«'•"^&a Bcnedikt Franz Hermann's Verfassers der Technologie, der römisch-kaiserl. patriotischen Societäten in Oesterreich und Steycrmark, dernaturforschendcn Gesellschaft in Berlin, und der freyen ökonomischen Gesellschaft in St. Petersburg Mitgliedes, dann der rußtsch-kaiserlichen Akademie her Wissenschaften Korespondenten. Reisen durch Oesterreich, Steyermark, Kamten, Kram, Italien, Tyrol, Salzburg^^ und Baycm, ^^ im Jahre 1780. In Briefen an den Herrn -Hofratb v. S.... in NA Drites Bändchen. ^^ Enthalt Bemerkungen über den Karaktcr und die Industrie der Einwohner der österreichischen Staaten. bey Christian Friedrich Wappler. 1785. €e que merkte d'etre Cca t xMcrite auffi d'etre ecrit! Roeheßilii'äHftt. Nachricht für den Buchbinder. Die zwo Kupfer müßen zusammm zwischen den zwo Seiten gebunden werden., wo/ fauf sie sich bczichen. i^öi-ofra-v Inhalt dieses dritten Bandchcns. Siebzehnter Brief. Nachrichten von politischen Einrichtungen Fuhrwesen, Strassen , Wirthshäuser, und Lebensmittel in Inneröfterreich. Bc»ncr-kungen über die Einwohner - Bildung , und Nahrnngsarl. Achtzehnter Brief. Kleidmrachlen. Neunzehnter Brief. Sprachen. Zwanzigster Brief. Boschreibung ihrer Sitten und moralt» schen Tugenden, Religion, Gottesdienst > Aberglauben:c. Ein und zwanzigster Brief. Liebe, Heyrathen, Schwangerschaft, Niederkunft. Zwey und zwanzigster Brief. Nachrichten von der Erziehung und Schulwesen in den österreichischen Staaten, Vrey Drey und zwanzigster Brief. , Bemerkungen über die Gewerbe, Knn^ fie und Wissenschaften - Leinenlnanufakturei^.. V>ollcn-und Ballmwollellsftmnercy, Bereitung der Käst , Oelschlagercy , Bierbraucrey, Brantewembrennerey, Bereitung der mineralischen Sänern, Potaschcnbrennerey, Gal-petersiederey, Kochsalzsicdcrcy, Allaun - llnd Vitriolsiedercy, Zu^eraffincrlen, Mittelsaf^-ze, Starke und Haarpnder^ Bereitung der Farben, Bleystifte, Toba ffabriken, Lakir-und Vergolderkunst, Wachsbleichen, Ledcr-bereilltng, Sege.lmanufakturen, Posamentier und Schnurmacherkunst, Stickerey, Spi-zc,lmanufakturen, Strumpfwirkerey, Leinen-und Baumwollenmanufakturen ^ in Großen/ Tuchmanufakturen, Hutlnacherkunst, Pap-piermachcr, Bereitung der Sache aus Pap^ pier-mache' , Bereitung des Sicgellaks, Blumcnmanufakturell, Wachspouffierer, Rohrs studlmacher, Stellnmcher, Verfertigung der Nürnbcrgcrwaarcn, Formschneidcr, Metall-drcher u. Grapirkunst, Schif-und Bcrg-t baukunst, Pulocrmühlen, und Fcuerwcrkcrey. Ende des dritten Bündchens. Sieb- Siebzehnter Brief. Trieft dcn 10. Iuly ^80^ Bester Freund! it^ie fodrrn mich auf, Ihnen wn dem ^^'^ Karakter der Einwolmn' diefts Theils der österreichischm Monarchic, d' schchcn kitlm. A 2 Auf 4 Auf diesem letztem zahlt die Person fur jedc Post 45 Kreuzer; man zahlt an dem One, wo mm; einsitzt, die ganze Summe bis auf die Stazion, wohin man reisen will, voraus, und man hat hiebey auf seiner Hut zu seyn, damit man nichts umsonst zahlt; denn wenn Sie zum Veyspiel anf hcUben Wege Halte machen wollen, so bekommen Sie von der zweyten vorausbezahlten Hälft« keinen Kreuzer mehr zurück. Es ist zwar keine Schuldigkeit, dem Postillon der Diligence ein Trinkgeld zu reichen ; aber der Mißbrauch ist doch allenthalben so sebr cingeMichen, daß Sie ohne desselben nicht wegkommen. Sie müssen ihm schon cm paar Groschen hingeben; folglich kömmt jede Post alls drey Siebzchner zu stehen. Soviel es »mn aber die Straßen belrift, so must jeder Unpartheyischc einge^ stehen, daß sie vielleicht nirgend besser sind, Fmnd'rclcl, ausgenommen, als in den österreichischen Provinzen, vorzüglich in den deutschen ; nur sind sie beynahe nirgend mit Atlee» und Bäumen bepflanzt. (^) Von (») Dies ist stilher durch die Verordnung des 5 Vsn Wien bis Tricst sind sie, die Heerstrasscn nämlich, ganz vortrefflich; a»n besten adcr in Ocstcrreü-l? und R.ärlN?n. Man kann abcr auch nicht langnen, daß zu Herstellung und Erhaltung derselben, Einrichtungen gemacht sind, die nnr in wcnigcn Landern so hmiftg anzutreffen seyn werden; denn beynahe jede zwotc Post treffen Sie auf eine Manch, wo man Ihnen entweder pas-sagegcldcr, oder Pferd-N?css - und Sckran-tcumalub abfedert, und die sich von zwey Pferden von 2 bis 16 Kreuzer erstreckt. In Niedcrosierrcicl? haben zwar die pgssägegcl-dcr bey Einführung der neuen TranrMuer aufgchört; dic ulkigen Mäuthc aber sind geblieben. Diese letzterll sind gemeiniglich 3 kr. tostet, und Sie werden finden, daß diese leyde Artickel auch nur n'lr clue kleine Fa? wilte ^oc> und mehr Gulden ausmacht. In dcn Hauptstädten der übrigen drey Länder fnd dce Holzprcist jedoch um die Hclfte, cuch wohl um 2 DntlhcUe geringer; obe. wohl man zwar in den erzreichen Gegenden derselben ebenfalls anfangt einen ziemlichen Holzmangcl zu fühlen. Nur in wenigen Ortschaften ist man demselben dnrch eine gute Naldkultur z. B. zu 2luM, und Idrm bereits sehr wirksam zuvorgekommen. Ueber den Preis dcr /^ebenömcttcl hingegen hat man sich im Gegenhalte andrer Länder nicht zu beklagen. Natürlich sind sie in Wien höher als in dcn Provinzcn; der cs aber anzustellen weis, lebt auch dort wohlfeil. Ein Reisender, welcher auf Menage sieht, muß sich nicht tm Wirtho'haust auf seinem Zimmer bedienen lassen, wenn er nicht alles beynahe doppelt bezahlen will. Cr muß sich in das Gast - oder Spei'senms -mer begeben, und die Speisen selbst nennen, die cr verlangt. Auf diese Art kaun er sich um einen Gicb-clmcr mit drey bis rier schmackhaften Speisen satt csseu. ,A 5 Er 1(3 Er kann aber auch einen halben Dukaten und mehr verzehren, wenn sein Magen nur mit Leckerbissen gcsättiget werden kann. In Gräy lebte man vor ic> Jahren »och sehr wohlfeil; seither sind alle Lebensmittel etwas gestiegen. Dem ungeachtet stehen ihre Preise niedriger als zu Aaybach, und hicr wieder geringer als zu Hlagenftnt. In der letzten Stadt sind sie vcchältnißmas? sig wirklich ziemlich theuer; die Ursache scheint mir diese zu seyn, daß eines Theils dcr Ackerbau allda von seiner Vollkommenheit noch cm wcuig zu sehr entfernt ist, andern Theils aber, daß die vielen Eisen-und Gtahlfabriken mit der Landwirthschaft bereits in einer Disproportion stehen. Das Landvolk könnte aber dieser Ungleichheit sehr bald abhelfen, wenn es sich bemühen wollte, den Ackerbau zu veroollkommen. Die producirende Klasse scheint hier überhaupt gegen d!e verkehrende viel zu gering, und ausserdem auch zur landwirtschaftlichen Industrie nicht sehr aufgelegt zu seyn. Je entfernter fruchtbare Gegenden von der Hauptstadt sind, desto wohlfeiler sind dic Lebcnsmittel; eine Sache, die jedermann weis. So verhalt sich's auch in diesen Ländern ; es würde zu weitläufig seyn, ein Ver-zcichniß davon her zu setzen. Sic können sich daraus einen Begriff machen, wenn ich Ihnen il «en sage, daß man etncn gemeinen Taglöh- ^ ncr in N>ien mit 17 bis 22; tu Gray mtt 14 bis i?; in Rlagcnfurt, mit 15 bts 18; und in payback mil 12 bis 1 ? kr. bezahlt. Nuf dem platten Lande giebt man 8 bls 12 kr. und ich kenne Gegenden, wo man nur 6 bis ? kr. bezahlt. Auch giebt es Ocrter, z. B. in Obe stcyer, wo der Taglöhner nebst der Kost nur ) odcr 4 kr. bekömmt. So ein Tagwerk nennt man ;ur Rosi; hingegen dasjenige, wobey der Arbeiter keine Koft bekömmt, 5ur Därr. Die Einwohner und ihre Sitten. Da ich es Unternehme, Ihnen cinc Schilderung von dem Karakter dieser Völker zu machen, so bitte ich Sie, nicht zu glauben, daß ich die Absicht habe, ein vollständige« Gemälde aufzustellen; das dürfte al-lcrdings meine Kräfte übersteigen. Nur die Hauptzüge werde ich hinwerfen. Sie werden aus denselben auf das Ucbrige einen sichern Schluß machen können. Erinnern Sie sich aber immer, daß hierbcy nur das gemeine Volt mein Gegenstand ist; denn die Städter, wann haben die einen Natio-nalkarakter? — und wer würde es unternehmen wollen, ein so vcrlarvtcs Gemälde zu zeichnen? Ich !4 Ich kleide meine Nachrichten in Rubrk km ein; die erstc ist. Die Bildung des Körpers. ' Sic werden es wohl vermuthen, mem Bester, daß ich liier das schöne Geschlecht am ersten aufführen werde i — Und wer lvurdc das nicht thulN —> Das Gegentheil wäre eine unverzeihliche Unartigkeit, die mir diese lieben Kinder nie vergeben würden; und ich mö hte es mit denselben doch nicht gerne verderben. Also zur Sache. Die Mädchen haben einen melir fette« als schlanken Wuchs, cine ziemlich große Gestalt, einen vollen Busen, insgemein blaue Augen, schöne Zähne, braune oder schwarze Haare, und größten Theils eine offene heitere Mine. Einen niedlichen kleinen ssusi, und eine seidenweiche Haut, diese Schönheiten der Städterinnen und Müssig-gängerinnen, finden Sie bey ihnen nicht; aber dafür eine gesunde blühende Farbe, und ein munteres Betragen, das von keinen gezwungenen Grimassen entstellt wird. Dicff ist das allgemeine Bild der inneroster-reickisckcn Mädchen, das nun freylich in mancher Gegend seine Ausnahme leidet. (*) So (*) Unter I n „ cr o st c rr c i ch wirv bctanmev-massen Stenermark, Kernte n, Krai n, und das Friaul verstanden. Vcy meinen gegenwärtigen Schilderungen rechne ich auch ^llncröster^cich dazu. So ist, z. B. ihr Wuchs in den flachem Gegenden gemeiniglich schlanker als in den acbirgichten; ausserdem sind auch überhaupt die A,< ainerinneu und Aärnmc-rinncn schlau kcr gewachsen, als die Ste^ermär^crwncn und Nledcrofierreichcrinncn. In Rücksicht der Größe des Körpers giebt cs so vicle Verschiedenheiten, daß es nicht möglich ist, einer Gegend vor dcn l4 den gelegenen Gegenden von St-tcr ich kenne in ei-ncr Gegend, dic einen Umkmß voif beynahe 5. 5. Meilen hat, nur 5wey Bauern, die man sett nennen kann. Besonders auffallend ist es, daß ma«l bey dem Bauernvolke dieser Lander, und vorzüglich in Steycrmarl^ , die schönsten, festesten, und wcisscstcn Zahne sieht; Zahne, die den Neid vieler Damen rege machen würden. Diese Leute haben ein Sprichwort: Scliwarf Brod macht scliäno 3alnc, das, wie mich dünkt, seinen guten Grund hat; denn wenn sich unsere artigen Damen gefallen lassen möchten, schwarzes Brod zu kauen, statt Zuckerwcrk zu naschen, so woUt' ich ik-nen wohl gut dafür seyn, daß sie ihre schonen Zahne behalten würden. Wenigstens würden sie die verdorbnen Säfte, die auf die Bildung und Erhallung der Zähne einen beträchtlichen Einfluß haben mögen, nicht mehr auf ihre Kinder fonpftanzen. Noch ein Stück der körperlichen Bildung hab' ich Ihnen zu beschreiben; die Nase! Sie lachen i — gut! Eie werden Gesellschafter finden. Allein in unscrn phy-siognomischen Feiten darf so was nicht unberührt bleiben, und Sie wissen, welchen Werth Freund H^avater auf die Nase setzt. Mir beucht, cr hat so unrecht eben nicht; wenigstens ist es gewiss, daß einige Volker sich hierinnfalls von allen andern un-tcrscheiden. So haben z. B. die Iraliäner fast l-5 fast insgemein lange, die Chinescr und tt^ gern stumpft Nasen. Aber Tie werden doch wohl nicht erwarten, mci^ Frc'Md, daß ich Ihnen von all den stumpfe:!, spitzen, großen, kleinen, überhangenden und aufgezogenen Nasen, die ich in diesen Landern gesehen habe, hier eiu MaZ beylcgcn soll? Doch! es mag seyn, wie iiim wolle; ich will nicht untersuchen, in wie ferile die Gestalt der Nase anf die Gemüthsart ihres Besitzers einen Schluß machen läßt; genug, daß Sie hier überhaupt mehr stumpfe ais spitze Nasen finden, werden. Eiue R,o,ncr,?aft ist hier ein seltnes Ding; und wenn es wahr ist, daß die a».,ft gezogenen Nascn Gnrhcit anzeigen, so gie'>t cs in diesen Ländern, besonders in tpcsic^ rei'b u>id Stevcrmarc, nngleich zuehr gu^ tc als nerjclilagcne Menschen. Und nun zu den Nahrultgsmitteltt. Jedermann weis, dasi der Bauer eine,l Kapaun eben sow)b! wegzuessen weis al5 ctn Gt^tck schwarzes Brod; und daraus, konnte mancher deil Schluß ziehen, daß cs eine sehr lächerliche Sache sey, sich um die gewöhnliche Kost der Bauersleute zu bekümmern. Wenn dcr Bauer elwas besscrs hat, so läj?t er stine magere Suppe stehen. wird I? wird mancher sagen. Ja, das ist nun wohl wahr; aber wann hat er dieses Bessere? — und da er es nicht hat, wie kömmt es, daß er bey seincr schlechten Kost so zu friede« und gesund ist? Unstreitig daher, daß ec die lekerhaften Gerüchte eines französischen oder italiänischen Koches nicht kennt, und sich mit denselben seine Safte nicht verdirbt. Aber der Bauer hat auch seine Leker-bissen, wornach cr eben so lüstern ist, als wir nach unsern Naschcreyen; ein Beweis, daß Zufriedenheit und Behaglichkeit in diesem Stücke blos auf dcr Vorstellung und dem Hunger beruhen. Seine Unwissenheit und seine Armuth erhalten seinen Körper gesund, und verursachen, daß cr von den lebcnverkürzenden Tafeln der Großen und Reichen keinen Bc-grif hat. Der Unterschied ist nur, daß sei^ ue Lekcrbissen wohlfeil und gesund sind; bey unsern hingegen verhält sich's sehr oft umgekehrt. Um Ihnen aber von dcr hiesigen Kost des Landmanncs einen hinlänglichen Bcgrif zu gcbcn, so erlauben Sie mir in dieser Rücksicht Obersteycr als ein Beyspiel aufzustellen. Das Frübstük wird gemeiniglich im Winter um 6, im Sommer aber um 5 Uhr eingenommen. Es besteht aus einer Milch-Sckon-oder Rae«si,ppe, und aus noch ei, -Herm.2vels.IIl.Chl. G mr 18 ner Speise. Die Scdonsuppe wird aus dem Guard' der geronnenen Milch gemacht, und die Rac''.suppe aus süsser Milch, und einem Zusätze, der Guppcnmaclict heißt, und von alten Kaes bereitet ist, der aus geronnener Milch gemacht wird. Die zweyte Speise ist entweder eine abgeschmalzcne Talken, ein Sccrx, oder cin Ramb'ock?, oder auch wohl eine Zuspeise von Hülscn-früchten. Die Tald'cn ist eine Speist, wel>-che man anderwärts schwerlich kennt, t« !e laufen, ass wodurch Spreu «nd Hülsen weggebracht werdcü. Und so ist die Talken fertig, die nun scwohl roh, als gesotten vcrspeiftt wird. Wenn sie gesotten, und dann geschmal-zcn wird, so ist sic schon ein Lckerbisscn, der nur auf die härtesten Arbeitszcitcn gehört; beym Frühstück geuüßt man sie gewöhnlichcr-weisc nur blos gesotten mit^>clle;supp>c, oder geronnener Milch, die hier s«me Milch heißt. Die ^ollcrsuppc rcird aus den Beeren des schwarten -Hollundcrl' bereitet, und ist natürlicherweise nur dann eine Speise dieser kandlcutc, wenn diese Beeren reif sind, welches nach dem Unterschiede der wärmeren oder kälteren Gegenden, in dem Heu-oder Augustmonat fällt. Die Bereitung dieser -Hollcrsuppe, die hier auch eine beliebte Speise der vcrnch-mcrn Personen ist, geschieht dadurch, daß man die Beeren von ihren Stangeln aM'ht, solche in einen großen Kessel wirft, worum B 2 sie 20 sie gesotten werden; die gesottnen Beeren zerdrückt, und alles endlich in einem reinen Tuche durchsauget. Und so ist sie zum Genusse fertig. Der Srcrf ist clne Mc.hlspcise, die blos Nlit Wasser angemacht , ans Weizen - ode^ Roggenmehl bereitet, und selten geschmalzcn wird. Man genäßt sie wie die Talken. Das Ramr'ocl, ist abermal ein Leker-bissen, der nur in der Heu-und Erndtezeit aufgetischt wird. Man bereitet es aus Weizenmehl, Eyern, und Ram, den man a^ derwarts Shmant, Shmetten oder Ober» nemtt. Der Ram vertritt bey dieser Speist die Stelle des Schmalzes und der Butter. Um 8 oder 9 Uhr ist die Zeit der Vor-tftusc,»; sie besteht gemeiniglich nur in einem Stück Brod, das aus bcsscrm Roggenmehl gemacht ist. Im Sommer geben einige Bauern auch wohl Rrapfen, (^) Seer?, Ra»NF koch !c. und wechseln also mit diesen Spel-fcn beym Frühfiük und der Vorfausm ab. Die Stunde des Mittag mals tritt hier um ii Uhr ein; die bey ihren Arbeiten zerstreuten Leute werden an manchen Orten, besonders in Rärnlcn, durch eine auf dein Dache des Hauses angebrachte Glocke zu T5? sche gerufen. , Das (*) Eine Art Pfmnmikuchcn. 21 Das geselcht odcr geräucherte R,ms-und Schwemcnfteisck macht einen Hauptartikel bey der Mittagskost aus. Uebrigens besteht sie aus'einer Suppe, die, an Fleisch-^ tagen, in der Woche dreymal eine Mehlspeise enthalten muß, und aus noch einem Gc^ rüchtc. Die Mehlspeisen sind: Speckknodel, Nor'cn, (*) und Strndclli; letztre sind oft mit geldm Rubcu, Rraur, und Nloh,,-s^aincn, den man hier Mage»» nennt, gefüllt. Wenn 5ie Speckknödcl mit geräuchertem Fleische begleitet sind, wie es denn auch fast allemal geschieht, so besteht die zwote Speise aus Rmnt oder Saumkohl mit Speck, Ä>ohncn, Erbsen 2c. Die Fresser haben allen Tagen in der Woche Namen beygelegt, die von den Speisen hergenommen sind. So heißt der Sonntag , Dienstag, und Donnerstag jeder cill Rnödcl - und der Samstag ein Nudclrag. Um 4 Uhr geht man zur Jausen; sie besteht aus einem Stucke Brod mit Kaes, Butter, oder geronnener Milch. Oder aus geronnener Milch mit Talken. Das Abendessen wird im Winter um 7 odcr 8, und im Sommer um 9, manche mal a»ch um io Uhr eingenommen. Eine B ? Sup- (4) Änödl und Noken hcjsscn anderwärts Klump-chcns, und Keilchens -c. 22 Suppe, und cine Zuspeise von Kraut oder Bohnen, macht dasselbe aus. Der Samstag aber hat hievon eine Ausnahme, dcnn der wird mit einer bcMrn Kost beschlossen. Sie besteht in Rein-oder Dampfiudcln; beyde sind Mehlspeisen, aus Weizenmehl gemacht, die mit warmen Schmalz oder Butter, welche man in einer Schalle hat, und werein man jeden Broken taucht, genossen werden. Diese Samstagsspcise ist so gewöhnlich, daß der Knecht seinen Herrn den Dienst aufsagen würde, wenn sie einmal ausbliebe. Die Hauptnahrungsmittcl in Obcrsicyer find, ausser Brod und Mehlspeisen , das schon erwähnte geräuchert Fleisch; die Fcld-oder Ssubcchnc»!, A^fen, Rraue, und die geronnene Milch. Ausgenommen Aufsce, und diejenigen Gegenden, die an westcrreicl? gränzen, allwo'die Speisen aus Weizenmehl, und vorzüglich der N?cixcngricft, die Hauptnahrung ausmachen. In Unterlider, allwo sich der Bauer überhaupt viel elender steht, wird sehr viel türkischer Weixen und Erdäpfel gegessen. Letztrc sind auch in Niedcrästerreich zu Hause , und selbst in Wim wird viel davon gespeist. In Rärntcn ist der ^Hir^, der dort, wie ich schon irgendwo erwähnt habe, Brmin. gencnnt wird, die gemeinste Kost der Land- leu ^; 23 lcute; cr wird mit tNilck, Schmal?, auch nur mit Wasser allein bereitet. Nebstdem hat man in Rärnrcn auch viele linsen, Fisolen lc. die in Stc/ermarr', und vorzüglich in wbcrste/cr, nicht wohl gcdeyhen. Rückwegen oder -Hädcn ist sowohl in Rärnten, als in Aram eine sehr gemeine Kost. Im letztem Lande baut und genäßt man mehr Obst und Gartenfrüchte als an-dcrwarts, z. B. Rkben , Rohl, Rraut ^c. Das rohc Rind-und andere Fleisch ist beym Baucmvolkc dieser Länder eine seltne Erscheinung; nur zu heilige,: Zeiten, als da smd: Weihnackten, Ostern, Pfingsten ^c. köntmt es auf den Tisch. Die Dicnstleute würden aber auch übel zu frieden seyn, wen« cs bey solchen Gelegenheiten ausbliebe. Ue-berhaupe ist das Gesinde so sehr auf das versessen, was de^ 2öraucl, ist, daß ich es keinen: rathen wollte, bey Verlust aller seiner Dienftleute ctlvas neues einzuführen. Unter ihre guten Gerüchte gehören auch die Rrapfen, die rocifcncn Flobcn, und die Bittcl. Die wcizcncn Flöten sind eine Art E^ crbroda in dünnen breiten Laiben, die zu de« l-eiligen Zeiten, und besonders zu Allerheiligen , gebacken werden. Die Bittcl werden nur zu Weihnachten gegeben; sie sind Scknic-ten des obgedachten Cycrbrods mit Honig und gestossencm Mohnsaamen vermischt. B 4 I« 24 In Ilnterstc^er, Rärnten und Aram, allwo man einen Uebcrfiuß an Obst hat, wird viel davon gedörrt, und alsdann verspeiset; besonders die Zwetschgen. Auch wird mit diesem gedörrten Obste ein starker Handel getrieben , vornehmlich aus Rärnten nach Stey-«rmark, Salzburg, Tirol?c. Sie srhen, mein Bester, wie einfach die Gerüchte dieser guten Landleute sind; und in vielen Gegenden, besonders im Gebirge, allwo man beynahe nur von Milch, Kacs und Butter lebt, sind sie noch viel simpler. Man kann also hieraus auf den gesunden dauerhaften Körperbau dieser Gebirgsbewohner schlüjscn. Das -Hauptgetränr'e ist durchgehends Wasser. An einigen Orten, z. B. in Rärn-ten , bereitet sich der Bancr auch manchmal ein schlechtes Bier, das aus Hafer-oder Gerstenmalz mit wenig Hopfen gemacht, und in einer hölzernen Wanne gesotten wird. In Unterster, in einem großen Theile Kärn-tena, und in Rram, wird sehr viel Cider ans allerley Obst gemacht. Man nennt ihn schlechtweg tNosk. Der meiste wird aus Aepfeln und Birnen bereitet, und man sagt daher Aepfrlmost, Biernmost lc. Diese Ci-derarten werden nicht nur allein von dem gemeinen Volke häuffig genoffen, sondern auch viele davon in die Städte verfuhrt. Vor einigen Jahren noch ist mit diesem Moste ein 25 ein starker Handel aus Untcrsteycr nach Gbersteycr getrieben, nnn aber eingeschränkt worden, well man zu sehr die Weine bmnit verfälschte. Als cin Gommergetränke wird der schon erwähnte -Holzäpfclmost sehr hauffig gee nossen. Sonst aber ist der Bnmdtwcm der klebltngstrank des größten Theils der inner-österreichischen Landlente; er wird besonders ? von den Bewohnern der Gcbnrge sehr geliebt. Man macht ihn alls allerley Materialien; die gewöhnlichsten Arten sind: der Aorn-brandtwcül, der aus Roggen, oder ans dem Aftergetrclde desselben bereitet wird. Seine Verfcrtignng hat oft schon so überHand genommen, daß die Gttreidmasse im Lande merklich dadurch verringert wurde; die Landesregierung war also, vor einigen ^Jahren genöthigt, dem Bancrsoolkc in Oberster auf eine Zeit alle Brennkessel wegzunehmen. Der Obsibrandtweln; man macht ihn aus verschiedenen Obstarten, am häuffigstcn aber ans Vwctscbgcn , pftamncn , und Rirs'bcn; aus Unterster und Rärntm wird ein beträchtlicher Handel damit,getrieben. Ucbrigens wird auch noch aus den Scl)war;bccren, aus den Vogelbeeren, die man hier Moschbeerc nennt, aus den Wacholderbeeren, vornehmlich aber aus dem B 5 be- 26 bercitS erwähnten Ennan, in großer Men" ge Brandt wein bereitet. Als die besten mid gesundesten Sorten betrachtet man den Scknar5be,crdrtmdtwein, don aus stbroar>cn. Ri^ftbcil, welchen mau auch Rirstliengelfi nenitt, und den ^nnan^ br>tndtwcin. I:: Städten und in Unterster wird auch viel Wem - und Bicrbl ^ndtwein gemacht. An inauchcn Orten ' werden diese Brandtwcinsovten mit Zucker und Anis gemischt, und dadurch eine Art Rosoglio da, raus gemacht, dcll dcr V«ucr mit vieler Bcgiccde trinkt. Leben Sie wohl, mein Bester! Dies ist der letzte Brief, den Sie aus trieft von mir erhalten; dcnn diesen Abend reise ich in Gesellschaft cmcs hiesigen Banquiers nach Vcncdig. Wir machen die Reist zu Lande und werden ims crst in ^afosiett>t cinschlf/ fen; ein Umstand, der mir sehr erwünscht ist, mdcm ich dadurch Gcle.Mhcit bekomme, mehr vom festen Lande zu sehen. Meine Bemerkungen von Criesi sowohl, als den Verfolg meiner Schilderungen, sollen Sie künftig erhalten. Ich werde solche aufsetzen, je nachdem es mir Muße und Un^ stände erlauben. Acht- 27 Achtzehnter Brief. «^.afofsetta im ^cuetianischei» den ii. Iul>'. Ich komme nun auf die Klcidertrachten. Ä5cnn es wahr ist, daß die Kleidungsar-ten ganzer Nazionen, oder einzelner Völker, auf ihre Sitten und ihre Denkungsan sjncn Bczu^ haben, so muß es sowohl für den Moralisten, als dm Politiker, eine Sache von Wichtigkeit seyn, diese Unterscheidungszeichen kennen zu lernen. Ich will dieser Anmerkung, die verschiedene Männer vom Gewichte machten, so geradehin cb.'n nicht beytrcten; sie mag manchmal ihre große Ausnahme leiden. Ader im Ganzen halte ich sie doch für wahr. Denken Sie sich einmal die unendlichen Verschiedenheiten der Kleidcrtrachtcn, die nur in Deutschland, gewöhnlich sind. Welche Manchfaltigkeit! — Man erstaunt, wenn man sieht, daß kein Land, ja nicht einmal eine Gegend der andern ahnlich ist. In Gtcycrmark z. N. kenne ich allein unter dem gemeinen Volke bis 50b,! verschiedene Kleidungsartcn. An einem Orte tragt man große, 28 große, an einem andern wicdcr klelnc 'Hute. Dort ist cr tics, hier ftacb. An einem Orte wird er grün, an einem, andern grau, und wieder an einem andern schwär? gefärbt. An vielen Orten tragt man rotbe, an andern blaue, und an manchen graue, grüne und wcissc Strümpfe. Alle diese und hundert andere Verschiedenheiten sind einem fremden Auge gewiß sthr auffallend. Dazu kommen noch die manchfaltigcu Gewohnheiten , dcn Hut schief oder fiach auf dem Kcpfc zu tragen; die Haare auf diese oder jene Art in einen Zopf zu stechten, und die ganze Kleidung so oder so zu garnircn. Man bemerkt aber überhaupt bey dem Fraucnvolke mehr Veränderung, als beyden Mannsleuten; denn die Kleidung dieser letzter.: hat bey weitem die Manchfaltigkeit nicht, als die des erstcrn. Das Lacherlichste dabey ist, daß sich das Volk mancher Gegend und manchen Landes beschimpft haltcn würde, wenn man ihm MMlthen wollte, sich so zu kleiden wie seine Nachbarn; und wenn es auch nicht so weit kömmt, so setzen doch die meisten einen Vorzug darein, auf dcn sie sich nicht wenig zu gute thun, sich anders zu tragen als dicsc. Die Kleidung des gcmcmcn Frauen-eolks in Untcrojicureich anf' dcm Lande lst von 23 Von der ln Ste/ermarL wenig verschiede«»; nur daß man dort Strobhüte trägt, die hier nicht gewöhnlich sind, wenigstens nicht von dieser Gestatt. Ihre sonderbare Figur haben Sie zweifelsohne öfters in Wien bemerkt« Ausserdem tragen die österreichischen kandmädchcn, besonders die um Wien, gerne Schuhe mit hohen Absätzen oder Stöckeln ; dann Röcke und Korsetten mit bunter Farbe, wovon die stcyerschen Mädchen keine Liebhaberinnen sind. In Gteycrmark giebt es, wie ich scholl gesagt habe, so verschiedene Klcidcrtrachten, daß es schwer hält, ihrc Verschiedenheiten genau anzugeben. Um Mnrau, lm Rrakau :c. näkcrt sie sich der salzburgischen Tracht. Die Weibs^ teilte tragen Schuhe ohne Absätze, die mit ledernen Riemchcn zugeschnürt werden; wcisse, blaue oder graue wollene Strümpfe, die sie sich selten mit einem Strumpfband aufbinden. Der Strumpf muß allemal einen anders gefärbten 3wickel haben; er ist entweder roth, schwarz oder blau; das erste am gewöhnlichsten. Der Rock, der hier Rittel heist, ist gemeiniglich aus schlechtem wollenen Hauszeuge, oder aus dem kraincrischen N7a!ftlan gemacht, und allezeit schwarz gefärbt. Die mei> 3 2 meisten tragen ihti so km-z, daß er oft kaum über die Knie reicht. Das Mieder bezicht gemeiniglich aus einem wollenen, manchmal aus einem halb-und oft auch aus ganz seidenen, allemal bunt-gefärbten Zeuge, und ist nut schmalen seidenen Bändern garnli l. Nie enthält es Fisch-bcin, oder andere dergleichen Gcräthschaften, mit welchen die Städterinnen ihren Wuch> verderben, und den verdorbenen damit zi verbergen suchen. Das Mieder wird vorne, uud nicht rückwärts zusammengeschnürt; der Brujtlay, hier .BruWeck genannt, macht ein besonderes, und zwar ein solches Kleidungsstück aus, womit sich diese guten Kinder zu puncn psiegcn; denn er ist allemal aus einem bessern Zeuge gemacht, als das Mieder, und, cutwedcr mit einem breiten !)a!b-oder ganz seidenen Bande, oder mit einer falschen, manchmal wohl auch mit einer ächten Goldborde garnirt. M,t dcm Brustfiecke must auch der Schnürricm, dcn man hier Schlmrncisel nennt, Harmoniren. Brustfleck und Schuürriem sind übrigens zwo wichtige Stücke für die Galanteric der dortigen verliebten Ritter. Denn sein Madchen auf den Rnllcin-wand geben muß, mit dem man sich schon sehen lassen darf, so tragen die meisten Weibsleute im Sommer keine Korsetten. "Hocl?5e«tci! lind proce^'onen an Festtagen sind eigentlich die GeleaenlMc», wobey 32 bcy sie in ihrcm vollen Reize erscheinen. Das junge Frauenoolk bedient sich hiebey eines ganz besondern Kopfpuzcs. Er besteht d'a-rinn, daß sie die Haare vorne an der Stirne ein wenig krausen, mit feinen Mehl pudern, und in zwo Zöpfe flechten; dicsc Zöpfe werden in einen Bund gewunden, der mit einer messingenen odcr silbernen breiten Nadel, die manchmal mit unachten Steinen bcsezt ist, fest gemacht wird. Um diesen Bund sitzt eine Art Haube, die man Vistr nennet, und dte aus schwarzen Groa dc Cour oder Sammet gemacht, und mit krausen schwarzseidenen Spitzen dicht garnirt ist. Der Bund wird nun mit Blumen ans gcfärbttn Federn, und Flittergold lc. auch wohl mit frischen Gar-lenblumcn, sehr hausig besteckt; und so ist die Toilette geendigt. Nur werden noch um beyde Arme rothsctdcne Schleifen gebunden, als ein besonders Zeichen der Fcyerlichkcit. Außer Hochzeiten ist dieser Putz, wie ich schon gesagt habe, nur bcy Processwnen gewöhnlich; man nennt solche Feste das prange»i, das heißt: sich in seinem Putze sehen lassen. Inzwischen haben aber nur Iungfern, oder solche, die wenigstens dafür passiren, das Recht, sich dieses Putzes zu bedienen. Verheyrathele Weiber, Wittwen, dörfcn ihn nicht tragen. Die Kleidung der Mannsleute ist noch einfacher. Sie besteht in schwarz ledernen Schu- 3K Gchnhen mit Schnallen oder Riemen; i« wollenen Strümpfen, welche cb n so ver-schieden gefärbt sind, als die des Fraucnvol-tcs; in schwarz ledernen Beinkleidern, die aus R«lb - Bock - Gems-oder -Hit sckhäure^ gemacht sind, und mit einem so genannten -Hosenträger oder Rraxe, festgehalten werden ; in einem kurzen L>.cidl oder Gollcr ol)-nc Ermel, das gemeiniglich aus rothen oder grünen Tuch besteht; in einem schwarzen feidnen oder wollenen Flor um den Hals; in einem Rocke, der entweder grau, grün oder braun gefärbt ist, und in einem grünen oder schwarzen Hute. Das Leder zp den Schuhen macht sich fast jeder Bauer selbst; nnd sie wissen so gut damit umzugehen als dcr geschickteste Roth-gerbcr. Zum Aohe brauchen sie Ficlmm oder L.erckcndorke. Sie lassen sich dann den Schuster in ihre Wohnung kommen, der es schwarz färbt, und die verlangte Anzahl von Schuhen verfertigt. Das Leder zn den Beinkleidern wird zwar überall von wcißgcrbcrn bereitet; der gemeine Mann kauft sich solches aber oft ungefärbt , und färbt sich solches auf die gewöhnliche Art selbst; er nennt diese Arbeit das -Hoscnscbmüfcn. So wie bey den Madchen der Sclinür-riem ein Galantcriesiück ausmacht, eben so ist es beym Mannsvolk der -Hosenträger 5 -Hcum. Rcis. II! Thl. C cr 34 er lfi entweder aus einem grünen zwey Zoll breiten Bande, das aus gezwirnter Seide sehr dicht und über Krcuz gewebt ist, oder aus einer buntgefärbten S^mmetborde gemacht. Das letztere ist am gewöhnlichsten. Der Rock wird in demjenigen Theile von Gtc/crmar!: , der an Salzburg und Härntcn gränzt^ fast aller Orten aus einem groben Tuche gemacht, das man ^.oden nennt. Er wird aus ;/4 Tbcil weisser, und 1/4 Theil schwarzer Schafwolle, die wohl untereinander vermischt wird, gemacht, als wodurch er eine natürliche grauc Farbe er halt: Wenn er gewebt ist, so wird er sel)r dicht gewalkt, wobey nichts weiter, als ein paar Stampfen, und reines Wasser an gewendet wird. Manchmal färbt man diesen Loden grün, und so wird er gerne von jungen Leuten, oder Jägern getragen. Im ^nilmbale und in Gberästerreick? wird er auch schwarz gefärbt, und häuffig getragen. Reichere Bauern tragen zwar hie und da Manufakturstücher von blauer und grüner Farbe; aber der Boden macht sowohl in Ocstcrrcick und Sre/ermark, als auch in Närnten und zum Theil in Rrain das Hculptmaterialc aus. Ulwerhcyrathete Pursche haben die Gewohnheit, eiuc Anzahl Federn von wildem Ge- 35 Geflügel, als von Auer - und Nü khannen , oder -Httstlhunneril auf dcm Hute zu tragen; da aber dieses sonst nur ein Vorrecht dcr wirklichen Jäger ist, die diesen Fedcrbusch auch noch mit einem Genindarte vereinigen, so kömmt es oft wcgcn einer solchen Kleinigkeit zn blutigen Rauffercyen. Diese Kleidertrachten sind, wie ich sie bisher beschrieben habe, der Hauptsache nach, zwar fast überall, Rrain ausgenommen, die nämlichen; aber in Kleinigkeiten sind sie sehr verschieden. So tragen z. B. um Aussee und im Ennsthale die Weibsleute hohe Bundschuhe, weisst baumwollene Strümpfe, sehr kurze Röcke, und meistens kleine tiefe graue Hüte. 'Das Mannsvolk hingegen tragt große schwarze runde Hüte, meistens braune oder grüne Röcke, und ebenfalls Bundschuhe. Auch im MuNthale und um Ei'scnar? :c. tragt man sich so, nur die Bundschuhe bey den Mädchen ausgenommen. Die Kleidertracht in Untersteycr, besonders UM Marburg, CM)? ?c. weicht aber von der übrigen des Landes sehr ab. Sie ist viel schlechter, und ausserdem nach einem Schnitte gemacht, der dem kroatischen und ungarischen nahe kommt. Die meisten Bauersleute gehen hier im Sommer barfusi, wclchcs in Ödersteyer nur in Arbeitstagen, und da nur bey einem sehr C 2 flei- 36 kleinen Theile geschieht. Die Mädchen nm und unter Gratz tragen einen leinenen Kittes ein buntes Korset, statt des Mieders cm sogenanntes Leibl, und keine Flore, sondern Tücher um dcn Hals. Um dillv und Marburg abcr ist ihre Tracht schon ganz windiscl,, die hauptsächlich durch ein paar starke Gtifcl, einen blaucn Rock, einen langen Schafspelz, und durch ein großes wcisses Kopftuch karakterisirt wird. Die Mannsleute bedienen sich hier nicht des Lodens, sondern entweder der groben wo!lcnen Tücher aus den Manufakturen; oder sie tragen auch nur einen leinenen Kit-lcl. Man darf übrigens die Kleidung der unterstcy ersehen Bauersleute nur mit einem Blicke betrachten, um zu begreifen, daß ihr Wohlstand sehr geringe ist, und dem der Obcrsteyrer bey weitem nicht gleich kömmt. H!cr sieht man beynahe überall Reichthum, und dort Armuth. In Steyer,nark trägt sich das Bauervolk um Eiscner?, K>eoben, Sckau, In-d:ndm'g und Mariahof am anstandigste» und niedlichsten. In der letztgenannten Gegend tragen die Weihsleute größtentheils scb^arxc, m den übrigen Ortschaften aber graue Hüte; diese letzter« wcrden mit einem breiten Tassclbande garimt, und mit rother Licn^ 37 ?einwcmd oder Tassent gefuttert. Sic sind ziemlich groß, und sitzen tief auf dem Haupte. Auch wird man hier selten andere, als lothc Strümpfe und blaue Vonücher oder Gchürzchc» sehen. Die Mannsleute tragen in den erstern Gegenden grösttentheils grüne, braune, vdcr schwarxe; um tNariabof aber grauc Röcke, und große schwarze Hute, die entweder mit einem schwarzen sammctnen Bande, oder mit einer goldncn Borde um dc« Gupf geziert sind. In Rärntcn sind die Klcidcrtrachten zwar ebenfalls verschieden; aber doch so manchfaltig nicht als in Gtcycrmarr!. Ein karntm'sches Madchen zeichnet sich s,gleich durch seinen buntgcfarbtcn Rock, ilnd durch ein gestreiftes Halstuch; vorzüglich aber durch ihren ziemlich großen Hut mit cinem sehr flachen Gupf, vor andern aus. Diese Kleidungsart ist fast in ganz Karnten gewöhnlich; nur daß sie sich an den Gränzen mehr derjenigen nähert, die man in den benachbarten Provinzen tragt. / Sehr selten wird man bey einer AZrnt-ncrinn (ich rede immer vom gemeinen Stande) ein Mieder sehn; sie tragen nur sogenannte Deibeln, welche die Gestalt cincs Korsettes ohne Ermel habcn. Und sie wi-dcrl..',qen mit ihrm größtentheils schönen schlanken Wuchs die Meynung, daß nur eine steife C 3 Schnür- 3» Schnürbrust einen schönen Körper bilde. Hauben sicbt man bey ihnen selten, denn sie schlmgen die Haare um in einen Zopf, den sie m einen Bund zusammen legen, und fetzen dcn Hut fast allemal schief darauf. Dte Hüte sind sowohl grün als schwarz gefärbt, und mit wollenen oder seidenen Schlingen und Schnüren stark verziert. Man muß gestchn, daß solch cin Hut einem artigen Gesichie ungemein gut laßt. Das, womit sich die Kärntnerinnen besonders zu putzen pflegen, sind rothe drey Finger breite Binden; sie sind aus türkischem Garne, oder gefärbter Baumwolle, und aus weissem Zwirn gemacht, und werden sehr dicht nach verschiedenen Desseinen gewebt. Sie kommen alle ans Rrain, allwo sic m großer Menge verfertiget werden. Diese Binden werden zwischen dem Ober-und Untertheile des Hemdes so eingenäht, daß sie gerade um die Lenden zu liegen kommen. Sie sind die eigentliche Ursache, warum dte Kärntnerinnen keine Mieder tragen; denn die Seideln sind so kurz gemacht, daß zwischen demselben und dem Roke die rothe Binde hervorstehen kann. Da nun im Sommer jedes Madchen ohne Korsette in die Kirche oder auf dcn Rirchmg geht, so sieht man leicht cm, daß sie mit ihrer Binde nicht bril-liren könnten, wenn sie sich der Mieder bedienten. Die 39 Die kärntnerischen Mannsleute verrathen sich einem Völkerkenuer ebenfalls bald. Sie unterscheiden sich von den Stcycrmär-kern hauptsächlich dadurch, daß sie Schnallen in den Schuhen, und fast me Bundschuhe; statt Lcibeln förmliche Westen von Tuch oder bunten Zeugen, und Rökc tragen, die einen etwas andern Schnitt haben. In tvbcrkärntc,! trägt man mehr lodc-ne Röke; in den übrigen Theilen des Landes aber sind die tüchenm gemeiner. Dcr Bode,, ist dort fast völlig weiß, und es wird auch viel davon nach Stcvcrmark gebracht. Ihre Hüte sind von denen der Mibs-leute nur dadurch unterschieden, daß sie etwas größer sind. Keine Klcidcrtracht aber zeichnet sich in diesem Theile der österreichischen Monarchie mehr aus als die RrainlnMic. Ich hoffe Ihnen kein geringes Vergnügen zn machen, indem ich Ihnen gegenwärtige zwey Bilder-chen beylege. Ich habe sie dcm sehr geschickten Lehrer dcr Feichcnkunst bey der Normal-schule in Daubach Herrn -Herrlein zu danken. Das erste stellt ein krameriscbes Bau-ernmadcheu, und das zweyte einen jungen Bauer vor; bcydc in ihrcr Fe/ertag«r'lci-öm,g. Die Weibsleute in Rrain tragen durch-gehends Stocr'clschnbc mit weisscn ü^erhan« C 4 gcn? 40 genden K-aschen, wie Sie aus der Zeichnung bemerken werden. Die wollenen Strumpfe sind roth gefärbt, und werden nicht aufgebunden; sondern sie sitzen so sehr auf die Schuhe hinab, und machen dabey wohl zwanzig kleine Falten, daß man glauben möchte, der Fuß sey eingepfählt. Der Rok oder Rittel ist aus einem grün, braun, oder schwarzgcfärbtcn wollenen tNajstlan gemacht, stark gefaltet, und unten mit einem blauen Vande garnirt. Das Fürtuch ist insgemein von wclsscr Leinwand. Das Mieder ist steifer, als mans in Secyer-inark trägt, und hat keinen BrlMax. Es ist aus einem schwarzen Zeuge gemacht, mit gleichfarbigen seidnen Borden garnirt, und an den Enden und Nahten mit weissen Bandern und Spitzen besetzt. Es ist vorne sehr kurz, und scheint recht dazu gemacht zn seyn, einen sehr vollen runden Busen zu bilden. Die obere Helfte des Hemdes ist, wie Sie in der Zeichnung sehen, ungemein klein gefältelt, und die Ermcl mit Spiyenta55eln' oder Manschetten besitzt. Die Haare werden in einen Zopf ge-fiochten, und in einen Bund zusammengelegt ; sie werden durch ein fingerbreites schwarz-sammetnes Band festgehalten, welches so gebunden ist, daß die eine Helfte desselben auf He Stirne, und die andre über die Haare reicht. 41 «eicht. Eine Zierde, welche ungemein gut laßt. Die Haube ist gemeiniglich aus einem schwarz seionen Zeuge gemacht, und mit weis-sen Spitzen garnirt. Der übrige weibliche Gchmuk besteht in der Gürtel und in den -Hät'ckcn am Busen. Die Gürteln sind gegen zwey Finger breit aus Leder gemacht, und stark mit messingenen und zinnernen Blechen beschlagen, auch wohl öfters mit unächten Steinen und Glasflüssen besetzt. Die Häkchen sind aus Messing - oder Silberdrat gemacht, mit falscheir Steinen und Flittergold besetzt, und so gemacht , daß sie eine Art Rose vorstellen. Sie dienen dazu, das Hemd vorne am Busen zusammen zu halten; und manches Madchen hat oft ; und 4 solche Häkchen einstecken. Uebrigens sind hier dlc weissen Kopftücher eines der gewöhnlichsten Kleidungsstücke; sie sind, besonders die Gallatücker, aus der feinsten Leinwand gemacht, und mit Spitzen, die oft 5 bis 6 Zoll breit sind, besetzt. So <,'in Kopftuch kömmt nicht selten auf 2 bis ? Dukaten zu stehen. Cs gereicht den Rr«inermnen sehr zur Ehre, dasi sie, soviel ich wenigstens bemerkt habe, viel auf reinliche weisse Wasche halten. Was noch ausserdem ihre Kleidungsart karak-terisi«, ist, daß sie alles gerne in Falten lc. gcn; denn Sic sehen aus der Zeichnung, C 5 daß 42 daß alles, Strümpfe,Fürtuch,Rok,Hemd, und Haube gefältelt ist. Die Kleidung der Mannsleute ist hier nur darinn von der steyerschen und kärntnerischen unterschieden, daß die wollenen Strümpfe gemeiniglich blau oder grau gefärbt, und sehr fest gewalkt smd; man nennt sie Socken, und werden auch in Karnten stark getragen. Die Beinkleider smd aus grünen odor schwarzen Masftlan gemacht. Um die Mitte traat der Kramer immcr>eine Binde von wolleneu rothen oder blauen Zeuge. Diese Binden werden auch in Oberstcyer stark getragen; nur mit dem Unterschiede, daß sie hier an den Enden mit Franxcn befetzt smd, und nur ineinander geschlungen werden, so daß die beyden Ende an der linken Seite hinabhangm, und also eine Art von Schärpe bilden. In Krain aber werden sie mit Bändern zusammen gebunden. Die krainerischen Hüte smd gwsstcntheils aus Stroh gemacht, und sehr selten sieht man beym gemeinen Volkc Filzhüte. Der Gtrohhut ist insgemein schwarz gefärbt, und mit einem breiten herabhangenden ftidncn «her wollenen Bande geziert. Um Gor? und tiefer im Friaul ist die Kleidung der Landleute von der obbeschrieb-nen etwas verschieden. Die der Mannsper, soncn besteht hier gemeiliiglich aus einem kur< jcn Wamms von gestreiftem Flanel oder Lo< den, 43 den, grünen zeugcnen Beinkleidern, und eben so gefärbten Strümpfen. D e We bsperftncn geben grösslcntheils mit entblößtem Haupte. Die Vorhaare am Ohre sind, wie die bey unsern Städterin-ncn izt zur Mode gewordenen Superfine/ kurz abgeschnitten. Sie tragen gerne grosie Ohrgehänge von Messing, Silber oder auch Sold. Dle Haare werden in zwey gegen einander stehende Zöpfe geflochten, aufge-lundcn, und mit einer Haarnadel festge-i! acht, die meistens von Silber, oft auch »on Golde, und mit falschen Steinen besetzt ist, und ihren Hauptputz ausmacht. Ihr N ieder liegt glat am Leibe, die Brust wird mit verschiedenen Bandern und Schleifen, und mit einem Gtrausse geziert. Die Röckchen sind zum Theil ans Mieder genaht, l nd so ziemlich kurz. Und mm^genug hic-von. Leben Sie wohl, mein Bester! diesen Augenblick schiffen wir uns nach Ncncdig ein. Neun- 44 Neunzehnter Brief. Im Ranale von Fosctte den 'i. Iul^. Mein Bester! 4 Unsere Schiffer sprechen ein so vcrmalc-^ deytes italiä'lisch, daß ich kaum das zehnte Wort davon verstehe. Dicser Umstand erinnert mich, daß ich Ihnen auch noch von den Sprachen, die in I„neror oberstcycr-schen aber.nal schr unterschieden; und im Mür'5thale bey pruk, H.eobcll und im p6l«thale spricht man wieder änderst, als um Nemnarkt, St. H^ambreckt, und in dcr L.asni5. Am richtigsten spricht das gc-meine Vvlk im tNurvic' tl, und vorzüglich um Iudenburg, HN^.riahof und St. ^.ain-brccht. Ucbcrhaupt abcr ist brr gclncinc Mann in dicstln Lande gewohnt, alle Wortc mit ei-nem rauhen Tone anszusprcchen; und in vielen wird dcr Laut ganz verändert. Viele Dinge werden auch mit ganz andern Wortc l belegt. Ich will Ihnen jene, die mir s^ eben bcyfailcn, zum Beweise hcrsezcn. Hörlt. Ein Wcns. Goänk; auch Gagg Ein Talk, dummer oder Lapp. Mensch; Sie müssen aber das oä als einen Diphtong, und jedes «, das mit zwey Punkten bezeichnet ist, wie ein lateinisches a lesen; jedoch so, daß man das o hört. Wo nicht zwey Punkte auf dem a stehen, müssen Sie es 47 Prelsen. Abu! Abu warsch to not 1 Utsch?r. Das ie. Die Stumpf. ferschlen, odcr ferten. hoit. op per. «achten. trarisch. ahi. umi. allffi. Das KM. Frisching. Die Frischen. ^in Torz. Ein Terzlö. feintla. uit ga feintlä. afftcn. znäläst. saundcln. Die Pathe. Dcr Pathc. Eckcl machen. er hat mir Eckcl dM' vor gemacht. Katharina. Marianne. Maria. Dieser da, der Dast'gc^ Die Strümpfe. Vorm Jahre. heute. etwa; vielleicht. Gestern Abend, taub. hinunter, hinüber, hinauf. Das Gerathe. ein Schaf. Die Schafe. Ein kleiner Ochs. Ein kleines Ochslein, viel, stark, nicht gar schr,odervicl. hernach. neulich, milangst. sich säumen. In Ravntcn wird auch dcntsck und windisch zugleich gesprochen. Die letztere Gpra- 49 Sprache wohnt in und um Rlagcnfnrt, und au den krainerischen nnd untersteyerschen Gränzen. Die meisten, deren Muttersprache die windische ist, verstchn auch deutsch. Die deutsche Sprache hat in Rärntei» durchgängig einen Dialekt, der von den benachbarten Mundarten sehr abweicht. M und sehr oft gleichsam singend aus. So wie die St^rmärker, Tiroler, Salzburger 2c. alle Worte mit einem rauhen Tone aussprechcn, und die Konsonanten , besonders das r und ch stark hören lassen, so befleißigen sich im Gegentheile die Rärntlier mit vorzüglicher Gelindigkcit zu sprechen. Daher kömmt es, daß sie sich in vielen Wörtern nur eines einfachen Konso-nantens bedienen, wo ihn ihre Nachbarn verdoppeln; z. B. dienen die Buchstaben ß> und f. Die Kärntner sagen aujer, statt «NW».', und schafen stott schaffen. Auch sind sie gewohnt, vielen Worien w der Aussprache gerne ein e anzuhangen, welches bey andern Völkern nicht geschieht; daher sprechen sie -Hänsele statt -Hänsel oder -Hänßchen; H^isele, -Hiestle, Scpcle, Ia--Hcrm. Reis. Ill Lhl. D b> so kele, ^c. statt slacken, tNathieachen, Iosefclicn, Jakobchen. (^) Uebcrhaupt sprechen sic gerne nut Dimi-nutlviz; denn der Kärntner sagt nicmal: eine Stube, die Thüre ^c. sondern das S5nbli, die Eherlän. Daß, woran man thn am ersten kennen kann, ist die Silbe lei, die cr fast bey jeder Konstruktion unnöthig anschiebt; man sagt z. B. Gca nä lei alii ^än Fältcrlän^ las dä Färlän aufcr, Daß heißt: Geh hin-«b fum Fallthor, und laj? die Fcrd'eln herauf. Und, hä H'äpele, nä lci laft,:! heißt: Närrchen laß es gut se^n! Ob es zwar übrigens nicht ohne ist, daß die karntnische Mundart hie und da an den Gränzen etwas von derjenigen ihrer Nachbarn angenommen hat, so ist es doch gewiß, daß sie sich in der Hauptsache, besonders im Tone, und in dem Worte lei, im ganzen Lande gleich ist. Man bemerkt also (5) Man siebt au« diesem Beyspiele, daß »hier eine ähnliche Mundart schon wirtlich exisiirt, »vie sic erst neulich der grosse Friedrich in kinem wahrhaft königlichen Werke 8ur I» I^ttcrarur« il!!cm2nc!r K.'c. vorgeschlagen hat, indem 'che Sprache lieblicher zu bilden, k ö n n c i, a , habena, m a ch en a lc. sprechen ; eine Sache , die einigcn sehr lächerlich hat vorkommen wollen. also hier bey weitem keine so große Verschiedenheit, als in Ste/ermark; ja selbst der Adel spricht in Karnten in keinem bessern Dialekte, als der Bürger, und Bauer, es sey denn, daß er seine Mundart im Auslande verändert'hat. Imzwlschen laßt diese sanfte Mundart dem kärntnerischen Frauenzimmer gar nicht übel; nur sollten sich die guten Kinder das Gingende derselben mehr abgewöhnen. In Rram, wozn ich hier auch das kittorale rechne, herrschen drey Hauptspra-chcn, nehmlich die kmincvische, deucsckc und italiänische. Die erste, als die Lan-< dessprache, wird im ganzen Lande vom ge-/ meinen Volke sowohl, als von den höher«! Ständen gesprochen. Dic deutsche ist die' herrschende im Gotscken, aber sie wird allda so altfränkisch gesprochen, daß ein Fremder oft kaum im Stande ist, zwey Worte davon zu verstehen. Die italia>llscl?c, oder vielmehr dic sriaulischc Mlmdart, herrscht an den Küsten des Littorals; sic ist so korrupt, daß sie ein Fremder, wenn er sein italiänisch auch noch so grammatikalisch erlernt hat, nicht leicht verstehen kann. Uebrigcns wird auch die franzosiscbe Spracbe in Rrmn stark kultivirt, besonders vom Adel und der Kaufmannschaft. Fast jedermann, der ein wenig von Distinktion tst^ D 2 rec 52 redet hier vier Sprachen, nehmlich die kral» nerische, deutsche, italiänische und französische. Zwanzigster Brief. Auf dcm po den i;. Iuly. Liebenswürdiger Freund! <>ch rücke ohne viele Umstände in meinem ^) Plane fort, und komme mm auf die Sitten, moralische Tugenden. Es ist in der That eine schr kitzliche Sache, den Karaktcr und die Tugenden eines Volkes zu schildern. Man muß lange bey der Nation gewohnt, und ihre Sitten tief durchstudirt haben, wenn Man sie gctrcu zeichnen will. Dazu gehört ein philosophischer Kopf, ein von allen Vorurtheilen entfernter Beobachter. Ich bitte Sie also, mein Bester, sich immer zu erinnern, das»' das Gemälde, welches ick Ihnen gegcmvar tig aufzustellen tm Bcgrlf bin, nur hingeworfen , daß es bloß Grundriß ist. Der 53 Der erste und wichtigste Gegenstand, den ich auf dasselbe auftragen will, ist die Religion. Die katholische Religion ist in Wester-reich, Stcyermark, AärntM und Rrain durchaus die herrschende. Oie geistliche Gerichtsbarkeit besitzen: der Erfbischof von ^alfbnrg, unter welchen die meisten Distrikte gehören. Dcr Bü-schofvon paM:; dcr i^rchisckofvON U?lcn; die Bischöfe von N'culi^dt, Sckau, Guvk, ^vant; der Erzbischof von Gär5; und die Bischöfe von ^ub>ich , 2bibcn,. driest, Pola und p^ren^a. Die Protestanten werden hauptsächlich» in Wien und in den Seestädten unter der Kaufmannschaft, vorzüglich aber umcr dem Militair gedultet; es ist ihnen aver nicht e -laubt, öffentlichen Gottesdienst zu haken. ("-) Inzwischen hat Luchers Lehre in Obcckw/-tcn und ii; WdcrMyer viele heimliche Anhanger ; man rechnet ihre Anzahl auf einige taufende. Griechen, sowohl Unirte als Nicht-unirte, haben erstre in N>ien, und letztere in Trieft, ihre eigenen Kirchen. Auch sollen ____________D?_______in (*) Die menschenfreundliche!, Verordnungen unsers grossen Kaisers haben seither diese Sache glücklich verändert. 54 in Rram zwischen tNotling und Rudolphs-rvert elnlge Bauern wohnen, die dcr alt-griechischen Religion zugethan find. Den Juden wird in diesen Provinzen durchgehcnds nur stiller Gottesdienst in Häusern erlaubt, Criesk allein ausgenommen, allwo sie eine öffentliche Synagoge haben. Der äusserlicke Gottesdienst, dcr katholischen Religion ist in diesen Ländern in der Hauptsache der Würde derselben angemessen. Ueberall sind die Wirkungen von Thereseng Frömmigkeit und Ihrem großen Beyspiele sichtbar. Die Kirchen sind größ-tenthclls, besonders in Städten, sehr prächtig gebaut, und ihre innern Verzierungen Überaus kostbar. Die Opfergefasse, Monstranzen, Meß kletder lc. sind an einigen Orten, z. B. zu Maria fell in Stc^ermarb', und zu Maria-tafcrl und am Sontagbcrg in Untcrostcr-reich, Millionen werth. Viele dcr unbeträchtlichsten Pfarrkirchen auf dem Lande habe» di?prächtigsten Ornate. Ein ordinairer Vespermantcl mit zwey Levltenröcken kömmt nie untcr 'oa Dukaten zustehn; am gewöhnlichsten kostet ein solcher Ornat ioOO bis 2000 Gnlden. Sie können Ms diesem Beyspiele auf das übrige schlies-seu. So kostbar die innern Verzierungen der Gotteshäuser, und die Bauart dcr Altäre, auch 55 auch ist, so wünschte ich doch, daß die Gegenstände, die man zur Verehrung aufstellt, nicht so sehr aufeinander gehäuft waren, und daß mau sowohl in der Verfertigung, als in der Iusammenordnung derselben, mehr auf Natur und guten Geschmack Rücksicht nähme. In den meistm Kirchen vermißt man «ine edle Simplicität« Die Altare und die Wände sind mit so vielen Statuen und Bildern verkleistert, daß man über der Menge derselben alle vergißt. Der Gegenstände sind zu viele; sie zerstreuen zusehr, folglich verliert die reine innere Andacht dabey. Die meisten Statuen, besonders auf dem Lande, sind elend gearbeitet, und die Bilder schlecht gemalet. Wär es der Wür-te des erhabnen Gegenstandes nicht angemeß-ner, ein vortrefliches für 5wa„5ig schlechte Gemälde aufzustellen? — Ich bcschcide mich sehr gerne, dass sehr wenige phidiajse, und ^Nickel Angela'» un-ler uns wandeln, und daß die Arbeiten solcher Männer nicht ,ede Kirche bezahlen kann. Aber es gicbt doch noch viele Künstler, de-ten Werke Natur sind; die wahre Andacht und Verehrung gegen das llrbi d ctnfiössen, und welche, wo nicht alle, doch die meisten Kirchen zu bezahlen im Stande sind. Der äußerliche Gottesdienst besteht hier hauptsächlich in Messm, predigten., D 4 K>i- 56 K.ttaneM und proccssionen. Wenn eine Messe mit Musick gehalten wird, so nennt man sie ein Amt, und an Festtagen ein »Hochamt. Die vortrcfltche Kirchenmusick in Wien lst bekannt, auch tn den übrigen Städten, besonders in Gräy, ist sie nicht zu verachten. Desto elender aber ist sie größtentheils auf dem Lande. Freylich kann man nicht fordern, daß jeder DorfschulmMer und R^ntor ein guter Musicker seyn soll. Aber das soll man dacht' ich, doch fordern können, daß einem die Ohren nicht gellen möchten, wenn, man ihre Musick hören muß. Hatt' ich irgendwo Macht, hicrinnfalls tine Anordnung zu treffen, so möcht' ich allemal den Gebrauch der Orgel, und sehr selten die Musick der übrigen Instrumente anempfehlen. Mir beucht, ein geistreiches Lied, mit einer anpassenden cmpsindungsvollen Melodie, die von den majestätischen Tonnen der Orgel begleitet wird, sey immer die würdigste Kirchenmusick. Es sind zwar gegenwartig einige deutsche Lieder, vorzüglich auf dem Lande, im Gebrauche; allein, sehr selten sind sie der Würde des Gegenstandes gemäß. Oft ist die Melodie nicht harmonisch, nicht herzer-hcbcnd; am öftersten aber der Text ohne Geist, und nicht selten mit unschicklichen Worten angefüllt. Wenn 57 Wenn meine Bitte etwas vermochte, so möcht' ich die Oberhirten unserer geheiligten Religion recht sehr darum anliegen/ auf diesen Gegenstand aufmerksam zu seyu. Das Volk würde dadurch, wie ich glaube, ungemein zur Andacht vermocht werden; denn, daß es dem geistlichen Gesänge schr geneigt ist, beweißt dasselbe dadurch, daß es im Advent so gerne die Oraecn besucht, in welchen gcwöhultcherwcist allemal einige Lieder ge« sungeu werden. An guten Predigern fchlt es uns Nicht; besonders zeichnet sich der erloschene Jesuitenorden dieösalls aus. Unter den berühmtesten Predigern in Wien sind vorzüglich N)lN'5, ^ackcnbauer, Manioli, und Canal zu nennen. Ueberhaupt muß man der Geistlichkeit in diesen Provinzen zum Nuhinc nachsagen, daß sie sich dermal seh? bestrebt, das Prcdigtamt sowohl durch einen guten sprachrichtigen Vortrag, als durch geistvolle Ausarbeitung ihrer Kanzclreoen, zu seiner Würde emporzuheben. Die L.itaneyen verschiedener Art werden schr hauffig gehalten. Sind sie mit Musick begleitet, so behalten sie diesen Namen; wo aber nicht, so nenni man eine solche H.,iraney insgemein nur einen Segen, Sie werden gemeiniglich des Abends um 5 bis 7 Uhr gehalten,'mW dienen nicht selten ,D 5 zu 5-z zu einem erwünschten Rende? - vc»u« für ver<-liebte Seelen. Die proceßioneu sind bey jeder Pfarrkirche eingeführt. Sie theilen sich in eigentliche proceßlonen, die man gemeiniglich, besonders auf dem Lande, Umgänge nennt; «nd in wallfahrten, die proceßtonsweise geschehen. Die erstern theilen sich wieder in groste und kleine Umgänge. Der große Umgang wird allemal am Frohnleichnamseage gehalten; der kleine aber an einem Tage, dessen Bestimmung willkürlich ist. Bey beyden wird das -Hochwürdigste, nebst einigen Hildern und Stamen der Heiligen, und einer Menge grosser und kleiner Fahnen herum getragen, die wegenihrer Größe ,'ft von ? bis ic> Personnel! regiert werden »uusscn. (') Einen, fremden Auge sind 'die verschiedenen Gewohnheiten, und Kleidungsartcn, die dabey, und vorzüglich auf dem Lande vorkommen, gewiß sehr auffallend. Diejenigen z. B. welche den Baldachin oder den Himmel tragen, worunter der Geistliche mit dem Hochwürdigsten geht, sind auf dem Haupte mit einem grünen aus Krautern und Blumwcn gemachten Kranze geziert z das nehmliche ist auch von einigen Smmcn^ trägern zu verstehen. _________^ie- (*) In Wicn ist es seither nicht mehr glaubt. sich so grosser Fahnen zu bedienen. 59 Diejenigen aber, welche die Statuen des guten -Hirte,:, und der glnen -Hirtin herumtragen, sind als Schäfer und Schäferinnen gekleidet, welches manchmal, und be-sonders den Madchen recht artig laßt. Cine allgemeine Gewohnheit der Landleute ist, diese Umgänge mit kriegerischem Prunke auszuschmücken; daher sieht man dabey geharnischte Männer, Scküyen, ^an-5enträgcr :c. Diese letztem, welche Lanze« haben,^ die ; bis 4 Klafter lang sind, werden an einigen Orten mit dem lächerliche« Namen Schwaldenstecker belegt. ' . An vielen Orten waren noch mehr dergleichen Gebrauche im Gange; sie sind aber theils von selbst abgekommen, theils ausdrücklich verbothen worden. Zu den letzter« gehören unter andern die Goliath - und Gimsonsstatucn. Es waren Stroh-und Aeinwandinännev von kol« losalischcr Größe, im alten meist sehr unrichtig nachgeahmten Kostüme gekleidet, und mit antiken Armaturen angethan. So eine Figur wurde von dem stärksten Kerl, der in der Gegend zu finden war, auf seinen Schultern herumgetragen. Um die Tanschung zu verstärken war es nöthig, «inen solchen papicrncn Golmt mit weiten türkischen Beinkleidern zn beschenken, damit sich der Träger in denselben verbergen konnte. Diese Maschine nun machte die ganze Pro- 6o Procession mit, kommandirtc öfters seln militärisches Gefolge, und wurde endlich in eine l, Winkel hiugestelt, während sich das letztte bey einem tüchtigen Schmause nicht wenig zu Gute that. Dergleichen Figuren hatten so vielen Beyfall, daß sich «lleS, j>,ng und alt, auf den Umgang freute, um den Goliat oder G^msou zu sehn, mid seine Schwenkungen zu bewundern. Ich kenne einen Ort, nahe an den österreichischen Gränzen, wo Simson bisher ,wch seinen Platz behauptet, und der Ehrc ge.ueßt, sich bey jedem Umgänge von Leuten bewundert zuschn, die blos dcnhald aus einer Ferne von 5 und mehr Meilcn herbey kommen. Als man diesen guten Leuten aus der Vcrwelt vurch cin landesfürstlichcs Verbot Abschied gab, so entstand diescrwegen Viele Unzufriedenheit unter dem Volke; und M ei,nem gewissen Orte kämm es zwischen den Bürgern und der Obrigkeit zu sehr ernst-haften Zantcrcycn. Die kleinen Umgänge sind von den großen nur darum unterschieden, daß sie yicht mit soviel Pracht gefeyert werden. Die Absicht dieser Processionen ist, mit dem -HockwürdtMen die Feldfrüchte zuseg-«en. Daher macht man mit demselben gegen alle oicr Weltgcgendcn das Zeichen des ^ Kreu- 6t Kreuzes, wobey die Evangelien abgelesen werden, Wenn der Umgang vorüber ist, so führt jeder Bauer seine Dienstleute ins Wirthshaus , wo er ihnen einen guten Schmaus Mt. Demjenigen, der es unterlaßt, wer-den von seinen Leuten im künftigen Jahre gewiß wenige mehr bleiben. Zum Beschluß dieser Feycrlichkctt wird spät in die Nacht hinein getanzt. Die N?allfabrten nach Gnaoenortcc waren chdem viel häuffiger im Gebrauche. Eilige, z. B. diejenigen , bey welchen man über Nacht ausbleibt, sind bis auf wenige, verbothen worden. Durch dergleichen Wallfahrten, wovon einige noch itzt eine Zeit von 8 bis 14 und mehr Tagen wegnehmen, fittßt dem Orte, wohin sie geschehn, ein sehr grosser Nutzen zu. Mehrere dieser Wallfahrtsörter sind dabey auf Millionen reich geworden. Dem Lande aber, aus dem sie geschehn, sind sie unstreitig desto schädlicher; es wird nicht nur allein viel Gcld dadurch n'sgyetragen, sondern auch viel Zeit versäumet. Inzwischen ist das Volk so sehr vo« dem Wertbe derselben überzeugt, daß man fast jede Stunde wett auf einen Gnadcnorr trift. Die Wallfahrer glauben hier alles zu erhalten; Gesundheit, Reichthum, Ehre helle oder reannisthe Witterung/ und noch hun- <52 hundert andere Dinge, nach denen die Menschen lüstern sind. Man muß es einigen aufgeklärten Gelblichen dieser Staaten zum Ruhm nachsagen, daß sie Starkmüthtgkcit genug hatten, die Ausrottung des Aberglaubens und seiner manichfaltigcn Attributen laut zu predigen; allein er hat bey dem Pöbel aller Stande so ttcfe, so starke Wurzel geschlagen, daß noch Jahrhunderte nöthig seyn werden, um diesem Ungeheuer das Haupt niederzudrücken; ganz zn zernichten wird nie möglich seyn. Pöbel bleibt immer Pöbel. Unter den verschiedenen Meynungen, welche bey dem gemeinen Volke noch stark im Schwange gehen, und die alle in das ob-erwähnte Fach gehören, muß besonders der Glaube auf -Hexereien, Ecufclnbcschwä-rtmgen Wahrsagereyen ?c. genannt werden. Sie kennen das vortrefiiche Werk des K. K. Rathes und Censors Herrn v. Kauz cie Ivl^ia öcc. nach der vermehrtrn Ausgabe 1771. 4. bey Trattnern, und es ware recht sehr zu wünschen, daß ein deutscher Auszug davon unter dem Landvolke bekannt wmde. Dadurch würden gewiß recht viele aus ib-rem Irrthume zurückgebracht werden; ei« unschätzbarer Gewinn für die wahre Religion! Wie schädlich es sey, wenn man das Volk in ftincr Unwissenheit läßt, und wie leicht 63 leicht sich irrige Meynungen bey demselben cinschlcichen und festsetzen können, wenn es keinen aufklärenden Unterricht erhalt, daS zeigt sich aus dem, daß der Aberglaube und andere Irrthümer in den gebirgigsten Gegen» den am hauffigsten bemerkt werden; tn Ge-gcnden, wo der gemeine Mann nicht, oder doch nur selten lesen kann; wohin sich selten cin anderes Buch verirrt, als der Katechismus ; wo wenige Prediger sind; und wo die, welche wirklich da sind, das Volk likrinn oft Mehr zu unterhalten, als demselben das Falsche seiner Meynungen zu zeigen suchen. Wett entfernt, der Geistlichkeit zu nahe trettcn zu wollen, so gesteh' ich vielmehr, daß es gewiß manche sehr rechtschaffene Biedermänner unter derselben giebt, denen die Aufklärung des Volkes über gewisse Dinge am Herzen liegt. Allein es giebt aber auch viele Gegenden, wo es ein armer Landgeist-lichcr nicht wageu darf, das Falsche, Lächerliche oder Ungereimte der alt hergebrachten Meynungen zu zeigen, ohnc sich der Gc-sahr auszusetzen , mit Sebaldu« Nothanker nach Amerika wandern zu müssen. So stark wirkt die Macht der Vorurtheilc! Unter den vielen lächerlichen Gebrauchen , die das gemeine Volk für wesenjtiche Religionsstücke halt, will ich Ihnen nur diesen nennen, daß man an mehrern Ort^i in Kärnten, und besonders in Unterkonten, die 64 die Gewohnheit hat, dcn Cnmfixcn, die man gerne nächst dcn Strassen aufstellt, ein leinen Hc»nd anzuziehn > damit sie von Wind und Wetter, und von Frost und Hitze nicht so hart mitgenommen werden sollen. Die Adlaßpfcmimge, Brevunasien, Aukaszcttcln 2c. stehen noch im grossen Wertbe. Wenn e^n Stück Vieh erkrankt; geschwind Bremmaß eingeben. Hilft's nicht so hat entweder eine grosse Hexe, oder wohl gar ein besonders raffinirtcr Teufel dieses Unheil angerichtet. Inzwischen wciß man sich aber auf das ganze Jahr vor dergleichen Unfällen dadurch zu sichern, daß man zum »Leuen Iakre und NX'vlmacbten das ganze Haus und alle Stalle mit diesen und ahnlichen Reliquien ausraucht, und folglich einweyht. Man hat auch manche andere Mittel > den Künsten des höllischen Geistes und seines Anhanges Einhalt zu thun. Wenn z. B^ das Butterfaß verhext ist, und keine Butter werden will, so darf man nur ein neu geschliffenes Messer in die Thürschwelle stecken, oder einen glühenden Dreyfuß unter den Schornstein setzen, und die Hexercy hört auf. Denn durch diese Anstalten wird die Hexe nnlei« volcnz gestochen oder verbrennt, und vor Schmerz macht sie ihrer Hexerey ein End?4 In- 6? Inzwischen hat »nan nicht oft nöthig, zn dergleichen Mitteln, die allemal in der Folge noch mehr Unheil anrichten würden, seine Zuflucht zu nehmen, wcil incn die Hexen luci immcr bcy cincr guten Laune zu erhalten sucht. Denn ist ein altes Mütterchen im Dorfe, das einem so eine rechte Hexen-winc hat, die an einem Bündnisse mit dem Gott sey bey nns nicht zweifeln läßt, s>> nimmt man sich sehr in Acht, dasselbe nicht zu beleidigen. Das alte Weib bekömmt Butter, Schmalz, Mehl, Fleisch und alles was sie verlangt. Man siebt hieraus, daß die He^ercy kein übles Metier sey; denn wer sollte nicht gerne eine Hexe seyn wollen, wenn Ulan alles umsonst bckömmt? 3nm Glücke giebt es itzt nicht mehr so viele, wie ehedem. In Slevermark z. B. kenne ich einen Ort, der m altern Feiten seiner vielen Hexen wegen sthr berüchtigt war, und allwo die beste S,-lbe gemacht wurde. Aber die guten Einwohner haben diesen Nal> rungszweig nicht mebr. Und wenn man itzt einen Ober..... um eine Palbe fragt, so wird man mit ein paar Esel bedient. Sie liabcn es mm so weit gebracht, daß s« sich der Thorheiten ibrer Väter schämen; wohl ihnen, dast sie das können! . Weil ich Ihnen schon soviel von Hexe-reyen vorgeplaudert habe, so muss lch Ibnen nun auch noch das Geheimniß entdecken, Hern,. Rcis.III.EHl. E wlc 66 wie man ein gehextes von einem natürlichen Donnerwetter unterscheiden kann; denn einen solchen eben nicht sehr artigen Spaß machen sich die Gebirgshexen öfters. Wenn Sie ln den Schlossen Haare finden, so rechnen Sie nun sicher darauf, daß ein solches Gewittev gemacbr sey. Die ^cuftlsbeschwsrungen sind noch bey den Schatzgräbern zu Haust. Mail sollt' es nicht glauben > aber ich könnte Il>-nen Beyspiele aufführen, daß sich auch Leute vom Höhertl Range noch mit dergleichen Albernheiten abgeben. Eine der berühmtesten Höhlen, in welchen dergleichen Leute ihr Heil suchen, ist das Frcymmmslocb an den salzburgischen Gränzen in Gberstcver, wohin noch tmmer zahlreiche Schatzgraberwallfarthen geschehen, und wobey das sogenannte Rristo-fori - Gebet das Hauplrcquisit ausmacht. Noch vor wenigen Jahren saß eine Pcr^ son von nicht gemeinem Stande an einem gewissen Orte im Arreste, die auf solche Abcittheuer ausgegangen war. So wenig hat das landesfürstl. Verboth, keine Schatz-graber mehr zu dulden, dieses Vorurthell noch ausrotten können! Ja es giebt Leute, welche sogar die ehrwürdigsten Gcwohnhci-' ten dcr Religion mißbrauchen, um, lrie sie glauben, desto sicherer zu ihrem Zwecke zu gelangen. Hiehcr gehört z. B. das Seichte«» 67 ten und Communicu m/bcvor man auf das Schatzgraben ausgeht. Mir hat ein sehr rechtschaffener Geistlicher i« (vberosterreich erzehlt, cs sey ihm mehr als einmal passirl, daß er Leuten das Abendmal gereicht hätte, von denen er nach der Hand erfuhr, daß sie cs am nämlichen Tage auch schon an einem andern Orte genommen hatten, m«d daß sie Schatzgräber waren. Diese armen Tröpfe glauben, je mehr sie sich mit diese« Heillgthümcrn verwahren, desto weniger könne Ihnen der böse Fcind etwas anhaben, und desto gewisser müssen ihnen die r»crwnl»scl)c>lm Seelen diese Schatze, welche sie zu bewachen haben, ausliefern. Die Lvahrftgere^ ist noch immer ein tmtraglichcs Gewerbe des herumziehenden liederlichen Gcsindels. Man nennt diese Leute überhaupt Zigeuner. Das Volk ist einfaltig genug, diesen Leuten, wenn sie sich ungeachtet der Wachsamkeit der Polizey irgendwo einschleichen, alles zu glauben, was sie ihm Gutes oder Böses fagen. In jedem Falle verliert das arme Volk; denn dieses Gesindel setzt keinen Schritt weiter, ohne durch ihre lappischen Wahrsagercyen die Speisekammer der Bauersleute tüchtig geplündert zu haben. Die Geistlichkeit beyderley Geschlechts ist in diesen Ländern, ungeachtet der seit ei-nigcn Jahren geschehenen landcsfürstlichcn E - Ecw 68 Einschränkungen noch sehr.zahlreich. Ma« rechnet sie in ivcslcrrcicl) (Wien mitgerechnet) Ste)7cr»mrk, Rärnccn, und Rraiil, samt Gsr5 und Triest; auf ?o bis )50O0 Köpfe, wornntcr, soviel es dte Männer be-trift, die sogenannten pcerincr nur die klei. nere Zahl ausmachen. Sie loerdcn mich entschuldigen, mcin Freund, wenn ich Ihnen nicht all die Orden, die hter existiren, nennen, und ntcht all die man ichfaltigen Kleidungsartcn, deren sie sich bedienen, beschreiben kann. Unter den Or-dcnsgeistlichm mögen wohl die Ordensbrüder des Heil. Franüsci, und überhaupt die Vcttelmönche, die größte Zahl ausmachen. Ihre Einkünfte bestehen entweder aus den Nutzungen vön liegenden Gründen, aus Stiftungen und Kapitalien, aus bestimmten Sammlungen, Zchend, und Stollgebührm, oder aus Mnwsen. Die 2bcncdiktm?r werden dermal fur die reichsten unter den Or'oensgeistlichen gehalten; sie besitzen allenthalben die schönsten Herrschaften , Güter, und Pfarredeyen. Auch sind die berühmtesten Gnadenörtcr, z. B» .dNari^^cll, Gontssgbcrg !c. in ihrem B^ sitze. Man nennt dicse, uud andere, die nicht vom Mmosen leben , insgemein -Herrengeist-liche, und ihre Klöster Stifter. Ihre'Vc^ stehc< 69 fteher nenne» sich grösttencheiis Acdte, und sind mächtige Landstanve. Die Dcrtcl»,6nc-l?c leben größtcntheils vom Alkuosen; ste schicken chre Fr«rre« im ga!lzen Lande herum, welche denn allerhand Viktualien nut nach Hause bringen. Es laßt sich nicht lauguen, daß diese Sammlungen oft zu einer Art von Erpressung werden; denn die armen Landleutc würden eher selbst hungern, als so einen Fra-ter ohne eine Gabe vom Hause lassen, in der Ueberzeugung, daß sie das, was sie den Dienern des Altars geben. Go« geben. Meichwie sich aber die Vcrmöglichcren zu' solchen Allnwsen nicht so bereit finden lassen, wie die armen Schlucker, welche eben dadurch reicher zu werden hcffen, so kömmt Felir oft nur mit einem halbvollen Sacke nach Haust; mau hat also eine Art Tauschhandel eingeführt. Der Fratcr giebt dent. Bauer Bildcrckcn, AZ,nu;dei, Ablaßpfw-nigc, Rosenkränze -c. und dieser giebt dafür Getraide, Scbmal? ?c. Wenn übrigens das Konvent seineu Vortheil recht versteht, so wird es zu einem solchcnSammler allemal eiuen spajslgcn Mann aussuchen. Je pudelnärriscker, desto besser! Die barmherngim Brüder haben sich unter den OrdensgePlichen um das WM ihrer Ncbcmnenschen bisher unstreitig am meisten verdient gemacht. Die Kranken, C ) wch 7o welche sie aufnehmen und verpflegen, besait fen sich in ihrer deutschen Provinz jährlich auf ivooo Köpfe, und an den meisten Orten bestrciten sie die diesfalligen Kosten fast gänzlich vom Allmoscn; und wcr sollte zu einem so schönen, so liebevollen Endzwecke nicht gerne seinen Antheil beytragen? Die Xveltpricsicr oder peniner leben von Pfarrcdcycn, Beneftzien und Messen. Die Einkünfte einer Pfarre bestehen in den Nutzungen von eignen Grundstücken, in den Zahlungen der eigenthümlichen Unterthanen , in bestimmten Sammlungen, in Zehen-den, und in Slollgebühren. Eine jede Pfar> re hat ihre eigne Feld wirthschaft, dcren Ge-räthschaften jedoch , oder das , .was man überhaupt Mobilien nennt, ein Pfarrer den andern ablösen muff. Die liegenden Gründe, oder die Immobilien, gehören aber auf immer zur Pfarre, und sind von den Rustik talabgab eu frey. Es giebt Pfarredcyen, die so grosse Wirthschaften besitzen, daß oft zu Bestreitung derselben 15 und mehr Dienstleute gehalten werden mnssm, daher auch manche «Pfarren 2000 und mehr Gulden jahrlich eintragen. Die Unterthanen, welche zu einem Pfarr-bose gehören, sind entweder vom Landesfür-stell, oder von Privatleuten zu demselben ge--stiftet worden. Die «L>Aidcmien, welche sie so, so, wie bey andern Herrschaften, zablcn mü^n, gehören bloß zu dcn Einkünften des Pfarrers. Inzwischen giebt es aber auch cinlgc Pfarredeyen, wo der Pfarrer größtentheils von Sammlungen, Zeheuden, nnd GtoNgc-bühren leben muß; Pfarredeyen, die sehr schlechte Feldwirtschaften, und keine oder doch nur sehr wenige Unterthanen besitzen. Sammlungen nennt man die Einhebun^ verschiedener Naturalien, als da sind: Ges treibe, Brod, Fleisch, Kaes, Eycr, Flachs, Honig !c. Obwohl zwar der Bauer zu Entrichtung derselben nicht, oder doch nur in sehr seltnen Fällen gezwungen werden kann, so nenn' ich sie doch,und zwar deshalb bestimmt, weil sie schon von Alters her eingeführt sind, nnd well sich der Bauer nicht gerne davon eittschlagt. Er bringt sie zu gewissen Zeitc« selbst an Ort und Stelle; inzwischen hat doch viel willkührliches dabey statt. Der Bauer bringt freylich einen Laib Prod, aber 5vas fllr einen? Die 3ehcnden von Getreide, -Heu ?c. sind ausgemessenc Abgaben, die dem Pfarrer nicht vorenthalten werden können. Die Stollgebühren sind vor einige» Jahren durch landesfürstliche Gesetze bestimmt, und dabey verschiedenes z. B. die vcrsch-und VeichtZelder :c. aufgehoben worden. C4 Gie 72 Sie sehen, mcm Bester, wie sthr die meisten Einkünfte der Seelsorger vom Zufalle, und von der Willkuhr der PfarrNn-der abhängen. Können wir es einem arme« Landgeistlichen wohl verdenken, daß cr manchen Verztoß gegen die guten Sitten und die Religion utcht rügt, wenn man ihm statt eines schwarzen eincn weissen, Laib Brod, Und für einen groben einen feinen Flachs dringt? — Er würoe nicht geschwiegen harden , wenn diese Nahrungsmittel und seine Einkünfte nicht so sehr von diesen Leuten ab-hi engcil. Religionsunterricht und folglich auch Diener der Religion sind einem Staate eben so nöthig, als Heere ?'t BeschützuW seines Vermögens. Soll die Geistlichkeit, vorausgesetzt , daß ihre Anzahl unsern moralischen Bedürfnissen angemessen ist, nicht aus der allgemeinen Kasse dcc< Staates besoldet werden, und soll man zu Bestreitung dieser Rubrik nicht jedes Glaubensindividnum ins Mittel ziehen können? Ich wünschte, daß den Seelsorgen durchgehcnds bMmmtc Gc^ halte culsgemessen würden, wovon verhältnismässige kleine Wirthschaften cben nicht gc--' trennt werden dürften. Dadurch würden sic dcn zween ihrer wesentlichsten Pflichten, ihren Untergebenen nämlich sowohl in geistlichen als ökonomischen Dingen mit aufmun-tcrntem Beyspiele vorzuleuchten, ohne Nc? benab- 73 benabsichten, und ohne Verlegenheiten, Genüge thun können. Ost that cs nur in der Scelc weh, »venn mancher ehrliche Landpfarrcr eines Eigennutzes beschuldiget wuvde^da er doch nur seinen Unterhalt fvdertc. Bey andern sind ails dicsem Willtühr-lichcn allerley Unordnungen und Mißbrauche entstanden. Ich kenne zum Beyspiele einen Pfarrer, der das Kind cincs armen gefallenen Madchens durchaus nicht tauffen wollte, bis nicht ehvor die Gebühr dafür bezahlt wäre; da sich nun in der Geschwindigkeit niemand fand, der dieses auf sich genommen hatte, so ließ > 7s liebe! reich' mir selbst dcilrcn Pinsel, leite selbst meine Hand, daß das Gemälde deiner würdig sey! — Freund! wie soll 'ch sie Ihnen'malen, die edelste, die schön-' sie — aber auch die gefährlichste aller menschlichen Empfindungen i Sie ist, dünkt mich, so wesentlich mit der Glücksteligkeit eines je-dcn Geschöpfes verbunden; drangt sich so früh m unsern schuldlosen Busen, daß ich sehr wider die Gradation unserer Regungen verflossen würde, wenn ich ihr nicht, da ich von der Moralität und den Sitten meiner liehen Mitbürger spreche, den ersten Platz anwiese. Daß Amor und 'vcnnK und -H^men, und wie sie alle heissen, die Gottheiten unserer Freuden, auch hier ihren Tbrcn aufgeschlagen haben, das brauch' ich Ihnen wM »ncht erst zusagen. Wo Gesundheit und Wohlstand blühen, da wohnt auch Liebe; aber welche Ocrschtcdenhcit in den Gestalten, unter welchen sie sich zeigt! — und wie verschieden sind die Aeusserungen der Empfindungen ,wc alle diese Gottheiten cinstössen! -^ das sanfte Gefühl einer Städterin, mit dem sie um ihren Damon seufzt, kennt ^,ise nicht; aber auch all die feinen Künste nicht, mit denen Venus in Städten wuchert. Ihre Empfindungen verrathen sich durch keinen sanften Händcdruct; -Ha„n9 schreibt keine verliebten Verse, kniet nicht vor seiner Göttin; 76 tin; aber sie lieben sich aufrichtig und bieder. Er ist eben so bereit, jedes Unbild, das seiner Geliebten zugefügt wird, mit einem ' tüchtigen Faufirmge zu rächen, als Damon mit dem Dagen. In dem grössten Theile der ofterwähnten Provinzen, (die immer zusammen der Gegenstand meiner Briefe sind) bemerkt man, daß eben nicht sehr daranf gesehen wird, die Kinder von dieser Leidenschaft zurück zn halten, odcr ihnen die Foigcn derselben zu zeigen; und dennoch kann ich nicht behaupten, daß die Liede, wenn man an-derst nicht eine kindische Zuneigung darunter verstehn will, früh unter sie cinschlciche. Dieser Umstand scheint mir ein wiederholter Beweis zu seyn , dass der Mensch allemal nach dem/euigcn am allerbegierigstcn ist, von dem man ihn durch undeutliche Ausdrücke «m strengsten zurück zu hatten sucht, und dessen Ursache man ihm verheelt. So gewiß es ist, daß hier viele Vau> ermadchen als wahre Märtyrerinnen ihrer Keuschheit ins Elisium wandern, eben so gewiß ist es auch, daß der größte Theil s" religiös eben nicht denkt, und sich von der Strafe eben so wenig, als von der Scha>^ de abschrecken laßt; und es scheint, daß bier ^ die Natur alles das erst im männlichen Aller, aber auch denn mit doppelter Kraft/ be- - 77 bewirke, was sie anderwärts und besonders in Städten schon in Kinderjahrcn thut. ^Die wenigsten besitzen Vermögen genug, «M cine eigene Hauswirtschaft anzutreten; (") sie müssen als Knechte und Mägde grau werden. Die Liebe macht bey ihnen keine Ausnahme; das Blut wallt, und das Mädchen fällt! Die unglückliche Frucht ikrer Leidenschaft sieht sich einst in dem nämlichen Falle, und so geht cs von Zeugung zu Zeugung fort. In altern Zeiten sind dergleichen Fehltritte, die man hier im Kanzleystyl Forin-kanoncn nennt , scharfer bestraft worden. Bor zwanzig Jahren noch waren an viele« Orten sehr schmähliche Rircbenbnßen im Gebrauche. Da stand manches Mädchen, dem die Unschuld ans den Augen sah, und sich unglücklicherweise in einer schwachen Stunde überraschen ließ, mit einem hohen strohernen Kranze auf dem Kopfe, der mit Hahnenfedern bepflanzt war, und, einer großen Ruthe m der Hand, durch ein paar Stunden vor dem Kirchtkore, und mußte sich von cincm Haufen vorübergehender Pharisäer lieblos Kcung verspotten lassen. _________Itzt (*) An vielen Orren bringt die 2draut ancl, einc eigene Ruh, oiege, oder Sckaf 5ür Aussteuer mit, welches man lebendige Fabrniß nennt. ' / 73 Itzt sind die Kirchenstrafen, die offend lichen nämlich, gänzlich abgestellt, und dafür Geld-oder auch Leibesstrafen eingeführt, die dcr weltlichen Inrisdiktion eines )eden Orts eingeräumet smb. Die In^nutw Oimma-liz 'H^rcNana überläßt es den Obrigkeiten, solche nach Gutdünken, und nach Umständen zu bestimmen. Man hatte hiebey, indem man diese Strafen gleichsam willtührlich machte, un-streitig die bcste Absicht; diese nämlich, daß die Obrigkeiten auf das Vermögen dcs Straffälligen und auf die Umstände des Landes Rücksicht nehmen sollten; denn wenn dort ^O kr. vie! sind, so ist hier ein Gulden wenig. Allein, wer zweifelt wohl daran, daß sich die meisten Obrigkeiten, besonders da den Beamten dcr dritte Theil atlcr Strafen als ein Accidenz eingeräumt ist, diese Wilb-kützr zusehr zu Nutze machen'i In denjenigen Gegenden, allwo sich die Leute besser stehen, zahlt ein Fornikant itzt fürs erstemal, für sich und seine Schöne/ fünf; fürs zwcytcmal 5chn, und fürs drittemahl fnnffehn Gulden. Wenn er öfter kömmt, so belegt man ihn und sie mit K.ci--dcHfll.nfcn; z. B. zwey bis sechs Monathe in Eisen Zuarbeiten. Es geschieht selten, daß ein solches Paar dcr Strafe entgeht; denn aller Orten haben die Landgerichtsschergtt! ihre Spions ausgestellt 73 stellt, wozu sich die alten Weiber am allerliebsten gebrauchen lassen. Gic beobachten mit Argusaugen die Opfer ihres Eigennutzes, locken sie manchmal auch wohl selbst in dic Falle, und sind dann lieblos genug, ihr eigenes Werk auch den Handen der Gerechtigkeit zu überliefern. Zuweilen geschieht es, daß sich diese ent-kränzten Madchen selbst bey Gerichte angeben , weil sie überzeugt sind, daß ihre Schande nicht leicht unbekannt bleiben kann; deim von den gottlosen Künsten vieler städtischen Venusschwestcrn haben sie keinen Begrif. Demungeachtet aber giebt es noch — meine Hand schaudert zurück bey diesem Gedanken -^ Amdcrmsrdermnen unter ihnen. Noch hat die Aufhebung der Kirchcnbußen, und die Cinführnng gelinderer Strafen, den Kinder-»Nord nicht verhüten können; obwohl er zwar durch diese Anstalten, Dank der unsterblichen Theresia An der That vermindert worden. Ich habe erst auf dieser Reise an einem gewissen Orte so ein unglückliches Opfer im Arreste gesehen, das des Klndcrmordcs we^ gen angeklagt war, und ihn, wie aus den Umstanden wahrscheinlich ist, auch wirklich ^gangen haben mag. Welche Unmenschen! sagen Sle. — Sie yaben recht, mein Freund! aber auch welche Umstände! — stellen Ole sich ein Mädchen vor. 35 vor, das so gesund und voll und rund wie Ceres ist, und ein Gesichtchen hat, das eine Nemi'! kleiden würde; und solche Gesichter slnd hier wirklich nicht selten. Adsnis, denn auch Adon^sc giebt es hier, obwohl sie cm wenig vierschrötiger sind, als weiland Adonis der Ebcrjäger empfindsammen Andenkens, gewesen seyn mag; Adonis also, oder -Ha„n5, führt scni Liebchen zum Kirchweyl^ feste. Nach dcm Feste folgen Tänze, nnd gegen Mitternacht erst wandert das zärtliche Paar nach Hause. Man hat eine, zwo und mehr Stunden zu gehen; jedes ist von aller Absicht entfernt. Aber man wird müde, man setzt sich auf den Rasen unter eine dunkle Fichte hin. Nacht , Stille; Jugend und Licbe, alles trägt bey, dem armen schuldlosen Mädchen, das Amors Schlingen noch zu wenig kennt, den Kran; Zli entwinden. Nun ist eins so arm, als das andere; sie sind nichts weiter, a^s blosse Dienstlcule. Manchmal, obwohl seltcn. wicdevfalM dcn» Mädchen noch die Kränkung, daß der Liebhaber auf dasselbe vergiß ' Nun stellen Sie sich alle die trostlose" Aussichten vor, die sich bey kälterm Blute ill die Seele des gefallenen Mädchens dräugelt! — Soll es aus dcm Dienste entfliehen; fortt lauffen, wie eine Diebin'? — wohin, wer nimmt sie auf; wer deckt ihre Schande; wo sind5t sie Brod? — bleibt sie, so muß M ,zn. 8r zu jedem Gedanken auch zugleich die Frage gesellen: wer wird die Frucht meiner Schwachheit nähren, kleiden; wer wird Mutter über dieselbe seyn, da ich es, als ein armer gefesselter Diensibolhe, nicht kann? Nirgend sieht sie Befriedigung dieser Fragen; sie hat keine Eltern, keine Freunde, auf deren Güte sie hoffen dürfte; es ist kein Findelhaus, wo sie sich ihrer Bürde entla-den, oder dieselbe auch nur hinschicken könnte. Wo sie ausblickt sieht sie Strafe von Seiten der Obrigkeit, Verstossung von ihren Freunden, Verachtung von Allen, Spott von Lieblosen, und Unglück und Elend für ihr armes Kind. Welche Bilder für eine empfindsamme Seele! tausendmal fiucht sie der unglücklichen Stunde. Sie hat nicht Gtnrke genng, all das Elend dieser Zukunft zu ertragen, Sie glaubt sich von der Schande, und das so oft vcuVunschcue Pfand ih-rcr Liebe von einem elenden verachteten und mühsceligen Leben zu retten, wenn sie in dem Augenblicke, als sie ihm das Leben giebt, auch seine Mörderinn wird. Dieß ist die Stuffenfolge der quälenden Empfindungen, die sie endlich zur Kindemwr-dennn machen. Würde sie es wob/ geworden seyn, wenn es Findelhäuser gäbe; wenn solche Kinder mit den übrigen gleiche Rechte genössen, wenigstens nicht für unehrlich ge-<'ev,n/^,j'lll. T! l' F l)iN- 82 halten würden; und wenn die Mutter keine Verachtung zu fürchten hatte, odcr auch nur wenn sie ilp vcrmöglichern Umständen gewesen ware i — Die Gesätze machen in diesem Falle scl< t daß nicht Eltern aus fremden Ländern ihren Kindern in diesem Bezirke das Leben geben. Ein junger ehrlicher Bauer hatte Menschenliebe genug, sich von den Bitten eines unglücklichen Mädchens, welches, um scinc Schande zuvcrbcrgcn, aus einem benachbarten Lande nach St. . . kam, rühren zu lassen. Er gestattete demselben eine Frey-statte; sie gebahr, nahm ihr Kind, und gab es irgendwo in dtc Verpflegung. Das Mädchen dankte seinem Wohlthäter auf den Knien für seine Gutmüthigkeit. Dein guten Bauer strömten Thränen auf Thränen die Backen herab, under freute sich, diesem Dank verdient zu haben. Aber was war die Folge i — eine achtzigjährige Me-gära machte die Anzeige; der Bauer wurde vorgcfordcrt , und für seinen Liebesdienst, zur künftigen Wilzzgung, ohne Barmherzigkeit um zehn Gulden gestraft! Daß in dem gebürgichlcn Theile dieser Lander, wie bekannt ist, mehr uneheliche Kinder gebohren werden, als indem fiachei?, scheint eines Theils daher zu kommen, weil in dem erstern sehr große Wirthschaften ext-stcren, mithin hier nicht soviel heyrathe« können, als im letztern; und weil den Dienst-leutcn das Heyrathen ohne ein Haus zu besitzen nicht erlaubt ist, die wenigsten aber tust haben als Jungfern und Junggesellen ^4 Zu sterben. Anderncheils mag auch der gröft scrc Wohlstand, welcher in den gcbmgigten Gegenden gemeiniglich herrscht, dazu beytragen; denn wo drückende Armuth ist, da wohnt die Liebe nicht. Die Ar6ineri,m?n werden, ungeachtet inan es nach ihrer anlokeoden Kleiderlracht nicht vermuthen sollte, unter den übrigen .Inucrosterreicherinuen als die keuschesten gerühmt. Verwundern sie sich übrigens nicht, mein Freund, daß ich unter der Rubrik ^ie-b, bouquet) und kehrt damit, als citt jlrcyter Don G-uischottc nach Hanse. Es geschieht zuweilen, daß ^wecn Rivalen zusammen treffen; uud dann könunt selten einer ohne einem blutigen Kopf weg. Das merkwürdigste hicbey ist, daß oft eine ganze Gesellschaft auf solche Abendthcuer auszieht, und daß folglich bey ,'edcm Kani-werfenster in aller Einigkeit ein t<5w. ^-ti'le gehalten wird. Geschieht es aber, wove»? der Fall nicht selten ist, daß die Ritter einer andern Gegend auf das nämliche Haus Absichten haben; und die verliebten Herren begegnen sich, so wird unausbleiblich cinc Bataille geliefert. Und ich kann Sie versichern, daß es in mancher Gegend, besonders tn Obersteyer, deshalb schon oft zu F ; dcu 86 den blutigsten und abscheulichsten Auftritten gekommen tst. Es ist wohl nichts natürlicher, als daß zwey empfindsame Herzen, die sich lieben, und einander glücklich machen wollen, Gott -Hvmen zu opfern wünschen. Etnc zufriedne Eye drückt das Siegel auf alle menschliche Glückseligkeit. Also von Heyrathen. Allein, dieses Glück kann unter dem hiesigen gemeinen Volke, wie ich Ihnen so eben gesagt habe, nur wenigen zu Theil werden. Denn wenn in einer dieser Provinzen eine halbe Million Menschen wohnen, so befinden sich kaum ^c-oo Feuerstellcn in derselben; ich nehm' aber 5^2" an. Aus jede derselben 5wcy vcrhcyrathcte Menschen gerechnet (ich rede vom Lande, und nicht von grossen und beträchtlichen Städten, wo viele Leute zur Miethe wohnen) so betragt dies eine Summe von 102000 Vcrheyrathe-ofl. seinen Geschwister hinaus zu zahlen , und sogleich ein paar hundert Gulden der Grund-hcrrscbaft zu entrichten hat, so hat er wirklich Ursache, sich um eine Braut mit Geld ju bewerben. Gemeiniglich geschieht es, daß Freunde rder^ Acltem dem jungen Besitzer eine Braut rorschlagcn. Stimmt er mit ein, so tragt wan die Sache durch zween Männer, die lnan Brautwerber nennt, deu Peltern oder Freunden der Braut vor. , Willigt diese vorlauffig ein, so bcstlmmt man cmcn Tag zum Bcsckau. Au diesem Tage nun kömmt die auscrschene Braut, mit einigen ihrer Freunde, oder ihren Ael-leru, und den Brautwerbern zum Hause des Bräutigams, um den Stand seiner Wirthschaft und Gebäude in Augenschein zu nehmen. Dieser unterlaßt nicht, alle seine Schatze auszukrammen, und sich und sei« Haus so viel möglich heraus zu putzcu. Wenu alles gefällt, oder wenn die streitigen Punkte in Richtigkeit gebracht sind, so wird der Tag zum Nersprcckm angesetzt, wobey die Brautleute ihre blcyerncn, 5in-F 5 nernen, 90 ncrnen, messingenen oder höchstens silbern nen Ringe wechseln. Es geschieht allemal in Gegenwart d?r beyderseitigen Anvcrwand« ten, welche zilgleich die 3cuge»! oder Be^ fiände machen können. Zu gleicher Zeit wird auch der Tag zur Hochzeit bestimmt. Die Kopulation, die der Bauer das 3usämmcngeben, nennt, geschieht, nach vorhergegangener dreymaliger Aufruf-fung (Verkündigung) in der betreffenden Pfarrkirche durch den Pfarrer oder seinen Kaplan, und der Hochzeitschmaus wird in dem nachstgclegcnen Wirthshause gehalten. Alle Verwandte, Nachbaroleute, und Bekannte, sollten sie auch 5 und mehr Meilen «ntfernt seyn, werden hi? u eingeladen. Cs geschieht durch eigcnds crbethene -Hochfettla-der, welche oft wohl vierzehn Tage vor der Hochzeit ihre Runde anfangen müssen, wenn > sie fertig werden wollen. Sie tragen eine« Strauß von Flittergold und bunden Federn auf den, Hute, zum Zeichen ihres Hochzeit^ fhcn Karaktcrs. Gemeiniglich sind cs Leute dieser Gegend, die sich ausdrücklich damit abgeben, und von jedermann dazu crbethen werden. Jeder, der zur Hochzelt geladen ist, erscheint auch dabey, oder stellt seinen Mann. Er würde sichs zur Schande rechnen, den Brautleuten diesem Dienst nicht zu erweisen; 91 und er will dadurch zu erkennen' geben, daß «r an ihrcr Freude thätigen Antheil nimmt. Inzwischen müssen auch die übrigen zur Hochzeit besonders nöthigen Personen ausfindig gemacht werden. Dies sind: dcr Brautführer , die Altmuttcr, die R,rän?cliungfer, und der Junger. Manchmal hat man auch zwey Srantfnbrcr, zwey Rrän5ellm,Zfcrn, u. s. w. Der Brautführer ist gemeiniglich ein Mann, der sich zu dieser Function bereits durch öftere Proben geschickt gemacht hat; gewöhnlich ist es der Hauptspasmacher vom Orte. Die Würde dcr Altmuttcr bekleidet entweder die Mutter der Braut selbst, oder cine andere alte Frau aus der Verwandt? schaft. In Kranzeljungfcrn werden junge artige Madchen, und zu Jüngern, welches eigentlich ihre Chapcaux sind, die schönsten Pursche aus der Gegend genommen; je naher sie mit dem Brautpaare verwandt sind, desto lieber sieht man's. Sobald am augcsetztcnGHochzeitstage die Sonne am Horizont erscheint, versammlet sich der Bräutigam, der Brautführer, die Kranzch'ungfer, der Junger, und ein Theil dcr Hochzeltgastc in dem väterlichen Hause dcr Braut, die sich nun in ibren Brautkleidern sehen laßt, und von den Matronen des Ortes bereits einen kleinen Un-ternckt erhalten hat, wie sie sich sowohl an die- 92 diesem Tage, als in der Zukunft gegen ihren Bräutigam betragen solle. Eine dieser Heyrathsregeln ist: Du mnßr 5war deinem Manne gehorsam seyn, aber schlagen laß dich nicht. Nun wird das Frühstük hingenommen, welches der Vater von der ^Vrant gratis aufsetzen muss; und gemeiniglich aus zwey oder drey warmen Speisen besteht. Sobald dieses vorbey i«t, wobei) der Brautführer Proben seines Witzes zu geben sucht, schickt man sich an, in die Kirche zu fahren. Bc^ vor aber die Braut aus dem Hause geführt wird, halt der Brautführer sowohl an die Braut und an ihre Aettem, als a»i die Umstehenden, eine Dicerie, deren Kompositioil vom Vater gcr in Städten und Vornehmere aberpftegen dem Brautführer den Kranz auf den linken Arm zu binden. Die hochzeitliche Kleidung des Frauen-» Volkes st die nämliche-, wie sich dasselbe bey den procesftoncn zu kleiden pflegt. Die Kleidung der Braut muss durchaus neu seyn, und von dem Bräutigam angcschaft werden. Steht sie noch in dem glücklichen Ruf einer Jungfer, so darf sie sich eines Kopfputzes von künstlichen und natürlichen Blume« bedienen; wo aber nicht, so tragt sie nur eine Mole Haube mit einem Hute. Das letz- 95 letztere geschieht auch, wenn die Braut eine Wittwe ist. An einigen Orten in Rärnten tragen die alten Weiber, und besonders die Braut-»nktter, bey Hochzeiten kurze schwarze mit Fuchsbalg ausgeschlagene Mantel, und einen strohernen Hut am Kopfe, der eine,» sehr hohen Gupf hat; eine Klcidertracht, die einige hundert Jahre alt seyn mag. Sobald alles in Richtigkeit gebracht ist, fängt sich der Zug an. Die Musick voraus, nnd die ganze Procession hinter drein. Wenn Schlittenbahn ist, so nimmt sie sich nicht übel aus. Dann sind die Pferde mit großen Metallenen Schellen behängen, die man Rollen nennt, und ein manichfaltiges Geklange Machen. Der Brautführer hat dic Braut und die Altmuttcr, und der Junger die Krän-zeljungfcr auf dem Schlitten; die übrigen setzen sich ohne Ordnung. In Rrain ist es gewöhnlich, daß die Braut vom schönsten Pferde, das tm Dorfe in finden ist, im Schlitten geführt werden wuß; ihr folgt der weibliche Anhang in 5>3 Tischen 30 kr. bis 1 fl. ?o kr. Es steht jedermann frcy, sich zu demjenigen Tische zlt setzen, zu welchen er will. Die Brautleute bezahlen nicht mehr, als die übrigen Gaste; denn jeder zahlt für semen Kopf. Die Bedienung bey Tische, oder vielmehr das Auftragen der Speisen, geschieht durch die Hochzeitgaste selbst. Bey jedem Tische ist so ein Truchstß bestellt, welcher der Austräger heißt, und welcher ncbst dem auch, von den Gästen die Bezahlung einzusammeln hat. Er sitzt nicht mit am Tische, sondern seine Mahlzeit wird vom Bräutigam besonders bezahlt. Wenn die Speisen etwa zur Hälfte aufgetragen sind, so kommen die Spicllcute zum Aufiegen ins Zimmer. Auflegen heist, von den Tanzern ll crmro die Bezahlung für die Musick einfordern. Der Vorgeiger nimmt einen Teller, setzt ein Glas voll Wein, Bicr^ oder Brantwein darauf, und geht damit zum Brauttischc, allwo er den Teller dem Bräutigam überreicht. Dieser trinkt ein wenig und legt sodann ein Stück Geld auf den Teller. Während dem, daß er trinkt, muß die Musick einen Eustb machen. Der Bräutigam reicht den Teller dem Brautfüh^ rcr, welcher ihn sodann welter herum gehe" laßt. Bey 94 Bey diesem Auflegen, wovon das Frau-rnvolk ausgenommen ist, müssen sich dl< Spiclleute beficiss gen, recht viele Lachen erwe-kende Spaffe zu machcn, wenn sie änderst ih, ten Vortheil verstehen Durch so eine Magie wird mancher Siebzchner aus dem Beutel heraus gezaubert, der ausserdem wohl drinne geblieben wäre. Einer der gewöhnlichsten ist mit untersuch dieser, dass der Vorgciger zur Thüre hinein fallt, statt hinein zu gehen. Die Zahl der Musikanten richtet sich nach der Menge der Gaste. Wenn loo Personncn geladen werden, so bestellt Man gemeiniglich 6 bis 8 Gpielleuee. Sobald das Aufiegcn vorüber ist, so ist auch die Mahlzeit geendigt, und nun gehen die Freuden erst an. Inzwischen bleibt auch die Zeit des Mahles nicht ohne Unterhaltung, indem beynahe jeder Tisch seinen Spaßmacher hat. Eine der gewöhnlichsten Unterhaltungen bey Hochzeiten war sonst auch das haussige Schuftn mit Pistolen, welches aber, da viele Unglücke dabey geschahen, seit einigen Jahren verbothen ist. Als eine dcr allcrgewöhnlichstcn Spaff-wachereym ist noch zu bemerken, daß wan der Braut wahrend dcr Tafel eine« Schuh ohne daß es der Brautführer merkt, vom Fusse zieht; wenn nun derselbe mit ihr den Tanz beginnen will, so wird er lange raillirt, bis er den Schuh wieder bekömmt. G » Wenn Wenn nun die Tafel aufgehobett, nnl» die Tische, um Raum zu machen, übercim andergcstellt sind, so fangen sich die Tänze an. Der erste ist der sogenannte Bram--ran?, den der Bräutigam mit seiner Braut eröffnet; es geschieht aber auch zuweilen, daß eins von ihnen, oder beyde dcu Tanz selbst zu machen nicht Lust haben. In diesem Falle werden andere Pcrsonnen, die als gute Tänzer bekannt sind, dazu aufgefordert. Die Melodie dieses Brauttanzes klingt ganz anders, als die kiesige sonst gewöhnliche Musick; es ist eine Alt Menuets, die einen sehr langweiligen monotonischcn Gang hat. Die Pas, mit welchen er getanzt wird, geschehen auf eine so holperichte Art, daß der ganze Tanz einem ungewohnten Auge sehr lächerlich auffält. Oobald der Bräutigam ihn dreymal wiederholt hat, übcrgicbt er feme Braut ihrem Führer, welcher denn auf gleiche Art seine BocksMunge macht, und nach deren Vollendung vom Junger abgelöset wird. Wcnn dies vorüber ist, führt der Brautführer die Brautmutter zum namli-lichen Tanze auf, der an einigen Orten auch der Altvaee«an5 heißt. Endlich kömmt auch die Reyhe an die Kranzchungfer; beyde werden in der Folge auch vom Bräutigam unb vom Junger aufgeführt. Nach Vollendung des Brmtttqnzes werden sogenannte deutsche Tan- toi Tänze aufgespielt, woran jeder, der tanzen will und zu Gaste geladen ist, Theil nehmen kann. Sie dauren gemeiniglich bis ^. und ? Uhr ill die ??lacht. Sobald das Brautpaar wünscht nach-Hause zu kehren, so wird die Braut von ihrem Führer 'den künftigen Gatten mit clncr kurzen und scherzhaften Dicerie, welche manch? mal einige eben nicht feine Anspielungen auf die bevorstehende Schäferstundc enthält, übergeben, welcher sic, in Begleitung einiger Verwandten, odne ferneres Ceremoniet an Ort und Stelle bringt. Manche dieser Hochzeiten, besonders in Obersteyer, Oberkarnrcn, und wdcrt'rain^ dauren 2 und ? Tage; in diesem Falle erscheinen am zweyten und dritten Tag alle Gaste, die am vorigen gebethen waren; nur mit dem Unterschiede, daß zuweilen der Bräutigam die Kosten dieser Tage allein tragt, ^m nächsten Sonntag wird wieder ein Schmaus gegeben, welcher die Abrechnung genannt wird, wozu aber nur einige der be<^ sten Freunde Maden werden. Wenn man alles, das Lcggeld, die Muslck, die Kleidungen, den Putz, und andere Nebenauslagen zusammen rechnet, so betragen die Kosten einer solchen Hochzeit Nicht gelten 20a Us ?oo ft. manchmal auch noch mehr; ein Aufwand, der, meines Er-"chtens, nur mit der dadurch bewirkten gros-G 3 strn ^ I OH sem Cirkulation des Geldes entschuldigt wen den kann. Inzwischen ist es aber auch gcwis, daß dieser Aufwand in den meisten Gegenden dieser Lander von selbst wegfalt; denn in Untersteyer, tn Untcriiärntm, und in dem größten Theile von Hram ist der Bauer zu arm, um so kostbare Hochzeiten anzustellen. So gewis ist es, daß der Luxus nur vom Wohlstand und Reichthum erzeugt wird; und glücklich das Land, welches ohne die guten Gitten zu beleidigen, denselben aus seinen eigenen natürlichen Reichthümern , und mit den Waaren seines eigenen Fleißes befried^ gen kann' Schwangerschaft und Niederkunft. Es kann sowohl dem Menschenfreunde, als dem Politiker nicht gleichgültig seyn, zu wissen, wie sich eine so zahlreiche» so ehrwürdige Klasse der Erdenbewohncr, wie das Landvolk ist, in diese« Fältelt zu benehmen pflegt; man einen Aouchcur nennt. So cin Weib scheut während ihrer Schwangerschaft weder Arbeit, Luft, noch sonst etwas; ihre Geschäfte gehen den nämlichen Gang, wie vorher. Ihre Nahrung ist von der des ganzen Hauses nicht im Windcste» verschieden, und sie liegt ihreä G 4 Haus- I c>4 Haussorgen bis auf die letzten Tage uncr-müdet ob. Sobald sie fühlt, daß die ei-gcntliche Stunde kömmt, so wird eine alte erfahrne Nachbarin gerufen, welche die Heb< «mmendicnste verrichtet, und dem Kinde die Nothtauf giebt. In Städten und Märkten sind zwar überall eigcnds bestellte Hebammen, die sich seit einigen Jahren von dem medizinischen Kosegio der Hauptstadt, oder dem Kreisphy-siko müssen eraminiren und approbiren lassen; in Dörfern und im Gebirge aber verrichtet meistens nur die nächste beste Nachbarin diesen Dienst. Hie und da giebt es wohl einige alte Weiber, die sich eigentlich diesem Geschäfte gewidmet haben, und in ihrer Nachbarschaft gegen eine sehr geringe will-kührliche Belohnung ihre bloß empirische Geschicklichkeit ausüben. Das Volk ist aber auch für blos praktische Wissenschaft so sehr eingenommen, daß es zu einer studirten Hebamme gar kein Vertrauen har; und ich ken-» ne ein Stadtchen, attwo es wegen einer e.raminirtcn Hebamme, die man demselben für seine alte geben wollte, beynahe zu einem greulichen Aufruhr gekommen wäre. Man kann nicht behaupten, das es ein dummes Vorurthell sey, was diese Leute gegen die Theoretiker einnimmt; sie wissen, M gut, daß Theorie ohne Erfahrung ein gefährliches Handwerk ist, und sie sehen wohl ein, los eln, dast es dennoch besser sty, sich einem schlichten Praktiker, als einem blossen Theoretiker anzuvertrauen. Die Niederkunft der hiesigen Bauers-Weiber ist meistens mit so geringen Beschwerlichkeiten verbunden, daß sie nicht selten bey der Arbeit auf freyem Felde, und ohne Bcy-hilfc einer Wehmuttcr, erfolgt. Die Mutter nimmt sodcnn ihr Kind ins Fürtuch, wandert damit nach Haust, und am folgen? den Tag ist sie w^der auf dem Felde. In Städten und Fleken weicht man von dieser Einfalt der Natur scholl sehr ab; wan will, so wie im Putz und Sitten, dm Hauptstädten nachahmen. Da muß die Frau ein paar Wochen vor ihrer Geburt herum-kreisen, sich ohne Ursache dem Doktor aus einer, Entfernung von 2 und mchr Posten herbeyholen lassen; mit einem Worte, sie muß da ein Affe der Grossen seyn, und sich durch eine Menge von unnöthigen Medika-lnmten ruiniren lassen. Wenn eine Baurin der Geburt nahe ist, so schickt sie ihren Mann aufs Gevar-terbitten aus. Sind nicht Verwandte da, zu welchen man ein besonderes Zutrauen hat, so wird der beste Nachbar dazu erbe then. Ich kenne Gegenden in Innerostcrreick, vorzüglich im Gebirge, wo man auf diesem Liebesdienst einen so grossen Werth setzt, daß derjenige, der einen Gevatter braucht, seine " ' G 5 Bitte ins Bitte auf den Knieen vorbringt. Diese Gewohnheit hat ohne Zweifel ihren Grund in der Verbindlichkeit deS Gevatters, das Kind, lm Falle es verwaist wird, zu erziehen; eine Verbindlichkeit, die in den alten Zeiten auch redlich erfüllt wurde; redlicher wenigstens, wie ich glaube, denn itzt. Jeder? lnann duze sich sonst, sogar Kinder nenne»« ihre Acltern nur mit du; Gevattcrsleutc aber «ennen sich mit ihr, und es wäre bey lhnen 3 der menschlichen Gesellschaft, als aus ein« fehlerhaften Erziehung^ und au^ dem üblen Beyspiele, welches eine sichcre Folge dersel> den ist. Der Allmachtige hat uns gut ge, schaffen; und wte könnte er uns, seine ge< liebten Kinder, anders geschaffen haben? Unsere Seele ist eine Wachstafel, die alle Eindrücke annimmt; nur dringt der Griffel att' er hier seine Cizichungsideen größte»^ theils rcalisirt gesehen; er hatte gesehen, daß die Baurenkinder im Gebirge, und zum Theil auch aus dem Lande, durch ein, zwey, auch drey Jahre von ibren Müttern selbst gesaugt werden, daß ma.i sic selten i» Windeln und Falschen einkerkert, daß man sie größten-fhcils nackend, bis sie selbst gehen lernen, auf dcm Bodcn herumkriechen lafft, lali sie folg- «O5 folglich den Unterschied der Geschlechter sehr früh kennen lernen, und daß sie doch dabey ihre Keuschheit länger behalten, als man glauben sollte. llm Ihnen von dem Erziehungswcsen in diesen Staaten einen deutlichen Begrief z« geben, ist es nöthig, daß ich dasselbe nach den Klassen der Gesellschaft durchgehe; und lch machc folgende Abtheilung derselben: i) der Bauerstand, i) der Bürger stand, z) der Mittelstand, wozu ich Kaufleute, Beamte lc. rechne, 4) der niedere, und 5) der höhere Adel. Die Erziehung des Baurenvolkcs war bor Einführung der Normals cbul lehre g»o^ tentheils die blosse rohe Natur; und in den Meisten gcbirgigten Gcgendcn ist sie es noch. Die Kinder werden sich bis ins sechste und «chte Jahr ganzlich selbst überlassen; ihre 3eit wird mit Nichtsthun hingebracht. Das Krmzmachen, das Vaterunser, die zehn Ge-bdtc, und etwa einen Rosenkranz (Paternoster) kerab zu bete,;, ist altes, was man ihnen in Rücksicht der moralischen Erziehung beybringt; die physische hingegen ist ganz ihrem Etandc gemäß. Cin Knabe, der 2 bis ? Jahre (denn es giebt viele Weiber, die das letztge-bohrne mildem ncugebohrnen Kinde noch lan^ 6e zugleich stillen) an der Brust fewer Mutter hängt, dessen Nahrung V5il seiner frühern Jugend an die elnfachtste Hausmanns kost kost ist, und der den ganzen Winter hindurch halb Nackend im Schnee herumspringt; et« Knabe mit dieser Erziehung muß gewis der vierschrötigste Kerl werden, den man nur wünschen kann. Sobald die Kinder ihr achtes Jahr erreicht haben, ein Alter, in welchen sie schon zu einigen Geschäften gebraucht werden können , wcrden sie entweder da, wo line SclM le in der Nähe ist, in die Schule geschickt, oder zu den Geschäften ihres Standes ange^ halten. Die Bauren im Gebirge sch cken noch itzt wenig Kinder in die Schule; theils wegen der weiten Entfernung, wcil die Kin-» der oft 2 und mehr Stunden zu gehen hatten ; und theils, weil sie glauben, daß so was für einen Baurcn nicht nöthig sey. Ich kenne Gegenden, wo unter fünfzig angesessn nm Bauren kaum einer ist, der lesen kann; und manche Herrschaft hat nicht selten Mühe genug, in einer Gegend einen Mann zu fin/ den, der im Stande ist, ein Dekret zu lesen, und folglich als ein Amrmami (Schulz) gc^ braucht werden zu können. Die ersten Geschäfte dieser Kinder, bestehen in Viehhüchen, und Viehfüttern; nach und nach werden sie zu den schwerern knechtischen Arbeiten angeführt, verrichten endlich die Dienste eines Knechtes oder einer Magd, Heyrathcu; wenn es ihre Umstände erlauben, und beschließen so ihre Laufbahn, auf die einfache Ill einfachste Ast von der Welt. So erzieht Man die Kinder in dem größten Theile von Oesterreich, StcMm>n-k, und Rärnten; in Rrain aber, und besonders in Gberkrain, werden sie viel früher zur Arbeit angehalten. Da müssm Kinder v5aufe noch mit ^orul theilen gcgen diese ^chrart erfülle ist, jc» dürfte ein gedrängter Au«5ng die^ scg System», dasi ü» einem sehr fcliäy^ baren Xvcrkc: pragma t ij'cbc Gc-sckicktc dcr vornehmsten ka-^ tholi sct) en und protesiant i^ schen Gymnasien und Scliulcn ,n Deutschland, 'tcr Iband, ^eipfig i?8c>. ausführlich beschrieb ben ist, und in unsern Bändern eb'^ „icht in viele-Hände ko»nme>l wird, hier am rechten plaice stehm. li3 der Keim des daraus flnssendm unzählbaren Guten fangt bereits an, allenlhalbcn sichtbar-lich aufzusprossen. Nur wünscht' ich, daß die Landwirth-schaft nicht bloß in der Normalschnle, sondern auch und vorzüglich in den Trivialschu- lcn . Damit daa gan^e deutsche Schulweg sen gehörig snbordinirt, und der Froeck desj'elben desto eher erhalten werden mockte, wurde in einer jeden P»rovu»f der österreichischen Staaten aus der ^ ^andenstclle eine besondere Sckulb'om-misi'ion bestellt. Diejc besteht aua 5we)s oder dre^ bathen der genannten K.an»: verstelle, aus cineni Gevollinächtigten de^ Ordinariats, au« einem Sekrerair, und dem Direktor der N'ormalscbule. Diesen RommiMonei; werden die In^' struktionen , und Verbesserungen im Sckulwejcn vom -Hofe xugesibiä'r, und sie möjsen sie den Sckinlen, die ihnen subordmirt sind, wieder bekannt machen. Sie müsi'en darauf sehen,,daß die vom -Hofe vorgescbricbcne H^ehrarr genau bc--folge, tüchtige Lehrer angeseyt, und alleg so getrieben werde, damit der End-fwecL der tNonqrchin völliZ erreicht wer,- den Hern,. Reis. III. Lhl. H 114 len gelehrt würde; und soviel ich weiß, sö wird sie, ungeachtet sie im Plane steht, dermal auch in den Normalschulen nicht mehr, oder doch nur sehr flüchtig, vorgetragen. Und doch, was wäre wohl angemcßncr, und nützlicher, als die Kinder in den Trivial- oder den mogc. Dabe/ sind sie MgeViesen, ?u gewissen 3eitcn von dem Fortgange des Schulwesen« Bericht abzustatten. ^ft giebt dre^erley Arten vo>» deutschen Schulen, No r mals cl? u-len, -H auptscku l cn, und gemein ne oder Crivi al sch u len. Normal sch ulen Heisien nur dicje--nigen , welche die Richtschnur aller ilbrigm Schulen ill der f^rovin? sind. iLn ist daher in einer seven proving ci^ ne Normalschule, nnd fw.^r an dem rce, wo sich dic SchulLo'mnission be--ftndet; nach dieser müssen sich alle übrigen Schuten der Provinz schlechterdings richten. In dieser werden die hehrer skr die Schulen in der provinf gebil> der, und erhalten einen hinlängliche»» Unterricht in den nöthigsten Wissenschaften, werden aucl? in derselben geprüft, wenn sie ausserhalb studirc haben, onb ?ft Achrern «n einer Schule der Provinz gn,- us vder Baurenschulen mit derjenigen Wissenschaft bekannt zu machen, zu dcren Ausübung sie jhr Stand bestimiut^ — Das wär, wie mir deucbt, ein ausgesäter Saame, der eine sehr reichliche Crnde abwerfen wurde; denn nichts steht der Vcrvollkommunz H 2 der angcscyr sevn wollcn. Bc^ einer solchen Normalschulc isi ein ?^>ired'tor und vier oder fünf ^>ebrcr , worunter ein g e i st-lich er Raeechet se^n muß, welche dcu U'^terricbt 'übernehmen. Deutsckc ^ au p tsckn len werden in grosiern Städten, auck Rloslern, wo Gelegenheit da^u da ist, angelegt, und soll wenigsten« in fedcm viertel, Rrei» oder Distrikt der Proving eine solche -Hauptsckule nack der Verordnung sc^'n. Gemeine deutsche oder f?rivttt»> schulen sind in allen kleinern Städten, Mai ktfteckcn, und auf dem Aandc, wc-nigsielni an allen den Grten, wo s,ch Pfarrkirche,: befinden. (Noch lst es j'o weit nickt gekommen.) Es wurden eben nicht überall neue Schulen errichtet, sondern die alten nach dem neuen System umgestaltet, und d»e dabey schon angeseyeen ^ebrcr angcwie^ sen, sick die porgeschriebene ,^chrart be> kann; FI6 dcrLmldwirthschaft so sthr enlgeqcn , als das Vorurtheil dcr Bcanttcn und Baurcn; und Hlie werden dlcse Leute, die wie cm ausgc^ wachsencr unbicgsamcr Baum sind, auf ei-„en bessern Wecg geleitet werden können, lvcnn man dieser Unform nicht bey den Kinder« an- kannt 5u nmckcn, und M beobacliren, Z)«be)7 rvurde aber den Scl?ul^ommlssio^ nc»i anfgctragcn, d«ß sie auf die pünkt--liclie Befolgung dcr ncncn Gcl>nlverord--nung von Seit,,' dcr alten Lehrer scheu, nnd die erledigtcir Stollen mit niemand anders, als mit hehrern beseycn foll^ ten, welche in der Normalscliulc unecr^ ricdter oder geprüft werden. Da^ Reckt Schule ?u balccl,, blicb jedem, der eyvor in dem Besiye dc^cl^ den u?^r; nur mttM'n die alten Scliu^ lcn nach de>n neuen Systeme eingerichtet' werden. Da, wo keine warm, oder N'0 die Jugend für die alren 5U zahlreich war, wurden neue angelegt. In Rücksicht dcr Scl?ulgedättde isk unter andern vorgeschrieben, daß sietft so viele H^ebrfiuben odhanden st)'n sol< lcn, als hehrer wgleich unterrichten; nnd sie sollten durchaus nickr 5U eine,'»» ftndern Ecbr^uche dienen, damit die 117 anfangt vorzubeugen. Nur ist die Frage, wer in den Trivialschulen die Landwirlhschaft lehre« soll, da dic meiscen Schubneister solche wcdcr praktisch noch theoretisch kennen; denn dic wenigsten besitzen eine eigne Wirthschaft, und H ? ' ha- Auf>nerr'sa>nr'eit der Schüler durch häu«--li.che Geschäfte nickt ;crstrcucc wird. Der Unterricht in ttll diesen Schulen ist auf folgende Art vorgeschrieben. Zuerst von der NOrmalschulc. Die Xcligion wird darmn nach dem gewöhnlichen K-ehrhegvief, daß i'»n hi?6? der 3ahl und Fähigkeit der hehrer, und nach der 3eit, die s:e 5um UutcrriÄir haben, den Schülern in diesen ^auptscliulcn von einer Anweisung in ihrer tNmrersprachc^la--teinisckenSprachc, Geschichte, Üördbc^ schreibung u. d. g. be)-gcbmckr werden kann, wird auch hier niemals verabsäumt. In den Trivial schulen muß, nach der Vorschrift dcr k. k. S6?ulord-nung, wenigjicns in dcr Religion und deren Geschichte, Sittenlehre, welche nach dem Lesebuch vorgetragen wlrd, Buchstaben kennen / Buchstahiren, und 122 dcsfnrstliche Befehle hiezu nöthig; ich wünschte also, daß allen Pfarrern, Beneficiaten. und übrigen Geistlichen, die eine Seclsorge haben, der Befehl zngefertiget würde, sich bianen einer besti'nmten Icit nach cinein vorgeschriebenen Lehrbuche zu ihrem neucn Lehr- amtc, H^esen gedruckte und geschriebener Sachen, der Aurrenrslirift, den fünfSpes cics der Rechc»il?u!l)i und der Regel de Tri, Unterricht gegeben werden. Dabev wird auch noch eine für das ^ndvoli: rehorige Anleirung 5urR,echtj'7li.lsj-enhclt l nd 5ur Wirthschaft nach einem hicn» f.cson.der« abgefaßten H»nch, welchem «llelnal dabcx 5«'»» Grunde gelegt wcr^-den soll, gegeben. In der Religion ?u unterrichten ist in allen Schulen de,r Geistlichen überlasten. Beiden Normal-und >Hsl»pt--schulen sind eigene geistliche L.el?rer da---M angestellt, welche täglich wenigstens «ine Stunde darinn unterrichten, unv den Ratechi.^mun, die Rcligionggeschicl)^ tc; die Sittenlehre, dic Apijtcln und Evangelien crlrlmen. s >;a Rechnen ......... n Pic !2s gliedern der ersterwähnten Gocietatcn ztvey geschickte Kommissare ausgewählt werden, welche die Pfarrcyen zu bereisen, und die Kandidaten zu prüfen hatten. Die Reisekosten könnten aus der Einnahme des Verlages von dem vorgeschriebenen Stunden« Die lateinische Sprache .... 6 — Naturwissensck^ft odcr-Haushaltung ........... 6 — Erdbeschreibung und Geschichte .............. 6 Das 3cichncn .......... 6 Die deutsche Sprackiebre und der Ibricfstil, oder die Uebung in schriftlichen Aufsänen .... 5 — Geometric und tNechanE . . 5 <— untere katechctiscl,c Rlajjc . . 1 — nntlere ............ l — obere ............ 1 — biblische RclzgionZgcschichte. i — Sittcnlcl're ......... 1 — Erklärung der Episteln ... 2 — Erklärung der Evangelien . 2 -- Einlcitnngslet'non nebst dem Inhalt dea ?wc)'ten F^'scbucks 1 ^°- Regeln d«r N?ohlanständiZkcic ^ Der 126 5cn Lehrbuche bestritten werden, das ssch f«-der Lehrer und jeder Schüler auf seinc eigenen Kosten beyzuschassen hätte. Auf diese Art also könnte, ohne die mindesten Kosten des Hofes, eine Anstalt errichtet werden, die Stunden Der Director unterrichtet die Prä-p«randcn ........... ii Eilltheikmg der Gegenstände, welche in den Hauptschuleu gelehret werden. Das Duchsiabenkennen und Buch-ircn u?äcl?entlicl?...... il — Schreiben nebst der Orthographic . ............ 15 — Rechnen in 5wc/ Rlafscn, jede 6 Stunden .......... i2 Die Anleitung ?u schriftlichen Aufsätzen........... 5 — Erdbeschreibung ...... l — Geschichte .......... i Die uncere kaecchetische Rlasse . 2 — obere ............ 1 — biblische Geschichte ..... l — Gittcnlehre ......... — Regeln derwohl6nstäl,5,gb','it 127 die, wie ich glaube, dem Staate einen unendlichen Nutzen gewahre» würde. Die Erziehung des Bürgcrjiandeg weicht von der des Baucrstandcs nur in dem ab, daß die Kinder wegen der Bequemlichkeit mehr zur Schule gehalten, auch ein grosser Theil Stunden. Das fw^te Lesebuch tabellarisch i Die Erklärung dcr Epistel ... i — Erklärung des Evangelium» i In den Trir> ialschnlen wird alle Tag durch ? 5 /4 Stunde da.', Buchsta-bcnb'enncn und 2bucl?stabircn, durch 2 z/4 Stunde da« Kiesen, durä) 1 1 /2 Stunde dtt.4 Sckrciben, die Rccktsckrcibung ^c. durcl? ! Stunde dan Rccknen, und n'o^ «lientlich durch 2 Stunden die Religion, gelehrt. Die Rinder sind nur einmal in der U?ockc, nämlich Mittwochs oder Don5 ncrstagK Nachlnittag vom Schulgehen dispcnsirt. Nicht nur allem für die Schüler sind eigene Bücher und Tabellen, sondern auch für die ^chrer sind einige nothige Anweisungen, wie sie recht und mir Nnyen lehren, und Vie Schüler nach den 128 Theil derselben dcn Studien und dcm geistlichen Stande gewidmet werden. Bcy dem Bauerstande ist die Sucht die Kinder eine Zeit von 6 bis 7 Jahren mit dem Lateins schen verderben zu lassen, das sie in den nächsten zwey Jahren wieder vergessen, noch nicht den vorgeschriebenen Büchern unterricht ten sollen, verfertiget worden. Diese Bücher ninsstn von allen Schul--leuten nach den Umstände,» ciner jeden Schule angeschaft, und be^m Unterricht keine andern 5mn Grunde gelegt werl-den; ee; siild folgende: 1. Das Mcthodcnbuch für Lehrer der deutschen Schulen. 2. Anweisung für Prioatlchrer oder Hausinstruktorcn. z. Das Namcnbüchlcin, oder ABC nebst den dazugehörigen Taflein zum Buchstabcnkennen und der grossen Buchstadirtabelle. 4. Das aus vier Stucken bestehende Lesebuch für Schüler über Gegenstände, welche die Religion betreffen. 5. Eben diese vier Stücke tabellarisch für Lehrer, und katechttisch, das ist, in Fragen und Antworten, fur Acl- 129 nicht so schr eingerissen, als unter den Bürgern, doch giebt es, besonders in Gberste^er und in Rrain einige reiche Baurcn, die ihre Söhnc gerne studtren lassen, und dadurch aus denselben Geschöpfe machen, diealsdenn gemeiniglich zu keinem Stande zu rechnen sind. Der Acltern, die ihre Kinder selbst prüfen, wollen. 6. Der erweiterte und erwiesene Katechismus. ?. Das Evangelium nebst den Episteln. 3. Das Buch für Schüler der deutschen Schulen. Dieses Buch enthalt folgende Wissenschaften, die besonders gedruckt sind: :») Anleitung zum Schönschreiben nebst Vorschriften. d) Anleitung zum Rechnen. »:) Anlcllung zur Rechtschreibung. » alle i»t den Normalsckulcn unterrichtet oder geprüft - worden se^'n. Fur die bereits aus den Schulen ent-lassenc Jugend, auf dem ^.ande un> in den Städten, besonders fzzr ^andsl werd'sbursche, werde» an den Son n< tägen > vornämlich im Sommer, ^nic)' Wieoerhohlungssiunden von den, hehrer unter der Aufsicht des Pfarrers oder seines Viüars gehalten, welchen alle ,l'N- l33 Stande zu treten, und oft dlc Aussicht zu elncm ftbr eintraglichen Etablissement mit ci m'r Besoldung von einigen hundert Gulden in irgend einem Amtt, in welchen er vielleicht ein ewiger Kanzelist bleibt, zu vertauschen suchen. Das -Herr von, nnt welchen der Herr Accessist in allen Gesellschaften, die I 3 ü iunge^eute bis ins 2oee Jahr beywoh-e nen sollen. In Absickit der 'Handwerkslehriungcn ist befohlen, daß tein H.ehrfunge eher fref' gesprochen werde, bis er durck ein schriftliches Zeugniß des Schulauf-schers dargethan habe, daß er in der Religion, Kiesen ^ Schreiben und Rccbc ncn gehörig unterriclitet se^, und den N?iederl,oblungastnnden flcissig bcyge^ wohnt habe. Ueber den Fleiß der Rinder sowohl als der hehrer werden Tabellen gehal-rcn; erstere von den Lehrern lcytere aber ^ von den (!)rt6obrigkeiten. Auch müssen die Aufseher oder Di-rektoret» einer fcden Schule alle halbe Jahre an die L^andegstellen von dem Zustand derselben Bericht erstatten. weffentlickc Prüfungen werden ebenfall« alle halbe Iahrc angestellt, und den fteissigstcn Schülern Belohnungen a:l«gccheilr. 134 2 don ton zu leben wissen, beehrt wird, schmeichelt seine Eitelkeit so sehr, daß er um alles in der Welt nicht mehr in die Boutique seines Vatcrs zurück treten möchte, allwo man ans gute altdeutsche Art mit dein Herrn Joseph und Johannes und Franf herumwirft. Am meisten trägt zu dieser Standcsemi-gration, wenn ich sie so nenne« darf, das Vorurthcil der Eltern selbst bey; die meisten setzen eine Ehre darein, ihre Kinder zu einer andern nach ihrer Meyliung vornehmern Lebensart zu bestimmen, als sie selbst treiben. Vorzüglich hat der gei cliche Stand mit diesem Vorurthcile bisher Ursache gehabt zufrieden zu seyn; denn er hat ihm gewiß den größten Theil slner Kandidaten zu danken, wozu die frommen Mütter wohl das meiste mögen bcygc! ragen haben. Daher scheint es allerdings zu kommen, daß die Industrie, die Manufakturen und Gewerbe. :c. «och nicht auf den Punkt der Voll- »> ---------->—--------—---------—————-—- Itebrigens sind, sowohl was dan Befragen der hehrer gegcn ihre Sckinler, und dieser gegen ihre hehrer, als anch waz sonst das Aufnehmen eines so nützlichen Schulsystems betrift, vortrcfilckc Gcsene gemacht, dle bicr wegen ihrcr weitlanftigkeit »nicht ausgcxogen wer- 135 Vollkommenheit gekommen sind, auf dem sie in unsern an natürlichen Produkten so reichen Landern wohl stehen könnten. Die meisten Bürger lmd Kaufleute, die sich etwa durch gleist, und Zufall ein ansehnliches Vermöge« erworben haben, geben es ihren in Dikaste-rien, in Klöstern oder sonst im geistlichen Standc befindlichen Kindern hin, und entziehen also dadurch ihrem Gewerbe dergestalt Kraft und Nerve, daß ihre Nachfolger froh seyn müssen? wenn sie das Ansehen ihres Hauses, oder den Zustand ihres Gewerbes nur beym Alten erhalten können. Der Mittelftand bleibt so ziemlich bey seinem Leisten, weil es nur einigen wenigen aus demselben glückt, sich entweder durch Talente, oder Geld auf eine höhere Stuffe cmpor zu schwingen. Beyspiele beyder Art slnd, in Rüctsicht dieser zahlreichen Klasse, seltner, als man denken sollte. Eincs Theils, weil man bisher zufrieden war, wenn die Kinder nur Latein, ein bischen scholastische Philosophie, und wenn es hoch kämm, die Rechte studirten. Mit diesen Kenntnissen ausgerüstet , glaubte man im Stande zu seyn, den ersten Otaatsministcr vorzustellen. Das Mannes, der sich den Diensten des Staates widmen will, ist noch immer nur Latein und die Rechte. Kammeralwissenschaften, Physik, Mathematik zc. werden als bloße nützliche I 4 Nebcn- 536 Nebensachen, und Landwirthschaft, Naturgeschichte, Technologic, Handclswissenschaft lc. als unnothige Dinge angesehen, mit denen »nan in einem Dikasterio sein Brod nicht finden kann. Ich rede vom großen Haufen, und weis sehr wohl, daß es unter demselbeu auch viele einsichtsvolle Männer gebe, welche die nüyllchen Wissenschaften nach ihrer wah< ren Würde zu schätzen wissen. Allein, es läßt sich nicht so leicht gegen einen reissendeü Gtromm schiffen. Doch ist nun zu hoffen, daß man sich endlich eincs bessern überzeugen werde. Dte physikalischen Wissenschaften, und besonders die Naturkunde, haben schon viele L-iebhaber gefunden, und die Achtung für dieftlbcn, welche man den Kindern in den Normalschulen einzuprägen sucht wird ctnst gewiß herrliche Früchte bringen. Andern Theils geschieht es selten, daß sich ein Dikastcriant durch Vermögen empor schwinget! kann; denn die Gehalte reichen vft zu den Bedürfnissen des Hauses kaum zu, besonders wenn man, wie es sehr gewöhnlich ist, den Stolz hat, in Allem den Grossen nachzuäffen. Und sich durch erlaubte Nebenwege, nämlich durch Industrie, durch Gelehrsamkeit lc. Geld zu erwerben, dazu feh^ len. Kenntniße, wenigstens bey dem größten Theile. Nur machen in dieser letzten Klasse die Mediclner und Advokaten eine Ausnahme ; Leute, unter denen sehr viele sind, die sich 137 flch sowohl durch Stand und Gelehrsamkeit, als durch selbst erworbenes Vermögen, auszeichnen. Der niedere und hsberc Adel erzieht seine Kinder beynahe durchgchends nach fran« 5osisckl'l- Eitle. Fast in jedem Haust ist der Hoftneister ein Franzos , oder könnte es doch seyn. Ich will mich nicht weiter darüber lieraus lassen; Genug, daß ein Mensch, der französisch spricht, ein ziemliches Exterieur hat; viel Flüchtigkeit, und eine gute Portion von Keckheit besitzt, in einem wirklichen — oder seyn wollenden Hcrrschafts-hause gewis sein Glück macht. Drey und zwanzigster Brief. Auf dem Po den 14. July. Gewerbe, Künste und Wissenschaften. „ H>a, wo Popen, Franciskaner und Ka-^«^ luyer den Ton geben, sagt der unvergeßliche Regierungsrach v. Taube (*) muß I 5 man (5) In seiner Beschreibung von Slavonien, und Sir mien, 2^3 Buch S. 13. 138 man keinen Flor der Rünstc und Wissenschaften erwarten. " Ohne eben die Länder, yon denen ich rede, mit Slavonien und Girmien in Vergleichung stellen zu wollen ^ so ist es doch gewiß, daß die Künste und Wissenschaften in den deutschen Landen der österreichischen Ä?onarchie noch lange nicht demjenigen Grad dcr Vollkommenheit erreicht haben, auf welchen sich bereits dcr größte Theil unserer Nachbarn hinaufschwang; ja, daß sie in den meisten Gegenden noch in der Wiege lid gen. Cs würde lacherlich seyn, die Ursachen dieser Unvollkommenheit in einem Mangel an Talenten, oder in der Beschaffenheit des Klima's zu suchen. Eine jede Nation ist geschaffen, die größten Thaten auszuführen, zu denen der menschliche Geist fähig ist, wenn demselben nicht eine schlechte CrzichmW, Rel«gionssl)stem, Aberglaube, unglückliche Beschaffenheit der Länder, druckende Regie-rung, und andere politische Verhältniße, im Wege stehen. Regierung und Landcsbeschaf-fenheit smd in der österreichischen Monarchie gewlß die Hindernisse nicht, welche bisher der Vollkommenheit der Künste entgegen waren. Dcr Grund ist also in den übrigen Rubriken zu suchen. Ick find' ihn in dcr Erziehung, in den Vorurtheilen mancher Ari, die dcm Pöbel aller Klassen noch ankleben, und in gewissen politischen Beschaffenheiten, wo-- 1)9 wohin z. B. Leibeigenschaft, harte Robbolen zusehr eingeschraultc Handlung , Aussilhr-3ollc von v.nerlan0!'sclic!» ^rodnrtcn und Waaren, und was dergleichen mehr ist, gehören. Ferne sey es von mir, mich zum Lehrer einer Nazion auswerfen zu wollen, die schon in mancher Rücksicht soviel Grosses gethan hat; und die das, was noch zu tym, übrig, und freylich keine Kleinigkeit ist, gewiß noch thun wird. Ich rede hier nur als cin Patriot, dem es wen thut, rings mn fein Vaterland herum Künste und Wissenschaften in solchen Ländern aufblühen, und in vielen zur Vollkommenheit reifen zu sehen, novon dic wenigsten so viele natürliche Vorzüge besitzen, wie die österreichischen Staaten; zu sehen, daß in einem grossen Theile dieser Staaten, Unwissenheit und Vorurtheil den besten Anstalten noch tausend Hindernisse im Weg legen > und daß sich die Industrie , welche unstreitig in der Residenz uqd an einigen andern Onen bereits ansehnlich ist, noch fast gar nicht auf das ^aud-volk, und in einige der entferntem Provinzen verbreitet hat. Das Landvolk, als d e zahlreichste und wichtigste Klasse ist gewiß in den meiste,, Gegenden eben so sehr zur Industrie aufgelegt, als es immer der Schweizer, Holländer oder Engländer seyn kaun. Nur sollte sie I Hl) sie besser belebt werden. Das Beyspiel würde allgemach zur Nachahmung reißen, und so wurden Fleiss und Kunst endlich ihre wohlthätigen Flügel über alle österreichische Provinzen verbreiten, und dadurch einm Wohlstand bewirken, der aus Mangel der nämlichen guten Landesbeschaffenheit nur wenigen Nazwnen zu Theil werden kann. Aber soviel Glück die Industrie und die Vervielfältigung der Gewerbe und Künste für's Menschenleben auch gewähren, so ist doch die grosse Grundmaxime: daß die Rultur der Grundstücke, und folglick die i^r^cugung der genießbaren. Produkte mic den Gewcrlxm nnd Rünsten, nnd folglicli mit der übrigen verkehrenden iNenscken--»nenge in einem Staate immer in der großtu »noglicbsien Proportion stehen müsst, nie aus den Augen zu setzen. Cs giebt Leute, welche glauben, daß die Errichtung aller Art Fabriken, Manufakturen und Gewerbe unserm Staate die größte Glücksceligkeit gcwäbrm; aber sie bedenken nicht, daß es in einer jedem der österreichischen Provinzen grosse, und in einigen sogar unermeßliche Flächen giebt, dic noch öde liegen; und daß die Anbauung dcr^ selben mit der Emporbringung der Gewcrbs-Industrie Hand in Hand gehen müsse. Ucber-denten Sie nur, mein Bester, den Flachen-imchalt dcr Gctschgemeter - und Debrccfincr«- 141 -Heide in Ungarn^ der tieustädter-und zum Theil auch der N?elser--Hcide in Oesterreich, der pcicaucr--Heide in 'Ste^ermarb', des Saalermoscs in Rärnrcn, und des tNora-stet» und Rarstes in Rrain ^c. und Oie werden mit mir einstimmen, daß, wenn diese Heiden, nebst den übrigen in Bobinen, Mähren, Siebenbürgen, im Bannte ^c. noch vorfindigen vielen öden Platzen und Morästen, angebauet waren, in unsccn Staaten um einige Millionen Menschen mehr leben könnten. So nützlich und nothwendig einem so grossen Staate, wie die österreichische Monarchie ist, alle Arten der Gewerbe und Fabriken sind, eben so nöthig ist es aber auch, daß von den Grundstücken jene Genicssun-gen in hinlänglicher Menge gewonnen werden, die allen Einwohnern die nöthige Nahrung verschaffen; und dieses ist wirklich noch nöthiger , als das erstere. Inzwischen wird dies aber nie geschehen, wenn mit der Industrie nicht auch zugleich die Kultur des Landes wachst. Gesetzt, die österreichischen Staaten hatten 20 Millionen Einwohner, und diese brauchen jährlich zu ihrer hinlänglichen Nahrung 20a Millionen Mcßen Getreide, welche bey der gegenwärtigen Kultur hervorgebracht werden; kommen aber noch 2 Millionen Menschen dazu, welche Industrie und Luxus erschuf odcr in's Land zog/und die 14" die Kultur bleibt, wie sie ist, so ist klar, dass wegen der grossen Konkurrenz der Kauf-fcr dic Getreidpreise immer steigen müssen, und endlich ein wirklicher Getreidmanget entsteht. Die Folgen davon sind Elend, Ver-theurung aller Waaren, und Mangel an Absatz derselben:c. Wenn aber mit der Vervollkommung der Industrie auch zugleich die Kultur der Erde wachst, und wenn mit der Vervielfältigung der Menschenmenge auch die Erzeugung der Geniessungen in dem nöthigen Verhältnisse stcht, und immer steigt, so ist ausser Zweifel, daß so ein Staat der glücklichste vott der Welt seyn muß. Unter allen österreichischen Provinzen kenn ich nur eine, nämlich Gteycrmark/ die dieses Glück ziemlich vollkommen besitzt > und die sich dasselbe noch mehr eigen machet könnte > wenn in Untcrsteycr der gemeine Mann mehr. Erleichterung hatte, wenn gewisse nothwendige Fabnkwaarcn im tandt selbst gemacht würden, und wenn Handel . und Wandel einer grössern Freyheit genösse. Ausser Gtcycrmark haben wohl Bäh--men, Mähren und Ungarn den größte« Ueberfluß an Geniessungcn; und sollte in die-ftn Landern und in den übrigen Provinzen die Landeskultur auf jenen Grad der Vollkommenheit emporgehoben werden, wie sie in OdcMerrcich (das Muster des Ackerbaues 143 banes fur die österreichischen Staaten) gepflogen wird, so kann die Industrie und mit ihr dcr Luxus noch einmal so hoch steigen; unsere Staaten werden sich nur desto glücklicher dabey fühlen. Inzwischen laßt sichs aber nicht laug-nen^ daß es eine Menge Gewerbe giebt, die der Landmann ohne Vernachlässigung des Ackerbaues treiben kann und soll; und daß cs wieder andere giebt, die der Bürger, il« diesen Staaten bereits sei: undenklichen Jahren her treibt. Zu deu crstcui gehört "vorzüglich die Flacks-Ha,lf-und wollcnspin-nercp, als eine Beschäftigung, die mit denv Ackerbau gleichsam verschwistert ist. Nur Rrai»; hat sich bisher in Verfertigung des Leinenzeugs besonders hervorgethan, aber doch die Schweizer und Holländer hierin bey weitem noch nicht erreicht. In H.är»uc 144 burgische Gtrumpfmanufaktur zu ponek in Oberösterrctch; denn einige andere Wollen-Manufakturen in Böhmen, Mähren, Ungarn, und Krain sind, wie ich Ihnen zum Theil schon gesagt habe, von grosser Beträchtlich-teit. Die Linzcr , Durer - und Poneker--Manufakturen sind darunter die berühmtesten; und die Ltnzcr Manufaktur soll alleil? bey 6O0Q0 Menschen beschäftigen. Sobald ich diese grosse Anstalt sehen werde, sollen Sie nähere Nachricht davon haben. Die Baumwollenspinnerei hat man be^ eeits zu einer betrachtlichen Vollkommenheit gebracht ; denn bey den acht grossen Kattunmanufakturen zu Fridau, Sckwechat, Ab-reichstorf, Emn, Aottenbof, L.ettowi5, c^choßberg und Wien werden so schöne Zize gemacht, daß sie den Augsburgischcn und Sächsischen nicht viel nachgeben. Diese Manufakturen beschäftigen mehr als 150000 Menschen, und bringen jährlich beynahe 5 Millionen Gulden in eine so glückliche Cir--culation, daß jeder Gulden, eh das Jahr herum ist, vielleicht tn mehr als 10 Hände kömmt. Dies sind nun, nebst dem Seidenbau, beynahe die einzigen Nebengewerbe, welche eigentlich dem Bauervolke am angemessensten sind, und wobey es seinen Ackerbau nicht nur allein nicht vernachlässigt, sondern sich und dem genuinen Wesen dadurch noch un- end- l45 endlich viel nützt. Und da die Provinzen, von denen ich rede, dcm adiiatischen Meere so nahe gelegen, und dadurch im Stande sind, mit allen Gattungen von leinenen, baumwollenen, und wollenen Zeugen nach Italien, Spanien, Portugal :e. einen vor-thcllhaften Handel zu treiben, so verdienen, diese Gewerbe von Seite des Staates auf alle mögliche Art aufgemuntert zu werden. Die übrigen Gewerbe, darinn es meine lieben Mitbürger bisher zu einiger Vollkommenheit gebracht haben, sind: in Nie-t crosicn eicb der Wein - Safran - und Obstbau; in Srevermark, Rärntcn und Rrain aber die verschiedenen Eisen - und Stahlfabriken, und in letzterem Lande auch wie ich schon bemcrkt habe die ^.emenmanufad'-tnrcn. Ich kann es nicht oft genug wiederholen, daß die Eisen-und Stahlfabriken die größte Aufmerksamkeit, und die thätigste Unterstützung verdienen; denn diese Waaren si,id beynahe die emzigcn, die den g» ojscn Summen, die jährlich für Koffee, Zucker, Wolle, ^ttnmroolle, Gewür;, Weine, Nürn^ dergcr Waaren Reis Farbmaterialtcn:c. außer Land gehen, einigermassen Ballance hallen. Auch dadurch wird bewiesen, wie schädlich die zu grosse Vervielfältigung jencr^a-briken und Manufakturen ist, die anslän-dlscl,e rohe Produkte verarbeiten, wcnn der Herm.Reis.MN>l K Staat 146 Staat keine eignen hat, welche die Summe», die für die ersten außer Land gehen, wieder herein zu ziehen vermögend sind. Sie werden vieleicht die Behauptung dieses Satzes, dessen nähere Auseinandersetzung ich mir ia Rücksicht der österreichischen Staaten auf eine andere Zeit vorbehalte, von mir nicht erwarten , da Sie wissen, wie sehr ich ein Freund der Industrie und der Künste bin; allein alles hat seine Gränzen, und ich bin nicht so sehr Cnlhusiast meiner Lieblingswissen-schaft, daß ich diese Gränzen nicht bemerken sollte. Als die Künste Griechenlands und Italiens mit der Kultur der Grundstücke noch Paar und Paar einher gicngm; als der Consul noch vom Pfluge ins Kapttolium gieng, und der Feldherr selbst seinen Acker baute, war der Verfall dieser Republiken eine politische Unmöglichkeit; — aber er wurde Wirklichkeit, als es sich auf einem hoheu Grade umgekehrt verhielt. Ich fürchte, Frankreich wird erst, wenn es seinen Ackerbau nicht verbessert, ein neuer Beweis die-ser Wahrheit werden. Und England und -Holland dürften es bereits schon geworden seyn, wenn sie nicht das beste Gegenmittel, nämlich die bestmögliche Kultur des Landes, schon lange eingeschlagen hätten; und wenn wir andre nicht so gut waren, iynell für ihr Gewürz und für ihre Fabrikwaren unser Getreide und unser Vieh zuzuführen. Aber !47 Aber ich kehre wilder zu meinen Eise,? Und Stahlfabriken zurück. Sie sind, wie gesagt, der größren Aufmerksamkeit werth, und gewahren bisher noch einen erstaunlichen Nuhcn; abcr bald dürfte er sich vermindern. Dcnil die Staaten, nohin die Eisen-und Stahlwaarcn bisher den größten Abgang hat-len, fangen nun an, diese Gcwerln selbst emporzubrtngen. Rußland und pohlen z. B. Nehmen noch eine grosse Menge Stahl, Sensen und Sicheln; allein das wird wohl nicht lange mehr dauern , weil seit 20 Jahre schon viele andre reife Eisenwerke, besonders in Rußland» in Gang gebracht worden. Gleiche Beschaffenheit hat es mit den Stahl-und Eiscnwaaren, die ins Reich, nach Holland und England gehen. Sollten die amerikanischen Staaten ihre Unabhängigkeit behaupten, so werden binnen wenig Jahren ihre vielen reichen Eiscngruben rege werden; sie werden eine Menge wohlfeiles Eisen unb Stahl nach Europa schiffen, und also dadurch unsern Verschleiß zu Grunde richten. Das einzige Mittel, diesem Uebel, wenigstens auf viele Jahre, vorzubeugen, ist, vor-treftichc 'lvaarc in dem mäglickfk wohlfeilen Prelscn ;u vcrfcrtlgen. Aber wie ist dieses zu bewirken, fragen Sie'? Dmch Freyheit, mein Bester, und durch N7ohl-feilheit der Ael?c>!5mittcl. Man soll alle Jolle und Maulen, die bisher auf die Auö-K 1 fuhr l48 fuhr der Ctstn-und Stahlwaaren gelegt waren, aufheben; mau soll jeder Provinz gestatten, ihre Waaren hinzuführen, wohin sie will, und nicht verbieten, daß z. B. der Kärntner seine Waaren nicht dahin verlausten darf, wohin der Steycrmärker die seinigen.führt; und endlich, welches-das wichtigste ist, soll man jedem Hammergcwcrken erlauben, alle Waaren zu verfertigen, welche und wie er will. Jedem soll frey stehn, entweder Stan-geneiscn, Stahl, Bleche, Nägel, Drat, Sensen, Sicheln lc. zu machen, so, wie es seiner Konvenienz gut deucht. Aus dieser Anstalt wütde folgen, daß ein jeder so gute Waaren zu verfertigen trachten würde, als ihm möglich ist, um seinem Nachbar dies.' vder jene Kundschaft zu entziehen. Niemand kann dabey vcrliehren, als der Nachlässige und Ungeschickte; und der sich bisher noch immer gut stand, weil man gezwungen war, seine Waaren zu nehmen, und bessere, die in einer cmdcrn Provinz, vder nur in einem andern Distrikt gemacht wurden, stehen zu lassen. Es ist nicht zu zweifeln, daß sich auf solche Art jcdcr Gewerk um die Wette beei-fern würde, ftine Waaren so gut machen, und so wohlfeil wegzugeben, als nur immer möglich ist; und oaß sich der Gtaat dadurch den guten Verschleiß der Eisen - und Stahl-Waaren wenigstens so lange versichern würde, als 143 als unsere Nachbarn solche nicht in dcr nämlichen Güte, und in den nämlichen Preisen verfertigen. Man kann mir vielleicht einwenden, wenn jedem Gewcrkcn erlaubt wird, zu thun, was er will, so wird er auf einmal reich werden wollen; er wird die Walder ruini-ren, und dann hat alles auf einmal ein Ende. Wenn kein Gcwerk mehr Roheisen oder Flossen erzeugen darf, als bisher, und wenn er folglich in der Zukunft hiezu nicht mchr Kohlen verbraucht, als itzt, so sth' ich tei-ncn Nachtheil fm den Wohlstand; denn, ob etliche loo oder iooc> mchr Stahl gemacht werden, oder nicht, das macht im Ganzen tcincn Unterschied. Mein Wunsch ist nur, daß man wenn man den gänzlichen Verfall dieses so wichtigen Handelsartikels vorbcu-geil will, gestatten möchte, aus diesen Roheisen Waaren erzeugen zu dürfen, welche und wie man will, und solche dahin zu verhandeln, wohin man will. Soviel es nun aber die übrigen Gewerbe und Künste betrift, die theils zur Nothdurft des Menschenlebens gehören, theils vom Luxns erzeugt worden, so will ich Ihnen diejenigen hier anführen, worinn man es in den österreichischen Staaten cmweder seit etwa 5» Jahren zu ciniger Vollkommenheit gebracht hat, oder noch bringen könnte, vdcr die nmn ganz neu eingeführt hat. Ich K 3 rcchc I so reche sie nach Beb'mann'a Ordnung (^) an^ einander, und Sie werden mir's zn Gute halten, wenn ich hier von meinem Plane etwas abgehe, und auch in unsere übrigen tänder einen flüchtigen Blick werfe; dcnn die Gewerbe und Künste habcn einen so genauen Zusammenhang, daß man bey der Schilderung einer einzelnen Provinz nicht Gelegenheit hat dem Fleiße und dem Genie der ganzen Nation Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Die Bereitung der Häse ist eines der nützlichsten Geschäfte des Landwirthes. Bey uns hat man es noch nicht sehr weit in dieser Kunst gebracht, obwohl man in Ungarn und Böhmen ziemlich gute Käse macht, die oft genug für veritable Gchweixerkäse passiren müssen. In Ungarn zu Briens wird auch der sogenannte Briensenkäs gemacht ^ der stark verführt wird. Noch gehen jahrlich viele tausend Gulden für holländische, schweizerische, italiänische und andere Käse ausser Land. Oberosterreick?, Gberste^cr, Obcrkärnten/ Gberkrain, und Tyrol, als Länder, die starke Viehzucht treiben, waren vorzüglich ge? schickt, sich auf Bereitung guter Käse zu verlegen. Das es, bisher noch nicht geschehen ist, und daß man fast keine andern Kä- (5) S. Bekmstnn's Technologie, 5wote Auflage ^ Götti'ttgen l?8o, z,nF. -l. Käst, als aus geronnener Milch macht, ist wo^l die Hauptursache diese, daß der gemeine Mann in diesen Provinzen sehr viel Schmalz und Butter zu geniesscn gewohnt ist. Fast alle Milch wird aiso dazu verwandt, folglich bleibt zum Käse machen nur dic geronnene übrig. Eine ähnliche Beschaffenheit hat cs auch in Bol)»m-n, Mahren, und Ungarn; denn obwohl der gemeine Mann in diesen Ländern vielleicht kaum so viel Loche an S ymalz und Butler des Jahres verzehrt, als von denselben in den obgcnantcn Pro-vin >'n Pfunde genossen werden, so hat diese Wa^re doch in die Städte, und besonders nach Wien einen so starken Abgang, daß die Herrschafts be sitz er und Landleute bey dieser Art von Lacticinsnutzung den besten Nutzen zuziehen glauben. Sollte aber cinmal, wie ich herzlich wünsche, in allen flachen Gegenden der österreichischen Staaten der Kleebau eingeführt und ausgebreitet, und dadurch die Viehzucht verbessert, folglich auch die Produkten derselben vermehrt werden, so könnte die Bereitung der Käse einer der stärksten Nahrungs-zweige für das Landvolk werden. Ohne zu gedenken, daß der innlandische Verbrauch selbst sehr beträchtlich ist, und immer betrachtlicher werden wird, so ist leicht vorauszusehen, daß bey der zunehmenden Schif-K 4 fart 552 fart in unsern italiänischen Haven einst ei« ner der willkommsten Artikel seyn wird. Die Gelscklägerey ist ein Gewerbe, daß bey uns, so wie anderwärts, schon lange bekannt ist; aber nnr wenige Jahre sind es, als man anfteng, aus Xubsamen Oel zu pressen. Nnn beträgt der Werth desjenigen, welches allein zur Beleuchtung in Wien gebraucht wird, jährlich bey ?oooo ft. Die Olttatm der Apothccker und Parfu-meur werben nun ebenfalls hauffiger im Lande, und aus einheimischen Gewächsen gemacht, und die Landleute bereiten dieselben schon seit undenklichenIahren an verschiedenen Orten aus Steinkohlen, Pech, Kürbissen, Bein, Hanf, und vorzüglich ans Leinsaamen. Letzteres wird von vielen statt des Schmalzes gebraucht , die crstern aber werden zur Medicin verwendet, und besonders hauffig in Ayrol gemacht. Auch wird in Ungmn um den Dob'onier Wald viel Oel aus Buckeln gemacht, und von armen Leuten genossen. (^) Die Bierbrauerei hat noch keinen besondern Vorzug gewonnen; und unsere Biere kön- (*) Angenehm war es mir, er Buckeln auft-mrichtcn; und ich winische, daß derselbe 153 können mit den englischen, hollandischen, und bayerischen Bieren noch in keine Vergleichung gestellt werden. In Lvien findet das sogenannte -Hornerbier, ein leichtes, weisses, sehr kühlendes und schäumendes Oe-trank, vtclen Beyfall. Es wurde in ^»orn, einem Flecken an der böhmischen Gränze, am ersten bereitet. Diesem folgt das Ostcr-auerdlcr, welches vin bayrischer Brauknecht Nahmens Dietrich vor etwa -;c> Jahren erfand; es wurde in dem fürstlich lichtcnstei> Nischen Brauhause im dichten tbal zu Voieu am ersten gemacht, und erhielt seinen Nanu n von der Herrschaft Gstcvau in lö>: eine solche Plantage angelegt, die ihn bereits über 8nc,O5 st. gekostet haden soll, und wovon er noch nicht i Pftlnd Salpeter erzeugt hat. Cr halt seine Manlpulatton für das größte Geheimniß; die Hauptsache davün besteht aber eigentlich darinn, das Kochsalz, und zwar vorzüglich das Meersalz, in Salpeter zu verwandeln. Ob er reusiren wird, oder nicht, steht zu erwarten. Icl? zweifle daran. (*) Die Rochftlxftedercyc», machen bey uns einen eben so wichtigen Äiahrungszweig aus, als eintraglich sie fürs Aerarium sind. Wir haben deren fünfe, nämlich zu iLbensee, IM, und Hölsi.idt in Gberäfterrcicl); zu Aus- (*) Zufolge der ,'ungiien Nachrichten aus Prag soll sich allda eist tNann befinden, der die Rttli rvirM-ben Salpeter ;u bereiten. Ver Salpeter aus seiner Fabrike soll von dem k. 3euggmte probirt, und so '57 Aussen in Nreyermark, und zu -Hall in Tyrol. An jedem Orte wird eine Gole vcr-sottcn, die aus der Auflösung des gegrabenen dichten Salzsteines im süßen Wasser entstan^ den ist. Alle diese Salzkochen werden auf kaiserliche Rechnung betrieben; und ihre Erzeugung dürfte sich des Jahrs gegen i^ooooo Centner belauffen. Die Verführung desselben geschieht großmttheils auf kaiserliche Rechnung, und der» Verschleiß durch eigene Beamte, die »nan Salxvcrsilderer nennt. In Stcyermark und Tyrol wird aber auch sogenanntes Raufsalf weggegeben, daß heißt: jeder kann sich um baares Geld Salz kauffen, und in gewissen ausgezeichneten Distrikten wieder verkausscn. In diesen Gegenden wird also dcr Preiß durch die Konkurcnz bestimmt; sonst aber, wo auf kaiserliche Rechnung verschließen wird, ist der Preiß ßxirt. Er ist nach dem Unterschiede der ' Ent- gut, als sedcr andere befunden worden se)n; er soll auck die Erlaubniß erhalten haden, ibn außer L.and 5u verschleiß sen. Sollre diest ^Nachricht gan; wahr scyn, so war sie eine dcv merkwürdigsten Entdcüungcn in, der Namr; aber icli halte s«c vor der ^»«nd nock für Wmd- is» Entfernung etwas verschieden, und steigt von ? '/2 bis auf 5 kr. fürs Wtenerpfund. Cs wird schon lange über die Frage ges stritten, welches vortheilhafter sey ? Nur^oft oder nur Raufsalf zu verschlcissen; eine Sache , die Sie, mein Bester, zwar sehr wenig intercssiren kann; aber für unsere Provinzen: sehr wichtig ist. Denn cs ist ein großer Unterschied, ein unumgänglich nothiges Produckt um diesen oder jenen Preiß zahlen zu müssen; oder die Freyheit zu haben, sich solches durch die Konkureuz so wohlfeil z« verschaffen, als möglich ist. Die obbcnanntcn Salzbergwerke nähre« beym Bergbau, bey den Siedercyen, bey der Holzarbeit, beym Fuhrwesen, und bey hundert andern dahin gehörigen Geschäfte« wenigstens i5c> Pfund annehme, so beträgt das eine Summe von 70050 Centnern, und im Gelde, jedes Pfund nur zu 12 kr. gerechnet, Hoaoao fl. ohne die Stärke, Ammelmehl ^c. in Anschlag zu bringen, welches auch eine sehr betrachtliche Summe ausmacht. Un> dieses nur in Wien! man kann sich als> leicht einen Begrif machen, wie groß die Summe des beßten Weizens seyn müsse, welcher in allen unsern Staaten htezu verwendet wird. Die Bereitung der blauen Farbe aus UDaid ist als cln Gewerbe bey uns noch gar nicht betrachtlich; denn nur im Temeswarer Banat und in Ungarn wird etwas NXuo gebaut; doch erinnere ich mich mit Vergnügen, in dem Almanacbe von Ungarn für das Jahr 1778 der den verdienstvollenHerrn v.voindistb zum Verfasser hat, gelesen zu haben, daß Herr Dok- 161 Doktor Pfeiffer ^u Rä.".mark Versuche ma-che, nus einheimischen Pflanzen eine blaue Farbe zu bereiten, dte statt des Indigo ge^ braucht werden könnte. Ich wünsche herzlich, daß der patriotische Mann recht viele, und recht glückliche Versuche damit anstellen mögen. Daß nicht hlc und da in unsern Otaa«-len verschiedene Arten von Tusche, L.ak, Und pasiellfarben gemacht werden sollten, daran, zweifle ich zwar nicht; aber ich kenne weder eine vergleiche'Fabrik, noch einen Fabrikanten, der sich hierilmfals einen Namen gemacht hatte, und der größte Theil dieser Materialien, wenigstens die besten darunter, werden Noch aus dem Auslande zu uns gebracht. Die sogenannte schwarze Kreide, Und diö chinesische Tusche machen darunter die betrachtlichste Rubrike aus. Die Bley-nnd RotlMsten Fabrid'en, sind bey uns schon von Bctrachtlichkeit. Eine ist zu Wien, und gehört denen Herren Aan-Mb und König; und die zweyte ist zu Gaesth in Ungarn. Die erstere macht von den Bleistiften 4, uttd von den RochMifim 2 Sorten, und in allem jahrlich über ;ooooO Duzend. Ich zweifle nicht, daß die Extrafeinen, wenn man noch mebr Raffinement das tauf verwenden wollte, endlich den Englischen gleich zu bringen seyn würden. Uns5- Heem.Rcis.M.Clil. S ^62^ Unsere Lobacr'manufab'tltren schöre«» dermal unter die ergiebtgffen Quellen der landesfürstlichen Einkünfte; sie sind Ungarn ausgenommen, gänzlich an die Inoen als ein Monopol verpachtet, die ein enormes Pachtquantum bezahlen; und doch ist ihr Gewinnst dabey sehr groß. Allein, darüber tst sich nicht zu wundern, wenn man bedenkt^, daß die Gewohnheit Toback zu schnupfe« schon beynahe wie ein Seuche unter uns ein-gerissen ist. Kinder von 6 Jahren führen ihre Dose, und man.findet besonders i»r Wien fast keinen Tagwerkcr, und kein Salatweib mehr, die nicht des Tags 2 kr. zu Toback verbraucht. Daher ist das Dicnst-chcn eines Tobacktraffikantens dermal cine Sache, die stark gesucht wird. Beynahe an jeder Ecke sieht man in N>icn eine Tobacks-bude. Sollte der Nutzen, welcher der Kasse des Staates aus diesen Gewerben zustießt; «nd der Werth, daß sehr vlele Leute davon leben, das Unheil, das sie auf dcr ander« Seite dem menschlichen Geschlechte zufügen, wohl vergüten? — Steht der Nutzen mit dem Schaden, der aus dem Verlust so vieles Erdreiches, das dem Gctreidbaue dadurch entzogen wird; mtt dem Aufwande, den auch der gemeinste Manu gemacht, und der, wem« er auch nun jahrlich <> bis 12 st. betragt, einen bessern Platz finden konnte; und kömmt der Schade, der aus den Krankheilen des I<5Z Gehirns, und aus dm frühzeitigen Verlust des Gesichtes entsteht; sind alle diese Nachtheile, sag' ich, mit den Vortheilen des To-Hackbaues wohl in einem Verhaltnisse?—, Die Entscheidung dieser Frage, deren Auflösung ich zwar nicht wagen will, dürfte, wie mich. dünkt, sehr zum Nachthell des To-Hackbaues ausfallen. In unsern haussigen Tobacksfabriken werden blos einheimische Blatter verarbeitet, und daraus grö ßtenthells sogenannter sckrrar-5er Schnupf - und Rauchtoback gemacht. Gegen Paß kann man zwar auch alle ausländische Tobackssorten einführen; aber man muß eine grosse Mauth zahlen, z. B. für jedes Pfund Bresil einen Gulden. Von der Beträchtlichkeit des ungarischen Tobackbaues kann man sich daraus einen Begrif machen, daß im Jahre 1773 an Schnupftoback ^0759 Pfund , und an Blattern ^7s;i; 6 Pfunde blos über Trieft an Auslander verhandelt worden. Dieser 3wcig des ungarischen Handels ist durch den amcrakiichcn Krieg so sehr belebt wor^ den; und seit dem Jahre 1776 bat sich derselbe wohl um dir Helfte vergrössert; mm» rechnet, daß allein über Trlest jährlich eine Million Gulden fremdes Geld für ungarischen Toback eingebracht wird. Die ^ackirrunsk hat sich seil einigen Jahren in Wien ziemlich empcr geschwun^ L 2 ac,?. i<54 gen. Es werden nicht nur allein alle Gas. mngen von Dosen, Cajsen ?c. sondern auch dle Wägen dcrmal so fcin und dauerhaft lackirt, daß viele dcn französischen und englischen an die Seite zu stellen seyn möchten. Uebrigens lackirt man auch Tische, Hüte, Zöpfe, und was dergleichen mehr ist. Auch werden oiclc Blechwaaren, und besonders die welche in der Eiscnkochgeschirrfabrik bey Neustadt erzeugt werden, ganz artig lackirt. Eine ähnliche Bewandnis hat es auch Wit der VcrgolderLunsi. Man vergoldet hier so schön und dauerhaft, als an irgend einem anderen Orte. Dahin gehört auch das Em-brennen des Goldes auf Porcellan, Email ;c. als welches in der hiesigen Porzcllaufa-brik auf eine sehr schöne und vorzügliche Art geschieht. N?6cl)5blcichcre/; dieses Gewerbe steht in unsern Staaten, und bcsonders in Wien, auf so gutem Fuße, als es immer in A lga-burg, und -Hamburg seyn kann. Nur lst zu bedauern, daß das Matcrialc biczu noch größtenthells von Ausländern geholt werden muß; denn für pohlnisches und türkisches Wachs gehen jährlich einige hundert tauftud Geld aus dem Lande. Man hat sich zwar sehr bestrebt, die Bienenzucht emporzubrin? gen, und die k. k. ökonomische Societät in Wien hat ill dieser Rücksicht wirklich sehr viel gethan j allein die einheimische Erzeu-' gnns I6s sung macht noch einen so sehr kleinen Theil der Oumme des grossen W^chsvcrbrauches aus, daß sie fast in keine Berechnung zu brin^ gen ist; und folgsich ist nun der Gkbrauch des Wachses in Wien gewiß zu einem schädlichen Luxus emporgewachsen. Es ist wahr, man hat diesem Uebel dadurch zu wehren gesucht , daß man jedermann erlaubte, Wachskerzen zu machen, und zu verkaufen; es haben auch die Juden wirklich eine Fabrike errichtet, in welcher sie jedes Pfund nur 6 kr. wohlfeiler geben, als die bürgerlichen Wachskerzler. Allein, das wird dem Nachtheile noch nicht abhelfen, wenn die einheimische Erzeugung nicht höher gebracht wird; oder wenn man von dem cingcrissencn haussigen Gebrauch der Wachslichter nicht ablaßt. Das letztere dürfte wohl vielen Familien sehr anzulachen seyn, die auch in diesem Stücke dem Grossen nachahmen, und alles mit Wachs beleuchtet haben wollen. In Bereitung dcr verschiedenen L.e--derartcn dürfen wir uns vieler Vorzüge rühmen. Das vortreftichc ungarische Leder ist berühmt genug; das beste" wird zu mfftkmrcn be-L ) fitzen. t6S fitzen. Und Dbwohl diese Juckten den russi^ schen und preussischen noch nicht gleich kom-wen; auch die Kalbfelle welche in diesen Manufakturen bereitet werden, denen englischen noch weit nachstehen müssen, so ist es doch sehr ruhmwürdig, daß man sich bemüht, diese einheimischen Produkten, die wir so zahlreich besitzen; selbst aus die bestmöglichste Art zu verarbeiten. Flelß, Geschicklich-keit und Nachsinnen werden ihnen endlich schon den letzten Grad der Vollkommenheit geben. Auch darf ich der sogenannten Xveisger-bcr in Stcyermsrb', Tirol und Rärnten hier nicht vergessen, welche die Hirsch-ReHund Gemscnhaute so gut zuzubereiten wissen, daß sie oft wie der schönste Sammet anzufühlen sind. Besagte Lander treiben auch einen beträchtlichen Handel mit diesen Hauten. Uebrigcns muß ich Ihnen noch sagen, daß auch in N7ähre„, und besonders zu Zna/m viel gutes sämisches Leder bcrmet wird; es ist dort eine eigne Fabrike, davon sie in Wien ihre Niederlag hat. Bereitung der Scegcl. Obwohl in Rrain undRärnten, auch anderwärts ziemlich vlel -Hanf gebauet wird, so ist es doch gewiß, daß der größte Theil unserer Seile, Tauwnkc und Seegel aus fremden und besonders russischen Hanf gemacht sind. Wir brauchen nicht nur allein im gemclncn Leben, son- 56? sondern vorzüglich in unsern häuffigen Bergs iveien, in welcher üc'er 70 Persolmen arbeiteten, und jahrlich bey 152" Men Spitzen erzeugten; sie ist aber aus obiger Ursache in Verfall gekommen. Die Ne5-Filct-und INarlf - Arbeiten werden aber noch so ziemlich gesucht, und daher auch in Ueberfiuße verfertiget. Die Strumpfwirkers ist, besonders vie von Seide, seit wenigen fahren sehr empor gestiegen; sie ist dermal in wie,!, Prag, Gray 2c. ein Gewerbe, daß verhältnißma-s«g am stärksten getrieben wird. Nun trägt beynahe jeder Handwcrkspursche seidene Strümpfe, nnd daher ist sich über den grossen Verbrauch derselben nicht zu verwundern. In N>i zahlreich; und es dürfte wohl gar nicht übertrieben seyn, wenn ich die Zahl der sogenannt ten "Haubenheftermnen, welche nur in N>ien sind, auf tausind Köpfe ansetze. Die ScidenseuZmtmufakture»!. stehe« bereits so gut, daß unsere Zeuge, besonders die leichten Gattungen, dem französischen ge-wis nicht viel oder gar nichts nachgeben. Die schönsten unter denselben sind die sogc<» «74 nannten Saiso>neug?, die nach den niedlichsten Zeichnungen gemacht sind. Im Jahre 1766 waren in Wien bereits 55 n Seiden-wcberstühle im Gange; seither haben sie sich gewiß um eln Dritthctl vermehrt, so, daß man deren über?oo annehmen kann. Rechnen Sie nach die übrigen vielen Manufakturen und Seidenzeugmacher ln ^tttoralc, Aemcswar, Ungarn, Bäbmen? Tyrol 2c. hinzu, und denken Sie sich nun den ungeheuren Verbrauch der Geidenwaaren in unsern Staaten. Ich übertreibe die Sache gewiss nicht, wenn ich annehme, daß dieser Verbrauch seit 15 Jahren um die Helfte gestiegen ist. Wer die Unbctrachtlichkeit unserer Seidenkultur kennt, der begreift leicht, daß jährlich Millionen für fremde Seide ausser Land gehen müssen. Denn weiter, als in einigen Gegenden von Siebenbürgen, außer, Slaoo-nier, Teme^war, Rrain, und C^rol, ist unser Seidenbau noch nicht gekommen. Die Geidenmanufakturen in Wicn machen übrigens nicht nur allein allerhand glatte Taffete, Atlasse, gros -de - Toure, Damaste, denn faconirtc, gezogene und brochir-te Zeuge; sondern auch gute Sammete, und reiche Zeuge. Die ^Hunnacherwnfk steht dermal in Wien auf einem vorttcfiichen Fusse. Die etliHc und fünfzig Meister,'welche sich allda l75 befinden, machen eine große Menge dcr besten und schönsten Hüte, wovon ein beträchtlicher Theil an Ausländer verhandelt wird. Das Matcriale nämlich die Haseuwolle liefert Ungarn, Böhmen, Mähren, Md Oesterreich in Ueberflusse. Die pappiermackerkunsi hat ebenfalls einige Fortschritte gemacht, und an Pappicr-mühlcn fehlt es uns ganz und gar nickt. Sie sind in Mähren, Böhmen, und Oestcr^ reich am häuffigsten anzutreffen. Doch muß man gestehen, daß unsere Pappierc dcn hol« ländischen, französischen und englischen bei, weitem noch nicht gleich kommen. Dic Hauptursache besteht wohl darinn, daß wir keine so große Menge feiner Lumpen haben können, da unsere Leinenmanufakturen noch größtentheils auf schlechtem Fuße stehen. In Holland und England trägt jederman feine Wasche, folglich haben sie auch vortrcftiche Lumpen. G Unser bestes Pappier kömmt iht noch ^ aus Mähren. Uebrigens wünsch' ich, daß f,ch auch unter uns einige patriotische Naturforscher bemühen möchten, mit einheimischen fiachsartigen Gewachsen solche Versuche an^ zustellen, wie die berühmten Herren Gleditsch und Schäffer gethan babm, um zu sehen, ob nicht welche darunter, ohne Lumpen, zum Papptermachcn vorchctlbaft angewendet wer? den könnten? wenigstes zu guten Druckpap- I/s pier; welches um so mehr zu wünschen ist, als das meifk desselben so herzlich schlecht lst> baß es uns Schande machen muß, wenn ein gescheid^s Wort darauf gedruckt wird. ÄEreitnng der Dosen aus pappier-inache. Dlest Kunst wird dermal stark ge-» trieben, da sie bey dem eingerissenen großen Verbrauch des Tabakes ihre gute Rechnung findet. Man macht sehr gute und schöne Dosen; besonders erzeugt die Pcrtoldische Fabrike in U?ie,r sehr viele. Ein Duzend solcher pappiernen lakirtcn und vergoldeten Dosen von ordtnairer 'Gattung kann man für i ft. ?c> kr. bekommen. In der That ein geringer Preiß! Vor etwa zwey Jahren hat auch jemand unternommen, Koffeetaßen, Schalen, und Mehr dergleichen Sachen aus Pappicr-mache für waeme Flüssigkeiten zu machen; ich höre aber nicht, daß der Versuch gelungen hat. Bereitung des Siegellackes. Der Ver^ brauch des Siegellackes ist seit etwa 50 Iah" ten wohl um die Helfte gestiegen. Bey uns nemtt man die Leute, die dieses Gcwerk treiben > Gpanischwachmnaclier; sie berciM ten Vermal Siegellacke von allerhand Farben. Der Zinnober, welcher bey diesem Gewerbe so häufig gebraucht wtrd, kömmt aber noch größtentheils aus -Holland zu uns. Die Bereitung der künstlichen Blu^ men war bey Mls imige Zeit nur ein Ges ^ schäf- 177 sekafte dcr Nonnen; nun aber wird es auch von einer Menge anderer Frauenzimmer be? trieben, und tn Wien lst eine eigene Blu^ menmanufaktur, die jahrlich über 2000«? Stucke liefert. Man verfertiget Blumen aus Federn; Papp'er, Leinwand, Baumwolle, und Seide. De»- Verbrauch dieser Waare« ist dermal sehr stark, denn die Göttin Mode scheint auf den Koefürcn unserer Damen einen immerwährenden Frühling unterhalten zu wollen. Die Wachnpousslrknnst ist zwar seit undenklichen Jahren keine fremde mehr unter uns; aber so weit, als z. B. die Italiä-ner kaben wir es noch lange nicht hierin« gebracht. Sie wird von Nonnen und Mönchen noch am stärksten getrieben; und es kann also nicht fehlen, dafi nicht oft Karrikaturen aus ihren Handen kommen sollten. Es giebt übrigens einige Kunstler in N>icn, die vor-treflichc Portraite in Wachs poussiren, worunter Herr Kolonitsch vorzüglich zu nen--nen ist. Die Rohrstlchlmacherkunsk hat sich m unsern Staaten erst seit kurzen, und zwar in Wien nur erst seit 6 bis i« Jahren, einen Namen gemacht. Vordem sah' man sehr wenige Stühle und Sofa von Rohr; nun sind sie aber so sehr Mode, daß sich derselben fast jedes Haus bedient. Man läßt ihnen ihre natürliche Farbe, ober man lackirt Herm.Reis.M.KHl. M siez «73 sie; von ersterer Sorte kann man in Wtett ein halb. duzend Sessel mit einem Ecfa um zwey bis drcy Dukaten haben. Die lackir-«en sind nach Unterschied des Lackes auch im Preist verschieden. Die Stellmacher - oder IVagncrb'unsr hat seit wenigen Jahren einen beträchtlichen Schwung genommen; denn dermal werden in rvien Wagen gemacht, welche den cngli» schen und französischen Wagen gewiss an dic Seite gesetzt werden können. Dieses Gewerbe ist nun durch den sehr gestiegenen Lurus ' gen sieht, als in Wien. Fast jedcrmamt hält sich seine eigne Equipage, und matt glaubt sich sehr herabzusetzen, wenn man eil» Viertelstündchen weit zu Fusse vor die Stadt gehen sollte. Ungeachtet zwar noch eine Menge der sogenannten Nürnberger rvaarcn aus frem> den Staaten zu uns geführet werden, so ist doch gewiß, daß alle Gattungen derselben nun auch bey uns gemacht werden. .Nur der wohlfeile Preiß, den die Auslander machen, ist die Hauptursache,^ daß wir noch nicht alle Artikel entbehren können. Inzwi--schcn giebt es aber doch gewisse Dinge unter denselben, die wir noch nicht in derjenigen Aollkommcnheit, wie unsere Nachbarn ve» 175 fertigen können. Darunter sind vorzüglich feine englische Feilen, Uhrfedern, Uhrtettm, Barbiermesser, Meissel zum gravircn, allerhand feine chirurgische Instrumente :c. zu nehmen. Hier ist der Ort, auch etwas von dem sogenannten ^r^cnt - da<^ zu sagen. Es wird dermal in Wien in ziemlicher Menge, und in den schönsten Gestalten verfertigt. Man macht ganze Service, Leuchter, Schalen, Becher lc., wobey eine sehr niedliche Zeichnung zu feiner Ausarbeitung dcn größten Werth ausmacht. Wenn ich Ihnen cine Geschichte allcr Künste und Handwerke unserer Staaten liefern wollte und könnte, so müßt' ich unse-> rcr Tischler und Cbenisten vorzüglich gedenken; sie haben ihre Kunst seit wenigen Jahren sehr verbessert. Da ich mir aber nur vorgenommen habe, Ihnen einen flüchtige« Abriß der beträchtlicheren Gewerbe, die ins Kommerz Einftuß haben, zu geben, so entschuldigen Sie mich, wenn ich nichts weiter davon sage. Doch kann ich bcy dieser Gelegenheit die Formsckncidcr, oder Modell-ftcckcr nicht ganz vergessen. Diese Kunst war vor Errichtung unserer Kottonfabnken in ikrcr Kindheit; nun haben wir abcr tref-liche Mobellstecher, die aber größtencheils von Ausländern gebildet worden. Man macht dir Modelle in unsern Zizdruckereyen von s» M - viel !8o viel Feinheit, daß oft ein Stück auf ia« Gulden zu stehen kommt; und ich habe 4 Stucke auf ein Kaffectuch gesehen, wofür zwey hundert Gulden bezahlt wavoen. Der Forlnjcb!,eldc«5' schließt sich dle Kunst des Bildhauers fest an; da solche aber zu den biloenden oder sogenannten schonen Atmskm gehört, die seit Errichtung der diesfallig kaiserlichen Akadenue nl Wien unler uns einen hohen Schwung genommeil haben, und eine ausführlichere Beschreibung verdienen, so enthalt' ich mich, hier rtwas meh-reres davon zu sagen. Ich wünsche, daß mir irgend eine geschickte Feder nicht nur allein die Geschichte dieser Akademie, sondern auch ausführliche und kritische Nachrichten von den Fortschritten liefern möchte, welche die Bildhancre)?, Tcickcnkunfi, Nüchtere)?, Rnpferftechere/, Mu<'ld', Eanzkunst, und was sonst noch zum Gefolge dieser RKniie des Vergnügen«, gehört, seit dem Anfange dieses Jahrhunderts bey uns gemacht haben. Es würde gewiß ein sehr interrcssantts und lehrreiches Werk scyn. Memlldrch - Gclileif- und Polirkmist. Unsere Drechsler, welche in Horn und Holz arbeiten, haben zwar schon lange mich in MetaN gedreht; aber nur in Silber, Gold, und Messing, und es ist noch nicht lange, daß wir sogenannte Galanterie-Stahlarbeiter haben, deren Gewerbe ich unter die ob, i8i gmannte Kunst zu setzen keinen Anstand nehme. Es ist vielleicht schon mehr, als zwanzig Jahre, daß mail ln Wien allerhand Sachen aus Stahl gemacht hat, aber es ist erst 4 bls 5 Jahre, als man anfieng, dm Stahl 5n brilttsnnren, ihn, in verschiedenen Farben anlaufen zu lassen, und auf solche Art die prachtigsten Knöpfe, Degengefassc, Schnallen, Uhrketten, und andere Bijouterien ans demselben zu machen. Man macht dcrgiei^ chen Rockknöpfe, wovon das Stück auch tmmer für einem Souvcraind'or verkauft wird. Anfänglich tst eine ganze Garnitur auf ein Kleid wohl mit 100 und drüber bezahlt worden. Das vorzüglichste an diesen Stahlivaa-rcn ist eine unvergleichlich schöne schwarze Politur, die ihren Grund in den natürlichen Eigenschaften des Stahls hat; denn sie wer, den grösitentheils aus steyermärkischcn und kärntischen Brescmnsiahl gemacht, der nebst seinem feinen Korn eine erstaunliche Harte besitzt, und daher eine schönere Politur annimmt, als nicht leicht ein anderer Stahl annehmen kann. Die Stein-und Glaaschleisscrey ist bey uns, und vorzüglich in Böhme,» zu Hause. Unsere Glaswaaren und Spiegel werden so schön geschlissen, als die venetiauische», und die Gchleisscreyen von Granalen, Bergkris^ lallen, und sogenannten böhmischen Prillian-M ; ten; 182 ten; denn, von achten und komponirtcn Ganz-und Halbedelsteinen, sind von äusserster Be-trachtiichkeit. Die Granaten und böhmischen Brillianten betragen allein viele Millionen Stücke; von crstern gehen unter andern sehr viel nach ImliciL. Lange wurden dte böh-wischen rohen Granaten ausser Land geschliffen, und dcr lctzwcrstorbene Obcrstburggraf in Prag Graf v. Rollawrach, war dcr erste, der auf seinen Gütern eine Granaten-sckle^fere^ anlegte. Nun werden sie an mehreren Orten geschlissen, und die Ausfuhr der rohen Granaten ist verbothen. Die Gravn-kunit blüht vielleicht dermal an keinem Orte vollkommener, als in Wien; denn ob ich gleich weiß, daß Bonden und 1?6ru!, und j)ctcr«bnrg grosse Graveurs be-sitzen, so glaub' ich doch überzeugt zu seyn, daß, soviel es das Münzgrauiren bctrift, wir in dieser Rücksicht viele Vorzüge besitzen. Unsere Münzen haoen unter den neuel Münzen unstreitig das schönste Ge'vrage. Und soviel es die Medaillen anbelangt, so darf es unser vaterländischer Künstler Herr Würth mit jedem Medailleur aufnehmen. Seine Arbeiten haben nach meine»» Gefühle eine schöne sinnreiche Zeichnung, eine allerliebste Gruppirung, und sehr viel Wahrheit im Ausdrucke. Erlauben Sie mlr, mein Theuerster,, paß ich hier die bümcrkckc, die Ariegs« 183 Masser-und Sckifbaur'unsi übergehen darf; sic fordern eine eigene Abhandlung; die ich Ihnen nicht liefern kann. Wir haben in dm 7 crstern herrliche Monumente aufzuweisen, die durch eine kurze Anzeige nicht in ihrem eigenthümlichen Lichte erscheinen würden. Die Schifbaukmsi fangt erst an aufzublühen , und ich werde Ihnen in meinen Nachrichten von Trieft vielleicht ein und das andere davon sagen können. Die Hcrgbaud'unsr hingegen steht in den meisten unserer Staaten gewiß in eincr musterhaften Ausübung, wozu dle Errichtung einer Bergakademie zu Gcl?cmnl?in Ungarn ungemein viel betragt. (*) Alle jene, die einst bey kaiserlichen Bcrgamtern als Beamte angestellt seyn wollen, müsten in dieser Akademie die BergwerkSkundc studiren, welches auch sonst allen Inlandern vergönnt ist. 'Sie kennen das herrliche Werk über die Bcrgbaukunst vom sccllgen Hofrath Tcliu«; es macht unsern Staaten eben soviel Ehre, als seinem Verfasser, und ist nun M 4 das (5) Dicse Anstalt haben iwir dcn Bemühungen dct, Mim) - und Bcrgroerk; de-? partc»nentsprttj,denten Grafcn Franf v. R o l l o u? r a t h 5u danken. Sie wurde nöck dem Muster der j'äckslscbcn Bergsskttdemie >^ Frcybcrg qngclegt. l34 das Reglements nach welchen: alle Berg-amter ihren Bau fäyren. Als Muster eines regelmässigen Bergbaues sind mtter andren vorzüglich die Gruben zu Sckemni? in Ungarn, zu pegZau in <5teyerm>tl.'ö, und zu Idria ia Hr^ur zlt nennen. Der Rrappbau und dessen Zurichtung ist noch zu keiner Vetrachtlichkeit gcdlchcn. Man hat, wie ich Ibncn schon irgendwo gesagt habe, zu Däblüig bey Wien, zu Rre»ng in N^ederosterrci.l, und in Nngarit Krappfeldcr; seine Qualität ist beynahe so gnt, wie des meisten ausländischen, aber der Preis ist höher. Rrsppmlchlen sind dermal fast bey jeder Kotonfabrike angelegt. Die Ocreünng ves Schlcffpulvcrs ist in unsern Staaten, "wie sie leicht denken können , ungemein beträchtlich, und mir ist auch nicht bekannt, daß ausländisches Pulver eingeführt würde. In all unsern Provinzen sind Pulverl.lühten angelegt, die von gemeinen Pulvermachern unterhalten werden; eigentlich grosse Pulverfabriken aber haben wir kcine. Die Erzeugung des inländischen Salpeter« reicht , besonders in KricgsMcn, nicht zu, unsre Pulvermühlen zu versehen; dahero noch oiel holländischer und ostindi.^ scher Salpeter eingeführt wird. Fencr- 185 Feucrwcrkcre/. Vo,i der miiitanlscben Fcnerwerkerc)? oder der Artillerie kann hier die Rede nicht scyn, da solche in ein eignes Fach gehört, und lvegcn des hohen Grades der Vollkommenheit, auf dem sie sich seit 4O Jahren hinaufgeschwungen hat, verdient ausführlich behandelt zu werden. Sie verdankt ihre gegenwärtige Blüthe hauptsächlich den verstorbenen Fürsten Wenzel v. K^ichten-sicn,, dem Fürsten v. Rolloredo, dem General Grafen v. RmM lc. dem Herrn Oberstlieutenant v, Unterbergcr, und mehr andern verdienstvollen Officicrs. . Ich schranke mich daher blos auf die sogenannte Lustfeuerwcrkkunst ein, und das, was ich Ihnen davon zu sagen die Ehre haben werde, betrift nur Wien allein. In altern Zeiten, und selbst lange unter Thcreslen5 Regierung noch, sind nur bey besondern und ausscrordentlichen Feycr-lichkeitcn Lustfeuerwcrke vorgestellt worden. Sie waren allemal prächtig, groß, und kostbar. So, z. B. soll eines, welches unter Kaiser Karl des 6ten Regierung gegeben wurde, über 30 tausend Gulden gekostet haben. Die übrigen Feuerwerke, die zuweilen durchreisende Künstler gegeben, sind meistens nur in hölzernen Hütten, oder gar nur in Zimmern vorgestellt worden, bis endlich vor etwa 10 Jahren Gcrandolini kam, wcl M 5 fher 186 «her anfieng den Sommer über ordentliche Feuerwerke im prarer (*) zu geben. Seine ersten, Feuerwerke gab er zwar ebenfalls m einer hölzernen Hütte; aber sie zeigten scho« den Künstler. In den erster» ?oger Jahre« fieng er an, größere Feuerwerke im freyen Felde zu geben, und ais ich im Jahre 17? 5 eine Reise nach N)i,cn machte, hatt' ich das Vergnügen, eilt zwar kleines aber sehr artiges Feuerwerk, das M.^l,ouqucr, von ihm im prarcr zu sehen. Er verbesserte seine Kunst immer mehr und mehr, wechselte mit Land-und Wafferfcuerwcrtcn ab, und erhielt verdienten Beyfall, und einen zahlreichen Besuch. Aber er genoß dieses Glück nicht lange , als er an Smwern einen Nebenbuhler bekam. Girandolini hatte bisher gwsitenthcils solide Feuerwerke gegeben, die sich besonders durch eine schöne und künstliche Farbenmischung auszeichneten. Gtuwer suchte durch eine niedliche Zeichnung, durch bewegliche Fkguren, und durch Vorstellung interessanter Gegenstände den Geschmack des Publikums zu treffen, und sich viele Gönner zu erwerben. Es gelang ihm, und Glrandolmi war mit Schulden überhäuft genöthigct, "Wien zu verlassen. Auch ^) Ein herrlicher ^ustwftld vor oer ^eopoldstadt. l87 Auch Stuwer blieb nicht lange ohne Rival. Er bekam an Melliua einen Wetteiferen Beyde geben nun il>re Feuerwerke im prater, und einer sucht den andern zu «bertreffen. Jeder hat seine Verdienste, aber wenn der allgemeine Beyfall des Publikums als ein Urtheil gilt, so verdient Stnwcr dcn Borzug, nur scheint mir scjne Farbenmischung viel zu einfach zu seyn. Er sucht seine Farbe vorzüglich ill Brillantfcuer. Die gewöhnlichsten Farbcn unserer Feuerwerke sind weiß, dunlci