lV. Jahrgang. Nr. 67. X,'." Zeitschrift str vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fi, 6.— Ganzjährig fi. 5.— Halbjährig , 3.— Halbjähila, „ 2.50 Einzelne Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock, Die Administration in Ottokai Klerr's Buchhandlung HllUptplatz, Nr. 313. Insertionsgebühren: Für die 2spaltige Petit-Zeile oder deren Raum bei Imaliger Einschaltung 6 kr,, 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 kr. Stempel jede« Mal 30 kr. Inserate übernimmt Hnasenstein Ls Vogler in Wien, Wollzeile 9 Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Geldsendungen find zu richten an den Gigenthümer de« Blatte«. Manuskripte weiden nicht zurückgesendet, anonyme Mitteilungen niclt berücksichtiget. Laibach, Freitag am 20. August 1869. Zur Charakteristik unserer Deutschthümler. VII. Es gibt gewisse Grenzen des Lächerlichen, die nicht unge­straft überschritten werden können. Unser Gemeinderath und mit ihm fein ganzer Anhang ist bereits darüber hinaus in ein Gebiet gera­then, wo verschiedenes, selbst die Lächerlichkeit aufhört. Die Anstren­gungen dieser Kotterie, eine Basis für ihre Handlungen zu gewinnen, sich auf einen achtunggebietenden Standpunkt zu stellen, um imposant zu erscheinen, trugen bisher den Charakter der Possirlichkeit, man sah höchst ergötzliche Luftsprünge, manchen komischen Fall in die Tiefe der Blamagen; das ganze Manöver glich auf ein Haar dem Treiben kleiner jungen, die aus Schnee eine Festung zu bauen und sich darin zu verschanzen bemühet sind, kurz all' ihr Thun und Lassen nahm sich höchst lächerlich aus. Jetzt sind sie schon um eine Stufe weiter. Das, was früher als das Produkt einer beschränkten Auffassungsgabe erscheinen mußte, ist nunmehr die Ausgeburt einer vollständigen Begriffsverwirrung, davon zeugt das Verhalten nach dem „Verfassungstage". Wo in aller Welt ist je eine Versammlung von Gesinnungs­genossen — auf die Ar t der Gesinnung kommt es dabei nicht an — in dieser Weise aufgefaßt worden? wo hat man den Erfolg der­selben in dieser Art entstellt, ja geradezu entgegengesetzt in den Blättern gepriesen? „So handelt eine Partei, die einen kräftigen Anhang hinter sich hat." Ma n wäre versucht zu glauben, diese Worte ständen in einem Witzblatt, denn anders als ironisch sind sie nicht zu deuten. Eine Partei, besser Klique, die zuerst pomphaft eine Volk s Versammlung ankündigt, dann aber, als sie hört, daß das Volk sich daran zu betheiligen gesonnen ist, über Hals und Kopf dieselbe absagt und sich vor dem Volke verkriecht, hat einen starken Anhang hinter sich! Diese Behauptung entspringt entweder einer argen Selbsttäuschung, oder ist darauf berechnet, Sand in die Augen zu streuen, — da sie der Wahrheit und Wahrscheinlichkeit in's Ge­sicht schlägt. Allerdings hat diese Klique politischer Stänker einen starken Anhang hinte r sich, oder besser gesagt, auf den Fersen, doch folgt er ihr nur, weil sie vor ihm flieht. Einen Anhang im eigentlichen Sinne hat diese Klique gut besoldeter Schreier nur unter ihres­gleichen, der aber nur infoferne stark ist, als er Polizei im Gefolge hat. Wo ist denn sonst noch ein Anhang? Vielleicht im Volke? Wo ist dieses Volk, wo war es am „Verfassungstage" ? Waren es die L0 gemietheten Taglöhner? Die Gassenbuben, welche den bunten Aufzug bewunderten? Das Volk, das wahre Volk war an demselben Tage in Friedau, wo es tausendstimmig gegen alle Beschlüsse in Cilli prote­stirte, ein Mißtrauensvotum, welches den deutschthümelnden Fana­tikern, wenn dieselben gegen derlei Kundgebungen nicht ganz unem­pfindlich wären, für immer die Lust benehmen sollte, sich als Volks­führer zu brüsten. Wo ist denn ein einziges Zutrauensvotum des Volkes für sie? Wo eine einzige Thal, die dasselbe verdient hätte? Das Volk kennt seine Freunde und schließt sich ihnen an, aber auch feine Feinde und dieß nach Thaten, nicht nach Worten, nicht nach dem Scheine, sondern nach dem Werthe. Die von der Klique so sehr perhorreszirten Taborc , welche dem Volke einigermaßen die Augen geöffnet hatten, sind nicht bloß von politischer, sondern auch von sozialer, moralischer Bedeutung, die Früchte derselben auf dem Lande überall sichtbar. Die frühere Apathie gegen den Gang der Dinge auf politischem Felde weicht, man beginnt einzusehen, daß man Geschichte machen muß, soll man nicht präterirt werden; die Leselust, das einzige Mittel, sich über den Stand der Dinge zu unterrichten, ist geweckt, man nimmt die Zei­tung in die Hand, liest, theilt Nachbarn das erfahrene mit, tauscht Urtheile darüber aus und hat auf diese Weise keine Zeit und Ge­legenheit zu Streitigkeiten, die sonst zu Raufereien, Prügeleien, Todtschlag u. f. w. ausarteten. Thatsächlich haben seit dem Tabor bei Viiimarje die Prügeleien in Oberkrain unter Bauernburschen fast ganz aufgehört, man hört nur dann und wann noch von einem derartigen Erzesse. Es ist eben der Geist der Wißbegierde in das Volk eingezogen, es beginnt seine Lage zu erkennen, es sieht ein, daß es bisher unterdrückt gewesen, es will die ihm gewährten Rechte auch ausgeübt sehen und dieß durch eigene Beihilfe, kurz, das Volk beginnt seit der Taborsaison politisch zu leben. Diese wohlthatigen Folgen ignoriren selbstverständlich unsere „Liberalen", sie sind ihnen äußerst unerwünscht; sie muffen sich freilich gestehen, daß nur auf diese Art die wahre Aufklärung unter das Landvolk kommt, die den Untergang ihrer Herrlichkeit nach sich ziehen muß. Sie wollen nicht, daß das Volt sich bilde, sich hebe, sich ihrem Einflüsse gänzlich entziehe, den Druck der fremden Ferse abschüttele, sich selbst zu verwalten anfange, wodurch mancher fette Posten für die Fremdlinge verloren ginge, denn wenn die slovenifche Sprache in Schule und Amt eingeführt ist, so werden Winkeladvokaten und andere um Geld feile Individuen entbehrlich fein, der Landmann wird die Zuschriften selbst lesen und entziffern und wenigstens theil­weife beantworten können. Dieser glücklichen Epoche steuern wir zu, trotz der unsinnigen Opposition von Seite der bedroheten Deutsch­thümler. Wie winzig nimmt sich so ein „Verfasfungstag" gegen einen Tabo r aus, wie unbedeutend sind dessen Folgen! Es kümmert sich kein Bauer um die dort gefaßten Beschlüsse, kein Hahn krähet nach der Versammlung, still wie sie gekommen, zogen sie ab gleich Ver­gnügungszüglern, die nur für sich selbst, nicht für andere reisen. Diese Erscheinung ist ganz naturgemäß, denn selbst angenommen, die Klique hätte den ernsten Willen, im Landvolke Aufklärung zu verbreiten, wo hat sie die Mittel dazu? Niemals wird sich das Volt aus dem dasselbe umgebenden slovenischen Elemente in das deutsche verpflanzen lassen; dieses sagt ihm ebensowenig zu, wie dem Fische die Luft, es wäre sein Tod, der Tod der Nationalität, welche niemand ungestraft antasten darf. Möge die Klique daher nach Belieben „Verfassungstage" halten, sie werden wirkungslos vorübergehen, mag sie sich in Leiborganen Weihrauch streuen, niemand wird es ihr verargen, aber wenn sie sich erdreistet, dabei von einem starken Anhang im Volke zu reden, so ist dieß eine Anmaßung, gegen welche das Volt selbst lauten Protest erhebt und zwar dadurch, daß es sich von diesen Stänkern gänzlich zurückzieht und dieselben so lange Terrain verlieren läßt, bis sie keines mehr haben und sich von selbst auflösen. Dann werden sie hoffentlich nicht mehr von der Idee sich blenden lassen, daß sie einen Anhang haben. Zu den WlllMwegungen in Böhmen macht die „Reform" folgende treffenden Glossen: „Die wichtigste innere Frage ist: Wie werden die Neuwahlen in Böhmen ausfallen? Auf beiden Seiten rüstet man sich auf einen Kampf der ernstesten Art. Doch wird es kein Kampf auf Leben und Tod sein. Wenn die nationale Opposition siegt, so kann das allerdings den Tod des jetzigen Ministeriums zur Folge haben; wenn dagegen das Mini ­sterium siegen sollte, so würde deßhalb die böhmische Opposition noch lange nicht todt sein. Das Ministerium sucht sich buchstäblich mit allen möglichen Mitteln zum Siege zu verhelfen, und es stehen ihm mächtige Mittel zu Gebote. Ein Beweis, von welchem kleinli­chen Standpunkt aus die Regierung die böhmische Frage auffaßt, sind die wiederholten Instruktionen an die Kreishauptmanner, worin die Wahlfrage fo dargestellt wird, als ob man es bloß mit einem Haufen von ungehorsamen Leuten zu thun hätte, welche ihre Pflicht nicht erfüllen wollen. Als ein Kampfmittel der Regierung erscheint auch die Auflösung des Vereines „81ovau8kH li^a". Diese Maß­regel mag immerhin paragrafmäßig berechtigt sein, sie macht aber unmittelbar vor den Wahlen einen für die Regierung sehr nachthei­ligen Eindruck, und noch mehr ist das mit dem Verbote der Ver­trauensmänner-Versammlungen der Fall. Uebrigens sind die Be­schlüsse des genannten Vereines nun einmal allgemein bekannt und sie werden dadurch, daß der Verein dafür bestraft wurde, gewiß nicht geschwächt. Uebrigens hatte dieser Verein durchaus nicht einen so großen Einfluß, daß die Regierung auf die Beseitigung desselben große Hoffnungen bauen könnte." Es herrscht demnach in Böhmen das ganz gleiche Verhaltniß wie in Kram. Hoffentlich wird das Resultat der Wahlen auch das gleiche sein. Ueber dasselbe Thema schreibt der „N. Fr. Ll." : „Es ist wahr- Feuilletou. Im Bade. Beides, i?. August. II. Der 15. August, gleichsam ein Volksfest und auch von Städtern und Leuten aus der nächsten Umgebung stark besucht, ist vorüber, er ging vorüber ohne die sonstige Frequenz, ohne den gewohnten Lärm, ohne besondere Ereignisse. Die Schuld an diesem Mißerfolg trägt hauptsächlich das entschieden ungünstige, trübe und regnerische Wetter, welches plötzlich eingetreten war und die Badegäste in ihre Wohnzimmer zurückscheuchte oder im „Salon " versammelte, wo man sich in Gesellschaft — langweilte und durch die Hand jene Musku­laturbewegungen der Mundgegend zu maskiren suchte, welche im trivialen Leben sehr bezeichnend — Gähne n genannt werden. Diese Erscheinungen sind ansteckend und treten besonders bei schlech­tem Wetter und unangenehmer Gesellschaft auf, welche demnach auf die Muskeln eine zusammeuziehende Wirkung üben müssen. Auch wir haben uns auf unser Zimmer zurückgezogen. Wenn wir übrigens unsere Schlafkammer ein Zimmer taufen, fo erweisen wir ihr zu viel Ehre; sie ist indeß, obwohl der erste Stock eines Hotels für wiehernde Vierfüßler, immerhin ein annehmbares Lokale, wenn man den Umstand in Erwägung zieht, daß um diese Zeit in Veldes ein recht empfindlicher Mangel an Wohnungen einzutreten pflegt. Wir „wohnen" also, und sind glücklicher, als ein dreißig­jähriger Laibacher Literat, welcher auf die Erkundigung nach feiner Wohnung stets die allseitig befriedigende Auskunft bereit hatte: „Ich wohne gar nicht." Die Zahl der Badegäste bleibt sich, gleich dem Wasser eines gut ventilirten Teiches, fast immer gleich; es stoßen zwar einige ältere ab, dagegen erscheinen neue, auch Eintagsfliegen aus Laibach. I n den letzten Tagen brachte eine Laibacher Equipage einige sehr haftig eine ganz unerlaubte Kurzsichtigkeit nothwendig, um nicht ein­zusehen, daß die sogenannte Verfassungspartei in Böhmen, trotz aller Rührigkeit und trotz aller Unterstützung von Oben, unterliegen muß. Die böhmische Bewegung ist ungemein intensiver Natur; sie durch­dringt sämmtliche Schichten der Bevölkerung. Es erleidet keine Frage, daß die siebzig „Deklaranten" sammt und sonders wieder gewählt werden. Was will die zisleithanische Regierung in diesem voraus­sichtlichen Falle thun? Wil l sie auch ferner alles beim alten belassen, oder wird sie einen Ausgleich anzubahnen trachten? Ersteres wäre geradezu unverantwortlich, Letzteres böte nur geringe Aussicht zum Gelingen. Es läßt sich mit Bestimmtheit vorhersagen, daß nach den Wahlen der böhmischen Opposition die Schwingen wachsen werden, daß sie in ihren Forderungen rücksichtslos, in ihrem Auftreten vehe­menter als jemals fein wird. Hat sie früher an ihren staatsrechtli­chen Forderungen gleichsam nur in der Theorie festgehalten, um eine bestimmte Operationsbasis zu haben, so wird sie nun auch in der Praxis sich mit aller Zähigkeit daran klammern und kein Iot a des böhmischen Staatsrechtes preisgeben wollen. Nun kann man aller­dings keiner zisleithanischen Regierung zumuthen, daß sie den Po­stulaten der böhmischen Opposition ihrem ganzen Umfange nach ge­recht werde; allein wie will sich die Regierung dann helfen, wenn Post tot clisLi-illiiua, i'ei'um auch ihr aufrichtigeres Entgegenkommen zurückgewiesen wird? Soll auf den gescheiterten Ausgleichsverhand­lungen wieder der Ausnahmszustand mit seiner eisernen Strenge folgen, und will man es mit allen den fehlgeschlagenen Experimenten der Reihe nach wieder versuchen? — Mi t der Ausschreibung der böhmischen Ergänzungswahlen unter den gegenwärtigen Verhältnissen hat die österreichische Regierung einen Fehler begangen, der sich an ihr selber empfindlich rächen wird. Sie hat damit eine Krise wider sich selbst heraufbeschworen. Länger die unselige Zerfahrenheit in Zisleithanien aufrecht zu erhalten, das wäre gleichbedeutend mit einem Vergehen gegen die Sicherheit des Staates; Ruhe in die aufgeregten Elemente zu bringen, wird aber diesen Regierungsmännern, welche die böhmische und galizische Opposition zum äußersten getrieben, eben­sowenig gelingen, als es den Männern des Februarpatcntes möglich gewesen wäre, einen Ausgleich mit Ungarn zu Stande zu bringen. (Sehr gut!) Wir bedauern dieß aufrichtig, denn wir haben an die Wirksamkeit dieser Männer die schönsten Hoffnungen geknüpft; und wir sehen mit Bedauern sie einen Weg verfolgen, der in die alte stark kompromittirte Russofile zum Entsetzen einer streng konservativ ven Dame, welcher das „Laibacher Tagblatt" den Vater kleiner Skandalnotizen, die konstitutionelle Partei ihren beweglichsten Läufer verdankt. Kaum war die prononcirte Gruppe angelangt, schon war sie verurtheilt, denn die Nationalen finden bei ihr selbst in Veldes keine Gnade. Doch fast hätten wir bei der Schilderung der Nationalen eines großen Mannes vergessen, der seit vorgestern dem an und für sich obskuren Orte eine höhere Weihe geben wird, wenn nicht die Be­wohner aus Verehrung gegen den großen Pädagogen zur ewigen Erinnerung an seine denkwürdige Anwesenheit den Or t selbst nach ihm umtaufen. Dem Erscheinen großer Geister pflegen ungewöhn­liche Naturereignisse voranzugehen, Erdbeben, Sonnen-und Mondes­finsternisse u. ä.; wenigstens finden dieß die Vasen und Mumen nachträglich. Die zehn Gebote erflossen unter Donner und Blitz, ähnliches geschah bei anderen wichtigen Begebenheiten; deßhalb ahnten wir, daß der intensive plötzliche Regen des 15. August und der ihm folgende stürmische Wind nicht zufällige Elementarereignisse sein könnten, wir erwarteten die Ankunft irgend eines großen Geistes. Und siehe, er kam, zwar nicht auf Wolken oder mit sonstiger himmlischer Extrapost, sondern in einem simplen Eilwagen, wie denn mitunter auch Könige sich in elende Bauernhüten verirren, er kam in der Gestalt eines Professors, welcher unser Land nach einem als Epitheton geradezu verächtlichen, sonst aber mit Sauerkraut auch von ihm geschätzten Thiere benannt hat, und der bis zu der ersehnten Zeit wo man Slovenenfleisch umsonst bekommen wird, nach wie vor sich von Familien wird sehr gerne einladen lassen. Es ist un­bekannt, welche hohe Mission den schwäbischen Ritter nach dem un­scheinbaren Orte führt. Der Frack, worin er sich zuerst der bewun­dernden Vadewelt zeigte, läßt die Vermuthung aufsteigen, daß der Ritter — um uns der „ritterlichen" Ausdrucksweise zu bedienen -­mit Brautsporen geht; vielleicht wirbt er um die Jungfrau, deren Zahn (Ladji 20b) die Umgebung von Veldes wildromantisch zentralistische Misere zurückführt. Es ist nicht wahr, was von ge­wisser Seite so laut verkündet wird, daß der Kampf zwischen der slllvischen Opposition und den Verfassungsfreunden der Kampf zwi­schen Freiheit und Reaktion, zwischen Nacht und Licht ist. Jedes Volk liebt die Freiheit, kein Volt will den Absolutismus, und die österreichische Regierung steht einer kompakten Volkeropposition und nicht einer nationalen Klique gegenüber. Nein, es ist nicht der Kampf zwischen Verfassung und Reaktion — das zu verkünden, ist eine Beleidigung der Völker Oesterreichs, Es handelt sich einfach um die Hegemonie der Deutschen in Zisleithanien. Heutzutage aber kann keine Racenhegemonie mehr bestehen, und am allerwenigsten in Oesterreich, wo alle Völker auf der Höhe politischer Reife stehen. Es ist daher arge, gefährliche Täuschung, wenn man glaubt, mit den Böhmen und Polen ohne erhebliche Zugeständnisse fertig werden oder die Bewegung mit Gewalt niederhalten zu können. Parteien lassen sich vergewaltigen, Völker kann man heutzutage nicht mehr einsargen." Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 20. August. — (Vereins- und Versammlungsrecht.) Der Beru­fung des Sokolausschusses wider die Verfügung des hiesigen Stadt­magistrates, womit der am 18. v. M. beabsichtigte Ausflug nach Dolsko verboten wurde, ist von der k, k. Landesregierung — keine Folge gegeben worden. — (Den Mitgliedern des Sokol) wird nochmals in Erinnerung gebracht, daß sie sich bei günstiger Witterung nächsten Sonntag um halb zehn Uhr Vormittag behufs der Foto­grafie zuverlässig in der öitalnica einfinden mögen. — (Eine Abenbunterhaltung) veranstaltet der „Sokol" nächsten Sonntag im Garten der Üitalnica und ladet hiezu alle Freunde ein. — (Den ersten Preis im dießjahrigen Schachtur­nier ) in Wien erhielt unser Landsmann, der als Violinspieler in der öitalnica bei unseren Lesern im vortheilhaftesten Andenken stehende Herr Johann Kos aus Lllibllch, gegenwärtig Komptoirist in Wien. Interessant ist das Verzcichniß jener Bewerber, welche die übrigen Preise erhielten; es fungiren darin die Namen der berühmtesten Schachgrößen aus fast allen Städten Europa's. Herr I . Kos ist noch ein junger Mann und dürfte in Kürze auf diesem Felde eine macht. I n dieser Annahme bestärkt uns noch dessen Begleiter, einer der Staroste der Laibacher Liberalen, der hier vielleicht als Braut­werber und Brautführer zugleich figuriren soll. Ist jedoch die Mission keine ausschließlich familiäre, dann dürften die beiden Diplomaten in der Absicht gekommen sein, Veldes als deutsche Provinz oder „Stadt" zu annekliren. „Es ist hier so kleinstädtisch", äußerte sich kürzlich eine stark aristokratische Dame zu ihrer Begleiterin, einer Matrone von unnahbarer Noblesse und einem Wachsfigurengesichte, „nicht einmal eine Musikkapelle, keine Soireen, Bälle, Theater, keine belebten Promenaden. Man steht wahrhaftig an, Toilette zu machen, wenn man im vorhinein sicher ist, daß man trotz der prächtigsten Robe ziemlich unbeachtet bleibt." Uns schwebt etwas auf der Zunge, aber es ist eine — Grob­ heit; wir verschlucken sie und beginnen die Dame zu bewundern — recht kleinstädtisch. ' Für heute haben wir für den Fall eines Umschwunges der Witterung eine Partie zum Periönik verabredet; das Wetter ver­ sprach in der Früh wirklich Besserung und auf dieses ziemlich vage Versprechen hin fuhren unsere national-gebrandmarkten Leidensge­ nossen von gestern wirklich heimlich ab — ohne uns. Mannes­ wort hat heutigen Tags bereits einen sehr subjektiven, indifferenten Werth; wenn aber sogar Bandite n wort nicht mehr bindet, dann — stoße zu, Sklave! Uebrigens werden die Verbrecher diesen Streich schwer zu büßen haben, schon hat sich ein Wind gegen sie erhoben, der ihnen den Gischt des Wasserfalles in die treulosen Augen spritzen wird. Was sollen wir beginnen bei dem ungünstigen Wetter? Auf dem See uns rudernd herumtummeln, Wasser unten, Wasser oben? Sollen wir Gesellschaft leisten den reizenden Badekindern? Sie mö­gen uns nicht, wir verstehen trotz unserer Sympathie für das schöne Geschlecht nicht interessant zu fein oder zu scheinen, wir haben daher noch größere Berühmtheit erlangen, als er sich deren bereits jetzt erfreut, denn die „Leipziger Illustrirte" widmet einem seiner Pro­bleme Worte, wie sie selten einem Künstler zu Theil werden. — (Eine Rede um ein Krügl Bier.) „8Iav. Naroä" weiß von einer komischen Szene zu berichten, die sich auf dein „Ver­fassungstage" in Cilli zwischen dem Redner Herrn v. Hammer-Pur g stall und einem deutschthümelnden Bauer aus Gonobitz zu­trug. Als nämlich ersterer geendet Halle, flog der letztere ganz ent­zückt zu ihm hin und bot ihm ein Krügl Bier an. Der Redner wehrte sich unter dem Verwände, daß er Vormittag kein Bier trinke, aber es war umsonst, sein Bewunderer rief energisch: „Nix da, Se mißn a Krügl mit mir trinken" und zog ihn zum Tische. Hier herrschte er dem Kellner zu: „Kellner, a Krügl Bier für den Herrn, zolin ber i!" Herr Hammer-PurgstM hat durch seine Rede wenigstens ein Krügl Bier verdient. — (Auch ein Grund.) Als Hauptmotiv der Absetzung des Reichsrathsabgeordneten Herrn Svetec von der Stelle eines Ma­gistratskommissärs von Laibach, wird dessen Weigerung angeführt, dem Nemskutar und Gemeinderathe Deöman eine Nachtwache für sein Haus — was dem Kommunalsäckel eine Last von jährlich 730 fl. auferlegt — zu bewilligen. — (I n Cilli ) wird die erste Schwurgerichts-Verhandlung am 1. September durchgeführt werden u. z. wider den frühern Redak­teur der „Marburger Zeitung", Fr. Wies thaler wegen Ver­gehens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung, begangen durch einen in Nr. 50 der „M . Ztg." abgedruckten Artikel: „Be­strebungen der pfäffisch-flovenischen Partei". — (Die böhmische Zeitschrift „HI3,8^") hat, zeit­weilig wenigstens, zu erscheinen aufgehört, weil der Herausgeber Herr V. K. 8 ein bera dieser Tage eine zweimonatliche Kerkerstrafe an­zutreten genöthiget ist. — (Prof, Greut er.) Das Obergericht hat den Antlage­beschluß des Insbrucker Landesgerichtes gegen den Reichsrathsabge­ordneten Prof. Greuter wegen seiner Hippacher Rede in allen Punkten bestätigt. Die Anklage lautet auf Verbrechen der Majestäts­beleidigung und Störung der inneren Ruhe. Die Verhandlung findet bei geschlossenen Thüren statt. — (Unruhen in Trieft.) Der „Zut." wird aus Trieft ge­schrieben: Die Territorialmiliz wurde durch die Zeremonie der Fah­ entschieden Unglück bei den Damen, selbst bei jenen in der südlichen Ferne, die kein Lebenszeichen von sich geben — — Wir schlummern ein. Da sehen wir uns in einem Zaubergar­ten: Chioske, Statuen, Grazien darstellend, Fontaines mit Gold­fischen am Grund des Marmorbeckens, tausendfärbiger Blumen Duft, reizende Pavillons, Lustgärtchen mit künstlichen Kaskaden; leise Töne einer lieblichen Melodie durchzittern die Lüfte, wir gewahren im Schatten blühender Oleander eine Fee in violetter Kleidung auf einer schwellenden Mosbank hingegossen, unwiderstehlich, ihre durch­ sichtige Hand greift in die goldenen Saiten einer Guittare,sie scheint uns zu winken, wir stürzen nach dem Orte, um entzückt ihr zu Füßen zu sinken und — erwachen auf dem Boden mit einem brennenden Schmerz in der Hand, dessen Entstehungsursache wir uns sofort dadurch erklären, daß während des Schlummers uns die glimmende Zigarre zwischen Hemd- und Rockarmel gefallen war und beide in Brand gesteckt hatte. Wir löschen den Brand schnell, aber wir spüren noch lange die Folgen des — lieblichen Traumes. Nun bleibt uns bis zur Rückkehr der treulosen Gesinnungs­ spießgesellen nichts übrig, als etwa ein Bad a, I», Rikli . Dieses besteht nämlich darin, die Nacht hindurch in Adams Toilette auf den weichen, weil nassen Boden hingestreckt ohne Rücksicht auf die Temperatur dem in Strömenstießenden Regen Trotz zu bieten. — Sie schaudern, meine Damen? Auch wir, und preisen Gott, daß wir nicht so krank sind, wie Herr Rikli, der so scharfe Mittel an­ wenden muß, um — nicht krank zu werden. Wenn übrigens dieses Wetter länger anhält, so müssen wir krank oder melancholisch wer­ den, obwohl uns Herr Rikli nicht zu seinen Patienten zählt. Sie sehen, es ist nicht nur in Laibach, namentlich seit der liberalen Aera, schlechtes Wetter, sondern auch in Veldes. Sie müssen daher nicht alle unangenehmen Ereignisse dem konstitutio­ nellen Gemeinderathe in die Schuhe schieben. I n Veldes hat noch kein „Verfassungstag" getagt, leine „Verfassungsseuche" gewuthet und doch haben wir schlechtes Wetter, horrend schlechtes Wetter. nenübergabe an ein Bataillon Linientruppen auf der Ebene zwischen Oböina und Prosecco aufgelöst. Der dabei funktionirende FML. Wetzlar, der Milizkommandant Maurcner und Podesta Angeli hiel­ ten Ansprachen. Baron Wetzlar hob die vom Miliz-Bataillon gelei­ steten Dienste hervor, während Herr Mauroner die Treue desselben für den kais. Thron mit kräftigen Worten betonte. Wir sind neu­ gierig, ob diese Maßregel, von welcher FML. Möring sein Ver­ bleiben im Amte abhängig gemacht haben soll, eine Garantie gegen künftige Exzesse seitens der Triestiner Italianissimi bieten wird. Vor­ läufig kann Se. Erz. Möring zufrieden sein, umsomehr, als seine Ernennung zum Statthalter von Trieft schon als sicher betrachtet wird. Uebrigens würde noch ein Dutzend Konzessionen nicht verhüten, daß der Pöbel, wenn er gerade guter Laune ist, nicht ausartet. Die vorige Woche wurde ein harmloser Polizeiposten von einem Haufen wilder Proletarier aufgehalten, mit dem ihm entrissenen Säbel am Kopfe verwundet und mit einigen Dolchstichen traktirt — und das alles am hellen Tage und zehn Schritte von der Hauptwache ent­ fernt! Zur selben Zeit wurden auf offener Straße anständige Leute ihrer Uhren und Geldbörsen beraubt, und Häuser und Gewölbe ge­ plündert, während die Regierung sämmtliche Polizeiposten eingezogen und die Stadt ohne Bewachung durch einige Stunden dem entfessel» ten Mob preisgegeben hat. I'i-oZit! — (Rauch-Gulden.) Die bei der nächsten Installation des Banus Rauch zur Verstreuung kommenden Münzen werden das Proftlbild Sr. Exzellenz tragen. Originelle Laptktio dsuevolsutias! — (Unsere kirchenmusikalischen Zustände) waren schon seit einigen Jahren, man darf wohl sagen, die betrübtesten und vor allem dem Ansehen einer Kathedrale und dem so viel ver­sprechenden Bestände einer über anderthalb Hundert Jahre alten filharmonischen Gesellschaft gegenüber gänzlich ungerechtfertigt und unverantwortlich. Die Ernennung des Chormeisters der (Ätalnica Herrn Anton Förster zum Chorregenten und Organisten in der Domkirche ließ zu den schönsten Hoffnungen berechtigen, die sich auch in kürzester Zeit glänzend realisirten. Und als vollends eines schönen Morgens der frühere Sängerchor, der ein „Privilegium" zu besitzen glaubte, keine besseren Kräfte neben sich aufkommen zu lassen, sich freiwillig jeder Mitwirkung am Chore begab, da gelang es den Be­mühungen des Kirchenmusik-Vorstandes, hochw. Herrn Domdechanten Dr. Pogaöar und des Domcherregenten Herrn Anton Förster, sowie der außerordentlichen, nicht hoch genug anzuschlagenden Bereit­ willigkeit der rühmlichst bekannten Frau Anna Pessiak , einen aus­gezeichneten Chor zu Stande zu bringen. — Wi r hatten Gelegen­heit, Sonntag am 15. und Mittwoch am 18. l. M. bei Hoch­ämtern uns von der eben besprochenen vortheilhaften Aenderung in der Kathedrale zu überzeugen. Nebst 8 oder 10 beständigen Sängern und Sängerinen wirkten bereitwilligst mit die Damen: Frau Anna Pessiak, Frau Louise Prücker, Frau Leopoldine Gregoriö, Frau Rosa Souvan , Freiin v. Neugebau er, die Herren: Valenta, Filapiö, Kuralt, Kagnus und noch andere. — Sonntag hörten wir eine im wahrhaft kirchlichen Style gehaltene Messe von Krenn, und die imposanten Einlagen von Führer, die eigens für diesen Festtag (Maria Himmelfahrt) komponirt sind, von denen besonders das Scpransolo der Frau Pessiak und das Männerquartett zu erwähnen sind. — Mittwoch am Geburts­feste Sr. Majestät hörten wir eine Messe vom Chorregentcn Anton Förster, welche schon im vergangenen Jahre, als sie von Seite der (ütalniea in der Kirche zu St . Jakob aufgeführt wurde, von kompetenten Rezensenten die günstigste, aber wohlverdiente Beurthei­lung fand. Frau Gregori ö trug in ungemein lieblicher Weise ein Sopransolo von Wolfram , und Frau Prücker mit ihrem kräf­tigen, metallreichen und doch so angenehmen Alt ein Solo von D i a-bell i vor. Die wohlthuende Befriedigung, welche diese herrlichen Kirchenmusikproduktionen uns gewährten, erweckt in uns recht leb­haft den Wunsch, daß die regste Theilnahme und Unterstützung des Publikums sich der in dem trefflichen Aufsatze des Herrn Dr . Po ­gaöa r bereits erwähnten Knaben-Singschule zuwenden und der Besuch derselben ein recht zahlreicher sein möge. Ma n muß aber auch lebhaft wünschen, daß auch materielle Unterstützungen für die durch die Reformen in der Kirchenmusik unausweichlichen Mehraus­lagen dem Domtirchenmusikfonde zugewendet werden mögen, damit das schön begonnene Werk sich immer gedeihlicher entwickeln könne. Wird dem Chorregenten aber von Seite des Publikums die ge­wünschte allseitige Unterstützung, dann dürfen wir gewärtigen, daß unsere Domkirchenmusikproduktionen den besten an die Seite gesetzt werden können. Unsere öitalnica aber, welche diesen ebenso tüchtigen als bescheidenen Musiker den ihrigen nennt, kann man zu dieser Akquisition nur beglückwünschen. 31.000 st. PnMargelder sind in Beträgen von mindestens 1000 fl. sogleich darzuleihen. Näheres in der Kanzlei des Dr. Iteliitseb in Laibach. 74—1. z 59—12. des i HeiMlMN'sches Haus nächst der Hradetzkybrücke. z Die schönsten und besten Xätme und I>nllälULll- oder 5 82Ußßebi88e ohne Haken und Klammern, das vorzüglichste, ! was die Zahntechnik zu leisten im Stande ist, weiden daselbst verfertigt und klowbiiMßeu in 6u1