^>. 50. Erster Jahrgang. R3 December R85'?. Verklungen. , Des Menschen Lebcn ist ein Klang, ^ Ein Wunderkiang aus fernen ^dharen, Der sich durch Kampf und SturmcSdrang Fur höchsten Schönheit will verklären. Der Ton schwillt an, bis voll er klingt, Dann nimmt er ab, ein zitternd Beben, Nun stirbt er hin, die Saite springt, — Vorüber ist das Menschenleben. ^. ,l^. Der Ahnen saal. Erzählung von Drärlcr-Manfred. (Fortsetzung.) «^cr Graf empfing seinen Gast mit der herzlichsten Freundlichkeit; — auch Iduna schien heiter, doch war in ihren Zügen zugleich eine stille Wchmutl) zu lesen, die sie aber unbeschreiblich anziehend machte. Hundertmal wohl schwebte j die Frage auf Sigmar's Lippen, ob Iduna die Schöpferin ! der süßen Klänge in der vergangenen Nacht gewesen? Doch ebenso oft hielt eine uncrklärbare Scheu sie zurück, und sie schien ihm endlich, wenn er sich der Worte der z Kammerfrau erinnerte, sogar thöricht und lächerlich. Der Graf lud Sigmar cin, ihn zu Pferde nach dem nahen Dorfe zu begleiten, das er in der schönsten Gegend vom Gruude auf neu erbaut und zur Wohnung für die z glücklichsten seiner Unterthanen bestimmt hatte. Sigmar konnte es an der Freude, die bei der Erzählung aus seinem Auge leuchtete, erkennen, daß es seine Lieblingsidce sei, cm Arkadien zu gründen, wo kein Unglücklicher lebe, nur gute, frohe Menschen, und durfte sich daher dieser Begleitung umsowcniger entziehen, als der Graf sie zu wünschen schien. Nach vier ewig langen Stunden kehrten sie zurück; am Eingänge des Parks waren sie abgestiegen, und der Graf wollte ihm nun das Weitläufigere von diesen schönen Anlagen erzählen, die durch seinen F'ciß und seine Beharrlichkeit, wunderbar genug, aus dem unwirthlichen Voden emporgestiegen. . So sehr Sigmar auch den liebenswürdigen Greis achtete und so interessant ihm seine Gespräche zu einer andern Zeit wohl auch gewesen wären, so konnte er sie dicßmal doch keinen Augenblick länger ertragen. Er sehnte sich aus vollem Herzen nach Iduna's Nähe und bat, uuM einem leichten Vorwande, sich einen Augenblick in's Schloß entfernen zu dürfeu, in der heimlichen Hoffnung, dem lieben Mädchen zu begegnen und es zu bewegen, ihnen in dem Park Gesellschaft zu leisten. Wie im Fluge war er über die Treppe, durch dcu Saal in des Grafen Zimmer. Iduna war nicht dort. Er erinnerte sich, daß die Kammerfrau Iduua's Gemach am Ende des Ganges angedeutet hatte, und besann sich keinen Augenblick, sie dort aufzusuchen. Als Sigmar vor der Thür stand, pochte sein Herz mit nie gefühlten Schlägen; ihm wurde so bangc, als ob es um das Leben ginge und kaum wagte er es, das Brett zu trennen, das ihm noch ihren Anblick entzog. Endlich faßte er Muth, öffnete die Thür eiu wenig und fragte mit leiser, bebender Stimme: «Iduna, darf ich Sie sehen?" — „Schon zurück?" flüsterte sie und schnell einen Schrank zuschließend, trat sie ihm mit der Frage entgegen: ,,Wo ließen Sie den Vater?" — ,,Gr ist — im Park." stotterte Sigmar, betroffen von der Glcichgiltigkeit, die in den Worten «Schon zurück?" lag und mehr noch von den Thränen» spuren, die so deutlich in Iduua's Auge standen. Sie mußte heftig geweint haben; er fühlte sich so unbescheiden, daß er cben in diesem Augenblick gekommen, und sein Herz war doch so bewegt, so voll von inniger Theilnahme, daß er kaum die Frage zu unterdrücken vermochte, was dem schönen Auge die Thräne erpreßt habe. Schweigend gingen sie neben einander her. Als sie in den Saal getreten waren, sah Iduna mit einem Blicke, in dem die tiefste Wchmuth lag. sich nach dem Bilde um. Sie unterbrach zuerst das Stillschweigen und langsam die Blicke von dem bleichen Ritter wegwendend, sprach sie: «Ich bin Ihnen noch die traurige Geschichte des Harfners schuldig geblieben. Ich will sie Ihnen am Abend erzählen; jetzt müssen wir zu dem Vater." Der Graf lächelte ihnen freundlich entgegen, und deutlich konnte Sigmar bemerken, wie Iduna sich bemühte, dem Pflegevater das Noth zu verbergen, das heiße Thränen auf ihre Wangen aufgeglüht hatten, und wie sie ihn glauben machen wollte, daß sie heiter sei. Sie leitete mit einer rührenden Kindlichkeit die Gespräche auf Lieblingsgegenstände des Grafen. der heiter die Fäden fortspann, die sie angeknüpft. Sigmar mußte die Lcbcnsgcschichte eines jeden Vanmcs erfahren, die oft gewiß recht anziehend sein mochte, dem hcißpochenden Herzen aber wenig Befriedigung gab, znmal da Ionna, als sie den Vater im Flnssc der Ncdc wnßte, still und gedanken« uoll danebenhcr ging. Das Gespräch kam anf die Kunstschätze des Grafen. „Sie werden herrliche Gemälde finden," schloß der Graf wohlgefällig lächelnd, „und seltene und auserlesene Kupferstiche. Van Dyk war ein persönlicher Freund eines meiner Ahnen und hat ihm zum Angedenken die Geliebte so herrlich gemalt, daß es eine wahre Lust ist, ihr iu das scclcnuollc Auge zu sehen. Das Vild hängt im Ahnensaalc, nahe an" — hiermit brach der Graf plötzlich ab. Sigmar entging es nicht, daß ein leichtes Wölkchen über seine Stirne zog, das IduMi's frcuudlichc Ginsprache aber schnell wieder zerstreute. Sie waren mm an ein Glashans gekommen, das sich durch seine Größe und architektonische Schönheit auszeichnete. Eine Ncihe dichter Palmen und duftender Orangenbäume bildete den Eingang in das eigentliche Vlumcnhaus. Gcwürzhaftc Gerüche dufteten von dort entgegen, heiß brannte die Sonne durch die horizontalen Fenster und der blaue Himmel schien so hell hinein, als ob man in den heitern Gärten der Hespcridcn wäre. Im Vaterlandc vergaß man gewiß zu sein' denn anch kein Pftänzchcn war da, das uutcr unserer Sonne frei gedeihen könnte, und in den Zweigen wiegten sich wohl uicle befiederte Sänger, aber auch kein einziger, der heimisch wäre unter unserm Himmel. — Da standen sie vor einem herrlichen Nascnsitze, dessen reiches Grün uon einer hohen, dichtbelaubten Myrte umschattet wurde. In einem engen, fast geschlossenen Halbkreise umgaben duftende Muskatbäumc den stillen Ort und hohe Rosenhecken voll Blüthen füllten die Zwischcnräume ans. So ernst und still sah die Myrte anf ihre reizende Umgebnng nieder uud schien schützend ihre Arme über das trauliche Plätzchen auszubreiten. Keine Stelle in der ganzen Welt hatte noch den Eindruck auf Sigmar gemacht, wie diese. Er hätte weinen mögen vor süßer Empfindung nnd rief im UcbcrmaLc seines Gefühles aus: „O wie schön, wie schön!!" — „Es ist mein Licblingsplätzchen," erwiederte Iduna mit sichtbar freudiger Rührung und blickte lange, wie in frohen Tränmcn verloren, bald anf die Myrte empor, bald auf den Nasen hernieder. Doch wie in einsamer Nacht ein Accord, der unser Ohr überraschte, verklingt und die feierliche Stille ringsum uns bald wieder umgibt, so war die Heiterkeit, dic iu einem Augenblicke Iduna's Wangen überzogen hatte, bald wieder verschwebt, und die düstere Nnhc eines Kirchhofs sprach ernst aus den sinnenden Blicken. O, mit welcher unend. liehen Gewalt fühlte sich Sigmar in diesem Augenblicke zu ihr hingezogen; er hätte ihr zu Fußen fallen, sie mit Thränen beschwören mögen, den Kummer nicht so enge in ihre leidende Vrust zn verschließen, ihn auszuschütten in das licbcglühendc Herz, das ihr mit der ganzen Sehnsucht erster Leidenschaft entgegen schlug. Mit Mühe errang er die Fassung, und nur Iduna selbst, die, als sie sich verrathen zu haben fürchtete, schnell mit aller Munterkeit, die nnr in ihrer Gewalt stand, die Nedc anf heitere Gegenstände brachte, konnte ihn von etwas Auffallendem zurückhalten. Sie kchrtcu in das Schloß zurück; der Graf war heiter, und das gerechte Lob, das Sigmar seinem Geschmacke und seiner Bemühung ertheilte, schien den freundlichen Greis zu erfreuen. Auch Iduua wurde fröhlicher; sie sprach bei Tische mit vielem Geiste über Gcgcustäude der Kunst und zeigte die herrlichsten Ansichten uon Allem, was schön und gut ist hicuicden. Sigmar konnte seinen Blick nicht von ihr wenden; — die innigsten Gefühle bewegten seine Vrust und jedes ihrer Worte berührte die tiefsten Saiten seiner Seele. Hatte ihn früher ihre Schwcrmnth erschüttert, zn ihr hingezogen, so schien sie ihm nnn in ihrer liebenswürdigen Heiterkeit vollends uuwiderstchlich. Er fühlte es so deutlich, daß er sie liebe, wie er noch kein Mädchen auf Erden geliebt, nnd wie unaussprechlich glücklich er durch ihre Gegenliebe wäre! — Nach Tische versprach Iduna, ihm die Gemälde-Gallerte zn zeigen. Der Graf machte sein Mittagsschläfchen und Sigmar folgte der Lieblichen dnrch den einsamen Saal. Auch nun flogen ihre Blicke im Vorübergehen nach dem Bilde hin; er sah es, wie sie dem bleichen Ritter heimlich zunickte, und wie oft schnell düstere Wolken das helle Sonnenlicht verfinstern, so war auch mit einem Male das heitere Licht ihres Frohsinns verdunkelt, und der bange Ernst, der so sehr dem Kummer gleicht, umnebelte ihre Blicke. Ihr früheres Benehmen hatte Mnth in Sigmar's Herz gegossen; er hatte sest beschlossen, den ersten günstigen Angcnblick zu benutzen, um ihr seine innigen Gefühle zu eröffnen. — Nnn war er zwei Stnnden lang mit ihr allein; seine Entschlüsse unterblieben, seine Vorsätze scheiterten an der Ruhe ihres Wesens. Wohl versuchte er es mehrere Male, auf das hinzudeuten, was seine Vrnst so heftig bewegte; sie wollte ihn nicht verstehen. (Fortsetzung folgt.) Eine Därnrjagd von anno 1779. (Schluß.) Die Jäger, welche das Nnfen des Marktrichters vernommen hatten, waren nach linsio« geeilt, um den Bären beim Ucbergangc über den Vcrgpaß gehörig zu empfangen. Allein der schlanc Meister Petz hatte dicßmal ihre Rechnung zu nichte gemacht. Gleich nachdem ihm die Kngcl aus des Marktrichters Büchse so hart am Kopfe vorbei gesaust war, schien er den nämlichen Weg zum Rückzüge benutzen zu wollen, den er gekommen war; wie er aber in die Lichtung über dem Walde von »pusw loka« heraustrat, äudertc er seinen Lauf, wozu ihn ohncweitcrs der Lärm der Treiber ober ihm bewogen hat. Er wandte sich wieder hinab zur Thalschlucht, übersetzte einige hundert Schritte über dem Anstandc des Marktrichters die Hauptstraße und den Vol^a-Vach, wobei cr den Straßen-Ginräumcr, den er vorübcrspriilgcnd fürchterlich anschnob, in argen Schrecken gesetzt hat. Jenseits des Vaches erbebt sich der Berg kro-«ivnik; das gehetzte Nanbthicr fioh in seine Wälder. Dieser 2300' hohe Verg streicht von Nordost nach Südwest parallel mit dem ^»»^Inik, bildet mit dem Rücken von I^imavlX' einen zusammenhängenden, ans Sandstein« schiefern nnd Qnarz-Konglomcraten zusammengesetzten Ge-birgsstock nnd hängt über »Vol^« ^mne« mit den dnnklen Gnttcnstciner-Kalkcn, reich an Hornstcin-Einschlüssen der vt>lkn I'itminl», znsainmen. Den gewöllnen Rücken der velka ?In,u'nn schen wir von nnscrcr Schischka ans an der Grenze des nordöstlichen Horizontes. Der I^osiviuk war ans der Südseite schon in jener Zeit knltivirt nnd trng damals wie jetzt zwei Gehöfte, wovon das des I'i'05ivnil<3i-ziemlich anf der Knppc des Berges steht; das zweite Gehöfte, beim »kamnik« genannt, liegt tiefer in einer Einsenknng gegen Steiermark. Die nördliche Wand des Vergcs ist auch jetzt noch mit Lanbholz ziemlich dicht bewaldet. In jener Zeit aber, als sich diese Geschichte ereignete, konnte der Wald von ^icisivin'k der Stolz seines Besitzers gewesen sein, wenn dieser geahnt hätte, welchen Werth die Wälder in nicht gar vielen Jahren bekommen werden. Gruppen uon imposanten Ahornbäumen umsäumten den Fuß drs Berges und lieferten das Material zu den im gcschener» tcn Zustande schneeweißen Tischen, wie wir sie auf dem Lande noch jetzt allenthalben finden. Ueber den Ahorngruppcn wurzelten in den bröckeligen Schiefern fast durchwegs nur Rothbuchcn. Sie standen so ! dicht an einander, daß sie, an der Ausbreitung ihrer Aeste ! gehindert, kerzengerade in die Höhe schössen nnd an Höhe und Schlankheit selbst mit den Tannen am Berge .^ipek ^ wetteiferten. Schon damals holten sich die Landleute aus der Umgegend aus dem Walde von ?io8ivnik die schönsten ! Vuchcnstämme für wenige Groschen, die dann in den Säge- i wühlen beim tti-exo^'nvo oder in I^ooie zu Pfosten für Drcschtenncnböden zerschnitten wnrdcn. In I'roöivnik, wo seit mehr als 60 Jahren eine ! schonungslose Iagdwirthschast die Nche niemals gänzlich ^ ausrotten konnte, gab es in jenen Tagen Hochwild in Menge. Die Jagd stand in eigener Verwaltung der Herrschaft Kreuz und erfreute sich eines so guten Nnfes, daß ! auch die hochgräftichcn Damen den weiten Weg von Kreuz ! bis nn die steierische Grenze nicht schcucten, um nur an der Hirschjagd von ?i-n8nnili tbcilnehmcn zu können. Einige von den Damen ließen sich von der Hauptstraße in Sänften ! auf die Anständc tragen. Als ein den jetzigen Iagdzuständen ! gegenüber seltsam klingendes Knriosum können wir anführen, daß in den ersten Negiernngsjahrcn der Kaiserin Maria ^ Theresia die Edelhirsche diese Ncvicrc in solebcr Menge ^ bewohnten, daß die beiden Hüblcr, I'lu^iviukln- uud Xnmnili, l oft ganze Nächte auf leere Krautbottichc hämmerten, um! die Thiere von ihren reifenden Hirfefeldcrn abzuhalten. Die Jagdgesetze jcncr Zeit waren scbr strenge; der! ^ Jagdfrevel wurde oft mit dem Tode bestraft, darum war ^ er auch sehr selten. Ein Hirtenknabe fand einst einen jungen, von der Hirschkuh verlassenen Hirschen, lud ihn auf und ! trug ihn in einem Kosch den sieben Stunden weiten Weg ! nach Krenz znr Inhabnng. Hier wurde ihm bedeutet, das ^ Thier zurück zu tragen nnd gerade an der Stelle aus-^ zusetzen, wo er es gefunden habe. Als Vclohnnng wurden ^ dem Knaben fünf Kreuzer verabfolgt, und er war mit ' den: Geschenke höchlich zufrieden. So selten und wcrthvoll war damals noch das Geld. ^ Auf den Iagdlärm am .sl,50lnik hatte sich der srosiv-' tlikni- — cr bekleidete znglcich die Stelle eines herrschaftlichen Försters — aufgemacht. Er nahm sein Gewehr und , verließ das Hans in der Absicht, dem Bären, sollte cr, wie es wirklich kam, über l'ro^ivnik in die ?lunmn wechseln, anf den Pelz zu brennen. " Die sich in sanft geneigten Halden allmälig abdachende Südseite des ?i's»8ivnili ist, bevor sie in die Xnpwnin«-Schlucht hinabsteigt, über dem X«pl«ninn Bache plötzlich steil abgerissen. Der forellenreiche Bach, welcher in seinem tiefen Bette die Gewässer zweier mächtigen Qnclicn führt, uon denen die stärkere, steierische Quelle gleich unter dem Ursprünge eine Mühle treibt, hat im Verlaufe der Zeit die Bänke des Sandstcinschicfcrs tief ausgefrcsscn, und tanzt über den ausgewaschenen Fclsgesimscn, in Tobcln und Tümpeln sich drehend, hinab zur Vol^n. An manchen Stellen ist das linke Vachnfcr unersteigbar, während das rechte Ufer sanfter abfällt. Zn diesem Bache hinab stieg ?i-08i'vnikln-, um sich auf einer Stelle, die ihm als Värenwechscl bekannt war, aufzustellen; allein wie er am Nandc des steilen Ufers hinabschritt, bemerkte cr seinen Nachbar Xgmnilc am jenseitigen Ufer, wo cr sich ebenfalls auf den Värcnstand postirt hatte. Die beiden Nachbarn nährten aber, statt nachbarlicher Gesinnung, bittern Groll gegen einander in ihren Herzen. Seit Jahren hatten sie einer Grcnzstrcitigkeit wegen kein Wort mit einander gewechselt und gingen sich von weitem schon aus dem Wege. Einen grimmigen Blick auf sciucn Feind über den Bach hinwerfend, drehte sich ?i-o»iviiikm' um und brummte vor sich hin. Seine Büchse über den Rücken hängend, schritt cr in der übelsten Laune bergan seinem Gehöfte zu. Er hatte uoch nicht den halben Vcrgabhang überwunden, da hört cr in der Tiefe einen Büchsenknall. Er blieb stehen, horchte auf; jetzt dringt ein jammcrloser Hilferuf zu seinen Ohren. Von wem andern konnte cr kommen, als von seinem Nachbar kamnik. In dem Momente jeden Haß vergessend, nahm cr sein Gewehr in die Rechte und lief nach Kräften hinab zu der Stelle, wo der Schuß ficl und von wohcr ihm der Hilferuf immcr vernehmbarer entgegen drang. In wenigen Minuten stand ?rot;ivnlk3i- am Rande des hohen, überhängenden Ufers. Ein gräßliches Schauspiel bot sich jetzt seinem entsetzten Blicke, dar. Am jenseitigen Ufer des X» l>Inninica-Pachcs rang der armc,Knmnik) mit Blut besndelt. mit dcr ebenfalls blutenden Bestie, die er mit seinem Schusse verwundet und zur höchsten Wuth gereizt hatte. Der Bär dielt den unglücklichen Schützen in den Armen, richtete sich bald in die Höhe, bald sank er zusammen und stieß dabei ein furchtbares, röchelndes Brummen aus. — «Hilf, Nachbar! hilf, um des H i m m c l s w i l l c n!" rief Xamnik in dcr Todesangst. — Aber wie helfen? — Ueber ! den Vach war an dieser Stelle wegen der Steilheit des ^ Ufers nicht weg zu kommen; ein Schuß ans dcr Entfernimg von mehr als 60 Schritten war unsicher und konnte dem Bedrängten nicht minder gefährlich werden, als dem ! Bären; wogegen die Hilfe anf cincm Umwege uon mehr ! als 1000 Schritten zu spät kommen konnte. Kein Augenblick war zu verlieren. I'rn«ivnikcN- war auch schnell gefaßt. — »Imn»/, sprach er, ^r^ven^n otmcü'; jl>5 dmn v imon' ! do/^m 5trM.« (Thomas, erwecke Reue und Leid; ich werde in Gottes Namen schießen.) Sofort legte er an. und so wie es vom Schloß anfblitzte und knallte, schnellte sich die Bestie in die Höhe. schleuderte das Opfer, welches sie bis jetzt umklammert hielt, uon sich, stürzte wieder zusammen und kollerte in den Bach hinab, wobei sie unter grauen» erregendem Gcröchcl die jungen Fichtenbä'umc am Ufer mit ! den Pranken und Zähnen erfaßte und sammt der Wurzel! ausriß. Als ?l'08ivnill»i- dieses sah, lief er am Uferrande ! abwärts; noch hatte er den bequemern Uebergang übrr den Bach nicht erreicht, sprang er über eine mehrere Klafter hohe Erdschlipfe in den Vach, rannte wieder am rechten Ufer anfwarts. wo sein blutender Nachbar im halb-bcwußtloscn Zustande da lag. >^ur, sim tu xaciuN« i (Georg, habe ich dich getroffen?), war die erste Frage. — „lliüi mu n«, Ilvuw Lozu.« (Nein, Gottlob!) ächzte , klmmik. — Getroffen hatte der Schuß den armen Xamnik zwar nicht, aber dcr brauue Wütherich hatte ihm mit seinen Krallen in die Wangen mit blutigen Schriftzügcn die ^ Warnnng cingegraben, wie gefährlich es ist, einen Värcn! zu verwunden. Unterdessen hatte unten im Bache dcr Bär sein räuberisches Leben bereits ausgehaucht. Die zweite Kugel war ! ihm durch die Stirnknochen in das Gehirn gedrnngcn. Von dcr ersten Kugel, die ihm liimmik zngcscndet. war das rechte Schulterblatt zerschmettert und die Lunge durchschossen worden. Schweigend standen eine Zeit lang die beiden unver-söhnlichcn Nachbarn an der Leiche dcs Bären; daranf reichten sie sich die Hände. Und vergessen für immer war dcr bittere Groll, den sie gegenseitig Jahre lang genährt > hatten. Die Wahrheit dieser Geschichte ist aber durch das Z Andenken verbürgt, welches noch hentc unter den Urenkeln ! der dabei Bcthciligten und unter den übrigen Insassen fortlebt. ! ----------------- i Eperna y. Ungarn und Frankreich sind die beiden ersten Wcin-ländcr Europa's. Hier hat die Kultur noch manche Aufgabe zu löscu, dort hat bereits eine geschickte Behandlung dcs Wcinstockcs und ein intelligentes Vorgehen in den andern Branchen der Weinzncht Millionen uon Bewohnen? einen Erwerb gesichert. Eine ergiebige Quelle dcs Wohlstandes ist namentlich dcr C h a mpa g.nc r. dcr in großen Quantitäten zum Erportc gelangt. Der beste Champagner gedeiht in dcr Umgebnng von Epernay, wo sich anch die vorzüglichsten Niederlagen befinden; es dürfte dcmnach eine Schilocrnng dieses wichtigen Handelsplatzes für manchen nnscrcr Lescr von Interesse sein. Epcrnay ist ein schönes Städtchen, reizend liegt es an den Ufern dcr Marne, über die sich hier eine elegante, aus Quadern gebaute Brücke spannt. Es mag ungefähr 10.000 Einwohner zählen, die sich größtcnthcils mit dem Champagner-Handel befassen, und unter seinen Firmen gibt es manche, deren Namen in dcr ganzen Welt gekannt sind. Aber Epernay ist nicht nur durch eine malerisch schöne Lage ausgezeichnet, es ist auch mit Bezug auf seine Han« dclsbcdeutnng sehr günstig situirl. Gerade im Mittelpunkte jener Weingärten gelegen, welche die besten Weine der Champagne crzcugcn, kann es sehr leicht ein vorzügliches Prodnct in großen Massen konzcntrircn; dcr Boden besteht bis zu einer beträchtlichen Ticfc aus ciner kompakten Kreide-masse, so daß sich dcr Spekulant ohne großen Kostenauf« wand tiefe Keller graben kann, welche kühl und frisch, dem Champagner besondels sehr zuträglich sind, da dieser Wein besonders die kältern Aufbewahrungsorte liebt. Wären die Keller minder frisch, so würde das Brechen dcs Champagner« Weines, welches jeht 10—16 pCt. beträgt, auf 40—60 pCt. steigen, ein Verhältniß, das übrigens auch unter den gegenwärtigen Umständen znwcilcn vorznkommen pflegt. Die in den Krcidcbodcn ohne jcdcn Aufwand von Maurerarbeit gebrochenen Keller haben nicht ihres Gleichen in der Welt, iyre Totallänge beträgt 18—20.000 Metv.'K (l Mctre etwas mchr als 3 Fuß), ihre Tiefe steigt 10—25 Mctrcs uuter die Oberfläche dcr Erde hinab. Sie sind mit gerippten Wölbungen versehen, und für den Fremden ist ihr Anblick jedenfalls lohnenswerth. Sie enthalten mehrere Millionen Bontcillcn, die längs der Kellcrwände in einer Höhe von 14—16 FuL aufgcschlichtct sind. Die Vorzüge, welche Epernay dem Champagner-Handel bietet, haben die Blüthe dieses Städtchens herbeigeführt, dessen Reichthum so bedeutend ist, daß man 16 bis 20 Häuser zählt, dcrcn Besitzer cine und mehrere Millionen rcich sind. Ja, es gibt in dem kleinen Städtchen Privatwohnungcn, deren Herstellung mchr als eine Million Francs gekostet hat. Die Fcchsnng in dcr Champagne beträgt etwa 300.000 Hektoliter solchen Weines, dcr in Folge seiner supcricurcn Qualität in Bontcillen abgezogen werden kann und zum Exporte geeignet ist. Dcr Erport beträgt im Jahre 20 Mil» lioncn Bontcillen und könnte auch leicht auf 30 Millionen gebracht werden. Bei den immer steigenden Ziffern dcs Exportcs ist cs anch sehr wahrscheinlich, daß in wenigen Jahren bereits diese Ziffer erreicht sein wird. Der stcigcnde Export wird selbstverständlich durch dcu stcigcndeu Konsum bedingt, da der Champagner noch immer in der Mode ist, und in den letzten Jahren auch den indischen m,d chinesischen Markt erobert hat, wo bereits beträchtliche Quantitäten Absatz finden. Das Oidium, dicse zcrstörcnde Krankheit, die im Süden Frankreich's solche Verwüstungen angerichtet, hat bis heute die Wcmstöckc dcr Champaguc verschont. Was dic jüngste Weinlese in dcr Champaguc anbelangt, ! so übertrifft das gcwounenc Produkt an Qualität den ohne« dieß ausgezeichneten Wein dcs vorigen Jahres, und kann derselbe nur mit dcm Champagner vom Jahre 1841 vcr-^ glichen werden. Druck und Verlag von IgN. V. Kleinmayr s» F. Vamberg in Laibach. — Vcrantworilichcr Redacteur: F. Bambcrg.