Laib ach er
Donnerstag den 23. August
Wien.
V<)egenwavtig isi es gew'tß, daß Ihre kön. Hoheit die Prinzeßin Maria  Theresia von Toskana den 2O> zukünftigen Monats hiestjbst eintreffen wird, und daß der hiesige bev ollmachtigte Minister des DrcsdnerHosts, Hr. Graf v. Schön, ftld den Ehrenvollen Auftrag erhalten, gedachte Prinzeßin abzuholen, zu wel, chem Ende er denn auch um die Mitte dieses Monats unsere Stadt verlassen wird.   Ihre köu. Hoheit werdm nur «inige Täge in Wien verweilen.   Unter dm übviM Damen, die die Prinzeßin
bis an die sächsische Grenze begleiten , befindet sich auch d,e Gemahlin des Grafen Franz KoUoredo, ehemaligen Gouverneur Sr. kön. Hoheit des E v5 Herzogs Franz. ^Während des Hierseyns dcr Toskanischen Prinzeßin - wird di^ Obcrdirektion des Hoftheaters eine neue Hper aufführen lassen, unter dem Titl: L'gldew äs vinna, in Musik gesezt von dem berühmten Kapellmeister, Hrli. Martin aus Spanien i Gedachte Direk< tion hat erlaubt, daß auf dem gcdvuk' ten Titlblatt diessr Oper gesezt werden dürfe; Ihrer königl. Hoheit, der Frau
Erzherzogin Maria Theresia von Tos-' kana, bei ihrer Neise über Wien nach Dreßd'en gewidmet.
Der Monarch hat besohlen, daß von der kegisfeldschen Inquisitionssache eine aktenmaßiae Geschichtserzahlung ge druckt werden soll.
Der Arrestant Alexius , Vormali, gevLegisfeld, wollte letzthin im Gassenkehren / einen Nagel von der Erde auf' heben, und solchen verschlucken, aNein ^ als es die Polizeiwache wahrnahm, wurde sein Vorhaben vereitelt, und derselbe mit 8 Stockschlägeu abgestraft.
Wie verlautet, so ist das Koman« bo der nach den Niederlanden beorderten Truppen dem General Laubon angetragen worden. Dieser hat sich aber dasselbe verbeten, und sich mit seiner Schwachheit entschuldigt.
Den i l. dieses ist ein Theil der^ Deputirten der niederländischen Drovin' zen i« Wien eingetroffen.
Man versichert von Rhein, daß sich günstige Aussichten zur friedlichen B<i. legung d« Unruhen in den östeneischen
Niederlanden eröffnen. Unter der Hand will man sogar behaupten, die gross's Angelegenheit wegen Ländertausches sey wieder in Unterhandlung, und ihren Schlüsse näher, als man je gedacht hatte. Die Sache ist zu wichtig, um mehrere Umstände davon anzugeben.
Im päbstlichen Staate werden die Truppen vermehrt, und ganz nach kais. Fuß abgerichtet. Die Nomer der Weichlichkeit gewidmet, lachen darüber. Man hat neulich an der Spottsäule fol, gende Anspielung auf diese Vorkehrung gefunden: 3i ?a^2 milicar, yui3 bens^ äicet? — Antwort: Imperator. Weit der Pabst krieget, wer wird segnen ? — Der Kaiser.
Der gcweseneSiebenbürgische Gou« verneur, Baron v. Vruckeuthal, soll wegen einer Denunziation zu Erlegung 180 tausend Gulden kondemnirt worden seyn.
Zum Abmarsch b?r k. k. Truppen sollen ZOQOO Pftrde erforderlich seyn / Welche theils angekauft, und ersi noch angekauft werden»
Es ist unlängst hier aus England Fn schr wohlhabender Stahlwaarenar-beiter angekommen, um sich mit seiner Familie ansäßig zu machen, es ist ihm vom höchsten Orte aus dte Erlaubniß ertheilt worden,  seinen auslandischen Stahelwaarenvorrath  mit sich   Hieher zu bringen, dieser Vorrath  lag   auch schon Jahr und Tag hier auf der Maut als verbothen? Waare, und man zwei» felte, ob sich der Eigenthümer noch da, vum anmelden würde, als er unlängst endlich erschie,seineWaarc,die aufiOooOO Gulden geschäzt worden sind, wurden gehörig untersucht, und  wit dem   tais. Stempel versehen, welche er nun in den kais. Landern absetzen kann.    Eben dieser Fabrikant hat auch noch 16 unbekannte Stahelwaareu Maschinen mit sich Hieher gebracht, wodurch dem Staat allerdings nn betrachtlicher Vortheil zugeht.
Presbnrg.
Man hatte in November des v. I. auf dem sogenannten Wederizplatz einen Ermordeten gefunden/ der ein Zimmermeister von dem kön. Schloßgrunb war. Die Iustitz stellte verschiedene Unters«, chungen an, den Thäter zu entdecken,
und es fand sich , baß fein eigenes Eheweib diese Gewaltthätigkeit an ihn ausgeübt habe. Sie hat ihn naml ch in Gesell« schast eines jungen Burschen, mit einem Stricke im Bette erdrosselt, und in einem Korde weggetragen, um demVerdacht zu entgehen.    Da sie bei der Iuquisi, tion sich noch schuldig bekannte, auch lhren leiblichen Vater, ihre Mutter, und ihr eigenes Kind mit Gift vorher getödtet zu haben, so war sie als Vater« Mutter - Kinds , und Ehemanns Mörderin von der   Gerechtigkeit verurtheilt crst vor dem Nach hause, bann zunächst dem Pranger, und drittens vov^ihrem Wohnhause im Blumenthal mit glühen« ben Zangen aezwickt zu werden,   unv endlich sollten ihr am Hochgerichte beide Hände abgehauen, und das Haupt abgeschlagen werden«   Se. Majestät der Kaiser und König , unser durchlauchtigster Landesherr haben aber dieß Urtheil dahin abzuändern geruhet: baß sie a» drey auf einander folgenden Tagen 150 Stockstreiche jeden Tag 50, auf öffentlicher Bühne bekommen, und wenn sie dieß aussteht, auf Lebenslang <m eine» Pfahl angeschmiedet,  und   nur mit
Wasser und Brod geatzt werden soll. Ihr Mitgehilf bei dem Morde ihres Mannes war ebenfalls zum Enthaupten verurtheilt; Mein Se. Majestät haben auch dieß Urtheil dahin abzuändern geruhet : daß dieser Pursche vor der Mörderin 52 Stockstreiche erhalten, und sodann aufzehenIahre zum Schifzug abgeliefert werden soll. Diest Verbrechern: ist ein junges Weib von 24 Jahren, von gutem Aussehen, d?r man ein weit geringeres Verbrechen nicht zutrauen Mtc. Sotruglichist Physiognomie.
'Haihach den 23.   August.
Am 17. dieß um H Uhr Nachmittag «st die erste Kolonne des hiesigen löbl.! Graf von Thurnschen Regiments mit klingendem Spiele von hier über Kla-genfurt nach Tirol aufgebrochen, und am 19.nl der Frühe ist derselben auch die zweite Kolonne nachgefolgt. Am 19. und 2i<. dieß ist auch das löbl. Baron von Reiskysche Mant., Regiment von Gör; hierdurch marschirc , und geht ebenfalls über   Klagenfurt nach  Tirol,
wo selbes   so wie   das Thurnsche  bis auf weitern Befehl Halt machen muß»
^    Herr  Friedel, der   unlängst   mit
seiner   vortresiichen   SchauspielergesUl-
schast von Trieft hier ankam, und durch
einige Zeit seine  SommervorsteUungen
hier giebt, weis uns die Abende durch
gute   Wahl  dcr Theaterstücke äußerst
.angenehm zu   vertreiben, und   ohnge-
zachtet sonst zur hiesigen Sommerszeit
das Theater  wenig    besucht wird, so
findet man selbes hoch jetzt immev voll. !
Auf allerhöchsten Befehl sind nun auch hiev Mle öffentlichen Gebäube eingestellt worden, und nicht einmal das Landhaus, welches beinahe schbn fertig war, darf mchv ßanz ausgebaut werden.
Wlrd alle Donnerstag auf dem Platz N. 183. tm SknuenzHen Haust im Gewölbe ausgegeben.