Matter am Nrain. Beilage zur Laibacher Zeitung. H^IK. " Fünfter Jahrgang. _______3. August R8OR. Verlorener Glaube. (Nach dcm Slovcnischcn des F. Pre,^cru, uon ^. N.) Dimmlisch stralct noch Dein Blick Wie in vergangener Tagc GlUck; Die rothen Lippen, der Liebe Hort, Wie sie geblüht, so bliih'n sie fort; ' Der Mund, wie sonst, so fröhlich lacht, Sein süßes Wort übt gleiche Macht. Nicht bleichte DcincS Busens Schnee, Er ssläuzt so wonucrcich wie je. Dcincu Leib, Dein Fiißchcn, Deine Hand So reizend ich, wie immer, faud. Noch blieb dcr Schönheit Liebreiz Dir, Bestrickend alle Sinne mir. Doch kanu ich glauben nimmermehr An früherer Tage Wiederkehr. Des Glaubens heller Glorienschein, Umwcbt nicht mehr Dein Haupt so rein. Ihn nahm hinweg Ein Augenblick, Und nimmer kehrt er wieder zurück. Und lebte Deine Schönheu immer, Was sie mir war, wird sie mir nimmer. Als einer Gottheit opfert' ich Dir, Jetzt bist Du ein Geschöpf nur mir. (S ch l u ß.) HvV>ir war als träume ich. Waö sollte das bedeuten? ! — War ich denn plötzlich in e'inc Mörderhöhle versetzt?— ! Was wollten diese Menschen von mir? Was hatte ich ihnen ! gethan? — Waren das dieselben heiter», Franzosen von ! gestern Abend und heute Morgen? — Ja, es waren eben keine Franzosen, darin bestand mein ganzer Irrthum) cs wären Italiener, G:it — waö ging mich ihre Nationalitat > an? Hatte ich sie beleidigt? Mit keiner Sylbe. Vergebens ' »»alterte ich mich mit allen erdenkliche» Kreuz - und Quer- fragen ab, vergebens suchte ich den Schlüssel zu dem Räthsel, das mich, in diese verzweifelte Lage versetzt hatte. Dann, wenn ich im Sinnen ganz versunken war, glaubte ich wirklich, das Ganze sei ein Train», ein böser Alp — aber da waren die Stricke, die mir die Handgelenke zusammenschnürten, daß das Vlut daran festklebte. — Und ich war doch im „Weißen Roß" war in meinen, Schlafzimmer, und lag auf meinem eignen Bette, wie ich deutlich an der Umgebung erkannte. — Mau hatte mich also auf mein Zimmer gebracht und bewachte mich bei mir selbst. Doch wieder wurde ich zweifelhaft, denn meii' Koffer stand nicht an seinem Platz, er war verschwunden! — Sollten es-gemeine Diebe und Mörder scin, diese eleganten Herren? Waren es Wegelagerer der raffmirtesten Sorte? — Dieser Gedanke blieb lasten, denn ich fühlte an einem Druck wider meine Vrusttasche, daß mein Portefeuille, auch verschwunden war! — Sonderbar, weßhalb erschlugen sie mich denn nicht im Walde, wo sie mich gleich einscharren konnlen? Nein, nein, gemeine Näubcr konnten slc nicht sei»! —Endlich hörte ich Geräusch a„ der Kammerthür, uud ein anderer dcr vier Herren trat herein. Er sprach leise mit meinem Wächter, leise uud lange italienisch. Ich verstand kein Wort, doch sah ich, daß ihre Blicke häufig auf mir ruhten. Jetzt kameil auch die andern Vciden herein uud trugen meinen Koffer, den sie wieder an seinen Vlatz stellten, dann gab der Jüngste dem Acltesten meine Vricftasche mit dem Worte: »^ic'ülc;!« Ich bemerkte, daß sich die Mienen Aller üchtlich erhellten, und schöpfte wieder Hoffnung. — Sie sprachen nun mehr lebhaft miteinander, jedoch so leise, daß ich nicht ein Wort verstehen konnte, auch aus ihren Gcberden nichts mehr zu erkennen vermochte, weil es mittlerweile zu dunkeln be« gann. Etwa eine halbe Stunde konnte die Verachuug gewahrt haben, als ihuen der Entschluß gekommen schien, mich doch nicht ohne alle Umstände in die andere Welt zu befördern. Mau zündete Licht an, und während Einer im Wohnzimmer Wache hielt, steten die ander» Drei sich vor mein Vctt, und der Aeltestc begann das Verhör aufFranzösisch. „Tie sprechen Italienisch, mein Herr?" „Nein, nicht im Geringsten." „Sie sprachen vorhin Italienisch, habe» also auch unser Gespräch verstanden und wissen jctzt, wer wir stnd und was wir wollen." „Ich versichere Sie, mcine Hern-n, daß ich außer jcncn 122 Worten und einigen ander», die man in der Musik lernt, reine Sylbe Italienisch verstehe." „Das glauben wir Ihnen nicht, mein Herr." „Nun, ich gebe Ihnen mein Ebrenwort, daß ich nicht cine Ahnung von dem Inhalt Ihres Gespräches habe." „Ihr Ehrenwort?" ^ „Ja, mein Ehrenwort! Und sollte einer von Ihnen daran etwa zweifeln, so erkläre ich ihn hiermit für einen Schurken und bin bereit, mich sofort mit ihm zu schießen, sobald diese Stricke gelöst sind!" „Nicht so heftig, und etwas leiser, wenn's beliebt!" sagte der Inquisitor mit unheimlicher Ruhe. Nach einer langol Pause fuhr er dann im ernsten bestimmten Tone fort: „Dem sei nun, wie ihm luolle — uns gilt es für jetzt gleich. Jetzt haben wir Sie in unserer Gewalt; lösen wir ! aber Ihre Stricke, so haben Sie uns alle Vier in Ihrer ^ Gewalt, d. h. Sie können uns den Gerichten denuuzircn. Haben Sie etwas von unserem Gespräch verstanden, so wissen Sie, daß Ihre Denunziation uns dem Henker überliefert: haben Sie, wie Sie behaupten, nichts verstanden, so könnte! Ihre Denunziation unsere Plane durchkreuzen, vielleicht ver- ! citeln. Beides müssen wir verhüten, aus dem Prinzip der > Selbsterhaltung sowohl, wie aus dem der göttlichen Freiheit. ^ — Wir hadcn Ihre Sachen durchsucht, uud nichts gefunden, ! was unsern Verdacht wider Sie bestätigt hätte — wären ! Sie ein Polizcispion, so lebten Sie schon nicht mehr. Daß ^ Sie ein Deutscher sind, ist Ihr Glück; einem Franzosen ! würden wir nicht so viel Vertrauen schenken. — Wir wollen ! Sie also nicht todten — sondern nur unschädlich machen." z Er hielt inne und sah mich forschend an. Ich muß gestehen, daß mich ein leiser Schauer überschlich und daß ::ür das Herz plötzlich stockte, als er die letzten Worte sprach. ! Ich sah den Sprecher m banger Spannung an und suchte vergebens den Sinn der Worte „unschädlich machen!" Eno-iich fuhr er fort: „Sie müssen uns begleiten, bis wir in Sicherheit sind. So lange sind Sie unser Gefangener. Vcr» sprechen Sie bei Ihrer Ehre, stch willig unsern Anordnungen zu fügen, uud mit keinem Menschen ohne uusere Er-laubniß zu sprechen oder in Verbindung zu treten, so wollen wir ihre Fesseln lösen, und Ihre ganze Haft besteht in einer Ncise wider Willen in unserer Gesellschaft." IH athmele wieder auf und sah meine F«nde prüfend an. Ich glaubte mich dieser Pöuitenz doch vielleicht entziehen zu können und entgegncte ruhig: „Aber wenn ich Ihnen bei meiner Ehre schwöre, von d«n Vorgefallenen uicmals ein Wort zu erzählen!" „Keine Bedingungen, mein Herr! — Sie sind unser Ge-^ fangeuer, bis wir in Sicherheit sind; an Ihnen ist es allein, ub diese Gefangenschaft leicht oder beschwerlich sein soll." „Aber wohin führen Sie mich denn?" „Auch das bleibt vorläufig unser Geheimniß. Sind wir in Sicherheit, so mögen Sie erzählen was Sie wollen, wir legen Ihuen weiter keinen Zwang auf; also versprechen Sie's bci Ihrer Ehre?" „Nun denn, ich verspreche, mich Ihnen zu fügen — auf Ehrenwort!"--------- Kaum hatte ich mein Wort gegeben, so wurde ich von den unerträglichen Banden befreit, und der jüngste der vier Italicner, welcher auch das meiste Mitleid mit meiner Lage zu haben schien, war eifrig bemüht, mir die wunden Handgelenke mit Essenzen zu reiben. Man bestellte den Kellner, und ich hörte, wie demselben gesagt wurde, daß dem Patienten etwas wohler geworden sei. Das Souper wurde auf das Zimmer verlangt, und einige Flaschen Scharlachberger erbeten. Als Alles arrangirt war, holte man mich alis der Kammer und gab mir den Ehrenplatz im Sopha, so daß ich weder auf der einen noch auf dcr andern Ccite des Tisches vorbei konnte. Ich halte mich übrigens in mein Schicksal ergeben und hoffte, durch unbefangenes Wesen vielleicht wieder etwas Vertrauen zu gewinnen, um so wenigstens in Erfahrung zu bringen, wohin die Reise wieder Willen gehen werde. Dcßhalb scherzte ich während des Essens über mein Mißgeschick und daß die unschuldigen italienischen Brocken.- „l'urlntu ilulilwo?« einen ehrlichen Deutschen so ins Verderben zu bringen vermöchten. — Allein mein Humor wollte nicht verfangen, und obgleich ich mir im Scharlachberger Courage und leichten Sinn zu trinken vermeinte, so winde ich salbst doch immer mißmuthiger, dumpfer uud matter. Eine gewaltige Abspannung bemächtigte sich meiner, nur mit Anstrengung konnte ich die Augcn-liedcr noch aufhalten, uud ehe noch das Dessert herumgereicht wurde, sank ich zurück ui:d entschlummerte. -> Mein Schlaf war indeß nicht ruhig und von den sclt-samsten Träumen belebt. Bald war ich ein politischer Flücht» liug in den Handen der Polizei, die mich geknebelt fortführte; ich hörte dabei das Schelten mit dem Postillon, daö Klatschen der Peitsche und Rollen dcs Wagens. Dann wieder befand ich mich in der Gewalt der Italiener, die mich unschädlich machen wollten, um mir meine Braut zu entführe::. Sie hatten mich auf ein Schiff gebracht, und ich fühlte ganz deutlich das Schwanken und Rauschen der Wogen. Und das Wasser wurde immer unruhiger, die Wogen schlugen gegen die Planken, und ich sah, wie Alle cutsetzt davon liefen; ich wollte auch fort, aber da war ich gefesselt an Händen und Füßen. Das Wasser stieg immer höher, und immer lauter heulte und tobte dcr Wind. Schon schwamm Alles rings umher, schon durchrieselte mich eisige Feuchte, ich war verloren — da erscholl der schrille Pfiff des Hochbootsmaunes, und ich befand mich — auf der Eiseubahu. Deutlich hörte ich das Rasseln und Schnauben der Maschine, hörte, wie die Coupöthüren auf und zuklappten, und fühlte, wie der Zug mit Windeseile > dahinbraustc. Immer schneller, immer heftiger wurde die ^ Bewegung, uut Angst in Blick und Miene klammerten sich ! die Italiener an den Wänden deö Coupes, immer vehcmen-^ ter raste der Hrnin dahin, der Athem stockte, Veizweiflung ! ergriff meine Begleiter — cu: Sprung, und sie waren vcr» ! fchwundcn, gerettet! und ich lag da, festgcknebclt, uubeweg' ^ lich. Dcr kalte Schweiß rann mir über die Stirn, ich zerrte 123 UN mciuen Banden mit der höchste!! Muskelanspannung — vergeblich! Und jetzt hatte die rasende Schnelligkeit des Zuges den höchsten Gipfel erreicht — jetzt sprang die Maschine aus dem Geleise — ich fühlte cinen furchtbaren Nuck dnrch alle Glieder — der Zug stürbe den hohen Damm hinnntcr — ein furchtbares Krachen, und ich war erwacht! — Eine Weile starrte ich gedankenlos umher, dann strich ich mit der Hand über die Stirn und fühlte die kalten Angsttropfen auf derselben. Ich richtete mich auf, aber ein schwerer, dumpfer Druck an den Schläfen drückte mich wieder nieder. Ich befand mich im Bett und in cin^il ganz fremden Zimmer. Nach einige» fruchtlosen Versuchen gelang es mir, den stechenden, schweren Kopfschmerz zu überwinden und mich ! umzusehen. Da lagen meine Kleider und mein Kosfer stand in einer Ecke. Auf dem Nachttisch stand Medizin und eine Schelle. Sofort klingelte ich und ein Kellner trat eilig herein, sich auf französisch nach meinem Befehl zu erkundigen. Ich sah den Mann verdutzt an, sammelte'meine Erinnerung in aller Eile mit grosier Anstrengung lind k.lin endlich wieder auf meine Italiener zurück. — Nach einigen Fragen erfuhr ich denn, daß ich mich in Ostendc im Hotel befand und dasi mich meine angeblichen Freunde hier krank zurückgelassen haben; das Fieber sei nicht gefährlich, wahrscheinlich nur eine Folge zu großer Aufregung. Hierauf haben meine Freunde ihre Neise mit dem nächsten Postoampfer u^ch Lonoou fortgesetzt und für mich einen Brief zurückgelassen. Ich erbrach hastig da« Billet; es war französisch geschrieben und enthielt die wenigen Worte: „Mit den auf-' richtigsten Wünschen für Ihre Wiederherstellung ein ewiges Lebewohl! Die Bekannten aus dem weißen Noß," ! Da lag ich nun mit meinen verworrenen Erinnerungen i:nd starrte auf das Blalt, als sei es das Antlitz des uncr- ^ forschlichen Sphyu,r. Daß ich geknebelt gewesen war, sah ich noch an meinen Handgelenken, und daß ich in Ostende war, versicherte der Kellner. lind zwischen jenem Abend in Vingen und diesem Morgen in Ostende lag nur ein Tag. Wie konnte ich aber schlafend, circa 60 Stunden schlafend, hierher gelangt sein? War denn der Traum von Vost, Schiff und Eisenbahn kein Traum gewesen? — Ich fuhr mit der Hand nach der Stirn — der dumpfe, schwere Druck wich nach und nach mehr. Ich stand auf lind »nachte einige Gänge im Zimmer auf und nieder. Der Kopfschmerz nahm merkbar ab, ,und nur etwas Mattigkeit lag mir in den Gliedern. > Der Arzt kam zur Visite und meinte, es sei Gastricismus; ich aber dachte an den Wein im „Weißen Roß" liud meinte, es sei Morphium. Die Ueberzeugung, in Ostcnde zu sein, stimmte mich jedoch durchaus fröhlich, und gegen Abend wanderte ich hinaus zu den« Pavillons am großen Damm und vergaß daselbst im Licbcc'gcflüster mit meiner goldlockigen Vraut sehr bald die Liebe im T-raum. ' NaH einigen Monaten sielen vor der großen Oper in ! Paris die vernichtende» Vombcn, die dein Kaiser Napoleon galten: als die Namen Orsini, Pianori n. s. w. durch die Blatter liefen, kamen sie mir scl.'r bekannt vor. Mir war's als hätte ich dieselben schon zusammen aussprcchen hören. Ich mußte sie im halbwachen Traume auf meiner sonderbaren Ncise nach Ostende gehört haben. Waren das die Geheimnisse der vier Herren? Wer weiß? llnlalc? üulinno? K. . Dilder aus der Heimat, l. Tittich. (Fortsetzung.) Durch eine geräumige Eingangspforte, mit Hirschgeweih geziert, ober welcher das Wappen des Stiftes, der Vogel, (s)8l'ltucu8), betreten wir einen weiten Hof, den die Klosterflügel und die Kirche begrenzen. An dieser fällt uns die seltsame Stellung des Thurmes auf, fast in der Mitte des Baues. An Größe übertrifft sie unsere Kathedrale von St. Nikolaus. Freilich haben wir nicht die alte Kirche vor uns. Diese ward 1l!>6 eingeweiht (vollendet in diesem Jahre nach der gewöhnlichen Meinung am 8., nach Urkunden am 23. Juli), 1622 wurde die jetzige Kirche vom Abt Jakob III. sNein» precht) dem 39. in der Neihe, nel: aufgebaut, wie die'In« schrift am Eingang besagt, mit 14 Altären, den Hauptaltar inbegriffen; 1623 wurden die Glocken im Thurm aiifgerich» ! tet und ließ sich der Abt eine Krypte auf dem Chor, ;wi-> schen den beiden Orgeln, anlegen. 1623 geschah die Einweihung durch Rainald v. Scarlichi, Bischof von Trieft,' später von Laibach. Schmucklos sind die Altäre, die Statuen, in kleinem Maßstab aus geringem Material und ohne Kunst» werth, zerbröckeln; ein altes Gemälde, in welchem der Meister so recht cittfältig einen schönen goldgelben dämmernden Heiligenschein malte, hat die bessere Einsicht unserer Tage sehr zweckmäßig durch hellgelbe Nebcrmalung verschönert; Hochaltar und Presbyterium sind erhöht, mit zwei Seitenaltärcn i vom Schiff geschieden; den Chor zieren dreißig schön ge-! schnitzte Stühle; zahlreiche Denksteine der Aebte bewahrt die Kirchenmauer, wohlcrhalten durch ihr unverwüstliches Material, rother Sandstein. Begraben liegen hier: Mainhard, Markgraf von Krainburg und sein Gemal Kunignnde; Heinrich, Markgraf von Istricn und Sophie, seine Gemalin, die das Stift durch Schenkungen bereicherten; Virida (Viridis) voi» Mailand (7 1424), auf der Evangclienscite des Hochaltars; Pankraz v. Aucrspcrg (7 1489), Winther und Gisela von Wcirelburg, Hermann Räuber (1493), Karl von Mittcr-burg, Georg von Scherfenberg, Sigmnnd von Villandcrs, Greif von Naitenberg, Pabo von Maichan, Ulrich von Gallenberg, Nudger von Eibeneg, Dietmar von Kading nnd viele Andere. Eine neue Gruft legte 1670 Abt Marimilian an. Die größere Orgel im Chor stellte 1647 Abt Johann VI. her. Vom Thurme finden wir, daß ihn Abt Ludwig (1680) auS dem Verfall herstellen ließ. Von dessen Glocken erzählt uns der Chronist, daß sie 1699 sprangen, wie er offenherzig gesteht, von zu vielem Wetterläüten. In einer Seitenkammer der Sakristei schen wir noch von der Auslösung des Klosters her wirr umhcrgestrcut Neliquienkästchen, verblichenen Vlumen-zierrath und moderndes Gera'the. Da ist ein Stück vom Mantel des h. Bernhard, nach der gewöhnlichen Angabe (nach der des Chronisten »rar kein solcher da, sondern von ! der Jungfrau Maria) von dem frommer Sinn schon man-» ches Stück abgetrennt. Sinnig ist doch die katholische Re-liquicnvcrchrling, die das Audenken der Heiligen sinnlich fortpflanzt, und in ihrren morschen Gewändern uns gleichsam 124 die Trophäen der Streiter Christi zeigt. — Wir verlassen ! daS unter dem Tritt der einsamen Wanderer niederhaltende Gotteshaus und vertiefen unö in die weiten Gänge des Klosters. Welche Stürme sind über diesen Van dahingerauscht, ! und noch steht er unzerstörbar, wenn auch verfallend und erschreckend in der Ocde der ehemals von fröhlicher Gast> lichkeit belebten Räume! Friedlich wuchs und gedieh das Stift i,i den drei ersten Jahrhunderten seines Bestehens, reich ^ bedacht von fürstlichen Wohlthätern und einheimischen Adels» geschlechtern. Obenan stehen die Markgrafen Istriens, die ! Herzoge von Oesterreich, insonderheit die mailändische V iridis, ! Gemalin Leopolds, der (1386) bei Sempach den Eidgenossen ! erlag, und den fte (bis 1424) überlebte. Sie brachte ihre letzten Lebensjahre nahe bei Sittich, bei der Kirche des h. ! Lambcrt, in einem Orte, genannt Pristavica, zn und wählte ! zur Grabstätte das Kloster. 1369 schenkte Herzog Albelt ! dem Stifte die Fischerei in ganz Kram und der windischen Mark. Das Allod Kaltenfeld schenkten die Brüder Mein-hard uud Albert von Schwarzcnburg (aus Istrien) auf dem Kreu;zuge nach Jerusalem. Und so folgen alle die alten und langst erloschenen Namen mit Beweisen ihres frommen ! Sinnes. ! Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts brach den i stillen Gottesfrieden des Stiftes und 1476 finden wir die ^ erste Türkcnuerhecrung aufgezeichnet unter Abt Udalrich. ! Achmct Vassa war es, der am St. Markustage, als in der ^ Kirche von Mulau, kaum tausend Schritte vom Stift, viele ^ Andächtige versammelt waren, sie überfiel, 420t) theils ! niedermetzelte, theils wegschleppte und das Kloster einäscherte, ^ welches durch Abt Oswald (1482) wieder aus der Asche ! erstand. In diesem Jahrhundert war der Trübsal ein Ende, !-obwohl noch 1484 17.000 türkische Reiter bis St. Veit streiften, denen aber am Flusse Unaz die tapfern Grafen Oereb und Frangepan die Beute abjagten. 1528 ergoß sich der verheerende Zug wieder über Kram; von der Kulpa, ^ unterhalb Kostet, drangen die Hecrhaufen gegen Gottschee, ! Reifuiz, Orteucgg, Aueröperg, bis Laibach; auf dem Rück' ! zuge verwüsteten sie Weirelburg lind Sittich. 1629 wieder- i holte sich der Anfall, dem die Brüder, tapfer kämpfend, hin. ! ter den schützenden Mauern widerstanden, aber endlich doch unter» lagen. Kloster und Veste fielen in Staub. Bauernaufstand (1616 ^ —1633) und das eindringende Lnthcrthum forderten die ^ Thatkraft der Klosterbrüder heraus. Abt Jakob III. (1604 ^ von Laudstraß nach Sittich berufen) war ein vorzüglicher ! Kämpfer gegen das Lutherthum an der Seite Thomas Chröns, des berühmten Laibacher Bischofs. Der Clironist sagt uns, ! daß erst 1623 Kram wieder ganz katholisch war. Kommen wir wieder auf die Baugeschichte des Klosters ! - zurück, so finden wir die ältesten Neste, vielleicht noch von ! den Ruinen her erhalten und bei dem neuen Baue benutzt, in einem Kreuzgangc altgothischcr Struktur, thcilweise vermauert. 1264 wurde die St. Pauls>Kapelle an der „Pforte i der Weltlichen" (das oben beschriebene Thor war für die ! Religiösen) eingeweiht. 1718 ward sie nach dem Chronisten ! zerstört. Hier, lvo jetzt eine offene Halle, finden wir noch , Ueberreste von Vasreliefs ans Gyps, auf Holz aufgetragen, > die Leidensgeschichte Christi darstellend. (5s ft»d wohl die nämlichen, von denen uns der Chronist erzählt, daß sie Abt Jakob Hl. 1626 ausführen ließ, wie er auch das Haupt« ! thor der Religiösen mit den Wappen sämmtlicher Provinzen > und Klöster deö Ordens schmückte. Das geräumige Nefek« ! torium im Erdgeschoß zeigt Spuren der alten Pracht in seiner, mit erhabener Arbeit in Gyps verzierten Decke, welche der Abt Anton (von Gallen fels) 1704 bersiellen ließ und ^ ! die er auch mit Malereien vom Tiroler Ferdinand Steiner (gebürtig von Straß) schmücken ließ, demselben, der das Vildniß von Herzog Leopold und Viridis, fttzt in der ! Bibliothek, malte. Es gab ein Winter- und ein Sommer« Refektorium. In der alten Küche sehen wir noch ein wohlerhaltenes Marmorbecken. Die Wohnung der Aebte war von dem Konvent abgesondert und wurde von vielen Aebten uer-^ schönert und erweitert. Der 36. Abt, Wolfgang Neff (1660 von Landstraß nach Sittich berufen, selbst Architekt, baute ^ die sogenannte neue Pralatur und ließ sie mit Gemälden ! ausschmücken. 1606 war die neue Abtei mit der Kapelle ! und dem Archiv volleudet, unter Abt Jakob III. (Neinprecht). Laurenz II., der 38. Abt zur Zeit Bischofs Thomas Chrön, ! legte denjenigen Theil der neuen Abtei an, den man das ! Vischofszimmer nannte und der zur Aufnahme hoher Gäste ! bestimmt war. 1633 wurde das Winter-Refektorium gebaut. 1663 ein neues Gastzimmer vom Abt Johann. Der prachtliebende Abt Anton (1704) restaurirte die Abtei und stellte neue Gastzimmer der. Großartige Gastfreundschaft wurde da geübt. 1707 erwähnt unser Chronist einen Besuch des Bischofs, ! von Vriren, Kaspar Ignaz Grafen von Künigl, welcher dem ! Konvente sein Bildniß znm Geschenk machte. Von frühern i vornehmen Gästen zählt er uns auf: den Herzog von Croy, ! Fürst Porcia, Fürsten Karl und Ferdinand Auersperg, Fürst ! (5'ggcnbcrg, Bischof Christos Graf Herberstein, von Laibach, --^ Graf Guido von Etarhcmberg, die Grafen Erdödy, Csterhazy, Nadaödy uud viele Andere. ^ (Schluß folgt.) Eine historische Anekdote. Das Wochenblatt des Iohanniterordenö „Valley Brandenburg" theilt folgende seltsame Geschichte mit: „Nach der Thronbesteigung König Friedrich Wilhelms IV., und zwar am Tage der Huldiguug in Berlin 1840, legte der Monarch zum ersten Male ein Paar Generalscpauletten an, welche die Gold- und Eilbermanufaklur von Hensel uud Schumann geliefert hatte. ^ Nacht achtjährigem Gebrauche waren diese Epauletten schad- ^ haft geworden und sollten ausrangirt werden, gingen somit, wie hergebracht, in den Besitz der dienstthuenden Kammer- ! diener über. Cs geschah dieß 1649 in den Tagen, wo das Eintreffen der Frankfuiter Deputation erwartet wurde. Beim Zertrennen der Silberborden und Bouillons findet der erste Kammerdiener des Königs, Tiedke, jetzt Garderobe-Intendant, unter dem Spiegel beider Epauletten ein Blatt starken Kartonpapiers, auf welchem gleichlautend die Worte stehen.' „Den ! 12. Juni 1840, der erste Schmuck >oon einer deutschen Hand. Er werde dir zur deutschen Kaiserkrone. Ernestine Gärtner." Der Fund machte bei den Augenzeugen einen nm so tieferen Eindruck, als in Frankfurt a. M. die Wahl des Königs zum Kaiser von Deutschland eben stattgefunden hatte und die Depu-tatioil bereits untern,>egs war. Es wurden sofort Nachfor» schungen angestellt, wer diese Epauletten gefertigt nnd es ergab sich, daß ein junges Mädchen, eine Arbeiterin der Heusel und Schumann'schen Fabrik, eben jene Ernesiine Gärtner, sie genäht, also auch allein je»e Kartons unter den Silberbordcn verborgen habe» konnte. Jede Auskunft über die Motive'zu dieser seltsamen Huldigung wurde jedoch unmöglich, da die Näherin unterdessen gestorben war. Die Kartons mit jener Inschrift sind übrigens noch vorhanden und befinden sich im Besitze des Tiedke."__________ ___