für Vaterland, Kunst, WijjenjHaft nnd geselliges Leben. N edigirt von Leopold Kordesch. «H/? FH. Dinstag den 20. Februar FOHO. Von dieser Zeitschrift erschein»'!, wöchentlich zwei Nummern, Dinstag und >Vc>mstaq. Der Preis des Blattes ist im Comptoir ganzjährig 3 si. , halb? jährig > si. 3N kr. Durch die Post ganzjährig l, fl. , halbjährig 2 si. n dick, o Gott! muß ich mich wenden. Jetzt. 0a oie ganze Welt in Flammen steht, Unv si« der >?>turm mit Trümmern überla'l. Der Menschheil Loos emrfeh!' ich deinen Händen. Nur du kannst Licht in dieses Chaos sende». Den Wellkampf mit lein Sieg des Guten enden. Oft wird mir beim verwori'nen Toben Empörter Leidenschaften. ach! so bang. Erdeben macht mich jeder Ueberschwang: Abgrund, Abgründen rufend, unten, oben; Die Schiebenden, bald h,ft'«er selbst geschoben, An» Rand des Sturzes schon, die kaun, sich hoben! So seh' ich schwanken noch die Waqe: Doch ruft j,yt all.n Höb'n das Moraenückt Mit Gluth Die n„du„a zu vor's Weltacricht-Der Volker Nechl ist hier d,e große Frage; Ke>n Schw.rlerk.ang erstickt mehr ihre Klage. N.rfochlen wird ff, ^ am dellen Tage. Nur stört der Wirrwarr ^n Nedanken Im Mund der Sprecher ,ür des Volkes N.cht. Wie Macher schmieg sich ^r dem Vols zum Kn.cht. U,n sich zur Herrschafl keck.r aufzuranken! I,„, Unrecht selbst verschmäht ^ «u, .Ka ranken. Wenn nur um ihn Pallast' und 2hro„e wanke». Für Freiheit ist »er M,nsch «eboren! Wie nach der Hol'e» Braut dem Iüngiin«, . schlagt Nach ihr ^s He" den Völkern . lief erregt. Dock schwlbl sie nicht herab aus H'n,mele«horen Zu denen, die den Tuac"dsi,,n verloren; D>n Frevler hüt sie ",e zum Freund erkoren. Dich fleh' ick. G°tt! du möqst »ntzstnden Des Guten heil'ge Lieb' in jeder Brust. Die sich des Trieb's >ur Freiheit ist bewußt. Dann mus, der Geist der Wühlerei verschwinden. Der Völker schwinelicht dreht in Irrgewinden; Auf Tugend wird ihl Neich eie Freiheit gründen. I. H. v. W. Die Hexe von Trouville. Eine Sage. Äuo dcr «Wien« Icitschrist." >!!> uf dei' Küste der Nonnandie, am Fuß eines schroffen Abhangs, wo ein klcmn- Fluß ins Meer mündet, kauert wie ein Schwalbennest das allerliebste Dorf Trollville, dcfsen pitto reske Ansichten Isa bei's Gemälden so oft znin Vorimirs dienten; das nahe Meer bietet stch als gemeinlann' Domäne einem Fischer-Völkchen an, welches eben so arm als leichlglälibig ist, wie überhaupt die Meeranwohner; Hoffnung ist ja die Schwester des Aberglaubens, und deßhalb vielleicht herbergt der letztere so gern bei der Armnch. Trouville hatte fast in jeder Epoche seine Here oder seinen Zauberer; aber mner allen dielen Spezialfreunden Satans gelangte nie einer zu einem so furchtbaren Rufe, wie die alce Margarethe. Karcen, Kaffchsatz, die Lineamente der Hand waren ihr ein Spiegel, worin sie die Zukunft las; Niemand konnte genau ihr eigentliches Alter nachicchnen, das lag in einem völligen Geheimniß begraben; die alcesten Leute im Ort kannten sie seit Menscheiigedenken schon so alt und hinfällig; vicle versicherten, sie häufig bei Mondschein auf einem Besenstiel erblickt. ;u haben; auch war's gewiß und abgemacht, daß sie sich verwandeln konnte; denn man war ihr schmi einmal an einem November- Abend begegnet, wie sie im Leib einer andern Alten, die längst verstorben, herumging. Kurz, die alce Margarethe war dcr Schrecken in dcr ganzen Umgegend, und lange wagte es Niemand, ihren Zorn zu reizen. Was aber lange Niemand gewagt, das that eines Tages Paul Grey, dcr Freigeist, ein innger Bursche von 18 Jahren, ein Seemann vom Kopf bis znm Fuß, der schon mit l4 Jahren beim Tanz gegen die Engländer mit dabei gewesen war, und seit dem halben Jahre, daß seine Beine auf festem Lande standen, mehr Heldenthaten vollbracht hatte, als irgend einer im ganzen Leben. Was? war er nichr sogar um Mitternacht über den Kirchhof gegangen? Am Weihnacht-Abend nun begab sich Paul Grey, der Freigeist, zu seiner Braut Nose Lucas; sein Unstern brachte ihm die alte Margarethe in den Weg,—Paul war just in der Laune, einen tüchtigen, Spaß zu machen; so grüßte er denn die alre Dame folgendermaßen: „He, holla, alte Teufelshe,re! maHli du dich bald auf den Weg, dich 38 — in der Hölle zu warmen?" — Bei dieser Anrede zuckte der ganze Leib der Alten zusammen; sie schluppte sich plötzlich, wie ein Gespenst, vor den Verblüfften hin; die Augen funkelten ihr, wie einer schwarzen Katze im Dunkeln; sie streckte ihre knöchernen Arme gegen ihn aus und gab ihm den Gruß also zurück: »Ach, du mein netter Bursche, du schöner Bräutigam des Salzwassers! Du lebst nicht lange genug, um meine Höllenfahrt angucken zu können, und dein herzallerliebster Schatz, du Papagei! heirathet Pierre Burdel an demselben Tag, wann du von einer gewissen Reise, naß wie ein Fisch, heimkommst!" Der Klang ihrer Scimme, womit sie diese Prophezei-hung aussprach, stahl dem armen Paul Grey allen Heroismus straks aus dem Leibe heraus; er schlich, den Kopf zwischen die Schulcern gesteckt, langsam seines Weges weiter, zum Vater Lucas. Kaum hatte er sich aber auf seinen gewöhnlichen Platz gesetzt, als draußen eine unbekannte Scimme fragte, ob man hereinkommen könne? Lucas, Nose und ihr Bräutigam guckceu sich wechselscits bedenklich an, bevor sie antworteten; aber wie sie noch die Köpfe zusammensteckten, ging die Thüre auf, und ein Gensd'arme von der Marine trat in die Hütte. — „Ist hier Paul Grey?" fragte er. Paul stand auf und sagte: „Ja, und der bin ich." —»Ml l)l«n, wackerer Bursche'." sprach der Gensd'arme, — „seht her, was Euch erwartet." Damit übergab er ihm ein Papier mit dem französischen Wappen. Paul sah es von allen Seiten an, machte ein saures Gesicht, und bat endlich den Gensd'armen, ihm den Inhalt vorzulesen. Der diensteifrige Gensd'arme las „Mi hübsch laut und vernehmlich die Ordre, sich binnen acht Tagen nach Cherbourg an Bord des kaiserlichen Schiffes »!e Victorieur," zu begeben. Die Ordre war deutlich und bestimmt an Paul Grey und keinen Andern ausgestellt; mit solchen Dingen war damals nicht zu spaßen, und Paul verhehlte sich nicht, das; er am nächsten Tag abreisen müßte. Als der Gensd'arme fort war, gab es Thränen und Wehklagen übergenug; Nose weinte; ihr Vater kaute seinen Tabak mit so kläglicher Miene, daß es einen Srein hätte rühren können, und Paul ließ den Kopf hängen und dachte an die alte Margarethe. Mitten in dieser Trübseligkeit ließ sich Rose den Ausruf entschlüpfen: »Abscheuliche Here! du hattest mir's diesen Morgen prophezeiht!" — Diese Worte weckten Paul aus seiner Erstarrung. »Wie? du warst diesen Morgen bei der Hexe? rief er. — Ach ja, erwiederte Rose. »Nuu? und sie sagte dir, daß ich heute Abend die Dienstordre erhalten würde?" — »Ja, leider Gottes, ja! »Nun? und was ferner?" „Ferner, ferner —nun, sie sagte mir freilich, daß sie lioch was wisse, aber mi ch's nicht wissen lassen wollte. — Gewiß war's irgend was Gutes, — deine Wiederkunft und unsere Heimath wohl gar;--------denn wär's ein Unglück, — o, da hätte mir's der alte Unglücksvogel sicher nicht verschwiegen. »Ja wohl; vielleicht —" fügte Paul ganz niedergeschlagen hinzu. (Schluß f^lgt.) Der Schatz. Aus den Papieren eines Vjsi.,ier«. Im Jahre 18— mußte der Verfasser mitten im Winter, einer wichtigen Familienangelegenheit wegen, eine Reise nach Rußland machen. Je strenger die von Außeu herrschende Winterkälte war, desto schneller und inniger ward die kleine Neisekaravane im Innern des Schnellvostwagens mit einander verbündet und befreundet. Man lachte, scherzte, erzählte lustige Anecdoren, und so flog die Zeit unvermerkt an den Reisenden vorüber. Nur Einer drückce sich in schroffer Abgeschlossenheit schweigend in seine Wagenecke, und nahm keinen Antheil an der allgemeinen, muütern und scherzhaft belebten Unterhaltung. Alle Versuche, ihn in das Gespräch und die Unterhaltung mit hineinzuziehen, ihm Rede abzugewinnen, scheiterten an seiner Wortkargheit. Er saß immer ernst schweigend und mit kalt verschlossener Miene da, und selbst wenn ein unerschütterliches Gelächter im Wagen er-scholl, konnte man auf dem kalten, düstern Gesichte des Fremden , den wir Uebrigen bald den »steinernen Gast" nannten auch nicht den leisesten Anfing von einem Lächeln bemerken. Es war ein Mann von kurzer, untersetzter Statur; die scharfgebogene Adlernase, so wie die sehr markirten Gesichtszüge verriethen den Franzosen, und wir erfuhren durch den Conducteur, daß es ein französischer Hauptmann, Namens Mery, sey, der nach Wilna reise. Um so mehr mußte uns der Ernst, die Schweigsamkeit, das kalt-verschlossene Wesen an ihm befremden; lauter Eigenschaften, die sonst dem lebhaften und beweglichen französischen Naturell nicht eigen zu scyn pflegen. Wir ließen inzwischen den steinernen Gast gewähren und gaben die Hoffnung anf, daß er je aufchauen würde. Nicht wenig überrascht war ich daher, als er mich plötzlich an dem Morgen, wo wir schon in der Ferne die Thürine von Königsberg erblicken konnten, anredete. „Um Verzeihung?" — wandle er sich nämlich zu mir, »Sie reisen nach Rußland? — ^Zu dienen!" war meine Antwort. — »Könnten wir da nicht zusammen reisen? — „Mit Vergnügen," erwiederte ich, und umging so, der lieben Höflichkeit wegen, ein ganz klein we-mg die Wahrheit. In Königsberg angelangt, verabredete ich mit meinem steinernen Gaste das Nöthige über unsere gemeinschaftliche Weiterreise nach Tilsic; denn von da aus wollte und mußte ich mich nach Memel wenden, während ihn sein Weg gerade aus nach Wilna führte. Wir einigten uns mit einem Hauderer und saßen schon am Nachmittage desselben Tages im Schlitten, der uns nach Tilsit führen sollte. Rasch flogen wir über die Schneedecke hin: das Wetter war freundlich und hell, und so war ich recht behaglich gemuthct, indem ich gedankenvoll in die winterliche Schneelandschaft hinausschaute, und fast meinen ebenfalls schweigenden Reisegefährten vergaß. Ein tiefer, schwerer Seufzer, den er ausstieß, weckte mich 39 - endlich aus meinen halb wachen Träumereien auf und erinnerte mich an die Pflichten der Geselligkeit. »Sie haben wohl,« redete ich meinen Gefährten an, »wenn es erlaubt ist zu fragen, Geschäfte in Wilna?« «Freilich,« erwiederte er, „und zwar sehr wichtige.« „Handelsgeschäfte?« suchte ich das stockende Gespräch fort zn spinnen. ,.Ia und nein,« entgegnete der Steinerne „ja, sofern ich dort Heden und holen will, was zum Handel, zum Kriegführen und überhaupt zum menschlichen Leben das Nothwendigste und Unentbehrlichste ist; nämlich Geld.« „Also eine reiche Erbschaft,« rief ich lachend, „gratulire von ganzem Herzen!« „Schönen Dank,« sprach halblaut und gleichsam wie vor sich hin der Franzose; „aber erst haben, das wird Künste kosten. „Wie so?« fragte ich halb neugierig, halb verwundert, „macht man Ihnen Schwierigkeiten, Einwendungen, und müssen Sie vielleicht IHre Ansprüche erst erstreiten?« „Einen Prozeß muß ich allerdings führen,« erwiederte mit gepreßter Stimme der Franzose, „aber nicht mit Menschen, sondern mit den Mächten der Unterwelt; es gilt nämlich, müssen Sie wissen, einen Schatz zu heben.« Ich sah hier meinen Gefährten befremdet an, weil ich zweifelhaft war, ob er scherze oder im Ernste rede. Einen Scherz konnte ich dem sonst verschlossenen, düstern Mann gar nicht zutrauen, und sollte ich an Ernst glauben, so mußte mir für seinen Verstand bange werden. „Sie staunen,« nahm der Fremde wieder das Wort, »aber hören Sie mich und Sie werden nicht mehr staunen. -^ Ich war, ,„ie Sie vermuthlich schon wissen werden, Hauptmann in französischen Diensten und heiße Mery. Den ruhmvollen Feldzügen unserer Heere habe ich beigewohnt, aber auch dem unheilvollen Feldzuge von ,812. Lassen Sie mich nur fluchtig all' die unerhörten Mißgeschicke und Unfälle bei Uhren, die uns cu.f ^m furchtbaren Rückzüge von Moskwa bis znr Beresina .„itten unter den Schrecknissen cines furchtbaren Winters betrafen, und das schönste und trefflichste Heer, was ,e gesehen worden ist, so lange es eine Geschichte gibt, gänzlich zersti^,,, «„d vernichteten. Kommende Geschlechter und Jahrhunderte werden den Berichten und Mittheilungen von diesem grauenvollen Untergange eines ganzen, mächtigen Heeres, von mehr denn 500.000 Mann, kaum Glauben beimessen, und die Schilderungen von dem unermeßlichen Elend und Jammer, unter dem es er-lag, für übertrieben halten; ich aber, als Augenzeuge und Mitleidender, kann betheuern, daß selbst die grellsten Schis.-deruugen noch weit hinter der nackten Wahrheit zurückgeblieben sind. Doch der Inbegriff, das Höchste des Schrecklichen, Entsetzlichen und Grauenvollen war der Uedergang über die Beresina Es war die letzte, glänzende Waffenchat des schon mit dem Tode und Untergänge ringenden französischen Heeres. Es hörte damit vollends auf zu existiren: es gab seitdem keines mehr. (Fortsetzung folgt.) Feuilleton. Spanische Hofsseschichte. — Man erzählt sich folgende spanische Hofgeschichce: Narvaez hatte von einem Complott Nachricht bekommen, das mehrere hohe Personen angelegt hatten, um das Ministerium zu stürzen. Die Thcil-nehmer sollten eines Abends in einem Hause in der Nähe des königlichen Schlosses sich versammeln, und, wie er gehört, beabsichtige sogar die Königin, verkleidet sich eben dahin zu begeben. Der Dictator bot sogleich eine bedeutende Anzahl geheimer Policisten auf und bildete zwischen dem Schlosse und jenem Hause mehrere Linien, gab auch Allen den strengsten Befehl, Niemand durchzulassen, auf den das gegebene Signalement irgend zu passen schiene. Die Königin eilte zu der verabredeten Stunde in tiefer Maskirung durch ein geheimes Pförtchen nach dem Orte der Zusammenkunft. Durch die erste Linie kam sie glücklich hindurch ; bei der zweiten aber wurde sie angerufen und sie fühlte plötzlich eine schwere Hand auf ihrer Schulter ruhen. Ihre Majestät hielc es für sehr wenig ersprießlich, hier verkleider sich zu erkennen zu geben, und machte den Versuch, zu entfliehen. Aber einer der Policisten, der natürlich so wenig, als alle Andern eine Ahnung davon hatte, wer die vermummte Person sey, zog seinen Säbel und führte im vollen Diensteifer einen Hieb auf seine fliehende Gebieterin. Das war denn doch aber zu viel für Ihre Majestät. Mehr als entrüstet stand sie still und rief: Ich bin die Königin! und sank ohnmächtig nieder. .Sie wurde besinnnngslos in das Schloß getragen, wo sie des andern Tages schwer über ihre schreckliche Existenz seufzte, da sie nur ein Schatten von einer Königin sey, ohne alle Freiheit, zu thun und zu lassen, was ihr gut scheine. Vergiftung. — Zu Ende des vorigen Monats hat sich in dem schwabischen Dorfe Neudingen (an der Donau) ein in dieser Jahreszeit wohl noch selten vorgekommener Fall einer Vergiftung durch den Genuß eines Pflanzentheils ereignet. Ein Kind von etwa fünf Jahren fand nämlich eine Rübe, wie es glaubte, und, gerade hungrig, aß es von derselben, gab auch noch andern Kindern davon, welche aber die Rübe nicht gut fauden und deßhalb wieder ausspuckten. Alsbald zeigten sich die traurigen Spuren von Gift, und das Kind, obgleich zum Arzt gebracht, starb nach einer kleinen Stunde. Jene unheilbringende Rübe war eine durch die letzte Ueberschwemmung vom Bord des Flusses weggespülte und aufs Land getriebene Wurzel pon eiciN» vira«», (Wasserschierling,) der bekanntlich eines der heftigsten vegetabilischen Gifte ist und seine gefährlichen Stoffe ganz vorzüglich in der Wurzel ablagert. Die größte Gewerbschnle — ist die zu Liverpool. Das daselbst für sie mit einem Aufwande von 150.000 Pfd. St. errichtete Gebäude faßt 3500 Schüler, von den.'N 600 in drei Tagesschulen und 2900 in 15 bis l6 Abendclassen unterrichtet werden. Es sind 50 Lehrer angestellt, 1600 Personen lesen täglich in der Bibliothek. Zwei Mal in der Woche finden öffentliche Vorlesungen Statt, die von 1300 Zuhörern besucht weiden. Die Fabrication der seidenen Männerhiite — hat von allen Industriezweigen in kurzer Zeit die bedeutendste Ausdehnung gewonnen. Sie wurde 1827 von Mallard und Chamboyin Paris erfunden. Jetzt gibt es allein in Paris !35 Fabriken seidener Hüte, die nahe an »800 Arbeiter beschäftigen und jährlich anderthalb Millionen Hüte liefern, von denen 300.000 ausgeführt werden. Originell. — Die Bauern einiger Gegenden des gebirgigen'Oberösterreichs haben, als ihnen das Wildpret un-tersaqc wurde, ein ganz originelles Mittel erfunden, sich durch Wilddiebstahl zu bereichern. Sie binden junge Adler Oft mit den Füssen fest nicht weit von ihrem Neste. Die alten Adler komm,,'!! ängstlich herbei und bringen den lärmenden Jungen Rebhühner, Hasen u.dgl. in Menge. Die Bauern behalten aber die Beute für sich und füttern die jungen Adler nur so, daß sie ganz norholirfcig leben können. Wer ist in diesem Falle der Bestohlene: der Eigenthümer des Wildes oder der Adler? Eine nicht ganz uninteressante Frage für Criminalrichter. Gerechte Strafe. —> Ein Bauer in Linz der die Mißverhältnisse unseres papierenen Zeitalters nicht unbenutzt wollte vornberstreichen lassen, brachte 300 Gnlden Zwanziger in die Stadt, und hoffte 10 Gulden Agio von Hundert zu erhalten. Er erkundigte sich, wo man hier Geld wechselt und wurde an das Bankalamt gewiesen; — dort erhielt der unerfahrene Baner richtig für seine 300 fi. Silber 300 fi. in Banknoten — aber kein Agio! Nur ausgelacht wurde er; nicht wenig darüber verdutzt, entfernte er sich sogleich, nnd hatte im Bewußtseyn seineö wucherischen Versuches nicht den Muth, zurückzukehren, um seine Zwanziger wieder einzuwechseln. IIeibertreue. — Dieser Tage ereignete sich, schreibt die »Wiener Zeitschrift", eine Scene am Scephansplatze, welche ein Stück dcr (,-!n'«lllli>l6 scalnlalkil«« Wien's ganz gut ansfüllen kann. — Es hatten ein Paar Freunde leidenschaftlich über Weibertrene, Liebe und Neigung im Kaf-fehhanse dcbattirt. Der Eine glanbte noch daran; der Andere, ein Blasirter, läugnete jede Treue und Liebe ab. Der im Glauben Selige ließ sich hinreißen, seine eigene Ge-liebce, ein armes Madchen, deren Lebensunterhalt er bestritt, als Muster der Liebe und Dankbarkeit aufzuweisen. D«r Andere lächelte ungläubig, und trug dem Vertrauenden eine Wette an, Sie wurde angenommen. - Der Blasirte läuft in ein Bijouteriegewölbe, kauft feines, modernes Briefpapier, und schreibt dem weiblichen Mnster der Treue ein zar-tes, nobles Briefchen, — Er hätte sie da und dorr gesehen, sey sterblich in sie verliebt, möchte nur ein kurzes Rendezvous von ihr erbitten und werde ihr zn diesem Rendezvous einen Fiaker schicken, da er, um zedes Aufsehen zu vermei-den, nicht zu ihr in's Haus zu kommen wage. Unterzeichner war das nette Briefchen : »Graf N^« — Das weibliche Muster der Treue mußte eine lebhafte Phantasie besitzen, nnd wählte sich einen wunderschönen, heldenmürhigen Eavalier ans. Knrz nnd gilt! — Sie setzte schnell das Federhntchen auf, nnd der Fiaker fliegt lnstig mit dem Mnster der Trene , davon. — — Am Stephansplatze, bei einem Portale wird Halt gemacht. Der Kncschenschlag wird aufgethan — und das weibliche Muster der Treue will verschämt ihren Schönen anblicken! — Alle Teufel! Der verunglückte Liebhaber, der unglückselige Wettemacher steht wuchencbrannt da uud empfängt die arg Getäuschte. Die darauffolgenden Scenen vei'mehrn-n außerordentlich die Heiterkeit des glücklichen Blasirren , der die Werte gewonnen, und des eben zufällig anwesenden Publikums. Dapierkorb des Amüsanten. Ein Engländer machte den Commissären der Einkommensteuer folgende Angabe: Während der letzten drei Jahre beliefen sich meine Einkünfte auf etwas weniger als l50 Pfund; in Zukunft werden sie prekärer seyn, da der Mann gestorben ist, von dem ich das Geld borgte. Ein jnnger Gentleman sagte in einem Kreise von Da-men, nm witzig zu scheinen: »Mir ist eine flotte Deutsche lieber, als eine deutsche Flotte;" —worauf er von einem Fräulein diesAntwort erhielt: »Und mir, mein Herr, ist auch ein deutscher Freier lieber, als ein freier Deutscher." National Garde-Balle in Laibach, Am 1'4. Februar hat im hiesigen Redouten - Saale der in diesem Vlatte bereits erwähnte grosse Nalionalgarde - Vall Statt gefunden. Die in unserer Nationalgarde bestehende brüderliche Einiakeit ließ es voraussehen, daß diele Gelegenheit zu freundlicher Pereinigung nicht unbenutzt bleiben würde; allein der Erfolg übertraf die Erwartung, denn snt Jahren hatten die Raume oerLocalität sich nicht so zahlreichen Besuches zu erfreuen» Alle Autoritäten, das^k. k. Militär und die Mitglieder der kürzlich auf» gelösten 7. ober academischen Garde - Compagnien , die !eit den Märztagen alle Mühen und Sorgen für die Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung mit uns getheilt, waren freundlich der Einladung zu diesem Festballe gefolgt, der nach der VUleten-Anzahl 1056 Gäste, also über 5 Procente der Stadtbevölkerung zählt». Trotz des absichtlich herabgesetzten Eintrittsgeldes betrug die Ball - «Zionahme 528 fl- C. M, und es ergab sich < worauf minder gerechnet wurde , ein reiner Kostenüberschutz von 271 ss. 38 kr., der dem Gardefonde zug.fühlt wurde. Die von der Gesellschaft mitgebrachte frohe Stimmung wurde sichtlich durch die glänzende und sinnige Decorirung des Saal.s und der Neben-localität erhöht- An den Wänden des Saales prangten in Epheugewin-den die Wappenschilder aller Provinzen unseres geliebten Gesammlva-tcrlandes Österreich, über denen zahlreiche Fahnen aus zarten, durchsichtigen Stoffen, wie ätherisch unsere Landes», die österreichischen und kaiserlichen^Farben ln den Lüften wiegten. Laubumschlungene Gewehr« Pyramiden und Trophäen, «yr nllcm aber ein < vom Tapezierer Herrn Kölisch meisterhaft aus Mousscline erbauter, geschmackvoller Tempel, der aus Alabaster schien, war die Haupt-Zierde des Saales, weil er zugleich allegorisch das Sinnbild der Wehrhaftigkeil unserer Stadt, nämlich einen, vom Spenglermeister Herrn Freiberger meisterlich verfertigten schimmernden, geharnischten Mann barg, der in seiner Rechten eine historische Reliquie, die Fahne -des einst bestandenen Laibacher bürgerlichen Schützen - Corps, trug. Die außerol'dentlich? Kunstfertigkeit des Herrn Kölisch, der aus geringen Mitteln und i» kurzer Frist so etwas Imposantes, wirklich Schönes zusammenzustellen verstand, ist in der Tnat lol'r wurden zur Traiteurie verwendet, das dritte und grösjte diente als Tanzsaal und war auch entsprechend, und zwar reche nett decorirt. Es halte sich eine überaus zahlreiche Gesellschaft ein gefunden, so daß man nur schwer einen Platz erhalten konnte Das Schönste an diesem Balle war die Einigkeit der anwesenden Herren Garden, und lie Ungenirt-lieit. ferner die Gemüthlichkeit, welche sich in der ganze» Gesellschaft kund gab. Schon beqaim der Tag den Kerzenlichtern zu spotten, als die fröhlichen Gästc mit dem Bewußtseyn sich trennten, eine sehr heitere Faschingsnacht in recht angenehmer Gesellschaft durchwacht zu haben. Leopold,Kordesch. Verleger: Ignaz Aloiö Kleinmayr.