DIE KULTURELLE UND CHRONOLOGISCHE EINORDNUNG DES NEO- UND ÄNEOLITHIKUMS IN KÄRNTEN WALTER MODRIJAN L a n d e sm u se u m Joa n n eu m , G ra z Wir haben bekanntlich Grund zur Annahme, daß sich in Mittelmeer-Asien die älteste B auernkultur aus den späteiszeitlichen und früh-nacheiszeitlichen Übergangskulturen entwickelt hat. Und da man trotz der Priorität des Nahen Ostens und m ancher Abhängikeit von dort mit der Auffassung sympathisiert, daß K ulturlandschaften wesentlich durch selbständige Veränderungen inner­ halb ihrer Bereiche m itgeprägt werden, ist jeder Nachweis mesolithischer Spuren erwünscht. Allerdings w ären gut vorbereitete Ausgrabungen eine Vor­ bedingung, weil Zufallsaufschlüsse meist wenig attraktiv sind. Wenn m an nun an die frühe B auernkultur und dam it an das Neolithikum in Kärnten denkt, sollte man sich der Vollständigkeit wegen doch an einen zwar nicht gerade spektakulären und heute fast vergessenen Zufallsfund bei M illstatt erinnern, weil er interessante Ausblicke eröffnet, obwohl er durch seine im Sinne unserer fachlichen Ansprüche nicht kontrollierte Bergung einen Schönheitsfehler aufweist (A rch a eo lo g ia A u stria c a 4 [1949] 74:,F. Brandt- ner, Das Niedermoor von Sappl, Kärnten): Bei der Entwässerung und Kultivierung des 800 m hoch am Fuße der M illstätter Alpen gelegenen Niedermoors von Sappl fand man in 1,3 m Tiefe knapp unter der Basis des Torfes einen 11 cm langen Feuerstein­ abschlag aus ortsfremdem Gestein —• petrographische Kenner schließen nicht aus, daß es der in den Karawanken und Julischen Alpen vorkomm­ ende Feuerstein ist — der zw ar typologisch nicht charakteristisch, aber das P rodukt gekonnter Schlagtechnik ist. Ein zugehöriger Siedlungsplatz konnte nicht festgestellt werden und es scheint, daß der Zufallsfund auch nur zufällig einst hierhergekommen ist. Daß die Fundlage knapp unter der Basis des Torfes, die ja nicht kontrolliert werden konnte, sondern nur nach den Angaben des Finders angenommen werden muß, stimmen kann, geht aus der Untersuchung des Fundstückes hervor, das keine Spu­ ren durch Huminsäuren zeigt, was beim längeren Liegen im Torf unver­ meidlich wäre. Wenn man nun die pollenanalytischen Aufschlüsse, die man gewonnen hat, in die Betrachtungen miteinschließt, ist der Fund von grundsätzlicher Bedeutung fü r die Datierung. U nter der Voraussetzung, daß die Fundangaben stimmen, müßte er an die Grenze zwischen Mesolithikum und Neolithikum gesetzt werden, und zwar in eine ausgeprägte W ärmeperiode der Nacheiszeit um 4500 v. Ch. Es ist be­ kannt, daß bisher in K ärnten dafür keine A nhaltspunkte gegeben sind und dadurch selbstverständlich auch m it diesem Fundergebnis kein endgültiger Hinweis auf die frühe Geschichte der bäuerlichen Besiedlung Kärntens. Der Ackerbau m üßte in nicht m ehr als 1 Kilom eter Entfernung vom Fundort Sappl angenommen werden, weil wegen des beschränkten Flugvermögens der Getreidepollen diese nicht in so großen Prozentsätzen auftreten könnten, wie es hier der F all war. Für eine menschliche Ansiedlung in der Nähe würden auch Pflanzen, wie die kleine Brennessel sprechen. Darnach wäre zumindest um 3000 v. Chr. schon m it planm äßigen Ackerbau in K ärnten zu rechnen und der Fund w äre fü r die gesamte Urgeschichtsforschung in M itteleuropa von Bedeutung. Doch w ir müssen in unserem heutigen Referat sozusagen zur »Wirklich­ keit« zurück, die besagt, daß K ärnten m it dem übrigen südlichen und süd­ östlichen Österreich das Schicksal teilt, daß das Neolithikum und das Äneo- lithikum zu jenen urgeschichtlichen Forschungsbereichen gehören, in denen bisher das meiste dem Zufall überlassen wurde, der bekanntlich ein recht unsicherer Regiseur ist. Und da seit dem 1954 erschienenem Buche von Ri­ chard Pittioni über die U rg esch ich te d e s ö ste rre ic h isc h e n R a u m e s nicht wesent­ lich Neues auf gedeckt oder "geschrieben wurde, wollen w ir uns im allgemeinen — ■ um keine V erw irrung zu stiften — an den dort abgesteckten Rahmen halten. Selbstverständlich haben dabei auch H erleitungsfragen keine Rolle zu spielen, umso weniger, als die donauländische Welt, deren spätere Phasen für das V ordringen neolithischen K ulturgutes nach K ärnten entscheidend zu sein scheinen, eine verhältnism äßig klare Einheit zeigt, sodaß sie ihrem ge­ sam ten Inhalt nach nicht einfach aus einem anderen K ulturgebiet übernommen worden sein kann und somit auch nicht der Ausdruck bäuerlicher W irtschafts­ führung aus einem außereuropäischen Zentrum sein könnte. Unser meist aus Zufallsaufschlüssen stammendes M aterial hat einen Quellenwert, der lediglich für die Fundstatistik oder bestenfalls für die allgemeine Siedlungskunde aus­ reicht. Wir wissen, daß w ir in A nbetracht der Bedeutung des Neolithikums für die Urgeschichtsforschung und der Bemühungen unserer Nachbarn darum sehr im Rückstand sind, dürfen aber diesen bedauerlichen Zustand nicht ver­ schweigen! Da es gemäß dem bisherigen Forschungsstand weder in der Steiermark, noch in K ärnten linearkeram ische Funde gibt und die ihrerseits vom Süd­ osten abhängige bemaltkeramische oder Theiß-K ultur in der »mährisch-nieder- österreichischen-burgenländischen Gruppe« als Ausgangsbasis für die Beur­ teilung des steirisch-kärntnerischen Neolithikums genommen wird, wollen wir mit dem 776 m hohen Kanzianberg südlich von Villach am Fuße der K ara­ wanken nahe der Ortschaft Mallestig beginnen, obgleich er in der Mitte Kärntens und nicht an der Ostgrenze liegt, weil die Unsicherheit in der Beurteilung des südösterreichischen Neolithikums zur Herausstellung des »Ty­ pus Kanzianberg« geführt hat. Vor allem auch deshalb, weil von dort das umfangreichste Fundgut stammt, daß H. Dolenz unter dem Titel »Jungstein­ zeitliche Funde vom Kanzianberg bei Villach in Kärnten« in der W ie n e r P rä ­ h isto risch en Z e its c h r ift 25 (1938) unter Hinweis auf die verhältnismäßig um­ fangreiche L iteratur vorgelegt hat. Der Berg fällt — von wo immer m an sich ihm nähert — schon von weitem auf, er ist eine natürliche, in Notzeiten besonders erwünschte Felsenfestung, zu der nur wenige Stellen Z utritt gewähren, falls man sich nicht durch Klet­ tern ungewöhnlichen Z utritt verschafft. Es gibt dort oben Funde aus allen Perioden bis in die Neuzeit, beginnend mit dem Neolithikum. Man hat diesem, durch Sage und Aberglauben noch zusätzlich geheimnisvollem Berg seit der M itte des vorigen Jahrhunderts eine Aufmerksamkeit geschenkt, die der For­ schung wenig brachte. Jahrzehntelang hat ein »zünftiger« Schatzgräber ohne frem de Hilfe vergeblich nach Schätzen gegraben und von ihm stammen auch die ersten jungsteinzeitlichen Funde, die wir kennen. Wie Dolenz, der im Jahre 1936 da oben sondierte und feststellen konnte, daß zwar keine jung­ steinzeitlichen Gräber, aber auch keine zusammenhängenden Siedlungsplätze vorliegen, herausfand, erstrecken sich die neolithischen Siedlungsplätze von der W estkuppe des Berges abwärts gegen Westen auf viele kleine Terrassen zerstreut bis an den Rand des Westabsturzes. »OberflächenVeränderungen, die durch Bergstürze und Erdbeben verursacht wurden, haben das ursprünglich geschlossene Siedlungsgebiet des Westhanges in ein zerklüftetes, von großen Felsbrocken durchsetztes Trüm m erfeld verwandelt, so daß in diesem Gebiet Grabungen schon allein durch die körperlichen Anforderungen, die an den Ausgräber gestellt werden, sehr erschw ert sind.« Die Suchgräben des Jahres 1936 stießen meist schon in 40 cm Tiefe auf den Felsboden. Wo sie von 40 cm bis 1 m Tiefe erreichen konnten, fanden sich auch fundreiche Feuerstellen. Spitzen, Klingen, Pfeilspitzen, Stichel, Scha­ ber aus Hornstein, weiters außer G lättern und Klopfsteinen auch Grünstein­ beile, und zw ar stumpf-, schmal- und spitznackige Flachbeile und Lochäxte, fanden sich neben einfachen Knochengeräten und zahlreichen Tonerzeugnissen, wie Gefäßscherben, Spulen, Wirtel, Löffel und Stempel. Als Besonderheiten aus diesem umfangreichen Fundgut werden im Ton­ warenbestand die Löffel m it Stielhülle und die Tonstempel empfunden, sowie innerhalb des Steingeräteinventars die Silexgeräte. Sie fügen sich neben man­ chem anderen — wie einem schuhleistenkeilartigen Glättstein oder einigen spitznackigen Beilen — gut in den Rahmen der bemaltkeramischen K ultur­ formung und vertreten somit das donauländische Element. Das übrige weist jedoch in die neolithische Spätzeit und kann als Produkt verschiedener Ein­ flüsse gew ertet werden. Relativchronologisch müßte m an also alles dem späten Neolithikum zuweisen. Die Möglichkeit, daß die donauländischen Elemente noch aus der Zeit vor dem aus verschiedenen Einflüssen erreichten Mischungs­ ergebnis stammen, ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, bei der A rt des gewonnenen Materials aber nicht zu entscheiden. Ob Kärnten schon vor der Besiedlungsschicht von der A rt Kanzianberg bäuerlich besiedelt war, ist auch nicht m it Gewißheit zu sagen, wie wir schon beim Fund von Sappl ein­ gangs verm erkt haben. Wie im m er man das Problem sehen will, eines ist sicher: Der »Typus Kanzianberg« ist eine Notlösung, die gewiß verständlich ist, wenn man be­ denkt, wie wenig das kärntnerische Neolith-M aterial — und auch das steirische — hergibt. Wie die Dinge liegen, ist es völlig unbestimmt, wann diese vor­ läufige Fassung fallengelassen wird oder ein festeres Fundam ent erhält. Es ist zu fürchten, daß m an wieder nur auf einen Zufall w arten muß! Die in der K eram ik zum Ausdruck kommende Mischung aus donauländi­ schen und solchen Elementen, die von m anchen als »nordisch« bezeichnet w er­ den, ist für das kärntnerisch-steirische Gebiet typisch — die Schalen m it dem geknickten Profil, die häufige Einstichverzierung u. s. w. — und wird auch an anderen Orten im östlichen und südlichen K ärnten angetroffen. Es ist klar, daß es wie überall auch in K ärnten zahlreiche Fundorte gibt, die nur das Fundm aterial gebracht haben, daß am haltbarsten und daher auch am häufigsten ist, nämlich die Steinbeile. Zu den Funden vom Kanzianberg sind u. a. solche von Ossiach zu erwähnen. Es ist nicht der Zweck dieses kurzen Referates sie alle aufzuzählen, aber doch darauf hinzuweisen, daß solche Funde nicht nur wie die Besiedlungsspuren auf die östlichen und südlichen Landes­ teile beschränkt sind, sondern alle w ichtigen K ärntner Täler zumindest als vom Neolithmenschen begangene deklarieren. Daß solche Funde manchmal auch auf Almen —• der Fund von G ertrusk auf der Saualpe zum Beispiel liegt in 1800 m Höhe —• und Übergängen von einem Tal zum anderen gemacht wurden, läßt den Hinweis auf Alm w irtschaft der W eidebauern in dieser vom Klima begünstigten Zeit wahrscheinlich erscheinen. Wenn auch nicht genügend erforscht, so auf Grund der bereits vorhan­ denen Funde doch genügend durchleuchtet; ist der Bereich um Villach, ein für K ärnten zu allen Zeiten außerordentlich wichtiger Siedlungsboden. Wie H. Dolenz u n ter »Altstraßen und Altsiedlungen im Stadtgebiet von Villach« in der C a rin th ia I 148 (1958) ausführt, ist das Zentrum des urgeschichtlichen Siedlungsgebietes des Villacher Beckens im Raume Federaun-W arm bad Villach zu sehen, w ährend der heutige Stadtkern fundlos ist. Eine kleine jungstein­ zeitliche Siedlung ist auf der Höhe des Federauner Sattels festgestellt worden, ohne daß m an Einzelheiten und nähere Datierung kennt, dazu Streufunde auf dem Ofoerfederauner Felde. Die Besiedlungsspuren auf dem Teltschnigkogel, einer 695 m hohen Felskuppe als östlichster Ausläufer des Dobratsch, die wie ein Sporn in die Landschaft stößt und eine große Fernsicht bietet, m it Höhlen durchsetzt ist und durch Steilabbrüche geschützt zu allen Zeiten Schutz bieten konnte, diese Besiedlungsspuren beginnen gleichfalls am Ausgang der Jung­ steinzeit. Die Steinbeile vom Teltschnigkogel und Möltschach und die endjung­ steinzeitlichen Siedlungsfunde vom Federauner Sattel bilden so den Anfang des Siedlungskontinuums W armbad Villach-Judendorf. Nach den »Versuchsgrabungen in Kärnten«, die F. X. Kohla im 156 Jg. der C a rin th ia I im Jahre 1966 kurz publiziert hat, könnte auch der 2,5 km westlich von Feldkirchen gelegene, 790 m hohe Krahkogel eine spätneolithische Siedlung getragen haben. Schon die Lage aller bisher genannten Siedlungen spricht für spätes Neolithikum und einige werden noch dazu kommen. Daher wollen wir uns jetzt zur Abwechslung wieder ins Tal begeben. Es geht um die einzige Stelle in K ärnten, wo man von einem Pfahlbau sprechen kann, näm lich um den Keutschacher See. In die Polemik, was Pfahl­ bauten nun w irklich sind, brauchen w ir uns nicht einzuschalten, denn bei dieser schon seit über 100 Jahren bekannten, recht unregelm äßigen Anlage sind einige Pfähle einst tatsächlich im Wasser und andere auf festem Boden gestanden. G. Moßler hat unter »Neues zum vorgeschichtlichen Pfahlbau im Keutschacher See« in der C a rin th ia I 144 (1954) darüber ausführlich berichtet, auch auf G rund von Untersuchungen, die sie als Leiterin eines Teams nach dem Kriege durchgeführt hat. Darnach hatte der »Pfahlbau« einen Umfang von 760 m2, w ar also klein. Wenn man annimmt, daß eine Hütte etwa eine Fläche von 5 X 10 m benötigt, hätte man bei Einrechnung des sonstigen Be­ wegungsraumes 13—14 Hütten, Speicher oder Ställe unterbringen können. Da der vom W estwinde verursachte Wellenschlag bew irkt hatte, daß sämtliche Funde allochthon, also nur mehr an sekundärer Lagerstätte angetroffen werden konnten, läßt sich über die Gestalt der Siedlung nichts sagen. Das verwendete Holz ist wie bei den Pfahlbauten am Mondsee als in M itteleuropa beheimatet festgestellt worden. Die palynologische, pollenanalytische Untersuchung konnte für die Datierung die Zeit von 2.500—2.000 v. Chr. erarbeiten. Es w ar eine länger dauernde Siedlung, worauf Reibplatten, Hüttenlehm, Holzkohle, Kno­ chen, Stampfböden und die Keram ik schließen lassen. Diese, anscheinend manchmal auch mit Trichterhals ausgestatteten verzierten und unverzierte Töpfe und Schüsseln m it Schulterknick entsprechen den typischen Tonwaren­ funden K ärntens aus der späten Jungsteinzeit, wie w ir sie schon kennengelernt haben: Einstiche, grobe Kerbenverzierung und Dreieck-Kerben, Fingernagel- leisten; Strich Verzierung, Henkel und Plastik (Knubben und Lappen) sind selten. Der Fund eines Tonlöffels in Reifnitz am W örthersee • — • allerdings auf einer Anhöhe — gilt manchen als Hinweis dafür, daß man auch am W örther­ see nach Resten der gleichen K ultur suchen sollte. Bis jetzt gab es Anhalts­ punkte lediglich dort, wo der See verlandete, nämlich im Osten im Bereich der Sattnitz, also des Abflußes des Sees zur Glan. Doch die beiden Einbäume, die vor dem Kriege dort geborgen wurden, ließen sich auf Grund der fehlen­ den Befunde nicht ohneweiters für das Neolithikum reklamieren, sodaß sie keinen Beweis, sondern nur einen entsprechenden Forschungsanreiz boten. Im K lagenfurter Gebiet ist auch noch der Maria Saalerberg im nördlichen Teil der Landeshauptstadt durch einen Fund eines Tonlöffels m it der kurzen massiven Stielhülle fü r das späte Neolithikum siedlungsverdächtig. Darüber hat L. Franz in den M A G 61 (1931) im Aufsatz über »Die vorgeschichtlichen A ltertüm er Kärntens« im Zusammenhang m it Ausgrabungen auf dem Kulm bei Ettendorf insoferne zurückhaltend referiert, als gewisse Schlußfolgerungen dadurch vor­ läufige sind, weil man nicht genau sagen kann, was alles als zusammen­ gehöriger Fund zu betrachten ist. Es könnte sich bei den Neolithfunden auch um R etardiertes aus der Bronzezeit handeln. Die Ausgrabungen bei Ettendorf wurden gemeinsam m it Dr. Richard Strelli, dem damaligen Abt des Stiftes St. Paul im Lavanttal unternommen, der darüber in den Sitzungsberichten zu den M A G 60 (1930) berichtet: Der Kulm in der Nähe der Lavant ist ein Hügel m it steilen Hängen und einem Plateau von etwa 120 X 85 m. Vor dem Jahre 1929, als auf dem Plateau kreuz und quer Suchgräben gezogen worden waren, ist dort nie etwas ge­ funden worden. Nur die Lage hatte die Ausgräber zu Sondierungen veranlaßt. Auch diese lieferten großteils nicht einmal Streuscherben, doch an 4 Stellen in der östlichen Hügelhälfte in 20 m Tiefe Herdstellen. Das heißt, es waren Feuerstellen ohne H erdunterlage und rundherum lag Keramik, Stein- und Knochengeräte. Die Keramik, die der Verzierung nach mit der bisher aus Kärnten geschilderten spätneolithischen konform geht — auch zahlreiche Bruchstücke der bekannten Tonlöffel w aren darunter — bietet aber auch Aspekte, die als bronzezeitlich anzusprechen sind. Und da hier die Vergesell­ schaftung von typisch neolithischen Tonlöffeln mit dem übrigen schon deshalb klar zu erkennen ist, weil diese Feuerstellen in A nbetracht des Fehlens jeg­ licher H üttenspuren doch nur eine kurzdauernde Besiedlung dokumentieren, fordert dies zu r Vorsicht bei der Beurteilung des Fundm aterials heraus. Die für den Nachweis neolithischer Besiedlungs Kärntens etwas arg strapazierten Tonlöffel dürften hier weit in die Bronzezeit hinein erzeugt worden sein. Von den Steinbeilen müssen wir ja das gleiche für die Alpengebiete auch feststellen. Die Funde vom Kulm bei E ttendorf im weiteren Bereich der Einmündung des Lavanttales in das D rautal entsprechen solchen lavantaufw ärts vom Strap- pelkogel, unw eit Forst bei Wolfsberg. Obwohl dort keine kontrollierten Gra­ bungen durchgeführt wurden, auch keine Sondagen, sind die Fundbestände doch solche, daß sie auf eine dauernde Besiedlung schließen lassen und daher wohl noch ohne Zweifel in das Spätneolithikum hinunterreichen. Auch das Steinbeil-M aterial von hier ist differenzierter. W ir haben wieder eine Höhen­ siedlung vor uns, die auch in späterer Zeit wiederbesiedelt wurde. Die Ke­ ram ik ist durch ein reichhaltiges Scherbenm aterial vertreten. Es gibt neben den unvermeidlichen Tonlöffeln m it der kurzen und dicken röhrenförmigen Tülle für einen Holzgriff verschieden verzierte Scherben und eine reizende neolithische Tonlampe schöner Form. Der Einfluß der in verschiedenen Etappen und mit nicht immer gleicher K raft von jenseits der Nordgrenze der mitteleuropäischen Lößverbreitungszone auf die donauländische Welt im fortgeschrittenen Neolithikum ausgeübt wurde und das kulturelle Bild in den A lpenländern veränderte und bereicherte, wird — nicht ohne W iderspruch —• als »nordisch« bezeichnet. E r stam m t bekannt­ lich gleichfalls von Bauernkulturen, die aber aus verschiedenen Gründen, zu denen auch eine andere Bodenbeschaffenheit zu zählen ist, unruhiger erschei­ nen, als die donauländischen, und daher zunehmende U nsicherheit hereinbrach­ ten, gegen die m an sich im mer m ehr in Höhensiedlungen auch kleineren Ausma­ ßes schützte. Daß die M egalithkultur früher auf das Donauland eingewirkt hat, als die Einzelgrabkultur, w ird aus der Fundlage erschlossen, und der »Typus Pölshals-Strappelkogel« will in Erm angelung eventuell klärender Grabungs­ profile dem zufälligen Fundbestand bei uns Grundlage und Ordnung geben. Zu diesem Typus zählen, wie der Name schon sagt, Teile des Fundkomplexes vom Strappelkogel, weiters E ttendorf und der M aria Saalerberg und natürlich auch Teile des reichhaltigen Fundbestandes vom Kanzianberg. Und schießlich die heute noch nicht genannten Steinkögelen bei Völkermarkt, zu deren Beur­ teilung auch die in der A rc h a e o lo g ia A u stria c a 1 (1948) erschienene A rbeit von H. M üller-K arpe betragen will, die lautet: »Ein Scherbenfund der Laibacher- M oor-Kultur von den Steinkögeln bei Völkermarkt, Kärnten.« Der vielzitierte Fund eines Tonlöffels, wie es ihn in Ljubljana (Laibach) oder Vučedol nicht gibt, w urde auch hier gemacht, dazu gibt es aber hier auch einen charakte­ ristischen Kreuzfuß einer Schale durch eingeschnittene Linien und Einstiche verziert. Der spätneolithisch-frühbronzezeitliche Kreis von Vučedol und Ljub­ ljana ist ja in Österreich, also im nördlichen Grenzbezirk seiner Ausdehnung bisher hauptsächlich in Niederösterreich gut bekannt. Vom Gebiet unm ittelbar nördlich der Karawanken wurde in dieser Richtung wenig bekannt, was wohl in der Fund-Unsicherheit hinsichtlich der kärntnerischen Jungsteinzeit über­ haupt begründet seit dürfte. Im Fundbestand vom Kanzianberg, Strappelkogel oder von Keutschach gibt es ja bestenfalls Anklänge. Auch der Kreuzfuß von den Steinkögelen weicht in Form und Verzierung von Vueedol und Ljubljana ab. Man w ird bei solchen Funden auch nicht an einem Kontakteinfluß — Han­ del oder gar ethnische Beeinflußung — aus einem Zentrum denken, sondern lediglich an eine gemeinsame kulturelle Grundfärbung. Leicht ist der Fundbestand nicht-donauländischer H erkunft in Kärnten nicht zu fassen, denn die M annigfaltigkeit einerseits korrespondiert schlecht m it dem Umstand, daß das Vorhandene den Anforderungen unserer Zeit nicht gewachsen ist. Singulär ist der Fund eines Einzelgrabes in St. Salvator bei Friesach ge­ blieben, über den R. Pittioni in der C a rin th ia I 128 (1938) unter dem Titel »Ein bem erkenswerter spätneolithischer Fund aus St. Salvator bei Friesach« referierte. Neben den Skelettresten eines mindestens 40-jährigen Mannes fand sich eine Henkeltasse aus schwarzem Ton m it trichterförm igen Hals und schwach ausladendem Mundsaum. Der Bauchteil ist rundlich-bombenförmig, die Standfläche ausgeprägt. Die Halsfläche trägt annähernd parallel geführte Schnurabdrücke. Die Höhe des Gefäßes ist 10,2 cm. Man kann nur hoffen, daß dieser schöne schnurkeramische Fund in Kärnten nicht noch länger ein Ein­ zelstück bleibt. Über ein Äneolithikum besonders zu sprechen erübrigt sich in Anbetracht der Fundlage. Ein Kupferflachbeil aus Gurnitz bei Klagenfurt etwa oder Knauf-Lochbeile aus Kupfer aus Steindorf am Ossiachersee sind als eindeutige Nachbildungen von Steinvorlagen für das Äneolithikum Kärntens typisch. Siedlungskundlich lehren uns die K ärntner Funde, daß die Anlage kleiner Siedlungen auf Kuppen beliebt war. Zu den bereits genannten könnte man zum Abschluß noch Pemberg (zwischen Wietersdorf und Klein St. Paul) im Görtschitztal nennen, den Ottilienkogel bei Glantschach und den Odwinskogel bei St. Veit a. d. Glan. Abschließend kann nur noch einmal betont werden, daß eine intensivere Forschung im neolithischen Bereich eigentlich erst einsetzen muß, dam it be­ friedigendere Ergebnisse erzielt werden können. K ulturna in časovna uvrstitev neolitika in eneolitika na Koroškem Po kratkem uvodu — kjer avtor omenja, da so se v sredozemskih pokrajinah Male Azije razvile prve kulture prim itivnega poljedelstva iz poznih ledenodobnih in poledenodobnih kultur — nas spom ni na najstarejšo neolitsko, domala že pozab­ ljeno najdbo s koroškega ozemlja. P ri kultiviranju barjan sk ih m očvirnih tal pri Sapplu pod M illstattskim i Alpam i so trčili na 11 cm dolg odbitek iz kresilnika (F. Brandtner, Arch. Austriaca 4 [1949] 72). Ce upoštevamo stratigrafsko lego najdbe, palinološke analize plasti in obliko te r tehniko izdelave rezila, potem sodi najdba v prehodni čas med mezolitikom in neolitikom (4.500 pred n. št.). Od tega časa dalje je torej na K oroškem pač treba računati z začetki načrtnejšega poljedelstva, a najdba sam a bi m orala zbuditi več zanim anja pri raziskovanju srednjeevropske prazgodo­ vine, posebej p a k problem atiki predkeram ičnega neolitika. A vtor se v referatu dalje izrazi, da K oroška skupaj z drugim južnim in jugo­ vzhodnim av strijsk im ozemljem deli isto usodo, k jer neolitik in eneolitik nista bila nikoli n ačrtneje raziskovana, saj so bile skoraj vse najdbe slučajna odkritja. V do­ m ala enotni vsebini m aterialnih ostalin se opazijo elem enti poznih neolitskih faz podonavskih k u ltu r in elem enti nordijskega izvora, ki se pom ešani z domačimi elem enti kažejo vendarle kot nekak lokalni »štajersko-koroški« pozni neolitik. Največ m ateriala so odkrili na 776 m visokem Škocjanu pri Maloščah južno od Beljaka, ki ga poznamo kot škocjanski tip (»Typus K anzianberg«) oziroma ga H. Dolenz opredeljuje notranjealpskem u neolitiku (W iener Präh. Z eitschrift 25 [1938] 59). Posebno glinaste zajem alke z votlim držajem , pečatniki (pintadere), ploščate kam nitne sekire in kladiva, drugo kam nitno orodje (konice rezila, puščice, vbodala) in posode z ostro profilacijo bi lahko izražali pozne elem ente kulturnega kom pleksa podonavske slikane keram ike, ki so se zlili s koroškim poznoneolitskim inventarjem . K am nitne sekire, podobne škocjanskim , so našli še v O sojah in visoko n a Svinji planini pri pastirskih stanovih v G ertrusku. Tudi v bližnji beljaški okolici so odkrili znake pozne neolitske poselitve; m anjše selišče je dokazano n a V etruvskem sedlu (Federauner Sattel) posamične najdbe p ri M edgorjah (Oberfederaun), na Teltschnig- koglu (695 m) v pobočju D obrača n ad Beljaškim i Toplicami, v M öltschachu pa še v jam ah v vzhodnih obronkih D obrača (H. Dolenz, Carinthia I 148 [1958] 235). Pozno- neolitska naselbina na vzpetini je stala tu d i na 790 m visokem K rahkoglu, ki se dviga 2 km zahodno od T rga (Feldkirchen). Edine koroške koliščarske najdbe izhajajo iz Hodiškega jezera (Keutschacher See). Značilen zanje je keram ičen inventar, ki v oblikah in om am entiranju posod izraza tipičen koroški poznoneolitski stil (G. Mossier, Carinthia I 145 [1954] 76; F est­ schrift fü r R. Egger, 3 [1945] 76). Istem u kulturnem u izrazu pripadajo fragm enti prevrtanih sekir in glinaste zajem alke iz Ribnice ob V rbskem jezeru; keram ične najdbe istega stila skupaj z zajem alko so našli v stanovanjski jam i na Gosposvetski gori in na K ulm u pri Etni vesi. O stanke trajnejše naselbine so odkrili še višje v Labotski dolini; ornam entirana keram ika, zajemalke, kam nitne sekire in glinasta svetilka so najdbe iz Strappelkogla nedaleč od Forsta pri V olšperku. Določene najdbe iz Strappelkogla se tipološko družijo z najdbam i iz Pölshalsa pri Judenburgu n a Š tajerskem (R. P ittioni, Schild von Steier 2 [1953] 9) in so neki poseben poznoneolitski tip P ölshals-Strappelkogel z »nordijskim (megalitskim)« vpli­ vom in kam or sodijo še nekatere najdbe s koroških najdišč. O predeliti raznolike najdbe, ki n a Koroškem nim ajo podonavskega izvora, je n a splošno težko že zaradi današnjega stan ja raziskovanj, ki ne odgovarja m odernim zahtevam in ko od leta 1954 izišle knjige R. P ittionija (U rgeschichte des österreichischen Raumes) iz tega prazgodovinskega obdobja nim am o novih podatkov. Da im am o n a Koroškem opraviti v resnici z nekim m ešanim kulturnim izrazom, nam dokazuje še dvoje najdišč. V Steinköglu pri Velikovcu nastopata skupaj del vu- čedoloidne posode s križno nogo in zajem alka z votlim držajem (H. M iiller-K arpe, Arch. A ustriaca 1 [1948] 98; F. Kohla, Carinthia I 140 [1950] 82). S severa pa sega do tod k u ltu ra posamičnih pokopov (»Einzelgrabkultur«), ki- se kaže v doslej edini najdbi iz St. S alvatorja pri Brežah (R. Pittioni, Carinthia I 128 [1938] 110); v moškem skeletnem grobu je bila trebušasta lijak asta posoda z vrvičastim ornamentom. Glede eneolitika na Koroškem smo vezani samo na skrom no gradivo. Sem sodijo že om enjene najdbe iz Steinkögla, dalje ploščata bakrena sekira iz Podkrnosa (Gur- nitz) pri Celovcu in prevrtana bakrena sekira z gum bastim tem enom iiz Steindorfa ob Osojskem jezeru. Obe tipični eneolitski sekiri sta nedvom no posnetka kam nitnih vzorov. Da so bila m anjša eneolitska selišča tudi na vzpetinah, dokazujejo še Pem- berg (med W eitersdorfom in Klein St. Paulom), Ottilienkogel pri Klančah in Old- wingskogel pri Št. Vidu ob Glini.