Dienstag den 27. August 1833. Vöhm e n. 4) rag, den l6. August. Nach mehrwö-cheutlicher Sehnsucht, welche alle Stände und Al« ter dieser Hauptstadt theilten, und die öffentlichen Berichte über die Reise Ihrer Majestäten, und den Jubel, der Allerhöchstdicsclben durch ganz Böhmen begleitete, mit jedem Zcilungstage steigerten, er« folgte endlich am i6. August in der zweiten Nach. Mittagsstunde der heißcrschnle Augcndllck eines Wiedersehens, welches in den Annalen dieser Hauptstadt insofern nicht scmeS Gleichen findet, als es sich als ein wahres, mit allgemeiner, freu« digcr Rührung begangenes Volks»Fest darstellt. Schon Tags zuvor verbreitete die offizielle Nachricht, daß Se. Majestät der Kaiser von einer lachten Unpäßlichkeit hergestellt seien, und die Reise von Theresienfiadt nach Prag am ,ü. antreten werden, unter allen Gassen der Bewohner dieser Hauptstadt die freudenvolle Aufregung. Die Strassen, durch welche der Einzug des allgelicbtcn Herr» scherpaares Statt finden sollte, füllten sich mit Menschen auö allen Ständen. Eine dichtgedrängte ReHe von Spaziergängern und Equipagen wogte, lroy der ungünstigen Witterung, durch das cZ/. lolinenthal bis nach Lieben, wo der erste Triumphbogen in der nächsten Umgebung Pragö errichtet wav. Schon in den ersten Morgenstunden war die ganze weite Linie von der Liebner Triumphpforte bis zum ersten Burghofe dermaßen belebt, daß es das Ansehen hatte, als ob kaum ein Dritlthcil der ganzen Bevölkerung in den Häusern zurückge« blieben wäre. Wer aber am Morgen dieses hoch-erfreulichen Tages von dem schon geordneten Lieb» ner Triumphbogen ausgehend, den Weg durch da5 Carolinenthal bis zum Spietelthore, dann durch die Schillings-, Zeltner-, Jesuiten», Brücken« und Spornergasse bis zur königlichen Burg ver« folgte, der traf mit jedem Blicke auf ein neuci Zeichen der allgemeinen Freude und herzlichen Gr« gedenheit. Die ganze lange Strecke hatce sich in einen Garten umgestaltet. Es ist schwer zu ent. scheiden, welcher von den fünf oben genannten Gas» sen der Vorzug gebührt; die Sportasse gewährte aber, wcil sie bergan steigt, den imposantesten An» blick. Die häufig angebrachten Sonnenblumen halten am »6. August eine wahre Bedeutung; denn gewiß mehr als 6c»,ooc> Menschen, die in den Gassen aufgestellt waren, oder bin« und herrosg« ten, richteten ihre Blicke auf die Seite hin, woher sie ihren vätsrlichen MonarHen und ihre milde Lan-oeömutler erwarteten. Und dicse Mcnschcnmasse bedurft« zur Einhaltung der guten Ordnung keiner Zwangsmaßrcgel, wcil sie nur das eine Gefühl der ehrerbietigen Liebe zu ihrem Monarchen be« scclte. Nachdem das erlauchte Hcrrscherpaar in Lieben von dem Herrn Bürgermeister, den Gcmcindre» präfentanten und einigen Berittenen von der hiesi« gen Bürgcrmiliz eingeholt, und unter unbeschreiblichem Jubel des Volkeö empfangen worden, langte es, schon im 6arolinenthale von einer Volksmenge begleitet, für welche die breite Straße nicht Raum genug zu haben schien, im Spittelthore an. Mitt« lerweile blickte auch die Sonne auö dem zerrissenen Gcwölke, und es ist bemcrkenswetlh, daß das Vetter wahrend des ganzen Zuges unerwartet hei« ter blieb. Ginr zahllose Menschenmenge geleitete den rührenden Tliumphzug der Vatcchulo dls be» 276 sien Regenten his zum Portale der königlichen Burg, und alz sich die Nachricht des unverhofften Glückes verbreitet?, daß sich die beiden Majestäten auf den Balkon des dritten Schloßhofes begeben würden, war der geräumige Platz in wenig An« gendlicken so vollgcdrängt, daß er die Menge kaum fassen konnte. Mehrere Minuten hindurch geruh-,ten Ihre Majestäten Zeugen eines schwer zu be« schreibenden Jubels zu seyn. Nur langsam be« wegte sich hierauf das Volk in die Stadt herab; den ganzen Nachmittag durchzogen Musikbanden die Straßen, welche kaum der stürmische Abend zu leeren vermachte, und noch gegen eilf Uhr waren die Hose der Burg von den Bewohnern der beglück« ten Hauptstadt besucht. So begann und endigte ein Festtag, dessen Andenken unsere Kinder in das späteste Greisenalter hinüber nehmen werden. (Prag. Z.) Schweiz. Nachrichten aus Zürich vom 10. August zu Folge »st die Sarner (Zonferenz auseinander gegan« gen, nachdem sie noch vorher von Begenricd, am Vierwaldstädtersee aus, eine vom 7. August da» tirte feyerliche Protestation unter Verwahrung ihrer Rechte abgefaßt und durch den Stand Uri dev Tag« satzung hatte überreichen lassen. Diese Erklärung wurde an die Schwyzcr» Commission gewiesen. — Die Tagsatzung bewilligte gestern den vom Kriegs« lath verlangten führt durch den BrigadecommandaiitenjWittmer, Hr. Odrist Zimmerli ist Platzcommandant. Die eidgenössischen Truppen haben bereits alle Posten in der Stadt besetzt. (Allg. Z.) Frankreich. Die junge Königinn Dona Maria bereitet sich zur Abreise nach Brest, wo sie sich uach Lissabon einschiffen wird. Man kennt endlich die Bestimmung der von Lord Palmcrston vorbereiteten englischen E.rpeei' 277 tian. Nicht nach Lissabon sollen sich die drei tau- 1 send Mann, die man einschifft, begeben; England glaubt sich in Portugal stark genug. Sie werden nach Jamaica geschickt. Man kann in der That die ganze Wirkung dcs Gesetzes derNcgeremancipation nicht voraus berechnen. Mit Interesse verfolgt man die Konsequenzen dieser großen Maßregel, deren gefahrvollen Versuch die Engländer machen. An der Pariser Börse war wiederholt das Ge« richt verbreitet, daß Bourmont Oporto eingenom« men hade. Doch ward kein Datmü, und über« Haupt niä)t5 Näheres erwähnt, und Galignani's Messenger bemerkt, das Gerücht habe an der Börse keinen Glauben gefunden. Straßburg, 14. August. Bei dem heutigen, der niedrigen Temperatur von 12 1^2 Grad R. wegen merkwürdigen starken Gewitter hat der elettri, sche Strahl gegen halb 5 Uhr Abends mchrcrcmal den Münst?rthurm getroffen. Der zweite Schlag gewahrte ein prachtvolles Schauspiel; er berührte, ein sprühender armödicker Ilammensirahl, die Krone des Thurms, unmittelbar unter dem Kreuze, durchglühte mit Millionen Funken die obern Theile, sprang sodann zur östlichen Schncckentreppe über, zischte sie in weniger als einer Sekunde hinab, und fuhr unter derselben auf dem mit großen Sicin» platten belegten Boden in mehr als hundert Strah. len nach allen Richtungen auseinander. Da die Höhe des Münsicithurms mit dem Kreuze 495 Fuß über dem Pflaster vor der Kirche beträgt, und der zweite Blitz bis auf 190 Fuß über demselben in ,1)2 Sekunde hinunterfuhr, legte er in dieser kurzen Frist nicht weniger als 3o5 Fuß zurück. (Plymouth Journal.) Am 4. langten Befehle von der Regierung an, die Caledonia und Revenge scgclfcrtig zu machen. Man sagt, die Ca. 'tcdonia solle nach Brest gehen, um die junge Koni. ginn von Portugal an Bord zu nehmen. Die Sun will wissen, am 6. August seien Depeschen an Lord W. Rüssel nach Lissabon abge. gangen. Er soll bei der neuen portugiesischen Nc« gierung vollständig accreditirt seyn, und die Aner, kennung Dona Maria's unverzüglich erfolgen. Nach demselben Blatte soll der Miguclisiische General Mclelloö mit 4000 Mann in Bejacinge« drungcn^seyn, und die Stadt einer sechsstündigen Plünderung preisgegeben haben. Der constitutions General Brito sei zu schwach gcwescn, sich l')m zu widersetzen. Eine andere noch unwahr» scheinlicheve Nachricht sagt, daß dasselbe in Setu-bal statt gefunden habe. Zu bemerken ist, daß die Sun vom 9. diese Nachricht gibt, während die andern englischen Blätter vom 15. darüber sckwei« gen. Die ganze Nachricht steht auch mit den Eor-respondenz« Nachrichten aus Spanien im Wider« spruche, nach denen sich Molellos genöthigt ge« sehen habe, bei Badajoz auf das spanische Gebiet überzugehen. (E 0 urrier.) Wir theilten bereits gestern die Nachricht mit, daß Hr. Addington, der brittische Minister am Madrider Hofe, zurückberufen wer« den soll, in Folge des Entschlusses der Regierung, einen energischen Ton gegen einige fremde Mächte anzunehmen. Sein Nachfolger ist Hr. George Villiers. Nach dem Globe herrscht die Eholera in London sehr stark, und die Regierung, welche au5 früherer Zcit wußte, daß alle Bemühungen we« nig geholfen hatten, wollte Anfangs keine Maßregeln ergreifen, sah sich aber endlich durch die Schritte fremder Mächte dazu genöthigt; denn Schweden hat alle englischen Schiffe, gleichviel aus welchen Häfen sie kommen mögen, unter Quarantäne gestellt, und Frankreich hat einen Agenten nach London gesendet, um sich die nöthigen Nach' Weisungen über den Umfang der Krankheit ;u verschaffen. Nun hat sich die englische Regierung entschlossen, in den verschiedenen Districten der Haupt« siadt Aerzte aufzustellen, welche täglich über die Zahl der Krankheitsfälle zu berichten haben. (Allg. Z.) Gsmcmnisches Reich. (Bosnien.) Serajevo 6. August. Obgleich in den letzten Tagen des Juli einige Uebclgesinnte die öffentliche Ruhe zu stören wagten, so genießen wir nichts desto weniger einer fortwährenden Ruhe, nach der sich Alle so sehr gesehnt haben; denn un. ser Vezier weiß mit seltener Energie die Absichten aller Böswilligen zu vereiteln. Eben so tröstliche Nachrichten laufen auch aus der Herzegovina ein, deren Vezier unermüdet bestrebt ist, die neue Ordnung der Dinge in seinem Paschalike einzuführen. Es heißt, er habe die Citadelle von Stolacz in treff-' lichen Vertheidigungsstand gesetzt und sie auch hin. ' länglich mit Mundvorrath versehen. Noch immer l fehlt für beide Paschalike die hinreichende Anzahl - regelmäßiger Truppen, die man alle Augenblicke » erwartet. Uebrigens läßt der Gesundheitszustand > nichts zu wünschen übrig. ((^2. ^i 2^2.) 278 Kriechenlanv. NaupUa, 8. (20.) April. Vor einigen Ta< gen erschien eine höchst wichtige Verordnung der Regentschaft über die Territorialeintheilung desKö« nigreichs. Hienach wird dasselbe in ic> Namos (Kreise, Departements) und 42 Eparchien (Bezir» ke, Arrondissements) abgetheilt; einem jeden Kreise sieht ein Nomarch (General « Kommissär), einem jeden Bezilte ein Eparch (Bezirks'Eommissär) vor; der ganzen Einthcilung werden die Gcbietsabgran« zungen und die Namen des Alterthums zu Grunde gelegt. — Man sieht nunmehr vor Allem umfas« senden Bestimmungen der Regentschaft über die Bildung der Ministerien und den Wirkungskreis derselben entgegen, welche mit der bereits be-schloffen en und bekannt gemachten Veränderung in den Personen der Minister gleichzeitig ins Leben treten sollen. Nur zwei der bisherigen Minister be« halten ihre Stellen. — Maurocordato und Tricupis; beide übernehmen noch andere Mini-sierien; dieser neben dem äußern, den Cultus und öffentlichen Unterricht, jener neben den Finanzen auch das Kriegswesen, letzteres jedoch nur proviso» lisch, indem hiezu ein mit der Aufgabe vollkommen vertrauter Ossizier einer befreundeten Macht bestimmt seyn soll. Aus dem Ministerium treten: Rhizo (Cultus und Unterricht), Zoglapho (Kriegswesen), Bulgaris (Marine), Christi, des (Innere) und Ehlonaris (Justiz); dage» gen treten in das Ministerium der in allen Epochen des Unabhängigkcitskampfes an den ersten Po» sicn gestandene K 0 lettis. (für die Marine); fer« ner Psyllas von Athen (für das Innere), und der Gerichtspräsident Praides (für die Justiz.) Nauplia, 23. April (5. Mai.) Fortwährend herrscht in allen Thellen der Monarchie Ruhe und Ordnung; an der türkischen Gränze sammelte je» doch ein gewisser Taphil Buza, — albanesischer Häuptling, welcher lange Zeit an dem griechischen Freiheitskampfe A»chtil nahm — auf türkischem Boden die aus Rumelien dahin gezogenen Palika» ven, so wie die in jener Gegend selbst seil lange» ver Zeit herumstreifenden Albaneserhorden, und nimmt eine drohende Stellung gegen die Pascha's ter Pforte an. Er gibt sich den Anschein, im Ein« Verständnisse mit dem Vicckomge von Aegyptcn uno tev griechischen Regierung zu handeln; das Letztere wird jedoch hier von der Regentschaft und den Mi> nistern nicht nur mit Indignation widersprochen, sondern man bemerkt selbst Vorsichtsmaßregeln, um ein allenfallsiges Eindringen Taphil Buza's in grie« chisches Gebiet zu verhindern. Zu diesem Behuf wurden die in Numelien stehenden bayerischen Truppen durch andere Abtheilungen derselben ver-stärkt; das drtttc Bataillon griechischer Infanterie brach nach Karpenisi (in Rumclien) auf, und die Lanzcnreiter, dann das ,ste und 2te Bataillon griechischer Infanterie erhielten Ordre, zum Aufbruch nach Numclien marschfertig zu seyn. — In der Ma-rine bemerkt man seit Koletlis Eintritt in dasMi« nisterium größere Thätigkeil; die der Ausbesserung bedülfligen Schisse wurden nach Porös gesendet, das Dampfschiff Eartcria, — vielmehr dessen Maschine — wird im hiesigen Arsenale ausgebessert, welches unter den aus Bayern gekommenen Ou» vriers bereits in einen vortrefflichen Zustand gcseht ist. Die Offiziere und Matrosen der lcnigl. Ma« rine erhielten neue Uniformen nach europäischem Schnitte. — Viele neue Institutionen und Vcr« besserungen werden angckündet, wie z. B. tie Errichtung von Assecuranz- und Kreditanstalten, von BeschäftigungsiHäusern, polytechnischen Schulen, SchuNehrerseminarien, geistlichen Bildungsanstal-ten, öffentlichen Bibliotheken, einer Academic der Wissenschaften, einer Invaliden», Wittwen« und Waisenanstalten für die Armee und die Marine, die Einführung der Mililärconscription, glcichför« Mlger Maaße und Gewichte, der Todtenbeschau, ' Quarantaineanstalten, die Errichtung von Hcbam, mensckulen, eine bestimmte Dotation der Schulen, die Aufhebung der außerwesentlichen Feiertage (ei bestehen im Ganzen gegen dritthalbhundert Heyer« tage) u. s. w. — Um die Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit kräftigst zu si« chern, ordnet die Regentschaft nun die Organisa* tion einer Gendarmerie ganz nach dem Muster ter französischen an; sie wild in 10 Eompagnien, cil-c» »» — i?Qo Mann betragen, europäisch gekleidet, und sehr gut bezahlt, so daß man auf vorzügliche Leute zählen kann. Obrist Graillard, ein Phil. Hellene, welcher sich seit 10 Jahren in Griechenland befindet, und unter Fabvier diente, wurde zum Ehef dieses Eorps ernannt; die Wahl scheint gut zu seyn, wenigstens gilt Graillard für einen tüchtigen und strengen Dienstmann von großer Recht« lichteit, Unbcfcholtenheit und Partcilosigkeit. (Allg. Z.) Redacteur: H-r. Vav. Keinrich. Verleger: Pgnaz Al. Edler v. Rleinnlavr.