry den guten Vater um eine dem Range des Bräutigams, der noch bedeutendere Posten erreichen konnte, angemessene Aussteuer bat, erhielt sie von ihm die zweite Hälfte des ganzen Vermögens. Es gab wohl Manche, von denen Groore geradelt wurde, aber er sagte: «Warum soll ich meinem eigenen Blute entgegen seyn? Was brauche ich in meinem Alter? Ich verlebe die noch übrigen Jahre abwechselnd bald bei Fanny, bald bei Berty und sehe mir großväterlicher Freude beider-seils munrere Enkel einpor wachsen. Wirklich gab es auch einen edlen Wettstreit zwischen den beiden Schwestern, von denen Fanny behauptete, die Landluft würde dem Vater besser dienen und ihn länger erhalten; dagegen Betry einwandte, bei ihr in der Stadt sey es für den Varer bequemer und unterhaltender als auf dem Lande. Groote entschied den Streit patriarchalisch, indem er die bessere Jahreszeit bei Fanny, die rauhere bei Betty zuzubringen versprach. Kaum waren fünf Jahre verflossen, als Kwelling eines Morgens den in Groore's Wohnung oft ohne Erfolg versuchten Besuch erneuerte; er hatte sich schon lange mir dem Wohlthäter zu sprechen gesehnt, den er nun, oft zu halben Jahren, gar nicht zu sehen bekam. Der Schlüssel stack im Schlosse. Kwelling klopfte an und tiat in das Zimmer. Aber wie erstaunte er, den sonst jovialen Mann in Thränen zu sehen. «Was ist das?" fragte er theilnehmend, indem er die dargebotene Hand des Entgegenkommende,» treuherzig schüttelte. »Im Leben kommt Manches vor, was man sich nicht 94 ---- geträumt hätte," erwiederte Groote und trocknete sich die Thränen. „Ist Euch, oder Euern Kindern ein Unglück begegnet?« „Freund, lassen wir das; die Wunden schmerzen mehr, wenn man sie öffnet." „Doch einem geprüften Freunde sein Herz eröffnen, Verschafft Erleichterung des Seelenkummers." „Ja, ein geprüfter Freund seit Ihr, oft sehnte ich nuch darnach, mit Euch zusprechen," sagte mit einem Senf-zer Groote. „Nun habet Ihr mich da, mein Wohlthäter, mein Vater! Doch entdecket mir, was Euch drückt; verhehlet nichts demjenigen, der Euch so oft seine Noth entdeckte, und dem Ihr in Worten und Werken stets lindernden Balsam brachtet. Nun ist es an mir, hindert mich nicht an meiner kindlichen Pfiicht, mein Alles steht Euch zu Gebote, schaltet damit wie mit Eurem Eigenthume." Unaufhaltsam rollten die nur mit Mühe zurückgehaltenen Thränen von Grootes Wangen herab, und als er dadurch den innern Schmerz gelindert hatte, sprach er: „Edward, du bist ein guter Mensch, du sollst alles erfahren ; doch keinem Andern eine Sylbe." Sie traten zum Sofa und Groote erzählte, wie seine Töchter nach und nach gegen ihn kälter geworden, wie sie schonungslos über das Alter Beleidigungen ausstoßen, ihm üble Laune, Unsauberkeit u. dgl. vorwerfen. Er sagte, wie er bei Fanny und Betty allmählich in die Kinderstube gewiesen und gleichsam zum Domestiken herabgewürdigt werde. Man spreche mit ihm beinahe gar nicht oder höchstens beleidigend; die Schwestern, wenn sie sich zusammen fänden, sprachen mit ihm auf dem längsten Spaziergange kein Wort, hätten meistens sich etwas zuzuflüstern und zu kichern, es scheine oft, als sey er der Gegenstand eines höhnenden Spottes. „Er endigte: Ich bin ihnen zu arm!« »So etwas habe ich nicht erwartet," versetzte Kwel-ling, dessen Physiognomie sich immer mehr verdüsterte. „Zu entschuldigen ist es nicht im Mindesten, doch übertraget einen Theil der Schuld auf den Zeitgeist, der von Dankbarkeit sich immer mehr zu entfernen scheint, auf die Kassey-gesellschaften, die viel Böses stiften, und besonders auf den Putz, der so viele Frauenherzen verdirbt, indem die großen und immer größer werdenden künstlichen Bedürfnisse sie auf verschiedene Abwege gerathen läsit, die sie ohne Putzsucht nie betreten hätten." Dieß sprach der menschenfreundliche Kwelling, um den Schmerz Groote's als Vater zu lindern; bei sich aber verabscheute er das Betragen der undankbaren Töchter und beschloß, sie zu züchtigen und zu bessern. „Kommet zu mir, Ihr seyd mein Gast, so lange Ihr wollet; bei mir verabreden wir einen Plan, der mir so eben beifällt." Sie gingen in Kwelling's Haus und schlössen sich in ein Zimmer ein. Dmch einige Monate war Groote der Tischgenosse Kwelling's, der ihn am Abende täglich in seine Wohnung begleitete. Keine der Töchter hatte die Bitte an ihren Vater gethan, sie zu besuchen. Dieser aber sehnte sich zu den En- keln. Kwelling meinte, nun sey es Zeit, den Plan aus' zuführen. Groote llid seine beiden Töchter mit den Kindern zu einer Mahlzeit bei sich ein. Hatten diese sich darüber schon verwundert, so stieg das Erstaunen noch mehr über die guten und vielen Gerichte. Inzwischen erschien Kwelling's Lehrling mit einem Wechsel auf 30.000 Thaler. „In wel-cher Münze wünscht er sie, fragte Groote. «Das wird vielleicht egal seyn," meinte der Lehrling. „Nun so will ich von jeder Sorte ein Drittheil geben; el zählte das Geld auf. Die Schwestern sahen einander erschreckt an und baren den Vater im erneuerten Wettstreite, wieder bei iynen wohnen zu wollen. Er entschied wie früher und wohnte abwechselnd bei Fanny und bei Betty. Doch das gekränkte Vaterherz brach sehr bald. Die Schwestern erwarteten kaum das Erstarren des verblichenen Vaters. Sie rissen dessen Koffer auf, aus dem er bei iener Mahlzeit die 30.000 Thaler herausgenommen hatte. Wer aber beschreibt ihren Schrecken und ihre Beschämung, als sie denselben mit Kieselsteinen angefüllt fanden; oben lag ein Zettel mit großen Buchstaben: »Eine solche Erbschaft gebührt undankbaren Töchtern!" Diesen Zettel hatte Kwelling geschrieben; er bestiitt auch die Kosten der Beerdigung aus Eigenem Nach kurzer Zeit kamen Fanny und Betty in ihren Vermögensumständen ganz herab. Habicht. Tragikomische Novelle von I. Löwenthal. (Fortsetzung.) 3. Wie Iaquement, drang er von Calcutta südwärts vom Königreiche La höre nach Ostindien vor. Der Zufall spielt oft gar wunderbar! — Er war, wenn ich nicht irre, von Lord Bentinek sehr angelegentlich Tippo-Patam, dem Gouverneur der Stadt Seringanagibb, empfohlen worden, dessen Nase, trotz der Verschiedenheit der Racen, jener unsers Helden nicht im geringsten nachstand. Wie diese beiden Männer einander gegenüber standen, konnten sie sich des gegenseitigen Erstaunens nicht erwehren, und bald verband sie die Gleichheit ihrer Schicksale (denn auch Tippo hatte in seinem Lande viel über seine Nase ausstehen müssen) zur innigsten Freundschaft. Tippo-Patam wies ihm eine Wohnung in seinem Pallaste an, gab ihm ein Dutzend von den schönsten Bajaderen, die er als reicher, indischer Lebemann in seinem Hause unterhielt, zur Bedienung; allein diese grünen Schönheiten mit ihren gelben, vergoldeten, und wie Ambra durchsichtigen Zähnen, mit den schwarzen, balsa-muten Zöpfen, und mit den liebesprühenden Augen vermochten das Andenken an seine Luise nicht zu verdrängen, die, wiewohl schuldig, (wenigstens hielt er sie dafür) noch immer frisch in seiner Erinnerung lebte. Übrigens mißfiel ihm der Aufenthalt in Ostindien keineswegs. Er ritt öfter mit Tippo-Patam auf Elephanten zur Jagd, 93 — oder ließ sich, wenn die Tageshitze vorüber war, auf Palan-kms spazieren tragen. Tippo - Patja ln, welcher ein Schriftgelehrter war, unterrichtete ihn in den Grundsätzen des Gau-tama, ja, er gab sich sogar der Hoffnung hin, ihn zur An. nähme des Buddhismus bewegen zu können. Ein Lieblingsgegenstand der Unterhaltung unserer neuen Freunde war und blieb doch immer ihre Nase; sie ward zugleich Veranlassung, einander die Geschichre ihrer gegenseitigen kaukasischen und malaischen Racen mitzutheilen,' worin sie beide vollkommen bewandert waren. Bei einer solchen Gelegenheit erhob Habicht aber ein Mal einen Zweifel: «Wenn wir die Bilder des Fo-to oder der ersten Diener des Buddha betrachten," sprach er, „die uns von den indischen und chinesischen Malern seit zwei oder drei Tausend Jahren ge-blieben, so waren die Nasen bei Ihnen zu Lande nimmer breit und abgeplattet; die Ihrige aber, lieber Gouverneur, ist gleich dem Schnabel des königlichen Aars, ganz wie die meinige gebogen, und demnach als eine doppelte Anomalie anzusehen.« —„„Was soll ich Ihnen hierüber sagen,"" erwiederte Tippo etwas verlegen, »»ich selbst richtete dieselbe Frage schon mehrere Male an mich, und konnte sie mir niemals genügend lösen. Meine Nase ist in der That eher italienisch , als mongolisch oder malaisch, und wenn meine Mutter nicht als echte Tochter des Brahman sich auf den Scheiterhaufen meines Vaters geworfen hatte, ich würde selbst glauben —"" Ein heftiges Pochen an die Thüre unterbrach ihn bei diesen Worten. Ein Officier trat ein, und bedeutete Tippo-Patam im Namen des Rajah, sich sogleich die Nase abschneiden zu lassen. Der Rajah pflegte öfter eine solche Amputation bei dem geringsten Vergehen seiner Untergebenen anzubefehlen. Tippo, der sich wahrscheinlich eines solchen schuldig gemacht hatte, beugte sich ehrfurchtsvoll, zum Zeichen, daß er sich der Strafe willig unterziehe, und bat sich nur eine Stunde Frist aus, die ihm auch gewahrt wurde. Mittlerweile lies; er einen berühmten Arzt aus Kaschmir rufen, der sich zufallig in Seringanagibb befand, und . sich als eifriger Buddhist sogleich zum Gouverneur, seinem Bruder im Glauben, verfügte. Habicht vergoß wirkliche und aufrichtige Thränen des ^ Mitleids über das seinen Freund betreffende Unglück; dieser aber tröstete ihn lächelnd: ^ «Ich bin" sprach er, «meinem Fürsten eher Dank schul- ^ dig; er befiehlt mir zur Strafe eine Operation, der ich mich , aus eigenem Antriebe schon zwanzig Mal zu unterziehen ^ Willens war. Bald werde ich eine andere Nase haben." — Habicht traute seinen Ohren kaum, und glaubte bei- ^ nahe, daß sein Freund den Verstand verloren habe. Eine andere Nase?" sprach er, wo denken Sie hin?" Ja wohl einc andere Nase, bleiben Sie hier und überzeugen Sie sich selbst von der Wirklichkeit."— ^ Der Arzt gab T ippo-Patam ein Opiat, das ihn ^ in einen festen Schlaf versenkte. Darauf ließ er einen jungen, ^. rüstigen Sklaven mit dem Kopfe abwärts hinknien, schnitt ' ein Stück aus dem fleischigsten Theile dieses Unglücklichen ' uud formte es schnell in Gestalt einer Nase. Habicht stieß einen Schrei des Entsetzens aus, als der Henker gleichzeitig seine Mission vollzog, und kaum hatte der Officier des Najah den amtlichen Spruch gethan: »Die Gerechtigkeit ist vollstreckt" so applicirte der Arzt die neugeschaffene Nase, setzte ein silbernes Futteral darauf, legte dann dem Patienten einen Leinenverband an und verordnete ihm Nuhe und eine strenge Diät. Einige Tage dürfte er nichts als ein säuerliches Getränk zu sich nehmen.*) Habicht war auf den Ausgang sehr gespannt, und mit unglaublicher Ungeduld sah er dem Zeitpuncte entgegen gen, welcher von dem Arzte zu Tippo's Genesung verkündet war. Merkwürdig! wunderbar! unerhört! unglaublich! rief Habicht in Einem fort, als nach Verlauf von vierzehn Tagen Tippo eines Morgens ganz unkenntlich vor ihn hintrat. Er hatte eine Nase trotz des schönsten Hindus. «Der Kaschmirer Arzt ist der größte Mann, der je exi-stirt hat. In Europa wüide man ihm ein Denkmal errichten ; kommen Sie in meine Arme, und lassen Sie mich Ihnen vom ganzen Herzen zu Ihrem Glücke gratuliren." — »»Sie könnten leicht desselben Glückes theilhaftig werden"" versetzte Tippo, »»wenn Sie sich der Hand unsers Arztes anvertrauen wollen; er hat in seinem Leben schon Tausende von Nasen geschaffen, und er wird gewiß mit Freuden auch an Ihnen seine Kunst üben."" — ' »Er soll, wenn es ihm gelingt, die Hälfte meines Vermögens haben," rief Habicht im Gefühle der Hoffnung. »»Ist gar nicht nöthig; ihm genügt es, Ihnen einen Dienst leistei, zu können. Zudem ist die Operation für ihn eine Kleinigkeit. Wollen Sie ^hm jedoch einen Beweis Ihrer Dankbarkeit geben, so schenken Sie ihm einige Pallien des feinsten Reises."" »So möge er denn kommen'. Ich sterbe vor Ungeduld, wenn mein Glück nicht heute schon entschieden wird." »»Gut, ich werde ihn rufen lassen"" sprach der biedere Tippo, und er hielt Wort. Ich übergehe hier eine Scene, die der geneigte Leser schon aus dem Vorhergehenden kennt, und sage bloß, daß die neue Operation vom besten Erfolge gekrönt wurde. Habicht erkannte sich selbst nicht mehr, als er zum ersten Male wieder sein Gesicht im Spiegel erblickte. Was wird man in meiner Heimat sagen? was wird Fleur d' Orange zu meinem Glücke sagen? Er weinte vor Entzücken. „Gott Lob!" sprach er »nun bin ich ein Mensch, wie jeder andere. Ehre, Freude, Liebe, Alles hat der Himmel mir verliehen!" — Es hielt ihn nun nicht länger; er mußte nach Europa zurück. Schon nach einigen Tagen umarmten sich scheidend die beiden Freunde; Habicht begab sich nach Calcutta, um von dort auf einem Schiffe der Compagnie nach London zu reisen. (Fortsetzung folgt.) 96 Feuilleton. Diebstahl.—InBreslau wurde am 21 Abends ein großartiger Diebstahl ausgeführt. Das Dienstmädchen eines Hausbesitzers am Noßmurkt wollte gegen 10 Uhr das Haus-thor verschließen, nachdem sie selbes kurz vorher geöffner hatte, um Jemanden herauszulassen, als zwei Männer auf sie einstürzten, sie niederwarfen und knebelten. Vier andere drangen in eine Stube des ersten Stockes und banden den daselbst krank liegenden Hausherrn, so wie dessen zweite Magd, wobei sie drohten, selbe zu todten, wenn sie laut würden. Darauf erbrachen die Rauber eine Casse und entwendeten aus derselben 30.700 Rthlr., theils in Pfandbriefen, theils in Casscnanweisungen, und entfernten sich, ohne sich weiter um die Gebundenen zu kümmern. Oharakterzug der deutschen Ginwanderer — Ein Werk über Nordamerika hebt einen Charakterzug der deutschen Einwanderer hervor; das; nämlich von denvielenMillio-nen Deutschen , die seit langer Zeit in den Vereinigten Staaten sich angesiedelt und zum Theile die größten Reichthümer sich erworben haben, doch kein Einziger bekannt geworden ist, der je mit Sclaven speculirt hätte. Die Deutschen vermeiden die Sclavenstaaten und kaufen nie selber Sclaven. Schlauer Vetricger. — Vor dem Berliner Crimi-nalgerichte stand am 27. Februar ein sehr schlauer Beirieger, welcher ohne alle Geldmittel fast alle Länder bereis't Hot, namentlich auch eine Zeit lang in Paris gelebt und an allen Orten lediglich durch Schwindeleien bedeutenden Aufwand gemacht hatte. Er war bald als Oeconom , bald als Student, bald als Officier aufgetreten, und hatte sich zuletzt für einen Officier der Herzogin von Orleans ausgegeben, und unter dieser Rolle namentlich unerfahrene Studenten berückt. Da der Angeklagte so vorsichtig gewesen, eigentliche Betriegereien nicht zu begehen, sondern immer nur duicy allerlei Vorspiegelungen Darlehen erhoben harte, so war es sehr zweifelhaft, ob das Gericht gegen ihn wirklich den Thatbestand des Betruges annehmen werde. Der Staarsanwalr brachte es aber durch eine geschickte Beleuchtung des ganzen Treibens dieses Glücksritters dahin, daß derselbe zu neunmonatlicher Zucht' hausstrafe verurcheilr wurde. Gin Beispiel weiblicher Nachsucht—Die Pariser »Presse" theilr ein neues Beispiel weiblicher Rachsucht mir: Ein Diplomat, der in wichtigen Angelegenheiten seiner Regierung nach einem fremden Hofe sich begab, wünschte auf seiner Durchreise einige Tage in Paris zu verweilen, und stieg in einem der angesehensten Hotels in der ru«; ki^olißn ab; er war in Begleitung einer sehr schönen Frau, von welcher man icdoch bald erfuhr, daß sie nicht seine Gemahlin sey. Diese Dame nahm ein sehr stolzes, hochtrabendes Wesen an, und erregte dadurch das Mißfallen der Horelbesitzerin in hohem Grade. Eines Tages sagte die Wirthin, erhitzr durch einen Streit der zwischen beiden Frauen einstanden war, zu der Geliebten des Diplomaten, daß sie nur eine Courtisane sey und es ihr nicht zukäme, eine achtbare Frau zu beleidigen. Die der Courtisane hinzugefügten Beiwörter erbitterten die Fremde auf's Höchste, doch vcrstano sie sich zu beherrschen und ihre Rache aufzuschieben, zu welcher sich, wie man gleich sehen wird, eine günstige Zeit bald darbieten sollte. Kurz vor der Abreise des Diplomaten forderte dieser seine Rechnung, die er übertrieben hoch fand, die er aber dennoch ohne Abzug bezahlte; er kehrte darauf in sein Zimmer zu- rück, welches er eine halbe Stunde spater mit seiner Begleiterin verließ, in den vor der Thür harrenden Wagen stieg und schnell davon fuhr. Im Verlauf des Tages trat ein Diener des Hotels in das Zimmer, das der Fremde bewohnt hatte, blieb aber wie versteinert bei dem Anblick, der sich seinen Augeu darbot, stehen. Alles war verwüstet; die kostbaren Tapeten, die Garnituren der Möbel waren zerrissen! die Gemälde und andere Lunisgegensta'nde zerbrochen, oder im Kamin verbrannt.«Kurz es war eine entsetzliche Verheerung. Die Wirthin zweifelte nicht daran, daß dieß ein, von der Geliebten des Diplomaten verübter Act der Rache sey. Sie hat die Klage bei dem Commissarius des Stadtviertels niedergelegt, der sie bei der Gesandtschaft jenes Fremden einreichen wird. Ludwig Miroslawsky, — welcher bei der polnischen Revolution im Jahre 1846 mit an der Spitze der Bewegung stand, zum Tode verurtheilt, später vom König von Preußen begnadigt und in Freiheit gesetzt wurde, ist derzeit in Sicilien angekommen und hat den Oberbefehl der dortigen Freiheitskämpfer übernommen. König von Preußen. — Man erzählt in Berlin, daß auf einem ^pazieigange, den der König von Preußen in Charlottenburg machte, demselben ein schlichter Bürgersmann begegnete. Dieser ergriff die Hand dcs Königs, um sie zu küssen. „Nicht doch, mein Lieber, ich bin auch nur ein Mensch," sagte der König, »und zwar der gedrückteste in meinem ganzen Lande, da man mir mein treues Volk zu verführen suchte. In dieser Zeit thut eiu deutscher Händedruck auch dem Könige wohl, uud so soll's forran seyn in meinem Lande, ich und mein Volk wollen Hand in Hand gehen." Papierkorb des Amüsanten. Die Banern gehen jetzt bekanntlich fleißig auf die Jagd. Ein Reisender, der aus dem Haoellande kam, berichtet der „Berliner Reform," daß die Landleute nur ,,, Verlegenheit seyen, wie sie das Wild zubereiten sollen. Einer hat einen Hasen. mit dem Felle gekocht; die Meisten erklären, daß Hasen luu schmecken, wenn sie mir einem guten Stücke Schweinefleisch zusammen gebraten werden. In Nnßland gibt es jährlich ein Fest zur Erinnerung a>i — die Freiheit/ Das Volk eilt auf den Markt, Jeder kauft einen Vogel und läßt ihn fliegen. Eorrespoudenz. ^ Siein, d.n 16. März 1849. Die kircküche Feierlichkeit für die von Sr. Majestät dem Kaiser den Völkern Österreichs verliehene Verfassung vom tz, d. M. fand in un-serci friedlichen Stadt geN.rn Vormittag um 9 Uhr in der Stadtvfarr-kirbe Blatt, zu welbcr die Nationalgard,, die unter ihrem »ifri^n <3om« Mandanten. Herrn An tonP otozdnik, läglickan der mililärisHen Haltung gewinnt, ausrückte, und die dabei üblich.n Salven mit »lner Präcision, wie es kaum ein gut eingeübtes Militär im Stande ist, abgefeuert hatlc, — Dieser Feier wohnten nickt nur das sämmtliche B.'zirkiamtsl'erso-nale von Mü,'ke»0orf. sondern auch die m.istcn Honoratioren aus der Umgebung, nebst einer bedeutenden An,abl von Stadt- und üandleuten bei. die sämmtlich ibr, G.bete zu dcm Geber aUes Guten emror schickten, daß die verliehene Verfassung ein einig, s, starkes Österreich l'sgründen, nack dem kaiserliche» WiUen die R.volulicn schließen, u:iv al.'en Söllern Hei! und S>g>'N bringen möchte. K. Verleger: Issnaz 3l l o i s Kleinmayr.