M. 33. Laibach den 20. August 1864. 8. Jahrgang. Nlätler au8 ^rain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Krain" erscheinen jeden Samstag, und ist der Prännmerationspreis ganzjährig 2 st. österr. Währung. Vetäuschte Liel^ kehrt nie zurück. Stehst Du genistet an der Thür Zu wandern in ein fernes Land, Da mag beim herben Abschied dann Wohl leise zittern Deine Hand. Doch ob Dein helles Ange anch Vom Trcnnungsschmcrzc überquillt. Und eine Thräne sanft nnd lind Sich über Deine Wange stiehlt, Sprichst hoffend Du mit feuchtem Blick: Lebt wohl! Bald kehr ich ja zurück! Doch wenn Dein Herz, iu Lieb' erglüht, Der Täuschung bitt'rcn Schmerz empfand, Wenn Dir der süße Traum zerfloß, Die letzte Himmclöhoffnnng schwand. Dann lenkst Du Deinen Schritt, wie anch Verzweiflung Dir die Brnst durchwühlt, Und ziehst mit Deinem tiefen Weh', Mit Deinem dehnen ungestillt Entgegen düster dem Geschick: OMnschtc Lieb' kehrt nie zurück! , , Der lehte Ainöder. Historisch-vaterlimdischc Novelle von Josef V a b n i g g. -. . (Fortsetzung.) Noch war die Sonne nicht im Osten aufgestiegen, so kam schon der Fremde aus seinem Schlafgemache und trat in den Familienkreis. „Ihr wißt den wohlverdienten Tod des Grafen Ulrich von Cilli, welcher, weil der Kaiser seine Fürstenwürds nicht bestätigen wollte, Nache brütete. Die Güter des ermordeten Grafen in Steiern und Kram haben daher mit Recht und Fug nach dessen Falle, weil er ohne männliche Erben starb, dem Kaiser zuzufallen. Ladislaus, ein Neffe des Ermordeten, mit ihm ganz Ungarn und der Graf von Görz, sowie die Witwe Ulrich's machen das Erbe dem Kaifer streitig, undWitoviz, Hauptmann des ermordeten Grafen, rücken mit bewaffneter Hand.gegen den Kaiser, welcher.sich bereits in Ober-Cilli hart eingeschlossen befindet. Graf Ulrich von Schaumberg, Landeshauptmann von Kram, fordert durch mich, seiner Pflicht gemäß, alle Gutgesinnten zur schleunigen Hilfe gegen die Erbschleicher auf. Ich glaube nicht zu fehlen, wenn ich Eurer Hilfe mehr als versichert bin," endete der Sprecher. „Mein Hab und Gut, sowie selbst mein Leben steht meinem ! Kaiser und Herrn zu gnädigstem Gebote: gebietet gnädiger Herr," < antwortete Iobst von Ainöd, „alle meine Mannen stehen kämpf- i fertig. Wir rüsteten uns durch die ganze Nacht und harren nun, zum Kampfe bereit, Eurer Befehle." ! ' „Nur fort, glcick fort nach Rudolfswcrth. Mich ruft noch i die Pflicht nach Schneeberg, Laas und Adlersberg. Siebenegg, ! der Seisenbcrger, der Abt von Landstraß mit dem Scharfen-! bcrger, so wie die Brüder von Natschach und viele Edle findet ^ Ihr dort, auch Heinrich von Grimschitz hat scine Hilfe zu-i gesagt." „Heiurich von Grimschitz," bebte es leise von den Lippen der Magdalcna. Leise zwar, doch laut genug, um von dem j Burgvogte nicht überhört zu werden. ^ Eine auffallende Masse überzog das Gesicht des Giovanni j Malatcsta. ! >,Diescn kleinen Morgenimbiß noch," sprach der Burgherr, ^ „und dann fort zu unserer Pflicht. Meine beiden Söhne ziehen ! als Führer und ich mit meinem Weibe geleiten den Zug. Mein ! Burgvogt bewahrt indeß mein Haus und mein Kleinod, meine Magdalena." l ' „Vater, lasset mich nicht zurück, ich ziehe mit Euch. Ich ! würde gar so gerne die zum heiligen Kampfe begeisterte Schaar ! in NudolfZwerth sehen." ! „Ein Herr muß dem Hause vorstehen. In meiner und z Deiner Mutter Abwesenheit bleibst Du als solcher. Der zurück-> gebliebenen Dienerschaar muß ein Haupt gebieten:" so sprach i Iobst. Sein Befehl vertrug keine Widerrede, i Der Morgcnimbiß, welcher aus einer Hammelkeule, einem Nehrücken und einigen gebackenen Fischen nebst Brod und mehreren Humpen Weines bestand, wurde bald beendet und fort ging es dann, im schnellsten Trabe den Vurgweg hinab, jauch-^ zend und jubelnd, als ginge es zu einem fröhlichen Tanze, nach der Straße gegen Nudolfswerth. Nachdem der Heerhaufe abgegangen war, knarrten die ! Niegel und die Ketten klirrten, zum Zeichen, daß die Zug-! brücke aufgezogen und die Burg vor jedem Feindesüberfalle ge-! sichert worden sei. In der Burg herrschte von diesem Augenblicke eine tiefe Stille und Nuhe. Daß der Vurgvogt dcs anderen Tages mit einigen Knechten in aller Stille die Burg verließ, hatte unter den Bewohnern keine besondere Bedeutung, denn dieses geschah sehr oft, der Jagd im nahen Waldgehege wegen. ' . Der Abend kam, doch weder der Vurgvogt, noch seine Genossen kamen zurück. Zwei, drei uud vier Tage vergingen, ohne daß ! Jemand rückgekehrt wäre. Magdalena, besorgt, schickte allcnt-! halben Voten hinaus, doch diese kehrten, ohne eine Spur von den Gesuchten gefunden zu haben, zurück. Die Besorgnis; war eine allgemeine. 130 Magdalcna gerieth in eine immer größere Angst, welche ! noch dadurch um ein Bedeutendes gesteigert wurde, weil der ! Vurggeistliche, Pater Ubaldus, der in dieser peinlichen Lage zu Rathe gezogen wurde, unter einem bedenklichen Achselzucken sich ganz rathlos zu sein erklärte. Mitten in dieser Angst und Furcht öffnete sich jedoch plötzlich des Saales schweres, eichenes, mit vielen Arabesken verziertes Thor und herein trat unter einer stummen Verbeugung der so lange ängstlich Erwartete. Beide starrten stumm den Eingetretenen an. Dieser aber ^ warf sich, ohne ein Wort zu sprechen, in den nächsten Lehnstuhl. Er schicu sich ängstlich zu sammeln. Verworren war scin Haar, j bleich und verstört scin Gesicht und scin Wams trug vertrocknete > schwarze Spuren des Blutes. Etwas Großes und Grauenvolles mußte geschehen scin, dieses unterlag keinem Zweifel. Alle harrten unter Bangen der baldigen Lösung dieses schweren Räthsels. Ohne die Augen vom Boden zu erheben, begann nach , einer langen Pause und mit einer bebenden Stimme der indeß sich Gesammelte zu sprechen an. „Ihr wart gcwiß über meine ! so lange Abwesenheit besorgt? Diese Besorgnis; war nicht um- ! sonst. Im nahen Eichenforste fand ich die Spur eines Baren. ! Tie Hirten klagten mir mit weinenden Augen, daß ihnen diefcs j Unthicr fchon viele Schafe und Lämmer geraubt. Ich folgte, ! von glühender Iagdlnst getrieben, durch Ncrg und Thal der ! immcr frischeren Spur nach. Im Thale, wo der Wildbach ! schäumend über bemooste Felscnstcinc braust, ersah ich am dritten > Tage eine Bärin im Sonnenscheine mit ihren zwei Jungen spie- ! lend. Ich schickte ihr, ohne mich lange zu bedenken, einen i unangenehmen Gruß. Erbost darüber, erhob sich die Bestie und ! stürzte mit einer unbeschreiblichen Wuth auf mich her. Wir trieben uns lange um den Stamm einer alten dicken Eiche und bald wäre es um mich Ermüdeten geschehen. In dieser großen Angst und Noth ersah ich meinen Vortheil nnd stieß ihr den Dolch in die Brust. Der kühn gewagte Stoß gelang: brüllend und röchelnd stürzte das Unthier zusammen. Der Gefallenen zur Seite lagerte sich arglos die junge Vrut, welche auch bald j ihrer Mutter nachfolgen mußte. Dieß ist mein Abenteuer von vier Tagen," endete der Sprecher und schöpfte den Athem aus der Tiefe feiner Brust. Mit diefer Erzählung endete auch die Angst der Anwesenden. Man lobte den Muth des Erzählers, rühmte dessen ^ edle Aufopferung und pries den Himmel für defsen Abwendung ! der so nahen Lebensgefahr, in der sich der Burg treuer Diener so augenscheinlich befand. Am andern Tage kam ein Bote "son Nudolfswcrth geritten. Er brachte ein Schreiben von dem Burgherrn. Der Vurgkaplan, nachdem er solches gelesen, meldete nebst Gruß und Kuß den sämmtlichen Bewohnern der Vurg , daß die Hcrren-lcute mit den Kampfgenossen nach Laibach, als dem Haupt-vcrsammlungsorte, gezogen wären, und daß ihre Rückkunft unbestimmt sei. Der Schluß des Schreibens empfahl sie Alle dem Schutze Gottes, und befahl, sich in Allem und Jedem den Anordnungen des Vurgvogtcs ohne Widerrede zu unterwerfen. Tiefe Anordnung , welche das Vurgfräulein in ihren Rechten tief verletzte, schien sich mit der elterlichen Liebe zu derselben nicht zu vertragen. Der Leser schüttelte bedenklich den Kopf und schwieg. Die Zeit wird lehren, ob sein Bedenken gegründet war. (Fortfchüng folgt.) Neber Pfahlbauten '"). „Pfahlbauten" sind Wohnungen, die in Gewässern odcr Mooren anf in den Boden eingesenkten (eingerammten), mit Rosten überdeckten Holzpfählen erbaut sind. Solche Bauten sind nun an und für sich nichts Seltenes oder besonders Merkwürdiges. Man fand sie und ftndct sie auch jctzt noch in verschiedenen Ländern und bei verschiedenen Völkern. — Hcrodot hat ein Pfahlbauten-Dorf der Agriancr und Odomantcr am See Vrasias in Thracien befchrieden, welches Mcgabazos, der Feldherr des Danus, in dessen Fcldzuge an der untern Donau, nicht bezwingen konnte, weil diese „im See selbst wohnten." „Mitten im See," so lautet Herodot's Schilderung, — „stehen zusammengefügte Gerüste auf hohen Pfählen: dahin führt vom Lande eine einzige BrÄcke. Die Pfähle, anf denen die Gerüste errichtet sind, haben die Bürger in alter Zeit gemeinschaftlich eingeschlagen ; nachher aber machten sie das Gesetz, daß für jede Frau, die einer heiratet, er drei Pfähle aus dcm Gebirge holt und einrammt; es nimmt abcr jeder viele Weiber. Es hat jeder auf dem Gerüst feine eigene Hütte, in der cr lebt: eine Fallthür geht durch das Gerüst in den See hinunter." Nach Strabo's und Cäsar's Mittheilungen hatten die Belgier in Sümpfen Pfahlwcrke als Zufluchtsstätte» gegen Feinde: — in Syrien bestanden Pfahldörfer noch in den ersten christlichen Jahrhunderten. Der österreichifche Kaiferstaat selbst besitzt die berühmteste aller Pfahlbauten, das herrliche Venedig, nach welcher fchon der spanische Entdecker Juan de la Casa, dessen Begleiter Ame-rigo Vcspucci war, ein Indianerdorf in der Nähe von Mara-cabio benannte, woraus der Name „Venezuela" (Klcinvenedig) entstanden ist. — In den Marschen des Eupbrat, am Tschadda-Eee in Central-Afrika, bei den Papua's in Neu-Guinca und auf den Sunda-Infeln trifft man heutzutage noch häusig Pfabl-! bauten. ! Die Pfahlbauten sind eine der neuesten, interessantesten Entdeckungen der Geschichtsforschung, denn sie stammen aus ! einer Zeit, welche weit hinter allen geschichtlichen Aufzeichnungen ! liegt, und sind gleichwohl, wie wenige andere gleichzeitige cultur-! historische Uebcrrcste, geeignet, uns Aufschlüsse über den Vil-! dungsznsland und die Lebensweise einer europäischen Vevöl-! kernng zu geben, über deren Gräber bereits Jahrtausende dcchin-! gegangen sind. Die neuere Geschichtsfoischung theilt die vorgeschichtlichen i Eu!turperioden in drei große Zeiträume: ''eine Steinzeit, eine ! Vroncezeit und eine Eisenzeit. *) Aus dcr „Carlnlhia." Man verdankt diese scharfsinnige, auf die sorgfältigsten, ^ umfassendsten archäologischen Forschungen gestützte Unterscheidung ^ vorzüglich den Arbeiten der beiden hervorragendsten nordischen Merthumsforschcr, Herren Thomscn, DirectorZ der antiquarischen und ethnographischen Sammlungen in Kopenhagen, und Nilsson, Professors an der Universität Lund in Schweden, ^ welche aus dem von ihnen eingchendst untersuchten und ucr- , glichcncn überrestlichen Inhalte der in den nordischen Ländern in sehr großer Zahl aufgefundenen und geöffneten alten Grabstätten (Hünon-Gräbcr) mit schlagender Schärfe dargelegt haben, ^ daß die europäische Urbevölkerung die Bearbeitung und Ver- z wendung der Metalle noch nicht gekannt und beiläufig auf der- ^ selben Culturstufc gestanden habe, auf welcher noch jetzt einzelne ^ wilde Völkerschaften stehen. Tiefen Urbewohnern unseres Erd- ^ theiles ersetzten Knochen, Horn und insbesondere der Feuer- ! stein die Metalle bei der Verfertigung ihrer häuslichen Geräth- ^ schaften und namentlich der schneidenden Werkzeuge. Wir nennen ^ diese Cnlturperiode, deren Dauer wahrscheinlich über einige Jahrtausende sich erstreckte, das Stcinaltcr, — die muthmaftlich ^ erste Hauptstufe der Cultur-Entwicklung. 6s ist wohl mit allem ! Grunde anzunehmen, das; das Stcinaltcr als primitiver Zu- ! stand von den meisten Völkern durchgemacht worden sein dürfte; z nur acschah dieß in sehr verschiedenen Zeiträumen, deren län- ! gere oder kürzere Dauer sowohl von der Vildungsfähigkeit der einzelnen Völkerschaften, als von dem Einfluße geographischer, ! klimatischer und internationaler Verhältnisse abhing. Beiläufig dürften die Völker des Stcinaltcrs auf derselben Culturstufe sich befunden haben, welche heutzutage die Bewohuer Australien's und der Südseeinscln einnehmen. Aber den Menschen jener fernen Urzeit begünstigte nicht ein mildes Clima, nicht ein dankbarer, productiver Boden. Sein Leben war ein Kampf mit den Gefahren und Hindernissen einer rauhen, wilden Natur: er selbst besaß nur die allerem-fachsten Mittel, die Bedingungen seiner Existenz sich zu erringen. Die Geologie liefert die Veweife, daß der jetzigen Gestaltung des europäischen Festlandes und dem jetzt herrschenden Clima eine sehr kalte Periode, welche die Gletscherperiode genannt wird, voranging. D'as europäische Festland war zu jener Zeit viel höher gehoben, als dieß gegenwärtig der Fall ist. Die Gletscher stiegen allenthalben lief herab, wie dieß die vorfindigen, oft meilenweit vorgeschobenen'Erdmoränen erkennen lassen. So liegt z. V. Maria Zell auf einer Ablagerung von Glctschcrblöcken. Daß diesen rauhen klimatischen Verhältnissen auch die damalige Thierwclt entsprochen habe, ist aus den so häufig noch vorfindigen urweltlichen Thierresten mit Sicherheit zu entnehmen. Das Mammuth, der gewaltige Auerochse, das Wisent wohnten in den Niederungen: das erst im Mittelalter ganz ausgestorbcne Scheich, das Elenthier, die Höhlenhyäne und der Höhlenbär hausten in den unermeßlichen Waldungen und auf den Bergen. Daß in dieser Periode und mit diesen Thieren zusammen bereits der Mensch in Mittel-Europa gelebt habe, ist in neuester Zeit (1847, 1859, 18L0) durch höchst merkwürdige Funde, namentlich in Frankreich und Belgien, dar-gethan worden. So hat man in den großen Diluvialbänten im Thale der Somms bei Abbeville im nördlichen Frankreich und bei Amiens (zum Theile in einer Tiefe von 14 Fuß unter der Oberfläche) eine große Anzahl Steinwcrkzeuge und Waffen: Keile, Pfeilspitzen, Schncidewcrkzeuge aus Feuerstein, sämmtlich von höchst einfachen Formen, nicht geschliffen, sondern nur roh zubchauen, zusammen mit fossilen Knochen des Mammuth, Rhinoceros, des Los M80U8 :c. :c. gefunden. In den Tilu-vialbänken von Abbeville und St. Acheul, welche bereits in einer Strecke von 15 englischen Meilen durchforscht sind, fand man mehr als tausend bearbeitete Steingegcnstände: in den Höhlen bei Lüttich und Namur entdeckten Schmerling, Spring und Chochicr menschliche Gebeine und Fcuersteinwaffen zusammen mit Uebcrrcsten der Hyäne, des Löwen, des Schclch's und des Hirsches unter Verhältnissen, welche die gleichzeitige Existenz der Menschen und dieser Thiere fast zur Gewißheit machen. Einen der merkwürdigsten Funde bot die von Eartct angestellte Untersuchung einer Höhle bei Aurignac, im Departement Haut-Garonne. In dieser Höhle, welche offenbar sehr lange verschüttet war, fand man Skelettheile von mehr als 16 Menschen mit einer großen Menge fossiler Knochen, besonders von Fleischfressern , und mit verschiedenen Waffen und Werkzeugen aus Feuerstein und Nennthierhorn. Außerhalb der Höhle befindet sich ein mit Steinen gepflasterter Fcucrplatz. In der über diesem liegenden, mit Asche und Holzkohlen vermischten Schichte lagen mehrere Hunderte Knochen von Grasfressern, zum Theile an- ! gebrannt und verkohlt, also höchst wahrscheinlich von den hier gebratenen und verzehrten Thieren. Die größeren Knochen waren künstlich geöffnet und zeigten deutliche Spuren von Hirben mit stumpfen Werkzeugen. Diese waren auch in der That vorhanden, denn es fanden sich gegen 100 Beile, Messer, Pfeilspitzen und sonstige spitzige Werkzeuge aus Kiesel, welche offenbar an Ort und Stelle verfertigt worden waren, wie Massen von Steinsplittern und ein Schleifstein aus einer ganz fremden Steinart bewiesen. Vor allen interessant waren verschiedene Geräthe aus Rennthierhorn, mit Eteinwerkzeugen bearbeitet und aus den Geweihen lebender Thiere verfertigt. Unter den an- ! gebrannten Knochen waren jene eines jungen Rhinoceros (Min. tiolioi'i'IümiL), des Pferdes, des Niefcnhirsches, des Elens und am zahlreichsten Knochen des Auerochsen und des Renn-thieres. Dieses letztere kann bekanntlich nur im kältesten Clima leben. Seine Existenz in diesen südlichen Gegenden war also nur in der Glet>cherveriode möglich und die gleichzeitige Existenz des Menschen ist durch diese Vorkommnisse, durch die genaueste Durchforschung der Schichten, und selbst durch die chemische Untersuchung der menschlichen und d5r Thiergebeine bis zur Evidenz dargethan. Den Steinleuten folgte — auf dem europäischen Festlande ! mindestens — eine Bevölkerung, welche bereits die Bronce mit- ! brachte, mit deren Cintritte die zweite Cultur-Periode, das Vronce-Alter begann. Die Metallmischung, welche man Bronce nennt, besteht aus beiläufig neun Theilen Kupfer und einem Theile Zinn; sie läßt sich gut schmelzen und gießen und die geschmolzene Masse erlangt bei langsamer Abkühlung eine nicht unbedeutende Härte. Tie Bronce genügte darum auch durch eine lange Zeit zur Anfertigung von Schneidwerkzeugen, Waffen und zahlreichen Gegenständen des häuslichen Gebrauches und des Schmuckes. Vielfache Vorkommnisse haben erwiesen, daß die Vronce-geräthe dieses Zeitalters, mit sehr wenigen Ausnahmen, nicht geschmiedet, sondern gegossen worden sind. Diese Metallarbeiten verrathen häufig einen sehr hohen Grad von Gcfchiälicbkeit und der steinerne Hammer kam nur in Anwendung, um die Schärfe und Härte der Waffen und Schneidewcrkzcuge zu erhöben. Eine natürliche Schlußfolge des soeben Gesagten ist, daß das Bronce-Alter den Bergbau gekannt habe, von dessen Kenntniß das Stcinaltcr keine Spur auszuweisen hat. Hiednrch ist aber auch schoil eine vicl höhere Culturstufc bedingt und ausgesprochen, als jene des Eteinalters war. Das Kupfer ist bekanntlich ein auf unserem Welttheile allenthalben verbreitetes, leicht erkennbares und uerhältnißmäßig ! auch leicht zu gewinnendes Metall. Dagegen ist Zinn in größeren Mengen in Europa sehr selten und es gibt anf diesem Erdtheile nur zwei Gegenden, wo Zinn durä> eigentlichen Bergbau gewonnen wird: Cornwall in England und das deutsche Erz- und Ficktelgcbirgc. Es liegt gegenüber dieser Thatsache die Frage nahe, ob; man, ehe man auf die Verschmelzung des Kupfers mit dem seltenen Zinn kam, nicht durch längere Zeit lediglich mit Kupfer sich beholfen, mit anderen Worten, ob es zwischen dem Stein-und Vronce-Altcr nicht, ein Kupfer-Alter gegeben habe?, ^ In Amerika ist dieß wirklich der Fall geweien. Die Untersuchungen der Herren Squier und Davis über die Alterthümer des Missisippilhales haben die Beweise gcllefer,.t für den Bestand einer Culturperiodc, welche in der That durch den ausschließlichen Gebrauch des gediegenen, nicht geschmolzenen, sondern im kalten Zustande verarbeiteten Kupfers ausgezeichnet war. In Europa vermißt man die Spuren einer eigentlichen Kupferzeit-gänzlich. Einzelne, als große Seltenheiten vorkommende Funde eines kupfernen Beiles lassen sich als Ausnahms-fälle ganz gut durch die größere Seltenheit des Zinnes erklären, welches aus großen Fernen bezogen werden mußte und bei eintretenden Verkehrsstörungen wohl kaum anders, als durch das viel mehr verbreitete Kupfer ersetzt werden konnte. Man zog aus diesen Umständen den sehr richtigen, treffenden Schluß, daß die Kunst, die Vronce zu erzeugen und zu verarbeiten, bereits als eine fertige Erfindung nach Europa gekommen und zweifelsohne aus einem anderen Erdtheile, wahrscheinlich ans einer mit Kupfer und Zinn zugleich ausgestatteten Gegend des Orients, eingeführt worden fei. Der Bergbau wurde zu jener Zeit, wo man Eisen,,und Stahl noch nicht kannte, ohne Zweifel durch Feuersehen betrieben, — die einfachste Methode, selbst das härteste Gestein aufzulockern , zu spalten und zu zertrümmern. In sehr alten Verg-bauten findet man noch hie und da Spuren der Anwendung des Feuersetzens. (Fortsetzung folgt.) Neber die Spitzen. (Fortsetzung.) Die schönsten Spitzen von Leincnzwirn, wegen ihrer Feinheit und der geschmackvollen, reichen Muster berühmt, nno somit auch die theuersten, sind die Brüsseler Spitzen. Dieselben haben sechseckige Maschen, die in senkrechter.Ncihe durch vier Fäden gebildet sind. Während die meisten Klöppelspitzcn so gemacht werden, daß jede Klöpplerin ihren Streif allein arbeitet, das heißt Spitzengrund und Blumen, so bilden die Brüsseler Spitzen hicvon eine Ausnahme, denn die Verfertigung derselben ist in viele Hände zugleich gelegt, so daß jede Arbeiterin nur das liefert, worin sie besondere Gcschicklichkcit besitzt, die eine den Grund, die andere die Blnmcn u. s. w. Die Brüsseler Spitzen haben ferner noch das Erkennungszeichen, daß ihre Blumen von äußerst regelmäßigen, feinen Schnürchen eingefaßt sind, um dem Ausreißen der zarten Leineufäden und dem Verzerren derselben vorzubeugen, denn der dazu verwendbare Zwirn ist von dem allerbesten belgischen Flachs, von dem das Pfund nicht selten über 1000 Thaler kostet. Ueberoieß werden zu jedem Theil der Arbeit die feinsten Fäden besonders ausgesucht- der Grund der feinen Brüsseler Spitze wird nur in '/2 Zoll breiten Streifen gearbeitet, und so viele, als zur Herstellung der gewünschten Spitzenbreitc dann erforderlich sind, mit einer feinen Nadel fo vortrefflich verbunden , daß das schärfste Auge die Stellen des Ansatzes nicht herauszufinden vermag. Blumen und Muster werden ebenfalls einzeln geklöppelt und mit der Nadel an den Spitzengrund gesetzt. Seit etwa 30 Jahren kommen auck ApplicationZspitzen in den Handel und werden wegen ihrer großen Aehnlichkeit mit den echten und ihrer Wohlfeilheit, namentlich zum Aufputz von Kleidern und Batistwäsche, viel gesucht. Dieselben bestehen aus dem in England massenhaft fabricirten Maschinentüll, auf welchem dann geklöppelte Brüsseler Blumen und Muster aufgesetzt werden. Man tauft die Elle davon mit 1 bis 15 Thaler, während die Elle echter Brüsseler Spitzen 12 bis 72 Thaler tostet. Nach den Brüsseler Spitzen nehmen die echten Mcchclner Spitzen (niu,1in68) den zweiten Rang ein, und unterscheiden sich von den ersteren nur dadurch, daß Grund und Muster derselben zugleich, auf einmal geklöppelt werden, uud sechseckige Maschen haben, die von drei Leinenfädcn gebildet sind. Zuweilen heißen sie auch gestickte Mechelner smaimss W'0ä668), weil ein breiter Faden alle Blumen und Muster umzieht, wodurch sie das Ansehen einer Stickerei erhalten. (Fortsetzung folgt.) Wigrümmatischez. Naht Einer Dir «cht fein und zart Und sucht Dich recht zu caMren, Gib Acht! er seift Dir ein den Bart, Um Dich dann leichter zu barbircu. Im Leben, Freund, muß Jedermann Nur stets die rechten Mittel wählen; D'rum schließ' Dich einer Clique an, So wird die Claque Dir nicht fehlen. Obschon ich sanft bin wie ein Lamm, Scheint doch ein Dämon mich zn treiben: Ich spilr'6. ich muß ein Epigramm Anf den Bewußten wieder schreiben. Ein eitlcs Weib, das mag noch gehen; Ein citlcr Mann — nicht anzusehen. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleiumayr. — Druck und Verlag uon Ign. v. Ftleinmayr N F. Vamberg in Laibach.