Nvo. 102. Freytag den 23. Chnstm/1791. Inländische Nachrichten. N)ien den 17. (lhristm. Se. k. k. Mai. haben den bisherigen Gouverneur von Fiume, Grafen von Szapan,, zum obersten Hofmeister Sr. ss. H. des Erzherzogs Palatinus zu ernennen, und das Gonvernement von Fiume dem blshmgm Hofrathe der königl. ungarischen Hofkal^-ley, Alex v. Pastory , zu verleihen ge-^/h'f. _ Se. k. k. Maj. hübcn bey Gelegenheit d«>r glücklichen Entbindung ^. K H. der Frau Er Herzogin Maria The« llsia, durch den Qwdinfwr dl>s hl?hgln Armcninstituts, 4^0 Gulden unter wahre, und besonders nothleidende Arme auf Holz und andere Winterbcdürfnisse austheilen las^u. — Se. k. k- Maj. haben allerqna-diast qeruhet, das Damenstift zu Hall w Tyrol mit l2neucn Präbenden zu v?rmch-rm, und haben zugleich festgesetzt . daß die Hal-te der Haller Stislsprabenden, stäts nur an Tyrolische Landeskinder ver- lielen werden soll. — Zu den neuen 12" Pl<^?n, habm I. Maj.'die Kailerin, ver« möge des an Allerhöcksidieselbe übsNrage» nen Bknennungsiechtes, folgende Fnnllejn ernannt: 1) B.aria Anna Gräfin v. La-dron; 2) Iosepha Gr. v. Särentheun; 3) Antonia Freyinn v. Taxis; 4) 3io-sina v. Brunner; 5) Ioftpha v.Lanser; 6) Maria Anna Grasin v. Mohr; 7) Maria V agdalcna Gr. v. Spauer ; 8) Theresia v. Strobl, 9) Philippina Freyinn v. Sternbach ; >Q) Crescentia Freyinn v. Taxis; 1,) Ioftpha Gr. v. Trapp; und 12) N. Gräfin v. Pötting. — Von den noch frenen Imscn dcs Damenstistsfundus, haben Se. k. k. Maj. eine neue Prä-bende von 420 Gulden herzustellen, und solche aus eigenem Antriebe, der Tochter des Slaalsrachs, Frercherrn v. Eger, da solcber Tyrolischer Landmann ist, in der gnädigsten Rücksicht zu verleihen geruhet. baß dieser / ( wie sich Se. Maj. in dem darüber an den obersten Hofkanzler erlassenen Kabinetsschreiben ausdrucken) um den Staat so wohl verdiente Mann, den Hof niemals weder für sich, noch für die Seinigen mit irgend einer Bitte belästiget hat, und Se. Maj. ihm die Freude machen wollen, auch noch bey seinen Lebzeiten , seine Tochter versorgt zu wissen. Den 7. dieses, ereignete sich allhier «ine Geschichte, vor welcher die Menschheit schaudert. Ein Kanzelist bey der obersten Iustizstelle gerieth auf einmal in tine besondere Narrheit von einem so hohen Grade, daß er nach zugeschlossener Thür, mit einem Barbiermesser in der Hand, seiner jungen rechtschaffenen, z.im zweytenmale in der Hoffnung befindlichen Frau das unaufhörliche Ansinnen machte, daß es nöthig sey, daß sie ihre Tr^ue gegen ihn versiegele. Zumuthung und V)ll« zichung folgte schnell auf einander. Nn-ter vielen Betheurungen von ihrer Unschuld, hatte die unglückliche über eine halbe Stunde mit dem Mörder zu ringen, die Fenster einzuschlagen , und um Hülfe zu rufen. Der Wütterich, der ihr immer nacheilt, versetzte ihr einen Schnitt um den andern, bis endlich doch die Thür mit Hacken «ingeschlagen wurde. In diesem Augenblicke ließ er von seinem Schlachtopfer ab, und schnitt sich selbst die Kchle ab , daß er todt zur Erde stürzte. Die in der ganzen Wohnung sichtbare Gremlscene übertrifft alle Beschreibung - die Wände, die Gerath-schaften und die Küche waren voll Blut, und nur schnelle Hilfe konnte die gänzliche Verblutung der so grausam mißhandelten Person noch hind-rn. Ungeachtet der 15 Wunden / die sie hat , lebt sie tvenigstms heute noch; ja, es ist Hoffnung, sie vielleicht noch zu retten. Man kaun sagen, daß die ganze Stadt an diee sem Unglücke den lebhaftesten Antheil nimt. Selbst Ihre Majestät die Kaiserin, nebst vielen Damen, lassen sich täglich nach dem Beftnden dieses bedauernswürdigen Schlachtopfers erkundigen, nebst Versicherung ihres thätigen Beystandes in allem , was zu ihrer Linderung etwas beytragen könnte. Se. Maj. haben den Hrn. Hauptmann Matthieu von Belgioso zum Platzmajor zu Mantua zu ernennen geruhet.— Der k. k. Rath und geweste Polizeydirek-tor in Pest Hr. Franz v. Gotthardi ist bey der Hofschauspieler Direktion als Rath, Hr. Joseph Almassy gewester Polizeykom-missar in Pest , aber eben daselbst als Sekretär mit jahrlichen 1200 st. ernannt worden. — Ferner haben Se. Maj. dem Kassa Kanzelisien von Reissenstein allhier die erledigte Stelle eines Kontumaz Direktor zu Vrood ertheilt. — Se. Maj. der Kaiser haben zu emschliessen geruht, daß alle Jahr ein Rath der Oberstenju-stizstelle die Kerker besichtigen, die Klagen der Gefangenen abhören, und hievon Bericht abstatten solle. Prag den 6. Chrisim. Der neulich in Hunitz 7 bey dem dasigen Holzhändler Johann Bruzda verübre betrachtliche Dieb-stahl wurde sogleich bey dem Taborer Kreis« hauptmann, Ritter von Streeruwitz, immer aufmerksam auf alle verdachtige Personen, und bereitwillig , den gerechten Klagen der Einwohner abzuhelfen , versäumte gar keine Zeit, den angränzendeu Kreisämtern die schleunigste Anzeige von diesem Vorfalle zu machen, und zugleich in seinem Kreise in der Nacht auf den 27. Winterm. in der Slille eine allgemeine Un« tersuchung auszuschreiben. Der Erfolg entsprach der Erwartung Es wurden bey dieser allgemeinen Vlsicazion nicht nur ver- ch iebene.mit keinen Passen versehene Vagabunden betrttten, die man, da sie sonst keinen Verdacht auf sich hatten, durch den Schub weiter beförderte; sondern man entdeckte auch einige wirkliche Theilnehmer an jenem ansehnlichen Raube. Diese wurden eingezogen, und an die Tabo.er und Budweiser Kriminalgerichte abgeliefert, so daß man Hoffnung hat, daß ganze Kom-plot jenes an sich selbst und wegen seiner Folgen bedenklichen Diebstahls zu entdecken. Eine Thatsache, welche dem unermüdeten Eifer des k. Taborer Kreishauptmanns, so wie der thatigen Mitwirkung der Wlrth-schaftsamter und Magistrate eben so viel Ehre macht, als sich das Publikum gegen alle Besorgnisse eines weitern Unfugs dieser Räuberbande beruhigen kann. Riagenfurt den lo. (lhristm. Da Seine Excellenz der Herr Präsident, Graf von Wellsperg, gleich bey Ihrer Ankunft die gemessensten Befehle wegen Cinfithrung der Wohlfeilkeit aller Lebensmittel, welche bereits in diesen Gegenden den höchsten Gipfel erreichen, ertheilet haben / so wurden Hochdieselbe von allen Bewohnern Kani-te:is gesegnet, und für immer als ihr Vater gehalten und gewimschet. Als man mm zum allgemeinen Troste sah, baß dem Uibel der Teurung nach und nach ganz sicher abgeholfen worden wäre — so kam den 7. d. eine Stafett an, welche den allgemein geliebten Präsidenten von hier ab , und nach Steyermark als Gouverneur berief. Dkse Stafete verursachet ein allgemeines Trauern, und eine sichtbare Verlegenheit, weil zeder Unterthan ganz getrost die Ge- , rechtigkeit, und jeder rechtschaffene Beamte Beförderung hosen konnte. Schon der kür', Befi; dieses grossen Edeln laßt unsrer Prov nz unvergängliche Denkmale Sei-nes wohlthätigen Daseyns zurück; Er hat ! sich tausend ScqmswüM^e^rWet? — Cm Neuer Beweis, wie sehr sich Se. Exzellenz die Unterbringung b,r Bezirkssteller-el'nnchmer angelegen seyn lassen, ist, daß Sie unterm i. d. neuerdings den Ignaz Edlen v. Nosenfeld bey dem Vlllacher Kreis-amll als Kanzelisten anstellten. — Nicht mindn' würdigten Se. Exzellenz auch das Schulwesen Ihrer Aufmerksamkeit , daher Sie unterm i. d. den Franz Lukas Manr, Direktor und Praparandenlehrer ander k. k. Hauptmusterschule zu Villach, als Amtspraktikanten bey dem k. k. Krcisanite Villach in der Absicht anstellten , damit er sich in den — vow Lehramte übrigen Stunden / auch die Amtsgeschafte eigen machen, und zur Stelle eines Kreiskommissars im Schulfache bilden könne. Brüssel den 9. (lhristm. Die Stände von Brabant ließen am 27. Wintermv Morgens ,. an das Fiskalamr des souve-rainen' Vlathes eine Vorstellung gelangen, worin sie endlich die so lange bestrittene Gesetzlichkeit des Rachs förmlich anerkannten. Der Rath von Brabam vfsslMMiel-te sich des Abends um 7 Uhr, und erließ das Urtheil / daß von der Protestauött' der Stande, weil diese das Original scholl aus den Registern weggeschaft hatten, eine authentische Abschrift verfertigt, selbige in die Register eingetragen und hernach Mlt aller Förmlichkeit, als wenn cs das Original selbst wäre / ausgestrichen werden soll. Die völlige Vollziehung dieses Urtheils ist sodann am 28. mit allen Förmlichkeiten vor sich gegangen. Ausländische Nachrichten. Deutschland. Koblenz den l. Christm. Private brieft / die mit der mulst?« EnMHm Post aus Lissabon eingegangen sind, enthalten die umständliche Nachricht , daß der Markgraf von Anspach am 30. Wein-lnonats daselbst mit der Wittwe des Lord Craven, Schwester des Grafen Bcrke>ey, -Vermahlt worden ist. Der Englische Gastliche Hill, hat die Trauung verrichtet. Der Römischfaiserliche, Rußischkaiserliche, Neapolitanische, und Hollandische Gesandte, auch alle in Lissabon anwesenden Englischen Standespersonen haben der Trauung als Zeugen beygewohnt, und der Englische Kapitän Dorset, hat nach Englischer Sitte, den Vater dabey gemacht. Nach der Trauung ist in dem Hotel des Preußischen Gesandten, Grafen Rode , welches der Markgraf bewohnt, grosse Tafel gewesen. Der Markgraf war im Begriff / mit seiner neuen Gemahlin nach London zu reisen. Aus Strsßburg wird geschrieben, baß der französische (Vretnkoni,no»,b<5nt, General Lukner, schon Anstalten mache mit einer Armee von 92022 Franzosen in die Landereien jener Reichsfürsten einzubrechen, welche die französischen Emigranten unttrstüzen- — Aus Frankfurt wird zu gleicher Zeit berichtet, daß auch die Emigranten sich schon gefaßt machen, ihren feindlichen Brüden, ans Frankreich, entgegen zu ziehen. — In Paris fan« gen die Nekereien zwischen den Aristokraten und Patrioten wieder an gefährlich m W rden. — Das Manifest de? französischen Prinzen gegen die Nationalversammlung soll schon aus Hoblenz mittels Kur-rier^n an alle Höft von Europa abgegangen seyn. Rreslau ben z. Chrisim. Den 2s. Wintermonats ist der König von Preussen von Potsdam nach Vilitz abgegangen, um sich in der dortigen Forst mit einer großen Jagd zu belustigen , kly welcher auch Se. Churflustliche Durchlaucht 60N Sachse?:, welch? Abends zuvor in Zinns übernachtet haben , eingetroffen "sind. Man vermuthet, daß diese hohe H'zsam-menkunft die pohlnischcil Angelegenheiten zum Gegenstand habe. — Es scheint nunmehr zuverlaßig zu seyn , daß der König von Schweden einiqe Unttrnchmungen zum Besten der französischen Printen unternehmen wird, welches auch daraus m erhellen scheint, daß keinem Militär? Urlaub gegeben wird. — Der Churfürst von Bayern hat unterm io. Mintermo-nats einen Generalpardon auf 12. Monate für sämmtliche aus Churpfalzbayri« schen Diensten desertirle Soldaten ergehen lassen. — Zwischen dem kaiserlichen Hofe und den Generalsiaaten ist eine Allianz dem Schlüsse nahe. Deswegen haben auch die Herren van der Noot und van Eupen Holland verlassen. Wird alle Dienst-und Frevtaqe nachmittaas um 4. Mr auf dem Platze Nro. 183. in der von Klemmaycrschen Buchhandlung ausgegeben.