Geschichte Krains von der altesten Zeit bis auf das Jalir 1813. Mit besonderer Rttoksicht auf Kulturentvicklung. Von August Dimitz, 1.1. Finanzratli, Secretar des historischea Vereiues fui- Kraiu. Zweiter Theil: Yom Begierungsantritte Madmiliafis I. (1493) bis zum Tode Kaiser Ferdinands I. (1564). Alle Reclite -vorToelialten. Laibach 1875. Druck und Verlag von Ig. v. Kleinmayr & Ped. Bamberg. 299G X st ach, Biogr. Lex. XIV. 32, 33. 2 Valv. XI. 598. ■i Hoff, Gemiilde III. 120 und Mitth. 1852 S. 74. 4 Mommsen, Corpus Inscript. III. 1 S. 478. landen, der erstere in Spanien, der letztere in den Niederlanden vveilten. Nacli des Kaisers Testament sollten die bisherigen Regimentsratbe die Regierung weiter fiihren. Es waren dies der oberste Hauptmann Georg von Rottal, der Kanzler Dr. Jobann Schneidpock, der Vicedom Lorenz Saurer, der Biscbof von Wien, Gregor Slatkonia, Probst Georg II. von Klosterneuburg, Jobann von Lamberg, Albert von Wolkenstein, Sig-mund Welzer.3 Wir baben geseben, wie die krainiscben Stande noch bei Lebzeiten des Kaisers eine Vereinbarung iiber die Regentscbaft im Falle seines Todes angestrebt und wie dieser berecbtigte Wunscb bei dem Kaiser oder vielmehr bei seinen Rathen, welche ja eben das Regiment bildeten, kein Gehor gefunden batte. In Oesterreich galt noch nicht das Wort: ,Le roi est mort, vive le roi!' wenigstens nicht in dem Sinne, der ihm in Frankreich gegeben \vurde. Die Stande Oesterreichs erkannten Maximilians Enkel als ihre ,Erbherren und Landesfiirsten' an, kein antidynastischer Gedanke stieg in ihnen auf, aber alle waren einig in dem Gedanken, dass es nicht nur ihre Pflicht, sondern ihr Recht sei, fiir die Verwaltung der offentlichen Angelegenheiten Vorsorge zu trefFen, bis die in der Ferne weilenden Regenten eingetroffen und nach Beschworung der Landesfreiheiten die Huldigung der Stande ent-gegengenominen hatten. Die alte Regierung beeilte sich indess, die Landtage der niederosterreichischen Lander einzuberufen, am 31. Januar trat auch jener von Krain zusammen. Alle sprachen iibereinstim-mend die Meinung aus, sie seien nicht schuldig, dem neuen Fiirsten Gehorsam zu leisten, so lange er nicht ihre Freiheiten beschworen.2 Am weitesten gingen die Stande von Oesterreich unter der Enns, indem sie der alten Regierung den Gehorsam versagten und eine neue ein-setzten. Massvoller war das Vorgehen der andern Lander. Die Krainer schlossen sich ganz den Beschliissen der Steirer an. Sie beschlossen einstimmig, dass bis zur Ankunft des Landesfiirsten der Vicedom und der Aufschlager (Einnehmer des landesfiirstlichen Aufschlags) in Krain der Landschaft mittelst Gelobnisses verbunden sein sollen, also dass sie niemandem etwas vom Einkommen des Kanmiergutes reichen sollten. Doch solle dieses unangetastet bleiben, es ware denn, dass es zur Rettung des Landes in Nothfallen, wie Krieg, erforderlich ware. Aber auch in diesem Falle solle seine Venvendung mit guter Ordnung ge- scheben. Auch fiir das von den Steirern projectirte neue osterreichische _ \ 1 Prof. Vict. v. Kraus, zur Gesch. Oesterreichs unter Ferdinand I. 1519—1522, Wien 1873, S. 13 Anm. 2. 2 Kraus 1. c. S. 14. Ich finde in den stiind. Acten Pase. 97 den 31. Januar als den Tag des Zusainmentritts des krainer Landtages genannt. Regiment1 wahlte der grosse Ausschuss der Landschaft zwei ,treffliche Personen vom Adel.' Dem Landeshauptmann wurden vier Landleute als Rathe in allen, die Hauptmannschaft und die Landschaft betref-fenden Angelegenheiten zugeorduet, ohne deren Rath und Wissen er keinen Entscheid fallen, keinen Bescliluss fassen solite; diese Ratlie sollten nach der in Steiermark beschlossenen Landesordnung, wenn sie in Laibach tagen, aus dem landesfurstlichen Kammergut unterhalten werden. Offene Fehden, Irrungen und Spane zwischen den Landleuten sollen vom Landeshauptmann und seinen Beirathen giitlich beigelegt, Beschwerden dawider dagegen bis zur Ankunft der Landesfiirsten an das neu zu errichtende Hofregiment der Lande gewiesen werdeu. Wer dagegen Frevel oder Gewalt gegen den andern iibt, den soli der Landeshauptmann mit Gewalt zur Ruhe verhalten. Das Recht, iiber Blut und Leben zu richten, das sogenannte ,Blutgericht' und die ,Malefizsachen' massten sich die Stande nicht an, als ein Hoheitsrecht der Krone solite es unangetastet bleiben, und so feierten indessen thatsachlich zu grossem Nachtheil der Lande die Blutgerichte. In Sachen der Landesvertheidi-gung trat die Landschaft mit Umsicht und Energie auf. Die Riistung wurde auf Grundlage des Innsbrucker Libells, wie in Steiermark, mit einem geriisteten Pferd und zwei Fussknechten auf 200 Pfund Geld in Eile ausgeschrieben, und auch die Pfleger und Urbarsleute der landesfurstlichen Giiter zu derselben herangezogen. Die Landschaft ernannte einen Feldhauptmann und Viertelmeister, bestellte 120 Fussknechte auf Kosten des landesfurstlichen Kammerguts fiir einen Monatsold von drei Gulden Rh. zur Obhut der Grenze gegen Venedig und Kroatien. Ein etwa erfolgender Angriff von dieser Seite oder Unruhen im Lande selbst sollen zuriickgewiesen und gestillt, doch soli, wenn die Sache Verzug er-leidet, nicht weiter vorgegangen werden, als es die Defensive erfordert.2 Zur Klarung der Lage und zur dringend nothwendigen Verab-redung weiterer Massnahmen war auf dem steirischen Landtage eine Versammlung der niederosterreichisehen Lande in Bruck a. d. Mur an-geregt worden, welche auch allgemeine Zustimmung fand. Krain fer-tigte als seine Gesandten Bernhardin von Raunach, der als Hofrath in der Umgebung des Kaisers bis zu seinem Tode gewesen und dann nach Krain zuriickgekehrt; Paul Rasp, Pfleger in Bischoflack, und Jorg Eisenpart, Stadtrichter von Stein, ab. Sie sollten, gemass ihrer 1 ,in das Hofregiment, das diese Lande bis auf Ankunft der Landesfiirsten guberniren und regieren soli', hoisst es in den Mer zu Grunde liegenden standischen Acten Fasc. 97. 2 Landsch. Arch. Fasc. 97. Instruction,1 vor allem die Nothwendigkeit treuen Zusammenhaltens der Lande zu gegenseitigem Scliutz bis zum Eintreffen ihrer Erbherrn und Landesfiirsten betonen, und im Einvernehmen mit den iibrigen Ausschiissen, insbesondere jenen von Steiermark und Karnten als ihren ,Vorgehern', iiber Gegenwehr der Lande in innern und iiussern Krie-gen und alles, was zur Handhabung von Fried und Reclit nothwendig, auch inbetreff der Absendung einer Botschaft an die- beiden Landesfiirsten, welche die Anliegen der Lande vortragen solle, verhandeln und beschliessen. Nach erfolgter Berichterstattung iiber die interimi-stischen Massnahmen der Krainer Landschaft sollten die Abgesandten insbesondere die Absendung von Botschaften an den Konig von Ungarn und die Venetianer zur Erzielung guter Nachbarschaft, sowie den Ab-schluss eines Uebereinkonnnens mit dem Ban der windischen und kroatischen Lande wegen Stellung von 400 Reitern und 500 Biichsen-schiitzen durch die Lande auf sieben Monate zum Schutze der Grenze gegen die Tiirken, und endlich die Regelung der Justiz, sowohl inbetreff des Landrechts als des Blutgericlits, in Vorschlag bringen. Am 13. Miirz trafen die Ausschiisse der niederosterreichischen Lšinder bereits mit jenen von Tirol in Bruck a. d. Mur zusammen.2 Man einigte sich iiber gegenseitige Vertheidigung, Stellung der Mann-schaft auf Grund des Innsbrucker Libells und eines Hilfscorps von 400 Reitern und 600 Fussknechten fiir den Konig von Ungarn auf sechs Monate, vvofiir die niederosterreichischen Lande 10,000, Tirol und die Vorlande 9000 Gulden zur Halfte aus Landesmitteln und zur Halfte auf Kosten des vou den Vicedomen zu inventirenden Kammer-guts beitragen sollten. Fiir den 9. Mai wurde eine abermalige Zu-sammenkunft in Bruck verabredet, in welcher der oberste Feldhaupt-mann gewahlt, das Geschiitzwesen geordnet und alles zur Abwendung der Gefahr etwa Nothwendige vorgekehrt werden solite. Auch die Ab-fassung einer Miinzordnung und iiberhaupt die gemeinsanie Erledigung der Geschiifte war fiir die Zukunft in Aussicht genonnnen. Die Gesandt-schaft nach Spanien, fiir welche von Seite Krains Trojan von Auersperg und eventuell auch Jorg Schnitzenpaumer vorgeschlagen wurde, erhielt im allgemeinen die Instruction, die beiden Landesfiirsten oder doch einen von ihnen zur baldigen Besitzergreifung der Erblande ein-zuladen und die Griinde des bisherigen VerhaRens der Stande dar-zulegen. Doch wurden den Gesandten auch Specialinstructionen von 1 Datirt 23. Februar 1519. Landsch. Arch. Fasc. 97. 2 .Kraus 1. c. S. 24. ihren einzelnen Landern mitgegeben. Die Steirer insbesondere er-hielten von ihrer Landschaft den Auftrag, deren Theilnahme an den bisherigen Ereignissen zu rechtfertigen.1 Wenn die Steirer, deren Vorgehen fiir die Krainer Gesandten gemass ihrer Instruction massgebend sein solite, sich so von der offen voraugesteilten Solidaritiit aller Lande in der wichtigen Frage der Landesfreiheiten lossagten, so mag der nachste Grund, abgesehen von der Staatsklugheit Sigmunds von Herberstein, ihres Landeshauptmanns und Fiihrers, und ihrer von Anfang an eingehaltenen Miissigung, noch in der ersten directen Kundgebung der neuen Landesfiirsten gesucht \verden. Es war dies ein Schreiben, welches die kaiserlichen Com-missare, Matthaus Bischof von Gurk und Max von Bergen, am 27. Marz aus Augsburg an die niederosterreichischen Lande richteten.2 Sie zeig-ten denselben an, Kari habe sie auch mit den Geschiiften der Erb-lande betraut. Er habe ihnen angezeigt, dass er in seinem und seines Bruders Namen die osterreichischen Lander in Besitz nehme und dass entweder er oder Ferdinand bald zu ihnen kommen wolle. Des Konigs Kari erster Wunsch sei Erfiillung des kaiserlichen Testainents und demgemass Belassung des alten Regiments in seiner Wirksamkeit. Die Commissare verlangten die Berichte der einzelnen Landschaften und fiir die "VVahlkosten einen Beitrag von 50,000 Gulden bis Christi Himmel-fahrt auf Abschlag der in Innsbruck bewilligten 40,000 Gulden. End-lich protestirten sie gegen die Beschlagnahme der Kammergiiter durch die Stande, ein Punkt, in welchem die Stande allerdings von dem Vor-wurfe eines eigenmachtigen Vorgehens nicht loszusprechen waren. Am 9. Mai versammelten sich verabredetermassen die standischen Abgeordneten, darunter aus Krain Felician Petschacher, zum zweiten male in Bruck. Die Verhandlungen dauerten bis 21. Mai und betrafen lediglich militarische Vorkehrungen, Bestellung des obersten Feldhaupt-manns in der Person des Hans von Reichenburg und Abordnung einer Gesandtschaft an den Konig von Ungarn' inbetreff des Friedensschlus-ses mit den Tiirken. Am 24. Juni soliten abermals aus jedem Lande der Feldhauptmann und die verordneten Kriegsrathe in Bruck erschei-nen, um definitive Beschliisse inbetreff der Kriegshilfe zu fassen, aber diese dritte Zusammenkunft verhef resultatlos.3 Ehe wir die weitere Entwicklung der Dinge verfolgen, miissen wir noch bei den nicht uninteressanten Resultaten einer Enquete ver- 1 Kraua 1. c. S. 25-29. 2 Kraus 1. c. S. 30, 31. 3 Kraus 1. c. S. 32, 39. weilen, vvelche die in Bruck a. d. Mur versammelten Ausschiisse ange-stellt hatten. Dieselben wendeten sich nemlich, wie es scheint infolge des allenthalben tief einge\vurzelten Misstrauens in die alten Riithe des Kaisers,v an verschiedene, dem kaiserlichen Hofe angehorig gewe-sene Personlichkeiten um Auskunft, wie es mit dem kaiserlichen Siegel, dem Signetriug des Kaisers, seinen Kleinoden und anderen ,geheimen Sachen' nach des Kaisers Tode gehalten \vorden. Es liegen uns die an die krainische Landscliaft gerichteten Schreiben von dreizehn Personen aus der Umgebung des Kaisers vor,1 darunter von den Testaments-executoren Johann Geymann, Hochmeister des S. Georgsordens, Georg Slatkonia, Bischof zu Wien, Johann Abt von Kremsmiinster, Hofmar-schall Leonhard Rauber, Eberhard von Polheim, Gabriel Vogt und "VVilhelm Scharff, ausserdem aber Hans Rauber, der Hofrath Bern-hardin von Raunach, Jakob von der Durr, Hauptmann zu Mitterburg, Veit von Chuman (?), Mathes Hoffer und Georg Vogel. Von den Testamentsexecutoren haben nur Johann G«ymann und Gabriel Vogt die von der Landschaft gestellten Fragen direct beant-wortet, wahrend die iibrigen abweisende oder ausweichende Antvvorten gaben. Johann Geymann schreibt, er sei beim Tode des Kaisers nicht zugegen gewesen. Erst als in Wien die Leiche des Kaisers zur Kirche getragen worden, seien ihm Testament, Inventar und ein Libell mit den Briefen und Schriften zu lesen gegeben und die Lade mit den darin verschlossenen Siegeln, ,Secret und Katscheten' gezeigt worden. Er habe jene aber wenig gelesen, auch seien damals keine Briefe ver-zeichnet, gesiegelt oder gefertigt, noch auch die Lade mit den Siegeln geoffnet worden. Doch hatten ihm die Rathe angezeigt, dass sie zu Wels (wo der Kaiser starb) etliche Briefe gefertigt, gesiegelt und katschetirt hatten, welche sie auch auf einem Zettel verzeichnet. Er seines Theils hatte es wohl leiden mogen, auch gerathen, dass man den Ausschiissen und den Landen Testament, Inventar und Libell von Stund an zugestellt hatte, so ware vielleicht solcher Argwohn und Ver-dacht seitens der Erblande vermieden \vorden, und es \viirde ihnen das Testament auch nicht ,zuwider sein,' vvelches ja meist nur Be-stimmungen in Bezug auf das Seelenheil des Kaisers enthalte. Ausfiihrlich und interessant ist die Antwort Gabriel Vogts, auch eines der Testamentsexecutoren. 1 Landsch. Aroh. Pase. 97. Er sei zwar nicht bei allen Vorgangen zugegen gevvesen, konne daher auch nicht vollstiindigen Bericht davon geben, da aber die Land-schaft erklart, dass ihr zustehe, im Namen des Landesfursten sich da-riiber zu"informiren, so wolle er ihr Auskunft geben, soweit ihm diess ohne die andern Herren (Testamentsexecutoren) moglich sei. Wahrend der Krankheit des Kaisers sei er selbst auch unpass-lich gewesen und selten zu Hofe erschienen, auch habe er den Kaiser in dessen Krankkeit nicht belastigen wollen, und sei daher nur auf dessen Wunsch und Ruf vor ilim erschienen. Als es jedoch mit der Krankheit des Kaisers sich verschlimmerte und wenig Hoffnung auf Rettung blieb, da wurde er, als der Monarch noch bei ,vollkommener edler Vernunft' war, die er ,bis in die sterb-liche Kotlr behielt, vom Kaiser hereingerufen, und als er eintrat, nalini ihn Leonhard Rauber weinend zu sich und sagte ihm, der Kaiser habe sein Testament gemacht und neben andern auch ihn (den Vogt) zum Testamentsexecutor verordnet. ,Des war ich nit froh.' Und als er vom Marschall weiter in die Stube auf den Kaiser zuging, winkte ihn dieser zu sich und — wir lassen nun den treuherzigen Berichterstatter selbst sprechen — rief (?) mich eilend an, solcher Meinung, Ihr Majestat miisst mich in andern Sachen, die mir Ihre Majestat zu Ihrem Ge-fallen aufgelegt hatt, entladen, und als ich fragt, warum sprach Ihre Majestat, ich musst Ihrer Majestat helfen, Ihrer Majestat Testament und letzten Willen ausrichten. Des erschrack ich billig noch mehr, dann vor, bald dernach liess Ihro kaiserliche Majestat soleh Ihr Testament, so Ihr Majestat etwa viel Tag davor allein und in Geheim mit Johannsen Finsterioalder begriffen hat, den Herrn Testamentarien ► furhalten, fertigt und richtet dasselb auftrie das vorhanden ist. Und nachdem Ihre Majestat davor, auch der Zeit Ihrer Krankkeit, das Katschet stets in Ihrer Majestat Kammerstuben gehabt und zu den taglichen berathschlagten Handlungen gebraucht, da aber Ilire Majestat zu solcher Besehwerung kommen, dass Ihrer Majestat unmoglich war, sich mit den Handlungen weiter zu belastigen, wollte Ihre Majestat dennoch nicht, dass die Handlungen stili stehen, sondern fiir und fiir gefertigt werden sollten, und deshalben, als (wie) ich berichtet bin, Ihre Majestat das Katschet Herrn Erharden von Polheim in den gewohnlichen Schreindeln iiberantwortet, der mir und andern Herrn Testamentarien solchen Befehl heraus in das Vorstubel pracht, dass wir alle ^achen, so zu fertigen ankamen, tibersehen, berathschlagen, und welche fiir gut angesehen wiirden, dieselben solit er katschetiren, (las ist also beschehen, dabei ich etlich mal gewest und geholfen habe, die Brief treulich zu rathschlagen. Den Tag vor Kaiserlicher Majestat Sterbens bat Ihre Majestat Ihrer Majestat Taschel und darin Ihrer Majestat Petschaftring, auch klein geheini Schliisselein und etlich Memorialzedelein dem Abt von Kremsmunster im Beisein etlicher der Testamentarien und Kammer-diener und dabei den Testamentarien ein weis Truhelein voller Me-morialschriften und Zedl iiberantvvortet, und befohlen, von Stund an vor andern Dingen darttber zu sitzen, das Truhelein zu ersuchen und \vas nothdurftigs und \viirdigs gefunden wiirde, auszuklauben und zu behalten und was ohnnothdurftig und expedirt ware, zu erreissen, da-riiber die Herren Testamentarien und ich mit ihnen von Stund an gesessen sein, solichs zu handlen furgenommen, aber in Ansehung Kaiserlicher Majestat Noth darob nit bleiben mogen, sondern Ihr Majestat auswarten miissen, das ist aber hernach vor andern Dingen nach Befehl und Willen Kaiserlicher Majestat ersucht und vollendt, wiewohl ich nit dabei gewesen bin. Gleich auf Beschluss Kaiserlicher Majestat Lebens haben sich die Herren Testamentarien sammt den Hofrathen in dem vordern Stublein zusammengetlian, allda etliche Nothdurften, die mir — (unleserliches Wort) sein, bedacht, da ist auch neben andern beredt und angefochten worden, das Katschet und die Siegel zu bewahren, darauf ich alsbald in meiner Triibsal und der Sachen nit wohl bedacht, das Siegel, so ich Kaiserlicher Majestat nun 18 Jahre treulich behalten und gebraucht, offenbar eingelegt hab, desgleichen Finstenvalder auch und als Herr Hans Renner das seine nit gegenwartig hatt, erbot er sich, das auch zu bringen, und zu iiberantworten, wie er dann hernach gethan hat, und ist zu End desselben gehalten Raths das Truchelein geschlossen und- durch die Testamentarien, auch meines Gedenkens zwen vom Land, verpetschaft, die noch folgeiulen Tag haben die Herren Testamentarien mit Rath der Hofratke vom Land und Reich (Deutschland) allerlei Nothdurften, der ich nit gedenken mag, furgenommen und betracht. Da haben sich die Rathe und (der ?) Lande (im Hofrath) Ihres Ab-schieds merken lassen; dawider sie die Herren Testamentarien mit Erinnerung Kaiserlicher Majestat sambten Befehls treulich ersucht. Die haben aber nach etlicher Handlung und als Kaiserlicher Majestat Leich in die Kirchen pracht ist, ihren Abschied genommen. Darauf die Testamentarien die Fertigung Kaiserlicher Majestat Leich von Wels herab in die Neustadt und alles Hofgesind nach Jedes Gelegen-heit aus dem Kasten abzuscheiden, dann darzu auf alle Nothdurften zu — (unleserliches Woit) und was nacli Vennugen des Testaments und sonst notli gewest ist, treulich und iieissig fiirgenommen und ge-iibt und um viel und sckwer willen solcher Handlung niclit stets ali bei einander bleiben mogen, sondern sich theilen miissen, je ein oder etlich zu diesen und die andern zu jenen (?) Sachen (?) und Notli-durften geordnet haben, denn sunst liett Kaiserhcher Majestat Leich Fertigung noch unmussigen Verzug leiden miissen. Daraus gefolgt, wiewohl weiland Kaiserliche Majestat Johannesen Fichtenwalder als Secretarien des Testaments bestimmt hat, der auch allweg bei der Handlung gewest ist, und die gesehen, und mich nit anders, dann wie ein andern Testamentarien, so hab' ich mich doch den Herren Testamentarien zu Dienst und Gefallen etlicher Sachen angenummen, als nemlich den klaglichen Abgang mit allen Nothdurften von Stund an den obern und den niedern Regimenten auch den Land samnit Leuten, Verwesern und gemeinen Land und unseren gnadigsten Herrn Landsfiirsten in Hispania und Niederland, daneben auch weilaiul Kai-serlicber Majestat Freundschaft und dem Reich zu verkiinden, damit ich so viel zu schaffen gehabt und zudem mit Schwachheit und Krank-heit meines Lebens von Tag zu Tag zugenommen, dass ich nit ver-mocht hab, stets noch viel zu anderen Handlungen gen Hof zu kommen. Dann so ich etwa die beriihrten Handel in meiner Kanzlei peracht (?) hab ich mich so viel iibenvunden, zu den Herrn Rathen, die selbigen Brief zu fertigen und dennoch nit alhveg selbst, sondern etwa durch meine Diener, also bin ich wohl etlich mal bei den Handlungen zu Hof gewesen und hab daneben so lang icb Schwachheit halben ver-mocbt, geholfen, nemlich Brief und Memorialzedel zu erklauben, auch zu sinotzen (?) und etwa einmal oder zwei, Brief so zu siegeln vorhan-den gewest, und schwer kummen sein, zu rathschlagen, doch meines Gedankens keine, dann die Kaiserliche Majestat in Ihrem Leben be-willigt und befohlen hat, oder die gar keine Beschwerung auf iliuen getragen haben. Ich mag auch solcher Brief selbs etlich doch wenig gehabt und also zusiegeln sollicitirt, dann dieselben und etwa viel mehr Handel, so Kaiserliche Majestat bewilligt und befohlen gehabt, nit gleich mit Ihrer Majestat Abschidt (Tod) zum Siegeln bereit sein mogen haben. Daraus zu nehmen ist und keins Verbergens bedarf, dass das Truhelein mit den Siegeln geoffnet werden miissen hat, wie-wohl ich bei der ersten Oeffnung auch nit gewest bin, weiss auch nit, welche der Testamentarien dabei gewest sein, aber hernach bin ich etlichmal, wie hie vor steht, bei dem Aufthun und Siegeln und wieder zupetschaften gewest und hab nemlich eines mals aus Mm, dass ich mein vertraut Siegel in der Trubsal uribedacht eingelegt hatt, die Herren Testamentarien hocli ersucht, mir soleh mein Siegel wiederum zuzu-stellen, hatt mijgen leiden mir dasselb in meiner Behaltnus zu verpet-schaften, als mich dann fiir ehrbar und billig angesehen, denn so ich solcli Siegl achtzehn Jahr bei Kaiserlicher Majestat behalten, hatt ich das ingleichen bis unsere gniidigsten Herren Landesfiirsten zu land kommen waren, und mich mit meinem Officio und Siegl meinen gna-digsten Herrn selbs prasentiren und offeriren wollen, das sich auch \vohl gebttrt und mir dennoch zu Ehren und Guten gedeihen mogen, und wo ichs von erst bedacht, so hatt ichs Niemand iiberantwortet, noch mich Jemand, dann mit Gewalt dazu bewegen lassen. Dann ich liab nit gesehen und ist an ihm selbs, dass des Niemand Gewalt noch Macht gehabt, dann so viel man sich unzeitig gern (?) angenunnnen •liat, so ist auch die Behaltnus meins und der andern und der zwei (?) Siegel unvollJcommen dann der Namafften (?) und mehr Ihren (?) Siegel noch wohl sieben sein bei den Handen wie vorher blieben, als nemlich bei den dreien Regenten, auch bei dem Kanzler und Zieglar (Siegler ?) \ver sorgt um dieselben Siegel? Aber soleh mein Anliegen und Be-gehren bat bei den Herren Testamentarien aus Rath und Sperr dfir Landrathe nit statt haben mogen, des ich mich hart gegen ihnen be-schwert bab und noch, mussts also leiden, man hat mirs zwar nit genonunen, bin selbst mit dem Einlegen zu gach gewest, aber so man mir das gegunnt, hatt man mirs mit Ehren und Fug wieder folgen lassen mogen. Item so sei, wie ich vernommen hab, Kaiserlicher Majestat Kam-mer- und Garderobtruhen, auch Silberkammer, Stallmeistern (?) und ander Vorrath, Hab durch die Herrn Testamentarien besueht, inven-tirt und bewahrt, darbei ich auch der vorberiihrten meiner sonderen Arbeit halben nicht sein mogen, und zuletzt aus Obliegen meiner be-schwerlichen Krankheit des Aufbruchs nicht erwarten mogen, sondern mich an weiland Kaiserlicher Majestat Doctores und Aerzt gehangt und vor der Kaiserlichen Majestat Leich herab (nach Wien ?) gefahren, da die Herren Testamentarien alle Handlung meines gnadigen Herrn Hoch-meister S. Georgen Ordens und Bischofen zu Wien miindlich und sehrift-lich klare (?) Relation und Unterricht gethan haben, wie dann alle Handlungen in Schriften gestellt, besehlossen und verpetschaft und ge-grundt noch vollkommner Unterricht davon zu thun, aus was Ursach und wie alle Ding gehandelt, in meiner Gedachtnuss nit sein mogen. Aber soviel wie obsteht, mag ich ainiger (Einziger ?) Euer Ehrwiirden und Gunst ungefahrlich berichten und so Euer Ehnviirden und Gunst gegriindeten und mehrern Unterricht zu haben meinen, mocbt Ihr die bei gerneinen Testamentarien suchen, ungezweifelt, sie werden sicb darauf gebiirlich balten, damit Euer Ehrwiirden und Gunsteu anstatt gemeiner Landschaften, aucb Euer selbst Personen Dienst und Ge-fallen zu beweisen, bin icb als ein armer treuer Mitlandmann allzeit bereit etc. Aucb unser Landsmann, Bernbardin Raunacb, weiss Interessantes zu berichten'. Er war vom Kaiser nach Innsbruck bescbieden worden, folgte ihm dann nach Wels, und wurde von ihm in den Hofrath nach Linz abgeordnet, wo er bis zum Tode des Kaisers blieb. An dem seinem Todestage vorhergehenden Tage waren die Hofrathe von den Rathen des Kaisers nach Wels beschieden worden. Nach dem Tode des Kaisers hatten die Rathe berathschlagt und beschlossen, alle Siegel, Se-crete und Katschets zu sammeln und unter Sigel zu legen. Auch wurde beschlossen, die Silberkammer und Garderobe zu inventiren, und dazu der Ritter Wilhelm Scharif und der Truchsess Meixner ver-ordnet. Mathes Warbirar ward aufgefordert, das grosse Siegel, das sich in seiner Gewalt befand, zu iibergeben, was er auch that. Es wurde in die Truhe mit des Kaisers Katschet, welche Eberhard Pol-heim brachte, gelegt; auch Finsterwalder brachte sein Siegel, das ward zu den iibrigen gelegt, ebenso Gabriel Vogt, der aber ausserte, er mochte es wohl behalten, denn er sei ebenso Konig Karls Secretar, als des verstorbenen Kaisers, nichts desto \veniger \vard es zu den iibrigen gelegt. Hans Renner sagte, er babe ein Secret, das brauche er aber, um die Post an Konig Kari und Frau Margarethe (die Statt-halterin der Niederlande) zu fertigen, es gehore auch nicht den Landen, sondern es sei ,auf Niederland gestellt.' Also ward es ihm belassen. Ausserdem \var kein anderes Siegel oder Secret am Hofe, von dem man Wissen liatte. Es wurden also obige Siegel mit jenem des Reichs in eine Truhe gelegt und diese versiegelt mit den Siegeln der Hofrathe, der Testamentsexecutoren und des Hauptmanns zu Linz, Wolf-gang Jorger. Darauf fragte man die Testamentsexecutoren um die Kleinode und andere geheime Sachen, als Briefe und dergleichen. Sie ervviderten, es sei alles wohl verwahrt und in einer Kammer versiegelt. Nachdem dies alles geschehen, bestellte man die Kapelle, den Psalter zu lesen, und jeder ging daran, den Todfall dem Lande, von welchem er abgeordnet war, zu verkiinden. Als es Tag geworden, ward Ihre Majestat ,besungen \vie sich zu Seelen gebiirt', und blieb der Leichnam den ganzen Mittwoch offen liegen, damit ihn jeder sehen konne. An diesem Tage kam auch der Cardinal von Gurk, und nach dem Morgenmahl kamen die Testamentsexecutoren und Hofrathe mit dem Cardinal zusammen, und es ward da von vielen Sachen ge-redet. Inzwischen brachte Hans Renner eine Schrift, fiinf bis sechs Bogen Papier stark, die war schlecht zusammengestochen, .ich weiss nicht, ob sie das fur das rechte Testament (Original) oder fur eine Copei angezeigt liaben.' Er habe auch kein Siegel, Secret oder Signet daran gesehen, da er zu weit davon gewesen. Aus dieser Schrift las Renner fiinf Artikel. Der vierte Artikel enthielt die Bestimmung, ,die Regimente zu Oesterreich und Tirol, Hauptleute, Vicedome und Pfle-ger sollen bleiben und die Testamentsexecutoren Gewalt haben, die zu mehren und zu besscrn.1 Diese Artikel seien nicht in dieser Ordnung im Testament aufeinander gefolgt, sondern nur auszugsweise verlesen worden. Scliliesslich theilten die Testamentsexecutoren mit, der Kaiser liabe nach Abfassung des Testaments miindlich verordnet, die Hofrathe sollen in ihrem Wesen oder Rath bleiben. Das Testament sei in den Handen der Testamentsexecutoren gebliebeu, und diese hatten auch auf Begehren der Hofrathe denselben keine Absclirift geben wollen. Auch eine Urkunde mit Bestimmungen iiber den Hofrath wurde ge-zeigt, die solle der Kaiser mit eigener Hand unterzeichnet haben, was ivegen seiner Schwacliheit doch nicht moglich gewesen. ,Und ist also hin und lier gezogen, dass niemand weiss, was ist.' Die Hofrathe erklarten auf die Aufforderung der Testamentsexecutoren, ihr Amt fortzufiihren, sie seien von den Landen zu Lebzeiten des Kaisers ab-geordnet und miissten sich diesfalls bei denselben erst Raths erholen. Den Testamentsexecutoren war diese Antwort ,beschwerlich', und sie drangen in die Hofrathe, zu bleiben, aber diese blieben bei ihrer ersten Antwort. Am Pfingsttag darnach wurde gesagt, wie man die Trulie mit den Siegeln etc. eroffnet und viele Briefe gesiegelt hatte. Als dies den Hofrathen zur Kenntniss kam, stellten diese an die Testaments-executoren die Frage, \vie sie das ohne der ersteren Wissen gethan hatten, und es sei nicht gut, dass solche Ausfertigung nach dem Tode des Kaisers geschehen. Die Testamentsexecutoren erwiderten, sie hatten dies nach des Kaisers Befehl gethan und wiissten es wohl zu verantworten. Dabei hatten es die Hofrathe bewenden lassen. Es habe dies zu viel Gerede Anlass gegeben. Am Sonntag darnach trug man die Leiche des Kaisers in die Pfarre, mit grossen Ehren, und sie ward in den Chor gesetzt. Es wurde auch den Hofrathen zugesprochen, sie sollten mit der Leiche ziehen; Raunach gab zur Antwort, als Hofrath oder Gesandter wolle er nicht mitziehen, volil aber gern als ein alter unterthaniger Diener. Diese Antwort gaben auch mehrere andere Ge-sandte (Hofrathe), weiter wurde aber dariiber nicht gesprochen, noch ein weiteres diesfalliges Begehfen an die Hofrathe gestellt. Am Mitt-woch darauf zog Raunach ab, wahrend des Kaisers Leiche noch in der Kirche zuriickblieb. Er wisse nicht, wo die Siegel, Katschet, Ringe und die geheimen Sachen hingekommen, ein ,Truhel' sei dem Abt von Kremsmiinster iibergeben worden. Es ging die Sage, dass 1000 Gulden darin gewesen, die der Kaiser dem Abt vermacht. Mathes Hoffer berichtet: Als der Kaiser zwischen drei und vier Uhr nachts in Wels verschieden, sei man zur Stunde aus der Kammer in ein kleines Stubelein gegangen. Daselbst bat der Marschall, derzeit Leonhard Bauber, gesagt, was man nun nach des Kaisers Tode thun solle. Es wurde dann im Rathe beschlossen, das grosse Siegel, Pet-schaft und Katschet mit den anderen Siegeln der Secretare in eine Lade zu thun und unter Siegel zu legen. Also brachte der Matthaus das grosse Siegel mit den Worten, der Kaiser habe ihm befohlen, es niemand zu iibergeben, als dem Regiment zu Innsbruck, aber — (un-leserlicher Satz). Dann brachte Polheim ein Truhel mit dem Katschet. Den Petschaftring iibergab der Abt von Kremsmiinster und fiigte bei, Ilire Majestat hatte ihm den mitsammt dem Geld zu behalten zuge-stellt, und iibergeben. Dann forderte man den Secretaren die Siegel ab. Hans Renner erwiderte, er habe ein Siegel, das gehore auf die Wurzen (?) diesem Land. Man forderte ihn auf, es zu iibergeben. Er sagte, er hatte es in der Henburg (?), -vvollte mans haben, man mochte wohl darum gehn. Also rath ich, es gehort ihm zu, es daher zu iiber-antworten. Aber er hat es meines Wissens nicht iiberantwortet. Gabri el Vogt sagte, er habe ein Siegel, wenn er es nicht hergebe, so wisse er es gegen seinen kiinftigen Landesfiirsten zu verantworten, aber er gab es her. Desgleichen gab der Finsterwalder sein Siegel her. Es wurden nun alle diese Siegel in eine Lade gelegt und diese versiegelt. Leonhard Rauber und die Testamentsexecutoren nahmen sie zu sich. Dann wurden Wilhelm Scharif und der Truchsess Meixner zur Inventirung der Silberkammer bestellt. Auf die Frage um die geheimen Sachen erwiderten die Executoren, der Kaiser habe dieselben mit anderen Sachen in einer versiegelten Truhe denselben zu Handen — (unleserliches Wort). Hoffer hat aber die Truhen nicht gesehen. Tags darauf ward offentlich angezeigt, dass die Testamentsexecutoren viele Briefe mit Siegel und Katschet ausgefertigt hatten, dass man die in den neuen Hofrath verordnet und von den Erblanden zuge-schickt. Man wunderte sich, dass dieselben die Siegel ohne unser Wissen und Willen aufgebrochen hatten, nichts desto weniger haben die Testamentsexecutoren ihres Gefallens gehandelt. Damals kamen auch Leonhard Rauber und Wilhelm Scliarff zu den Verordneten des neuen Hofraths und zeigten ihnen an, Vogt und Finstenvalder wollten ihre Siegel wieder haben, weil auch der Kanzler Renner und Ziegler sie hatten und sie (Vogt und Finsterwalder) ebenso Secretarien wiiren wie jene. Da ward ihnen von uns geantwortet, wir wiissten nicht dazu zu ratlien; hatten sie uns aber friiher gefragt, ehe die Siegel geoffnet worden, so hatten wir nicht gerathen, jemand ein Siegel zu geben oder irgend einen Brief ausgehen zu lassen. Die vorliegenden Berichte vertrauenswiirdiger Zeugen sind jeden-falls ein interessanter Beitrag zur Kenntniss der standischen Bewegung Oesterreichs nach dem Tode Maximilians. Die krainische Landschaft zieht Bericht ein ,im Namen des Landesfiirsten'; sie gerirt sich also, als 'vvare die Gewalt desselben an sie iibergegangen. Wir erfahren aus der treuberzigen und \vahrhaften Erzahlung Gabriel Vogts, wie es bei Abfassung des kaiserlichen Testaments zugegangen, was mit den Briefen und Siegeln geschehen. Raunach aber gibt Mittheilungen iiber die Pu-blication des Testaments, wobei es nicht ganz regelrecht herging, die Geheimthuerei mit demselben selbst dem Hofrath gegeniiber, des Kaisers angebliche miindliche Bestimmung betreifs dieser Behorde und die Einwendungen der Hofrathe gegen dieselbe, welche, ganz im Geiste ihrer Landschaften handelnd, ihr Mandat durch den Tod des Kaisers erloschen ansehen. Hoffer endlich berichtet uns die Einsetzung des neuen Hofraths durch die Testamentsexecutoren, deren Berechtigung zu diesem Schritte zweifelhaft erscheint. 2. Die Gesandtschaft nach Barcelona. Die Huldigung. Schon auf dem ersten Generallandtag in Bruck (Marz 1519) liatten die niederosterreichischen Lande die Absendung einer Depu-tation an den spanischen Hof, zu ihren neuen Landesfiirsten, be-schlossen, doch fanden sich die Gesandten, darunter fiir Krain neben den bereits genannten — Trojan von Auersperg und Ritter Jorg Schnitzenpaumer — noch Niklas von Thurn,1 erst gegen Ende Juni in Villach zusammen. Die krainischen Gesandten iiaben in ihrer Re-lation an die Stande2 Vergniigungen und Fahrlichkeiten der Reise 1 Valv. X. 320. 2 Valv. 1. c. beschrieben, welche, am 20. Juni von Villach aus angetreten, erst ani 3. November mit der Landung in Barcelona schloss. Es ging zu Lande iiber Venedig, wo die Republik die Gesandten durch zwolf Edelleute mit einer ,zierlichen Oration' empfangen liess, in welcher — so schreiben die Krainer Gesandten — ,sie uns Teutsche einen Ursprung ihres Auf-nehmens nenneten' und beifiigten, dass sie keine Maclit so hoch schatz-ten, als das durchlauchtigste Haus Oesterreich. Am folgfenden Tage empfing die Gesandten der Doge in Gegenwart des Senats ,gar hof-lich' und hiess sie neben ihm Platz nelimen. Dann wies man ihnen den Schatz und das Zeughaus und ,regalirte sie mit Malvasier und andern kostlichen Sachen'. In allen venetianischen Stadten, die sie beriihrten, wurden die Gesandten als Gaste der Republik vom ,Guber-nator' vor den Thoren erwartet und in die fiir sie bestimmten Quar-tiere geleitet. Der Herzog von Ferrara bewirthete sie mit Austern und kostlichem "VVein. In Rom gewahrte ihnen der Papst Leo X. durch Vermittlung des kaiserlichen Botschafters eine Audienz und sprach sein Wohlwollen gegen Oesterreich aus. In Neapel wurden sie vor dem Eintritt in die Stadt vom Markgrafen von Peschiera und vielen anderen Grafen und Herren auf Befehl des Vicekonigs empfangen und in ihre Herberge geleitet. Sie wurden vom Vicekonig und anderen Grossen zur Tafel geladen und so verschwenderisch mit kostlichen "VVeinen und anderen Lebensmitteln beschenkt, dass sie die-selben in Neapel nicht verzehren konnten, sondern mit sich zu Schiffe nahmen. Die folgende Seefahrt \var voli von Abenteuern und Stiirmen. Aus dem sardinischen Meer mussten die Schiffe wegen Havarien nach Sicilien zuriick und dort giinstigere Winde abwarten. Als sie am 28. September wieder auf der hohen See waren, mussten sie \vegen widrigen Windes acht Tage vor Anker liegen. Ein heftiger Sturm warf sie an die Kiiste von Minorca. Sie riefen Gott und Unsere Liebe Frau von Monserrat um Hilfe an, welche sie denn wunderbarlich er-ledigte. In der Nacht warf man alle Segel ab und schwebte so auf dem Meer. Dann nahm man den Curs auf Catalonien und kam so nahe an Barcelona, dass man die Lichter in den Fenstern der Stadt sehen konnte. Aber ein plotzlich sich erhebender Sturmwind trieb die Schiffe wieder auf die liohe See zuriick, ,dass sie die ganze Nacht auf dem Meer, abermal ohne Segel, schweben miissen.' Drei Stunden vor Tagesanbruch kam aber der rechte Sturmwind, ,da erhub sich eine Arbeit und Geschrei, dass man Waren, Stuck (Geschiitze ?) und allerlei ins Meer werfen und dem Winde nachfahren musste.' Zweimal mussten sie den Hafen aufsuchen, einmal auf Iviza, dann auf Malorca; erst am 6 Tage Allerheiligen konnten sie wieder in See stechen, und am 3. November landeten sie endlich in Barcelona. Am 6. November wurden die Gesandten bei Hofe eingefiihrt. Konig Kari empfing sie stehend und wollte sicb nacb spaniscker Sitte nicht die Hand kiissen lassen. Doctor Siebenbiirger sprach da im Namen Aller in gewandter lateinischer Rede ■— denn Deutsch ver-stand man am spanischen Hofe nicbt — doch in kiihnem, Rathschlage ertheilendem und daher die spanische Grandezza verletzendem Tone.1 Zwar enviderte der Konig in gnadigen Worten, doch die Gesandten waren sich des Ernstes der Lage bald bewusst, und die Steirer waren die Ersten, welche durch Sigm. v. Herberstein sich von der compromit-tirenden Gemeinschaft der Oesterreicher lossagten und damit dem bis-lier unzweifelhaft bestandenen Biindnisse zur Wahrung der stiindischen Freiheiten die Spitze abbrachen. Er erklarte vor den Ratken, nie hatten die Steirer ein Biindniss gegen den Kaiser geschlossen, nie habe ihre Loyalitat gewankt, so wenig wie unter friiheren Regenten, von dem ersten Habsburger bis auf Maximilian. Steiermark weise jede Solida-ritat mit dem Vorgeken Siebenbiirgers zuriick. Am 15. November er-theilte Gattinara im Namen des Kaisers den Standen die Antwort auf ihre Botschaft. Er tadelte den Eingriff der Lande in das landesfiirst-liche Gut und die landesfiirstliche Obrigkeit, die Umstossung des von Max eingesetzten und von den Testamentsvollstreckern bestatigten Regiments. Es habe den Standen nicht zugestanden, sich selbst Recht zu verschaffen. Da der Kaiser und sein Bruder nicht sogleich in die Erblande kommen konnten, so sollten die Provinzen den Eid der Treue der fiir die Erblande bestimmten obersten Regierung anstatt den Fiirsten leisten, dann werde man gern ihre Privilegien priifen und bestatigen lassen. Diese Forderung verstiess offenbar gegen das Recht der Stande, wornach der Schwur der Treue von ihrer Seite an die vorherige Bestatigung der Landesfreiheiten gebunden war. Die Steirer im Vereine mit den Karntnern und Ivrainern wiesen denn auch den Vormirf der Eigenmachtigkeit mit Berufung auf ihre Loyalitat und ihre Landesfreiheiten zuriick. Obvvohl nun Gattinara selbst einsehen musste, dass der kaiserliche Bescheid in dieser Beziehung auf Un-kenntniss der Landesrechte beruhe, konnte er ihn doch nicht mehr rttckgangig machen, und die Gesandten verstanden sich endlich auf seine Bitte dazu, den Landen diesfalls zuzuschfeiben und sie zur An-nabme der kaiserliclien Proposition zu bewegen. Am 16. Dezember 1 Kraus 1. c. S. 34. hatten die Gesandten die letzte Audienz, Trojan von Auersperg sprach im Namen der Krainer, der Grosskanzler Gattinara antwortete und der Konig sprach zu den Gesandten: ,Ich versehe mich, Ihr werdet als unsere getreue Unterthanen bei uns verbleiben. Ich will allezeit Euer gnadiger Konig sein und bald zu Euch kommen.'1 Trojan voil Auersperg ervviderte mit einer Loyalitatsversicherung: Ihre Majestat werde allezeit fromme und getreue Unterthanen in diesen Landen finden. Schliesslich bot der Konig den Gesandten die Hand und sie wurden nach einer Tractation durch den Cardinal Mota, der ihnen die schriftlichen Bescheide und koniglichen Geschenke, darunter ein Stiick Sammt fiir jeden Gesandten, einkandigte, entlassen. Die kraine-riscken Abgeordneten nahmen ihren Riickweg iiber Perpignan, Mont-pellier, Avignon, Neapel, Capua, Rom, Florenz und Venedig.2 Wahrend der Reise nack Barcelona und der Verhandlungen daselbst hatte Konig Kari bereits mit fester Hand die Ziigel der Herrschaft ergriffen. Ein Mandat vom 23. Juli3 1519 iiberwies die Verwaltung der osterreichischen Erblande an die ,oberste Regierung', das kaiserliche Regiment in Augsburg; am 27. Juli4 ernannte Kari bereits die Huldigungscommissare fiir die osterreichischen Provinzen, fiir Krain Felix Graf zu Wiirttemberg, Georg Graf zu Montfort, Ni-klas von Neuhaus, Dr. Hieronymus Baldung, Mannsdorfer und den Secretar Wolf Vogt. Doch erst mit Mandat vom 4. Oktober 15195 mirden die Landschaften zur Ablegung des Eides berufen, und mit Be-ginn des Jahres 1520 kamen die Huldigungscommissare in den osterreichischen Provinzen an.6 Wahrend nun Karaten am 25. Januar, Steiermark am 6. Februar kuldigte, hielt die krainiscke Landschaft allein noch an ihrem verbrieften Rechte fest, sie forderte die Be-schworung oder doch das Geliibde der kaiserlichen Commissare auf die Beobacktung der Landesfreiheiten, ehe sie sich ihrerseits zur Hul-digung verstehen wollte. Die Commissare schlugen dieses Begehren ah, die Landschaft aber erklarte, sie wolle sich ihre Freiheiten nicht nehmen, sondern — iiber dieselben durch ihre natiirlichen Erbherren und Landesfiirsten entscheiden lassen, bis dahin aber ebenso, als ob 1 Kraus 1. c S. 36-38; Valv. X. 322; Muchar, Gesch. Steierm. VIII. 288—290. 2 Valv. 1. c. 8 Kraus 1. c. S. 39. 4 Kraus 1. c. S. 43 und Anm. 3. 5 Kraus 1. c. S. 43. 6 Kraus 1. c. S. 45. i ■ g* sie die Erbpflicht gethan hatte, denselben in allem Gehorsam leisten.1 Es konnte der Landschaft wohl nicht zweifelhaft sein, wie die Ent-scheidung des Landesfiirsten ausfallen werde, und ihre Erklarung konnte daher fiir sie wohl nur den Werth einer Rechtsvenvahrung haben. Die kaiserliche Entscheidung mag wohl den Standen im Sinne einer Anerkennung ihrer Rechte entgegengekommen sein, und so fand denn auch am 11. Juli 1520 die Huldigung zu Handen der kaiserlichen Commissare, Ulrich, Abt zu S. Paul im Lavantthal, und Hans Manndorfer, Anwalt zu Ortenburg, statt, vor der Eidesleistung von Seite des Landesfiirsten.2 Es wurde dadurch der Satz, dass der Gehorsam der Landschaften von dem Eide des Landesfiirsten auf die Landesverfassung abhange, in sein absolutistisches Gegentheil ver-kehrt, nemlich die Bestatigung der standischen Freiheiten hange von dem Gehorsam gegen den Landesfiirsten ab. Die Landesfreiheiten wurden wenigstens im Princip zur Gnadensache des Landesfiirsten. Konig Kari bestatigte denn auch die Freiheiten Krains am 25. Oktober und gleichzeitig die Freiheiten der Ritter und Knechte aus der Mark und Mottling, wie derer von Istrien.3 3. Die krainische Gesandtschaft bei der obersten Kegierung in Augsburg, Koln, Mastricht, Aachen, Mainz. Schon als die krainischen Stande die Huldigung leisteten, war ihnen durch die landesfurstlichen Commissare im Namen der obersten Regierung von Augsburg angezeigt worden, wenn sie allgemeine oder personliche Beschwerden hatten, miissten sie zwer oder drei Abgeord-nete wahlen und diese zur Stunde nach geleisteter Huldigung nach Augsburg senden. Wie die iibrigen Landschaften kam auch Krain dieser Aufforderung nach und wahlte Ulrich Wernecker, Hauptmann in Landstrass, und den schon ofter in ahnlichen Missionen bewahrten Felician Petschacher als seine Vertreter bei der obersten Regierung in Augsburg. In der diesfalligen Instruction4 wiederholt die Landschaft ihre Rechtsverwahrung betreffs der Huldigung. Obwohl es von Alters Herkommen sei, dass die Lande ihren Erbherren und Landesfiirsten die Erbpflicht erst nach geschehener Abstellung der 1 Landsch. Arch. Pase. 127. 2 Valv. X. 323; Kraus 1. c. S. 45 und Anm. 4; Mitth. 1865 S. 16. 3 Kraus 1. c. S. 63, Landhandveste. ' Landsch. Arch. Pase. 88, Eubr. I. \ Neuerungen und Beschwerden leisten, wie dies Kaiser Maximilian bei Antritt seiner Regierung getban und woriiber die Abgesandten die Urkunde in Handen baben, so hatten sie docb die Eidespflicbt ,nur zu unterthanigem Gefallen und nicbt aus Schuldigkeit' nicbt langer verweigern wollen. Die Anliegen und Bescbwerden Krains, welche die Instruction aufzahlt, sind von der verscbiedensten Art. Die Gesandten sollen sicb vor allem um Bestatigung der Landesfreiheiten gemass der von den Huldigungscommissaren ausgestellten Verschreibung be-werben, sie sollen ibre Mandanten gegen denVorwurf, welcber ibnen von ,Missgonnern' gemacbt werde, als batten sie sicb eigenmachtig das landesfiirstlicbe Kammergut, alle Obrigkeit und Regale zugeeignet, im Einvernebmen mit den Abgeordneten Steiermarks und Karntens, welcbe dieser Yorwurf gleicbermassen angebe, rechtfertigen, in welcber Beziebung sie eine besondere ,Scbrift' zugestellt erbalten. In Gemass-beit des von den Commissaren gemacbten Antrags sollen die Gesandten ferner weg6n einer fiir die Lande an einer ihnen gelegenen Malstatt zu erricbtenden Regierung verbandeln. Die weiteren spe-ciellen Anliegen Krains betreffen: Erfolgung von 600 Gulden aus dem Aufscblag fiir den wabrend der Zeit der standischen Regentscbaft aufgestellten grossen Ausschuss, der auch in Landrechtssachen ver-handelte, Herbeiziehung von Triest und Wippach zur Steuerleistung, Einfiihrung guter Miinze, Strassen- und Wegbesserung aus den zur Kanuner eingezogenen Wegmauthen, Herstellung der Tiirkenkundschaft auf Kosten des Landesfiirsten, Versehung der Orte und Schlosser an der Grenze mit Hakenbiichsen und Pulver, und endlich zwei person-liche Beschwerden sehr verschiedenen Inhalts. Die eine betrifft den Vicedom Erasmus Braunbart, die andere die Gebarung mit einem fiir Krainer gestifteten Studentenstipendium in Wien. Gewichtig ist die Beschwerde wider den Vicedom. Derselbe babe die Landleute in Gefahr der Ungnade schon bei dem verstorbenen Kaiser gebracht; damit noch nicht ersattigt, habe er den Landeshauptmann und die demselben zugeordneten Landleute beschuldigt, es sei keiner aus letzteren so ,fromm und redbch', dass er ein dem Landeshauptmann missfalliges Urtheil zu fallen wagen wiirde, auch behaupte er, es hatten ihm die Verordneten einen ungerechten Entschied gegeben, was unrichtig sei. Da nun der Landeshauptmann und seine Verordneten nicht allein in Krain, sondern auch im Reich und in andern Landen als ehrliche, fromme und gewissenhafte Leute bekannt seien, welchen Ruf Braunbart mit seiner scharfen Zunge nicht beflecken konne, da ferner daraus seine Leichtfertigkeit, Thorheit und seine Absicht zu entnekmen sei, die Leute beim Landesfiirsten in Ungnade zu bringen, da man endlich schon unter der friiheren Regierung von Braunbart viel Unbill gelitten und dazu geschwiegen, wodurch ,sich der Mann nun iibernimmt', so sei dies fernerhin nicht mehr zu dulden, und die Gesandten mogen auf Absetzung des Vicedoms und Bestellung einer redlichen Adelsperson an seiner Stelle hinvvirken. Nicht uninteressant ist die Stipendiumsangelegenheit. Ein Krai-ner, Doctor Briccius, hatte ein Stipendium fiir zwei in Wien studirende Krainer im Betrage von 40 Gulden Rh. gestiftet. Die Stande beschweren sich nun, dass einer der Testamentsexecutoren, Philipp Sagrer, seinen Sohn, einen ungeschickten, trunkenen und ,vollen' jungen Menschen, in dieses Stipendium eingeschmuggelt habe, welcher noch im Genusse des Stipendiums stehe, ungeachtet schon Kaiser Max befohlen habe, ihn desselben zu entsetzen. Die Gesandten sollten sich in Augsburg verwenden, dass Doctor Ulrich Kaufmann, als Universitatsrector, dann der Biirgermeister, Richter und Ratli von Wien angewiesen wiirden, den Sagrer des Stipendiums zu entsetzen und dasselbe dem Sohne des Ulrich Steffler, Gegenschreiber des Vicedomamts in Laibach, zu ver-leihen, auch Verfiigung zu treffen, dass dieses Stipendium kiinftighin ohne Vorschlag der Krainer Landschaft nicht vergeben werde, \vie dies schon ein Befehl Kaiser Maximilians verordnete, der nur wegen der Irrung inbetreff des Regiments demselben nicht iibergeben worden sei. Fiir den Fall, dass die andern Lande in ihren Instructionen Artikel hatten, welche in den krainischen nicht vorkommen, wurden die Gesandten ermachtigt, auch iiber diese, wenn sie dem Lande Krain von Nutzen sein konnten, zu verhandeln. Ueber den Verlauf der Augsburger Gesandtschaft liegt uns eine ausfiihrliche Relation der krainischen Abgeordneten vor.1 Am 19. Juli reisten dieselben von Laibach ab und kamen am 22L gen Mautersdorf, wo sie Sigmund Freiherrn von Dietrichstein und dtenGesandten von Karaten, Veit Welzer, Landesverweser, und Philipp v&w»W4x®&stein, erwarteten. Sie zogen dann zusammen gen Rastat, wo sichjidie 'Abg«sandten von Steiermark, Lienhart von Harrach, Landes-vmvosqr, und iWilhelm Schrott, ihnen anschlossen, dann reisten sie \vftjtrir auf 'S»lfcMtfg< und Augsburg, in welcher letzteren Stadt sie am 1 etzfcen Juli i &ukiimen.» oi3l>Nachdem" sie'^ei;f-Tage auf die Gesandten von Oesterreich ob und -unter derFiaii^ge^artet, schickten die drei Lande am 3. August onisai fc&itisžMMTi. den Philipp von Wixenstein und Felician Petschacher an die Statt-halter der obersten Regierung ab, um die Gesandten anzumelden, welche sodann auf den foigenden Tag um acht Uhr friib vor die Regierung entboten wurden. Als sie an diesem Tage erscbienen, fanden sie von Seite der Regierung gegenvvartig: den Cardinal Matthaus, Erz-biscbof von Salzburg, Biscbof Wernhard von Trient, Bischof Peter (Bonomo) von Triest, Maximilian von Siebenburger, Sigmund von Die-trichstein, Jorg von Firmian, Cyprian von Serentein und Hans Renner. Serentein ergriff das Wort, um die Gesandten im Namen der Regierung zu begriissen und die Bereitwilligkeit der letzteren zur Verhand-lung wegen Einsetzung einer Regierung* der niederosterreichischen Lande und iiber die Beschwerden der Landscliaften zu erklaren. Nach dem Austausch der ublichen Loyalitatsphrasen stellten die Gesandten sich als solche vor und wollten ihre Kredenzbriefe iiber-antworten, die Regierung \vollte diese jedoch nicht annehmen, und der Herr von Serentein liiess die Gesandten weiter reden, ,sie hatten an unseren Personen Glaubens genug.' Die Gesandten erklarten dann, der Wunsch der Lande sei eine ,ehrbare aufrichtige annehinliche Regierung' und Abstellung ihrer Be-schwerden. Darauf wurden die Gesandten in ihre Herberge entlassen. Am 6. August beschieden die Statthalter die Gesandten vor sich und liessen ihnen durch Herrn von Serentein sagen, sie hatten das Begehren der Gesandten vernommen und wiinschten ihr Gutachten iiber die Errichtung einer Regierung, wollten auch ihre Beschwerden, wenn sie ihnen zugestellt wiirden, in, Berathung ziehen. Darauf baten die Gesandten um Bedenkzeit inbetreff der Regierung und erboten sich, ihre Beschwerden vorzubringen. Am 7. August stellten die Gesandten den Statthaltern ihr Gutachten wegen der Regierung zu. Dasselbe umfasste folgende Punkte: 1. Dass zu der Regierung, welche in Appellationen und allen andern Sachen zu handeln Macht haben solle, ausser den vom Landes-fiirsten Ernannten auch taugliche Personen aus jedem der niederosterreichischen Lande genommen und mit ,erbarer' Besoldung ver-sehen werden sollen. 2. Dass den Hauptleuten und Verwesern in jedem Lande ,erbare, fromme' Landrathe zugeordnet und denselben auch ein ,ehrbarer Sold' bestimmt werde, mit welchen Rathen die Hauptleute alle vorfallenden Sachen handeln und ausrichten, was ihnen aber zu schwer, an die oberste Regierung gelangen lassen sollen. 3. Beschwerden iiber die Hauptleute und Verweser sollen an die oberste Regierung gerichtet werden. 4. Soliten Ikre Majestat nicht willens sein, eine oberste Regierung zu erriehten, so m6ge an einem gelegenen Ort fiir die nieder-osterreichischen Lande ein Hofrath errichtet und wie ad 1 besetzt werden. Seinen Mitgliedern, sowie den Rathen und Amtleuten iiber-haupt soli Annahme von Geschenken bei Todesstrafe untersagt sein. Solite aber die Aufrichtung einer obersten Regierung nicht als-bald thunlich sein, so bitten die Landschaften, dass ohne Verzug aus ihren Landen Personen der obersten Regierung zugeordnet werden, um die Appellationen, die keinen Verzug leiden, und andere Sachen, daran Land und Leuten gelegen, zu erledigen. Endlich bitten die Landschaften noch, dass Ihre Majestat etliche Personen aus den niederosterreichischen Landen an Ihren Hof als Bathe ziehe und gebrauche. Am nemlichen Tage legten die Gesandten der drei Lande auch ihre Beschiverden ein und zeigten an, sie hatten noch eine Beschvverde, die etwa auch die von Oesterreich betreifen mochte, mit welcher sie daher bis zu deren Ankunft verziehen wollten. Der "VVortlaut der nun folgenden Beschwerde stimmt ganz mit der bereits erorterten Instrudion iiberein. Nur bitten die Stande noch um eine Abschrift der vom Vicedom Braunbart wider sie eingelegten Artikel zum Behufe ihrer Verantwortung, und fiigen die Bitte wegen Erlassung einer Polizeiordnung bei, betreffend die Unordnungen, das Unwesen und die Unkosten bei Hochzeiten, Begrabnissen und in den Kleidungen, Theuerung, Betrug der Wirthe und Gastgeber, auch der Kaufleute in Seide und Wollentiichern, Specerei, Apotheken, Nahrung, Speise und Trank, auch Kaufmannsgesellschaften mit den Holden der Landleute u. dgl. Es soli zur Berathung der diesfalligen Ordnung eine Commission mit Beiziehung der Landleute und der Stadte eingesetzt werden. Ausser dieser wurde noch eine abgesonderte Beschwerde von Heinrich Ellacher im Namen der ,Carstleute' eingelegt. Diese betrifft folgendes: 1. Man wolle ihnen von Seite Triests die Strasse auf Klanz, welche fiir sie naher und gelegener als jene auf Triest, sperren, was abgestellt werden wolle. 2. In den vergangenen venedigischen Kriegslaufen hatten sich viele Irrungen zwischen den Pflegern beider osterreichischer Erbherrn inbetreff des Gerichtszwanges und der Confinen ergeben, diese sollen beigelegt werden. 3. Herstellung der baufalligen Schlosser am Carst und Versehung derselben mit Biichsen, Pulver und Kugeln. Am 8. August friih schickten die von Oesterreich ,des alten Re-giments Partei' zu den Gesandten der drei Lande und liessen sie um Gehor bitten, sie hatten besonders mit ihnen zu reden. ,Darauf kamen wir zusammen in Unserer Frauen Kirchen, und waren da von wegen des alten Regiments Dr. Johann Snatpekh und Herr Hans von Lam-berg, die iibergaben jedes Landes Gesandten einen Credenzbrief und zeigten uns darauf an, Eine Landschaft in Oesterreich sei bei kaiserlicher Majestat Testament und Libellen geblieben, die sie uns alle mit Namen auf einem Zettel geschrieben haben.' Die Landschaft habe bei der Erbhuldigung auf Begehren des Markgrafen von Brandenburg und seiner Mitcommissarien den Grafen Hans Hardegg, den Herrn Christof von Ludmannsdorf und sie zwei (Snatpekh und Lamberg) zu Statthaltern Ihrer koniglichen Majestat verordnet. Die beiden ersteren seien verhindert. Sie boten den Gesandten Rath und Beistand in dem, was Land und Leuten und den beiden Majestiiten forderlich ware, an. Die Gesandten von Innerosterreich erwiderten, sie hatten auf die von Oesterreich gevartet, und dann, als niemand gekommen, \varen sie mit der Regierung in Verhandlung getreten, sie harrten auf deren Antwort und wollten, wenn es nach Massgabe derselben nothwendig sein solite, mit den anderen Gesandten der niederosterreichischen Lande zu verhandeln, es dieselben wissen lassen. Darauf replicirten die von Oesterreich, dass sie sich verspšitet, koroni e daher, weil kein Tag fiir die Zusammenkunft festgesetzt war, und sie seien bereit, den andern Gesandten mitzutheilen, was sie neben ihnen handeln sollten, nemlich dass, nachdem die Libelle mit viel Miihe und Kosten erlangt worden, man dieselben nicht iiberschreiten, sondern denselben nachgehen solite. Die Gesandten der drei Lande erwiderten darauf, sie hatten keinen Befehl inbetreff der Libelle, sondern nur wegen Einsetzung einer guten Regierung und Abstellung ihrer Beschwerden. Darauf dankten die von Oesterreich fiir das Anerbieten der Inner-osterreicher und iibergaben ihre Credenzschreiben an die drei Lande. Am 8. August kamen von der Landschaft von Oesterreich unter der Enns, so wider das alte Regiment sein, gen Augsburg, nemlich Herr Michel von Eytzing, Herr Hans von Zelking, Doctor Ulrich vnd Hans von Lapetz Gebriider, Matthaus tewffl vnd Doctor Martin Siebeu- bflrger ,zeigten sich aber uns den Gesandten von den drei Landen nicht an, sondern handelten ihr Sachen fiir sich selbst bey den Herrn.1 Am 13. August iibergaben die Gesandten der drei Lande ihre gemeinsame Beschwerde den Statthaltern, betreffend: 1. Herstellung einer guten Miinze, 2. Hilfe gegen die Turken. Am 14. August sind die Gesandten von dem Land ob der Enns in Augsburg angekommen, Abt Linhart von Wilhering, Cyriak, Herr zu Polheim, und Adam Schindtelberger, Biirger zu der Freyenstat, ,die haben auch ihr Sachen fur sich selbst gehandelt.1 Am 18. August wurden die Gesandten der drei Lande vor die Statthalter beschieden und ihnen durch den Herrn von Serentein er-offnet, dass von der romischen und spanischen koniglicken Majestat Besckeid gekommen, wie dass Ihrer Majestat Meinung sei, in den osterreichischen Landen drei Regimente, nemlich eins in niederosterreichischen Landen, das andere in der furstlichen Grafschaft Tirol, das dritte in den aussern Landen zu Ennsheim zu halten, die da Ge-richt und Recht und was dem anhangig ware, dadurch Fried und Recht gehalten moclit werden', zu handeln hatten, und sie begehrten darauf von den Gesandten ihren Rathschlag, wie das Regiment in den niederosterreichischen Landen aufgerichtet solit werden, ihnen schrift-lich zuzustellen. Am 19. August entsprachen die Gesandten diesem Begehren. In ihrem Gutachten sprechen sie sich fur Errichtung einer ein-sigen Regierung aus, wegen Verringerung der Kosten. Die Hauptleute und Venveser in den Landen hatten alle Sachen zu verwalten, die ihnen gebiihren und nur ,was ihnen zu schwer, vor die oberste Regierung zu bringen. Die Besehwerden waren im Wege des Vicedoms an einen bei der Regierung bestellten Secretar zu ubersenden, der sie im Rath vorzulegen und ihre Erledigung zu betreiben hatte. Diese hatte wieder an den Vicedom zu gelangen, bei dem sie die Parteien zu suchen hatten, doch gegen Entrichtung einer Taxe dafttr. Da jedoch Ihre konigliche Majestat in den osterreichischen Landen drei Regierungen aufrichten wolle, so erachten die Gesandten, dass fiir die niederosterreichischen Lande ein Hofrath an einem ge-legenen Orte eingesetzt werde mit einem Marschall, Secretar oder Yerwalter der Kanzlei, und ausserdem von Oesterreich unter der Enns zwei, von Steiermark zwei, von Karnten, Krain und dem Land ob der Enns je ein geborner Landmann dazu verordnet werde. Sie sollen gehorig besoldet und ilinen Geschenkannahme bei Todesstrafe ver-boten sein. Fiir den Fall, dass die Errichtung der neuen Regierung sich verzogern wiirde, mochten aus jedem der niederosterreichischen Lande Personen in die oberste Regierung aufgenommen, ferner auch einige aus den Landen als Rathe an den Hof gezogen werden, vvie dies die Gesandten bereits friiher vorgebracht. Da ihnen diesfalls keine Ant-wort zugekommen, so miissen sie es mehrmals in Anregung bringen, denn die Herren von der Regierung konnten bei der Verschiedenheit der Landesfreiheiten und Brauche selbst begreifen, wie schadlich es ware, so wenig Personen in der Regierung zu haben, welche jener kundig sind. Ferner mochte die Regierung erwagen, zu wie grossem ,Schimpf, Spott und Verdacht' es den drei Landen gereichen mochte, dass da-raus so wenig Personen in die Regierung gewahlt seien, es komite scheinen, dass man Dem Glauben gesehenkt, dessen missgiinstige Leute die drei Lande bei Ihrer Majestat beschuldigt, und diese desshalb aus der obersten Regierung ausgeschlossen habe. Am 20. August iibergaben die Gesandten den Statthaltern eine Entschuldigungssehrift der krainiscken Landschaft. Ani 25. August theilten die Gesandten von Oesterreich unter der Enns denen der drei Lande ihre Klagen und Beschwerungen wider das alte Regiment vertraulich mit. Am 26. August iibergaben die Gesandten der drei Lande dem zur konigliclien Majestat abreisenden Herrn von Subenberg die zwei, das Gutachten inbetreff der Regierung betreffenden Schriften, um sie Ihrer koniglichen Majestat vorzulegen und darin der Lande ge-treuer Sollicitator zu sein. Ausserdem iibergaben sie demselbeu noch eine Schrift nachstehenden Inhalts: 1. Die Vicedome in allen Landen sollen jahrlich von allen Amt-leuten Raitung im Beisein der Landrathe empfahen. 2. Die Vicedome und die Amtleute der grossen Aemter, die nicht zur Verwaltung jener gehoren, sollen in den Landen vor den Landrathen eine Vorraitung thun und dann in die Raitkammer ihre Schlussrechnung legen. 3. Die Landleute sollen in Angelegenheiten der Pfleger oder Landleute des Vicedoms ihre Klagen dem Vicedom, sofern sie nicht ihn selbst betreffen, sonst den Hauptleuten oder Verwesern vor-bringen. Die beiden Parteien sollen in Gegenwart der Landrathe ver-hort werden und man soli geringe Falle im Vergleichsvvege abthun. bedeutendere Falle aber und jene, bei welcben ein Vergleicb nicbt zustandekam, der obersten Regierung vorlegen und deren Entschei-dung vollziehen. 4. Die Klagen der Amtleute und Pfleger des Vicedoms gegen die Landleute sollen vor den Hauptleuten oder Verwesern angebracbt werden. Diese sollen die Parteien vor sicb, den Vicedom, wenn ibn die Saclie nicbt beriibrt, und die Landrathe erfordern und nach ge-nugsamem Verhor der Bilbgkeit gemass die Entscheidung fallen-; wenn die Parteien sich dagegen beschweren, soli der Gegenstand der obersten Regierung zur Entscheidung vorgelegt werden. Ebenso sollen Sachen, die den Vicedom betreffen, behandelt werden. / 5. Wird die Bitte wegen Aufnahme von Landleuten aus allen niederosterreichischen Landen in die oberste Regierung, solange die-selbe noch fortbestehen soli, mit dem Beisatze erneuert, dass auch die Vorfahren Ihrer Majestat geborne Landleute in Ihren Rathen und Regierungen gebraucht hatten. Am 25. August theilten die Gesandten der drei Lande denen von Oesterreich unter der Enns ihre Handlung und das wegen der Regierung abgegebene Gutacbten mit, indem sie Philipp von Wichsen-stein und Felician Petschacher zu ihn en sandten, welche ihnen die beziiglichen Documente vorlasen, was die Oesterreicher mit Dank an-nahmen. Am 30. August zeigten die vom alten Regiment denen von Oesterreich ob der Enns und den drei Landen an, dass sie willens seien, zu Ihrer koniglichen Majestat zu ziehen, sich Ihrer koniglichen Majestat zu ,erzeigen', und ,wo wir etwas an Ihrer konighchen Majestat Hof zu handeln oder zu entbieten hatten, wollten sie uns gern treulich ausrichten', wofiir die Gesandten dankten und sich erboten, dies der Landschaft anzuzeigen und im vorkommenden Falle von dem Anerbieten Gebrauch zu machen. Am 30. August wurden die Gesandten der drei Lande abermals vor die Statthalter geladen, und es wurde ihnen eine Antivort auf den eingelegten Rathschlag wegen der Regierung verlesen, und die Statthalter forderten die Gesandten auf, ihnen aus jedem Lande eine Anzahl taugliche Personen vorzuschlagen zur Berufung in die Regierung, wobei aber der Vorschlag nicht bindend sein, d. i. auch andere nicht vorgeschlagene Personen gewahlt werden konnten. Ferner erboten sich die Statthalter, die Beschwerden der Landschaften zu be-rathen und in Kiirze zu erledigen. Hierauf begehrten die Gesandten Bedenkzeit nnd eine Copie der ihnen verlesenen Schrift. Dieselbe lautete wie folgt: Ibre Majestaten hatten nacb dem Tode Kaiser Maximilians die Gebrecben, so die Erblande an Regierung, Recht und Frieden haben mochten, in Erwagung gezogen, um dieselben abzustellen. Da nun aber Ihre konigliche Majestat dem machtigen Konigreich Spanien sammt den burgundischen Landen von Gott vorgesetzt, zudem romischer Konig und zukiinftiger Kaiser sei, und damit die Erblande die vielen Geschafte, die aus jenen hohen Stellungen entspringen, nicht entgelten, habe Ihre Majestat eine oberste Regierung iiber alle ober- und niederosterreichischen Lande eingesetzt, mit vollkommener Gewalt, dieselben in Ihrer Majestat Namen zu regieren, die Gebrechen in Regierung, Recht und Frieden abzustellen und alles inbetreff der Kammergiiter, Obrigkeiten und Herrlichkeiten Ihrer Majestat Noth-wendige zu verfiigen, wie dies den an die konigliche Majestat abge-sendeten Ausschiissen in Spanien und spater auf den Generallandtagen eroffnet worden. Kraft dieser Gewalt habe die oberste Regierung Commissarien auf die Landtage geschickt, um die Erbhuldigung entgegenzunehmen und dagegen im Namen der Majestaten den Landern die Bestatigung ihrer Rechte und Freiheiten zuzusagen. Die Lande haben, laut Bericbt der Commissare, ihre Huldigung geleistet und sich zu aller Treue gegen Ihre konigliche Majestat und die Statthalter erboten, was diese an den Hof berichtet haben. Inbetreff der den Statthaltern ubergebenen Beschwerden der Lander wollen die ersteren so viel als moglich und gebiihrlich erle-digen und den Gesandten dariiber Bescheid geben. Inbetreff der Erriehtung einer Begierung haben die Statthalter schon seit Einberufung der Landtage das Nothige bei Ihrer Majestat angebracht und vor wenigen Tagen Ihrer Majestat Meinung und Be-schluss empfangen. Ebenso haben die Statthalter von allen niederosterreichischen Landen ihr Gutachten hinsichtlich der Regierung empfangen, sie wollen beides in Ervvagung ziehen, und es soli eine den Landen an-gemessene ehrliche und ansehnliche Regierung eingesetzt werden. Bis zur Einsetzung der neuen Regierung werden die Statthalter die Regierung fiihren. Die Landeshauptleute und Verweser sollen je-doch mit den Landrathen, was ihnen von den taglich vorfallenden Handlungen und Nothdurften der Lande zu schiver sein \viirde, eilends den Statthaltern berichten, desgleichen die AppeUationen in Rechts-sachen. Auch soli jedermann aus den Landen im Falle der Noth seine Zuflucht zu den Statthaltern nehmen diirfen. Dies mogen die Gesandten an die Landschaften berichten und dahin wirken, dass dieselben sich damit zufriedenstellen und sich als treue Unterthanen enveisen. Dem Begehren der Gesandten wegen Aufnahme von Landleuten aus jedem Land in die oberste Regierung und in den Hofrath konnen die Statthalter nicht entsprechen, weil es ihre Befugniss tiberschreitet, wollen es aber an Ihre Majestat gelangen lassen und befiirworten. Dagegen sollen die Gesandten, damit die Statthalter die Bediirf-nisse der Lander besser kennen lernen und ihnen abhelfen konnen, von jedem Land eine Person bei der obersten Regierung zuriicklassen, oder wenn sie dazu gegenwartig nicht ermachtigt sind, dies an die Landschaften gelangen lassen. Am letzten August iibergaben die Gesandten der drei Lande den Statthaltern nachsteliende Schrift, welche in deren Beisein ver-lesen wurde. Es ist dies die Antwort auf die Eroifnung der Statthalter voin 30. August inbetreff der Errichtung einer Regierung. 1. Die Gesandten hatten verhofft, dass die Statthalter die neue Regierung gleich hier in Augsburg aufgerichtet hatten, damit die Gesandten in der Lage gewesen, inbetreff allfalliger Gebrechen oder Mangel um Abhilfe zu bitten. 2. Item sei es ganz betrublich, dass man den Gesandten nicht genauer mitgetheilt habe, wann, wie und wo die neue Regierung aufgerichtet werden solle. Wenn dies jedoch nicht thunlich sei, so wollen sie die Mittheilungen der Statthalter an die Landschaften im nachsten Landtag oder Hofthaiding berichten, und zweifeln nicht, dieselben werden darin sich derart unvenveislich halten, dass die Statthalter daran kein Missfallen haben werden, bitten jedoch, die neue Regierung so einzurichten, dass sie keine neuerlichen Beschwerden der Landschaften bervorrufe. Inbetreff der AppeUationen wiirde der Verkehr mit der we.it entfernten obersten Regierung wohl den Landschaften vielleicht zu schwer sein, dieselbe wolle diesfalls einen leidentlichen Weg, etwa durch die Post, einrichten und den Landschaften bekannt geben. Die Bitte um Aufnahme von Landleuten in die oberste Regierung und an den Hof wird den Statthaltern abermals zur Befunvortung empfohlen. Personen aus ihrer Mitte bei der obersten Regierung zuriick zu-lassen sind die Gesandten nicht ermachtigt, wolien dies aber den Land-schaften hinterbringen, damit sie einen Vertreter abzuordnen wissen, oder es moge die oberste Regierung selbst einen solchen herauf er-fordern, doch sollen diese Personen auf Kosten der konigliphen Majestat erhalten werden. Am 1. September wurden die Gesandten der drei Lande mit denen von Oesterreich ob und unter der Enns vor die Statthalter beschieden. Sie zeigten den ersteren an, sie hatten ihre schriftliche Antwort vernommen und es ware ihnen eine Post von Ihrer Majestat zugekommen, darin Ihre Majestat ihnen befehle, sich zu Ihr zu be-geben, und wenn sie es fiir gut kalten, die Gesandten mitzubringen. Dies stellten sie den Gesandten frei, doch sollten sie nur in geringer Zahl und nicht vor ihnen (den Statthaltern) sich auf den Weg be-geben. So sei es die Meinung Ihrer Majestat. Die Gesandten nahmen dieses Anerbieten an und erklarten, von jedem Land eine Person an das Hoflager abzuordnen, inbetreff des Zusammenreisens aber sollten sie, wenn die Nothwendigkeit des Voraus-reisens der Herberge oder der Geschafte wegen sich ergeben solite, es nicht ohne Vorwissen der Statthalter thun. Diese- enviderten: ,wir theten als die sich allbeg der gehorsam beflissen', sie wollten die Antwort der Gesandten der koniglichen Majestat anzeigen, aber mit dem Vorausziehen ,geschehe es ivahrlich guter Meinung, člann man muess sich dannacht befleissen, dass man sicher hinab Tcdme.' Am 3. September sind HerrWilhelm Schratt, Veit Welzer, Landes-venveser in Karaten, und Ulrich Wernecker, Hauptmann in Landstrass, von Augsburg wieder anheim verritten, und Herr Lienhart von Harrach, Landesverweser in Steiermark. Philipp von Wichsenstein und Felician Petschacher verblieben in Augsburg, der Meinung, mit den Statthaltern binab zu ziehen. Am 6. September iiberschickten die Statthalter den Gesandten eine Schrift, enthaltend eine Enviderung auf die letzte Eingabe der drei Lande. Inbetreff der Schwierigkeiten der Appellationen wegen der weiten Entfernung des Regiments verwiesen die Statthalter auf ihre baldige Riickkehr nach Augsburg, mittlerweile wollten sich die Landschaften gedulden; nach der Riickkehr \vollten sie fiir die Beforderung durch die Post oder auf anderem Wege ohne sondere Miihe und Kosten Sorge tragen. Auch mochten die Gesandten bei den Landschaften auswirken, dass von jeder Eine Person bis zur Errichtung der neuen Regierung zu der obersten Regierung abgeordnet werde und dass sie fiir die erstere eine Anzahl tauglicher Personen vorschlagen. (Augsburg, 4. September 1520.) Am 8. September antworteten die Gesandten auf diese Schrift. Betreffs der Appellationen werde man damit stillhalten bis auf die Riickkehr der Gesandten. Die Abordnung zur obersten Regierung und den Vorschlag betreffend konne nichts geschehen, bevor eine Standeversammlung stattfinde. Endlich Iagen die Gesandten jetzt schon etliche Wochen hier und hatten auf ihre eingelegte Beschwerde noch keinen Bescheid, sie baten daher um Abfertigung. Darauf liessen ihnen die Statthalter anzeigen, sie hatten ihre Beschwerden in' Arbeit und wiirden dieselben aufs fiMerlichste er-ledigen und ihnen zustellen. Am 10. September betrieben die Gesandten abermals die Erledigung ihrer Beschwerden. Die Statthalter antworteten, sie waren berathen, aber ,noch nit den Herren allen furbracht', aber unterwegs wiirde man ihnen dieselben zustellen. Am 14. September reisten die Gesandten mit den Statthaltern von Augsburg durch Wiirttemberg und den Rhein abwarts und kamen am 28. September in Koln an. Am 2. Oktober abermalige Betreibung der Beschwerden. Die Statthalter erwidern, es waren einige darin, die man an Ihre Majestat miisse gelangen Iassen, und wenn diese von Ihrer Majestat erledigt waren, wollten sie ihnen auf alle Bescheid geben. Am 5. Oktober verreisten die Statthalter von Koln ,aufwerts'. Unterwegs kam eine Botschaft, dass Ihre konigliche Majestat die Kro-nung langer aufgeschoben haben, sie zogen also bis MastricJit, um daselbst den Konig zu erwarten. Am 13. Oktober kam der Konig in Mastricht an; am 14. Oktober entbot er die Statthalter zu sich. Diese meldeten die Gesandten der drei Lande dem Konig an, der sie sogleich vorliess und ihnen die Hand bot. Darauf hielt der Verweser aus Steier (Harrach) im Beisein der Statthalter und vieler ,treffenlicher Rathe' namens der Gesandten eine Anrede an den Monarchen. Sie war iibrigens kurz und bedeu-tungslos und empfahl die Erledigung ihres Anliegens der Huld des Monarchen. Auf dieselbe erwiderte der Cardinal-Erzbischof von Salzburg im Namen des Konigs, Ihre Majestat triige Wohlgefallen an der Ankunft der Gesandten, inbetreff ihrer Anliegen habe Ihre Majestat die Statt-halter noch nicht vernommen, was in Kiirze geschehen solle, und dann solle die ganzliche Erledigung erfolgen, ,dann lhr Majestat war be-richt der getreuen Dienst und Gehorsam, die die drei Lande Ihrer Majestat Vorfahren, auch Ihrer Majestat allezeit erzeigt hatten, und waren demnach mit sondern Gnaden geneigt, die Lande mit guter Regierung zu versehen.' Dafiir dankte der Venveser im Namen der drei Landschaften. Darnach machten die Gesandten ihre Besuche bei den Geheimen Ratlien und Offizieren, nemlich bei dem Herrn von Syuers, dem grossen Kanzler Dr. Mota, Minkhenval und Hanart, welche alle die Forderung ihrer Angelegenheit zusagten. Die Gesandten folgten dann dem koniglichen Hofe nach Aachen zur Kronung und dann nach Koln und hielten ,zu gebiihrlicher Zeit' um Abfertigung an. Am 14. November beschieden die Statthalter die Gesandten zu sich und eroffneten ihnen durch den Cardinal-Erzbischof von Salzburg, der Kaiser habe bisher der Kronung und anderer Geschafte wegen sie nicht abfertigen konnen, aber Ihre Majestat sei willens, von Koln den Rhein aufwarts zu Schiff zu fahren, und wolle die Gesandten z\vischen Koln und Worms • abfertigen. Die Gesandten folgten daher dem Kaiser weiter bis Mainz. Hier beschied er am 25. November die Gesandten zu sich. Der Cardinal-Erzbischof von Salzburg ertheilte denselben in Gegenwart der kaiserlichen Rathe den ,Abschied'. Er envahnte zuerst den Verlauf der Verhandlung, rechtfertigte den Verzug durch die vielfachen Geschafte des Kaisers, uberging dann auf die vom Kaiser beschlossene Doppelheirat zwischen dem Konig von Ungarn und der Schwester des Kaisers, dann zwischen Erzherzog Ferdinand und der Schwester des Konigs von Ungarn, welche in Kiirze vollzogen werden solle. Dann eroffnete er den Gesandten, der Kaiser sei entschlossen, einen Hofrath in den niederosterreichischen Landen aufzurichten und in denselben aus jedem Lande Personen zu nehmen. Ausser diesem bedurfe es keiner obersten Regierung, diese behalte er sich vor. Das Nahere daruber werde den Landtagen, die in Kiirze stattfinden sollen, angezeigt werden. Ueber die Beschwerden habe Ihre Majestat noch nicht Zeit gehabt zu entscheiden, ihre Erledigung solle den Landen auf den Landtagen zukommen. Endlich liess Seine Majestat anzeigen, er sei willens, mit den Konigen von Ungarn und Polen und dem Erzherzog Ferdinand in nachster Fastnacht in Augs-burg eine Zusammenkunft zu halten. Darauf unterredeten sich die Gesandten der fiinf niederosterreichischen Lande mit einander und antvrorteten durch den Verweser von Steiermark, indem sie fiir die Entschuldigung des Verzuges dankten, ihre Freude iiber den Entschluss zur endlichen Vollziehung der Doppelheirat ausdriickten und baten, Ihre Majestat moge den Hofrath mit unbestechlichen, unparteiischen Personen besetzen, die den Landen nicht hassig noch beschwerlich waren. Auch baten sie, Ihre Majestat mochte in den Hofrath Personen nehmen, welche der Landesfreiheiten kundig waren, sowie um Schutz der drei Lande gegen den Erbfeind. Der Gesandte von Krain brachte dann die Bitte wegen des Auf-schlags und der aus demselben von Kaiser Maximilian bewilligten Summe per 1000 Gulden vor. Dann brachten die Gesandten aller drei Lande ihre Special-Entschuldigung inbetreff der ihnen von den Gesandten nach ihrer Riickkekr aus Spanien berichteten Anschuldigungen vor, als hatten die Landschaften sich in ein Biindniss gegen den Kaiser und seinen Bru-der eingelassen oder Eingriife in die landesfurstlichen Einkiinfte und Obrigkeiten sicb erlaubt. Die Landschaften Karnten und Krain ins-besondere hatten sich nach Kaiser Maximilians Tod keiner Regierung unterstanden, sondern allein auf Ermahnen, Ersuchen und Begehren, nemlich die von Karnten des Landesverwesers daselbst und die von Krain des Landeshauptmanns, Ihnen von kaiserlicher Majestat hoch-loblicher Gedachtniss vorgesetzt, und mit derselben Willen Ihnen et-liche zugeordnet, die Ihnen in vorfallenden Sachen zu handeln helfen sollten, wie sich Ihre Majestat bei Landeshauptmann und Verweser erkundigen moge. Die drei Landschaften hatten sich keine Jurisdiction angemasst, sondern es sei in den Rechten ein Stillstand eingetreten und nur giitliche Verhandlungen gepfiogen worden. Auch in die geist-lichen und weltlichen Lehen haben sie nicht eingegriffen, sondern sie nur solchen eingeantwortet, die von der kaiserlichen Majestat Befehle vorgewiesen. Es sei auch in der Zwischenzeit iiber das Blut nicht gerichtet worden, wiewohl es die Nothdurft ,grosslich' erfordert liatte, sondern die Gefangenen seien mit schweren Kosten bis auf Ihrer Majestat Erlaubniss behalten worden. Dann rechtfertigen sich die Landschaften gegen den Vorwurf, als hatten sie in das Kammergut Eingriife gemacht und ihre Botschaften davon bestritten. Sie hatten, sobald ihnen Ihrer Majestat Brief zugekommen, ohne Weigerung die Amtleute ihrer Pflicht ledig gezahlt. (Also hatten sie diese vorher in Piiicht genommen?) Sie hatten das Kammergut nur zum Vortheil Ihrer Majestat verwaltet (?) und seien bereit, dariiber Rechnung zu legen. Weiters baten die Landschaften um Mittheilung der wider sie eingebrachten Denunciationen und Benennung der Verleumder. Der Kaiser liess darauf durch den Cardinal antworten, class er die Heiraten zu vollziehen entschlossen sei; dessen sich die Landschaften erfreuten, sei nur zu Ihrer Majestat, Ihres Bruders und Ihrer Land und Leute Ehre, Nutzen und Wohlfahrt gescheken. Die Artikel, welche sie begehrt, sollen sie dem Kaiser schriftlich zustellen, er werde auf dieselben in den Landtagen Antwort geben. Die Entschul-digung nehme er in Gnaden an, nachdem er deshalb schon friiher Erkundigung eingezogen. ,Ihre Majestat war auch willig, uns den Abschied in Schrift zu geben, demnach sollten wir jemand verordnen, der darauf warte. Darnach bot uns Ihre Kaiserliche Majestat allen die Hand, also nah-men wir von Ihrer Kaiserlichen Majestat unsern Abschied.' Schliesslich verwendeten sich die Gesandten wegen Bestatigung ihrer Landesfreiheiten riicksichtlich ihrer Ausfertigung, welche dem kaiserlichen Secretar Gabriel Vogt aufgetragen war. Fehcian Pet-schacher liess die krainerisehen Landesfreiheiten, so viel er deren bei der Hand hatte, absehreiben und collationiren, versprack auch dem Secretar, die Landschaft werde sich mit ihm oder wem die Taxe zu-stehen wiirde, ,erberlich' vertragen und zufriedenstellen, auch den Schreiber mit einem ehrbaren Trinkgeld nicht vergessen. Am 26. November zogen die . Gesandten mit der ungarisclien Botschaft, Herrn Wilhelm von Roggendorf und Sigmund von Dietrich-stein von Mainz auf Augsburg. Als hier der ihnen von Mainz zuge-sagte schriftliche Abschied mit der Post noch nicht angekommen war, verabredete Sigmund von Dietrichstein mit dem dortigen Postmeister, dass ihm der Abschied zugeschickt werde. Er werde dann jedem Lande seine Ausfertigung zusckicken. Eine solehe Ausfertigung liegt den Acten bei. Die Stelle inbetreif des Hofraths lautet: ,Deskalben (in der vorhergehenden Stelle ist von der Doppel-heirat und ihrem Vortheil die Rede) nun Ihre kaiserlicke Majestat Ihrer Majestat Meinung eines Regiments halben, so Ihre Majestat hievor gehabt, darauf auch die Gesandten zu Augsburg Ihre Rath-schlage gestellt, aus viel trefflichen Ursachen und Be\vegnussen et-lichermassen geandert und bedacht hat, einen aufrichtigen Hofrath von Landleuten und andern in die niederosterreichischen Lande an ein gelegen Ort zu verordnen mit nothdiirftigem Gewalt und Befehl, die Regierung und ali saclien an Statt Ihrer Kaiserlichen Majestat von Ihrer Majestat und Ihres Bruders Erzherzog Ferdinands wegen bis auf Ihrer Kaiserlichen Majestat weiter Gefallen und Befehl zu handeln und zu fursehen und iiber das ist keiner andern Regierung in den Landen noth, dann die obrist Regierung belialt Ihr die Kai-serliche Majestat auch bis auf Ihrer Majestat weiter Wohlgefallen selbst bevor. Also was dem Hofrath in Ihrer Kaiserlichen Majestat und derselben Bruders, auch der Land und Leute Sachen beschvver-lichs furfallen wiirde, dass solches allezeit an Ihre Kaiserliche Majestat als Herrn, Landesfiirsten und deshalben die obrist Regierung gelangen moge.' 4. Ttlrkengrenze und Kundschaftssjrstem. Der neue Hofrath. Die Theilungsvertrage. Verhaltniss Krains zu Triest. Gunstbeweise fiir Laibaoh und die Bauerschaft. In der gegenwartigen Epoche unserer Geschichte wird uns von keinem Tiirkeneinfalle berichtet. Doch bethatigten die Stande schon vor Suleimans erstem Feldzug in Ungarn ihre Sorgfalt fiir Bewah-rung der Grenze, indem sie bei Konig Ferdinand (Januar 15201) durch Franz Freiherrn von Thurn die Erledigung verschiedener Anliegen inbetreff der Grenze betreiben liessen. Sie baten, dass das Vermogen des S. Georgs-, des Rhodiser oder des Deutschen Ordens zur Siche-rung der Grenze verwendet werde, dass die Kroaten, welche einen kleinen Theil ihres Konigreichs zwischen Unna und Culp gegen die Turken noch hart genug erhalten und ihre leeren Hauser und den Boden, den sie dem Feind abgewonnen, taglich mit ihrem Blute be-zahlen jniissten, diese ,ritterlichen Leute1 zum Besten der Grenze in Dienst genommen werden mochten, ,denn ihre Personen seien wegen ihrer ritterlichen Mannlichkeit und dass sie des Feinds gewohnt, vor andern niitzlich zu gebrauchen' und ihr Land ,aus Ursach, dass es fest an Gebirg und Wasser ist,' als ein edles Kleinod zu halten, End-lich forderten die Stande Befestigung des Hauptschlosses in Laibach und der Stadte Mottling und Fiume. Wir sehen, wie die Krainer Stande nicht nur auf die Sicherung des eigenen Landes bedacht sind, sondern wie sie auch den ersten Anstoss zur Errichtung der kroati-schen Grenze geben. Als im folgenden Jahre (1521) Suleiman seinen ersten Feldzug in Ungarn eroffnete, wurde auf dem Kremser Land- 1 Landsch. Arch. P. 127. tage1 iiber die Widerstandsmittel der Erblande berathen. Die kaiser-licben Commissare verlangten als Hilfsgeld, nicbt blos fiir die Aus-gaben des Hofes, sondern aucb zum Schutze gegen die Tiirken, von den niederosterreichischen Landern 800,000 Gulden (fiir Steiermark, Karaten und Krain 200,000 Gulden), das Doppelte der Summe, welche der Innsbrucker Landtag (1518) an Maximilian bewilligt hatte. Damals freilich war das Verhaltniss zwischen Kaiser und Standen noch ein patriarchalisch gemuthliches, jetzt waren die letzteren durch die un-bedingte Huldigungsforderung verletzt. Nur ihrer Privilegien und nicht der Noth des Vaterlandes gedenkend, freilich auch unter Hinvveisung auf die hohen Steuern und scblechten Jahre, auf die ,bose' Miinze schlugen sie die allerdings durchaus freiwillige, auf keinem Rechts-titel des Landesfiirsten beruhende Leistung des Hilfsgeldes einhellig ab. Doch diirfen wir aus dieser bedauerlichen Thatsache nicht den Schluss ziehen, dass die Lander schutzlos geblieben waren. Es blieb ja Rustung und Aufgebot auf Kosten derselben wie friiher, und im folgenden Jahre (1522) organisirten die Krainer das Kundschafts-system, die nothwendigste Massregel und Vorbedingung jeder erfolg-reichen Vertheidigung. In Klana lagen zwei Pferde zur Verbreitung der Nachricht vom Anzuge des Erbfeindes bereit. Die von der Regierung zur Aufnahme des Kammergutes nach Krain gesendeten Commissare schlugen vor, ausser den gedachten Pferden noch zwei Fuss-knechte in Klana zu halten. Wenn die Nachricht vom Turkenzug nach Fiume komme, solle der eine Fussknecht laufen auf Gutenegg, Jablaniz, Prem und Senosetsch, der andere auf Neubaus und Ser-vola. Und wenn die zwei Kundschafter mit der ersten Kundschaft zu Schlossern und Tabors kommen, sollen zwei Kreidschiisse gelost werden. Wenn die Kundschaft kommt, dass die Tiirken auf den Karst und Istrien vollen und zwischen Briindl und Prossneck sind, so sollen die zwei Pferde ebenso wie die Fussganger Kundschaft geben, und es soli der Kreidschuss gegeben werden und jedermann seinen TJnter-thanen es verkiinden, wenn der Tiirke im Land ist. Von Senosetsch ging die Kunde nach Gorz, Gradišča, Tolmein, Reifenberg, Friaul. Bei der zweiten Kundschaft, dass nemlich die Tiirken bereits das Land betreten haben, sollen drei Kreidschiisse gegeben und die Kreid-feuer angeziindet werden.2 1 Kraus 1. c. S. 64. 2 Laib. Vicedomarchiv. Ausser der Tiirkengefahr hatte der Kremser Landtag wichtige Aenderungen in der Verwaltung der Lander zum Zwecke. Es solite ein neuer Hofrath fiir die niederosterreichischen Lande errichtet werden, dessen Zusammensetzung nicht auf den Beifall der Stande rechnen konnte. Friiher hatten sie in dieser hochsten Behorde, der nachsten Umgebung des Kaisers, die Majoritat, jetzt solite der Hofrath aus eilf Mitgliedern gebildet werden, von denen fiinf die niederosterreichischen Lande absenden, den Rest der Landesfiirst nach seinem Gutdiinkeii ernennen solite. Die Stande verwahrten sich gegen diese Neuerung. Demungeachtet setzte Ferdinand im Oktober 1519 den neuen Hofrath ein. An seiner Spitze stand als oberste Regentin die Gemalin Ferdinands, Anna, ibr zur Seite als Kanzler Peter Bo-nomo, Bischof von Triest. Unter den Rathen finden wir auch den Krainer Felician Petschacher, der spater in die Hof- und Raitkammer berufen \vunle.1 Schon Kaiser Maximilian hatte beabsichtigt, die fiinf niederosterreichischen Erblande zum Konigreich und Ferdinand zum Konige von Oesterreich zu erheben.2 Die \veite Ausdehnung der habsburgisclien Monarchie, die Verschiedenartigkeit ihrer Bestandtheile nach Sitte und Sprache, endlich die standische Bewegung nach dem Tode Maximilians mochten dem Konig Kari den Gedanken nahelegen, den Bruder, mit \velchem ihn das innigste Vertrauen verband, die deutscliosterreichi-schen Erblande zu iiberlassen und so der habsburgisclien Macht in Deutschland einen starken Stiitzpunkt zu schaffen. Schon am 4. November 1520 hatte Kari die urkundliche Erklarung abgegeben, Maxi-milians Absicht zu verwirklichen und die osterreichischen Erblande mit den Vorlanden und dem Elsass als ein vereinigtes Konigreich seinem Bruder Ferdinand zu alleinigem erblichen Besitz und selbstandiger Verwaltung zu iiberlassen.3 Als die osterreichischen Gesandten im Spatherbst 1520 am spanischen Hofe verweilten, war diese Absicht des Kaisers denselben bereits bekannt, wenn auch noch nicht offentlich kundgegeben.4 Am 28. April 1521 schloss Kari mit Ferdinand zuWorms den ersten Theilungsvertrag und tilierliess ihm mit Urkunde vom 29. April Ober- und Niederosterreich, Steiermark, Karaten und Krain.5 1 Kraus 1. o. S. 64, 67, 71; Landsch. Arch. P. 127; Valv. X. 324. 2 Mailath, Gesch. Oesterreichs II. 2. 3 Muchar, Gesch. Steiermarks VIII. 310. 4 Kraus 1. o. S. 63, 64. 5 Valv. X. 330; die Quellen bei Politz, osterr. Gesch., neu herausgegeben von Ott. Lorenz, Wien 1871, S. 90, Anm. 1. Doch letzteres nicht in seinem ganzen Umfange, denn die windische Mark, Istrien, der Karst mit Triest und Fiume soliten als ein eigenes Staatengebiet mit dem spanischen Antheil Italiens, Neapel und Mailand, vereinigt werden.1 Folgenschwer in Bezug auf die staatlichen Schick-sale und die Kulturentwicklung dieser Lande ware die Theilung ge-worden, wenn dieser Vorbehalt aufrecht geblieben ware. Aber als Erzherzog Ferdinand auf den 15. Juni 1521 einen Landtag nach Laibach ausschrieb, um die Huldigung der Stande zu empfangen, forderten diese, indem sie die Integritat des Landesgebietes und damit zugleich Oesterreichs Stellung als See- und Handelsmacht wahrten, die In-corporirung der abgetrennten Gebietstheile, wenn sie dem neuen Landesfiirsten Gehorsam leisten soliten.2 Das energische Vorgehen der Krainer Stande erreichte denn auch seinen Zweck. In dem zweiten Theilungsvertrage vom 30. Januar 1522 vvurden die dem italienischen Reich zugedachten Gebietstheile wieder an Oesterreich zuriickgegeben und diese Incorporirung durch das Diplom von Briissel, 16. Marz 1522, bestatigt.3 Die Krainer Stande huldigten dem neuen Landesherrn am Sonntag Jubilate des Jahres 1522 zu Handen der erzherzoglichen Com-missare Georg Graf von Montfort, Hans von Starhemberg, Hans Hof-mann und des Vicedoms Erasmus Braunbart, den wir also trotz bit-terer Beschwerden der Landschaft noch auf seinem Posten sehen.4 Auf die Reincorporirung der getrennten Gebietstheile, unter vvelchen ausdriicklich auch Triest genannt wird, scb einen die Krainer seitdem hauptsachlich ihren Anspruch auf die Zugehorigkeit von Triest gestiitzt zu haben. Wir haben gesehen, wie oft schon friiher diese Zugehorigkeit und die aus ihr fliessende Beitragspflicht der aufbliihenden Hafen-stadt zu den Landeslasten, hauptsachlich zu der doch gewiss ein ge-meinsames Interesse betreifenden Landesvertheidigung, behauptet wor-den vvar. Auch unter Kaiser Karls Regierung (1519) hatten die Stande Krains ihre berechtigte Forderung wiederholt, aber der Kaiser ent-schied zu Gunsten der Triestiner. Sie soliten in Anbetracht ihrer unverbruchlichen Treue und Ergebenheit fiir das Kaiserhaus, sowie der grossen Verluste und Bedrangnisse, welche sie im letzten italienischen Kriege erlitten, bei keiner Gelegenheit und aus keinem An-lasse mit Steuern behelligt werden diirfen und ihre alten Privilegien 1 Valv. 1. c. 2 Valv. X. 330. 8 Valv. 1. c. Sielie das Diplom bei Kandler, Raccolta, S. 38. 1 Valv. 1. c. ihnen bewahrt bleiben.1 Doch werden wir die Triestiner Frage unter dem folgenden Regenten wieder auftauchen sehen. Wir haben zum Schlusse der Uebergangsepoche, welc]je uns die osterreichischen Erblande und mit ihnen das von den Alpen bis zum Meer reichende Krain als den Grundstock und Kern des neuen mach-tigen und einigen Oesterreich zeigt, noch einen Gunstbeweis des zu seinem kiinftigen Herrscher bestimmten Erzherzogs Ferdinand. zu ver-zeichnen, welcher um so werthvoller ist,' als er eben in die Zeit der verweigerten Huldigung fallt und daher beweist, dass der Erzherzog die Loyalitat der Krainer bei ihrem energischen Vorgehen zur '\Yah-rung der Integritat des Landes wohl zu wurdigen wusste. Am 4. Juli 1521 bestatigte nemlich Erzherzog Ferdinand dem Biirgermeister, Rich-ter und Rath der Stadt Laibach auf deren Ansuchen alle von den Kaisern Friedrich (IV.) und Maximilian, sowie von deren Vorgangern der Stadt Laibach verliehenen Gnaden, Freiheiten, Briefe, Privilegien, Rechte, Handfesten, gute Gewohnheiten und Herkommen.2 Dass der Handel der Laibacher nach hergestelltem Frieden und der Wiedereroffnung des venetianischen Gebiets neuen Aufschwung genommen, werden wir in der folgenden Epoche pragnanter hervor-treten sehen, dass aber auch die Bauerschaft in ihrer Erwerbsthatig-keit nicht zuriickgeblieben, beweist uns die Ervvahnung einer Ausfuhr von Holzarbeiten der Unterthanen am Karst, im Zirknizer Boden, Laas, Reifniz, Gottschee auf Saumrossen. Diese Ausfuhr muss von Bedeutung gewesen sein, da der Oberwaldmeister Wolfgang Petran von den Bauern den Holzdaz erheben wollte, \voriiber die Landschaft (25. Januar 1520) beim Landesfiirsten Besch\verde fiihrte und sich auf einen bereits frtiher erflossenen Befehl des Kaisers berief, man solle die armen Leute nicht weiter mit der Dazabforderung beschvveren.8 1 Lowenthal, Gesch. von Triest I. 84. 2 Laibacher PriviJegienbuch, Mitth. Dez. 1852. a Landsch. Arch. F. 127. Drittes Kapitel. Das Zeitalter Ferdinands I. (1522—1564). 1. Bestatigung der Landesfreiheiten. Tilrkeneinfalle und Bauernaufstand. Eeichstag in Augsburg. Ausschusstage in ffraz und Drauburg. Die erste Belagerung VTiens. Mit der Alleinregierung Ferdinands I. in Oesterreich wird nicht nur die Macht der deutschen Linie des Hauses Habsburg begriindet, sondern es tritt auch ein neues, maclitiges Element in die Volker-entwicklung Oesterreichs. Der frische Hauch der von Deutschland ausgehenden religiosen Bewegung durchzieht alle Gauen Oesterreichs und weckt auch in unšerm Vaterlande die in der eisigen Luft ortho-doxen Stillstandes erstarrten Bildungskeime zu neuem, hoffnungsvollem Leben. Wir wollen zunachst die politischen Schicksale unserer Heimat, als eines \vichtigen Gliedes im Gesammtkorper der Monarckie, an uns voriiber ziehen lassen und dann die Anfange der Reformation in Krain und den Gang der Kultur in einem Gesammtbilde zusammenzufassen versuchen. Die erste Beriihrung zwischen Volk und Herrscher nach der, wie wir gesehen haben, bereits im Jahre 1522 erfolgten Huldigung sehen wir in der Gesandtschaft der krainischen Stande, welche in der Person des David Gall und Franz Rainer im November 1523 bei Erzherzog Ferdinand in Wien eintrifft, um ihm die Anliegen der Landschaft vorzutragen. Unter denselben vor allem die iibliche Bestatigung der Landesfreiheiten und Privilegien, welche auch am 14. November fiir Istrien, am 16. fiir das eigentliche Krain sowohl als fiir die immer noch in einer gevvissen Selbstandigkeit auftretende windische Mark und die Herrschaft Mottling erfolgt.1 Auch ein Vidimus der Freiheiten, welche die vom Karst von ihren Erbherren, den Herren von Duino und Walsee, zur Anerkennung ihrer Verdienste und ritter-lichen Thaten erhalten haben sollen, \vird begehrt, jedoch vom Erzherzog spaterer Entscheidung vorbehalten.2 Daran schliesst sich das 1 Landsch. Arch. Pase. 207, Landliandfeste. Die fiir die Ausfertigung der landesfurstliclien Bestatigung an den Secretiir und Taxator des niederosterreicMsčlien Eegimentes in Neustadt, Hanns Oder, zu zahlende Taxe betrug 100 Gulden rhein. 2 Landsch. Arcli. 1. c. wichtigste Landesanliege.n der Tiirkenhilfe, fiir welche der Erzherzog bei Papst, Kaiser und den Standen des Reichs .sicli zu verwenden verspricht und die Ausschreibung von Landtagen in Aussicht stellt. Ebenso will er nach dem Wunscbe der Stande in Laibach ein Zeug-liaus errichten und einen Platner auf seine Kosten bestellen. Die Beschwerde wegen des Strassenzwangs der Triester fiir den Absatz von Wein, Getreide, Salz, Fleisch u. dgl. durch die Bauerschaft soli untersucht und die von Triest ruckstandige Steuer soli durch den Vicedom eingebracht und zu Handen der landschaftlichen Steuer-einnehmer erlegt werden, docb mitVorbehalt der Entscheidung iiber die von Triest in Abrede gestellte Steuerpflicht. Inbetreff der be-klagten ,bosen Miinze' wird auf die friiheren Mandate venviesen, und endlich wird auch die Untersuchung der Angelegenheit des Dr. Bric'cius'schen Stipendiums zugesagt,1 welche bereits zum zweiten-male in Anregung gebracht wird2 und deren schleppender Verlauf aucb zu den Symptomen des Verfalles der Wiener Universitat zu gehoren scheint. Die ersten Jahre der neuen Regierung waren fiir unsere Heimat von innern und aussern Stiirmen getriibt. Von aussen driingten die Tiirken unter Soliman II., dessen ganzes Leben Krieg gegen Ungarn und Oesterreich \var, immer machtiger heran, im Innern wiihlte ein neuer Bauernaufstand das Land auf. Die Grenzliut war zwar noch immer Sache des Reichs, sie wurde vom Kaiser bestritten, welcher das vergiitete, was die Landschaft an das Grenzmilitar lieferte, aber diese seine Verpiiichtung stets genau zu erfiillen, stand nicht in des Kaisers Macht, wenn die Reichsstande die dazu erforderlichen Geld-mittel nicht bewilligten oder diese nur sparlich und zogernd leisteten. Folge dieser Unsicherlieit war die Entblossung der Grenze und Ver-lieerung der ungliicklicken Nachbarlander. Und so sind denn vom Jahre 1522 angefangen alle folgenden bis zur ersten Belagerung Wiens mit Turkeneinfallen in Krain bezeichnet, mit Ausnahme des Jalires 1525, in welches der Bauernaufstand fallt. Im Jahre 1522 sind die Tiirken auf der Poik, dringen am Palmsonntag in die Kirche von Slavina ein, morden den am Altar die Messe lpsenden Priester und viele Glaubige, streifen dann iiber Adelsberg, Zirkniz, Reifniz, Gottschee und ziehen iiber Kroatien wieder zuriick, dies alles in drei Tagen.3 Der Krainer 1 Landsch. Arch. 1. c. 3 S. oben S. 85, 86. 3 Valv. XV. 421. Landtag beschloss zwar, dass die Pralaten und der Adel den dritten Theil ihrer Gilten geben und davon 300 Pferde unterhalten werden sollten, auch dass im Falle eines Aufgebotes der dritte Mann ausziehen solle,1 allein diese Vertheidigungsanstalten stiessen bei ihrer Durch-fiihrung auf Widerspruch, und sie konnten die Wiederholung tiirkischer Greuelscenen im kommenden Jahre nicht verhindern. In der Fasten 1523 kam der tiirkiscke Rauber iiber Kroatien ins Land, todtete einige tausend Einwohner beiderlei Geschlechts und fiihrte viele andere in die Gefangenschaft fort. Dabei litt hauptsachlich die Gegend von - Mottling. Der Landcomthur des Deutschen Ordens, der in Mottling eine Commende besass, schrieb damals, im Lande Krain, zumal in der Gegend von Mottling, sei niclits anderes zu vermuthen, als dass der Turke dort bald alles Volk in ewige Gefangenschaft hinwegtreiben werde. Gern hatte er alle dortigen Ordensguter um die Halfte ihres Wertkes verkaufen wollen, aber der Verkauf sei sckwer und der Landes-verweser wolle nicht dulden, dass, wie vormals, Geld aus dem Lande gefiikrt vverde.2 Auch von einem Turkeniiberfall des Jahres 1524 wird gemeldet,3 ein Heer von 15,000 Mann soli Krain und Kroatien iiber-schwemmt haben und vom Erzbischof Tomori geschlagen worden sein. Damals lagen 1000 Mann Kriegsvolk in Krain und man \var auf einen Einfall gefasst, denn Erzherzog Ferdinand bot die in Gorz, Istrien und am Karst Gesessenen zur Unterstiitzung des regularen Militars auf.4 Auf dem vom Erzherzog nach Augsburg beschiedenen Ausschuss-tage, an welchem sich ausser Krain auch Ober- und Niederosterreich, Steiermark, Karaten und Tirol betheiligten, klagten die Krainer Gesandten Christoph Freikerr zu Kreig, Ritter Bernhardin Raunach und Trojan von Auersperg, in den letzten 60—70 Jahren hatten die Tiirken solche Fortschritte gemacht, dass sie- Krain in zwei Tagen erreichen konnten. Kroatien, die Vormauer gegen den Erbfeind, sei jetzt so gefahrdet, dass es sich ohne Hilfe nicht mehr erhalten konne. Krain sei in 44—50 Jahren dreissigmal, in den letzten drei Jahren dreimal von den Turken uberzogen und mehr als 20,000 Messchen getodtet oder in die Gefangenschaft geschleppt worden, so dass es den Turken fernerliin nicht mehr allein zu widerstehen vermoge. Sie' baten um Vermittlung einer ,harrigen' (beharrlichen) Hilfe bei Papst, Kaiser und 1 Landsch. Arch. Fasc. 123. 2 Valv. XI. 593; Mitth. 1863 S. 36. 3 Parapat, Turški hoji, Letop. der Matica 1871 S. 110. 4 Landsch. Arch. Fasc. 128, Erlass Erzh. Ferdinands aus Wion, S. August. andern Fiirsten, dann den ober- und niederosterreichischen Landen. Es miisse auf der kroatischen Grenze eine standige Besatzung, nicbt wie bisher allein fiir die Sommermonate, unterhalten \verden, denn dem Turken gelte Winter und Sommer fiir seine Raubziige gleicb, wie er denn auch den letzten mitten im Winter gethan. Im Nothfalle ware mit Ungarn und Kroatien direct ein Abkommen .wegen der Grenz-vertheidigung zu treffen. Ueber die Husaren, welche unter Hans Kazianer und Hans Piichler zum Schutze des Landes in Krain gelegen, klagten die Gesandten, dass sie nicht anders gewirthschaftet als die Turken. Man solle dieses zuchtlose Kriegsvolk kiinftig nicht mehr ins Land, sondern an die kroatische Grenze legen und fiir Proviant Sorge tragen. Auch fiir bessere Besetzung des.Laibacher Schlosses miisse Sorge getragen werden, denn dafiir reiche die dem Vicedom zur Burghut angewiesene Summe von 300 Gulden nicht aus. Bei der letzten Ueber-gabe des Schlosses an den Landesverweser Josef von Lamberg hatten sich in demselben nur zwei eiserne Feldschlangen und 30 Hakenbiichsen befunden. Es miisse also auch fiir Geschiitz gesorgt, ein Biichsenmeister aufgestellt, mit 20 Gulden jahrlich besoldet und ihm der Vicedoms-thurm, den jetzt ein Peutler gegen den Zins von 20 Gulden innehabe, eingeraumt werden. Zur Instandhaltung des Laibacher Schlosses habe schon Kaiser Maximilian 200 Gulden jahrlich angewiesen, um deren Er-folgung daher gebeten wurde, sowie um einen ferneren Beitrag von 100 Gulden zum angefangenen Baue des Zeughauses im Schlosse. Ge-treidekasten mochten im Lande errichtet und in den zur Versammlung des Aufgebots bestimmten Stadten Proviant bereit gehalten werden. Auch auf Erfolgung von Buchsen und Pulver fiir die Befestigungen an der Grenze drangen die Ausschiisse. Alle diese Anliegen fanden gewah-rende Erledigung.1 Die niederosterreichischen Lander bewilligten als Tiirkenhilfe 20,000 Gulden, wovon auf Krain 2500 Gulden entfielen.2 Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, dass die Stadte in Krain den vierten Theil des Anschlags trugen.3 Auch in anderer Beziehung ist der Tag von Augsburg nicht ohne Interesse. Die Stande beniitzten die Nothlage, um vom Landesfiirsten die ausdriickliche Bestatigung ihrer Freiheit zu verlangen, dass sie nur dann verpflichtet seien, die Huldigung zu leisten, wenn der Fiirst vorher die Landesverfassung beschworen. Sie bitten auch den Fiirsten, keinen Krieg anzufangen ohne der Landschaften Willen und auf den 1 Landsch. Arch. Pase. 207. 2 Vicedomarchiv. 3 Laib. Vicedomarchiv. Friedensscliluss mit Venedig bedaclit zu sein, ,denn es ist der Lande Gelegenheit nit, zu kriegen' (die Lande sind nicht in der Lage, Krieg zu fiihren). Wenn es aber schon Krieg geben soli, so moge Ihre fiirstliche Durchlaucht fiir Besetzung der Schlosser, besonders an der Grenze, zeitlich Sorge tragen. Es soli ein gutes Regiment auf-gerichtet und in den Hofrath sowohl als in das niederosterreichische Regiment sollen je zwei Landleute berufen werden, nachdem sich in letzterem gegenvvartig keiner befinde. Den Stadten und dem Landrecht soli Bann und Acht verliehen und der gegemvartige kaiserliche Bann-richter abgesetzt werden, ,ein sclilechter Mann, der Leib, Gestalt noch Vernunft nicht hat.' Auch die alte Beschvverde gegen den Vicedom Erasmus Braunbart wird ernduert. Diesmal wissen die Stiinde jedoch gegen ihn nichts anderes vorzubringen, als dass ihm jahrliche Rechnungs-legung befohlen werden mochte, ,da fiirstiiche Durchlaucht durch langes Anstehen der Rechnung lioch und gross betrogen werden konnte.' Doch in diesem Punkte liess der Erzkerzog sich nichts vorschreiben. Er erwiderte, die Staude hatten ihm in dieser Sache nicht Mass zu geben. Die Rechnungen des Vicedoms sollen gepriift und darnach entschieden werden. Aus der weitlaufigen Liste der Beschwerden heben wir noch Herstellung einer guten Polizei, Wegbesserung, Miinze, Abstellung des venetianischen und Einfiihrung des Wiener Gewichtes hervor. Wie auf diesem Ausschusstage auch die religiijse Bewegung schon zum Ausdrucke kam, werden \vir bei der Darstellung der Reformations-geschichte sehen. Die erste Ruhepause in der Tiirkennoth, das Jahr 1525, be- -zeichnet ein Bauernaufstand. Es schien, als solite jede Regung des gedriickten Bauernvolks weit draussen im Reick in den entlegensten Thalern unserer Alpen wiederhalleii. Als Thomas Miinzers Scliaren durch die Kriegskunst der Herren bereits zerstreut waren, ihr Prophet auf dem Schaffot geendet hatte, fing es in der krainischen Bauerschaft an zu gahren, zur selben Zeit, als der salzburgische Bauernaufruhr losbrach.' Die zwolf Artikel der Bauern miissen wohl auch unter den Krainern verbreitet worden sein und ihnen als Ziel vorgeschwebt haben. Sie betrafen Abschaffung der Ablasstaxen und neuen Zehente, Aufhebung der Leibeigenschaft, allgemeine Theilnahme an Jagd und Fischfang und Zutheilung der Waldungen, Erleichterung der Abgaben iiberhaupt, freie Wahl der Pfarrer von Seite der Gemeinden, Ver-theilung der Aemter und Behorden zur Bequemlichkeit und um des Volkes -vvillen, sowie Abstellung der taglich neuen willkiirlichen Ver-ordnungen und Satzungen. Dass der Aufstand hauptsachlich durch die ,Pfaffen' hervorgerufen worden, behauptete wenigstens der Adel, sowie dass er nicht rainder die landesfurstliche Autoritiit bedrohte; \vir finden aiso in dem Krainer Bauernaufruhr thatsachlich alle Ricli-tungen der Salzburger Aufstandischen. Doch ,in Krain solite es diesmal zu keinem Blutvergiessen kommen. Der Adel handelte energiscli. Nicht nur schrieb er ein Anlehen aus, gegen welches jedoch Stadte und Geistlichkeit Widerspruch erhoben, sondern der Landeshauptmann Josef v. Lamberg, der sich im ersten Bauernaufstande im Schlosse Ortenegg gegen die Ansturmenden zu behaupten gewusst hatte, erliess ein allgemeines Aufgebot an alle Edelleute, und 300 Reiter sammelten sich in Krainburg, welcher Umstand darauf hindeutet, dass wir diesmal den Hauptherd in Oberkrain zu suchen haben. Die rasche Operation des Adels — nie hat er in der Tiirkennoth so entschieden gehandelt als hier, wo es um seine ,Grundrechte' ging — erstickte den Aufruhr im Keim. Doch noch auf dem Augsburger Tag desselben Jahres stellten die krainischen Gesandten dem Landesfiirsten vor, der Aufstand sei zwar jetzt gestillt, doch sei es nicht glaublicli, dass die Bauern, ,so die Obrigkeit nit lieben, die bose • Grundwurzen ihres Furnehmens gar aus dem Herzen geschlagen, derhalben nit anders zu vermuthen, als dass derselben wiithenden Bauern Gemiith, Sinn und Gedanken nicht anders stehen, als dass sie die fiirstliche Durchlaucht um Ihre Hoheit und Obrigkeit, den Adel und die Geistlichkeit um Leib, Treue, Ehre und Gut bringen, vertilgen und unterdrucken, demnach fiirstliche Durchlaucht gar unterthanig zu bitten, als gnadiger Herr und Landesfiirst Mittel und Wege vorzunehmen, wo sich das Feuer bei den unverstandigen Bauern und ihren Anhangern auf das kiinftig Jahr wie heuer auziinden wollt', wie man dem in einem jeglichen Land zeitlich fiirkomme, das erfordert fiirstlicher Durchlaucht und der Lande Nothdurft.' Ueber die Stadt Laibach, dann iiber einige ,stolze Pfaffen und Kaplane' klagten die Stande, sie hatten sich an dem Anlehen behufs der Kriegsriistung nicht betheiligen wo!len, wahrend doch der Aufstand ,hauptsachlich wegen der Pfaffen' entstanden. Sie baten, Ihre fiirstliche Durchlaucht mochten diese ,ungehorsamen Pfaffen' andern zum Exempel ihres Standes und ihrer Kaplaneien entsetzen. Dieser Conflict zwischen zwei bisher stets zu einander geštandenen Hauptfactoren des Landes mag \vohl auch den Bischof Christoph Rauber veranlasst haben, die Beiziehung eines Geistlichen zur Gesandtschaft nach Augsburg zu begehren, dem jedoch die Stande nicht stattzugeben fanden. Auch gegen den Vicedom, den bestver-leumdeten Erasmus Braunbart, richteten sich die Klagen der Stande. Er solite, ,wie die Bauern unverholen sagen', denselben angezeigt haben, der Landesfiirst wolle nicht, dass die Bauern Steuer geben, und obgleich der Vicedom dies nicht zugestehe, so seien doch seitdem die Bauern widerspenstig bei der Steuerzahlung. Weiters solite der Vicedom geaussert haben, er wolle dem Landesfiirsten sclireiben, dass er Commissarien ins Land verordne, welche ein Verhor zwischen der Landschaft und den Bauern inbetreff ihrer gegenseitigen Beschwerden anstellen soliten. Das nemliche habe der Vicedom vor zehn Jahren gethan und dadurch den ersten Bauernaufstand hervorgerufen.1 Auch nach aussen hin wurde der Krainer Adel durch den Bauernaufruhr in Anspruch genommen. Nachbarlicher ,Sitte und der treuen Freundscliaft gemass, die ihn seit alter Zeit mit der Steiermark und Karaten verband, leistete er Zuzug zu dem Heere, das der steierisclie Landesliauptmann Sigmund von Dietrichstein gegen die Bauern in Oberosterreich und Obersteier sammelte. Hans Kazianer, ein ruhm-voller Name, dem wir bald an hervorragenderer Stelle begegnen werden, Kaspar Rauber, Franz von Thanhausen (eine grafliche, nocli zu Val-vasors Zeit bliihende krainische Familie) werden unter den krainischen Herren genannt, deren Mannschaft in Judenburg lag, von wo sie dem Landeshauptmann zuzogen. Franz von Thanhausen drang mit erzherzog-lichen Soldnern, 500 Reitern und Landsknechten iiber Murau ins Lungau ein, warf die Bauernhorden aus Tamsweg und Mossheim und drang mit Hans Ungnad bis auf die Holie des Radstatter Tauern vor. Hier fielen jedoch die Bauern aus einem Hinterhalte iiber den Heer-haufen her und schlugen ihn in die Flucht. Kaspar Rauber wurde gefangen und enthauptet. Thanhausen liieb sich mit dem Schwert in der Hand durch. Auch der Bischof von Laibach, der in Feld und Cabinet tiicktige Christoph Rauber, Administrator von Seckau, wirkte bei der Bewaltigung des Aufstandes mit, indem er mit zahlreichen Fusskneckten das Admonter Thal besetzt hielt. Unter (len Entschii-digungsforderungen, welche Erzherzog Ferdinand im kommenden Jahre (1526) an die Salzburger stellte, ist Krain mit 5000 Gulden betheiligt, gewiss eine fiir das Land bei den schweren Lasten der Zeit bedeu-tende Summe, auf deren Ersatz es auch infolge der den Bauern spiiter zugesicherten vollen Straflosigkeit gegen eine von denselben geleistete Abbitte verzichten musste.2 1 Landsch. Arch. Pase. 207. 2 Muchar, Geschichte von Steiermark VIII. 333, 343, 350, 356, 357; Mailath, Geschichte Oesterreichs II. 8. Kaum war der Alp des Bauernaufstandes von den Landen ge-nommen, so drangte ungestiimer als je osmanische Eroberungslust iiber die Grenzen. Das Jahr 1526 bezeicbnet die unheiivolle Schlacbt bei Mohacs, wo der Fall Konig Ludwigs den Fall des Reiches ver-kiindete. Die Gefabr mehrte sich auch fiir Krain. Der Erzherzog be^ fahl iiber Bitte der Landschaft, bei Eintritt der Noth die Glocken vom Lande in die Stadte und Schlosser zu schaffen, auch kein Vieh, Getreide noch Pferde nach Italien ausfuhren zu lassen. Es erging die Verordnung, dass keine Anwerbung von Kriegsvolk in Krain durch Fremde gestattet und die Grenze zur Ueberwachung derselben besetzt werde.1 Im folgenden Jahre wurden die Vertheidigungsanstalten fortgesetzt. Die Landschaft bewilligte den halben Wochenpfennig, nahm 300 ,geringe' (leichte) Pferde auf und bezahlte denselben durch fiinf Monate den Sold mit 799(j Gulden 40 Kreuzer. Zum Hauptmann iiber dieselben wurde der bereits friiher genannte Hans Piichler bestellt.2 Am 9. April erliess der Landesverweser Josef v. Lamberg die Aufgebotordnung. Fiir den Fall eines Tiirkeneinbruches solle sich jeder gefasst machen, wenn die Kreid-schiisse gegeben und die Kreidfeuer angeziindet werden, ins Feld zu ziehen und sich mit Proviant auf etliche Tage zu versehen. Die von Oberkrain sollen in Gottschee, die Unterkrainer in Rudolfswert, die von Istrien und dem Karst um den Schilchentabor (Schillertabor) sich sammeln. Dem Adel insbesondere wurde eingescharft, in eigener Person dem Aufrufe zu folgen, um die ,armen Leute' (die Unterthanen) in Ordnung zu halten, denn sonst ,wiirden die armen Leute durcheinander-gehen, \vie die Aale in einem Sack.' Uebrigens ware es auch nicht ziemlich, ,dass die armen Leute auf sein sollen und Ihr (der Adel) daheim bleiben.' Auf Ansuchen der Landschaft bewilligte ihr der Konig, zur Forderung der Riistung auf die Barschaft und die Kleinode der Kirchen zu greifen und dieselben vermiinzen zu lassen, doch gegen Wiedererstattung des Werthes. Es wurden demnach an Kirchenkleinoden abgeliefert 1709 Mark 3 Loth Silber, was in Geld ausgemiinzt 17,438 Gulden 13 Kreuzer ergab. In Barem lieferten die Kirchen 4621 Gulden rhein. und 24 Kreuzer ab. Christoph Freiherr zu Kreig, Joh. Abt zu Sittich, Josef v. Lamberg, Balthasar Sigesdorfer und Pongratz Lustaller (spater Biirgermeister von Laibach) wurden zum Empfange der Klei-nodien abgeordnet, welche auf dem Hauptschlosse eingelagert wurden, bis die Vermiinzung in Graz eingeleitet war.8 1 Vicedomarcliiv. 2 Landsch. Arch. Pase. 123. 3 Landsch. Arch. Pase. 123. In das Jahr 1527 fallt auch die Sendung des Blas Radošic aus Mottling nach Belgrad, um den dortigen Pascha von dem Btindniss mit Zapolya abzubringen und ihn durch ein Geschenk von 6000 Dukaten zu friedlichem Verhalten zu bewegen, eine Sendung, welche durch die Wendung der Dinge in Ungarn scheiterte,1 denn Zapolya fand Schutz und Hilfe als Vasall des Grossherrn in dem diesem unter-worfenen Theile Ungarns. Aber Ferdinand war nicht gewillt, die Krone Ungarns so leicht fahren zu lassen, er war gesonnen, sie mit dem Schwerte zu erkampfen. Vor seinem Abgange nach Ungarn aber ( sammelte er noch die Zuziige aus den getreuen Erblanden bei Wien. Da erschienen auch die Krainer, gefiihrt von Hans Ivazianer. Geboren im letzten Jahrzehent des funfzehnten oder in den ersten Jahren des sechzehnten Jahrhunderts auf der Burg Katzenstein (ehe-mals Vigaun) in Oberkrain, welche dem mit Ulrich von Lichtenstein ritterlich tjostirenden Heinrich von Vigan den Namen gab,2 hatte Kazianer, wie \vir geselien, in Krain die zum Schutze des Landes auf-gebotene leichte Reiterei befehligt und im Salzburger Bauernkriege mitgekampft und trat nun auf die Weltbuhne, sich in wenigen Wochen den Ruhm eines Feldherrn erkampfend, dessen Waffen nichts wider-stehen konne. In Oberungarn erstiirmte er die Bergstadte und festen Schliisser in wenigen Wochen. Bei Kaschau mass er sich mit dem Gegen-konig Zapolya selbst und zerstreute und vernichtete im Laufe einer Stunde dessen ganze Streitmacht. Fast das ganze nordliche Ungarn er-oberte Kazianers siegreiches Ungestiim und sein Feldlierrngeist.3 An seiner Seite kiimpfte ruhmvoll Niklas von Thurn als Oberst, dessen tapferes Verhalten und kluge Leitung in der siegreichen Schlacht bei Szinye unweit Kaschau (8. Marz 1528) der Feldherr des Konigs Gnade empfiehlt.4 Derselbe betheiligte sich auch an der Einnahme des Schlos-ses Zips.B Doch wahrend Ferdinands Waffen in Ungarn siegreich vorwart,s schritten. ruhten Zapolya's Intriguen in Konstantinopel nicht, liier wirkten fiir ihn Venedig und Frankreich. Es galt also auch hier dem Gegner entgegenzuarbeiten. Dies solite die erste Gesandtschaft Oester- 1 Goway, Gesandtschaft Kaiser Ferdinands I. 2 Bergmaun, Medaillen auf beriihmte Miinuer des osterr. Kaiserstaates, Wien 1844, I. 252, Anmerkung 2. 3 Voigt, Freiherr Hans Kazianer im Turkenkrieg, Eaumers histor. Tascheu-bncli 1844. 4 Bergmann, Medaillen I. 245. 5 Bergmann 1. c. S. 246. reichs an die Pforte, wel.clie der Ungar Johann !Iobordansky von Salathnok und der Krainer Sigmund Weixelberger ubernahmen.1 Sie brachten dem stolzen Soliman Ferdinands Aufforderung, ihm die ent-rissenen ungarischen Orte riickzustellen; sie sollten Frieden oder doch einen Waffenstillstand unterliandeln. Ihre Botschaft verbiirgte ihnen jedoch schon im voraus schlechten Empfang bei dem siegestrunkenen Sultan. In der That liess Soliman die Gesandten neun Monate lang ge-fangen halten und entliess sie dann, jeden mit 200 Dukaten beschenkt, indem er ihnen folgende Botschaft miindlich mitgab: ,Euer Ilerr bat bisher unsere Freundschaft und Naclibarschaft nicht geftiblt, aber er vvird sie fortan fiihlen. Ihr konnt ihm sagen, dass ich selbst kommen werde mit aller Kraft und Macht, und dass ich ihm selbst zuriickzugeben gedenke, was er von mir begehrt. Saget ihm also, er moge alles wohl vorbereiten zu unserem Empfange.' Die Gesandten antworteten, der Konig wiirde grosse Freude haben, wenn der Kaiser als Freund kame, ihn aber auch als Feind zu empfangen wissen. Weixelberger wurde iibrigens fiir seine Sendung mit 3000 Gulden rhein. belohnt, damit und mit \veiteren 352 Gulden kaufte er Siebenegg und Ratschach.2 Einen nicht minder unglucklichen Erfolg hatte Sigismund von Herbersteins Gesandtschaft an (len polnischen Konig Sigismund, bei vvelcliem der Moncli von Czenstochau, Martipuzzi, die Sache Zapolya's vertrat. Wir sehen schon die Gewitterwolke aus dem fernen Osten sich erheben und dem Herzen Oesterreichs drohend naherrtickeu; ehe wir jedoch ihrem Zuge folgen und ihren Niedergang beschreiben, miissen \vir einen Blick zuruckwerfen auf die Ereignisse der Jahre 1528 und 1529 in Krain. Da sind es denn zunachst die Turkeneinfiille des Jahres 1528, iiber die uns die ausfiihrlichsten Bericbte der Zeitgenossen vorliegen.3 Viermal Ist in diesem Jahre der windschnelle Haufe der tiirkischen Renner und Brenner iiber unsere ungliickliche Heimat daliingesaust. Obvvohl schon am 1. Februar durch Graf Frangepan dem Landeshauptmann Niklas von Thurn Kuudschaft zugekommen, dass die Turken im Anzuge seien, so finden wir doch nicht, dass die von dem Landeshauptmann sofort anbefohlene Bereitscliaft des Aufgebots irgend einen 1 Hammer, Geschichte des osman. Reiclies III. 77, 78. 2 Mitth. 1865 Seite 19. n Nach der folgenden actenmassigen Darstellung (landsch. Arch. Pase. 92 nnd 123) ist jene Valvasors (IV. 423, 424) zu berichtigen. Erfolg gehabt liatte. Es fanden sich nur 60 Pferde und etliche hundert Bauern zusammen, von den Pralaten der Abt von Sitticli, vom Adel Bernhardin Ritschan, Niklas Rauber, Georg Schnitzenpaumer, Trojan von Auersperg, Wolf von Lamberg, Sigmund Durer, Leonhard Sigesdorfer, Jobst Werder, Florian Scharf, Hans Gall. Am 9. Marz um acht Uhr friih waren die Tiirken vor Adelsberg brennend und pliindernd angelangt, sie waren im Markt, ehe sich der Piieger ermannte und die vorgeschriebenen Kreidschiisse tliat. Da wichen sie zuriick; ein Turke, den der Pfleger gefangennahm, sagte aus, es waren ihrer 1000 Pferde und sie hatten in der vergangenen Nacht in Grobnik gefiittert. Inzwischen nahmen die Rauber, durch das sich sammelnde Aufgebot von weiterem Vordringen abgesclireckt, den Weg auf die Poik zuriick. Bei Schilchentabor nahmen sie florentinischen Kaufieuten zwanzig Saum Seiden\vare im Werthe von 20,000 Gulden ab. Dann zogen sie durch Zirkniz auf Laas, Schneeberg, Oblak, Ortenegg, Reifniz, Gottschee, Kostel und von liier am 12. Miirz iiber die Grenze nach Bosnien zuriick, viele hundert Gefangene mitfuhrend. Fiinflmndert blieben aber bei Kostel im Hinterlialt, fielen wieder in Gottschee ein und schleppten bei hundert Gefangene von der Erntearbeit hinweg. Der Landeshauptmann berichtete iiber diesen Einfall an den Konig, die Statthalter, Regenten und Kammerrathe am 16. Marz, indem er die Nutzlosigkeit des bauerlichen Aufgebots, das nicht stand-halte und mit dem keine Ehre zu erjagen ware, und die Nothwendigkeit eines ,Kriegsvolks', d. i. eines besoldeten Berufssoldaten, hervorhob. Der Bauersmann, wie auch andere im Lande seien schon ganz un-willig, sie sagen, sie miissten Steuer geben, auf sein, Proviant fiibren, dazu verderbe sie noch der Turke, und das alles, weil kein Kriegsvolk im Lande sei. Auch die Kundschaft miisse besser bestellt werden, damit nicbt die Kunde von dem Anriicken der Tiirken zugleich mit ihnen eintreffe, wie diesmal. Konig Ferdinand entgegnete auf diese Ivlagen, das Geld fiir die Kundschaft sei langst angewiesen, auch neuerlich dem Landeshauptmann und den Verordneten laut einer ihnen zugescliickten Instruction aufgetragen \vorden, diesfalls alle nothwendigen Verfiigungen zu treffen. Der Konig wolle auch mit dem Landeshauptmann wegen der noth-wendigen Vertheidigungsanstalten handeln und Krain mit einem taug-lichen Yerweser versehen, der sich im Lande aufhalten und alles Nothwendige verfiigen soli. Aus dem Kammergut konne wegen dessen Erschopfung keine Hilfe geleistet werden, der Konig versehe sich daher von der Landschaft, dass sie das Ihrige thun werde. Den 8* Banen im kroatischen und \vindischen Land wolle er jedoch befehlen, dass sie mit der auf konigliche Kosten unterkaltenen Anzahl Pferde dem Lande Krain zu Hilfe kommen. Auch fiir die Grenzflecken Wichitsch (Bihač) und Repitsch habe der Konig Vorsorge getroffen, und er bitte die Landschaft um ein Darlehen zur Bezahlung des Kriegsvolkes gegen Riickerstattung aus der ungarischen Kammer. Endlich kiindigt der Konig an, dass er beabsiclitige, den Regensburger Reichstag eilends zu besuchen und um Hilfe gegen die Tiirken an-zuhalten, er lioffe dadurch mit Gottes Hilfe in den Stand gesetzt zu werden, dem Feinde nicht nur entgegenzutreten, sondern in' sein Gebiet einzufallen, ihn zuruckzutreiben und dadurch Ungarn und die andern Lande zu retten. Die Stande sahen sich somit vorlaufig wieder auf ihre eigenen Krafte angewiesen. Der am Montag nach Judica (30. Marz) versammelte Ausschuss der Landleute bestellte sofort 400 geriistete Pferde (schwere Reiterei) auf Provision (die sogenannten Provisioner) und nahm ausser-dem 100 kroatische Pferde (leickte Reiterei) und 200 Martolosen (irregulares Militar) fiir die Kundschaft auf. Zum Feldhauptmann wurde Bernhardin Ritschan, zu Viertelmeistern Niklas Rauber fiir den Karst, Christoph von Gallenberg fiir Oberkrain und Heinrich Wernecker fiir Unterkrain bestellt.. Der Sold fiir die 400 Pferde betrug fiir drei Quatember 8950 Gulden rhein., fiir 200 Martolosen durch sechs Monate 3616 Gulden 29 Kreuzer. Bernhardin Ritschan bezog als Feldhauptmann eine Besoldung von 200 Gulden rhein., ebensoviel alle drei Viertelmeister. Ein Trompeter erhielt 50 Gulden; eine Feldfahne kostete 23 Gulden 52 Kreuzer 2 Pfennige. Auck fiir die Grenzhauser Wichitsch und Briinndl sorgten die Stande angemessen; fiir Wichitsch zahlten sie 200 Gulden zur Erhaltung des Kriegsvolkes, nach Briinndl schickten die Stande drei Centner Pulver und ein Saum Blei, wofiir sie dem Zeugwart in Laibach 9 Gulden 32 Kreuzer bezahlten; ferner Getreide um 333 Gulden 20 Kreuzer. Als Sammelpunkte fiir das Aufgebot wurden fiir Unterkrain Tschernembl, fiir Istrien und den Karst Adelsberg bestimmt. In Oberkrain solite kein Aufgebot ergehen, wenn der Feind nicht ein Lager im Lande aufschlagt, weil die Er-fahrung von der Nutzlosigkeit eines solchen bereits vorlag; dagegen sollten alle Giltenbesitzer oberhalb Littai, Weixelburg und Auersperg von 200 Gulden rhein. ein geriistetes Pferd und zwei Fussknechte stellen. Kirchen, Bruderschaften und gemeine Leute, die nicht viel Gilt haben, sollten von einem Gulden rhein. fiinf Kreuzer erlegen. Das Zeichen zum Ausriicken der Provisioner und des Aufgebots sollen clie Kreidschiisse sein: drei fiir die Provisioner und mehr als drei fiir das Aufgebot. Auf die Kreidfeuer, welche auf dem S. Petersberg ob Seisenberg, auf dem S. Aunaberg bei Reifniz, auf Unser lieben Frauen Berg ob Auersperg, auf dem Berg Rabischek ob Lybek, auf dem Kallenberg und an anderen Orten, wie von Alters her iiblich, ange-ziindet werden sollen, soli Aufsicht gehalten werden, damit sie nicht vergebens oder durch bose Leute angeziindet werden. Nachdem am 27. April die Provisioner auf eine aus Kroatien gekonunene Tiirkenkundschaft eilends aufgeboten worden waren, solite die Sclinelligkeit der tiirkiscken Rauber ein zweitesmal die getroffenen Vertheidigungsanstalten zuniclite machen. Am 8. Juli erging ein Aufgebot vom Landeshauptmann Niklas von Thurn an die Pralaten, Stadte und den Adel, ,manniglich soli wissen, dass mir gestern um zwei Uhr Nachmittag vom Ban, darnach vom Hauptmann zu Wichitsch und vom Grafen Wolfen von Prundl Kundschaft kommen, dass sich die Tiirken am vergangenen Sonntag zu Wichitsch gelagert haben. Darnach um acht Uhr Nachmittag ist mir vom Pileger zu Kostel ein Schreiben zugekommen, darin er anzeigt, dass er die Tiirken enhalb der Kulp mit Augen gesehen; heut in der Nacht ist abermals Kundschaft kommen, dass die Tiirken im Land und nemlich Nachten um sechs Uhr zum Abend in Reifnizerboden gefallen sein.' Am 8. Juli 10 Uhr vormittags kam schon das zweite Bulletin: ,Allen und jeden, so der Brief zukommt, sei zu wissen, dass die Tiirken den Sackmann (Pliinderer) auf Laibach und bis zu der Sau gelassen haben, daselbst viel Volks und Guts genommen und wieder zuriickgezogen, dem Feld zu. Darauf weiss sich jedermann fiirzusehen und darnach zu richten. Solclies ist mein Begehren an Euch alle, dass es Einer dem Audern verkiindt und anzeigt.' Die Tiirken hatten diesmal ibren Weg iiber Kostel, Gottschee, Reifniz, Ortenegg, Auersperg auf das Igger Feld genommen. Am 9. Juli lagerten sie bei S. Marein, und da brach der Landeshauptmann mit einer kleinen Anzahl Aufgebots auf, um sich iiber die Starke des tiirkiscken Heeres zu vergewissern. Gefangene hatten es auf 4000 Maiin geschiitzt, der Landeshauptmann iiberzeugte sich durch die Recognos-cirung des Lagers, dass es inindestens 6000 Mann stark sei. Gegen diese Uebermackt \var mit dem Aufgebot nichts auszurichten. Inzwi-scben schickten die bei S. Marein lagernden Tiirken Streifcorps iiber die Save gegen Mannsburg und nach Littai, Seisenberg und Sittich. Auch die Furt an der Save untersuchten sie, um ihren Weg auf Stein und Cilli zu nehrnen. Am 10. Juli waren auch die Provisioner in Laibacli angekommen, und Hans Piichler, Pfleger in Maichau, hatte dem Landeshauptmann angezeigt, dass er mit etlichen 100 Pferden bereitstelie. Der Landeshauptmann brach daher am nemlichen Tage mit den Provisionern und dem Aufgebot von Laibach auf, um sich " mit Piichler zu vereinigen und den Feind anzugreifen. Da erhielt er zwei Meilen Weges von Laibach Nachricht, die Turken, welche bei dem Thurm unweit Igg (den Auerspergern zu Greilach gehorig) gele-gen, seien Tags vorher um zwei Uhr nach Mitternaclit auf dem Wege, den sie gekommen, wieder abgezogen. Er folgte nun člen Turken bis Reifniz und hielt dort Rath mit dem Feldhauptmann Ritschan. Es \vurde beschlossen, den Abzug zu nelimen, da man nicht in der Lage sei, dem iibermachtigen Feind die Spitze zu bieten. So war auch dies-mal der tiirkische Raubzug gegliickt, wie wir sehen, nicht aus Ver-schulden des Landes; Aufgebot wie Provisioner hatten sich schnell genug eingefunden, aber sie waren doch zu sclnverfallig fiir den wind-schnellen tiirkischen Renner und zu gering an Zahl gegenuber der zehnfachen Uebermacht. Es war iibrigens allgemein die Meinung ver-breitet, die Turken liandelten im Einverstandniss mit den Venetianern, denen man gewohnt war, feindselige Gesinnung gegen Oesterreich bei-zulegen. Der Landeshauptmann sowokl als die Stande wendeten sich iibrigens an Konig Ferdinand. Ersterer stellte dem Konig die Wahr-scheinlichkeit eines baldigen neuen Einfalles vor, wies auf die Nutz-losigkeit des Bauernaufgebotes hin, dem diesmal nur die Herrschaft Lack mit 200 Pferden und aus den andern Herrsckaften zehn bis zwolf Bauern gefolgt, und bat den Konig, mit den Erblanden Handlung zu pflegen, damit sie dem Lande zu Hilfe kommen. An die Landes-hauptleute von Steiermark und Karnten wendete sich der Landeshauptmann schon unterm 12. Juli um nachbarliche Hilfe. Auch die Stande baten den Konig durch eine eigene Gesandtschaft, Hans Ungnad und Niklas Rauber, um Hilfe und legten besonderes Gewicht auf eine Ver-sammlung aller osterreichischen Erblande. Am 29. Juli versammelten sich iiber Aufforderung des Landeshauptmann s Landleute von allen Standen in grosser Zahl in Laibach und richteten eine neue Vorstellung an Konig Ferdinand. Sie hatten eben die Kunde von dem bereits er-wahnten Einfall in der Herrschaft Gottschee erhalten, der schon nach dem Abzuge des letzten Gewaltliaufens erfolgt war. Er war von tiirkischen Martolosen ausgegangen, welche in den Waldern an der Grenze lauerten. Sie hatten in der Gottschee einen Tabor erobert und viele Menschen in die Gefangenschaft fortgeschleppt. Die Bauern liessen das Getreide auf dem Felde unabgeschnitten stehen und fliichteten mit Weib und Kind zu den Befestigungen und Schlossern. Durch solche tagliche Ueberfalle miisse das Land ganz veroden, gegen die Macht des wiithenden tyrannisclien Tiirken reiche das kleine Land nicht aus, seit Laibach die Grenze gegen denselben geworden, d. h. sich zwischen ihm und der Ttirkei kein fester Punkt befinde. Die Stande erneuer-ten daher ihr Ansuchen um eine Versammlung aller osterreichischen Erblande. Gleichzeitig wendeten sich die Stande an die Nachbarlander um Hiife, und diesmai hatte ihr Ansuchen guten Erfolg. Die Karntner schickten 500 Fussknechte unter dem Hauptmann Christoph Saller; die Steirer ,aus der sondern Freundschaft, Lieb und Neigung, so wir, ausser des wir uns zu thun schuldig erkennen, zu Euch unsern lieben Nachbarn, gesippten Freunden und Gliedern der Christenheit tragen, auch dass wir die Gutthaten, uns vormals auch von Euch beschehen, in kein Vergessen gestellt', 1000 Mann, 300 Pferde und 700 geriistete Fussknechte, welche sie auf zwei oder drei Monate im Felde unter-halten wollten, zur Verfugung des obersten Feldhauptmanns Kazianer, \velchen der Konig in Kiirze mit einer Anzahl Kriegsvolk und Geschiitz den Krainern zu Hilfe schicken werde. Stephan Graswein und Abel von Holneck waren die steirischen Feldhauptleute. Selbst die Graf-schaft Giirz schickte Kriegsvolk und das Aufgebot des fiinften Mannes unter Niklas von Thurn, Hans Hofer, Jorg von Neuhaus und Pueger (?) von Westernach. Die Verordneten von Oesterreicli ob der Enns wiesen den Wilhelm Neumann in Villach an, der krainischen Landschaft als die ihr zur Unterhaltung von 100 Pferden und 200 Fussknechten auf zwei Monate bewilligte Hilfe 3600 Pfund Pfennig zu erfolgen. Die Niederiisterreicher dagegen schrieben, sie konnten ohne den Landtag nichts bewilligen, auch in der Eile die nothige Kriegsriistung nicht bewerkstelligen, die Hilfstruppen konnten den ,armen Leuten' (der Bauerschaft) in Krain nicht weniger Beschwerde verursachen, als der Tiirkeneinfall, wie dies auch beim letzten Zug sich gezeigt habe. Doch wollten sie bei Konig Ferdinand um eine allgemeine Landerversamm-lung zur Berathung aller gemeinen Nothen und insbesondere der Gegen-wehr gegen die Tiirken ansuchen. Eine ahnliche ausweichende Ant-wort kam von Tirol. Aus Kroatien zogen die Grafen Wolf uncl Christoph zum Briinndl und der Ban Graf Kari von Krabau mit 80 leichten Reitern herbei und vereinigten sich in Laibach mit den dort liegenden 300 schweren Reitern der krainischen Landschaft. Das Fussvolk der Landschaft war in Rudolfswerth, Mottling und Landstrass vertheilt. Zum Hauptmann der Bauerschaft wurde Friedrich Paradeiser bestellt und ihm eine Pro-vision von 100 Gulden rhein. angewiesen. Als Feldliauptmann fiilirte Ritter Befnhardin Ritschan den Oberbefehl iiber die gesammte Streit-macht. Die Befiirchtung eines dritten Tiirkeneinfalles wurde auch in der That erfiillt. Am 2. Oktober meldete Peter Kruschitz, Hauptmann in Zengg und Graf zu Kliss, auch bereits das Anriicken des Feindes auf Ottoschaz. Die Tiirken nahmen ihren Marsch auf Mottling. Man schatzte sie auf 5000 Mann. Alsbald wurde das Aufgebot des fiinften Mannes nach Mottling beordert. Am 5. Oktober trafen die gesammten Streitkrafte des Landes bei dem ,Schlosslein Walaw, ungefahr eine Meile Weges von Neuhaus gegen Insterweg (?) warts, bei dem Wasser genannt Mroschiniz', mit dem turkischen Heere zusammen, welches der Pascha von Bosnien selbst befehligte. Das Treffen dauerte zwei Stunden, bis der Einbruch der Nacht die Kiimpfenden trennte. Die Tiirken wurden in die Flucht geschlagen und von der leichten Reiterei verfolgt. Als der tiirkische Aufuhrer seine Sache verloren gab, befahl er die gefangenen Christen niederzuinachen. Doch sollen nur die alten Miinner und Weiber niedergemacht, die jungen dagegen von den Tiirken in die Gefangen-scliaft fortgefuhrt worden sein. Die Tiirken hatten 700 Todte und Venvundete. Der Pascha und der Hauptmann von Udvin wurden scliwer verwundet. Es wurden viele Gefangene gemacht. Die Steirer und Karntner hielten sich ritterlich. Der Verlust der letzteren wird mit 45 Mann angegeben. Auch die Bauerschaft und die Schiitzen des krainischen Aufgebots hielten sich gut. Ueber die Haltung der Kroaten liegen zwei Versionen vor, welche beide darin iibereinstiinmen, dass der Ban mit seinen leichten Reitern von den Tiirken auf das in Schlachtordnung stehende Fussvolk zuriickgeworfen wurde. Hier fielen die Knechte iiber den Ban her und brachten ihm viele Wunden bei. Nach einem, wie es scheint, von einem karntnerischen Adeligen her-riihrenden Bericlite waren die Knechte iiber das Zuriickweichen der Kroaten ergrimmt gewesen, so dass sie den Ban vom Ross gestochen und ihm ein Knecht einen Streich ins Angesicht versetzt hatte. Die krainischen Stande aber berichteten dem Konig, der Ban, Graf Kari von Krabau, habe sich mit den andern kroatischen Hauptleuten, ,ganz \vohl ritterlich und tapfer gehalten.' Nachdem die Tiirken den Ban auf der Landsknechte Ordnung zuriickgetrieben, hatten ihn diese fur einen Tiirken gehalten (!) und ihm ,etliche 18 Stich und Wunden' beigebracht, doch seien diese nicht todtlich gewesen. Trotz dieser seiner Wunden sei er iibrigens nach dem Scharmiitzel bei dem christ-lichen Heer geblieben, bis ihn dieselben zum Abzug nothigten. Sie empfahlen ihn wegen seines ritterlichen Wohlverhaltens dem Konig. Fest steht es jedenfalls, dass die kroatische leichte Reiterei, \velche den Angriff begonnen, geworfen wurde und dass die Landsknechte den Ban schwer verwundeten. Ob dies nun aus Grimm iiber die an-scheinende Feigheit der Kroaten geschah, oder ob es, wie aus der Darstellung der Stande hervorgehen wiirde, eines der verhangnissvollen ,Misverstandnisse' der Schlachten war, muss eine offene Frage bleiben. Die krainischen Stande berichteten iiber das gliickliche Treffen an die Landschaften von Steiermark und Karnten, statteten auch der Gorzer Landschaft den gebiihrenden Dank ab und verehrten dem karntnerisehen Hauptmann Christoph Saller fiir sein gutes Verhalten beim Abzuge 20 Bratschen (Braccio, das venetianisclie Mass) Atlas, welche 30 Gulden 33 Kreuzer kosteteu. Ebenso bestritten sie die Kosten des Aufenthaltes der kroatischen Grafen in Laibach, indem sie den Grafen "VVolf zum Briinndl mit 23 Gulden 10 Kreuzer aus der Herberge Iosten und die gesammte Zehrung des Grafen Christoph zum Briinndl und des Bans selbst mit 5 Gulden 9 Kreuzer bezahlten. Uebrigens vernachlassigten die Stande auch nach dem Abzuge der Hilfstruppen die Fiirsorge fiir die Zukunft nicht; sie nahmen 200 Pferde auf, welche sie nach Tschernembl legten; diese kosteteii dem, Lande 1626 Gulden rhein. Der vierte Tiirkeneinfall dieses Jalires erfolgte am Freitag nach Allerheiligen, drei Stunden vor Tagesanbruch, in der Metling. Bei Tagesaubruch kamen die Tiirken unter Maickau und sendeten von dort die Pliinderer auf Rudolfswerth, Hopfenbach, Altenburg, Gretzwas, S. Bartlmafeld, Thurn und Sichelberg. Tags darauf zogen sie eilends ab, da es stark regnete, um nicht durch die angescliwollene Kulpa abgeschnitten zu werden. Der Pileger von Maichau, der ofter genannte Hans Piichler, griff die pliindernden Haufen mit nur 30 leichten Pferden an, erlegte 16 Tiirken und erbeutete 26 Pferde. Der Landes-verweser nahm von diesem Einfalle den Anlass, die Nothwendigkeit einer stehenden Besatzung fiir das Land dem Konig Ferdinand vor-zustellen. Die Aufgebote, meinte er, seien nur neben dem Kriegsvolk, besonders in "VValdern und Engpassen zu verwenden. Auch die Zwec,k-massigkeit der leichten Reiterei hob er hervor, welche man im Winter um einen Monatsold von 2 Gulden ungar. erhalten konne. Endlich brackte er die Bitte des Ilauptmannes in Mottling "zur Sprache,. dahin 4 Falconetln, eineu Biichsemneister, 50 Buchsenschiitzen, 20 Haken- biichsen, Blei und Pulver, aucli einen Baumeister zu verordnen; aucli sollten die holzernen Dacher abgebrochen werden, um die Stadt ver-tlieidigungsfahig zu machen. Infolge des letzten Tiirkeneinbruches wurde der Landtag nach Laibach einberufen, der sicb daselbst am 6. November 1528 versam-melte. Er bewilligte als Tiirkenhilfe einen Betrag von 10,000 Gulden, schlug aber das von dem Konig fiir den Fall einer Belagerung durch den Feind verlangte Aufgebot ab, indem er es fiir unmoglich erkliirte, den gemeinen Mann zu einem Zuge ausser Landes zu bewegen. Zum Kriegsrath wurde Erasmus von Obratschan zu Altenburg gewahlt. Auf dem in Graz am 10. Dezember 1528 stattfindenden Ausschusstage war Krain durch Christoph, Bischof zu Laibach; Christoph Freiherrn zuKreig; Hans von Tschernembl; Jorg von Eck zu Neuenburg; Hans Piickler, Pfleger von Maichau; Andre von Lamberg zum Rottenpiichel; Wilhelm Praunsperger, Burgermeister zu Laibach, und Anton Kuecbl, Biirger zu Radmannsdorf, vertreten.1 Sie brachten da manche Be-schwerden des Landes Krain zur Sprache, unter denen wir jene gegen die Geistlichkeit inbetreff der Annaten erwahnen wollen. Der Konig hatte nemlich bewilligt, diese zum Tiirkenkriege zu verwenden. Nun gab es Widerspruch gegen diese heilsame Massregel, welcher durch die ungehorigen Ausnahmen bestarkt \vurde. Der Konig hatte nemlich befoblen, dem Abt der Wiener-Neustadt die Annaten von der Pfarre Mannsburg und ebenso dem Deutschen Ordenscomthur, dem Doinprobst in Laibach und dem Kaplan von Lees, ein Beneficium, das gewohnlich von irgend einem Hofgeistlichen genossen wurde, ihre Annaten erfolgen zu lassen. Die Stande drangen nun darauf, dass solche Ausnahmen nicht mehr zugelassen und die riickstandigen Annaten eingebracht werden sollten. Auch die Beschwerde wegen des Dr. Briccius'schen Stipendiums brachten die Ausschiisse zum dritten male zur Sprache. Die steirischen und die Krainer Abgesandten bewilligten auf diesem Landtage die Halfte des Gilteinkommens und den Wochenpfennig von allen ledigen Personen als Tiirkenhilfe.2 Infolge dessen wurden 1500 spanische Knechte an die Grenze gelegt, deren Bezahlung dem Konig Ferdinand oblag. Da diese jedoch nicht regelmassig erfolgte, so hatte die Bevolkerung von dem hungrigen Kriegsvolk viel zu leiden. In Krain 1 Landsch. Arch. Fasc. 207. Die Gesandten erhielten fiir die Reise nach Graz als ,Zelirung' 278 Gulden rhein. Landsch. Arch. Fasc. 123. 2 Landsch. Arch. Fasc. 207, dann Fasc. Bel. S. Nr. 10, Conv. Nr. 69 Lin-zerische Handlung. \vunlen 700 geringe Pferde aufgenominen und unter den Befelil des Hans Pfichler gestellt. Am 4. Juni 1529 versammelten sicli in Drau-burg die Ausschiisse von Steiermark, Karnten und Krain; fiir Steier-mark: der Landeshauptmann Sigmund von Dietrichstein, Hans Ungnad, Erasmus von Trautmannsdorf, Hans von Helfenberg, Sigmund Gais-rucker; fiir Karnten: Ulrich, Abt von S. Paul, Christoph Welzer d. a., Moriz Rumpf, Franz Leninger, Augustin Paradeiser; fiir Krain: Christoph, Bischof von Laibach, und Hans Rauber. Sie besprachen die nothwendigen Verfiigungen in Kriegssachen und einigten sich iiber alle in briiderlicher Weise. Fiir die Spanier an der Tiirkengrenze iiber-nahmen Steiermark und Karnten einen Monatsold, ersteres mit zwei Drittel, letzteres mit ein Drittel, fiir den Rest wurde der Abgesandte der Spanier, Misser Antonio de Camargo, an Ihre Majestat ge\viesen. Auch wurde ihm aufgetragen, darauf zu sehen, dass durch das Kriegs-volk die ,armen Leute' nicht so belastigt wiirden, was er zusagte, wenn man ihnen zu recliter Zeit die Bezahlung anweise. Sigmund Durer, welcher des Spanischen machtig war, \vurde zu den Kriegs-leuten als standischer Commissar abgeordnet. Auch zur Bezahlung der unter Piichler stehenden geringen Pferde steuerten Steiermark und Karnten drei Viertel eines Monatsoldes bei, den Rest sollten die Krainer zahlen. Die Ausschiisse fanden es iibrigens unbillig, dass Piichler sich den dritten Theil der Beute zueigne, und beschlossen, sich deshalb an den Konig zu wenden. Die von diesem anbefohlene Eroberung des festen Platzes Udvin erkjarten die Ausschiisse \vegen Mangel an ge-reisigem Zeug, Proviant, Gescliiitz und anderm Kriegsbedarf fiir unmoglicli. Diesen Kriegsbedarf selbst lierzustellen, venveigerten die Ausschiisse mit Recht, weil der Konig diese Ausgaben auf den letzten Landtagen personlich auf Rechnung der Steuer von seinen Urbars-leuten iibernommen hatte. Doch schossen sie eine Summe von 1000 Gulden fiir Proviant vor und bewilligten 3—400 Gulden als Kund-schaftsgeld, dessen Bezahlung bisher stets Saclie des Landesfursten gewesen war. Man sieht, welche Opferwilligkeit die zunachst unter der Tiirkengefalir leidenden und aufs ausserste erschopften Lande betliatigten. Doch bald solite dieselbe noch schwerer erprobt werden. Am 10. Mai 1529 war Soliman, seine Drohung gegen Konig Ferdinand erfiillend, nach Ungarn aufgebrochen, um Ofen zu erobern und sein Kouigsschloss an Zapolya zu iibergeben, dann aber vor Wien zu ziehen und nach Wegnahnie dieses letzten Bollwerks der Christen-heit den Rest der osterreichischen Lander und Deutschland der Raub-lust seiner Scliaren preiszugeben. Ofen fiel am 7. September, und 14 Tage darauf umschwarmte bereits der Vortrab des Tiirkenheeres, die Renner und Brenner,1 Wiens Mauern.2 An demselben Tage, an vvelehem Soliman die ungarische Grenze iiberscbritt und die Pliinderer vor Wien erscbienen, jagten Paul Bakics, ein Kroat, und Sigmund Weicbselberger, unser bereits genannter Landsmann, mit 200 leichten Reitern den Tiirken einige Ivopfe ab und macbten mebrere Gefau-gene. Wien riistete sicb zur Vertheidigung. Die Vorstadte wurden abgebroclien, die Besatzung zog sicb in die innere Stadt zuriick, deren hie und da eingefallene Walle mit dem Holz der abgebrocbenen Vorstadte in aller' Eile befestigt wurden und nur 72 Feuerscbliinde gegen die 400 der Belagerer auf\viesen. Die Besatzung, aus 16,000 Mann bestebend, zabite ausser den deutschen Reichstruppen Angehorige aller osterreicbischen Erblander in ibren Reiben. Wir finden da die altesten Adelsgescblechter des Landes, allen voran an Feldherrnruf und Tapferkeit Hans Kazianer als Oberst der leichten Reiterei; Niklas von Thurn als Befehlshaber der Reisigen und Fussknechte und An-ftthrer der 200 Spanier, welche mit altromischer Tapferkeit stritten; Niklas Schnitzenbaum an der Spitze von 160 krainischen Harniscb-reitern; Hans Leisser als Wachtmeister und Fiihrer der berittenen Scbutzen; Erasmus Obritsclian und Hans Apfaltrer als Kriegsrathe; Bernhard und Kaspar Ritschan an der Spitze der Bohtnen; Hans Georg von Purgstall, Christoph Lamberg und Erasmus Scheyrer als Hauptleute, jeder ein Fahnlein Knechte fiihrend; ausserdem als Be-rittene mitziehend Hans von Lamberg, Georg von Gallenberg, Georg Brenner, Ludvvig Gall, Georg Breitenauer, Wilhelm Gall, Martin Se-menitscb, Heinrich Prantner, Wolf von Lamberg, Georg Wernecker, Gotthard von Lamberg, Edling, Hans Lobl, Christoph Mindorfer, Felix Tkurnkoffer neben vielen andern. Die bedeutendste Rolle in der ewig denkvviirdigen Geschichte der ersten Belagerung Wiens ist Hans Kazianer zugetheilt. Er stelit mit seinen Reitern in der Nahe des Karntner Thors. Dem dreimaligen Sturm am 9. Oktober halt er Stand neben Niklas von Salm, ,fester als der Karntnerthurm, den die feindlichen Minen erschiitterten.' Beim zvveiten Sturm am 11. Oktober farbt er sein Schwert im Tiirkenblut, zwolfhundert Feindesleichen fiillen die Bresche. 1 Dies bedeutet der tiirkische Name dieses Stroifcorps: ,Akindschi.' Bei den Deutsčhen hiessen dieselben, wie bereits erwahnt, ,der Sackmann.' 2 Der folgenden Darstellung von Wiens Belagerung liegt Hammers ,Wiens erste tiirkischo Belagerung,' Pest 1829, in Verbindung mit "Valvasors Angaben XV. 427 f. zu Grunde. Ebenso fruchtlos ist der dritte Ansturm am 12. Oktober, die Oester-reicber und Krainer stehen unter Kazianers Fiihrung unverzagt, die Spanier ersetzen die gefallene Mauer durcb ihre eisenfeste Schlacht-ordnung. Ain- folgenden Tage macht Kazianer mit seinen schweren Reitern in Gemeinscbaft mit Paul Bakies einen gliicklichen Ausfall gegen Nussdorf. Die Turken werden durch verstellte Flucht in die Weinberge gelockt und hier aus dem Hinterhalte theils niedergemacht, theils gefangen. Als die Belagerer nach dem letzten vergeblichen Sturm vom 14. Oktober ihren unriihmlichen Riickzug antreten, ist es Kazianer, der ihnen mit der leichten Reiterei nachsetzt, den Nach-trab erreicht, eine Anzahl Gefangene, Rosse und Schlachtvieh den Turken abjagt, reiche Beute macht und sechs Turken mit eigener Hand todtet. Taglicli ritt er nun mit dem kuhnen Weichselberger auf die Turkenjagd, jedesmal brachten sie kostbare Beute heim, bald vor-nehme Gefangene, die ein reiches Losegeld verhiessen, bald kunstvoll gearbeitete Lagerzelte und Gerathschaften. Unter den krainischen Vertheidigern Wiens hat sich auch Hans von Apfaltrer hervorgethan, \vie vorher im ungarischen Feldzuge. Konig Ferdinand bestellte ihn dafiir zum Stadthauptmann, Anwalt des Wiener Stadtraths und Burggrafen, mit jahrlicher Besoldung von 600 Gulden und Verpflegsgeldern fiir vier Pfeide und vier Trabanten.1 Als latei-nischer Kriegssecretar des Konigs machte Peter. Stern ,von Labacli,' also ein geborner Laibacher, die Belagerung mit und beschrieb sie in einem jetzt sehr selten gewordenen Buche.2 Noch singt das krainische Volkslied von der Belagerung Wiens in naiver Weise, wie der Sultan sich dem Kaiser zu Gaste ankiindigt, wie dieser erst bei der Mutter Gottes,' dann bei dem Papst Hilfe sucht, der auch wirklich nach Prag und in alle deutschen Lande ,schreibt,' dass alles komme zu Wiens Befreiung und zur Rettung des heimischen Glaubens, und wie alle einstimmig schworen, ,eher soli der Turke unsere Kopfe, als die Schliissel unseres Wien erhalten, \vo unser Kaiser wohnt.'3 Wabrend die Krainer so mannhaft das Schwert fiihren zur Rettung Oesterreichs und ganz Deutschlands vor der Sturmflut asiatischer Barbarei, welclie in ihrem hocbsten Aufwogen zuriickgedammt wird, 1 Oberleitner, osterr. Pinanzivesen unter Ferdinand I., Arch. XXII. 2 Warhaftige Handlung, Wie und welchermassen der Tiirk die stat Ofen und Wien belagert etc., 1530, 16 BI. 4«, bei Hammer.S. XVII. 15. 3 Slovenske Pesmi krajnskiga naroda v Ljubljani. II. (1840) 62. v 126 • / sind unsere Landsleute auch stets bereit, mitzuthun, wo es der Macht-erweiterung, der Ehre und Wiirde Oesterreichs und des mit ihm geeinten Deutschland gilt. Zur Romerfahrt Karls bewilligt die Landschaft 100 geriistete Pferde sammt dem Zuzuge des Adels auf dessen eigene Kosten. Zur Rettuug Mailands sendet sie 100 gerustete Pferde und 50 Fussknechte. Zur ,Erlangung der Kronen von Ungarn und Bolimen' bewilligt sie eine Riistung zu Ross und zu Fuss auf drei Monate, welche mehr als 4000 Gulden kostete. In Prag erscheint der krainische Adel und die Geistlichkeit bei Ferdinands Kronung mit 48 Pferden. Es. zogen auf in schwarzer spanisclier Tracht die Edlen Niklas und Hans Rauber, Christoph von Kreig, Kaspar Kerschaner, Balthasar Sigesdorfer, Wolf von Dietrichstein, Lamberg zum Rotten-ptichel, Hans Mordax, Hans Piersch.1 2. Ausschiisse der drei Lande in Linz. Wiederholte Turkeneinfalle. Beschltisse von Windischgraz. Keichstag in Augsburg. Josef von Lamberg als Gesandter in Konstantinopel. Die Lage Oesterreichs war auch nach der heldenmiithigen und siegreichen Vertheidigung Wiens eine bedenklicke. Wien hatte nicht allein fiir Oesterreich, sondern fiir die ganze Cliristenheit gestritten. Die abendlandische Civilisation war durch Oesterrdchs Volker gerettet worden, aber fiir ihre Heimat mussten sie den blutigen und \vechsel-vollen Kampf an den Grenzen des Reiches fortfiihren, in der Regel nur auf ihre eigenen Krafte angewiesen, und auch dieser Kampf wollte nicht von allen Gliedern der Monarchie als Reichssache behaudelt werden. Nur zu oft erklarten ihn die dem Kriegsschauplatze fernen Provinzen in kaltem Egoismus als ein Particularinteresse der Siid-provinzen, nicht selten fiel sogar-die ganze schwere Last der Grenz-vertheidigung den stets briiderlich geeinigten Landen Steiermark, Kiirn-ten und Krain zu. Nichts illustrirt diese Zustiinde besser, als die Geschichte des Linzer Ausscliusstages vom Jahre 1530.2 Der Krainer Landtag war auf den 13. Dezember 1529 einbe-rufen worden; die koniglichen Commissare: der Vicedom Erasmus Braunbart, Andre von Lamberg und Moriz Burgstaller, soliten den Stiinden die Lage des Reiches und die Beschliisse der Regierung dar-legen. ,Nachdem zwar die Erblande schon zuvor stattliche Hilfe wider 1 Valv. X. 330, 331; Landsch. Arch. Faso. 123. 2 Landsch. Arch. Fasc. Rel. S. Nr. 9, Conv. Nr. 69. Vgl. Muchar VIII. 376. den Erbfeind bewilligt, dieselbe aber zu langsam ins Werk gesetzt worden, wie die Kriegsrathe der Lande gutes Wissen tragen — Tirol allein ausgenominen, welclies aus sonderer Lieb und Neigung nicht saunite, — nachdem ferner der Tiirke Ungarn grosstentheils erobert habe und auf Anreizung des Grafen Hans von der Zyps (so nennen offkielle Actenstiicke stets Johann Zapolya, der Ungarns heilige Krone aus unheiligen Handen empfangen) ohne Zweifel die Erblande auch zu Winterszeit nicht unangefochten lassen werde, nachdem er ferner im vergangenen Sonuner die langsame Hilfe und Rettung gemerkt und der Lande Fruchtbarkeit gesehen, daher olme Zweifel seine Augen vor allem auf Oesterreich richten werde, so habe der Konig beschlossen, bei der papstlichen Heiligkeit, dem romisclien Kaiser, den Konigen von Frankreich, England, Portugal und Schottland und andern christ-lichen Potentaten, vornelimlich aber bei den deutschen Reichsstanden um weitere ernstliche und tapfere Hilfe anzusuchen, in der Hoffnung, dieselbe von ihnen zu erlangen.' Die gemeinsame Noth erfordere aber eine gemeine Versammlung aller osterreichischen Lande durch statt-liche Ausschiisse, um welclie auch schon zu wiederholten malen von mehreren Landscliaften angesucht worden. Auch die Stande Krains mogen einen Ausscliuss \vahlen, der am 13. Januar 1530 in Linz zur Berathung iiber die Tiirkenhilfe zu erscheinen liiitte. Zu diesein Zvvecke sollen auch in Bohmen und seinen Nebenlaiulen Landtage gehalten werden. Die Krainer Landschaft zogerte nicht, dem Ansuchen der konig-lichen Commissare zu entsprechen. Christoph Rauber, Bischof von Laibach, der gewiegte Staatsmann und Kenner der Kriegsbediirfnisse, Abt Johann von Sittich, Freiherr Christoph von Kreig, Jorg Schnitzen-paumer, Sigmund Weichselberger, Kaspar Kerschaner, Peter Reicher, Burgermeister von Laibach,1 und Jorg Eisenpart, Biirger von Stein, wurden nach Linz abgeordnet. Ihre Instruction \vies sie an, die Lage des Landes und die Entblossung der Grenze vorzustellen. Es sei unmoglich, das Land vor den Turken zu schiitzen, ohne eine bestan-dige Besatzung an der Grenze, da die tiirkischen Einfalle so schnell geschehen, dass das Aufgebot zur Abwehr zu spat komme. In den letzten acht Jahren sei mehr als der dritte Theil des Landes sammt der windischen Mark, Mottling, Istrien und dem Karst von den Turken verheert und viele Gefangene weggefiihrt worden. Die kroatische Grenze sei ganz entblosst, die Knechte von Wichitsch und Repitsch 1 Ifommt in der Reihe der Biirgermeister in Dr. Iiluns Archiv niclit vor. zum Theil abgezogen. Die Knechte in Zengg und den andern Flecken (kleinen Festungen) sowie in Agram vvollen oline Bezahlung nicht langer bleiben. Diese Platze seien auch mit Biiclisen, Munition und Proviant schlecht versehen. Ihre Majestat mochte die Grenze vor-laufig mit einer Anzahl Martolosen besetzen und sie mit allem Nothigen versehen, auch dem obersten Zeugmeister befehlen, Pulver nach Laibach und in andere Stadte zu stellen, denn es seien viele Flecken im Lande, die nicht so viel Pulver haben, um die Kreidschiisse zu thun. Auch miige Ihre Majestat die Hauptsclilosser in Laibach und Mottling besser befestigen lassen und dazu wenigstens die schon vom Konig Max aus dem Anschlag verordneten 200 Gulden anweisen. Den Hauptleuten und Pflegern miige befohlen werden, bei ihren Haupt-mannschaften und Pflegschaften im Lande zu bleiben, insbesondere aber dem Landeshauptmann Hans Kazianer. Die Abgeordneten Krains sollten den Anlass, zu des Konigs Ohr zu gelangen, auch zur Erledigung anderer Anliegen mehr personlicher Natur beniitzen. Da wird die alte" Beschwerde gegen den Vicedom Braunbart wieder zur Sprache gebracht, und zwar entschiedener als je. Die Stande wollen mit dem Mann nicht mehr verkeliren, so wenig wie er mit ihnen. Er soli abgesetzt und durch einen Landmann ersetzt werden. Ueber die Landrichter wird geklagt, dass sie Malefizhandel mit Geld ,vertadingen' (biissen), statt sie am Leibe zu strafen, be-sonders die Todtschlage; daher es kein Land gebe, wo so viel bose und mutli\villige Todtschlage geschehen. Da auch die Diebstahle mit Geld abgetlian werden, so gebe es viel Diebe im Lande, die mit den Landrichtern stehlen ! Auch die Kirchtage sollen, da sie nichts Gutes, sondern nur Uebles und Todtschlage verursachen, und da sie auch von den Tiirken zu Kundschaften und Ueberfallen beniitzt werden, bei Strafe abgestellt werden. Ausserdem sollten die Abgeordneten die Venvendung von 1000 Gulden aus dem Ertrage der eingeschniol-zenen Ivirchenkleinode zum Landliausbau rechtfertigen, da die Laiul-schaft durch vielfaltige Ausgaben erschopft sei, die Kleinode ohnehin von Adel und Ritterschaft seinerzeit den Kirchen geschenkt \vorden und der Landliausbau zu Ehren und Nutzen Ihrer Majestat gereiche. Scliliesslich sollten die Abgeordneten einen Steuernachlass fiir das ,arme, vom Kriegsvolk iiberzogene Landclien Gottschee' erbitten. Alle vorstelienden speciellen Anliegen Krains, welche auch in ihrem militarischen Theile mit dem Gegenstande des Linzer Tages keineswegs zusammenfallen, da die Herstellung der Befestigungen und Beistellung der Munition und anderen Kriegsbedarfs Sache des Laiules- fiirsten und nicht der Landschaften war, fanden bei Konig Ferdinand die giinstigste Aufnahme, er sicherte Abhilfe in allen Kichtungen, ins-besondere Befestigung der Grenze, Herstellung der verfallenen Schlosser Laibachs und Mottlings und der Tabors im Lande, Austheilung von Pulver zu. Nicht so befriedigend gestaltete sich die Verhandlung iiber die den Landschaften zustehende gemeinsame Vertheidigung der Lander. Am 16. Januar 1530 wurde den Ausschiissen der niederosterreichischen Lande — nur diese waren dem Rufe ihres Landesfiirsten gefolgt — ,der koniglichen Majestat Begehren' durch die beiden, an Stelle Ferdinands erschienenen Koniginnen — Maria, die Schwester, und Anna von Ungarn, die Gattin Ferdinands, — zugestellt. Die weitlaufige, elf und ein halb Blatt in Quart umfassende Denkschrift enthalt eine eingehende Darstellung der vielen Anlasse zu Aus-gaben, welche sich aus den Regierungshandlungen, hauptsachlich aber aus dem Verhaltnisse zu TJngarn ergeben hatten, dessen Gewin-nung nicht allein als pflichtmassige Geltendmachung legitimer An-spriiche, sondern als eine unabvveisliche Nothwendigkeit fiir das ganze Reich zur Herstellung einer Schutzmauer gegen die tiirkiscke Macht dargestellt wurde. Alle diese Ausgaben seien nicht zu Ihrer koniglichen Majestat Nutzen allein, sondern im Interesse aller Lander ge-schehen. Es wurde dann den Ausschiissen die Nothwendigkeit einer Vereinbarung zum Widerstande gegen die Tiirken vorgestellt und diesfalls vor allem auf die Anlegung fester Platze hingewiesen. Die Ausschiisse der niederosterreichischen Lander erwiderten (21. Januar) vorlaufig ausweichend. Sie seien nicht ermachtigt, ohne die oberosterreichischen Lander (Tirol und die Vorlande) und Bohmen etwas zu beschliessen, auch waren ihre Beschliisse bei ihrer geringen Leistungsfahigkeit wenig erspriesslich. Es mochten daher die gedacli-ten Lande nochmals zur Beschickung des Ausschusstages eindringlich und mit Hinweisung auf die Nothlage aufgefordert werden. Darauf legten die Koniginnen die Griinde dar, aus welchen der Ausschusstag nicht von allen Landen beschickt worden. Die oberosterreichischen Lande und Wiirtemberg hatten ihren Ausschiissen keine Vollmaclit zu Beschliissen in ihrem Namen, sondern nur zur Berichterstattung (auf Hintersichbringen) ertheilt. Die Tiroler wollten ferner ihrerseits um Hilfe gegen die Eidgenossen und Graubundten ansuchen. Elsass, Breisgau und Wiirtemberg hatten sich geweigert, den Ausschusstag zu beschicken, und erklart, gegen die Tiirken keine Hilfe leisten zu konnen. Da nun von diesen Landern auch keine 9 Abgesandten erschienen, zudem auch von den Tirolern wegen ihrer anderweitigen Anliegen nichts fiir die Tiirkenhilfe zu erwarten sei, habe sich Konig Ferdinand entschlossen, gelegentlich seiner Reise in das Reich mit den gedachten Landern personlich zu verhandeln und sie zu einer ausgiebigen Hilfe zu bewegen. Desswegen habe er auch den tirolischen Abgeordneten T welche erscheinen wollten, auf-getragen, zu Hause zu bleiben. Die Ausschusse mochten sich nicht durch den Buchstaben ihrer Vollmacht (welche auf die Berathung mit allen iibrigen Landen lautete) von der Berathung abhalten lassen, um so mehr, als dann die andern Lande sich willfahriger zeigen wiirden, wenn sie sahen, dass die niederosterreichischen Lande, denen die Gefahr am nachsten, das ihrige thun. Mit Bohmen stehe ubrigens der Konig noch in Verhandlung. Die Bohmen hatten nemlich zwar Ausschiisse gewahlt und dieselben nach Budweis gesendet, wo sich auch Konig Ferdinand ein-fand, um seinen personlichen Einfluss fiir die Beschickung des Linzer Tages geltend zu machen; allein die Vollmacht, welche der bohmische Landtag den Ausschiissen gegeben, vereitelte alle Bemiihungen. Sie lautete kurz und bestimmt: ,Wenn der Papst, der Konig von Frankreich und das deutsche Reich Hilfe gegen die Tiirken bewilligen, wollen die Bohmen auch mit ihren Nebenlanden in Berathung treten, um diesfalls das ihrige zu thun. Wenn die Tiirken Bohmen iiber-zielien wollten, wiirden sie nach Inhalt, ihrer Freiheit schuldigen Wider-stand leisten. Auf die Verhandlung mit den Gesandten anderer Lander konnten sie ohne „Verkleinerung ihrer Freiheiten" nicht eingehen, doch sollen ihre Abgesandten mit jenen verhandeln, wenn sie nach Budweis kommen wollen, doch nichts beschliessen, sondern nur dem bohmischen Landtag Bericht erstatten.' Der Konig lud daher die Ausschusse der niederosterreichischen Lander ein, von jedem Lande zwei oder drei Vertreter nach Budweis abzuordnen, ohne jedoch ihre Be-rathungen zu unterbrechen. Die Ausschusse entspraclien sofort dieser Aufforderung und wahl-ten ihre Abgesandten fiir Budweis; das Land unter der Enns: Wil-helm Herrn von Zelking, Simon Geyer zu Osterberg, Georg Perkamer zu Wirting und Tliomas Enikl; Steiermark: Christoph Rauber, Bischof zu Laibach, Administrator von Seckau, Commendator zu Admont, und Erasmus Ritter von Trautmannsdorf; Karnten: den Landesverweser Moriz Ritter von Welzer und Wolfgang von Pibriach; Krain: die Ritter Jorg Schnitzenpaumer und Kaspar von Karschan; Gorz: Hans Hoffer, Hauptmann zu Tybein (Duino).' Zugleich erneuerten aber die Ausschiisse (23. Januar) in der Ervviderung auf die letzte Mittheilung der Koniginnen ihre Bitte um neuerliche Aufforderung der nicht ver-tretenen Lander zur Beschickung des Ausschusstages, in der Hoffnung, dass dieselben so wie bisher in der briiderlichen Vereinigung zur Ab-wehr der gemeinsamen Gefahr sich bereitfinden lassen wurden, und in Erwagung, dass die niederosterreichischen Lande allein zu Errei-chung dieses Zweckes nicht stark genug seien und der Mangel an Einig-keit unter den osterreichischen Landen nach aussen einen schlechten Eindruck machen wurde. Bis die allgemeine Zusainmenkunft zustande-kame, moge der Konig die unaufschiebliche Befestigung der Grenze und ihrer Schlosser, Stadte und Flecken verfiigen, um das sonst un-ausbleibliche Verderben der Lande abzuwenden. Auch mochte er nothigenfalls durch Abschliessung eines Friedens oder Waffenstillstandes fur Beschiitzung seiner getreuen Unterthanen Sorge tragen. Die nach Budweis abgeordneten Ausschiisse erhielten den Auf-trag, dem Konig die den beiden Koniginnen ertheilte Antwort zu iiber-bringen und ihn zu bitten, die Krone Bohmen und ihre Nebenlande, Schlesien, Mahren und die Lausitz, zur Beschickung einer Versamm-lung zu bewegen, um einen ,tapfern' Widerstand gegen die Turken, die inzwischen bereits in Steiermark eingebrocken, zu berathen. Das Beglaubigungsschreiben der Ausschusse an die Bohmen (29. Januar) besagte, dass die Tiirkennoth nicht allein den niederosterreichischen Landen, sondern auch allen andern drohe, und dass die ersteren deshalb den Konig Ferdinand gebeten, eine gemeinsame Ver-sammlung aller Lander zustanilezubringen, ,dessen sie sich von den Bohmen freundnachbarlich getrosten.' Gleichlautende Schreiben wur-den auch an die Kronlande Schlesien, Mahren und die Lausitz aus-gefertigt. Konig Ferdinand ging gern auf das Ansuchen der Ausschusse ein, noch einmal eine allgemeine Versammlung der osterreichischen Erb-lande auszuschreiben. Er legte seine Bemiihungen dar, die Bethei-ligung Bohmens und seiner Nebenlande zu erzielen. Er habe den boh-mischen Abgesandten das Ansinnen gestellt, wenigstens mit Vorbehalt der Entscheidung durch einen hiezu eigens zu berufenden Landtag iiber die Tiirkenhilfe in Verhandlung zu treten; auf dieses Ansinnen seien die Nebenlande eingegangen, die Bohmen aber hatten es rund abgeschlagen. Da nun die Zeit fiir eine neuerlicli auszuschrei-bende Versammlung zu kurz und deren Beschickung durch die Bohmen gegenwartig nicht zu hoffen sei, so habe er es fur besser erachtet, neue Landtage fiir Bohmen und seine Nebenlande auszuschreiben, fur Bohmen nack Prag auf den 21. Februar, fiir Mahren auf den 8. Februar und fiir Schlesien und die Lausitz auf den 10. Februar. Zum Landtag in Prag wolle er personlich erscheinen, die iibrigen durcb Commissare beschicken. Diesen Landtagen sollen drei Artikel zur Berathung vor-gelegt werden: 1. Befestigung und Erweiterung der Grenze; 2. wie sich die Lande, wenn der tiirkische Kaiser mit Macht in eigener Per-son gegen Oesterreich ziehen solite, zur Hilfe und zum Widerstande herbeilassen wollen; 3. wie viel die Lande an Geld und Mannschaft leisten wollen, wenn der tiirkische Kaiser selbst zu Felde ziehen und von den christlichen Fiirsten und den Standen des Reichs eine Hilfe geleistet werden solite. Diese Hilfe miisste auf 6 Monate bewilligt und bis 1. April in Bereitschaft gestellt werden. Die Stande von Mahren, Schlesien und der Lausitz wiirden an den bolimischen Landtag eigene Botschaften schicken, ihre Bewilligungen demselben mittheilen und ihn um seinen Beistand angehen, wovon sich der Konig giinstigen Erfolg fiir Bohmen verspreche. Mit den oberosterreichischen Landen und Wiirtemberg werde der Konig auf der Reise nach Deutschland in Tirol verhandeln. Gegen die Absendung von Ausschiissen an den bohmi-schen Landtag nach Prag hatte der Konig nichts einzuwenden, doch unter der Bedingung, dass sie vorher iiber die zu leistende Hilfe be-schliessen, damit die Bohmen dadurch eher zur Nachfolge bewogen werden. Auf das Begehren der Ausschiisse, dass der Konig fiir Befestigung der Grenze Sorge trage, gab er ihnen zu ervvagen, dass ihnen bereits die Erschopfung des Kammerguts vorgestellt worden sei und dass ohne Zuthun der Lande nichts geschehen konne. Friede konne nicht gemacht werden ohne ,gefasste Hand und Gewalt.' Auch gab er ihnen zu bedenken, dass ,Ungarn und der Tiirke jetzt Ein Ding werden' und der Friede schwer zu erlangen, noch schwerer dessen Zuhaltung von Seite des Feindes zu hoffen sei. Die Yerantwortung fiir die Hilflosigkeit der Lander im Falle eines Friedensbruchs konne der Konig nicht iibernehmen. Eben deshalb habe er mit allen seinen andern Feinden Frieden gemacht, um Hilfe gegen die Turken zu erlangen. Die Ausschiisse mochten deshalb an die Berathung gehen, und wenn sie schon keine definitiven Beschliisse fassen, so doch iiber das Resultat an ihre Landschaften berichten. Diesem Ansinnen des Kiinigs wurde denn auch durch die Ausschiisse entsprochen, welche am 5., 6. und 11. Februar einen Anschlag auf den lialben Theil der Gilt oder des Grundeinkommens, dann die Erlassung einer neuen Aufgebotsordnung beschlossen, dem Konig fiir die Bewilljgung einer neuerlichen Zusammenkunft der Lander dankten und ilin baten, zur Vereinbarung der Details ihrer Vertheidigungs-anstalten in Unterdrauburg und Windischgraz eine Besprechung halten zu diirfen. Die Linzer Bescbliisse fanden schnelle und energische Voll-ziehung. In der That war die Noth in Krain gross genug. Die Par-tei Zapolya's in Verbindung mit den Tiirken bedrohte das Land von Kroatien aus. Im Februar verheerten sie Gottschee, und von da an bis Ostern wiederholten sicb diese Raubziige viermal, iiber 3000 Men-schen wurden in die Gefangenscbaft geschleppt.1 Um Kroatien in dem Widerstande gegen Zapolya's Parteiganger beizustehen, hatte die krai-nische Landschaft eine Reiterschar unter Jakob von Lambergs Fiihrung nach Agram und Warasdin geschickt, wogegen die Stande Slavoniens in einem an die Landschaften Ivarntens und Krains gerichteten Schrei-ben protestirten. Sie berufen sicb auf die legale Wahl Zapolya's und die machtige Freundschaft des Sultans, theilen den Standen mit, dass sie Simon, Bischof von Agram, zu ihrem Ban gewahlt, und fordern die Zuriickziehung der Truppen aus Agram und Warasdin, indem sie fiir den gegentheiligen Fall die Verantvvortung fiir alles daraus entstehende Blutvergiessen denjenigen iiberlassen, welche, wie sie sagen, ,den Frieden verachten und gegen das Gesetz des Christentbunis und das Natur-recht den Krieg begehren.' Das (lateinisclie) Schreiben ist datirt: ,Crisij festo Marie Virginis die Congregationis nostrae generalis.'2 Ob dasselbe den beabsichtigten Erfolg hatte, liegt nicht vor; leider liin-derte unsern Kazianer, der durch den Bischof von Laibach mit dem Grafen Niklas Zriny wegen der Sicherstellung der kroatischen Grenze verhandeln liess, Mangel an Geld und Streitkraften an einer Unter-stiitzung der kroatischen Grossen. Dagegen wurde Krain, als der stra-tegisch wichtigste Punkt zur Vertheidigung der Erblande, mit einer in den Waffen geiibten Bauernschar von 2000 Mann auf Kosten der drei Lande besetzt. Zur \veiteren Besprechung der Defensionsordnung erschienen die Abgeordneten der drei Lande am 10. Mai 1530 in Windischgraz, von Seite Krains der Bischof von Laibach, Christoph von Burgstall, Wolf von Lamberg, Georg von Reichenburg und ein Abgeordneter der Stadte. Die in Windischgraz gefassten Beschliisse wurden von den Landschaften genehmigt und von dem obersten Feldhauptmann Hans Kazianer verkiindigt und in Vollzug gesetzt. Man beschloss zur gegenseitigen 1 Valv. XV. 430; Voigt S. 70. 2 Abschrift im landsch. Arch. Fasc. Eel. S. Nr. 9; Conv. Nr. 69. Vertkeidigung von je 200 Gulden ein gerustetes Pferd und zur Ver-meidung des Aufgebots von 25 Gulden rhein. einen Fussknecht zu stellen. Weil aber ohnekin schon 2000 Mann zu Fuss im Lande Krain aufgeboten worden waren und die leichte Reiterei sich zur Verthei-digung gegen die schnellen Einbriiche als geeigneter erwies, so wurde beschlossen, fiir ein gerustetes Pferd zwei und fiir vier Fussknechte, die von je 100 Gulden gestellt wiirden, drei leichte Pferde zu halten. Diese soliten als jahrliches Wartgeld acht Gulden und im Falle des Ausruckens monatlich vier Gulden Sold erhalten. Zur Unterhaltung dieser Riistung solite jeder Giltenbesitzer im Lande von einem Gulden zehn Kreuzer geben. Fiir die Befreiung vom Aufgebot solite ein angesessener Bauer zwanzig Kreuzer, ein Hofstatter oder Untersass zehn Kreuzer reichen. Zu Hauptleuten iiber die mit Wartgeld dienen-den Reiter wurden Niklas von Thurn, Heinrich Wernecker und Jakob Raunacher bestellt. Die kroatischen Grenzflecken Kliss, Zengg, Otto-schaz, Briinndl, Wichitsch, Repitsch und Komen vvurden bemannt, befestigt und verproviantirt.1 So hatten die Landschaften aus eigener Kraft fiir Befriedung ihrer Heimat gesorgt, und wir finden nicht, dass die Ruhe in diesem Jahre weiter gestort worden wiire. Auf den Reichstag in Augsburg hatten die Stande zwar auch Abgeordnete geschickt: den Bischof von Laibach, Georg von Auersperg und Sigmund von Weichselberg;2 der Reichstag bewilligte auch fiir drei Jahre jahrlich 20,000 Mann zu Fuss und 4000 zu Ross als Tiirkenhilfe fiir Oesterreich, doch mit der Klausel, ,nachdem der Kaiser vorher mit dem Papst und allen christlichen Machten wegen eines gemeinsamen Heerzuges werde gehandelt und geschlossen haben', \vas freilich die Bewilligung illusorisch machte. Als ,eilende' Hilfe bewilligte der Reichstag fiir den Fall eines unvermuthe-ten Einbruchs mit Heeresmacht 40,000 Mann zu Fuss und 8000 Mann zu Ross auf sechs bis acht Monate. Doch blieb auch diese Hilfe bis zum Jahre 1532 auf dem Papier und wurde auch dann nicht im vol-len Masse gestellt.3 Das Jahr 1530 zeigt uns bei der zweiten Gesandtschaft Ferdinands an Soliman abermals einen Krainer4 betheiligt. Es war der Landes-vervveser Josef von Lamberg, der mit Niklas Jurischitz, dem Haupt- 1 Landsch. Arch. Pase. 123, dann Landsch. Prot. I. Pol. 7, 9—11, 16, 17. 2 Landsch. Prot. I. Pol. 23. 3 Buchholz, Gesch. Ferdinands I., IV. 565. 4 Hammer (Gesch. des osm. Eeichs III. 101 f.), aus welchem wir hier schopfen, nennt den Lamberg irrig einen Steirer. mann von S. Veit und Giins,- und einem Gefolge von 24 Personen, darun-ter als lateinischer Dolmetsch der Slovene Benedict Curipeschitz aus Oberburg, nacb Konstantinopel reiste. Es wird uns berichtet, dass die Verhaltungsbefehle der Gesandten ihnen vorschrieben, vor Grosswesir und Kaiser ihren Vortrag in keiner andern als der deutschen Sprache zu halten. Lamberg kam auch diesem Befehle nach, er liielt die An-sprache an Grosswesir und Sultan in deutscher Sprache. Der Ge-sandtschaftsdolmetsch iibertrug sie sodann ins Lateinische, und aus diesem wurde sie von einem beider Sprachen kundigen Dolmetsch ins Tiirkische ubersetzt. Vom 17. Oktober bis 15. November hatten die Gesandten in Konstantinopel venveilt, doch blieb ihre Sendung erfolglos, da keiner von beiden Theilen Ungarn aufgeben wollte. 3. Ausschusstag in Unterdrauburg. Verhandlungen in Innsbruck. Kazianers Einbruoh in Bosnien. Frieden mit der Pforte. Mit der letzten Gesandtschaft an die Pforte hatte Ferdinand das iiusserste aufgeboten, um den Frieden, nach dem die schwer gepriif-ten Erblande sich sehnten, zu erreichen. Die Gesandten hatten den Auftrag, 100,000 Dukaten fur den Frieden oder selbst fiir den Waf-fenstillstand anzubieten; doch vergebens, der Sultan war nicht dazu zu bewegen, Ungarn aufzugeben, vielmehr forderte er die Abtretung des ganzen Konigreichs. Als die Gesandten von Konstantinopel schieden, erklarten sie, auf diese Weise miisse Ungarn zum Friedhof fiir Chri-sten und Tiirken werden.1 Berechtigt waren unter solchen Umstanden die aussersten Anstrengnngen fiir kiinftige Kampfe und fiir den Schutz der Grenze, wenn auch das Jahr 1531 ohne einen Turkeneinfall in Krain verstrich. Auf Anregung der Steirer, welchen die Gefahr durch das Vordringen der Tiirken in Ungarn naher geruckt war, versammel-ten sich daher am 24. Marz 1531 Ausschiisse der drei Lande in Unterdrauburg,' von Seite Krains Christoph, Bischof von Laibach, Wolf von Lamberg, Augustin Paradeiser, Erasmus von Thurn und der oberste Feldhauptmann Hans Kazianer. Man berieth iiber Sicherung der kroa-tischen und der steirischen Grenze; fiir jene beschloss man 300 Mar-tolosen aus den eingewanderten Christenfliichtlingen der Tiirkei auf drei Monate mit zwei Dukaten Sold des Monats, fiir diese 400 leichte Pferde mit dem Monatssolde von vier Gulden innerhalb und fiinf Gul- 1 Mailath, Gesch. Oesterroiclis II. 29—30. den ausserhalb der Lander aufzunehmen. Die 300 Martolosen und 200 von den leichten Pferden wurden unter den Befehl Sigmunds von Weichselberg, die iibrigen 200 Pferde unter jenen des Kaspar Kar-schan gestellt. Die als Besatzung fiir Krain dienenden 2000 Bauern sollten auch fernerhin mit dem Solde von fiinf Kreuzer erhalten wer-den. Fiir den Unterhalt der Mannschaft und fiir die Kundschaft sollten die drei Lande aus dem bewilligten Hilfsgeld fiir drei Monate 10,000 Gulden rhein. zu Handen ihres Zablmeisters erlegen, wovon auf Krain 2000 Gulden entfielen. Auch fiir den Proviant wollten die Landschaften sorgen. Aus jedem Lande solite ein Kriegsrath gewahlt werden. Man schritt auch sogleich zur Bestellung der Hauptleute. Als Feldhauptmann fiir Krain wurde Georg von Auersperg mit dem monatlichen Tafelgelde von 200 Gulden rhein. aufgestellt. Unter-hauptmann, Feldschreiber, zwei Trompeter, Barbier, Kaplan, Fourier sollten ihm beigegeben werden. Zu Unterbauptleuten wurden Niklas von Thurn, Erasmus Obratschan, Heinrich Wernecker, Jakob von Rau-nach, Christoph von Gallenberg, Daniel von Lamberg gewahlt. Ihre Besoldung solite innerhalb des Landes 40, ausserhalb der drei Lander 50 Gulden betragen. Jedem Unterhauptmann wurde ein Lieutenant (Leutenambt) zugetheilt. Christoph Gall bezog als Fahndrich den Doppelsold von 20 Gulden, Christoph von Burgstall als Kriegsrath monatlich inner des Landes 50 Gulden, Wolf von Lamberg als Zahl-meister ebensoviel. Friedrich Paradeiser als Hauptmann iiber die in den friaulischen Confinen angeworbenen Halbbakenschiitzen solite einen Diener und zwei Trabanten mit dem Monatssolde von sechs Gulden erhalten und sich mit einem Unterhauptmann, der des Walschen kun-dig, versehen. Fiir den Fall einer Schlacht oder Belagerung wollten die Landschaften sich noch zu weiteren Opfern herbeilassen, es solite da von je 100 Gulden ein geriistetes Pferd gestellt und an die Stelle des * Aufgebots fiir den zehnten Mann der entfallende Beitrag erlegt und davon Mannschaft angeworben werden, da man sich vom Aufgebot wenig versprach.1 Laibach wurde in Vertheidigungsstand gesetzt.2 Uebrigens gedachte auch das Reichsoberhaupt seiner Pflicht, die Reichsgrenze zu schiitzen, Kari V. schickte zur Deckung Steiermarks 6000 Spanier.3 1 Landsch. Arch. Landl. Prot. I. Fol. 39, 46-50, 52-53. 3 L. c. Pol. 40. » Dr. Kandler, Raceolta S. 49. Doch es handelte sich nicht allein darum, die Lander zu decken, sondern auch einem Angriffskriege der tiirkischen Macht von Ungarn her zu begegnen. Nachdem die Landschaften selbstthatig ihrer Ptlicht gegen die engere Heimat geniigt, sollten sie zur Erhaltung des Reichs in Anspruch genommen werden. Am 7. Juli berief Konig Ferdinand den krainischen Landtag auf den 17. desselben Monats ein. Die Land-tagscommissare: der Landesverweser Georg Gall, der Verwalter des Vicedomamts Josef Werder und Christoph Purgstaller, hatten den Auf-trag, dem Landtag zu eroffnen, dass der Konig mit Zapolya einen Waffenstillstand auf ein Jahr abgeschlossen habe, dem sich auch der Sultan angeschlossen. Sie sollten ferner darlegen, dass der letztere den "VVaffenstillstand nicht aus aufrichtiger Friedensliebe, sondern um Zeit zu einem gewaltigen Kriegszuge fiir das kommende Jahr zu ge-winnen, eingegangen habe, wodurch sich die Gefahr demnach ver-grossert, nicht vermindert habe. Weil nun diese den niederosterreichischen Landen nach Ungarn zunachst drohe und jene mehrmals den Wunsch einer Versammlung aller Konigreiche und Lander aus-gesprochen, um auf derselben iiber die Landesvertheidigung zu be-rathen, so sei zunachst ein Landtag in Oesterreich unter der Enns ein-berufen worden, um Ausschiisse fiir diese Versammlung zu wahlen. Da jedoch der Landtag seinen Abgeordneten nur eine auf die Zusam-menkunft aller Konigreiche und Lander lautende Vollmacht ausgestellt, wahrend es zu besorgen sei, dass die Theilnahme aller Lander nicht zu erlangen sein werde, so werde ein neuer Landtag fiir Niederoster-reich ausgeschrieben werden miissen, um die Vollmacht auch auf eine Zusammenkunft der niederosterreichischen Lander allein auszudehnen. Die Landschaft wurde daher aufgefordert, zu dieser Zusammenkunft ihre Ausschiisse zu wahlen, sie mit der Ermachtigung zur Bescliluss-fassung ohne vorherige Bericliterstattung an die Landschaft zu versehen und dieselbe auch auf den, wenn auch un\vahrsckeinlichen Fall auszudehnen , dass auch die andern Konigreiche und Lander zu der Zusammenkunft zu bevvegen waren. Ort und Zeit sollten nachtraglich bekannt gegeben werden. Schliesslich wurden die Stande auch um ihr Gutachten wegen Unterbringung der tiirkischen Ueberlaufer und Ver-wendung derselben zum Schutze der Grenze ersucht.1 1 Folgendo Darstelluug dioses Aussohusstages beruht durchaus auf den stiin-dischen Acten, F. 88. Noch am nemlichen Tage ertheilten die Stande ihre Antwort auf die konigliche Werbung. Sie hatten zu ihren Abgeordneten fiir den Ausschusstag gewahlt: Christoph, Bischof zu Laibach; Hans Kazianer, koniglicher Majestat Rath, Feldhauptmann in Steier, Karnten und Krain und Landeshauptmann in Krain; Erasmus von Thurn, Deutschordens-comthur in Laibach, Ihrer koniglichen Majestat Hauptmann in Wi-chitsch und Repitsch; Sigmund von Weichselberg, Pfleger zu Siebenegg; Hans Piichler, Pfleger auf Maichau; Jakob von Raunach, Pfleger zu Prem; Wilhelm Praunsperger, Burgermeister zu Laibach, und Jorg Eisenpart, Stadtrichter in Stein. Sie sollten volle Gewalt haben, mit den Ausschiissen der andern Lande zu verhandeln und zu beschliessen; nebenbei wurden sie aber ausdriicklich angewiesen, im Einvernehmen mit den beiden Nachbarlanden vorzugeheu, ,weil die drei Lande Steier, Karnten und Krain aus altem und nachbarlichem Vertrauen in ihren Obliegen und Handlungen lange Zeit treu sich zusammen-gesetzt, dess wir uns noch unzweifenlich versehen.' Inbetreff der tiir-kischen Ueberlaufer beantragten die Stande, dieselben in Kostel, Polan, Gerlasaw und Ossiunitz zu unterbringen, ihnen Grundstiicke ohne Steuer, Zins und andere Dienstbarkeit als Freisassen anzuvveisen, nur einen Zehent von Vieh und Getreide sollten sie, sovveit moglich und sie sich dessen nicht weigerten, reichen, und es solle ihnen ein tapfe-rer Mann als Hauptmann gesetzt werden. Sie konnten zu Kundschaf-ten, zur Verhiitung der tiirkischen Ueberfalle und zur Gegenwehr gegen dieselben verwendet werden. Dies war die Entstehung einer Enclave der Militargrenze auf unserm Boden. Mit dem Jahre 1530 hatte die Einwanderung der Fliicht-linge begonnen. Bis zum Jahre 1541 hatten bereits 3000 tiirkische Slaven aus Serbien und Bosnien, griechischer Religion, den Gorianz-berg und die Umgegend von Mottling, Sicherberg und Kostel bevol-kert. Von ihnen bekam das Gebirge den Namen Uskokenberg. Nach und nach wurden den Ankommlingen Grundstiicke zur Bewirthschaf-tung gegen bestandige Kriegsbereitschaft angewiesen. Sie wurden mili-tarisch organisirt und unter Hauptleute gestellt, welche ihren Sold aus dem Vicedomamt erhielten. Sie genossen Mauth- und Zollbefreiungen fiir alle Lebensbediirfnisse.1 Die Verhandlungen mit den einzelnen Landern und die Wirren der Zeit iiberhaupt mogen die Einberufung des Ausschusstages ver-zijgert haben. Erst am 30. Oktober 1531 erging das konigliche Schrei- 1 Mitth. 1868 S. 56. f. ben, vvelches die Ausschusse der niederosterreichischen Lande auf kom-mende Weihnachten nach Linz berief. In der Instruction, welche die Abgesandten der Landschaft er-hielten, wurde ihnen insbesondere empfohlen, die Krafte des Landes zu schonen, um Verlangerung des Friedens mit Ungarn anzuhalten und auf Bestellung eines stehenden Kriegsvolkes an der Grenze zu dringen, von welchem grosserer Nutzen, als von der in Unterdrauburg vereinbarten Aufgebotsordnung erwartet werde. Ausserdem sollten die speciellen Beschwerden des Landes auch zur Sprache gebracht werden, Nothwendigkeit einer Polizeiordnung, schlechte Miinze, Vor-kauf menschlicher Nahrung, besonders des Viehes, Kaufmannshandel der Bauern, Salzhandels - Monopol der Triester und deren Verbot, Wein aus der romischen Mark und der Romagna nach Triest zu fiihren, u. s. w Mitte Dezember waren die Ausschusse in Linz angekommen. Hier liess ihnen der Konig durch seine Commissare: Cyriak, Freiherr zu Polheim und Wartenberg, Landeshauptmann in Oesterreich ob der Enns; Acbaz Schrot zu Khiiiberg und Balthasar von Presing, Oberster Kuchenmeister, die Griinde auseinandersetzen, aus denen er Innsbruck nicht verlassen konne. Diess seien hauptsachlich die Religionsneue-rungen, der bevorstehende Reichstag und der Wunsch der Lande selbst, dass der Konig sie in so gefahrlicher Zeit nicht verlasse. Im Interesse der Lander liege es, dass die Ausschusse die Reise von sechs Tagen nicht gcheuen und sich sofort nach Innsbruck begeben. In der That stiess auch dieses Begehren auf keinen Widerspruch. Die Kiirntner Abgesandten vervveilten eben damals in Salzburg; sie fragten bei den Krainern an, ob sie sich nach Innsbruck begeben sollten. Diese er-widerten (26. Dezember), die Kiirntner mogen nur ihren Weg auf Innsbruck nelimen und sie zu Hali im Innthal ervvarten, damit die Ausschusse der drei niederosterreichischen Lande vereint in Innsbruck einziehen. In Innsbruck begannen die Verkandlungen der Ausschiisse bereits im Dezember und endigten am 19. Februar 1532. Der erste Vortrag des Konigs reclitfertigte die Verzogerung des Ausschusstages durch seine Reise mit dem Kaiser nach Koln und Aachen und durch den nach Speyer ausgeschriebenen Reichstag; dass die von den niederosterreichischen Landen angeregte allgemeine Versammlung, welche der Konig gern zu fordern bereit gewesen, nicht zustandegekommen, weil die andern Lande dazu nicht zu bevvegen waren, sei den Aus-schussen ohnehin bekannt, sowie dass es nicht in der Schuld des Konigs liege, wenn diesfalls kein Erfolg erzielt worden. Der Konig legte dann die Nothvvendigkeit der Kriegsriistungen gegeniiber detn erobe-rungslustigen und treulosen Feinde dar. Auf dem Reichstage zu Augsburg habe er sich, um des Reiches Hilfe zu erlangen, zu Leistungen herbeilassen miissen, welche mindestens 100,000 Gulden monatlich auf sieben bis acht Monate, abgesehen von den Auslagen fur Proviant, Kundschaft, Geschiitz, Schiffung u. s. w., erfordern wurden. Er forderte mit Riicksicht auf die Erschopfung des Kammerguts, dass sich die Land-schaften zur Uebernahme seines Antheils an der Reichshilfe verpflich-ten sollten. Auch mochten sie zur Bezahlung und Abdankung des Kriegsvolks an der Grenze und Befestigung derselben den noch nicht verwendeten Theil ihrer letztjahrigen Bewilligung erfolgen lassen. Nun beginnt das in den Standeversammlungen nun einmal unaus-weichliche Feilschen und Markten. Erst wollen die Ausschusse nur die halbe Gilt bewilligen, also nach ihrem eigenen Anschla^e einen Betrag von 115,250 Gulden, und dies, damit der Konig der Ausschusse ,unter-thaniges treues Gemiith, das sie inWahrheit zu Ihrer Majestat nicht allein als zu ihrem allergnadigsten Herrn und Landesfiirsten, sondern auch hochtugenlichen und frommen Konig liaben', erkennen mijge, und unter der Voraussetzung, dass ihren speciellen Beschwerden, die sie abgesondert vorlegen werden, Abhilfe geschehen werde. Fiir den Fall eines Tiirkeneinbruchs wollten sie ausserdem von je 100 Gulden ein geriistetes Pferd und vier Fussknechte, somit im ganzen 2305 Pferde und 9220 Fussknechte auf 2 Monate unterhalten.1 Fiir Besetzung der Grenze und Herstellung der Befestigungen konnten sie niclits bei-steuern, dafiir moge der Konig mit Hilfe der Ungarn sorgen. Auch moge er fiir Bestellung des obersten Feldhauptmanns, Munition und andern Kriegsbedarf, fiir Kundschaft und Proviant Sorge tragen. Diese Aeusserung der Ausschusse macht dem Konig ,nit kleinen Schrecken und sonder Beschwerde'; er stellt den Ausschiissen vor, dadurch wurde die Reichshilfe vereitelt, weil sie nur unter der Be-dingung, dass Oesterreich seinen Antheil leiste, in Aussicht gestellt worden; auch auf die Ungarn, welche ihre Hoffnung auf die Ausschusse setzen, wiirde es nachtheilig wirken, wenn sie sahen, wie wenig opfer-willig die Erblande seien, sie konnten dadurch veranlasst werden, einen Separatfrieden mit den Turken zum Nacktheil der Erblande und der ganzen Christenheit einzugehen. Auch mogen die Ausschusse beden-ken, welclien Eindruck ihre geringe Opferwilligkeit auf das Reichs- 1 Auf Krain ontfielon hiervon 180 Pfordo, 720 Fusslmeebte. oberkaupt und den Papst, der ebenfalls seine Hilfe in Bereitschaft setze, machen miisse. Aber auch, wenn der Friede fortdauern und daher keine grossere Anstrengung erforderlich werden wiirde, so miisste es den Landschaften ,Spott und Verkleinerung bringen', wenn sie, als die am meisten Gefahrdeten, am wenigsten gethan hatten, und dass man glauben mochte, diess sei nicht aus Unvermogen, sondern aus andern Griinden geschehen. Auch auf das Beispiel Tirols werden die Ausschiisse hingewiesen, das sich, zu aller Hilfe' ,mit Leib und Gut erboten und Ihre Majestat nicht verlassen wolle.' Auf diese allergnadigsten Vorwiirfe entgegnen die Ausschiisse mit Loyalitatsbetheuerungen. Der Konig moge nicht glauben, dass die Landschaften nicht seinen ,liochweisen Verstand', sein ,hochtugenliches cliristliches Leben' und seine ,hochlobliche, milde, gniidige Regierung' erkennen, dass sie wie ihre Gesandten den Konig vor allen andern Fiirsten Oesterreichs sovvohl mit unterthanigem, demuthigem Gemuth lieben als fiirchten; besseres konne ja doch ein Fiirst von seinen Untertlianen nicht begehren. ,Und mogen sprechen die Gesandten mit guter Wahrheit, dass sie nit anders wissen, denn dass taglich in den Landen und von miinniglich Gott dem Allmachtigen gedankt wird, dass er diese Lande mit einem solchem Haupt versehen, und bitten nur um langes Leben und langwierige Regierung desselben.' Der Konig moge daher in den guten Willen der Landschaften und ihrer Gesandten keinen Zweifel setzen. Die Ausschiisse hatten nem-lich bedacht, dass wenn sie auch das ausserste thaten, und wenn auch die andern Konigreiche und Lande das ihrige thaten, doch alles gegen einen so machtigen Feind noch nicht hinreichen wurde. Weiland der hocherfahrene Kriegsherr Kaiser Maximilian habe diess auch bedacht und einen Kriegsplan entworfen, an welchem die ganze Christenheit geistlichen und weltlichen Standes hatte "theilnehmen und beisteuern sollen, denselben auch den Erblanden mitgetheilt, und es ware noch von Nutzen, denselben auszufiihren. Doch wie dem auch sei, es wiire den Landschaften jedenfalls ein Trost gewesen, wenn die andern oster-reichischen Lande als ,Glieder eines Hauptes' sich an der Versammlung mit Rath und That betheiligt hatten. Das wiinschen die Landschaften noch und \vollten gerne das ihrige thun, die Lande dazu zu bewegen. Doch wenn dies nicht moglich, wollten sie ihr iiusserstes thun und die ganze Gilt, wie oben gesagt 230,500 Gulden, bewilligen, wiinschten aber, dass mit derverlangten Beisteuer endlich einmal etwas fruchtbares ausgerichtet werde; nun Sei aus der Tiirkenhilfe (als einer freiwilligen Leistung der Stande) schier ein jahrlicher Zins geworden, und die- selbe dennoch nicbt fiir ihren bestimmten Zweck, sondern anderweitig verwendet worden. Wenn endlich den Landschaften die Verantwortung aufgebiirdet \verde, als hatten sie es an der nothigen Gegenwehr bis-her fehlen lassen, so miissten sie auf ihre grossen Opfer an Leib und Gut, Steuern und Aufgebot, Darbringung der ,grossen und hochsten Kleinode und Schatze' hinweisen und zu bedenken geben, wie schwer schon diese Leistungen auf die Lande driickten, und dass daraus Emporung und Aufruhr ervvachsen konnten. Indem der Konig das Anbieten der Landschaften annalnn, wies er auf die Opfer, die er aus seinem Kammergut zum besten der Lande gebracht. Er liabe mehr als drei bis viermal soviel ausgelegt, als die Landschaften. Seit Antritt seines Regiments habe er nach Ervveiterung seiner Herrscliaft zum besten der Lande getrachtet. Wenn er nach dem Konigreich Ungarn gestrebt, so sei diess nicht allein wegen des gerechten Anspruches auf dasselbe, sondern auch wegen des Nutzens fiir die Lande, denen es als Schild gegen den Erbfeind dienen kiinnte, geschehen, auch mit Ratb trefflicher Rathe aus den Erblanden, und wiire es nicht geschehen, so ware wohl ganz Deutschland dem Ver-derben ausgesetzt worden. Die Vervvendung der bewilligten Suinme behielt sich der Konig fiir den grossen Krieg vor; zur Gegenwehr der einzelnen Lande gegen tiirkische Streifzuge sollten nur die Reste friiherer Bewilligungen ver-vvendet werden. Auch sprach er seine Absicht aus, Hans Kazianer, der bislier die Streitkriifte der drei Lande befehligt, zur obersten Feldhaupt-mannsstelle zu berufen. Doch waren hiemit die Forderungen des Konigs an die Ausschiisse noch nicht erschopft. In einer vertraulichen Mit-theilung an dieselben verlangte er einen Beitrag zu einer Unter-nehmung strategisch-politischer Art, von welcher er sich die grossten Vortheile fiir den Krieg mit der Pforte versprach. Siebenbiirgen sei ein Ort, von welchem aus Ungarn jederzeit erobert werden konne, dem man aber von Ungarn aus nichts anhaben konne. Deshalb ware es Ihrer Majestat Wunsch, Siebenbiirgen zum Gehorsam zu bringen und Ihren Unterthanen, die bisher in allen Widerwartigkeiten wohl und redlich zu Ihrer Majestat gehalten, Hilfe zu bringen. Dadurch konnten auch die Anhanger Zapolya's ihm abwendig gemacht \verden. Es ware aber hiezu eine Kriegsmacht von 10—12,000 Mann erforder-lich. Da zudem Siebenbiirgen selbst 60,000 Mann aufzubringen vermijge, so konnte es mit dem daliin zu sendenden Kriegsvolk eine Macht auf-stellen, \velclie dem Tiirken einen Zug nacli Ungarn wehren und ihm merklichen Schaden zufiigen konnte. Siebenbiirgen im Riicken, miisste der Tiirke in seinem Vorrucken gekindert sein, und im Falle einer Niederlage desselben in Ungarn konnte dieselbe durch das aus Sieben-biirgen hervorbrechende Heer vollendet werden. Der Anschlag auf Siebenbiirgen miisse gelingen, und Ilire Majestat habe die Mittheilung nur aus dem Grunde bisher verschoben, damit die Saclie nicht zu friih ruchbar werde und der Feind Gelegenheit erhalte, den Anschlag zu vereiteln. Da es sich nun um das Wohl der Erblande handle, so stellte der Konig an die Ausschiisse das Begehren, zur Erkaltung des fiir Siebenbiirgen bestimmten Kriegsvolks den Sold auf zwei Monate aus der Turkenhilfe vorzustrecken, oder zu gestatten, dass die nothige Summe gegen Verschreibung der Landschaften aufgebracbt werde, doch ohne die Sache erst den Landtagen vorzulegen, denn grosse Eile sei nothig und die Ausschiisse mochten die gewisse Rettung der Erblande, falls der Anschlag gelingt, in Erwagung ziehen. Man kann den Aussckiissen das Verstandniss fiir die hochsten Interessen der Monarchie nicht absprechen, wenn man sieht, wie sie auf das Begehren des Konigs ohne alle Umschvveife eingingen und den Betrag von 80,000 Gulden bewilhgten, welchen sie auf S. Michaels-tag erlegen wollten. Ausser der siebenbiirgischen Angelegenheit finden wir noch meh-rere specielle Anliegen des Konigs aufgefuhrt, iiber welche er mit seinen getreuen Landschaften verhandelte. Sie sollten Gutackten ab-geben iiber die Befestigung von Wien, Neustadt, Bruck an der Leitlia und des Sclilosses Trautmannsdorf, Uber Beschaffung der Schiffung, iiber Aufnahme von ungarischer leichter Reiterei in Wartegeld, iiber allfalligen Anschluss der niederosterreichischen Lande an den schwa-bischen Bund, und endlich ergoss sich des Konigs gepresstes Herz in bitteren Klagen iiber die Umtriebe des Palatins von Siradien, Hiero-njmus La$zky. Es werde gewiss den Landschaften auch zur Kenntniss gelangt sein, dass dieser Mann vorgebe, es stehe in seiner Macht, mit dem Tiirken Friedpn oder Krieg zu machen, und der Konig diirfe nur in den Frieden mit Zapolya willigen, so sei auch der Friede mit dem Tiirken gewiss, und dabei gebe er (Laszky) zu verstehen, der Konig sei nicht zum Frieden zu bewegen, und es liege die Schuld nur an ihm, wenn nicht Frieden gemacht werde. Der Konig halte es dalier fiir nothwendig, den Ausschiissen anzuzeigen, dass Laszky sich erboten, den Frieden zu vermitteln, und der Konig habe ihm zu diesem Zwecke Audienz gegeben, aber gefunden, dass er zum Friedensschluss keirten Auftrag und keine Vollmacht gehabt und in seinen Reden ohne Be- standigkeit und unverschamt gewesen, was ihm der Konig auch jiingst vor mehreren seiner Riithe offentlich anzeigen lassen, ohne dass er es mit Grund widersprechen konnte. Als nun Laszky von dem Konig geschieden und seinen Weg nach Ungarn genommen, habe er auf der Versammlung in Konesv (?) des Konigs Briefe, \vie man dessen glaub-wiirdig berichtet, gefalscht und mit anderen erdiehteten Behauptungen vorgetragen und bald darauf andere Sachen derselben Art an viele Orte geschrieben, so dass man aus ali' dem wohl geniigend entnehmen kijnne, dass in ihn \veder Glauben noch Treue zu setzen sei. Die Ausschiisse erwiderten auf diese Auseinandersetzung, sie triigen wegen der angezeigten bosen und umvahrhaften Handlung des Laszky ein ,sonder getreues und herzliches Mitleiden', sie hatten sein leichtfertiges und muthwilliges Wesen in seinem Hin- und Herreisen durch Seiner Majestat Lande gekannt, und dass er, wie er sich selbst riihme, vorziiglich daran Schuld trage, dass der Turke nach Ungarn und in die Erblande gekommen, woraus so viel Blutvergiessen erfolgt und wodurch so viel tausend Christenmenschen ,zerschleipft' und in ewiges Verderben fortgefiihrt worden seien. Die Ausschiisse vvollen auch des Laszky ,bos Thun und Praktiziren' solchen, welche davon nicht Wissen tragen, nicht verhehlen, und ,wollten nichts liebers, als dass er seiner Handlung und Verschulden nach den Lohn darumben einpfangen solit.' Was die Amverbung von Ungarn fiir die leichte Reiterei betrifft, meinten die Ausschiisse, kijnnten sie kein Urtheil abgeben, und ver-wiesen den Konig an Kaiser und Papst! Doch schlugen sie gleich-zeitig die Bohmen, welche schon lange gleich den deutschen Lands-knechten geschatzt und nicht selten an der Grenze verwendet wur-den, als Ersatz fiir die Ungarn vor, gegen welche damals und spater ein gewisses, durch die Zeitverhaltnisse und die Parteiungen Ungarns allerdings gerechtfertigtes Misstrauen herrschte, daher man sie auch nur mit anderem Kriegsvolk gemischt zu vervvenden pflegte. Den Vorschlag des Konigs wegen Anschlusses an den schwa-bischen Bund wollten die Ausschiisse ihren Landschaften vortragen. Damit waren die Verhandlungen in Innsbruck beendet. Der Kiinig ermahnte die Ausschiisse noch, dafiir zu sorgen, dass Proviant sogleich aufgebracht und zur Kriegszeit um ,ziemlichen Werth' und nicht mit ,beschwerlichem Gewinn' hintangegeben werde. Er dankte dann den Ausschiissen fiir ihr Erscheinen und ihre ,fleissige, getreue und forderliche Handlung,' und versprach endlich, die Erledigung ilner Beschwerden auf dem Regensburger Reiclistage den daliin ab- zusendenden Abgeordneten der Lander zukonnnen zu lassen. Dieser Beschwerden miissen wir liier noch in Kiirze gedenken. Sie waren zweierlei Art: specielle der einzelnen, dann gemein-same aller niederosterreichischen Lander. Die Krainer klagten, dass ihr Handel nach Neapel und in die romische Mark durch die Fort-schritte der Tiirken an der Kiiste des mittellandischen Meeres ge-fahrdet werde; dass das Kriegsvolk in den Grenzflecken Zengg, Wichitsch, Repitsch, Priinndl, Ototschiz, Starigrad und Jabliniz keine Bezahlung erhalte und Mangel leide, auch seinen Posten habe ver-lassen wollen, daher die Stande demselben 400 Gulden gegen Wieder-erstattung durch den Konig angewiesen, der fiir Erhaltung dieser wichtigen Punkte Sorge tragen wolle; dass der kroatische Adel den Tiirken huldige und ihnen Tribut leiste, mit ihnen Freundschaft halte, tagliche Verhandlungen pflege und sie in seine Hiiuser einlasse; dass in Kroatien alle Gerichtsverhandlungen eingestellt seien und es keinen Ban mehr gebe, daher der Konig solche ,bose Praktiken' bei den Kroaten abstellen und ihnen eine geschickte und kriegserfahrene Person als Ban vorsetzen wolle, damit sie nicht von Ihrer Majestat abfallen und die Gefahr fiir die Erblande verhiitet werde. Auch die Herstellung gleicher Miinze und die Erledigung der schon jahrelang in den Acten der Regierung schlummernden Polizeiordnung, Punkte, welche das Interesse aller Lander beriihrten, brachten die Krainer in Anregung. Die gemeinsamen Beschwerden der Lande waren theil-weise eine Wiederholung jener von Krain. Die Storung des Krainer Handels, die Besetzung der Grenze, der besorgliche Abfall der Kroaten beriihrten fast gleichmassig auch das Interesse der iibrigen Lande. Aber es gab noch wichtigere Fragen zu regeln. Abgesehen von der religiosen Bewegung, welche sich im stillen vorbereitete und deren Gesammtbild wir spater zu entwerfen versuchen werden, wiinschten die Stande der niederosterreichischen Lander die Justiz zu regeln und vor Eingriffen der Verwaltungsbehorden, ja des Landesfiirsten selbst, zu bewahren; sie baten um Codificirung der Justizgesetzgebung der Lander, oder, wie sie es ausdriickten, um ,Aufrichtung des Land-rechtsbuchs.' Sie baten um Berufung von je zwei Vertretern der einzelnen Lander in den Hofrath und in die Regierung. Diese sollten beeidet und zur unbestechlichen Dienstleistung verpflichtet werden, \vie diess schon Kaiser Maximilian den Landen bewilligt. Aucb auf die Wiener Universitat erstreckten die Ausschiisse ihre Fiirsorge, sie baten um Hintanhaltung ihres Verfalls. Andere Beschwerden waren wirth-schaftlicher Natur und betrafen Abstellung der ungarischen Dreissigst- - 10 abgabe, der Theuerung, durch welche Fleisch von fiinf Hellern das Pfund auf sechs Pfennige gestiegen war, u. s. w. Die Beschwerden der Lander hatten auf dem Tage von Innsbruck bald das patriarchalische Einvernehmen zwischen Fiirst und Unterthan gestort, welches bisher noch stets die Regierung Ferdi-nands I. kennzeiclinete. Als die Ausschusse ihre Erledigung als eine Voraussetzung der Einigung iiber die Landesvertheidigung hinstellten, erhielten sie zur Erwiderung die Mahnung, sie mochten bedenken, dass es sich vor allem um die Gegenwehr gegen die Turken handle; wenn diese geschlossen, dann mogen die Gesandten jedes Landes fiir sich und gemeinschaftlich ihre Beschwerden bei Ihrer Majestat vor-bringen, und dieselben wiirden gnadigst erledigt werden. Treffend erwiderten darauf die Ausschiisse, dass durch schlechtes Gericht, schlechte Polizei und Ordnung die Lande in nicht geringere Gefahr gesetzt werden _konnten, als durch die Turken, und dass ihr gemein-sames Vorgehen dem Landesfiirsten nur angenehm sein solite, \veil es nur zu ihrem Vortheile gereichen konnte. Es erfolgte iibrigens darauf die konigliche Zusicherung, die Beschwerden wiirden Erledigung finden; die Polizeiordnung solle in Kiirze festgestellt werden und der Konig wollte auch wegen des ,unordentlichen Zutrinkens' an seinem Hofe ,Ordnung machen.' Kein Misston storte weiter die Ausschuss-verbandlungen. Kaum waren die Ausschusse heimgekehrt, als schon die Nach-richt erscholl, der Sultan riiste sich zu einem neuen Feldzuge gegen Ferdinand. Die Turken nennen diesen den allemanischen. Er solite Deutschland und seinem Kaiser gelten, welchen der Sultan allein als ebenbiirtigen Gegner betrachtete, wahrend er Konig Ferdinand beharr-lich nur als den Statthalter seines Bruders gelten lassen wollte. Am 26. April 1532 zog Soliman mit 200,000 Mann und 300 Geschutzen von Konstantinopel aus. In Nissa empfing er Ferdinands Gesandte, unsern Josef von Lamberg und Nogarola, welche Verlangerung des mit Zapolya abgeschlossenen Waffenstillstandes begehrten, sie vvurden ohne giinstige Antwort entlassen.1 Ein ungarisches Schloss nach dem andern fiel als leichte Beute dem Sieger zu. Giins aber solite seinen Uebermuth brechen. Hier ervvarb sich dessen Hauptmann Niklas Jurischitz durch dreiwochentlichen Widerstand gegen Solimans ganzes Heer unsterblichen Rulim. Zwar entliess der Sultan Ferdinands, zum zweit,en male ihm nach Mohacs entgegengereiste Gesandte Lamberg 1 Hamraer III. 109. und Nogarola mit der Drohung, Ferdinand im offenen Felde aufzu-suchen, ihn zur Feldschlacht zu zwingen und seine Lander zu ver-heeren,1 aber das Vertrauen in seine eigene Kraft war in Soliman durch den beispiellosen Widerstand des kleinen Giins erschiittert, zu-dem stand bei Wien Deutscklands und Oesterreichs vereinigte Macht, 80,000 Mann Fussvolk und 6000 schwerbewaffnete Reiter; die vor-geriickte Jahreszeit und der Mangel mochten den Entschluss zum Riickzuge schlecht motiviren, der einer so prahlerisch begonnenen Unternehmung einen klaglichen Ausgang gab. Noch vor der Belage-rung von Giins war Kasim Beg mit einem Streifcorps von 16,000 Mann in die Lander zwischen der Donaii und den Alpen vorausgeeilt. Auf die Nachrickt aber, dass Soliman, Wien aufgebend, von Giins aus nur noch einen Raubzug in die Steiermark beabsichtige, war Kasim Beg umgekehrt und zog iiber Oesterreich gegen Steiermark, um sich mit der tiirkischen Hauptmacht zu vereinigen. Hier war es nun, wo erst die deutschen Reichstruppen unter Schartlin von Burtenbach und Markgraf Joachim von Brandenburg, dann aber Krains tapfere Heer-fiihrer und Streiter am Raubervolk Rache iibten.- Hans Kazianer und Niklas von Thurn warfen den iiber die Sckwarza gegen Steiermark vordringenden Feind mit stiirmischer Gevvalt iiber den Fluss zuriick, und bei Neustadt holten sich die krainischen Reiter, gefiihrt von Paul Bakics und Georg von Auersperg, unter dem Oberbefehle Kazianers neue Lor-beern. Zwar liess hier mancher brave Reitersmann sein Leben, aber 3000 Tiirken deckten die Waklstatt. Nur wenige entkamen. Durch Kazianers Kriegsvolk sollen 9000 Tiirken in den Gebirgspassen auf-gerieben worden sein.2 Er verfolgte nun seine Siegeslaufbahn weiter. Bei seinem Nahen zog der vor Gratz lagernde Sultan iiber die Mur ab (12. September). Bei Fernitz erreichte ihn Kazianers Streitmacht; auch hier waren des Sultans Waffen unglucklich, gegen 8000 Tiirken erlagen dem Christenschvverte.3 Das Tiirkenlieer zog dann vor Mar-burg. Hier schlug unser Landsmann Sigmund Weichselberger drei-maligen Ansturm tapfer zuriick.4 Ehe aber noch der Briickenschlag iiber die Drau beendet war, hatten deutsche Heerhaufen unter dem Pfalzgrafen Friedrich und dem Markgrafen von Brandenburg, denen sich spater Paul Bakics mit seinen Reitern anschloss, den Feind auf- 1 Hammer III. 113. 2 Voigt 1. c. S. 90 -97. 3 Voigt 1. c. S. ICO. 4 Voigt 1. c. S. 101. fassen wiirden, wenn dergestalt mit G.ewalt wider die bestiitigten Frei-lieiten und wider ihren Wilien mit ihnen verfahren vviirde?' Wie Ihre Majestat den aus dieser Neuerung allfallig sich ergebenden ,Aufruhr, Emporung und Blutvergiessen' und alles andere daraus evfolgende Ungliick vor Gott und der Welt verantworten wollen? u. s. w. Der energische Widerstand der Stande war von vollstandigem Erfolge be-gleitet. Die • Salzkammer wurde aufgehoben, jedoch gegen Abnahme eines Aufschlags von acht Kreuzer von jedem Saum Salz und Be-willigung einer sechsjahrigen Turkenhilfe von jahrlichen 8000 Gulden. Das vorhandene Salz wurde den Standen um den Kostenpreis iiber-lassen.1 Die fortdauernde Unsicherheit in Ungarn, welclie durch die fran-zosischen Umtriebe geniihrt wurde und trotz aller Friedensbemiihungen deutucher Fiirsten immer wieder zum offenen Kampfe fiihrte, und die sichere Erwartung einer neuen Kriegsunternelimung von Seite der Pforte maclite bald wieder die Abhaltung eines Ausschusstages zur Nothwendigkeit.2 Er wurde auf den 1. Dezember 1536 nach Wien ausgeschrieben und von allen fiinf niederosterreichischen Landern und der Grafschaft Gorz beschickt. Krain war durch Niklas Frei-herrn von Thurn d. a., Wolfgang Lamberg zum Schneeberg, Erasmus von Obritschan, Sigmund von Weichselberg, Erasmus von Scheyer zu der Ainod und Wilhelm Praunsperger, Biirger zu Laibach, vertreten. Ihre Instruction wies die Gesandten an, auf bessere Besetzung der Grenze und der Ortsflecken zu dringen, da aus der Festsetzung der Ungarn in der Tiirkei abzunehmen sei, dass der Krieg werde erneuert werden. Zur Verhutung der kleineren Streifziige waren 300 Martolosen liinreichend, fiir die grosseren wiirde die bisherige Besatzung von 2000 Mann kaum geniigen. Ueberhaupt sollten aber die Gesandten iiber alles, was zur Erhaltung und Befriedung der Lande und zur Bewah-rung der Grenze dienlich, mit den andern Ausschiissen und unter steter Fiihlung mit den Karntnern und Steirern berathen und b«schlies-sen, und zwar ohne ,Hintersichbringen', wenn die andern Ausschusse dieselbe Ermachtigung haben. Den obersten Feldhauptmann Hans Kazianer sollten die Ausschiisse, wenn er sich zurzeit am Hofe be-finden solite, zu sich entbieten, und derselbe solite an ihren Bera-thungen und Beschlussfassungen theilzunehmen ermachtigt sein. Auch 1 Landsch. Arch. Fasc. SOT. 2 Die folgende Darstellung beruht auf den Acten des landsch. Arch. Fasc. 92, Rubr 1, Wienor Handlung Nr. 8. die Vollmacht der steirischen Gesandten griff iiber den engen Horizont der Landesvertheidigung hinaus und lautete auf alles, was ,zur Woblfahrt, Ruhe und Versiclierung der Lande nothig', die von Oester-reich unter der Enns sogar ganz allgeinein auf alle ausser der Tiirken-hilfe nocb etwa zur Verbandlung kommenden Gegenstande. Wir seben, wie die Lande, seit sie gemeinsam tagten, immer mehr sich gewohn-ten, in der gemeinsamen Berathung Abhilfe fiir alle tief gehenden Sckaden der Gesammtheit zu suchen und sich als Glieder eines staat-lichen Ganzen zu fiihlen. Ehe noch der iibliche Austausch der Beglaubigungsschreiben und Vollmachten zwischen den Ausschiissen stattfand, hielten die drei Lande Steiermark, Karaten und Krain, ,wie von altersher', eine Besprechung, beschlossen ,durch einen Mund zu handeln', und wahlten den Erasmus von Trautmannsdorf zu ihrem Marschall. Dann verglichen sich sammtliche Ausschiisse ,zur Verhiitung des Disputirens, doch unbescbadet ihrer Gerechtigkeiten', iiber die ,Session' (d. i. die Sitzordnung) und die Marschalle. Was die erstere betrifft, so einigte man sich dahin, dass Oesterreich ob und unter der Enns fiir Ein Land zu kalten und daher seine Abgeordneten ohne Absonderung nach Landern sitzen sollten, und dass es iiberhaupt zwischen den Ausschiissen keinen Streit wegen des Obenansitzens geben, sondern dass jeder nach Massgabe seines Erscheinens semen Platz einnehmen solle. Die Ernennung des Marschalls aus dem Ritterstande nahmen die von Oesterreich als ein altes Recht in Anspruch, die Ausschiisse erhoben dagegen keinen Einspruch, und es wurde als Marschall Matthiius Teufel gewahlt. Der erste konigliche Vortrag an die Ausschiisse vom 12. Dezem-ber bezeichnete als Berathungsgegenstand die Massregelu gegen die Tiirkengefahr und forderte zu diesem Zwecke Erhaltung eines Kriegs-volks zu Fuss, zu Ross und zu Wasser durch ein Jahr, zur Wieder-eroberung der von den Tiirken eingenommenen Passe und Festungen und zur Besckiitzung, und endlich einen ,gemeinen Zuzug' der Lande. Der Konig verhiess ausserdem, sich auch an die andern Lande, Boh-men und Ungarn, die Grafscbaft Tirol und die vorderosterreichischen Lande, um Beihilfe zu wenden; von den beiden letzteren erwarte er sie mit aller Zuversicht, besonders von Tirol, das schon in den letzten Tiirkenziigen zur Eroberung von Altenburg und Rettung Grans mitgewirkt. Eine natiirliche Folge des separatistischen Verhaltens der iibrigen Lande war das Uebenvalzen der grossten Last auf die Schultern der immer loyalen und opferwilligen deutsch-osterreicliischen Erblande. Die Ausschiisse begriffen, dass auch diesmal wieder sie voraussicht-lich den iibrigen Landen gegeniiber im Nachtheil sein wiirden, und es kann ihnen nicht iibel gedeutet werden, dass sie schon in ihrer Er-widerung auf den ersten koniglichen Vortrag ihre Bitte um Ein-berufung einer allgemeinen Landerversammlung erneuerten und dieselbe mit der Unmoglichkeit motivirten, die ganze Last der Tiirken-abwehr allein zu tragen. Der Konig stellte in seiner Antwort den Ausschiissen vor, welche Gefakr die durch neuerliche Ausschreibung eines Ausschusstages entstehende Verzogerung nach sich ziehen miisste. Er stellte ihnen zwar anheim, ihm anzuzeigen, in welchem Zeitraume die Beschliisse der neuen Versammlung in Vollzug kommen konnten, doch forderte er sie auf, schon jetzt zur Berathung der Landesvertheidigung zu schreiten und dieselbe nicht zu verzogern. Indem die Ausschiisse auf ihrem Begehren vvegen der allgemeinen Landerversammlung beharrten, zogerten sie jedoch nicht, iiber die Landesvertheidigung zu berathen. Sie erachteten die Aufbringung der erforderlichen Geldmittel auf vier verschiedenen Wegen moglich: 1. durch den Anschlag der ganzen Gilt in den niederosterreichischen Landen, was, wie wir oben gesehen haben, einem Betrage von 230,500 Gulden gleichkam, 2. durch einen gemeinen Leibpfennig, 3. durch eine Anlage auf die Huben und Hauser der Unterthanen, 4. durch Veranschlagung des Werthes nach Massgabe der Nutzungen und des Einkommens eines jeden. Doch hielten sie auch die Anwendung eines dieser Mittel nicht fiir hinreichend, ohne Mitwirkung der iibrigen Lander, daher sie wieder auf ihr caterum censeo zuriickkamen. Sie berechneten die Moglichkeit einer neuen Zusammenkunft zu Licht-mess 1537, auf welcher die Lander bereits mit einem genauen Ueber-schlag ihrer Beitrage erscheinen konnten, und baten auch um Ge-stattung zur Aborclnung von Gesandten an fremde Fiirsten, insbesondere aber an die Stande des Reichs. In seiner Antwort erorterte der Konig weitlaufig die gegen den Wunsch der Ausschiisse sprechenden Griinde: vor allem Kiirze der Zeit und zu befiirchtender Abfall der Kroaten. Von Bohmen habe der Konig das Versprechen einer Hilfe erlangt, gegen ,Bewilligung an-sehnlicher Gnaden,' das aber nach seiner Abreise zunichte geworden. Ohnehin wiissten die Ausschiisse, wie langsam es gewohnlich mit den Verhandlungen in Bohmen gehe. Doch sollten die Ausschiisse ihre Gesandten mit dem Konig nach Prag schicken, um dort ihre Beschliisse mitzutheilen und die Beihilfe der Bohmen unter Anbietung der Gegen- leistung anzusuchen. Tirol wiirde sich wegen des bevorstelienden Krie-ges mit Frankreich, da die Franzosen bereits in den vordern Landen liigen und taglicli Gefahr drohe, wohl kaum zu einer Hilfe verstehen, doch diirften sich die Lande getrost auf Tirols Beistand verlassen, wenn es nicht selbst in Krieg verwickelt werde, und dazu bedtirfe es nicht einmal eines Landtags. Wir konnen hier nicht allen Phasen der Erorterung iiber diese Lebensfrage — als solche erschien sie wenigstens den niederosterreichi-schen Landen — folgen; sie zieht sich durch die ganze Ausschuss-verhandlung und fiihrt mitunter zu erregten Recriminationen und Vonviirfen. Da versichern einmal die Ausschiisse, sie beabsichtigen mit ihrem Beharren auf der ,allgemeinen Zusammenkunft' der Lande nur der Lande und der Dynastie Wohlfahrt. Sie hatten schon friiher darum angesucht, als die Laufe noch nicht so gefahrlich waren; da-mals hatte noch viel Ungliick verkiitet werden konnen. Der Konig sieht nun in dieser Verwahrung der Ausschiisse eine ,Beschuldigung', die er, obwohl mit dem Vorbehalt, ,dass es fiir den Landesfiirsten unnothig sei, mit den Unterthanen zu disputiren oder ihnen Rechen-schaft zu geben, dičs auch nie erhort worden', durch eine ausfiihrliche Darlegung seiner Regierungspolitik widerlegt. Er habe die nieder-osterreichischen Lande mit schlechtem und geringem Einkommen, aber in ,treffenlicher Versetzung' (Ver pfandung) und Schulden, und noch dazu den Tiirkenkrieg vorgefunden. Um diesen zu diimpfen, habe Ihre Majestat dem Konig Ludwig von Ungarn ansehnliche Hilfe mit Aufvvendung Ihres Kammerguts thun miissen. Auch der Bauern-krieg habe Darlehen nothvvendig gemacht; nach Konig Ludwigs Fall habe der Konig dem Konigreich Ungarn, auf das er ein naturliches Erbrecht gehabt, nachtrachten miissen, doch nicht um sich zu be-reichern, sondern um den Landen eine Schutzmauer gegen die Tiirken zu gevvinnen. Die Ausschiisse wiissten auch, durch wie ,beschwerliche Kosten' Ihre Majestat zum Besitze der bohmischen Krone gelangt, auf welche dem Konig ebenfalls das Erbrecht zustand. In dem letzten Tiirken-kriege hatte Ihre Majestat Leib und Gut nicht gespart, mit Verpfan-dung und ,Verkiimmerung' Ihres Kammerguts, insbesondere als der Turke vor Giins gelegen, eine vom Herzog von Oppeln eingebrachte Forderung von 100,000 Gulden den Landen zur Rettung aufgewendet. Hatten die Lande friiher die begehrte Hilfe zur Unterwerfung der Ungarn geleistet, so ware es zu solcher Gefahr, wie sie jetzt vor Augen, nicht gekommen. Darauf folgen nun demiithige Entschuldi- gungen der Ausschiisse. Dass Ihre Majestat an der Behauptung, durch eine allgemeine Landerversammlung hatte viel Unheil verhiitet werden konnen, .soleh ungnadiges Missfallen tragen', sei den Ausschiissen ,ent-setzlicli und erschrockenlich und mit Bekiimmernus zu koren.' Sie hatten nur einem Wunsche der Lander Ausdruck gegeben, sie wollten fiir Ihre Majestat Leib und Gut als gehorsame Unterthanen einsetzen. Diese Entschuldigung seiner Unterthanen beantwortet Ferdinand mit Entschuldigungen seinerseits und bewilligt ihnen schliesslich eine allgemeine' Versammlung, sich jedoch wegen deren Einberufung das weitere vorbehaltend. Inzwischen haben die Ausschiisse keine Zeit verloren, um die \vichtige Frage der Landesvertheidigung, hier nicht in dem besehrank-ten Sinne der einzelnen Lander, sondern des gansen Vaterlandes Oesterreich, dessen Bewusstsein die niederosterreichischen Lande allein in allen Fahrlichkeiten treu festhielten, zu losen. Sie bewilligen 800 gerustete, 2000 geringe Pferde und 2200 Fussknechte, und ausser-dem den personlichen Zuzug des Adels. Die schvvere Reiterei soli soviel moglich ausser Landes aufgebracht, die leichte von den Landen selbst gestellt werden. Ein Hauptmann der Panzerreiter soli monatlich auf Bešoldung, Trabanten, Wagen, Tafel u. s. w. 100, ein Reiter zehn Pfund Pfennig erhalten; ein Hauptmann iiber 2 — 300 geringe Pferde monatlich 50 Pfund Pfennig, und ein Reiter drei ungarisehe Gulden zu 75 Kreuzer oder aufs hochste vier Pfund Pfennig. Was das Fuss-volk betrifft, so sollen 800 italienisehe Hakenschiitzen (Arkebusiere) zu fiinf Gulden Sold aufgenommen werden. Ihre Anwerbung baten sie den Grafen Lodron, der ,wegen seines, aufrechten, ehrlichen und rit-terlichen Wohlhaltens und sonderlicher freundlicher Neigung zu diesen Landen' bei den Ausschiissen und ihren Mandanten ,hoch- und wohl-beriihmt uud angesehen' sei, um der Christenheit und der Lande Wohlfahrt willen zu iibernehmen. Sie soliten am 22. April in Botzen gemustert werden, dann einen Monatssold erhalten und nach Villach zur ferneren Disposition des Landeshauptmanns von Karnten dirigirt werden. Ausserdem wollen die Lande 1400 deutsche Landsknechte mit vier Gulden rhein. Sold bestellen. Die Hauptleute soliten acht, die Fahndriche nicht iiber vier Sold (d. i. 32 und resp. 16 Gulden) erhalten. Aus jedem Lande sollen zwei Kriegsrathe, deren einer der Hauptmann iiber die geriisteten Pferde sein soli, bestellt werden. Die Kosten der ganzen Streitmacht bereehneten die Ausschiisse auf sechs Monate mit 175,200 Gulden und fiir anderthalb Monate, welche die geringen Pferde langer im Felde liegen soliten, mit 20,000 Gulden, mithin zusammen init 195,200 Gulden. Davon. entfielen auf beide Oesterreich 97,600 Gulden, auf Steiermark 48,800 Gulden, auf Karnten 32,533 Gulden 20 Kreuzer, auf Krain und Gorz 16,266 Gulden 40 Kreuzer. Was den Zuzug betrifft, der ausser der geworbenen Streitmacht geleistet werden solite, so solite jeder Landmann von je 100 Pfund -Herrengilt ein geriistetes Pferd auf ein, nothigenfalls auch zwei Mo-nate unterhalten, unter der Voraussetzung, dass auch die oberoster-reichischen Lande (Tirol und die V.orlande) und das Reich Hilfe leisten und es zu einer Schlacht oder Belagerung kommt. Aus der Bauer-schaft sollten 2000 der besten Leute ausgehoben und wehrhaft gemacht werden. Sie sollten des Tags nicht iiber funf Kreuzer, die mit Harnisch versehenen acht Kreuzer erhalten. Im Falle der aussersten Noth solite das Aufgebot des zehnten, sechsten oder funften Mannes ergehen, doch nur mit Vorwissen und Bewilligung der von den Landen ver-ordneten Hauptleute und Kriegsrathe. Damit hatten die Verhandlungen in Wien ihr Ende erreicht. Konig Ferdinand unterliess nichts, um zur Forderung des angestrebten Zweckes bei den Reichsstanden zu wirken. An alle erging schon am 23. Dezember ein gedrucktes Circulare. Nachdem der tiirkische Kaiser selbst beabsichtige, kiinftigen Sonnner einen gevvaltigen Zug vorzu-nehmen, sich auch bereits von Konstantinopel nach Adrianopel begeben, es demnach auf die gemeine Christenheit, insonderheit aber auf die deutsche Nation abgesehen habe, und da dem romischen Konig (dies war Ferdinand) in Abwesenheit des Reicbsoberhauptes die Admini-stration des Reichs zustehe, so werden die Reichsstande, da es zur Ausschreibung eines Reichstages zu spat ist, ersucht, eine Hilfe zu Ross und zu Fuss, wie solche auf dem letzten Regensburger Reichstag laut Anschlagsregisters gestellt sei, auf acht Monate ohne Verzug bereit zu machen, damit sie im Falle der Noth an Ort und Stelle geschickt \verden konne. Solite aus der Unterlassung dieser Hilfe bei der Erschopfung der Erblande durch zwei Tiirkenziige Unheil fiir die Christenheit und die deutsche Nation erfolgen, so wolle dessen der ' Konig vor Gott und der Welt billig entschuldigt sein. Abgesehen von diesem officiellen Ausschreiben, beschloss der Konig einzelne Fiirsten und Stadte durch eigene Commissare zur Lei-stung der Hilfe und des Zuzugs auffordern zu lassen. Christoph von Geudorf solite mit dem Cardinal von Mainz und Herzog Georg von Sachsen; der Graf von Ortenburg mit dem Bischof und der Stadt Augsburg; Graf Niklas von Salm mit dem Bischof von Passau; Leon- hard Strauss mit dem Biscliof und der Stadt Strassburg, dann dem Markgrafen Ernst von Baden; Ulrich von Maltitz mit den Stiidten Ulm, Reutlingen, Esslingen, Kempten, Costniz, Ravensburg, Eberlingen, Memmingen und dem Herzog Ulrich von Wiirtemberg; Rudolf von Ehingen mit den Stadten Schwabisch-Hall, Nordlingen, Dunkelsbuhl, Heilbronn; Wilbelm Drugsass (Truchsess?) mit den ,ansebnlichen' Pra-laten im schwabischen Kreis; Hans Friedrich von Landeck mit den Kurfiirsten von Koln und Trier, dem Pfalzgrafen Ludwig, dem Herzog von Jiilich, der Stadt Frankfurt und der Stadt Koln verbandeln. Aucb nacb Rom ricbteten die bart bedrangten osterreichischen Lande ibre hilfesuchenden Blicke. Der Konig batte ibnen auf ibr An-sucben bewilligt, einen Gesandten an den Papst zu schicken, sicb jedoch die Durcksickt der ihm auszufertigenden Instruction vorbehalten. In den Erblanden hatte sich um diese Zeit bereits auch der Geist der kirchlichen Refonn geregt, die krainischen Stande hatten sich bereits als Protestanten bekannt, um so denkwiirdiger ist der Schritt, den sie mit der Mission an das Oberhaupt der katholischen Kirche thaten, fur welche ein Krainer, Christoph von Lamberg zum Scknee-berg, Domherr in Salzburg, gewahlt worden war. In der Einleitung der Instruction wird Paul III. der ,allerheiligste in Gott Vater, und Herr, der heil. romischen Kirche oberstes Haupt', im Context ,Se. Heiligkeit; angesprochen und ,ein Haupt und Hirt, aucb Vater der Christenheit' genannt. Es werden dann die Fortschritte der turkischen Eroberung ge-schildert. Vor wenigen Jaliren nach Eroberung von Bosnien, Kroatien, Serbien, Ueberwindung des ,Tsclienderweg Despoten' (Sken-derbeg?) und anderer machtiger Haupter habe der Tiirke seinen Fuss in die grossmachtige und fruchtbare Krone Ungarn gesetzt, die-selbe durch drei Heeresziige nach Konig Ludwigs Tod grossentheils in seine Gewalt gebracht, dazu die Schliissel zu den christlichen Landen, Griechisch-Weissenburg, Schabatz, Initza, Wardein, Ivlutsch, Ud\vin, endlich den koniglichen Stuhl Ofen und andere Flecken, Passe, Stadte, Vesten und Schlosser sich unterthanig gemacht, so dass die niederosterreichischen Lande an Zengg und liinwarts auf Wichitsch und dem Laufe der Unna entlang, bis dieselbe in die Save fiillt, ihre ausserste Grenze haben. Der Tiirke habe auch von dannen nach der Sau ab allein im vergangenen Sommer die iiberbliebenen Passe bis Griechisch-Weissenburg, die fiir diese Lande und die Christenheit keine kleine Vormauer gewesen, erobert. So besitze er auch von Griechisch-Weissen-burg alle Stadte, Vesten und Schlosser an der Donau bis gegen Ofen, habe auch nunraehr etliche Passe iiber die Drau, zuvorderst den von Esseg inne. Ihm stehen die Passe iiber die Theiss und Donau, auf Bolimen, Miihren, Polen und das ganze deutsche Reich oifen. Dadurch sei der Widerstand bei den Ungarn, Kroaten und diesen (den niederosterreichischen) Landen derart gebrochen, dass der Turke vergangenen Sommer in die 31 Flecken, Castelle und Passe im Windischland ein-genommen und darin ob 60,000 hausgesessene Christen dienstbar ge-macht habe und noch taglich sein Gebiet vergrossere, theils durch Gewalt, theils durch List, indem er unter dem Scheine eines Tributs die Bewohner in Sicherheit einwiege und dann sie plotzlich iiberfalle, in die Sklaverei fiihre und den Boden mit anderem unchristlichen Volk besetze. Da der Turke nunmehr alle Passe und Strome gegen diese niederosterreichischen Lande beherrsche, konne er Krain in einem, Steiermark in zwei, Oesterreich in hochstens drei Tagen mit seinen Streif- und Heerziigen erreiclien. Nun haben die Ausschiisse sichere Nachricht, dass der Turke den kommenden Sommer abermals seinen gewaltigen ,personlichen' Zug auf Ungarn und diese Lande nehmen, die Eroberung im windischen Land enveitern oder eine grosse Macht gegen diese Lande schicken werde, welche ohne Beiliilfe an-derer keinen Widerstand leisten konnen. Der Kaiser habe durch die Eroberung von Tunis bereits einen glucklichen Anfang zur Zuriick-drangung der Tiirken gemacht, und varen nicht der Konig von Frank-reich und seine Mitgenossen unchristlicherweise dazwischen getreten, so ware das windische Land nicht verloren gegangen. Nun haben die Ungarn und Kroaten sich an die Ausschiisse in Wien gewendet und vorgebracht, dass sie oft bei Sr. Heiligkeit und ihren Vorgan-gern in der hochsten Noth Zuflucht gesucht, aber hilflos gelassen worden. Weil nun Se. Heiligkeit den ckristlichen Glauben zu retten und den Abfall der Christenheit, besonders gegen diesen gemeinen Erb-feind, zu verhiiten vor Gott schuldig sei, auch Se. Heiligkeit wegen ihres christlichen Gemiiths geriihmt werde, so seien die Lande aus schuldiger Pflicht durch ihre Nothlage gezwungen, durch ihren Orator (Gesandten) nachfolgenden Weg, durch welchen ihnen zum hochsten geholfen und sie bei dem christlichen Glauben erhalten werden konnten, an Se. Heiligkeit gelangen zu lassen: 1. Moge der Papst, seinem Amte gemiiss, Frieden und Ruhe zwischen allen christlichen Machten herstellen, auch die mit den Tiirken alliirten christlichen Fiirsten von diesem Bundniss abmalinen, und wenn seine christliche Ermahnung nicht genugen solite, weitere Mass- nalimen gegen dieselben treffen, damit dies der ganzen Christenbeit offenbar werde. 2. Wolle Se. Heiligkeit gnadigst verfiigen, dass das ausgeschrie-bene Generalconcil obne alle Riicksicht auf die Ki-iegsgefabr seinen Fortgang habe, in Anbetracht, dass durch keinen andern Weg die cbristliche Kirche und der heil. Glaube, ,welcher jetzt mit so viel Secten und Zwiespaltungen der Religion jammerlich zertrennt', zu Frieden und Einigkeit kommen moge; auch in Betracht, dass ohne Zvveifel der AUmachtige, von welchem man alle Hilfe und Heil, Rettung und Beschiitzung der Seelen, Ehr, Leib und Gut hat, und gewarten soli, durch obgedachte Spaltung der christlichen Religion und misshelligen Glauben, aus welchem die rechte Ehre und Gottešdienst fiillt und darniederliegt, heftig und billig erziirnt; alle Uneinigkeit, erschreck-lichen und verderblichen Krieg zwischen den christlichen Hauptern, auch allen andern Jammer und Kummer, so der Christenbeit bisher von. dem Tiirken und seinen Anhangern begegnet und jetzt mit er-schrecklicher Gefahrlichkeit gar vor der Thiir und ob dem Haupt liegt, in seiner gottlichen Gerechtigkeit zu Straf und Ermahnung verliangt und zugefiigt. Wenn der Papst jetzt von Stund an, bis die allgemeine Heeres-fahrt gegen die Tiirken in der ganzen Christenheit zustande kommt, den Landen zu Hilfe kame und andere cbristliche Machte zu derselben bewegen wiirde, so wiirde solches Sr. Heiligkeit niitzlich, heilig und christlich Werk der AUmachtige nicht unbelohnt lassen, und dazu \viirden die Lande sich eines solchen christlichen Hirten nicht wenig herzlich erfreuen und den Allmachtigen um sein langes Leben und lobliche Regierung inniglich und unaufhorlich bitten, auch Sr. Heiligkeit solchen christlichen und heilsamen Werkes am jiingsten Tag Kundschaft geben, die erhaltenen Seelen, die sonst durch die mahomedanische ,Secte' von dem e\vigen Glauben abgewendet, aber durch Se. Heiligkeit erhalten vvurden, auch nicht weniger Sr. Heiligkeit christliche Werke vor Gott preisen. Hierauf soli der gemeldete Orator Se. Heiligkeit mit demuthig-stem, innigstem und gekorsamstem Fleiss bitten, anrufen, schreien unot vermahnen, dass Se. Heiligkeit durch die Liebe, so sein Herz zu der Christenheit tragt, auch in Bedacht seines heiligen Amts und Befehls die obgedachten Wege (Mittel) gnadigst zu Herzen nehmen etc. Im Falle der Gesandte nicht erhort wiirde, solle er im Namen der Lande ihre Verwahrung gegen alle Verantwortung fiir den Abfall der Lande vom Christenthum, der durch die Tiirkengefahr verursaclit wiirde, einlegen. Wie hereits erwahnt, hatten die niederosterreichischen Lande von Konig Ferdinand die Erlaubniss erhalten, mit ihm Gesandte zu der Krone Bohmen zu schicken. Am 12. Marz 1537 erschienen diese denn auch in der Versammlung der bohmisclien Stande und legten denselben die verzweiflungsvolIe Lage der osterreichischen Erblande in beredten Worten dar. Sie sprachen ihre herzliche Freude iiber die bohmische Konigswahl aus, durch welche Bohmen und seine Neben-lande zum vordersten Glied des Einen Leibes, als welchen sie Oesterreich betrachten, geworden. Dann schilderten sie das Vorschreiten und die Yerwiistungen der osmanischen Macht, fast gleichlautend mit der Instruction fiir Rom, erwahnten aber noch insbesondere die' Leiden "Krains, das durch grosse und kleine Streifzuge, durch Raub und Brand schon seit zwanzig Jahren so grosse Verluste erlitten und auf man-chen Heereszugen so viele treffliclie und tapfere Miinner aus Adel und Volk durch Tod und Gefangenschaft verloren, um mit der Bitte zu schliessen, die bohmischen Stande mochten mit christlichem Ge-miith die schwere Last bedenken, den niederosterreichischen Landen beistehen und ihnen als Mitgenossen und Gliedern Eines Herrn und Hauptes trostliche und eilende Hilfe bringen.1 Diese Bitten, welche der Konig aufs angelegentlichste unterstiitzte, hatten in der Tliat den gewiinschten Erfolg. Wir werden auch die Bohmen im Verein mit den Streitkraften der Erblande bald auf dem Kriegsschauplatze erscheinen sehen. Im Sommer des Jahres 1537 hatten Ferdinands Waffen in Ungarn gegen Zapolya Gliick gehabt, wabrend Soliman theils durch den Krieg mit Venedig, theils durch Misshelligkeiten mit Persien verhindert war, seine Plane auf Ungarn durchzufiihren. Wahrend Leonhard von Fels im Norden siegreich vordrang, erhielt der erprobte Kriegsmann Kazia-ner den Auftrag, in Slavonien die von Esseg aus von den Tiirken eroberten festen Platze zuriickzugewinnen und den Feind auch hier nach Osten zuriickzudrangen. Als der Zuzug der Lande Steiermark, 4 1 Toigt 1. c. S. 136—140. — Die Kosten, welehe die Krainer Landschaft im Jahre 1537 zur Unterhaltung des Kriegsvolks an den Grenzen Krains aufvvendete, betrugen monatlich 9245 Gulden, und zwar fiir das Fussvolk unter Oberst Friedricli Paradeiser 2400 Gulden, fiir die Artillerie 486 Gulden, fiir die Husaren 5000 Gulden und der Rest per 1359 Gulden fiir die Besoldungen des Hans Kazianer und der anderen zu Pferde dienenden krainerischen Edelletite. Oberleitner, Oesterreichisches Finanzwesen unter Perd. I., Archiv XXII. Karnten und Krain und der Grafschaft Gorz und die bohmischen Hilfs-truppen zu der bei Kopreinitz lagernden Streitmacht Kazianers ge-stossen waren, bestand dieselbe im ganzen aus 24,000 Mann, nemlicb 16,000 Fussknechten und 8000 Reitern, meist Husaren. Diese letzte-ren befebligten die ungarischen Hauptleute Ludwig Pekry, der uns bereits aus friiheren Kampfen bekannte tapfere und kriegserfahrene Paul Bakics und der begnadigte Rauberhauptmann Ladislaus More. An der Spitze der Bohmen stand der Graf Albreckt Schlick, die Steirer befehligte der Landeshauptmann Hans Ungnad; die Karntner Erasmus Mager; die kriegsgeiibten Tiroler und eine Anzahl italie-nischer Schiitzen (Arkebusiere) der Graf Lodron; die Krainer endlich Kazianer selbst, dem der Konig den Oberbefehl des ganzen Heeres anvertraut hatte. Das Heer filhrte als Geschutz sieben oder acht grosse Kanonen und etwa 40 kleinere Feldstiicke. Storend wirkten auf die Kriegsoperationen gleich anfangs die Anspriiche der Bohmen, deren Oberst sich verlauten liess, er wolle sich von Kazianer nichts befehlen lassen, Rangstreitigkeiten zwiscken den Bohmen und Steirern, Mangel an Proviant und Krankheiten, wodurch 8000 Mann vom Fuss-volk weggerafft wurden. Fiir keinen dieser Uebelstande kann man Kazianer verantwortlich machen. Von dem durch Geschutz unangreif-baren Esseg musste nach einstimmigem Beschluss der Riickzug ange-treten werden. Auf deinselben gab es wieder Verlust an Geschutz durch Mangel an Pferden und Unwillfakrigkeit der Ungarn; Meuterei mekrerer Hauptleute, von Kazianer nur durch energische Mahnung an Ehrgefiihl und Vaterlandsliebe niedergehalten; Entweichung des ehemaligen Rauberhauptmanns More mit seinem Haufen. Endlich wurde von Kazianer auf Audringen Hans Ungnads und Schlicks beschlossen, Wagen und Geschutz zuriickzulassen und den Riickzug anzutreten (September 1537). Fiir denselben wurden genaue Weisungen gegeben und im Kriegsrathe allen mitgetheilt. In der Nacht liess Kazianer noch dem Grafen Schlick und den andern Hauptleuten anzeigen, sie mogen auf kein weiteres Zeichen zum Aufbruch warten; Graf Lodron solite vorausziehen, um ifiit sechs Falkoneten eine Brucke zu besetzen und den Riickzug zu decken. Als jedoch der Morgen kam, fand sich Kazianer von allen verlassen, nur die Hauptleute der Husaren befan-den sich noch bei ihm. Da brach er endlich mit diesen auf. Nach andern Berichten entwich zuerst Ladislaus More, dann verliessen das Lager Hans Ungnad und der Bischof von Agram, hierauf verschvvand Ludvvig Pekry, und eke die Sonne aufging, war der oberste Feldhaupt-mann Kazianer selbst entilohen. Die welschen Arkebusiere, die Tiroler, Bolimen, die Oesterreicher, Kiirntner und die Krainer wenigstens zum Theil, wie es scheint, waren zuriickgeblieben. Sie wollten dem Feind standhalten und einen ehrlichen Soldatentod sterben. Graf Lodron bewabrte sich als ritterlicher Held. Auf sein Ros s sich schwin-gend, ermahnte er die Verzweifelten zu standhafter Gegenwehr. ,Du hast leicht reden', soli ihm da ein (leutscher Landsknecht zugerufen haben, ,du sitzest zu Pferd, mit sechs Fiissen kannst du freihch schnel-ler entfliehen, als wir mit zweien.' Der Graf schwang sich sogleich aus dem Sattel, stach das Eoss nieder und rief: ,Bruder, ich feckte mit euch zu Fuss!' Als nun der hoffnungslose Kampf gegen die tiir-kische Uebermacht begann, entwich Graf Schlick, der Ehre seines Geschlechts uneingedenk, aus dem Gefecht; die ubrigen wurden von dem Feinde grosstentheils niedergemacht. Ein Leonhard Lamberg ge-rieth da in turkische Gefangenschaft, Niklas Thurn, auch ein Krainer, rettete sich schwer verwundet durch die Flucht. Der karntnische Hauptmann Mager fiel, und sein Kopf, wie der des kurz zuvor gefalle-nen Paul Bakics, ward nach Konstantinopel gesandt. Graf Lodron hielt schwer verwundet mit drei Fahnlein Tiroler noch langer Stand, bis er, des Feindes Wort vertrauend, sich ergab; bald darauf liess ihn dieser todten; wie einige berichten, ,weil er ohnehin an seinen schwe-ren Wunden hatte sterben miissen', nach andern starb er an diesen im Lager. Das ganze Lager mit dem noch iibrigen Geschiitz ward eine Beute des Siegers; unter diesem war eines durch seine Grosse aus-gezeichnet, die sogenannte ,Kazianerin', welche noch durch ein halbes Jahrhundert ihren Namen zu Ehren brachte.1 Konnen auch die Einzelheiten des Vorganges jener unglucklichen Nacht, in welcher Kazianers Glucksstern unterging, nicht mehr auf-geklart werden, das steht leider fest, dass er, der als Feldhauptmann der letzte am Platze hatte sein sollen, das Feldlager verliess, wahrend ein beti'achtlicher Theil der Streitkrafte daselbst zuriickblieb. Die furchtbaren Verluste bei Esseg, besonders der Bohmen, von deren 5000 Mann fast keiner die Heimat wiedersah, riefen Erbitterung bei Hof und im Volk hervor. In Deutschland sang man Spottlieder auf Kazianers Flucht, in Wien las man an Kirchenthuren den Reim an-geschlagen: Kazianer, Ungnad und Schlick, Die mochten hangen an einem Strick. < Voigt 1. c. S. 148-186. Von Wien aus verbreitete sich im November 1537 ,ein neues Lied von den drei feldfliichtigen Hauptleuten in Ungarland' in meh-rere deutsche Lander, selbst bis nach Preussen. Kazianer versaumte nicht, sich beim Konig zu recbtfertigen; er sandte durch den koniglichen Rath Trojan von Auersperg eine aus-fiihrliche Denkschrift iiber den ganzen Verlauf des Kriegszuges ein. Auf sein Verlangen erhielt er im November 1537 sicheres Geleit fiir drei Monate, um sich am 11. Dezember in Krems zu personlicher Verantwortung zu stellen. Hier iiberreichte er seine schriftliche Ver-theidigung und fiigte derselben miindlich bei, ,die Hauptursache des Abzugs aus dem Feldlager sei der Proviantmangel gewesen; der Abzug sei mit allgemeiner Zustimmung beschlossen, aber so ausgefiihrt wor-den, dass daraus eine allgemeine Flucht entstanden, er jedoch keines-\vegs der erste in dieser gewesen, eines Verrathes werde man ikn nicht iiberfiihren konnen.' Docb diese Entschuldigung ward ungeniigend befunden und Kazianer als Hochverrather in Haft genommen. Da wen-dete er sich mit einem flebentlichen Bittschreiben an den Konig. Er berief sich auf das ihm ertheilte sichere Geleit und auf seine treuen Dienste, ,als Euer Majestat zum ersten mal nach Ungarn zogen und als ich hernach Euer Majestat Widersacher in Ungarn geschlagen und ganz aus dem Lande gejagt, so dass es an mir nicht gemangelt, das ganze Konigreich einzunehmen. An wem der Mangel gelegen, wissen Euer Majestat wohl. In der Zeit ferner, als der Kaiser von Wien abzog und Gran belagert ward, da haben Euer Majestat, weil daran alle Wohlfahrt Eurer Majestat, der Abfall des Landes Ungarn und vielleicht noch mehres abhing, mich mit hohem und gnadigem Bitten und Begehren ermahnt, ich solle das Beste thun, um Gran zu retten. Euer konigliche Majestat wolle das ewig gegen mich und alle meine Freunde mit grosser Gnade erkennen und nimmermehr vergessen. Wie oft habe ich sonst meinen Leib fiir Eure Majestat gewagt und allezeit, ich mag es mit Wahrheit sagen, ritterlich und redlich ge-handelt, Eurer Majestat gute Treue und niitzliche Dienste erzeigt, auch als ich von Eurer Majestat Gewalt und Befehl gehabt, Land und Leute zu vertbeidigen, darin Euer Majestat Ehre und "VVohlfahrt hoch bedacht und allezeit als ein treuer Mann gehandelt. So wolle denn Euer Majestat mich jetzt solche treue Dienste und Ihrer allergnadig-sten Verheissung geniessen lassen und um soleh meiner Ungeschick-licMeit, die ich aus keiner Untreue oder Bosheit begangen, ivenn ich sie je begangen hatte, begnadigen' etc. Da indessen alle Bitten und Vorstellungen, alle Verwendung hochgestellter Freunde und des pol- nischen Hofes selbst nichts niitzten, Kazianer auch mit seiner Bitte um eine ordentliche gerichtliche Untersuchung kein Gehor fand, so entschloss er sich, einen Gewaltstreich fiirchtend, zur Flucht aus seinem Gefangnisse (in der Nacht vom 30. zum 31. Januar 1538). Ausser Wiens Mauern angekommen, hatte er einen Bauer aufgegriffen und gezwungen, mit ihm bis in die Gegenden zu reiten, wo er selbst der Wege kundig war. Dort hatte er, um jede Spur seiner Flucht zu verwischen, den Bauern niedergestossen und war dann Tag und Nacht weiter bis in eins seiner festen Schlosser in Kroatien gefltichtet. Hier fand er Freunde in dem machtigen Adel des Landes. Die Grafen Nikolaus und Johann von Zriny raumten ihm ihr festes Schloss Kastai-niza an der Unna ein. Hier verleitete Kazianers Rachegefiihl ihn zum Abfall von seinem Monarchen. Er conspirirte mit den kroatischen Edlen gegen Ferdinand, ja er liess sich sogar in Verbindungen mit den Turken ein. Vom Konig als Verrather und Feind erklart, von seinen Feinden in seiner ritterlichen Ehre verletzt und verleumdet, seines Eigenthums beraubt, entschloss er sich, die Burg Kastainiza den Turken zu iibergeben, was er auch den Grafen Zriny mittheilte, ohne auf ihren Widerspruch Riicksicht zu nehmen. Da kam am 27sten Oktober Graf Nikolaus von Zriny unter dem Vorwande weiterer Ver-handlung mit Kazianer auf die Burg. Als sie zu Tische sassen, stiess der Graf dem Kazianer einen verborgen gehaltenen Dolch in die Brust. Als dieser aufsprang, die Seinigen zu Hilfe zu rufen, erschlugen ihn des Grafen Diener mit einer tiirkischen Streitaxt. Sein Leichnam ward zum Fenster hinaus in den Schlossgraben geworfen. Den Kopf sandten die Grafen an Ferdinand nach Wien. Die Morder erhielten leicht Verzeihung. Das Ende Kazianers erregte in Deutschland an allen Fiirstenhofen ausserordentliches Aufsehen und Theilnahme. Seine Giiter waren nach seinem Tode vom Konig eingezogen worden, doch liess er spater Kazianers Tochter, der Gemalin des Freiherrn Ulrich von Eitzing, fiir ihre Anspriiche auf Erbschaft und Heiratsgut das Schloss Altenburg riickstellen, ferner 12,000 Gulden auf die Pfand-schaften ihres Vaters, endlich 6000 Gulden auf die Zehente in Krain und 2000 Gulden auf den Aufschlag und Viehzoll in Laibach zuweisen. Nach einer andern Nachricht erhielten auch Kazianers drei Sobne die vaterlichen Giiter in Karnten und Krain von der Gnade des Koriigs zuriick. Rache fiir die schmahliche That der Zrinys nahm der Turke, den der Ermordete sein Leben lang bekampft hatte. Der Sultan liess dem Konig erklaren, Kazianers Mord miisse an den Grafen Zriny bestraft 11* werden, geschehe dies nicht durch den Konig, werde er selbst die Bestrafung iibernehmen. Und in der That brach (1540) eine Schar von 10—12,000 Tiirken in Kroatien ein und venvii,štete alle Giiter der Zrinys mit Kaub und Brand. Ihre Bitten um Beistand wurden von Ferdinand zuriickgewiesen, und sie verloren alle ihre Besitzungen.1 Nach der Niederlage Kazianers hatte Konig Ferdinand den Niklas Jurisckitz, Freiherrn zu Giins, an die Stelle Kazianers zum obersten Feldhauptmann der niederosterreichischen Lande und im Windischen Land (Kroatien), sowie auch zum Landeshauptmann von Krain ernannt (19. Oktober 1537).2 Im kommenden Jahre (1538) dauerten die Kriegs-vorbereitungen fort. Konig Ferdinand befahl den Bau eigener Schiffe (Nasarn) zu Ueberfuhren. Deshalb wurde ein Schiffmeister aus dem Salzkammergut und ein kaiserlicher Werkmeister zur Erbauung von Sagemiihlen an die Save beordert. Wegen geheimer Bewahrung dieser Schiffe in Marburg und Laibach erging ein eigner Befehl.3 Von dem Lande Krain, den kroatischen Ortflecken und Grenzen liess Ferdinand eine Karte anfertigen, wofur er dem Meister fiir dessen Miihe und Fleiss iiber alles andere noch 20 Gulden rhein. zu bezahlen anord-nete.4 In eben diesem Jahre wurde eine neue Ordnung der Kreid- 1 Voigt 1. c. S. 192—246. Ueber Kazianers Einverstandniss mit den Tiirken Iiegt uns im landsch. Arch., Fasc. 207, ein Document vom Juli 1539, die Instruction fiir einen Abgesandten der Stande Krains an Ferdinand 1, vor. Es heisst in derselben: ,Dieweil numals augenscheinig, dass Kazianers Handlungen Ihrer Majestat Land und Leuten zu Nachtheil reichen, auch seine Sachen dahin steht, Ihrer Majestat und derselben getreuen Land und Leute anzugreifen und sich den Turken anzuhangen, demnach abermals Ihre Majestat unterthiinigst zu bitten, dass Ihre Majestiit desselben Hab und Gut nit auszubitten noch vergeben lassen. Ob also aus Verhiingung Gottes Ihrer Majestiit getreuen Landleut Einer oder mehr gefangnust, dass dieselben von seinem (des Kazianers) Hab und Gut wiedergeIost, dadureh man-nig ohne Scheu Ihrer Majestat in dergleichen Gefahrlichkeit zu dienen bewegt wurde.' Und in der Instruction vom 22. September 1539 fiir die, ,zur jetzigen Zusammenkunft' (dem Ausschusstag von Wien) Abgesandten aus Krain heisst es: ,Weil des Kazianers Handlung dahin gestellt, dass er gegen dem Land Krain und etlichen sonderen Personen rachig gemiit tragt, Ihre konigliche Majestat gehorsamst zu bitten, ernstlich Befehl ausgehen zu lassen, damit seinen Boten durch die Lande zu passiren nicht gestattet; wo sich auch zutrug, dass ein Landmann Schaden oder Nachtl von ihm empfieng, dass derselb Schaden von sein des Kazianers oder seiner Anhanger Giitern demselben Landmann erstattet, und darum vergnugt werde.' Ldsch. Arch. 1. c. 2 Muchar 1. c. VIII. 425. 3 Muchar 1. c. VIII. 435. 4 Muchar 1. c. S. 436. ,Wir haben befohlen, unsere Ortflecken sammt der krai-nerischen Mappa und anstossende Grenzen abconterfeien und malen zu lassen, wozu sie bei ihnen einen Mathematicum oder Conterfeyer gehabt haben.' feuer und Kreidschiisse festgestellt. Von Grobnik oberhalb Fiume sollten sie die Kunde auf Gutenegg (Istrien) bringen; von Modruscb gegen Kostel und Weiniz in Krain; von Ribnik im Karlstadter Kreise auf Mottling. Von der Drau bis an die Donau solite bei Feindes-einfall Oberlaibacb ,durch geschrift' die von Radkersburg in Kenntniss setzen; von Steinamanger gen Giins; von Oedenburg nach Eisenstadt; von Altenburg gen Bruck an der Leitha; aber die ,rechte Kundschaft', so die Bane geben miissen, heisst es in dieser Ordnung, gebt von Kroatien auf Mottling, dort sollen die von Krain ihre Post haben, um gahe Ein falle zu verhiiten.1 Im Sommer des Jahres 1538 erhielt der neue Landeshauptmann Niklas Jurischitz beunruhigende Kundschaftsnachrichten von der Grenze. Es hiess, der Tiirke wolle personlich, d. i. unter Anfiihrung des Sul-tans selbst, das Land iiberziehen und Laibach belagern. In panischem Schrecken scheinen sich die Verordneten zuerst an den Konig, der damals (Juni) in Breslau venveilte, dann an die steirische Landschaft durch Erasmus von Scheyer um Hilfe gewendet zu haben. Laut seiner Instruction solite auch bei den benachbarten fremden Fiirsten, bei welchen, ist nicht gesagt, um Hilfe angesucht werden, nachdem sich bei dem Konig Ferdinand keiner weiteren Hilfe zu versehen sei, und es wurde sogar angedeutet, dass die Stande in ihrer Verlassenheit zu Entschliissen gezwungen sein wiirden, ,die der Christenheit sum Nach-theil gereichen wurdenl. Dieser extreme Schritt der Stande, den nur die Verzweiflung und die leidige Erfahrung von der Langsamkeit der Hilfe in der Zeit der Noth eingegeben haben konnte, hatte zwei Erlasse Konig Fer-dinands vom 6. Juni, aus Breslau, zur Folge. In dem ersten wurden die krainer Stande aufgefordert, ihre Hilfe in Bereitschaft zu setzen. Im Falle der Noth sollten sie nicht verlassen werden. Laibach solle mit Geschiitz und Munition versehen werden. Der Konig werde bald-moglichst in seine Erblande kommen und alles verfiigen, was zur Rettung derselben nothwendig sei. Die 1000 Gulden, welche die Stadt Laibach zum nothwendigen Befestigungsbau aufzubringen sich erbiete, solle sie befugt sein, von den 300 Gulden, die sie jahrlich ins Vice-domamt reiche, abzuziehen. Was die Ortflecken betrifft, so sei Erasmus Freiherr von Thurn, Deutscher Ordens-Landcomthur, an die Grenze abgesendet und ihm 8000 Gulden angewiesen worden; er solle auch, 1 Zeibig, Ausschusstag der gesammten osterreichischen Erblande zu Inns-bruck 1518. Oestr. Arch. XIII. S. 349—350. wenn nothig, nocli 200 Mann aufnehmen. Die Einwilligung der Stande, ihre Abgesandten zu einem Ausschusstage nach Linz zu senden, wurde in Gnaden angenommen und ihnen bedeutet, dass der Tag auf den 1. Juli erstreckt worden. Mittlerweile solle die Mahlstatt bestimmt werden. Die Krone Bohmen sei zur Theilnahme an dieser Ausschuss-versammlung nicht zu bewegen gewesen.1 Der zweite Erlass Konig Ferdinands, gerichtet an die krainischen Stande, oder in deren Abwesenheit an ihren Verordneten-Ausschuss, fiihrt denselben ihre ,etwas heftige, entsetzliche und etwas iiberfliis-sige Ausfiihrung' scharfer zu Gemiithe; die Gefabr sei nicht so gross, wie sie ihnen dargestellt worden, der Tiirke habe es nicht auf Krain abgesehen. Uebrigens habe der Konig der Lande Notb und Gefahr zeitig bedacht und fiir dieselbe Vorsorge getroifen, auch seine Rathe und Kriegscommissarien nach Wien und Pettau verordnet, an welche sich die Lande in allen Nothfallen zu wenden wiissten. Geschiitz, Pulver, Blei und Hakenbiichsen wiirden nach Krain gebracht, und es sei auch noch nicht so weit gekommen, dass die Stande sich auf niemandes Hilfe mehr verlassen, sondern nur auf die fremden Eiirsten noch ihre Hoffnung setzen diirften, denn bei der Krone Bohmen, den beiden Lau-sitzen, in den vordern Landen und in Tirol habe der Konig bereits Hilfe erlangt, und dieselbe werde zur Zeit der Noth bereit sein; in Schlesien unterhandle er eben dariiber. Auch im Reich werde er dies nicht unterlassen, wie er es schon bei Papst, Kaiser und der Liga mit Erfolg gethan. Selbst aber wolle der Konig aH' sein Vermogen, Leib und Gut an der Lande Erhaltung setzen. Fiir die Ausschuss-versammlung wies der Konig den Standen Linz als Mahlstatt an und forderte sie auf, ihre Gesandten dahin auf den 12. Juli abzuordnen. Wenn die Stande vermeinen, es liege am Konig, wenn auf dem be-vorstehenden Tage nicht alle Lande vertreten sein wiirden, so geschehe damit dem Konig Unrecht, denn er habe es bei der Krone Bohmen und den andern Landen an diesfalliger Bemiihung nicbt feblen lassen, hoffe aber, dass die Zusammenkunft, werde sie auch nicht von allen Landen beschickt, doch ,zu einem Anfang in viel Weg fruchtbar' und fiir die andern Lande ein Antrieb zu eifrigerer Mitwirkung an der nothwendigen Gegenwehr sein werde. In einer Nachschrift fiigte der Konig bei, der Herzog Georg von Sachsen habe seinen Antheil an der Reichsbilfe ihm bewilligt, ebenso hatten die Reichsfiirsten des baieriscben Kreises auf dem Kreistag in Regensburg die Hilfe gemass 1 Landsch. Arch. Pase. 207. dem Augsburg'schen Beschluss bewilligt und sich erboten, noch andere Fiirsten dazu zu bewegen. Der Kurfiirst von Brandenburg, als er mit seinem Bruder die Lehen vom Konig personlich empfangen, habe 300 wohlgeriistete Pferde, meistens aus seinem Hofgesinde, auf sechs Monate zu unterhalten und von Stund an in Bereitschaft zu setzen bevvilligt und weitere Hilfe im Falle der Notli mit aH' seinem Ver-mogen, Leib und Gut zugesagt. Auch die Stadte und andere aus dem Reich hatten ihre Hilfe bewilligt.1 Die Stande kamen der AufForderung des Konigs sogleich nach und wahlten als ihre Abgesandten nach Linz Christoph Freiherrn zu Kreig, Erbkammerer in Kiirnten; Jorg von Lamberg zum Rottenbiichel und Magnus Schenk, Stadtschreiber zu Laibach. Ihre Instruction schrieb ihnen vor, nach Begriissung der iibrigen Ausschiisse vor allem mit jenen Karntens und Steiermarks sich in Verbindung zu setzen, da die drei Lande ,allweg in vertreulicher Handlung bei einander gestanden', und sie zu bitten, wie von altersher mit ihnen ,durch einen Mund zu handeln.' Zu gelegener Zeit sollten sie dann den Ausschiissen die Tiirkengefahr vorstellen, und wie beson-ders Krain darunter leide, dass die Unterthanen nicht mehr in Ruhe ihr Feld bauen konnen, da sie taglich durch Aufgebote aufgeschreckt wiirden. Das Land liege den Turken offen, da keine Passe es sichern. Kroatien sei trotz der ritterlichen Gegenwehr seiner Bewohner, da es keine Hilfe erhielt, den Tiirken tributpflichtig geworden. Die Gesandten sollten den Ausschiissen diese Nothlage Krains ,mit klaglichen seufzen-den Gebarden' schildern und sie zu bewegen suchen, dass erstens die Ausschiisse bei Ihrer Majestat fiir bessere Versehung der kroatischen Ortflecken sich verwenden, zweitens, dass die Lande gemeinschaftlich die Unterhaltung der von der krainischen Landschaft aufgenommenen Martolosen und der von ihr an Stelle des Aufgebots ausgehobenen und mit fiinf Kreuzer besoldeten 4000 Bauern iibernehmen, wodurch ihnen auch die Biirde ihres Aufgebots erleichtert wiirde. Ausserdem hatten die Gesandten den Auftrag, die Erledigung von Landesbeschwerden zu erwirken, welche sich auf den Ausschusstagen fast regelmassig wiederholten: Beisteuer der Triester und Gorzer, dann der Pfandschaften zu den Landeskosten, Freihaltung der Meerstrasse fiir den Salzhandel gegen die monopolistischen Anspriiche Triests u. s. w. Ausser dieser officiellen oifenen Instruction erhielten die Gesandten jedoch noch einen ,eigenen Unterricht', eine vertrauliche Instruction, 1 Landsch. Arch. Pase. Rel. S. Nr. 10, Conv. 69. welche, wenn sie aueli oline praktische Folgen blieb, doch in mancher Beziehung charakteristisch ist. Die Ausschiisse sollten nemlich, wenn sie inbetreff der Grenzflecken keinen geniigenden Erfolg erzielen sollten, mit Rath der andern Ausschusse, vorziiglich aber der beiden Nach-barlande, iiber folgende Punkte mit Ihrer Majestat verhandeln. Sie sollten nemlich vor allem die kategorische Frage an Ihre Majestat i-ichten, ,wie und was gestalt Ihre Majestat die Lande wolle und wisse zu erhalten?' Wenn dann die Vorschlage Ihrer Majestat nicht fiir geniigend befunden wiirden, so mochten die Gesandten Ihrer Majestat vorstellen, dass Ungarn gegen die Tiirken und die Praktiken der Franzosen und des Weida nicht zu erhalten sei und dass die Erblande zu einem langwierigen Kriege um Ungarn nicht beisteuern konnen. Ihre Majestat solle und moge sich auf der Lande Hilfe zu einem solchen Kriege nicht verlassen. Die Steuern und Hilfen wiirden mit grossem Unwillen von den .armen Leuten' (den Bauern) abge-fordert, ,dabei wenig Gliick und Heil zu hoffen.' Bei der grossen Erschopfung des Kammerguts, welches allein zur Beschirmung und Erhaltung von Land und Leuten bestimmt sei, ware der Krieg in Ungarn zu unterlassen und die Thatigkeit auf das zunachst vor Augen Liegende zu richten und Ihrer Majestat getreue Land' und Leute, die armen Witwen und Waisen zu verschonen. Allein die Stande wollten noch weiter gehen, nicht allein Ungarn, sondern auch die Ortfiecken sollten preisgegeben werden. Zengg, Wi-chitsch, Repitsch, Ototschitz, Briinndl, die wichtigsten Punkte der Grenze sollten, weil sie die Lande nicht mehr erhalten konnten, der papstlichen Heiligkeit und der Republik Venedig, denen auch nicht an weniger an ihrer Erhaltung gelegen (!), sammt dem Land Kroatien angeboten und iiberlassen werden. Es ware besser, aus der Notk eine Tugend zu machen, da diese Platze sonst ohnehin verlorengehen miissten. Ferner, da der Konig Ungarn ohnehin nicht erhalten konne und in den Landen allenthalben erschalle, dass das deutsche Reich Ihrer Majestat den Vorschlag gemacht, Ungarn auf des Reichs Kosten dem Turken abzuringen und wieder zum Reiche zu bringen, wenn der Konig seinem Erbrechte und seinen Anspriichen auf Ungarn ent-sagen und es den Reichsstanden als ein ,Mehrer des Reichs' anheim-stellen wiirde, so ware dieser Vorschlag bei dieser Erschopfung der Lande den Standen ,hoch angesehen und mit keinem Fug wohI aus-zuschlagen oder zu weigern.' Da durch die Annahme dieses Vorschlags den Landen ein guter Schild und eine Vormauer gewonnen und dieselben vor so schweren Opfern bewahrt wiirden, so moge Ihre Majestat in dieser Beziehung Ihre Reputation und Hoheit nicht ansehen, sondern die Beschirmung und Erhaltung Ihrer getreuen Unterthanen und Lande hoher anschlagen; ,weil Ihre Majestat um Ihre untergebenen Schaflein llechenschaft m geben schuldig, ivolle Ihre Majestat Ihr Seelen-heil darin beivahren und Gottes Gericht vor Augen haben.' Auch mit den Franzosen moge der Konig einen ewigen Frieden schliessen, um alle seine Maeht gegen den Tiirken zu wenden.1 In einem Zusatz ohne Datum werden die Ausschiisse instruirt, daliin zu wirken, dass fiir die Grenze ein stehcndes Heer von min-destens 10,000 Mann aufgestellt werde.2 Es liegen uns auch die ,Gewalten' (Vollmachten) und ,Credenz-briefe' (Beglaubigungsschreiben) von Steiermark, Karnten, Gijrz, Oesterreich ob und unter der Enns vor. Nur die Steirer instruiren ihre Gesandten auf unbedingte Beschlussfassung, alle andern nur auf Be-richterstattung, doch hatten in Karnten, Gorz und Oberosterreich die Landtage bereits Vorsorge fiir die dringendste Gefahr getroffen. Die Gorzer hatten 100 Pferde auf fiinf Monate, dann fiir Geschiitz, Munition, Proviant und Scliiffung 1000 Gulden rh., doch unter der Bedingung, dass die Bauerschaft zur Beisteuer verhalten werde, bewilligt. Karnten hatte sich erboten, 200 Pferde auf fiinf Monate zu stellen, oder fiir ein Pferd zehn Gulden monatlich zu bezahlen, damit Ihre Majestat davon Reisige oder Fussknechte bestelle. Der Landtag von Oberosterreich hatte 280 Pferde auf fiinf Monate und ausserdem noch ein Fahnlein Kneclite auf zwei Monate, und wenn der Konig selbst ins Feld riicken oder es zu einer Schlacht kommen solite, den personlichen Zuzug in Aussicht gestellt.3 Der Ausschusstag verhandelte vom 2. bis 13. August 1538 in Linz ohne einen Erfolg und mehr der Religionsspaltung und specieller Landerbeschwerden, als der Gegenwehr gegen den gemeinschaftlichen Feiud gedenkend, doch ohne dass hiebei noch religiose Griinde auf die politischen Beschlusse eingewirkt hatten. Die erste Ansprache oder eigentlich der schriftliche Vortrag des Konigs vom 2. August erorterte seine Bemiihungen, gemass der im letzten Ausschusstage (1536/37) gestellten Bitte eine allgemeine Ver-sammlung aller Konigreiche und Lander zustande zu bringen, welche diesmal an der Weigerung Bohmens und der vordern Lande scheiterte. 1 Landsch. Arch. Pase. Eel. S. Nr. 10. Vgl. Valv. X. 336. 2 Landsch. Arch. 1. c. 3 Landsch. Arch. 1. c. Der Konig erkannte die Abordnung von Gesandten durch die nieder-osterreichischen Lande und das gehorsame Erscheinen derselben ,zu sondern Gnaden' und forderte sie auf, die Wichtigkeit der Verhandlung wohl zu erwagen und das moglicbste zur Befriedung der Lande ,gegen Glaubige und Unglaubige' beizutragen. Er selbst wolle Leib und Gut daran setzen. Doch diesmal blieben die Ausschiisse unempfindlich fiir die Bitten des Konigs. Erst baten und beschworen sie denselben, da die nieder-osterreichischen Lande fiir sich allein zu ergiebiger Abhilfe zu schvvach seien, er moge ,aus landesfurstlicher Macht' die oberen und die vor-dern Lande und die Grafschaft Tirol in Eile anf eine gelegene Mahl-statt erfordern, das ist eine neue Zusammenkunft veranstalten; dann wendeten sie den Mangel an hinreichender Vollmacht ein, und schliess-lich erklarten sie, sie hielten die allgemeine Versammlung fiir den erspriesslichsten Weg, sich der schweren Lasten zu entledigen. Ohne Beihilfe der andern Lande \vtirden sie unniitz Leib und Gut opfern; man moge daher ihre Weigerung nicht dahin deuten, dass sie sich selbst ihrer Pflicht entziehen wollten. Ohne die allgemeine Betheiligung aller Lande konne der Noth nicht abgeholfen werden. Die Ausschiisse hatten ein wahres AVort gesprochen, sie hatten aber auch die lan-desfiirstliche Autoritat zur Erreichung des gemeinsamen Zweckes an-gerufan und damit ihrem eigenen System, den so vielfach mit dem Wohle des Ganzen collidirenden standischen Freiheiten das Urtheil gesprochen. Doch inuss bei alledem anerkannt werden, dass immerdar die niederosterreichischen Lande es waren, bei welchen der Reichs-gedanke, selbst auf Kosten der standischen Sonderstellung, zum Durch-bruche kam. Sie waren im Rechte, wenn sie sich auch jetzt gegen den Vorwurf verwahrten, sie gaben den andern Landen ein schlechtes Beispiel. Lange genug hatten sie an Geld und Blut das ihrige geleistet, dass die andern Lande sich ein Beispiel an ihnen hatten nehmen konnen. So verlief dieser Ausschusstag ganz resultatlos. Auch beziiglich der nun so oft schon betriebenen Polizeiordnung erreichten die Lande nichts, als eine Vertrostung auf ruhigere Zeiten! Nicht einmal die Vertreibung der Juden konnten sie durchsetzen, welchen sie Kund-schaftsdienste fiir die Tiirken schuldgaben, denn der Konig machte einen Vorbehalt zugunsten der in Geschaften des Konigs von Polen verkehrenden Juden. Das heimat- und rechtlose Volk der Zigeuner allein erfreute sich keines hohen Schutzes. Auf die Bitte der Ausschiisse erklarte der Konig, dieselben sollten nicht geduldet und den Landeshauptleuten wieder befohlen werden, sie abzuschaffen und mit Strafe gegen sie zu verfabren. In seiner ,Bescblusschrift' (vom 11. August) entwickelte der Konig noch die schweren Ausgaben, die er um der Lande Rettung willen auf sich genommen. Von seiner ,Bestallungl habe er 2000 geringe Pferde aufgenommen, um Kroatien und das windische Land zu ver-theidigen, abgesehen von der gewobnlichen Besatzung der Grenze und der Erhaltung der zu Pferde dienenden kroatischen und \vindischen (slavonischen?) Edelleute. Zur Besetzung von Ofen seien 1500 Knechte aufgenommen worden, ebenso eine Anzahl fiir Gran und eine gute Anzahl geringer Pferde zur Behiitung der ungarischen Grenze. Ferner habe Ihre Majestat 2000 Spanier mit hohem Sold anwerben lassen, dann 3000 Nassadisten und eine gute Anzahl Galeeren bestellt. Ausser-dem erfordere der Unterhalt der Obersten und Befehlshaber merkliche Kosten.1 Wir sehen also, dass die Grenze nicht so schutzlos war, wie die Ausschiisse sie darstellten, wenn auch noch immer im Verhaltniss zur tiirkischen Macht schwach besetzt. Ein Jahr war seit dem resultatlosen Linzer Ausschusstage ver-strichen, als Konig Ferdinand seine niederosterreichischen Lande aber-mals zu einer Zusammenkunft in Wien entbot. Krain ordnete als seine Gesandten ab: Erasmus Freiherrn von Thurn, Landcomthur der niederosterreichischen Balley des Deutschen Ordens, koniglicher Rath, Oberster der kroatischen Ortflecken und Hauptmann in der Mott-ling; Niklas Freiherrn von Thurn d. a.; Andreas von Lamberg zum Rottenbiichel, Landesvervveser in Krain; Ritter Sigmund von Weich-selberg, Pfandherr auf Siebenegg, und Hans Weilhammer, Biirger-meister in Laibach. Sie erhielten die Vollmacht, wegen der ,harrigen' (regelmassigen) Hilfe und wechselseitigen Vertheidigung der Lande, sowie iiberhaupt iiber alles, was in diesen scbvveren Laufen Ihrer koniglichen Majestat Land und Leuten dienstlich sein konnte, zu ver-handeln.2 Vom 2. bis zum 26. Dezember dauerten die Wiener Verhand-lungen. Die Ausschusse bestanden allerdings auch diesmal auf der Beiziehung der iibrigen Lander zur Beitragsleistung, allein sie mach-ten daraus keine Bedingung ihrer eigenen Leistung. Sie bewilligten als Tiirkenhilfe die halbe Gilt und erklarten, aus derselben 400 ge- 1 Landsch. Arch. Fasc. Rel. S. Nr. 10, Conv. Linzer Hdlg. 2 Landsch. Arch. 1. c. riistete, 1000 geringe Pferde, dann 1600 Fussknechte unterhalten zu wolIen. Fiir den Zuzug im Falle der Noth wollten sie von 200 Gulden ein geriistetes Pferd auf ein bis zwei Monate stellen.1 Das all-gemeine Aufgebot erklarten sie aber als unfruchtbar. Der Konig seinerseits sagte zu, 800 Pferde fiir Kroatien, Geschiitz, Schiffung, Kundschaft u. s. w. beizustellen. Er genehmigte auch die Absen-dung von Abgeordneten der Ausschusse an die Krone Bohmen und den Kaiser. Zu der letzteren Mission wahlten die krainischen Ausschiisse den Grafen Franz Thurn. Vom 11. April aus Gent datirt die kaiserliche Eroifnung an die dahin gekommenen Ausschusse der niederosterreichischen Lande und der Grafschaft Tirol, womit ihnen in Aus-sicht gestellt wurde, dass der Kaiser ihnen den Tiirken gegeniiber Hilfe leisten und auch andere christliche Fiirsten dazu bewegen werde.? Konig Ferdinand erfiillte iibrigens das den krainischen Standen gegebene Versprechen, fiir die Sicherung der Grenze Sorge zu tragen. Schon im Dezember des Jahres 1539 war der bisherige Commandant der kroatischen Grenze, Erasmus Freiherr von Thurn, der in der-selben seit 1535 befehligte, wegen Kranklichkpit seines Dienstes ent-hoben und Hans Lenkowitsch an seine Stelle gesetzt worden.3 Die oberste Feldhauptmannschaft der niederosterreichischen Lande iiber-nahm nach Niklas Jurischitz im Jahre 1540 Hans Freiherr von Ungnad.4 1 Die Ausschiisse berechneten dio Gesammtkosten ihrer Bevvilligung auf den Betrag der ganzen Gilt, also mindestens 200,000 Gulden. Sie verglichen sich auch unter einander, ausser der Gilt 100,000 Gulden zu erlegon, wovon Oesterreich unter und ob der Enns die eine, Steiermark, Karnten, Krain und Gorz die andere Hiilfte iibernehmen sollten. Die Besoldung eines Hauptmanns iiber 200 geriistete Pferde, sammt Tafelgeld, ohne den Unterhalt seiner Pferde, wurde auf 50 Gulden rhein. monatlich veranschlagt, ferner sollten demselben zwei Trabanten mit zwolf Gulden, ein Pahndrich mit zwei ,Uebersolden' (d. i. zwei Doppelsolden oder 32 Gulden, den einfachen Sold eines Eeiters mit 8 Gulden angenommen), ein Trompeter mit einem Uebersold und ein Fourier mit der nemlichen Monatsbesoldung zugetheilt wer-den. Ueber 100 geringe Pferde sollten zwei Hauptleute, jeder mit dem Monatsold von 40 Gulden und dem Unterhalt seiner Pferde (jedes mit vier Gulden gerechnet); iiber je 100 Martolosen ein Woiwode mit dem Monatsgehalt von zehn Gulden und ein Harumpascha mit jenein von sechs Gulden gesetzt und ihnen ein Pourier mit einem Uebersold (sechs Gulden, den Sold eines Martolosen mit drei Gulden monatlich veranschlagt) beigegeben werden. 2 Landsch. Arch. Pase. 92. 3 Muchar 1. c. VIII. 441. 4 Oberleitner, Oesterreichs Pinanzen unter Ferdinand I., Arch. XXII. Vom 13. Oktober 154(0 fand ich ein Schreiben Ungnads als obersten Feldhauptmanns in windischen und niederosterreichischen Landen an die Krainer Stande, im Vicedom-archive. \ In diesem Jahre ward auch das friiher zu Ungarn gehorige Grenzhaus Wichitsch (Bibač) von der Konigin Anna von Ungarn der krainischen Landschaft iibergeben.1 Die tiirkischen Streifziige dauer-ten freilich trotz aller Grenzbesetzung und aller Kundschafts- und Allarmsysteme fort. Im Jahre 1540 kamen die Rauber in die Gegend von Gottschee und verheerten das Land, vvelches ohnehin unter einer verderblichen Diirre litt, in gewohnter Weise.2 5. Neue Kampfe in Ungarn. Die niederosterreichischen Lande auf dem Reichstage in Regensburg. Gesandtschaft Herloersteins und Salms an Soliman. Aussohusstage in Linz und Wien. Treffen von Lonsko. In Ungarn war nach Zapolya's Tode (22. Juli 1540) das Kriegsfeuer neuerdings entbrannt, da des Konigs Witwe, die ehrgeizige Polili Jsabella, die im Frieden mit Ferdinand (1538) stipulirte Abtretung Ungarns an Oesterreich verweigerte. Der unter Leonhard von Fels' Befehl unternommene Kriegszug gegen Ofen, den Scklussel Ungarns, zu welchem die niederosterreichischen Lande gemass den Wiener Be-schlussen vom Dezember 1539 ihre Streitmacht gestellt hatten, miss-lang, weil der Sturm auf die Konigsstadt abgeschlagen wurde und die Unzuverlassigkeit der Ungarn im Belagerungsheere einen Verratli befiirchten liess. Doch wurden auf dem Riickzuge Stuhlweissenburg und Wissegrad erobert. Die Erneuerung des Feldzugs im Friihjahr 1541 forderte neue Opfer von den ohnedies durch jahrelange Tiirkenkampfe erschopften Landen. Dieselben wendeten sich in dieser Noth, wie so oft schon, an Deutschlands Hilfe fiir seine bedrohten Marken, denn als solche galten noch immer die innerosterreichischen Lander, deren Hut dem Reichsoberhaupt iibertragen war. Und so erschienen denn die Gesandten der niederosterreichischen Lande, Gorz inbegriffen, auf dem Reichstage in Regensburg, von Seite Krains Erasmus von Scheyer zu Ainod, um Hilfe wider den Erbfeind der Christenlieit zu erflehen. Es wurde denselben die ,eilende' Hilfe bewilligt, in welchem Betrage, liegt nicht vor, und mit Hinblick auf die auch Deutschland naher riickende Gefahr beschlossen, am 14. Januar 1542 wegen der ,beharr-lichen' (regelmassigen) Hilfe die weiteren Beschliisse zu fassen.8 1 Urkunde vom 17. Juli 1540, Valv. XII. 12. 2 Valv. XI. 199; XV. 457. 3 Valv. X. 336; Muchar VIII. 465; Landsch. Arch. Pase. Eel. S. No. 10, Conv. 69. Inzvvischen hatte Soliman seinen zehnten Feldzug angetreten. Die Welien der Donau trugen ihm die Kopfe der vor Pest erschlage-nen Oesterreicher als Siegesboten entgegen. Am 25. August 1541 nahm er die Konigsstadt Ofen in Besitz. Hier trafen ihn Ferdinands Ge-sandte, Sigmund von Herberstein und Niklas von Salm, der Sohn des Vertheidigers von Wien. Fiir Ungarns Besitz boten sie dem Sultan 100,000 Gulden als Jahrestribut. Die Antwort lautete verneinend, Ungarn habe Soliman durch Waffengewalt in Besitz genommen, Gran, Wissegrad, Totis, Stuhlweissenburg mussten zuriickgegeben werden. Doch solite nach miindlicher Zusicherung des Sultans Waffenruhe herrschen bis auf Ferdinands Erwiderung. Man erzahlt, wie Sigmund von Herberstein bei der Abschiedsaudienz, als er sich biicken wollte, um Solimans auf dessen Knie ruhende Hand zu kiissen, von gewaltigem Lendenschmerz ergriifen, auf windisch ,Hilf mir um Got-tes Willen' den Rustem Pascha anrief, der ihn verstand, aber nicht half. Soliman, der ihn ebenfalls verstand, hob die Hand eine Spanne hoch iiber das Knie, um dem Gesandten das Kiissen zu erleichtern. Nach der Audienz zeigte Rustem Pascha den Gesandten die Donauflotte, das eroberte und mitgebrachte Geschiitz, die leichten Feldschlangen und das ungeheure Belagerungsgeschiitz, das Lager mit Graben und Wagenburg von Kamelen und Kanonen, des Kaisers Zelt mit ragen-den Thiirmen und die im Schweigen jedes Winks gewartigen Soldaten. Was hast du gesehen, fragte Rustem Pascha abermals windisch unsern Herberstein. ,Die grosse Macht eines grossmachtigen Herrn', war seine, des Wessiers Wohlgefallen erregende Antwort.1 Der Gebrauch der windischen Sprache in tiirkischem Munde wird uns erklarlich, wenn wir erwagen, wie der osmanische Eroberer seine Krafte in Heer und Cabinet durch geraubte Slavenkinder zu erganzen gewohnt war, und welche Ausdehnung die slavische Zunge im ehemaligen Byzantiner-reich gewonnen hatte. Die Zeit des Waffenstillstandes niitzte Konig Ferdinand zu Rii-stungen aus. Schon am 21. September entbot er die Stande von Krain zu der Ausschussversammlung nach Linz auf kommenden S. Gallus-tag, um die gegen die Feindesgefahr zu treffenden Massregeln zu berathen. Diese leisteten willig Folge und ordneten als ihre Gesandten dahin ab den Landeshauptmann Niklas von Jurischitz, den Ritter Erasmus Scheyer zu der Ainod, Jorg Lamberg zum Rottenpiichel, Jakob von Lamberg zu Stein, Hans Josef von Eck zu Neuburg, Hans 1 Hammer 1. c. III. 234—238. Dorn, Biirger zu Laibach. Sie erhielten die Weisung, den Konig zu bitten, sich inbetreff der Reichshilfe zu verwenden, damit dieselbe nicht gehindert, geweigert oder ,mit Unwillen und undienstlich' geleistet werde, ,dann die Werk allein, die von treuem Herzen und Gemiith gehn, die sein \virklich und fruchtbar, was sonst geschieht, ist alles Nachtl, Schaden und Verfiihrung.' In welcher Weise aber, ,mit was Diemut und Hoflichkeit' dies vorzubringen sei, wird den Ausschiissen anheimgestellt. Auch auf ihre alten Plane kamen die Stande zuriick, die Reichsgrenze den vornehmsten Reichsstanden einzeln zu Lehen zu geben, oder auch die Reichsstadte fiir eine Unterstiitzung durch eroff-nete Aussicht auf Handel und Gewinn in diesen ehemals so bliihenden Landern zu vermogen, denen nichts als gesicherter Friede zu neuern Aufbliihen fehlte. Mit Recht wiesen die Stande auch auf den Deutschen, den S. Georgs- und den Maltheserorden hin, in deren Beruf der Tiirken-kampf gelegen war, vvahrend nur der letztgenannte ihn ritterlich erfiillte. Mit Ungarn solle Frieden gemacht und Venedig zum Krieg gegen die Pforte und zum Angriff auf Dalmatien bewogen werden. Vor allem ware der kleine Theil Kroatiens zwischen Unna und Save, den seine Bewohner bisher ritterlich gegen den Halbmond gehalten, als eine natiirliche Feste, von Wasser, Gebirg und Meer umschlossen, vor dem Eindringen der tiirkischen Macht zu bewahren. Die Kroaten waren so wie die tiirkischen Ueberlaufer (Uskoken) mit einem Jakrgeld in Sold zu nehmen. Wollte man die Grenzorte preisgeben, so sollten die Gesandten die Hilfe verweigern. Wollte man den Krainern wieder Gorz zutheilen, wie friiher bei den Bewilligungen zu des Landes Nachtheil geschehen, da es fiir Gorz ohne Aussicht auf Wiedererstattung zahlen musste, so sollten die Gesandten sich dessen weigern. Waren endlich auf dem Ausschusstage nicht alle Lander vertreten, so sollten die Gesandten nach ihrem Ermessen handeln und den Standen dariiber be-richten. Unter den speciellen Anliegen der Landschaft finden wir die Bitte um Berufung eines Krainer Landmanns in die Regierung; wie es scheint, waren die diesfalligen bestimmten Zusicberungen bald in Vergessenheit gekommen, und hatten sich Fremde in den Rath der Krone eingedrangt. An die Gesandten Bohmens, welche zu dem Linzer Tage ebenfalls entboten worden waren, richteten die krainischen Stande ein eigenes, durch ihre Gesandten zu iiberreichendes Schreiben, in welchem sie das Land Bohmen mit seinen Nebenlanden als ein Glied Oesterreichs, unter Einem Haupt, dem Konig, mit den andern vereinigt, mit Riick-sicbt auf die allen gemeinschaftliche Gefahr um seine nachbarliche Hilfe 20,000 Gulden. Zu diesen Ausgaben versprachen Boli men monatlich 80,000 Gulden, die vorderosterreichiscken Lande und Tirol 12,000 Gulden beizutragen; auf die niederosterreichischen Lande wurden 69,000 Gulden repartirt. Auf dem Ausschusstage der niederosterreichischen Lande, \velchen Konig Ferdinand im April 1542 nach Wien berief, solite die Durch-fiihrung der Reichstagsbeschliisse berathen werden. Krain sendete dazu den Domherrn Paul Wiener, den Landmann Georg von Lamberg und den Laibacher Biirger Marx Stettner. Als Versammlungstag finden wir den 14. Mai angesetzt; doch miissen die Ausschusse schon im April eingetroffen sein, denn am 1. Mai beschliessen sie bereits, dem in Wien erwarteten Kurfiirsten Joachim von Brandenburg, dem Fiihrer der Reichstruppen, bei seiner Ankunft fiinf vergoldete Becher im Werthe von 500 Gulden zu verehren. Am 10. Mai entheben sie Triest und Fiume iiber ihre bei dem Konig angebrachte Bitte der Beitrags-pflicht zu den Kriegslasten Krains mit Riicksicht auf die Eigenschaft dieser Stadte als Hafenplatze. Am 27. Mai bewilligen die Ausschiisse dem Konig einen Vorschuss von 40,000 Gulden fur das Kriegsvolk, und am 1. Juni ste!len sie an ihn die Bitte, den Rest der zu Ende des Jahres 1541 in Prag fur das Kriegsvvesen bewilligten Summe pr. 1.043,074 Gulden dieser Bestimmung gemass zu verwenden, eine Bitte, welche mit Riicksicht auf friihere Erfahrungen nicht uberfliissig war. Sie berechneten, dass, wenn auf,Armada', Geschutz, die leichten und die walschen Pferde, die Martolosen u. s. w. monatlich 161,000 Gulden verwendet wiirden, dies in den sechs Monaten vom 1. Juni bis 1. Dezember, als der Feldzugszeit, 966,000 Gulden ausmache, daher selbst nach Abschlag von Gorz, das seinen Antheil nicht erlegt hatte, noch ein Ueberschuss von 68,074 Gulden bliebe. Da, wie oben gesagt, die in Speyer auf die niederosterreichischen Lande repartirte Summe 69,000 Gulden betrug, so glaubten die Ausschusse, zu weiteren Leistungen nicht verhalten werden zu konnen, leisteten aber dem Appell an ihren Patriotismus bald willige Folge, indem sie die Stellung und Erhaltung von 4000 leichten Reitern, 1000 Martolosen, 500 walschen Pferden, die Besoldung des Obersten der Kriegsrathe — Krain wahlte als solche einen Sohn Hans Kazianers, Balthasar Kazianer, und Erasmus Obritschan — und des Zahlmeisters — als solcher vurde der Ritter Georg Maning zur Kirchperg mit 300 Gulden Besoldung gevcahlt — iibernahmen. Ausserdem erklarten sie, fiir das Kriegswesen monatlich noch 16,000 Gulden beitragen zu wollen, welchen Beitrag sie auf mundliches Begehren des Konigs auf 20,000 Gulden erhohten. Mit diesem sicher nicht unbedeutenden Resultate schlossen die Verhandlungen am 7. Juni.1 Am 7. und 8. Juli musterte Ferdinand bereits bei Wien das Reichsheer, welchem sich spiiter die Contingente der osterreichischen Erblander angeschlossen haben mogen.2 Der mit grossen Hoffnungen unternommene Feldzug scheiterte jedoch klaglich wegen Geldmangel und Seuchen; bei solchen Mangeln hatte wohl auch der begabteste Feldherr schvverlich etwas ausgerichtet.3 Auch zum spanisch-franzosischen Kriege, der im Jahre 1542 ent-brannte, steuerte Krain sein Scherflein bei; die Landschaft schickte 500 Pferde nach Marano.4 Und wahrend ali' dieser Kriegswirren verheerten Pest und Hungersnoth, Heuschrecken und Ueberschwemmung unsere ungliickliche Heimat.5 Im Oktober 1542 wurden die Ausschiisse der niederosterreichischen Lande abermals nach Wien berufen. Sie bewilligten eine ganze Gilt, d. i. 200,000 Gulden, davon sollten 64,000 Gulden dem Konig erfolgt, der Rest aber fiir 4000 geringe Pferde und 1000 Martolosen zum Grenzschutze verwendet werden.c Die letzteren befehligte der krainisclie Edehnann Bartholomaus Raunach. Im Laufe des Jahres hatte Krain 2500 Gulden fiir das gemeine Aufgebot (den Landsturm) ausgegeben.7 Das Jahr 1543 brachte den zehnten Feldzug Solimans gegen Ungarn und damit neue Opfer fiir die hartgepriiften Erblande. Der Ausschusstag in Wien, zu welchem Krain den Domherrn Paul Wiener. Georg von Lamberg zum Rottenpiichel, Franz von Rain zu Stennol und Severin Hof, Biirger von Laibach, sendete, bevvilligte 300,000 Gulden auf das Kriegswesen.8 Doch auch in diesem Feldzuge war der Sieg mit Solimans Fahnen. Sein Ziel war die Eroberung Grahs, \velche auch durch den unwiderstehlichen Ansturm der Janitscharen und das Versprechen freien Abzuges fiir die spanische Besatzung gelang. Am 6. August sank das goldstrahlende Kreuz der Kathedrale, von einer Kanonenkugel zerschmettert. Der Sultan rief frohlockend: Gran ist erobert! Nahe an 12,000 Kugeln waren in die Stadt geschossen 1 Landsch. Arch. Pase. 92. 2 Muchar 1. c. VIII. 468. 8 Urtheil Rankes in ,Deutselie Geschichte im Reformationszeitalter', IV. 174—5. 4 Landsch Arch. Pase. 92. 6 Valv. XV. 460. 6 Landsch. Arch. Pase. 88, 92. Vgl. Ilivof, Turkeneinfalle, Steierm. Mitth. XV. 92. 7 Landsch. Arch. Pase. 88. ' 8 Landsch. Arch. Pase. 92. worden. Am 4. November fiel aucli Stuhhveissenburg und der Feldzug war damit beendigt.1 Krain hatte in diesem Jahre 23,000 Gulden fiir den Krieg ausgegeben.2 Inzwischen dauerte ,die grosse Sterb' in Krain fort,3 dazu kam im September ein tiirkischer Streifzug bis Mottling.4 Im Jahre 1545 wurde der Krieg in Ungarn nicht durch den Sultan in Person, sondern durch seine Paschas gefuhrt. Schon im Januar versammelten sich die Ausschusse der niederosterreichischen Lande in Wien; Krain war durch Erasmus von Scheyer und Georg von Lamberg vertreten. Sie bewilligten zur Vertheidigung der Grenze gegen die Turken 300,000 Gulden, wovon auf Krain 27,356 Gulden entfielen; doch kam man iiberein, dass von obiger Summe 12,437 Gulden auf die Befestigung von Wien verwendet \verden sollten. An die krajnische Grenze sollten 250 Martolosen und 200 geringe Pferde ge-legt \verden. Man berechnete ihre Kosten auf acht Monate mit 16,000 Gulden. Die Landschaften organisirten da ihre Streitmacht. Dem obersten Feldhauptmann Leonhard Freiherrn von Fels bewilligten sie als Bestallung auf seine Person, Tafelgeld, auf 25 Pferde, 10 Trabanten. drei Wagen, einen ,Gotschi' (die Benennung der damals erst in Gebrauch konunenden Kutscheri), drei Trompeter, einen Dolmetsch und einen Kaplan monatlich 900 Gulden rhein. Generalzahlmeister der niederosterreichischen Lande war Jorg Teufl, mit 1100 Gulden Gehalt und zehn geriisteten Pferden. Unter den Militarbeamten finden wir zwei Feldarzte, Fensterl und Siebet, welche durch fiinf Monate, der erstere 160, der zweite 50 Gulden bezogen, und einen Kriegssecretar durch zehn Monate mit 1000 Gulden. Die Besoldung fiir einen von Seite Krains nach Raab abzuordnenden Kriegsrath zur Seite des obersten Feldhauptmanns wurde mit 50 Gulden auf seine Person, zehn geriisteten Pferden zu 10 Gulden, zvvei Trabanten zu 16 Gulden und einem Wagen zu 20 Gulden verglichen.5 Der Krieg in Ungarn, zu welchem auch der Reichstag von Spevei: die ,Defensivhilfe' mit 8000 Mann zu Fuss und 1000 zu Pferd be-vvilligte,6 war beiderseits ohne entscheidenden Erfolg. Aus Slavonien zog sich der Kampf nach Kroatien. Hier auf dem Felde von Lonska 1 Mailath, Gesch. Oesterreiohs II. 59. 2 Landsch. Arch. Pase. 88. 3 Valv. XV. 460. 4 Parapat, Letop. Matice 1871 S. 150, 151. 5 Landsch. Arch. Pase. 92 und 97. 6 Ranko 1. c. S. 217; Landsch. Arch. Pase. 92, Erlass Kaiser Karls V. 8. Juni aus Speyer. trafen die Tiirken auf eine aus Kroaten, Steirern und Krainern, unter Graf Niklas Zriny's Befehl, bestehende Streitmackt. Man sckloss Waffen-ruhe; doch wahrend die Tapfern beider Heere sich nach einer in den ungarischen Kampfen eingebiirgerten Sitte im Zweikampfe massen, brachen die tiirkiscken Haufen auf einmal mit Uebermacht hervor und schlugen die Christen in die Flucht.1 Im Dezember 1544 tagten die niederosterreichischen Ausschiisse, mit Ausnahme des Landes ob der Enns, abermals in Wien. Steiermark, Karnten, Krain und Gorz bewilligten 210,000 Gulden als Tiirkenhilfe, Oesterreich unter der Enns allein 125,000 Gulden. Von ersterer Summe solite Krain 31,350 Gulden iibernehmen. Im Falle des Zuzugs, wenn der Konig selbst ins Feld riicken und eine Schlacbt bevorstehen solite, verpflichteten sich die Landschaften, von je 100 Gulden Grundrente ein gerustetes Pferd auf zwei bis drei Monate zu stellen. Die Gemalin des Konigs, die ,romische Konigin', hatte den Ausschiissen ein beson-deres Anliegen vorzutragen. Es sei den Ausschiissen bevvusst, schrieb sie denselben, ,welchermassen Gott der AUmachtige Ihre Majestat und Derselben herzlieben Herrn und Gemal mit so viel geliebten konig-lichen Kindern begabt und versehen, deshalben Ihro konigliche Majestat als eine gnadige getreue Mutter mit so viel mehr Auslagen be-laden und aus miitterlicher Liebe geneigt ware, so viel Ihrer Majestat fiir Derselben Person immer moglich, Ihrer Majestat Kinder Nutz und Frommen zu suchen' u. s. w. Ihre Majestat habe die fiirstliche Graf-schaft Gorz, die Herrschaft Wolkersdorf in Oesterreich und Stadt und Herrschaft Trautenau in Bohmen in wenig Jahren wieder eingelost und wolle jetzt ein ansehnlich Gut riicklosen. Die Lande bewilligten der Konigin mit gewohnter Loyalitat 5000 Gulden als ,Ehrgeld', mit der iiblichen Verwahruug gegen allfallige Consequenzen.2 Das Jahr 1545 brachte wohl einjahrigen "VVaffenstillstand mit der Pforte, aber keine Verminderung der Kriegslasten. Diese stiegen viel-mehr von Jahr zu Jahr. Von den auf den Monat Dezember nach Wien berufenen Ausschiissen der niederosterreichischen Lander un~d der Grafschaft Gorz wurden 500,000 Gulden als Jahresbeitrag fiir die Grenze verlangt, mehr als das Doppelte der friiheren Bewilligungen. Die Landschaften von Oesterreich unter und ob der Enns nahmen an. der Berathung nicht theil. Steiermark, Karnten, Krain und Gorz 1 Hammor III. 264, 265. Muchar 1. c. S. 486, der hier ausdriieklich die Krainer ncnnt. 2 Landsch. Arch. Pase. 92, Eubr. I., Wienor Hdlg. Nr. 8. hatten ihre Vertreter geschickt. Fiir Krain erschienen: Jakob von Lamberg zum Stein, koniglicher Rath und Landesvervveser; Georg von Lamberg zum Rottenpiichel; Hans Josef von Eck zu Neuburg und Mathes Klombner, Biirger zu Laibach. Der Konig forderte von den erschienenen Ausschiissen die ganze Gilt, welche er auf 150,000 Gulden anschlug, und als Riistung von 100 Gulden Rente ein geriistetes Pferd auf zwei bis drei Monate. Die Ausschiisse boten anfanglich 100,000 Gulden und als Riistung die Halfte der koniglichen Forde-rung nur auf zwei Monate. Auch verlangten sie, es moge friiher die Reichshilfe envirkt und die von Oesterreich unter und ob der Enns zur Beisteuer verhalten werden. Der Konig blieb bei seiner Forde-rung und bestand auf ihrer bedingungslosen Annahme, indem er den Landschaften vorwarf, dass sie durch ihr Bestehen auf der Beiziehung der Oesterreicher Ursache zur ,Absonderung' der Lander gaben, aus welcher nur ,Verzweiflung und Zerstreuung derselben' folgen konne! Mit Recht wiesen die Lande diesen ungerechten Vorvvurf zuriick, indem sie hervorhoben, sie seien es vielmehr gewesen, welche stets um die Landerversammlung angesucht und der Aufforderung Ihrer Majestat stets willig Folge geleistet, wahrend die von Oesterreich sich derselben entzogen hatten. Auch die Zumuthung, mit den Oester-reichern wegen gegenseitiger Hilfeleistung zu verhandeln, wiesen die Ausschiisse zuriick, jene hatten ihnen, keine Hilfe geleistet, als sie das letztemal von den Tiirken bedrangt wurden, und auch ihre Voll-macht laute nicht dahin. Schliesslich bewilligten die Ausschiisse die geforderte Gilt mit 134,000 Gulden. Davon sollten durch ein Jahr 600 geringe Pferde und 600 Martolosen besoldet werden, die ersteren monatlich mit fiinf Gulden, die letzteren mit drei Gulden; fiir einen Hauptmann, der 100 Pferde fiihrt, wurde ein Monatsgehalt von 50 Gulden bewilligt. Als Riistung solite von je 100 Gulden Grundrente ein geriistetes Pferd auf zwei Monate gestellt werden, doch mit der Bedingung, dass dieselbe nur an den Grenzen der Lande vervvendet werde.1 Fiir die durch den Riicktritt des Wildenstein erledigte Lieute-nantsstelle in Windischland schlugen die Ausschiisse den Kaspar Frei- 1 Landsch. Arch. Fasc. 92. Nach einer Angabe im Landsch. Arch. Fasc. 97 haben di'e niederosterreichischen Lande im Jahre 1545 fiir das Kriegswesen 400,000 Gulden bewilligt; es scheint also, dass die beiden Oesterreich, obwohl sie sich am Wiener Ausschusstag nicht betheiligten, spater die Bewilligung auf obigen Betrag erganzten. herrn von Herberstein, Lukas Zagkbl und Hans Lenkovitscb vor.1 Lukas Zagkbl, ein guter Reiterfuhrer, der sicb unter Kazianer die Sporen verdient, erhielt dieselbe.2 Auch dieses Jahr solite Krain von der Geissel der Turkenziige nicht verschont werden. Ein Rauberhaufe verheerte das Unterland von 5. Bartelma bis Gurkfeld.3 6. Tiirkeneinbriiche. Krainer kampfen bei Miihlberg. Ausschusstag in Wien. Landtag in Laibach. Die Lage Krains im Jahre 1546 wird uns von dem obersten Feldhauptmann der niederosterreichischen Lande, Grafen Niklas Salm,4 in wenigen ergreifenden Worten geschildert: ,Krain ist ganz schutz-los. Taglich fallen dort die Tiirken ein, rauben, pliindern und fiihren die Christen weg.' Die Hilfe, welche der Graf dem bedrangten Lande bieten konnte, war gering. Er schickte 100 Martolosen und 150 Pferde unter dem Lieutenant der windischen Grenze, Lukas Zakel, dahin. Unter den Tiirkeneinbruchen litt besonders Unterkrain. Im Marz 1546 wurde die Gegend von Gottschee, Reifniz, Ortenegg, Nad-lischek und Oblak bis vier Meilen von Laibach verheert.5 Im April desselben Jahres stiess das krainische Aufgebot bei "VVeiniz auf einen 120 Mann starken Tiirkenhaufen, schlug ihn in die Flucht und nahm 20 Mann gefangen.6 Im folgenden Jahre erschienen die Tiirken zwei-mal vor Rudolfswerth, verheerten seine Umgegend sowie den Mott-linger Boden und fiihrten viele Gefangene fort.7 An der Grenze dauer-ten die kleinen Streifziige mit gegenseitigen Verwiistungen fort. Dort befehligte damals Mert Gall, ein guter Parteiganger im Brennen, Pliindern und Niedermachen.8 Bei aH' diesen heimischen Kriegsaifairen schickte Krain seine tapferen Kampen noch auf ferne Kriegsschauplatze: in der Schlacht 1 Landsch. Arch. 1. c. 2 Landsch. Arch. Pase. 97. 3 Valv. XI. 241, 333; XV. 460. Parapat 1. c. S. 151. 4 Oberleitner, Oesterr. Pinanzen unter Perd. I., Arch. XXII. 5 Valv. XI. 390, 432, 467; XV. 460. ' 6 Valv. XV. 460. ' Valv. XI. 389, 488, 529. 8 Valv. XII., 9. Kap. von Miihlberg (24. April 1547) fochten krainische Harnisehreiter im Heere Kaiser Karls V.1 Die Notli hatte die Ausschusstage fast zu standigen Versamm-lungen der niederosterreichischen Lande gemacht. Am 6. Januar 1547 versammelten sich die Ausschiisse von Steiermark, Karaten, Krain und Gorz. Sie fassten die gleichen Beschliisse wie 1545.2 Fiir Krain \varen Jakob von Lamberg und Pankraz Sauer zum Kosiak erschienen.8 Das Jahr 1547 brachte endlich nach siebenjahrigen Kampfen in Ungarn den Frieden oder viehnehr Waffenstillstand mit der Pforte, am 19ten Juni gegen eine jahrliche Zahlung von 30,000 Dukaten abgeschlossen. Freilich bedeutete diese Waffenruhe noch lange kein Ende der Kriegs-rtistungen. Es galt vielmehr einer kraftigeren Organisirung der Ver-theidigungsanstalten. Die Notkvrendigkeit derselben wurde auch in Deutschland gefiihlt. Auf dem Reichstage von Augsburg bewilligten die Reichsstande zum Baue und zur Verstarkung der Grenzfestungen gegen die Tiirken auf die Dauer des Friedens, also durch fiinf Jahre, einen Jahresbeitrag von 100,000 Gulden als Reichshilfe.4 Auf den Ausschusstagen hatten sich trotz des im- Jahre 1542 verabredeten Werthverhaltnisses wiederholt Streitigkeiten wegen der Repartition der gemeinschaftlich iibernommenen Ausgaben ergeben, welche der freien Vereinbarung der Ausschiisse iiberlassen war. Diese Differenzen vereitelten im Jahre 1548 die gemeinsame Ausschuss- . berathung in Wien, weshalb auch den Ausschiissen das Missfallen des Konigs Ferdinand ausgedriickt wurde. Die bisher ein barmoniscbes Ganze bildenden Theile strebten wieder auseinander, die Verhand-lungen zur Deckung der notlrvvendigsten staatlichen Bediirfnisse muss-ten aus dem kaum gewonnenen Mittelpunkt wieder in die einzelnen Landtage verlegt werden. Begreiflich war es, wenn das bisher stets so gliicklich eingehaltene Gleichgewicht zwiscben den beiden Factoren des Reichs, Landstande und Monarch, getriibt wurde; wenn gegenseitige Recriminationen folgten. Und doch konnte den Landschaften keine Schuld beigemessen werden. Der Grund lag tiefer, er lag in der standischen Autonomie selbst, welche eine genaue Abschatzung der Steuerkraft jedes einzelnen Landes unmoglich machte. So wurden denn auch im Jahre 1548 auf den 27. August besondere Landtage in 1 Valv. XV. 460. 2 Siehe oben Seite 182. 3 Lčjndsch. Arch. Fasc. 92. 4 Landsch. Prot. L, Fol. 193; Buchholz VI. 395; Muchar VIII. 502. den Erbliindern ausgeschrieben, um von denselben die im Interesse des Staates und der einzelnen Lander notkwendigen Geldmittel be-willigt zu erlialten. In der fiir den krainischen Landtag ausgestellten Instruction der koniglicken Commissare wurden von Krain auf ein Jahr 24,000 Gulden, mithin auf die ftinf Jahre des Waffenstillstandes 120,000 Gulden verlangt. Hievon sollten zur Grenzvertheidigung 100 geringe Pferde, 150 Martolosen aufgenommen, das Wartegeld auf 400 bewaffnete Bauern mit einem Dukaten, per 80 Kreuzer auf das Jahr, bestritten, auf Zengg, Wichitsch und die dazu gehorigen Grenzfestungen 5000 Gulden, auf die Befestigungsbauten von Laibach, Zengg, Wichitsch u. s. w. 3000 Gulden verwendet werden. Ferner sollten die Landschaften von-200 Gulden ein geriistetes Pferd, wie bisher, bereit halten, im Notkfalle sollten noch zwei geringe Pferde von je 200 Gulden auf drei Monate bestellt und unterhalten werden. In ihrer Landtags-antwort erboten sich die Stande, auf fiinf Jahre 80,000 Gulden zu bewilligen. Davon sollten zur Verfiigung des Kaisers, der die Grenzfestungen als Hut des Reiches zu unterhalten hatte, fiir jedes Jahr 5000 Gulden gestellt und fiir nothwendige Bauten an der Grenze noch ausserdem jahrlich 3000 Gulden reservirt werden. Die Riistung wollten die Stande nach dem koniglicken Begehren, doch nur auf zwei Monate stellen, aber nur in dem Falle, wenn sie nicht selbst auf der Grenze von einer Gefahr bedroht wiirden. Von den Unkosten fiir General, Oberst und Lieutenant und die iibrigen OfFiziere des Grenz-heeres wollten sie dagegen enthoben werden, da diese Offiziere wegen ihrer zu weiten Entfernung bei der schnellen Bewegung des Feindes ihnen keinen Nutzen brachten. Diese Antwort erklarten die koniglichen Commissare nicht an-nehmen zu. konnen, und die Stande schickten sie daher durch Hans von Weichselberg unmittelbar an den Konig ab, der aber auf der geforderten Summe bestand und eine neuerliche Landtagseinberufung in Aussicht stellte.1 Am 5. November 1548 versammelte sich der Landtag abermals. Das friihere Begehren des Konigs wurde erneuert und der sogleiche Erlag von 2500 Gulden fiir die Grenzbefestigungen ge-fordert. Nur solite es der Landschaft freistehen, \venn sie sich durch die Forderung beschvvert erachte, eine Landesbereitung zur Erhebung des wahren Landeseinkommens vornehmen zu lassen. Indem die Stande sich iiber den Mangel an Vertrauen, der in der freigelassenen Landesbereitung liege, hochlich beschwerten und auf ihrem Unvermogen 1 Landtagsprotokoll 1. Pol. 80—126. zur Leistung der geforderten Summe beharrten, auch anfiihrten, dass sie durch die vielfaltigen, in andern Landen nicht vorkommenden Ausgaben bereits mehr als 20,000 Gulden Schulden contrahirt, be-willigten sie schliesslich die ganze Gilt derart, dass ein Landmann von jedem Gulden 20 Kreuzer und ein Unterthan 40 Kreuzer geben solle. Daraus sollten die 5000 Gulden auf die Grenzfestungen, und zvvar die Halfte so bald als moglich erlegt, dann auf die Landbefesti-gungen 3000 Gulden venvendet und die Kosten der Besoldung fiir General, Oberst und die andern Offiziere der Grenze bestritten wer-den. Den Rest wollten sich die Stande zur eigenen Verfiigung vor-behalten. Konig Ferdinand nahm die standische Be\villigung an, wies jedoch den an dieselbe gekniipften Vorbehalt zuriick, weil der Rest der Be-vvilligung gleiclimassig auch zu den Bediirfnissen der andern Lande vervvendet werden niiisse. Auch bewilligte er eine neue Steuer, die in dem allgemeinen Anschlag bisher nicht begriffen war, nemlich auf ledige, unangesessene Personen, die niemandem eine Abgabe leisten und ,mit allerlei Gattung hanthiren', 20 Kreuzer; auf einen Handwer-ker 12 Kreuzer; auf einen gemeinen Taglohner, Weib oder Mann, acht Kreuzer. Die Besitzer von Weingarteu, die nicht Unterthanen, d. i. Augehorige des Bauernstandes seien, sollten von jedem Gulden einen Kreuzer reichen.1 7. Krainische Biichsenschutzen. Ein Aufgebot und seine Devisen. Ausschusstag der drei Lande in Cilli. Thaten des Hans Lenkovitsch und Herbart von Auersperg. Tod Ferdinands I. Der fiinfjahrige Waffenstillstand mit der Pforte solite durch die Bestrebungen Ferdinands, wenigstens Siebenbiirgen, wo Zapolya's Witwe Isabella herrschte, wieder unter seine Herrschaft zu bringen, in ver-liangnissvoller Weise unterbrochen werden. Der Anschlag auf Siebenbiirgen gelang durch die Intriguen des Monchs Martinuzzi, der Isa-bellen zur Abdankung vermochte, aber der Besitz Siebenbiirgens hatte fiir Ferdinand die Erneuerung des Kampfes in Ungarn zur Folge. Die Fortschritte der tiirkischen Waffen brachten die Gefahr der Reichs-grenze naher. Am 1. Marz versammelten sich die Hauptleute der Grenze: Jakob von Lamberg; Freiherr zu Egg; Andre von Orzon; Veit von Dornberg; Kari Purgstaller und Hans Baptist Valvasor, auf 1 Landtagsprotokoll I. Pol. 161—202. Befehl des Konigs in Fiume, um iiber die Beschiitzung der Grenze zu berathen. Sie beschlossen, fiir den Fall, dass Gorz von den Tiirken bedriingt wiirde, aus den Gerichten Gereutb und Wippach den dritten, fiinften oder zebnten Mann, so viel als moglicb Biicbsen-sckiitzen, gegen das gebiibrliche Liefergeld zu Hilfe zu schicken; fiir die Festung Zengg sollten im Nothfalle 300 BiichsenschUtzen aus den Gerichten Reifniz, Gottschee, Pijlland und Kostel gestellt werden. Wahrend der Belagerung Temeswars (Juli 1552) wurden gleichfalls 600 Biichsenschiitzen in Krain ausgelioben.1 Als Erlau von den Tiirken bedriingt wurde, riickte das krainische Aufgebot unter Jakob von Lambergs Fiikrung an die Grenze (14. September 1552), um einen Einbruch des Feindes zu verhiiten. Unser vaterlandischer Chronist hat uns Namen und "VVahlspriiche der krainischen ,Offizirer', die gegen den Erbfeind ins Feld zogen, aufbewahrt.2 Es waren diess: der Fekl-hauptmann Jakob von Lamberg: ,Gott geb gliickseligs Ende'; Hans Lenko vitsch: ,Was Gott schickt'; Balthasar von Lamberg zum Saven-stein: ,Wahrlich in rechter Treu'; Herbart von Auersperg: ,In manu Domini sors mea'; Jobst von Gallenberg, Lieutenannt der Reiterei: ,Soll's sein, schickfs sich'; Wilhelm von Schnitzenbaum, Viertelhaupt-mann (nemlich des Contingents eines der Viertel, in welche das Land zum Behufe der Vertheidigung getheilt war): ,All's Gott befohlen'; Hans Gall zu Rudolfsegg, Reiterfahndrich: ,Wie es Gott schickt'; Mert Gall, Viertelhauptmann: ,Alles vergessen und vergeben'; Andre von Werneck, Wachtmeister:',Alles Gott befohlen'; Abel von Hohen-wart, Viertelhauptmann: ,Gott traut, vvohl baut'; Georg Sigersdorf zu Grosswinklern: ,Herr, Dein Wille geschehe'; Kari von Purgstall, Zahl-meister: ,Mit Gliick erhalten'; Christoph Wagen zu Wagensberg: ,Zu Gott mein Hoffnung'; Jakob von Gallenberg: ,Ich sch\veig und ge-denk'; Adam Gall: ,In guter Hoffnung'; Cosmus Rauber: ,Nichts ohn' Ursach'; Hans Scharf: ,Spero ac confido'; Georg Scheyer zu der Ainod: ,Mit Gottes Hilf; Georg Barbo zu Wachsenstein: ,Ich befehl' es Gott'; Christoph Gussitsch: ,Natiirlich bleibt erblich'; Felix Nicolitsch zu Wachsenstein: ,Ich hoff' zu Gott'; Stephan Semenitsch: ,Ich mein' mein' Lieb'. Das Aufgebot kehrte am 28. November in die Heimat zuriick, nachdem die Feindesgefahr durch das entschlossene Auftreten der bedrohten Lander abgewendet worden war. Selbst Gorz, das wir selten 1 Landsch. Arch. Fasc. 128. 2 Valv. XV. 463. an der Grenzvertheidigung betheiligt sehen, hatte diesmal eine Com-pagnie Reiter geschickt.1 War auch der auswartige Feind von der Grenze verscheucht worden, so nahte dafiir ein anderer uusichtbarer, mit den Ballen der Kaufleute und den Fahnlein der Landsknechte wandernder: die Pest, wohl aus Ungarn und dem Orient eingeschleppt, vviithete 1553 in Istrien und auf dem Karst, 1554 in Krainburg.2 Wir haben gesehen, \vie das treue Zusammenwirken aller fiinf niederosterreichischen Lande in dem siebenjahrigen ungarischen Kriege gelockert worden war, walirend die allerdings zuniichst und am meisten bedrohten Lande Steiermark, Karnten und Krain immer noch fest zu-sammenhielten, ungeachtet die Last der Grenzvertheidigung fiir sie, insbesondere aber fiir das unter fast ununterbrochenen Raubziigen leidende Krain eine unerschwingliche geworden war. Krain hatte im Jahre 1555 auf zwei Landtagen erst 20,000 Gulden, dann 2000 Gulden, ausser dem Aufgebot, zur Erhaltung der Grenze bewilligt. Diese Bewilligung sowie jene von Steiermark und Karnten erschienen un-geniigend zur Bestreitung der Grenzvertheidigung, welche sich fiir die windische Grenze (die Grenze Steiermarks gegen Ungarn) auf 141,350 Gulden und fiir die kroatische und krainische auf 206,507 Gulden belief.3 Es wurden daher die drei Lande auf den 16. Juni zu einer Ausschussberathung nach Cilli entboten. Die krainische Landschaft sandte als ihre Abgeordneten den Landesverweser Jakob von Lamberg, die beiden koniglichen Rathe und Verordneten Anton Freiherrn von Thurn und Hans Josef Freiherrn von Eck, den Verordneten und Einnehmer Jobst von Gallenberg und Leonhard von Sigers-dorf zu Grosswinklern. Die Landsckaftei} lehnten einstimmig die ihnen vom Landesfiirsten aufgebiirdete Verantwortlichkeit fiir die Grenzvertheidigung ab, fiir welche sie ohnehin alles geopfert. Allein konnten sie einem so macbtigen Feinde nicht Widerstand leisten. Fiir die kroatischen und windischen Ortfiecken wollten sie jedoch fiir diesmal noch Sorge tragen, seien aber dazu nicht verpflichtet (denn ihre Erhaltung war Sache des Kaisers) und lehnen es fiir die Folge ab. Es sollen aber auch die kroatischen und windischen Herren zur Mitwirkung an der Grenzvertheidigung verhalten werden. Im Kriegsfalle werde Krain (sowie Karnten) 1000 Mann, Steiermark 2000 Mann bereit halten. 1 Czornig, Gorz I. 738. 2 Valv. XV. 464. a Muchar 1 c. VIII. 533. Eine weitere Forderung des Konigs im Betrage von 6000 Gulden wurde abgelehnt. Die Befestigung Agrams wurde als hochwichtig zur Spracbe gebracht.1 Das in Cilli begonnene Werk solite ein Ausscliusstag aller niederosterreichischen Lande vollenden, welchen Kijnig Ferdinand im folgenden Jahre (1556) nach Wien berief und zu welchem Krain ausser den bereits auf dem Cillier Tage Genannten noch den Biirgermeister von Laibach, Michael Frankovitsch und den Stadtschreiber Primus Strusnik abordnete.2 Die Verhandlungen dieses Landerparlaments blie-ben \vegen mangelhafter Vollmachten der Ausschiisse beschlusslos. Allerdings hatten dieselben auch religiose Beschwerden zur Sprache gebracht, allein diese fanden seitens des Konigs billige Riicksicht, wie wir spater sehen werden, und nicht sie waren es daher, welche den Erfolg, der Berathung vereitelten.8 Dagegen wirkten allerdings die deutschen Zerwiirfnisse lahmend auf die Reichshilfe zur Grenzverthei-digung. Im Jahre 1556 erschienen Gesandte Steiermarks, Karntens, Krains und der Grafschaft Gorz auf dem Regensburger Reichstag, um Hilfe gegen die Tiirken zu erflehen. Krain hatte den Freiherrn Anton von Thurn und zum Kreuz gesendet.4 Wir finden nichts von einem Erfolge dieser Gesandtschaft, und die Zeitverhaltnisse lassen einen solchen auch kaum annehmen. Wahrend die Ausschiisse tagten, dauerten die Kampfe in Ungarn mit wechselndem Kriegsgliicke fort. Aus den Reihen der Krainer gliinzt da ein Name hervor, dessen Trager dem krainischen Grenzland an der Kulpa entstammte. Hans Lenkovitsch, Oberst der steirischen und windischen Grenze, sammelte sich seine ersten Lorbeern vor Babocza. Vor diese Tiirkenfeste fuhrte der Palatin Thomas Nadasdy die oster-reichischen und ungarischen Truppen. Lenkovitsch befehligte 300 Hu-saren, der krainische Edelmann Christoph von Sigersdorf 600 Fuss-ganger. An der Rinya stiessen die unter Ali Pascha zum Entsatz heranriickenden Tiirken mit den Oesterreickern zusammen, welche im schweren Kampfe Sieger blieben. Unter den Gefallenen wird Christoph von Sigersdorf genannt; Babocza war der Siegespreis. Es wurde nach dem Abzug der tiirkischen Besatzung in die Luft gesprengt.6 Darauf zogen die Sieger vor Korothna, das sie mit sturmender Hand ' Mitth. 1867 S. 31 f. 2 Valv. X. 338. 3 Vgl. den folgenden Abschnitt ,Anfange der Eeformation in Krain'. * Valv. XV. 464. s Valv. XII. 28; Hammer III. 357, 358. nahmen, wahrend eine Anzahl tiirkischer Schlosser ohne Kampf ver-lassen wurde. Im folgenden Jahre (1557) zog Ferhad, der Pascha von Bosnien, mit mehreren tausend Mann nach Kroatien und plUnderte die Gegend zvvischen Agram und Ivanič. Hans Lenkovitsch sammelte 1000 Reiter, darunter 300 Pferde der krainischen Ritterschaft, und wenige Fussganger und erwartete den Anzug des Feindes bei S. Helena. Hier iiberfiel er ihn unter dem Schlachtgeschrei: ,In Gottes Namen' (,V temu ime božje') und trieb ihn in wilde Flucht. Von 4000 Tiirken sollen 2000 dem Christenschwert erlegen sein, ihre Rosse und alles erbeutete Gut fiel dem Sieger zu. Wahrlich ein braves Reiterstiicklein!1 Unter des tapfern Lenkovitsch' Fiihrung erwuchs dem Lande ein junger Held aus einem der altesten Geschlechter des Landes, Herbart von Auersperg. Im Alter von 18 Jahren trat er in die Reihen der wackeren Grenzvertheidiger, hieb sich tiichtig mit den Tiirken herum und war nach zwei Jahren (1548) Hauptmann von Zengg.2 Hier war es, wo er 1557 auch einen kiihnen Streich ausfiihrte, indem er mit 340 Mann ausfiel und 4200 Tiirken in die Flucht schlug.3 Da-fiir ward er zum Lieutenant an der kroatischen Grenze, d. i. zum Stellvertreter des obersten Feldhauptmanns, befordert. Als solcher fand er bald Gelegenheit, sich im Schutze der Heimat zu bewahren. Nachdem' die Tiirken schon im Jahre 1558 Gottschee und die Um-gegend vonReifniz verheert, kam im Januar des Jahres 1559 Malkoč-Beg mit 6000 Reitern bis nahe vor Mottling. Als sie hier Kunde von dem zu ihrem Empfange bereit stehenden Aufgebot erhielten, zogen sie durch die Walder in die Gottschee und Reifniz ab. Am 29. Januar varen sie in der Gegend von Reifniz. Dann rasten sie mit unvviderstehlicher Wuth, vvie ein aus seinen Ufern getretener Strom, iiber Oblak und Nadlischek auf den Karst und verheerten die Um-gebung von Zirkniz, Unz und Ivanje Selo. Eine Abtheilung uberfiel die Pfarrkirche S. Michael ober Jakoboviz, wo sie entschlossenen Wider-stand fanden und die eichene Pforte nicht zu erbrechen vermochten. Am 31. Januar waren sie in der Poik. Als sie im Februar Oblak und Nadlischek heimsuchten, schlug sie ein Herr von Auersperg — es war wohl niemand anderer, als unser Herbart — in die Flucht, er-legte viele und jagte ihnen 600 Gefangene ab. Im September des- 1 Parapat 1. c. S. 154, 155; Hammer III. 359. 2 Radics, Herbart VIII. von Auersperg. Wien 1862, S. 119—122. 3 Valv. XII. 91. selben Jahres wurden die eingefallenen Rauber abermals von den Herren von Auersperg mit blutigen Kopfen heimgeschickt.1 Im folgenden Jahre (1560) pflog Herr Herbart blutige Abrecknung, indem er mit etlichen hundert Mann iiber die Grenze ging, viele Dorfer niederbrannte und 20,000 Schafe wegtrieb. Und als ihm die tiirki-schen Befeblshaber Deli Meliemed und Hassan Aga nachsetzten, er-legte er sie mit vielen ihrer Genossen und brachte viele Rosse und gute Beute lieim. Durch diesen Erfolg ermuthigt, machte Veit von Halleck, Oberstlieutenant an der windischen Grenze, mit 700 Pferden und 500 Sckiitzen, darunter 100 schwere Reiter unter einem Herrn von Scheyer und 200 Schtitzen aus Krain, einen Streifzug in die Grenze und nahm blutige Repressalien.2 So dauerte der blutige Grenz-krieg fort bis zum Tode Ferdinands I. Im Jahre 1561 iiberfallen 1800 Tiirken Kostel an der Kulpa (8. Mai), und es erging der Ruf zum Aufgebot. Am Lichtmesstag 1564 waren die Rauber in Adelsberg und zogen von da auf Reifniz, wo sie nach gewohnter Art mit Mord und Brand wiitheten.3 Im Gefolge der Kriegsheere zog der Wiirgengel der Pest iiber das ungliickliche Land, 1557 entvolkerte sie Krainburg, 1563 und 1564 die Hauptstadt Laibach, so dass viele Einwohner fort-zogen und sich auf den nahe gelegenen Bergen ansiedelten.4 Im Jahre 1558 iibergaben die Lande die Verwaltung des Grenz-ki'iegswesens ihrem Landesfiirsten, dem nunmehrigen Kaiser Ferdinand I., als obersten Kriegsherrn.5 Naturlich horten damit ihre Lei-stungen nicht auf, ja sie steigerten sich von Jahr zu Jahr angesichts der immer wachsenden Gefahr. Im Jahre 1558 bewilligte der krai-nische Landtag zur Unterhaltung des Kriegswesens im Lande, dann an der kroatischen Grenze, auf vier Jahre jedes Jahr 60,000 Gulden, zur Unterhaltung der geriisteten Pferde den sechsten Pfennig und zur Aufstellung von 600 Bogenschiitzen statt des dreissigsten Mannes von jeder Hube 24 Kreuzer, von einer halben Hube 12 Kreuzer und von einer Hofstatt 6 Kreuzer.0 Aber auch den Kaiser traf die Grenz-vertheidigung schwer; im Jahre 1564 belief sich sein Beitrag zu derselben auf monatliche 45,547 Gulden.' 1 Parapat 1. c. S. 156. ■2 Valv. XV. 466, 467. » Parapat 1. c. S. 157; Valv. XI. 8, 467. 4 Valv. XI. 113, 716. s Landsch. Arch., Eingabe der Stande an Kaiser Max II., 1574. 6 Mitth. 1859 S. 88. ' Hurter, Ferdinand II., I. S. 282. Am 25. Juli 1564 starb Kaiser Ferdinand I. Von seinem Bruder Kari liatte er 1556 die deutsche Kaiserkrone iiberkommen, welche nun durch drittlialbhundert Jahre, mit einer einzigen Unterbrechung, bei der deutschen Linie des Hauses-Habsburg blieb. Die Kronen von Ungarn und Bohmen sah Ferdinand 'noch mit der romischen vereinigt auf dem Haupte seines Erstgebomen, Maximilian. Als dieser zum unga-rischen Konig gekront wurde, erschienen in dem glanzenden Gefolge desselben auch sieben krainische Edelleute mit 34 Pferden.1 Unter den Leiden der tiirkischen Invasion und dem Kampf zwischen altem und neuem Glauben bat sich doch stets die Milde und Gerechtigkeit Ferdinands, aber auch die Treue und Ergebenheit seiner Volker be-wahrt. Mehr als einen Beleg dafiir haben uns die Verhandlungen der Ausschusstage geliefert, welche, durch Ferdinand ins Leben gerufen und in aller Weise, freilich unter manchem Widerstand von Seite der privilegirten Stande, gefordert, mitten in einer Zeit forderalistischer Zerfahrenheit den Reichsgedanken verkorperten, die Volker einander naherten und durch Concentrirung der Krafte Europa vor der drohen-den Ueberflutung asiatischer Barbarei bewahrten.2 1 Valv. X. 340, 341. 2 Prof.Bidermann (Geschichte der osterreichischen Gesammtstaatsidee, I. Abth., Innsbr. 1867) hat das Streben Ferdinands nachgewiesen, aus den dureb ihn beherrsch-ten Landern (Innerijsterreieh, Tirol, Vorderosterreich, Elsass, Gorz, Friaul, Triest, Bohmen, Ungarn, Kroatien und Slavonien) ein Ganzes zu schaffen und riicksieht-lich der gemeinschaftlichon Angelegenheiten sie centralistisch zu regicren. Interessen-gemeinschaft bestimmte die Bohmen, Kroaten und Ungarn zur Unteriverfung, riick-sichtlich Anerkennung der von Ferdinand geltend gemachten Herrseherrechte. Viertes PCapitel. Anfange der Reformation. 1. Vorbereitende Zustande. Wenn auch weit entfernt vom Mittelpunkte der grossen refor-matorischen Bewegung des 16. Jahrhunderts, hat Krain doch friihzeitig ihre Schwingungen gefiihlt. Waren es doch auch hier im grossen und ganzen dieselben Erscheinungen wie in Deutschland, welche den Boden fiir die Saat der neuen Lehren vorbereiteten. Unser Vater-land gehorte damals noch zu seinem grossten Theile der alten Mutter-kirche Aquileja an, deren Patriarchensitz durch wechselnde Schick-sale nach Udine iibertragen worden war. Dort herrschten, wie im alten Mutterlande der Kultur iiberhaupt, die schliminsten Uebel der Kirche : Indifferentismus und weltliche Ueppigkeit. Selbstsiichtige Miethlinge statt aufopfernder Hirten setzte der Patriarch iiber die ihm anver-traute Herde, und so wucherten denn auch unter solchem Regiment alle Laster einer ziigellosen Zeit: Habsucht, Schwelgerei, Gewalt-thatigkeit.1 Wie sich die Zustande des Klerus zu Ende der Regierung Maximilians I. gestaltet hatten, davon haben uns die Innsbrucker Ver-kandlungen (1518) ein ansckauliches Bild entrollt. Aeusserlich beraubte sich der Priester aller Acbtung und alles Einflusses auf die Gemeinde durch seine ziigellosen Sitten, innerlich fehlte ihm das Wissen und die Kraft der aus demselben geschopften Ueberzeugung, welche die Ver-kiindiger der Reformation unwiderstehlich machten. Dazu gesellten sich die Ungunst der Zeit, die ungluckliche Lage des Landes, dessen Gren-zen der Eroberungssturm der Osmanen mit fast ununterbrochenem Waffenlarm erfiillte. Dieser verschlang alle geistigen und materiellen Krafte in dem einzigen Ziel: Wache zh stehen zum Schutze des hei-matlichen, Herdes und der bedrohten Civilisation des Abendlandes. Keine Spur einer niederen oder hoheren Schule im Lande, abgesehen von wenigen Kloster- oder Dorfschulen, keine Spur einer Obsorge fiir 1 Belege in den erzbischoflichen Protokollen von Udine. Ueber die Zustande Roms s. Janus, derPapst und das Concil, Leipzig 1869, S. 373—392; iiber jene der Nachbarlander: Bobitsch, Gescli. des Protostantismus in der Steiermark, 1859, S. 4; Mucliar, Gescliichte der Steiermark VIII. 330—331, 451, 465; Hermanu, Gescliiehte Karntens II. 158 f. die Entvvicklung des begabten Volkes. Nur Einzelne, Sohne begiin-stigter Stande, kolen sich die Grundlagen koherer Bildung auf den benachbarten italienischen oder deutschen Universitaten. Was die Lai-bacher Diocese betrifft, so waren ihre Oberhirten nicht selten durch Herkunft und Bildungsgang ikreni eigentlichen Berufe entfremdet, Bischof Rauber wenigstens war, wie wir gesehen haben, mehr Krieger und Diplomat, als, wie er seiner Wiirde zufolge hatte sein sollen, ,Auf-seher' und Leiter der ihm anvertrauten Gemeinde. Wir finden kaum eine Spur regelnder oder bessernder Einvvirkung von einer oder der andern Seite. So war denn alles hier reif, die Eindriicke in sick auf-zunehmen, welche mit der unwiderstehlichen Gewalt geistigen Lebens-dranges alle Landergrenzen ilberfluteten. Nie hatte jedoch die Reformation ihren Gang durch Europa und speciell durch Oesterreich mit soleh siegreicher Schnelligkeit zu-riicklegen konnen, ware ihr nicht der machtigste Hebel des Wortes zur Seite gestanden: die Buchdruckerpresse. Und so ist denn auch das erste Edict, das Konig Ferdinand I., ehe noch das erste Jahr seiner Allein-regierung verflossen war, am 12. Marz 1523 in Religionssachen erliess, gegen die Verbreitung der Schriften Luthers und seiner Anhanger in den niederosterreichischen Landen, also auch in Krain gerichtet.1 Hier war es wohl der lebhafte Handel, der die Verbreitung des gedruck-ten Wortes forderte, wie er spater zum Vertriebe der ersten selbst-standigen Geistesproducte Krains thatig war. Doch, wahrend schon in Wien die Scheiterhaufen der Inquisition fiir hartnackige Ketzer lodern, finden wir nichts von gewaltsamer Unterdriickung in dem un-beachteten stillen Winkel unserer Heimat. Die neue Lehre hat bald ihre Anhanger in der einheimisehen Priesterschaft selbst gefunden, welche sie von der Kanzel verkiindet. Die hoheren Stande verhalten sich noch gleichgiltig, so dass Bischof Rauber, \vie die krainisehe Landschaft 1525 ihre Gesandten nach Augsburg auf den Reichstag sendet, sich ihrer bedienen kann, um seiner Beschvverde iiber die Prediger Ausdruck zu geben. ,Es ist leider in dem Land grosser Irr-sal, welcher am meisten durch die Prediger entstanden, aus Ursacli, dass sie widerwartig Sachen auf der Kanzel und sonst anzeigen, die mehr zu Zerriittung des Glaubens, zu Unfried und Aufruhr, als zu Einigkeit dienen.' Offenbar deutet hier der Bischof auf den Bauern-aufstand dieses Jahres hin, unter dessen Forderungen wir auch der 1 Abgedrnckt bei Raupach, Evangeliselies Oesterreich, Hamb. 1732—44, II. 23, aus dem Codex austriacus. Abschaffung der Ablasstaxen und neuen Zehente und der freien Wabl der Pfarrer durch die Gemeinden begegnen. Als der Landesverweser Josef von Lamberg dem Bischof die fiir die Gesandten entworfene Instruction zur Durchsicht iibersendete, schrieb ihm dieser: ,Hieneben mocht auch die fiirstliche Durchlaucht ersucht werden, der lutherischen Sachen halben gnadige Fiirsehung der Billigkeit nach zu thun, damit nicht taglich mehr Irrsal der Obrigkeit, wie bisher beschehen. Und sofern der Erzpriester morgen bei Euch sein wird, so sagt ihin, dass unser Ratli ist, dass man ihn bei Ihrer fiirstlichen Durchlaucht als einen lutherischen Ketzer anzeige. Und er alles das leugt, so er nur reden kann. Das schreiben wir jetzo darumben, dass uns gestern angezeigt ist, wie seine (des Erzpriesters) Priester und Kaplan', so jetzo neulich auf S. Lukastag zu S. Luk-as neben viel frummen Prie-stern Mess gelesen haben, lutherische Mess und nicht, wie die chri-stenlich Kirchen solcbs gesetzt, gelesen und Canones ausgelassen, solches sie von ihm gelernt.'1 Also war es schon acht Jahre nach Luthers Auftreten ein Wurdentrager der Erzdiocese Aquileja, der die Messe nach protestantischer Anschauung reformirte und auch seinen untergeordneten Klerus dazu anhielt. Der Bischof hatte keine Macht, diesem Beginnen zu steuern, da der Reformator nicht sein Diocesan war, und vom Patriarchen war keine Abhilfe zu erwarten, denn er kiimmerte sich nicht um seine Diocese, deren Leitung er vollstandife Erzpriestern iiberliess. So musste denn das Uebel bald auch die Grenzen der Diocese von Aquileja iiberschreiten und in das bischof-liche Gebiet eindringen, und wir finden auch bereits im Jahre 1527 in Laibach einen Kreis protestantisch gesinnter Manner um den spateren Landschrannenschreiber2 Mathias Klombner sich scharen.3 Alle ge-horten dem Biirgerthum an, denn der Adel mochte durch die frische Erinnerung an das religios-communistische Programm des Bauernauf-stands von dem offenen Bekenntniss der neuen Lehre noch abgehalten werden. Indessen hatte diese in den osterreichischen Landern bereits 1 Landsch. Arch. Pase. 207. Instruction fur Augsburg und Schreiben des Bischofs vom 27. Oktober. f Landsch. Prot. I. Pol. 13. 3 Elze, Superintendenten der evangelisehen Kirche in Krain, Wien 1863, S. 1. Bischof Chron sagt in seinem in der Laibacher Seminarsbibliothek anfbewahrten Manuscript (Mitth. 1864 S. 2): ,Primi haeresis Lutheranae in Carniolia autores ei Laicis erant: Mathias Klobner, E. E. Landschaft Landschreiber, Mathias Zweckl, Andreas Farrest; primi seduetores laici: Leonardus Budina, Cristoph. Prunner, Adam Bochoritsch, Bart. Picus.' Wie man sieht, alles Burgernamen. solche Verbreitung gewonnen, dass die Kirche sich genothigt sah, den weltlichen Arm gegen die Anhanger Luthers zu Hilfe zu rufen. Am 20. August 1527 erliess Ferdinand von Ofen aus sein Generalmandat \vider die Lutheraner. Mit Bezug auf die gegen Luther ausgesprochene Reichsaclit und das Verbot seiner Biicher werden in diesem Mandat die ausgestreuten Irrlehren ausfiihrlich erortert und die Strafen gegen (lieselben festgesetzt: Feuertod gegen Antastung oder Verachtung der Gottheit oder Menschheit Christi, dessen Geburt, Leiden, Auferstehung, Himmelfahrt, in Rede, Predigt oder Schrift; Gefangniss fiir Unterlas-sung der Beichte; Gefangniss bei Wasser und Brod fiir Uebertretung des Kirchengebots der Fasten. Das Biicherverbot wird erneuert, lan-desfiirstliche Beamte, die das Mandat nicht ausfiihren, mit Amtsent-setzung, Stadte mit Entziehung ihrer Privilegien bedroht, den Anzeigern Belohnung zugesichert,1 kurz, die ganze Macht des Staates gegen einen unsichtbaren Feind aufgeboten«, der in jedem Hauch des von Deutschland her wehenden Geistes der Wissenschaft lebte und webte. Das Ofener Mandat wurde auch dem Krainer Landeshauptmann Veit von Thurn und dem Landesverweser Jorg von Gall in 160 gedruck-ten Exemplaren iiberschickt, deren Verbreitung im ganzen Lande befohlen wurde,2 ein Beweis fiir die allgemeine Verbreitung der ver-ponten Lehren. Die nachste pr akti seli e Folge dieser war die Verweige-rung des geistlichen Zehenten und der von den Priestern verlangten Opfer, gegen welche ,lutherischen Anmassungen' der Patriarch von Aquileja einen Schutzbrief Konig Ferdinands erlangte, welcher Geld-und Leibesstrafen gegen die Vervveigerer der geistlichen Abgaben und die Verbreitung unkatholišcher Lebre androhte (15. Nov. 1528).3 Wie der Staat der Kirche seinen Arm geliehen hatte, um gegen die Verachter ihrer Gebote einzusehreiten, so ergriff er, eben nicht zum Vortheile der geistlichen Autoritat, die Initiative, um die ver-rotteten Zustiinde der Hierarchie zu untersuchen und zu bessern. Ein Edict vom 24. Marz 1528 ordnete eine allgemeine Visitation in den osterreichischen Erblanden an. Mitglieder der diesfalligen Commission von weltlicher Seite waren: Christoph, Bischof von Laibach, Christoph von Zinzendorf, Wolfgang Matseber. Geistliche Commissarien waren denselben zugeordnet.4 Doch wir lioren und sehen nichts von dem Erfolge dieser wohlgemeinten Massregel, ebenso wenig als von jenem 1 Eaupach II. Beil. S. 60. 2 Valv. VII. 431. 3 Laib. Domkap.-Arch., Mitth. 1864 S. 1.. 4 Eaupach II., 47. Beil., S. 78 Nr. VII. des am 20. Juli d. J. ergangenen Mandats wegen Bestrafung der Ketzer als Verbrecher1 und des am 24. Juli erneuerten Verbots ,sectischer' Biicber und des Druckes sowie Verkaufs derselben. Nach diesem letzteren soliten Druckereien nur in Landeshauptstadten errichtet, kein Buch ohne Bevvilligung der niederosterreichischen Statthalter und Regenten oder des betreffenden Landeshauptmanns gedruckt werden. Denjenigen, welcke sectische Biicher drucken oder feil-liaben wiirden, ward angedeutet, dass, sobald sie in den Erblanden betreten wiirden, sie als ,Hauptverftihrer und Vergifter aller Lander' ohne alle Gnade stracks am Leben mit dem Wasser gestraft (d. i. ertrankt), ihre verbotenen Waren aber verbrannt werden soliten.2 Am 16. November 1529 ward dieses Verbot in Krain erneuert.8 Wie wenig jedoch dies Aufgebot von Wasser und Feuer gegen Gutenbergs schvvarze Bataillone fruchtete, ersehen wir aus einem, 14. Oktober 1530, an den Landeshauptmann Hans Kazianer gerichteten Mandate gegen die Verbreitung der neu gedruckten lutherischen und sectischen Schriften und Biicher. Diese Biicher, hiess es darin, seien nicht blos nicht zu lesen, sondern zu vertilgen, was schon ofters befohlen wor-den, aber nicht beobachtet werde. Vielmehr sahen die Obrigk«iten der Verbreitung dieser Schriften zu, die den gemeinen Mann in Irrthum fiihren miissten; der Landeshauptmann solle daher in den Stadten, Markten, Gebieten, durch Mandate und Befehle, wie auf anderm Wege darob sein, dass solche Biicher nicht gelesen und verkauft werden, und die Verkaufer bestrafen.4 Blieben auch alle diese Re-pressivmassregeln wirkungslos, so durften die Anhanger der neuen Lehren es doch noch nicht wagen, mit ihrer Propaganda offentlich aufzutreten, blieb ja doch auch ihre heimliche Wirksamkeit nicht ungestort, wie ein Befehl des Landeshauptmanns Kazianer vom 17ten Juli 1530 beweist, einige der lutherischen Secte Angehorige, ,welclie neben andern ketzerischen Artikeln wider das kochwiirdige Sacrament unseres Seligmachers und wider die hochgelobte Konigin Jungfrau Maria in Winkeln heimlich predigen', gefanglich einzuziehen.5 Kazianer handelte dabei als ergebener Diener des Landesfiirsten, eine andere 1 Kaupach II. 49. a Raupach II. 49. 3 Elze, Artikel ,Truber' in Herzogs Realencyklopadie fiir Theologie und Kirche, Slippl. III. 360. 4 Radics, Herbart, 108, nach dem landsch. Arch. 6 Elze, Superintendenten, S. 2. Haltung beobachteten dagegeii die Stande, als Vertreter des Landes und Inhaber gerichtlicher und administrativer Autonomie. Sie hatten sich noch nicht offen erklart, aus Griinden, die bereits angedeutet \vurden; welche Partei sie aber eventuell zu ergreifen gesonnen waren, zeigten sie unumwunden in ihrem Verhalten den papstlichen Samm-lern gegeniiber. Sie beschlossen, denselben zu gebieten, das Land zu verlassen, und selbst in dem Falle, dass sie einen koniglichen Befehl vorweisen sollten, ihnen das Sammeln doch nicht zu gestatten, bis man -an den Konig Ferdinand dariiber berichtet hatte.1 2. Trubers erstes Auftreten. Keichstag in Augsburg. Kampfe in der alten Kirche. Der Tag von Hagenau und das Religionsgesprach von Worms. (1530-1540.) Aus dem Stande, der den Verfall der Religion verschuldet, solite der Mann liervorgehen, dem es beschieden war, nicht allein der evan-gelischen Lehre, allen Anschlagen der Gewalt zum Trotze, den Weg zu dem Herzen des Volkes zu bahnen, sondern auch dessen seit den Zeiten Cyrills und Methods vernachlassigtes und missachtetes Idiom •im Dienste des religiosen Bediirfnisses zum Range einer Schriftsprache zu erheben. Primus Truber, geboren 1508 wahrscheinlich am 8. Juni2 zu Raschiza,3 nahe dem Stannnschlosse der Auersperge, als Unterthan und Erbhold dieses altberiihmten Geschlechtes ,4 besuchte die Schulen in Fiume (1521), Salzburg und Wien, war arm wie Luther und musste wie dieser sich sein Brod vielfach nach der Sitte der Zeit durch Ab- 1 Landtagsprotokollo I. Pol. 2. 2 Elze, Superintendenten, und dessen citirter Artikel in Herzogs Real-En-cyklopadie. 3 Gegenwiirtig das bevolkertste Dorf der Ortsgemeinde Auersperg mit 207 E.; Ortsrepertorium des Herzogthums Krain, S. 14. 4 Nach einer von Hitzinger in den Mitth. 1865, S. 2, angefiihrten Aeusserung des Bisohofs Chron in seinen Notaten ware Trubers Vater, Hieronymus Bartolo-maus, offentlicher Notar gewesen und im Bauernaufruhr (des Jahres 1515?) von den Aufstšindischen an einen Baum gehiingt worden. Die Stelle lautet: ,Postea (Truberus) publice confessus est per eoncionos, patrem ejus (Hieronymus Bartolomaeus, notarius publicus) a rebellibus rustieorum in tumultu suspensum ab arbore.' Truber selbst aber bezeugt in der Vorrede zur slovenischen Uebersetzung des Neuen Testa-ments (Tiibingen 1577), er sei ein Kind und Erbhold Krains, er sei ,auf der Rast-zhitz', ,dem Preiherrn von Auersperg gehorig', geboren. Schnurrer, Slavischer Biicher-druck in Wiirtemberg, Tiibingen 1799, S. 119 — 121. singen geistlicher Lieder von Haus zu Haus erbetteln. Seine Armuth vervvehrte ihm den Besucb einer Universitat, daher er auch nicht in der Lage war, sich die Kenntniss des Griechischen und Hebraischen zu erwerben. Dagegen war er in Fiume mit dem Illyrischen und Ita-lienischen bekannt geworden, von welche'n Sprachen besonders die erstere ihm spater zustatten kommen solite. Als er (1527) in seine Heimat zuriickkehrte, fand er an dem Bischof von Triest, Peter Bo-nomo, einen Gonner, der ihn als ,Discantisten' in seine Cantorei auf-nahm und seine geistliche Ausbildung vollenden lialf. Sein Einfluss verschatfte ihm (1530) die Kaplanei S. Maximilian in Cilli und spater die Pfarre zu Lack bei Ratsckach an der Save und zu Ttiffer. Hier war es, wo der junge feui'ige Mann, der \vohl schon aus der Fremde den Samen der neuen Ideen mitgebracht, Gelegenheit fand, in eifrigem Predigen gegen kirchliche Missbrauche seinen Beruf als Verkiindiger des Evangeliums zu bewahren. Es galt den Visionen einiger eksta-tischer Weiber entgegenzutreten, welche Heiligenerscheinungen vor-gaben und verlangten, den Zorn des Himmels durch Kirchenbau, zu beschwichtigen. Dagegen wies Truber das Volk zur rechten Busse und Erkenntniss Christi nach den Worten der Schrift an, ohne dass er sich jedoch im iibrigen noch von der Kirche getrennt hatte. Der Ruf seiner Predigten mag ihn im folgenden Jahre (1531) an den Dom in Laibach gefiihrt habfen, allein hier vervvickelte ihn sein Feuereifer in den ersten Conflict mit seinen geistlichen Obern. Er vertheidigte hier von der Kanzel nicht allein den wichtigsten prqtestantischen Lehrsatz von der Rechtfertigung durch den Glauben, sonclern pre-digte noch dazu gegen den Colibat der Geistlichen und die Austhei-lung des Abendmahls unter Einer Gestalt, fiir zwei der popularsten Forderungen jener Zeit, welche wir noch eine wichtige Rolle werden spielen sehen. Auf das Wagniss Trubers folgte alsbald das Predigt-verbot des Bischofs Rauber, allein der Stadtmagistrat oifnete ihm das unter dessen Patronat stehende Kirchlein der heil. Elisabeth im Burgerspitale Laibachs, wo er seine Predigten unter steigender Theil-nahme des Adels und der Biirgerschaft ungestort fortsetzte. Seit 1536 hatte sich ihm der Domherr Paulus Wiener, ein angesehener Mann, stiindischer Verordneter und als solcher oft mit Missionen an den Hof betraut, angeschlosseri und Trubers Lehre rasch entschlossen zur That gemacht, indem er sich verehlichte.1 Auch der Domherr David Hasiber und der Kaplan der Spitalskirche Andreas Latomus ' Das Vorstehendo nach Elze's citirten zwei Schriften. traten zur neuen Lelire iiber.1 Im Jahre 1540 ervvirkte jedoeh der Landeshauptmaun Niklas Jurischitz einen koniglicken Erlass, infolge dessen sich Truber auf seine Pfarre in Lack zuriickziehen musste. Nichts kann besser die Machtlosigkeit der katholischen Hierarchie gegen-iiber den neuen Glaubensideen illustriren, als ein Decennium ungestor-ter protestantischer Propaganda in der Hauptstadt des Landes unter den Augen des geistlichen Oberhirten und der mit allen Mitteln der Inquisition reichlich ausgestatteten weltliclien Macht. Wahrend Truber der neuen Lehre das Gewicht seines Wortes lieh, verhielten sich die herrschenden Stande des Landes, Adel und Ritterschaft, keineswegs unthatig. Auf dem Reichstage zu Augsburg, wo die protestirenden Stande Deutschlands (25. Juni 1530) dem Kaiser infolge seiner Aufforderung eine Denkschrift iiber die Unterschei-dungslehren des alten und des neuen Glaubens, das spater sogenanute Augsburg'sche Bekenntniss (confessio Augustana) iiberreicht hatten, \varen, wie wir gesehen haben, auch die Abgeordneten Krains an-wesend: der Bischof von Laibach, Georg von Auersperg und Sigmund von Weichselberg. Ueber ihren Anschluss, selbstverstandlich mit Aus-nahme des Bischofs, an das neue Bekenntniss liegt uns zwar kein Document vor, aber in spateren Actenstiicken haben die Krainer Stande sich oft darauf berufen, dass auch sie auf dem (lenkvviirdigen Tage von Augsburg ihr protestantisches Glaubensbekenntniss niedergelegt hatten. Von nun an sehen wir die Stande ubrigens ununterbrochen ihre Sympathie und ihren Zusammenhang mit der grossen religiosen Bewegung Deutschlands festhalten und in ihren Beschwerden iiber kirchliche Misstande immer deutlicher das Verlangen nach Gewissens-freiheit hervortreten. Auf dem Tage von Linz (5. Februar 1530, daher noch vor dem Erscheinen in Augsburg) bitten die Ausschiisse den Konig, bei Kaiser, Papst und den Standen des Reichs auf Beilegung der ,Spaltung der deutschen Nation im christlichen Glauben' hinzu-wirken, da dieselbe der Erlangung eines gliicklicken Erfolges in der Vertheidigung gegen die Tiirken eher hinderlich als forderlich sein diirfte.2 Auf den Tagen von Innsbruck "(1532), Wien (1536/37 und 1539) und Linz (1538), wiederholen sich die Klagen iiber die Prediger, deren ,Missverstand' und ,Unschicklichkeit' sowie deren ,offen-bare Laster', iiber den Mangel an Predigern iiberhaupt, wodurch das 1 Mitth. 1864 S. 2; Manuscript des Bischofs Chron. 2 Landsch. Arch. Fasc. Bel. S. Nr. 9, Conv. 69. Volk aller religiosen Anleitung entbehre. Auf dem Wiener Aus-schusstage, Dezember 1536 bis Januar 1537, kommt es bereits zu einer erregteren Verhandlung.1 Die Ausschiisse klagen iiber die Reli-gionsspaltung, den daraus hervorgehenden Mangel an Priestern und die Verwilderung des Volkes. Wenn ein Prediger dem gemeinen Mann das Wort Gottes christlich in verstandlicher Weise predigen wolle, werde es ihm, der ,Regensburger Ordnung' zuwider, nicht gestattet. Die Stande spielten hier offenbar auf die Massregeln gegen prote-stantische Prediger an. In diesem Punkte hatten sie jedoch kein Recht, sich auf die Regensburger Beschliisse zu berufen. Auf dem sogenann-ten Regensburger Convent (Ende Juni 1524), an welchem Oesterreich, Baiern und die geistlichen Staaten Siiddeutschlands sich betheiligten, waren nemlich allerdings Reformen und Zugestandnisse auf kirchlichem Gebiete beschlossen worden, welche die argsten Uebelstande des bis-herigen Kirchenwesens betrafen und festsetzten, dass die Besetzung der geistlichen Stellen mehr nach personlicher Wurdigkeit erfolgen, eine Menge kirchlicher Erpressungen wegfallen, der Ablasskram auf-boren, finanzielle Uebergriffe beschrankt werden sollten. Allein zu weiteren Einraumungen an die neue Lehre wollte man sich unter keiner Bedingung verstehen und alles abwehren, was einer Begiin-stigung derselben auch nur ahnlich sahe.2 Konig Ferdinand erwiderte daher auch den Standen, dass er bisher in der Religion nichts ange-ordnet habe, als dass Gott ,um Verleiliung seiner Gnade und Milde-•rung seines Zorns' angerufen und jedermann zur Busse und Besserung und Befolgung der Gebote Gottes nach dem althergebrachten christ-lichen Glauben, d. i. nach katholischen Grundsatzen angewiesen werde. Diesfalls sei auch ein Generale ergangen und die Weisung gegeben worden, dass sich nach der Regensburger Reformation benommen werde. Wenn nun dem entgegen gehandelt werde und die Geistlich-keit nicht geschickte und taugliche Prediger angestellt habe, so ware dies Ihrer Majestat nicht lieb, der Konig trage auch keine Schuld daran. Ihre koniglicke Majestat wolle an alle Ordinarien schreiben und Befehle ergehen lassen, auch eine allgemeine Visitation anordnen und dort, wo es nicht nach der Regensburger Ordnung gehalten werde, selbst das Nothige verfiigen. Aber daneben wolle Ihre Majestat den Ausschiissen nicht verhehlen, dass Ihre Majestat mehrmalen griind-lichen Bericht empfangen, dass in Ihren Landen an etlichen Orten 1 Landsch. Arch. Fasc. 92; Wien. Ges. Nr. 8. a Hiiusser, Gesch. des Zeitalters der Reformation, Berlin 1868, S. 102. niclit allein der Regensburger, sondern aller christlichen Ordnung ent-gegen gehandelt werde. Ihre Majestat begehren daher von den Aus-schiissen, dass sie diess ihren Landschaften anzeigen und diese ver-fiigen, dass von jedermann, wie Ihre Majestat selbst wiinsche, der Regensburger Reformation nachgelebt werde. Die Ausschiisse dankten fiir diese Versprechungen und Versickerungen des Konigs und baten um Beschleunigung der Visitation, ,damit niemand unscliuldig verdacht oder wider die Billigkeit besclnvert werde'. Darauf enviderte der Konig, seine friiheren Versicherungen wiederholend, dass die von ihm erwahnte ,Handlung wider die christliche Religion', von welcher die Ausschiisse nichts wissen wollten, landkundig (landmarig) sei, er woIle aber nicht zweifeln, dass die Landschaften kiinftig ,auf solcli bose Handlung mehreres Aufsehen liaben' und dieselbe abstellen werden. Da es aber gegenwartig um Wichtigeres sich handle und die Dinge keinen Aufscliub leiden, sehloss der Konig — auf den Zweck des Aus-schusstages, Vertheidigung gegen die Tiirken, anspielend, — so wolle ei- ,diesen Artikel (wegen der Religion) in Ruli gestellt haben und fiir diesmal nicht weiter davon handeln'. Doch war damit die Ver-handlung noch nicht gesclilossen. In der vom 12. Januar 1537 datirten ,Beschlusschrift der fiinf niederosterreichischen Lande und der Graf-schaft Gorz' kamen dieselben auf die Religionssachen zuriick. Sie erklarten: ,Inbetreff der Religion halten es die Ausschusse zwar fiir nothig, ihrer und ihrer Mitverwandten ,fernere Entschuldigung zu thun'r hatten aber bedackt, dass diess am fiiglichsten mundlich durch ihre Verordneten bei Ihrer koniglichen Majestat gesehehen konnte', worauf der Konig (18. Januar 1537) erwiderte: ,Der Religion halben, derhalben sich die Ausschusse durch ihre Verordneten mundlich Entschuldigung zu thun vernehmen lassen, hatten ihnen Ihre Majestat auf ihr erstes Anzeigen so weit den Artikel beriihrt, auch liernach dermassen gnadigste Antwort gegeben, daran billig die Ausschusse zufrieden und derhalben zur Ruhe sein sollten, wie sich Ihre konig-liche Majestat noch also gnadiglich versehe.' Dass durch die von Konig Ferdinand in Aussicht gestellten Verfiigungen die kirchlichen Uebelstande nicht behoben wurden, zeigen sclion die Verhandlungen des auf den Wiener gefolgten Linzer Aus-schusstags im August 1538.1 Schon in der Instruction der Krainer Gesandten wurden dieselben angewiesen, ,Ihre Majestat zu bitten, schreien und anzurufen', dass Ihre Majestat ,den Landen und ihren ' Landsch. Arch. Fasc. Rel. S. Nr. 10. getreuen Unterthanen zur Ruhe die bosen Missbrauche gnadigst ab-stellen'. In ihrer Antwort auf den konigliehen Vortrag (4. August) fuhrten die Ausschiisse an, dass in allen Erblanden an verstandigen Predicanten merklicher Abgang und Mangel, auch an manchen Pfarr-kirchen gar kein Seelsorger mehr vorhanden sei, und baten um Abhilfe. Der Konig enviderte darauf, der Mangel an Priestern komme nicht zum geringsten Theile' von der Entziehung pfarrlicher Einkiinfte und gestifteter Giiter, wodurch die Erhaltung' der Geistlichen unmoglich werde, und von anderweitiger schmahlicher Behandlung der letzteren her. Es solle ubrigens zur Erhebung der Ursachen des angeblichen Priestermangels eine Višitation abgehalten werden. In ihrer ,BeschIuss-schrift' wiesen die Ausschusse den Vorwurf des Konigs zuriick. Es sei ihnen nichts von Entziehung geistliclier Einkiinfte bekannt, und Ihrer Majestat Obrigkeit wiirde sie, wenn sie vorkame, niclit gestatten. Der Mangel an Priestern komme aber vom Missbrauch der Pfriindencumu-lirung und der ,Absenten'. Dies \varen geistliche Pachtschillinge, welche der Inhaber einer Pfriinde von demjenigen untergeordneten Amtsbruder erhob, dem er die Obsorge iiber die ihm anvertrauten Schaflein iiberliess. Sie waren so bedeutend, dass der Vicar sie nicht erschwingen konnte und daher genothigt war, die Pfriinde zu verlassen. Die Krainer Gesandten erstatteten eine mit der vorstehenden iiber-einstimmende Rechtfertigung, in vvelcher sie noch beifiigten, in Krain sei es bisher noch nicht erhort, dass den Geistlichen eine Schmach oder Unbill zugefugt worden ware, und es ware die Visitation von Seite der geistlichen und weltlichen Obrigkeit besonders auf dem Lande am Platze. Auf eben diesein Ausschusstage, wie auf j enem zu Wien (November und Dezember 1539) gaben die Ausschusse bereits ihrer Theihiahme an dem nothwendig auch auf Oesterreich riickwirkenden Gange der Dinge in Deutsckland und der Solidaritat der protestantischen Interesen den entschiedensten Ausdruck. Es war die Zeit der Versoh-nungsversuche des Kaisers, welche auch in den osterreichischen Erblanden Sympathie und neue Hoffnungen auf eine gunstigere- Gestal-tung der religiosen Verhaltnisse erweckten. Die Instruction fiir die Abgesandten Krains zu der Linzer Versammlung (August 1538) machte denselben zur Pflicht, den Konig zu bitten, dass er bei Papst, Kaiser und an andern Orten ,es allergnadigst fordere und behilflich sein wolle, damit eine Vereinigung im Glauben beschlossen und nicht der-massen, \vie bisher, im Irrthum gelebt, Leib und Seele verfuhrt werde. Das wiirde auch die Stande des Reichs zu ansehnlicher Hilfe, Ihrer Majestat und den Landen zum Trost, verursachen.' In der Antwort auf den koniglichen Vortrag (4. August 1538) stellten die Ausschiisse der niederosterreichischen Lande auch die Bitte: da einige Fiirsten des deutschen Reichs wegen der dortigen Spaltung ihre Hilfe (zum Tiirkenkrieg) verweigern, so mocht.e der Konig an den Kaiser eine Botschaft absenden, damit ein ,gemeiner Reichsfriede oder Stillstand' zustande komme und ein ,vollkommener' Reichstag zur Beratkung der Tiirkenhilfe ausgeschrieben, auch in der Religion durch ein General-oder Nationalconcilium, d. i. mit oder ohne Rom, Ordnung hergestellt werde. Konig Ferdinand erwiderte darauf, er habe nichts unterlassen, den Kaiser zur Beilegung der Religionsspaltung zu bewegen, und werde darin fortfahren.1 Auf dem Wiener Ausschusstage brachten die Ausschiisse schon in ihrer ersten Antwort auf den koniglichen Vortrag (22. November 1539) die Religionssache zur Sprache. Sie forderten eine ,gute christliche Vergleichung' und ,gelehrte Predicanten' und baten zu diesem Zwecke um ein ,General- oder Nationalconcilium', auch damit die',protestirenden Stande' des Reichs nicht ihre Hilfe' zu verweigern Ursache hatten, um Erwirkung eines ,gemeinen Reichs-friedens oder Anstands' bei der kaiserlichen Majestat. Der Konig erklarte darauf, er halte das gewiinschte Concil aus vielen wichtigen Ursachen fiir hochst nothwendig, habe dasselbe auch bisher beim Kaiser, soviel in seiner Macht gestanden, gefordert und hatte zur VerhUtung der Spaltung gern gesehen, dass es zustande gekommen ware. Er wolle es auch bei seinem bevorstehenden Zusammentreffen mit dem Kaiser ,mit sonders gnadigem Fleiss sollicitiren' und iiber-haupt es an nichts fehlen lassen, was im heiligen romischen Reich zu Fried, Ruhe, Einigkeit und Vergleichung immer dienlich und for-derlich sein moge. Indem die Ausschiisse fiir diese gnadige Zusiche-rung ihren Dank abstatteten, deuteten sie auch darauf hin, dass sie vom Concil auch Beihilfe zur Erlangung christlicher, geschickter und gelehrter Prediger erwarteten.2 Der Tag von Hagenau (Juni 1540) schien den AVunsch aller redlichen Katholiken nach einer Reform der Kirche zur Wiederver-einigung ihrer ausgeschiedenen Glieder der Verwirklichung naher zu bringen. Es gab da Bischofe, \velcbe glaubten, dass man in einigen der wichtigsten Punkte nachgeben, dass man die Priesterehe und den Kelch fiir die Laien bewilligen und den Gottesdienst in deutscher 1 Landsch. Arch. Pase. Bel. S. Nr. 10. 2 Landsch. Arch. Fasc. 92. Sprache gestatten miisse. Auch die kirchlichen Fastengebote und die Bilderverehrung schienen ihnen nicht zu den wesentlichen Dingen zu gehoren.1 Es kam auch ein ,Abschied' zustande, den der Kaiser sich wohl gefallen liess, wie Konig Ferdinand, 4. Oktober 1540, den zu Laibach im Landtag Versammelten mittheilen liess, mit dem Beisatze, dass laut desselben das ,christliche Religionsgesprach zu Worms' noch im Oktober 1540 durch gelehrte und ,schidliche' Personen beider Par-teien seinen Fortgang haben solle und dass der Kaiser einen Reichstag nach Regensburg ausgeschrieben habe, auf welchen er seine Hoifnung setze.2 Das Religionsgesprach in Worms (November 1540 bis Januar 1541) brachte zwar keine Einigung der Religionsparteien, denn ,die papstlichen Abgeordneten hatten lediglich die Aufgabe, die Einigung zu verhindern, die sie auch gliicklich losten,'3 allein der aussere Friede wurde erhalten und eine giinstigere Lage der Prote-stanten vorbereitet. 3. Bitten der Stande um freie Eeligionsubung. Truber als Domherr und Dom-prediger. Wiedertaufer. Landtag in Steyr und Keichstag in Augsburg. Verhafts-befehl gegen die Haupter der Protestanten. Truber fllichtet zveimal aus Krain. Der erste windische Biicherdruck. (1541-1550.) Auf dem Regensburger Reichstage (Februar 1541) wurde das in Worms begonnene ,Religionsgesprach', der Versuch einer Yermittlung der einander schroff entgegenstehenden Religionsmeinungen, fortge-setzt. Die Absicht des Kaisers ging dahin, Priesterehe und Laienkelch in Deutschland freizustellen. Dagegen erklarten sich einige protestantische Fiirsten bereit, den Primat des Papstes anzuerkennen. Man einigte sich iiber einige der wichtigsten Lehren.4 Doch der Papst erklarte, die Resultate des Religionsgesprachs nicht annehmen zu konnen, und behielt sich die Entscheidung auf einem Concil vor. War indessen auch die religiose Vermittlung gescheitert, so erlangten die deutschen Protestanten doch durch den Reichstagsabschied vom 29. Juli giinstigere Bedingungen. Der Niirnberger Friede wurde bestatigt und der 1 Ranke, deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, IV. 139, 140. 2 Mittli. 1867 S. 44. Im landsch. Areh. in Laibach befindet sich einFascikel: Handlungen in Religionssachen zu Hagenau im Monat Juli 1540, dann der Abschied vom 25. Juli 1540, Der Fascikel tragt die Ueberschrift: Religionssachen Nr. 2. S. Ranke 1. c. S. 138, 139. . „ 3 Worte Ranke's 1. c. S. 141—148. 4 Ranke 1. c. 148- 155. Uebertritt zum Protestantismus freigestellt,1 Aber auch die osterreichischen Protestanten hatten auf diesen Reichstag Hoffnungen fiir die von ihnen angestrebte Ge\vissensfreiheit gesetzt, utffl es waren zu demselben 24 Abgeordnete der niederosterreichischen Lander und der Stadte Wien, Graz, Linz, S. Veit, Stein, Radkersburg, Korneu-burg, Enns und Laibach erschienen. Sie iibergaben daselbst eine schriftliche Bitte um Freigebung des evangelischen Bekenntnisses und seiner Ausiibung, indem sie die allgemeinen Landplagen, Tiirkennoth, Feuer und Pest, allein der Vernachlassigung der neuen reinen Religion und der Unbussfertigkeit in ihren Landern zuschrieben.2 Ihre drin-gende Bitte fand jedoch keine Erhorung, der Konig entliess sie mit Bedauern, aber ohne Zugestandniss, mit Yerweisung auf den Reichstag, dessen Beschliisse aber nicht fiir Oesterreich galten, und auf das allgemeine Concil.3 Auf dem Ausschusstage in Linz (Oktober 1541) begniigten sich die Stande mit allgemeinen Bemerkungen iiber die Nothvvendigkeit eines christlicben, bussfertigen Lebens und der Bitte, der Konig wolie ,gnadigste Ordnung vornehmen, dass alles, was dem heiligen Wort Gottes zuwider ist, abgethan, das Wort Gottes gepre-digt und Gottesfurcht geziigelt werde', wovon gliicklicher Erfolg gegen den Erbfeind zu hoffen sei.4 Doch finden wir nicht, dass diese Bitten eine andere Folge gehabt hatten, als das Mandat wegen des Mittag-lautens, welches Ferdinand am 20. Oktober 1541 erliess.5 Die,Krainer Gesandten hatten iibrigens die specielle Instruction erhalten, 11111 Ab-stellung der Kirchfahrt nach Salcano bei Giirz zu bitten. ,Neulicher Zeit hat sich zu Salkhan in der fiirstlichen Grafschaft Gorz eine Kirchfahrt erhebt, also dass von dem gemeinen Mann von allerlei Landen und Sprachen ein grosser Zulauf. Man hat fiirgeben, die Blinden waren sehend geworden, die Krumpen grad, die Lahmen gesund, das doch alles im Grund ein Abgotterei und Verfiihrung, auch zum hochsten wider Gott und sein Wort. Wiewohl hievor Mandat im Land ausgangen und Verbot geschehen, dass sich niemand auf solche Abgotterei geb', noch daselbs Hilf suech, es kunt niemanden helfen, war' ein Aberglaub' und Entziehung Gottes Ehr', darauf Straf' Land und Leuten von Gott nach Laut gottlicher Schrift gefolgt war, so ist doch solches alles nicht angesehen. Demnach Ihre konigliche Majestat 1 Rahke 1. c. 160, 161; Hausser 1. c. 213. 2 Raupach 1. c. I., Beil. IX. 3 Muchar 1. c. VIII. 465. 4 Landscli Arch. Pase. Rel. S. Nr. 10. 5 Mittli. 1864 S. 90. unterthanigst zu bitten, dass Ihre Majestat von Gottes Ehr' wegen dieselb' Kirchfahrt gnadigst abstellen und verbieten wolle.11 Als Konig Ferdinand die Stande der niederosterreichischen Lander 1541 im Monat Dezember nach Prag, der Tiirkengefahr wegen, berufen hatte, erneuerten diese im Auftrage ihrer Mandanten die gemeinsame Bitte um Freigebung der Religion. Ani 13. Dezember 1541 fertigten die Ausschiisse, unter ihnen die Krainer: Sigmund Freiherr von "VVeichselberg, die Ritter Christoph Rambschiissel und Erasmus Scheyrer, dann von Seite der Grafschaft Gorz der Ritter Bonaventura von Eck, und von den Stadten Laibach, eine ausfiihr-liche Bittschrift.2 Ihr Eingang weist auf die sociale Zerriittung hin: ,dass schier kein recht politisch oder btirgerlich, sondern bei allen Standen wider ali gut Sitten, Ordnung und Recht ein frei Leben und in den sondern Haushaltungen unmassige Verschwendung und keine rechte Zucht ist, aber die fiihrnehmlichst Ursach und grosst Ver-brechen ist leider Gottes und seines heihviirdigen Worts Verachtung.' Die Stande wissen kein anderes Mittel zur Abwendung des gottlichen Strafgerichts, welches in den verheerenden Tiirkeneinbriichen sich kundgebe, als dass das Wort Gottes allenthalben nach christlichem Verstand gepredigt und das Volk zur Busse ermahnt werde. Der Konig habe sich auch von vielen Jahren her bemiiht, die Religions-spaltungen zu vergleichen, \vie es denn im jiingsten Reichstag (zu Regensburg 1541) so weit gekommen, dass von vielen Artikeln gehan-delt und ein gemeiner Friede in den Religionssachen bis auf weitere Vergleichung geschlossen worden. Wofern aber sie (die Stande der niederosterreichischen Lander), als Unterthanen des Konigs in solchem allgemeinen Frieden in den Artikeln, die als christlich nach dem Wort Gottes zu erhalten waren, nicht begriffen waren, oder so einer diesen Artikeln zugethan, dariiber in Sorgen Leibs und Guts stehen solite, konnte es ihnen nicht anders denn schmerzlich sein. Deswegen sei der Landschaften hochstes herzlich Flehen und demuthigste Bitte,. der Konig wolle darob sein, dass das heil. Evangelium nach rechtem christlichem Verstande, und der hohe Artikel von der Vergebung der Siinden allein aus dem Verdienst und Leiden Jesu Christi (der Lelir-satz Luthers von der Rechtfertigung durch den Glauben allein), und daneben die Liebe des Nachsten und alle guten Werke als Friichte 1 Landsch. Arch. Pase. Eel. S. Nr. 10; Conv. Nr. 69, Linzer Handlung. 2 Gedruckt 1512 in Quart ohne Angabe des Orts und von Raupach 1. c. II. 74 f. der Beilagen vollstandig vviedergegeben. und gewisse Anzeigen des innerlichen Glaubens gepredigt, ferner das hochwiirdige Sacrament des Altars, also wie es am Anfang der Christen-heit auf etlich hundert Jahr gehalten worden und noch in vielen Landen gebraucht wird, denen, die es begehren, gereichet, die bis-herigen Missbrauche in der Kirche abgestellt, die Pfarrkirchen mit guten, gesckickten Seelsorgern versehen, auch die, so das Wort Gottes predigen, nicht wie bisher geschehen, verjagt werden. Wann dann gleich die Missbrauche nicht so bald konnten gehoben werden, so konnte doch darum die Predigt des reinen Worts und rechtmassiger Gebrauch der Sacramente, als nothwendige Mittel der Seligkeit, nicht nachbleiben, insonderheit wegen des unwissenden und ruchlosen Volks, welches von aller Gotteserkenntniss gekommen, nachdem viele Pfarren ohne Priester waren. Schliesslich baten die Stande ,mit gebogenen Knieen und stets seufzendem schreiendem Herzen', der Konig moge seine getreuen Lande ,in solchen Abschied kommen lassen', d. i. um Tkeilnahme an den Wohlthaten des Regensburger Religionsfriedens. In seiner Antwort (13. Januar 1542) bezeugte der Konig seine Begierde zur Hebung alles gottlosen Wesens in seinen Landen. Was aber die Predigt des reinen Wortes anbelangt und die Verjagung der Prediger, so erklarte der Konig, er sei dem nie zuwider gewesen, dass das Wort Gottes im tvahren christlichen Verstande (nemlich im katholischen Sinne, vvakrend es die Ausschiisse im protestantischen meinten), wie es von der christlichen Kirche approbirt, gepredigt werde. Er erbot sich, den Ordinarien und geistlichen' Obrigkeiten allen Ernstes aufzulegen, in Gemasskeit des Regensburger Reichs-abschiedes unter den Geistlichen eine Reform vorzunehmen, die Missbrauche abzustellen, desgleichen die erledigten Pfarren mit geschickten und gelehrten Pfarrern und Seelsorgern zu besetzen, damit die Unter-thanen in dem wahren Wort Gottes untenviesen und sonst nach christlicher Ordnung versehen werden. Der Abschied von Regensburg, auf den sich die Stande beriefen, sei nicht zwischen den Standen und ihren Unterthanen, sondern nur zwischen den ersteren selbst geschlos-sen worden, und der Religionsfrieden beziehe sich also auch nur auf die Stande des Reichs, nicht auf die der niederosterreichischen Lander, als Unterthanen des Konigs. Auch habe der Regensburger Religionsfrieden nur den Sinn, dass die Katholiken bei ihrer Religion und die Protestanten bei dem status quo bleiben.1 1 Kaupach I., 38, 39. Die liier ausgesprochene Ansieht des Konigs von der Brhaltung des status quo stimmt nicht mit den Acten des Keichstags (s. Hiiusser 1. c. S. 213), vvornach der Uebertritt zur protestantischen Religion freigestellt wurde. Die Stande hielten es hierauf fiir nothig, sich deutlicher zu er-klaren, indem sie auf die Untersclieidungslehre von der Vergebung der Siinden durch Christi Leiden allein, ohne Zuthun unserer Werke, Luthers Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben allein, hin-vviesen und verlangten, dass die Prediger, welclie solclie Artikel und sonst das Wort Gottes ,klarlich' predigten, nicht verjagt, sondern geduldet werden sollten. Die weitere Antwort des Konigs ist nicht bekannt, doch ist voimiszusetzen, dass sie nur in der Verweisung auf den friiheren Bescheid bestanden haben \verde.1 Auf dem Ausschusstage in Wien, welcher jenem in Prag noch im Jahre 1542 folgte, brachten die Stande der niederosterreichischen Lande abermals ihre Religionsanliegen zur Sprache. Konig Ferdinand driickte ihnen sein Missfallen aus, dass sie die in Prag iiberreichte Schrift, doch ohne die ihnen miindlich ertheilte Antwort, nicht nur nicht geheim gehalten, sondern in Druck gelegt und verbreitet hatten. Nachdem jedoch die Ausschiisse die Erklarung abgegeben, dass ihre Meinung nur dahin gebe, dass es bei Ihrer Majestat Erbieten bleiben solle, so wolle Ihre Majestat es dabei beruhen lassen, jedoch den Ausschiissen gnadigst aufgelegt und befohlen haben, sich fernerhin solcher Schriften und besonders der Eroifnung und Publicirung der Verhandlungen, ,so Ihre Majestat hin und wieder der obliegenden Notli nach vertraulich und gnadig mit ihnen thun', zu enthalten 2 Waren die Bitten der Stande um Verbriefung der Glaubensfrei-heit auch bisher nicht erhort \vorden, so dauerte doch in Krain der Zustand factischer Duldung fort. Truber, der sich bereits offen zu protestantischen Grundsatzen bekannt und daher, wie erwahnt, den Auftrag erhalten hatte, Laibach zu verlassen und sich auf seine Pfarre nach Lack zuriickzuziehen, wurde im Jahre 1542 vom Bischof Franz Kazianer zum Domherrn an der Laibacher Kathedrale ernannt3 und kehrte somit auf den Schauplatz seiner friiheren erfolgreichen Thatig-keit zuriick. Im Jahre 1544 betraute ihn der auf Kazianer gefolgte Bischof Urban Textor mit den Predigten im Dome, zugleicli mit Trubers Gesinnungsgenossen, dem Domherrn Paul Wiener.4 Wahr-scheinlich versah Truber die windische, Wiener die deutsche Predigt. 1 Raupach 1. c. 2 Landsch. Arch. Fasc. 92. 3 Elze, Superintendenten S. 4. 4 Elze, Superintendenten S. 4. Truber wirkte liier (lurch sein iiberzeugeudes Wort gegen die, beiden Religionsparteien gleich verhasste Secte der Wiedertaufer, welche sich nahe bei Laibach zeigte.1 Nach Trubers Zeugniss selbst2 hatten diese Schwarmer noch vor der Predigt des Evangeliums in den windischen Landen ihr Unwesen getrieben. In der That finden wir schon in der auf dem Innsbrucker Ausschusstage (1532) angebrachten Religions-beschwerde der niederosterreichischen Lander die Klage iiber den Missbrauch der Wiedertaufe.8 Im Jahre 1540 erhielt der Landes-hauptmann Niklas Jurischitz von der Konigin Anna ein Dankschreiben (20. Marz)4 fiir die unterm 29. Februar ihr gemeldete Bekekrung von fiinf Wiedertaufern, und mit einem Schreiben vom 1. April6 den Auf-trag, vvenn diese Secte noch fernerhin auftauclien solite, ihre Anhanger, falls sie den Widerruf nicht leisten wollten, nach Triest zu schicken, wo sie einem gevvissen Andreas de Dorio, mit welchem sich Konig Ferdinand ins Einvernehmen gesetzt hatte, ausgeliefert werden sollten, wol zu keinein anderen Zvvecke, als um als brauchbarer Stoff fiir Autodafes zu dienen. Nach dem oben citirten Zeugniss Trubers wiire jedoch diese Secte erst nach der im Jahre 1545 in G raz erfolgten Hinrichtung eines ihrer Haupter durch das Rad bei den Windischen ausgerottet worden. In der That findet sich auch weiter keine Spur derselben. Bischof Urban war ein Freund der Jesuiten. Er stand noch mit ihrem Stifter Ignaz von Loyola und dessen Begleiter Jajus in ver-trauter Verbindung und Rriefvvechsel,6 und durch ihn wurde spater (1550) die Berufung der Jesuiten nach Oesterreich veranlasst.7 Beim Antritte seines bischoflichen Amtes hatte er Truber nach Laibach be-rufen, da dieser ihm als guter Kanzelredner bekannt war und er viel-leicht von ihm eine Sinnesanderung erwartete. Diese lag freilick ebenso wenig wie kluge Massigung in Trubers Charakter, der mit allem Feuer des Neophyten fiir die neue Lehre eintrat. Der Bischof suchte daher Trubers Wirksamkeit Einhalt zu thun, indem er ihm 1546 die Pfarre S. Bartelma in Unterkrain verlieh, welcher Ort noch heutzutage bis- 1 Elze, Art. ,Truber' in Herzogs Real-Encyklopadie S. 361. 2 Vorrede zur zweiten Auflage des N. T. von 1582, bei Siilera, ,Primus Truber', Erlangen 1861, S. 81, 82. 3 Landsch. Arch. Pase. 88. 4 Landsch. Arch. Pase. 123. 5 Landsch. Arch. 1. c. 6 Elze, Superintendenten S. 4. ' Ranke, rom. Papste II. S. 25; Valv. VIII. 664. weilen im Munde des Volkes ,luteranska vas' genannt \vird.1 Als jedoch Bischof Urban in Erfahrung brachte, dass Truber und Wiener ins-geheim das Abendmahl unter beiden Gestalten austheilten, und als Wiener nach dem Tode seiner ersten Frau eine zweite nahm, ergriff er nach der gliicklichen Beendigung des Schmalkadischen Krieges, in welchem ubrigens, wie bereits ervvahnt, die Krainer auf kaiserlicher Seite kiimpften, den geeigneten Moment, um einen entscheidenden Schlag gegen die Anhanger deš augsburgischen Bekenntnisses in Krain zu fiihren. Er solite zunachst ihre Haupter: Dr. Leonhard Mertlitz, seit 1520 Domherr, seit 1534 Domprobst und Archidiakonus von Rad-mannsdorf; Georg Dragolitz, Generalvicar; Klombner, Landschrannen-schreiber; Martin Pregel und Adam Concili, angesehene Biirger; Wiener und wol auch Truber treffen, der aber eben auf seiner Pfarre in S. Bartelma sich befand. Der Bischof befahl ihre Gefangennehmung. Truber entzog sich derselben, von seinen Freunden zeitig benach-richtigt, durch die Flucht an sicliere Orte. Sein Haus in Laibach wurde jedoch erbrochen, seine Biicher weggenommen und er seiner Pfriinde verlustig erklart.2 Gegen die iibrigen Haupter der evange-lischen Bewegung wurde vom Bischof der Process eingeleitet. Im Monat Oktober 1547 wurden in Gegenwart des kaiserlichen Notars Martin Oenotrius die Zeugen wider die Beschuldigten: Johann Warasdin, Levit an der Kathedralkirche; Jakob Scherer, Pfarrer in Oberburg; Philipp Strauss, Kaplan an der S. Johanniskirche in Burgstall (oder Gradische), und ein Ungenannter vernommen.3 Die Untersuchnng hatte sich ubrigens auch auf Georg Jureschitch, Prediger, und Kaspar Roka-vez, Vicar an der Domkirche, ausgedehnt, welche in ihren Predigten und geistlichen Amtshandlungen protestantische Grundsatze zur Gel-tung brachten. Der erstere hatte sich ubrigens auch dadurch verfang-licli gemacht, dass er das konigliche Mandat, betreifend die Fiirbitte fiir die Konigin Anna, nicht vollziehen wollte. Er bekannte sich Ubrigens auch dem geistlichen Gerichte gegeniiber oifen zu protestan-tischen Grundsatzen. Die Zeugen bestatigten ubereinstimmend die den Laibacher Predigern zur Last gelegten Irrlehren : Verwerfung der Ver-ehrung der Heiligen und der Jungfrau Maria, der Messe, des Fasten-gebots, der gregorianischen Litanei, Absolvirung ohne specielle Beichte, 1 Elze, Superintendenten S. 4. 2 Elze, Superintendenten S. 4 und 5, und derselbe in Herzogs Real-Encyklo-piidie S. 361. 3 Untersuehungsprotokoll, veroffentlicht von Hitzinger, Mitth. 1864 S. 4. protestantische Auffassung des Abendmahls und Austkeilung desselben unter beiden Gestalten, endlich die LectUre evangelisclier Schriften, des Brentius, Spangenberg und anderer durch Wiener und Juri-schitsch. Warasdin brachte noch weitere Anklagen gegen die Laibacher Prediger vor. Sie soliten die fiir den Kaiser und Konig abgehaltenen Processionen lacherlich gemacht und iiber den Bischof gelacht haben, wenn er Kleriker ordinirte. Wir wissen zwar nichts von dem End-resultate der Untersuchung und dem gegen die Beschuldigten ge-schopften Urtheile, allein die Folge wird zeigen, dass sie wenigstens ihren letzten Zweck, die Unterdriickung des augsburgischen Bekennt-nisses, nicht erreichte und der geistliche Stand auch spater noch die eifrigsten Proselyten lieferte. Mertlitz und Dragolitz zwar verschwin-den aus unserer Geschichte; wo sie geblieben, dariiber konnten vielleicht die Acten der Inquisition Aufschluss geben. Wiener rettete sich durch die Flucht, nachdem er in Wien im Kloster der Minoriten gefangen gehalten worden, und \vurde der erste evangelische Bischof Sieben-biirgens, wo er am 16. August 1554 starb;1 Jurischitsch und Rokavez blieben ihrer Ueberzeugung getreu, und wir werden ihnen noch mehr-fach in den Reihen der Protestanten begegnen. Truber kehrte sogar im Jahre 1548 auf die von Konig Ferdinand infolge demiithiger Bitten der Stande ertheilte Erlaubniss nach Laibach zuriick, wahrscheinlich unter der Bedingung der Unterlassung aller Propaganda, welche er nicht einzuhalten vermochte, daher er alsbald dem Vaterlande wieder den Riicken kehrte.2 Wahrend in Krain die geistliche Gewalt den ersten entschiedenen Oifensivschritt zur Unterdriickung der immer starkeren Bevvegung wagte, wie wir gesehen haben, mit keinem durchgreifenden Erfolge, hielten die protestantischen Stande der niederosterreichischen Lander noch immer an der Hoffnung fest, durch den bevorstehenden Reichstag in Augsburg eine legale Befestigung ihrer Gewissensfreiheit zu erlangen. Am 1. September versammelten sie sich in Stadt Steyr und \vahlten ihre Abgeordneten fiir Augsburg. Konig Ferdinand, von dieser, wie es scheint, ohne sein Wissen einberufenen Versammlung in Kennt-niss gesetztj forderte die Stande (Prag, 31. August 1547) auf, ihr Begehren dem Reiche friiher bekannt zu geben, und verlangte, dass die Abgeordneten ihn zum Reiclistage begleiten mochten, eine Forde-rung, aus welcher das Misstrauen hervorblickt, die Abgeordneten 1 Elze, Art. .Truber' in Herzogs Eeal-Encjclopladie S. 361. 2 Elze, Superintendenten S. 5. konnten, \venn sie allein reisten, Einverstandnisse mit den Missver-gniigten im Reiche anzetteln. Hans "VVeichselberger wurde nun mit dem Berickte iiber die Verhandlungen in Steyr und die Begehren der Stande an den Reichstag nach Prag gesendet. Diese bestanden in dem Verlangen nach freier Religionsiibung nach eigener Ueberzeugung und dem Augsburgisclien Bekenntniss, Freiheit der Predigt und Com-munion nnter beiderlei Gestalt. Ueber diese ihre Forderungen sprachen die Stande in einer weitlaufigen Schrift, welche die Abgeordneten dem Kaiser zu iibergeben hatten. Am 20. September ging der Landtag in Steyr auseinander. Die Abgeordneten eilten nach Prag und kamen mit Konig Ferdinand zu Ende Oktober in Augsburg an. Doch fanden sie dort kein Gehor. Man verwies sie auf das inzwischen augenommene Jnterim,1 welches bekanntlich keine Partei befriedigte und nur das Signal zu Gewaltschritten gegen den Protestantismus gab. In Krain sehen wir inzwischen die religiose Bewegung stetig fortschreiten, im Jahre 1548 hat sie sich bereits der bedeutendsten Stadt Unterkrains bemachtigt. Sie ist in derselben durch einen Volks-aufstand zur Herrschaft gelangt, in welchem ein katholischer Priester, P. Johannes, erschlagen worden sein soli.2 Das Edict Ferdinands vom 20. Marz 1548, womit alle Kirchenpatrone und Inhaber geistlicher Lehen aufgefordert wurden, das Leerstehen von Beneficien dem Bischof anzuzeigen, damit er dieselben mit gut katholischen Priestern besetze, ist wohl in Krain ebensowenig wie anderwarts zur Durchfiihrung gelangt, der Mangel an Priestern hat es wirkungslos gemacht. Dazu kommen noch die Uebertritte katholischer Geistlicher, wie jener des Andreas Latomus (1550), durch welchen die Spitalskirche, in welcher der evangelische Gottesdienst begonnen, wieder in die Hande der Evangelisclien fiillt.3 Latomus war friiher Domprediger gewesen. Schien es doch, als sollten alle Inhaber dieser Stelle in die Fusstapfen Trubers treten. Wir haben gesehen, wie Truber 1548 zum zweiten male, nun-mehr auf lange Zeit, Krain verlassen musste. Diesmal waren ihm die Verfolger auf den Fersen. Im Fluge ging es iiber Tirol in das gast-liche Baiern, wo die Reicbsstadt Niirnberg dem Vertriebenen das erste Asyl bot. Der gute Veit Dietrich nahm sich seiner an und verschalfte 1 Muchar 1. c. VIK. S. 498; Valv. VII. 432; Raupach I. 41. 2 Chronologiseke Darstellung der wiehtigeren, die Stadt Rudolfswertli betref-fenden Daten, Programm des R. Obergymnasiums, Laibaeh 1868, S. 9. 3 Mitth. 1864 S. 1. ihm alsbald die Friihpredigerstelle in Rottenburg an der Tauber, wo Truber sich zum ersten male verheirathete. Hier erquickte den Weit-gewanderten zuerst das Gliick des eignen Herdes, aber es machte ihn nicht unempfindlich fiir die Kampfe und Leiden der Heimat. Durch das gesprochene Wort konnte er nicht mehr fiir sein Volk wirken, so solite denn das geschriebene an seine Stelle treten. Der religiose Gedanke hat Grosses zum Heile der Menschheit vollbracht, diesmal solite er zum machtigen Hebel dienen, um eine Sprache, deren alte Kultur fast in Vergessenheit gerathen war, aus dem Dunkel eines nur dem niedern Verkehr dienenden Idioms zum Range einer Schriftsprache zu erheben. Damit die neue Lehre in das Volk dringe, \var es nothwendig, ihm in seiner Sprache geschriebene Biicher in die Hande zu geben. Aber welche Schwierigkeiten standen diesem Vor-haben entgegen! Bisher war die slovenische (windische) Sprache weder geschrieben noch gedruckt worden. Truber selbst schreibt:1 Uns und manniglich ist bewusst, dass vor 34 Jahren kein Brief oder Register, noch weniger ein Buch in unserer windisclien Sprache zu finden war, denn man hielt dafiir, die windische und ungarische Sprache waren so grob und barbarisch, dass man sie weder schreiben noch lesen konne.' Wie sollten ferner die vielfach so eigenthiimlichen Laute des Sloveni-schen in der Schrift wiedergegeben vverden? Truber entschied sich fiir die deutschen Lettern, da diese in der Schule vorherrschten und den Geistlichen, denen er zur Verbreitung der Reformation in die Hande arbeiten wollte, die gelaufigsteu waren. Nun gesellten sich zu dem Unternehmen noch aussere, vom Willen des Schriftstellers unabhangige Hindernisse. Es war die Zeit des Interim, ,das den Schalk hat hinter ihm', und die Druckereien in Niirnberg und Schwabisch-Hall lehnten den Druck der zu evangeliscber Propaganda bestimmten Schriften ab. Endlich gelang es ihm, die Presse von Tiibingen fiir seine Absichten zu gewinnen und dort seine ersten Schriftwerke unter dem Pseudo-nym ,Philopatridus Illyrictis' erscbeinen zu lassen. Bevor Truber jedoch sein Manuscript dem Druck iibergab, schickte er es nach Krain-, um es hier von umsichtigen Mannern priifen zu lassen. Katechismus und Abecedarium vvahlte Truber zum Ausgangspunkte seiner schrift-stellerischen Thatigkeit, das Volk solite zuerst eine kurze Unterwei-sung in den nothwendigsten Heilswahrheiten und eine Anleitung zum Lesen der neuen Schriftsprache, und zwar sowobl fiir das deutsche 1 Sillem 1. c. S. 26 aus der Vorrede zur zweiten Auflage des N. T. (Tub. 1582), nach dem Manuscript der Hamb. Stadtbibliothek als fiir das lateinische Alphabet erhalten. In aller Heimlichkeit, mit Gefalir des Verfassers und Druckers, wurden diese Erstlingswerke der slovenischen Literatur gedruckt. Truber musste Druck j und Correc-tur Fremden iiberlassen, welcke kein Wort von der windischen Spracbe verstanden. So erschienen denn folgende Werke: 1. gcited)i§mu3 in ber SGBhtbifcf)en ©p rad) famfit einer fitvijctt Stufc legtutg in gefang meifj. Stem bie Sitattei unb ein prebit) bom redjten Olauben, geftellt bitrcf) ^fjiiopatribum Slltjricunt (Pseudonym Trubers): Sinu fratfu ^obuujtjene ifaterim bfafi jljtouif more urtebu prtjti. Am Scblusse S. 244: gebrucft in ©tjOetibitrgen bitrrf) ben ttet ©furljanij (Pseudonym). Ein Exemplar befindet sich auf der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien. In der deutscken Vorrede (erstes Blatt) gibt der Verfasser dem Leser eine Anleitung zur richtigen Aussprache, nemlich des v wie eines gelinden /', des h wie des deutschen ch u. s. w., und fiigt bei: ,Und entsetze dich nicht, ob dir am ersten gedunkt seltsam und sckvver, sondern lies und schreib diese Sprache selbst, wie ich ein Zeitlang getkan; alsdann wirdest befinden und gar bald sehen und merken, dass auch diese unsre Spracb, sowokl als die Teutsche zier-lich gut zu schreiben und zu lesen ist, braucht wenig Articulos und zu den Prapositionibus ein einzigen Buchstaben als Djfja, der Vater, fojfju, zu dem Vatern u. s. w. Auf die deutsche Vorrede folgt dann eine krainiscke Vorerinnerung auf vier Seiten: ŠBfem ©(oitenjom ©itabo, Sfttp-, ©ctjfoft, inu pvaitu fpofitaite bofdjtje ffufi Sefufa ©fjriftufa profftm u. s. 2. Slbecebarium tmb ber flein ©ated)i§mu§. 3n ber 2Biubifcf)eu ©prad). 2tne 83uquice, t§ til) [e tt) ŠMabi inu preproftt ©fouetti mogo lafjfit o fratfim j^ajit brati nauuijljiti. ®tict) fo tubi tt) »egfi)t) ftufi te ferf^attffe Dere, inu atte SJMtjtue, te fo prepijatte ob aniga ^erljatita fcfef) ©louenjou. Rom. XIII. Et omnis lingua confitebitur Deo. Das ganze, nicht einmal zwei volle Bogen starke Werkchen enthalt eine krainiscke Vorerinnerung S. 1—4; Abecedarium 5—7; Katechismus 8 bis 26; endlich die (Gothisch-) Romischen und arabischen Zahlenzeicken und sckliesst: ,gebrucft in ©icben&urgett bitvd) ben Sevtti ©fur^anij.' Die ganze Aufiage, welcke wokl nicht bedeutend war, ging mit geringer Ausnahme nach Krain. Obgleich Trubers Freunde auch eine krainiscke Postille von ikm verlangten, so stellte er doch fiir jetzt seine Arbeit ein, denn die Schwierigkeiten und die Kosten des Unter- nehmens, welcke er wokl selbst getragen, mussten ibn von der Fort-setzung desselben abschrecken, so lange er nicht anderweitiger Bei-hilfe versichert sein konnte.1 4. Religionsbeschwerden der Landtage. Die Communion sub utraque. Der Keichstag in Augsburg. Bischof Urban predigt in Krainburg. Stiftung fiir krainische Studenten in Ttibingen. Die ersten Schulmeister. Auftauohen von Zvinglianern. (1551-1560.) Das Concil von Trient hatte die von Kaiser und Standen auf das-selbe gesetzten Hofthungen christlicher Einigung nicht erfiillt. Statt mit den nothwendigen eindringenden Reformen zu beginnen — war es doch das eigne Urtheil der Concilsvater, dass sie mit der Reformation bei sich selbst anfangen miissten,2 — stellte man die alte Lehre der neuen Irrlehre recht schroif gegeniiber und machte alle Verstandigung unmog-lich. Man beschloss zwar, die Bischofe sollten kiinftighin nur nach Wiir-digkeit gewaklt werden, das Wort Gottes selbst verkiindigen und fiir fahigere Lehrer und bessere Schulen sorgen, man schaffte einige Miss-brauche beim Ablasswesen, Dispensen, Licenzen und Privilegien ab, von einer aufrichtigen iuneren Reform, von einer Verbesserung der Kirche war nicht mehr die Rede. Nun kam der Kaiser selbst in 1 Elze, Superintendenten S. 5;"Sillem 1. c. S. 31—34; Schnurrer 1. c. S. 5—8; Kopitar, Grammatik der slavischen Sprache in Krain, Kiirnten und Stoiermark. Laibach 1808, S. 389—392; Šafarik, Geschiehte der siidslavischen Literatur. Heraus-gegeben von J. Jireček. I. Slovenisches und glagolitisches Schriftthum. Prag 1864, S. 47-143. 2 P. Theiner, Acta genuina S. S. Oec. Concilii Tridentini. Zagrabiae 1874, T. I. p. 41, 42, dann in der Vorrede Pg. I-II. die bezeichnende Stelle: ,Patres istos non unam alteramve haeresim excidere oportebat: sanandum erat totum ecclesiae corpus, injuria temporum haud secus ac incuria pasto-rum magna infirmitate pergravatum, imo scabie turpissima et prope-modum ivreinediabili affectum, interius exteriusque deooratum. Interius per summam inscitiam, infelicem illam radicem omnium malorum, quae apud omnes fere et praeprimis apud clerum inferiorem et animarum cura detentum in rebus fidei aecgue ac in re litteraria invaluerat, mentes oculosgue omnium veluti offusa quadam ac densissima caligine obcoecaverat. — Quid deinde commemorare juvat et depravatissimos moreš, quibus clerus tunc temporis ab infimo ad sum-mum usque deturpatus erat, scandalum fidelibus factus. Candida ecclesiae vestis, exterior sua forma ac praecipua sua pulchritudo, penitus corrupta, immutata fuerat.' Quid mirum, quod haereses temporum iniquitate, clanculum serpentes, tunc altius extollerent caput etc. etc. Opposition mit Rom, er suckte Verstandigung mit den Protestanten, Grund genug fiir Rom, das nur ungern an Deutsclilands Grenze ver-legte Concil von dort zu entfernen, unter Protest der kaiserlichen Commissarien gegen alle Beschliisse einer ,Winkelversammlung' in Bologna. Dann wieder jahrelange Unterhrecliung und endlich Wieder-eroffnung in Trient (Mai 1551) kurz vor dem verhangnissvollen Um-schwunge in Deutschland (Coalition und Ueberfall des Kaisers in Tirol), und bald wieder die vollste Reaction gegen alle Reformbediirfnisse unter Paul IV. (1555—1559), das war der wenig befriedigende Verlauf des ersehnten allgemeinen Concils. Es ist nicht ohne Interesse, mit diesem Bilde den Gang der Reformation in Oesterreich und speciell in Krain zu vergleichen. Hier wird iiber geistliche Reform und dogmatische Zugestandnisse nicht zwischen den Fiirsten der Kirche, sondern zwischen dem weltlichen Herrn und seinen Unterthanen verhandelt. Die Landstuben werden dann zu Disputationssiilen, die Landtagsschriften zu langathmigen theologischen Abhandlungen. Priestermangel und Communion sub utraque sind die beiden Angelpunkte der Discussion. In dem erstern glaubten die Stande den Punkt des Archimedes gefunden zu haben, von welchem aus sie den ganzen Bau der alten Kirche erschiittern konnten, und sie hatten sich, wie wir sehen werden, darin nicht ge-tauscht; das Begehren nach dem Kelch stand aber im innnigsten Zusammenhange mit jenem nach Predigern. Wie weit in der That der Priestermangel in den Erblanden gestiegen war, beweist die am 30. Marz 1551 erfolgte Erneuerung des Edicts von 1548 wegen der Besetzung der leerstehenden Pfarren mit dem Beisatze, dass wenn taugliche Priester nicht zu bekommen waren, man dies der betretfenden geistlichen Beliorde oder der Hoch-schule in Wien, ,allda gelehrte und geschickte Leute zu iiberkommen', anzeigen solle, ein Zusatz, welcker den, auch vom Jesuiten Orlandini in seiner Geschichte der Gesellschaft Jesu geschilderten Mangel an tauglichen Mannern zum geistlichen Lehramte geniigend illustrirt.1 In der Instruction Konig Ferdinands fiir die zum Laibacher Landtag abgeordneten Commissare (8. Marz 1553) wurde iibrigens der von den Standen beklagte Priestermangel zum Angriffspunkte gegen die ersteren beniitzt. Indem der Konig constatirte, dass dieser Mangel so weit gehe, dass an mehreren Orten weder gepredigt noch die Sacramente gereicht werden, dass Kinder ohne Taufe, Kranke ohne das Sacrament 1 Raupacli 1. c. II. 105. verscheiden, wurde das Begehren an die Stande gestellt, die Priester nicht durch Besteuerung des Zehents, als ihres einzigen Einkomniens, an den Bettelstab zu bringen und zur Auswanderung zu treiben, dann ihnen auch die gebiihrende Ehrfurcht zu erzeigen, da sie oft schraah-lich gehalten, von den Lehensherren in ihrem Einkommen verkurzt und von den Kirchenvogten bedrangt wiirden. In ihrer Antwort auf diese Beschuldigungen hoben die Stande hervor, dass die Weltlichen dieselben Lasten tragen miissten, \vie die Geistlichen, aber geringeren Grundbesitz hatten als diese. Dafiir miissten sie noch Weib und Kind ernahren und mit Leib und Gut gegen den Feind stehen. Etliche Štifte und Kloster im Lande seien so reich, dass eher sie den Standen beispringen konnten, als diese jenen. Warum sollten die Kloster mit ihrem Ueberfluss den beschwerten Pfarrberren oder Beneficiaten nicht beispringen? Der Mangel an tauglichen Priestern komme aber daher, dass die besten Pfarren und Beneiicien von ihren Inhabern mit unertraglichen ,Absenten' und ,Schatzungen' beladen wiirden. Einige wiirden schier an den Meistbietenden versteigert. Wer mehr Absent zu geben sich herbeilasst, den lasse man gut sein fiir einen Pfarrer oder Vicar. Diese Absenten wiirden dann noch weiter vergeben. Wo friiher 10 bis 20 Gulden Absent gegeben worden, miisse ein armer Pfarrherr jetzt 30—50, wo friiher 40—50, jetzt 60—90 Gulden Absent geben. Wenn aber die Cumulirung der Pfrunden und deren Vergebung um Pacht (Absent) abgestellt, bei Verleihung derselben nur auf die "VViirdigkeit gesehen wiirde, so wiirden sicb nicht nur genug gelehrte und taugliche Priester finden, sondern dieselben wiirden auch die Steuer von den Zehenten gern entrichten. Auf den Vorwurf schmah-licher Behandlung der Geistlichen erwiderten die Stande, keinem Geistlichen werde Uhehre erwiesen, ,wenn sich aber etliche mit arger-lichem Leben und Exempel bei dem gemeinen Mann selbst unehren, das besteht an ihrer selbst Besserung.'1 Mit dieser schlagenden Replik schloss die Verhandlung fiir dies-mal, um in den folgenden Landtagen zu einem stehenden Programms-punkt zu werden, fiir vvelchen bereits in der Landtagsinstruction der koniglichen Commissare vom 7. Januar 1555 in charakteristischer Weise Vorsorge getroffen wurde. Wenn die Stande, heisst es da, ,mit der Religion herfiirkonmien' und dariiber ,viel disputiren wollten', sollen die Commissare ihnen mittheilen, dass sie diesfalls keine Voll-macht hatten, und wenn die Stande ihnen eine schriftliche Beschwerde 1 Meine Urkundensaminlung zur Eeformationsgeschichte, Mittli. 1867 S. 45 f. / iibergeben wiirden, sollten sie sich darauf beschranken, dieselbe an-zunehmen und den Standen den Bescheid zu geben, dass sie dieselbe dem Landesfursten zuschicken wollten und nicht zweifelten, dass er alles Nothvvendige in Religionssachen vorkehren werde. Neben dieser offenen diirften die Landtagscommissare wohl noch eine weitergehende vertrauliche Weisung erhalten haben, da sie nicht allein das Eingehen auf die, den Priestermangel abermals beklagende und mit weitlaufiger historischer Deduction das Verlangen nach dem Laienkelch ,bis auf ein frei Generalconeilium' begriindende Landtagsantwort ablehnten, mit dem Beisatze, die andern Lande hatten bereits bei Ihrer Majestat wegen der Religion supplicirt, und \vas ihnen bevvilligt werde, wiirde ohne Zweifel auch fiir Krain Geltung haben, — sondern auch nur auf wiederholtes Begehren der Stande ihre Beschwerdeschrift. endlich mit Protest aunahmen und an Konig Ferdinand schickten. Doch erfolgte hierauf keine Antwort, denn am 29. April baten die Stande neuerdings um Bescheid und Verordnung iiber ihre Beschvverde oder wenigstens um einstweilige Verftigung, dass der Landschaft ,dieserhalb nichts Beschvverliches zugefiigt werde.'1 Inzwischen hatte Konig Ferdinand auf den 26. Oktober 1555 eine Ausschussversammlung der niederSsterreichischen Lande nach Wien ausgeschrieben, um iiber die drohende Tiirkengefahr zu berathen.2 Krain schickte dahin als seine Vertreter: Jakob von Lamberg, Landes-verwalter; Anton Freiherrn von Thurn; Hans Josef von Eck; Jobst von Gallenberg; Leonhard von Siegersdorf; Michael Frankowitsch, Biirgermeister, und Prirnus Strusnik, Stadtschreiber zu Laibach.3 Da erneuerten die Stande ihre Bitte um freie Religionsiibung, doch abermals ohne Erfolg.4 Als die krainer Stande im Dezember 1555 sich in Laibach versammelten, liess ihnen jedoch der Konig durch die Landtagscommissare Jakob von Lamberg, Landesverwalter und Landesver-weser; Wolfgang, Abt zu Sittich; Hans Josef von Eck und den Vice-dom Christoph von Kniillenberg eroffnen, inbetreff der freien Religionsiibung habe er noch nicht Musse gehabt, eine Resolution zu fassen, was aber die Communion betreffe, so koline er in das Begehren der Stande nicht willigen, weil er dadurch der Kirche vorgreifen wiirde. Aber auf dem bevorstehenden Reichstag in Regensburg werde 1 Meine Urk.-Samml. 1. c. S. 46, 47. 2 Muchar 1. c. VIII. 539. 3 Valv. X. 338. 4 Raupach I. 45, 46, Beil. III.; Muchar 1. c. alles verhandelt werden, was zur Beilegung der Religionsstreitigkeiten dienlich, und er werde sich diesfalls nicht weniger vaterlich und gnadig erzeigen, als bei Aufrichtung des Religionsfriedens (in Augsburg). Dabei erneuerte der Konig sein Ansuchen um Steuernachlass fiir die Pfarren und Kloster. In ihrer Antwort dankteii die Stande fiir das Versprechen inbetreff der Religionsbeschvverde und fiigten bei, sie hatten diesfalls, wie auch wegen der Communion, den nach Wien (zu dem auf den Januar 1556 .einberufenen Ausschusstage) abgeordneten Gesandten Vollmacht ertheilt. Das Verlangen inbetreff des Steuer-nachlasses \viesen sie zuriick und erneuerten ihre Klage iiber die unerschwinglichen Absenten, welche allein den Priestermangel ver-schuldeten.1 Als die Abgeordneten der fiinf niederosterreichischen Lande und der Grafschaft Gorz im Januar 1556 in Wien erschienen, wohin sie der Kiinig der drohenden Tiirkengefahr wegen beschieden hatte, erklarten sie, dass sie Auftrag hatten, zunachst der Religion wegen zu verhandeln. Seit 14 Jahren hatten sie diesfalls vergeblich verhandelt. Auf dem letzten Ausschusstage hatten sie gebeten, dass sie nichts \vider ihr Gewissen zu thun gedrungen werden mochten. Ihre Majestat habe sie auf den Regensburger Reichstag venviesen, mochten aber bedenken, wie schwer ihnen diese Vertagung auf ungewisse Zeit fallen miisse. Sie beschworen daher den Konig, sie bei der ,reinen Lehre' bis auf ein allgemeines Concil bleiben und des Augsburger Religionsfriedens geniessen zu lassen. Der Konig ervviderte hierauf, die Stande seien wie anderer Fiirsten Unterthanen im Religions-frieden einbegriffen, denn der Reichstagsabschied habe den Sinu, dass die Unterthanen der Religion des Herrn folgen sollen. Deshalb sollen sie auch bei der katholischen Religion, die er (der Kiinig) bekenne, verharren. Ohnehin konnten diejenigen, denen die Religion ihres Fiirsten nicht gefallig, Hab und Gut verkaufen und ,ohne Nachtheil ihrer Ehren' anders\vohin zielien. Inbetreff des Iielchs konne er nichts abandern, weil dies Kirchensatzung und dem kiinftigen Reichstag weitere Verfiigung in Religionssachen vorbehalten sei. Indessen wolle er einstweilen in Bezug auf das Abendmahl seine Verordnung vom 20. Februar 1554, wornach die das Abendmahl unter beiden Ge-stalten Empfangenden der Obrigkeit zur Bestrafung angezeigt werden soliten 2 einstellen, jedoch unter der Bedingung, dass die Stande an 1 Meine Urk.-Samml. 1. c. S. 49. 2 Eaupach II. 98, XI. der Beil. (len katholischen Kirehensatzungen und Ceremonien nichts andern und den kunftigen Reichstagsabschied abwarten sollten. Auch den Kirchendienern und Schulineistern solle, sofern sie obiger Bedingung nachkonunen, kein ,Ueberlast' widerfahren. In ihrer Replik auf diese Antwort des Konigs wiesen die Stande darauf hin, wie traurig es fiir die Unterthanen sein miisse, wenn sie der Religion halber ihr Vaterland, wo sie Leib und Leben fiir die Wohlfahrt und Wiirde des Hauses Oesterreich in die Schanze geschlagen, sollten ver-lassen miissen. Sie konnten sich also mit der koniglichen Antwort in diesem Punkte nicht zufriedenstellen, sondern baten um Gottes willen, Ihre Majestat mochten ihnen ,den Schatz des gottlichen Wortes nicht verkiimmern.' Schliesslich baten sie um ,genugsame Versicherung', d. i. um Garantien fiir die ihnen zu bewilligende Gewis-sensfreiheit. Nach vier Tagen erst erhielten die Ausschusse die Ant-\vort des Konigs, welche alle an die Concession der Communion gekniipften Hoffnungen abwies. Der Konig erwiderte, er sehe keinen Grund, warum die Stande sich an seiner Antwort nicht sollten geniigen lassen. Man konne die neue Lehre nicht ohne alle Schranken frei-lassen, denn \vie lange wurde sie dann rein bleiben? Der Konig erwarte daher, dass die Stande die Antvvort auf den eigentlichen Verhandlungsgegenstand nicht vorentbalten \viirden. Diese enviderten aber, indem sie ihren Standpunkt festhielten, die Ausschiisse hatten nicht gleichlautende Vollmachten. Die einen seien angewiesen, ohne Garantien fiir freie Religionsiibung, fiir ihre Schulmeister und Kirchen-diener nichts zu bewilligen, beziiglich der andern Iauten die Vollmachten zwar nicht so streng, doch sei auch von diesen bei der Stimmung in den Landern, \venn sie auch eine Zusage leisten sollten, nichts oder wenig Erspriessliches zu envavten.1 Dabei blieb es denn; es wurde 1 Valv. VII. 434 und X. 338 vermengt, wie es seheint, die Verhandlungen der Jahre 1555 und 1556. Dass dio obige Verbandlung in das Jahr 1556 zu setzen ist, zeigt iibrigens die ausfiihrliche Analyse bei Muchar 1. c. VIII. 539 f, dureh welche auch die Darstellung Raupachs I. 46, 47 und Beilage III. zu berichtigen und das negative Resultat des Wiener Ausschusstags der Divergenz in den Vollmachten der Ausschusse zuzuschreiben wiire, welclie nach dem Vorgehen aller friiheren Ausscliuss-tage als ein geniigender Grund zum Abbruche der Verhandlungen ersclieinen musste. Die in Wien iibergebeno Bittschrift wurde, wohl ebenso wie die Prager Eingabe auf Veranlassung der Stande, dem Druck iibergeben unter dem Titel: Supplication der niederosterreichischen Erblande der koniglichen Majestat durch 40 herrlicher Mšinner, das heilige Evangelium ihnen zuzulassen und vergunnen, iiberant\vortet etc. auf den letzten Januarii des 1556' Jahrs zu Wien iibergeben. 8. BI. Quart s 1. e. a. zwar kein gemeinsamer Beschluss gegen die Tiirkengefahr erreicht, aber die Lander leisteten doch nicht minder in den folgenden Tiirken-kampfen das ausserste zur Vertheidigung der bedrohten Heimat. Der Ausschusstag in Wien hatte den Standen die erste, wohl nur durch die Noth des Augenblickes erpresste Concession gebracht, die Communion sub utraque. Dies war die alteste Forderung, welche schon zu einer Zeit ausgesprochen und von Mannern festgehalten wurde, welcbe sich von der alten Kirche noch nicht getrennt hatten. Hatten doch die Bischofe Rauber und Kazianer von Laibach, wie Peter Bonoino von Triest, Trubers Gonner, in ihrer Sterbestunde das Abendmahl unter beiderlei Gestalt genossen.1 Doch war fiir den Augen-blick Ferdinands Concession von geringem Werthe, denn die Stande durften sich noch keinen Prediger halten, sie waren also inbetreif der Ausspendung des Sacraments an die katholischen Priester ange-wiesen, diese aber eiferten heftig dagegen, und der Konig konnte sie nicht zwingen, die Communion unter beiderlei Gestalt zu verab-reichen. Die Stande erneuerten denn auch in den Landtagen von 1556 und 1557 ihre Bitten um freie Uebung der Religion und An-stellung christlicher Prediger zur freien Verkiindung des Gottesworts, doch ohne Erfolg, denn die Landtagscommissare vertrosteten einmal die Bittenden auf baldige Erledigung ihrer Besch\verden durch den Konig, und wiesen dann wieder dieselben mit Bezugnahme auf den nachsten Reichstag, wo der Konig auch ohne Mahnung der Stande den ,Misstand in der Religion' beilegen werde, zuriick.2 Als Ferdinand den Kaiserthron bestieg (1558), verwirklichte er die Hoffnungen der evangelischen Glaubensgenossen in seinen Erblanden durch eine versohnlichere,Politik in Glaubenssachen', ein Ausdruck, der heutzutage paradox erscheinen-konnte, aber fiir jene Zeit seine volle Berechtigung hatte, in welcher Angelegenheiten des Glaubens sich von der Politik der Hofe nicht trennen liessen, vielmehr als starke Triebfedern von beiden Theilen gebraucht, wohl auch miss-braucht wurden. In einem Augenblicke, wo der Papst (Paul IV.) die Abdankung Karls V. und die Wahl Ferdinands zum Kaiser, weil die erstere ohne seine Genehmigung, die letztere durch ketzerische Kur-fiirsten erfolgte, fiir null und nichtig erklarte, ihm wegen des Augs-burger Religionsfriedens Vorwiirfe machte, \var kein energisches Auftreten gegen die Reformation in Oesterreich zu erwarten. Es 1 Landsch. Arch., Schreiben Trubers vom 8. Juli 1561. 1 Meine Urk.-Samml., Mitth. 1867 S. 49, 50. trat da die allgemeine Abneigung gegen Rom in der durch den Reichskanzler Seld auf Befehl Ferdinands ausgearheiteten Widerlegung der papstlichen Anspriiche scharf genug hervor1 und ausserte ihre Riickwirkung selbst auf das nach Pauls IV. Tode versammelte Con-clave. Wenigstens berichtete der kaiserliche Gesandte in Rom, Franz von Thurn, an den Kaiser, der Cardinal von Augsburg habe im Conclave dem Cardinal Medici gerathen, einen mit den Sitten und Gebriiuchen von Deutschland, vertrauten Papst wahlen zu lassen, und ihm dabei versichert, dass wenn man dem Volke das Abendmahl unter beiden Gestalten und die Priesterehe gestattete, man mit Leichtigkeit die andern Streitpunkte beilegen wiirde.2 Freilich hat das Conclave die Envartungen der Gemassigten getauscht, denn der Gewahlte, Pius IV., hielt die katholische Restauration fiir seine erste Aufgabe. Indessen hat der Protestantismus in Oesterreich in den letzten Regierungsjahren Ferdinands unaufhaltsame Fortschritte gemacht und seine vollige Organisation auch in Krain, wenn auch noch unter man-chen, durch die Hierarchie bereiteten Hindernissen, verwirklicht. In Krain finden wir bereits 1543 die erste Spur einer Schulthatigkeit, Linhard Budina als ,lateinischen Praceptor',3 1557 neben ihm schon Jorg Wurmb als ,deutschen Schulmeister',4 und im Jahre 1559 stiftet Michael Tiffernus, wahrscheinlich von Tiiffer in Untersteier gebiirtig, Professor der Theologie in Tubingen, bei der dortigen Universitat ein Stipendium fiir zwei, Theologie studirende Krainer,5 die kiinftige Pflanzscliule fiir viele Prediger des Krainer Landes. 1 Smets, Wien im Zeitaiter der Reformation, Pressburg 1875, S. 61 , 62, vvo die angefiihrte Stelle aus der Denkschrift des Kanzlers merkvviirdig genug ist, um sie hier zur Charakterisirung der Lage zu reproduciren: ,Jetzund hebt man den alten verlogenen Zank wieder an (um die papstlichen Anspriiche) und bedenkt her-gegen nicht, dass mittlerzeit, von den vorigon Papsten her, die Sachen weit eine andere Gestalt gewonnen. Denn da man vormals den riimischen Stulil gar nahend angobetet und fiir Gott gehalten, da wird derselbe jetztund von einem grossen Theil der Christenheit verachtet; und da man vormals den papstlichen Bann iibler, denn den zeitlichen Tod gefiirchtet, da lachet man jetzund desselben; und da man vormals, was von Rom kommen, fiir gottlich und heilig gehalten, da ist das romi-sche Wesen und Leben jetzund der ganzen Welt dermassen bekannt, dass schiei miinniglich — er sei, wer er wolle, der alten oder neuen Religion — davor ausspeiet.' 2 Czornig, Gorz I. 888, Anmerkung. 3 Hofthaidingsprotokoli von 1543 im hist. Verein. 4 Hofthaidingsprotokoli von 1557 im hist. Verein. 6 Valv. VII. 434. Von katholischer Seite finden wir den protestantischen Pracep-toren (Erzieliern) nur im Deutscken Hause, das seiner alten Mission sich vvieder zu erinnern scheint, einen Scliulmeister Hans Pingitsch (1543) entgegengestellt.1 Dass der bisher auf Adel und Biirger beschrankte Protestantis-mus nun auch in der Bauerschaft sicb zu verbreiten begann, ersehen wir aus einem Vorfalle, dessen unsere vaterlandische Chronik2 nur in kurzen Wort,en erwahnt, den uns aber die standischen Acten3 in lebendiger und fiir das Verlialtniss zwischen der katholischen Hierar-chie und den Standen sehr bezeichnender Weise schildern. Im April 1555 predigte Bischof Urban in Krainburg dem Landvolke und er-mahnte es, im Glauben fest zu bleiben nnd nicht seinen Herren zu folgen, welche vom Glauben abgefallen waren, indem sie die Com-munion unter beiderlei Gestalt begehrt hatten. Die in Laibach eben im Landtag versammelten Stande ,von Herren, Ritterschaft, Adel und Stadten' fassten das Vorgehen des Bischofs als einen Angriff auf ihren Glauben und ihre Autoritat zugleich sehr ernst auf und erliessen am letzten April ein Schreiben an den noch in Krainburg weilenden Bischof. Sie sagten darin, sie hatten dem Bischof bisher ,alle und iiberfliissige Ehrerbietung' erwiesen und es um ihn nicht verdient, es sicb auch nicht von ihm versehen, dass er sich einer Aufreizung des gemeinen Volks untersteken und die Stande ihren Unterthanen gegen-iiber so unchristlich schmahen wiirde. Denn die Stande hatten ihm keinen Anlass dazu gegeben und erkennen sich und ihre Standes-genossen ,gottlob, so ehrbar und fromm', dass sie von ihrem Gewissen und dem schuldigen Gehorsam gegen Gott und die Obrigkeit nie abgefallen noch unchristlich gehandelt. Der Bischof moge also fernerhin sicb solcher unchristlicher Beschuldigungen der Stande gegen den gemeinen beweglichen Mann, der ohnedies der Steuer vvegen schvvierig sei, enthalten und ein solches Vorgehen auch andern nicht gestatten. Sonst konnten die Stande nicht umgehen, ihre Beschwerden an den Konig gelangen zu lassen, ,welches Euer fiirstlicher Gnaden in mehr zu Verantwortung gereichen mocht'.' Hieriiber seien sie der Antwort des Bischofs durch den Ueberbringer des Schreibens gewartig, um dann noch vor Schluss des Landtags ihre Beschliisse in dieser Ange-legenheit fassen zu konnen. 1 Hofthaidingsprotokoll im hist. Verein. 2 Valv. VII. 433. 3 Landsch. Arch. Fasc. Eel. S. Nr. 9. Auf dieses Schreiben antwortete der Bischof sogleich, er habe dasselbe spat in der Nacht empfangen und sich dariiber ,nicht wenig eijtsetzt'. Er habe daraus entnonnnen, dass einige, ,aus was Geists Eingebung' wisse er nicht, sich unterstehen, den Bischof und die Landschaft gegen einander zu ,verhetzen'. ,WiiIs aber Gott, fiigte der Bischof bei, so soli sich derselben Angeben anderst erfinden.' Da die Stande aber von ihin eine Antwort begehren, so wolle er sie ihnen am nachsten Morgen miindlich geben. Der Bericht iiber die miindliche Verhandlung der Stande mit dem Bischof bietet charakteristische Ziige. Der Bischof ausserte, er sei iiber das Begehren der Stande ,hart erschrocken', denn es konnten ihm viele, nothigenfalls der Konig selbst bezeugen, dass er ,dieses Land als gute Christen geriihmt habe'. Er habe die Predigt, die er zu Krainburg gehalten, eigentlich in Laibach beabsichtigt, aber es sei ihm die Zeit (auf der Herreise von Oberburg?) zu kurz geworden. Er gestehe, das Gleichniss von Einem Schafstall und Einem Hirten gebraucht und die Zuhorer ermahnt zu haben, dabei zu bleiben. Zuletzt habe er gesagt, er liore, dass Eine Ehrsame Landschaft die Communion unter beiderlei Gestalt be-gehre, das sei \vider die Ordnung. Er moge ,etwas mehr geredt haben', aber ,von einer Aufruhr wegen habe er nichts geredet.' Dass er aber gesagt, dass die Stande abgefallen waren, ,wenn mans bei Licht besehen will, §o hab es fast die Gestalt, dass man abfallen w611'.' Man hatte inbetreff der Communion mit seinem Rath handeln sollen. ,Desehelahy' habe er Eine Ehrsame Landschaft in der Predig genannt. Wenn er zu weit gegangen sei, bitte er, es ihm zu verzeihen. Wenn aber die Herren begehren, dass er hinfiir davon abstehen solle, das konne er nicht, ,denn er lasse ihm nichts sperren.' ,Wir sollten unsere Eltern fragen, wie sie glaubt liaben, also sollen wir uns auch halten.' Es sei ein unchristliches und unbilliges Begehren (nach der Conimunion unter beiderlei Gestalt), das die Landschaft gethan habe. Er habe kraft seines bischoilichen Amtes gehandelt, denn ,Epi-scopi' seinen Aufselier und Spaher. Er babe in der Predigt gesagt, wer sich inbetreff des Abfalls vom Glauben nicht schuldig wisse, solle sich darum nicht annehmen. Solite aber der gemeine Mann vom Glauben abgevvendet werden, das ware nicht gut. Sehliesslick begehrte der Bischof, die Landschaft solle von der Forderung der Communion abstehen. Darauf liessen die Stande dem Bischof ihre Forderung abermals vorhaiten und ihn ermahnen, den gemeinen Mann nicht zu Wider-wilien und Aufruhr gegen seine Herrschaften aufzureizen, sonst wiirden sie verursacht sein, ihre Beschwerde dariiber bei dem Konig anzu-bringen; doch hatten auch diese Vorstellungen keinen Erfoig, denn der Bischof erklarte nach vielen Umschweifen zuletzt, weun er schon die Landschaft von dem Begehren nach der Communion sub utraque nicht abbringen konne, so \volle er doch den gemeinen Mann, so iange er konne, vor der Verfiihrung bewahren. Minder ernst nahm es Urbans Nachfolger, Petrus von Seebach, mit der Verwaltung seines bischoflichen Amtes. Ihn musste Ferdinand I. 1560 ermahnen, in Laibach zu residiren und einen deutschen Prediger zu halten, damit nicht die Stande Anlass erhielten, evangelische Prediger zu berufen.1 Bischof Petrus glaubte dieser Ermahnung hinlang-lich entsprochen zu haben, indem er aus Oberburg, der gewohniichen Residenz der Laibaclier Bischofe, am 27. Dezember 15602 ein Mandat an alle seine Diocesanen erliess, bei der katholischen Lehre zu bleiben, bei Strafe der Excommunication, und wenn diese nichts fruchten solite, des Einschreitens Seiner kaiserlichen Majestat! Ein Bischof muss von der weltlichen Autoritat an seine Amtspfiicht erinnert werden und glaubt dieser geniigt zu haben, wenn er eine papierne Drohung er-lasst, welche fiir den abgebrauchten Bannstrahl das weltliche SchvveTt substituirt! Begr.eiflich, dass unter solchem Verfall der hierarchischen Macht auch eine selbst bei Protestanten verponte und geachtete Secte in der nachsten Niihe des bischoflichen Sitzes ihr Haupt zu erheben wagte. Im Mai 1560 wahlten zwei Zwinglianer die Kirche S. Christoph bei Laibach zum Schauplatz ihrer Propaganda. Ueber eine Anzeige des Generalvicars Nikolaus Skoiitz — der Bischof weilte wohl wieder in Oberburg — befahl der Landeshauptmann dem Laibaclier Magistrat, die Jiinger Zwingli's festzunehmen; diese hatten sich aber inzwischen bereits gefliichtet.8 1 Valv. X. 340. Deaselben Schreibens mit dem Datum vom 9. Dezember er-wiihnt auch Radies, Mitth. 1867 S. 67, als im bischoflichen Archive vorfindlich. 2 Urk. der Laib. Seminarsbibl., Mitth. 1864 S. 5. 3 Mitth. 1861 S. 67, nach dem furstbisch. Arch. 5. Slovenischer und kroatischer Bilcherdruck in Tiibingen und Uraoh. Hans Ungnad und Maximilian II. als For&erer des Bibelwerkes. Trubers Berufung naoh Laibach. (1555 -1561.) Wir haben gesehen, \vie Truber, abgeschreckt durch das Wag-niss und die Schwierigkeiten der slovenischen Uebersetzung nach Vollendung seiner Erstlingswerke mit der Arbeit inne gehalten hatte, wozu wohl auch seine Uebersiedlung als Pfarrer nach Kempten (1552) beigetragen haben mochte. Nun kam ganz unerwartet ein Anstoss zur Fortsetzung des begonnenen Werkes. P. P. Vergerius, ekemals Bischof von Capodistria, hatte als Anhanger der neuen Lehre 1549 sein Vaterland verlassen und war in das Biindner Land gekoinmen, wo er seinem neuen Bekenntnisse viele Glaubige zufiihrte und auch durch Flugschriften fiir dasselbe mit Gliick thatig war. Herzog Christoph von Wiirtemberg berief ihn zur Forderung der italienischen Uebersetzung der wiirtembergischen Confession und des Brenzischen Katechismus nach Tiibingen; spater liess er sich auf des Herzogs Einladung bleibend in Wiirtemberg nieder. Als er nun im Januar 1555 in Goppingen venveilte, fasste der ehrgeizige und unternehmende Mann den Gedanken einer slavischen Bibeliibersetzung, der nicht weniger Nutzen als Ruhm versprach. Am 6. Januar 1555 schrieb er dariiber an den Herzog,1 auf dessen evangelischen Eifer und Beihilfe er rechnete, und nun liandelte es sich fiir ihn noch darum, den Mann zu tinden, der geeignet \vare, die Arbeit der Uebersetzung selbst zu iibernehmen, fiir welche dann Vergerius als gewandter Hofmann und Diplomat ausserlich wirken wollte. Der Mann fand sich in unserm Truber, \velchen Vergerius ausgekundschaftet hatte und an welchen er nun die schriftliche Anfrage richtete, ob er sich getraue, die Bibel in die windische und kroatische Sprache zu iibertragen, wozu er selbst (Vergerius) aus allen Kraften mithelfen und Beitrage von Fiirsten und Herren verschaffen wollte. Der schriftlichen Anfrage folgte eine Zusammenkunft mit Truber in Ulm in Gegenwart mehrerer gelehrter Theologen. Truber erklarte da, wie friiher schriftlich, so jetzt miindlich, er konne ein solches Werk nicht ausfiihren. Ab- 1 Schnurrer I. o. S. 13 und Anm. 6 S. 15. Die Stelle lautet: Tubingae pestis incepit progredi: quare cum illic nullam babeam vocationem, quse me cogat ibi manere in periculoj subsistam liic per aliquot dies ot adornabo negotium de versione in linguam Slanicam Dco juvante et caritate et clementia vestra Celsi-tudinis —' gesehen davon, dass er weder Hebraisch noch Griechisch verstehe, sei auch die windische Sprache arm an Worten und konne inanches nicht ausdriicken; tiberdies theile sie sich in mehrere Dialekte, die oft in einem Strich Landes von zwei bis drei Meilen sehr ver-schieden seien. Das Kroatische betreffend, konne er wobl einen Kroaten zur Noth verstehen, aber die Sprache konne er weder lesen noch schreiben. Wollte man ihm aber zwei krainische oder unter-steirische Priester oder andere Gelehrte aus denselben Landern, die das Windische gut und zugleich Latein und Deutsch verstehen, und zvvei Kroaten, die gut Dalmatinisch und ,Bosnarisch' reden, auch zugleich Cyrillisch und Glagolitisch gut schreiben konnten, zuordnen, so wolle er das Werk wohl ubernehmen. Man verwendete sich nun um die von Truber gewiinschten Mitarbeiter. Es wurden auch ein win-discher und ein kroatischer Priester aus Dalroatien fiir die Arbeit angeworben, aber der erstere starb noch vor der Abreise nach Deutschland, der Dalmatiner kam nach Tubingen, er brachte sogar eine ganze kroatische Bibel in der Handschrift mit, die er nach seinem Vorgeben 1547 aus der Vulgata zu dolmetschen und mit kroatischen (glagolitischeu) Buchstaben zu schreiben angefangen und 1554 voll-endet hatte, allein als man Anstalten zum Druck machte, erklarte der Dalmatiner zum allgemeinen Erstaunen, er sei nicht gesonnen, sich lange aufzuhalten, er habe nur den Beweis liefern wollen, dass eine kroatische Bibel bereits vorhanden sei und man daher Muhe und Kosten fiir eine neue Uebersetzung ersparen konne. Er wisse auch Ort und Gelegenheit, wo seine Bibeliibersetzung ohne seine und ihre Kosten gedruckt werden konne. Er liess sich auch durch keine Versprechung zuriickhalten, sondern reiste nach viertagigem Aufenthalt wieder ab. Inzwischen -hatte Truber das Evangelium des Matthaus in das "VVindische iibersetzt.1 Der Herzog von AViirtemberg bestritt iiber Vergerius' Verwendung die Kosten, die Morhard'sche Druckerei in Tubingen iibernahm den Druck. Das Mitte August begonnene Werk war vermuthlich noch vor Ende des Jahres vollendet.2 Es erschien unter dem Titel: ,Ta Euangeli Suetiga Mateusha, sdai peruizh vta Slouenshi Jesig preobernen. Euangelium D. N. Jesu Christi Authore Matthaeo, nune pr imuni versum in linguam Schlauicam.' 1555. 8°. 1 Die vorstehende Erzahlung des Hergangs nach Trubers eigenen Worten in seiner Vorrede zum I. Theil des N. T. bei Schnurrer 1. c. S. 18-21. Ueber die Bibeliibersetzung des Dalmatiners vgl. Šafafik 1. c. I. S. 170. 2 Schnurrer 1. c. 90 Blatter. Unter dem Titel ist eine auch sonst in Trubers Schrif-ten vorkommende Vignette: Das Lamm der Apokalypse steliend auf dem gesturzten Lindvrarm. Darunter: Matth. 21: Dabitur genti facienti fructus eius. Auf der Riickseite des Titelblatts: od S. Mateusha Lebna S. Jeronim taku pishe etc. Dann kommt die krainische Vorrede: Tei prani cerqui Boshy tiga slouenskiga Jesika Milost inu Myr od Buga Ozheta skusi Jesusa Cristusa nashiga Ohranenica prossimo etc., drei Blatter, an deren Ende gefertigt vashi slushabniki inu bratie V. und T., d. i. Vergerius und Truber, als gemeinschaftliche Heraus-geber. In dieser Vorrede sagt Truber, der unzweifelhafte Verfasser: ,Mafeusha vsamite koker enu kossilice oli jushiniso.' Der Vorrede folgen .Summarij vseh Capitolou1, sechs Blatter, dann wieder ein Wort an die Slovenen: Lubi Slouenci! ■— Mi sme, Bug vei, dosti smishlouali, skakouimi puhstabi to nasho bessedo bi mogli prou, po tei Orthogra-phy shtaltnu inu sastopnu pissati, de bi preueliku puhstabou oli Con-sonantou kani sillabi ne iemali, koker ty Peami inu drugi deiv, kateru ie gerdu viditi. Taku mi ne smo mogli sdai vnashi sastopnosti drigazhi naiti, temuzh de se ta H sa Ch, ta V sa pul F pisheio inu postauio inu de se ty slitimouci isrelco po shegi nashiga iesiga etc. Es folgt nun das iibersetzte Evangelium Mattkai auf 80 Blattern. Der Rest des Buches ist mit Joh. XX, 31, Haec autem scripta sunt etc. Setu je pag ptffamt etc. und Matth. XXIII, 14, Et praedicabitur etc. Und es vvird dieses Evangelium etc. $mt ta ©itattgelioit etc. ausgefiillt. Schliesslich empfeh-len sich die beiden Herausgeber in das Gebet der Leser um gliickliche Beendigung der noch iibrigen Uebersetzungsarbeit und bitten wiedei> holt und angelegentlich um Mittheilung allenfalls nothig erachteter Berichtigungen.1 Gleichzeit-ig mit dem Evangelium Matthai vollendete Truber im Jahre 1555 noch folgende Werkchen: ,Abecedarium. Ene Buguice, is katerih se ti mladi inu preprosti Slouenci mogo lahku tar hitru brati inu pissati nauuzhiti.'- Unter diesem Titel das Lamm auf dem Lind-wurm und darunter Rom. XIIII. Et omnis lingua confitebitur Deo. 1555 8° ein Bogen. Ausser dem eigentlicken Abecedarium enthalt das Werkcken unter anderm auch ein gereimtes .Ozha nash.' Gatechismus. V slouenskim Je,siku, sano kratko sastopno Islago. ■Jnu ene molgtue tar nauuki Boshy. Vseti is zhistiga suetiga Pisma. Eine Vignette: Jesus unter den Schriftgelehrten; darunter Psalm VIII, 1 Kopitar 1. c. S. ;192—394. Šafafik 1. c. S. 104. Matth. XXI. Is tih ust Idr ne umeio gouoriti inu kir sesaio si ti Gospud tuio zhast gori naredel. 1555. 16.° Beide Werkchen sind mit lateinischen Buchstaben gedruckt, was Truber in der Vorrede zum Katechismus mit den Miingeln der friihe-ren mit deutschen Lettern gedruckten Ausgabe und mit der besseren Eignung der lateinischen Buchstaben rechtfertigt.1 Ausser den angefiihrten wird auch nachstehendes, 1 Bogen 8° starkes Werkchen als ein Produkt Trubers im Jahre 1555 bezeichnet:2 Ena Molitou tih Kerszhenikou, Idr so sa volo te praue Vere Viesusa Christusa pregnani. Oratione de perseguitati e forusciti per lo Evangelio et per Giesu Cristo. Ai Bom. 8. Per tua eagione ogni di siamo ammazzati e condotti come peeore alla becearia. Als Truber diese Arbeiten vollendet hatte, forderte ihn Verge-rius, der sich als Leiter der Uebersetzung gerirte, ungeachtet er selbst der Sprache nicht machtig war, auf, in der Arbeit fortzufahren, aber Truber wollte vorher das Urtheil von Sachverstandigen in den slo-venischen Gebieten iiber den Versuch mit dem Evangelium Matthai abwarten. Da dieses gunstig ausfiel, griff er die Sache mit neuem Eifer an, bestrebte sich, die gedruckte Uebersetzung zu verbessern, und vollendete die Uebersetzung sammtlicher Evangelien und der Apostelgeschichte im Herbst 1556.2 Dieselben erschienen unter dem Titel: Ta pervi deil tiga nouiga Testamenta vtim so vsi shtijri Euan-gelisti inu tu diane tih Jogrou, sdai peruish vta Slouenski Jesik skusi Primosha Truberia sueistu preoberneti, kar ie vesli per Um inu kadai ta drugi deil bode dakonan, tebi ta druga stran letiga papgria pouei. Der erst halber Theil des newen Testaments, darin seind die vier Euangelisten und der Apostel Geschicht ... in die gemeine Win-dische Spracli jetzund zum erstenmal fleissig verdolmetscht etc. Tubingae. Anno 1557. 4°. In der Deutschen Vorrede sagt Truber unter anderm: Er habe sich in diesem seinen Dolmetschen mit Wortern und Stylo dahin be-flissen, auf dass ihn ein jeglicher AVindischer, er sei ein Krainer, Unter-steirer, Karner, Karstner, Histerreicher, Niederlander (Unterkrainer?) oder Besyak (Provinzial-Kroat) moge leicht verstehen. Und (leswegen sei er schlecht bei der baurischen windischen Sprach und wie mans 1 Kopitar 1. c. S. 395-397; Šafafik 1, c. 48, 113. 2 Kopitar 1. c. S. 398; Šafafik 1. c. S. 139. 3 Nach seiner eigenen Angabe bei Schnurrer S. 21. auf der Rastschits redet, da er geboren sei, blieben und habe unge-wdhnliche und crobatisehe Worter darein nicht mengen, auch neue nicht mogen erdichten. Dass er einiges improprie verdolnietscht, sei ge-schelien, weii eigentliche windische Worter nicht vorhanden waren oder ihm auch nicht zu Dienste standen. So wolle er doch einen sehen und horen, der nur diese gemeine lateinische Worter proprie Windisch verdolmetsclite: Salutatio, Exultatio, Jubilatio, Laetitia, Hilaritas, Jucunditas, Persequutio, Afflictio, Patientia, Contumelia, Opprobrium, Contentio, Seditio, Insidiae, Tumultus, Modestia, Occasio, Locus, Oppor-tunitas, Scandalum, virtus, Gloria, Brachium, Adoptio, Abominatio, Turba, Affectus, Stupor, Pietas, Jmpietas, Adorare , Religio, Super-stitio, Assiduitas, Sors, Sacramentum, Tabernaculum, Panes proposi-tionis und dergleichen unzalig. Die Zoili mogen ihre Ueberlegenheit mit einem Stuck aus der Bibel erzeigen und bevveisen. Die Unterschrift lautet: Siibingen 9. Suni 1557 ^rintuš Svuber, Sreiner. Truber fertigte diese Uebersetzung aus zwei lateinischen, zwei deutschen und einem italienischen Neuen Testament. In seiner Vor-rede verspricht er, auch die Episteln zu liefern; weil aber diese mehrere Schvvierigkeiten haben, so werden sie auch mehr Zeit erfor-dern; nachher wolle er auch das Neue Testament in Arbeit nehmen. Uebrigens riihmt er, dass das Werk, da es vorher aus Unvvissenheit Einige gehindert haben, nunmehr von einem wahrhaft gottseligen Deutschen sei gefordert worden (wahrscheinlich ist Joliann Brentius gemeint). Truber spricht seine Hoffnung aus, Gott werde nach ihm Leute erwecken, die das von ihm angefangene unvollkommene Werk besser ausfiihren und vollbringen. Doch seien auch die Alten und die Ersten, sollten sie es gleich nicht immer recht getroffen haben, nicht zu verachten. Das Buch, in zwei Exemplaren auf der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien vorhanden, enthalt ausser den vier Evangelisten und der Apostelgeschichte noch einen windischen Kalender fiir das Jahr 1557, nebst einer Jahrtafel zur Anvveisung, wie derselbe bis zum Jahr 1630 dienen konne, verfertigt von M. Johann Hildebrand, Professor zu Tiibingen; Reime iiber gutes Wetter und die Eintheilung der Jahreszeiten, die langste und kiirzeste Nacht; eine Anzeige der vor-nehmsten Zeitperioden von Adam bis 1557 (,ena praua Raitinga ku-liku je leit od Sazhetka tiga Suita od eniga zhasa do drusiga, do letoshniga 1557. Leita'); ein Register der Biicher des alten und neuen Testaments; eine freie Uebersetzung von Melanchthons Loci communes in 62 Kapiteln und erjdlich eine Postille, d. i. Auslegung der Evan-gelien.1 Anfangs 1560 erschien ebenfalls zu Tiibingen der andre halbe Theil des Neuen Testaments, enthaltend den Brief an die Romer, unter dem Titel: .Ta drugi Deil tiga Nouiga Testamenta vtim bosh imel vse liskj inu pisma tih Jogrou, skratkimi inu sastopnimi Islagami sdai peruizh is mnogoterih Jesikou vta Slouenski skusi Primosha Truber ja . Crainza sueistu preobernen.1 ,SDer anberfjalb £f)eU beg netuen SBinbifdjen SEeftamentg, barin toer= beit fetn alle CSpiftefn unb ©efdjrifften ber Stpoftelu mit ©ummarten mtb furjett Slujštegungen. SBti&ingi 1560.' 4°. Die Widmung, Tiibingen, 1. Januar 1560, ist an Konig Maximi-lian gerichtet, der mitten in einem unduldsamen Zeitalter durch Freisinn und religiose Duldsamkeit glanzte und nun als eifriger Freund und Forderer des slavischen Bibeldruckes in unsere Geschichte eintritt. Truber schreibt, da sein Versuch des windischen Biicherdrucks von dem windischen Volk gut aufgenommen und er von Mehreren aus demselben, auch von einigen Gelehrten in Deutschland ermuntert worden sei, mit der Uebersetzung des Neuen Testaments fortzufahren, da auch bereits ein Priester, Stephan Consul, ein geborner Istrianer, es iibernommen habe, die vier Evangelien, die Apostelgeschichte und andere Bttchlein aus der windischen Sprache in die kroatische, welclie auch von Dalmatinern, Bosniern und Serben bis nach Konstantinopel hin verstanden werde, zu iibertragen, so habe er (Truber) sich durch diese Umstande bewegen lassen, dass er vvirklich angefangen, den andern Theil des Neuen Testaments zu dolmetschen. Bisher habe er sich des Dedicirens enthalten, da aber der Konig der rechte Erbherr 1 Kopitar 1. c. S. 399- 415; Schnurrer 1. c. S. 24-27; Šafarik S. 105. Der von der Buchhandlung Tross in Pariš ausgegebene ,Catalogue des Livres Anciens etc., Annee 1874, Nr. VIII. bringt S. 550 bis 554 unter Nr. 4482 — 4502 seltene Biieher in windischer und kroatiseher Sprache, worunter Nr. 4482—4484, 4486, 4488 —4490, 4493, 4494, 4497, 4498, 4500 und 4501 zu unsorn Drucken gelioren. Der Katalog begleitet diese Abtheilung mit einer historischen Einleitung nach Schnurrer, worin auch auf die iiusserste Seltenheit dieser Drucke hingewiesen wird, Beweis dessen die Preise des Katalogs. Obiges Buch Trubers (Nr. 4500) ist mit 280 Prancs notirt. Der Katalog fiigt bei: ,Notre exemplaire est un de ceux-la qui ont le titre seulement en langue winde et qui ne possedent pas la preface en allemand. Cette preface a etc supprimeo a dessein par Tediteur; on a reimprime les 4 premiers feuillets et le 46 finit par la reclame Ta slo Kolendar. Le 56 feuilles, signat. D commence par lesmots: Ta slovenski Kolendar. Cette premiere edition est d'une insigne rarete.' der windischen und kroatischen Lande sei, so habe er diesen, die Epistel an die Romer enthaltenden Theil demselben zueignen wollen, mit der Bitte, der Konig ,wolle mit den gottseligen und verstandigen Krain ern, Karatnem, Karstnern, Histerreichern und Windischmarkern (,denn dieser Lander Volker verstehen griindlich meine Sprach und Schriften') dieser und aller meiner vorigen und kiinftigen Schriften gna-digster Patron, Beforderer, unparteischer Arbiter und Ricbter sein.' Wo er gefehlt, wolle er sich willig belehren lassen, dagegen gelobe er, wenn unleidlicbe argerliche und verfiihrerische Opinionen oder Irrthiimer in seinen Schriften wahrhaftig befunden werden sollten, dieselben in offentlichem Druck in der deutschen und windischen Sprache vor jedermann zu bekennen und zu widerrufen.1 ■ Als Truber diese Verwahrung niederlegte, hatte er bereits die Erfahrung gemacht, dass jedes grosse patriotische Unternehmen seine Feinde und Neider finde. Es war die Beschuldigung gegen ihn er-hoben worden, er sei ein Scbwarmer, Sectirer, Zwinglianer u. s. w. Wahrsclieinlich ging diese Verdaclitigung von Vergerius aus, der sich gern den Rulim der Bibeliibersetzung zugeeignet und Truber nur als Werkzeug ausgeniitzt hatte, was dieser durchkreuzte.2 Dagegen hatten schon im Jahre 1559 mehrere Prediger und Beamte aus Oberkrain Trubern das Zeugniss gegeben, dass seine Uebersetzungen jedermann verstandlich und von jedermann, auch von den Gegnern anerkannt seien.8 Um nun diesen Verdachtigungen ein fiir allemal ein Ende zu machen, sendete Truber schon am 2. Januar 1560 von jedem seiner bis jetzt gedruckten windischen Biicher je ein Exemplar an Konig Maximilian mit der Bitte, der Konig wolle dieselben den Sachverstan-digen zur Beurtheilung und Prtifung nach Krain senden.4 Indessen hatten die gegen Truber ausgestreuten Verdachtigungen bereits zur Folge gehabt, dass der fernere Druck windischer Biicher eingestellt \vurde, da man in Wiirtembevg eifrig iiber der Reinheit des augsburgischen Bekenntnisses wachte. Truber wendete sich daher (12. Januar 1560) auch an die krainische Landschaft, indem er sie bat, seine Biicher von competenten Personen geistlichen und welt-lichen Standes priifen zu lassen und ihm ein Zeugniss iiber das Er- 1 Kopitar 1. c. S. 415-416 ; Sehnurrer 1. c. S. 28 -31; Šafafik 1. c. S. 105. 4 Sehnurrer 1. c. 37—42 3 Sehnurrer 1. c. S. 40. 4 Kostrenčič, Urtundliche Beitriigo zur Gesehichte der protest. Literatur der Sudslaren. Wien 1874 S. 3. Nr. II.; Vgl. Sehnurrer S. 35. gebniss zu iiberschicken.1 Am 20. Februar antworteten die Stande bereits,2 Trubers Schreiben sei in ihrer Versammlung veriesen vvorden. Nun hatten sie selbst, so viel aus ihrer Mitte die windischen Biicher gelesen und noch heutigen Tages in ihren Schlossern und Hausern lesen liessen, nie gefunden, auch von allen Priestern und Pfarrherren, die besagte Biicher gebrauchen, noch von irgend einem Menschen hohen oder niedern Standes je gehort, dass in diesen Biichern und geistlichen Gesangen, die in der Gemeinde von jung und alt gelesen gehort und gesungen wiirden und bis an das Meer, Dalmatien und die tiirkische Grenze ausgebreitet seien, etwas unrichtig verdolmetscht oder der Augsburger Confession zuwider sei. Doch hatten sie, um Trubers Wunsch zu erfiillen, aus allen vier Standen, von Geistlichen, Herren, Ritterschaft und Stadten, einen Ausschuss von Personen, die der deutschep, italienischen, lateinischen und windischen Sprache machtig und in der Sclirift belesen seien, niedergesetzt. Dieser solle aus allen Gegenden des Landes Priester und andere vertrauensvviirdige Personen zu sich erfordern und dann mit ihnen die Priifung der Biicher vornehmen. Dann wollen sie ihm ihr Zeugniss zusenden. Mittlervveile moge er sich aber durch diesen Zwischenfall, ,welches der Weltlauf mit sich bringt, dass kein gut Werk ungetadelt bleibt', der Uebersetzungsarbeit nicht iiberdriissig machen oder hindern lassen. Der von den Standen niedergesetzte Ausschuss bestand aus den Freiherren Achaz von Thurn; Hans Josef von Eck zu Hungerspach; Dietrich von Auersperg, je drei Herren aus dem Ritterstand und dem iibrigen Adel und vier Burgern. Die Priester, welche der Ausschuss 2 ur Revision der Truber'schen Uebersetzung einzuberufen beabsich-tigte, waren Thomas von Wippach und der dortige Vicar; Marx, Pfarrer in Asp; der Pfarrer von Veldes; der bereits erwahnte Rokavez in Krainburg; Gregor, Pfarrer zu Vodiz; der Pfarrer von Zirklach; Mathes, Pfarrer zu Mannsburg; Wolfgang, Pfarrer zu S. Veit bei Sit-tich; Zislpacher, Pfarrer zu Gurkfeld; Niklas, Pfarrer zu Tschiembs (?); die Pfarrer von Weiniz, Weissenfels und Franaw (?); Hans, Pfarrer zu Topliz; die Pfarrer in Tschermoschniz, Kostel, Reifniz, Oblak, Zirkniz und Ugg (Igg?). Alle diese Priester, wenn auch noch katholisch, galten doch als ,der Walirheit und der Augsburger Confession anhan-gig und nicodemisirend', auch als gelehrt, belesen und der windischen Sprache kundig. Vom Laienstande wurden ausserdem Budirta, den 1 Landsch Arch. Fasc. Eel. S. Nv. 2. 2 Landsch. Arch. 1. c. wir bereits als lateinischen Praceptor kennen gelernt haben; der Auf-schlager ,zu der Alben'; Klombner und viele andere zur Mitvvirkuug berufen.1 Inzwischen hatte Truber bereits ein Schreiben des Herzogs Christoph von Wiirtemberg (vom 18. Februar 1560 aus Stuttgart datirt) erhalten, worin ihm dieser die Antwort des Konigs Maximilian (vom 4. Februar 1560 aus Wien) mittheilte. Der Konig schrieb dem Herzog, vveil er ein solches Werk, wie Truber es unternommen, zu fordern wohl geneigt sei, so wolle er dessen Bticher durch Leute, vvelcbe der windischen Sprache und der h. Schrift kundig seien, durchselien lassen und das Ergebniss dem Herzog ehestens mittheilen.2 In der That iibersendete der Konig schon mit Schreiben vom 19. Februar das Urtheil iiber Trubers windische Bticher, welches dieselben in Bezug auf Treue und Sinn der Uebersetzung als untadelhaft erklarte, jedoch gegen die Sprache Einvvendungen erhob. Dieselbe sei zwar »die slo-venische (slavonica), doch auf jenen Dialekt beschrankt, der in Steiermark, Karnten, Krain herrsche, so dass die Uebersetzung von den in Oberungarn, im Trentschiner, Arwa-, Liptau- und andern benacli-barten Comitaten wohnenden Slaven wenig oder gar nicht verstan-den wtirde, eben so wenig von den Polen, Bohmen, Mahren, Russen, Illyriern und den Bewohnern der Umgegend von Agram. Dieser Vor-wurf konnte Truber nicht treffen, denn er hatte ja seine Arbeit eben nur fiir die Slovenen in Steiermark, Karnten, Krain und dem damals dazu gehorigen Kiistenlande und Istrien berechnet, ausdriicklick gesagt, dass er in dem, in seinem Geburtsorte iiblichen Dialekt schreibe, und fiir die Kroaten solite ja eben eine eigene Uebersetzung angefertigt werden. Polen, Bohmen, Mahrer und Russen blieben schon vollends aus dem Spiel. Eine andere Einwendung war besser begrtindet. Sie richtete sich gegen Trubers Germanismen, Worte wie Vrshah, Gnada, Ferdamane, Trosht, Nus, Leben, Lon und dgl. Der Kritiker bemerkte, die Sprache miisse so gelautert werden, dass man sie auch ohne Kennt-niss des Deutschen versteben konne. Aber diese Germanismen waren ja nicht von Truber importirt, sondern herrschten thatsachlich in der Sprache.8 In der Orthographie wollte der Kritiker das kroatiscbe ch an die Stelle des slovenischen zli gesetzt, das gelinde vom scharfen 1 Kostrenčič 1. c. S. 3 Nr. III. 2 Landsch. Arch. Pase. Eel. S. Nr. 2; Schnurrer 1. c. S. 31. 3 Noch heutzutage werden diese und iihnliche Germanismen gebraucht; in Untersteiermark ist selbst der Ausdruck ,Leben' (das deutsche ,Leben') noch nicht aus dem Munde des Volkes verschwunden. s unterschieden ^vissen.1 Indem Herzog Christoph von Wlirtemberg diese Kritik, fiir deren Autor man einen gevvissen Paul Scalich halt, an Truber sendete, stellte er ihm anheim, die Mangel in der Ortho-graphie zu verbessern,2 und gestattete ihm die Fortsetzung des Bibel-vverkes. An Konig Maximilian schrieb er, dass er ihm von den weite-ren Arbeiten Trubers jedesmal Exemplare vor dem Drucke zusenden \verde.3 Truber aber, indem er dem Herzog fiir seine Bemiihung und die Wiedereroffnung des Druckes dankte, erklarte zugleich in gerech-ter Empfindlichkeit, er wolle mit dem Drucke innehalten, bis er ein griindliches und glaubwiirdiges Urtheil von einem Krainer oder Unter-steirer iiber seine Biicher erhalte. Er berief sich auf die Bestimmung derselben fiir Karnten, Krain, Istrien und Steiermark, rechtfertigte seine fiir jeden Deutschen oder Lateiner leicht verstandliche und les-bare Ortliographie und fiigte bei, er wolle der Landesobrigkeit in Krain und Untersteiermark, dem Hauptmann von Cilli und andern gelehrten und gottseligen Krainern und Untersteirern zuschreiben, dass sie dem Konig Maximilian einen lautern und wahrhaftigen Bericht iiber seine Biicher und deren Orthograpliie geben.4 Am 18. Marz schrieb Truber auch an seine Freunde Budina, Seyerl, Tischel (?), Kobinger, Klombner, Foresta und Pregel um Vermittlung eines recht-fertigenden Urtheiles der Landschaft iiber seine Orthographie, welche er nochmals rechtfertigte. In Bezug auf die Germanismen bemerkte er insbesondere, dass er ganz wohl an die Stelle derselben echt sla-visclie Worte hatte setzen konnen, aber er habe nun einmal bei der ,gemeinen krainerischen Sprache' bleiben wollen. Auch forderte er nochmals die Uebersendung der Entscheidung inbetreff der ihm an-geschuldeten Irrglaubigkeit mit dem Beisatze: ,Wo mir Eine Ehrsame Landschaft in dieser Sachen nit will beistehen, so dolmetsche und drucke kinfiir, wer da will.'5 Obwohl nun diese Forderung Trubers auch fortan unerfiillt blieb, brachte .dies doch keine Storung in den Verlauf des Bibelwerks. Am 1. April 1560 schrieb Truber aus Kempten an den Freiherrn von Ungnad, Konig Maximilian habe die bisher gedruckten Biicher priifen und vertheilen lassen, sie sei en alle fiir gut befunden worden.6 Erst in dem Schreiben vom 10. Juni » Schnurrer 1. c. S. 32 34. 2 Landsch. Arch. Pase. Kel. S. Nr. 2. 3 Schnurrer S. 36. * Landsch. Arch. Pase. Eel. S. Nr. 2. 6 Landsch. Arch. Fasc. Rel. S. Nr. 2. 6 Kostrenčič 1. c. S. 10 Nr. IV. 1560,1 womit die Landschaft Truber nacb Laibacb berief, brachte sie auch die ,Justification' seiner Biicher zur Sprache und stellte ihnen sowohl bezttglich der Lehre als der Sprache das beste Zeugniss aus, so dass Truber in dieser fiir seinen Uebersetzerruf so wichtigen An-gelegenheit endlich, wenn auch spat, die vollste Genugthuung erhielt. Der windische Druck genoss, wie wir gesehen haben, die Unter-stiitzung des Herzogs von Wiirtemberg und des Konigs Maximilian, welche ohne Zweifel den grossten Theil der Kosten bestritten. Die krainische Landschaft hatte bis Ende Marz 1560 bereits 1000 Gulden beigesteuert, selbst unter katholischen Geistlichen zeigte sicb Theil-nahme fiir das Bibelvverk. Der Prior von Franz erklarte sich zur Beisteuer bereit.2 Fiir den Vertrieb der Bucher in Krain, Karnten und Steiermark wirkte in Laibach vor allem Klombner, der auch mit den Buchfuhrern (Buchhandlern) in Laibach und Karnten verhandelte; neben ihm wirkten die Pfleger in Erkenstein (Unterkrain) und Rohitsch, Budina, Forest, Seyerl, Marx Pregel. Der Buchfuhrer in Karnten nahm 80 Stiick ab. Klombner schickte auch nach Wien Exemplare der Truber'schen Schriften an Stephan Walch, um sie dem Herrn von Eitzing, dem Landschreiber, Landsecretar und andern zu verehren. Auch den krainischen Aebten in Oesterreich und den andern dort lebenden angesehenen Krainern solite er Exemplare verehren und sie um ihre Beisteuer angehen. Den Pradicanten in der Mottling wurden zehn Exemplare unentgeltlich iiberlassen. Der Preis fiir ein ungebun-denes Exemplar solite zehn Batzen betragen, da aber Budina dem Buchfuhrer von Karnten das Stiick ,rein' um acht Batzen gelassen hatte, so wurde dieser Preis festgehalten. Ohnehin war der Vertrieb der Biicher in Krain mit grossen Schvvierigkeiten verbunden, da derBischof, wie Klombner schreibt, ,wuthete', und es mussten die Bucher eine zeitlang vor seinen Nachstellungen geborgen werden.3 Schon bei der ersten Unterredung mit Truber (1555) hatte Ver-gerius die Uebersetzung der Bibel in die kroatische Sprache angeregt Wie wir gesehen haben, war die Ausfiihrung dieses weitgehenden Planeš an dem Mangel kroatischer Mitarbeiter gescheitert, da Truber selbst das Kroatische wohl zur Nothdurft verstehen, aber nicht lesen und schreiben konnte. Indessen regte der Fortgang der windischen Bibelubersetzung einen Istrianer, Stephan Consul (Stipan Istrianin) aus Pinguente, der wegen Hinneigung zur neuen Lehre sein Vaterland 1 Landsch. Arch. 1. c. 2 Kostrenčič 1. c. S. 3, Nr. III. 3 Kostrenčič 1. c. S. 3, Nr. III. hatte verlassen miissen und sich in Deutschlaud durch Schulkalten und Predigen zu ernahren suchte, zur Nachfolge an. Er machte den Versuch einer Uebertragung des Truber'schen Neuen Testaments in die illyrische Scbrift und Spracbe (d. i. serbiscb-dalmatisch-bosnische Mundart mit glagolitiscben Bucbstaben). Im Sommer 1559 legte er seine Handscbrift sachverstandigen Personen in Mottling vor, welche ihm (28. August) die Richtigkeit seiner Uebersetzung beglaubigten und zugleich die Bitte um Unterstiitzung derselben beifiigten. Es waren dies: Mathes Schmaitz, Comthur in Mottling; Stephan Stipa-nitsch, Kaplan zu Osse; Hans Kolonitsch, Kaplan zu Kreuz im Ge-biete des Grafen von Zriny; Hans Faistenperger, Gregor Lokovitscb, christliche Prediger in der Mottling; Sebastian Romer, Venvalter der Hauptmannschaft Mottling; Hans Pitschik, Burgermeister; Antoni Wo-schitsch von Modrusch; Andre Jokscbitscb; JorgPissetz, Stadtscbreiber; Michel Woschitsch, alle vier Biirger daselbst in der Mottling, u. a.1 Bei seiner Riickkehr von Mottling scheint sicb Consul an Truber gewendet zu baben, der schon am 1. Januar 1560 2 an Konig Maxi-milian schrieb, dass Stephan Consul die Uebersetzung der Evangelien, der Apostelgeschichte und anderer Biicher aus der windischen in die kroatisch-serbische Sprache unternommen habe, damit der Samen des Evangeliums durch Kroatien, Dalmatien, Bosnien, Serbien und die Tiirkei bis Konstantinopel gepflanzt werde. Fiir diese grossartige Erweiterung des Bibelwerkes aus dem beschrankten Gebiete der Slo-venen iiber die gesammte siidslavische Welt fand sich zur rechten Zeit ein aufopfernder Gonner und Freund. Hans Ungnad Freiherr von Sonegg \var, wie so viele seines Standes in Oesterreich, zur evan-gelischen Lehre iibertreten. Im Jahre 1493 als Sohn eines kaiser-lichen Kammermeisters geboren, hatte er 37 Jahre dem Kaiser treu gedient und in seinem Dienste, kauptsachlich in dem langjahrigen Kampfe um Ungarn, einen grossen Theil seines Vermogens aufgewen-det.3 Er hatte in Ungarn gegen die Tiirken gekampft und bekleidete 1 Kostreneič 1. c. S. 1, Nr. 1. 2 In der Dedication des II. Theils des N. T. bei Sehnurrer S. 29. 3 In seinen Briefen an Herzog Albrecht von Preussen, mit welchem er bereits 1543 als oberster Feldhauptmann von Ungarn in Verbindung getreten war, klagt Ungnad, er habe vvahrend seiner 37 Dienstjahre viele hunderttausend Gulden zum Nutzen des Kaisers verwendet, und als dieser Konig von Ungarn geworden, vieles von seinen Giitern, Schlossern, Stadten und Einkommen zugesetzt, ohne fur seine Dienste bezahlt worden zu sein. Voigt, Briefwechsel des Freiherrn Hans Ungnad mit Herzog Albrecht von Preussen. Oesterr. Arch. XX. zuletzt die Stelle eines Landeshauptmanns der Steiermark. Schon im Friihlinge 1555 katte er sich nach Wittenberg begeben, wo er im Umgange mit Philipp Melanchthon bis 1558 venveilte. Als Kaiser Ferdinand den steirischen Standen befahl, -entweder bei der Religion ihres Landesfiirsten zu bleiben oder ihre Giiter zu verkaufen und das Land zu verlassen, da opferte Ungnad seine Ehrenstellen und seine Heimat dem Gebote des Gewissens und vvanderte ins Exil nach "VVurtemberg, wo Herzog Christoph den Monchshof, das ehemalige Stift S. Amandi, in Urach ihm zur Wohnung anwies. Nachdem er sein Leben lang den Erbfeind des christlichen Glaubens mit dem Schwerte bekampft, hatte ihn jetzt die Vorsehung berufen, den Rest seines Lebens der fried-lichen Ausbreitung des Evangeliums unter der Herrschaft des Halb-monds zu widmen. Er ergriff die ihm von Truber mitgetheilte Idee des kroatiscken Druckes mit allem Eifer der neu gewonnenen Ueber-zeugung. Da er im ungekinderten Genuss der Einkiinfte von seinen Giitern blieb, war er auch in der Lage, das Bibelwerk materiell zu fordern und vor aller Unterbrechung sicherzustellen.1 Ungnad zogerte auch nicht mit der Ausfiihrung .des Werks. Consul wurde in seine Dienste genommen und erhielt einen Gehalt von 170 Gulden nebst freier Wohnung. Im April 1560 wurde er von Regensburg, wo er sich mit seiner Familie niedergelassen hatte, nach Niirnberg geschickt, um nach seiner Anweisung glagolitische Lettern giessen zu lassen. Der Punzenschneider war Johann Hartwach, der Scliriftgiesser Simon Auer. Schon jetzt kamen Beitrage zu dem Unternehmen aus Oesterreich; die Landschaft in Niederosterreich gab 108 Gulden, jene von Oberosterreich 100 Gulden, einzelne Personen in Niirnberg sammelten 71 Gulden. Probezettel und Abecedarien wurden zuerst abgezogen, in der AnzahI von 200 Exemplaren, und nach Wien, Laibach und an andere Orte gesendet, um dieselben der Priifung von Sachverstandigen zu unterziehen. Am 20. August liess Consul die Schrift von Niirnberg abfiihren, um sie dem Freiherrn von Ungnad zu iiberliefern. Dieser schickte sie nach Tiibingen in die Morharfsche Officin.2 Truber hatte inzwischen nichts unterlassen, auch seinerseits das kroatiscke Bibelwerk zu fordern. Sckon am 15. Juli 1560 meldete er dem Konig Maximilian, dass sein ,grosstes krainerisches Buch' — die 1 Sehnurrer 1. c. S. 43, 44. 2 Sehnurrer 1. c. S. 50; Sillem 1. c. S. 60. Sehnurrer fiihrt S. 82 einen zu Niirnberg gedruckten ,Probegettel' an, der das glagolitische Alphabet von verscliiedeuer Grosse, iiberdies das Taterunser, das 1. Kapitel des Briefes an die Eomer und den 117. Psalm kroatiseh in glagolitiseher Schrift enthalt. erste Halfte des neuen Testaments — bereits in die kroatisch-ser-biscbe Sprache iibersetzt, die nothigen Buchstaben in funferlei Alpha-beten, so gut und besser als man dieselben in Venedig habe, und was sonst zum Druck gehort, fertig und drei taugliche Personen zum Dolmetschen und Drucken vorhanden seien, so dass es nunmehr zum Beginne des Druckes nichts weiter als eines Verlegers und der .Er-haltung der gedachten Personen bediirfe. Daran kniipfte Truber die Bitte, der Konig mochte mit den Landschaften von Oesterreich, Steiermark, Karnten und mit den ungariscken und kroatischen Grafen und Herren handeln und sie bewegen, zum Verlegen des windischen und kroatischen Drucks und zur Erhaltung der drei kroatischen Personen behilflich zu sein. Das seien sie vor anderen Nationen schuldig, weil ihre Unterthanen und auch die Tiirken, nemlich die slavischen Rene-gaten, sich beider Sprachen bedienen und weil sie durch den Bibel-druck von den Tiirken mehr Frieden, als mit ihren Spiessen und Biichsen erlangen vviirden. Auch dem Kurfursten ,am Rhein' und dem Fiirsten von Wiirtemberg wolle der Konig die Forderung dieses Unter-nehmens ans Herz legen. Dem Herzog von Wiirtemberg hatte Truber zwei abgeschriebene kroatische Kapitel aus dem neuen Testament und drei gedruckte kroatische Alphabete zugeschickt. Diese solite er dann dem Konig zuschicken, damit dieser auch sein Urtheil iiber die Arbeit fallen konne.1 In demselben Sinne, wie an Konig Maximilian, schrieb Truber am 17. Juli 1560 an den Herzog von Wurtemberg, den er auch um seine Verwendung bei dem Konig bat.2 Die bisherigen Vorbereitungen fiir den kroatischen Druck be-schrankten sich auf das glagolitische Alphabet. Es galt nun auch fiir den bei den Serben vorherrschenden cyrillischen Druck Vorsorge zu treffen. Es fand sich dazu durch Yerwendung der krainischen Landschaft ein fiihiger Mann in dem Priester Anton Dalmata oder, wie er sich selbst unterzeichnete, ,Antonius ab Alexandro Dalmata', der am 3. Februar 1561 Laibach in Begleitung eines dortigen Biirgers verliess und iiber Kempten, wo er mehrere Tage bei Truber, als dem Leiter des neuen Unternehmens, verweilte, in Urach bei Ungnad ankam. Sein Aufenthalt wurde ihm vorlaufig in Tiibingen angewiesen, wo Stephan Consul bereits die kroatisck-glagolitische Druckerei eingerichtet hatte. Der Herzog von Wiirtemberg bestritt den Unterhalt der zum Uebersetzen, Setzen und Drucken nothigen Personen. Dalmata erhielt 1 Landsch. Arch. Fasc. Rel. S. Nr. 2. a Landsch. Arch. 1. c. hier im herzoglichen Stift die Kost und bezog einen Gehalt von 30 Gulden. Nach seiner Ankunft wurde sogleich zur Anfertigung des cyrillischen Alphabets geschritten, die Nurnberger Meister wurden nach Urach berufen, um dort die cyrillischen Lettern zu giessen, ein Werk, das in drei Monaten gliicklick zu Stande gebracht war. Auch von dieser Schrift \vurden Prolezettel1 gedruckt und versckickt, und nun wurde in Urach eine cyrillische Druckerei eingericktet.2 Als somit alle Vorbereitungen fiir den Druck in serbiscker Sprache getroffen waren, liess Truber eine offentlicke Ankiindigung, gleichsam einen Prospect iiber das neue Unternehmen, drucken: ,3tegifter Uitb fumntarifdjer 3nf)alt aller ber toinbifdjen Siidjer, bie Don $rimo Srubero' 6i§ auf bief? 1561. Sar in Srud geben feinb, ®nb jefeunb jum anbern in ber croatifdjen Sprad) mit jfteierlei crobatifdjen ©efdjrifftett nemlid) mit ©tagolla mtb ©iruli|a luerben getrucft (biefe Spratf) unb 23ud)ftaben braucfjen aud) bie Siirfen) barbei ift ein SBorreb, bie jeigt an, tnarumb biefer ©lettdjuž ober SRegifter getrucft fet unb tta§ f)erttad) in gemelten (Spraven toeiter Devbotmetfdjt unb getrucft tuerbett fott. ©etrucft ju SuJjingen bei tUricf) SUforljartš 2Bittib 1561. 4°.' In der Vorrede rechtfertigte sich Truber nochmals gegen die Beschuldigung der Sčctirerei, welche neuer-dings wieder aufgetaucht war, denn im Herbst 1560 wurde Stephan Consul in Niirnberg von einigen Predigern und Bttrgern befragt, ob Truber Zwinglisch, Calvinisch, Schwenkfeldisck oder was sonst fur einer andern Secte ware. Dann forderte er zu Beisteuern fur den neuen serbischen Biickerdruck auf, indem er das Beispiel Herzog Christophs riihmte, der neben anderer Forderung auch den Dolmet-schern mit Weib und Kindern Herberge und Unterhalt verschafft habe; von Ungnad aber sagte er: ,Wir Dolmetscher sagen und bekennen hiemit frei offentlich, wenn Seine Gnaden mit so hohen Ermahnen, Anhalten, Trosten, Zusagen, Darreichen, Fiirstrecken, Fiirdernuss, auck mit Schreiben, Reiten und Boten Ausschicken nicht so treu, christenlich und fleissig zu uns gestanden und beharrlich geblieben, wir hatten noch keine Herberg, kein Unterkaltung, nock crobatische Druckerei bei einander.' Auch an Baron Ungnad wendete sich Truber in dieser Vorrede mit der Bitte, damit diejenigen, welche schon zum windischen Druck beigesteuert, nicht zu sehr beschwert wiirden, neue Beihilfe zum croatischen und cyrillischen Druck zu werben. 1 Der Inhalt war derselbe wio bei der glagolitischen. Es wurden 300 Exem-plare gedruckt und verschickt. Schnurrer S. 87; Kopitar S. 453; Šafarik III. S. 297. 2 Schnurrer 1. c. S. 50, 51; Kostrenčič S. 15, IX. Die Ruckseite des Titelblattes zeigt das glagolische Alphabet dreifach: gross, mittelmassig und klein. Das kleine stellt zugleich die Ziffern vor und hat 32 Figuren, von den andern jedes nur 28. Am 1. Marz 1561 hatte Truber bereits die Freude, dem Konig Maximilian, der dem Bibehverk von Anfang an seine Gunst zugewendet hatte, den ersten kroatischen Druck, einen Katechismus, iibermitteln zu konnen.1 Das Buch fiihrte den Titel (in glagolischen Buchstaben): Katechismus. Edna malahna kniga, uho i esu vele potribni i prudni nauki i Artikuli prave krstianske vere, skratkim istomazhenem sa mlade i priproste ljudi. J edna prediga od kriposti i ploda prave karstianske vere, krosi Stipana Istrianina, spomoszhu dobrih Hrvatov sad nai prvo istomazhena. ®er @ated)t3mu§, mit furjen ?(itfi(eguitgen, Sgmbolum Atha-nasii tntb ein ^Srebig ooit ber firaft trnb SBitrcfung beg redjten cfjriftlidjett ®Iauben§, itt ber ©rofiatifdjen @prad). Stampana Utubmgi Godishszhe po Isukrstovim roistvu 1561.'2 Es umfasste in 8° 8 Bogen. Die bei-gefiigte Predigt bat die Aufschrift: Primi Truberi Sermo croatice redditus de vocabulo fidei etc.8 In der Vorrede bat Truber den Konig, diese erste Probe kroatischen Drucks durch Sachverstandige priifen zu lassen. Zunachst solle der erste halbe Theil des Neuen Testa-ments zuerst mit glagolitischen, dann mit cyrillischen Buchstaben im Namen des Konigs Maxiniilian im Druck erscheinen. Das an Konig Maximilian geschickte Exemplar begleitete Hans Ungnad mit einem Schreiben an denselben aus Urach, 12. April 1561, in welchem er gleichfalls um Priifung des Werks durch sachverstandige Personen bat, ,da das schwarze mendlin, der miille artifex (der Teufel) sich an Zweifel mit allem Vleiss dawider setzen wirdet, ob er dieses mit seinen schedliclien verderblichen Listen, als"ob dise Buecbl etwan mit Ainichen Irrthumben, falschen Opinionen, depravirten un-rechten Buchstaben vnd dergleichen befleckt weren, verhindern und zu nichte machen mochte, tcie vor auch mit der ivindischen sprach felschlich beschehen etc.,'4 womit der Freiherr auf die gegen Truber aus-gestreuten religiosen und sprachlichen Verdachtigungen anspielte. In linguistischer Beziehung zeigte sich auch Stephan Consul in dieser seiner ersten Arbeit weder in Orthographie noch Sprache correct.5 1 Schnurrcr 1. c. S. 83; Kostrenčie 1. c. S. 14, VIII. 2 Kopitar 1. c. S. 438. Katalog Tross Nr. 4486, Preis 180 Francs. 3 Schnurrer 1. c. S. 82, 83. 4 Schnurrer 1. c. S. 84. 6 Kopitar's Urtheil 1. c. S. 439. Die Auflage des Werks betrug 2000 Exemplare, da von wurden nach Laibach 1200, nach Wien 700 Exemplare geschickt, in Urach befanden sich 1564 noch 10 Exemplare.1 Am 5. Mai antwortete Konig Maximilian bereits dem Freiherrn von Ungnad, er habe die Probe des ersten kroatischen Drucks em-pfangen, er ermunterte den Freiherrn, in dem loblichen christlichen Werk des Bibeldrucks getreulich fortzufahren, damit es zu gutem Ende gefiihrt werde und zu zeitlicher und ewiger Wohlfahrt der armen Un-vvissenden gereichen moge. Er erbot sich zu aller Forderung des Un-ternehmens und theilte mit, dass er einen Beitrag von 400 Gulden zu Handen des Ambros Frohlich2 in Wien angewiesen habe. Auch zum Druck des Neuen Testaments in kroatischer Sprache und mit cyril-lischen Buchstaben, das grosse Miihe und Unkosten verursachen miisse, wolle er auf Verlangen ,sich noch mehr angreifen' und seinen Beitrag leisten.® Der oben genannte Vertrauensmann des Konigs, Ambros Frohlich, stand auch mit Laibachern protestantischen Bekenntnisses in Verbindung, welchen er Genaueres iiber die Aufnahme des kroatischen Probedruckes in Wien berichtete. Am 4. Mai schrieb er an Georg Seyerl, Biirger in Laibach,4 er sei bei dem koniglichen Secretar Lin-degg gewesen, um Bescheid von Konig Maximilian zu empfangen. Jener habe ihm gesagt, er wisse um den Handel sehr wohl, ,man diirfe aber nicht viel davon reden' (weil bekanntlich Kaiser Ferdinand die Hinneigung seines Sohnes zum Protestantismus sehr ungern sah und die Spannung zwischen Vater und Solin eben damals aufs hochste gestiegen war5), es sei ein gut christlich Werk, der Konig habe 400 Gulden bewilligt, und wenn diese nicht hinreichen, solle man sich ferner verwenden, der Konig wolle zu diesem Werk 1000 Gulden geben. Auch Christoph von Eitzing interessire sich dafiir. Er begehrte zwei Exem-plare des Katechismus, die wolle er nach Ungarn an den Grafen Ba-thiany schicken. Auck meinte er, es solle die Vorrede an Konig Maximi-lian nicht blos deutsch, sondern auch kroatisch gedruckt werden. Hier-onymus von der Au, ein alter Freund des Frohlich, erbot sich, unter den Kaufleuten am Lugeck eine Sammlung anzustellen. Ein ungenannter Doctor versprack, auch in Prag fiir eine Unterstiitzung zu wirken. 1 Schnurrer 1. c. S. 87. 2 Er war Rathsherr, Schnurrer 1. c. S. 65. 3 Kostrenčič S. 29, XV. 4 Kostrenčič 1. c. S. 27, XIV. 5 S. Smets, Wien im Zeitalter der Reformation S. 64, 65. Im Gegensatze mit der Aufnahme in Wien stand die feindselige Haltung angesehener Personen in Krain, wie des tapferen Kriegs-manns Hans Lenkovitsch, der als treuer Diener seines Herrn, des Kaisers Ferdinand, dem Bibeldruck ,sehr zuvvider' war.1 MathesKlomb-ner war jedoch mit seinem gewohnten Eifer und seiner Unerschrocken-heit fur die Verbreitung des kroatischen Erstlingsvverks thatig. Er sorgte fiir sichere Aufbewahrung der nach Laibach gesendeten Exem-plare, nach welchen von bischoflicher Seite gefahndet wurde. Die meisten wurden, wohl wegen der Armuth der Gegenden, fiir welche sie bestimmt waren, verschenkt. Auch nach Venedig sendete Klomb-ner ein Exemplar, um die Meinung der dortigen, mit dem glagoli-tischen Druck bereits bekannten Typographen zu erfahren. Er hotfte, das Werk werde ,per contraband' nachgedruckt werden und ganz Dalmatien fiillen, denn ,man begehre ja keines Gevvinns, sondern dass Gottes Ehre ausgebreitet werde'. Auch meldete er, dass die karnt-nische Landschaft bereits 100 Thaler fiir den kroatischen Druck be-willigt habe und man mit der steirischen diesfalls noch in Verhand-lung stehe.2 Wahrend Truber in Deutschland fiir das Wohl seiner Heimat wirkte, hatten sich in dieser die Verhaltnisse der Bekenner des Pro-testantismus immer misslicher gestaltet, und als im Juni 1560 die Herren und Landleute von Krain und der dazu geharigen Landschaften in Laibach versammelt waren, fassten sie am 10. Juni den Beschluss, Truber von seiner propagandistischen Thatigkeit im Auslande zu der nicht minder nothvvendigen seelsorglichen in der Heimat zuriickzu-berufen. In ihrem Schreiben vom gieichen Datum schilderten sie den Verfall der religiosen Zustande. Sie hatten lange genug auf Besserung der Kircbe und der Religion gewartet. Weil aber diese je langer je mehr abnehme und sich weder Bischof noch Domkapitel, welche die Pfarrkirche inne haben, um die rechte Seelsorge, Verkundung des Gotteswortes ujid Unterweisung in demselben kiimmern, so dass in der Hauptstadt und in der Hauptpfarrkircke fast durch ein Jahr schon nicht einmal am Weihnachtstag, zu Ostern und Pfingsten eine Predigt gehalten worden, dazu die von Konig Ferdinand zugelassene Communion unter beiderlei Gestalt denen, die darnach begehren, selbst in Todesnothen verweigert werde, so konnten die Stande nicht umgehen,. sich um einen gottesfiirchtigen christlichen Priester und Pradicanten 1 Kostrenčič 1. c. S. 35, XIX. 2 Kostrenčič 1. c. S. 33, XVIII. zu bewerben. Weil sie nun zu Truber, der das Wort Gottes erst in Krain und dann nach erlittener Verfolgung in Deutscbland gelehrt und gepredigt, ein besonderes Vertrauen tragen, er aucb als des Deutschen und des Windischen kundig vor anderen zur Untervvei-sung im Gottes'wort und zur Austheilung der Sacramente berufen sei, so bitten sie ihn um der Ehre Gottes und des allgemeinen Wohles \villen, ins Land zu kommen, und seien erbietig, ihm als Besoldung und Unterhalt soviel und mehr, als er in Kempten habe, zu reichen, ihn auch fiir Reise und Uebersiedlung schadlos zu halten. Auch wenn sich ,der Teufel mit seinen Instrumenten' wieder gegen ihn regen und ihm der Aufenthalt im Lande nicht gestattet werden solite, so wollen sie ihm nichtsdestovveniger seine Besoldung nicht entziehen und ihn nach ihres Leibs, Verstands und Guts Vermogen nicht verlassen. Gleicli-zeitig fiigten die Stande ein Schreiben an den Rath von Kempten um Entlassung Trubers bei.1 In Truber erregte diese Berufung, so lieb ihm die Thatigkeit in der Heimat auch sein mochte, manches Bedenken. Einerseits waren die Verhaltnisse in Krain noch zu unsicher und unaufgekliirt, ander-seits lag ihm der Fortgang des so hoffnungsreichen Bibeldrucks am Herzen. Am 17. Juli wendete er sich vertrauensvoll an seinen hohen G5nner, Konig Maximilian, der ,solches den Widersachern der wahren Religion nicht tverde offenbaren'. Weil seine Berufung nicht allein ihm selbst, sondern auch der krainischen Landschaft selbst gefahrlich werden konnte, indem die Jesuiten, Bischofe und Monche der wahren Religion zuvvider seien und ihnen der Kaiser zu viel Glauben schenke, auch die gegen ihn (Truber) vor 13 Jahren erlassenen Verhaftbefehle noch nicht widerrufen seien, so habe er bei dem Herzog von Wiir-temberg und seinen Theologen und geistlichen Rathen Rath gesucht und von diesen den Rath erhalten, die Sache ferner in Envagung zu nehmen und bei andern christlichen Herren, auch bei geleln ten, got-tesfurchtigen und verstandigen Personen Raths zu pflegen. Er bitte daher den Konig als einen ,hochverstandigen christlichen Konig und bestandigen Christi Confessor', ihm und seinen treuen ,und gottseligen Unterthanen in Krain behilflich zu sein, um die Predigt des Evan-geliums und die Ausspendung der Sacramente zu ermoglichen, und seinen Rath dem Herzog von Wiirtemberg, oder der krainischen Landschaft, oder Trubern selbst zu eroffnen.2 > Landsch. Arch. Fasc. Rel. S. Nr 2. 2 Landsch. Arch. Fasc. Rel. S Nr. 2. Fast gleichzeitig (17. Juli) theilte Truber dem Herzog von Wiir-temberg den Ruf der krainischen Landschaft mit, wobei er beson-ders hervorhob, weil dieser Ruf gegen den Willen des Landesfiirsten geschehe, so sei es in Frage gestellt, ob er als ein rechter und ordent-licher betrachtet werden konne und er (Truber) schuldig sei, demsel-ben nachzukommen, und ob er dabei ,mit Gott und gutem Gewissen' sein Leben aufs Spiel setzen moge. Der verstorbene Bischof habe ihn im Jahre 1547 beim Kaiser angezeigt, dass er lutherisch gesinnt sei und predige, deshalb habe letzterer mehrere Befehle ausgehen lassen, ihn gefanglich einzuziehen; als er aber aus sonderlicher Schickung Gottes der Verhaftung entgangen, habe ihn der Bischof excommunicirt, ihn aller seiner Pfriinden entsetzt und seiner Biicher beraubt, und seit damals habe er sich im Reich aufgehalten und*etliche Biicher der heiligen Schrift in die windische Sprache iibersetzt und im Druck lier-ausgegeben, was der kaiserlichen Majestat zuwider sein solle. Nun, des Konigs Zorn, sagt Salomo, ist der Bote des Todes, -und Christus sagt zu allen Pi;edigern: Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben u. s. w. Der Herzog mochte daher durch seine hoch-gelehrten Theologen und seine sachverstandigen christlichen Rathe ein Urtheil fallen lassen, ob diese Berufung, \vornach er wieder gegen den Willen und das Verbot des Kaisers in Krain das Evangelium pre-digen und die Sacramente austheilen solle, recht und ordentlich geschehe, und ob er derselben zu gehorchen und zur Ehre Gottes, Erweiterung der christlichen Kirche und seinem lieben Vaterland zu Guten sich in allerlei Gefahr zu begeben schuldig sei. Dann moge man ihm auch rathen, was fiir eine Kirchenonlnung er in Krain auf-richten, solle, und der Herzog moge sich auch an Konig Maximilian um Vermittlung in dieser Angelegenheit und Vertheidigung der krainischen Landschaft gegen die Anklagen der Jesuiten, Bischiife und Monche vereenden.1 Am 25. Juli meldete Truber den krainischen Standen, der Rath des Herzogs von Wiirtemberg, seiner Theologen, insbesondere des Heri'n Brentius, und der geistlichen Rathe sei, die Landschaft moge in Religionssachen ohne Rath und Vorwissen des Konigs Maximilian nichts ,von sich selbst' anfangen und durch den Konig beim Kaiser anhalten, dass gestattet werde, den windischen und kroatischen Bibeldruck in Laibach einzuricliten,2 — ein Rath, der offenbar ganz im Sinne Tru- 1 Landsch. Arch. Pase. Eei. S. Nr. 2. 2 Landsch. Arch. Paše. Rel. S. Nr. 2. bers ausgefallen war, der auch am 27. Juli abermals an Konig Maxi-milian schrieb, dass der alte Befehl nocb immer aufreclit bestehe, vvornach er in den osterreichiscben Landern als Sectirer einzufangen sei, und der Konig dalier, wenn die Landscliaft von Krain in dieser Angelegenheit sich an ihn wenden solite, entweder veranlassen mocbte, dass er ohne Gefahr sein Amt antreten konne, oder dass ein anderer Pradicant berufen \verde.1 Zwei Monate waren vergangen, als ein neuerliclies Schreiben der krainiscben Stande einlangte (1. Oktober 1560), in welchem dieselben weitlaufig erorterten, dass der wiirtembergische Rathscblag auf ihre Verhaltnisse nicht passe. In Deutschland hatte bisher jeder Fiirst und jede Stadt nach ihrem Ermessen Prediger aufgenommen und die Missbriiuche in allen Kirchen, iiber welche sie zu verfiigen gehabt, abgestellt. Den krainiscben Standen als Unterthanen eines Landesfiirsten stehe aber kein Reformationsrecht gegen die Geistlich-keit zu, sie vermijchten dieselbe auch nicht zu zwingen, das Sacrament unter beiden Gestalten zu reichen, und konnten daher nicht langer eines christlichen Pradicanten entbehren. Einen solchen fiir ihr Seelen-heil zu berufen, das konnten^ sie und Truber mit gutem Gevvissen vor jederinann verantworten. ,Wir kijnnen niemand wider seinen Glauben und seine Meinung dringen, entgegen begehren wir auch, in unserm Gewissen und_ Confession ungedrungen gelassen zu werden.' ,Unser Erbieten —- schloss das Schreiben — habt Ihr aus unserm vorigen Schreiben vernommen. Ihr wisst, dass sich gegen der Welt des Bosen und gegen Gott des Guten zu versehen ist. Wir \volleu unsers Theils treulich an Euch handeln. Wir konnen aber weder uns selbst nočh Euch gewisser Sicherheit vertrosten, doch dievveil die Romische kaiserliche Majestat bisher gegen der anderen Landschaften Prediger nichts thatlichs fiirgenommen, verhoffen wir, Ihre Majestat werd' uns oder Euch auch nicht so fast dringen. Wo aber je die widerwartigen Geistlichen so stark gegen Euch anhalten und Ihre Majestat gegen Euch bewegen wiirden, wollen wir Euch ari sichere Ort abzutreten verhelfen, auch Euch nichts desto weniger die Besoldung reichen und erfolgen lassen, bis Gott fernere Mittel und Gelegenheit schickt.' Sie senden ihm hiemit zur Zehrung und Samit er sich beritten maclien mijge, 100 Gulden, geben auch dem Rath von Kempten Nachricht und ervvarten Truber des ehesten in Laibach.2 .t. ' Kostrenčič I. o. S. 11, VI. 2 Landsch. Arch. Pase. Bel. S. Nr. 2. Dieses zur Entscheidung drangende Schreiben erhielt Truber erst am 2. Dezember, er sagte nun sogleich den Herren von Kemp-ten seinen Dienst auf, bat sie auchsich bis Lichtmess mit einem Prediger zu versehen. Aber jetzt erhob sich ein neues Hinderniss. Truber beabsichtigte nemlich, in den Weihnachtsfeiertagen des Jahres 1560 mit Stephan Consul in Ttibingen eine Probe mit dem kroatischen Druck zu machen, und hatte sich bereits gegen den Herzog von Wiir-temberg, Ungnad und Ulrich von Eitzing verbindlich gemacht, nach den Weihnachtsfeiertagen den kroatischen Druck zu beginnen. Es wurde nun mit Ungnad, der eigens deshalb nach Tiibingen gekommen war, berathschlagt, was zu thun sei, und beschlossen, nach Laibach um einen oder zwei Kroaten sich zu venvenden, welche vom Herzog guten Unterhalt und angemessene Besoldung haben soliten. Sobald aber mit Hilfe dieser Kroaten der Katechismus gedruckt sein werde, ,\volle er (Truber) sich nach Laibach verfiigen.1 Nachdem Anton Dalmata in Kempten angekommen war, wo ihn Truber acht Tage lang beherbergte, wurde er von diesem nach Urach abgefertigt, vvahrend Truber in Kempten den ferneren Bescheid der krainischen Landschaft abwarten wollte. Inzwisclien gab es beim Druck des kroatischen Katechismus einen unangenehmen Zwischenfall, wel-chen Vergerius verursachte, indein er iiber eine Stelle der Vorrede, in welcher der Kritik des beruchtigten Scalich gedaclit wurde, Larm erhob. Ungnad berief daher Trubern eiligst nach Urach, und dieser verabschiedete sich nun von den Herren von Kempten, die ihm noch 30 Gulden verehrten und einen Wagen mit sechs Pferden und ein Reitpferd mit zwei Knechten mitgaben. In dieser Zeit schrieb der Herzog von Wiirtemberg an Ungnad, er wolle Truber mit einer Stelle versorgen, dieser aber erklarte, er nehme keine an, sondern wolle der Landschaft Diener bleiben. Trubers grosste Sorge war die kroatische Druckerei. Er setzte Zweifel in die Befahigung beider Ueber-setzer und wiinschte einen Bosnier oder Uskoken, der recht kroatisch reden und cyrillisch schreiben konne. Auch wollte er klaren Bescheid haben, ob die krainischen Stande sich getrauten, ihn offentlich sein geistliches Amt verrichten zu lassen.2 Seine Besorgniss war nicht ungegriindet; auch Klombner, der die Verhaltnisse noch besser kennen musste, schrieb am 28. Mai 1560 aus Laibach an Ungnad, er fUrchte, dass Truber bei seiner Riickkehr Verfolgungen erfahren werde.3 1 Landsch. Arch. Pase. Rel. S. Nr. 2. 1 Landsch. Arch. Pase. Rel. S. Nr. 2. 3 Kostrenčič 1 c. S. 35, XIX. Truber sah sich in dieser zweifelhaften Lage genothigt, die ihm vom Herzog von Wiirtemberg dargebotene Pfarre in Urach anzunehmen, um nicht seinen letzten Sparpfennig verzehren zu miissen.1 Inzwischen hatten sich in Krain die Verhaltnisse giinstiger gestaltet. Der Landeshauptmann wurde fiir die evangelische Lehre gewonnen und man befiirchtete von ihm kein Hinderniss mehr fiir die Riickberufung Trubers und die Bestellung von Predigern.2 So sandte denn die Landschaft zu Ende April3 ihren vertrauten Diener Stotzinger an Truber ab, um ihn aufzufordern, sich schnellstens reisefertig zu machen und mit ihm nach Laibach zu kommen. Auch versprach ihm die Landschaft behilflich zu sein, sich um geeignete Personen fiir den kroatischen Druck umzusehen und zur Forderung desselben wieder nach Deutschland reisen zu diirfen. Demzufolge verliess Truber am 9. Juni 15611 sein Pfarramt in Urach und eilte nach Laibach, wo er acht Tage darauf gesund und wohlbehalten ankam.5 6. Trubers Verhandlung mit Bischof Petrus. Seine organisatorische Wirksamkeit in Krain. (Juni — August 1561.) Als Truber nach dreizehnjahriger Abwesenheit seine Heimat wiedersah, war seine Absicht, wie er schon friiher sich geaussert, nicht ,in Winkeln zu predigen.' Er trat daher unvervveilt sein Pre-digtamt in deutscher und windischer Sprache an.6 Am 29. Juni predigte er zum ersten male in der Spitalskirche in beiden Sprachen, und es mag sicher der Ruf von seiner Riickkehr nach Laibach, wo er von seiner friiheren Wirksamkeit her in bestem Andenken stand, seinen Predigten zahlreiche Zuhorer zugefiihrt haben. Das Wieder-erscheinen des begabtesten Verkiindigers der neuen Lehre, wie es den moralischen Muth seiner Glaubensgenossen hob, konnte nicht ver-fehlen, die Gegenpartei wenigstens zu dem Versuche einer Reactiou aufzustacheln. Einen Erfolg konnte sie selbst davon kaum erwarten. Die Lage war weder in Deutschland noch in Oesterreich einer katko-lischen Reaction giinstig. Dort hatte die evangelische Lehre entschie-dene Uebermacht erlangt, der Adel war ihr fast durchgehends zugethan, 1 Blze, Superintendenten S. 10. 2 Kostrenčič S. 24, XII. 3 Kostrenčič S. 19, X; Elze 1. c. S. 10. 4 Gef. Mittli. des Herrn Pastors Elze in Venedig. s Kostrenčič S. 40, XXI. 6 Kostrenčič S. 40, XXI; Elze 1. o. S. 10. die Monche hatten die Kloster verlassen, unter hundert. Geistlichen gab es kaum Einen, der nicht geheirathet hatte. Der geraeine Mann wollte von den Ceremonien nichts mehr wissen. Er verliess die Kirche, sobald die Predigt aus war, konnte er diese nicht nach seiner Neigung haben, so las er zu Hause evangelische Predigten oder horte deren von Seinesgleichen an.1 Die Riickwirkung dieser Zustande auf Oester-reich konnte nicht ausbleiben. Hier war selbst der Erstgeborne des regierenden Hauses, der eventuelle Thronfolger in Ungarn und Bohmen \vie in der Kaiserwiirde, Maximilian, ein entschiedener Anhanger der neuen Lehre und widerstand allen Bekehrungsversuchen von Jesuiten und Bischofen. Er hatte einen Protestanten zu seinem Hofprediger gewahlt, den man mit Gewalt von seiner Seite reissen musste; er entzog sich den kirchlichen Ceremonien, ja er dachte schon an die Eventualitat einer Flucht aus Oesterreich, und eben um die Zeit, als Truber in Laibach ankam, war der Gesandte des Papstes, Bischof Hosius, von Wien abgereist, ohne die ihm aufgetragene Bekehrung des Thronfolgers erzielt zu haben.2 Wie in Niederosterreich, so con-solidirte sich die Reformation in Innerosterreicli. In Klagenfurt trat der Vicar der Stadtpfarre offen mit dem Bekenntniss des Lutherthums hervor (1560)3, und in Griitz wirkte die standische Schule mit Erfolg fur die Verbreitung desselben.4 In Krain aber vermochte ein in Haupt und Gliedern fauler Klerus der mit den Waffen des Geistes eindrin-genden Reformation keinen Widerstand entgegenzusetzen. Als Truber in Laibach ankam, befand sich der katholische Ober-hirt des Landes nicht auf seinem Posten, wie es der Moment der Gefahr erforderte. Er residirte noch immer gegen Konig Ferdinands aus-driickliche Anordnung in Oberburg, und von da aus erliess er (3. Juli) ein Schreiben an Truber,5 worin er ihn aufforderte, ihm bekannt zu geben, ob er ,auf Geleit' ins Land gekommen, ob auf besondere Be-rufung der Obrigkeit, oder aus eigenem Antriebe, um in den Schoss der Kirche zuriickzukehren, oder ob er die Absicht habe, unberufener Weise ,in fremde Ernte die Sichel zu stellen', d. i. zu predigen, wahrend doch fiir Predigt hinlanglich gesorgt sei, da alle Feiertage drei Pradicanten (damals die gemeinschaftliche Benennung katholischer und protestantischer Prediger) im Deutschen Hause, im kaiserlichen 1 Ranko, zur deutschen Geschiclite S. 25 — 27. 2 Smeta 1. c. S. 64-65. 3 Hermann, Gesch. Karntens II, 178. 4 Muchar Vin, 535. 6 Landsch. Arch. Pase. R. S. Nr. 2; Elze S. 11. Hofspital und im Dom windisch predigen und der Domdechant die deutsche Predigt halte, auch der Bischof sejbst in beiden Sprachen das Wort Gottes verkiindige, Er forderte daher Truber auf, sich iiber sein Vorliaben zu erklaren, damit er dann seinem Amt und dem kaiserlichem Befehl gemiiss vorgehen konne. Truber antwortete (8. Juli 1561) mit einer Darstellung des Her-gangs seiner Flucht aus Krain vor 13 Jahren. Vor Jabren sei er durch Bischof Kazianer und ein ehrsames Kapitel zum Canonicus gewahlt worden und babe das Wort Gottes in ,rechtem, gemeinem christlichen Verstand' zu allgemeiner Zufriedenheit gepredigt; Bischof Urban habe dann ihn und Wiener zu den Predigten im Dom berufen. Nachdem sie aber denjenigen, die es begehrt, das Sacrament unter beiden Gestalten gereicht, jedoch nicht ,so gar offentlich', da ja selbst die friiheren Bischofe, Rauber und Kazianer, dann der Bischof von Triest, Peter Bonomo, noch in ihrer Sterbestunde dasselbe nicht anders empfangen wollten, so habe Bischof Urban einen koniglichen Befehl erlangt, Wiener sei gefangengenommen worden, er (Truber) aber habe sich der Verhaftung durch die Flucht entzogen, da ihm iiberdies ein koniglicker Befehl oder eine Vorladung nicht zugekommen. Er habe auch eine ,billige Audieuz oder Handlung' nie geflohen oder gescheut, erbiete sich auch noch jederzeit dazu. Nichtsdestoweniger habe Bischof Urban ihn ohne irgend ein Verhiir und eine Verant-vvortung ab officio et beneficio suspendirt und ihm alle Bticher ge-nommen, wodurch er denn verursacht worden, sich um andere Dienste zu bewerben, die er denn auch in den obern deutschen Landen im heiligen Reich mit Predigen treu und fleissig, mit gutem, ruhigem Ge-wissen ohne Trennung von der Braut Christi, der Kirche, verrichtet habe, so dass seine Entfernung aus Krain nicht als Flucht gedeutet werden konne. Nachdem ihn aber die Stande Krains, seine gnadigen und gebietenden Herren, seinem Beruf gemass zum Prediger bestellt, habe er diesen Ruf mit gutem Gewissen und dem Vaterland zuguten nicht abschlagen konnen noch mogen. Er wolle nichts als die Ehre Gottes fordern, die Busse und den rechten lebendigen Glauben an Christus verkiinden und sich in allem der alten, wahren christlichen Kirche und der Augsburger Confession gemass halten und wie bisher in den 31 Jahren seines Predigtamts alle verfiibrerischen neuen Lehren, alle Secten und Schwarmereien, die dem Wort Gottes zuwider seien, ganzlich vermeiden.1 1 Landsch. Arch. Fasc. Kel. S. Nr. 2. Auch die Stande richteten (10. Juli) ein Schreiben an den Bischof, worin sie, da Truber nur ihrer dreimal wiederholten Berufung zufolge und nicht auf eigenen Antrieb ins Land gekommen, seine Rechtfer-tigung iibernehmen. Sie motiviren ihre Berufung, wie friiher schon Truber gegeniiber, mit der Verweigerung des Kelchs durch die katho-lische Geistlichkeit und dem Mangel an religioser Unterweisung selbst in der Hauptstadt des Landes. So hatten sie denn also Truber, den die beiden letzten Bischofe ,bis an ihr End' gern gehabt und zum Predigtamt berufen haben', zum Prediger bestellt. Wenn Truber friiher das Land verlassen, so sei dies geschehen, um den Anschlagen seiner Verfolger zu entgehen, er sei aber nie angeklagt oder verhort \vorden. Dann riihmten die Stande Truber wegen seiner ,Bescheidenheit' (Mas-sigung), baten den Bischof, den Anklagen gegen ihn kein Gehor zu geben und ihn in seiner Lehre und seinen Predigten selbst zu ver-nehmen, auch versprachen sie, alle UngebUhr selbst abzustellen, wie sie denn nichts anderes, als Besserung des Lebens und die Ehre Gottes begehren.1 Damit endete die Verhandlung, Truber fand weiter kein Hinder-niss in seiner Amtsthatigkeit, welche diesmal vor allem die Organisirung der evangelischen Kirche in Krain zum Zwecke hatte. Krain entbehrte zwar bisher nicht einzelner protestantischen Prediger. In Krainburg hatte schon 1559 ein friiherer katholischer Priester, Kaspar Rokauz, gepredigt, und er war im Marz 1561 wieder nach Krainburg berufen worden.2 Auch der Prediger im Deutschen Hause, Georg Juritschitsch, war von der alten Kirche abgefallen und ein eifriger Parteiganger der neuen geworden.8 In Mottling predigte Gregor, der weder Deutsch noch Latein, sondern nur Windisch konnte, Trubers Biicher aber aus-wendig wusste. Der Bischof von Laibach warf ihn zweimal ins Ge-fangniss; erst liess cr ihn durch den Erzpriester von Rudolfswerth, Jorg Graf, auf sieben Tage ins Gefangniss setzen, dann als Gregor seine Mis-sionsthiitigkeit bis ins Sannthal ausdehnte, nahm der Bischof ihn selbst in Franz, in der Nahe der bischoflichen Residenz Oberburg, mit ge-waffneter Hand fest, hielt ihn durch 21 Tage bei grosser Kalte, bei Wasser und schimmligem Brod gefangen und liess ihn erst auf ernst-liches Begehren der Stande wieder frei. Klombner nahm ihn dann auf acht Tage in Pfiege, er hat den halb Verhungerten und Erfrore-nen ,geatzt, purgirt und wieder zu Friichten pracht'. Der Bischof 1 Landsch. Arch. Fasc. Rel. S. Nr. 2. 2 Fiirstbisch. Arch., Mitth. 1861 S. 67, 68. 3 Fiirstbisch. Arch., Mitth. 1861 S. 68. verbot Gregom dann den Aufentkalt in seiner Diocese, er trotzte aber diesem Gebot, so dass Klombner Sorge trug, Gregor werde noch ,einen krainerischen Martrer abgeben'. Der Mann war iibrigens arm wie die Apostel. Er betrieb das Tuchscherergevverbe, und als man ihm vorhielt, das sei nicht priesterlich, antwortete er: ,S. Paul bat aucli sein Handwerk trieben'. Der Hauptmann von Zengg wollte ihn als Prediger mit freiem Tisch und Doppelsold in Dienst nehmen, aber Herr Gregor wollte die Mottlinger nicht verlassen, obwohl sie ihm nichts gaben und er sich durch seiner Hande Arbeit ernahren musste. Der zweite Prediger in der Mottling, Herr Hans, war schon gelehrter, der konnte Deutsch, man konnte ikm ,mit deutscken Biickern helfen.'1 Auch andere Theile des Landes erhielten wahrend Trubers An-wesenheit ihre standigen Seelsorger in friiheren katkoliscken Priestern, so Unterkrain (Ratsckach) in Georg Matschek, Oberkrain (Veldes) in Ckristoph Faschang und der Karst in Gregor Stradiot.2 Nach zehn Wochen organisatorischer Thatigkeit folgte Truber wieder dem Zuge seines Herzens nach der ihm liebgewordenen lite-rarischen Thatigkeit. Naclidem er seinem Wunsche gemass einen Serben, Matthaus Popowich, und einen Bosnier, Hans Maleschevaz, beide tiirkische Fliichtlinge (Uskoken) fiir die Druckerei in Ttibingen angeworben, zog er mit ihnen im August 1561 wieder aus Krain fort, indem er Tulschak und Juritsckitsch mit der einstweiligen Besorgung des geistlichen Amtes in Laibach betraute.3 Ein mittlenveile vom Bischof erwirkter Befehl des Kaisers, Tru-bern zu befragen, ob er sich zu der Lehre der Augsburgischen Con-fession bekenne, in welckem Falle er ihm das Predigen nicht gestatten diirfe, war von keiner praktiscken Bedeutung, denn obwohl infolge desselben der Landeshauptmann Trubern die Predigt verbot, so gelang es doch demselben, sich vor dem Bischof alsbald zu recktfertigen, so dass er ihm wieder erlaubte, ,bescheidenlich' zu predigen.4 1 Kostrenčič S. 6—7, III. Unter dem Herrn Hans diirfte wohl Hans Tulschak, auch ,der Soherer' genannt, zu verstehen sein. Vgl. Elze 1. c. S. 12. 3 Elze, Superintendenten S. 12. Dass die Krainer sich bereits seit liingerer Zeit dem protestantischen Leliramte zuwendeten, beweist uns unter andern auch die Erwiihnung eines Krainers, Andreas Cupicius (Kopez?), ah evangelischen Predigers zu Weisskirchen in Oesterreich, der im Jahre 1553 in Haft genommon wurde und 10 Monate zu Wien im Gefangniss schmachton musste, endlich aber Gelegenheit fand zu fliehen und in den ungarischen Bergwerken Iiuhc und Sicherheit fand. Raupach, Presbyterologia S. 23. 3 Elze 1. c. S. 12. 4 Elze 1. c. S. 13. 7. Truber wieder in Deutschland. Fortgang des windischen und kroatischen Druckes. (August 1561 — Juni 1562.) Mit den zwei neugeworbenen Mitarbeitern, zwei Boten, vier Pferden und einem Esel, der die uskokiscken Biicher und ein junges Ttirklein tragen musste, machte Truber den Weg von Laibach iiber Tirol, Kempten und Memmingen nach Urach in zwanzig Tagen. Die Zehrung betrug nicht mehr als 34 Gulden, ungeachtet mancher ausser-ordentlicher Ausgaben, denn es heisst in der Rechnung: ,Am 16ten September zu Kempten zwei Tag und zwei Nacht gelegen, allda hat der lange uskokische Priester (Mathes Popowich) 20 Mass Wein aus-gesoffen.' Und wieder: ,Zu Memmingen hat der lang uskokisch Priester zum Schlaftrunk elf Mass Bier ausgetrunken.'1 Im Essen zeigten sick dagegen beide Uskoken als wakre Asceten, sie assen nie Fleisch, sondern blos Fische.2 Wir finden nicht, dass sie dem Bibelwerk be-sondere Dienste geleistet hatten. Nach einem Aufenthalt von 20 Wochen wurden sie wieder nach Krain zuriickgeschickt. Sie hatten in Urach nicht allein vollen Unterhalt gehabt, sondern auch eine monatliche Besoldung, und beim Abzuge schickte ihnen Ungnad noch jedem ein Ross.8 Georg Zwetzitsch (Zvečič) begleitete sie. Er hatte die Briefe des h. Paulus ins Serbische iibersetzt und nahm die Handschrift mit, » um sie in seinem Vaterlande priifen zu lassen. Ein anderer Gehilfe kam im Sommer 1562 in der Person des Laibacher Pradicanten Georg Juritschitsch.4 Es brauchte also nun, da Truber anwesend war und Ungnad die Leitung der Anstalt in Urach in der aufopferndsten Weise iibernahm, \veder die windische noch die kroatische Presse zu feiern. Jene hatte bereits die Episteln an die Korinther und Galater geliefert, Jetzt unternahm Truber ein grosseres selbstandiges Werk, iiber wel-ches er an die Verordneten in Krain schrieb:6 ,Nun wollt' ich auch gern etwas fiir unsere crainerische Kirch mit mir pringen, desvvegen hab' ich also die Augsburgische Confession transferirt und paraphra-sirt, mit den andern wiirtembergischen und sachsischen Confessionen, ' Sehnurrer 1. c. S. 53, Elze 1. c. S. 12. 2 Sehnurrer 1. c. 3 Schreiben Ungnads an den Landesverweser Jobst von Gallenberg, 9. Febr. 1562. Landsch. Arch. Fasc. -Bel. S. Nr. 2. 4 Sehnurrer 1. c. S. 54. » 11. April 1562. Landsch. Arch. Fasc. Eel. S. Nr. 2. auf dass auch wir Krainer ein ganz corpus und fundamentum der ganzen christlichen Lehr kurz bei einander klar und verstandig haben, davvider kein Jesuwider, Staphylus oder Asotus mit Grund der Walir-heit. reden, predigen oder schreiben wird mogen. Und bab zu Tiibingen verordnet und mit Druckern beschlossen, dass sie mir gemelts Biichl in vier Wochen 1000 Exemplar trucken werden' etc. Das Werk erschien unter dem Titel: Articuli oli Deili te praue stare vere kerszhanske, is S. Pgsma poredu postauleni, inu kratku sastopnu islosheni. Kateri so tudi toku utim 1530 leitu, nashimu nermilostiushimu Gospudi Cessaryu Carolu tiga Imena Petimu ranicimu. Inu potle utim 1552 leitu timu Concilgu Vtrienti, od enih Velikih Nembshkih Vijudou, Meist, inu Predigarieu, naprei polosheni inu dani, sdai peruizh is La-tinskiga inu Nembshkiga Jesijka, uta Slouenski sueistu Istolmazheni, odspreda uti slouenski predguuori se praui, katera Vera ie od S. Trogce postaulena, ta ner prauishi, inu ner starishi, skusi Primosha Truberia Grainza. ®ret) ©f)riftlicf)e (Sonfeflionett, uamlicf) 21ugfpurgifd)e, 2Birtem= bergifdje tmb @ad)fifd)e ftrie bie eine bern ©rofjmadjtigfteit 9tomtfcf)ett Saifer (Sarolo bem fuuftett etc. f)od)IoWid)er ©ebatfjtmtfi im 1530. 3ar unb bie cutbern jroo bem ©oncilio ju SErient Stnrto 1552, ooit etlidjen uon @ott erleud)ten Gf)ur, giirfteit, ©tett tmb ^eologeit iiberantiuort, auf? Satein t)itb Xeut[d) in bif? 3Btubt|"d) ifludj jufam gegogett. Vtibingi 1562, 4°. In der Vorrede an Herzog Christoph von Wiirtemberg, Urach, 1. Mai 1562, erklart der Verfasser den nachsten Beweggrund seiner Arbeit. Da die alte biblische Religion jetzt auch in den windischen und kroatischen Landen offentlich gepredigt und von vielen begierig aufgenommen werde, mancher ,vermeinte' Geistliche aber das Volk berede, der abtriinnige Truber mit seinen Gesellen wolle durch luthe-rische Predigteu und Biicher in jenen Liindern einen neuen falschen Glauben aufbringen, den kein christlicher noch weltlicher Potentat in seinem Land dulden noch annehmen wolle, so habe er sich entschlossen, jetzt in der Eil neben so vielen andern Geschaften auch die Augs-burgische Confession in windischer Sprache mit lateinischen Buch-staben drucken zu lassen, um jenes gute einfaltige Volk zu beleliren, dass solcher rechte Glaube in etlichen Konigreichen, in vielen Fiirsten-thiimern, Landern und Stadten wirklich eingefiihrt sei. Aus Dankbar-keit fiir des Herzogs gnadige Forderung des Bibelwerks habe er diese Schrift in dessen Namen erscheinen lassen. Nach der deutschen Vorrede folgt eine andere in windischer Sprache an die Christen in Krain, Steiermark und Karnten, BI. 1—23, worin Truber aus Sleidan und anderen neueren Gesckichtschreibern erzahlt, was Luther erregt habe, wider den Papst aufzutreten, wie jede der drei Confessionen entstanden sei und welche Glaubenspunkte unbedingt gegen die ,Pap-stischen' behauptet werden miissen. Die Auflage war, wie wir gesehen haben, 1000. Nach Laibach gingen 310, nach Villach 443, zu Urach waren 1564 noch 150 Stiick vorhanden.1 Dieses Werk Trubers erschien spater, in das Kroatische iiber-setzt, in glagobtischer und cyrillischer Schrift2 in einer Auflage von je 1000 Exemplaren. Von der glagolitischen Ausgabe wurde der grosste Theil nach Laibach, von der cyrillischen nach Wien versendet,3 wahr-scheinlich weil man fiir letztere es hauptsachlich auf Ungarn und die untern Donaulander abgeseben batte. Das Hauptgewicht der Uebersetzerthatigkeit fiel in 'dieser Periode auf die kroatische Sprache. Die Seele des ganzen Unternelimens war der alte Ungnad, der, mit der treuherzigen Biederkeit des Kriegs-manns alle personlichen Scbwierigkeiten und Empfindlichkeiten iiber-windend, alle seine Zeit, seinen Einfluss und sein Vermogen auf den kroatischen Biickerdruck venvendete, die grossartige Idee der Aus-breitung des Evangeliums durch die Tiirkei mit wahrem Jiinglingseifer verfolgend. Truber unterstutzte diese Bestrebungen auf das warmste und fand sich hiedurch fast hie und da in unbewusstem Conflict mit seinen Predigerpflicliten. Ohnehin berubte aber die kroatische Propaganda ganz auf der windischen Uebersetzung, nach welcher die kroatische angefertigt vvurde, ein Vorgang, welcher allerdings den inneren wissenschafthchen Werth der letzteren sehr verminderte. Die kroatische Propaganda war grosstentheils auf deutsche Un-terstiitzung angewiesen. Truber hatte sich noch vor seiner Abreise von Laibach an die steirische Landschaft um Beihilfe verwendet. Die krainischen Stande befiirworteten seine Bitte4, und die Landschaft be-\villigte ihm auch wirklich 100 Gulden.5 Selbst in Oesterreich unter der Enns erhielt der bereits genannte Agent Konig Maximilians, Ambros Frohlich, durch eine Frau Barbara Zinzendorf 73 Thaler als Beitrag 1 Sehnurrer 1. c. S. 99—101; Kopitar 1. c. S. 417; Šafarik 1. c. I, 114. Katalog Tross Nr. 4488, Preis 250 Francs. Diesem wie andern tiibingischen Drucken sind die Portraits von Truber, Consul und Daltnata in Holzstieh beigegeben. 2 Sehnurrer 1. c. S. 101—103. 3 L. c. 4 Schreiben der im Hofthaiding versammelten Landleute vom 18. Aug 1561 Landsch. Arch. Fasc. Eel. S. No. 2. s Kostrenčič S. 53, XXV. gottseliger Leute, darunter ein Herr von Weisspach mit 50 Gulden. Sie wollten den kroatischen Katechismus an kroatische Priester und Pfarrherren in ilirem Gebiete austheilen. Auch Wiener Biirger stellten Beitrage in Aussicht.1 Am thatigsten wirkte der alte Ungnad. Er schrieb, 14. September 1561,2 an die deutschen Fiirsten. Er schilderte den religiosen Zustand der Sudslaven, besonders der unter tiirkischer Herrschaft schmachtenden, den Mangel an religioser Untervveisung und guten Uebersetzungen der h. Schrift. Wie dann besonders Truber zur Bekelirung dieser Volker durch seine Uebersetzungen gewirkt, und wie der Herzog Christoph von Wtirtemberg ihn sowohl als die andern zum Druck nothigen Personen beherberge und unterhalte.3 Auch in der Cyrillica wolle man nun Biicher drucken und dadurch, da sie fiir alle Volker bis Ivonstantinopel bestimmt seien, den Turken mit dem Schwerte Gottes schlagen. Dieses Werk verursache aber grosse Muhe und Un-kosten. Die Biicher miisse man grosstentheils verschenken% denn die Pfarrherren und Priester in den gedachten Landen seien so arm, dass sie selbst zum Pflug gehen und sich mit Feldbau ernahren miissen. Weil nun Herzog Christoph ohnehin schon so viel fiir das Bibebverk thue und auch ausserdem viele um des Glaubens willen Vertriebene und viele Stipendiaten im Lande unterhalte, so sei er (Ungnad) ver-anlasst worden, sich auch an andere Fiirsten des Reichs zu wenden. Was insbesondere Konig Maximilian fiir das Bibelwerk gethan und noch thun wolle, mogen die Fiirsten aus dem Original, das der Ueber-bringer des Schreibens in Handen habe, sich tiberzeugen, auch wie Konig Maximilian Ungnad den Auftrag gegeben habe, dieses christ-liche Wei:k zu fordern und zu Ende zu fuhren, woran aber jetzt der Geldmangel hinderlich sei. In einem Postscript fiigt Ungnad bei, die cyrillischen Buchstaben seien so weit fertig geworden, dass man etliche Alphabete und das Paternoster drucken konnte , Wovon auch dem Schreiben Proben beigelegt wurden, damit sich die Fiirsten von der eifrigen Forderung des Werkes tiberzeugen konnen. Ein gleichlauten-des Schreiben richtete Ungnad an den Herzog Albrecht von Preussen.4 Diese Schreiben uberbrachte ein Stallmeister des Freiherrn an die Hofe von Kassel, Weimar, Barnburg, Dessau, Dresden, Berlin, Kustrin, 1 Kostrenčič S. 37, XX. 2 Kostrenčič S. 46, XXIII. 3 Ausserdem hatte der Herzog einen jahrlichen Beitrag von 300 Gulden an-gewiesen. Schnurrer S. 55. 4 Voigt, Briefiveclisel Ungnads mit Herzog Albrecht von Preussen, XX. Band des osterr. Arch. Stettin und Konigsberg. Die Sendung war nicht ganz ohne Frucht. Philipp, Landgraf zu Hessen, spendete 200 Thaler, erkliirte sich auch geneigt, weiter beizusteuern; Joachim, Fiirst zu Anhalt, schickte zwolf Thaler; Johann, Markgraf zu Brandenburg, 100 Gulden Meissner Wahrung; Wolfgang, Fiirst zu Anhalt, 30 Thaler mit Zusicherung vveiterer Beitrage; Herzog Albrecht von Preussen gab ein Darlehen von 600 Gulden und einen Beitrag von 100 Gulden zum Druck, hielt den Stallmeister frei und schickte Herrn Ungnad, einem alten Be-kannten, mit einem langen treuherzigen Schreiben ein Leibrosslein von ruhigem Gang, das bisher den Herzog getragen, da ,wir die stillen gemachen Pferde suchen und die tobenden und scharrenden meiden und Jungen befehlen miissen.' Er entschuldigte sich, dass er wegen der Universitat in Konigsberg grosse Auslagen habe. August, Kurfiirst von Sachsen, gab 200 Thaler und wunschte, dass Luthers Hauspostille und die Bibel und nicht ,des Rottengeists Illirici Schwar-merei' in den slavischen Sprachen gedruckt \vefde.1 Selbst einige litthauische Edelleute, der Graf von Myr, der Fiirst von Radziwill, erklarten sich zu Beitragen bereit.2 Das Beste musste freilich bei alledem noch Ungnad thun. Er deckte den Abgang aus seinem eige-nen Vermogen und legte vom Jahre 1562 angefangen jahrlich dem akademischen Rath in Tiibingen Rechnung. Der eifrigste Gonner und Forderer des Unternehmens blieb auch fortan Konig Maximilian. Er liess sich die Drucke dediciren, nachdem er von den Vorreden Einsicht genommen hatte, ja sie gingen sogar bisweilen unter seiner Adresse nach Oesterreich.8 In den Jaliren 1561 und 1562 erschienen folgende kroatische Drucke: ' Sclmurrer S. 55 f.; Kostrenčič S. 54 (XXVI, XXVII, XXVIII), 58 (XXXIV), 59 (XXXV, XXXVI), 67 (XXXIX, XL, XLII). 2 Kostrenčič S. 53, XXV. Ungnad beabsichtigte auch einen litthauischen Katechismus drucken zu lassen, eino Idee, die unausgefuhrt blieb, da auch von litthauischen Beitragen nichts weiter verlautet. Kostrenčič S. 93 (LIX), Schreiben Un-gnads an den Herzog Albrecht von Preussen. 3 Kostrenčič S. 55 (XXIX). Als der kroatische Katechismus in cyrillischer Schrift fertig war, iibersendete Freiherr von Ungnad dem Konig Maximilian wie gewohnlich ein Exemplar, indem er beifugte, dass gleichzeitig zwei Passchen mit diesem Druckwerke und mit glagolischen und cyrillischen ,Tafelplatten' (Abecedarien, das spater' in ,Plateltaf' verballhornte Wort), an Ambros Friihlich zur Vertheilung geschickt wiirden, jedoch mit einem Mauthzettel, der melde, dass diese Sendung fur Konig Maximilian bestimmt sei, woran Seine Majestat hoflfentlich kein Missfallen haben werde. Glagolitisch: 1. Slbcbarium unb ber gnitje &ated)išmu§ one aufjlegmig in ber (itjtuHfdjen ©pradj. (Auf dem Wort ,ct»ru£ifdE)' ist ein Carton mit dem Wort: cro£atifcf).) 12 Blatter 8°. Auf dem letzten Blatt: Tubingae 1561. Die Auflage war zu 2000 Exemplaren. Davon wurden verscliickt nacli Wien 500, nacli Laibach 1018, an den Ban von Kroatien 50, an Ungnad 50; zu Urack waren 1564 nock 311 Exemplare iibrig.1 2. Prvi del Novoga Teslamenta (soli keissen Testamenta) vatom jesu svi zhetiri Evangelisti i dijane Apustolsko, is mnosih jasiJcov vopszheni sadashni i rasumni Hrvazki jasik po Antonu Dalmatinu, i Stipanu Istrianu spomozJiu drugih bratov, sada prvo verno stlmazhen. ®er erft f)a(6 Sfjeif bel netuen Seftamentg, barimt fein bie »ter @Uait= gelifteit Unb ber Slpoftel @efd)icf)tr jejjt pm eijteit mol in bie ©robatifdje ©prad) Ueibo(met)d)t unb mit (Slagoltfdjen SBudjftaben getrucft. SEiibingen 1562 in 4°. 26 Blatter, Titel, Dedication, Vorreden; Text 206 Blatter.2 Die Auflage war 2000. Versckickt wurden nach Laibach 252, Wien 75, an Peter, Grafen zu Eberau und Ban in Kroatien, 25; an Christoph Ungnad, Freiherrn zuWarasdin, 25; zu Urach waren 1564 noch 1544 Exemplare. 3. (Deutscher Titel:) 3)ie fiirnempften .gau^tarticfcl C££)viftficfjer Sefjre, aufj ber lateiniftfjen, teutfdien unb 2Binbt]djen ©prod;, in bie (£ro= batifdje je^uttb jum erftenmol uerbo(met)d)t unb mit Erubotifdjeit 23ud)[taben getrucft. SCiibtrtgen 1562. 4°. Auf die deutsche folgt eine Einleitung von drei Blattern und das Register auf fiinf Blattern. Der Text betragt 34 Bogen. Die Auflage betrug 1000 Exemplare. Davon kamen nack Laibach 244, nach Villach 310, nach Wien 52; zu Urach waren 1564 noch 317.® 1 Sclinurrer S. 82. Katalog Tross Nr. 4482. Preis 160 Francs. Der Katalog gibt eine Schriftprobe aus diesem Abcedarium. 2 Schnurrer S. 89; Kopitar S. 439; Šafafik S. 1, 168. Katalog Tross Nr. 4501 mit dem Beisatze: ,Avec les portraits de Primu§ Truber, Stephanus Oonsul et Ant. Dalinata' und der Anmerkung: ,L'edition imprimee d'apres le ,Manuel' de Brunet, Tragurii 1562, n'existe pas; le redacteur du catalogue a mal lu le mot Tubingen.' Preis 150 Prancs. 3 Schnurrer S. 97; Kopitar S. 446; Šafafik I, 184. Katalog Tross Nr. 4493, Preis 220 Prancs. In der mir w;ihrend meiner Arbeit gefalligst zugesendeten Nr. 351 des Wiener ,Vaterland' vom 22. Dezember 1872, Feuilleton: ,Alte slavische Druclce auf der Kreisbibliothek in Begensburg', beschreibt der Verfasser H. G. W. ein dort vorhandenes, in gepiesstes Schweinsleder gebundenes Exeinplar dieser glagolitischen Ausgabe der Loci communes. Dasselbe zeigt auf der Vorderseite des Einbands das Portrait von ,i]kimuž Gruber Carnio.', in der damals gewohnlichen- Kleidung der 4. Artikuli ili deli prave stare vere krstianske is svetoga Pisma redom postavleni na kratko rasumno slosheni i stumazheni: Koi esu ta-kaishe tako va 1530 godislizhu nashemu nai milostivomu gospodinu Zesaru Karolu Petoga imena, bogoljubna spomenutja. J potle va 1552 godishzhu, konziliju ili sborishzhu va Trentu od ednih velikih Hrzegov i voidov, varoshi, gradov, i prodikazhi ozhito isrozheni i dani. Sada vnovja is latinskoga Nemshkoga i Krainskoga jasika na Hervazki verno stlmazheni. Po Antonu Dalmatinu i Stipanu Istrianu. Gonfessio ober 83efenntnufj be§ @Iau6enž bie bem — Saifer Sarolo V. — Slito 30 in 2lug§purg iibetanttDort, aus bem Sateiit unb Seutfdj in bie (Srobatifcije ©pracf) oerboimetfdjt uitb mit ©iogolifc^en Sudjftaben getrucft. Vtibingi 1562." 40.1 Auflage 1000, davon nach Laibach geschickt 389, nach Villach 174, nach Wien 46; zu Urach waren 1564. noch vorhanden 307 Stiick. evangelisclien Geistlichen mit Baret auf dem Haupte, ein Buch in den Handen. Zu seiner Linken scluvebt die heilige Dreifaltigkeit in den Wolken. Auf der Riickseite des Einbandes erblickt man unter einander die Portraits von .Antonius Dalmata Exul.' und ,Stephan. Consul Istrianus': 41 (41 Jahre alt?) 1 Sehnurrer S. 101; Kopitar 445; Šafarilc I, 184. In dem oben ervviihnten Feuil-leton des ,Vaterland': ,Alte slavisclie Drucke auf der Kreisbibliothek in Regens-burg' beschreibt der Terfasser auch eine glagolitische Ausgabe der Augsburger Con-fession, welche iiberdies durch Holzschnitte und Einband interessant ist. Auf einem Blatte vor Beginn des Textes, sowie auf der Riickseite des Registers findet sich ein Holzschnitt, Cliristus, Tod und Holle iiberwindend. Das allerletzte Blatt endlich triigt die Portraits des Antonius Dalmata und Stephan Consul in guten Holzschnitten von einem unbekannten Meister. Sie befinden sich in viereekigen Umrahmungen, 9'5 Centimeter hoch und 7'5 Centimeter breit, welche nach innon Saulenreihen bil-den. Beide Schriftsteller tragen die damalige Kloidung der evangelisehen Geistlichen mit Baretten auf dem Haupte. ,Antonius Dalmata Exul', wie die Unterschrift lautet, halt ein Buch in der Hand, hinter seiner linken Schulter gewahrt man ein Crucifix; ,Stepha. Con. Ping.' hat ein offenes Buch vor sich liegen, ein Kreuz befindet sich auf seiner reehten Seite. Beide tragen Biirte. Die Physiognomie des ersten ist mehr streng, die des zweiten milder und behiibiger. Des ersteren Portrait nimmt die Vor-derseite, das des letzteren die Riickseite ein, glagoliseh gedruckte Bibelspriiche be-gleiten oben und unten beide Holzschnitte. Die Ausstattung des Einbandes ist reich. Schon der Goldschnitt mit reich eingepressten Ornamenten ist sehr bemerkensweitli. Noch interessanter sind die Decken, da dieselben zwischen eingepressten Ornamenten die fein ausgefiihrten Portraits von Dalmata und Consul zeigen, und zwar zeigt der rotile Ledereinband auf der Torderseite das Portrat Consuls mit der Jah-reszahl 1562, wiihrend er auf der Riickseite in der Mitte das von zwei Genien gehaltene Regensburger Wappen, dann oben das Portrait Consids, unten jenes Dalmata's zeigt; jones Consuls mit dem Beisatze: Istrianus: 41 (41 Jahre alt?), jedoch in kleinerem Masstabe als jene des Buches. — Katalog Tross Nr. 4489, Preis 240 Francs. 5. Postila, to est Jcratlco iztlmazhenje vsih nedelskih Evangeliov i poglaviteih prasdnikov, skrosi vse leto, sada nai prvo hrvatskimi slovi shtampana. Surje lušlegttng itber bie ©omttagž = unb ber fiinteljmfteu gefte Scangclta. £u6ingett 1562, 4°. Zueignung und Vorbericht auf mehre-ren Blattern, dann 233 Blatter Text, Blatt 167 ein Titel: Stnberer Xf)etl ber ^oftille. Auflage 1000. Es gingen nach Laibach 167, nach Villach 71, nach Wien 206; zu Urach waren 1564 noch 483.1 6. ®r. SJČattfjauš Stulberž ^rebigtett Dom §agel itt froatifcfjer (b. i. itlttrifdjer), ©pradje unb mit glagolitifdjer ©djrift. (Aus dem Deutschen iibersetzt von Anton Dalmatin und Stipan Istrianin.) Tiibingen 1562, 4°. Auflage 1000. Nach Laibach gingen 500, nach Wien 100, an Christoph Ungnad 140; zu Urach waren 1564 noch 259.2 Cyrilliseh: 1. (Der deutsche Titel nach dem Cyrillischen:) Slbecebarium Dnb ber gan£e ©atedjijjmuS one aufjfegmtg iit ©tjmfdjer @pr ad). Urach 1561, 11 Blatter 8°. Auflage 2000. Nach Wien gingen 700, nach Laibach 1090. Zu Urach waren 1564 noch 90.3 2. Katehismus. Edna malahna kniga, u koi iesu vele potribni i koristni nauzi i artikuli prave karstianske vere, skratkim istumazhenem, sa mlade i priproste ljudi. I ta prava vera od boshjega stana ili bitja u svetoi troizi, od svetoga Atanashia sloshena, tere iedna lipa predika od kriposti i ploda prave karstianke vere, kros Antona Dalmatina i Stipanarlstriana, sad nai prvo is mnosih jesik harvazki istumazena (soli heissen istumazhena). Gatedjifjmuš, SOtit aujštegung itt ber @t)ritifd)en ©pradj. 1561. 7 Bogen 3 Blatter 8°. In der deutschen Vorrede an Konig Maximilian (25. Oktober 1561) bittet Truber, indem er des Konigs milde Beihilfe zur cvrilli-schen Druckschrift riihmt, denselben, er nioge auch diese erste Probe in derselben durch Sachverstandige beurtheilen lassen, sodann wollen sie treulich fortfahren, die Schriften des Neuen Testaments und andere christliche Biicher in windischer und kroatiscker Sprache zu drucken, und was jederzeit gedruckt werde, wollen sie an den Konig einsenden. 1 Schnurrer S. 103; Kopitar 446; ŠafafikI, 186. katalog Tross Nr. 4497, Preis 200 Francs. 2 Schnurrer S. 105; Kopitar S. 447; Šafarik I, S. 188. 3 Schnurrer S. 87; Kopitar S. 453; Šafarik lit, 297. Katalog Tross Nr. 4483, Preis 165 Francs. Beigegeben ist dem Katalog eine Schriftprobe aus diesem Abe-cedarium. Dieser Katechismus ist von dem bereits angefiihrten glagoliti-schen nur in der Schrift verschieden, die Sprache ist in beiden dieselbe. Auflage 2000. Nach Wien gingen 500, nach Laibach 1129; zu Urach waren 1564 noch 237.1 3. (Der deutsche Titel unter dem cyrillischen:) ®ie fiirnampften erbolmetfd)t, trnb mit ©tjrufifdjen S8ucf)(ta6en gebrucft. 2utmtgen 1562. 4°. Der Text betragt 34 Bogen drei Blatter. Eine Vorrede an Konig Maximilian von 14 Seiten, rein religiosen Inhalts. Die Schrift ist nichts als eine kroatische Uebersetzung 'der von Truber ins Windische iibertragenen Loči communes Melanchthons, \velche als Zugabe zu dem ersten Theil des von ihm 1557 heraus-gegebenen Neuen Testaments in \vindischer Sprache erschien. Auflage 1000. Davon gingen nach Laibach 39, nach Villacli 73, nach Wien 350; zu Urach waren 1564 noch 497.2 4. (Der deutsche Titel:) ©oitfcffio ober Sefenutitifi bež @(aubeus --- aufj bem Sateitt tmb £eut[d) in bie crobatiftfje ©prad) »erboimetfdjt tmb utit Stjrultfrfjen Sudjfiafieit getrucft. Tiibingen 1562. 4°. Vorrede an den Landgrafen Philipp von Hessen, mit dem Datum Urach 20. Oktober 1562, in deutscher und kroatischer Sprache. Auflage 1000. Nach Laibach gingen 45, nach Villacli 100, nach Wien 494; zu Urach waren 1564 noch 312.3 Die cyrillischen Bucher hatten fast keinen Absatz,'1 denn in den Gegenden, fiir welche sie bestimmt waren, gab es eben wenig lesens-kundige Personen. In Kroatien aber scheint die Saat auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Hier hatte der eifrige Prediger Gregor (La-cliovitsch) vorgearbeitet, im Dezember 1561 dehnte er seine Missions-thatigkeit auf 10 Meden Weges von Mottling aus, taufte und predigte ,mit grosser Gewalt'. Der Ban von Kroatien, Freiherr Peter von Eberau und zu Kaisersperg, neigte sich der evangelischen Lehre zu und wiinschte den eifrigen Missionar im ,windischen Land' ■ (so hiess man damals Sla-vonien) zu sehen.5 Spater zog der Ban, der zugleich Hauptmann in 1 Schnurrer S. 87; Kopitar S. 449; Šafafik III, 297. 2 Schnurrer S. 96; Kopitar S. 453; Šafafik III, 297. Katalog Tross Nr. 4494, Preis 200 Prancs. 3 Schnurrer S. 101; Kopitar S. 452; Šafafik III, 298. Katalog Tross Nr. 4490, Preis 200 Prancs. 4 Schnurrer S. 65. s Kostrončič S. 64 (XXXVIII). Mottling war, die Propstei der Gottsleichnamsbruderscbaft in Mottling ein und verlieh sie dem Pradicanten. Daruber klagten die Mottlinger vor der Landschranne. Es wurde verglichen, dass dieselben dem Pradicanten jahrlich auf Gottsleichuamstag zum Unterbalt 24 Gulden geben sollten.1 8. Ruckberufung Trubers nach Krain. Supplication des Bischofs, Haftbefehle und Verhor Trubers. "VVahrend Truber in Deutschland das Missionswerk des slaviscben Buchdrucks eifrig forderte, war in Krain die Sache des Protestantis-mus in steter Aufnahme begriffen, machtig gefordert durch die Con-cession der Communion sub utraque. Im Dezember 1561 schrieb der eifrige Agitator Klombner an den Freiherrn von Ungnad aus Laibach:2 ,Wir haben nun hie die drei Wochen nach einander stark communi-cirt, und wird also diese (Weiknachts-) Feiertag continuirt und kiim- mern uns gar nichts um Bischofs und seiner Pfaffen Geschrei.-- Herr Caspar Rhokawetz zu Krainburg halt eine starke Communion morgen ab, 300 Personen zeitlicb vor verkiindet und anzeigt.' Die von Truber zur Besorgung der geistlichen Geschafte in Laibach zuriick-gelassenen beiden Prediger Tulschak und Juritschitsch begaben sich in den Stand der Elie, trauten sich gegenseitig und zeigten sich dann offentlich mit ihren Frauen,3 ein Schritt, der allerdings bei katholischen Zeloten starken Anstoss erregte, aber doch nichts anderes war, als die kirchliche Sanction eines factisch langst bestehenden und von der kirchlichen Autoritat geduldeten Zustandes, denn auch unter dem katholischen Klerus gab es damals wenig Colibatare mehr. Es herrschte allenthalben im Lande grosse Sehnsucht nach der Riickkehr Trubers, der durch seine Energie und Beredsanikeit den Sieg der evangeliscben Lehre und die Organisation der krainischen Kirche vollenden solite. Als Ungnad am 9. Februar 1562 an den Landesvervveser Jobst von Gallenberg in Angelegenheit des Bibeldrucks und der Riickkehr Trubers schrieb, erbrach ein Herr von Auersperg — ob Hans oder Her-bart, ist nicbt ersichtlich — den Brief und schrieb darauf: ,Diesen Prif hab ich auf gut Vertrauen eroffnet, vnd ist aus der Ursach geschehen, dass mein Hausfrau eine sondere Begierd zu wissen gehabt, 1 Meine Urk. Samml., Mitth. 1867 S. 51. « Schreiben vom 20. Dezember 1561 bei Kostrenčič S. 64 (XXXVIII). 3 Elzo, Superintendenten S. 13. wann Herr Primus solite liineinkommen'.1 Wir sehen, wie die Frauen, stets die starkste Stiitze des religiosen Bediirfnisses, vor Begierde brannten, den feuereifrigen Prediger wieder zu seken und zu boren. Aber auch der niedere Klerus, der,sich aus dem Joch des alten Be-kenntnisses los zu machen wiinschte, richtete seine Blicke auf den be-gabten und siegesgewissen Landsmann und Vorkampfer. ,Es warten viel Priester auf ihn (Truber) — schrieb Klombner an Ungnad, 20. De-zember 1561, —- die wollen erst zu seiner Ankunft frumb werden ... ,'2 Schon Anfangs Februar 1562 hatten die Prager Gesandten der krainischen Landschaft: Jobst von Gallenberg, Landesvervveser; Hans Josef von Eck; Achaz von Thurn; Dietrich von Auersperg und Mert Gall von Rudolfseck Trubern zur versprochenen Riickkekr gemahnt.3 Ani 10. Februar antwortete ihnen Truber aus Urach, wo er des kroatischen Drucks wegen verweilte, er wollte gern dem Rufe nachkom-men, aber nicht allein seine alte Krankheit, ein boser Rothlauf, hin-(lere ihn daran, sondern auch die Angelegenheit des kroatischen Drucks. Fiir diesen miisse bald wieder bei Fiirsten und Reichsstiidten ,termi-nirt' werden. Ungnad habe schon jetzt 800—900 Gulden vorgestreckt, und wie viel Geld werde der Druck noch erfordern! ,Ich feire wahr-lich nicht,' schrieb Truber, ,sammer kein Geld, bab nicht guete, ruewige noch gesunde Tag allhie, das wisse der liebe Gott____ Ich verhoff vor Ostem alle Sachen mit dem Druck dermassen anzurichten, dass man mein nun hiefiir nicht dabei wird bedurfen. Aber nach Ostern wollt gern auch 14 Tag im Sauerprunn von wegen meiner Krankheit baden, denn also krank mit bosen geschwollenen Fiissen, unlustig, bin niemand zu Nutz, mich verdriesst warlich gar oft zu leben. Aber nach Ostern, wills Gott, so will ich alsbald zu Laibach sein, Weib und Kind hernacli gemach ziehen lassen.' Uebrigens meinte er, durch seinen Aufenthalt in Deutschland den Evangelischen Krains noch mehr nutzen zu konnen, als in Laibach, er theilte den Gesandten mit, der Herzog von Wiirtemberg habe ihm zugesichert, im Falle der Notli \vollten alle evangelischen Fiirsten, Stande und Stadte des Reichs beim Kaiser fiir die Religionsfreiheit der Krainer intercediren. Endlich rieth Truber den Standen, bei dem Kaiser um das Barfiisserkloster in Laibach, in welchem kein Monch sich mehr befinde, anzuhalten, um es an der Stelle des bisherigen zum Biirgerspital einzurichten und in seiner Kirche 1 Landsch. Arch. Pase. Eel. S. Nr. 2. 2 Kostrenčič 1. c. 3 Elze, Superintendenten S. 14. einen Ersatz fiir die beschrankte Raumlichkeit (les Elisabethkirchleins zu gewinnen.1 Die Verkaltnisse gestatteten Trubern niclit, sein Versprecken, zn Ostern nach Laiback zu kommen, zu erfiillen. Er versckob die Riickreise auf die nachstkommenden Pfingsten. Am 11. April2 schrieb er an den Landesverweser und die Verordneten, er habe auf ihr Schreiben vom 14. Marz, das ihm am 9. April zugekommen, die Pfarre Uracli sogleick dem Herzog aufgesagt und wolle, sobald die von ihm als Angebinde fiir die krainiscke Kirche ins Windische iibersetzte Augsburgische Confession in Tubingen ausgedruckt sei, also in etwa vier Wochen, ins Land kommen, entweder zu Wagen iiber Augsburg oder Salzburg, oder auf der Donau iiber Regensburg, Linz und Wien. Die Stande mochten zu Pfingsten seinen Schwager Lukas Zweckel hinaus-schicken, damit er ihm bei der Uebersiedlung behilflich sei. In 13 Ta-gen konne inan iibrigens den Weg von Urach nach Laibach iiber Salzburg oder Innsbruck wohl zu Pferde machen. Er (Truber) diirfe iibrigens nicht mit seiner Familie reisen, um nicht ausgekundsckaftet zu werden; er \volle daher von Ulm an mit einem Buchbinder von Augsburg, der fiir das Einbinden der kroatischen Biicher aufgenoimnen worden, auf einem Umwege in die Heimat ruckkehren. Nach der Sitte der Zeit mischte Truber auch in seine Correspondenz politische Neuig-keiten. Diesinal berichtete er den Standen unter anderm, der Kaiser habe abermals in Gegenwart seiner andem Kinder den Konig Maxi-milian ,hoch ermahnt', sich zu der alten Religion zu begeben, 'das ist in den Schoss der katholischen Kirche zuruckzukehren. Auf das habe sich der Konig erboten, dem Kaiser bis zum Tode treu und gehorsam zu sein, aber seinen Vater gebeten, in Glaubenssachen seinem Ge-wissen keinen Zwang anzuthun. Auf diese Rede seien dem Kaiser die Augen nass geworden, und er habe gesagt, er wolle den Konig, ,was Glauben belangt, auf sein eigen Ge\vissen legen'. Und darauf habe er alle drei Sohne zur Einigkeit vermahnt. ,Es wird bald der Fiirsten ein walstat — setzt Truber hinzu — vnd ist zu hoffen, Konig Maxi-milian wird bald eiwahlter romischer Konig, des sollten wir alle froh sein. Allelujah.' Dann meinte Truber, der Bischof von Laibach solite auch dem Beispiel der Bischofe von Magdeburg und Hali folgen und sein Bisthum ,reformiren', d. i. mit demselben zur protestantischen Kirche iibertreten. Truber erwartete dies von ihm, da er (ehe er jn 1 Landsch. Arch. Pase. Eel. S. Nr. 2. 2 Landsch. Arch. 1. c. Krain Bischof geworden) in Oesterreich das Sacrament unter beiden Gestalten gereicht. Am 3. Mai erhielten die Verordneten Trubers Schreiben, am 7. antworteten1 sie ihm bereits, dass sie Lukas Zweckel bewogen hatten, hinaus zu ziehen und Trubern bei seiner Uebersiedlung zu helfen. Und so langte denn Truber, den der Herzog bei seiner Abreise von Urach noch durch ein Geschenk von 100 Gulden ehrte, im Juni 1562 mit Weib und Kind und ali seiner Habe gliicklich in Laibach an.2 Kaum war Truber in die Heimat zuriickgekehrt, als der Bischof Petrus von Seebach, die Gefahr richtig erkennend, welche der katho-lischen Kirche von dem Feuereifer Trubers drohte, an den Kaiser eine Bittschrift um dessen Entfernung richtete.3 Bezeichnend fiir die De-fensive, in welche die Katholischen zuriickgedrangt worden waren, ist es, wie sich da der Bischof venvahrt, dass weder er noch ein anderer Geistlicher den Evangelischen als Angeber bekannt werde. Er theilt seine Beschwerden dem Kaiser nur mit ,sub sigillo confessionis', denn er und sein Klerus wiirden sonst ihres Lebens nicht sicher sein, ,wie es dann in Germanien erschallt: Wird der Truber von Laibach ver-jagt, so wollen wir Miinch und Pfaffen ali' erschlagen'. Der Bischof schildert dann in grellen Farben den Verfall des Katholicismus und die Umtriebe der Evangelischen, \vie Tulschak und Juritschitsch, ab-gefallene Priester der katholischen Kirche, einander ihre Kochinnen copulirt, gegen die Messe gepredigt, den Papst und Klerus als Ver-fiihrer, Schelmen und Diebe gescholten, wie Adel und Burgerschaft der Frohnleichnamsprocession fern geblieben. Truber habe einen Buch-drucker ins Land gebracht, der unreprobirte Schmachlieder wider den Klerus, die romisch-katholische Kirche und die Religion, auch win-dische Translationes von Unkundigen drucke. Trubern hangen zehn bis zwolf Priester an, die wegen unpriesterlichen Verhaltens und ihrer Unwissenheit, dann wegen Bruchs ihrer Geliibde verjagt worden. Die Unterthanen wiirden vom Adel gezwungen, den lutherischen Pradi-canten auf ihren Schlossern zuzuhoren. Dies geschehe, damit dem katholischen Pfarrer die Collectur benommen und ihm damit die Exi-stenz unmoglich gemacht werde. Der Bischof forderte schliesslich die sogleiche Gefangennehmung und Ausweisung Trubers, der beiden Lai-bacher Pastor en Tulschak und Juritschitsch, ferner derjenigen, welche 1 Landsch. Arch. 1. c. 2 Elze, Superintendenten S. 14. Schreiben Ungnads vom 24. Nov. 1562 an die Verordneten in Krain. Landsch. Arch. Pase. Eel. S. Nr. 2. 3 Verdffcntlicht von Hitzinger, Mitth. 1864 S. 51. auf dem flachen Lande wirkten, Juri Matschik, Kaspar Rokhavetz und Stradiot, endlicli des Mathes Klombner, ,denn dieser ist ein Anstifter, der obvermeldten Idioten (!) Untenveiser, der meinem Vorfordern viel Miih geschafft, auch von ihm zu mehrmalen von Laibach vertrieben, der des Teufels verfiihrerische, unapprobirte, von andern Sectischen zusaminengetragene Biicher, windische Postillen allenthalben in Krain in Gschlossern zerstreut'. Infolge der bischoflicben Beschwerde erliess alsbald Kaiser Ferdinand aus Schloss Podiebrad, 30. Juli 1562,1 an den Landeshauptmann Jakob von Lamberg, den Landesverweser Jobst von Gallenberg und den Vicedom Georg Hofer den Befehl, die vom Bischof bezeichneten Personen zu verhaften, weil sie ,nicht nur in der Stadt Laibach, sondern auch fast im ganzen Fiirstenthum Krain bei Manniglich das hochwur-dige Sacrament des Taufs, das Amt der heiligen Messe, die in der Kirche hergebrachten loblichen Ceremonien und in Summa unsere alte wahre katholische Religion durchaus miindlich und in Schriften ver-dammen, dazu den geistlichen Ordinarien ihre Jurisdiction schmalern, sich aUch sonst in mehr Weg gar straflich und ungebiirlich halten sollen'. Insbesoildere inbetreff des Truber, Klombner und Rhokauetz, welche bereits vor Jaliren hatten verhaftet werden sollen, sich aber der Verhaftung durch die Flucht entzogen hatten, befremde es den Kaiser, dass sie jetzt ,zu seiner hochsten Verkleinerung' in Laibach sicher sein und solche ,unleidliche Handlungen' sich erlauben sollen. Gleichzeitig wies der Kaiser die Landschaft an, den angeordneten Ver-haftungen keinen Widerstand entgegenzusetzen, und verbot dem Biir-germeister und Rath der Stadt Laibach, Truber und seine ,Gesellen' in der Spitalskircke ferner predigen zu lassen.2 Es war vorauszusehen, dass die Stande gegen diese ihren ganzen religiosen Besitzstand bedrohende Verfiigung Protest einlegen wiinlen, umsomehr, da der Bischof an sie keine Beschvverde gerichtet, auch die friiher Trubern ertheilte Erlaubniss zu predigen nicht zuriickgezogen hatte. Am 20. August 1562 versammelte sich denn auch der zu diesem Zwecke zusammenberufene grosse Ausscbuss: Landeshauptmann; Lan-desverweser; Melchior Hasyber, Venvalter des Vicedomamts; Josef und Adam Freiherren zu Eck; Achaz Freiberr zu Thurn; Herward, Dietrich undWeikhard zu Auersperg;" Pangraz Sauer; Max von Lamberg; Abel von Hohenwart; Jakob und Sigmund von Gallenberg; Franz von 1 Landsch. Arch Fasc. Eel. S. Nr. 2; Blze 1. c. S. 15. 2 Landsch. Arch. I. c. Scheyer; Georg von Rain; Friedrich von Weichselberg; Kaspar Mau-ritsch; Georg Schwab; dann Burgermeister, Richter und Rathsherren von Laibach.1 Adel und Btirgerschaft standen, wie man sieht, fiir die evangelische Sache zusammen, und da auch die drei ersten Beaniten des Landes, welche den kaiserlichen Befehl zu vollziehen hatten, sich , an der Berathung betheiligten, so war vorauszusehen, dass die Ver-, haftung nicht zum Vollzuge gelangen werde. Der Ausschuss bescliloss eine ausfiihrliche Schutzschrift fiir Truber an Kaiser Ferdinand zu richten und Konig Maximilian um dessen Vermittlung anzugehen. In der Schutzschrift an den Kaiser (21. August)2 erorterten die Stande von neuem ausfiihrlich die uns bereits bekannten Ursachen von Trubers Berufung, ruhmten dessen Loyalitat gegen den Kaiser und seine FamiMe, wie er jederzeit in der Kirche fiir des Kaisers und seiner geliebten Kinder gliickselig Regiment und fiir das christliche Kriegs-volk an der Grenze bete, welches deshalb ohne Zweifel durch Wirkung des gemeinen Gebets in seinen Unternehmungen gegen den Erbfeind augenscheinlichen Segen und Sieg gehabt, wie Truber auch j eden zum Gehorsam gegen die Obrigkeit mahne; sie>erinnerten daran, wie Truber schon einmal, durch seine Feinde verdachtigt, sich vor dem Bischof gerechtfertigt habe, der an ihm nichts zu strafen gefunden, sondern ihn nur mit gebiihrliclier Vermahnung zur Bescbeidenlieit angewiesen. Die Stande beriefen sich auf ihr mit den andern Erblanden vor dem Kaiser abgelegtes Glaubensbekenntniss. Es ware besser fiir sie, dass sie nie geboren, vvenn sie das, was sie einmal als gottliche Wahrheit erkannt, verleugnen sollten. Sie beriefen sich auf ihre treuen Dienste, die schwere Steuerlast, die sie mit ihren Unterthanen triigen, auf ihre Kampfe mit Tiirken und Venetianern. Sie hatten bisher nieman-den in seiner Kirche Eintrag" gethan, solite man ihnen nun auch dieses kleine enge Kirchlein im Spital, ,darinnen wir bisher bosen Luft und Geruch von den armen Leuten geduldet', nicht vergonnen, so ware das zu erbarmen. Auch die Stadt Laibach habe sich an der offent-lichen Ablegung der Confession neben den andern Standen betheiligt, und wenn sie den Standen die Spitalskirche sperren wollte, miissten diese der Beitrage zur Stadtbefestigung iiberdriissig werden. Uebrigens erboten sich die Stande, Truber und die andern Pradicanten jederzeit vor den Bischof als Ordinarius zur Yerantwortung zu stellen. Schliess-lich baten sie um Zuriicknahme der kaiserlichen Befehle. In der 1 Landsch. Arch. 1. c. 2 Landsch. Arch. 1. c. Bittschrift an Konig Maximilian1 beriefen sie sich auf (lie bei Ein-leitung des cyrillischen Druckes dem Konig gemachte Darlegung der Verhaltnisse, welche sie zur Berufung Trubers bewogen. Sie deuteten auf Bischof und Domkapitel als die wahrscheinlichen Veranlasser der kaiserlichen Befehle hin, boben hervor, dass der Bischof Trubern das Predigen erlaubt und diese Erlaubniss bisher nicht zuriickgezogen, auch gegen Truber keine Beschwerde erhoben habe, zu deren Ver-antwortung sie ihn vor den Bischof hatten stellen konnen. In Wien verdachtige man die Stande durch boshafte Erdichtungen, wie z. B. dass man in Laibach mit der Taufe eine solche ,wilde seltsame Ord-nung halte', dass man die Kinder nur in den Laibachfluss eintauche und damit die Taufe fiir abgethan halte. Auf Maximilian, als einen ,gottseligen hocherleuchteten Konig, der bisher um Erhaltung seines christlichen Gewissens mancherlei Anstoss iiberstanden', setzen die Stande ihre Zuversicht, dass er bei dem Kaiser ein gnadiger Mittler sein und ihnen Glaubensfreiheit erwirken werde. An den am Hofe weilenden krainischen Landmann Hans Georg von Lamberg, Freiherr zum Stein und Gutenberg, richtete der Ausschuss die Bitte, das Schreiben an Ivonig Maximilian diesem unmittelbar, jenes an Kaiser Ferdinand aber dem Vicekanzler Georg Sigmund Selden zu iibergeben, mit der Bitte, es dem Kaiser selbst zuzustellen und zu bewirken, dass dasselbe von dem Vicekanzler selbst oder doch in seiner Gegenwart vor dem Kaiser verlesen und ,abgehort' werde.2 Obwohl man Truber den durch die Umstande hinlanglich gerecht-fertigten Rath ertheilte, die Stadt, wo ihn die Stande schiitzen konnten, nicht zu verlassen, liess er sich doch nicht abhalten, am 29. August der Einladung eines jungen Herrn von Starnberg nach Reifniz zu folgen, wo ihm jedoch der Erzpriester das Betreten der Kirche und die Predigt daselbst venvehrte. Er ritt darauf mit den iibrigen adligen Herren und Frauen nach Wilwin (Willigrain?) und predigte daselbst. Das, schrieb er dariiber selbst (4. September) an Ungnad, habe die Pfaffen, deren viele dahin gekonnnen, sehr verdrossen. Sie drohten sogar, ihn zu erschiessen, ,welches mich gottlob wenig anficht.'8 Selbst aus Istrien erhielt Truber Bevveise von Sympathie von evangelisch ge-sinnten Adeligen.4 1 Landsch. Arch. 1. c. 2 Landsch. Arch. Pase. Bel. S. Nr. 54/4. Kostrenčič S. 102 (LXYIII). 4 Kostrenčič S. 103 (LXIX). Seit der Vorstellung der Stande blieb Trubers Angelegenbeit in der Sekwebe. Am 28. November brachte endlich ein Kammerbote aus Frankfurt drei Befehle an Bischof, Landeshauptmann und Vicedom. Der Bischof erhielt den Auftrag, Truber ordentlich zu verhoren, die Verordneten wurden angewiesen, Truber vor den Bischof zu stellen, und dem Vicedom wurde befohlen, den Spitalspfriindnern aufzutragen, zur Messe zu gehen und bei der alten Religion zu bleiben, bei Strafe der Ausstossung aus dem Spital.1 Infolge des kaiserlichen Befehls forderte der Bischof im Namen des Landesfursten Truber auf, am zweiten Adventsonntage im bischof-lichen Palaste vor ihm zu erscheinen, um iiber seine Lehre verhort zu werden. Truber antwortete (1. Dezember), dass er diesen Befehl genau vollziehen werde. Am 6. Dezember 1562 erschien er denn auch im bischoflichen Palaste, wo sich ausser der katholischen Geistlichkeit der Landesverweser Jobst von Gallenberg, die Verordneten und andere Herren und Landleute des Herzogthums Krain, sowie der Laibacher Stadtmagistrat eingefunden hatten.2 In deren Gegenwart wurden vom Bischof nachstehende Fragen vorgelesen, auf welche Truber mit Ja oder Nein zu antworten hatte. 1. Ob er glaube, dass die christliche Kirche oder Versammlung mit dem romischen Bischof als Papst und oberster Vicarius Christi auf Erden die rechte, wahre christliche Kirche sei, oder aber diejenige, welche Luther und seine Anhanger als solche erklaren. 2. Ob er die sieben Sacramente, d. i. Taufe, Firmung, das hoch-wiirdige Sacrament des Altars, Busse, letzte Oelung, Priestervveihe (,Priesterschaft') und die Ehe, glaubt, predigt und halt? 3. Ob er glaubt, dass unter der Gestalt des gesegneten Oblats der wahre Leib und das wahre Blut Christi sei? 4. Ob er glaubt, dass die guten Werke zum ewigen Leben noth-wendig seien, oder dass wir allein durch das Verdienst Jesu Christi alle selig werden. 5. Ob er glaubt, dass man durch die Fiirbitte der lieben Heiligen (spiiterer Zusatz: ,der Jungfrau Maria, Mutter Gottes') Gott anrufen soli, wie die christliche Kirche in der Litanei "zu thun pflege. 6. Ob er glaubt, dass es ein Purgatorium ^Fegfeuer) gebe und dass dasselbe denjenigen niitzlich sei, welche mit einer Todsiinde aus dieser Welt geschieden, ohne Busse gethan zu haben, und ob das 1 Kostrenčič. S. 123 (LXXIX). Landsch. Arch. Pase. Rel. S. Nr. 2. 2 Landsch. Arch. 1. c. Elze, Superintendenten S. 16. Gebet und andere gute Werke, als Almosen fiir sie gegeben, ihnen in der Vorholle oder dem Purgatorium von Nutzen seien. 7. Ob er glaubt, dass die Kirchengebrauche Und Ceremonien, \velche die Menschen zur Andacht, Barmherzigkeit und Betrachtung des Leidens Christi bewegen sollen, zu halten seien oder nicht? 8. Ob er glaubt, dass die Messe, die bisher in der-heiligen Kirche gehalten worden, ein Opfer sei fiir die Lebendigen und Todten, ob er die Messe lialt und das Messgewand braucht und die Canones liest? 9. Ob er glaubt, dass unter der Gestalt des Oblats, wenn die Worte Christi dariiber gesprochen werden, der wahre Leib und das Blut Christi vorhanden sei, und ob man die Gestalt des Oblats (die Hostie) in der Monstranze ehren und anbeten soli? 10. Ob Vigilien, Gebet und Gesang, sowie Almosengeben den Abgestorbenen helfe oder nicht? 11. Ob die Gestorbenen ohne alle Ceremonien, ohne brennende Kerzen, Kreuz und Vigilien begraben werden sollen? 12. Ob das Geliibde der Keuschheit zu halten sei oder nicht? 13. Ob er tauft, und wie er tauft, und ob er dies mit Wissen des Ordinarius tliut? Ob er das gesegnete Taufwasser braucht? 14. Ob er das Chrisam der heiligen Oelung zur Taufe und zu den Kranken braucht? 15. Ob er den Kindern bei der Taufe das Zeichen des heiligen Kreuzes an der Stirn und Brust macht? 16. Ob er die Ceremonie mit dem Speichel gebraucht, den Kindern die Nasenlocher und Ohren bestreicht? 17. Ob er das weisse Tiichel iiber das Kind thut, sprechend: ,Accipe vestem candidam.' 18. Ob er laut des ,Exorcismi', der in der Kirche im Gebrauch, die Kinder tauft oder sich eines andern bedient? 19. Ob er der Augsburgischen Confession sei? 20. Ob am Freitag und Samstag Fleisch zu essen wider das Gebot der Kirche Siinde sei? 21. Ob die Priester schuldig seien, in Gemassheit der Kirchen-gebote die sieben Tagzeiten, Metten, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper zu singen und zu beten?1 Das Verhor iiber diese Fragen wurde am 6. Dezember abgebrochen und erst am 20. Dezember beendigt, woriiber der Bischof dann als- * Landsch. Arch. Fasc. Eel. S. Nr. 2. Elze S. 16, 17. bald an den Kaiser berichtete. Truber hatte sich offen zur Augs-burgischen Confession bekannt, sich darauf berufen, dass er von der Landschaft berufen worden sei, zu predigen und die Sacramente zu spenden. Inbetreff der Taufe antwortete er, er taufe wie Johannes der Taufer, mit purein Wasser und andachtigem Gebet, brauche dazu weder liquores noch andere Ceremonien. Die Begrabnissceremonien der katholischen Kirche halte er fiir unniitz, er lialte nach dem Be-grabniss eine Rede an das Volk. Was die Messe betrifft, so sei dieselbe kein Opfer fiir Lebendige und Todte, sondern nur eine Gedachtniss-feier des Leidens und Sterbens Christi u. s. w.x Als Trubers Verhor beendigt war, ivendeten sich die Stande abermals mit einer Bittschrift fiir ihn an den Kaiser,2 baten gleich-zeitig den Kanzler Selden, von dem sie wussten, dass er, ,mit Sanft-muth und Furcht Gottes begabt, alle Sachen, die Elire Gottes und der Menschen Gewissen beruhrend, bei der Romischen kaiserlicken Majestat zum besten zu dirigiren und Ihre Kaiserliche Majestat um christliche Mitgeduld zu vermahnen geneigt sei', um Ueberreichung ihres Schreibens und Vermittlung, dass sie im Genusse ihrer Religions-iibung belassen werden mochten.3 Dem kaiserlichen Rath und Secretar Hans Kobenzl iiberschickten sie die auf Trubers Ausweisung Bezug habenden kaiserlichen Befehle und ihre Antwort und baten ihn um Forderung ihrer Angelegenheit beim Kaiser, verehrten ihm auch, ,da er als Protector in diesen Sachen zu schreiben bemiiht sein miisse', einstweilen 40 Dukaten in Gold.4 Da zudem die Stande auf die Anklage gegen Truber mit einer noch schwereren gegen den Bischof geantvvortet hatten,5 \velche auch 1 Landsch. Arch. 1. c. 2 In dioser Eingabe sagten die Sliinde unter anderm, dass es ihnen venvun-derlich vorkomme, wie man Herrn Truber beschuldigo, er habe einen Buchdrucker ins Land mitgebracht, der ,unprobirte Schmachlieder' drucken solle. Sie wissen um keinen Buchdrucker im ganzen Land, auch Truber habe das nie ,furgenomen'. Gleich-wohl sei in seiner Abwesenheit ein Buchdrucker, der gar kein Zeug zum Drucken gehabt, allein etliche gross hiilzen Buchstaben, mit den en er ohne eine Presse otliche Spriiche aus der heiligen Sclirift entworfen, nach Laibach gekommen und liabe ge-beten, ihm zur Erkaufung eines Druckzeugs zu helfen. Welches man ihm aber ab-geschlagen und Primus Truber selbst bei seiner Ankunft widerrathen habe. Darauf derselbe Buchdrucker, den weder die Stande noch Truber zuvor gekannt, noch zu fordern gedacht, ungeschafft wieder aus dem Land gezogen sei, und kein Lied noch Biichel nie gcdruckt noch drucken hat mogen. Landsch. Arch. s. R. S. Nr. 54/4. 3 Landsch. Arch. Pase. Eel. S. Nr. 2. 4 Landsch. Arch Pase, Eel. S. Nr. 54/4. 5 Elze 1. o. S. 17 und in Herzogs Eealencyklopiidie Art. ,Truber' S. 362. die Einleitung einer Untersuchung zur Folge hatte,1 so liess man bei Hofe den Handel fallen, und Truber erlangte fiir langere Zeit Ruhe vor seinen Widersachern. 9. Truber organisirt Sohule und Kirche. Neuer Verhaftsbefehl gegen ihn. Er geht nach Gorz. Seine Eechtfertigung gegen den Verdacht des Zwinglianismus. Kloster-visitationen. Kelch und Priesterehe auf dem Concil zu Trient. Der nachste Gegenstand, dem Truber in Gemeinschaft mit den Verordneten nach giiicklich abgescblagenem bischoflichen Sturmlauf seine Sorge zuwendete, war die im Laufe der Zeiten in arge Vernach-lassigung gerathene Schule. Das Jahr 1563 sah die Errichtung der ersten landschaftlichen Schule, eines Gymnasiums, welches unter die Leitung des bisherigen lateinischen Praceptors Leonhard Budina ge-stellt und auch in dessen Hause untergebracht wurde. Zum Gehilfen Trubers im Predigtamte wurde der Krainer Sebastian Krell, der in Jena und Tiibingen mit Unterstutzung eines Gonners in Niirnberg studirt hatte, berufen, iiber Antrag Trubers selbst, der seine aus-gezeichneten Kenntnisse in der griechischen und lateinischen Sprache, in den theologischen und andern Wissenschaften und seinen religiosen Eifer riihmte. Krell wurde (2. August 1563) unter der Bedingung angestellt, dass er, soviel es sein Predigtamt und seine Gesundheit zulasse, in der unter Budina's Leitung stehenden Schule die adelige Jugend in der heiligen Schrift und in den guten Kunsten taglich durch ein bis zwei Stunden unterrichte. Dafiir erhielt er fiir das erste Jahr einen Gehalt von 150 Gulden.2 Die protestantische Propaganda war zu dieser Zeit in Krain sehr lebhaft. Besonders in Unterkrain und dem angrenzenden Kroatien machte der eifrige Missionar Gregor Vlachovitsch grosse Fortschritte. Er predigte vor dem Ban und dem Bischof von Agram.8 1 Seit Pfingsten 1563 befand sich in Laibach ein italieniseher Bischof, welcher, wie es scheint, mit der Untersuchung gegen den Bischof beauftragt war. Dieser letztere reiste eigens an den kaiserlichen Hof, um sich zu rechtfertigen, und als er (am 14. September) nach Laibach zuriickgekehrt war, verbreitete sich das Geriicht, er habe bei dem Kaiser Gnade wiedor erlangt. Er schenkte dem italienisehen Bischof 200 Thaler als Beisezehrung nach Wien, und dieser liess sich wiederholt ver-lauten, wenn der Bischof von Laibach noch grossere Siindeu und Laster auf sich hatte, so wiirden ihm alle von Kaiser und Papst verziehen werden, wenn er nur den Ketzer Truber nicht sich im Lande hatte einnisten lassen. Kostrenčič S. 186 (CXXI, Schreiben Trubers an Ungnad). 2 Elze, Superintendenten S. 18, 30. Landsch. Arch. Pase. Bel. S. Nr. 2. •'< Kostrenčič S. 171 (CIV). Um die evangeiiscbe Kirche in Krain auf eine feste Grundlage zu stellen und vor Verdachtigungen, wie deren oben erwahnt worden sind, zu sicbern, ging Truber an die Verfassung einer Kirchenordnung, deren bereits begonnener Druck jedoch bald durch neue Verfolgungen und Verdachtigungen unterbrochen wurde. Im September 1563 langte ein neuerlicher Befehl des Kaisers an den Landeshauptmann ein, Truber in das Scldoss vorzufordern und dann bis auf weiteren Bescheid festzuhalten. Letzterer erhielt davon zeitig Kenntniss, und zum Gliick befand sich auch der Landeshauptmann eben in Agram bei der Com-mission wegen der Grenzvertheidigung. Truber erhielt zwar von den evangelischen Landleuten sogleich die Zusicherung, man werde im Falle seiner Gefangennahme sich fiir ihn durch den Herzog von Wiirtem-berg und die andern Reichsftirsten beim Kaiser verwenden; allein er erwartete nicht viel von dieser Fiirbitte, denn er meinte, man werde ihn nicht lange im Laibacher Schlosse behalten, sondern ihn nach Rom schicken, ,alkla werd' ich ein walisch Suppen, mit Gift vermacht, aus-trinken miissen, denn mein Nam' ist zu Rom schier sowohl als (jener) Lutheri seligen bekannt und verhasst.' Es solite jedoch nicht soweit kommen. Am 5. Oktober, als man den Landeshauptmann aus Agram zuriick erwartete, schickte der Landesverweser, den wir als Freund der evangelischen Sache kennen gelernt haben, um Truber und theilte ihm mit, die (bis dahin geheim gehaltenen) kaiserlichen Befehle wegen Ver-folgung Trubers seien zuverlassig da, und der Bischof werde sie dem Landeshauptmann iiberantworten und Vollziehung begeliren. Truber moge der Vorforderung in das Schloss (das Laibacher Bergschloss, als Residenz des Landeshauptmanns) nicht folgen, sondern dem Landeshauptmann antworten, es sei ihm von den Verordneten und dem grossen Ausschuss untersagt, sich zu stellen. Dann wolle der Landesvenveser alsbald den grossen Ausschuss einberufen, vom Landeshauptmann Ein-sicht in den Befehl begehren, und der Ausschuss werde sich dann an den Kaiser mit der Bitte wenden, ihm den Anklager Trubers bekannt zu geben, denn es sei der Verdacht, dass der Landeshauptmann selbst durch den italienischen Bischof, mit dem er sich ,gebriidert', den Befehl envirkt habe., Das entschiedene Auftreten der Stande verhinderte auch diesmal die arglistig geplante Festnehiuung Trubers.1 War Truber so vor seinen Feinden behiitet, so drohten ihm dafiir nicht minder empfindliche Verdachtigungen vonseite zelotischer Glau-bensgenossen. Eine sich der mildern Auffassung Melanchthons und der 1 Kostrenčio S. 18*3 (CXXI) und 190 (CXXIV). Unionisten nalieriide Aeusserung Trubers in einem freundschaftlicben Briefe an einen Freund in Urach1 war zur Kenntniss des ortbo-doxen Dr. Andrea, Kanzlers der Universitat Tiibingen, gekommen, und derselbe batte nichts eiligeres zu thun, als hieriiber an člen Herzog von Wiirtemberg zu berichten, mit der Insinuation, dass Trubers eben im Druck befindliche Kirchenordnung durchzusehen ware, ob sie nicht ahnliche, der augsburgischen Confession zuwiderlaufende Worte enthalte. Der Herzog ertheilte auch sofort (19. November 1563) an Ungnad den Befehl, den Druck der Kirchenordnung einzustellen, und schrieb unter Dr. Andrea's Schreiben: ,Wenn dem so (nemlich Truber zwinglisch) ware, wolle er (der Herzog) es dem Konig Maximilian mit-theilen, damit dessen Lande nicht durch Truber vergiftet wiirden.'2 Als jedoch Truber selbst sowohl als auch der Landesverweser im Namen der Stande den Verdacht des Zwinglianismus entschieden zu-r(ickgewiesen, schrieb der Herzog selbst (29. Februar 1564) an Truber, dass seine Worte iiber das Abendmahl ,an sich recht und christlich', aber der Missdeutung ausgesetzt waren, daher er in seinen Reden und Schriften solche ,ambigua et flexiloqua vocabula' vermeiden moge.3 Allein auch damit war die Sache noch nicht abgethan, und wir werden spater von neuen Intriguen des Dr. Andrea gegen Truber horen. Wahrend sich Truber so die Orthodoxen im protestantischen La-ger vom Leibe bielt, stiirzte ihn sein Feuereifer immer wieder in neue Gefahren. Anfangs November hatten ihn die Gorzer Stande durch Georg Grafen von Thurn nach Gorz eingeladen, um durch ihn evan-gelischen Gottesdienst halten zu lassen. Er predigte durch 14 Tage nach einander deutsch, windisch und italienisch in dem Hause des Herrn von Eck und im Schlosse zu Rubbia, da ihm die Kirche von der Geistlichkeit versperrt worden, und theilte das Abendmahl in allen drei Sprachen aus. Dem Herrn Hannibal von Eck taufte er einen Sohn, ,darob die Pfaffen und Monch schier unsinnig worden'. Dann 1 Die Stelle lautete nach Elze, Superintendenten S. 19: ,In unsrer (der krainischen) Kirche, die die evangeiischo Lehre angenommen, ist noch (Gott Lob!) von keiner Secte noch Z\viespalt zu horen. Wir lehren und glauben einhelliglich den Worten Christi beim Abendmahl, dass mir allda deti icahren Leib und das tvahre Blut Christi des Herrn im Geist und im Glauben empfalien und uns toahrhaftig des Leibs und Bluts Christi, d. i. seines Verdiensts, theilhaftig machen, nach dem Wort Pauli 1. Cor. 10.' 2 Schreiben Ungnads an Truber, Urach 21. Dezember 1563. Landsch. Arch. Fasc. Rel. S. Nr. 2. 3 Eize 1. c. S. 19—20. ritt er ,auf einem klein Eselein' iiber Land und hielt in der Kirche zu Kreuz an einem Sonntage eine Predigt in Gegenwart aller Wip-pacher und vieler katholischer Geistlichen, ,dawider niemand nichts geredt, auch den Priestern selbst wohlgefallen.' Diese Predigt wollte er in alle drei Sprachen bringen und an Ungnad nach Urach schicken, damit sie gedruckt werde.a Inzwischen hatten jedocli seine Gegner nicht geruht. Die Sache wurde dem Kaiser angezeigt und ein Ver-haftbefehl ervvirkt. Truber erliielt jedocli durch den von Wien riick-gekehrten Freiherrn Josef von Thurn noch rechtzeitig (Ende November) Nachricht von der ihm drohenden Gefahr und richtete (1. De-zember), nach Laibach riickgekehrt, ein Schreiben an den Grafen Thurn und die Gorzer Stande, worin er Mittheilung der Klage und der Klager sowie des kaiserlichen Befehls forderte, damit er sich dagegen zu rechtfertigen wisse. Dem Grafen schrieb er gleichzeitig noch be-sonders, der Kaiser sieche, sein Umville werde bald gestillt sein und die Sache in Vergessenheit kohnnen.2 In der Tliat hatte auch der Ausilug nach Gorz keine nachtheilige Folge fiir Truber. Die Zeitlage in den letzten Regierungsjahren Kaiser Ferdinands war iiberhaupt einer durchgreifenden katholischen Reaction nicht giinstig. Der Kaiser fiihlte selbst die Notlnvendigkeit einer Reform in der alten Kirche und that von seinem Standpunkte alles zur Hebung der gesunkenen Kirchenzucht. Schon im Jahre 1561 liess er mit papst-licher Zustimmung in Ober- und Niederosterreich eine Klostervisitation vornehmen. Infolge dessen richteten die Priilaten von Oberosterreich eine Vorstellung (24. Januar 1562) an den Kaiser, worin sie unter anderm um Zuriicknahme des Verbots des Concubinates baten: Majestat! Vestrae Caesareae etiarn satis superque constat, a longissimo jam tempore nullum fere passim esse parochum, qui vel concubinam vel uxorem suam non haberet.' Die Aebte fiihrten weiter an, die Pfar-rer konnten wegen ihrer Studien nicht ohne Concubinen fiir das Haus-wesen sein, und sie wiirden ohne Zvveifel ihre Pfarren im Stiche lassen, wenn man sie dazu verhalten und sie so hinter den andern Priestern zuriicksetzen wollte. In einem Briefe vom 24. Februar 1562 an seinen geheimen Rath Dr. Gienger sprach Ferdinand seine Absicht aus, auch die Kloster in Steiermark und Krain visitiren zu lassen, wo, wie aus der Autvvort Dr. Giengers zu entnehmen, der Stand der Dinge kein 1 Kostrcnčič S. 217 (CXXXVII). 2 Kostrenčič S. 202 (CXXX1) und 104 (CXXX1I). besserer war als in Oesterreich. Am 16. Mai 1552 wurde auch wirk-lich zur Visitation dieser Kloster eine Commission abgeordnet.1 Auf dem Concil von Trient forderten die Gesandten des'Kaisers vor allem Reformation der Sitten, beim papstlichen Hofe angefangen, Erlaubniss des Kelchs und der Priesterehe (fiir welche Forderung auch die deutschen Biscliofe mit Freimuth eintraten), Errichtung von Schu-len fiir die Armen, Reinigung der Breviere, Legenden und Postillen, verstandlichere Katechismen, deutschen Kirchengesang u. s. w. Obwohl nun das Concil sich gegen das Papalsystem als ,Dogma' erklarte und es nur als theologische Ansicht zuliess, so gewahrte es doch den Uebelstanden, welche der Kaiser riigte, keine Abhilfe und lehnte seine Forderungen ab.2 Doch dieser hielt an denselben unerschiitterlich fest und riclitete an den Papst (14. Februar 1564) ein Schreiben, worin er hauptsachlich die schleunige Gewiihrung des Kelchs und der Priesterehe fiir seine deutschen Erblande ansuchte und die Nothvvendig-keit der letzteren durch die Ergebnisse der letzten Klostervisitation begriindete. Der Papst schlug die Priesterehe rund ab, gewahrte aber das Abendmahl unter beiden Gestalten,3 und Ferdinand liess dem-zufolge (14. Juni 1564) an die Bischofe und Erzbischofe in seinen Erb-landen einen Befehl ergehen, in welchem ihnen befohlen wurde, iiberall in ihren Kirchen den Gebrauch des Kelches einzufiihren.4 10. Der windische und kroatische Biicherdruck in den Jahren 1563 und 1564. Wahrend Truber in der Heimat verweilte, blieb die windische Presse in Tubingen hinter der kroatischen zuriick. Jene producirte ausser der bereits erwahnten Kirchenordnung, deren Ausgabe an den Umtrieben orthodoxer Eiferer sclieiterte, nur die ,Duhovne Peisni, katere so skusi Primosha Truberia vta slauenski gesik etc. (SeiftMjc Sieber iit bet SBinbtjdjett Spradj, fampt anbertt juget^anen ^falmen Oitb djriftfidjen Stebent, ineidje uou etlirfjeit gut^erjigen Gfjriftett au§ ber teut= fc^eit ©prarfj iit bie 2Binbi)tfje nerbolmetfc^t, jo fjcnmd) im anbern Jfjcii biefež S3iidjlin§ gefunben tuerbcn. Sitbingen 1563.' S. 39 wieder ein Titel 1 Dr. Sickel, Reform - Libell des Kaisers Ferdinand I. von 1562, Arch. fiir osterr. Gesch. XLY. S. 10-24. 2 Raupaeh I. 61 f. Ranke, Fursten und Volker Siideuropas 1854, II. S. 331 f. P. Theiner: Acta genuina Concilii Tridentini, Zagr. 1874. 3 Smets, Wien im Roformationszeitalter S. 68, 69. 4 Raupaeh I. S. 64, 65. .Ene dvhovne peisni — ber anber £f)eil bev 2Binbifcf;en ^fatmett uttb geiftlidjen Steber.' In diesem Theil stehen bei mehreren Liedern die Anfangsbucbstaben G. J. (Georg Juritschitsch), P. T. (Primus Truber), bei andern L. Z. (Lukas Zvveckel, Trubers Schwager) und \vieder bei andern H. K. (Klombner?). Das Ganze bestelit aus 205 Seiten ki. 8°. Von einer Vorrede oder anderen Nachricht ist nichts zu finden. Es wurden 1000 Exemplare gedruckt. Davon gingen nach Laibach 500, nach Villach 200, nach Wien 40, an Christoph Ungnad 80. Zu Urach waren 15G4 noch 176 Stiick.1 Zur Forderung des kroatischen Biicherdrucks hatten die Stande dem Freiherrn von Ungnad und Trubern bei der Riickkehr des letz-teren nach Krain (Juni 1562) zugesagt, Uebersetzer fur Urach anzu-werben, doch hatten die diesfalligen Unterhandlungen keinen Erfolg. Der Vicar Weixler in Kostel, der Pfarrer Franz Vajič in Golig, der Kaplan Balthasar N. und der Vicar Mathes Zivčič in Mitterburg, end-lich der Presbyter Franziscus Chlay in Galignana erklarten, sie konnten nicht ausser Landes zielien, aber die meisten erklarten sich gern bereit, bei der Uebersetzung im Lande selbst mitzuvvirken.8 Die Stande beschlossen dalier, die kroatische Uebersetzung durch z\vei kroatische Priester in Laibach anfertigen zu lassen, und meldeten dies (10. Juli 1562) an Ungnad mit dem Beisatze, sie seien ausser Stande, die Kosten dafiir zu tragen. Dieselben mochten aus der Reichshilfe bestritten werden. Ungnad wolle daher zur Zehrung der kroatischen Uebersetzer eine Summe Geldes iibersenden und sich an Konig Maxi-milian und an die Reichsfiirsten um Beihilfe zur Durchfiihrung des Uebersetzungsvverkes venvenden.3 Am thatigsten zeigte sich bei den vielfaltigen Verhandlungen in der Uebersetzungsangelegenheit Klombner, den wir in ununterbrochener Correspondenz mit Ungnad und den Uebersetzern selien.4 Durch ihn liess sich der Pfarrer in Kostel zur 1 Šafarik I. 76; Schnurrer S. 107; Kopitar S. 433. Die windischon Lieder wurden von Juritschitsch ohno Trubers und Ungnads Wissen zum Druck gebracht. Sie enthalten im 1. Theil 7 bereits friiher gedruckte religiose Dichtungen Trubers; der 2. Theil enthalt 60 Lioder, von denen jedoch nur 25 mit den Anfangsbuclistaben der Namen ihrer Verfasser bezeichnet sind (12 mit H. K.; 8 mit G. J., offenbar Georg Juritschitsch; 3 mit L. Z. (Lukas Zweckel); 1 mit G. R.; 1 mit P. T., welches wohl auch Primus Truber angehort (Gefallige Mittheilung des Herrn Tli. Elze in Venedig.) * Kostrenčič S. 73 (XLVII); 79 (LI); 80 (Lil); 81 (LIH); 86 (LVI); 87 (LVII). 3 Kostrenčič 88 (LVIII). 4 Kostrenčič 72(XLV); 73 (XLVII); 81 (LIII); 123 (LXXVIII); 127(LXXX); 140 (LXXXIX); 157 (XCIV). Uebersetzung der Spangenberg'schen Postille in das Windische be-wegen, wahrend Mathes Zivčič in Mitterburg dieselbe ins Kroatische iibertrug. Anfangs Januar 1563 waren beide Uebersetzungen vollendet.1 Truber hatte, \vie \vir gesehen liaben, schon beim Beginne des kroatischen Biicherdrucks Zweifel iiber das Gelingen der Uebersetzung geaussert. Seine Aengstlichkeit in dieser Beziehung war vielleicht eine iibertriebene, jedenfalls scheint das Benehmen Steplian Consuls in dieser Angelegenheit den Conflict verscharft zu haben, denn dem biedern Dalmata wollte Truber selbst durchaus keine Schuld an den Fehlern der Uebersetzung beigemessen haben.2 Truber handelte wohl et\vas vorschnell, als er im Spatsommer 1562 an Dalmata schrieb und ihm das ungUnstige Urtheil eines Monchs aus dem Laibacher Fran-ziskanerkloster iiber die Uebersetzungen meldete. ,Ego silebo, fiigte er bei, posthac et cum vestra versione prorsus nulluni volo habere commercium. Res erat bene consulta, ut Labaci fieret versio. Postquam vero lnijusmodi tragcedias movistis contra me, valete, et quidquid agi-tis, agite prudenter, et respicite finem. Negotium vestrum est magni momenti.'3 Dalmata und Consul beriefen sich zu ihrer Rechtfertigung der Landschaft gegeniiber4 auf den Umstand, dass Truber die Uebersetzungen selbst in Krain habe anfertigen lassen, dass er selbst bei der Uebersetzungsarbeit zugegen gevvesen, dass die nach Urach ge-kommenen uskokischen Priester die Richtigkeit und Verstandlichkeit der Uebersetzung betheuert hatten. Speciell aber in Bezug auf die gebrauchte Orthographie fiihrten sie an, sie hatten vor zwei Jahren in Laibach mit eihigen kroatischen Priestern diesfalls Riicksprache gepflogen, insbesondere wegen des Buchstaben Jer, den sie ,ornatus causa' viel gebrauchen, jedoch nicht aussprechen, und sie seien mit denselben iibereingekommen, cliesen Buchstaben im Druck nicht zu setzen. Sonstige Errata, welche auch in anderen sprachlichen Werken vorkonunen, hatten sie verzeichnet und bereits gedruckt. Uebrigens hatten sie nichts dagegen einzuwenden, dass die Uebersetzung kiinf-tighin in Krain geschehen solle, nur moge man rechte Kroaten oder Dalmatiner, die auch des Griechischen und Lateinischen kundig seien, dazu bestellen. 1 Kostrenčič S. 157 Die krainischen Stande haben in dem gegenwartigen Zeitraume ihr Selfgovernment vollendet. Ihre Bedeutung zeigt uns die politische Geschichte, hier konnen nur einzfelne Ziige beigefiigt werden. Indem die Stande im Hofthaiding des Jahres 1530 beschliessen, alle ,Rathschlage und andere Landschaftshandlungen' zum ewigen Gedachtniss und zur Vermeidung von Irrungen in ein ,Buch und Geschrift' verfassen zu lassen, uberliefern sie den fernsten Nachkommen die zuverlassigste Quelle zur Geschichte der Heimat, ihras Lebens und Strebens durch Jahrhunderte. Mit dem Jahre 1530 beginnt clie Reihe der von den Secretaren der Landschaft mit gewissenhafter Treue, oft mit genauer Wiedergabe der ganzen Debatte gefiihrten Landtagsprotokolle.2 Schon das erste dieser Protokolle eroifnet uns einen Einblick in die innere Organisation der Landschaft. Es vvurden schon 1531 zwei Ausschusse gevvahlt, der ,engere' und der ,grosse'. Der engere, in welchem sich damals der Landeshauptmann, der Landesverweser, Erasmus von Thurn, der in der Reformationsgeschichte genannte Laibacher Dom-herr Paul Wiener, Jorg von Lamberg, Jobst Werder und der Biirger-meister von Laibach befanden, hatte Vollmacht, in ,vorfallender Landes-noth' zu handeln; wenn aber der Gegenstand wichtig und ein Aufschub statthaft war, solite der engere Ausschuss den ,grossen' einberufen und mit ihm und dem Landeshauptmann das Geeignete verfiigen. Im Jahre 1531 bildeten den grossen Ausschuss: Hans von Tscher-nembl, Christoph Freiherr zu Kreig, Jorg Schnitzenpaumer, Erasmus von Obratschan, Sigmund Weichselberger, Christoph von Burgstall, Christoph von Gallenberg, Franz Rainer, Wolf von Lamberg, Jakob von Raunach.3 Auch in anderer Beziehung ist der Jahrgang 1530 denkwurdig fiir die Geschichte der Landschaft, In diesem Jahre orga-nisirt sie den Sanitatsdienst, indem sie beschliesst, zwei Doctoren, jeden mit 100 Dukaten Gehalt, anzustellen und Aufsicht iiber die Apotheken zu pflegen.4 Im Landtag desselben Jahres, 14. September, 1 Oberleitner, Finanzwesen Oesterreichs, Arch. XXII. 2 Hier ist der Platz, auf unseres geehrten Landsraannes Herrn Prof. Luschin in den ,Beitragen zur Kunde steirischer Geschichtsquellen' XL orschienenen ,Reise-bericht iiber innerosterreichische Archive' aufmerksam zu machen, der zum ersten male die genauesten orientirenden Daten iiber unser landschaftliches Archiv, die werthvollste Quelle unserer Landesgoschichte, bringt. 3 Landt. Prot. I. f. 42. 1 Landt. Prot. I. 4 wird Dr. Rechlinger als der erste ,Leibarzt' der Landschaft auf-genommen mit dem Jahresgehalt von 100 Dukaten zu 80 Kreuzer.1 I tu Jahre 1548 betraut der Landtag den nach Wien abgesandten Hans von Weichselberg nebenbei mit der Mission, von dort eine glaub-wurdige Abschrift der Apothekerordnung und Taxe mitzubringen und einen ,gelehrten tauglichen' Doctor der ,Erznei' fiir Krain anzuwerben.2 Die Veranlassung hatte eine Eingabe des bisher einzigen landschaft-lichen Arztes Dr. Georg Reiffinger (6. Marz 1548) gegeben, welcher vorstellte, dass er allein allen Anforderungen nicht geniigeu konne. Vorhin seien doch in Laibach allein drei oder doch miiulestens zwei Doctoren gewesen, und auch Rudolfswerth hatte sich eines solchen erfreut. Dann beantragte er die Aufstellung einer Arzneitaxe und fiigte die sehr verstandige Bitte bei, man moge um den Doctor schicken, wenn es noch Zeit, denn dieser ,als ein Diener der Natur' konne sonst nicht helfen.3 Jedenfalls war die Landschaft mit diesem ihrem Leibarzt nicht schlecht berathen, denn ein Mann, der sich im Zeitalter eines Paracelsus bescheiden den ,Diener der Natur' nannte, war gewiss ein hellsehender, vorurtheilsfreier Kopf. Er erhielt im Jahre 1549 einen Collegen in Dr. Johann Gassler, der von Salzburg kam. Dieser bezog neben seiner Taxe 200 Gulden rhein. als Jahres-besoldung.4 An Huinanitatsanstalten finden wir in dieser Epoche neben dem Burgerspital, welches auch Waisenkinder zur Erziehung iibernahm,5 das Idrianer Hofspital, gestiftet von Konig Ferdinand am 8. Marz 1553 fiir enverbsunfahige Bergwerksarbeiter. Es befand sich zuerst bei dem S. Jakobskloster des Augustinerordens, welcher dasselbe tauschvveise an die Stiftung afetrat. Das Stiftungsvermogen bestand urspriinglich in einer Gilt von 33 Huben, der sogenannten Hofspitalsgilt, aus Aeckern und Wiesen und in dem auf das Vicedomamt angevviesenen Jahres-beitrage von 1000 Gulden.6 1 Landt. Prot. I. 17. 2 Landt. Prot. I. f. 80-120. 3 Landsch. Arch. Pase. Kol. S. Nr. 54/4. Unter der Arzneitaxe mnss wohl das arztliche Honorar verstanden werden, das der zuniichšt fiir die Herren und Landleute bostellte Leibarzt neben der flxen Jahresbosoldung bezog, im Zusammenhange mit dor weiter unten folgenden Anstellungsbedingung des Dr; Gassler: Besoldung ,nebst Taxe.' 4 Landsch. Arch. 1. c. 5 Landsch. Arch. Pase. 123. e Steska, das kais. Hofspital, Mittli. 1857 S. 14 f. Der krainische Adel hat im 16. Jahrhundert an der Wandlung der Begriffe, an dem geistigen Aufsckvvunge der Zeit theilgenommen. Es war nicht mehr das rohe, gewaltthatige Ritterthum des Mittel-alters im Lande; die Nachkommen der unverhesserliclien Landfriedens-brecher und Rauber begehrten zwar noch immer, wie der Landeshauptmann Josef von Lamberg in seinem gereimten Lebenslauf1 schreibt, Lob, Ehr und Gut Und zu haben freien Muth, aber sie wussten auch den Werth der Erziehung zu schiitzen, welche ihnen den Weg zu Ehre und Gut babnen solite, wie Lamberg schreibt: Die Kunst, Weisheit und Ehrbarkeit Damit werden die Kinder wohl beklait. Und so die lernen die Kunst So haben sie der Menschen Gunst Sie haben auch die Zehrung im Beutel Und werden ihres Lebens nit eitel Der Vater hat schon um sie versorgt So er ihnen die Lehr und Kunst geben hat. Die Organisation der Verwaltung unter Maximilian I. berief den Adel zur Mitvvirkung an der Regierung in die Nahe des Landesfiirsten, vvelcher dadurch Einfluss auf die standischen Corporationen gewann; es machte sich im Adel die Anschauung geltend, dass der Adel .grossen Herren dienen soli', um Ehre und Gut zu gevvinnen.2 Zur hoheren Ausbildung des jungen Edelmanns gehorten Reisen3 in fremde Lande und Besuch beriihmter Universitaten, friiher der italienischen, seit dem Beginn der Reformation der deutschen protestantischen, wie Tiibingen und Wittenberg.4 Die geistlichen Orden litten in Krain, wie iiber ali im 16. Jahrhundert, durch den Verfall der Disciplin und scblechte Wirthschaft mit dem Stiftungsvermogen. Der mindest begiiterte von allen, der 1 Valv. IX. 46-64. 2 Fiir den steirischen Adel hat diese Verliiiltnisse naher nachgewiesen Prof. Luschin: Studien zur Geschichte des steirischen Adels im 16. Jahrhundert, Mitth. des historischen Vereins fiir Steiermark, XXIII. Heft, 1875. 3 So verweilte im Jahre 1560 ein Apfaltrer in Prankreich, wo er zu Angers mit dem vielgewanderten Bartelma Khevenhiiller zusammentraf und mit ihm nach Pariš ging. Czerwenka,. die Khevenhiiller S. 178. 4 In Wittenberg findet sich z. B. 1542 immatriculirt Volchardus ab Auers-perg nobilis (Bergmann, Medaillen auf beriihmte Miinner des osterreichischen Kai-sorstaates I. 148, Anm. 1). Von 1502—1560 studirten in Wittenberg viele Junglinge aus Innerosterreich, darunter aus Krain allein 13 (1. c. II. 10, Anm. 1). Deutsche Orden, \var nicht allein durch die Verheerungen der Tiirken in den Commenden Mottling und Tschernembl, sondern auch, wie es scheint, durch schlechte Wirthscliaft einiger Comthure so in Verfall gerathen, dass er im Jahre 1523 eine Beisteuer zur Befestigung von Laibach von 800 Gulden rhein. nur in 10 Jahresraten zur Zahlung iibernehmen konnte und, um den Anforderungen des Hochmeisters Albrecht von Brandenburg, der von der Ballei Oesterreich 2000 Gulden forderte, entsprechen zu konnen, Grundstiicke verkaufen musste. Uebrigens hatte die Ballei Oesterreich, friiher die ,goldene' genannt, zu den Ordenskriegen bisher weder Geld noch Mannschaft gesteuert. Der Landesverweser und die landesfiirstlichen ,Reformirer', Commis-sare zur Feststellung des Kammerguts, hatten jedoch dem Giiter-verkaufe des Ordens Hindernisse in den Weg gelegt, welcke erst iiber Verwendung des Comthurs der Ballei Oesterreich, Jobst Truchsess, durch den Befehl Erzherzog Ferdinands aus Neustadt, 2. Oktober 1523, behoben wurden. Bei diesem Anlasse verglich sich der Orden mit der S. Anna-Bruderschaft in Laibach, ihrem Kaplan, der in der Deutschen Ordenskirche wochentlich drei Messen zu lesen, auch sonst derselben mit ,Singen und Lesen' gewartig zu sein hatte, die Kost zu reichen.1 Die Griindung einer Lateinschule in Laibach ist bereits in der Reformationsgeschichte des Zeitalters zur Sprache gekommen. Auf das Bestehen einer katholiscken Schule, iiber welche uns jedoch nabere Details fehlen, deutet die Eingabe des Laibacher Stadtmagi-strats vom Jahre 1534 an den Bischof Franz um Einraumung eines Zimmers zu Schulzwecken im biscboflichen Palaste.2 Die Krainer wurden aber auch schon im Jahre 1535 zu Beitragen fur die seit 1521 immer mehr im Verfall gerathende Hochschule in Wien vonseite der Regierung veranlasst. Es wurde ein Anschlag zu diesem Behufe auf Pralaten, Stifter und Gotteshauser gemacht,3 welcher durch mehrere Jahre abgefordert wurde. Im Jahre 1551 wurden die krainischen Stadte und Markte auf dem krainischen Landtage von der Regierung zu Stipendienstiftungen fiir den Besuch der Wiener Hochschule und anderer, ,den neuen verfuhrerischen Secten nicht anhangiger' Iloch-scliulen durch krainische, zum Priesterstande bestimmte Jiinglinge, auf einen fiinfjahrigen Studiencurs berechnet, aufgefordert. Zur leichteren Ausfiihrung dieses Beschlusses solite das, was iiber den notlnveudigen 1 Mitth. 1868 S. 64. 2 Domcapitelarchiv. 3 Valv. X. 336; XI. 41. Unterhalt der Kirchen erttbrige, jedoch mit Vorwissen des Landes-fiirsten und der Ordinarien verwendet werden.1 Es ist nicht bekannt, was die Stiidte und Markte auf diese Forderung erwiderten, doch dtirfte ihre Antwort kaifti eine giinstige gewesen sein, da die Pra-lateu selbst jeden Beitrag ablehnten, indem sie anfiihrten, dass sie ohnehin schon Schulen erhalten und Stipendiaten nach Wien schicken.2 Sitten und Art der Krainer und der angrenzenden Slovenen sckildert uns in kurzen Ziigen Truber in seiner deutschen Vorrede an Konig Maximilian zu der kroatischen Uebersetzung des Neuen Testaments, I. Theil 1562, wie folgt: ,Der oberen vvindischen Lander (im Gegensatz zu Kroatien, wel-ches auch als ,Windischland' bezeichnet wurde) gemeines Volk, als die Windiscken Marker, die im Metlinger Boden und in Neuenstadt (Neustadtl oder Rudolfswerth), Tiirkfeld (soli heissen Gurkfeld) und in derselbigen Gegend wolinen, sind schier auch der Art und Sitten wie die Kroaten und Syrfen (Serben), die von den Tiirken und aus der Tiirkei zu ihnen geflohen sind (die sogenannten Uskoken). Die am Karst und in der Grafsckaft Gorz und Histerreich sitzen, der ein Theil halt sich auf Crobatisch, der andere auf Walisch, mit Sitten und Glauben. Welche aber in Land Krain (zu Trubers Zeiten hiess nur Oberkrain ,Krain'), Untersteier und Karnten sitzen, und ihre "VVohnung haben, die halten sich nach Art und Eigenschaft der Teut-schen, kleiden sicli auck auf Teutsck, allein dass die Weiber tragen besondere lange Schleier am Kopf. Und der oberen Windischen Lander Landsoberkeit, Grafen, Freiherren, Ritter und die vom (nie-deren) Adel konnen gut Teutsck und ihrer viel Lateinisch und Walisch. Desgleichen viele Biirger, Priester und Miinch reden Teutsch. Aber der gemein ungewandert Mann durchaus redet nur die Windische Sprach. Und ist ein gut, ehrbar, treu, wahrhaft, gehorsam, gastfrey und inildes Volk, das sich gegen allen Fremden und Jedermann freund-lich und wohl haltet und erzeigt. Aber zu viel und zu gross aber-glaubisch, wallfahrten gar oft gen Rom, Loretto, Oetting, gen S. Wolf-gang ins Baierland, und allweg iiber sieben Jahr bis gen Aachen ins Niederland. Und haben gebaut und bauen noch neben ihren Pfarr-kircken schier auf allen Hofen, Bergen und schonen Ebnen in Waldern und Holzern grosse Kirchen, oft zvvo bei einander, dass in vielen Pfaiv ren bei 24 und mehr Nebenkircken und Kapellen erbaut seind,' u. s. w. 1 Mitth. 1867 S. 2. 2 L. c. S. 3. Die Polizeiordnungen des 16. Jahrhunderts gestatten uns auch manchen lehrreichen Blick in sociale Verhaltnisse, Sitten und Ge-brauche der Zeit. In der Polizeiordnung suchte man das Heilmittel fiir manche Schiiden, an deren Hebung die Verstiiffdigen verzvveifelten, man rief nach Gesetzen gegen Uebel, vvelche nur durch eine geistige Wieder-erneuerung der Gesellschaft dauernd gehoben werden konnten. Auf mancliem Ausschusstage kam die Erlassung einer Polizeiordnung als einer brennenden Frage des offentlichen Wohls zur Sprache, so auf jenem von 1530, wo die Gesandten der niederosterreichischen Lande sich auf ihre schon auf dem Reichstage zu Augsburg (1526) gestellten Antrage beriefen. Dieselben bezogen sich auf: 1. Abstellung der fal-schen Miinze; 2. Betrug mit Falschung der gesalzenen Fische, Stock-fisch, Haring etc.; 3. Kleiderordnung gegen den Missbrauch von Pirets, Zierden von Sammt und Seide, gesponnenem Gold und Silber. Es solite die Einfuhr der Pirets, walschen Hiite und Federn verboten und diese beim Betreten confiscirt werden; 4. Erlapsung einer Mahlzeit-ordnung; 5. Dienstbotenordnung, auch auf die reisigen Knechte beziig-lich im Falle des Entlaufens derselben; 6. Regelung des Lohnes der Arbeiter, Taglohner und Handwerker; 7. strenge Aufsicht auf Juden, Zigeuner, streifende (gartende, dienstlose) Landsknechte, Bettler und Hausirer, Terminirer (Sammler) und dergl.; 8. Festsetzung eines be-stimmten, in allen Landen gleichen Soldes fiir die Kriegsleute, gerei-sigen und Fussknechte.1 Des ,unordentlichen Zutrinkens' halber baten 1532 die in Innsbruck versaminelten Ausschiisse der niederosterreichischen Lande, Ihre Majestat moge vor allem Verordnung thun, dass dieser verderbliche Brauch bei Hofe und bei den vornehmen Personen abgestellt werde, dann werde der gemeine Mann, wenn er sehe, dass auch die ,hohen Haupter' nicht verschont werden, davon ablassen.2 Aber auch die niederen Stande der Gesellschaft hatten ihre eigen-thiimlichen Gebrechen und Modelaster, Geykirchtage mit ihrem Ge-folge von Todschlagen und Gevvaltthatigkeiten, Entfiihrung ,versproche-ner Briiute', welche gar nicht als siindlich oder schandlich geachtet wurde, und Selbstjustiz bei Todschlagen. Da erhob sich die ganze ,Freundschaft' des Erschlagenen, dem Thater auf den Grund zu fallen, venviistete und zertrat alles, und das galt fiir ,Brauch und Recht', nicht besser und nicht schlechter als gar manches andere.3 Im 1 Landsch. Arch. Pase. Rel. S. Nr. 10, Conv. Nr. 69. 2 Landsch. Arch. Pase. 88. 3 Landsch. Arch. Pase. 92. Jahre 1542 erhielten endlich die niederosterreichischen Lande ihre reformirte Polizeiordnung, durch \velche freilich die Krebsschaden der Zeit nicht geheilt wurden. Eine kleine Probe von der Unsicherheit im Lande liefert nacli-stehender, spater von Johann Faitan aus Reggio in einem eigenen Buche1 ,in Epopoenstyl' geschilderter Vorfall: Ein Bastard des Georg Auersperger, Gregor, hatte sich viel im Kriege in spanischen und englischen Diensten herumgetrieben, und es kam ihm nach dem Tode seines Vaters und des Bruders Wolf der romantische Gedanke, Schloss Seisenberg zu iiberrumpeln und sich so in denBesitz des vaterlichen Erbes zu setzen, Mit einer kleinen Schar AbenteUrer, die er im Venetianischen aufgetrieben hatte, wo es immer kaufliche Dolche gab (die sogenannten Bravos), iiberfiel Gregor in der Lichtmessnacht 1559 das Schloss. Der Pfleger, ein beherzter Mann, setzte sich anfanglich zur Wehre, dann entfloh er durch ein geheimes Pfortchen und bot die Bauern auf, welche Herbart von Auersperg herbeifiihrte. Die Walschen wurden nach verz\veifelter Gegenwehr iibermannt und theils im Schlosse niedergemacht, theils mit dem Anfuhrer Gregor auf die Spiesse der unten stehenden Bauern gestiirzt. Ihre Korper wurden den wilden Thieren Uberlassen. Von den Leuten des Herrn Auersperg blieben 17.2 Einen Zug aus den ehrbaren biirgerlichen Vergniigungen unserer Hauptstadt schildert uns Valvasor« in der Einleitung der Sage vom Laibacher Wassermann, der (1547) ein schones, aber etwas leichtfer-tiges Magdlein vom Reigen unter der grossen Linde in die Fluten der Laibach entfiihrt. ,An dem ersten Sonntage des Heumonats jetzt-benannten Jahres zu Laibach auf dem alten Markt bei dem Brunnen, vvtelchen eine dabei stehende schone Linde belustigte, kam die gesammte Nachbarschaft, alter Gewohnheit nach, auf selbigen Platz bei einander,. verzehrten allda ihre zusammengetragene Speise bei einer annehm-lichen Musik in freundnachbarlicher Vertraulichkeit nach vormaliger alter Weise, an welcher Statt heutigen Tags die franzosische Miss-traulichkeit, betriegliche Hoflichkeit, vermummte Falschheit und Heuclie-lei nebst der verfluchten Macchiavellisterey fast aller Orten sich leider 1 Seisenbergensis tumultus, Wien 1560. Gevvidmet dem Abt Wolfgang Naevius von Sittich. Kadics, Herbart S. 56. Hof, Gemalde von Krain III. 121. 2 Eadics 1. c. Valv. XI. 520, 521. 3 XV. 460. eindringet. Sie machten sich auf gut alt krainerisch d. i. redlicher aufrichtiger Wohlmeinung und guter Zuneigung gegen einander in Ehren lustig, ergetzten sich auch nach eingenommener Mahlzeit mit einem gewohnlichen Tanz.' Zur Geschichte der Preise finden wir einen kleinen Beitrag in einer von den Stšidten und Markten Krains 1526 bei der niederosterreichischen Regierung angebrachten Beschwerde iiber die Theuerung von Wein und Getreide, welclier durch Festsetzung eines Tarifs abgeholfen vverden solite.1 Wir ersehen daraus, dass ein Star Weizen in Laibach 15—17 Batzen galt. Den Wein hatte man noch vor wenigen Jahren um einen Gulden rhein. den Zhuber guten Wippacher und oft viel billiger haben konnen. Den besten habe man iiber einen Gulden rhein. und acht bis zehn Kreuzer nicht genommen, jetzt konne man den gewoknlichen nicbt billiger baben als friiher den besten, und \vo ,ein vvenigs ein guter "VVippacher ist, den kann man unter 88 bis 92 Kreuzer nicht haben'. Die kriegeriscke Zeit forderte Wehrliaftmachung des Biirgers, und es entstanden zur Voriibung fiir das Waft'enbandwerk die Schiess-stande. Bereits 1562 hielt man in Laibach ein Freischiessen, wie es in der Klagenfurter Chronik lieisst: Am 14. Juli liiclt der Ratli Zu Laibach in der Wendenstadt Ein Freischiessen, das ging wolil ab Fiinfzig Thaler war die freie Gab' Man hat geschossen ohn' Verdruss Zween Dukaten im Rittersehuss. Die kircklicke Kunst hat in Krain auch in der ersten Halfte des 16. Jahrhunderts noch schone Bliiten der Gothik getrieben: die Kirche von Bischoiiack (gebaut 1532 von einem Krainer Namens Kunauer,2 jetzt im Mauervverk und in den Altarbauten bedeutend entstellt); die Filialkircke S. Lukas in Prapretsche, eine Viertelstunde von Podpetsch, Pfarre Egg, und die Hofkirche in Dvor bei Billichgraz. Erstere im Innern in schonem einfachen Styl gehalten, das Schiff durch zwei Reihen niedriger, ziemlich massiver Siiulen in drei Theile getheilt, in der Art, dass das Mittelschiff sich iiber die andern beiden erhebt; der Hauptchor hat auf den Wanden und zum Theil am Gewolbe noch 1 Orig. Vicedomarchiv. 2 Mitth. 1856 S. 47. kennbare Gemalde in steifen Fonnen. Nach einer Inschrift im Haupt-clior links ist die Kirche 1520 erbaut von einem Herrn Hans Her-risch, dessen Bildniss neben der Inschrift ihn im sckwarzen Mantel knieend zeigt, sowie das Wappen, eine Pilgermuschel in rothem Felde. lin Schiffe rechts dagegen besagt eine Inschrift, dass Meister Stephan Steinmetzer 1524 ,das gegemvartig Gebau hat machen lassen von seinem eigenen Gut, Gott und S. Lucasen zu Lob und Ehr'.1 Die Hofkircke S. Petri zu Dvor verdient wokl als der bedeutendste Bau spater Gotkik in unserem Lande eine ausfiikrliche Envahnung. Ihr Bau, 1525 begonnen durch die Besitzer der Herrschaft Billichgraz, dauerte durch 36 Jahre, nemlich bis 1561. Bemerkenswerth ist schon das kunstreiche Portal mit der Aufschrift: ,Gregorius Ruckenstain Magister Operis anno Domini 1544', und bedeckt mit Sculpturarbeiten von gutem Gesclimack und feiner, correcter Ausfiihrung. Das Terrain, auf welchem die Kirche gebaut wurde, ist nicht eben, und man steigt daher vom Hauptthore iiber zehn steinerne Stufen in das Innere der Kirche hinab. Von hier uberblickt man einen regelmašsigen, einheit-Iichen Bau. Wir haben drei Schiffe vor uus, ein jedes Seitenschiff durch vier hobe Spitzbogen auf viereckigen Tragern mit dem Mittel-schiffe verbunden. Abweichend vom gothischen Styl ist die holzerne Doppeldecke iiber jedem der gleich hohen Schiffe. Bei den Seiten-schiffen ist da, wo sie bei dem Presbyterium enden, eine Halle auf drei antiken Saulen mit Rundbogen und innen gewolbt auffallend, unter jeder derselben stehen neben einander zwei kleine gothische Altare. Diese Hallen haben alte Freskobilder. Zwei ganz gleiche Altare sind an die beiden vordersten Pfeiler des Schiffes rechts und links angelehnt, ein grosserer holzerner Altar steht an der Stidwand der Kirche, nahe dem Eingang. Das Presbyterium bat einen gewolb-ten Mauerplafond und an den Seitenvvanden Oratorien. Die kleinere der beiden Thurmglocken kat die Jahreszabl 1526.2 Ein interessantes Product kirchlicher Kunst ist auch die Mon-stranze von Gotteniz in Gottschee aus dem Jahre 1514.3 Der Fuss stellt eine sechsblattrige Rose dar, mit einfacher Ciselirarbeit in Linien; der Stiel ist eckig mit dreifackem Knauf und in dem obersten Theil mit Ornamentik, Blattwerk, geziert; das Tabernakel in Form 1 Mitth. 1847 Nr. 9, S. 61. 2 Blatter aus Krain 1859 S. 119; Mitth. 1848 S. 73 mit Abbild. des Portals. Radies in den Mitth. 1862 S. 85. einer Ivapelle zeigt in barmonischer Gliederung Pfeiler, Strebebogen, Spitzbijgen, Baldachine, Fialen und Masswerk, wie es die Blutezeit der Gothik verlangte; es theilt sicli in der Hohenansicht in Sanctissi-mum, Baldachin fiir die heil. Jungfrau und den in ein Crucifix endigen-den Thurmbau. Das Sanctissimum enthalt in quadratformiger Ein-scliliessung. den Glaskrystall far die Hostie, rund und von Pflanzen-ornamentik (Brombeeren) umgeben. Im Baldachin, der von drei schlanken Rundsaulen getragen wird, befindet sich die heil. Maria als Himmelskonigiu. Der iiber dem Baldachin ragende Thurmbau wird von drei in gothische Thurmchen endigenden Rundsaulen getragen, — die vierte ist nur im Thurmchen angedeutet. Zu Seiten des Sanctua-riums sind je zwei gothische Strebepfeiler 111 ungefahrem Hohenver-haltnisse von 2:3; zwischen diesen Pfeilern stehen die Statuetten der heil. Barbara und Katharina. Die einzige Spur einer Pflege der Kirchenmusik findet sich in einer Bewilligung Konig Ferdinands (1536), eine Canonicatsprabende zur Unterhaltung eines Organisten an der Laibacher Domkirche zu venvenden.1 Ein Krainer iibrigens, Urban Textor, Bischof von Laibach, Kaiser Ferdinands Beichtvater, erster Hofkaplan und Almosenier, in den freien Kiinsten wohlerfahren, stand der vortrefflichen Hofkapelle vor, in vvelclier der beruhmte niederlandische Tonsetzer Arnold von Bruck, Dechant von Laibach, als oberster Kapellmeister wirkte.3 Von krainischen Schriftstellern begegnen uns, abgesehen von dem oben genannten Faitanus, der von krainischen Eltern abstammte und aucli eine ,Praecautio pro Podagra' schrieb,3 also ein Mediciner war, der ebenfalls bereits genannte Domprobst von Wien mit dem Pane-gyricus auf Maximilian I.: ,De Maximiliani Rom. Imp. Felicis memoriae laudibus ad Carolum Ruinicum Juris Consultum (in Reggio, wo Ober-' stein studirte) epistola Vienn. Pann. 1541 per Joa. Singelnium';4 der . Laibacher Jakob Strauss, Professor der Physik in Wien 1560, dann im Jahre 1577 Landphysiker in Steiermark, von dem \vir ,Erotemata in libros Aristotelis, Vienn. 1560' und eine ,Descriptio Cometae' haben;5 1 Domeap.-Arch. 2 Borgmann, Medaillen auf beriihmte und ausgezeichneto Miinner dos oster-roichischen Kaiserstaats I. S. 85. 3 Hof, Gemalde .von Krain III. 121. 4 Hof, Gemiilde von Krain III. 121. 5 Hof, Gemiikle von Krain III. 121, 122. endlich Martin Pegius, der in deutschen Landen als Jurist glanzte.1 Geboren in Billichgraz, kam er in seiner Jugend nach Baiern, wurde 1552 in Miihldorf Advocat, 1556 in Salzburg Domsyndicus, 1558 fiirsterzbischoflicher Rath, 1569 ,assessor consistorii' und starb um das Jahr 1596. Er war ein gesuchter Jurist von scharfem Blick, dabei rechtlieh und bescheiden. Selbst fremde Fiirsten, wie Albrecht von Baiern, gingen ihn um Rathschlage an. Aufrichtiger Wille, wahrer Diensteifer und reelle Dienste verschafften ihm die holie Achtung der Fiirsten und Minister, wie die Liebe der Zeitgenossen. Von seinen Werken, deren 13 gezalilt werden, wurde der ,Liber de servitutibus 1557' ins Deutsche iibersetzt, 1558 in Ingolstadt, und neu aufgelegt in den Jahren 1560, 1567, 1633, 1718 und 1733. Nebenbei sckrieb er auch ein Geburtsstundenbuck, ein Beweis, dass er den astrologischen Aber-glauben der Zeit theilte. Er wurde 1581, wahrscheinlich wegen Ver-dachts der Schwarzkunst, mit seiner Frau auf das Schloss in Salzburg gefangen gesetzt, wo beide bis zu ihrem Tode blieben. Unser Landsmann Sigmund von Herberstein, den das Geschick friihzeitig dem Heimatlande entfuhrte, sammelte von 1516 bis 1553 Lorbeeren als Staatsmann und Schriftsteller. Er durchmass auf seinen Reisen (las ganze europiiische Festland von der pyrenaischcn Halb-insel bis Russland. In dieses bishin fast unbekannte Land kam er zvveimal, 1517'und 1526. Die Frucht seiner scbarfen Beobachtung und seiner Studien war das beriihmte Reisewerk: ,Rerum moscovitiearum Commentarii', erschienen zuerst in Wien 1549, fol. Davon erschienen bis 1842 eilf verschiedene Ausgaben, zehn deutsche Uebersetzungen, die beste und letzte von Friedrich Adelung, Petersburg 1818, eine czechische (1786), eine italienische (Venedig 1550). Herberstein ver-kehrte in Deutschland mit den hervorragendsten Mannern. In Augs-burg machte er im Hause Peutingers Bekanntschaft mit Ulrich von Hutten. Luther sah er zvveimal, zuletzt in Worms 1521. Am 24ten Januar 1537 erhob ihn Konig Ferdinand in den Freiherrenstand. Er starb zu Wien 28. Marz 1566.2 Erzherzog Kari widmete dem Frei-herrn in der Michaelerkirche in Wien eine Gedenktafel. Unter den Mannern aus Krain, vvelcke ihrem Landesfiirsten mit Schwert und Feder, mit personlichem Muth und scharfem Verstand, 1 Sielie dessen Biograpkie von Eadics, Mitth. der jurist. Gesellsch. in Laibach II. 1866, S. 181 und 217. 2 Krones, Sigmund von Herberstein, in den Mitth. des historiselien Vereins fiir Steiermark, 1871, XIX. Heft. Wurzbaeh, biographisches Lexikon VIII. 343. in Feld und Cabinet Dienste leisteten, ragen die Adelsfamilien der Lamberge, der Purgstalle und der Rauber hervor. Es sind aus den Lambergen drei: Wolfgang, von der Ortenegger Linie, ein tapferer Kriegsbeld scbon unter Maximilian I. (1511) im Venetianer Krieg, kampfte mit gleicher Tapferkeit 1524 und 1525 im Kriege gegen Frankreich;1 Jakob, von der Linie von Stein zu Gutenberg, seit 1546 Landesvervveser, seit 1554 Landeshauptmann, der 1559 die Stamm-reihe seines Hauses zusamnienstellte;2 endlich Josef, von der Linie zu Lichtenvvald. Kari V. schlug ihn bei seiner Kronung zum Ritter und ernannte ihn 1523 zum Landesverweser von Krain. Nach Konig Lud\vigs Tode bei Mohacs (1526) berief ihn der Kaiser als Kriegs-rath nach Ungarn. Seine zweimalige Sendung an den tiirkischen Hof hat in der politischen Geschichte ihre Erwahnung gefunden. Ihr folg-ten verschiedene Missionen an deutsche Fiirstenhofe. Als Obersthof-meister der Kaiserin begleitete er sie auf Reisen. Er wurde 1544 auf dem Reiclistage von Speyer in den Reichsfreiherrenstand erhoben und starb als Landeshauptmann von Krain. Die deutsche Reimchronik seines Lebens hat uns Valvasor erhalten.3 Moriz Purgstall, bereits unter Maximilian I. als Staatsmann thatig, erhielt von Kaiser Kari V. zum Lohne fiir seine dem Staate geleisteten Dienste die Pflege von Reifniz.4 Er brachte auch von den Gerlachstein die Herrschaft Krupp an sich. Die Verdienste des Biscbofs Christoph Rauber erzalilt die Geschichte seiner Zeit. Konig Ferdinand unternahm kein wichtiges Staatsgeschaft, ohne ihn zu Rathe zu ziehen. Wir haben seine Thatig-keit bereits in der politischen Geschichte dieses Zeitraumes gewiirdigt. Er starb in Wien am 26. Oktober 1536.5 Ein anderer Rauber, Andreas Eberhard, geboren 1507, war Hof-kriegsrath Kaiser Maximilians II. Von ihm \veiss unsere vaterlandische Chronik manch Kurzweiliges zu erzahlen. Da ist vor allem das sclinur-rige Stiicklein, wie sich der Rauber die Braut unblutig erstritten. Es war dies angeblich eine natiirliche Tochter des Kaisers von einer vor-nehmen Ostfrieslanderin. Um die Hand der schonen Helena warb neben unsereni Ritter auch ein vornehmer Spanier, und der Kaiser als ein ,leutseliger und lustiger Herr' ersann ein artiges Mittel, iiber die 1 Wurzbacli 1. c. XIV. 38. 2 Wurzbach XIV. 29. 3 WurzbachXIV. 32. 33; Valv. IX. 46 - 64. 1 Wurzbach XXIV. 88. s Wurzbach XXV. 29; Kluns Arch. I. S. 89. Bewerbung zu entscheiden. Es sollten beide in Gegenwart des Kaisers mit einander ringen, und wem es geliiiige, den Gegner in einen bereit stebenden Sack zu stecken, der solite die Braut heimfiihren. Rauber batte das Gliick, den Spanier zu bewaltigen und in den Sack zu schie-ben, und so batte er die schone ,Scharsackin' ekrlick erkampft. Fast sagenkaft wurde seine Leibesstarke und sein vvunderbarer Bart. Seine Leibesgrosse ging iiber drei Ellen und sein Bart reickte, in zwei Tkeile geflochten, bis zum Boden und wurde von da aufSvarts bis in die Mitte des Leibes in einen Knoten gekniipft. Unser Chronist be-niitzt die Schilderung dieses gewaltigen Barts zu einem Ausfall auf die entartete Zeit, die unter ,glatten Maulern oft rauke Herzen birgt' und eine solche Manier von Barten eingefuhrt kat, die den Vorfahren wie ,eine gemahte Wiese' wiirde vorgekommen und fiir einen grossen ,Mangel an Ernstbaftigkeit und Mannkaftigkeit' aufgenommen worden sein. Die Lang- oder Breitbiirtigkeit von Deutsckland sei unter po-liten Leuten ganz ,ausgemustert', wakrend das deutsche Altertkum damit zu prangen pflegte. ,Wesswegen auck dieser grossmiitkige Ritter (der Rauber) sicb nicht wenig damit geziert schatzte, als mit einem Schmuck, den ihm die Natur selbsten, wie einem guten Felde ein langes Gras, einer herrlichen Linde breites Laub, dem tapfern treuen Ross eine pracbtige Maline und dem zierhchen Pfauen einen langen Spiegelschweif angekleidet hatte, gestaltsam er selten nack Hofe ge-fabren oder geritten, sondern meist zu Fuss dahin gegangen, weil's ihm miichtig wohlgefallen, dass ihn die Leute in grosser Menge an-und nachgesehen, indem er den Bart gemeiniglich alsdann ganz fliegen liess, als wie ein ausgebreitetes Faknlein seiner mannkaften Strengheit und Ehrbarkeit.' Von der Leibesstarke des Rauber erziililte man nicht weniger wunderbare. Dinge. Er zerbrach Hufeisen mit Leichtigkeit. Mit einem Juden, gleichfalls einem Riesen, hatte der Rauber am Hofe Erzherzog Karls einen Wettkampf im Faustscblage, eine regelrechte Boxerei. Der Jude hatte den ersten Schlag zu fiihren und traf unsern Ritter so unsanft, dass er durch aclit Tage das Bett hiiten musste. Als nun Rauber an die Reilie kam, wickelte er den Bart des Juden um die linke Hand und schlug mit der Rechten so stark darauf, dass der Jude nicht allein seinen Bart, sondern auch die untere Kinnlade in der Hand des diesmal nicht ,grossmiithigen' Ritters liess und dar-iiber bald seinen Geist aufgab. Valvasors Herausgeber und Com-mentator, Erasmus Franziszi, kann dieses Verfahren mit dem noch dazu getauften Juden nicht billigen und nennt es ein ,ungottliches Schlagen mit der Faust'. Er meint, Erzherzog Kari hatte besser ge- than, wenn er soleh lebensgefahrliches Spiel nicht zugelassen hatte; aber, fiigt er mit zartem Tadel bei, ,die Gestirne des Himmels werden bisweilen an ihrem Schein durch eine Finsterniss verhindert, gleich also auch jemalen die klaren Gedanken hoher Personen in etwas iiber-schattet'. Der Rauber starb 1575 auf seinem Schlosse Petronell bei Presgburg und ist in der dortigen Pfarrkirche begraben.1 1 Valv. XI. 631 f. mit einer Abbildung, den Rauber im Pelzroek, Baret mit Peder, Goldkette um die Brust, Schvvert und Dolch darstellend, nach einem im Schlosse Weinegg bei Sittich vorhanden ge\vesenen Portrait. Das Bildniss ward wiederholt gestochen von J. A. Boner, fol., und von P. Andre Sohn in 8° und be-findet sich auch in Lebensgrosse gemalt im Grazer Joannenm. Wurzbach XXV. 30. „» |SLQf ^ Mb i Inhaltsverzeichniss. Seelistes finch: Von Maximilian L bis zum Tode Ferdinands L (1493—1561). Erstes Kapitel: Die Zeiten Maxitailians I. (1493 -1519) S. 3-67. 1. Riickblick auf Max' Jugendzeit. Die Tiirkeneinfiillo von 1493 und 1494. Die Huldigung. Landtag von Mar-burg. Ncuo Tiirkonoinbriicho. Krieg in dor Schwoiz und in Baiorn. Orga-nisatorischo Tliatigkoit dos Kaisers 3-8. 2. Der Krieg mit Venedig (1508 bis 1518) 9—20. 3. Die Bauernkriego (1503, 1513, 1514 bis 1516) 20-32 4. Die Ausschusstage. Das Augsburger und das Innsbruckor Liboll (1509/10, 1512, 1514/15, 1517/18) 32-47. 5. Kulturentwicklung. Die Stiidte. Vor-treibung dor Juden. Sanitiitswosen. Die Rechtspflege. Die Stande. Der Deutsche Orden. Sitten. Kunst und Wissenschaft. Schriftsteller und bo-rtihmte Miinner 47—67. Zvveites Kapitel: KarlV. und Ferdinandi, bis zurThei- lung (1519—1522).......S. 67—104. 1. Dio standische Regontschaft. Der Landtag in Bruck a. d. M. Berichte iiber die Vorgange beim Tode des Kaisers 67—80. 2. Die Gesandtscliaft nach Barcelona. Die Huldigung 80-84. 3. Dio krainische Gesandtscliaft bei dor obersten Rogierung in Augsburg, Koln, Mastricht, Aachen, Mainz 84 -100. 4. Tiirkengrenzo und Kundschafts-system. Der neueHofrath. DieThei-lungsvertriige. Verhiiltniss Krains zu Triest. Gunstbeweiso fiir Laibach und die Bauerschaft 100—104. Drittes Kapitel: Das Žeitalter Ferdinands I. (1522 bis 1564)..................S. 105 -192. 1. Bestatigung der Landesfreiheiton. Turkeneinfalle und Bauernaufstand. Koichstag in Augsburg. Ausschusstage in Graz und Drauburg. Die erste Belagerung Wiens 105—126. 2. Ausschiisse dor drei Lande in Linz. Wiederholte Turkeneinfalle. Bc-schliisso von Windischgriiz. Reichstag in Augsburg. Josef von Lamberg als Gesandtor in Konstanti-nopel 126—135. 3. Ausschusstag in Unter-Drauburg. Verhandlungen in Innsbruck. Ka-zianors Einbruch in Bosnion. Frio-den mit der Pforte 135—148. 4. Besctnverdo wegen der Salzkammer. Ausschusstage in Wien und Linz. Kazianers Niederlage bei Bssegg und sein Ende 148—173. 5. Neuo Kiimpfe in Ungarn. Die niederosterreichischen Lande auf dem Reichstage in Augsburg. Gesandt-schaft Herbersteins und Salms an Soliman. Ausschusstage in Linz und Wien. Treffen von Lonsko 173 bis 183. 6. Tiirkeneinbriiclie. Krainer kiimpfen bei Miihlberg. AussehusstaginWien. Landtag in Laibach 183—186. 7. Krainische Biichsenschiitzen. Ein Aufgebot und seina Devisen. Aus-schusstag der drei Lande in Cilli. Thaten des Hans Lenkovitsch und Herbart von Auersperg. Tod Fer-dinands I. 186—192. Viertes Kapitei: Anfiinge der Reformation S. 193—288. 1. Vorberoitende Zustande 193—198. 2. Trubers erstes Auftrotcn. Reichstag in Augsburg. Kiimpfe in dor alten Kirche. Der Tag von Hagenau und das Rcligionsgespriich von Worms (1530-1540) 198-205. 3. Bitten der Stande um freie Reli-gionsiibung. Truber als Domherr und Domprediger. Wiedertiiufer. Landtag in Steyr und Reichstag in Augsburg. Verhaftsbefelil gegen die Hiiupter der Protestanton. Truber Hiichtot ziveimal aus Krain. Der erste \vindischo Biicherdruck (1541 bis 1550) 205—216. 4. Religionsboschwerden der Landtage. Die Communion sub utraque. Der Reichstag in Augsburg. Bischof Urban predigt in Krainburg. Stif- t-ung fiir krainische Studenten in Tiibingen. Die ersten Sehulmeister. Auftauclien von Zwinglianern 216 bis 226. 5. Slovenischer und kroatischer Biicherdruck in Tiibingen und Urach. Hans Ungnad und Masimilian II. als For-deref des Bibelwerks. Trubers Be-rufung nach Laibach (1555 — 1561) 227-249. 6. Trubers Verhandlung mit Bischof Petrus. Seine organisatorischeWirk-samkeit in .Krain 249—253. 7. Truber wieder in Deutschland. Fort-gang des windischen und kroatischen Drucks (August 1561 — Juni 1562) 254-263. 8. Riickberufung Trubers nach Krain. Supplication des Bischofs. Haftbe-fehle und Verhiir Trubers 263 bis 273. 9. Truber organisirt Scliule und Kirche. Neuer Verhaftsbefelil gogen ihn. Er geht nach Gorz. Seine Rechtfer-tigung gegen den Verdacht des Zwinglianismus. Klostervisitationen. Kelch und Priesterohe auf dem Con-cil zu Trient 273 -277. 10. Der vvindischeund kroatische Biicherdruck in den Jahren 1563 und 1564 277-288. Funftes Kapitei: Kulturgeschichtliches (1522-1564). Die 'Stadte. Handel und Gewerbe. Berg-werk und Landeskultm-. Recht und Vervvaltung. Finanzwesen. Stande und Adel. Sanitats- und Humanitiits-anstalten. Geistlichkeit und Orden. Schule. Sitten und Polizei. Kunst. Schriftstollor und beriihmte Miinnor. S. 288-312.