Wahlspruch r Was roh begehren von der Zukunft Fernen» Saft Brot und Arbeit uns gerüstet stehen, Das; unsere Kinder in der Schule lernen Und unsere Greise nicht mehr betteln gehen. G. HerroegH. HD UM {& ÄleMlI Nr. 2385.10.586 v. 10.548. Jer EAKonto 38.415, Uenbahner Zentralorgan des Oesterreichischen Eisenbahn-Personales. AedaMon: Wien V/i, Brauhausgasse 84. RcdaLtion«schluß: Zwei Tag« vor dem Erscheine« de» Blatte». Sprechstunden sind jeden Tag mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage von 10 Uhr vormittags bis Va* Uhr nachmittags. Jnsertionspreis: Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum 14 Heller. Bei Iahresaustrag Rabatt. Abonnements-Bedingnngen: Halbjährlich...............................Kr. 2-88 Ganzjährlich.............................. „ 576 Für das Deutsche Reich ganzjährlich Mk. 6'—. Für das übrige Ausland ganzjährlich 9 Franken. Erscheint jeden 1., 10. und 20. im Monat. M. 24 Men, den 26. August 1913. 21. Fahrg. ! Seite Tele-hMMUimern! Bei telephonische» Anrnsen des Sekretariats, der Redaktion, der Administration, des Vereines Eifenbahnerheim n. s. w. ist entweder die alte TeLchhsnnummer 2325 öder eine der Heften neuen Nummern 18.526 und 10.542 zn benützen. streilrecht der Wenbahner*). Von Wilhelm Schröder. In der Hochhaltung des Prinzips gibt die Mehrzahl der deutschen Regierungen dein entschiedensten Doktrinär auf sozialdemokratischer Seite nichts nach. Vor allem wird cs gegen die organisierte Arbeiterschaft hoch-gehalten, und namentlich die preußische Regierung ist unausgesetzt am Werk, das Prinzip der Staatsautorität zu wahren. Dies geschieht nicht zum geringsten dadurch, daß man unter den Huuderttausendeu im Staatsdienst tätigen Beamten und Arbeitern keinen Sozialdemokraten duldet. Ein Sozialdemokrat kann Abgeordneter werden und dadurch auf die Gesetzgebung zuweilen einen weit-gehenden Einfluß erlangen, er kann es zum Landtagspräsidenten, ja znm Präsidenten des Reichstags bringen und somit eine dem Monarchen an Bedeutung gleich* stehende Körperschaft nach außen hin repräsentieren. Aber zum Weichensteller oder Chausseewärter taugt er nicht, auch niuß er auf den Ehrgeiz verzichten, im sogenannten mittelbaren Staatsdienst es zum Stadtrat oder zum Nachtwächter bringen zu wollen. Der Staatsgewalt wird die Aufgabe zugewiesen, auch den geringsten unter den staatlichen Arbeitern, ja diesen am meisten, vor jeder Berührung mit allem, was sozialdemokratisch ist oder sein könnte, zu schützen. Daher darf ein solcher Arbeiter^auch keiner freien Gewerkschaft angehören, darf nicht an Streik denken, und von einer Beteiligung an einem Konsum-Verein ist er gleichfalls von Staats wegen ausgeschlossen. Ein Staatsarbeiter darf nicht einmal daran denken, sich über die Sozialdemokratie durch Lesen eines sozialdemokratischen Blattes unterrichten zu wollen. Vom Besuch einer sozialdemokratischen Versammlung ganz zu schweigen. Wie alle Prinzipien so hat auch dieses in den Tatsachen einen überlegenen Feind. Es ist eine Unmöglichkeit, ein Heer von Hnnderttausenden immun halten zu wollen, zu einer Zeit, wo mehr als ein Drittel der mündigen deutschen Männer bei den Reichsratswahlen der sozialdemokratischen Partei Vertrauen schenkt, und wo es im ganzen Reich vielleicht nicht einen Staatsarbeiter gibt, der in seiner Verwandtschaft oder Nachbarschaft nicht Sozialdemokraten aufzählen könnte, mit denen es sich gut leben läßt und die zu schneiden eine Handlung von unglaublicher Lächerlichkeit wäre. Der Staatsarbeiter erfährt von ihnen, und wenn nicht von ihnen, so selbst durch öas Lesen irgendwelchen staatstreuen Blattes, daß die Sozialdemokraten in den parlamentarischen Körperschaften sich am entschiedensten seiner Sache annehmen. Ihn drückt der Schuh wie nur jeden freien Arbeiter, und wenn es sonst kein Mittel auf der Welt gibt, um ihn zum Nachdenken zu bringen, so wird diese Wirkung durch eine einzige Rede erzielt, die der Eisenbahnminister im Parlament gegen die Sozialdemokratie hält und die man ihm von Amts wegen zn lesen gibt, in dem Irrwahn, daß diese Rede ihn in seiner vermeintlich ordnungstreuen Gesinnung befestigen werde. Bei den öffentlichen Wahlen hindert ja der amtliche Terror den trotz oder richtiger infolge aller Vorsichtsnahmen verseuchten Staatsarbeiter, nach seinem Gefühl zu stimmen. Hier treibt der Zwang zur Heuchelei. Aber die Träger der Staatsgewalt würden sehr in Verlegenheit kommen, *) Wir entnehmen diesen Artikel, der, obwohl er sich mit reichsdeutschen Verhältnissen befasst, von allgemeinem Interesse ist, den „S o z i a l i st i s ch e n Monatshefte n". wenn sie die Möglichkeit hätten, jeden ihnen unterstellten Mann wegen seiner Abstimmung bei nichtöffentlichen Wahlen abzustrafen. Daß der ganze amtliche Kampf gegen Sozialdemokratie, Gewerkschaften und Genossenschaften ein ltrt-geheurcr Selbstbetrug ist, hat man außerhalb Preußens an verantwortlicher Stelle ja auch eingesehen. In jener Sitzung der Kammer der Reichsräte vom 12. Juli 1910, die durch den Ausspruch des Bischofs von Henle: „Wer Knecht ist, soll Knecht bleiben", eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, wandte der bayrische Verkehrsminister sich mit guten Gründen gegen das auf die Unterdrückung des Süddeutschen Eisenbahnerverbandes gerichtete Verlangen der Zentrumsanhänger. Es koste ihn, so meinte der Minister, nur einen Federstrich, um den Verband zu unterdrücken. Aber ein vorsichtiger Mann müsse sich doch auch fragen, was er denn mit einer solchen Maßregel erreiche, ob die Wirkung erzielt werde, die man sich davon verspreche. Und nach dieser Richtung käme er nach eingehender Erwägung aller Verhältnisse zn einem verneinenden Ergebnis; er verspreche sich nicht, daß durch eine solche Maßregel die Sozialdemokratie ansgerottet oder die sozialistische Idee, soweit sic unter dem Verkehrspersonal bestehe, wesentlich eingeengt werde. Was erreicht werde, sei einzig das, daß die Bewegung, die heute offen vor aller Auge» liege, in geheime Zirkel gedrängt werde, und daß dovi -iie Radikalen die Oberhand gewönnen. Siehe Preußen! hätte der bayrische Minister hinzufügen können. Inzwischen ist mit dem ersten parlamentarischen Ministerium mich in Bayern ein anderes Regiment ein-gezogen. Der Süddeutsche Eisenbahiterverbaitd wird unterdrückt, obgleich er zum Beweis feiner Ungefährlichkeit nach Ansicht vieler Arbeiter über die Grenze des Zulässigen hinausgegangen ist. Ausdrücklich verwarf der Verband das Streikrecht, und doch verlangt das ultra-montane Parteiregiment in Bayern ganz nach preußischem Muster von jedem Neuling im Eisenbahnbetrieb eine Erklärung des Inhalts, daß er die verfemte Organisation meiden werde. Es drängt sich die Frage auf, was eine Arbeiter-Organisation gegen solche Gewaltniaßregel zu tun hat. Was rein sachlich in solchem Fall geschieht, hat der Minister v. Frauendorfer in der eben erwähnten Rede angedentet. Die deutsche Gewerkschaftsbewegung hätte sich nicht durchsetzen, hätte im Kampfe mit der Staatsgewalt und dein Unternehinertum nicht ihre heutige Größe erlangen können, wenn ihre Anhänger das Verlangen der Unternehmer, sich der Organisation fcrnzu-haltcit, erfüllt hätten. Wo man die Kraft in sich fühlte, kämpfte man um Anerkennung der Organisation, wo man zu schwach war, versprach man dem Unternehmer alles, was er verlangte, und tat doch, was man für gut hielt. Daß man zn solchen Mitteln greifen mußte, war bedauerlich. Aber es ließ sich rechtfertigen. Der Arbeiter hat mit peinlicher Gewissenhaftigkeit Verträge zu erfüllen, wenn der Unternehmer desgleichen tut, wenn er die Organisation anerkennt, wenn er dem Arbeiter dasselbe Recht der Koalition zubilligt, das er für sich in Anspruch nimmt. Doch wenn der Unternehmer durch Mißbrauch seiner wirtschaftlichen Macht ein Gewaltverhältnis herbeiführt, muß er auch die Folgen dieses Zustandes tragen. Der Arbeiter fühlt sich dann der nicht erzwing-baren Verpflichtung ledig. Der alte Urständ der Natur kehrt wieder. So schlimm das Verhalten des Privatunternehmers in solchem Gewaltverhältnis ist, so kann man, wo das Organisationsrecht des Arbeiters nicht gesetzlich geschützt ist, doch sagen, daß sich hier so leicht kein Dritter entmischen wird. Der Arbeiter wendet alle Mittel an, um seiner Organisation zur Anerkennung zn verhelfen, und, wie die Erfahrung lehrt, ist es nur eine Frage der Zeit, daß auch der halsstarrigste Unternehmer auf die Bahn besserer Gesittung geleitet, daß er von der Nutzlosigkeit seines bisherigen Unterfangens überzeugt wird. Anders aber, wenn der Staat in seiner Eigenschaft als Arbeitgeber das Koalitionsrecht nicht anerkennen will. Mit Recht meinte der bayrische Minister in seiner mehrfach erwähnten Rede, daß im Kampf um die Organisation ein Privatbetrieb doch noch ganz andere Mittel gegen die Arbeiter hätte als der Staat, auf den durch die Presse, die öffentliche Meinung, den Landtag u. s. w. in viel stärkerem Maß zugunsten des Personals eingewirkt werde alsJbeim Privatbetrieb der Fall sei, der nach dieser Richtung hin ziemlich unabhängig ist. In der Tat treten bei einem von Trägern der Staatsgewalt begangenen Unrecht viel stärkere Mächte in Wirksamkeit als bei einer privaten Verfehlung. Mögen die physischen Machtmittel in dem für das Recht der Schwachen geführten Kampf sich vorerst auch noch weniger ausgiebig erweisen als wenn es sich, wie in unserem Beispiel, um das Eintreten für Arbeiter in Privatbetrieben handelt, die moralischen Machtmittel wirken hier von der Parlainentstribiine, vom Redaktionstisch ans um so stärker. Noch nie haben bei einem gesunden, nicht dein Zerfall überantworteten Volk diese Machtmittel versagt, und sie werden in Prenßen-Deutschland zum Ziel führen, wie sie in unseren westlichen Nachbarländern die Träger der Staatsgewalt zur Anerkennung der Gewerkschaften und zur Aufstellung des Grundsatzes von der Gleichberechtigung auch der sozialistischen Weltanschauung gezwungen haben. Die Gesundheit des deutschen Volkes tritt im vorliegenden Fall darin zutage, daß sich auch unter den Eisenbahnern tapfere Pioniere finden, die ungeachtet aller Gefahren ihre gewerkschaftliche Pflicht erfüllen und in dem von oben geübten Zwangsregiment nur einen Anfporn zum Ausharren und zur Sondierung ihrer Kameraden erblicken. Diese Tatsache ist der Regierung bekannt, und die alle Augenblicke veröffentlichten Warnungen vor dem Beitritt zur Gewerkschaft zeugen von der Unsicherheit der Behörde und ihrer Nervosität, die ja noch am Ende der letzten Landtagssession drastisch zum Ausdruck kam, als der preußische Eisenbahnminister im Abgeordnetenhaus von neuem gewahr geworden war, daß der Sozialdemokrat Leinert nur infolge enger Verbindung mit Eisenbahnern seine Anklagen gegen das staatliche Bevorninndungssystem hatte erheben können. Wie nun überhaupt die Glanztage dieses Systems vorüber und die Behörden innerlich längst von der Nutzlosigkeit ihres Miihens überzeugt sind, so kann auch im Eisenbahnbetrieb der bestehende Kriegszustand nicht ewig währen. Auf irgendeine Weise wird und muß zwischen den Staatsarbeitern und ihrem Unternehmer ebenso ein auf Gleichberechtigung begründetes Verhältnis herbej-gefiihrt werden, wie wir es jetzt schon in zahlreichen Privatbetrieben auf Grund von Tarifverträgen vor uns haben. Ob ein solches Verhältnis sich auf derselben Grundlage aufbauen läßt, steht dahin und ist auch nicht von besonderem Belang, wenn nur das wesentlichste erreicht wird, nämlich, daß der staatliche Arbeitgeber mit der Gewerkschaft als der ordentlichen Vertretung der Arbeiter verhandelt nnd auf die von ihr im Namen der Arbeiter vorgebrachten Beschwerden eingeht. Als Angelpunkt der schwebenden Frage wird von den Vertretern der Staatsgewalt das Streikrecht hingestellt. Zwar ist ihnen das ganze, gern mit sozialdemokratischen Umtrieben identifizierte Streben nach Unabhängigkeit, das in der freien Gewerkschaftsbewegung zum Ausdruck kommt, ein Greuel. Aber immer kommen in Preußen uud Sachsen und jetzt auch in Bayern die Minister und Regiernngskominissäre darauf zurück, daß sie in der Obsorge für die gesamte Bevölkerung die Pflicht hätten, einem Ausstand int Eisenbahnbetrieb vorzubeugen, und daß daher in diesem Betrieb Anhänger einer Gewerkschaft, die das Streitrecht beanspruchen, unmöglich seien. Von dem Recht auf Ansstand ist nun freilich in der Theorie keine freie Gewerkschaft abgegangen. In der Praxis aber beseitigt jeder Tarifvertrag das Aus» standsrecht, wenn auch nur für die Dauer der Vertrags-geltung und für den Fall, daß kein auf den Vertrag verpflichteter Unternehmer wortbrüchig wird. Aber immerhin ist durch den Tarifvertrag die Straffreiheit eingeengt worden, uud weil das Prinzip preisgegeben werde und auch der Klassenkampfstandpunkt seine abstrakte Geltung verliere, waren denn ja auch zu der Zeit, als die ersten dieser Perträge geschaffen wurden, besonders prinzipienfeste Parteigenossen Feuer und Flamme gegen diese, eines sozialdemokratischen Arbeiters unwürdige Versimpelung. Aber wie immer, so ging auch in diesem Falle die Weltgeschichte über das Prinzip zur -Tagesordnung über, und die Tarifverträge mit der Einengung des Streik- und Aussperrungsrechts bürgerten sich ein. Nun vergibt eine Gewerkschaft sich dem Staat als Arbeitgeber gegenüber meiner Meinung nach nichts, wenn sie, falls sonst Vorteile für die in Betracht kommenden Arbeiter errungen werdtn können und das Streifrecht nur noch als Doktrin eine Bedeutung hat, Sorget dafür, datz der „Eisenbahner" auch vom reisenden Publikum gelesen werde! in der Frage der Einengung dieses Rechts unter Berück-sichtigung der besonderen Verhältnisse mit sich reden lässt. Tatsächlich haben die staatlichen Eisenbahner sa ohnedies in Deutschland das Strcikrccht noch nicht in Anspruch genommen, und man sollte meinen, dich ein'der organisierten Arbeiterschaft zugänglich gemachter Arbeitgeber erst recht nicht in die Lage käme, bestreikt zu werden. Dies Stück Zukunftsmusik habe ich angestimmt, um zu zeigen, daß auf den organisationsfeindlichen Arbeitgeber von heute das bekannte Wort zutrifft, das; man mit Bajonetten viel ausrichten, aber nur nicht sich darauf zur Ruhe setzen kann. Der Staat bestreitet den Arbeitern in seinem Dienst ja schon um deswillen das Koalitionsrecht, weil die Staatsbetriebe keine Gewerbebetriebe darstellten. Nur den gewerblichen Arbeitern sei aber das Streikrecht von Gesetzes wegen zugebilligt, und schon ans diesem Grund habe der Staatsarbeiter auf den Streik ein für allemal zu verzichten. Wie gequält eine solche Beweisführung ist, braucht hier nicht weiter auseinandergesetzt zu werden. Sie hat in der Praxis auch gar keine Bedeutung. In Rußland war nicht nur den Beamten und Staatsarbeitern, sondern auch den gewerblichen- Arbeitern von Gesetzes wegen das Streiken untersagt, und doch wurde, als die Not keinen anderen Ausweg übrig ließ, in den Revolutionstagen des Jahres 1905 von der deutschen bis zur chinesischen Grenze der Generalstreik unterschiedslos in Staats- wie in Privatbetrieben durchgeführt. Als dann, nebenbei bemerkt, auch in die Reihen des deutschen Proletariats Stimmen hineinschallten, die mit Vehemenz das russische Beispiel als ein möglichst bald nachzuahmendes Universalrezept anpriesen, kam von maßgebender gewerkschaftlicher Seite eine äußerst kühle Abweisung, und bei der kritischen Haltung ist es dem Generalstreikgedanken gegenüber denn ja auch bis jetzt geblieben: ein Zeichen dafür, daß trotzalledem deutsche Zustände ja wohl keine russischen Zustände sind. Diese Gegenüberstellung soll zeigen, daß der Eisenbahnerstreik keine Sache ist, die sich durch irgend beliebige Hetzer ins Werk setzen läßt, daß aber auch keine Macht in der Welt in verhindern kann, wenn die Voraussetzungen für ihn einmal eintreten sollten. Kommt es int Deutschen Reich oder einem der Bundesstaaten zu politischen oder wirtschaftlichen Zuständen, die dem Eiscnbahnarbciter den Streik nahelegen, dann wird der Ausbruch um so heftiger werden, je weniger die Teilnehmer durch die Schule der Organisation gezügelt sind. Denn daß das Kampffieber gerade unorganisierte, systematisch unter Zwang gehaltene Arbeiter besonders aufwirbelt, lehrt die Erfahrung, und das ist auch im Verkehrsgewerbe bei den Streiks der Berliner Straßenbahner im Jahre 1900 und der Hamburger Hochbahnangestelltcn int_ Februar dieses Jahres deutlich genug hervorgetreten. Schon aus diesem Grunde ist, gerade vom Standpunkt der Staatsautorität und der allgemeinen staatlichen Fürsorgepflicht aus betrachtet, nichts törichter als das Streben, durch Verhinderung des gewerkschaftlichen Zusammenschlusses den Streikgedankcn abtöten zu wollen. Man kann ruhig behaupten, daß ein Ausstand der im Staatsdienst tätigen Verkehrsarbeiter um so weniger zu befürchten ist, je ungehinderter sich unter diesen Arbeitern der Organisationsgedanke befestigen kann. In dieser Hinsicht handeln die in Betracht kommenden Gewerkschaften im allgemeinen Interesse der Bevölkerung, wenn sie mit Eifer und Umsicht in der Agitation unter den Staatsarbeitern fortfahren und so diesen Arbeitern Schulung, den Trägern der Staatsgewalt Achtung vor der Organisation beibringcn. Es kostet gewiß noch manches Opfer, aber dem allgemeinen Gesetz der Entwicklung wird sich aller prinzipieller Unentwegtheit zum Trotz auch in Deutschland der Staat als Arbeitgeber beugen müssen. Um so mehr als er sicht, daß in dieser Hinsicht auch sein Widerpart durchaus nicht unzulänglich ist. __________________ Sie Resultate unserer Hinter-bliebeneuunterstiitzung. Motto: Sich selber Gutes tun, Wer möcht’ es nicht, Wenn'S ihm dazu An Mitteln nicht gebricht? Jedoch den meisten Ist cs unbekannt, Das; sic die Mittel haben In der Hand. Vor uns liegt nun der Jahresbericht über das erste Jahr der provisorischen Einführung des bei der letzten Generalversammlung beschlossenen neuen llntcr-stützungszweigcs. Wer denselben aufmerksam durch» liest, dem spiegelt sich das ganze soziale Elend, in welchem ein Großteil der Eisenbahner schmachtet, wieder. Deshalb verdient der Bericht eine besondere Würdigung, nicht nur von den Beteiligten, sondern von der gesamten Mitgliedschaft. Die Probe, die anfangs 1012 mit der Hintcrbliebenenunterstützung gemacht wurde, hat im Laufe eines Jahres alle Erwartungen übertroffen. Dreierlei lehren uns die Ziffern. Erstens: daß die Anzahl diverser Krankheiten groß ist, welchen die Eiscnbahner-schaft ausgcsetzt ist; zweitens: daß es eine Wohltat ist. die sich jeder einzelne durch Aufbringung geringer Mittel für sich und seine Angehörigen für die bittersten Stunden des Lebens sichern kann, und drittens: daß durch diese Einrichtung Stabilität in der Organisation erreicht wird. Alle Einwände, die man seinerzeit gegen diesen Untcrstütznngszwcig ins Feld führte, wurden durch die praktische Tätigkeit und durch das gewonnene Ergebnis widerlegt. Leider haben sich die Erwartungen, die man an diese Einrichtung knüpfte, nicht in jenem Maß erfüllt, wie es wünschenswert und notwendig für jedes Mitglied und die Organisation wäre. Von den 54.600 genußfähigcn Mitgliedern sind im ersten Jahr nur 17.500, bas ist 32‘05 Prozent, dem Hinterbliebenenunterstützungsfonds beigctreten. Um cs allen Mitgliedern möglich zu machen, sofort in den Genuß dieser Organisationscinrichtung zu gelangen, hatte der Zentralvorstand den freien, unbehinderten Beitritt durch die ersten drei Monate des Jahres garantiert. Der Wert dieser Einrichtung wurde vielfach verkannt, der erhoffte Erfolg blieb hinter den Erwartungen zurück. In vielen Fällen haben , nur jene Mitglieder von dieser Erleichterung Gebrauch gemacht, die entweder selbst oder deren Frauen totkrank waren und einer baldigen Auflösung cntgegciifnhc.it, oder deren Alter eine solche Höhe erreichte, daß ein Ableben in Bälde vorauszuschen war. Die Bestätigung des Gesagten geht schon daraus hervor, daß am dritten Tag nach der Einführung der Hinterbliebenenunterstützung schon die ersten bezugsberechtigten Todesfälle gemeldet wurden, und daß sie schon int Jänner die ungewöhnliche Höhe von 31 Fällen erreichten. Zumeist waren es Tuberkulöse, die nach längerer Krankheit der Seuche zum Opfer fielen und sich noch vorher rasch den Anspruch sicherten. Es starben im Berichtsjahr 152 Männer und 151 Frauen, zusammen 303 Personen, für welche die in dem Regulativ festgesetzten Quoten ausbezahlt wurden. Die Todesursachen gewähren einen Einblick in die soziale Beschaffenheit des Lebens dev Bediensteten. An ausgesprochener Tuberkulose starben 60 Männer und 72 Frauen, zusammen 132 Personen oder 43*56 Prozent der Verstorbenen. Daß auf der Frau des Eisenbahners das soziale Elend schwerer lastet und verheerender wirkt wie bei dem Mann, bezeugen die obigen Ziffern. Von der Gesamtsumme an Verstorbenen hatten 71 bloß das 40. Lebensjahr erreicht, während 232 ein Alter von 40 Jahren auswärts, bis zu 82 Jahren erreichten. Durch diese Ziffern wird neuerlich bewiesen, wie notwendig es ist, daß die Hungcrjahre der jungen Bediensteten gekürzt werden sollen. Die größte Sterblichkeit ist nach unseren Tabellen vom 30. bis 40. Lebensjahr zu verzeichnen. Die auf diese Jahre entfallenden Todesfälle erreichten die enorme Ziffer von 137. Die Streblichkeitsziffer nimmt dann allmählich nach dem zunehmenden Alter wieder ab. Das Alter der jüngsten Verstorbenen war 17 Jahre, auf welches Alter 7 Todesfälle kamen. Die 70jährigcn stellten 27 Fälle. Ein einziger Verstorbener erreichte das glückliche Alter von 82 Jahren. Infolge von Eisenbahnunfällen starben 17 Personen, was die Gefahren des Eisenbahnbetriebs genügend kennzeichnet. Ein besonders trauriges Kapitel, das wir besonders ^ hervorzuheben glauben müssen, sind 6 Sclbstmordfälle, wovon 4 auf Männer und 2 auf Frauen entfallen. Die Ziffer ist im Verhältnis zu den allgemeinen Selbst-mordtafcln zu hoch. Welch traurige Verhältnisse muß es in unserem Stande geben, wenn 6 Personen von 17.500 Versicherten freiwillig Hand an sich zu siegen gezwungen sind! Di» Todesursachen der üoriaen Sterbefälle verteilen sich wie folgt: An Altersschwäche, also eines normalen Todes, starben bloß 5 Personen, an Gehirn- und Herzkrankheiten 60 Personen, an Blutkrankheitcn infolge irrationcller Ernährung 13, an Rippen- und Bauchfellentzündungen, die zumeist durch Erkältungen entstehen, 10, an Magen-, Nieren-und Lcbcrkrankheitcn 16 Personen. An Krebs starben allein 43 Menschen. Der überwiegende Teil der letzteren Fälle entfiel auf Frauen. Wieviel Elend und Not, svieviel Herzeleid und Qualen hätten von den unglücklichen Frauen abgewendct Werden können, wenn sie bei den ersten Anzeichen einer derartigen Erkrankung die falsche und schändliche 'Scham abgelegt undi n einen tüchtigen Arzt zu Rate gezogen hätten. Manche Kinder würden noch ihre Mutter und mancher Mann seine Frau besitzen, wenn die Frauen mehr Verständnis für solche Anschauungen hätten. Es unterliegt nach den gemachten Erfahrungen keinem Zweifel, daß mit der sofortigen Flüssigmachung der entfallenden Quote manche Träne getrocknet Wurde und mancher Verzweiflungsakt unterbliebenvju Feuilleton. August Bebel. Da? Schicksal hat seltsame Launen. August Bebel, der gefährlichste Bekämpfet des Militarismus wurde als Sohn eines Unteroffiziers in der Kasematte in Deutz-Köln bei dem Klang von Trompctcnsignalcn am 2-2. Februar 1840 geboren. Bebels Vater starb, als August Bebel noch im frühesten Kindesaltcr stand. Seine Mutier heiratete hierauf den Bruder des Vaters, der eine kleine Beamtenstelle bekleidete. Nachdem auch der Stiefvater gestorben war, begab sich seine Mutter mit den Kindern nach ihrem Hcimatsort Wetzlar, wo Bebel die Armenschule besuchte. Bebel lernte in seiner frühesten Jugend die Not kennen. Er mutzte als Kegcljunge oder durch Kartoffel-lefcn zum schmalen Haushalt seiner Mutter beitragen helfen. Mit vierzehn Jahren kam er zu einem Drechslermeister in die Lehre. Vom achtzehnten bis zum zwanzigsten Lebensjahr durchwanderte er als Geselle einen Teil Oesterreichs, Deutschlands und der Schweiz. Er gehörte in Freiburg und Salzburg den katholischen Gesellcnvereinen als Mitglied an, die damals die einzigen Arbeitervereine waren. Dann kehrte er 1860 nach Wetz, lar zurück, wo er bald in die Arbeiterbewegung eintrat. Mitte der Sechzigcrjahre wurde er Vorsitzender des Leipziger Arbeiter. bildungSvereines und Mitglied des ständigen Ausschusses der deutschen Arbeitervereine. In dieselbe Zeit fällt die Anbahnung seines persönlichen Verhältnisses zu Wilhelm Liebknecht. In feinen LebenScrinnerungen hat Bebel dagegen polemisiert, daß er eS Liebknechts Einflutz zu danken gehabt habe, wenn er Sozialist geworden sei. Auch habe ihn Liebknecht nicht zum Marxisten gemacht; er sei vielmehr wie fast alle, die damals Sozialisten wurden, über Lassalle zu Marx gekommen und habe erst Ende 1860, und zwar im Gefängnis, auskömmlich Zeit und Ruhe gewonnen, um den im Spätsommer 1867 erschienenen ersten Band „Das Kapital" von Marx gründlich zu lesen. Unterdessen hatte er sich im Herbst 1864 mit seiner späteren Frau, die damals Arbeiterin in einem Leipziger Putzwarengeschäft war, verlobt und sich vorher schon im Jahre 1863 ständig in Leipzig niedergelassen. Dort hatte er ein Geschäft unter der Firma eines befreundeten Bürgers eröffnet und sich sogar eine Spezialität ausgesucht, nämlich die Anfertigung von Tür- und Fenstergriffen aus Büffelhorn. Als ihn seine politische Tätigkeit immer häufiger in Konflikte mit den Behörden brachte, was auch Gefängnisstrafen im Gefolge hatte, ging Bebel ein Kompagnieverhältnis mit einem Partei- genossen ein. Sie gründeten eine kleine Fabrik mit Dampfbetrieb, in der die betreffenden Artikel auS Bronze hergestellt wurden. Als aber dann im Jahre 1881 auf Grund des sogenannten kleinen Belagerungszustandes aus Leipzig auSgewiesen worden war und diese Ausweisung von Jahr zu Jahr erneuert wurde, löste er im Jahre 1884 das Kompagnigeschäft und trat an die Stelle eines Reisenden für das Geschäft. Bebel nützte seine Geschäftsreisen gern zur Herstellung von Verbindungen für die Partei aus. Auch nach Oesterreich kam er wiederholt geschäftlich, um aber dabei immer mit den Parteigenossen de» Ortes in Fühlung zu treten, in dem er geschäftlich weilte. Auch diese Stellung legte er im Jahre 1889 nieder und widmete sich von da an ganz dem literarischen Berufe. Die erste Verurteilung Bebels erfolgte wegen Beleidigung der Königin Jsabella von Spanien, die er im Jahre 1868 durch eine in einer Volksversammlung eingebrachte Adresse „an das spanische Volk" begangen hatte. Damals mutzte er eine Gefängnisstrafe von drei Wochen abbützen. Im Jahre 1872 wurde er der Vorbereitung des Hochverrates gegen das Deutsche Reich und gegen das Königreich Sachsen angcklagt und gleich-zeitig mit Liebknecht zu zwei Jahren Gefängnishaft und wegen Beleidigung des deutschen Kaisers außerdem zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten verurteilt. Auch später hat er wegen politischer Delikte mehrere Gefängnisstrafen erhalten und abgebützt und hat im ganzen siebenundfünfzig Monate in Strafhaft verbracht. Der Beginn der parlamentarischen Tätigkeit Bebels fällt in das Jahr 1867. Damals wurde er in den konstituierenden norddeutschen Reichstag gewählt und im Jahre 1871 folgte seine Wahl in den deutschen Reichstag. Seine politische Jung-fernrede betraf da« Verhältnis der süddeutschen Staaten zum norddeutschen Bund, und in ihr kam der Satz vor: „Ich protestiere gegen einen Bund, der nicht die Einheit, sondern die Zerreißung Deutschlands proklamiert, gegen einen Bund, der Deutschland zu einer großen Kaserne macht." Al» ihm nach seiner bereits erwähnten Verurteilung im Jahre 1871 das ReichStagSmandat aberkannt worden war, erhielt er es im Jahre 1878 durch Neuwahl wieder und ist mit kurzen Unter, brechungen bis heute Mitglied der deutschen Reichsvertretung geblieben. Seit 1898 vertrat er den zweiten Hamburger Wahlkreis. 1881 bis 1891 war er auch Mitglied des sächsischen Landtage», und im Parteivorstand der sozialdemokratischen Partei sah er seit dem Jahre 1892. Seit dem Jahre 1890 hatte sich Bebel in Berlin ansässig gemacht. Er wurde bald ein ungemein fruchtbarer und viel« Der „Eisenbahner" erscheint in einer Auflage von 50.000 Exemplaren. seitiger Schriftsteller. Mit Fleiß und Eifer vertiefte er sich in oft recht schwierige Wissensgebiete, die er dann in volkstümlichen Schriften darzustcllen unternahm. Alle seine Schriften sind von jener zündenden agitatorischen Beredsamkeit, die Bebel eigen ist. Jede Zeile seiner Schriften atmet denselben Geist hingebungsvoller Liebe für das Proletariat und dieselbe Begeisterung für dessen grotze Ziele wie seine. Reden. Die Schriften Bebels sind so in gewissem Sinne eine Ergänzung seiner Reden, die übrigens ebenfalls in großer Zahl in -Druck erschienen sind. Von seinen literarischen Werken ist wohl das bekannteste „Die Frau und der Sozialismus" geworden, das bereits in 51. Auflage erschienen ist. Sein Erstlingswerk war eine Streit-schrift „Unsere Ziele". Ihr folgte eine reBgiöse Polemik unter dem Titel „Christentum und Sozialismus", dann die Monographie „Der deutsche Bauernkrieg mit Berücksichtigung der hauptsächlichsten sozialen Bewegungen des Mittelalters" und „Die mohammedanisch-arabische Kulturpariode". Aber auch andere Schriften Bebels beschäftigen sich mit national-ökonomischen Fragen. Eine Quelle ernster Erbouung sind die Me-moiren Bebels: „Aus meinem Leben." Dieses zweibändige Buch entrollt das reich« Arbeitsleben des großen Mannes in anschaulicher, lebendiger Weise vor uns. Es ist, wie es bei BebelS Bedeutung für die deutsche Sozialdqmokrati-> fast selbstverständlich dünkt, zugleich mich eine geschichtliche Darstellung des Werdeganges der deutschen Arbeiterbewegung. Als Redner gehörte Bebel zu den interessantesten Parlamentariern des deutschen Reichstages. Klar, bestimmt und dabei noch mit einem gewissen rhetorischen Pathos wußte er feine Ausführungen zu entwickeln, die auch von den gegnerischen Politikern stets mit größter Aufmerksamkeit entgegengenommen wurden. Durch seine satirischen Bemerkungen wußte er oft in einer durchaus zurückhaltenden, aber nichtsdeistoweniger scharfen Art seine politischen Feinde zu treffen. Und welche unermeß-liche Arbeit leistete Bebel als Redner I Von den ersten Reden in den sächsischen Arbeiterversammlungen, Don der Hinüber-ziehung des Nürnberger Arbeitervereinstages in das Lager des KlaffenkampfcS, von der ersten Rede für ^Arbeitsschutz im norddeutschen Reichstag von 1867 bis zu de» gewaltigen Auseinandersetzungen mit Bismarck, bis zu dem Gegenüber zwischen dem glühenden Freiheitskämpfer der Arbeiterklasse und dem tänzelnden Plauderer und Geistreichler Bülow, von den großen taktischen Reden auf den Parteitagen bis zu den letzten Reden über die auswärtige Politik gegen HeereSrüstungen, Flottenvermehrungen und KolonialerwerbunKen im deutschen Reichstag — welch unermeßliche Fülle rhetorischer Arbeit, welch L. Wie viele arme Teufel flehen aut Totenbett ihres Lieblings rat- und hilflos da, wissen nicht ein und aus, und müssen in ihrem Gram zu Kollegen laufen, damit schnell eine Sammlung eingeleitet werde, um nur für die erste Zeit hinwegznkoinmen. Zu dem Kummer ernten dann die Bedauernswerten noch die Schmach des Bettelns, des Almosenemp-fangeus. Derartige Verhältnisse sind für einen geraden Arbeiter, insbesondere für einen Parteigenossen, einfach beschämend. In allen Lebenslagen soll sich der Proletarier nicht zum Betteln erniedrigen, sondern überall sein Recht fordern und feiu Recht sichern. All diesem Ungemach kann die Organisation abhelstin, wenn sie zweckentsprechende Einrichtungen schafft, die derartigen beschämenden Zuständen ein Ende setzen. Unser Hinterblicbenennnterstützuugsfonds ist eine solche Sicherung für die angezogonen Fälle. Jeder Genosse und jede Frau eines Genossen soll pflichtgemäß im ureigensten Interesse ungesäumt daran schreiten, Mitglied dieses Fonds zu werden. Die organisierten Arbeiter sollen es unter ihrer Würde halten, künftighin zu betteln und zu sammeln, wenn ein Arbeitskollege oder dessen Frau stirbt. Man sichere sich bei Lebzeiten sein Recht, dann entfällt die „Gnade" nach dem Tod. Trotzdem im ersten Jahr vorwiegend schlechte Risken, die den Fonds schwer belasteten, beigetreten find, ist doch nach allen menschlichen Voraussetzungen für alle Zeiten die Grnndlage für einen wertvollen Zweig des Unterstützungswesens geschaffen worden. Vereinnahmt sind im Berichtsjahr Kr. 87.581 und es sind Kr. 21.700 verausgabt worden. Wenn auch mit jedem Jahr die Anspruchsberechtigung sich für jeden Eisenbahner erhöht, so ist jede Gefahr, die den Unter-ftützungsfonds ins Wanken bringen könnte, von vornherein ausgeschlossen. Natürlich müßte bei der Anwerbung und Agitation Rücksicht darauf genommen werden, daß nicht bloß solche Mitglieder ausgenommen werden, _ die knapp vor der Altersgrenze stehen oder an einer chronischen Krankheit laborieren. Es muß vor allem darauf Bedacht genommen werden, daß die jüngeren Elemente in der Organisation, insbesondere die Neu-eintretenden für den Hinterbliebenenunterstützungsfonds herangezogen werden. Die Ausrede, es fei mit dem Beitritt noch Zeit, führt oft zu einer Verkürzung des Anspruches. Unser Hinterbliebeuenunterstützungs-fonds ist die beste Sparkasse. Ein angehender Dreißiger, der 400 Kr. für sich oder seine Gattin ersparen wollte, müßte ungefähr 60 Jahre lang Spareinlagen in—der Höhe der Beiträge unserer Hinterbliebenenunterstützung sammeln. Daß eine folch lange Beitrags-lcfstiing bei unserer >Hintcrbliebe.nenuuterstützung ausgeschlossen ist, liegt auf der Hand. Im allgemeinen wird die Beitragsleistung höchstens 20 bis 30 Jahre währen und den durchschnittlichen Gesamtbeitrag von 175 Kr. ausmachen. Es gibt wohl keine Sparkasse, die derartige Zinsen zahlen würde, daß sie diese Summe in der gleichen Zeit auch nur annähernd erreichen würden, und es gibt keine Versicherungsgesellschaft, die für eine so niedrige Prämie eine solche Leistung garantiert. Dies erkenn e n d, hat gewaltige Anhäufung von Temperament, Ueberzeugung, Geist, Schlagfertigkeit und flammendem Zorn! Als Politiker ist Bebel immer Anhänger des strengsten Marxismus geblieben. Dennoch blieb er kein starrer Theoretiker und verschloh sich durchaus nicht praktischen Vernunftgründen, wenn er sah, daß die Parteiinteressen in irgendeiner Art gefördert werden konnten. Aber in seinen politischen Enunziationen gab es niemals ein Schwanken oder eine Annäherung an die herrschende Staatsorganisation. In den unzähligen Reden, Aussätzen und Briefen, in denen er im Laufe der vielen Jahre in der Oeffent-lichkeit wirkte, hatte er sich immer mit Festigkeit treu an sein politisches Programm gehalten, das er selbst kurz mit dem Schlagwort charakterisierte: Todfeindschaft der bürgerlichen Gesellschaft! Bebel fehlte manches von dem, was Marx, Engels, Lassalle, Liebknecht und manchem der lebenden Führer auszeichnet. Aber eines hat er von ihnen allen voraus: Selbst ein Arbeiter, ist er der Seele des Proletariats stets näher gewesen als alle. Des Arbeiters Schicksal hat er selbst erfahren; Elend, Hunger, Arbeitslosigkeit, den hoffnungslosen Daseinskampf des kleinen Meisters, die Leiden des verfolgten, vom Bürgertum boykottierten, von den Schmerzen des Klassenstaates verfolgten Agitators selbst erlebt. So fühlte er wie die Arbeiter selbst. Er konnte nicht nur mit ihnen kämpfen, mit ihnen lieben und hoffen, er konnte auch, was so wichtig ist und gerade der Politiker so leicht verlernt, mit ihnen hassen. Man mutzte ihn hören, wenn sein Tempe-' rament einmal die Zügel zerriß. So verknüpfte das Band persönlicher Liebe Bebel mit der Masse. Sie war das Geheimnis seines beispiellosen Erfolges. So war er der „ErweckerschlafenderSeele n" geworden, wie der Pfarrer Naumann ihn einmal genannt hat, der große Agitator und Organisator, der an der Spitze der größten Partei Europas stand. Es war ein weiter Weg von Wetzlar über Köln-Brau-weiler und Leipzig nach Berlin und von dort aus auf den Flügeln, die die parlamentarische Tribüne verleiht, um die ganze zivilisierte Erdet Ein weiter und steiler Weg von der Wetzlarer Armenschule über die katholischen Gesellen- und bürgerlichen Bildungsvereine bis zu der ragenden Höhe des vielgelesenen sozialdemokratischen Schriftstellers und Politikers I Ein weiter und dornenvoller Weg von dem glutvollen Propheten einer kleinen belächelten Sekte bis zum Führer einer gewaltigen, gefürchteten Proletarierarmee aller Zungen und Zonen I ______ die Wiener Vertrau ensmännerver-f o nt nt I u tt g in ihrer letzten Plenarsitzung den Beschluß gefaßt, in Z u-f tt n f t d i e N e u b e i t r e t e n d e n gleichzeitig mit in den Hinterbliebenen-nnterstützungsfonds einzubeziehen. Neben der sozialen Wohltat, die dieser Unter-stützungszweig in sich birgt, ist er auch geeignet, die Fluktuation in der Organisation zu bannen. Gelingt dies, so ist dies ein weiterer und bedeutend größerer Vorteil für die gesamte Eisenbahnerschaft und daher für jeden einzelnen, weil durch bessere Organisationsverhältnisse das Klasienbewußtsein gehoben und die Kampfeskraft gesteigert wird. Nach den gepflogenen Erhebungen fallen in manchem Jahr von den Angeworbenen 80, 85 und selbst 90 Prozent wieder ab. Unsere ganze Organisationstätigkeit, speziell die Aufklärungsarbeit wird dadurch zur Sisyphusarbeit. Dagegen sind van den Mitgliedern des Hinterbliebenenunterstützungsfonds nur 5 bis 10 Prozent wieder ausgeschieden. Wir sehen daher sofort den weiteren Vorteil dieses Fonds. Diejenigen •Mitglieder, die durch den Austritt einen direkten Verlust erleiden, treten 16- und 18mal weniger aus dem Verein ans als die, die einen solchen Verlust nicht zu verzeichnen haben. Bleibt der Stand der Mitglieder-fchaft konstant, so wird die Bildungsarbeit ganz andere Früchte tragen wie bisher. Die Fluktuation wird endgültig wohl erst dann aufhören, wenn in den Mitgliedern die sozialistische Ideenwelt verankert und versenkt sein wird. Um für unsere Aufklärungsarbeit Boden zu gewinnen, ist uns der Hinterbliebenenunter-stützungsfonds Mittel zn einem hohen Zweck. Wer daher die Fluktuation einschränken und damit das Bildungsniveau, die Kmnpseskraft der Mitgliedschaft steigern will, der muß Vorbereitung treffen, daß dieses Mittel zum Zweck, zu einem Obligatorium werde. Unsere Provinzortsgruppen werden daher gut tun, dem Beispiel der Wiener Vertrauensmänner zu folgen. R. M. ßndgehalterhöhnng und zweijährige Vorrücknngrsriften für die Diener. Im 38 Millionenautrag, der am 16. Dezember 1911 zwecks Aufbesserung der Bezüge der Bediensteten und Arbeiter der Staatsbalmen im Abgeordnetenhaus«: einstimmig angenommen wurde, sind für das gesamte Dienerpersonal zwei wichtige Verbesserungen enthalten. Die Erhöhung des Endgebalts für sämtliche Diener auf 2000 Kr. und die Einführung der zweijährigen Vor-rücklingsfristen in allen Gehaltstnfen für sämtliche Diener. Es sind zwei Forderungen, die bereits am ersten Eisenbahnerkonareß als Hauptforderungen für die Verbesserung der Lage des Dienerpersonals in den Vorder-grund gestellt und seither immer wieder mit aller Zähigkeit von sämtlichen Vertretern des organisierten Personals energisch verfochten wurden. Je energischer die Vertretung dieser Forderung vor sich ging, um so größerer Widerstand wird der vollen Erfüllung derselben seitens des Eifenbahnministeriums entgegengesetzt. Der Widerstand ist besonders seit der Annahme des 38 Millionenantrages zu bemerken und er wurde um so großer und zäher, so oft die Mehrheit der bürgerlichen Abgeordneten im Vorjahr und Heuer den bekannten 17 Millionenontrag des Abgeordneten T o m s ch i k ablehnte, in dem diese Forderungen mitinbegriffen waren. Es hat aber auch eine Zeit gegeben, wo diese Forderungen von den offiziellen Vertretern des Eisenbahnministeriums als „berechtigt" anerkannt wurden. Das war allerdings vor dem Jahre 1911, wo man sich im Eifenbahnministerium für diese Fragen die Ausrede leisten konnte, daß kein Geld da sei und das nötige Geld erst vom Parlament bewilligt werden müsse. Seither hat man sich andere Argumente für die Nichterfüllung dieser Forderung znrechtgelegt. Die sind zwar deshalb nicht stichhältiger als die früheren, aber darauf kommt es auch nicht an. Jetzt meint man, daß die zweijährigen Fristen deshalb nicht zu machen seien, weil die logische Konsequenz die Gewährung derselben Begünstigung auch für das große Heer der Staatsdiener bedingt. Ein Argument, das sichtbar keines ist und das nur beweist, daß die Regierung andere Gründe nicht ins Tressen zu führen vermag. Solche Argumente sind in Oesterreich bei zahlreichen anderen Forderungen der Arbeiterschaft immer ins Treffen geführt worden und es ist daher der Satz, „weil ich es den ändern auch geben muß, kann ich es dir nicht geben", so abgedroschen und inhaltslos, das; er von niemand mehr ernst genommen wird. Er könnte von den Dienern der Staatsbahnen eventuell dann als Argument hingenommen werden, wenn man ihn auch seinerzeit bei der Einführung der zweijährigen Vor-riicknngsfristen für die Unterbeamten angewendet hätte. Denn die Unterbeamten des Staates haben heute noch keine zweijährigen Fristen und sie rücken nicht einmal tun 200 Kr. vor. Was also für die Unterbeamten billig war, muß für die Diener recht seiiL Speziell diese Tatsache beweist, daß der Hinweis aus die Staatsdiener kein ernst zu nehmendes Hindernis für die Einführung der zweijährigen Vorrückungsfristen sein kann. Die Argumente des Personals, welches es für die Berechtigung dieser Forderung bisher vorbrachte, hat noch keiner der Machthaber ernsthaft zu widerlegen versucht. Es wäre auch unnütze Mühe, weil diese Argumente nicht zu entkräften sind. Im Abgeordnetenhaus hätte man diese Forderung ebenfalls nicht in den 38 Millionenantrag ausgenommen, wenn sie nicht berechtigt und erfüllbar wäre. So spricht denn alles dafür, daß diese Forderung zu erfüllen möglich ist, wenn nur der gute Wille und wirklich einmal ein bißchen ernstliches Wollen des Eisenbahnministerinms vorhanden wäre. Aber der fehlt und er fehlt, wie sicher anzunehmen ist, aus ganz bestimmten Gründen, die wir weiter unten anführen werden. Genau dasselbe ist es mit der anderen Forderung wegen Erhöhung des Endgehaltes für alle Diener auf 2000 Kr. Der ganze Unterschied ist der, daß hier nicht der Hinweis auf die Staatsdiener ins Treffen geführt wurde, sondern ein anderes Argument, das aber nicht minder lächerlich und deshalb unernst erscheint als das erstere. Der Eisenbahnminister war cs, dem es Vorbehalten war, heuer im Budgetausschuß anläßlich der Beratung des 17 Millionenantrages des Abgeordneten T o m s ch i k zu sagen, daß die Forderung wegen Erhöhung des Endgehaltes auf 2000 Kr. für alle Diener der Auffassung nicht entspreche, wie sie im Personal vorhanden sei. Wir sind natürlich nicht so naiv zu glauben, daß der Minister diese Behauptung selber ernst nimmt. Wir wissen schon, was er damit wollte. Aber dadurch ist die Tatsache nicht aus der Welt geschafft, daß die Nichterfüllung dieser Forderung mit diesem unstichhältigen Argument begründet wird. Es bleibt deshalb auch die Tatsache bestehen, daß die gewaltige Mehrheit des Dienerpersonals die Endgehaltserhöhung für alle Diener auf 2000 Kr. will. Daß es eilte verschwindend kleine Minderheit von Dienern gibt, die in den diversen Kategorienvereinen den unkollegialen Standpunkt einnehmen, daß nur sie diese Verbesserung bekommen dürfen und andere nicht, beweist noch lange nicht die Stichhältigkeit der Argumentation des Ministers. Denn die paar Köter können wohl bellen, aber beißen können sie nicht. Daß der Minister die Argumentation der paar Neidhammel benützt, um damit die berechtigte Forderung der großen Mehrheit abzntnn, zeigt den Dienern mir, wessen sie sich zu versehe» haben. Den Kampf gegen die Kategorienvereine mit vermehrter Schärfe zu führen, das ist die Lehr, die daraus zu ziehen ist. Die Diener wollen also die Endgehaltserhöhung auf 2000 Kr., und sie haben auch gar nichts dagegen, wenn das Eisenbahnministerium einigen besonders qualifizierten Dienerkategorien eilte weitere Erhöhung des Endgehaltes zuteil werden läßt. Kein Wächter wird beispielsweise was dagegen einzuwenden haben, wenn dem ausgebeuteten Heizer der geforderte Endgehalt von 2400 Kr. gewährt Wird. Die Voraussetzung für die Endgehaltserhöhung ist natürlich die Einführung, der zweijährigen Vorrückungsfrist. Ohne dieselbe ist' jede Endgehaltserhöhung eine Augenanswischerei, weil mit den bestehenden dreijährigen Fristen und der immer strenger werdenden Dienstleistung niemand den erhöhten Endgehalt erreichen kann. Diese zwei Lebensfocdernngen der Diener sind bisher unerfüllt geblieben und nach der vom Eisenbahn-minister abgegebenen Erklärung im Budgetausschuß über die Verwendung der 15 Millionen zn schließen, besteht auch derzeit wenig Aussicht, daß die Forderung erfüllt wird. Nur einige besonders qualifizierte Dieiter-kategorieu sollen eine Erhöhung des Endgehaltes bekommen. Welche Dienerkategorien das sind, und in welchem Ausmaße die Endgehaltserhöhung erfolgen wird, darüber hat der Minister nichts gesprochen. Der Widerstand der Negierung und ihre ablehnende Haltung hat nun einen Bundesgenossen bekommen, und zwar die Deutschgelben. Der Reichsbund deutscher Eisenbahner und die nationale Koalition versuchen nunmehr mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln, die Diener von diesen wichtigen Fragen abznlenkeit. Sie wollen die Diener für die Idee einer Qnartiergelderhöhnng gewinnen, und zwar für die Gleichstellung der Ouartier-gelder der Staatsbahnbedieusteten mit den Aktivitätszulagen der Staatsbediensteten. Wir haben bereits in einem Artikel nachgewieseu, daß vou einer solchen Qnartiergeldregclnng die Diener am wenigsten, dagegen die Unterbeamten in den höheren und höchsten Gehaltsstufen und die hohen Beamten 700 bis 4000 Kr. jährlich an Erhöhung des Quartiergeldes bekommen würden. Wir werden uns mich noch der Mühe unterziehen und ziffermäßig Nachweisen, daß die Diener durch die zweijährigen Vorriicktmgsfristen alljährlich und insgesamt mehr haben als durch dif genannte Quartiergelderhöhung. Daß der Widerstand der Regierung gegen die zweijährigen Fristen für die Diener einen solchen Bundesgenossen in der Gestalt der Deutschgelben mit ihrer neuesten Schwindelaktion bekam, ist für den, der tiefer zu sehen vermag, nicht überraschend. Der Reichsbund und die nationale Koalition waren lange vor der Abgabe der 15 Millionenerklärnng seitens des Ministers im Budgetausschuß beim Eisenbahnniintster und haben dort erklärt, daß sie mit der etappenweisen Durchführung der 17 Millionen „ach dem Ermessen der Regierung und in einem von der Regierung noch näher festznsehenden Zeitpunkt einverstanden seien. Für diesen Akt hündischer Ergebenheit will nun das deutschgelbe Gesindel belohnt sein. Die dentschnationale Beamten, und Unterbeamtenschaft soll mit der Quartiergelderhöhung auf Kosten der zweijährigen Fristen der Diener für den schmählichen Verrat belohnt werden. Die Quartiergeldaktion der Deutschgelben, ihr plötzliches Einsetzen mit derselben, ihr marktschreierisches Getue rechtfertigt diesen Schluß vollends. Die Diener wissen nun, woran sie sind. Ihr Ruf um die zweijährigen Fristen und tun die Endgehalts-erhöhnng muß um so lauter und vernehmlicher erhoben werden, als die Deutschqelben versuchen, den Widerstand der Regierung zu unterstützen. $it „Reorganisation" des Strecken-wächterdienfte». Wenn der Unternehmer reorganisiert. Der Bedienstete nichts profitiert. Dieses Sprüchlein hat sich das k. k. Eisenbahnministerium zur Richtschnur genommen, als es beschloß, den Streckenwächterdienst zu „reorganisieren". Betrachtet man die „Reorganisation", wie sie ^urchgesührt wurde, so kann man noch mehr sagen. Denn eigentlich ist eine Verbesserung des Dienstes mit dieser „Reorganisation' nirgends durchgeführt worden, sondern nur Verschlechte- MT Besucht nur Lokale, In welchen der »Eisenbahner" mtfttentt rungen und Erschwerungen. Und so kann man sich des Gedankens nicht erwehren, daß das k. k. Eisenbahn-ministerium nur darum „reorganisiert" hat, unt bei der Gelegenheit seinen „Schab" zu machen, und so in einem die Wächter mehr auszubeuten als früher. Von allen Seiten her, wohin diese „Reorganisation" bisher ge* drungen ist, laufen Beschwerden des Wächterpersonals wegen Reduzierungen der Ruhezeit und wegen Verlängerungen des Dienstes ein. Und das k. k. Eisenbahnmini-sterium und die löblichen k. k. Direktionen erklären ein-stimmig, das sei nur ein Irrtum der betreffenden Be-diensteten, eine optische Täuschung, denn in Wahrheit sei der Dienst überall erleichtert worden. Wieso, rufen die Wächter, wir hatten bislang den 16/16stündigen Dienst, nun haben wir den 18/9stündigcn, das soll eine Verbesserung sein?! ...£), gewiß, sagt das k. k. Eisenbohuministerium und tutti quntiti, denn meine Herren, wenn der Unternehmer den Bediensteten was mit Gewalt weggenommen hat, ist er immer höflich, und so sagt denn auch das k. k. Eisenbahnministerium meine Herren und seht hinzu: gewiß ist der Dienst trotzdem leichter, denn ihr habt ja l ä n g e r e P a n s e n und durch diese.längeren Pausen ist doch schon genügend nachgewiesen, daß der Dienst ein leichterer ist! Das k. k. Eisenbahnministerium stellt sich mit dieser netten Antwort auf den Standpunkt, daß eine Erleichterung des Dienstes auch erzielt werden kann, wenn man den Bediensteten länger an den Betrieb fesselt! Fährt das k. k. Eisenbahn» Ministerium so fort, so kommt es noch dazu, zu erkläre», daß der denkbar leichteste Dienst eigentlich der ist, der den Bediensteten 24 Stunden im Tag an die Dienststelle fesselt! Hat schon diese Argumentation des k. k. Eisenbahn-Ministeriums ein ganz gewaltiges Loch, so ist es doch noch nicht das schlimmste an der Sache. Noch viel ärger sieht cs aus, wenn man die Behauptung des k. k. Eisenbahnministeriums, daß die Wächter, denen anstatt des bisherigen 16/16« den 18/9-fti'mdigen Dienst gegeben hat, nun besser daran sind, weil sie längere Pausen haben, überprüft. Denn da faselt dos k. k. Eisenbahnministerimn direkt ins Blitzblaue hinein. Wenn unser großer Märchen-er-iähler und Fabulieret Grimm noch leben würde, er müßte im k. k. Eisenbahnministerium ausgestellt oder gar Eisenbahnminister werden. Denn die längeren Pausen, von denen das k. f. Eisenbahnministerium berichtet, die sind größtenteils nicht einmal ans dem Papier vorhanden. Die Sache wurde so gemacht. Man Hot den Wächtern die Streckenbegchung ganz oder zum Teil ab-genominen und dafür Streckenbegeher eingeführt. Nun brauchen die Wächter gar nicht oder mir zum Teil die Strecke begehen. Na also, ruft da vielleicht so mancher Uneingeweihte ans: „Dann haben sie doch einen leichteren Dienst?!" Fast sieht es so aus. Das Häkchen daran ist nur folgendes: Der Dienst der Wächter war vor der „Reorganisierung" derart anstrengend, daß die Streckende-gehung zum großen Teil nur auf dem Papier gewesen ist. Die Streckenbegehung wurde entweder gar nicht oder nur mangelhaft durchgeführt. Das war auf deu einzelnen Strecken verschieden. Eines aber war überall gleich. Und dieses war:JstdieStrcckenbegehung zur Sicherheit des Bah »Verkehres notwendig, d a n n m u ß d r i n g e n d st d e n S t r e ck e n-Wächtern die Strecke nbegehung abgenommen werden, denn diese können infolge ihrer and^'wärtigen Beschäftigung für die Sicherheit nicht aufkoinmen und eigene Streckenbegeher müssen her! Das ist dein k. k. Eisenbahnministerium bekannt gewesen, ist ihm ausdrücklichst bekanntgegeben worden, u n d n o ch nie h a t das k. k. E i s e n b a h n m i n i= steriu ni erklärt, daß dieses nicht richtig s e i. N o ch n i e h a t e s s i ch z u d e r A u t w o r t a u f-geschwungen, daß früher die Strecken auch entsprechend begangen worden find! Wohl aber erklärt es. den Wächtern ist der Dienst erleichtert worden, weil ihnen die Streckenbegehung abgenommen oder erleichtert worden ist. Das ist wohl ein starker Tabak. Das k. k. Eisenbahnministerium getraut sich nicht zu sagen, daß die Wächter-früher die Strecke auch der Vorschrift entsprechend begehen konnten und begangen sind, traut sich das nicht zu sagen, weil die Wächter ihm jederzeit das Gegenteil nachweisen könnten, und weil die für notwendig befundene Reorganisation ja anch schon das Gegenteil beweist. Aber es erklärt, den Wächtern ist der Dienst erleichtert worden, weil sie ja die Strecke nicht mehr oder nicht mehr so intensiv begehen müssen wie früher! Da dieses aber nicht wahr ist, da die Streckenbegchung früher zum Teil nur auf dem Papier war, so ist den Wächtern, wenn man ihnen den Dienst abnimmt, den sie früher faktisch fast nicht geleistet haben, der Dienst auch nicht erleichtert worden. Und weil das k. k. Eisen-bahnministerium weiß, daß mit der Wegnahme der Streckenbegehung den Wächtern faktisch der Dienst nicht erleichtert worden ist, es auf der anderen Seite aber doch sofort wieder hergeht und den Dienst verlängert, so haben die Wächter wohl ein Recht, zu sagen, daß das k. k. Eisen-bahmninisterium mit der Reorganisation des Wächterdienstes nicht den Dienst der Wächter, wohl aber das Profitmachen reorganisiert hat. Mit den längeren Pausen, auf dis sich das k. k. Eisenbahnministerium was zugute tut, sieht es in Wirk-lichfcit so aus: Auf einzelnen Strecken haben die Wächter tatsächlich längere Pansen. Aber in diesen Pausen müssen sie Arbeiten verrichten, die sie früher nicht verrichtet haben. Die Pausen sind also Zugspausen, für die Wächter aber keine Arbeitspausen, denn diese müssen die Zugs-Pausen ja zum Arbeiten benützen; und so besteht die ganze „Reorganisierung" in nichts anderem als in einer Verlängerung des Wächterdienstes, Ausfüllen der Pausen mit Arbeiten, Verkürzung der Ruhezeit der Wächter und — worauf es von vornherein abgesehen war — in einer Reduzierung der Wächteranzahl. Und das alles zusammen heißt: moderner Zug und fortschrittlicher Geist in der Verwaltung der k. k. österreichischen Staatsbahnen! Aber damit ist die Sache noch gar nicht zu Ende. Noch ein Coup ist möglich, um die Wächter zu verkürzen. Wir haben Bestimmungen über die Dienst- und Ruhezeiten. Nach diesen muß den Bediensteten, die einen 16/16-stündigen Dienst haben, nicht unbedingt ein freier Tag im Monat gewährt werden. Bei 18/12- und 18/9stün* digem Dienst muß ein solcher freier Tag im Monat, der 24 Stunden zu umfassen hat. gewährt werden. Nach diesen Bestimmungen verhält sich die Sache so, daß der Wächter, wenn er seinen freien Tag antritt und zum Beispiel den 18/9stündigen Dienst hat, 9 Stunden Ruhezeit, hieraus 24 Stunden freie Zeit hat, somit in normalen Zeiten 33 Stunden dienstfrei ist. In einzelnen Direktionen wird es auch so gehandhabt und ist mit entsprechenden Erlässen ausdrücklichst ausgesprochen. In anderen Direktionen sind die Wächter nicht so vorsichtig und mißtrauisch gewesen, sich das ausdrücklichst mittels Erlaß zu sprechen zu lassen und — müssen dieses nun büßen. Einige Direktionen, allen voran die k. k. Nord-bahn und die k. k. Staatseisenbahn, haben zu interpretieren begonnen und haben erklärt, die Bestimmungen der Dienst- und Ruhezeiten lauten so, daß die Wächter nicht 33 oder 36 Stunden dienstfrei sein sollen, wenn sie ihren freien Tag haben, fondern nur — 24 Stunden. Es werden den Wächtern also 9 oder 12 Stunden von ihrer freien Zeit monatlich.gest-richen. Das alles ist den k. k. Direktionen und dem k. k. Eisenbahnministerium bekanntgegeben worden. Die Direktionen haben sich auch geäußert. Die k. k. Staatseisenbahn hat sich bei der Antwort auf den Standpunkt des Nichtwissend-Brutalen gestellt und hat erklärt, sie verstehe nicht, daß die Bestimmungen nicht so lauten sollen, wie sie es liest, und so wie sie es liest, sind nicht richtig. Die k. k. Nordbahn war diplomatisch. Sie erklärte, diese Entscheidung werde bei der Reorganisation des Wächterdienstes getroffen werden. Beide Antworten sind ungehörig und rechtsverletzend und nehmen den Wächtern einen Teil ihrer freien Zeit weg. Was das k. k. Eisenbahnministerimn dazu sagt?... Es studiert!! Und zwar studiert es die Frage so. daß es, da es natürlich nicht so vollkommen wie der Herrgott selber ist, mit dem Urteil erst — nach dem jüngsten Tag fertig werden wird. Nun kommt die Reorganisation: ans dem 16/16-stündigen Dienst wird ein 18/9-, ein 18/12stündiger Dienst; damit lebt für die „reorganisiert" werdenden Wächter das Recht auf einen freien Tag auf und schon wird wieder „interpretier t", schon erhalten die Wächter, wenn sie ihren freien Tag nntreten, statt der 33 oder 36 Stunden dienstfreien Zeit nur mehr 24 Stunden. Nicht genug, daß den Wächtern tatsächlich der Dienst verschlechtert worden ist, sie sollen nun auch noch in der ihnen zukommenden freien Zeit verkürzt werden. Das alles gehört zur „Reorganisation" des Dienstes. Ein bekannter Volksdemagoge hat einmal erklärt, er brauche die Gesetze nicht zu verschlechtern und könne alle Gesetze so drehen, daß es ihm gefalle. Das k. k. Eisen-bahnministerium ist zum Konkurrenten dieses Demagogen geworden. Es bringt das Kunststück zuwege, dem Schein nach Verbesserungen einzuführen, die im Schluß-esfekt für das Personal zu Verschlechterungen werden. Ein bekanntes Wort, variierend, kann man auf Grund der Tätigkeit, die das k. k. Eisenbahnministerimn seit geraumer Zeit entwickelt, sagen: „Alles, was es berührt, wird zur Verschlechterung". Wie lange das noch so fortgeht, wo das Eisenbahn-Ministerium Halt machen wird, ist noch nicht abzusehen. Sicher aber ist, daß sich das Personal der Verschlechte-rungen mir erwehren kann, indem cs sich fester als bis-her zusammenschließt. Ein anderes Mittel gibt es nicht. Ae Forderungen de» fiolomotib* Personals und deren Ursenr. Am 24. Juli l. I. sprach eine Deputation der Lokomotivführer, bestehend aus den Kollegen Johann S m e y k a l und Fr. R u z i c k a für den Unterstützungsund Rechtsschutzverein österreichisch-ungarischer Lokomotivführer, Johann Vieveg für den Lokomotivführerverein in Böhmen, Knöchel und HartentHaler für den Allgemeinen Rechtsschutz, und Gewerkschaft-verein für Oesterreich, letzterer auch in feiner Eigen-schuft als ZcntralpersonalkommissionSinitglied, im Eisenbahnministerium vor, um die Durchführung der am 16. November 1912 dem Eisenbahnministerimn überreichten Forderungen des Lokomotivpersonals zu ur-gteren. Die Deputation wurde, da sich der Herr Eisenbahnminister in Urlaub befand, pon den Herren Ministerialräten Boß und R o s n e r empfangen, und es war auch Herr Oberinspektor Korn anwesend. Kollege Sinehkal leitete die Vorsprache mit Hinweis auf den Grund derselben ein und legte nachfolgende Urgenz der allerwichtigsten und der dringenden Behandlung und Erledigung harrenden Punkte vor: 1. Der Härteausgleich. Der Härteausgleich soll dazu dienen, um den in Betracht kommenden Lokomotivführern die Erlangung des Endgehaltes zu ermöglichen, weshalb für jeden Lokomotivführer insolange ein einjähriges Avancement Platz zu greifen hat, bis der Betreffende in jene Gehaltgruppe zu stehen kommt, in die er auf Grund der vollbrachten Dienstjahre gehört, so das; derselbe während seiner Dienstzeit- den Endgehalt erreichen kann. Unumgänglich notwendig ist ei, daß in diesem Härteausgleich die Eliminierung der Gehaltstufe von 1800 Sit. in der Unterbeamtenkategorie durchgeführt wird, so auch die vierjährigen Wartefristen auf zweijährige herabgesetzt werden. 2. Abschaffung der variablen Bezüge, an deren Stelle die Pauschalierung in Form einer Tagesdiät treten soll. Die Tagesdiät soll ohne Unterschied des Stations-ortes für die Führung von Schnell- und Personenzügen mit 7 Kr. per Tag bemessen sein. Für die Führung aller übrigen Züge und auswärtigen Reserven sowie aller wie immer gearteten Bereitschaften und Dienstleistungen, mit Ausnahme der Domizilrcserven, soll die Tagesdiät Kr. 5-50 betragen. Für Dienste in der Domizilstation (Reserve) soll eine solche von 4 Kr, zur Auszahlung gebracht werden. Diese Tagesdiät soll unbekümmert um die Dauer der Dienstleistungen als bolle Tagesdiät in Anrechnung gebracht werden, ebenso der turnusmäßige freie Tag. Ein Entfall derselben kann daher nur bei Urlauben und Krankheiten eintrcten. 3. Regelung der Dienst-- und Ruhezeitbestimmungen. Die jahrelangen Erfahrungen haben uns gelehrt, daß es eine unumgängliche Notwendigkeit ist, eine Rege, lmtg der Dienst- und Ruhezeitbestimmungen vorzunehmen. Die Regelung der Arbeitszeit hat derart zu erfolgen, daß die Höchstleistung auf der Strecke mit acht, beziehungsweise dort, wo starker Nachtdienst zu versehen ist, mit sieben Stunden beim Personenzug und 11, beziehungsweise zehn Stunden beim Lastzug und auf Lokalbahnen bestimmt wird, wobei die fahrplan- mäßige Fahrtdauer beim Schnellzug fünf Stunden, beim Per« sonenzug sieben Stunden und beim Lastzug neun Stunden nicht überschritten werden darf und nach zwei aufeinanderfolgenden Nachtdienstleistungen in der Dauer von vier Stunden und in die Zeit von 7 Uhr abends bis 9 Uhr früh fallend, jeder Dienst in der Zeit van 7 Uhr abends bis 9 Uhr früh entfällt. Beim Reservedienst ist die Arbeitszeit mit zwölf Stunden und einer darauffolgenden Ruhezeit von 24 .Stunden zu bemessen. Alljährlich sollen 62 dienstfreie Tage in der Dauer von 86 Stunden gewährt werden. In die Bemessung der Dienstzeit ist die wirkliche Vorbereitungs- und Ausrüstezeit einzurechnen. Die einer Dienstzeit nachfolgende Ruhezeit außerhalb des Domizilortes darf nicht weniger als sechs Stunden und . die im Domizilort nicht weniger als elf Stunden betragen. In der Regel hat der Grundsatz zu gelten, daß der Dienst nicht mehr als 30 Prozent, die Ruhezeit nicht weniger als 70 Prozent betragen darf. Ms Ruhezeit im Domizil sind mindestens 45 Prozent der Gesamtzeit zu gewähren. Die Dienstvorstände und die jeweils mit der Personalkommandierung betrauten Bediensteten sind unter Androhung strenger Disziplinarstrafen persönlich dafür verantwortlich zu machen, daß die Vorschrift über Dienst- und Ruhezeiten entsprechend gehandhabt werde. Die diesbezügliche Ueberwachung ist den gewählten Vertrauensmännern zu übertragen. Ein Abgchen von der Vorschrift wäre nur im Falle Eintretens außerordentlicher Ereignisse (Ele-mentarereigniffe, Entgleisungen, Felsstürze, Ueberschwerninun-gen 2C.) mit entsprechender Entschädigung für die gesteigerte Arbeitsleistung statthaft. 4. Aenderung der Vorschriften über die Untersuch u n g des Seh- und Gehörvermögens. Die periodischen, immer wiederkehrenden Nachweise, daß bei der Ueberpriifung des Seh- und Gehörvermögens, speziell bei den Farbenüberprüfungen eine ganz beträchtliche Anzahl von Kollegen oft ungerechtfertigter Weise vom Dienst abgezogen werden, erfordert es, daß eine Aenderung der Vorschriften über die Untersuchung des Seh- und Gehörvermögens in der Form erfolgt, daß dieselbe zur Durchführung im praktischen Dienstverhältnis gelangt, wobei die Bestimmung eingehakten werden muß, daß derjenige, der die Ueberpriifung einmal ohne Anstand abgelegt hat, von jeder weiteren Ueberpriifung zu befreien ist. Für die wegen Farbenblindheit oder wegen schlechten Seh-und Gehörvermögens vom Fahrdienst abgezogenen Lokomotivführer sollen Unterbeamtenposten kreiert werden und sollen dieselben als Werkmeister in den Werkstätten oder Heizhäusern, eventuell als Magazinsincistcr, Kanzlisten zur Verwendung gelangen, wobei ihnen jedoch ihre Vorrückung nach der Norm der Lokomotivführer zu gewährleisten ist. Jenen Anwärtern, die aus gleichen Ursachen vom Fahrdienst abgezogen wurden, ist die Erreichung des Unterbeamtqnranges in derselben Zeit wie ihre Kollegen im Fahrdienst zu gewährleisten. Jenen Lokomotivführern und Anwärtern, die auf Lokomotiven, welche mit Blauöl-(Rohöl-)Heizung, Automaten, Glockenrauchfängen oder Turbinen ausgerüstet sind, Dienste leisten und infolgedessen an ihrem Gehörvermögen Schaden leiden, ist dies als Unfall anzucrkennen, und eine llnfallrente zu gewähren. Aenderung der bestehenden Signalisierung der Strecke durch Abschaffung der farbigen Signale und Einführung zweckentsprechender Signale mit weißem Licht. 5. Abschaffung der Qualifikationsbe-s ch r e i b u n g. Die Oualisikationsbeschreibung, welche nach unseren Erfahrungen oft als ein Akt der Willkür zu buchen ist und. welche dazu dient, um in dienstlicher Beziehung oft den vollständig dazu Ungeeigneten zur besseren Lebensstellung zu bringen, im Gegensatz zu diesem oft die ohne Anstand Dienstleistenden ■ und in Wirklichkeit > Br-stqualifizierten in ihlM Rechten zurückzusehen. Die Erfahrung lehrt, datz bei Bahnen ohne QualifikationSbeschreibung (stehe übernommene Bahnen) vor der Uebernahme ohne QualiWtion derselbe Dienst,$m denselben Bediensteten in derselben Weise und ohne Anstand verrichtet wurde, weshalb diese Qualifikation als ein Unrecht betrachtet und um unbedingte Abschaffung gebeten wird. In Konsequenz der Abschaffung dieser wird ebenso die Abschaffung der außertourlichen Vorrückung verlangt. Die aus der Abschaffung dieser Qualifikation und der sich daraus ergebenden außertourlichen Vorrückung übriggebliebenen Mittel bitten die Gefertigten zur Verbesserung des Härtenausgleiches verwenden zu wollen. 6. Aenderung der Disziplinär-ko in in i s si o n S b e st i m m u n g e n. Die Disziplinarkom-Mission soll zu gleichen Teilen aus von den Bediensteten derselben Kategorie gewählten und aus den von der Direktion ernannten Mitgliedern zusammengesetzt sein und ist ein aktiver Bediensteter, den sich der zu Disziplinierende selber wählen kann, als Vertreter des Angeklagten der Verhandlung beizuziehen. Bei Stimmengleichheit gilt der Strafantrag als abgelehnt. Falls der Disziplinarfall auch eine gerichtliche Austragung erfahren hatte, ist im Falle des Einstellens derselben oder im Falle eines Freispruches das Disziplinarverfahren einzustellen und hat jede wie immer geartete Bestrafung zu entfallen. Eine Disziplinarstrafe darf die automatische Vorrückung nicht beeinträchtigen. Ordnungsstrafen sind abzu-schassen, an deren Stelle hat ein geeignetes Ermahnungöver-fahren zn treten; ebenso ist auf das Personal in belehrender und erzieherischer Hinsicht hinzuwirken. Bei Erlässen und Verordnungen seitens der Eisenbahnverwaltung sind Strafandrohungen zu vermeiden. Indem die gefertigten Vereinigungen darauf verweisen, daß diese ihre Eingabe eine Urgenz des dringendst zu erledigenden Teiles des seinerzeit bereits durch eine Deputation — welche vom gesamten Lokomotivpersonal gewählt wurde — überreichten Gesuches ist, hoffen dieselben, dafe dieser Urgenz nicht neuerlich dasselbe Los zuteil wird tote das der Gesamtforderungen, sondern daß eine schleunige Erledigung dieser Forderungen erfolgt, dies um so mehr, als sich das gesamte Personal durch die bisnun vollständige Außerachtlassung dieser ihrer Forderungen in einer heftigen Erregung befindet. Aus der sich ergebenen Auseinandersetzung sei insbesondere auf nachstehende Erklärungen der Herren Ministerialräte in Bezug der einzelnen Punkte aufmerksam gemacht. Was den Härteausgleich betrifft, eint Herr Ministerialrat Botz, daß ,es keinesfalls angehe, daß ein Härteausgleich unter Zugrundelegung der anderthalbfachen Anrechnung der Dienstjahre gemacht werde, einerseits infolge der hohen Kosten an und für sich, anderseits weil diese Kosten sich sofort noch erhöhen würden, da auch dann mit den gleichen Ansprüchen das Zugbeglei-tungspersonal käme und auch in weiterer Folge, da die anderthalbfache Anrechnung der Dienstzeit in allerkürzester Zeit soviel wie sicher bei dem Verschubpersonal eingcsührt wird, dieses ebenso Ansprüche in puncto Härteausgleich erheben würde und man dann diesen, das geben mühte, was man den einen gegeben habe. Er könne sich daher einen Ausgleich nur im Sinne der Zugrundelegung einer 35jährigen Dienstzeit denken und meint, daß man ja erst mit dieser Zeit eigentlich in Pension gehen könne, man auch nicht rüstige Leute, wenn selbe ihre Dienstzeit beendet haben, außer Dienst setzt u. s. w. Auf Einwurf der Delegierten, daß ja die Automatik nur eine 80jährige Dienstzeit vorsehe, wurde neuerlich im vorstehenden Sinne dieser Punkt erörtert und auf die Schwierigkeit dieser Forderung verwiesen und erklärt, daß man bei Durchführung der anderthalbfachen Dienstzeit keinesfalls damit gerechnet habe, daß auch die Automatik unter Zugrundelegung der anderthalbfachen Dienstzeit berechnet wird. lieber Hinweis eine? Delegierten, daß zu der damaligen Zeit noch keine eigentliche Automatik bestand, daß aber wohl heute das, was bei der k. k. Staatsbahn verlangt wird, bei der Südbahn besteht, indem beim HärteauSgleich die alten Diener berücksichtigt wurden, und zwar in einer Form, das; sie während ihrer Dienstzeit den Endgehalt erreichen kannten; ferner heute die Lokomotivführer binnen 24, ja sogar drei Jahrgänge binnen 29 Jahren den Endgehalt erreichen, gab Herr Ministerialrat Büß die Erklärung ab, daß das Eisenbahnministerium ohnehin mit der Südbahn in Verbindung stehe, er sich über das, was die Südbahn gemacht, näher informieren werde und werde er das bei der Südbahn Durchgeführte bei den Staatsbahnen ebenfalls durchführen. Diese Erklärung nahmen, nachdem über die inzwischen abgegebene dezidierte Erklärung für den HärteauSgleich Gelder, welche für ein anderes Kapitel bestimmt sind, nicht verwenden zu können, die Delegierten insofern zur Kenntnis, als sie nochmals ersuchten, den Härteausgleich so zu gestalten, daß das Lokomotivpersonal mit wenigstens 26 bis 28 Jahren den Endgehalt erreichen kann. Was den Punkt der Abschaffung der variablen Bezüge anbelangt, wurde erklärt, das; man mit Rücksicht darauf, daß die Kohle, von mehr als BO Millionen Kronen lagernd, ein Nationalvermögen sei, man an eine Aende-derung nicht denken könne. Auf diese dezidierte Erkläruung des Eisenbahnministe-riums verwies die Deputation auf die Maßnahmen der Schweizer Regierung, welche fast vollständig den Wünschen des Personals Rechnung trug, und zu diesem Schritt eine beachtenswerte Begründung anführte. Weiters berührte die Deputation ausführlich die Schattenseiten des bestehenden Prämiert-systems, insbesondere die großen Schwankungen in den Verdiensten, hervorgerufen durch die die Grundlage dieses Systems bildende Willkür. Auch die Entlohnungsform der Verschubführer ist nachgerade zu überreif zur Abänderung. Auf die ausführlichen Schilderungen der bestehenden Mängel foiuobl des Prämiensystems als auch der Entlohnung der Verschubsührer nahmen die Vertreter des Eisenbahnministeriums das Wort und erklärten: Das Eisenbahnministerium hat, veranlaßt durch die im Herbst unternommene Aktion der Lokomotivführer, nachdem utait im Eisenbahnministerium die Wichtigkeit und besondere Verantwortlichkeit dieser Kategorie anerkennt, nur mit schwerer Mühe für die Aufbesserung der Verschubstunden und Material-ersparnisprämien eine Million Kronen über die vom Parlament bewilligten Summen vom Finanzministerium durchgesetzt. Eine Verwendung dieser Summe für andere Zwecke, auch wenn sie dem Personal besser entsprechen würde, sei absolut ausgeschlossen. In Bezug der Dienst- und Ruhezeiten wurde nach gründlicher Besprechung dieses Punktes eine Revision der Bestimmungen für notwendig erklärt, und außerdem von seiten des Herrn Ministerialrates R o s n e r ausdrücklich betont, das; kein Turnus ohne der Zustimmung der Vertrauensmänner erstellt, geändert oder gefahren werden dürfe. Bezüglich der Aenderung der Vorschriften über die Untersuchung des Sch- und Gehörvermögens wurde Stellung dazu nehmend von seiten der Herren Ministerialräte ein eingeholtes Gutachten verlesen, nach welchem eine Überprüfung im praktischen Dienstverkehr infolge der Ungenügsamkeit für den heutigen Verkehrsdienst als vollständig ausgeschlossen erklärt wurde, ebenso wurde erklärt, insolangc von den Wiederholungsprüfungen, bei welchen immer wieder Farbenblinde oder Farbenschwache konstatiert werden, nicht Abstand nehmen zu können, insolangc nicht die das Personal bei der Aufnahme untersuchenden Organe mit verläßlichen Ueberprüsungsappa-raten, Anomaloskop :c. beteilt sind. Was den Wunsch nach Aenderung der Signalisierung vMifft, seien wohl schönem'Ausland Proben gemacht worden, die aber für Vollbahnen kein günstiges Resultat gezeitigt haben. Weiters'Stellung zu. dieser wichtigen Forderung neh-nwtid, wurde von seiten bte Herrn Ministerialrates Bös; die äußerst wichtige Erklärung abgegeben, daß er als auch die maßgebenden Kreise im Eisen bahn Ministerium vollkommen davon überzeugt sind, daß so mancher infolge dieser Ueberprüfung aus seiner Laufbahn gedrängt wird, was sie leider nicht ändern können. Es seien aber bereits Aufträge dahingehend erteilt werden, daß Unterbcamtenpostcn, welche von wegen Farbenblindheit abgezogenen Unterbeamten besetzt werden können, nicht mehr mit Zertifikatisten oder anderen Personen besetzt werden dürfen. Es widerstrebe ihm, Unterbeamte, die sich nichts zu schulden kommen lassen haben, in ihrer Existenz zu schaden dadurch, daß sie sich auf einen Dienerposten versetzen lassen müssen, wenn sie sich anderseits nicht pensionieren lassen wollen. Er werde trachten, so viel wie möglich solche Unterbcamtenposten zu kreieren. Diese Erklärung nahm die Deputation, da sie ja einen Punkt ihrer Forderungen entspricht, mit Befriedigung zur Kenntnis. Bei diesem Punkt wurde auch die Ernennung des Kollegen Braunau er zum Unterbeamten urgiert. Was die Abschaffung der Qualifikation anbelangt, wodurch die außer-tourlicheu Avancements entfallen und die freigewordenen Gelder zum HärteauSgleich verwendet werden sollen, wurde — nachdem von seiten der Deputation darauf aufmerksam gemacht wurde, wie ganz zwecklos die Qualifikation sei, wie ungerecht bei derselben vorgegangen wird und selbe eigentlich.ohne Interesse für die Bahnverwaltung sei und diese nur von den diversen Vorgesetzten dazu benützt wird, um ihre Lieblinge zu bevorzugen, anderseits aber, wie es jetzt häufig vorgekommen, alten Bediensteten, die ihren Dienst tadellos verrichtet haben, ihre fällige Vorrückung zu hemmen •— von seiten des Herrn Ministerialrates B ö ß erklärt, daß bas Eisen 6 a lj n m i n i ste-rium keine Ursache habe, die Qualifikation a u f r e ch t z u e r h a l t e n u n d wird diese, da es auch der Wunsch des anderen Personals sei, voraussichtlich a b g e s ch a f f t werden. Uebergehend zum letzten Punkt der dringend der Erledigung harrenden Forderungen wurde, nachdem, wie auch im vorhergehenden Punkt darauf aufmerksam gemacht wurde, daß eigentlich nur das bei anderen Bahnen, zum Beispiel bei der Südbahn, schon Bestehende verlangt wird, die Erklärung abgegeben, das; an einer Umänderung der Disziplinarkammer bereits gearbeitet wird und sei einerseits die Zulassung eines aktiven Bediensteten als Vertreter für den Angeklagten, anderseits die direkte Aussprechung der Zurückbelassung vom Avancement vorgesehen, so das; dann die Vorrückung, wenn nur die Bestrafung mit einem Verweis :c. erfolgt ist, nicht gehemmt werden darf. Mit dieser Erklärung ist prinzipiell die Berechtigung dieser Forderung anerkannt worden. Hierauf wurde noch zu den schlechten Kohlenprämien auf der Böhmischen Nordbahn Stellung genommen, wozu die Aufklärung gegeben wurde, daß ein namhafter Betrag an die Direktion der Böhmischen Nordbahn zur Aufbesserung der Prämien angewiesen wurde. Kollege Sekretär R u z i c k a ersucht zum Schluß, die mit der heutigen Eingabe erfolgte Urgenz jenes Teiles, welcher als besonders dringend aus den im Herbst überreichten Forderungen herausgegriffen wurde, einer baldigen Erledigung zuführen zu wollen. Weiters ersucht derselbe, von der wie immer gearteten Erledigung der einzelnen Punkte den Lokomotivführerverein zu verständigen. Herr Ministerialrat Büß verspricht, das was nur irgend möglich ist, zu tun, auch hätte die heutige Auseinandersetzung so manches geklärt, insbesondere sei es notwendig, festzustellen, daß sich das Personal wohl bewußt sein muß, wenn es eine Forderung, welche zirke 20 Millionen erfordert, stellt, wie selbe der Realisierung zugeführt werden kann. Was den Wunsch der Erledigung im schriftlichen Wege anbelangt, betont derselbe, daß diesem Wunsche nicht ent- sprochen werden kann, wohl aber stehen die bezughabenden Akten jedem Abgeordneten zur Einsichtnahme zur Verfügung. Nach Erledigung sämtlicher Punkte, es war bereits 2 Uhr geworden, war die Vorsprache, welche in mancher Beziehung von großer Bedeutung war, beendet. I Adressenänderung.! Durch die Uebersiedlnng sämtlicher Bureaus der Redaktion nnd Administration des „Eisenbahner" re. ins Eisenbahnerheiin Wien V/i Bräuhairsgasfe 84 ist eine Adressenänderung notwendig geworden. Sämtliche Zuschriften an das Sekretariat, Redaktion, Administration «. s. w. sind nunmehr Wien V/i Bränhansgasse 84, zn —--------- adressieren. ----- B 1 1 e Q S3 9 a 1 n IBBBBBBBBBBKBBSIBBBBBBBBBBBBSä Sie Generalversammlung der Bcrufsgenossenschaftlichen Unfalltiersicherungsanstalt der österreichische» Eisenbahnen. Am 24. Juni I. I. fand die Generalversammlung der Bcrufsgenossenschaftlichen Unfallversicherungsanstalt unter dem Vorsitz des k. k. Negierungsrates Dr. Franz S ch u b e r t, Obmann des Vorstandes, statt. Als Aufsichtskommissär war der Herr Oberinspektor Wolfgang Graf zu W o l k e n st e i n - R o d e n e g g erschienen. Anwesend waren 40 ernannte und 54 gewählte Delegierte. Vor Eingang in die Tagesordnung hielt der Vorsitzende dem am 28. Juli 1912 verstorbenen I. Obmannstellver-treter, Herrn Generalsekretär Alfred H e r m a n n, einen warmempsuudenen Nachruf. Zum ersten Punkt der Tagesordnung führte der Delegierte der k. k. priv. Südbahngesellschaft, Genosse Robert Scherbaum folgendes aus: Laut Beilage A der Bctricbsrcchnung des Jahres 1911 waren Ende 1911 51 Bahnverwaltungen mit 325.752 Bediensteten Mitglieder der Anstalt. Im Rechnungsjahre sind der Anstalt vier Eisenbahnuuternehmungen als Mitglieder beigetreten. Trotz des Beitrittes dieser vier, wenn auch kleinen Bahnen, sowie trotz der Eröffnung neuer Bahnlinien, ist der Mitgliederstand der versicherten Personen, der sich schon im Jahre 1911 um 4192 verminderte, neuerdings um 1491 gesunken. Wenn die Bctricbsführung auch eine interne Angelegenheit der Bahnen ist, auf welche die Delegierten keine Jngerenz nehmen können, so müsse doch an dieser Stelle konstatiert Werden, daß diese Ziffern dafür sprechen, das; eine erhöhte Ausnutzung des Personals stattfindet. Die erhöhten Anforderungen an die Bediensteten, die gesteigerte Intensität der Arbeit und der Abwicklung des Verkehres aber seien mitbestimmende Ursachen dafür, daß sich im Rechnungsjahre die Anzahl der zur Anzeige gelangten Unfälle gegenüber dem Vorjahr um 1934 Fälle oder 5’887 Prozent vermehrt hat. Wenn auch diese Tatsache zum Teil auf die fortschreitende Aufklärung des Personals zurückzuführen ist, so sei doch zweifellos der restliche größere Teil dieser vermehrten Unfälle auf das Konto der erhöhten Ausnützung der Arbeitskräfte zu setzen, weshalb cs wieder nicht verwunderlich sei, wenn die Anzahl der entschädigungspflichtigen Unfälle von Ö682 im Jahre 1911 auf 5769 im Jahre 1912 gestiegen ist und wenn die ausbezahlten Unfallsentschadigungen sich in anfsteigender Linie bewegen und im abgelnusenen Jahre eine Steigerung um 953.378 auf-weisen. Der außerordentliche Tiefstand der Effektenkurs-r im Rechnungsjahre, welcher den im Geschäftsbericht erwähnten Kuröverlust von Kr. 4,861.658-70 mit sich brachte, habe den Vorstand bereits zu Abänderungsmaßnahmen bezüglich der Ver-mogensanlage bewogen, wie der heutige dritte Punkt der Tagesordnung beweise. ' Aus dem Geschäftsbericht fei weiters die Tatsache her-vorzuhcben, das; sich die Zahl der als unbegründet abgewiesenen Schiedsgerichtsklagen gegenüber dem Vorjahre um 5 Prozent vermindert hat, also mehr Klagen stattgegeben wurde als im Vorjahre. In wieviel Sitzungen der Vorstand im Jahre 1912 die ihm statutengemäß obliegenden Geschäfte erledigt hat, fei im Geschäftsbericht Heuer nicht enthalten. Mit Freude hätten die Delegierten in der gestrigen Vorbesprechung die Mitteilung des Herrn Obmannstellvertreters T a n t s i n begrüßt, das; sich der Vorstand mit der Ausarbeitung einer Instruktion für Vertrauensmänner beschäftigt, wodurch einem bisher tatsächlich bestandenen Mangel abgeholsen werde. Die gewählten Delegierten richten an den Vorstand nur das Ersuchen, ihnen den Entwurf vor Drucklegung zuzusenden, damit sie in die Lage kommen, auf Grund ihrer Erfahrungen Ergänzungen oder Abänderungen borzuschlagen. In noch höherem Maße aber als die Delegierten bedürfen oft die Vertreter der politischen Behörden einer Belehrung. Denn gerade die Agenden der Unfallversicherung seien meistens den rangjüngsten Beamten zugewiesen, welche weder in gesetzlicher noch in praktischer Beziehung Schulung besitzen, so daß sehr häufig schon die Einleitung der Erhebungen eine äußerst mangelhafte sei, einerseits Zeugen sc. erst in letzter Stunde herbeigerufen werden müssen, anderseits ärztliche Sachverständige geladen werden, wenn dies der Natur der Sache uach gäuzlich zwecklos ist und dergleichen mehr, wodurch der Anstalt überflüssige Kosten erwachsen. In der gestrigen Vorbesprechung sei erwähnt worden, das; die k. k. Staatsbahnverwaltung sich mit der Absicht trage, das den Delegierten vor mehreren Jahren gemachte Zugeständnis der Bewilligung der Fahrt in der II. Klasse zur Reise zu der Generalversammlung, sowie zu Unfallserhebungen zu-rückzuzichen. Die Delegierten schlagen daher vor, es sei in die geplante Instruktion für die Vertrauensmänner eine klare und deutliche Bestimmung hierüber aufzunehmen. Sollte diesem berechtigten Wunsch nicht entsprochen werden, so hätten die Delegierten die Absicht, bei der nächsten Generalversammlung einen diesbezüglichen Antrag auf Abänderung, beziehungsweise Ergänzung des Anstaltsstatuts zu stellen. Die gewählten Delegierten wollen auch die heurige Generalversammlung nicht vorübergehen lassen, ohne, wie in den vorangegangenen Jahren, gegen eine eventuell beabsichtigte Verschlechterung des UnfallversicherungSgesetzes nachdrücklich zu protestieren. Der Delegierte Anton Holub der k. k. Staatsbahndirektion Prag führt darüber Beschwerde, daß bei der Wahl der Delegierten auch in seinen DirektionSbezirken, in welchen zwei Landessprachen Vorkommen, ausschließlich Stimmzettel in deutscher Sprache verwendet werden. Die sprachlichen Schwierigkeiten machen sich auch bei Unfallserhebungen bemerkbar. Bei Ausleihung von Anstaltsgeldern auf Hypotheken sollen in ersten Linie gemeinnützige Konsortien znm Bau von Eisenbahnwohnhäusern berücksichtigt werden. Er kritisiert ferner den hohen Betrag, den die Unfallserhebnngen der Anstalt erfordern und gibt der Meinung Ausdruck, daß hier dadurch gründliche Ersparnisse erzielt werden können, daß man von Unfalls-erhebungen in minder wichtigen Fällen (einfache Leistenbrüche und dergleichen) Abstand nimmt. Auch sei von den ausge-zahlten Witwenunterstützungen für die Staatsbahndirektion Prag nichts entfallen. • Im Falle Chvoika haben die Eltern des durch einen Unfall getöteten einzigen Ernährers nichts bekommen, und weil sie bei ihrem Schwiegersohn wohnen, obwohl es diesen schwer fällt, für den Lebensunterhalt der beiden zu sorgen, und obwohl der Verunglückte früher für fle gesorgt hat. Diesem Fall sci ein anderer der BahnerhaltungSsektion Brüx gegenüberznstellcn, in welchen den Aszendenten eine Unterstützung ausbczahlt wurde, trotzdem der Vater des Verletzten gesund ist, eine kleine Wirtschaft hat und nebstbei noch das Schuftergewcrbe betreibt. Ueberdics könnten auch durch eine genauere Rentnerkontrolle größere Ersparnisse erzielt werden, weil dadurch Fälle vermieden werden, wie der, daß in Laun ein Arbeiter ungeschmälert im Stentenbezug verblieben ist, obwohl er schon im Jahr" 1809 verletzt, einstweilen definitiv geworden, und stetig im Gehalt gestiegen ist. Eine solche Rentner-kontrolle wäre sehr am Platz, den diejenigen, die wirklich unterstützungsbedürftig' sind, brauchen sie nicht zu scheuen, und Schwindler brauchen wir nicht zu schützen. Zum Schluß seiner Ausführungen gibt Holub noch der Hoffnung Ausdruck, daß durch Vermeidung aller unnützen Ausgaben in Hinkunft die Postverwaltungskosten auf einen geringeren Betrag hercibsinken möge. Der Delegierte Herr Josef H a s l e r (Ausschließlich privilegierte Buschtehrader Eisenbahn) bespricht gleichfalls die Notwendigkeit der Ausgabe der Bescheide und Zuschriften der Anstalt in den Landessprachen. Der Vorstand möge Einfluß aus die Bahnverwaltungen nehmen, damit diese den Bescheiden und Stimmzetteln Uebersetzuugen bcigcten. Dies sei keine zu große Forderung, wenn man erwägt, das; von den Unfällen nur 16 Prozent eine Entschädigungsleistung begründen, daher nur etwa 6000 Bescheide, aufgcteilt auf 24 Bahnverwaltungen, zu übersetzen seien. Der Verletzte habe ein begründetes Recht, in seiner Sache genau informiert zu sein, und dies lasse sich bei gutem Willen gewiß durchführen. Der Delegierte Herr Georg Pinker (f. k. Staatsbahndirektion Pilsen) führt aus, daß sich die Generalversammlung schon zehn Jahre hindurch mit der Frage der Hinausgabe der Bescheide in den einzelnen Landessprachen beschäftigte. Es falle gewiß niemand ein, hier die nationale Frage aufrollcn zu wollen, sondern es sei einfach ein Gebot der Humanität, daß den Verletzten die Entscheidung über ihre Rechtsansprüche derart zugemittelt wird, das; sie volle Kenntnis von dem Inhalt der Entscheidungen erlangen. Pflicht der Delegierten sei es, in dieser Beziehung die Rechte der Versicherten zu wahren. In den DirektionSbezirken Pilsen und Prag sei in dieser Beziehung gewiß der heißeste Boden. Wenn man nun in Prag den Versicherten durch Beigabe von Übersetzungen der Bescheide entgegenkomme. so müsse das auch in Pilsen möglich sein. In der vorjährigen Generalversammlung habe er an den anwesenden Vertreter der k. f. Staatsbahndirektion Pilsen das Ersuchen gerichtet, er möge veranlassen, das; in Pilsen die gleichen Vorkehrungen getroffen werden wie in Prag. Mit Bedauern müsse er konstatieren, das; eine Wirkung dieses begründeten Ersuchens bisher nicht zu merken gewesen sei. Die von den Versicherten gewählten Delegierten haben kein anderes Mittel, in dieser Beziehung einzuwirken, als daß sie den dringenden Wunsch der Versicherten immer aufs neue Vorbringen. Wenn trotzdem nichts geschähe,, so sei es nicht ausgeschlossen, daß dies ungerecht-sertigterweise den Vertretern der Versicherten znr Last gelegt werde, wie man dies bei Wahlen bereits versucht habe. Was die Ausführungen des Herrn Delegierten Holub anbelange, der vom Vorstand verlangt hat, Daß bei kleineren Unfällen keine Erhebungen eingeleitet werden sollen, so könne er sich denselben durchaus nicht nnschließen. Es komme sehr oft vor, daß es sich nach der Unfallsanzeige um eine unbedeutende Verletzung handelt, während sich in der Folge herausstcllt, das; eine schwere Schädigung des Verletzten vorliegt. Wenn nun in solchen Fällen die Erhebungen nicht durchgeführt werden, so sei cs nicht ausgeschlossen, das; dicS dcm Verletzten zum Schaden gereiche. Es sei gewiß nicht Sache der Delegierten, den Vorstand aufmerksam zu mache», das; die Zahl der Unfallserhebnngen zu vermindern sei, sondern cs sci im Gegenteil ihre Ausgabe, dahin zu wirken, daß die Rechte der Versicherten jederzeit gewahrt bleiben. Was die weiteren, an Denunziation grenzenden Ausführungen des Herrn Delegierten Holub anbelange, so könne er dieselben nur bedauern. Wenn jemand eine Rente zuerkannt worden sei, so sei dies gewiß ans Grnnd genauer Erhebungen geschehen, wie auch Reduktionen von Renten nur dann erfolgen können, wenn genaucstens festgestellt wurde, das; tatsächlich eine Aenderung in den Verhältnissen cingctreten ist. Sache der gewählten Delegierten sei cs, die Lage der verletzten Versicherten zu bessern, nicht aber zu deren Verschlechterung aufzufordern. Der Delegierte Andreas T f ch o f ä n y (k. k. Staatsbahn-direktion Trieft) weist daraus hin, daß Verunglückten die zngc-sprochenen Renten erst 8 bis 14 Tage später ausbczahlt werden, als ihnen gebührt, so das; selbe zum Vorschuß nehmen gezwungen werden, und ebenso zum Schuldenmachen. Die Un-fallversicherungSanstnlt möge sich daher mit den Bahnverwal-tungen ins Einvernehmen setzen, daß erst dann der Gehalt ein« znstellen sci, wenn gleichzeitig die Rente zur Auszahlung gelaugt. Auch schloß er sich der Anregung der Vorredner an, das; die Rcntcnbescheide in der Muttersprache der Verletzten ansge-fertigt werden sollen. Schließlich müsse er eine Beschwerde der Trieftet Zugsführer Vorbringen, und die Aufmerksamkeit der k. k. Generalinspektion darauf lenken, es mögen die Oberlichten und Stern-wandfenster bei den Dienstwagen vergittert werden, die durch das Herabfallen von Steinen in den Tunells sehr häufig zertrümmert werden, welches für die Zugsführer eine große Gefahr bedeutet. Die bayrischen Dienstwagen seien in dieser Beziehung am gefährlichsten. Genosse Robert Scherbaum nimmt gleichfalls gegen die Ausführungen des Delegierten Herrn Holub Stellung. Dieser habe der Anstalt Direktiven erteilt, wie Ersparungen zu machen sind und habe sich nicht gescheut, Fälle anzusühren, in welchen nach Meinung des Holnb mit einer Kürzung der Rente vorgegangen werden solle. Er glaube im Sinne des überwiegenden Teiles der Delegierten zu sprechen, wenn er erkläre, das; die Ausführungen des Delegierten Herrn Holub nicht gebilligt werden können, nnd dessen Vorschläge nicht geeignet erscheinen, an richtiger Stelle Ersparungen zu erzielen. Auch bezweifle er, ob die Wähler des Herrn Holub mit dessen Ausführungen einverstanden sein werden. Wenn von Ersparungen die Rede fei, so könne er nicht umhin, auf einen auffälligen Umstand hinzuweisen, dessen Ursachen genauere Erforschung wert zu sein scheinen. Aus nachstehender Tabelle werden die Leser ersehen, das, zum Beispiel die Staatsbahndircktionen Krakau, Lemberg und Stanislau die höchsten Entschädigungen als Reuten per 1000 Kr. JahreSarbcitsperdienst ausgezahlt haben. Es werden in Lemberg ungefähr doppelt so viel Entschädigungen ausbezahlt als in Pilsen oder Prag oder einer anderen Direktion. Hier müsse etwa» nicht in der Ordnung sein, was er als Fernstehender allerdings nicht ergründen könne. Jedenfalls geben diese Ziffern zu denken Anlaff und es wäre angezeigt, dieser Sache näher nachzugehen. I E’ iIe5' Sg'S'Sg sfl §1 r» • - 1 ^S||§c§3|2|S.|3. fiL! .. g gi. . ss. g: 3 • 5-". 8 «SÄ f « ty Es ZH -*» O viy or 3 ‘ gr »2 OSMMMWtS MfcCMMfl) prtDZQ M,00_M^ 0\GO -4^> 03 L\3 Q 03 O' V-V* GO 03 V’tJt'«4 Vl 03"tO tCDH0^03*4W50!ß ^O3ÜxÜxO3>-^k>a)Q0O3*4C^CO-l W to -.1 5« w W <1 03 CC M Cß ^ ^ o «-4 03tOt#»*t0030xC0030a5lO**-4 £ CO CJt 03 to 03 to Ox Ox 0503Ü»Üi0050iWgiÖM^^M pp^ppöiM03O;-4pC0;^p tDÖ5^COC3xÖ3^^cr>03 03^4^lbx CDt4--‘4QCDlOO»03>-*>4i-M~4*‘4 03 b&Ml>Ö^ÜxpGpCp^*>jlQpfcfW^ Cb<ÄÖdtb&^Öclb-S-4«4MCcdl O ro — üx 03U>Ht0*-4xMt0CD> 5D Ir^ ^ OC CO C ----- ^codxH^cobx^i^btbxc ÜxCOCD03CDC0tOO3O3H-i< ^ tO -4 O ^ Ox IO tO CD CO C tV I* to co cfc rfl dx tb cb tö ob tö OCOOl M W Ol 6< e-* ® M üi H - 03 CD M iWtOM «OiOM > CD Q CO > CO g 00 03 -4 03 M-403tNp0303^M03tOOitf*.‘-‘M C0C0C0t0CDOCDC0C0tD«4H-‘0303 ^WOOWW^WCOKÜ'W^- ^^Ö^^K?J-‘b3kUs-‘4*»^lCpik. wSSajwccoccocoojtoopM G^^COl^OCpKH^ÜttO^WÜi cöö^di^ltb^icbtöcccxobt-^co *4 tt— CD 03 03 *4 03 O 03 Ox O O* 03 CD 00 •*4 CD bx CD fcO t3WMM03WlOtOM£;i03tOMM »-* 9oq30MMt^o^99wcpcp cp ’QK^Piw^^wüioj^qö oj 3 C9 er A gl äft f. «I 3 2. 1 « a| 3 2, to u LS 3 LS I ä 6 3 S JjfntllkethnuHßä-lallte 1918 flcj. Engchüdig. pro looo St. JahresarbeltS-vcrblmft Genosse Oppitz, Delegierter der Betriebsleitung Czer-nowitz, führt Klage über die Behandlung der UufallSangelegen-heiten seines Äronlandes durch die politischen Behörden, unter welcher die Entschädigungsberechtigten, insbesondere die Hinterbliebenen zu leiden haben. So habe sich am 20. Jänner l. I. ein tätlicher Unfall ereignet, am 21. April l. I. seien die Erhebungen eingelcitct, am 16. Juni eine Erhebungskommission abgehalten, die Erhebungen aber nicht zu Ende geführt worden. Die Witwe des Verunglückten befinde sich in Not und Elend und harre noch immer auf die Entscheidung. Ein derartiger Schlendrian müsse geradezu als skandalös bezeichnet werden. Redner bittet den Vorstand der Anstalt, hier energisch Abhilfe zu schaffen. Hierauf ergreift der Vorsitzende, Herr k. f. Regierungs-rat Dr. Franz Schubert, das Wort, um auf die von den Herren Delegierten vorgebrachten Wünsche und Beschwerden zu antworten. Er betont vor allem, baff für den Vorstand in den vor-gcbrachten Daten eine Fülle von Anregungen enthalten seien. Der Vorstand werde gewitz nicht ermangeln, daff eventuell Erforderliche in Erwägung zu ziehen. Wenn auf die Abnahme der Zahl der Versicherten hingewiesen worden sei und daraus Schlüffe auf eine erhöhte Ausnützung der Arbeitskraft der Versicherten gezogen wurden, so halte er dies nicht für zutreffend. Der Grund der Abnahme der Zahl der Versicherten sei vielmehr darin zu suchen, daff eine Reihe vorübergehender größerer Arbeiten beendet sei und infolgedessen das fluktuierende Personal ausgcschicden ist. Daff im diesjährigen Bericht die Zahl der Sitzungen des Vorstandes nicht angeführt sei, haben seinen Grund darin, daß man glaubte, daß diese Ziffern eigentlich ein besonderes Interesse nicht verdienen. Uebrigens sei die Zahl dieser Sitzungen alle Jahre ungefähr dieselbe und unterscheide sich heuer von der des Vorjahres nur um eine. Die Anregung, daß die aufzulcgende Instruktion für die Vertrauensmänner vorerst diesen im Bürstenabzug zugesendet werden möge, werde vom Vorstand in Erwägung gezogen werden. Auf die verschiedenen Beschwerden wegen des Vorgehens der politischen Behörden bei Unfallserhebungcn übergehend, bemerkt der Herr Vorsitzende, daß der Anstalt ja jede direkte Jngercnz auf die Geschäftsführung der politischen Behörden fehlt, daß aber, wenn Fälle von Unzukömmlichkeiten bei der Anstalt zur Anzeige gelangen, im Wege der Aufsichtsbehörde eingeschritten werde. Was das Zugeständnis der Fahrt in der II. Wagenklaffe an die Herren Delegierten anbelangt, so habe dar Eisenbahnministcrium Heuer allerdings die Erklärung abgegeben, daß ausnahmsweise und ohne Präjudiz für dieses Jahr diese Fahrten noch zugestanden wurden. Der Vorstand werde nicht ermangeln, diesbezüglich an das Eisenbahnministertum heranzutrcten, um eine weitere Konzc-dicrung dieser Begünstigung zu erwirken. Wenn heute ein Protest gegen eine allfällige Verschlechterung der Unfallgesetzgebung erhoben worden sei. so müsse er darauf Hinweisen, daff nach dieser Richtung die Anstalt eine Jngerenz auf die Gesetzgebung nicht besitze. ES sei weiters heute mehrfach die Notwendigkeit der Mehrsprachigkeit der Stimmzettel und Bescheide betont und auch darauf hingewiesen worden, daff es zu Unzukömmlichkeiten führe, wenn der Vertrauensmann der Muttersprache des Verletzten nicht mächtig ist. Was die Rcntenbescheide betreffe, könne er sich nur auf die Erklärungen feiner Vorgänger bei den früheren Generalversammlungen berufen, cs sei für die Anstalt ganz unmöglich, in neun verschiedenen Sprachen zu amtieren, und cs lasse sich ein erträglicher Zustand in dieser Richtung nur dadurch schaffen, daß seitens der einzelnen Bahnverwaltungen entweder schriftliche Uebersehungen ausgefertigt werden oder aber, wo dies ohne Schädigung der Interessen des Verletzten tunlich ist, diesem der Bescheid mündlich übersetzt werde. Die Mehrsprachigkeit der Stimmzettel sei schon aus wahltechnischen Gründen schwer möglich. Der Vorstand werde übrigens diese Frage der Beratung unterziehen, ob jedoch ein Ausweg gefunden werden könne, sei sehr fraglich. Was die Vertrauensmänner anbelange, die der Umgangssprache des Verletzten nicht mächtig sind, so sei zu erwägen, daß nicht immer ein sprachkundiger Vertrauensmann zur Hand ist. Uebrigens sei bei den Erhebungskommissionen in gemischtsprachigen Ländern der Kommissionsleiter stets der Landessprachen mächtig, und wenn von dessen Seite entsprechend vorgegangen werde, so sei das Bedenken, daff der Vertrauensmann den Verhandlungen nicht genügend folgen oder sich mit dem Verletzten nicht verständigen könne, gegenstandslos. Dem vorgebrachten Wunsch gegenüber, daß auch an Bau- und Wohnungsgenossenschaften in Prag Hypothekardarlehen gewährt werden mögen, sei zu konstatieren, daß Baugenossenschaften nach Maßgabe der vorhandenen Mittel und der Zustimmung der Aufsichtsbehörde, ganz ohne Rücksicht auf den Sitz, Darlehen gewährt werden. So habe unter anderem auch die Baugenossenschaft in Prag-Holeschowitz ein Hypothekardarlehen zugesichert erhalten, und liege seitens einer zweiten Wohnungsgenosscnschaft lPrag-2iLkov) ein derartiges Ansuchen dem Vorstand zur Entscheidung vor. Die Erledigung sei in erster Linie von der Zustimmung der Aufsichtsbehörde abhängig. Was die Behauptung eines Herrn Delegierten an-bclange, daff für den Prager Dirckttonsbezirk keine außerordentlichen Unterstützungen an Hinterbliebene bewilligt worden seien, so seien ihm die einschlägigen Daten augenblicklich nicht gegenwärtig. Er könne nur betonen, daff die Unterstützungen in allen Fällen bewilligt werden, in welchen die Voraussetzungen vorliegen, ohne Unterschied, aus welchem Bezirk dje Gesuche herrühren. Was die vorgebrachten speziellen Fälle betreffe, so werden die geäußerten Beschwerden geprüft und das Erforderliche veranlaßt werden. Wenn heute die Behauptung ausgestellt worden sei, daff die Einleitung von Erhebungen in einzelnen minder wichtigen Fällen entbehrlich sei, so glaube er schon aus dem Umstande, das; diese Ansicht nicht unwidersprochen geblieben sei, ableiten zu dürfen, daff der Vorgang der Anstalt ein ganz objektiver ist. Er könne nur die Versicherung abgcben, das; der Vorstand bestrebt ist, die begründeten Ansprüche der Versicherten zu respektieren, selbstverständlich aber auch die Interessen der Anstalt zu wahren, insofern als unbegründete Ansprüche nicht liquidiert werden dürfen. Wenn vielleicht einmal eine eingeleitete Unfallserhebung sich als entbehrlich erwiesen hätte, so stehe er auf dem Standpunkt, es sei besser, daff dies einmal zu viel geschehe, als daff die Objektivität des Vorstandes irgendwie in Frage komme. Wenn darüber geklagt werde, daff die Auszahlung der Renten hie und da verspätet erfolge, oder nach Rcnteneinstellungen die Bezüge zu spät angewiesen werden, so sei es wohl in erster Linie Aufgabe der Äabnverwaltungen, welche die Renten auSzahlen, hier Abhilfe schaffen; falls in konkreten Fällen Abhilfe notwendig ist, so werde das Erforderliche mit aller notwendigen Beschleunigung seitens der Anstalt veranlaßt werden. Die Beschwerde eines Herrn Delegierten betreffend Unzweckmäßigkeit einer bestimmten Wagentype falle nicht in die Kompetenz der Anstalt. Ebenso sei weder der Vorstand noch die Generalversammlung in der Lage, auf die Wünsche der StaatSbcdiensteten, insoweit eine Gesetzesänderung in Frage kommt. Einfluß zu nehmen. Die Erfüllung des Wunsches nach einer Vertretung der Staatsbediensteten im Vorstand sei Sache der seitens der Kurie der gewählten Delegierten durchzuführenden Wahl. Zum zweiten Gegenstand der Tagesordnung: „Bericht der Revisoren über den Rechnungsabschluß per 1918 und Erteilung des Absolutoriums an den Vorstand", erstattet im Namen der Revisoren der Delegierte Genosse Robert Scherbaum lk. k. priv. Südbahugcsellschaft) nachfolgenden Bericht: „Die gefertigten, von der XXTT. ordentlichen Generalversammlung der Berufsgenossenschaftlichen Unfallversicherungsanstalt der österreichischen Eisenbahnen am 22. Juni 1912 ge-wäblten Rechnungsrevisoren haben die ihnen vorgelegte Be-tricbsrcchnung für das Jahr 1912 mit ihren Beilagen einer eingehenden Prüfung unterzogen, und die Bilanz der Anstalt per 11. Dezember 112 postenweise mit den Büchern verglichen, wobei dieselben vollständig übereinstimmend befunden wurden, weshalb die Revisoren den Antrag stellen, die ÄetriebSrechnung und Bilanz per 1912 zur Kenntnis zu nehmen und dem Vorstand das Absolutorium zu erteilen." Geschieht. Der zum dritten Punkt der Tagesordnung gestellte Antrag wird einstimmig angenommen. Derselbe lautet: Antrag des Vorstandes. auf Abänderung beziehungsweise Ergänzung des A n st a l t s st a l u t s durch Aufnahme von B e-stimmungen über die Vermögenslage. Der seit sechs Jahren zu verzeichnende Kursrückgang der Wertpapiere zog für die Anstalt namhafte Kursverluste nach sich. Der Vorstand war daher bedacht, für die Zukunft die Möglichkeit zu schaffen, daß derartige Verluste wenigstens teilweise vermieden werden. Als ein Mittel hiezu erscheint die Ausleihung von Anstaltsgeldern auf pupillarsichere Hypotheken, welche übrigens auch in den Vorschriften über die Fondsgebarung der Arbeiter-Unfallversicherungsanstalten anempfohlen wird. Erwägungen praktischer Natur lassen es empfehlenswert erscheinen, die grundsätzlichen Bestimmungen über die Gewährung von Hypothekardarlehen dem Beispiel der anderen Sozialversicherungsanstalten folgend in das Anstaltsstatut aufzunehmen. Es wird daher beantragt, § 45 habe in Zukunft zu lauten: § 45. Vermögensanlage. Die Anlage der disponiblen Kapitalien hat den jeweils geltenden einschlägigen Vorschriften entsprechend zu erfolgen. Die Anstalt ist insbesondere berechtigt, Hypothekardarlehen zu geben und hypothekarisch sichergestellte Forderungen im Zessionsweg zu erwerben. Diesbezüglich haben außer den bestehenden und den noch zu erlassenden behördliche» Vorschriften folgende Bestimmungen zu gelten: Die Schuldverschreibung über ein von dcrAnstalt erteiltes Darlehen muß in Form eines NotariatSaktcs errichtet werden und im wesentlichen folgende Punkte, beziehungsweise Verpflichtungserklärungen des Schuldners enthalten: ' a) den Namen, Beruf und Wohnort des Schuldners; b) bei mehreren Schuldnern die Solidarvcrpflichtung derselben in Ansehung aller in dem Schuldschein eingcgangenen Verbindlichkeiten; c) den Kapitalsbetrag der Schuld in Kronenwährung ausgedrückt und wenigstens einmal in Ziffern und Buchstaben ausgeschrieben; d) die Ziffer und Bezeichnung der an die Anstalt in den bedungenen Fristen zu leistenden Zahlungen an Zinsen, Kapitalsraten oder Annuitäten (ohne Abzug und eventuell gegen Vergütung der Rentcnsteuer) und die Verpflichtung, daß diese Zahlungen unmittelbar bei der Anstaltskasse abzuführen oder der Anstalt im Wege des Postsparkassenverkehres zu überweisen sind; e) die Verpflichtung, jede von den Zinsen des Darlehenskapitals oder von dem Kapital selbst zu berichtigende, gegenwärtig bestehende oder künftig von der Gesetzgebung ein-zuführcnde, wie immer genannte Steuer samt Zuschlägen, mag dem Darlehcnsschuldner ein Recht des Abzuges zustehen oder nicht, aus eigenem in der Art zu berichtigen, daß der Anstalt in dieser Beziehung keine Steuer zur Last fallen soll; I) die Verpflichtung, alle Kosten an Gebühren, Stempeln,Taxen für Schuldschein, Zession,Quittung, Einverleibung, Ucbertragung, Löschung, alle Mahn-, KlagS- und ExekutionS-kosten aus eigenem zu tragen und hieftir — soweit diese Kosten nicht schon gleiches Pfandrecht mit dem Kapital genießen — eine Kaution in einem entsprechenden Höchstbetrag zu bestellen, welche Kaution im Falle der Zwangsversteigerung der verpfändeten Realitäten auch zur Sichcrstellung der vertragsmäßigen Zinsen vom Erstehungstag bis zum Tag der effektiven Zahlung des Darlehens zu dienen hat; g) die Verpflichtung, die zum Pfand bestellte Liegenschaft durch die ganze Dauer des Schuldverhältnisses auf den vollen Bauwert bei einer der Anstalt zusagenden inländischen Versicherungsgesellschaft gegen Feuersgefahr versichert zu halten, die Versicherungsprämien stets rechtzeitig zu bezahlen und die Versicherungsurkunde sofort, die Bestätigungen über die rechtzeitig gczahlen Prämien aber binnen spätestens acht Tagen nach dem Verfallstag als Zugehör des Pfandes bei der Anstalt zu erlegen und in deren Pfandbesitz durch die ganze Darlehensdauer zu belassen, die Versicherungssumme zu erhöhen und die Versicherung bei einer anderen von der Berufsgenossenschaftlichen Unfallversicherungsgesellschaft der österreichischen Eisenbahnen in Wien zu bezeichnenden Versicherungsgesellschaft durchzuführen oder durch die Anstalt durchführen zu lassen, sobald diese eine solche Erhöhung oder Aenderung unter Berücksichtigung der zwischen dem Darlehenchchuldner und der Versicherungsgesellschaft bestehenden Vertragstermine begehren sollte; h) die Verpflichtung auf Verlangen der Anstalt den Ausweis über die richtige Bezahlung der landesfürstlichen Steuern und der Jmmobilarübertragungsgebühren samt Zuschlägen in bestimmten Terminen vorzulegen; i) die Erklärung, sich in allen Streitigkeiten der Gerichtsbarkeit des k. k. Landesgerichtes in Wien zu unterwerfen; k) die genaue Bezeichnung der Hypothek und die Bewilligung zur bücherlichen Einverleibung des Pfandrechts für das Darlehenskapital, alle Nebengebühren, die sub f) angeführte Kaution und alle sonstigen in der Schuldurkunde der Anstalt eingeräumten Rechte; 1) das Recht der Anstalt, das ganze Darlehen oder einen Teil desselben 1. sofort zurückzufordern, wenn der Schuldner mit der Zahlung von Zinsen, Kapitalsraten oder Annuitäten länger als vierzehn Tage im Rückstand geblieben ist, wenn auf die verpfändete Liegenschaft oder einen Teil derselben die Exekution mittels Zwangsverwaltung cingelcitet wird, wenn der Wert der Hypothek gemäß einer von gerichtlich beeideten Schätzleuten vorgenommenen Schätzung dem Darlehen der Anstalt nicht mehr die Pupillarsicherheit gewährt, wenn der Schuldner in Konkurs verfällt oder auch nur die Zahlungen entstellt, wen» eine Mahnung wegen Nachweises der Feuerversicherung erfolglos geblieben ist, 2. gegen vorausgegangene halbjährige Kündigung zurückzufordern, wenn der Nachweis der Berichtigung der der Anstaltsforderung vorausgehenden Steuern und Gebühren nicht innerhalb vierzehn Tagen nach diesfalls an den Schuldner seitens der Anstalt ergangener Aufforderung erbracht wird; in) die Bestimmung, daß die Schuldurkunde hinsichtlich aller vom Schuldner darin übernommenen Verbindlichkeiten im Sinne des § 8 des Gesetzes vom 25. Juli 1871, R.-G.-Bl. Nr. 75, gleich einem vor Gericht abgeschlossenen Vergleich sofort vollstreckbar sein soll. Der Wortlaut des bisherigen § 45 ist unverändert als § 46 anzufügen. Zum letzten Punkt der Tagesordnung: „Wahl von drei Rechnungsrevisoren und deren drei Ersatzmännern", stellt der Herr Vorsitzende den Antrag, der bisherigen Gepflogenheit gemäß von einer schriftlichen Wahl abzusehen und die Wahl per Akklamation vorzunehmen. Da keine stimmberechtigte Person im Sinne des § 17 des Statuts diesem Antrag widerspricht, schlägt der Herr Vorsitzende folgende Delegierte vor, welche sohin per Akklamation gewählt werden, und zwar: 1. Josef Horak, kaiserlicher Rat, Oberinspektor und Stellvertreter des Dircktionsleiters der k. k. priv. Eisenbahn Wien-Aspang; 2. Dr. .Stephan Ho n v ery,.Inspektor der k. k. Nordbahndirektion in Wien; 8. Robert Scherbaum, Zugsrevisor der k. k. priv. Südbahngesellschaft in Wien, zu Rechnungsrevisoren; 1. Dr. Karl Kulterer, Oberinspektor der k. k. Staatsbahndirektion Villach; 2. Georg Pinker, Oberkondukteur der k. k. Staatsbahndirektion Pilsen, und 8. Otillo de Stankiewicz, Inspektor der k. k. Staats-bahndirektion Krakau, zu Ersatzmännern. Da hicmit die Tagesordnung erschöpft ist, schließt der Herr Vorsitzende die XXIII. ordentliche Generalversammlung. Inland- Die erfolgreiche Lohnbewegung der Wiener Speditions-arbeitet. Durch das Verhalten des Vereines der Spediteure, der eine Sektion des Arbeitgeberhauptverbandes ist, kam es Dienstag den 5. d. M. zu einem Streik der Wiener Speditionsarbeiter, der nach achttägiger Dauer mit dem Abschluß eines neuen, vier Jahre gültigen Vertrages endigte. Der Mini m a l I o h n der K u t s ch e r und Aufleger wird während der Vertragsdauer von 32 Kr. auf 35 Kr., der der Magazin arbeitet und Nachtarbeiter von 29 auf 32 Kr. und der der Bahnhof a r b e i t e r von 28 auf 31 Kr. erhöht. Es wurden drei Vorrückungstermine bestimmt. Der erste Vor-riickungstermin ist der Tag des Vertragsabschlusses. Die lieber stunden beza hlung wurde von 60 auf 70 H. erhöht, der Zuschlag für Sonntagsarbeit von 4 auf 6 Kr. Aushelfer werden nunmehr schon nach drei Monaten stabil, während es früher sechs Monate dauerte. Eine wichtige Errungenschaft im neuen Vertrag ist die Festsetzung eines bezahlten Urlaubs. Arbeiter, die fünf Jahre im Betrieb tätig sied, erhalten vier Tage und solche, die zehn Jahre beschäftigt sind, acht Tage bezahlten Urlaub in jedem Jahr. Die Organisation und die Vertrauensmänner sind laut Vertrag anerkannt, das A b s ch l i e ß e n v o u Sondervcrträgen ist verboten. Auch bezüglich der E r s a tz p f l i ch t gelang cs, eine die Arbeiter schützende Bestimmung in den Vertrag hineinzubringen. Die Wiener Speditionsarbeitcr verdanken also der Macht ihrer Organisation und ihrer Kampfsolidarität nicht zu unterschätzcnde Erfolge. * Die Elektrisierung österreichischer Staatsbahnen. In den letzten Tagen fand die wasserrechtliche Verhandlung und kommissionelle Begehung betreffend das Projekt zur Errichtung eines Wasserkraftwerkes an der Salzach bei Lend und am Dientenbache zur Erzeugung elektrischer Energie für den Betrieb der Staats-bahnen statt. Durch Ausnützung der 45 Meter betragenden Gefällsstufe der Salzach zwischen Taxenbach und Lend kann eine Kraft von rund 15.700 Pferdekräften erzielt werden. Zur Bewältigung von Spitzenleistungen ist eine zweite Anlage am Dientenbache geplant, die 12.270 Pferdekräfte erzielt. Die Verhandlung ist anstandslos verlaufen, es konnte mit fast allen Interessenten eine Vereinbarung getroffen werden. Der Beginn der Ar- beiten des projektierten Unternehmens, die auf mehrere Jahre veranschlagt sind, soll in nächster Zeit erfolgen. * Dir Erhöhung der Heeres- und Marineauslagen in den letzten zehn Jahren. Anläßlich der Ankündigung der neuen Wehrvorlage, die eine Vermehrung des Nekrutenkon-tingents um 40.000 Mann und damit eine weitere Steigerung der Kosten des ordentlichen Erfordernisses für das Heer und die Kriegsmarine um zirka 20 Millionen bringen dürfte, ist es von Interesse, die Erhöhung der gesamten Auslagen (ordentliches und außerordentliches Erfordernis, außerordentliche Flotten-und RüstungLkredite) für die Kriegsmacht in den letzten zehn I a.h re n zu überblicken, die aus der nachstehenden Tabelle ersichtlich ist. Erfordernis in Millionen Kronen für das für die Heer Kriegsmarine 1903 50-287 1904 ........ 885.066 56-079 1905 335-614 86-055 1906 . . . . . ., . . 382-650 70-486 1907 350-488 65-384 1908 73-350 1909 523-356 1Q0-862 1910 97-624 1911 123-257 1912 189-957 1913 ........ 430-985 148657 In diesen Ziffern sind die Kosten der beiden Landwehren n i ch t inbegriffen. Zu bemerken ist, daß in dem von der Negierung ausgestellten Programm aus Anlaß der letzten Wehrreform für dqs Jahr 1913 17 5 Millionen an fortlaufenden, 19 Millionen an einmaligen Mehrausgaben, für 1914 15-6, beziehungsweise 19 Millionen und für das Jahr 1915 12, beziehungsweise 19 Millionen, zusammen für die Jahre 1912 bis 1915 65-2 Millionen an fortlaufenden und 76 Millionen an einmaligen Mehrauslagen als erforderlich bezeichnet wurden. Außerdem sollen für die Zeit nach 1915 57 Millionen für die Durchführung der mit dieser Wehrreform verbundenen Maßnahmen in Anspruch genommen werden. Das sind wahrhaftig rosige Aussichten, die sich da dem österreichischen Volk eröffnen! * Ein angebliches Attentat auf den Elsenbahnminister. Es verlautete gerüchtweise, daß gegen den Eisen-bahuminister Freiherrn v. Förster anläßlich seiner Inspektionsreise ein Attentat verübt worden sei. Dieses Gerücht wurde dementiert und es wurde diesbezüglich ans B r ii r telegraphiert: Die Gerüchte von einem angeblichen Anschlag airf den Eisenbahnminister Freiherrn v. F o r st e r anläßlich seiner jüngsten Anwesenheit in BMx entsprechen nicht den Tatsachen. Die Nachrichten sind lediglich darauf zurückzuführen, daß während des Besuches des Ministers im Tegetthoff-Schacht infolge Be-schädignng eines unbedeutenden Wasserleitungsrohres ein kurzes Stück Weges vorübergehend wenige Zentimeter hoch überschwemmt war. Für die Belanglosigkeit des Vorfalles zeigt der Umstand, daß der Minister sowie seine Begleitung diese Strecke ohneweiters zu passieren vermochten. Ausland. g ®CU0^C | Die deutsche Sozialdemokratie hat einen ihrer besten Männer verloren. Genosse A u g u st B e b e l ist in der Nacht des 13. August in einem Sanatorium in Passug in der Schweiz gestorben. Genosse Bebel war schon länger leidend, so daß ihm der Arzt eine Kur in Passug verordnet?. Die heilkräftigen alkalischen Eisenquellen sollten dem schwerkranken 74jährigen Mann Heilung bringen. Es ist anders gekommen. Bebel ist ohne schmerzlichem Krankenlager sanft entschlafen. Er weilte seit dem 7. Juli in der Schweiz. Zweimal hatte er während dieser Zeit äußerst kritische Anfälle von Herzbeklemmungen erlitten. Auch hatten sich wiederholt erste Anzeichen beginnender Wassersucht, Anschwellen der Füße und dergleichen, gezeigt, die eine schlimme Wendung befürchten ließen. Bebel selbst war sich des Ernstes seines Zustandes wohl bewußt, wenngleich er voller Zuversicht seiner Genesung entgegeuzugeheu wälmte. Am Abend vor seiner Sterbenacht, machte Bebel bis 10 Uhr einen Spaziergang, ohne nachher besondere Müdigkeit zu verspüren. Seine einzige Sorge war, daß er mit dem dritten Band seiner Lebenscrinneningen noch nicht fertig war. Nur diese Angst deutete darauf hin, daß er sein Ende nahe fühlte. Nun wird Wohl der dritte Band seiner Memoiren ungeschrieben bleiben. Kurz, bevor die Todesnachricht in Berlin eintraf, war von Bebel ein Brief an den Parteivorstand eingelangt, in welchem er seine Reise zum Parteitag in Jena ankündigte. So nahm er bis zum letzten Atemzug an den Geschehnissen der Partei innigen Anteil. Bebel hat die Verfügung hinterlassen, daß sein Leichnam verbrannt und seine Asche neben der Aschenurne seiner verstorbenen Gattin in Zürich beigesetzt werden möge. Bebels Leiche wurde nach Zürich überführt und im Volkshaus aufgebahrt, wo sie bis Sonntag verblieb. An der Trauerfeier in Zürich haben von der deutschen Sozialdemokratie Oesterreichs teilgeuommen: Viktor Adler und Skaret vom Parteivorstand, Seitz und Seliger von der Fraktion, Chaloup k a für die Wiener Organisation, Adelheid Popp für die Frauenorganisation, Friedrich Adler für die Redaktion der „Arbeiter-Zeitung". Die Reichskommission der Gewerkschaften wird durch H u e b e r und Dv o-r n e e k vertreten sein. So weit der sozialdemokratische Gedanke gedrungen ist, so weit herrscht Trauer über den herben Verlust, den die deutsche Sozialdemokratie durch diesen Todesfall erlitt. Das Ende des Balkankrieges. Der mörderische Krieg am Balkan ist beendet. Die kriegführenden Staaten haben in Bukarest Frieden geschlossen und sie haben die der Türkei abgewonnenen Länder unter sich aufgeteilt. Rumänien, das vor dein Krieg mit Bulgarien einen Flächeninhalt von 131.000 Quadratkilometern besaß, ist durch die Abtretung des südlichen Teiles der Dobrndscha auf 138.000 Quadratkilometer gewachsen und hat seine Einwohnerzahl um 260.000 Köpfe vermehrt. Bulgarien ist von 96.000 Quadratkilometern auf 139.000 gestiegen, und hat seine Einwohnerzahl von 3.800.000 auf rund 4,000.000 erhöht. Griechenland hat einen Gebietszuwachs von etwa 55.000 Quadratkilometern zu verzeichnen uud wird zirka 119.000 Quadratkiolmeter groß. Serbien ist von 48.000 Quadratkilometern auf 80.000 gestiegen und vermehrte seine Einwohnerzahl von 2.500.000 aus 3.600.000, uud Montenegro schließlich stieg von 9000 Quadratkilometern aus 16.000 und erhöhte feine Einwohnerzahl von 250.000 auf 480.000. An der einstigen türkischen Weltmacht vollzieht sich seit 200 Jahren eine ständige Abbröckelung. Im Jahre 16 9 9 verlor die Türkei int Frieden von Karlowitz: Ungarn, die Militärgrenze, Slawonien und Podolien. Im Jahre 1 774: Bukowina, Krim und Tanrien, asowsches Gebiet, Chersongebiet und Bessarabieu. Im Jahre 1829: Achalzig und Poti, Moldau und Walachei. Im Jahre 18 3 0: Serbien (erster Teil). Im Jahre 1832: Griechenland. Im Jahre 1 878: Bosnien und die Herzegowina, Bulgarien, Serbien, Montenegro, Kars und Zypern. Im Jahre 18 81: Thessalien. Im Jahre 1913: Thrazien, Mazedonien, Kreta und die ägäischen Inseln. In Afrika verlor die Türkei 18 3 0: Algier, 1831: Tunis und 1912 ihren letzten afrikanischen Besitzstand Tripolis. Bei dem eingetretenen Frieden ist die Besitzfrage der ägäischen Inseln und Adrianopels noch nicht gelöst und es ist die Abgrenzung Albaniens noch nicht vorgenommen. Es sind auch die Religions» und Schulfragen zwischen Serbien und Bulgarien nicht geregelt und die Rechte nationaler Minoritäten noch nicht sichergestellt. Es ist also immer noch am Balkan Zündstoff vorhanden. In der nächsten Zeit wird aber das Nuhebedürfnis der durch den Krieg geschwächten Balkanstaaten den Frieden erhalten. Streiflichter. Genossin Therese Lill gestorben. Der Chefredakteur unseres Blattes, Genosse Franz Lill, ist von einem schweren Schicksalsschlag getroffen worden. Seine Frau, die Genossin Therese Lill, starb nach einer Operation, der sie sich im Wiedner Spital unterzogen hatte. Frau Therese Lill, geborene Fenkl, betätigte sich in den Neunzigerjahren als eifrige Agitatorin in Nord- und Westböhrnen. Sie ist es gewesen, die im Verein mit der Genossin Anna Altmann die ersten Frauenversammlungen in Böhmen abhielt. In den letzten Jahren war sie durch Krankheit und Familienpflichten von jeder öffentlichen Tätigkeit abgehalten. Donnerstag den 14. August fand vom Wiedner Krankenhaus aus das Leichenbegängnis der Verstorbenen statt. Unter den Trauergästen waren von der Reichsparteivertretung Genosse Reumann, von der Landesparteivertretung Genosse C h a l o u p k a, die Abgeordneten T o m s ch i k und David, der Obmann Genosse Schwab und mehrere Vorstandsmitglieder der Eisenbahnerorganisation, das Personal der Eisenbahnerorganisation und der Redaktionen der „V o l k s t r i b ü n e" und des „Eise n-bahne r". Viele westböhmische Landsleute der Genossin Lill kamen zum Leichenbegängnis. Zahlreiche Kranzspenden zeigten davon, daß man daran nicht vergessen habe, welche Dienste Genossin Lill der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, insbesondere der sozialdemokratischen Frauenbewegung, in schweren Zeiten leistete. Am offenen Grabe hielt Genossin I o b st ihrer Landsmännin und ehemaligen Kampfgenossin einen herzlichen Nachruf. Mag dem Genossen Lill und seiner Tochter diese herzliche Teilnahme an seinem schmerzlichen Verlust ein Trost sein. Wir und die westböhmischen Genossen werden seiner Frau ein ehrendes Angedenken bewahren. Ein Porträt des Reichsbundführers Jung. Die Ortsgruppe Jglau des Reichsbundes deutscher Eisenbahner steht unter dem Komando des außertourlich avancierten und durch Rothschilds Gnaden in Ostrau zum Landtagsabgeordneten gewählten Ingenieurs Jung. Wir haben schon wiederholt darüber berichtet, wie Jung die Leute nur mehr dadurch im Reichsbund erhält, das; ihnen, auch gegen ihren Willen, die Beiträge bei der Gehaltzahlung abgezogen werden. Das erlangte Landtagsmandat ließ Herrn Jung nach Höherem streben. Er will ein Reichsratsmandat ergattern. Zu diesem Zweck tat er so wie seinerzeit sein Reichsbundbruder Herr E r t l. Er ging daran, die soundso vielte neue deutsche Ar-beiterpartci als eine von den bürgerlichen Pateien unabhängige Klasienpartei zu gründen. Damit kam er den deutschgelben Arbeiterführern in Jglau schön an. Es kam zu einem großen Krach in einer Versammlung und nun porträtiert die deutschgelbe I g l a u e r „V o l k s w e h r" Herrn Jung, den sie doch genau kennen muh, stand doch Jung diesem Blatte sehr nahe, folgendermaßen: . . Daß diese Dinge, die sich im politischen Verein jetzt abspielen, schon lange vorbereitet waren, geht aus den Aeußerungcn des Herrn Jung hervor, die er schon am 6. Oktober 1911 in einer Sitzung des politischen Vereines gemacht hat. Damals kam Herr Jung mit der Nachricht, daß er in seinem Dienste befördert und nach Reichenberg übersetzt werden soll. ES stehe ihm aber frei, der Direktion bekanntzuaeben, ob er auf diesen Vorschlag eingeht oder lieber in Jglau bleibt. Herr Jung erzählte die Vorteile, welche ihm durch diese Beförderung znkommen; weiters bekäme er durch die Versetzung eine Zulage, welche in vier Jahren 2000 Kr. auSmacken würde, feine Familie ist daher um diese Summe geschädigt. Jung erklärte, er werde auf das Angebot verzichten, um für das Reichsratsmandat in Jglau zu kandidieren. Er befragte die Vertrauensmänner, ob sie geneigt wären, für seine Kandidatur einzutreten. Es besprach Parteigenosse Müller sofort den Leichtsinn, eine solche Beförderung (die nach Meinung des Herrn Jung alle glaubten) auszuschlagen, um auf ein tot-unsicheres Reichsratsmandat zu warten. Im selben Sinne sprach Parteigenosse Bernesch, aber es zeigte 1 sich schon damals, daß Herr Jung für seine Strebergelüste schon Leute gefunden hatte. Den größten Ausschlag gab dabei Wassipaul. Und so glaubte Herr Jung schon im Besitz der Nachfolgerschaf, zu sein, bis er jedoch durchschaut wurde und das besonnene Element im politischen Verein herausfand, daß es dem Herrn Jung nicht um das Gedeihen der' Arbeiterschaft zu tun war, sondern um seine eigene Person . - . . . . Von dem Doppelspiel, welches Herr Jung in Jglau treibt, wollen wir schweigen, da es schon genug erörtert wurde. Die Beurteilung überlassen wir der Öffentlichkeit, ob wir diejenigen sind, welche die Arbeiterpartei schädigen, oder der Herr Jung, ob unsere Politik allen deutschen Arbeitnehmern zu nutzen die richtige war, als wir ein gemäßigtes, zielbewutztes Vorgehen zur Richtschnur nahmen, um etwas für alle Mitglieder zu erreichen oder der Herr Jung, welchem unser Vorgehen gegenüber den anüeren Komproinißparteicn nicht genug radikal war. Da er eingesehen hat, daß für ihn dabei nichts herausschaut, will er jetzt alles über den Haufen rennen, um dann freie Hand zu haben. Wir bleiben, was wir waren, ohne uns von jemand kommandieren zu lassen. Ob aber auch seine Wähler in Ostrau und Umgebung damit einverstanden sind, wollen wir dahingestellt sein lassen, wenn Herr Jung mit seiner Streberpolitik den deutschen Arbeitern Schaden zufügt und den größten Feinden des Deutschtums in die Hände arbeitet. Sein Grundsatz ist: Zuerst ich und dann die anderen; wie er durchkoinnrt, ob mit Hilfe der Juden oder anderer, ist ihm W u r st." Herr Jung wird sich also voraussichtlich ebenso unnötig mit der neuen Klassenpartei strapaziert haben als seinerzeit Herr E r t l. Mit dem Reichsratsabgeordneten Jung wird es wohl nichts werden I Eifeiiünhitutiglilik auf der steirischen LandeSbahn Kapfenberg-Au-Seowiesen. Mittwoch den 6. August ereignete sich in der Station Seebach ein Unfall, bei dem der Kondukteur Köck sein Leben einbüßte. Mehrere Personen wurden leicht verletzt und es wurde großer Materialschaden angerichtet. Der gemischte Zug 2510 sollte in der Station Seebach noch einige Personenwagen mitnehmen. Seit 1. Mai muh nämlich auf dieser Strecke, auf der ein starkes Gefälle herrscht, nicht nur schneller gefahren werden, sondern man will überhaupt alles intensiver ansgeführt wissen. Um die Wagen mitzunehmen und auch diese Arbeit so rasch als mgöilch auszufuhren, wird nun folgende Methode angewandt: Die Lastenwagen des Zuges werden vor der Station abgekuppelt und stehengelassen. Nun fährt der Zug durch die Station, wechselt auf das zweite Geleise und fährt von tmteit auf die mttzunehmenden Waggons, worauf die vor der Station stehengelassenen Waggons auf den Zug wieder darauffahren und angekuppelt werden können. Diese Art und Weise, zu verschieben, kostete nun einem Vater von drei Kindern das Leben. Die Lastenwagons wurden vor der Station Seebach stehen gelassen und nun sollte das soeben geschilderte Verschieben vor sich gehen. Doch bevor der Zug in die Station einfuhr, wurde ihm das Signal zum Halten gegeben, nachdem sich auf der Strecke Oberbauarbeiter und -arbeite-rinnen befanden, die mitgenommen werden sollten. Dies nahm einige Zeit in Anspruch. Der Kondukteur Genosse Franz Köck, der auf der Strecke bei den abgekuppelten Waggons geblieben war, wollte nun in die Station einfahren, da er keine Ahnung hatte, daß der Zug vor der Station halten mußte. Das Terrain sowie die Dunkelheit hinderten jeden weiteren Ausblick, so daß er den Zug erst gewahr wurde, als es zu spät war, die Waggons infolge des starken Gefälles zum Halten zu bringen. Die Waggons fuhren mit solcher Wucht auf den Zug, daß einige Waggons stark beschädigt, Genosse Köck jedoch unter einen Lastwagen geschleudert und zerdrückt wurde. Genosse Köck ist seinen Verletzungen sofort erlegen. Er hinterläßt drei unversorgte Kinder und eine junge Witwe, die der Entbindung eines vierten Kindes entgegensieht. In der Nacht ging noch ein Hilfszug von Kapfenberg nach Seebach ab. Die zertrümmerten Waggons wurden nach Kapfenberg zur Reparatur gebracht. Den Genossen Köck trifft keine Schuld an dem Eisenbahnunfall. Er hat, wie dies auf der Landesbahn seit Jahren usuell war, auf der offenen Strecke zwei Waggons losgehängt, konnte aber nicht wissen, daß der Zug auf der offenen Strecke stehen bleibt, weil er eine Partie von Grasputzern der Strecke nach Kapfenberg mitnahm. Die Schuld an dem schweren Unfall trifft die Betriebsverwaltung der Landesbahn, die den Zugsführern so reglementwidrige Verordnungen gibt. Samstag den 0. August wurde Genosse Franz Köck zu Grabe getragen. An seiner Bahre trauerte eine trostlose junge Witwe, welche drei Kinder int Alter von 1, 2 und 3 Jahren zu versorgen hat. An dem Leichenbegängnis beteiligten sich viele Beamte und der Chef der Südbahnstation von Kapfenberg, sehr viele Eisenbahnbedienstcte und deren Frauen von nah und fern, besonders von Bruck und Kapfenberg, viele Frauen und Arbeiter von Kapfenberg sowie auch Genosse Kollegger, Landtagsabgeordneter von Graz. Die Träger fanden sich freiwillig von der Station Kapfenberg (Südbahn). Der Betriebsleiter der Landesbahn hatte weder für eine zahlreiche Beteiligung der Bediensteten der Landesbahn noch für Träger gesorgt, sondern nur einige Bedienstete zum Leichenbegängnis kommandiert, was eine Erbitterung hervorrief. Dieser Fall steht in Bezug auf Pietätlosigkeit einzig da. Am Grabe sprach Landtagsäbgeordncter Genosse K o l l e g e r rührende Worte des Abschiedes. Er verurteilte das schuldtragende System, welchem Genosse K ö ck so jung zum Opfer fiel, und er führte den Mannesmut desselben allen vor Augen, da er nicht geschwankt habe, ein Mitglied der von Matuscik und Konsorten verfolgten Organisation zu sein. Diese Worte und der feierliche Zug des Kondukts lösten vielen wetterfesten Männern und besonders den Frauen Tränen. Viele gelobten sich, trotz Verfolgung der Organisation eingedenk zu bleiben, um solch mordende Systeme zu bekämpfen und unmöglich zu machen. Selbstverständlich verfolgt Matuskik diese Organisation, die es zustande brachte, daß er von Graz verschwinden mußte. Er wird auch van hier weichen müssen, wenn die Staatsanwaltschaft van Leoben eingreift, wie es sein soll und muh und nicht den Toten zum Schuldtragenden macht. Vom Krachteiiinagazi» in Innsbruck, Siidbahn. Von Jahr zu Jahr werden die Verdienste der Magazinarbeiter vom Akkord immer kleiner, daß heißt, die Akkoroanten im Frachtenmagazin erhalten alljährlich vom Akkord immer weniger ausgezahlt. Nun wirft sich die Frage auf, wieso es kommt, daß bei dem von Jahr zu Jahr sich steigenden Güterverkehr, die Akkordprozente für Die Arbeiter geringer werden? Mit faulen Ausreden sucht man die Arbeiter zu beruhigen, indem man behauptet, der Verkehr sei schwächer als früher, der Zustreifdienst rentiere sich nicht mehr, ja man zahle sogar noch dabei drauf. Weiters schiebt man die Schuld aus die vielen Ganz- und Halbakkordanten, u. s. w. Wer die Sache jedoch länger und besser kennt, der weih, was er von diesen Redensarten zu halten hat. Nehmen wir als Beispiel den Zustreifdienst und untersuchen hier einmal, wo der Fehler stecken könnte. Unter dem früheren Magazinmeister Nacht-bauet hat sich der Zustreifdienst stets rentiert, ja sogar Ueberschuß wurde erzielt. Der verstorbene N a ch t fi a u e r, obwohl er nur Unterbeamter war, hat den Fuhrwerkdienst in jeder Beziehung zu leiten verstanden. Nachtbauer war den ganzen Tag hinter den Fuhrwerk her, er kannte jeden einzelnen und wußte auch was der einzelne bei praktischer Ausnützung leisten kann. Er wuhte schon in aller Frühe, welche Waggon und Koli jedem einzelnen zugeteilt werden, desgleichen war feine Einteilung beim Zutransport eine mustergültige. Wenn sich der Zustreifdienst rentieren soll, so sind dies die Hauptmomente, die jederzeit berücksichtigt werden müssen. Der Posten des verstorbenen Nachtbnucr ich gegen- • wärtig von einem Beamten W c i t l a n n c r besetzt, der sich zu allen früher eignen würde, als auf diesen Posten. Am besten würde sich Herr Weitlanncr als Fremdenführer für die Gasthöfe in Innsbruck und Umgebung bewähren. Herr W e i t l a n n e r kommt wohl des Tages einigemal ins Magazin, aber nur um sich zu erkundigen, ob der Herr kaiserliche Rat S c i d l e r oder der Magazinchef Herr M a n g u t s ch nach ihm gefragt haben. Was, wer und wie im Frachten» magazin gearbeitet wird, ist den W e i t l a n n e r Nebensache. Im besten Falle wartet er in der Zeit zwischen 8 bis 10 Uhr vormittags auf den Herrn kaiserlichen Rat und begleitet denselben von oer Nord- zur Südseite, um danu so schnell wie möglich im Gasthaus auf ein paar Viertel zu verschwinden. Sonderbarerweise wird bei diesem Morgenspazier-gang meist über die Fähigkeiten der einzelnen Arbeiter gesprochen. Die „wahrheitsgetreuen" Daten über die Qualifizierung der Arbeiter liefert der bekannte Magazinaufschcr P. Wieser, der die Arbeiter nicht nach ihren Leistungsfähigkeiten, sondern nach der politischen Zugehörigkeit behandelt und beurteilt. W i e s e r ist Agitator für den Rcichs-bund und hat sich zu diesen Beruf den Magazindicncr Josef R e i t m e i e r und den Ladcschcinschrciber Franz Fritz als Zutreiber ausgenommen. Die neueintretenden Magazinarbeiter werden einfach in die Kanzlei des Magazinaufschers W i e s e r gerufen und dort von R c i t m c i e r und Fritz so lange bearbeitet, bis sic ihre Einwilligung und Unterschrift für den Rcichsbund abgcben. Tatsache ist, daß jene Arbeiter, die sich durch die Versprechungen der beiden Zutreiber Reitmeier und Fritz übertölpeln ließen, im Frachtcnmagazin sich keineswegs anstrengcn und doch dabei als fleißige und verwendbare Arbeiter qualifiziert werden. Die wirklich fleißigen und ehrlichen Magazin-arbeitcr werden von Wieser als faule, unverläßliche .Kerle bezeichnet. Wir sind in der Lage nachzuweisen, daß Leute, die in Wirklichkeit der Bahnverwaltung sehr wenig Dienste geleistet haben, jahrelang als Ganz- und Halbakkordanten geführt wurden und heute einen definitiven Dicnstpostcn bekleiden. Und dieser Vorgang wird auch heute noch geübt. Wir verweisen hier beispielsweise nur auf den Arbeiter Alois Ru pp rechter, der das ganze Frühjahr, Sommer und Herbst als Gärtner verwendet wird, den Arbeiter Rudolf H ö 11 c r, der die Stelle des Hausknechtes und der Dienst-magt vertritt, und den Arbeiter Alberto F a z z i, der wiederum als Tischler, Maler und dergleichen angestellt ist. Diese drei Arbeiter beziehen ebenso wie die Magazin a r b c i t e r regelmäßig A k k o r d p r ä m i e n, trotzdem sie bereits das ganze Jahr private Arbeiten für Herrn M a n g u t s ch verrichten. Ob der Bezug der Akkordprämien an solche Arbeiter gerechtfertigt, erscheint, überlassen wir der gefälligen Beurteilung der Ver-kchrsdirektion der Südbahngesellschaft. Diese außergewöhnliche Verwendung der drei Arbeiter geschieht mit Wissen und Willen der Herren M a n g u t s ch und Weitlanncr und des Magazinaufschers Wieser. Uns wundert nur, daß der Herr kaiserliche Rat S c i d l e r sich von solchen Leuten direkt hintergehen läßt. Würde dem Treiben des Wieser und Weitlanner eine größere Aufmerksamkeit zugewendet, so wäre die Herrlichkeit dieser beiden Helden ein frühzeitiges Ende gemacht. Ausbeutung der StellwerkSbcdiensteten bei der Aussig-Teplitzer Eisenbahn. Die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft bei der A. T. E. tritt besonders kraß bei den Stellwerks-wartern hervor. Von Türmitz bis Dux befinden sich in allen Stationen bei den Stellwerken anstatt drei Personen deren nur zwei. Das heißt, in jeder Station sind zwei Stellwerke, in denen zusammen sechs Personen sein sollten, aber nur fünf sind. Diese fünf Personen müssen einfach im Dienst die sechste Person ersetzen. Das bedeutet für die Bediensteten mehr Arbeit, für die Unternehmung aber mehr Profit. Rechnet man, daß ein Stellwärter 1600 Kr. Jahresgchalt bekommen sollte, so ist es für die Direktion, die auf der Strecke von Türmitz bis Dux acht Bedienstete erspart, ein Mehrprofit von 12.800 Kr per Jahr. Auf der Strecke von Dux bis Komotau ist es noch schlechter, weil da in jedem Stellwerk ein Mann fehlt. Nun haben diese Stelkwerksbedicnstetcn keineswegs einen einfachen Dienst. In den meisten Stationen münden Schleppreise von den verschiedenen Schächten und Fabriken ein oder ans. Es gibt sogar Stellwerksposten mit drei bis vier Nebenlinien. Dabei muß der Hauptstreckenverkehr beaufsichtigt werden und ebenso auch der Verschubdicnst in den Stationen Nimmt dies schon voll und ganz die Bediensteten in Anspruch, 'so haben sie noch nebenbei die Sperrschranken zu bedienen, deren es oft zwei, drei, ja sogar vier gibt, wie zum Beispiel in Karbitz. Zu dieser Tätigkeit kommt die große Verantwortung, der diese Kategorie von Bediensteten unterliegt. Ein Fehlgriff beim Stellen der Wechsel und das größte Unglück kann geschehen, besonders dann, wenn cs recht eilig zugeht. Daß zu einer solchen Arbeit Ruhe und Sicherheit gehört, ist selbstverständlich. Bei dieser mtftrcnßcnben Arbeit ist es nur selbstverständlich, das; Die Bediensteten nervös werden. Hiezu trägt auch viel bei die übermäßig lange Arbeitszeit, denn eine Arbeitszeit von 18 Stunden, lvobei die ganze Nacht mit inbegriffen ist, kann nicht mehr als menschlich bezeichnet werden. Dazu haben die 'Stellwerkswärter von Dux bis Komotau im ganzen nur einen zwolfstündigcn freien Tag. Durch diese Zustände ist nicht nur die Gesundheit der Stellwerkswärter allein bedroht, sondern auch die des mit der Eisenbahn fahrenden Publikums. Es ist kein Wunder, wenn mitunter einmal die Geistesgegenwart eines solchen ausgebeuteten Bediensteten versagt und durch einen Fehlgriff ein schreckliches Unglück heraufbeschworcn wird. Die Eekektrifizierung der Kahlenberqbahn. Vor wenigen Tagen, am 6. August, ist seit der Erteilung der neuen Konzession an die Kahle n bcrgbahn gerade ein Jahr verstrichen. In dieser Konzession ist die Unternehmung verpflichtet worden, die Umgestaltung der Bahn auf elektrischen Betrieb binnen längstens zwei Jahren zu vollenden. Die Verwaltung der Kahlcnbergbahn hat nun seither ihre Vorbereitungen zur rechtzeitigen Lösung dieser Aufgabe getroffen. Vor allem hat sie den Kostenbedarf durch Aufnahme eines fünfzigjährigen Hypothekardarlehens von 1'2 Millionen Kronen be, der Oesterreichischen Zentralbodcnkrcditbank zu 4% Prozent mit einem Zuzählungskurs von 97'5 Prozent 6c« deckt. Gleichzeitig hatten die Studien für den bautcchnischen Teil der Aufgabe eingesetzt und vor kurzem sind sie auch schon beendigt worden. Die Kahlenbergbahn hat dem Eisenbahnministerium in den letzten Tagen das generelle Projekt für die elektrische Umgestaltung der Bahn unterbreitet. In diesem generellen Projekt, das nunmehr Gegenstand der Trassen-revision und vielleicht schon der Stationskommission zu bilden haben wird, sind auch schon alle jene Trassenänderungen berücksichtigt, wie sie der Uebergang vom jetzigen Zahnradbetrieb zu dem mit kleineren Steigungen rechnenden Adhäsionssystem mit elektrischem Betrieb bedingt. Weiter ist in diesem generellen Projekt auch schon die Trasse der Abzweigung zum Kobenzl berücksichtigt. Nach dem Stadium der Arbeiten dürfte übrigens wohl auch hinsichtlich einer anderen neuge-planten Strecke, welche die K a h l e n b e r g b a h n in unmittelbare Verbindung mit der E n d st a t i o n Grinzing der Städtischen Straßenbahnen bringen soll, die Trasse schon in naher Zeit festgestellt werden. Ein eigentümlicher Erlaß. Als Diener der Staatsbahn und insbesondere der Direktion Triest haben wir schon lange verlernt, von unseren staatsgrundgesetzlich gewährleisteten Rechten vollen Gebrauch zu machen; dennoch aber hat uns der neueste Ukas unseres dcrmaligen Direktors Galambos verblüfft. Der Ocffentlichkeit soll dieses Geistesprodukt nicht vorenthalten bleiben. Es hat folgenden Wortlaut: K. k. Direktion der Staatsbahnen in Triest. Zahl 106/2 Präs. Triest, am 81. Juli 1913. Dieustbefchl. Sämtlichen Bediensteten und Arbeitern des k. k. Bahn-bctriebsamtes in Görz Staatsbahnhof. Gegenstand: Die Versammlung des Verbandes der südslawischen Eisenbahner. Aus Zeitungsberichten habe ich entnommen, daß der Verband der südslawischen Eisenbahner für den 8. August 1913 eine Versammlung cinberuft, in welcher gegen das Vorgehen des Herrn Vorstandes des k. k. Bahnbctriebsamtes in Görz Staatsbahn-Hof, Inspektor Fr. Wieser, protestiert werden soll. Da mir insbesondere aus den Kreisen der Bediensteten und Arbeiter bisher weder schriftlich noch mündlich an den anbcraumten Audicnztagcn, die für alle Bediensteten und Arbeiter vorgesehen sind, Beschwerden gegen den vorgenannten Funktionär zugekommen sind, muß ich annehmen, daß der beabsichtigte Protest nicht aus den Reihen der Bediensteten beziehungsweise Arbeiter der k. k. Staatsbahn geplant wird. Sollte jedoch diese Voraussetzung nicht zutreffen, dann erachte ich es als meine Pflicht, das gesamte Personal auf die Bestimmungen des § 18 der Dienstordnung betreffend das Verbot der Verhetzung, Verhöhnung der Vorgesetzten rc. aufmerksam zu machen, ebenso aber den § 21 der Dienstordnung, der die Bediensteten auf den Dienstweg weist, in Erinnerung zu bringen. Hierauf mache ich mit dem Bemerken aufmerksam, daß sich jedermann, der anders Vorgehen würde, die Folgen selbst zuzuschreibcn hätte. Der k. k. Direktor der Staatsbahn: A. Galambos m. p. Was um Gotteswillen ist aber geschehen, daß Herr Galambos mit so schwerem Geschütz auffahren mußte? Eine Clowngesellschaft, welche sich bisher bei ihren Veranstaltungen nur durch marktschreierische Reklame bemerkbar machen konnte, fand wieder einmal daS Bedürfnis, von sich reden zu machen, um insbesondere ihren Schmierendirektoren die schon ziemlich lcdiertc Reputation aufzusrischcn. Die Gesellschaft, die unter dem Sammelnamen Verband der südslawischen Eisenbahner hauptsächlich bestrebt ist, Sammelbogen an Kapitalisten zu versenden, den Ertrag brüderlich zu verteilen und bei ernsten Bewegungen den ehrlichen Eisenbahnern in den Rücken zu fallen sowie Streikbrecher zu vermitteln, hatte es sich in den Kopf gesetzt, alles Nichtslawische aus dem Küstenland auszutreiben. Zu diesem gewerkschaftlichen Bedürfnis — die Bande will nämlich mit aller Gewalt eine Gewerkschaftsorganisation sein — bot ihnen der sattsam bekannte Vorstand und Exponent des Deutschen VolksrateS, Inspektor Wieser, die beste Handhabe, weil er, getreu seinem Allhcultum, die slowenischen Arbeiter ebenso schikanierte wie die Angehörigen der übrigen in Betracht kommenden Nationen. Um diesem idealen Treiben angeblich ein Ende zu sehen, in Wirklichkeit um für sich selbst Reklame zu machen, wurde für Sonntag den 3. August eine Protestversammlung einbe-rufcn und für dieselbe bis an die Grenzen Albaniens die große Trommel gerührt. Daß bei einem solchen Lärm das Gewissen des alten Sünders Galambos erwachen mußte, ist schließlich logisch, unlogisch aber ist die Annahme dieses famosen Herrn, der ernstlich zu glauben scheint, die seinerzeitigen Manieren seines Vorgängers und Lehrmeisters Borovicka wieder in Umgang bringen zu können. Der Mann, dem sichtlich das Erinnerungsvermögen bedenklich zu schwinden beginnt, erdrcist sich, auf den berühmten Dienstweg zu weisen, trotzdem er genau weiß, daß unter seiner weisen Führung schriftliche und gestempelte Gesuche größtenteils in den unergründlich tiefen Papierkorb der hohe» Tintenburg verschwinden oder jahrelang bei seiner rechten Hand, dem Oberinspektor Dr. Seemann der Erlösung harren. Nicht besser steht es mit den mündlichen Vorsprachen, und der auf diesem Wege eine Erledigung seiner Angelegenheit erstrebt, muß zumindest in der Haut eines vorsintflutlichen Esels stecken und über eine Tantalusgclduld verfügen. Es heißt das Personal direkt zum besten zu halten, die Bestimmungen der Dienstordnung bei jeder, auch der unpassendsten Gelegenheit in Erinnerung zu rufen, und wir würden Herrn Galambos schon empfehlen, dafür Sorge zu tragen, daß außer dem Mängelburcau auch die anderen Abteilungen bei Erledigung der Eingaben ein schnelleres Tempo enthalten. Auch der § 18 der Dienstordnung bietet dem Herrn die gewünschte Handhabe zur Knebelung der freien Meinungsäußerung, indem er sich auf den Storchstandpunkt stellt und sich dann selbst sowie der Ocffentlichkcit vorschwindelt, daß im Wilajet Triest alles in bester Ordnung ist. Daß das Gegenteil wahr ist, werden wir in Kürze Nachweisen, und Herr Galambos soll sich ja nicht eiubilden, daß er uns durch seine reaktionären Ukase ivird eine Maulsperre anhängcn können. Um jedoch jeder falschen Meinung schon im vorhinein den Boden zu entziehen, erklären wir ausdrücklich, daß wir im besprochenen Uebergriff des Herrn Galambos nichts sonst sehen als ein Produkt der segensreichen Tätigkeit der Talmiorganisation, genannt Verband der südslawischen Eisenbahner, die aber sonst nichts ist als ein würdiges Gegenstück zur Lügcn-Ertl-Organisation. Das verräterische Treiben dieser Gesellschaft zur Pflege der Dummheit hat nicht nur das Ein-bildungsvermögen des Herrn G a l a m b o s und seines Klüngels zur höchsten Entwicklung verholfen, sondern auch die Widerstandskraft der bedrückten Bediensteten derart zersplittert, daß die nunmehrigen Erscheinungen vollkommen erklärlich und natürlich sind. Die Eisenbahner aber werden hieraus ihre Schlüsse ziehen und vor allem dafür sorgen müssen, daß dieses unnatürliche Gewächs ehestens mit Stock und Stiel aus ihrem Territorium ausgerottet werden wird. Loküinolivsignalc bei der Einfahrt des Zuges. Die „N il r o d n i Politik a" meldet, daß ab Oktober dieses Jahres bei den Staatsbahnen wieder die frühere Hebung cin-gesührt wird, wonach die Lokomotive bei der Einfahrt in die Station ein Pfeifsignal zu geben hat. Das Signal wurde vor sieben Jahren abgcschafft, doch haben sich seither wiederholt Unglücksfälle in den Stationen ereignet, die auf das Unterbleiben des Signals zurückgeführt werden. Wiederum die Verhältnisse auf der Kaschau-Odcrberger-Eisenbahn. Haben wir in der vorigen Nummer de? „Eisenbahne r" auf die Verkehrsmisere unserer Dahn hingewiesen und Erwähnung getan, unter welch schwierigen Verhältnissen das im exkutiven Dienst stehende Personal ihren Obliegenheiten nachzukommcn gezwungen ist. wollen wir heute sowohl der Oeffentlichkcit als auch einem k. k. Eiscnbabnministerium den Nachweis erbringen, wie aktuell gerade unter der Aera v. P u l s k y die Forderung nach Vermehrung des Personals und einer Gehaltsregulierung geworden ist. Am besten hoffen wir, unsere Aufgabe dadurch zu lösen, wenn wir einige Vergleiche anstellen, und nachstehende Tabelle soll zur Aufklärung dienen, wie sich der Verkehr auf unserer Bahn (östliche Linie) von Jahr zu Jahr steigert. Monat Anzahl der Züge im Jahre 1911 1907 1909 1910 1911 Jänner . . . 1852 1800 1860 2008 2075 Februar. . . 1688 1591 1701 1903 1983 März . . . April . . . . 1775 1677 1734 1925 1902 . 1784 1654 1671 1885 1997 Mai ... . 1894 1795 1780 1848 2074 Juni . . . Juli . . . . 1820 1835 1822 1870 2085 . 1912 1862 1867 1879 2286 August . . . 1900 1842 1897 2009 2303 September . 1866 1871 1874 1980 2283 Oktober . . . 1728 1834 1944 2057 2241 November . . 1740 1857 2000 2025 2304 Dezember . . 1788 1854 2018 2089 2296 Summa . . 21716 21472 22168 23478 26829 Dieses Bild ist aber nicht vollkommen. Um sich eine genauere Vorstellung darüber machen zu können, wie sich die Anforderungen an jeden Bediensteten mehren, ist noch ins Auge zu fasten, daß die Belastung der Züge durchschnittlich um 15 Prozent erhöht wurde und so, als auch dadurch, daß beim Lastzugsverkchr die kleinen Maschinen durch große Maschinen ersetzt werden, so daß die Leistungsfähigkeit der Bahn enorm gestiegen ist. Erwähnen wir noch, daß gegenwärtig sämtliche Eisenbahnbrückcn verstärkt werden, um Sechs» kupplermaschinen mit Rücksicht auf ihren Achsdruck in Verkehr setzen zu können, welche Doppclmaschinen imstande sind, doppelt so viel Brutto zu ziehen als die jetzigen in Verwendung stehenden stärksten Lastzugsmafchinen HIgu, so wird sich jeder einen kleinen Begriff machen können, wie das Personal ausgebeutet wird, wenn man immer vor Augen behält, daß der riesig anwachsende Verkehr mit dem fast gleichen Personal-stand, also ohne Vermehrung des Personals und mit den nämlichen Verkchrsanlagen, das heißt, ohne daß die Stationen ausgebaut worden wären, bewältigt werden muß. Trotz diesen gesteigerten Verkehrs müssen noch immer 300 bis 400 Waggons, aus Preußen kommend, in Oocrbcrg über die Hilfsroute Marchcgg auf die Staatsbahn abgclenkt werden. Ist aus dem Gesagten zu ersehen, wie die Direktion bestrebt ist, die Leistungsfähigkeit der Bahn zu heben, und anerkennen wir in Herrn v. P u l s k h den tüchtigen Fach- und Geschäftsmann so beklagen wir anderseits, daß er sich als Leiter eines so rentablen Unternehmens gar zu wenig um die Lage der Bediensteten kümmert und die so wichtige Frage, der Pcrsonalfürsorge untergeordneten Faktoren überläßt. Dabei kann man sich keinen einsichtsloseren Personalrcfcrenten denken wie jenen bösen Schatten des Generaldirektors, der auf den Namen Nowotny hört. Den guten Willen zur Ausbesserung der Löhne und Gehälter scheint ja unser Direktor zu haben, nur dürfte er sich in der Einsicht des Verwaltungs-ratcs unserer Gesellschaft täuschen. Herr v. P u l s k y hat an kompetenter Stelle eine durchschnittliche 4prozentige Tariferhöhung auf Frachten und Eilgut durchgesetzt, um so die Taschen der Herren Aktionäre zu verschonen. Wir sehen also, daß eine Gehaltserhöhung bereits gedeckt ist, und wir meinen, daß wenn Herr v. P u l s k y sich die ernstliche Mühe genommen hätte, die Personalfrage zu lösen, er auch den Weg gefunden hätte, den bescheidenen Wünschen des Personals Gehör an maßgebender Stelle zu verschaffen. Es wäre nicht eine derartige Mißgeburt zutage gefördert worden, als welche die jetzt angekündigte Gehaltsregulierung, respektive die angebliche Gleichstellung der Bediensteten der K.-O.-B. mit den (Staatsbahnen angesehen werden muß. In einem der nächsten Artikel wollen wir das Ding kritisch beleuchten, das man die geplante Regelung der Bezüge nennt. Knopflochschmerzen von Eisenbahnern. In einem Wiener Tagblatt wurde, zweifellos von ciitcpt Eisenbahner, die FrcM, ventiliert, ob nicht die Eisenbahner/ die während der großen Truppentransporte einen anstrengenderen und verantwortungsvolleren Dienst hatten als in normalen Zeiten, mit einem Kreuz zu dekorieren wären, ähnlich jenen Militärpcrsoncn, die die Mobilisierung mitmachtcn. Es ist zu verwundern, daß cs bei den gegenwärtigen Zeiten noch Eisenbahner gibt, die keine anderen Sorgen haben. Die billigste Bedienstetenfürsorge wäre eine derartige Dekorierung allerdings. Aus den Amtsblättern. Die Ruhezeiten der im Fahrdienst beschäftigten Magazin- und Stationsarbeiter. Die für den Fahrdienst bestimmten Magazin- und Stationsarbeiter der k. k. Staatsbahnen litten in den letzten Monaten mit Rücksicht auf die planmäßig betriebene ErsparniSmcthode dadurch, daß die von ihnen geforderte Dienstleistung inklusive des Fahrdienstes weit über das Maß der körperlichen Kräfte, oft selbst bis zur vollständigen Erschöpfung sich steigerte, indem gegenüber diesen Bediensteten die Vorschriften über die D i e n st- und R u hege i t völlig außer acht gelassen wurden. Wir haben die diesbezüglich von den Vertrauensmännern der ZugSbeglciter uns allseits zugekoinmenen Beschwerden zusammengefaßt und sodann beim Eisenbahnministerittm interveniert, woraus sich dasselbe veranlaßt sah, mittels eines Erlasses die k. k. Staatsbahn-direktioncn anzuweiscn, das in den Vorschriften über die Dienst- und Ruhezeit bestimmte Maß der Ruhe und der Dienstdaucr auch gegenüber den im Fahrdienst befindlichen Magazin- und (Stationsarbeitern' aufrechtzuerhalten. Die k. k. Staatsbahndirektion der St. E. G. kommt bereits mit folgendem „D i e n st b e f eh l" auf diese Angelegenheit zurück: K. k. Direktion für die * Linien der Staatseisenbahngesellschaft D i e n st b e f e h l Nr. 116. Ruhezeiten der als Bremser verwendeten Arbeiter im Anschluß an die vorhergehenoe oder folgende Verwendung im Magazindienst. An alle Dienststellen des Verkehrsdienstes. Unter.Bezugnahme auf den Erlaß des k. k. Eisenbahn-ministeriumS, Z. 23.061/20 n, vom 17. Juni 1913 werden die k. k. Staatsbahndirektionen mit Rücksicht auf die vorgebrachten Beschwerden angewiesen, darauf zu achten, daß den zum Bremserdienst herangezogenen Magazin- _ oder Stations-arbeitern vor ihrer Wiederverwendung im Stationsdienst (Gütermagazin re.) eine der zurückgelegten Fahrdiensttour entsprechend bemessene Ruhezeit gewährt wird. Ebenso soll sich die Verwendung im Fahrdienst möglichst nicht unmittelbar an die Stationsdienstleistung anschließen, sondern sollen beide Dienstleistungen auch in diesem Fall durch eine entsprechende Ruhepause getrennt sein oder aber, falls dies in vereinzelten Fällen nicht möglich sein sollte, ist die „Gesamt-dienstleistung" (Stations- und Fahrdienst) auf das in den Vorschriften für die Bemessung der Dienst- und Ruhezeiten für Zugsbegleiter vorgesehene Ausmaß zu beschränken. Die k. k. Staatsbahndirektionen werden angewiesen, iu> Sinne dieser Direktiven vorzugehen. (Z. 32.129.) Wien, am 5. Juli 1913. Der k. k. Direktor: f. d. Paul m. p. Dem Sinn dieses Dienstbefehls nach werden auch in den Amtsblättern der anderen k. k. Staatsbahndirektions, bezirke derartige Dienstbefehle erscheinen. Korrespondenzen. Penzing. (Die autzcrtourlich c Beschreib»ng.) Wenn man in Wien I außer der Rangtour beschrieben werden will, mutz man seinen Dienst versehen wie zum Beispiel Weichcnstcllcrkontrollor Brunnhuber, der schon zum drittenmal auher der Rangtour beschrieben wurde, und zwar für seine besondere Dienstleistung. Die besondere Dienstleistung ist während seiner DicnstauSübung: Hnscnfuttcr suchen, Hascnstall reinigen, Hasen abschlachtcn, auSzichcn und nach Hause befördern. Wenn Herr Wejchenstellerkontrollor Brunnhuber solche Arbeiten zu verrichten hat, so sicht man ihn stundenlang nicht auf seinem Posten, außer der Herr Inspektor oder der Herr kaiserliche Rat ist in Sicht; dann hat ES auch Herr Brunnhuber eilig, sonst aber nicht. Wenn dieser bequeme Herr oft zu faul ist, so muß eventuell der Wächtersubstitut Hasen futtcr suchen gehen, es mutz derselbe während seiner Die u st au s-Übung auch Holz schneiden und solche' Wächtersubsti-tuten sind brav und fleißig bei Herrn Brunnhuber, weil Letztgenannter dieselben fest ausnützen kann. Und wenn Brunnhuber oft stundenlang nicht ans seinem Posten ist, wer schreibt dann die ein- und ausfahrcndc» Züge und die leer verkehrenden Maschinen in das Tclcphonbnch ein? Laut Dienstbefehl vom Bahnamt haben die Weichenstellerkontrolle die ein- und auSfahrcnden Züge und leer verkehrenden Maschinen in daS Telephonbuch cinzutrngcn. Wahrscheinlich müssen auch da die Wächtersubstitute den Weichcnsteller-kontrollor Brunnhuber in seiner Faulheit unterstützen. Betreffs der Qualifikation ist am Block [V sicher kein Block-signaldiencr außer der Nangtour beschrieben, wo dieselben entschieden in drei Stunden mehr Dienst leisten müssen als der Brunnhuber in seinen zwölf Stunden; dafür haben auch die Blocksignaldiener 30 Kr. und die Wcichenstcller-kontrollore 60 Kr. bekommen. Aus dieser Verteilung sicht man schon, mit welcher Weisheit das Bahnamt vorgcgangcn ist. Es ist auch schon vorgekommcn, daß ein Wächter während seiner Dienstausübung Kohlen geführt hat. Ob da nicht der Verdienst vom Kohlenfuhrwcrk mit Herrn Brunnhubcr geteilt wurde. Wir raten Herrn Brunnhuber, die Wächter bei ihren Dienst zu lassen. Wenn er Leute zum Hasenfuttcr-suchen und Holzschneidcn benötigt, so nehme er sich einen Taglöhner ans. Kritzendorf. (D i e n st j u b i l ä u nt.) Am 19. Juli fand in Herrn Bocks Gasthaus in Mördern zu Ehren des vierzigjährigen DienstjubiläumS der Genossen Johann S ch a n d l und Th. Brandtner eine von der Ortsgruppe Kritzen-dorf veranstaltete Jubiläumsfeier statt. Genosse Obmann Stumpf eröffnete um 8 Uhr abends die Feier durch Begrüßung der beiden Jubilarc. Genosse Swoboda begrüßte die Jubilare im Namen der Zentrale und Partei und knüpfte daran einen sehr gediegenen Vortrag, der sehr beifällig ausgenommen wurde. Von den Vertrauensmänner der Blocksignaldiener begrüßte in Vertretung des Genossen Sommerfeld Genosse Schotterböck die beiden Jubilare. Genosse G l u t i g überreichte im Namen der Ortsgruppe daS Ehrengeschenk in Form von Porträts der beiden Jubilare und stellte den Genossen S ch a n d l als leuchtendes Beispiel von unerschütterlicher Treue an die Organisation der Eisenbahner hin. Genosse Schandl hielt dann im Namen beider Jubilarc eine Dankrede. An dieser Stelle sei auch dem Genosten' von Horwath für die Verfertigung der Bilder sowie für den großartigen Vortrag der Dank der Ortsgruppe ausgesprochen. Die erhebende Feier schloß erst in den frühen Morgenstunden. Komotau. (K. k. Staatsbahn.) Vor Erhffnung unserer Landesschau wurde oft von der Erhöhung mit zwei, drei Mann des ZugbeglesiWftandes gesprochen, weil man die Personenzüge durch d»S vorhandene Lastzugpcrsonal nicht genügend verstärken kann, da ja bekanntlich cS bei letzterem schon durch zwei oder drei Jahre selbst an Verstärkung mangelt. Es war eben durch diese ' Zeit bei vier Lastzug-, und zwei Personenzugpartien nur ein einziger Reservist vorhanden, mit dem man selbstverständlich nicht alles decken konnte. Nun kam die, wie bekannt vom Herrn Abgeordneten Heine am 7. November 1911 im Staatsangestelltenausschuß vorgeschlagene Personalreduzierungskommission zur Einbringung der 38 Millionen, die wir wegen des, Verrates der Nationalen noch nicht bekommen haben, wobei auch unser Abgeordneter Pacher, Vertreter deS hiesigen Bürgertums, an diesem Verrat mitwirktc. Vor der letzten Wahl gebärdete er sich als Freund der Eisenbahner und lud diese zu einer Besprechung wegen der Verbesserung ihrer Lage ein. Nun ist, was niemand geahnt hat, geschehen, natürlich nur mit Einverständnis der hiesigen Stationsvertrctung. Ein Bremser, der regelmäßig Zug 1088 als siebenter Mann verstärkt hat, weil derselbe elf- bis zwölfhundert Tonnen befördert, und dann der einzige Reservist, von dem gesprochen werden kann, bei sechs Partien, wurden reduziert. Gewiß ein Fortschritt in dem deutschen Komotau, wenn man zwei Deutsche Bremser in die Station kommen und von dort wieder zwei zur Bahnerhaltung zurückkehren läßt. ES hat aber auch zu den Ereignissen der letzten Jahre in Komotau ein tschechischnationaler Bruder viel beigetragen, der so manchem deutschen Arbeiter hier den Posten unmöglich gemacht hat. Die Herren ReichSbündler, die Netter des deutschen Arbeiters, durften sich nicht erlauben, diesem Gesinnungslumpen, der tschechischnational organisiert und gleichzeitig beim Bund der Deutschen Böhmens war, an das Licht der Ocffentlichkeit zu bringen. Wenn man nun denkt, daß die ZugSpartien aus ihrer Domizilstation mit fünf bis sechs Mann doppelte und dreifache Züge zu fahren haben, dazu auf einer Strecke, wo 15 bis 18 Prozent zu bremsen ist, so weiß man, daß die Zwanzig-tonnenbremsen zu klein sind und es wären daher Vierzig-tonncnwagen notwendig, wenn die Züge gebremst sein sollten. Die Mampulationszüge sind laut Turnus mit sieben Mann zu fahren, waS man in Komotau aber jetzt nicht mehr beachtet. Vor kurzem mutzte ein Zugsführer auf ein Leichenbegängnis fahren; statt einem Substituten mußte die nächste Partie mit fünf Mann fahren, so daß derselbe Zug in Eisenberg Brutto stehen lasten mußte, weil das ganze Brutto nicht gebremst gewesen wäre. Kommt dann so eine auSgcschundene Partie von einer bereits zehnstündigen Dienstleistung von einem Manipulationszug nach Hause und braucht Zug 1018 Verstärkung, so heißt es: „Sie müssen heute Zug 1018 fahren und Zug 1051 morgen früh wieder zurück." Das ist eine ganz autzerturnusmäßige Tour. Trotzdem man bei den turnusmäßigen Touren einen mehr als zehnstündigen Durchschnittsdienst zu leisten hat, sind noch solche Extratouren zu machen. Macht dabei ein Bediensteter ein unwilliges Gesicht, wird er schon als Aufwiegler betrachtet. In der einzigen Nacht, die das Personal hat, mutz eS wieder um 4 Ilhr 30 Minuten am Bahnhof im Dienst stehen. In Teplitz W. angclangt, hat man eS erst seit Ende Juli für notwendig befunden, in die Kaserne ein Bett für die Verstärkung zu stellen. Bis dorthin konnte der VerstärkungSmann unter freiem Himmel logieren. In dör Station war kein Bett zu haben. Die vor der Abfahrt bestätigte UebernachtungSgebühr war bei der Auszahlung schon wieder gestrichen. Kommt das Personal um 7 Ilhr früh nach Komotau, kann eS da nach 27stündiger Dienstleistung zu Hause drei oder vier Stunden schlafen und muß um 1 Uhr gleich wieder in Dienst, und zwar in seine turnusmäßige Tour. Denn daß man in Komotau nach so einer Dienstleistung die gebührende Ruhe bekommt, gibt cS nicht. Verlangt man aber die gebührende Ruhe, kann man höchstens eine Reihe Grobheiten erfahren, lieber daS Bremsen der Züge sowie über die . Besetzung derselben soll in kurzer Zeit ein anderer Artikel folgen. Wir glauben, daß man wird daran-gehen mästen, diese AnSbeuterei des Personals ein wenig zu mäßigen und daß man dasselbe nicht mehr länger über den Turnus hinaus wird ausnützen können. Innsbruck. (K. k. Staatsbah n.) Am 8. August starb der Kondukteur Anton K r i st l c r im 31. Lebensjahr. Kriftler war ein äußerst pflichteifriger Kollege und ein treuer Anhänger unserer Organisation. Am 5. August fand das Begräbnis unter zahlreicher Teilnahme seiner Kollegen statt. Allen jenen, die sich am Leichenbegängnis beteiligt haben, wird auf diesem Weg der herzlichste Dank ausgesprochen. Jngerndorf. (E i s e n b a h n e r l o S.) Der Oberverschieber Josef Schäfer ist in der Nacht von Freitag auf Samstag den 9. d. M., beim Verschieben eines Lastzuges vom Trittbrett abgerutscht und unter die Näder des Zuges geraten, wobei ihm der Arm zweimal überfahren wurde. Bei den Zuständen, wie sie am hiesigen Bahnhof herrschen, ist eS geradezu ein Wunder, daß nicht noch mehr Unglücksfälle Vorkommen. Bei jeder Gelegenheit wird das Verschubpersonal reduziert, anderen Arbeiten zugeteilt, so daß die Verschub-Partien niemals vollzählig sind; die Arbeiten müssen aber auch für die Fehlenden gemacht werden. Man kann sich daher leicht vorstellen, welcher Schinderei das Verschubpersonal ausgesetzt ist. Diese müden, abgespannten Menschen haben den schweren und gefährlichen Verschubdienst zu versehen. Alle Bitten und Beschwerden des Personals finden keine Berücksichtigung. Es müssen erst einige Menschen verunglücken, bis man sich höheren Orts entschließt, durch Vermehrung des VerschubpersonalS den Verschiebern den Dienst ein wenig erträglicher zu machen. Wie überall im Staatsbahnbetrieb, so ist cS auch hier die verdammte Sparsamkeit, die den Arbeitern und Bediensteten, aber nicht den höheren Personen mit Goldtragen gegenüber in Anwendung gebracht wird und die derartige Unglücksfälle zeitigt. Würde man manchem Inspektor weniger fingierte Nachtdiäten zur Auszahlung bringen, und lieber das ohnehin überlastete Personal durch Vermehrung der Arbeitskräfte entlasten, so wäre das jedenfalls dem ganzen Staatsbahnbetrieb nützlicher. Lunbcnburg. (K. f. Nordbahn.) In der Station Göding sind gegenwärtig drei Reservebeamte stationiert. Zwei von diesen Herren sind durch ihre unrühmlichen Eigenschaften als Schuldcnmacher und Zuträger so ziemlich auf der ganzen Strecke bekannt. Doch trotz aller Wahrnehmungen erfreuen sich diese zwei Herren einer auffallenden Protektion von seiten des JnspektoratS und werden stets nur in die nächste Nähe ihrer Domizilstation auf Substitution geschickt. Während zum Beispiel Olmützer Reservebeamte bis nach Leopoldau abdirigiert werden, vertreten sie mit einer 10 Kr. täglicher Diät Personenkassen, die kaum 3 Kr. täglichen Umsatz haben. Nach lltägiger Dienstleistung werden diese Herren sofort in eine andere nahegelegene Station abdirigiert, damit sie aus den vollen Diäten nicht herauskommen. Schon von zwei Jahren wurden die Lundenburgcr Beamten aus diesem Grunde beim Jnspektorat vorstellig und die in dieser Richtung gepflogenen Erhebungen ergaben ein befremdendes Resultat über die so vielfach zitierte Ausgabenwirtschaft. ES wurde nachgcwiesen, daß der Offizial Galbavi zum Beispiel im Durchschnitt mehr Diäten bezieht, als ein Verkehrskontrollor. Ein Wandel wurde jedoch nicht geschaffen. Unwillkürlich drängt sich die Frage auf: Zu wessen Gunsten? Um endlich den mannigfachen Beschwerden ein Ende zu machen, wurde Offizial Galbavi nach Lundenburg versetzt, wo er zum erstenmal während seiner Laufbahn als Bahnbeamter hätte arbeiten solle». Er mußte nach Lundenburg abgehcn, aber beileibe nicht übersiedeln und so wurde zum erstenmal daS Präjudiz geschaffen, daß ein Bediensteter, dem in seiner neuen Domizilstation eine Naturalwohnung zugewicsen wurde, in der Naturalwohnung seiner vorigen Station weiter wohnen darf, obwohl kein Grund hiefür vorhanden ist, für die Direktion nämlich — denn für Offizial Galbavi besteht ein ganz gewichtiger Grund, die Naturalwohnung in Lundenburg nicht zu beziehen. In Göding bekommt er nämlich gegen 750 Kr. von dem Quarticrgeld Herausbezahlt und daS möchte sich der Herr nicht entbehren lasten. Wieder drängt sich die Frage auf: Wer partizipiert daran, daß Herrn Offizial Galbavi, der in Lundenburg stationiert ist, die Bewilligung erteilt wurde, sich die Naturalwohnung in Göding zu belassen und daß er diese den Bediensteten niederer Kategorie entzieht, obwohl in Lundenburg kein WohnungSmangcl besteht? Sind diese Vorgänge der Direktion bekannt und sanktioniert sie dieselben? Stivvgl. (Unglück 8 fal l.) Aus Wörgl wird uns nachstehender trauriger Fall mitgeteilt: Am 4. d. M. stürzte der Lokomotivführer der k. k. Staatsbahn Genosse Franz LukaS von der Eissteindwand am HennerSberg ab und blieb mit zerschmetterten Gliedern tot liegen. Am folgenden Tage wurde die Leiche von Eisenbahnbcdicnstcten aufgefunden. Die Organisation hat durch den Tod des Genossen Franz Lukas einen schweren Verlust erlitten. LukaS, der Obmann der Ortsgruppe II des Rechtsschutz- und Gewerkschaftsvereines war, war nicht bloß ein überzeugter, sondern ein eifriger, auf-opferungswilliger Parteigenosse, an dem alle Parteiangelegen-heiten einen verständigen Berater fanden. In letzter Zeit wendete er sich als Obmann mehr den Eiscnbahnerangclegen-heiten zu. Alle Parteiveranstaltungen fanden an ihm einen fleißigen Mitarbeiter. Unzmarkt. Der Bahnwärter I. K. erlitt am 6. März I. I. einen Unfall. Seit dem Unfall spürt derselbe Schmerzen in der Leistengegend, Er meldete dies sofort dem Herrn Bahnmeister Wist er und dem Herrn Bahnarzt Dr. B a u d i s ch, welche den Unfall protokollarisch aufnahmen. I. K. mutzte sich wiederholt krank melden und wurde von seiten des Bahnarztes wie auch von feiten seiner Vorgesetzten als Simulant erklärt. Am 9. Juni ersuchte I. K. um gründliche Untersuchung und wurde am 20. Juni von Herrn Chefarzt Dr. Karl Mayer untersucht. Beide Acrzte fanden alles in bester Ordnung. Am ' 25. Juni wurde I. K. aufgefordert, den Dienst sofort anzu-treten, da ihm nichts fehle. Auf das hin ging er am 26. Juni in den Dienst, mußte sich aber am 27. Juni wieder krank melden und verlangte sieb ins Spital. Am 28. Juni erhielt I. K. die Spitalanweisung samt Freifahrschein und wurde am 29. J"ni im Stephaniespital in Leoben ausgenommen. Zum Erstaunen konstatierte schon der Krankenwärter beim Baden einen Leistenbruch. Ebenso der Primararzt Doktor Gneiner. Am 30. Juni erhielt I. K. von der t. k. Staatsbahndirektion Villach ein rekommandiertes Schreiben ins Spital mit der Aufforderung: Den Dien st sofort anzutreten, da sonst nach § 28 der Dienstordnung vorgegangen >v i r d. Am 6. Juli verließ I. K. mit einem Bruchband ausgerüstet das Spital und trat am 7. Juli den Dienst an. Am 14. Juli ersuchte I. K. um neuerliche Auf. nähme des Unfalles, worauf ihm Dr. Baudisch antwortete: „Er sei jederzeit bereit, einem Menschen zu helfen, aber nur keinen Schwindle r." So kann man sehen, wie es mit einem Menschen aussieht. Trotzdem gute Beweife vorhanden sind, Gezeichnete er noch I. K. für einen Schwindler. In einem solchen Fall ist cS kein Wunder, wenn ein Mensch verzweifelt und in seiner Aufregung manches im Dienst übersieht, wodurch sehr leicht Menschenleben gefährdet werden könnten. Auch Herr Bahnmeister W i st c r wird ersucht, sein gehässiges Benehmen gegen einzelne Untergebene zu unterlassen und nicht falsche Berichte an die k. k. Bahnerhaltungssektion Friesach einzusenden, denn sonst müssen wir ihm der Ocffentlichkeit übergeben und dann hilft ihm weder der Oberbauarbciter P lick ne r noch viel weniger Fussi. Allen übrigen Kollegen rufen wir zu: Hinein in die Organisation, damit sich solche Zustände nicht wiederholen. Bruck an der Mur. Das Personal der hiesigen Station verliert durch die Versetzung des Verkehrskontrollors Herrn Inspektor W a l l n e r einpn humanen, sozial empfindenden und objektiven Vorgesetzten. Trotz seiner sozialen Stellung, welche ihn als Ankläger und Richter zugleich über das Personal stellte, war er stets bestrebt, durch moralischen Einfluß und, wenn auch barschen, jedoch gutgemeinten Ermahnungen, alle durch den Dienst entsprungenen Dissonanzen auSzu-gleichen in der richtigen Erkenntnis, dah durch drakonische Maßregeln und empfindlicher Geldstrafen daS Personal erbittert und mürrisch wird. Mit dem herzlichsten Dank für die uns eutgegengebrachte Liebenswürdigkeit und menschliche Rücksichtnahme wünschen wir ihm in seinem neuen Wirkungskreise das allerbeste. Schreckenstein. In der Nummer des „Deutschen Eisenbahner" vom 1. August ist ein Artikel enthalten, durch welchen eine Notiz unseres Blattes vom 1. Juli abgewehrt werden soll. Da dieser Artikel eine ganze Anzahl Beschimpfungen und anonyme Verdächtigungen enthält und außerdem von einer gemeinschaftlichen Arbeit gesprochen wird, so wollen wir ausnahmsweise diesem Artikel eine Erwiderung folgen lassen, wobei wir betonen, daß wir unsere Notiz im „Eisenbahner" vom 1. Juli voll und ganz aufrecht halten. Wer nämlich charakterlose Menschen als Vertrauensmänner wählt, muß es sich auch gefallen lasten, daß deren Eigenschaften einer Kritik unterzogen werden. Ohne in den Ton zu verfallen, in welchem der genannte Artikel verfaßt ist, weisen wir ganz entschieden die darin enthaltenen anonymen Verdächtigungen zurück. Wenn tatsächlich daS eine oder das andere unserer Mitglieder eine unkorrekte Handlung sollte begangen haben, so steht cs jedem frei, gegen dasselbe die Anzeige zu erstatten. Dabei bleibt aber die Frage offen, ob dieses nicht auch gegen einzelne Mitglieder des Rcichsbundes möglich wäre. Unser Bemühen war stets, die Mitglieder nicht nur dazu zu erziehen, daß sic ihre Rechte fordern,, sondern daß sie auch ihre Pflichten erfüllen. Wir bezweifeln sehr stark, ob diese Erziehungsarbeit von den derzeitig maßgebenden Vertrauensmännern des Rcichsbundes jemals so ernst genommen wurde. Wenn in dem Artikel weiter von gemeinsamer Arbeit gesprochen wird, so erwidern wir, daß wir jederzeit auf dem Standpunkt gestanden haben, auch den politischen Gegner zu achten, und so weit cS unsere Prinzipien zulassen, mit diesem auch gemeinsame Arbeit zu leisten; vorausgesetzt, wenn cS dessen Charaktereigenschaften zulassen. Ent ^ schieden weisen wir aber eine gemeinsame Arbeit mit Leuten zurück, die sich bewußt als Werkzeug einer anderen Klaffe ge brauchen lasten, die öffentlich erklären, daß sie morgen Sozialdemokraten würden, wenn sie davon einen materiellen Vorteil hätten, die charakterlos die Ehre ihres Standes schon wiederholt mit Füßen getreten haben. Diesen Leuten sprechen wir daS Recht ab, sich als Schützer der Ehre ihres Standes aufzu werfen und von Anständigkeit zu reden. Mit diesem Urteil halten wir gegenüber dem derzeitigen Obmann der hiesigen Ortsgruppe des Rcichsbundes und dem Schützling deS verstaut lichten Abgeordneten Kroy nicht zurück, weil er auch zu den Menschen gehört, mit dem man sich nicht auf eine gemeinsame Arbeit einlasten kann. Sollten sich diese Leute aber den Ton der „Aussig-Karbitzer-VolkSzeitung" angewöhnen wollen, wie es nach dem letzten Artikel den Anschein hat, so wird man einfach dieselben Mittel anwenden, wie sie bei der „Aussig Karbitzer-Volkszeitung" angewendet wurden, um eine solche Person vom Schauplatz der öffentlichen Tätigkeit verschwinden zu lassen. Bischofshofen. Der Adjunkt Sch w e i g e r kann in feiner Parteigehässigkeit cS sich nicht versagen, über Genossen hämisel-e Bemerkungen in der VerkehrSkanzlei zu machen. Er mag sich mehr um die Dienstkommandierung als um die Parteizu gehörigkeit der einzelnen Bediensteten kümmern. Will er mit uns einen Strauß wagen, dann mag er einmal in eine öffent liche Versammlung kommen, dort ist der geeignete Ort, Partei anschauungen zu vertreten. In der VerkehrSkanzlei mag er mit seinen Bemerkungen vorsichtiger sein. Wir sind nicht gewillt, uns vom Adjunkten Schweiger derartige Dinge bieten zu lasse». Graz, StaatSbayn. i.H e i z h a u S l e i t u n g.) Die Zustände im Heizhaus sind schon nicht mehr zu ertragen, seitdem der Maschinenoberkommissär M o rave tz alS Stellvertreter von Villach hiehergekommen ist. Herr Moravetz verfährt mit dem Personal wie mit Schulbuben. Bei der Schulung des Personals, welche monatlich stattfindet, benimmt er sich sehr herausfordernd. Vielleicht glaubt er, daß sich doch hie und da einer so weit vergessen würde, ihm eine gebührende Antwort zu geben, waS dem Personal nicht zu verdenken wäre, damit er dann demselben wegen subordinationswidrigem Benehmen eine Disziplinarberhandlung aufoktroyieren kann. ES kann ihm keiner deutlich genug Antwort geben, daß er cS begreift oder versteht. Wahrscheinlich will er vom Personal erst etwas lernen, denn eS hat ganz den Anschein, daß er überhaupt noch nicht viel Schule, beziehungsweise Vorträge gehalten hat, denn solch einen Schulbeamten hat Graz noch nicht gehabt. Gegenstände, wie zum Beispiel Mobilisierungsvorschriften, wenn sie Schulgegenstand sind, muß er erst selbst nuS den Instruktionen herauSlesen, um eS dann unerläutert herzumurmeln. Diese Vorschriften hat daS Personal unter dem Herrn Ingenieur Breda und Fritsch sinnreich gelernt, daher Herr M o rave tz zu diesen Herren erst in die Schule kommen sollte. Auch in technischer Beziehung befindet sich Herr Moravetz noch auf schwachen Füßen, denn sonst könnte er nicht Dinge behaupten, die in sehr starkem Widerspruch mit der Technik stehen. So brach einem Lokomotivführer der Serie 229 während der Fahrt der Niederdrnckschieber infolge des Brechens einer Beilage, welche in den Einströmungskanal kam. Dieser Herr-Techniker schrie im Heizhaus mit dem Führer und Maschinenmeister, daß cS so etwas nicht gebe, Ursache sei, daß der Führer die Steuerung nicht behandeln könne, denn der Schieber müsse in Del schwimmen. Auch wollte er das Stück vom Schieber-Haben. Ein Schlosser erklärte ihm, daß das Stück schon längst durch den Rauchfang in die Luft expediert wurde, worauf er erwiderte: „Das gibt es nicht, das Stück mutz heraus." Der Schule wohnt auch stets der Jngenieuradjunkt Schubert bei. Nicht nur, daß dieses .Herrlein das Denunzieren aus dem ff versteht, will er auch noch die inhumane Behandlung des Personals von Moravetz lernen, um gleich als Zeuge für diesen zu fungieren, Ivenn sich etwa einer vom Personal zu einer-sachlichen Aeußerung hinreihen ließe. Auch das Essen scheint diesem Adjunkterl bei den Führern schon ein Uebermut zu sein, sonst könnte er sich nicht erlauben, solches anzuordnen, wie nachstehendes zeigt: Ein Führe«: hatte von 3 Uhr 40 Minuten früh Dienst, Zug a, dann Reserve bis 1 Uhr mittags und Schlachthausfahrt 1 Uhr 45 Minuten nachmittags. In der Zeit von 1 Uhr bis 1 Uhr 45 Minuten sollte er, anstatt zu essen, über Anordnung des Adjunkten mit dem Oberheizer Werk-stättenverschub leisten. Der Herr Adjunkt wurde darauf aufmerksam gemacht, daß das Maschinenpersonal ja auch etwas zu essen haben muh. Schubert erwiderte:„„Wenn der Führer am Nachmittag vom Schlachthaus zurückkommt, kann er effen genug." Also von 3 Uhr 40 Minuten früh bi« 3 oder 4 Uhr nachmittags braucht das Lokomotivpersonal nichts zu essen. Warum gehen denn Sie, Herr Adjunkt, mittags 12 Uhr zum Essen, wo Sie doch erst um 8 Uhr früh in die Werkstätte kommen und erst gefrühstückt haben? Nun, Moravetz und Schubert paffen sehr gut zusammen, daher Herr Moradetz in der Schule auch Wörter fallen Iafet, wie: .Ihr wollt Unter, beamte sein? Verlangen, da» könnt ihr, in 14 Tagen kommt ,hr wieder und wenn ibr nicht mehr wißt, könnt ihr euch bte Folgen selbst zuschreiben. Ein Führer, welcher erst zwei Tage im Besitz der neuen Signalordnung war und dieser zwei Tage Dienst hatte, fragte Herrn M o r a v e tz um die Erneuerungen. Dieser erklärte jedoch, er habe diese noch nicht durchgelesen. Herr Moravetz fragte auch die anderen Führer, die ihm das gleiche sagten. Dann kam er wieder auf den ersten Befragten, von dem er die Erneuerungen wissen wollte. Dieser wieder erklärte, daß bei diesem Turnus und nachdem er noch nicht frei war, er cS noch nicht lernen konnte. (Erster Tag von 8 Uhr 40 Minuten früh bis 3 Uhr 30 Minuten nachmittags, zweiter Tag von 6 Uhr früh bis 10 Uhr 40 Minuten nachts.) Als dieser Führer vom Turnus sprach, fiel ihm Moravetz ins Wort: „Also, einen haben wir schon und einen werde ich mir noch suchen; denn es wollen zwei Führer nach Graz und bte müssen auch Herkommen." Bemerkt wird, daß der Herr HeizhauSleiter jetzt auf Urlaub war und Herr Mora-de h sich eii'bildete, mit dem Personal berumspringen zu können, wie er will. In erster §inie hat Herr Moravetz die Erneuerungen in den Instruktionen zu erklären oder er soll einige Tage warten, bis der freie Tag zum Lernen gekommen ist. Es ist daher kein Grund zu einer eventuellen Versetzung vorhanden. Wahrscheinlich hat Herr Moravetz irgendwo in einem anderen Heizhaus ein paar Zuträger, die er hier in Graz brauchen könnte. Wollen Sie sich, Herr Mora-v ctz, die Dienstordnung etwas bester vor Augen halten, wo auch darinnen steht, wie ein Vorgesetzter gegenüber seinen Untergebenen sein muß, daß er in wohlwollender Weise auf das Personal einzuwirken hat. Wir ersuchen daher, Herr Heizhaus- und Wcrkstätlenlciter, die Schulung mit uns persönlich zu halten und den Herrn MoraveK zu belehren, baß er da» Personal anständig behandeln müsse. GSrz. (Sübbah n.) Ein herzliches Lebewohl ruft das gesamte Personal der Station Görz-Südbabn dem afi 1. August 1913 nach Wien versetzten Herrn Oberrevidentku Billifich nach. Durch die Versetzung dieses Beamten hat da? Görzer Südbahnpersonal einen tüchtigen und gerechten Vorgesetzten verloren. Herr B i l I i s i ch war infolge der hier in Görz herrschenden Paschawirtschaft gezwungen, feine Versetzung nach Wien anzustreben. Wir werden in einer der nächsten Nummern einiges darüber berichten. Graz. (BranddesPostbeiwagensdcsTriest-Wiener PostzugeS.) Als am 11. August um 9 Uhr to Minuten abends der von Triest kommende Postzug am Südbahnhof in Graz eintraf, bemerkte man, daß aus dem als dritten Waggon fahrenden Postbeiwagen, der ungefähr 1000 Stück Postpakete für die Strecke Triest-Wien enthielt, dichter Rauch qualmte. Der auf dem Perron postierte Sicherheitswachmann telephonierte sofort an die städtische Telephonzentrale, die Großfeuer alarmierte, woraus aus den Rüsthäusern die » für Großfeuer bestimmten Dampfspritzeulöschzüge ausfuhren. Mittlerweile hatte die Löschaktion der Bahn- und Bahnhofpost-bedieiisteteu eingesetzt. Als der Postbeiwagen geöffnet wurde, schlugen Helle Flammen heraus. Der brennende Wagen wurde sogleich nächst der nördlichen Ausfahrtsstelle zum Hydranten gebracht, fo daß es bald gelungen war, die Flammen zu ersticken. Die halbe Postsendung dürfte den Flammen zum Opfer efallen sein, während der größte Teil der anderen Postpakete urch die Löschaktion Schaden nahm. Der Postbeiwagen wurde ausgeräumt und die zum Teil angcbraunten Pakete auf den Boden geworfen. Unter den Poststücken befanden sich Reife-lörbe, Pakete mit Wäsche, Kleider, Fleisch, Bäckereien, Wild, Sensen und viele andere Gegenstände. Die Poststücke werden in Graz einer Revision unterzogen und die nicht ganz vernichteten Poststücke an die Adressaten tvc.itcrbcförderi. Ein Teil der Poststücke war für Graz, der größte Teil aber für Wien bestimmt. FranzenSfeste. (11 n g I ü cf § f o II.) Am Montag den 11. August verunglückte an der Südseite des Bahnhofes in Franzensfeste der Verschieber Josef E s s i ch, indem er bei Ausübung seines Dienstes von einer fahrenden Lokomotive fortgeschleudert wurde. Der Fall war so unglücklich, daß Essich einen Schädelbruch und Verletzungen am Brustkorb erlitten hat. Der sofort herbeigeeilte Bahnarzt Herr Dr. Kacer leistete dem Verunglückten erste Hilfe und ließ ihn in das Ordinationszimmer bringen, wo er ihm einen Notverband anlegte und ihn mit dem nächsten Schnellzug Nr. 19 in das Krankenhaus nach Bozen überführen ließ. Bei dieser Gelegenheit bewies es sich wieder einmal, welche Wohltat es ist, daß wir einen Bahnarzt in Franzensfeste haben. Herr Dr. Kacer gab sich in anerkennenswerter Weise alle erdenkliche Mühe, die furchtbaren Schmerzen des Schwerverletzten zu lindern. Auch Herr Stationschef Nachbauer nahm sich teilnahmsvoll des Verunglückten an und stellte bereitwilligst für dessen Transport alles Notwendige zur Verfügung. Essich hat jedoch das Bewußtsein nicht mehr erlangt und ist schon um 3 Uhr nachmittags in Bozen gestorben. Billach. (U n g l ü ck s f a l l.) Ms am 10. August der Heizer der Südbahn Thomas R a s s i von einem Ausflug zu-rückkehrte, wollte er, um einen Umweg zu vermeiden, vorn Perron aus den kürzesten Weg über die Geleise einschlagen. Er überstieg einen leeren Personenzug und kam dann auf das Geleise, wo eben ein Gütereilzug einfuhr. Obwohl der Loko-motiv- wie auch der Zugsführer die Gefahr erkannten, konnte infolge der kurzen Distanz der Zug nicht mehr angehalten werden. Rassi wurde von der Lokomotive erfaßt und zu Boden geschleudert. Dem Bedauernswerten wurden beide Füße beim 'Sprunggelenk abgetrennt, weiters zog er sich am Hinterhaupt eine schwere Verletzung zu. Rassi, der unverheiratet ist, wurde nach Anlegung eines ÄotverbandeS ins Krankenhaus befördert. ®tt*. (EisenbahnunglL ck.) Ein furchtbares Eisenbahnunglück ereignete sich am 9. August auf der Strecke zwt-fchen Dux und Ullersdorf. Als der um 12 Uhr mittags verkehrende Güterzug von Dux nach Ullersdorf fuhr, wich der auf der Strecke beschäftigte Bahnrichter K u t s ch c r a demselben aus. AIS der Güterzug vorüber war, trat Kutscher« über das Geleise, auf dem soeben der Zug gefahren war, auf das Neben» geleife, wobei er wahrscheinlich keine Ahnung hatte, daß in diesem Moment auf dem zweiten Geleise gerade eine leere Maschine von Ullersdorf nach Dux zurückfuhr. Diese Maschine erfaßte Kutscher«, stieß ihn nieder und fuhr über ihn hinweg. Der Tod war sofort eingetreten. @itg»r, Südbahn. (Eisenbahnerlos.) Aus Sagor wird unS berichtet. Zwischen den Stationen Sava und Sagor der Südbahn wurde am 11. d. M um 6 Uhr 45 Minuten früh eine große Partie Oberbauarbeiter, die sich eben zur Arbeitsstelle begaben, an einer unübersichtlichen Stelle von den kreuzenden Zügen überrascht. Ein Arbeiter wurde vom Schnellzug Nr. 1 getötet, ein zweiter vom Personenzug Nr. 86 verletzt. Diese betoen Züge kreuzen normal in der Station Littai. An diesem Tage hatte der Schnellzug Verspätung und das wurde den atmen Leuten zum Verhängnis. An dieser Stelle ist das Dcfilce auf einer Seite durch eine Mauer mit Geländer über der Save, an der anderen Seite durch Felsen beengt, so daß es noch als Glück im Unglück zu bezeichnen ist, daß die schreckliche Katastrophe nicht mehr Opfer forderte. JnnSbrnck-Südbahn. (Unfall auf dem Haupt-bahnhaf.) Am 12. August ist auf dem Innsbrucker Haupr-bahnhof der Kondukteur Franz K o b l e r durch einen Sturz vom Wagen verunglückt. Man brachte ihn um Mitternacht in bewußtlosem Zustand mit bedenklichen Verletzungen ent Kopf und an den Armen auf die chirurgische Klinik de» Innsbrucker Krankenhauses. Kodier ist 80 Jahre alt und au» Oberösterreich gebürtig. Wie» III. (K. !. privilegierte Eisenbahn W i e n - A sp a na.) Da sich die Verhältnisse im Heizhaus fortwährend verschlechtern, sehen wir uns veranlaßt, die Heiz-hauSleitung aufmerksam zu machen, daß es unter solchen Umständen nicht mehr lange sortgehen kann. Die Heizhausleitung im Verein mit der Direktion hat eS verstanden, uns verschiedene Begünstigungen zu entziehen. Früher hat inan unS für die Zeit, da die Maschine im Heizhaus unter Dampf stand, wenigstens die Kohle verrechnet. Aber heute entzieht man uns nicht nur das, sondern wenn eine Lokomotive im Heizhaus steht, da wird stundenlang herumgefahren und verschoben, waS die engen Raumverhältnisse bedingen. Aber von einer Berechnung der Kohle ist gar keine Rede. Man hat uns von Station zu Station die Fahrzeiten verkürzt und die Belastungen erhöht, daß es beinahe unmöglich ist, ohne Strafe den Dienst zu leisten, wie er uns vorgeschrieben ist. Geldstrafen von 8 bis 6 Kr. sind an der Tagesordnung. Wenn irgendeine Verschlechterung bei den k. k. Staatsbahnen durchgeführt wird, ist sicher die Aspangbahn die erste, die das herausfindet. Ueber Verbesserungen aber setzt man sich stillschweigend hinweg mit dem Hinweis, daß die Aspangbahn ejne Kleinbahn mit Lokalbahncharakter sein. Das Prämiensystem ist schon derartig schlecht, daß man sich schämen muß, nur davon zu sprechen. Prämien von 5 bis 10 Kr. für de» Führer und von 60 H. bis 5 Kr. für de» Heizer sind an der Tagesordnung. Unsere Direktion sowie die Heizhausleitung möge sich doch endlich einmal vor Augen führen, daß wir nicht mehr zur Kategorie der Dampftramway gehören, wo man mit ein- oder zwei Wagen herumfährt, sondern schon eine größere Bahn sind und werden an das Personal dieselben Anforderungen wie an einer Vollbahn gestellt. Es bleibt nach unserer Anschauung nichts mehr übrig, entweder ?lbschafsung der Prämien und Pauschalierung ber-elben, und wenn das nicht,, eine durchgreifende Erhöhung der cstehcnde» Normen analog den k. k. Staatsbahnen. Den Lokomotivführern rufen wir zu, sich nicht wegen einem Korb Koble zu raufen und zu streiten, sondern die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen die notwendig sind, um einen besseren Prämienverdienst zu erzielen. Auperschin. (.Höchste Glückseligkeit.) Der Unter» Hosenverein der A.-T. E. hat in voller Wichs vor dem Herrn Eisenbahnmmister in Auperschin paradiert, am Nachmittag des 3. August. Und er hat Gnade gefunden vor den Augen des Herrn, wie aus folgendem Zirkular an die Mitglieder des Unterhosenvereines hervorgeht: Aussig, den 4. August 1913. Liebe Kameraden! Seine Exzellenz der Herr k. k. Eisenbahnminister Freiherr v. Förster war über die Begrüßung in Auperschin durch unseren Verein sichtlich erfreut und beauftragte mich, Euch, liebe Kameraden, den herzlichsten Dank für die zahlreiche Beteiligung bei dem Empfang bekanntzugeben. Ich freue mich, diesem Auftrag entsprechen zu können und bringe Euch diesen Dank zur allgemeinen Kenntnis. Mit kollegialem Gruß Verein der Unterbeamten, Diener und Arbeiter der A.-T. E.: Der Obmann: Schade. Und nun schlagen die Herzen der Untcrhosenvercinsmit-gtieder höher, für die Gelben der Aussig-Teplitzer Eisenbahn ist der Augenblick höchster Glückseligkeit erreicht: das Auge eines Ministers hat auf ihnen geruht und der hohe Herr war „sichtlich erfreut", sie zu sehen — kann sich ein Bediensteter der A.-T. E. mehr wünschen? Zwar müssen sie hungern, zwar sind sic elend bezahlt und werden dabei behandelt wie Sklaven, zwar hat man sie entmannt und zu willenlosen Automaten erniedrigt, aber was bedeutet Not und Sorge, Hunger und Sklaverei gegenüber der erhebenden Gewißheit, daß der Eisen« bahnminister sichtlich erfreut war, solche Automaten zu sehen und sogar herzlich dafür dankt, so viele gesehen zu haben? Wenn da schon nicht alle Mitglieder des Unterhosenvereines vor Entzücken außer sich sind, so doch wenigstens alle Macher und da ist cs begreiflich, daß sie an die paar unangenehmen Zufälligkeiten, die es leider auch bei diesem schönsten Tag im Leben der Gelben gab, gar nicht denken, nicht daran, daß ein mit der Medaille für 40jährige treue Dienste ausgezeichneter Eisenbahner, der von Seiner Exzellenz angesprochen wurde, dem Minister ziemlich deutlich zu verstehen gab, daß er froh wäre, wenn er von der Bahn nichts mehr wüßte; auch nicht daran, daß die gelbe Kapelle, die am Abend ein Konzert geben sollte, frühzeitig ausriß, weil es nicht genug Freibier gab. — Wer wird sich über solche Kleinigkeiten aufregen, wenn man die selige Gewißheit hat, noch den Enkeln erzählen zu können: „Der Minister hat mich angelacht und mir einen Blick zugeworfen I" Olmütz Brünn. (Strecke.) Die löbliche k. k. Bahnabteilung der Nordbahn in Olmütz scheint sich den Dienst eines Bahnwärters sehr idyllisch vorzustellen, wie der nachstehende kurze Ukas zeigt: „D. T. 592/1913. In auffallender Weise mehren sich die Zugsanstände und dürste dies wahrschein-l i ch daraus zurückzuführen sein, daß die Bahnwärter sich zu viel mit ihrer Ockoiiomic (Feldarbeit) befassen und ihre vorgeschriebene Ruhezeit verbrauchen. Die k. k. Bahnerhaltungssektion wolle Sorge tragen und auch den Herren Bahnmeistern den strikten Auftrag geben, das Bahnaufsichtspersonal zur anstandslose» Abwicklung (!) des Dienstes zu verhalten, damit Zugsanstänbe vermieden werden. Bahnwärter, die sich in dieser Beziehung'Nachlässigkeiten zuschulden kommen lassen, sind der empfindlichsten Bestrafung zuzuführeu. Unterschrift: Sauer m. p." Nur „wahrscheinlich" verschuldet der Bahn-Wärter Zugsanstände, weil er so gut situiert ist, daß er seine Ruhezeit zu Feldarbeiten verbraucht. Was müssen die Herren in Olmütz nur für Ansichten über die Lage eines Bahnwärters haben? Abgesehen von dem schülerhaften „Deutsch", in welchem der Ufas verfaßt ist. Aber der Inhalt des Ufas stellt die totale Unkenntnis der Olmützer Herren bloß, die nicht einmal eine ordentliche Untersuchung der Ursachen von ZugSanständen für notwendig erachten. Würden sic eine solche vornehmen, bann müßten sie doch barauftommen, baß bei 16stünbiger Dienstzeit unb bei stets brei nacheinanber im Dienst auf ber Strecke verbrachten Nächten so manche Zugsanstänbc um so mehr Vorkommen müssen, als sich ber Zugsverkehr immer mehr ver-bichtet, so baß ber Bahnwärter bie vollen 16 Dienst stunden gar nicht unter bas Dach kommt. Wie oft haben schon die Bahnwärter der Strecken Brünn» Prerau und Nezamislitz-©ternberg um Regelung ihrer Dienst- unb Ruhezeiten ange-sucht? Aber stets umsonst 1 Unb ba erlaubt sich jemand zu behaupten, baß ber Bahnwärter seine „vorgeschriebene Ruhezeit" zur Feldarbeit verbraucht! Ja, gewiß: bie .Herren in Olmütz, Wischau, Kojetein 2C. leisten keine Fclbarbcit, denn d i e brauchen es nicht; für die sind Cafös unb Kasinos gut genug. Und sind sie mal schlecht ausgeschlafen, bann benken sie höchstens noch an „empsinblichste Bestrafung" bcS Bahnwärters. Schönwald. (Ein konfus gewordener Stationsvorstand.) In der Station Schönwald ist ein Vorstand namens Sprinz, hei dem der Mensch auch erst beim Beamten anfängt. Herr Sprinz denkt aber nicht . Bediensteten yleich, sondern sucht sich nur jene au», welche ferner deutfchradifalcn Gesinnung nicht entsprechen. Als dieses Opfer hat sich Herr Sprinz den Genossen Hang/ ausgesucht. Diesem Genossen lauert er auf Schritt und Tritt auf. Er fallt wie eine Hyäne über ihn her. Der Herr Sprinz I®B*ui*rt über Genossen Hangl Anzeigen, die wohl zumeist nicht der Wahrheit entsprechen, aber doch Folgen haben. Unsere hohen Eisenbahnbehörden urteilen dahin, daß das, was ein Vorstand sagt, wahr sein mutz. Der kleine Bedienstte hat stets bte Konsequenzen zu tragen, auch dann, wenn die Anzeigen alkoholisierten Stimmungen durstiger Vorstände entspringen. Der Herr Sprinz hat es schon in Wolsramitzkirchen so gemacht, daß er oft bei später Heimkehr und wenn er gerabe nicht mehr ganz nüchtern war, bie Weichensteller kontrollierte und sie unnutz traktierte. So tut er dies auch jetzt in Schön» Wald. In Schönwald paßte ihm jetzt nicht, daß ein organisierter Weichensteller in der Station ist unb ber würbe bie Zielscheibe seines Wahnes. Der rote Huub, so nannte Sprinz beit Weichensteller, mußte nun büßen. Genosse Hangl suchte wegen dieser Bezeichnung um Klagebewilligung an, was scheinbar mit einer Versetzung beantwortet wurde. Durch unwahre Anzeigen wurden schon ber Familie des Genossen Hangt in Form von Strafen einige Laib Brot entzogen. Jetzt soll noch die Familie durch die drohende Versetzung gänzlich ruiniert werben. Genosse Hang 1 ist gewiß ein braver und fleißiger Bediensteter unb er yat es sich in Schouwald besonders zur Pflicht gemacht, keinen Anstand zu haben, da er dort sein altes, dort ansässiges Mutterl unterstützen konnte. Aber Herr Sprinz suchte sein Opfer und bas wurde Genosse .Hang l, der kein Kriecher und Speichellecker ist, sondern seinen Dienst machte und seine Rechte forderte. Genosse Hangt ist kein Trinker unb Nachtschwärmer. Er kennt nichts als seinen Dienst, seine Familie, unb was in Sprinzs Singen ein großes Verbrechen ist, seine Organisation, zu ber er sich offen als treuer Anhänger bekannte. Sollte Hangt wirklich ein Opfer ber Wut des Sprinz werben, dann wohlgemerkt, Sprinz, kommen auch wir, iiin mit Ihnen Abrechnung zu halten. Sie wissen selbst, daß Sie sehr viel am Kerbholz haben und wir werden rücksichtslos Vorgehen. Es sind schon anberc Großen gefallen unb wir versichern Sie, paß auch eine berartige beutschrabifalc Große zu Fall zu bringen sein wirb. Bis hieher also und nicht weiter! Versammlungsberichte. D6cr6nu(tr6eitcrbcrfntnmlunfl in Trieben. Bei ber am 8. August 1913 in Trieben stalfgcsunbcnen Oberbau-arbeiterVersammlung, bie einen sehr guten Besuch aufwicS, berichtete Genosse Göpshart über bie Verhanb-limgen bcS Arbeiterausschusses bcs DirekticmSbezirkes Villach. Er berichtete, daß sich die Staatsbahndirektion als nicht kompetent erklärt habe, betreffs der Arbeitszeit in den W i it 1 e r m o ii a t c tt bie alten, 17 Jahre in Geltung gewesenen Bestimmungen aufrechtzuerhalten, ba bies gegen bie neue, vom Eisenbahnministerium ausgegebene Arbeitsorbnuiig verstoßen würde. Die Einführung der L o h n z e 11 c l würbe als Sache ber Bahnerhaltuugssektionen bezeichnet. P r o v i-sionssondsstatutcn, T e i l n a h m s z e i t b e st ä t i-g u n g e n und Aufnah msfch eine sind von den Bahn-erhaltungSscktionen anzufordern und den Bediensteten auszufolgen. S o n n t a g s u r l a tt b c samt Freikarten wurden zngcsagt. Die Wächtersubstituten werden in Zukunft zwischen Arbeitszeit unb Dienstantritt sechs Stunden >> frei fein. Für den Bahnineisterbezirk Bärnborf-Gaishorn würbe eine Schutzhütte bewilligt. In bet, weiteren Debatte würbe Klage geführt, baß bie Cberbauarbctfer fchon von jeher stiefmütterlich in der Entlohnung behanbelt wurden. Der Referent besprach weiter sehr eingehend die auf den österreichischen Bahnen ftattgefunbenen Kämpfe und Bewegungen bcs Eisenbahnpersonals, bas Verhalten ber bürgerlichen Parteien unb nationalen Organisationen bei biesen Bewegungen, bie im Villacher Direktionsbezirk eingetretenen Verschlechterungen unb bie Wirkungen ber Teuerung. Schließlich erläuterte er bie Not-wenbigkeit bes Ausbaues bes Vertrauensmännersystem?. Die Versammelten folgten mit großer Aufmerksamkeit bem Referat unb zollten bcmfelben lebhaften Beifall. Penzing. Am 81. Juli fanb in Ribisch' Gasthaus eine massenhaft besuchte Versammlung ber Oberbauarbeiter statt, in welcher bie Genossen Sommerfelb unb Freisingcr über das Vertrauensmännersystem unb bic gewerkschaftliche Organisation referierten. Nach Schluß der imposanten Versammlung meldeten zahlreiche Oberbauarbeiter ihren Beitritt zur Organisation an. Polikka. Die Ortsgruppe Mährisch-Schönberg hielt hier am 21. Juni eine gut besuchte § 2-Versaminlung ab, wo über die Anstellungsfristen unb bie Qualifikationsbeschreibung lebhaft bebattiert würbe. Die von ben Mährisch-Schönbcrgcr Genossen vorgeschlagene Resolution würbe auch von ben Genossen ber Zahlstelle Policta gutgeheißen unb einstimmig angenommen. Gör,. (K. k. S t a a t s b a h n.) Das Werkstättenpersonal hielt am 14. Juni im Vcreinslokal eine stark besuchte Versammlung ab, wo bic Verhältnisse ber Heizhaus- unb Werkstättenarbeiter cirtgehenb besprochen würben. Trautenau. Die Trautenauer Zugsbegleiter versammelten sich am 1. August, um gegen bie Verlängerung ber Anstellungsfristen unb bic fortwäljrenben Verschlechterungen zu protestieren. Die Versammlung war sehr gut besucht unb würbe auch eine bicsbeziiglichc Resolution einstimmig angenommen. Mährisch-Ostrau-Oderfurt. Am 10. August 1913 tagte hier eine gutbesuchte Konferenz bcs Wagcnaussichtspcrsonals ber k. k. Nordbahn, in welcher Genosse Galle aus Wien über bie letzte Pcrsonalkommissionssitzung referierte. Ferner wurden auch die letzten Qualifikationen besprochen, gegen beren Ungerechtigkeit die Konferenz protestierte unb einstimmig bic Abschaffung derselben forcierte. Genosse Krischke, Administrator des „Ostrauer Volksblattes" sprach über bie Organisation unv forderte die Anwesenden auf, sich nur international zu organisieren. Aus den Organisationen. Wien X/2. Bei der am 12. August 1913 stattgefundenen ousjcrorbentlichen Generalversammlung würben nachfolgende Genossen in den Ausschuß der Ortsgruppe X/2 gewählt: Solomon Reiß, Obmann, Franz R i r ch nt a y c r, Matthias Kobs a, Stellvertreter; Rudolf Wenisch, Kassier, Franz Schippl, Stellvertreter; Johann Winkler, Schriftführer, tfranz Giebel, Stellvertreter; Leopold Praschak. Alois Lenauer und Johann Seemayer, Kontrollore; außerdem 11 Ausschussmitglieder. Sämtliche Zuschriften sind an den Obmann Salomon Reiß, X, Laxenburgerstraße Nr. 10, Tür 18 z.i richten, Geldsendungen sind an ben Kassier Rudolf W c n i j ch, X, Schrankenberggassc 26, 111/26, zu adressieren. Rudig. Als Subkassier für Rudig unb Umgebung wurde ®enojje Karl H r o m a d a bestellt. Derselbe ist berechtigt, me Monatsbeiträge zur Ablieferung an den OrSgruppcn-kasster entgegenzunehmen. Die betreffenden Mitglieder werden ersucht, die Beiträge allmonatlich bis längstens den 8. im Monat dem Genossen Hromada zu übergeben. Aspangbahn. Antrag für die Herbstsitzung der Personal-fionnnisfmn der ,E. SB. A. müssen, falls sie in die Eingabe anfgenommen werden sollen, bis 1. Septemer l. I. in den Händen der Exekutibe sein. Die Kategorievertranens-männer wrden daher aufgefordert, ihren Obligenheiten sofort nachzukommen und alle Anträge an die Adresse des Herrn Pctters zu senden. Karolinenthal. Am 7. Juli fand die außerordentliche Generalversammlung der Ortsgruppe K a r o l i n e n th a l statt, in welcher Genosse Jaroslav Swoboba.zum Obmann gelvnhlt wurde. Sämtliche Briefe für die Ortsgruppe Karolinenthal sind an die Adresse: Jaroslav Swoboda, kancelärsky sluha, 2iikov, ÖrebitskA ul. c. 8., zu senden. Oberleutensdorf. (S t e r b e k a s s e.) Am 6. August ist die Mutter des Genossen Eibnberge r gestorben. Sterbe-qu'olc per 80 Kr. wurde ausgezahlt. Sporitz. Mit 1. September 1013 wird Genosse Franz T i e t s ch, wohnhaft in Sparitz Nr. 130, die Obmannstelle übernehmen. Sämtliche Zuschriften sind an obige Adresse zu richten. Öpciita. Am 27. Juli 1913 fand die Generalversammlung unserer Ortsgruppe statt. Als Referent war Genosse S k o b e l aus Triest erschienen. In den neuen Ausschuß wurden folgende Genossen gewählt: Aloiö Tr e l e c. Obmann, Anton Skalar, Stellvertreter; Josef Pccnik, Schriftführer, Michael Hubert, Stellvertreter; Josef K u g e l w e i S, Kassier, Peter Hufu, Stellvertreter; Franz Golitar, Franz Kozjan, Kontrollore; Karl Skriuar, Rudolf Hufu, Andreas K a b c i c, Johann F i n k, Ausschutzmitglieder; Vertrauensmänner; Karl Sk rinnt für Berschubpersoual, Rudolf H ns u für Stationspersonal, Andreas Kavcic sür Verschubpersonal, Johann Fink für ^Oberbau. Die Beiträge dürfen auf der Strecke D i v a c a - S e s a n a nur dem Subkassier Stephan Stock übergeben iverden. Die Beiträge auf der Staatsbahn G u a r d i c l a - R o z z o l dürfen nur dem Genossen Thomas P i r i gezahlt werden. Alle Mitglieder, welche noch Interims* karten besitzen, werden ersucht, diese sofort an die Ortsgruppe abzuführen. WeiterS müssen alle Mitglieder ihre Mitgliedsbücher sofort der Ortsgruppe behufs Kontrolle einfenden. Die Ausschußsitzungen finden monatlich zweimal statt und wird deren Abhaltung den Ausschussmitgliedern rechtzeitig bekanntgegeben. Tie Mitglieder werden ersucht, die Beiträge bis am 8. eines jeden Monats zu entrichten, da am: 10. eines jeden Monats die Abrechnung stattfinden mus;. Der Monatsabschlutz findet immer im Vereinslokal statt, und müssen hiezu der Obmann, die Kontrollore, beide Kassiere und Schriftführer pünktlich erscheinen. Fachtechmsches. Eiscnbnljiikühlwngen. Gelegentlich eines Vortrages im Berliner Bezirks-Vereine deutscher Ingenieure machte Herr G. Cattaneo unter anderem die nachfolgenden Mitteilungen über Eifenbahn-kühlwagen. Bekanntlich müssen viele Lebensrnittel in Bahnwagen oder Schiffen auf niedriger Temperatur erhalten werden. Diesem Zweck dienen Kühlwagen und Kühlschiffe. Die Fleisch-Wagen der englischen Nordbahn haben keine besondere Kühl-ki>Mchtung; die VerwendMg» sicher ungekühlten Fahrzeuge ist in England möglich, weil das in Liverpool gelandete gekühlte oder gefrorene Fleisch» Mm Teil in wenigen Nacht-itEü itrtch den VcrbraüMstätteii im englischen Industrie-bezirk gebracht werden kann. .Für längere Fahrten werden. Kühlwagen mit doppelten Holzwänden verwendet, bereit Zwischenraum mit Korkschrot auSgefüllt ist; an beiden Wagcn-cnden befinden ’ sich Eisbel,älter. Der . Jnneflraunt saht 5 Tonne». In ähnlicher Weise werden Strahenfuhrwerke für den Verkehr zwischen Kühlhaus und Schiff oder Eisenbahn eingerichtet. Bei sehr langen Beförderungswegen reicht eine Füllung der Eisbehälter nicht aus, um die Temperatur biS zum Reiseziel genügend tief zu halten. Man mutz dann die Füllung unterwegs erneuern. Die unmittelbare Kühlung der Wagen mit Natureis oder Kunsteis, dem, um tiefe Temperaturen zu erzielen, Salz beigeinifcht wird, stellt das einfachste und billigste Verfahren der Kühlung dar. Bei wenig empfindlichen Kühlgütern, zum Beispiel gefrorenen Waren, Faschier u. s. w., ist gegen diese unmittelbare Kühlung nichts einzuwenden. Bedenklich ist sie aber bei anderen Lebensmitteln, zum Beispiel bei frischem Fleisch, da die Luft durch die unmittelbare Berührung mit dem schmelzenden Eis mit Feuchtigkeit gesättigt wird, und da ferner im Eis enthaltene Keime auf das Fleisch übertragen werden können. Dieses Bedenken hat Bennetter in Kristiania durch einen Trockenluftwagen behoben. Bei diesem Wagen kommt die Luft nicht ■ mit dem Eis in Berührung, sondern kühlt sich cm den an der Decke aufgehängten Rohren ab, durch die kalte Sole strömt. Die Sole wird durch Berieseln des Eises gekühlt und durch eine von der Wagenachse angetriebene Pumpe im Umlauf gehalten. Beim Stillstand des Wagens wirkt der Eis- und Solebehälter als Kälte-fpeicher und „Kühlofen". Eine Hauptbedingung für die Temperaturerhaltung im Kühlwagen ist sorgfältige Abdichtung aller Oeffnungen und gute Isolierung. Wieviel man durch gute Isolierung erreichen kann, beweisen die im Jahre 1912 aufgenommenen Beförderungen von Gefrierfleisch von Genua nach Mailand und von Venedig nach Mailand, wobei die Temperaturerhöhung bei einem der Wagen während der zweitägigen Reise noch nicht einmal 1 Prozent betrug. Der betreffende Kühlwagen ist mit zwei Lagen getränkter Korksteinplatten von Grün» zweig und Hartmann in einer Gesamtstärke von 14 Zentimeter isoliert. Die russischen Staatsbahnen haben Versuche mit maschineller Kühlung der Wagen vorgenommen. Im Jahre 1902 wurde ein von der Gesellschaft für Lindes Eismaschinen ausgeführter Kühlzug in Dienst gestellt, bei dem die Kälte in einem besonderen Maschinenwagen erzeugt wurde. Die gekühlte Sole wurde den einzelnen Kühlwagen durch Schläuche zugeführt. Ferner läuft auf den russischen Bahnen ein maschinell gekühlter Wagen, dessen Kühleinrichtung von der Maschinenbauanstalt Humboldt geliefert wurde. Die Kühlmaschine wird durch einen Petroleummotor angetrieben. Ob die maschinelle Kühlung von Eisenbahnwagen durch eingebaute Kältemaschinen eine größere Bedeutung erlangen Gelesene Nummern des „Eisenbahner" wirst man nicht weg, sondern gibt sie an Gegner und Indifferente weiter. wird, erscheint dem Vortragenden fraglich. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika, auf deren Eisenbahnnetz über 60.000 mit Eis gekühlte Wagen verkehren, ist in den letzten Jahren für die Beförderung kalifornischer Früchte nach dem Osten ein Verfahren ansgebildet worden, das die Amerikaner als Vorkühlung bezeichnen. Die mit Obst beladenen Wagen werden vor der Reife durch einen Strom kalter Luft gekühlt. Dazu werden bis zu 24 Wagen gleichzeitig mit Schläuchen an eine ortfeste Kühlanlage angeschlossen. In ein bis zwei Stunden werden die gefüllten Wagen bis nahezu auf null Grad durchgekühlt und sodann im allgemeinen noch mit Eis beschickt. Bei der Durchlüftung sollen neben der Kühlung auch noch die Gase abgeführt werden, die sich aus den Früchten entwickeln. Von Zeit zu Zeit wird die Luftzufuhr auf einige Sekunden abgesperrt und die abgesaugte Lust ins Freie ab-gesührt, wobei die Lust im Wagen verdünnt wird, was die entgasende Wirkung unterstützt. Tatsächlich legt in dieser Weise vorbehandeltes reifes Obst die lange Reise von Kalifornien bis Chicago oder Neuhork ohne nennenswerte Verluste zurück. Kohlenförderer für Lokomotiven. Bei den amerikanischen Eisenbahnen find mechanische Beschickungsvorrichtungen für die Lokomotivfeuerungen bereits in erheblicher Weise versuchsweise eingeführt worden; bei dem starken Kohlenverbrauch einzelner amerikanischer Riesenlokomotiven haben sich solche Vorrichtungen als geradezu unerläßlich herausgestellt, weil die Bewegung der ungeheuren Menge von Kohlen, die diese Lokomotiven verbrauchen, die menschliche Kraft übersteigt. Man kann wohl beinahe sagen, das; ohne mechanische Beschickung der Feuerung die Leistungsfähigkeit der Lokomotiven durch die Kohlenmenge begrenzt ist, die der Feuermann dem Feuer zu-führen kann. Die Versuche in Amerika haben ergeben, daß bis jetzt der menschliche Arm auf diesem Gebiete noch nicht zu entbehren ist, er kann aber durch eine Fördervorrichtung sehr wcfenilich unterstützt werden. Diese unterscheidet sich von der Beschickungsvorrichtung dadurch, daß letztere Kohlen bis in das Feuer hincinbcfördert, während die erftere die Kohlen nur soweit zurecht legt, daß der Heizer sie, ohne sic erst vom Tender heranholen zu müssen, lediglich in das Feuer hineinzuwerfen braucht. Die Fördervorrichtung ist so gebaut, daß sie sowohl aus den unteren Schichten im Tender, wo sich infolge der Erschütterungen die klareren Teile ansammeln, als auch oben im Tender, wo die größeren Brocken lagern, Kohlen entnimmt und diese Bestandteile so miteinander mischt, daß dem Feuermann ein brauchbares Gemenge Bercitgelcgt wird. Die Bauweise einer solchen Fördervorrichtung ist sehr einfach; sic besteht im wesentlichen aus zwei Sturztrichtern, von denen sich der eine im oberen, der andere im unteren Teil des Kohlenlagerraumes bewegt. Literatur. Die Enzyklopädie bc8 Eisenbahnwesens. Zweite, vollständig neubearbeitete Auflage. Verlag Urban u. S ch w a r z e n b e r g, Wien I, Maximilianstraße 4. Durch das Erscheinen des 4. Bandes der zweiten Auflage der Enzyklopädie des Eisenbahnwesens ist dieses umfangreich angelegte Werk wieder um ein gutes Stück vorwärtsgeschritten. Einen wesentlichen Teil des 4. Bandes der Enzyklopädie . des> Eisenbahnwesens nehmen, ihrer Zukunft und ihrer Bedeutung entsprechend, die „Elektrischen Eisenbahnen" ein. Es wird die allgemeine Entwicklung und die Zukunft des elektrischen Bahnbetriebes, die Nutzbarmachung der Wasserkräfte für Stromquellen, die Kraftanlage», die Stromzuführung, die mechanische und elektrotechnische Einrichtung der Motorwagen und Lokomotiven verschiedener Strmitsysteme und die Betriebsführung der elektrischen Bahne» ausführlich behandelt. Die Beschreibungen sind durch zahlreiche Illustrationen recht anschaulich gemacht. Den einzelnen Beschreibungen sind (wie auch vielen anderen Abhandlungen in der Enzyklopädie) Literaturverzeichnisse beigegeben. Den Schluß dieser Abhandlung bildet die Beschreibung elektrischer Spezialbahnen (Zahnbahnen, Seilbahnen, Gruben- und Industriebahnen). Von den weiteren technischen Kapiteln des^ Bandes seien hervorgehoben die über E in p f a n g s g e b ä u d e, mit zahlreichen Plänen und Abbildungen von Stationsgebäuden, über eiserne Brücken, Eisenbeton 6 rück e tt, Einschienen bahne it, Ein* fahrf i g n a l e, Fahrgeschwindigkeit messer, Erd arbeiten und Einfriedungen. Von Eisenbahnlinien sind im vorliegenden Band beschrieben: die Elsaß-Lothringischen Eisenbahnen, die amerikanische. Eric-Eisenbahn u»d die 13 Kilometer lange Schwebebahn für Personenverkehr E l b e r f c l b - B a r »t e n. Von ciscnbahnrcchtlichen unb administrativen Abhandlungen seien hervorgehoben: Kapitel über Einnahmenkontrolle, Einfuhrbeschränkungen, E i s e n b a h n b ü ch e r, E i s e n b a h n g e r i ch t s st a n d, E i s c n b a h n r e ch t, E i s e n b a h n st r a f r e ch t, E i s e n b a h n v e r t r ä g e, Expreßgut und Expreßgesellschaften. Das Fahrpersonal wird das Kapitel F a h r d i e n st g e b ü h r e n, eine Zusammenstellung der Fahrgebühren in den verschiedenen Staaten, speziell internieren. Sonst sind aus den zahlreichen Abhandlungen noch hervorzuheben, die über Eisenbahn-behörden, E i s e n b a h nh y g i e n e, Eisenbahn-l i t c r a t u r, Eisen bah »Politik, Eisenbahn-truppen, Fahrkarten und deren Herstellung. Der 4. Band enthält also auch wiederum eine Fülle wissenswerten Stoffes. Wir haben schon wiederholt Gelegenheit genommen, auf die Bedeutung dieses Werkes für die Hebung der allgemeinen fachlichen Bildung des Eisenbahners hinzuweisen unb können dies nur wieberholen. ES wird jedem einzelnen Eisenbahner eine Lektüre in diesem Werke von Nutzen sein. „Die Gemeinde", Monatsschrift für sozialdemokratische Kommunalpolitik, Wien V/1, Rechte Wienzeile 97. DaS fünfte Heft ist soeben erscheinen unb hat folgenden Inhalt: Julius Fischer: Vom Wahlrecht der „Mitbesitzer"; M. Robinson: StädtischeUebernahmsämter fürLebensmittel; Josef Wokral: Aufgaben einer wachsenden Industriestadt; Rundschau: Gc-memderecht, Gemeindebetriebe, Gemeindefinanzen, Bildungswesen, Wohnungswesen, Gesundheitspflege, Nahrungsmittel-Versorgung, Arbeiterpolitik, Kommunale Technik, Die Sozialdemokratie in der Gemeinde, Unsere Gegner, Chronik, Buchbesprechungen, Briefkasten. — Bezugspreis ganzjährig 3 Kr., halbjährig Kr. 1'60. „Der Kampf." Sozialdemokratische Monatsschrift. Die Augustnummer enthält folgende Beiträge: Der zweite Balkankrieg von Otto Bauer. Die Landtagswahlen tn Galizien von Hermann Diamand (Lemberg). Der § 14 im österreichischen Parlament von August Lindner (Graz). Der § 14 und die Obstruktion von Otto Bauer. Herr Oppenheimer, der marxistische Bourgeois von Paul Brunner. Die „VolkSfür-sorge" im Befreiungskampf des Proletariats von Karl Renner. Das Werden unb Wirken einer Gewerkschaft von Josef Maar. Die Gründung .von Ortsverbänden von Peter Sacherer (Dux). Gewerbliche oder genossenschaftliche Warenvermittlung von Wenzel Hlodik (Gablonz). Die Partei und die Kinderfreunde von Einmy Freundlich. Peter Rosegger von K. Boromäus. — Rundschau. Bücherschau. Mitteilungen der Zentrale. Zentralausschuhsihung am 6. August 1913. — Wahl der Delegierten zuni VII. österreichischen Gewerkschaftskongreß 1913. — Erledigung des vorliegenden Einlaufes. Versammlungsanzeigen. In nachstehenden Orten finden Versammlungen statt: Parschniy. Am 21. August um 8 Uhr abcitbs in Hanipeis Gasthaus in Ncuwolta. * _ Böhmisch-Kamnitz. Am 23. August im Vereinslokal ge- meinsame Branchenversammlung. Strasthof. Am 24. August um 2 Uhr nachmittags in Lehners Gasthaus in Auersihal. Mautfjaufcit. Am 24. August um 8 Uhr vormittags im Gasthaus ,,zu ben drei Krone»". ' : Töppeles. AM 8. September um 3 Uhr nachmittags in Schusters Gasthaus in Töppclcs. Sprechsaal. Offene 'Anfragen. An die k. k. Staatsbahndirektiiin in Olmüt;. Anläßlich des Leichenbegängnisses bcs dahingeschiedenen Hofrates. Herrn Arnberg wurden viele Bedienstete als Leichen-kondukt nach Wien kommandiert. Betreffende Bedienstete waren der Meinung, daß ihnen die gebührenden Zehrgelder anjt.inds-los ausgezahlt werden, weshalb sie die Partikularlisten in'Vorlage brachten. Da bis jetzt bic Gebühren nicht flüssig gemacht worden sind» so erlauben sich die Bediensteten anzufragen, ob sie auf deren Flüssigmachung rechnen iönncit ober nicht. - An bic k. k. Staatsbahndircltivnen Innsbruck und Villach. Die gesamten Eisenbahner von Schwarzach-St. Veit stellen an beide obgenannten Direktionen die höfliche Anfrage, warum die Eisenbahner von Schwarzach gezwungen werden, ihre Kohlen über drei und vier Geleise zu schleppen, da, über Auftrag der Dahnerhaltungssektion Bischofshofcn auf der Sta-tioiisfcitc keine Kohlen mehr abgeladen werden dürfen. Im Interesse der persönlichen Sicherheit ersucht das gesamte Personal um Abschaffung dieses Üebelst-.indcs, An die VcrkehrSdircktion der Siidbcihn in Wien! Die Oberkondukteure und Zugsführer der Strecke Triest-Hormons haben vor Monaten ein Gesuch um Beistellung von Südbahndienstwagen (F. S.) cmgesuchl. Da seit der Einreichung bereits zehn Monate verflossen sind und bis jetzt keine Erlebigtmg erfolgt ist, so erlauben sich die Bittsteller die im vorjährigen Gesuch angeführten Beschwerden gefälligst zu untersuchen und die Beistellung der gewünschten Dienstwagen anzuorbnen. Alt die k. k. Direktion der Oesterreichischcn Nordwcstbnhn in Wien! Die letzte Normierungskommission hat herausgesundcn,. daß in der Station Jglau drei Platzmeister überzählig sei» sollen. Auf das hin wurde der Stand von sechs Platzmeistern auf drei Mann reduziert. Da nun die iibriggebliebenen drei Platzmeister nicht in der Lage sind, die dienstliche Veraiit-woriung für die drei Verschnbreserven zu übernehmen, bitten die drei verschont gebliebenen Platzmeister, die k.. k. Direktion möge bekanntgeben, wieviel Verschublokomotiven einem. Platzmeister zugetoiefen sind, respektive über wieviel Lokomotiven der Platzmeister die volle Verantwortung zu tragen hat. Briefkasten der Redaktion. Mitglied Nr. 256. Nach Ihren Angaben ritden Sie it, die 1200 Kr. am 1. Jänner 1014 vor. Bezüglich des Provisions-fonds verweisen wir Sie auf ben § 4 des Provisionsstatuts, in welchem die NachkaufsbebinguNgen genau fixiert sind. Die.Beiträge sind von Ihrem damaligen Gehalt, den wir nicht kennen, zu berechnen. (593 I. M. 913.) — Laiback. Wir haben Ihre Beschwerden dem PensioitSfoitbsausschuß übermittelt. Für den Inhalt der In-serate übernimmt dlo Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver- 0 o antwortung. o o Für den Inhalt der Inserate Übernimmt dlo Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver-o o antwortung. o o Nur kurze Zeit mit Wasser gekocht, ergeben MAGGf8 Suppen ln Päckchen schmackhafte und kräftige Suppen. Gegen 20 Sorten, wie: Erbs mit Speck, Schwammerl, Nudel etc. 1 Päckchen für 2—3 Teller 12 h. welche seWIili. FERTIG DCTTrKT GEFÜLLTE DLl 1ILIN yeta ifene „ btmiten« r—,K88 — ,Ktf-. |au8iotem®ettmtett, I gefüllt, 1 Buchen« ober 1 Unterbett ! ISO cm lang, 116 om K 16'— und K 18*-. 8 Meter lang, wm* uitn K 18'—, E 15’—, K 18*—» K 11*™, 1 ftODfttficn *0 om lang, 68 em breit K 3'—. 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