VonttsrftaZ den 3^. October 1828. VN i e n. ^Ve. k. k. Majestät haben mit Allerhöchstem, an denk. k. Oberstkämmerer, Grafen von Ezcrnin, als Stellvertreter des k.k. Ersten Obersthofmeisters, am iä. d. M. erlassenen Cabinets« Schreiben, den bis dahin bei Sr. k. k. Hoheit, dem Erzherzoge Palatm, als Dienstkämmerer angestellt gewesenen Io« seph Albert Grafen Fesietics von Tclna, zu Höchst-desselben Obersthofmeistcrzu ernennen geruhet. Ferner ist mit einem an dem nämlichen Tage an den Grafen von Czerninerstossenen Allerhöchsten .(Zadincttsschreiben, die bisherige Aja der durchlauchtigsten Erzherzoginn Hcrmine, Pallast- und Stern« ,, kreuz« Ordens-Dame, Gräsinn von Thurn und Valsassina, gedorne Gräfinn B^nffy, von Sr. k.k. Majestät allergnädigst zur Obersthofmeisterinn , Ihrer k. f. Hoheit der Erzherzoginn Marie, Ge->mahlinn Sr. k. k. Hoheit des Erzherzogs Palatin, ->trncmnt worden. (W. Z.) Machrichten vom Kriegsschauplätze. 'Nachrichten von Schumla vom 23. Sep-' . temb er bis 3. October. , 2lm 26. Morgens eröffnete der Feind ein heftiges Fcuer aus semen Redouten gegen uns. Zu gleicher Zeit rückte seine Kavallerie mit Macht gegen die Vorposten unseres rechten Flügels vor. Der General-Major Sy so je ff ging ihm mit den Reserven der Kosaken. Regimenter entgegen, und suchte ihn dann unter die Kanonen unserer Werke zu locken. Gegen Mittag wurde von den Türken .reguläre Infanterie und Kavallerie dem De-taschcment, welches am Morgen vorgerückt war, ,u Hülfe geschickt; allein das Fcuer unserer Bat- terien, welches mit Erfolg gegen die ottomanni-schen Truppen gerichtet wurde, nöthigte sie bald, nach Schumla zurückzukehren. An den folgenden Tagen beschränkten wir uns darauf, einige Kanonenschüsse mit dem Feinde zu wechseln. Am 2, October schickte er auf die Straße von Silj stria 4000 Mann Infanterie, booo Pferde und ich Kanonen, mit der augenscheinlichen Absicht, einer Brigade Uhlanen, unter Eommando des General-Major Nabel, die zum Corps des General Roth gehört, und auf derselben Straße auf uns zurückte, den Weg nach unserem Lager abzuschneiden. Der General-Adjutant Graf Ale. xis Orloff wurde beauftragt, das Unternehme» der Ottomannen zu vereiteln. Er marschirte gegen sie in der Richtung des Dorfes Kadi - Kiöi mit 4 Bataillons Infanterie, der ersten Division Jäger zu Pferde, und 10 Kanonen, zog ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich, und brachte das Geschütz, welches sie gegen sein Detaschement auf. geführt hatten, zum Schweigen. Unter Begun, siigung dieser Diversion bewerkstelligte der General-Major Nabel, nachdem er die türkische Kavallerie geworfen hatte, glücklich seine Vereinigung mit dem Grafen Orloff. Nachrichten von Varna vom 1. bis 5. October. Die cm zwei Stellen unter dem Walle des Platzes angelegten Minen sind glücklich vollendet worden, und haben, eine am 3., die andere am 4. gespielt. Die erste, unter einem der Winkel der nördlichen Bastion von Varna zunächst am Meere angelegt, bot den Mineurs weniger Schwie- 552 rigkeiten und weniger Gefahr dar. Sie hatte die voNe Wirkung, die man davon erwarten konnte, und warf die Fortificationen, die man dadurch zerstören wollte, in den Graben. Die zweite, welche gegen die rechte Seite der zweiten angegriffnen nördlichen Bastion gerichtet war, ist von dem Obersten Schilder mit seltener Kühnheit unter dem Feuer der Ottomannen gelegt und geladen worden. Der Feind hatte sogar Wind von unsern Arbeiten erhalten und viermal drang er in nächtlichen Angriffen in dieselben ein, wurde aber am Ende immer mit Verlust daraus vertrieben. Endlich gestern gegen 3 Uhr Nachmittags erfolgte die Explosion auf die befriedigendste Weise. Durch außerordentliche Gelegenheit ist von der Rhede von Varna die vorläufige Nachricht ein« gelaufen, daß am Morgen des 29. September (i!. October) die russische Armee in den Besitz dieses Platzes gelangt ist, nachdem sich ein Theil der Besatzung auf Discretion ergeben hatte, und der andere, unter dem Kapudan - Pascha, zu Kriegsgefangenen gemacht worden war. — Die nähern Details dieses wichtigen Ereignisses sind naMens zu erwarten. V'iibstliche Staaten. Aus Civitavecchia wird gemeldet, daß in der Nacht vom 2. auf den 3. October zwei tripo-litanische Schooner in den Gewässern von Torre Chiaruccia die neapolitanische Handels-Brigantine Vittoria, Eapitan Ant. Eaffiero, aus Marseille kommend, weggenommen haben. Der Eapita'n nebst zwölf Mann von der Besatzung und einer Spanierinn, die sich als Passagier am Bord jenes Handelsfahrzcugs befand, waren so glücklich, sich in die Schaluppe zu retten, und zu Civitavecchia einzulaufen. (Oest. B.) Frankreich. Das Journal des Debats enthältfolgen« den Privatbrief aus Cherbourg: „Im hiesigen Hafen zeigt sich überall der glückliche Einfluß, den die neuliche Visitation des Hrn. Seeministers gehabt hat. Die Arbeiten an dem neuen Bassin werden mit erstaunlicher Thätigkeit betrieben. Die vier schö< «en bedeckten Buchten (Eales) enthalten die Linien« schisse Sussren, Jupiter, lc Gencreux und Herzog von Bordeaux; dieses Letztere, zu i3o Kanonen gebohrt, wartet nur auf Befehl, um in See zu stechen. Die Fregatte Melpomene von 60 Kanonen, die jüngsthin vom Stapel gelassen wurde, ist in der Aus. besserungsbucht, wo man ihre Bcmastung vollendet. Die Fregatte la belle Poule und die beiden Korvetten Ariadne und die Ereolin werden auf den Werften vollendet. Das Dampfschiff le Eommerze du Havre, welches die Regierung kaufte, wird unverzüglich nach Toulon und von dort nach Morca abgehen; in letzterm Hafen soll es mit sechs Zwölfpfündern bewaffnet werden. Dieß ist in der französischen Marine das erste Dampfboot, welches als Kriegsschiff ausgerüstet wurde." (Allg. Z.) Die Fregatte Themis, eine Corvette und zwei Gabarren sind am 6. October von Eadix kommend mit den französischen Truppen, welchedie Besatzung dieser Stadt ausmachten, in den Hafen von Brest eingelaufen. (?. Türken besetzt ist, und etwa für einen Monat Lebensrnittel hat. Admiral de Rigny hoffte, daß der Platz sich ehestens den französischen Truppen ergeben werde. Am i5. blockirtcn 4000 Mann Navarin und Modon ; Zooo Mann setzten sich in Marsch nach P a tr as zu demselben Zwecke; gleich, nach dem Abzug Ibrahim's sollen alle Plätze auf daö strengste auch zur See blockirt, und so deren Ueber, gäbe erzwungen werden. Alle griechischen Gefangnen sind bereits an die Alliirten ausgeliefert, von sechshundert an der Zahl, waren nur eilf, welche ihre Herren gutwillig verlassen wollten. Am ,6. September lief eine französische Fre-gatte mit ^Transportschiffen rcn Toulon kommend, mit 5 bis 4000 Mann Truppen an Bord, zu Navarin ein. Zwei Stunden darauf ließe« die Admiräle Ibrahim Pascha bedeuten: er habe alsogleich auf diese Transporte zwei Regimen« ier einzuschiffen und nach Alexandria abzuschicken. Ibrahim antwortete : die Convention vom 9. August bedinge, daß die Ueberfahrt seiner Truppen auf ägyptischen Transporten zu geschehen habe. Die Admiräle entgegneten: wenn er nicht wollte, so würden sie die Lebensmittel zurückhalten. Ibrahim soll vor Schmerz und Demüthigung hierüber krank geworden seyn. Am 17. lief eine andere Abtheilung französische? Truppen, auf 22 Transportschiffen, von einem Linienschiffe, einer Fregatte und einem Brigg begleitet, in den Golf p^ Koro« ein. Nun 354 dürften i6 bi5 l?,»«« Mann in der Move a gelandet haben. Am 16. war in den Gewässern von Ceri-gotto die zweite Flotten - Abtheilung aus Ale-» xandria sichtbar, die nach Navarin steuerte. Der M 0 niteur vom i5. d. M. enthält folgende Nachrichten aus More a : «Depeschen aus Morea vom 26. September melden, daß dieRa'u' mung Ibrahim's fortdauert.— Die zweite Rbthei« lung der ägyptischen Armee ging unter Gscorte ab. — Transportschiffe sind von dem Admiral de Rigny geliefert worden, um die Räumung zu beschleunigen. Der General Maison cgmpirt um die festen Plätze in Messenien. —. Die Tür« kcn scheinen geneigt zu seyn, dem Beispiele der Aegyptier zu folgen, und Morea zu verlassen. Am 25. sind 5 bis 600 Türken nach Rumelien aufgebrochen." (Oeji. B.) Zante den 23. September. Die erste Abtheilung der arabischen Truppen hat Morea schon verlassen, und man hegt die gegründete Hoffnung, daß binnen einem Monate diese Provinz ganz ge< räumt seyn werde. Man versichert, .daß die zu Patras ansäßigcn Türken gleich nach dem Abzu« ge der Araber das Fort und die an der Mündung des Golfs von Lepanto liegenden Castelle den Fran» zo''en übergeben hätten. ((-s. ^icin.) Brasilien. Der Moniteur theilt folgendes Schreiben aus Rio - Janeiro vom 3c». Juli mit: »Die gegenwärtige Session unserer Kammern wird in den Jahrbüchern Brasiliens Epoche machen. Unter den Gesetzentwürfen, ne unverzüglich zur Berathung kommen sollen, führt man namentlich an : ein Gesetz über die Gemeindevcrfassung, gegründet auf die vollständigste Freiheit, die dcfini» tive Organisation der Nationalgarde, mit dem Recht, alle ihre Offiziere zu ernennen, endlich die allmahlige Emanzipation der Sclaven. Den 17. Juli .nahm die Deputirtenkammer mit großer Mehrheit einen Gesetzentwurf an, der die Eingangszölle für alle in Brasilien eingeführte Waaren auf i5 Procent bestimmt, und. in dieser Hinsicht alle Nationen auf denselben Fuß stellt. Das Fmanzkomitte der Kammer hat in Betracht, daß die übermäßige Zunahme der Bankscheine Rio- Janeiro mit einem Bankerott bedrohe, den Wu.ifH ausgedrückt, daß jene Scheine aus der Cirkulation gezogen würden, mittelst Verkauf der Güter der religiösen Orden, denen 'man Pensionen bis zum Aussterben ihrer sämmtlichen Mitglieder ver» leihen sollte; ein Aussterben, was nicht mehr ent^ fernt seyn werde, weil die meisten Klöster nur wenige Individuen zählen, und nur sehr selten Novizen sich melden. Es ist wahrscheinlich, daß die Kammer der Ansicht des Comite's beitritt. Un. tev den Hauplbeamten der H>'iptstadt und der Provinzen wird eine allgemeine Reinigung statt sinden ; kürzlich schon wurden vier, als der Constitution abgeneigt, entsetzt. Maranhao ist kaum vsn dem Drucke seines Gouverneurs befreit, als et auch schon zwei konstitutionelle Journale besitzt. Der öffentliche Unterricht macht Riesenschritte. Die Hauptstadt zählt mehrere Grziehungsinstitute, mehrere Nationalschulen und vier ausländische Kollegien. In einem der Säle der medizinisch, chirurgischen Akademie wurde neulich ein öffentlicher Cur« sus über gerichtliche Medizin eröffnet. Endlich Verbreiten die Zöglinge unserer Militärakademie, die kürzlich aus Frankreich zurückkehrten, wo sie ihre Studien vollendeten, untn ihren Mitbürgern alle die herrlichen, während ihres langen Aufent» Haltes in Paris erworbenen Kenntnisse. Die Pro-, vinzen bleiben diesem allgemeinen Impulse nicht fremd. In MinaZ trug dcr chrenwerthe Depu« tirtc Vascsncellos kräftig zur Errichtung von hun« dert Primairschulen bei. St. Paul besitzt eine Rechcsschule. Eine andere Rechtsschule wurde kürzlich in Olinda. Pern^lmduco eröffnet, und zählt bereits an vierzig Schüler. Die französische Ga-barre Adcur, die den 22. in unserm Hafen Ankcr warf, brachte aus Chili mehrere frühere Zöglinge der Normal - und der polytechnischen Schule von Paris mit, die hier ein unter dem Schutze des französischen 'Mnisterö des öffentlichen Unterrichts stehendes Collegium bilden werden." (Allg. Z.) Afrika. Briefe vom Vorgebirge der guten Hoffnung erwähnen, daß der furchtbare Tsch a k ka, derHänpt« lingder wilden Watodans, eines afrikanischen Volks' stammes, an der Spitze von 3o,ooa Mann gegen die Kassern gezogen sei, die an der Ostküste der brit-tischen Colonie ihre Stammsitze haben. Spätere Nachrichten melden schon das traurige Ereigniß das Tschakka den Kaffernkönig Vosein geschlagen habe, und gegen die Capstadt im Anzüge sei. (6. I^cin.) Nevacteur: Lfr. Vav. Heinrich. Verleger: Dgnaz Al. Vvlcr v. Kleinma 3 r.