^2«, KamstaZ den 12. Uulzz 1828. Nukretia ^rcuville. <<-urch Cromwell's eigene Hand war der Herzog Franz von Buk ingham in einem Treffen getödtet worden. Schnell verbreitete sich die Nachricht hievon, und bald erhielt diese traurige Kunde auch die Geliebte dcs Gefallenen, Lukretia GrenviUe, ein edles englisches Mädchen. Sie schwur dem Mörder blutige Nache. Während drei Jahren übte sie sich im Pislo-lenschnßcn; ihr Ziel war das Portrait des Protektors, wclchos sie gewählt hatte, um durch seinen wirklichen Anblick die Fassung nicht zu verlieren. Kaum fühlte sie sich geübt genug, um hosscn zu können, den Gegenstand ihrer Rache nicht zu verfehlen , als sie suchte, sich ihm zu nahen. Aber selten nur, Und dann mit äußerster Vorsicht, zeigte sich Cromwell öffentlich. Als jedoch einst, ihm zu Ehren, die Stadt London « de, schnll! aber sich fafslnd, zog sie entschlossen unter ihrem ß'ewand eine Pisiole hervor, zielte und schoß,-^ doch, unseliger Weise machte, von Schrecken ergriffen, eine der neben ihr stehenden Darren bei Erblickung dee Pisiole einc Bewegung, wodurch dieselbe auf dem ohn»« hin engen Raume, den Arm der Heldin berührt». Eine andere Richtung erhielt die Kugel durch diesen, wenn gleich schwachen Stoß. Tob stürzte das Pferd von Cromwells Sohn, Heinrich, zur Erde nieder. —- Staunend, und mit finsterem Vlick, hielt jetzt Clomwell; augenblicklich drr g,anze Zug. Ein seltsames Schauspiel bot sich ibm dar. Wohl zwanzig vor-rehme Damen, auf den Knieen liegend, streckten die Hände empor, um Barmherzigkeit, um Gnade siehend. Nur eine einzig, unter allen, welche auf dem Balkon sich befanden, blickte, die Pisiole in der Hand, gelassen, abcr mit Verachtung auf ilm Kerab. «Ich war »es, Tvrarnl« rief sie mit fcstei Stimme, »und ich »würde untröstlich seyn, daß ich ,m Pferd statt ei-,nes Tvgers getroffen habe, wäre ich nicht gewiß, ,daß roch vor Jahresablauf eine andere Hand glückli-ycher seyn wird, als die »reinige!» — Der Pöbel, so oft von unreinen Regungen geleitet, schickte sich an, das Haus augenblicklich zu verbrennen; doch Cromwell, d'sß verbiethend, sagte, anscheinend kalt, n,it clkl'wstcltcm Spott: „Es ist nichts meine Freunde, das Weib hat den Verstand ««vloren!« Und mit blesen Worten setzte er seinen Zug fort. Die edle Grenville ward aber dennoch verhaf-M, und als Wahnsinnige ihrer Freiheit beraubt. — __-------- W -------- Ueichte VertyeivigunF Aon-st a n t i n o p e l s. Die Schwierigkeiten einet Zuges gegen Adriqno« pel sind, wenn man den Hämus zurückgelegt hat, keineswegs zu Ende. Die Noth, kann man fast sagen, beginnt erst bei Adrianopel. Zwischen hie-r und Kon« siantinopel verivandelt sich das Land in wüst« Steppen; der Weg fühlt durch sandigen Voden, über unzählig« Höhen, die leicht zu vertheidigen sind, über 75 tief »mgewaschene Bach«, die im Sommer meist trocken sind, — also k»in Wasser, — durch Gegenden , in welchen man keinen Vauin, keinen Strauch erblickt, — also kein Holz, — bis Äujuk-Tschek.nedsche ^uni^ S-rand?). Hier geh! eine 5^ Schritt lange, prachtige steinerne Brück« übec die Mundung eines durch den Karassu (das schwarz« Wasser) gebildeten süßen Sees, kn einer Gegend, die noch Jedem, der sie sah, und«-jwingttch geschienen hat. Attila hatt« i, I ^»ö^ ganz Thracien erobert ; di« Hauptstadt war allein noch übrig; da entsank ihm bei Bujuk - Tschekmedsche die ytuthe, und er bot die Rechte zum Vergleich. Ein Jahrhundert spater schlug dcr greis« Belisar auf der nämlichen Stelle di« eingedningcnen Barbaren in die Flucht. — Und stünde man endlich unter den Mauern «on Konstantinopel, so ist nicht zu vergessen, daß es «ine Stadt ist, die schon von den Zeiten oer griehischkn Kaiser her alle Änstaltm für den Fall einer Belage-Rung, namentlich Cisternen, im großartigsten Maßstab vorräthig hat. »Keinc Stadt der Welt,» sagt Hofrach v. Hammer, der erste Classikcr in Allem was Staat und Geschichte der Türken, was überhaupt den Orient betrifft, „keine Stadt der Welt hat so vielfacht und so derühlNte Belagerungen erlitten, als Konstantin nopel. Zweimal durch d^e alten Griechen ^llcibiades und Philipp) , dreimal durch romische Kaiser (Severas, Marimus, Ccmstantinus), einmal durch die Lateiner, (den Grafen Valbuin und den Doge Dandalo ^^0^), durch die Perser, die Auaren, die Slaven, und die Griechen selbst (Michael Paläologus), zweimal durch die Aulgaren und durch die Rebellen, siedelun.ll durch die Araber, und dreimal durch die Osinanneu bela» zert, sah Koi'lantinopel, wie keine Stadt der Welt, «ltgriechisch^ Feldherren u:d altrömische ^,nperatoren, neurömischt Zäsaccn und neugriechische Avtokratorcn, persische Choscoeö und ar,i)ische Chalifen, hulgar.schi Krals und stavish-: Oe^P)ten, venetiaaische Dogen «n^ ftaniFsistz» G»a,'«n, »«allsch» Cyatünettad «siU,^ nische Sultane vor ihren Mauern ttegm, und 35mal belagert, wurde sie nur sechsmal (durch Alcibiades«^, Severus, Constantin, Danoolo, Michael Paläolo« gus, und endlich durch Mahomed II.) (1452) erobert. Letzterer, der es mit den Angriffsmitteln in's Aden« theuerliche trieb, ua> mit ^5^,^»^^ Türken gegen 5,003 Vertheidiger kämpfte, nahm Konstantinopel nach einee Belagerung Von öZ Tagen. Ver KUßling unv v,r SauertsZf. W<« kennt nicht Herrn Zucker?« udtl? — Und wcr ihn kennt, hat der ihn je anders als süß gefunden? Ein ewiges Lächeln zicht sich, wie ein Honigkreis, nichts bedeutend und ausdruckslos um sein« Lippenj di« Au« gen sind in einer stetem oscillirenden Veivegung, ich mochte »s ein Augenzwingtn nennenj seine Worte sin!> im.ner Verzuckert und sein Mund gleicht einer Condity-reo, aus welcher für die ganze Welt blos Süßigkeiten herausgehen, ^ir trifft uns Morgens auf der Straße, fällt uns um den>Hals, küßt uns, ist entzückt, schwön: »Morgenstmid hat Gold im Mund!« Wir nähmUch sino oas Gold; erzählt, e« habe die Nacht von uns geträumt, das käme aber daher, weil er den vorigen Ubcno so viel Liebes und Gutes von uns gcsprocyen u. s. w.; er fragt mit demselben S^rupgesicht: »Wie-befindet sich Ihre englische Frau Gemahlinn, Ihre himmlisch« kleine Loulse, Ihr niedlicher Iokcy und Ihr herrlicher Grauschim.nel i» Gr findet Unstrn Leibrock excellent, unsere Halsbinde einzig, und unser Aussehen deliciös! Beim Abschieb küßt er uns i^ieder, lächelt uns noch einmal selig an, und stürzt auf einen Andern zu, um ihn ebenfalls zu überzuckern. Wir lrcf« ftn ihn des Mittags; er lst entrückt, preist die köstliche Luft, die uns ihm zuführt; lächelt ftlig, schlvötl, uns schon in einer Ewigkeit nicht Zcsthcn zu h^bcn, drückt uns eifrig die Hand, fragt, wo wir e;scn, und versichert, obwohl er da und Hort ausgebel^en ist, so , ziehe er doch unsere genußreiche Gestusch.^st vor, und speist mit uns in der Uiestauratton. Des Abends trifft er uns im Theater, preist den Tag selig, grü^r ganz verklärt eine Dame rechts, reicht der cu'.oern links, ganz aufgelöst, den Zettel hin u. s. w. Gegen Hornehm und Gering, gegen Reich nn> Arm ist ein solcher Süßlmg dieselbe Honigscheibe; «r lächelt, wenn er eine Prise nimmt, er lächelt, wen» er eine anbiethet,' er lachet, wenn man ihm ein Complimenc macht; er lächelt, wenn man ihm e> n« Sottlse sagt; er lächelt, wenn «r einem ««^ ry>is gevährti er lächelt, w^nn er einem etwas «^ schlägt; er lächelt, wenn er sich amästrt; « lächett, wenn er gähnt ^ er unterschreibt im nöthigen Dgllf nn Todesurtheil und lächelt; er lächelt, und gibt dem Bedienten eine Maulschelle; ja ich glaub?, wenn ihn einst der Engel der Auferstehung erweckt, es ist ein Lächeln, mit dem er ihn begrüßt; wenn man ihn des Nachts mit dem Rufe: Feuer! aufweckt, er fragt: Feuer? und lächelt! Ein Mörder packt ihn bei der Gurgel und ruft: I^a l>umsll ou 1» vie! er reicht die Börse hin und lächelt. Eine solche ausgewässerte Süßigkeit ist jedem Vernünftigen «in eckclhafiesDing; es ist die candirte Seelennichtigkeit, eine Micnenverstachung, cm geprä'gelo-fes Schaustück nichtssagender Seelen. Sehen wir dagegen Herrn Holzapfel, den Gauertopf, an! Er sieht beständig aus wie «in angelaufenes Doppelfenster in Decemdcrtagen. Man glaubt stets, es ziehe ihm Jemand die linken Fußzehen bcim rechten Nasenflügel heraus. Immer trübe, immer Mit einem Leichenbittergesicht. Wenn er sagt: „Ich freue mich, Sie zu sehen,« so klingt cs, als sagte er: »Scheeren Sie sich zum Teufel!« Wenn er U'.s zu unserer Verlobung Glück wünscht, so meint man, er kündige uns den Tod eines Freundes anj wenn er ei-n«n Lottogewinnst macht, ist er verdrießlich, daß es nicht mehr war; erbt er unvermutet eine Summc, so jammert er, daß er Mittrben hat, wenn cs reamt, sieht >tT aus wie ein Uhu, und wenn schönes Wetter ^st, ist er ärgerlich, daß cs nicht immer so bleiben wird. Ist sein» Frau zärtlich, so nennt cr es überlästig, ist sie gleichgültig, so schilt er st'e aus. Bringt ihm der Bediente den Frack, so wollte er den Gehrock, und bringt er den Oehrock, so will er den Mantel, Kurz, sein ganzes Wesen ist Essig, und sein Hu« wor die Esfigmutter, die Ms neue Sauren erzeugt. Er ist verdrießlich, daß cr nicht ftl-h ist, und ist froh, daß ,ir,st an Friedrich den Großen- »sein? ihm bestimmt, Besoldung sei so gering, daß er, bei dem dortigen hohen Preise aller Bedürfnisse, sich bald in die Nothwendigkeit verseht sehen würbe, seine Equipage abschaffen, und zu Fuße an den Hof gehen zu müssen, wenn er kein» Zulage erhielte." Friedrich antwortete ihm lakonisch: ,Geh' Er, immer zu Fuß, das verschlägt nichts, und wenn Jemand darüber Glossen machen sollte, so darf Er nur sagen: Er sei mein Gesandter, und hinle« ihm gingen 200,000 Mann.« ____ ____^^__^^_______,, n- Nevacteur: Fr. Vav. Beistrich. Verleger: Mnn M. «551er v. Rleinm «v r.