(Mltzntch es^D lattM Samstag den l. N^rtl 1837. Historische Grinnerungen ans dem Vaterlande. April. 3. April iZ3l. Otto, mit dem Beinamen der Fröhliche, Herzog von Oesterreich, verleiht als damaliger Landesherr von Kram und der wiudischcn Mark, dem Abte Johann von Landstrasz das Patronatsrecht über die Kirche zu St. Peter in Nas« <, se n fuß, «n't alle» Rechten und Nu<)»ic!;ungcn. 6. ^ »H6,^. K. Friedrich dcr IV. präscntirt den Ritter Achaz oö» Sebriach (aus einem kärntnerischen Edelgcschlcchte entsprossclyznm Pfarrer von St. ?iup recht bei Neudegg. »«. <- i3gü. G«°^g «-?«)cnr von ü st c >, ^ > y ^--l, ,„,„ Grzbischof von Salzlnivg erwählt. Im Laufe des i/,. Iahrhundcrtcs besaß dieses Edclgcschlccht auch, die Herrschaften ^ippn», ui.v ««-35. l-l. » 16Z0. Zu L ittai bricht eine Fcüersl'rnnst aus, ivodurch dcr ganze Markt in Asche gelegt wurde. .2.' »' 1578. Eine Schaar raubgieriger, Tiirlcn, die das Städtchen Möttling belagerten, wird zur eiligen Anfhebimg dcr Belagerung gezwungen. »?. » ,566. Das Erblandstallmeisieramt im Herzogthume Krain wird dem Freiherr» Jacob von Lamderg verlishen. »«, ^ ,625. Pompejus Graf von Goronini ;r!rd zum Bischof von Viben (pe Spinnräder an, um ängstlich zu. lauschen. — »Übcrdieß haben nur die Rothhosen^ (das Militär) in dem Dorfe Flinten." Schnell hinter einander folgten noch einige Flintenschüsse. ElnigeMinuten daraufhortcn die Bewohnerinnen des Häuschens Schritte an der Hecke ihres Gärtchcns hin. Man klopfte leise an die Thüre. — »Wer ist da?« fragte das junge Mädchen, die Hand an den Riegel gelegt. »Öffnet, ach öffnet, um Gottes Willen!« bat eine keuchende, ganz schwache Stimme, wie die cincs Sterbenden. — »Mutter, lösche'schnell den Span aus. Es ist ein armcr Chouan.« Der Riegel glitt geräuschlos unter ihrer Hand zurück und die Thüre öffnete sich in dem Schatten, den die Mutter von dcm Fcucr warf. »Tritt ein !« sagte sie. Und sie schloß die Thüre rasch wiedcv zu) zündete den Span von ncucm 50 wieder an, sah nach, ob das Fenster wohl verwahrt sey, und kehrte dann zu dem armen Chouan zurück. Er war mitten in dem Stübchen stehen geblieben, wankte und athmete kaum. Dann nahm er seinen von Regen triefenden grosien Hut herab. »Guten Abend!" sagte er. Erstreckte die Hände aus/ um eine Stütze zu suchen, an der er sich anhalten konnte, seine Knie knickten unter ihm zusammen, und er fiel bewußtlos in die Arme der alten Frau, die ihn auf einen Stuhl vor dem Feuer setzte. In hm Regen, der von feinen durch-näßten Kleidern abtropfte, mischte sich ein Blutstrom, der aus einer tiefen Wunde im linken Bcme quoll. Die Kälte, die Ermattung, der Blutverlust hatten seine Kräfte erschöpft. ^Die beiden weiblichen Wesen Verloren die Geistesgegenwart nicht, obschon sie allein Und ohne Beistand mit einem ohnmächtigen, vielleicht sterbenden Manne waren. Sie zogen ihm sanft die kalten nassen Kleider aus, wickelten ihn in die Decken »hres Bettes, nachdem sie dieselben am Feuer gewärmt hatten, und wuschen mit lauwarmem Wasser seine Wunden aus. Die Kugel war unter ocm Knie einge« drungen, um den Knochen herumgegangen und auf der andern Seite gleich unter der Haut sitzen geblieben. Die armen Bäuerinnen in der Vcndee wissen lange schon Schußwunden zu behandeln, denn sie hatten vielfach Gelegenheit dazu. Als aber Marie, vor dem - Verwundeten kniend, mit chrcr großen Scheere die Kugel herauszuziehen suchte, brach ihr fast das Herz. Eben als sie inne hielt, um Athem zu schöpfen und ihre zitternde Hand ruhiger werden zu lassen, klopfte man tmeder an die Thüre, Die beiden Frauen horchten , ohne sich zu fegen. „Muhme," sagre eine Stimme an der Thüre, «schläfst D;N" Es war der Maire. — »Nein, Onkels antwortete Marie. »Nun, so mach' auf, und laß mich nicht bis auf die Haut durchweichen." Und er klopfte von neuem. Die Mutter ließ den Kopf sinken und nahm ihren Rosenkranz. Marie stand auf und blickte angst-lich besorgt umher. Es gab kein Mittel, den ohnmächtigen Mann , dessen auf den Stühlen hängende Kleidungsstücke und das Blut auf den Dielen zu verbergen. Marie ging endlich nach der Thüre zu, entschlossen, sich dem guten Herzen ihres Onkels anzuvertrauen; plötzlich aber blieb sie wieder stehen. »Aber, Onkel," sagte sie: die Mutter ist zu Bette und ich bete.« — »Nun so schlaf wohl," antwortete der Maire vor der Thüre. »Habt ihr euch vor den Flintenschüssen gefürchtet/!" z In diesem Augenblicke konnte matt den gemessenen Tritt der Patrouille unter dem Rauschen des Regens auf dem.Wege hören. »Wer da!" rief man. — »Ich bin es, Herr Ossizier, de? Malle dieses Ortes. Haben Sie den Flüchtling? »Nein, aber er ist sicherlich getroffen, - Morgen werden wir ihn finden. Gewiß hat er sich, um zn sterben, hinter emer Hecke verkrochen." — »Macht eure Thüre fest zu," sagte der Man« zuben Frauen darin. »Gute Nacht, Mühmchcn,* kehrte er nochmals um; »es steigt noch viel Rauch aus eurerEsse, weißt du, was das bedeutet? Das bedeutet: es kommt ein Freier," setzte er hinzu, und entfernte sich. Das arme Mädchen athmete nun wieder frei auf, und ging dann zur Mutter, sah aber erst das bleiche Gesicht des jungen Mannes an, der noch immer ohnmächtig war. Sis wachten die ganze Nacht. Bei dem Grauen des Morgens ging Marie hinaus, um zu sehe», ob nicht auf der steinernen Schwelle des Hauses eine Blutspur zurückgeblieben sey; der Regen hatbe aber alles abgespült» Um acht Uhr war das Stübchen wieder rein, nett und ruhig; die Kleider des Verwundeten waren di« Nacht über getrocknet und zu denen des bereits lang« kerstor!"««-" Katers Mariens geschlossen worden. In dem kleinen Boden oben, in den man durch eine Fall-thüre auf eine? Leitee hinaufstieg, hatte man in de» Eile ein kleines verstecktes Winkclchcn hinter dem Schornsteine für den Kranken eingerichtet und ihm da ein Lagek zurechtgemacht. Hier euhete der Verwundete und ein kleines Fe«-sterchen warf so viel Licht herein, daß er sehen konnte. Nichts war vergessen worden, keine Vorsichtsmaßregeln, keine Sorge für sein Wohl. Seine Wunde brauchte drei Monate zur Heilung. In der Mitte des Frühlings zogen die Soldaten ab. Der Verwundete konnte wieder etwas gehen und Abends spät kam er herunter, um frische Luft zu scho^ pfen und seine Kräfte in dem Gärtchen hinter dem Hause zu versuchen. Er hieß Franz Valdenoir und sein Vater war ein wohlhabender Landmann in Au-vcrgne. Drei Wochen nachher sührten sie ihn nm Mitternacht aus dem Dorfe hinaus, und der Abschied zu di«. , ser Zeit und dieser Stunde der Nacht war cin traUli-gcr. »Lebewohl, Mutter!"',sagt« Franz, indem e» die alte Frau umarmte. Dann nahm er die Hand Mariens, drückte sie an seine Lippen und schluchzte . Endlich, als könne er seine Gefühls nicht länger mehr 51 - zurückhalten, schloß er das Mädchen an sein Herz und hielt es einen Augenblick fest umschlossen. Als er die Weinende wieder losließ, sagteer: »ich komme wieder, Marie!« Darauf sprang er über die Hecke auf die Heide. »Ach, mein Gott'." sagte Marie, indem sie ihre beiden Hände auf ihr Herz drückte. -^ «Franz, Franz, warte!" ^ief sie ihm nach und .bog sich über die Hecke. Er kam zurück. — »Ich vergaß; da nimm mein silbernes Kreuz... es wird dir Glück bringen." Peiden standen die Thränen in den Augen. Nach drei Monaten kam er wirklich wieder. Alles war m diesem Theile ruhig. Sein Vater bcmühete sich, für ihn einen Stellvertreter in die Armee zu brmgen. Allem Anscheine nach schlich Franz seit einigen Tagen mit einigen andern Widerspenstigen, die sich, wi« er, weigerten, unter der dreifarbigen Fahne zu dienen, m den Wäldern und Rohrgcbüschen umher, und spähet.« nach «mer Gelegenheit, Marie zu schen. Das war höchst unklug, denn indem Orte befand sich von neuem ein Peloton Lmientruppen, und die Offiziere jagten oft in der Umgegend. Das Getreide war gehauen, und lag auf den Vtoppeln; cs wurde in Garben gebunden. Maris «rbeittte mit ihrer Mutter auf ihrem kleinen Stücke Feld. Gegen Abend hatten sich alle Schnitter von den nahen Feldern vereinigt, um an einer Ecke auszuruhen ; die halb beladenen Wagen warteten nur auf den Untergang der Sonne. »Guten Abend", sagte ein Mann auf der andern Seite der Hecke, während er zugleich über dieselbe sprang. — ,'Franz!« rief Marie. — ,>Ich bin es, liebe Braut. Guten Abend, Mutter! Marie, siehst Du, Dein Kreuz hat mir Glück gebracht.« — »Ach, gib es mir, daß ich es küsse.« Er knüpfte das Kreuz ab. „Sieh Dich vor!" rief ein Schnitter am andern Ende des Feldes. Das Rohr bewegt sich ganz in der Nähe; cin auf die Jagd abgerichteter Hund kam durch die Hecke hindurch, und blieb bellend mitten unter den Leuten stehen. Franz riß sein Messer heraus, fiel über den Hund her, stieß es ihm in die Kehle, schob das todte Thier sodann an die Hecke, und legte rasch seinen Hut und seine Jacke ab. »Ach,« sagte cm Offizier, welcher dcm Hunde nachkam, »unter Euch ist ein Deserteur. Welcher?" — »Nein, Herr Offizier,« antwortete Franz. »Du bist es!" Franz sah mit Verdruß, daß er das blutige Messer in der Hand behalten hatte. Erst steckte er es in den Gürtel, entschloß sich aber rasch und sagte: »nun ja, ich bin es. Es lebe der König!« Der Offizier schlug sein Gewehr auf ihn an, und der Schuß ging in einer Entfernung von zehn Schritten von ihm los. Franz hatte sich auf die Erde niedergeworfen, stand nach dem Schusse schnell auf, und war mit dem Springen aus der Schußweite hinter dem Erntewagen, Hier hielt er die Hand vor den Mund, und schrie laut, worauf man fern im Walde antwortete. Die Schnitter suchten ihm seine Flucht zu erleichtern. Anfangs lief er in einem Hohlwege zwischen zwei Feldern nach dem Dorfe hin, und als er glaubte, die Soldaten auf seine Spur gelenkt zu haben, fern von dem Nohr und der Heide, die ihn von dem Walde trennten, stieg er links am Hohlwege heraus, und kehrte um, sprang über eine drei Ellen hohe Hecke, entfernte sich einige Schritte von derselben, damit man ihn sich rechts wenden sehen könne, bückte sich dann, lehrte nach der linken Seite um, und kroch an der Hecke hin. Ein Dutzend Soldaten eilten ihm nach allen Richtungen hin nach, und zogen den Kreis immer enger, um ihn in die Mitte zu bekommen. »Bewacht den Holzrand!" rief der Offizier, der noch immer auf/derselben Stelle stand. Unter ihm und ganz in der Nähe an der Hecke folgte Marie mit unbeschreiblicher Angst allen Anstrengungen und Windungen dieser verzweifelten Flucht. »Gut, Hieher, Franz!" rief sie ihm zu. — »Dort: sind Soldaten! — »Da unten sieh Dich bor!" —* »Hinter der Hecke sehe ich die Rothen; kehre um!« — »Nein, Franz, man schleicht Dir an der Hecke hin entgegen; eben jetzt sehe ich ein Gewehr." Er kehrte um. Ohne sie war er diesimal verloren. Der Ossizier stieß das arme Mädchen mit dem Flintenkolben in den Rücken, daß sie in den Hohlweg hinunter stürzte. »Schweig", rief er ihr zu, indem er auf sie anlegte. »Ach, ich trotze Ihnen." »Der Offizier ließ das Gewehr vor dem BliFe des Vaucrnmädchens sinken, das die Arm? übcr einander schlug. Plötzlich sprang sie querfeldein bis zu einem verschlossenen Schlagbaume, — demselben, wo sie früher von Franz Abschied genommen hatte. Nur wenn man diese von einigen Hecken und einigen Binscnbüschcn durchschnittenen Felder sieht? kann man begreifen, welche Kraft, welche Gewandtheit, und welcher Muth dazu gehört^ so eine Viertelstunde lanZ gegen ein Dutzend Soldaten zp kämpfen, 52 die den Flüchtigen fast von allen Seiten auf Schußweite umringten. Man hatte leine Spur verloren, einige Rufe in der Nähe und Flintenschüsse ließen sich am Rande des Waldes hören. »Gerettet!" riefen die Bauern. — »Marie! Marie! wirf mir dein Kreuz zu!« rief Franz leise, der auf der andern Seite eines Schlagbaumes hinter der Hecke kauerte. »Jesus!" entgegnete sie erschrocken. »Da, nimm es!" Aber ihre Hand zitterte zu sehr; das Kreuz fiel in das Gras zwischen Beide. Er kroch auf den Knien vor, um es zu suchen. — »Schnell, rette Dich! Ich werde es wiederfinden und es Dir bringen, wohin Du willst, wann Du willst. Nette Dich nur!« ächzte die arme Marie. In dem Augenblicke, als er die Hand ausstreckte, -risi ihn empor, und er sprang über die Hecke. Ein ganz in der Nähe versteckter Soldat lief ihm entgegen. Franz, der kräftigste Bursche in der Umgegend, schlug ihn ohne Kampf mit der linken Hand nieder, trat ihm auf die Kehle, und entriß ihm das Gewehr. »Hier her! Hier her!« riefen seine Freunde im Walde. Franz war verwundet, seine Kräfte gingen aus. Mehrere Soldaten schnitten ihm auf dieser Seite den Weg ab; Andere kamen ihm in den Nucken. Auf dem Wege, wo er sich befand, ritten aber zwei Gendarmen heran; zur Linken floß ein Bach, 'und jenseits dehnte sich eine weite öde Heide aus. Er'sah, daß ep Nichts mehr hoffen konnte. »Nette Dich!« rief man vom Walde her, Er ober ging zu dem Soldaten zurück, der noch betäubt da lag, übergab ihm das Gewehr wieder und sagte; njch ergebe mich.« — »Vorwärts zu 5em Capitän!« rief dieser, »Sieh Dich vor, Franz!« rief ihm Marie zu, die NebM ihm stand. Der Soldat stützte das Rohr seiner Flinte hinten