A M öerÜcßE liaWschMiKwnsreitslhrist fierauagegeben von der Kongregation: TOIsPonäre Söhne de» heiligsten Reißen» 'lesu. prel» ganzjährig: Österreich 2 SO 8, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2 80 peng6, Tschechoslowakei 12 <5K, TJugoslarolen 28 Dinar, Schweiz 2-80 Franken, übrige» Ausland 2 Soldmark. Unser fieiliger Vater plus XI. hat wie schon früher Papst piu» X. der ■Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberljirtsn von Prixen, Prünn, Sraz, Ueitmeritz, Hin?, vlmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Druckerlaubnis de» Seneralobern. Left 8 u. 9 August / September 1932. XXXV. Jahrgang. Die Buschmänner. Von Bruder August Gogol, F. S. C. Südafrika, das heute vorzugsweise von Bantustämmen bewohnt ist, war früher der Tummelplatz zweier anderer Rassen, der Hottentotten und der Buschmänner, die aber aller Wahrscheinlichkeit nach gleichfalls nicht die Ureinwohner des Landes gewesen sind. Sagen der Buschinänner wissen von einem Volke zu erzählen, das vor ihnen das Land bewohnte, und auch die Hottentotten haben die Überlieferung, daß ihre Vorfahren das Land von Buschmännern und einer anderen Rasse bewohnt fanden, die an der Seeküste hausten und von Fischen lebten. Alle dunkelfarbigen Bewohner Südafrikas sind von Norden her eingewandert und hatten im Norden ihren Ursprung nach Rasse, Gesittung und Sprache. Von den drei genannten Rassen sind die Buschmänner am längsten in Südafrika ansässig. Als die Holländer in der Mitte des 17. Jahrhunderts sich an der Tafelbucht niederließen, waren die Buschmänner in dünner Bevölkerung über das ganze Gebiet südlich des Zambesi, mit Ausnahme des Küstenstriches, der von Hottentotten besetzt war, zerstreut. Die Holländer belegten die schmutzigen Zwerge mit dem verächtlichen Namen „Bosjemense," (Buschmenschen); sie selbst nannten sich Quai. Von schlanker, sehniger Gestalt erreichten die Buschmänner selten mehr als IV2 Meter Höhe. Ihr Körper war abgehärtet infolge ständiger Aussetzung an die heiße Sonne und Wind und Wetter. Sie zeigten auffällige Fettsteiß- und Hängebauchbildung. Die Gliedmaßen waren dünn mit sehr kleinen Händen und Füßen. Die Haut war von gelblichbrauner Farbe und frühzeitig zur Runzelbildung geneigt. Das Gesicht hatte breite Stirn, vorstehende Backenknochen, flachgedrückte Nase, dicke Lippen und schwach ausgebildetes, zurücktretendes Kinn. Die Augen waren klein und zusammengekniffen, offenbar infolge des grellen, vom hellfarbigen Sandboden zurückgeworfenen Sonnenlichtes. Das rostbraune Haar stand in kleinen Büscheln beisammen, die den übrigen Teil des Schädels kahl durchscheinen ließen. Die Buschmänner wuschen sich nicht, sondern rieben ihre Körper mit Fett ein, bemalten sich mit Ruß oder Ocker und starrten von Schmutz. Sie übten nicht die Beschneidung, doch! schnitten sie merkwürdigerweise das Endglied des kleinen Fingers der linken Hand ab. Ihre Kleidung bestand aus Tierfellen. Meist war sie nur ein Lendenschurz und etwa noch ein über den Rücken geworfenes Fellstück. Eine ständige Wohnung kannte der Buschmann nicht. Bei schlechtem Wetter suchte er Zuflucht in einer Höhle, unter einem über- Maria Meeresstern. Vvir der Kunst zum Glauben. Beim Besuch einer chinesischen Kunstausstellung in Peking wurde Erzbischof Costantini, Apostolischer Delegat in China, auf die zarten, technisch vollendeten Werke eines Meisters Lukas Chang aufmerksam. Der Delegat gab dem Maler die Evangelien und riet ihn:, sich an ihrer Hand an religiösen Stoffen zu versuchen. Die Madonnen- und andere Bilder, die Herr Chang in der Folge in zart abgetönten Farben aus weiße Seide hauchte,fanden allgemeinen Beifall. Aber auch im Innern des Meisters war eine Wandlung vor sich gegangen. Er verlangte zu Beginn dieses Jahres nach der Wahrheit des katholischen Glaubens, ward unterrichtet, und am Pfingstfeste empfing er aus den Händen des Erzbischofs Costantini die heiligen Sakramente der Taufe, der Firmung und des Altars. (Fides.) hängenden Felsen, irrt Erdloche eines Ameisenbären oder auch unter einem Strauche. Er hatte keine bleibende Stätte, sondern zog nach Belieben in der Wildnis umher. Seine ganze, leicht übertragbare Habe bestand aus Bogen, Köcher, Pfeilen, Fellsandalen, einem Messer und einem Grabstock, der, mit einem durchlöcherten Steine beschwert, ihm zum Graben nach Wasser diente. Wasser war kostbar in der Wildnis. Der Buschmann trug es mit sich in Straußeneiern, die er bisweilen irrt Sande vergrub. Ferner verließ er sich auf wilde Melonen. Diese Pflanze ist ungemein genügsam und fruchtbar und bedeckt weite Flächen der Kalahari mit ihren grünen Ranken und Millionen von Früchten. Die letzteren sittd sehr saftig und halten ihren Saft monatelang, weshalb sie von den Buschmännern gesammelt und tin Sande vergraben wurden. Der Saft diente ihnen während der trockenen Jahreszeit zur Löschung ihres Durstes; das Fruchtfleisch wurde gegessen; die Kerne der Samen wurden zerrieben und zu einer fetten Speise verkocht oder auch gelegentlich geröstet und zu einem Getränk verbraut. Der Buschmann kochte mit er- hitzten ©teilten, ober er flocht sich ein Körbchen von Riedgras, das er außen und innen mit Ton verschmierte und erhitzte, und das Kochgeschirr war fertig. Feuer entfachte er, indem er einen Stab rasch in der Höhlung eines unterliegenden Holzstückes rieb. Seine Nahrung bildeten außer wilden Melonen allerlei Beerenfrüchte, eßbare Wurzeln, Heuschrecken, Ameisenpuppen und Jagdfleisch. Mit dem Feldbau gaben sich die Buschmänner nicht ab. Außer Hunden hielten sie keine Haustiere. Ihre vorzüglichste Beschäftigung war die Jagd. Als Jäger und Pfadfinder war der Buschmann unübertrefflich. Sein scharfes Auge verriet ihm die Beute aus weiter Entfernung. Da seine Waffe, der Bogen, nur kurze Tragkraft hatte, schlich er sich ganz nahe an das Wild heran. Mit Hilfe von Federn, Gras, Laub und vermöge großer Fertigkeit in Nachahmung von Bewegung und Stimme der Tiere wußte er die kleinste Deckung auszunützen, sich möglichst nahe an das Wild heranzupirschen und seinen Giftpfeil sicher anzubringen. Nach dem Schuß siel er sogleich bewegungslos zusammen, damit das verwundete Tier in seinem Schrek-ken nicht zu weit davonlaufe und er es dann meilenweit zu suchen habe. Dann zog der kleine Jäger sich ungesehen zurück, um die Spur des verwundeten Tieres aufzunehmen. Sein scharfes Auge erkannte die geringsten -Anzeichen, die das Wild hinterließ. Wo es einen grünen Busch gestreift, wurden dessen Blätter, Zweige und Äste sorgfältig untersucht, um festzustellen, vor wie langer Zeit diese geknickt worden waren und wieviel Borsprung das verfolgte Tier habe. Das Rascheln dürren Grases oder das Krachen eines dürren Zweiges veranlassen den kleinen Jäger, unbeweglich stehen zu bleiben und einen Pfeil in Bereitschaft zu halten. Endlich stieß er auf seine Beute, die der Wirkung des Pfeilgiftes erlegen. War es ein kleines Tier, so trug es der Buschmann „heim", das heißt zum Aufenthaltsorte seiner Familie. Wenn es sich um ein größeres Wild handelte, folgte ihm die Familie, die das Feuer mit sich trug und auf dem Wege allerlei Leckerbissen, wie Erdnüsse, wilde Beeren und Ameisenlarven, als Zuspeise zum Jagdfleisch sammelte. Für die nächsten Tage wurde das Familienlager neben dem erlegten Wilde auf- geschlagen, wo man blieb, bis keine Fleischfaser mehr vorhanden war. Beim Essen saß die ganze Familie um die Speise herum, und jedes Mitglied bediente sich der (ungewaschenen) Hand. Niemand zeigte ungebührliche Hast beim Essen, um etwa nicht zu kurz zu kommen. Das Fleisch um die Giftwunde herum wurde weggeschnitten und verbrannt; das übrige aber ohne üble Nachwirkungen verzehrt. Ein Kenner hat die Buschmänner die unglücklichen Kinder des Augenblickes genannt. Ihr Leben war ein einziger Kampf ums Dasein. Ihre wichtigste Aufgabe war es, die notwendige Nahrung zu beschaffen. Obwohl sie gelegentlich Schlingen legten und Fallgruben aushoben, so war die eigentliche Jagd doch ihre Hauptnahrungsquelle, zu der ihnen als Waffen nur Bogen und Pfeile zur Ver- „Jm Namen des Vaters, des Sohnes und..." In Missionsländern wird der Neubekehrte nicht selten nach seiner Taufe selbst zuni Apostel für andere. In der Südsee, im Neubritischen Archipel, gab es beispielsweise Massenbekehrungen, weil die Neuchristcn sofort nach ihrer Bekehrung eifrige Katechisten unter den anderen Insulanern wurden. So hat auch dieser Chincsenknabe kaum das Kreuzzeichen gelernt, als er schon seinen: Spielkameraden es beizubringen sucht. (Fides.) fügung standen. Ihre leichten Pfeile aber konnten schwerlich tödlich verwunden. So erhöhten sie denn deren Wirkung, indem sie die Pfeilspitzen mit Gift bestrichen. Verschiedene Bestandteile wurden von den Buschmännern zur Bereitung ihres Pfeilgiftes benutzt, besonders der Saft vom Giftbusch (Acokanthera venenata), vom Aprilnarren (Haemanthus toxicaria), von der Märzlilie (Amaryllis distichia) und von verschiedenen Arten der Wolfsmilch (Euphorbia); ferner das Gift der größeren Giftschlangen, wie Puffotter und Schildviper, die Larven gewisser Käferarten, die Falltürspinne, und das mineralische „Felsengift", das Arsenik enthält. Die südlichen Busch-mannstämme stellten ihr Pfeilgift meist aus einer Mischung von giftigen Pflanzensäften und Schlangengift her, während die nördlichen Stämme vorzugsweise die Larven von Diamphidia simplex, einer kleinen grünen Käferart, meist zusammen mit giftigen Pflanzensäften, verwendeten. Die Zubereitung des Giftes der ersten Art geschah auf folgende Weise. Der Schlange wurde der Kopf abgeschnitten und die beiden Giftbeutel aus ihrem Rachen genommen, die getrocknet und zu Pulver gestoßen wurden. Dieses Pulver wurde dann mit den giftigen Pflanzensäften vermischt, gleichmäßig verrührt und die Mischung dick eingekocht. Wenn das Gift gebraucht wurde, mußte der Klumpen wieder erhitzt werden, und der flüssig gewordene Teil wurde auf die Pfeilspitzen gestrichen, doch so, daß nichts davon an die Finger kam. Vom Käfer Diamphidia simplex benützte man sowohl die Larven als die Puppen als Giftstoff, mit Vorzug aber die Puppen, die an der Sonne getrocknet, zerstoßen, mit Pflanzensäften gemischt und eingekocht wurden. Das Pfeilgift scheint sehr wirksam zu sein, solange es frisch ist, hält sich aber immerhin gut zwei Jahre lang. Keines der Gifte wirkt augenblicklich, sondern es bedarf gewöhnlich mehrerer Stunden, ja Tage, ehe das angeschossene Tier dem Gifte erliegt. Des Buschmanns Bogen ist sehr einfach; er besteht aus einem Aste vom Rosinenbusch (iGrewia flava), hat etwa drei Fuß Länge und ist mit einer Tiersehne bespannt. Keinerlei Regierungsform zwängte die freiheitsliebenden Zwerge ein. Jede Familie lebte für sich allein; nur wenn es sich darum handelte, bei den benachbarten Hottentotten und später bei den Weißen Siedlern Vieh zu stehlen, taten sich mehrere Familien zusammen. Als die Hirtenstämme ins Land kamen und den Buschmännern das Wild streitig machten, hielten diese sich schadlos an den Viehherden und bildeten sich so im Laufe der Zeit zu gerissenen Rinderdieben aus. (Schluß folgt.) Meine Erlebnisse am Hofe des Schillukkönigs Fadiet. Won P. Isidor Stang, F. S. C. (1. Fortsetzung.) Nach etwa einer Viertelstunde kam der König zurück und bedeutete Jogeng mit einer Handbewegung, uns zu verlassen, da er allein mit mir sein wollte. Während wir nun beisammen saßen, fing der König plötzlich an, mich zu fragen: „Abuna, kannst du Stillschweigen halten?" Ich bejahte es, und nun erzählte er mir, eine junge Königsfrau sei verunglückt und würde wahrscheinlich bald sterben. Da er gehört habe, ich verstände etwas von Medizin, so möchte er mir den Vorschlag machen, mich zu ihr zu führen; vielleicht könnte ich ihr noch helfen. Freudig war ich einverstanden. Der König ging voraus. Durch einen kleinen, ganz versteckt liegenden Weg kamen wir bald in das Haus, wo die Schwerkranke lag. Ich untersuchte die Königsfrau, die ungefähr erst 20 bis 25 Jahre zählen konnte und eine klaffende Wunde am Hinterkopfe hatte, aus der beständig Blut tropfenweise durch den schlechten Verband durchsickerte. Was war da wohl geschehen? Hatte der König in seiner Rachsucht oder Eifersucht selbst sie niedergeschlagen, oder war da eine andere rachsüchtige Königsifrau daran schuld, oder war es wirklich ein richtiger Unglückssall? Während mir diese Gedanken wirr durch den Kopf schossen, fühlte ich ihren Puls und merkte leider, daß das Herz bereits schon sehr schwach war. Die Arme hatte sich infolge des schlechten Verbandes schon fast verblutet. Ich nahm mein Taschentuch und band es fest um die Wunde, um das Blut zu stillen. Unter dem Felle, auf dem sie lag, bemerkte ich eine große Blutlache, und sofort kam mir der Gedanke, es sei zu spät. Ich teilte meine Wahrnehmung dem König mit, der sonderbarerweise allein mit mir bei der unglücklichen Königsfrau blieb. Da auf einmal erwachte die Sterbende aus ihrer Betäubung, sah mich lange an und sprach: „Abuna, kennst du mich nicht mehr? Ich habe ausgelebt, ich muß sterben." Ich sah mir die Unglückliche nochmals näher an und erkannte sie endlich an ihren Gesichtszügen wieder. Vor sechs Jahren hatte sie bei unseren Schwestern längere Zeit gearbeitet und war deren Liebling gewesen. Manchmal sah ich sie in unserem alten Kirchlein neben den Schwestern beim Rosenkranzgebet knien. Das war wahrhaftig kein Zufall, das war Gottes Fügung, daß ich sie jetzt wieder erkannte. Schnell nahm ich mein reines weißes Taschentuch, tauchte es in das in einer Kürbisschale stehende Wasser, kühlte ihre heiße Stirne und machte Kompressen auf die Herzgegend. Der König sah schweigend zu, und ich bat ihn um die Erlaubnis, der Sterbenden vom lieben Gott erzählen zu dürfen, was er mir sofort gestattete. Durch die Kompressen wurde die Kranke erfrischt und kam wieder zur vollen Besinnung. „Nabul", so redete ich sie an, „nicht wahr, das ist dein Mädchenname?" Sie antwortete mir freudig: „Ja, Abuna." Nun war keine Zeit mehr zu verlieren. Schnell unterrichtete ich sie über unsere heilige Religion und alles, was notwendig zur heiligen Taufe war. Sie lauschte mir freudig und bat mich dringend um das „Wasser Gottes" (die heilige Taufe). Nachdem ich mit ihr noch vollkommene Reue erweckt, und sie mir versprochen hatte, allen denen, die ihr Leid angetan, zu verzeihen, entnahm ich aus der großen Kürbisschale mit einer kleinen Kürbisschale Wasser und taufte sie auf den Namen Maria. Es war höchste Zeit, das Herz * : Näuberabwehr. Die Kanone diente den Bewohnern von Sinyanchow im Süden der chinesischen Provinz Honan als Abwehrniittel gegen Räuberbanden. Sie wurde von einem Paar Ochsen gezogen, als sie unversehens losging und die unschuldigen Ochsen in Stücke zerriß. Sinyanchow, am Rande von Hupch gelegen, ist wie dieses häufig genug von Räubern heimgesucht. (Fides.) 118 Stern der Neger Heft 8 u. 9 Japanerinnen beim Gesangsunterricht. (Fides.) wurde immer schwacher und nach kurzer Zeit hörte es auf, zu schlagen. Maria, die Königsfrau, hatte ausgelitten. Die liebe Gottesmutter, zu der sie einst auf unserer Mis-sionsstation Lull mit den guten Schwestern den Rosenkranz gebetet, hatte sie als Gotteskind heimgeholt zu ihrem göttlichen Sohne. Möge sie dort für ihr armes heidnisches Volk und das Königshaus eine mächtige Fürsprecherin sein! Der König hatte alles mit-angesehen und gehört, und als ich ihm nun ihren Tod verkündete, ging ein leises Zucken und Beben durch seinen Körper. War es Mitleid mit der Verstorbenen oder war es Angst über seine eigene Schuld? Es dauerte nicht lange, und es sprach der König zu mir: „Abuna, wir wollen nun gehen, und gedenke, daß du nichts aussagst und dein gegebenes Versprechen hältst." Das war meine erste Audienz am Königshofe zu Faschoda. Nach einem kurzen Imbiß rief der König meine Begleiter herbei, die mich, ohne Ahnung von dem Vorgefallenen, auf dem Heimwege beglückwünschten, daß der König mit mir so gnädig gewesen und sich so lange mit mir unterhalten habe. Drei Tage später wurde im Lande bekannt, daß die junge Königsfrau Nabul verhext worden sei und daran habe sterben müssen. Niemand ahnte wohl die Tragödie, die sich am' Königshofe abgespielt hatte. Wenige Tage nach meinem Besuch am Königshofe wurde mir eines Abends der Besuch des Königssohnes Coti, Sohnes des längst verstorbenen Schillukkönigs Ajang, gemeldet. Es war bereits Nacht geworden, als unter dem natürlichen Schutze der Dunkelheit unser guter Christ Akuotsch von Quom den genannten Königssohn zu mir auf mein Zimmer brachte. Coti war ein strammer Königssohn von der Fußsohle bis zum Scheitel und machte auf mich einen guten Eindruck. Er erzählte mir, daß sein Vater Ajang ungefähr vom Jahre 1869 bis zum Jahre 1875 im Schilluklande regiert hätte und einer der tapfersten Könige des Landes gewesen sei; denn er habe sich aus den stärksten Schillukburschen eine eigene Leibgarde gebildet und oft den Sieg über seine Feinde davongetragen, aber leider sei er später durch die Uneinigkeit seiner Schilluk und die Treulosigkeit einiger Häuptlinge an die damalige sudanesische Mahdistenregierung verraten, durch Hinterlist gefangen und von ihnen vergiftet worden. Ich war ganz erstaunt darüber, als der Königssohn mir offen sagte, daß er gerne König werden möchte, und daß deshalb der regierende König Fadiet ihn nicht ausstehen könne und ihm förmlich nach dem Leben strebe, trotzdem er dem König schon manches Gute erwiesen habe. Er sei deshalb, fuhr Coti fort, um mich beim König nicht in Verlegenheit zu bringen, im Dunkel der Nacht zu mir gekommen, erstens mir sein Beileid auszudrücken über den so frühen Tod des P. Bauhölzer, zweitens mich auch zu warnen vor den Intrigen des heuchlerischen Königs Fadiet, denn der schrecke vor einem Morde nicht zurück und fürchte immer, man könnte ihn heimlich absetzen, weil bei seiner Königszeremonie infolge Einmischung der die Wahl und Krönung überwachenden Beamten der Sudanregierung nicht alles nach altem Brauche gehandhabt worden sei. Sein Vorgänger König Kur wurde nämlich wegen seiner Grausamkeit und Unbotmäßig-feit von der englischen Sudanregierung nach Wadi Haifa und später von dort nach Port Sudan am Roten Meere verbannt, wo er in der Verbannung starb. Die englischen Machthaber trachteten nun, einen ihnen in allem willfährigen Mann aus den Dhron zu bringen, und der Königssohn Fadiet erschien ihnen als der rechte Mann hiezu. Er wurde deshalb auf Befehl der Regierung zum Schillukkönig gewählt. Das Schilluk-volk hielt dies für einen willkürlichen Eingriff in seine alten Rechte, und ein großer Teil des Volkes verweigerte anfangs dem neuen König die Anerkennung. Erst als die Sudanregierung bekanntgab, daß König Kur nicht mehr von seiner Verbannung ins Schillukland zurückkehren werde, wurde Fadiet endlich vom ganzen Volke als der rechtmäßige König des Landes anerkannt. Seine Feinde sagten dem König nach, er sei ein Sklave der Regierung, dumm, schwach, furchtsam und habe sich oft recht wankelmütig gezeigt, wo er energisch hätte auftreten sollen. Nachdem ihm die absolute Gewalt über Leben und Tod entzogen war, wurde er noch hinterlistiger als früher und witterte überall Verrat und Ungehorsam. Wenn er auch wie sein Vorgänger nicht mehr nach Herzenslust morden konnte, so sagte man ihm doch nach, daß er durch Schlauheit und Hinterlistigkeit gar manche seiner Gegner in die andere Welt befördern ließ, so zum Beispiel den klugen Königssohn Alicok und andere geheime Feinde. Auch das Gift kann dabei eine große Rolle gespielt haben. Ni'kang, der Sohn des Königs Jor, dessen Bruder P a p i l seit März 1917 Schillukkönig ist, sagte mir, als ich einige Jahre sein Erzieher war, ich solle mich in acht nehmen; denn öfters sei das von ehe- Buddhistischer Bonze in Japan. Der Buddhismus entfaltet im Reiche der ausgehenden Sonne eine sehr rührige Werbetätigkeit. Wie stark dort noch das Heidentum ist, ergibt sich schon aus der großen Zahl der Bonzen, die sich auf 54.650 beläuft. Dagegen beträgt die Zahl der katholischen Priester im ganzen Kaiserreiche erst 250. (Fides.) Einheimische Schwester in Indien Seim Butterschlagen. (Fides.) maligen Königsfrauen dargebotene Neger-bier vergiftet, und zwar mit einem Gift, das langsam, aber sicher wirke. Als P. Bauhölzer noch am Leben war, kam eines Tages ein Schillukjüngling zu mir und brachte mir einen prächtigen Stier. Leise flüsterte er mir zu: „Abuna, gib mir ein starkes Gift, und ich schenke dir diesen Stier." Ich war ganz erstaunt über eine solche Gemeinheit und las dem jungen Mann energisch die Leviten. Er verschwand eiligst mit seinem Stier. Wer mochte ihn wohl zu mir geschickt haben und gerade zu mir, der ich die Medizin in Händen hatte? Kam er vielleicht gar vom Hose des Königs zu mir, oder war er von einem Schwarzkünstler, der mit dem König in Verbindung stand, zu mir geschickt worden? Während ich mit dem guten Königssohn Coti, den ich zum Abendessen eingeladen hatte, aufs anregendste mich unterhielt, bekam ich immer mehr Vertrauen zu ihm, denn er war mir gegenüber sehr offenherzig und schien ein sehr kluger Manu zu sein, bei dem die Klugheit, Offenheit und Wahrheit eine größere Rolle im Leben zu spielen schien als die Falschheit, Heuchelei und Kriecherei der sonstigen Schillukgrößen, mit denen ich im Lande bekannt geworden war. Einen starken Einfluß auf den guten Kö-uigssohn Coti hatte ohne Zweifel auch mein treuer Christ Isidor Akuotsch, der mit ihm befreundet war, ihn oft besuchte und mit ihm bei jeder Gelegenheit über christliche Sitten und Gebräuche sprach. So war dieser nächtliche Besuch wohl seinem Einfluß zuzuschreiben, weil er den Königssohn sehr liebte und ihn mit mir näher bekannt machen wollte. Ich hatte Akuotsch mitgeteilt, daß ich dem König versprochen hatte, nur zu ihn: zu halten und keinen Kö-nigsfohn mehr zu besuchen, damit man im ganzen Land einsehen lerne, daß wir Christen zum rechtmäßigen König des Landes hielten. Außerdem wußte er auch, daß Jo-geng, sein Onkel, mein Gesandter am Königshof war und dem König Nachricht bringen sollte, wenn ein Königssohn mich besucht hatte. Doch Akuotsch war ein Schlaumeier und teilte mir lachend mit: „Abuna, mein Onkel Augustin Jogeng ist heute bei meinem Vater auf Besuch, und beide gehen morgen für einige Tage über den Fluß ins Denkaland, und so braucht er den Besuch des Coti nicht dem König zu melden, weil er nicht da ist und überhaupt keine Ahnung hat, daß wir bei dir sind. Nun", fuhr er fort, „nachdem der König so mißtrauisch ist, werde ich es immer so einrichten, daß wir nachts zu dir auf Besuch kommen, wenn es dunkel ist, und der Mond nicht am Himmel scheint. Wir sind in Gottes Hand und wollen nichts Unrechtes. Deshalb fürchten wir uns weder vor den wilden Tieren, noch vor den Hexenmeistern des Königs. Überdies habe ich bei dir nicht, umsonst lesen und Schlangenverehrmig mJndien. DieSchlangenverehrung hängt mit der Unwissenheit und dem Aberglauben der großen Masse des indischen Volkes zusammen. Man fürchtet die Kobra ob ihres tödlichen Bisses und betet darum zu ihr als einer Gottheit. (Fides.) schreiben gelernt; ich habe einen Hellen Kopf und däbei einen guten Humor, der mich befähigt, selbst dem König Streiche zu spielen. Denkst du noch zurück an den letzten Streich, den ich vor einiger Zeit dem König gespielt habe?" Ich inlißte unwillkürlich lachen, denn der Schlaufuchs hatte den König mitsamt den Häuptlingen hereingelegt. Die Sache trug sich folgendermaßen zu: Akuotsch wollte als Christ ein christliches Dorf ganz in der Nähe seiner Heimat Quom anlegen und die Christen dort bewegen, sich bei ihm anzusiedeln in seinem Dorfe. Sein christlicher Stiefbruder Ketsche war bald auch damit einverstanden. Aber der Häuptling, wahrscheinlich vom König selbst aufgestachelt, wollte seine Erlaubnis hiezu für den gewünschten Platz nicht geben. Da kam nun Akuotsch eines Morgens zu mir und bat inich, ihm ein Brennglas zu leihen, das er öfters, als er noch auf unserer Station Katechumene war, bei mir gesehen, und womit ich manchmal auf der Jagd aus Mangel an Zündhölzern Feuer erzeugt hatte. Aus meine Frage, was er damit machen wollte, entwickelte er mir seinen ganzen Plan mit solcher Schlauheit, daß ich fast stolz auf meinen ehemaligen Zögling wurde, der sich, weil er meinen Taufnamen trägt, und von mir als erster unter allen Schilluk mit seinem Freunde Adschag von Agodo am Osterfeste des Jahres 1910 getauft worden war, stets meinen erstgeborenen lSohn nannte. Freudig, ohne Verzug übergab ich ihm das Gewünschte, indem ich ihm herzlich zu seinem neuen Streiche Glück wünschte. Sogleich begab sich der schlaue Christ nach Hause zum Dorshäuptling und sagte zu ihm: „Großer Häuptling, du bist in der ganzen Gegend bekannt wegen deines braven Ochsen, der mit seinen langen Hörnern alle Ochsen, die mir bekannt sind, übertrifft. Ebenso himmelhoch übertrifft deine Weisheit und Klugheit nicht nur alle deine Ochsen mitsamt ihren langen Hörnern, sondern alle Häuptlinge der Umgegend werden von dir hierin weit übertrofsen. Höre darum gnädig meine Bitte und komme morgen gegen Mittag mit deinen Unterhäuptlingen und den Ältesten der umliegenden Dörfer auf den Platz, den du mir vorgeschlagen hast für die Anlage des neuen Dorfes. Gott selber soll entscheiden!" Der Häuptling fühlte sich geschmeichelt durch Akuotsch' begeisterte Lobrede und sagte sein Kommen ohne weiteres zu. Am anderen Tage nun gegen Mittag brachte der Christ mit seinen Kameraden einige Büschel Stroh sowohl auf den Platz, wo der Häuptling wollte, daß er sein Dorf anlegen solle, als auch auf den weiter entfernteren Platz, wo er selbst das neue Dorf anlegen wollte. Außerdem machte er es in der ganzen Umgegend bekannt, daß gegen Mittag ein Gottesgericht stattfinden würde. Zur rechten Zeit traf der Häuptling mit seiner Begleitung und einer großen Menge Volkes auf bent erstgenannten Platz ein, voll Neugierde, wie die Sache sich wohl abspielen würde. Nun trat in ganz demütiger Haltung Akuotsch vor den Häuptling und sagte, er habe nun Zeit und Gelegenheit, Gottes Willen zu erkennen. Er werde jetzt seine rechte Hand auf die übereinanderliegenden Strohbüschel halten, und wenn es Gottes Wille sei, daß er daselbst sein Dorf bauen solle, werde das Stroh in Flammen aufgehen. Alles Volk sah ihm begierig zu. Doch er hielt das Brennglas mit Absicht verkehrt hin, und das Feuer kam nicht vom Himmel, wie die Leute glaubten. Nun führte Akuotsch, indem er sagte: „Gott will nicht, daß ich hier ein Dorf baue", den Häuptling und alle Anwesenden an den weiter entfernt liegenden zweiten Platz, wo er tatsächlich bauen wollte. Schnell legte er die Strohbüschel übereinander und ganz versteckt, ohne daß es jemand merkte, obendrauf ein Stückchen Papier. Feierlich streckte er seine rechte Hand aus, mit der er nun Der neueste Plan des Vatikanischen Staates. Links Petersplatz und Peterskirche, rechts der Vatikanische Palast. Hinter dem Petersdoin befinden sich der Bahnhast das Regierungsgebäude, die Sternwarte und die Rüdiostation. (Atlantic.) das Brennglas richtig auf das Papier hielt. Gar bald fing dasselbe Feuer und es brannte auch das dürre Stroh, und alles Volk' mitsamt dem Häuptling jubelte ihm freudig und begeistert zu und rief: „Gott hat seinen Willen tob getan und Feuer vom Himmel gesandt. Baue hier dein Dorf, und niemand kann und wird es dir wehren, weil Gott es so haben will." Auch der König mußte sich dem Volkswillen fügen. Solche und noch ähnliche Streiche machte Akuotsch noch öfters, und da er von mir auch den Gebrauch von Medizinen kennengelernt hatte und überdies noch lesen und schreiben konnte, besaß er großen Einfluß in seinem Dorfe und der ganzen Umgegend. Da sein Vater Hexenmeister war, so schrieben ihm manche Leute überirdische Kräfte zu und hatten einen gewaltigen Respekt vor ihm. Doch hat er seinen heiligen Glauben stets fest verteidigt, als guter Christ gelebt und nur den Häuptlingen und Hexenmeistern gern lustige Streiche gespielt, ohne jemand dabei zu schaden. Ihm selbst und seinem Onkel Jogeng hatte ich es am meisten zu verdanken, wenn ich über Sitten und Gebräuche der Schilluk gut unterrichtet lvar und dadurch im königlichen Hofleben nicht nur Bescheid wußte, sondern auch auf den eifersüchtigen König einen gewissen Einfluß ausüben und ihn von ntancher übereilten Tat oder gar von manchem geplanten Verbrechen durch mein energisches Auftreten abschrecken oder ganz abhalten konnte. Der König selbst, so wurde bent verstorbenen P. Banholzer ein Jahr vor seinem Tode berichtet, soll vor einigen vertrauten Häuptlingen den Ausspruch getan haben: „Die Leute der Regierung fürchte ich nicht besonders, denn sie kennen ja weder die Sprache noch die Sitten und Gebräuche des Landes, aber die Abunas (Missionäre) der beiden Missionsstationen Lull und Tonga fürchte ich sehr, denn die kennen und sprechen unsere Landessprache und sind mit unseren Sitten und Gebräuchen vertraut, weil sie von ihren Getreuen, das heißt ihren Christen und Katechumenen, in alle Sitten und Gebräuche eingeführt werden. Das war auch der Hauptgrund, weshalb der arglistige König insgeheim den Häuptlingen verboten hatte, ihre Leute und besonders Knaben und Jünglinge längere Zeit auf unseren beiden Missionsstationen zu belassen. So kam es, daß Die Basilika des hl. Franziskus von Assisi, die dem Latcranab-kommen gemäß in das Eigentum des Heiligen Stuhles übergegangen ist. Desgleichen auch die Wallfahrtsbasilika in Loreto. s Atlantic.) wir zuerst jahrelang fast keine Leute auf unseren Stationen hatten, bis endlich durch unsere Arbeit und medizinische Tätigkeit die Leute langsam an die Missionsstation gewöhnt und im Jahre 1910 die ersten zwei Christen, der genannte Jsidoro Aknotsch von Ouom (Abkömmling eines alten Königsgeschlechtes) und Jakob Adschag aus dem nahen Dorfe Agodo, am heiligen Osterfeste von mir getauft wurden. Von da an trat der König mit P. Banholzer in engere Fühlung, aus Furcht, es könnten durch ihn seine Übergriffe der Regierung bekannt und er daher abgesetzt werden. Äußerlich kam es zu einer gewissen Freundschaft, aber keiner von beiden traute dem andern. P. Banholzer kannte ja zur Genüge die Eifersucht und Herrschsucht des Königs, der sicher alle Missionäre hätte er-morden lassen, wenn er nicht die Soldaten der Sudanregierung gefürchtet hätte. Diese Annäherung des Königs an den P. Bauhölzer hatte den guten Erfolg, daß die meisten Häuptlinge ihre Leute zur Arbeit auf die Missionsstation gehen ließen. Vom Jahre 1910 an nahm die Mission einen ungeahnten Aufschwung, und des Heilands Hilfe war oft ganz wunderbar in der Bekehrungsgeschichte der damaligen Neuchristen wahrzunehmen und machte uns Mut und gab uns Vertrauen in unserem mühevollen unb schweren Missionsleben in dem heißen, fieberschwangeren Sumpfklima an den unwirtlichen Ufern des Weißen Nil. Fast die ganze Nacht verbrachte der Königssohn Coti mit seinem Begleiter, dem Christen Aknotsch, bei mir, und was ich da über die Untaten des Königs zu hören bekam, ließ mich für die Zukunft fürchten. Doch mein treuer Akuotsch tröstete mich und sagte: „Teurer Vater, wir sind in Gottes Hand, und er wird auch das rachsüchtige Herz des Königs zum Guten lenken können. Sei stets auf der Hut und gib dem König keinen Anlaß zum Mißtrauen, dann wird alles gut gehen, denn id) und alle Christen bleiben dir treu bis zu unseren: Tode." Endlich gegen Morgen verließen mich die beiden Freunde, nachdem sie sich durch Bemalen mit roter Kuhasche fast uitkenntlich gemad)t hatten, um ja nicht von irgendeinem Spion des Königs entdeckt zu werden. Gott sei Dank hatte ich Arbeit in Hülle und Fülle und wenig Zeit, über die grausigen Erzählungen der beiden viel nachzudenken, denn der tägliäje Unter« richt meiner Katechumenen und Christen nahm mich mit den vielen Besuchen von Häuptlingen und anderen den ganzen Tag in Anspruch. Außerdem bauten wir in unserem nahen Negerdorfe neue Hütten für unsere Neuchristen, die sick) bei uns anzusiedeln gedachten. Da mußte ick) täglich meinen Mann stellen unb sorgen, daß alles ohne Streit und Zank vor sich ging und das nötige Baumaterial genügend herbeigeschafft wurde. Doch oft in stiller Nacht lag ich schlaflos auf meinem Lager und dachte nach, wie ich den König für die Mission günstig stimmen könnte, und welche Vorsicht ich anwenden müsse, um sein wankelmütiges Herz mit Vertrauen,zu mir zu erfüllen und jedes Mißtrauen gegen uns Missionäre zu beseitigen. So ging die heilige Fastenzeit vorüber und ich feierte mit meinen Christen ein freudiges Osterfest. Nach Ostern war Jogeng wieder beim König auf Besuch gewesen und hatte mir die angenehme Nachricht gebracht, daß der König Vertrauen zu uns Missionären habe. Er habe dies unverhohlen ausgesprochen und mich gewissermaßen in die Zahl seiner Verwandten aufgenommen. Am heiligen Pfingfeste, unmittelbar vor dem Hochamte, kam das Postschisf, das alle Monate zweimal die Post den Weißen Nil herausbringt. Unter den Briefschaften befand sich meine Ernennung zum Nachfolger des verstorbenen Obern P. Banholzer. Mit gemischten Gefühlen feierte ich das heilige Pfingstfest und flehte beim Hochamte zum Heiligen Geist um die Gabe des Rates und der Stärke; denn es war für mich sehr schwer, in die Fußstapfen meines Vorgängers zu treten, der mir bezüglich der Sprache und Kenntnis der Sitten des Schillukvolkes weit überlegen war. Schon am Pfingstdienstag eilte der treue Jogeng nach Faschoda an den Hos des Königs und brachte ihm die Nachricht von meiner Ernennung zum Nachfolger des unvergeßlichen Abundit. Der König schien darüber hoch- erfreut zu sein und sandte mir ein schönes Geschenk, nämlich eine silberne Kette, und später noch, als er hörte, daß ich seinem Wunsch gemäß am neunten Jahrestage meiner Priesterweihe, dem Feste Peter und Paul, durch eine kirchliche und weltliche Feier mein Amt antreten wollte, zwei fette Stiere als Festschmaus. Der Hochwürdige P. Zorn, mein lieber Mitbruder, hatte aus Zement und Backsteinen dem verstorbenen P. Banholzer ein schönes, einfaches Grabmal gefertigt, das in der Frühe des Festtages eingeweiht wurde. Dann folgte das Hochamt und hierauf die weltliche Feier, bei der verschiedene Häuptlinge und auch der Neffe des Königs anwesend waren. Für das Fest hatten, wie es Landessitte ist, die Schillukmädchen und Frauen reichlich Negerbier gebraut, und einer der beiden mir vom König für diese Feier geschenkten fetten Stiere mußte am Vorabend des Festes sein Leben lassen. Nur auf dringenden Wunsch des Königs selber hatte ich den Antritt meines neuen Amtes auch äußerlich begangen und machte nun nach Landessitte gleich am andern Tage mit allen meinen anwesenden Christen dem König meinen öffentlichen und feierlichen Besuch. Als Geschenk hatte ich ihm 30 fingerdicke Eisenstangen von IV2 Meter Länge schon am Morgen vor meiner Ankunft in Faschoda durch drei meiner ältesten Christen Das heilige Haus in Soretu. (Atlantic.) übersenden lassen. Diese Eisenstangen sind nämlich sehr gesucht im ganzen Lande, besonders aber am Königshofe. Davon werden nach Landessitte den Mädchen und Weibern Eisenringe um die beiden Fußknöchel gelegt, oft vier bis sechs, die, mit Ziegeln oder Kieselsteinen öfters in der Woche abgerieben, hell glänzen wie lauteres Silber. Gegen 8 Uhr machte ich mich dann, auf einem Esel reitend, mit meinen Leuten aus den Weg nach der königlichen Residenz, wo ich gegen halb 11 Uhr vormittags ankam. Sofort wurde ich im geräumigen Jnnen-hofe, umgeben von all meinen Leuten, vom König und einigen Oberhäuptlingen anscheinend mit großer Herzlichkeit feierlich empfangen, und während meine Leute abseits in verschiedene Königshäuser geführt wurden, geleitete mich der König selbst in ein entfernteres Haus, und zwar, wie ich ausdrücklich wünschte, mit meinem treuen Jo-geng und meinem lieben Akuotsch, welch letzteren der König, wie ich sofort aus seinen Mienen sah, am liebsten über alle Berge gewünscht hätte, weil er wußte, daß er der beste Freund des früher genannten Königssohnes Coti war. Zuerst stockte, nachdem der König mich nach Landessitte begrüßt hatte, unsere Unterredung etwas. Dann aber wurde der König auf einmal sehr gesprächig. Mit Jogeng redete er öfters, doch mit Akuotsch sprach er kein Wort, was mir sehr auffiel. Ich tat natürlich, als wenn ich es gar nicht merken würde und bot dem König eine Zigarre an, die er sich sofort von mir anzünden ließ und in einer Weise rauchte, daß man merken konnte, er habe dies schon öfters getan und besitze darin Fertigkeit. (Fortsetzung folgt.) Das berühmte Lvtharkreuz in Aachen. Das Lotharkreuz, die größte Kostbarkeit des Aachener Domschatzes, aus dem 10. Jahrhundert, mit dem Kristall-peischaft des Königs Lothar II. und der weltberühmten Gemme des Kaisers Augustus, ist wiederhergestellt worden. Der innere Holzkern war morsch geworden, so daß die mit 137 Steinen besetzten Metallplattcn den Halt verloren. (Atlantic.) Ein kleiner Missionär. Kürzlich wurde in Paris der Seligsprechungsprozeß des am 24. Jänner 1925' im 12. Lebensjahr verstorbenen Guido de Fontgalland eingeleitet. Er war der Sohn eines Pariser Rechtsanwaltes. Nachdem er einige Jahre die Volksschule seiner Vaterstadt besucht hatte, trat er in das Aloistus-Kolleg der Jesuiten in Paris ein, wo er drei Jahre und zwei Monate verblieb. Der 22. Mai 1922 war sein großer Tag, an dem er in der Kirche des hl. Honorius die erste heilige Kommunion empfing. Ein einfaches Kind, denkt mancher, und doch ist sein Leben so inhaltsreich. Es sei hier nur hingewiesen aus seine begeisterte Missionsliebe und feinen großen Seeleneiser. Die Rettung der Seelen bildete gewissermaßen das Programm seines Lebens. Der Seeioneifer vergeistigte fein Studium. Er begriff voll und ganz die Idee des vom Heiligen Stuhl empfohlenen euchari- stischen Vereines der Kreuzfahrer, der besonders in Frankreich viele Mitglieder unter der Jugend zählt. Guido soll in der Erdkunde die Hauptstädte Europas studieren. Eifrig sucht er auf der Karte Punkt für Punkt. Plötzlich hält er in ne und wendet sich an die Mutter mit der Frage, ob es in diesen Städten auch Heiden gäbe? Und für manche Stadt muß die Mutter die Frage des Knaben bejahen. Der Kleine dachte aber wie ein Apostel. Heiden soll es da geben, die ferne sind von Jesus, den er so liebt, Heiden, die Jesus gar nicht kennen? Diese möchte er retten, und zwar auf rascheste Art. Eine Reise per Eisenbahn würde die Bekehrung zu lange hinausschieben. Die modernen Erfindungen, die Flugzeuge, so urteilt der Junge können nur den Zweck haben, Christus den Völkern zu bringen. Und so hebt er wieder an zu fragen: „Wieviel Kilometer sind denn von dieser Stadt zu jener? Dor kleine Guido, dessen Scligsprechungsprozeß zu Paris eingeleitet wurde. (Atlantic.) Welche Zeit braucht man, um diesem und jenem Lande Christus zu predigen?" Helfen will er, und zwar eilig. An Probleme denkt er, die sich in der Miva zu verwirklichen beginnen. Guido war indes kein Phantast, dem bei einer Reise ins Heidenland nur das Romantische, das Abenteuerliche vorschwebte. Er hatte ein echt apostolisches Herz. Die Opfer und Schwierigkeiten des Misstonsdienstes betrachtete er als etwas Selbstverständliches, ja Erwünschtes. Als ihn die Mutter leise daran erinnerte, daß das Missionsleben zuweilen große Gefahren mit sich bringe, meinte der Kleine, es könne ja nichts Schöneres geben als den Tod eines Paters de Faucould, jenes Einsiedlers der Sahara, der 1916 ermordet wurde. Sterben im Missionsdienst erscheint diesem Kinde als höchste Auszeichnung. Wird es da wundernehmen, wenn eine solche Gesinnung die Aufmerksamkeit der Missionäre auf sich zog. Und in der Tat scheint sich das Ena-denkind als besonderer Freund der Elaubens-boten zu erweisen. Es tritt gleichsam in die Fußstapfen der hl. Theresia vom Kinde Jesu, deren Missionslieüe es während seines kurzen Erdenlebens nachahmte. Unter den 25.000 Berichten von Gebetserhörungen, die bis Mai 1932 nach Paris gelangten, sind auch verschiedene von Missionskandidaten. Der eine rühmt Guidos Schutz in der Bewahrung des Berufes, der andere weiß zu erzählen, wie Guidos Opferleben ihn begeisterte und zu eifrigem Apostolat anspornte. Auch Missionäre selbst empfehlen ihm ihre Arbeiten im Weinberg des Herrn. Und die schwarzen, gelben und roten Christenkinder in den Missionsländern beten gern zu ihrem kleinen Freunde Guido. Der Diener Gottes Daniel Comboni. (Fortsetzung.) 13. In den Nubabergen. Schon wahrend der Veroneser Studienzeit hatte Comboni in der Familie Miniscalchi einen Nubaneger namens Bachit Caenda kennengelernt und Freundschaft mit ihm geschlossen. Wiederholt versicherte er dem Schwarzen, er werde nicht ruhen, bis er nicht das Zeichen der Er-lölsung im Lande der Nuba aufgepflanzt habe. In El Obeid nun bot sich ihm täglich Gelegenheit, Bergnübaner zu treffen und zu sprechen. Ein koptischer Polizeiosfizier stellte ihm eines Tages einen Häuptling aus dem Gebiete von Delen vor. Comboni zeigte diesem die Kirche, die Schulen und Werkstätten, spielte ihm einige Stücke auf dem Harmonium vor und drückte ihm beim Abschied den Wunsch aus, auch in Delen eine Mission zu eröffnen. Als der Großhauptling, der den Titel Cogiur (Codschur) führte, hievon Kenntnis erhielt, kam er selbst am 24. Sep- tember 1873 mit einem Gefolge von zwanzig Mann nach El Obeid, mit die Mission zu besichtigen und persönlich mit dem Provikar zu verhandeln. Nach Negersitte gab er seinem Erstaunen in einer überschwenglichen Rede Ausdruck: „Kein Sterblicher", sagte er, „ist größer und mächtiger als du . . . Wir sind unwissend und verstehen nichts. Wir gleichen den Tieren. Lehre uns, was wir tun sollen! Komm du selbst in unser Land im!b unterweise uns in allem! Ich treibe meine Kuh und mein Kamel; treibe ich sie zur Rechten, gehen sie zur Rechten. Treibe ich mein Pferd und meine Ziege zur Linken, so gehen sie zur Linken. Befehle ich meinen Sklavinnen, Wasser zu holen, und meinen Sklaven, !die Ochsen zusammenzutreiben, so tun sie es. Zeige uns den Weg, und wir iwerden dir wie Diener und Sklaven gehorchen. Lehre uns, was dir gut scheint. Wir, unsere Frauen, Kinder, Diener und Sklaven; unsere Ochsen, Kühe, Ziegen und Schafe; unsere Felder, Hütten, Waren und selbst die Blätter an den Bäumen sollen dir gehören. Wir sind betrie Kinder, Diener, Sklaven; du aber wirst unser Vater und Gebieter über alles sein ..." Noch vier Tage bertoeilte der Cogiur in El Obeid. Beim Abschied gestand er offenherzig: „Als ich hieher kam, hörte ich von den Mohammedanern, die Christen seien Verbrecher, wilde Tiere, Schweine. Sie verzehrten Hirn, Herz und Leber von Menschen. Doch ich urteile anders. Die Mohammedaner bilden sich ein, besser zu sein als die Christen. Aber das Gegenteil ist wahr. Die Christen sind weit besser als die Mohammedaner. Nirgends auf der Welt gibt es bessere Menschen als du und deine Genossen. Wir wollen alles tun, toa§ ihr uns befehlen werdet. Ihr seid Söhne Gottes und des Himmels." Nun zögerte Eomboni nicht mehr länger, die Patres Carcereri und Franzes-chini mit dem Laien Wisnewsky nach Delen zu entsenden, um die Gründung der Missionsstation vorzubereiten. Indessen mußte die tatsächliche Eröffnung der Mission noch einige Zeit verschoben werden, teils wegen Personalmangels, teils, weil die rechtliche Stellung bex Kamillianerpatres in dem Com-boni und dem Veroneser Institut anvertrauten Vikariat noch nicht endgültig festgelegt war. Zur Regelung dieses Verhältnisses der Ordensmisfionäre zu den Weltpriestermissionären mußte sich P. Carcereri nach Italien begeben. Die Medizinmänner in Südwestafrika. — Der Medizinmann in Südwestafrika ist gerade beschäftigt, seinem Patienten das Btut hornvollweise zu entnehmen. Die abergläubischen Gebräuche dieser einheimischen Quacksalber setzen der afrikanischen Bevölkerung oft in unglaublicher Weise zn. So müssen Kinder die zu Pulver zerstoßenen Knochen der Hunde schlucken und Wasser trinken, in dem sich lebende Eidechsen befinden. Das Kind soll auf diese Weise die Kraft des Hundes und die Geschmeidigkeit der Eidechse in sich aufnehmen. Missionäre und Schwestern haben mit dem Aberglauben vielfach aufgeräumt und durch Apotheken und htzgienischen Unterricht den armen Eingeborenen wirklich geholfen. (Fides.) Am 17. November 1873 verließ daher Comboni mit .beut genannten Pater und zwei Laien El Obeid. Auf der Reise traf berv Unsern ein Mißgeschick. Sein Kamel scheute vor einer den Weg kreuzenden Hyäne und raste in wilder Flicht davon. Der Reiter kam zum Sturz und blick 30 Stunden bewußtlos liegen. Seine Begleiter errichteten sofort ein Zelt über dem Verunglückten und pflegten ihn, so gut es in der Wildnis möglich war. Aus dem Munde floß Blut. Der linke Unterarm war gebrochen. Dennoch bestieg der tapfere Mann nach Wiedererlangung des Bewußtseins sein Kamel und setzte unter fttrchtbaren Schmerzen die Reise bis Khartum fort, wo ein arabischer Arzt seine Behandlung übernahm und ihn heilte. Bis jedoch, der Arm wieder gebrauchsfähig war, verstrichen 82 Tage. In Khartum mußte unverzüglich zunt SB cut eines Hauses für die Schwestern geschritten werden, die in ihrer engen Mietwohnung die wachsenden Aufgaben der Erziehung und Karitas nicht mehr erfüllen konnten. Die Pläne für diesen Neubau lagen schon 20 Jahre bereit. Sie stammten von dem gleichen Wiener Ingenieur, der auch die Entwürfe und Pläne für das von Dr. Knoblecher aufgeführte Zentralhaus in Khartum geliefert hatte. Danach hätten sich die Kosten des Baues auf 200.000 Lire belaufen. In weiser Mäßigung beschränkte sich indessen Comboni auf die augenblicklichen Erfordernisse und erstellte einen Bau von 61 Meter Länge und 5.5 Meter Breite, dessen Kosten 50.000 Lire betrugen. „Da ich", schreibt er an die Propaganda, „die Notwendigkeit dieses Baues seit Monaten erkannte, habe ich schon in El Obeid einen Wechsel auf meinen Prokurator, den heiligen Joses, gezogen, und er hat meine Unterschrift honoriert. In vierzehn Tagen hat er mir die nicht zu verachtende Summe von 30.540 Gold-franken zükommen lassen . . Am 9. Februar 1874 wurde der -Grundstein zu dem Schwesternhaus gelegt, und nach wenigen Monaten schon stand der Bau vollendet da. Gleichzeitig richteten sich des Provikars Blicke auch aus die Institute in Kairo, die seit der Eröffnung im Jahre 1867 ebenfalls nur in Miethäusern untergckracht waren. Zunächst dachte er daran, sie als Eigentum zu erwerben. Da aber die Preise um jene Zeit gewaltig stiegen, so unterbreitete er dem Khedive eine Eingabe um kostenlose Überlassung eines bestimmten -Grundstückes in einem der neuen Viertel der Hauptstadt. Nach mehrmaliger Wiederholung der Bitte erklärte sich die Regierung bereit, der Mission das gewünschte Land abzutreten, jedoch nur gegen Zahlung von 50.000 Franken. Trotz dieser harten Bedingung schloß Comboni den Vertrag ab und gewann damit eine sichere -Grundlage nicht nur für seine Institute in Kairo, sondern auch für die missionarischen Bestrebungen seiner Nachfolger. Ohne diese Erwerbung wäre nach menschlichem Ermessen Combonis Tätigkeit im Sudan ein bloßer Versuch geblieben und hätte keinen sein Leben überdauernden Erfolg gezeitigt. Denn ein Jahr nach seinem Tode brach der Mahdi-Aufstand aus, der die Sudanmission in ein Trümmerfeld verwandelte und die Wirksamkeit seines ersten Nachfolgers, des Bischofs Sogaro, auf Ägypten beschränkte. Doch sein zweiter Nachfolger, Bischof Roveggio, 'konnte von den Stützpunkten in Kairo aus bm Wiederaufbau der Südanmission in die Wege leiten. Um das Jahr 1874 breitete Ägypten seine Herrschaft bedeutend nach Süden und Südwesten aus. Ismail Pascha bekriegte Darfur, eroberte die Hauptstadt und -ließ den Sultan hinrichten. Gordon Pascha sollte südwärts bis -in das -Gebiet der -großen Seen vordringen. In einem Briese vom 19. Dezember 1874 an die Propaganda spricht Comboni -von diesen wichtigen Ereignissen und drückt die Hoffnung aus, daß sie der Verbreitung des katholischen Glau-bens eher förderlich als hinderlich seien. „Ich siche mit hundert Augen auf der Wacht, um die Mittel zu studieren, wie wir aus den bedeutungsvollen Ereignissen Nutzen ziehen können. Wie der vom -Glauben erleuchtete Geist in den -wunderbaren Fortschritten der Technik Mittel sieht, deren sich Gott bedient, um feine Völk-erpläne zu verwirklichen, so scheint es mir, daß die Vorsehung auch diese weltlichen Eroberungen benützen will, um die Glaubensverbreitung in diesen wilden Ländern zu fördern und den Sieg der Wahrheit herbeizuführen ... Ich hoffe, nach Begründung der Nubamission auch in den Äquatorialgegenden eine Station eröffnen zu können . . ." Trotz der geringen Zahl von Missionären, die ihm zur Verfügung standen, dachte der mutige Führer schon ernsthaft daran, auch die südlichen Negerstamme feines Vikariats in den Bannkreis der Mission zu bringen. Inzwischen hatte sich P. Carcereri seiner Aufträge entledigt, so daß am 24. August 1874 ein Vertrag unterzeichnet werden konnte, der die strittigen Fragen bereinigte. Comboni mußte sich verpflichten, den Kamil-lianern in der Stadt Berber eine Niederlassung einzurichten und ihnen ein festes Gehalt zu gewähren. Zwecks Ausführung dieses Übereinkommens begab er sich im November 1874 nach Berber und erwarb eines der bestgebauten und schönftgelegenen Häuser der Stadt, das im Februar 1875 von P. Carcereri, P. Franzeschini und vier anderen Kamillianern bezogen wurde, deren Missionstätigikeit sich fortan aus Berber und die umliegenden Gebiete erstrecken sollte. Nun war der Zeitpunkt gekommen, die Nubamission zu eröffnen. Am 21. Juni 1875 verließ Comboni mit feiner Begleitung auf einem vom Statthalter zur Verfügung gestellten Schiffe Khartum unlb landete am 26. Juni in Tura, von wo mit 29 Kamelen die Reise nach El Obeid fortgesetzt wurde. In halbstündiger Entfernung von der Stadt begrüßten die Vertreter der europäischen Kolonie und der Sohn des Statthalters den Provikar und boten ihm ein weißes Pferd au, auf dem er in El Obeid einritt. Am folgenden 15. September brach er mit 12 Kamelen nach Delen auf. Der Cogiur eilte ihm mit mehr als 50 Bewaffneten entgegen. Nach der feierlichen Begrüßung und dem gemeinsam eingenommenen Mahle zündete man die Lagerfeuer an und unterhielt sich noch lange in bester Stimmung. Da Comboni schon bei der Ankunft in El Obeid zwei Priester, zwei Laienhelfer und einen Nubaner nach Delen abgesandt hatte, um die Wohnhütten zu errichten, wußten alle Bergbewohner um den Tag seiner Ankunft. Es stand chm darum ein festlicher Empfang bevor. So bestieg er am Morgen des 22. September das Pferd des Oberhäupt-lings, das ein Diener führte. Gegen Mittag erreichte die bunte Karawane den Fuß der Berge von Delen. Die Nubaner erhoben ein gewaltiges Freudengeschrei, feuerten ihre Gewehre ab, warfen ihre Lanzen in die Luft und stimmten Jubelgesänge an. Die Häuptlinge erschienen in der Umfriedung der Mission und bekundeten Einweihung einer Kathedral-Kirche in Windhuk. In Windhuk, der Landeshauptstadt von Südwestafrika, fand die feierliche Einweihung einer katholischen Kathedral-Kirche in Anwesenheit des Administrators der Südafrikanischen Union, der Vertreter des Deutschen Reiches und der deutschen Bevölkerung statt. Ganz aus Mitteln der deutschen Bevölkerung entstanden, ist die neue Kathedral-Kirche ein sichtbares Zeichen für das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Opfersinn des Deutschtums in Südwest. (Atlantic.) in beredten Worten ihre Ergebenheit. Auch einige Vorsteher benachbarter Stämme statteten Besuche ab. Doch über dem Feste und der frohen Stimmung aller vergaß Kombora nicht, daß neben den Rosen die Dornen wachsen. Damals schrieb er an die Propaganda: „. . . Größere Arbeiten, Gefahren, Entbehrungen und zahllose Kreuze erwarten uns. Christus möge uns helfen, aus Liebe zu ihm und zum Heile Afrikas zu sterben, für das auch er am Kreuze gestorben ist..." Und wirklich kamen die Kreuze bald. Von den 14 Personen der Mission erkrankten 13 cm hohem Fieber, als einer der ersten der Provikar selbst. Manche schwebten in Lebensgefahr, und ein Arzt war nicht zur Stelle. Wie wenn das noch nicht genügt hätte, traf auch bald ein Schreiben des Statthalters von El Qbeid ein mit dem dringenden Ersuchen, sich einstweilen von Delen wieder zurückzuziehen, einerseits wegen eines drohenden Einfalles benachbarter wilder Baggarastämme, anderseits weil die Regierung entschlossen sei, einen Kriegszug gegen die Baggara und auch gegen die Nubaner zu unternehmen wegen Nichtbezahlung des auferlegten Tributes. Alle Missionäre waren der Ansicht, es sei klüger, sich eine Zeitlang von Delen wegzubegeben, als vielleicht einen Massenmord zu veranlassen. Infolgedessen verließ das gesamte Missionspersonal Ende. Gordon das Amt des Generalstatthalters Oktober 1875 das Gebiet von Delen und erlangt hatte, -konnte die Mission in den kehrte nach El Obeid zurück. Erst zwei Jahre Nubabergen wieder eröffnet werden, später, im Oktober 1877, nachdem General (Fortsetzung folgt.) Ein Palmzweig auf das Grab des Bruders Heinrich Sendker, F. S. C. Bon P. Josef Weiller, F. S. C. (Schluß.) Bruder Sendker hatte einen kräftigen Körperbau und war in anstrengender Arbeit alt geworden. Nur litt er schon bei seinem Eintritt in die Mission an Rheumatismus, einer Krankheit, die allerdings nicht so sehr im heißen Klima des Sudans, als vielmehr während seiner Tätigkeit in Europa und Südafrika sich auswirkte urib ihm nicht geringe Beschwerden verursachte. Allerlei Heilmittel, die er auf ärztliche Verordnung hin oder als angeblich probate Hausmittel dagegen anwandte, hatten nicht den gewünschten Erfolg; sie linderten oder stillten die besonders bei feuchtkaltsm Wetter sich einstellenden Schmerzen, bewirkten jedoch keine durchschlagende Heilung. Vermutlich war diese langwierige Krankheit die Folge der Strapazen und Entbehrungen, die er einst als wandernder Geselle besonders im Ausland zu bestehen hatte. Er machte diese Reisen zugleich mit zwei Freund-en, von denen der eine, gegenwärtig pensionierter Werksbeamter in München, dem Schreiber dieser Zeilen über ihre Wanderungen in Palästina Näheres berichtet hat. In Anbetracht seines Rheumatismus war ihm, wie soeben bemerkt, das heiße Klima des südlichen Sudans eher günstig als nachteilig; andererseits wird man nicht leugnen können, daß der reichliche Gebrauch von Chinin, das er, wie alle dort wirkenden Missionäre, als Vorbeu-gungsmittöl gegen das drohende Malaria-fieber anwandte, seine Nerven schwächte und ihn für die AuswirNmg seiner Krankheit besonders empfänglich machte. In der Tat gesellte sich dazu während der letzten zwei Jahre ein Fußleiden, das sich in einer andauernden Geschwulst seines rechten Fußes und Unterschenkels zu erkennen gab und allen Heilversuchen trotzte. Man hätte nun gewiß er- warten sollen, Bruder Sendker werde, als er schon sechzig und mehr Jahre zählte, sich schonen und sich von seinen anstrengenden Sch,reinerarbeiten in eine -gemächliche Ruhe zurückziehen, was ihm gewiß von seinen Vorgesetzten auch bereitwilligst gestattet worden wäre; doch davon schien er nichts wissen zu wollen. Nur das eine oder andere Mal kam es vor, daß er einen oder höchstens zwei Tage das Bett hütete, aber dann erhob er sich und erschien wieder in der Werkstätte, um seine -gewohnte Arbeit aufzunehmen: er beteiligte sich auch an den gemeinschaftlichen Mahlzeiten und Erholungen sowie an den Verrichtungen des religiösen Lebens, gerade als fehle ihm nichts, so daß man selbst in seiner nächsten Umgebung von der Verschlimmerung seiner «Krankheit und seiner zunehmenden Schwäche keine Ahnung hatte. Als größere Arbeit übernahm er die Anfertigung eines Altars, der für die neue Negerkapelle in Lydenburg bestimmt war und nach dessen Vollendung die feierliche Einweihung der Kapelle erfolgen sollte. Diese durfte jedoch Bruder Sendker nicht mehr erleben. Er vollendete nur den Rohbau des Altars, das heißt den Unterbau nebst der Altarplatte sowie den Tabernakel und einen beiderseitigen abgestuften Aufsatz, der die Altarleuchter, Blumen und sonstigen Zierat tragen sollte. Dann versagten plötzlich seine Kräfte; er brach zusammen, so daß er die Werkzeuge auf der Altarplatte liegenlassen und schleunigst zu Bett gehen mußte. Er Nagte über heftige Schmerzen in der Brust und fiel sogar in Ohnmacht, von der er jedoch alsbald wieder zu sich kam. Der sogleich herbeigerufene Hausarzt aus Lydenburg, der den Bruder Sendker schon wiederholt behandelt hatte, konstatierte eine ■ starke Arterienverkalkung Auf dem Weg zur Kirche in Südafrika. Die zwei Basutokuaben auf den Ochsen gehören zur Katholischen Mission Mariannh ill in Südafrika, wo ungefähr ein halbes Hundert deutscher Patres ihre apostolische Tätigkeit ausüben. Den Luxus, auf Ochsen zu reiten, können sich dort die wenigsten leisten, die meisten müssen den weiten Weg zur Kirche auf Schusters Rappen oder — wie es dort unten üblich ist — barfuß gehen. Wir haben Berichte vonMissio-nären, aus denen hervorgeht, daß Neger oft die ganze Nacht hindurch wandern, um in der Frühe an der heiligen Messe teilnehmen zu können. (Fides.) und einen abnormalen Blutdruck, der tödliche Folgen haben könne. Ohne Verzug bat Bruder Sendker uim die heiligen Sterbesakramente, die er nebst dem Sterbeablaß für die Sterbestunde mit klarem Bewußtsein und erbaulicher Andacht empfing, während seine religiösen Mitbrüder kniend sein Lager ilmgaben und für ihn beteten. Hierauf fühlte er sich anscheinend besser, so daß er sich selbst vom Lager erhob und in sitzender Stellung die ihm dargebotene Erfrischung genoß. Das alles geschah am Abend des 2. Dezember. Die nächstfolgenden Stunden verhielt er sich ruhig und schien zu schlummern. Doch bald nach Mitternacht klagte er wieder über heftige Schmerzen in der Brust und diesmal war die ihm vom Arzte verordnete Medizin nicht mehr wirksam. Seine Schwäche und innere Beklemmung nahm merklich zu; er begann zu röcheln und schien das Bewußtsein verloren zu haben. So fand ihn einer feiner geistlichen Mitbrüder um 4% Uhr in der Früh; er gab ihm nochmals die Absolution, reichte ihm das Kruzifix zum Kusse und sprach ihm das Stoßgebet vor: „Herr, du bist gestorben aus Liebe zu mir, ich will sterben aus Liebe zu dir." Da öffnete er plötzlich wieder seine Augen und bewegte lebhaft seine Lippen, offenbar, um jenes Stoßgebet nachzusprechen. Doch dazu war er nicht mehr imstande. Seine matten Augen schlossen sich für immer, seine Lippen erstarrten und die Heilandsliebe wenn auch nicht im Munde, so doch int Herzen, verschied er im Frieden des Herrn und ging, wie wir zuversichtlich hoffen, in die ewige Ruhe ein, die er sich durch sein wahrhaft religiöses Leben und besonders durch seine opfervolle, unermüdliche Arbeit an der Bekehrung und Rettung der Neger in reichem Maße verdient hatte, am 3. Dezember, dem Todestage des hl. Franz datier, des Patrons und Vorbildes aller Missionäre. Tags darauf, am Herg-Jesu-Freitag des Monats, wurde ein feierliches Requiem abgehalten, das vom hochwürdigsten Apostolischen Präfekten zelebriert wurde. Diesem und der sich anschließenden Beerdigung wohnten sieben Priester und zehn Missionsbrüder bei, von denen mehrere von den auswärtigen Stationen noch rechtzeitig auf der Farm Maria-Trost eintreffen konnten, um ihrem verstorbenen Mitibrüder die letzte Ehre zu erweisen. Außerdem beteiligte sich an dem Trauergottesdienste eine hübsche Anzahl weißer Katholiken von Lydenburg nebst einer großen Menge schwarzer Schulkinder und Erwachsener, die in ihrer Trauer über das Ableben des um sie so verdienten und ihnen teuren Missionärs an der kirchlichen Feier den innigsten Anteil nahmen und diese durch ein schönes Grablied in ihrer wohlklingenden Zulusprache zum Abschluß brachten. Amschau. (Fides-Korrespondenz.) Asien. U nsereL. FrauvonChina und i h r e V e r e h r u n g. Tongln (Hupeh, China). — In der kleinen Stadt Tonglu im Vikariat Paoting erhebt sich ein Madonnenheiligtum. Die Muttergottes wird dort angerufen unter dem Titel „Unsere Liebe Frau von China". Vor einem Jahrhundert ungefähr kannte man in dieser Gegend keinen Christen, heute gibt es allein in Tonglu 4000 Gläubige und auch die Umgegend hat vielversprechende Christengemeinden. Woher dieser Wechsel? Am 11. Februar 1840 erschien den Heiden von Tonglu ein. strahlendes geheimnisvolles Kreuz und da holte man sich! in den benachbarten Städten Auskunft. Man erfuhr, es sei das Zeichen und Sinnbild des Christentums, und an eben jenem Tage sei ein Missionär, P. Perboyre, ermordet worden. Von jener Stunde an hielt das Christentum seinen Einzug in jene Gegenden, wenn auch anfangs unter großen Schwierigkeiten. Im Jahre 1900 während des Boxerausstandes sahen Christen wie Heiden auf den Mauern von Tonglu eine schöne weißgekleidete Frau. Die Boxer, in Furcht versetzt, wagten nicht, die zahlreichen Flüchtlinge in der Stadt anzurühren. Nach der Aufständischenbewegung ward eine neue große Kirche gebaut, das heutige Heiligtum zu Ehren der himmlischen Frau, die Stadt und Gegend beschützt hatte. Auf dem Hochalter fand das Bild der Muttergottes Aufstellung, welches der eifrige Missionär P. Flament, C. M., hatte malen lassen. In der reichen Gewandung einer orientalischen Prinzessin kommt es in seiner sonstigen Darstellung der Frömmigkeit und Kunst in gleicher Weise entgegen. Das Konzil von Schanghai verlieh 1924 dem Bild den Titel „11. L. F. von China" und ließ es überall verbreiten mit einem eigens verfaßten Gebet für die Bekehrung dieses großen Volkes. Im Jahre 1928 empfingen die Chinesen einen weiteren Beweis mütterlicher Zuneigung von ihrer himmlischen Schutzpatronin. Als die Heeresmassen des Marschalls Ciang-tso-lin auf ihrem Rückzug überall Tod und Verderben verbreiteten, wurden 300.000 Flüchtlinge, die in Tonglu und Umgebung Schutz gesucht hatten, samt und sonders durch die Vorsehung gerettet. Jetzt nahm die Verehrung Ü. L. F. von China einen gewaltigen Aufschwung. Die Wallfahrten nach dem Heiligtum erfreuen sich einer großen Beliebtheit; im Jahre 1930 eröffnete der Apostolische Delegat selbst die Reihe der Pilgerzüge, und viele Apostolische Vikare haben seitdem ihre Herde nach dem marianischen Heiligtum geführt. Der Apostolische Stuhl hat dieses Jahr den Pilgern besondere Gnadenablässe gewährt, und bei der feierlichen Eröffnung des jährlichen Pilgerzuges hielt Msgr. An-toinutte als Vertreter der Apostolischen De-legatur PÄing nach der heiligen Messe eine Ansprache vor einer zahlreichen Menge. Sein Vorschlag, das wundertätige Bild mit einer Goldkrone zu krönen, wurde von den nächsten Gläubigen mit wahrer Begeisterung und dem Versprechen aufgenommen, dafür zu sorgen, daß dieser neue Beweis kindlichen Vertrauens auch würdig ausfalle für die Mutter und Beschützerin der chinesischen Missionen. '5D i e Rache der C h risten. Jchang (Hupeh, China). — In den letzten 30 Jahren sind in unserer Mission (belgischen Franziskanern anvertraut) 2 Prälaten, 9 Missionäre und 15 einheimische Christen für den Glauben gestorben. Zuletzt ist Pater A'dons ermordert worden. Um seinen Tod zu „rächen", hat Msgr. Gubbels, Apostolischer Vikar von Jchang, in einer Bekanntmachung an die Zivil- und Militärbehörden der Gegend sich bereit erklärt, eine Armenapotheke und eine unentgeltliche Schule in der genannten Stadt Patung zu errichten. Die heroischen Franziskanermissionäre setzen ihre Arbeit in den verschiedenen Distrikten fort, und es ist eine fruchtbare Arbeit trotz der bewaffneten Räuber- und Rebellenbanden, trotz der Geheimsekte der „Maotses", die der Wachsamkeit der Miliz spotten und noch überall Blut und Verwüstung säen. Begräbnisfeierlichkeiten unti ihre heilsame Wirkung. Sienshien (Hupeh, Nordchina).— Verflossenen Winter toar hier eine Frau auf dem Sterbebett getauft worden. Einer der Söhne als einziger Katholik der Familie schlug den andern vor, der Mutter ein christliches Begräbnis zu geben. Als diese zustimmten, legte es der Missionär darauf an, diese Beerdigung möglichst feierlich zu begehen: Die Kinder von drei Schulen nahmen teil, 21 Chorknaben trugen alle erdenklichen Kostüme, 15 Fahnen flatterten in der Luft und die Musik gab alle Kraft her. Der amtierende Priester ging in schwarzem Plu-viale, während einer der Christen ihm einen prächtigen, in allen Farben schillernden Sonnenschirm über das Haupt hielt. Kleine Ursachen und Mittel können oft große Wirkungen auslösen. Das gilt auch auf dem Gebiet der Gnade. Der Erfolg dieser in ähnlichem Maßstab nie gesehenen Leichenfeier übertraf alle Erwartungen: In diesem Dorf ist das Eis gebrochen, die katholische Religion, vordem kaum beachtet, steht jetzt in hohem Ansehen. Jede Woche kommen neue Gruppen von Heiden, die den religiösen Unterricht begehren. Die Knaben- und Mädchenschulen werden zu klein, man muß neue Lehrer anstellen. Bereits sind die heidnischen Schüler in der Minderheit gegenüber den Getauften. Auch die Kapelle muß vergrößert werden. Wirkt sich diese auf eine Äußerlichkeit zurückgehende Gnade weiter aus, so wird in kurzem das Dorf mit einem benachbarten christlich. Der erste katholische Abgeordnete imjapanischenParlament. Hakodate (Japan). — Die Reichstagswahlen vom 22. Februar d. I. haben den ersten Katholiken in das japanische Parlament einziehen lassen. Herr Paul Oshima Torakichi wurde zum Abgeordneten der Stadt Hakodate erwählt. Der freudige Stolz der Katholiken ist begreiflich. Am Nachmittag des 22. Februar wurde mittels Feuerwerk das Resultat der Wahl der ganzen Bevölkerung der Stadt bekanntgemacht. Aus der Anzahl der Detonationen war der Name des Gewählten zu entnehmen. Auf Herrn Oshima Torakichi trafen fünf Schläge. Begreiflich, daß die Spannung der Erwachsenen sich sogar den gerade heimkehrenden Schulkindern mitteilte. Sie zählten mit. „Pan!" Ein Schlag; „Jppatsu", zwei usw. Schläge. Als aber die fünfte Detonation „Benzai" sich hören ließ, da nahm der Jubel kein Ende mehr. Unser Herr Oshima Torakichi ist gewählt! Die gleichnamige Diözese Hakodate, seit 1891 bestehend, zählt über 3000 Katholiken und untersteht den Dominikanerpatres aus Kanada. K a t h o l i s ch e r Wohltätigkeitsbazar in Nagasaki zugunsten japanischerKriegerwitwenund -w a i s e n. Nagasaki (Japan). — Der alljährliche Osterbazar der hiesigen katholischen Kirche kam für gewöhnlich in seinem Einffebormenkirche in Ozeanien. Überschuß der Kirche selbst zugute. Dieses Jahr hatte er einen patriotischen Hintergrund: es galt, den bei Schanghai gefallenen Soldaten und ihren Hinterbliebenen Familien zu Hilfe zu kommen. Das katholische Volk und der Klerus von Nagasaki erbrachten so gegenüber ihren heidnischen Landsleuten den Beweis, daß die katholische Religion, wenn auch ihrem Wesen nach verschieden von der einheimischen Religion, dennoch durchaus national eingestellt ist. Für einen vor Schanghai gefallenen jungen Soldaten wurde jüngst in der Urakami ein feierliches Requiem gehalten. Die Heiden, die an der Feierlichkeit teilnahmen und auch die Predigt anhörten, mußten gestehen, daß die fremde christlich-katholische Religion erbaulich wirke und gleichzeitig dem vaterländischen Gedanken diene. Stand d e r k a t h o l i s ch e n B e v ö l-kerung in Indien (3,630.945). Madras (Indien). — Das Jahrbuch des „Catholic Directory of India", soeben zum 82. Mal in Madras erschienen, enthält wertvolle statistische Angaben über den Stand der katholischen Bevölkerung in jeder Diözese oder Mission. Danach beträgt die Gesamtzahl der Katholiken in Indien, Burma, Ceylon und den Malayischen Staaten jetzt 3,630.945. Zum erstenmal bringt das Direktorium die Zahl der Katechumenen für die verschiedenen Missionen: sie erreichen die Zahl 114.363. Die Zahl der Neubekehrten beläuft sich in diesem Jahre für 29 von den 56 Diözesen und Missionen auf 28.544, die Gesamtzahl fehlt. Lutheraner in großer Zahl zum Katholizismus bekehrt in Indien. Madras (Indien)..— 35 Lutheraner wurden Sonntag den 3. April in Nayudupet (Diözese Nellore) in die Kirche aufgenommen. Sie waren vor einem Jahr zum Bischof von Nellore gekommen und hatten um Aufnahme in die katholische Kirche nachgesucht. P. Bala Taver von Nellore unterrichtete sie liebevollst, und letzten Monat wurden sie zusammen mit dem eingeborenen lutheranischen Pastor, dem Leiter einer höheren Elementarschule in Nayudupet, getauft. Mit nächstem soll eine weitere Gruppe von 30 bis 40 Leuten aufgenommen werden. Hier sind überhaupt die Protestanten, vor allem amerikanische Baptisten und Lutheraner, sehr stark. Sie zählen ungefähr 250.000 Anhänger und besitzen Hunderte von Schulen wissenschaftlicher und technischer Art. Es besteht eine Bewegung hin zum Katholizismus; vor kurzem haben auch in der Kirche zu Guntur 120 Lutheraner Aufnähme gefunden. B a p t i st e n g c itt e t n 5 e n g eh en zumKatholizismusüber. Toungoo (Birman). — In birmanischen Landen war von jeher der Einfluß der amerikanischen Baptistensekten stark zu verspüren. Das macht sich vor allem in dem großen Mißtrauen geltend, das die Bewohner gegen den katholischen Missionär an den Tag legen; es will schon etwas heißen, wenn die mehr Unterrichteten sich herablassen, den Missionär mit vorwurfsvollen Augen zu beschauen, als ob er die unerhörtesten Verbrechen begangen hätte. Die Bekehrung solcher Baptistengemeiu-den ist darum ein Ereignis, das wir nur als besonderen Trost und Lohn von seiten des Herrn für unsere opfervollen Arbeiten denken können. Nun haben aber innerhalb weniger Monate vier Baptistendörfer unsern Lehrer herbeigerufen. Die Patres Bossi und Mora haben nach einem Rundgang in jener Gegend noch weitere Ortschaften angetroffen, die dem Katholizismus so wohlgeneigt erschienen, daß sie in der Folge alle Versuche von anderer Seite zurückwiesen, den durch den Besuch der Patres hervorgerufenen guten Eindruck zu verwischen. Afrika. Der König der Belgier bei den Missionären von Uganda. Bukalasa (Uganda, Afrika). — Das Zentrum des heißen Erdteils ist heute kaum mehr das „Unbekannte Land" der Alten. Das Flugzeug kreuzt über Afrika nach allen Richtungen und die Flugpost verkehrt zwischen Nairobi und London derart, daß heute nur noch fünf Tage die Metropole von Ostasrika trennen. Die Zahl der Passagiere, verhältnismäßig klein, wächst von Tag zu Tag. Zu ihnen gehört Se. Majestät König Albert I. von Belgien, der nach dem Kongo flog, um an Ort und Stelle verschiedene Ko'louialprobleme zu studieren. Am Schluß seiner Reise besuchte er noch das Ruandagebiet, wo es gilt, einen ungeheuren Ratio- Ter älteste Bischof der Welt. Der Papst hat kürzlich den ältesten Bischof der Welt, Rcd-word, in Privataudienz empfangen. Bischof Redword zählt 94 Jahre, ist seit 78 Jahren Priester und seit 68 Jahren Bischoi von Wellington. Er ist bereits zwölfmal bei den den Bischöfen vorgeschriebenen Pflichtbesuchen in Rom gewesen und hat fünf Päpste persönlich gekannt. (Atlantic.) ^ _____I nalschutzpark zu schaffen. In Mutolere, das zu Englisch-Ruanda gehört, wollte der König noch bei den Weißen Vätern zu Gast sein. Wenn die erst kurz gegründete Mission auch keine fürstlichen Gemächer aufweist, so wird den Missionären dieses Zeichen königlicher Zuneigung doch unvergessen bleiben. Einen tveiteren Beweis seines Interesses für die Missionen dürfen wir in dem Besuch König Alberts in Masaka beim Apostolischen Vikar von Uganda, Sr. Exzellenz Streicher, erblicken. In aller Eile begaben sich die beiden Seminare auf die Missionsstation, um den erlauchten Gast zu begrüßen. Am 18. April hörte der König noch bei den Sühneschwestern von Entebbe die Messe, um sodann auf dem Luftwege wieder nach Belgien zurückzukehren. Die Kathedrale zu Addis-Abeba. Harar (Äthiopien). — Se. Exzellenz Andreas Jarosseau, 0. M. C., Apostolischer Vikar der Galla, erhielt für seine Missionäre die Erlaubnis, in ihre alte Station Finfinni zurückzukehren, aus der sie vor 25 Jahren vertrieben worden waren. Der Bau einer Kathedrale in der Hauptstadt des Landes schien aus verschiedenen Gründen nie Wirklichkeit zu werden. Als der Sekre- tär der Propaganda, ©e. Exzellenz Msgr. Marchetti Selvaggiani, sich an der Spitze einer päpstlichen Gesandtschäft seinerzeit an den Hof der Kaiserin Zauditn und des Ras Tafari, des heutigen Kaisers, begab, ermunterte er Msgr. Jarosseau zum Bau. Immerhin dauerte es noch über zwei Jahre, bis die unermüdliche Tätigkeit des Apostolischen Vikars alle Hindernisse überwunden hatte. Am 19. April I. I. konnte P. Seraphin, Provikar und Delegat von Msgr. Jarosseau, feierlich den Grundstein der Kirche einweihen, die den Titel Mariä Geburt tragen soll. In Eisenbeton gebaut, mißt die Kirche 42 Meter in der Länge und 16 Meter in der Breite, der Glockenturm ist 30 Meter hoch. Der katholischen Lebenskraft der Mission wie dem Weitblick des äthiopischen Gouverneurs stellt die Kathedrale das beste Zeugnis aus. Neue herrliche Marienkirche Windhuk. Windhuk (Südwestafrika), April 1932. — Nach einjähriger anstrengender Bautätigkeit wurde dank der Opferwilligkeit und des Gemeinschaftsgeistes der Windhuker und unter der tätigen Beihilfe der Oblatenmissionäre, vor allem auch der Brüder, eine neue herrliche Kathedralkirche geschaffen. Die alte Kirche war viel zu klein geworden; so ließ man nur den Chor mit dem schönen alten Hochaltar stehen. Seine Größenverhältnisse wurden bestimmend für den Neubau. Die Länge des neuen Schiffes, von der Halle bis zur Kommunionbank gemessen, beträgt 22 Meter, die lichte Breite 10 Meter. Entsprechend der Triumphbogenöffnung des Chores wurde das Längsschiff mit einer 10 Meter weit gespannten Halbkreistonne überwölbt. Kindesmord auf Madagas-k a r. Ulear (Fort-Dauphin, Madagaskar). — Bei den unkultivierten Stämmen im Süden Madagaskars wird das Kind erst dann „offiziell" der Gesellschaft eingegliedert, wenn es zum Gebrauch der Vernunft gelangt ist. Bis dahin zählt es nicht und wird auch im Falle eines frühen Todes nicht mit den Erwachsenen beerdigt. Kindesmord ist bei dem herrschenden Aberglauben und der Zauberei etwas ganz Gewöhnliches. Kommt ein Kind vor der Zeit auf die Welt, so muß es sterben. Weder Vater noch Mutter wehren sich dagegen, ihr Widerspruch würde ihnen auch gar nichts nützen; denn die Alten und Zauberer erklären bestimmt, daß es der Familie Unglück bringt. Ein Kind, das an einem durch den Aberglauben verfemten Tag — gewöhnlich dem Donnerstag — geboren wird, erwartet das gleiche Schicksal. So kommt durchschnittlich wenigstens das siebente von allen Neugeborenen um. Wir verstehen so, warum Madagaskar, ein Land, größer als Frankreich, kaum 4,000.000 Einwohner hat. Allerdings gibt es außer dem rituellen oder verbrecherischen Kindesmord noch andere Geißeln, die Tod und Vernichtung bringen. Ozeanien. A u f w ä r t s b e w e g u n g in Zentral-Neu guinea. — Das Apostolische Vikariat Zentral-Neuguinea ist seit dem Jahre 1913 der Gesellschaft vom Göttlichen Wort anvertraut. Wie überall in Ozeanien schien der Boden anfänglich schwer zu bearbeiten, jetzt kommt die Zeit der Reife. Den 8 Steyler-Missionären — darunter 6 Deutsche —, den 7 Deutschen Brüdern und 15 Steyler-Missionsschwestern (vom Heiligen Geist) scheint nach den jüngsten Berichten eines Augenzeugen eine gewaltige Arbeit aufgebürdet zu werden. Verhältnismäßig klein nahm sich bis jetzt die Zahl der 5000 Katholiken neben den 75.000 Heiden aus. Aber die letzteren zeigen ein großes, außergewöhnliches Heilsverlangen. S o b e r i ch t e t u n s P. K i r s ch b a u m, der nach 26 Jahren des Apostolates auf Neuguinea jetzt eine Europareise angetreten hat und wohl als Kenner der dortigen Verhältnisse gelten darf. Die Eingeborenen sind mit der Gründung der Schulen und den daraus sich ergebenden Vorteilen nicht zufrieden, sie wollen dauernde Missionsstationen in ihrer Mitte, mit der Begründung, daß eine neue Zeit angebrochen sei und sie alle katholisch werden möchten. Auf einer Reise längs dem Lauf des Flußes Sepik haben die Missionsobern P. Kirschbaums diese Empfänglichkeit der Eingeborenen für die Religion, die an wahre Begeisterung grenzt, feststellen können. In der Ortschaft Moagendo trugen die Heiden zum Beweis ihres ernsthaften und guten Willens aus den „Tambaran" — den Behausungen der Geister — eine Menge abergläubischer Gegenstände zusammen, und zu Ehren ihrer Gäste, der Missionäre, er- Heft 8 u. 9 Stern der Neger 137 Katholiken von Mary's Jgloo-Alaska nach dem Walroßfang. — Eine der Haupteinnahrnequellen der Bewohner von Alaska ist ihr Handel mit Robben und Walrossen. Das Walroß erreicht eine Länge bis zu vier Meter und eine Schwere bis zu 1500 kg. Es wird wegen seines Fleisches und der elfenbeinernen oberen Eckzähne gejagt. — Obwohl das Christentum bereits im Jahre 1794 auf Alaska durch die Russen eingeführt wurde, hat vor der Abtretung des Landes an die Vereinigten Staaten kein katholischer Priester das Land betreten. Im Jahre 1872 lud der Chef der Alaska-Handelsgesellschaft die Oblaten (O. M. I.) ein, dort das Glaubenswerk zu übernehmen, und Bischof Clut vom Athabasca-Mackenzie-Gebiet stieß mit einem Priester, P. Lecorre, und einem Indianer als Führer über die Berge bis zum Fort Pukon vor. (Fides.) richteten sie förmliche Scheiterhaufen daraus, weil die Gegenstände „nicht mehr zweckdienlich seien". Mit Rücksicht auf den kultur-hi st arischen Wert dieser Kult-gegen ft ä tt b e und ihre Bede u-t u n g für d i e M i s s i o n s st u d i e n empfahl nun P. Kirschbaum, von der Zerstörung abzusehen. Von den Ortschaften in der Nähe von Moagendo und von den am Flußufer entlang zerstreut liegenden Dörfern kamen nun zahlreiche Abordnungen zum Missionär, um ihn zu befragen, was sie mit den Kultgegenständen anfangen sollten. „Wenn ihr euch ernsthaft ihrer entledigen wollt", war die Antwort, „so gebt sie mir; ich werde sie nach Europa schaffen lassen und dem Papst schenken." Von dem Tag an fuhren zahlreiche Kanoes, beladen mit den Schätzen der „Tambaran", nach Marienberg, dem Sitz P. Kirschbaums. Es sollte aus den Dörfern, wo Schulen bestanden, zugleich das Abschiedsgeschenk an den ^Setter fßitt. ’91 bei das M erkwü r d i g st e sollte e r st kommen. 40 Boote mit 300 Eingeborenen waren in Marienberg gelandet. Jetzt schickten die Alten, die nicht reisen und doch den Missionär noch grüßen wollten, Botschaft, er möge nochmals in die einzelnen Ortschaften kommen: andere wertvolle Andenken, die heiligsten und teuersten aus ihrem Besitz, würden sie ihm zum Geschenk machen. . . Gerade lief den Hafen der Missionsdampfer „Stella Maris" an, der den Sepik aufwärtsfahren mußte, um Sago zu laden; ein herrliches Zusammentreffen! Der Kapitän, Bruder-Jakob, nahm die Eingeborenen mit ihren Kanoes und dem P. Kirschbaum an Bord. In Moagendo wurde zuerst haltgemacht. Die Alten führten den Missionär in den „Tambaran" und verehrten ihm die schönsten Stücke ... Es war herzbewegend, zu sehen, wie jung und alt, auch Frauen, in langer Prozession diese Götzenbilder — einst Gegenstand ehrfürchtigen Grauens — auf die „Stella Maris" schleppten. Eine stumme und doch beredte Predigt für die übrigen Eingeborenen, die stillschweigend voll Staunen zuschauten. In Moim, Bin, Singali und Kopar wiederholte sich die Szene: Die Kunde lief dem Schiff voraus, und da die gesamte Bevölkerung dem Beispiel von Moagendo folgte, hatte sich der Dampfer bald selbst in ein richtiges „Geisterhaus" verwandelt ... In Tambari, einem Ort nicht weit von Moim, sollten einige Jünglinge in der herkömmlichen Weise im „Tambaran" die religiöse Weihe empfangen. Durch die Dazwischenkunft der Alten erfuhr die Feier eine jähe unerwartete Unterbrechung; die heiligen Gegenstände wurden den Jungen auf die Schultern geladen, sie mußten auf die Gesänge und Klänge verzichten, die sonst solche Feste abschlössen, und ihre Last zum Landungsplatz tragen. Besonders eifrig zeigten sich die Stämme der Lululai und Tultul, die ihrer Freude über die neuanbrechende Zeit immer wieder durch den Ruf Ausdruck verliehen: „Wir wollen alle katholisch sein!" Eine heikle Frage stellte beim Abschied von Moagendo der Anführer der katholikenfreundlichen Bewegung. P. Kirsch -bäum hatte sich bereits eingeschifft, das Volk stand am Ufer zum Abschiedsgruß, da trat Gabu näher und brach mit laut vernehmlicher feierlicher Stimme das lautlose Schweigen: „Pater, wir haben jetzt alles ausgehändigt; für die Alten bedeutete das ein großes Opfer, aber wir wollen ja alle katholisch werden! Pater, wie lange müssen wir noch warten, wieviel Monate vergehen noch bis zu unserer Taufe?" Wirklich eine Frage, die uns in Verlegenheit versetzte! Ein Missionär allein kann die Arbeit nicht auf sich nehmen: es müssen zwei neue Stationen in Ambot und Agrumore errichtet wevden. Es gilt jetzt, Arbeiter in den Weinberg des Herrn zu senden. Das ist das Gebot der Stunde. Die Bewohner von Marni haben das Versprechen eines ständigen Missionärs bekommen. Es heißt aber auch für die anderen sorgen. Vom Oberlauf des Sepik brachte ein Reisender einen vielsagenden Ausspruch der beiden Stämme, der Tambonum und Timbunke: „Wir bereiten gerade die großen Feierlichkeiten des ,Einsingt vor; es werden die letzten sein; dann kann der Pater kommen und auch hier die Bilder aus den ,Tambaran' holen." Seinem Versprechen gemäß hat P. Kirschbaum einen Großteil der Gegenstände nach Europa gebracht und dem Papst geschenkt. Voll Freude nahm sie Se. Heiligkeit entgegen, zugleich mit dem trostvollen Bericht über die Fortschritte des Evangeliums auf Neuguinea. Eine Anzahl der besonders wertvollen und charakteristischen Götzenbilder werden im ethnologischen Missionsmuseum des Laterans Aufnahme finden als bleibendes Denkmal der siegreichen Kraft des christlichen Glaubens. Die Schulfrage auf den Fidschi - I ns e ln. Cawacci (Fidschi-Inseln). Neun Zehntel der Gemeindeschulen auf unseren Inseln waren in Händen der Wesleyaner; ihre Katechisten versahen das Amt der Schullehrer. Da sich nun die Regierung weigerte, die beträchtlichen Zuschüsse, welche die wesleyanische Mission für diese Katechisten verlangte, weiterzuzahlen, gaben die Sektierer mit einem Schlag ihre Ortsschulen auf und behielten nur noch ihre Stationsschulen. Die Regierung sieht sich jetzt der großen Schwierigkeit gegenüber, für den notwendigen Unterricht der zur Kolonie gehörigen Kinder zu sorgen. Augenblicklich ist das die Aufgabe der Bezirksvorsteher. Diese, Europäer, sammeln die Kinder aus mehreren Ortschaften, bis sie eine genügende Zahl Schüler beisammen haben. Ihre weitere Aufgabe besteht dann darin, für die Schulen und deren Unterhalt die nötigen Mittel aufzutreiben. Leider ist die katholische Mission nicht in der Lage, die von den Wesleyanern ver- Stoßzahn eines Mastodons (ausgestorbene Elefantenart) in Alaska aufgefunden. Die Mastodonten haben einstmals auch die Ebenen und Berge Alaskas bewohnt. Dieser Riesenstoßzahn wurde von Eskimos einige Meilen südlich von Nome aufgefunden. Die katholischen Missionen in Alaska haben nicht mehr unter den vorgeschichtlichen Untieren zu leiden. Andere Sorgen drücken sie. Bischof Crimont, 8. J., Apostolischer Vikar von Alaska, schreibt, daß die dortigen Missionen in absehbarer Zeit dem Untergang geweiht sind, wenn ihnen nicht bald Hilfe wird. (Fides.) lassenen Schulen zu übernehmen. Unser wünschen, daß sie auch die nötigen Hilfs-Lehrerseminar, vor zwei Jahren entstanden, quellen finden, um möglichst bald den entwickelt sich rasch, aber doch nicht rasch Großteil dieser 200 Dorfschulen zu über- genug. Andererseits ist den Missionären zu nehmen. Der Sohn des Freimaurers. Von Anna Kays er? (Fortsetzung.) „O Vater, du bist nicht mehr böse? Sag mir, was ich tun soll. Soll auch Mukarut das Messer . . .?" * Druck und Verlag der Bonifatius-Druckerei in Paderborn. Er verstummte vor dem drohenden Blick des Missionärs. „Ich will dein letztes Wort nicht gehört haben", sprach er verweisend. „Aber lvillst du mit Jokiba eine Reise für mich machen?" „Wohin?" „Dorthin, von wo wir zn euch gekommen sind." Mit offenem Munde starrte 'der Rote den Pater an. Dann begann das breite Gesicht vor stolzer Freude zn strahlen. Der Vater gab ihm einen Auftrag, hatte Vertrauen zu ihm, trotz der Blutrache! „Wann sollen wir gehen? Heute?" „Langsam, mein Sohn. So schnell geht • das nicht. Ihr mögt euch bereiten und morgen, wenn die Sonne ausgeht, aufbrechen. Einen Brief sollt ihr überbringen an meine Brüder." Freudestrahlend machte Tureba kehrt und war mit ein haar Freudensprüngen im Gebüsch verschwunden. Am andern Tage standen die beiden Kuriere, Tureba und Jokiba, wieder an der Mission. Jokiba war ein eifriger, junger Bursche, kaum den Kinderschuhen entwachsen. Pater Werner liebte ihn. Er erinnerte ihn an den jungen Nathanael von Galiläa mit seinem kindlich arglosen Herzen. Bruder Rudolf hatte ihn zum Ministranten ausgebildet, und Pater Werner hoffte, in ihm noch einmal einen tüchtigen Katecheten zu sehen — vielleicht noch Höheres . . . „Johannes, mein -Sohn, halte dich in allem an Friedrich, weil er der ältere ist", sprach er beim Abschied, beide segnend. — Er nannte sie bei ihren Taufnamen, weil er sie zu Christen sandte. „Und du, Friedrich, hab acht auf den Knaben. Und kommt wohlbehalten zurück." Nach eingehenden Unterweisungen über Weg und Zeit der Reise entließ er sie. Wieder packte ihn das Heimweh nach den Brüdern. Mer er -bezwang sich. Pater Werner hatte all die schweren Tage seine Christen, die Kranken und Armen nicht besucht. Das holte er nun eilig nach. Überall, wo er sich sehen ließ, begrüßte man ihn mit Freudenrufen. Auf einem Ackerstücke begegnete ihm Mikami, ein steinaltes, runzliges Weib, das früher eine verbissene Feindin der Missionäre war, weil sie ihren Ruf als Zauberin und Wahrsagerin untergraben hatten. Seitdem aber Bruder Rudolf mit seinem „Himmelskasten", wie die Rothäute den Arzneikasten nannten, ihren Sohn dem Leben wiedergegeben hatte, -war ihr Haß in eine fast göttliche Verehrung umgeschlagen. Die scheußlichen Fetischsratzen, die ihre Hütte „schmückten", wars sie ins Feuer und kam, sanft wie ein Lamm, zur Station der „weißen Wundermänner". „Nun, Milami, wie geht es dir und Tala-bak, deinem Sohne?" redete Pater Werner die Alte freundlich an. „Gut, weißer Water. Talabak ist gut wie eine iKuh, seit du ihm das Wasser gabst." „Go? So?" lächelte der Missionär. „Gut wie eine Kuh? Das freut mich." „Ja, Water, früher war er wie ein Büffel, der im großen Busch die Kälber auf die Hörner spießt." „Ja, wenn man bei einer solchen Mutter hausen muß, wie diese braune Hexe früher eine war —!" dachte Pater Werner, sagte es aber nicht. „Hörst du ihn stöhnen, den alten Teufel?" flüsterte die Alte in wilder Schadenfreude — und wandte ihr runzliges Gesicht nach der Richtung hin, in der die beiden Tyrannen residierten. „Wen meinst du?" „Wen anders als Mukarut, den G-ötzen-teufel! Er winselt und stöhnt und wälzt sich wie eine Schlange auf seinem verfluchten Bauche, daß es eine Lust ist. Er hat das Fieber, sagen sie, aber Mikami-weiß es besser. Die alte Hexe hat ihm einen Trunk gebraut. Einen zweiten wird er nicht nötig haben. Umsonst hat sie es nicht getan. Zalaku hat Geld ..." Flüsternd hatte sie das letzte gesprochen. Pater Werner war wie erstarrt. „Blutrache!" ging es ihm durch den Sinn. Also auch den andern hatte die Nemesis erreicht? Und auch dieser sollte mit seiner blutbesudelten Seele ins Verderben fahren? -Sollte des MitbrUders Opfer für die Feinde umsonst gewesen sein? „Susanna" — er nannte die Alte mit Nachdruck bei ihrem Taufnamen —, „du bist eine Christin und freust dich an der Qual eines Unglücklichen?" „Er ist unser Feind. Er hat uns und unsere Kinder gequält. Er hat meinen Talabak auspeitschen lassen, als er zn dir ging, Vater. Er hat meinen armen Kulnba in den Sumpf geschickt, als er unsere süße Mirutu, die er uns geraubt, zurückholen wollte. Tausendmal hat er seine Strafe verdient. Fluch über ihn!" Der Vulkan von Villarica. — Im Vordergrund des BildeS sehen wir den See von Villarica und im Hintergrund drohend den gleichnamigen Vulkan. Er befindet sich in Araucanien im südlichen Teil von Chile und gehört zu jenen feuerspeienden Ungetümen, die jüngst einen großen Teil der Umgegend mit Asche bedeckt haben. (Fides.) „Du darfst nie wieder so sprechen, oder du bist noch eine böse Heidin", sprach der Missionär und wandte sich zum Gehen. Er konnte es in etwa begreifen, daß der Haß gegen die beiden Wüteriche so tief in den Herzen der Wilden saß, und daß er durch lange Belehrungen bei einzelnen nichts ausrichtete. Er nahm sich vor, bei der nächsten Gelegenheit in der Sonntagspredigt nachdrücklich auf die Feindesliebe hinzuweisen. Eilig schritt er dem Dorfe zu, in dem der Götzenpriester seine Wohnung, etwas abseits von den anderen Hütten, hatte. Es war ein aus Balken und Lehmwänden festgefügtes Haus, nach den örtlichen Verhältnissen stattlich zu nennen. Als er ltäherkam, hörte er lailtes Stöhnen und Schreien, von furchtbaren Flüchen unterbrochen. Ans der Schwelle hockte ein altes, unheimliches Weib. Das mochte die Hexe sein, von der Mikami gesprochen, die ihrem Herrn den Gifttrunk gegeben hatte und nun wohl auf sein Ende wartete. Aus den benachbarten Hütten schauten hie und da erstaunte Gesichter. Was bedeutete das? Der weiße Mann Gottes ging in die Höhle des Wüterichs? „Was willst du tun?" rief ein junger Katechumene ihm zu. „Das Ungeheuer fährt zur Hölle, noch in dieser Nacht. Freust du dich nicht auch?" „Komm, geh mit mir, du sollst mir helfen", sprach der Missionär statt aller Antwort. Widerwillig kam der Mann näher. Pater Werner bedeutete chm, das Weib zu entfernen, und ging dann selbst voran in die Hütte. Auf einem zerwühlten Lager zu ebener Erde lag eine Gestalt, schrecklich anzusehen — Mukarut. Die Kleider hatte er sich in Wut und Qual halb vom Leibe gerissen, das Haar zerzaust, das aufgedunsene Gesicht im Wahnsinn des Schmerzes zerkratzt. Die Augen rollten fürchterlich in den Höhlen. Verzweiflung stierte aus dem Blick, in dem Entsetzen war — und der Tod. Schauerlich hallte das Stöhnen und Fluchen des Gepeinigten durch den dumpfen Raum. Die greulichen Fetische an der Wand grinsten unheimlich auf das düstere 'Schauspiel herab, sie schienen an der Todesqual ihres getreuen Dieners Vergnügen zu haben. Der Missionär trat langsam zu dem Sterbenden — denn ein solcher war Mukarut, das sah er. Mit wildem Blick sah dieser den Diener des „Weißen Gottes" an seinem Lager stehen. Mit einem grauenhaften Fluche wollte er aufspringen, sank aber ächzend wieder zurück. Ein furchtbares Gift mußte es sein, das in seinem Körper wühlte. „Ha, bist du gekommen, um meine Qual zu sehen?" schrie er im Wahnsinn. „Wo hast du den andern? Ha — das Messer Mukaruts trifft gut." Er lachte, ein schreckliches Lachen. — „Und dafür sandtest du Karullu ins grüne Moor. — Willst du auch Mukarut holen? — Er will nicht! Geh zur Hölle, bleicher Teufel!" Der Tobende wandte das Gesicht zur Wand und stöhnte laut. Mit tiefem Erbarmen schaute der Missionär auf den Verzweifelnden. Er hatte ganz vergessen, daß der Todfeind des geliebten Mitbruders vor ihm lag. Er dachte nur das eine: der da im Tode röchelte, war ein Unglücklicher, und seine Seele ist in Gefahr. „Mukarut, Bruder, kann ich dir helfen?" Liebevoll neigte er sich über ihn. Mit einem Ruck fuhr der Kranke herum und stierte den Frager an. Er vergaß sogar sein Stöhnen und seine Schmerzen. Was war das? War das ein Todfeind, der zu ihm sprach? Vor Staunen blieb ihm das Wort im Halse stecken. Pater Werner erwartete auch keine Antwort. Er nahm sein Arzneikästchen und gab ihm eine schmerzlindernde Arznei, die schon nach kurzer Zeit wirkte. Mukarut ließ alles mit sich geschehen. Es mochte ein großes Wunder sein, das er in des weißen Mannes Augen gelesen. Bald wurde der Todkranke ganz ruhig. Pater Werner kniete neben dem Lager nieder. Da sah er nun den furchtbaren Mann, den Schrecken seines Stammes, den bösen Genius des toten Häuptlings, einem gefällten Baume gleich, elend/ dem Tode verfallen, vor sich liegen. Für sein leibliches Leben konnte er nichts mehr tun. Aber seine Seele! Dieser dunklen, wahngefangenen, schuldbeladenen Seele die Pforten zum Lichte zu erschließen, dieser Gedanke erfüllte ihn mit heiliger Leidenschaft. „Gott, gib mir diese Seele! Laß sie den. Preis für meines Bruders Blut sein!" flehte er mit Inbrunst. Finster und forschend fühlte er den Blick des Götterpriesters auf sich ruhen. Er gab ihn zurück gütig und milde. „Warum tötest du mich nicht? Hast du keinen Dolch? Sieh, dort an der Wand, da hängt er, der das Blut des weißen Mannes getrunken hat. Töte mich doch!" Dumpf, mit lauerndem Blick stieß er es hervor. „Laß das, armer Mann. Das habe ich dir längst verziehen. Mein Bruder auch. Er ist im Himmel und betet für dich, damit auch du den Gott, den wir lieben, kennenlernst." In ungläubigem Staunen starrte der Götzendiener den Priester an. Das war ja unerhört. So etwas von Feigheit konnte es doch nicht geben. Oder war es etwas anderes? Sollte der Gott dieser Bleichgesichter, den er verachtete, weil er sich hatte kreuzigen lassen, doch besser sein als seine Götzen, an die er selbst nicht glaubte, die in seiner Qual nichts für ihn hatten als blöde Grimassen?" „Gib mir das Bild drüben von der Wand", herrschte er im alten Gebietertone. Der Katechumene, der mit dem Pater gekommen war, griff verdrießlich nach dem Fetisch und reichte ihn dem Kranken. Man sah es ihm an, lieber hätte er ihm einen Fußtritt gegeben. Ein verweisender Blick Pater Werners machte ihn etwas freundlicher. Mukarut nalhm die Götzenfratze und schleuderte sie mit letzter Kraft in weitein Bogen gegen die Tür, daß sie mit grellem Mißton zerschellte. „Fahr zur Hölle, verdammter Götze!" schrie er. „Kannst mir doch nicht helfen." „Aber dieser Gott kann dir helfen, wenn du willst", sprach der Missionär sanft und zog ein kleines Kreuz aus der Tasche. „Er leidet wie du, und er leidet für dich." Lange blickte Mukarut auf den gekreuzigten Gott. Dann wandte er den Blick zur Wand. „Er ist zu arm und feige, dein Gott", murmelte er abwehrend. „Warum hängt er jo erbärmlich bet? Hatte er denn kein Messer, sich zu wehren? Oder hatte er keinen Mut?" „Er wollte es nicht. Er wollte geopfert werden, um uns den Himmel auszuschließen, der ohne seinen Tod verschlossen blieb. Das ist ein großes Geheimnis, das wir erst begreifen, wenn wir einmal zu ihm kommen. Dieser Gott aber liebt alle Menschen, er verzeiht alles und will alle glücklich machen für ewig. Auch dich, mein Bruder." „Mich soll er lieben . . . dein merkwürdiger Gott, mich, der ihn haßt und gerne tausendmal getötet hätte. Wenn du meine Taten kenntest, würdest du bald nicht mehr hier sein." „Der liebe Gott kennt sie. Er weiß alles und liebt dich doch. Er hat es einmal selbst gesagt: Wenn eines Menschen Sünden auch so rot wären wie Scharlach und so zahlreich wie der Sand am Meere, so sollten alle getilgt werden." „Rot wie Blut sind meine Sünden . . . der Teufel weiß es und vergißt es nicht. Er wird mich holen! . . . Oh, da . . . ist er schon . . ." Der Kranke sprang in neuem Fieberwahn auf und starrte in wildem Schrecken zur Tür, durch die die alte Dienerin eben verstohlen hereinschaute. Keuchend, schweißgebadet sank Mukarut wieder aufs Lager. Werner besprengte ihn mit Weihwasser. Leise sprach er die beschwörenden Worte des Exorzismus und machte dreimal das Kreuzzeichen über den laut stöhnenden Kranken. Dann trat er geräuschlos zu den Fetischfratzen, deren wohl ein Dutzend im Raume hingen, und warf sie ins Feuer. Leise trat er dann wieder zu Mukarut und nahm dessen Hand in die seine. Der sah ihn an mit großem, dunklem Blick, lange. Namenlose Angst sprach aus den schwarzen Augen. Oder war es Reue? Griff die Gnade nach diesem armen, irregeführten Knechte der Finsternis? Umschwebte ihn das Gebet und Lebensopfer des verklärten Bruders? Pater Werner fühlte es erschauernd, ein außerordentliches Werk der göttlichen Gnade bereitete sich vor in dieser Hütte, die so lange die Freistatt der bösen Geister war. Doch der Engel des Lichtes hatte einen langen, erbitterten Kampf mit den Geistern der Finsternis zu bestehen, die diese Seele ein Leben lang beherrscht hatten und sie nicht verlassen wollten. Längst war die Nacht hereingekommen. Pater Werner merkte es kaum im Ringen um das ewige Geschick seines Feindes. Eine Fackel beleuchtete gespensterhaft das qualverzogene Gesicht des Götzenpriesters. Schon graute der Morgen, und noch war der Sieg nicht entschieden. Eine Gruppe der Studenten unseres Missionsseminars auf einem Ausflug. Bleiern lag die Mattigkeit in des Missionärs Gliedern. Die Natur verlangte ihr Recht. Er achtete es nicht. Wie leicht konnte, während er schlief, der Tod kommen und diese noch unerlöste Seele mit sich nehmen ins ewige Dunkel. Endlich, als der Morgen schon hell durch die Fensterlöcher schien, wandte Mukarut sich zögernd zu dem Priester: „Ist der weiße Gott auch so ... so gut wie du? Hätte er das auch getan, daß er bei mir geblieben wäre die ganze Nacht? Wenn ... du mir . . . das sagen kannst, . . . so will ich . . ." Er stockte, als hätte er schon zu viel versprochen. „Oh, Bruder, tausendmal gütiger ist er. Wollte ich dir von seiner Liebe erzählen, ich käme nicht zu Ende." Flüsternd begann er dem horchenden Götzenpriester wieder zu erzählen von den vornehmsten Liebestaten Gottes in der Erlösung. Der Kranke lauschte offenen Mundes der Wundermär. Pater Werner Über merkte plötzlich, wie sein Atem rascher und röchelnder wurde und der Blick starrer; das Auge wurde gläsern. Erschrocken griff er nach dem Wasser, das der Katechumene ihm besorgt hatte. „Mukarut, glaubst du an Gott den Dreifältigen und verlangst du nach ihm?" fragte er laut, mit beschwörender Stimme. Ein letzter kurzer Kampf, und ein gebrochenes „Ja!" rang sich aus der röchelnden Brust. „Bereust du alles, was du Böses getan?" Eine mächtige Bewegung ging über des Sterbenden Züge. War es ein letztes Wehren, Aufbäumen der Tyranuenuätur? Wer das düstere Flackern im Auge erlosch, so jäh es gekommen, und eine Träne drang schwer aus dem halbgebrochenen Auge. Er sprach nichts, aber sein Blick, sein ganzes Gebaren schien Reue, die Reue des Schächers über ein verlorenes, ruchloses Leben. Es war die höchste Zeit. Pater Werner nahm das Wasser und goß es über des sterbenden Götzenpriesters Haupt. „Paulus, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Laut und feierlich hallten die gewaltigen Worte durch den Raum, die Worte, die lebenslange Höllenbande sprengen, die schwarze Seelen kinderrein waschen, die Himmelstore erschüttern. Der Missionär hatte das Empfinden, als müßte bei diesen allmächtigen Worten ein Schwarm böser Geister, die hier bisher gehaust, besiegt und knirschend fliehen, und als stiegen die heiligen Engel Gottes hernieder voll Dank und Freude über diesen in zwölfter Stunde Bekehrten. Nach ein paar Minuten beschien die Tropensonne, die schon sengend durch die Spalten des Hauses brannte, einen Toten. Pater Werner betete die Sterbegebete und schickte sich an, die Leiche zu waschen und umzukleiden, eine Arbeit, die all seinen Mut in Anspruch nahm. Er holte sich ein paar Neuchristen aus den nahen Hütten. Die Befriedigung, nun von beiden schrecklichen Tyrannen erlöst zu sein, ließ diese Leute ihre Abneigung überwinden. Die alte Giftmischerin, die ihrem Gebieter hinterlistig den Gifttod gegeben, war verschwunden. Sie hatte hier nichts zu tun. Ob sie gegangen war, die dreißig Silberlinge zu holen . . .? „Ihr saunet Böses, Gott aber wandte es zum Guten!" ging dem Missionär das Wort des ägyptischen Josef durch die Seele. „Was bist du für ein Wundermann, weißer Vater, daß du diesen Tiger zum Lamme machtest?" sprach einer der Neuchristen voll Staunen, als sie fertig waren. „Das hat unser guter Gott getan. Er hat seinen Feind mit Liebe geschlagen." „Meinst du, daß ... er nicht beim schwarzen Geiste ist?" meinte ein anderer enttäuscht. Die ehrlichen Rothäute konnten es nicht fassen, daß der grausame Mukarut für seine schwarzen Taten nun den Himmel haben sollte. „Er wird so wahr in den Himmel kommen wie der Schächer am Kreuze, von dem ich euch letzthin erzählte." „Auch Karullu?" „Das weiß ich nicht", entgegenete der Missionär traurig. „Ich habe ihn nicht sterben sehen." (Fortsetzung folgt.) Eigentümer, Herausgeber und Verleger! Kongregation der Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Verwaltung: Missionshaus „Maria Fatima", Post Unterpremstätten b. Graz, Stmt. Verantwortlicher Redakteur für Österreich: I>. Alois Wtlf-ling, 0.8. C., Generalasfistent, Missionshaus „Maria Fatima", Post Unterpremstätten bei Graz - für Deutschland: I>. Heinrich Wohnhaas, F. S. C., Misstonsseminar St. Josef, Ellwangen-Jagst, Württemberg. — UniverNtäts-Buchdruckeret „Styria", Graz.