^ SI Mittwoch den 1. August 1877. IV l. Jahrga»> Vit .«ardiir,ir S«i»u,,« -csch-inl j«d«n «oniit»,, MMwoch und Pnise - füi Mirbmg: °an,lShri» S II.> halbjährig S si., »iertellähri» 1 ?. so t>! slr Sust-llu» _Ms paus monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig s fl. JnsertionSgebühr s kr. pr. Zeile. Zar Mtgt i»ti Sparkassrwtstns. I. Die „Gesellschaft der Versorguiigsan-stalten" in Frankreich beabsichtigt für das Jahr I87tt, anläblich der Pariser Weltausstellung die Abhaltung eines Kongresses zu veranstalten, aus welchem die Förderung der WohlthätigkeitS' und Versorgungsanstalten, sowie des Sparkassewesens eingeheilder Berathung ulld Äeschluß-jassung unterzogen werden soll. Wir begrüßen dieses Bestrebe»!, name»ltlich in letzterer Hinsicht, init doppelter Freude, weil wir trotz der großartigen Entwicklung des Spar^ kassewesens im Allgelneillen und in Oeslerreich ganz besollders, de»nl doch eine systematische Pflege und Ausbildung desselben vermissen und lilauben, uns in dieser Nichtung einen hiichst-müttschenSwerthen Antrieb von dem erwähnten ztvngresse versprechen zu dürsen. Eine wie ausgedehnte Verbreitung das Spar-kassewesen auch gesunden hat, wie lies das Bewußtsein und die Gewöhnung verschiedener Kölker bereits gedrungen ist, so erscheint es dennoch sehr weit davon entfernt, jene Stufe erreicht zu haben, a»»s welcher es seiner eigentlichen Aufgabe gemäß geeignet ist, als ein Mittel zur Litsung der sozialen Frage zu dienen. Bon welchem Standpunkte iminer wir das Sparkaffewesen betrachten — in sozialer Be» ziehung, als Sache der Genosseilschast und des Kredite», von Seite der Gesetzgebung und der Staatswirthschast . . . überall finden wir die gleiche Systemlosigkeit, die gleiche Zerfahrenheit in den Mitteln, wie in den Zwecken. Besonders ist dies in Oesterreich der Fall, ja! man darf sagen, daß Oesterreich trotz der augenscheinlich hohen materiellen Entfaltung seines Sparkassewesens rttcksichtlich der systematischen Behandlung der ethischen und wirth« schaftlichen AltSbildung und Fortbildung des^ selben unter d^n übrigen Knlturstaaten am weitesten zurückgeblieben. Das Sparkassewesen in Oesterreich gleicht einer wildwuchernden Pflanze, welche trotz mangelhafter Pflege sich auf fruchtbarem Boden ausbreitet und Früchte trägt. Zur ^eschichtk iies Tilgen. Die militärische Bereitschaft O esterreich-llngarns wird nuil durch eine lheilweise Mobilmachung hergestellt. Andrassy wehrt sich noch immer gegen jede Besetzllng türkischen Gebietes; seine Politik wird niemals zugelien, daß ohne sie oder die von ihr geltend gemachten Interessen eine neue Orditung der Dinge geschaffen werde — sageii die Halbamtlichen zur Aufklärung des beschränkten Unter-thanenverstandeü und wir sind jetzt liicht klüger als zuvor, da diese Interessen nicht näher bezeichnet noch weniger genau ausgezählt werden. Mollinary hat seine Entlassung gesor-dert und ist diesein Gesuch entsprochen ivordeii. Das Ministerium Tiba verkündet einen Doppelsieg: die Orientpolitik schwenkt nach Biidapest ab und die Grenzgelder, welche Mollinary sorgsam gehütet, fallen den Magyareii in die Hände. Midl)at Pascha ist zu Wien thütig, Oester» reich-Ungaril für ein Bünditiß nlit England zu gewinneii. Letzteres wünscht nichts sehlllicher, als eine Landmacht zu ködern, welche gege»i Geld uud gute Worte eine Million Soldaten flir britische Interessen ins Feuer schickt. Nur diese Interessen will England wahren. Hat der britische Löwe seinen Theil gesichert, dann werden die Bundesgenossen kalten Blutes ihrem Schicksal überlassen, welches für uns noch schrecklicher wäre, als für die Osmanen. Englische Blätter verlangen die Verstärkung der Flotte i in Mittelineere auch deshalb, um sich etwaiger Gelüste Frankreichs und Italiens erwehren zu können. Italien hat bekanntlich seine Augen nicht bloS auf Albanien, sondern auch aus Tunis geworfen. Kommt es zur Theilung der Beute, so wird Frankreich ohne Zweifel bel)aupten, daß Tunis und Tripolis in seinein Jntereffenkreis liegen. Da England den Suezkanal und Egypten keilter ande-ren Macht gönnen will, so ivird es auch im benachbarten Tunis Tripolis seine Interessen ivahren und ist somit der Punkt gefunden, wo drei christliche Völker sich zerfleischen können. Uernttschte Itachrichteu. (Völkerkunde. Ursprung der Zigeune r.) In der „Geographischen Gesell-schast" Belgiens hielt Ch. d' Haiie Steenhuyse einen Vortrag über den Ursprung der Zigeuner. Man suchte die Wiege derselbeii an verschiedenen Orten: am Kimmerischen Bosporus, in Zam-guebar, Circassien, Deutschland, Aethiopien, Egypten, in Kolchos, an der Donau oder in der Ukrailie. De Nienzi kannte in Europa drei Zigeulierhänptlinge, welche sich Rumna Chal naiinten. Diese beiden Worte bedeuten in der Mahrattensprache „in der Ebene umherstreisende Leute. " Der Forscher tritt den Ansichten Grell-inann's, Dav. Nichardson'S und des Abbe Du-bois bei, ivelche den Indus für die Wiege des Wandervolkes haltet,, und zwar läßt Rienzi A e u i r r e t o n. Der tösk Nachbar. Äon Levill «chiicklttg. ^Fortsetzung.) Die Gettlächer ivaren meublirt, wie die Wohnräume einer wohlhabeiideii Adelsfainilie zu sein pflegen, Alles ein wenig veraltet ultv livch mehr bestäubt, verschossen, veriiachlässtgt. An den Wänden hingen Oelbrlder, Porträts, Landschasten; ain Ende der Neihe rechts difalto sich ein die ganze Breite des Gebäiides elii-nel)lnender Saat lnit Fenstern nach zivei Seiten, mit Krystallüstre und krystaUenen Wandleuchtern, in der Mitte der dunkelrothen Wandflächen init Satuetten geschtrliickt, die sich lveißleuchtend von dem dunklen Grunde abhoben; auch die Decke war mit weißen Stiickfiguren verziert — der Mum tvar augeitscheinlich der Festsaal des Hause«. Der junge Mann schritt quer durch den iliaum auf die Nrsche jii, welche in der der Eiii-gangSthür gegenüberliegenden Längenivand an-gebracht war, auf die weißleuchteiide Statue, welche in dieser Msche aus kniehohem Posta- mente von duiiklein Marinor stand ... er blieb vor ihr stehen und stieß ein leises unwilliges „Ah!" aus, es schieii ihn etwas in hohein Grade betroffen zu «nacheii. Er streckte den Arm aus und fuhr lnil der Hand über die Schulter der Statue . . . daiin stieß er ntit der Fußspitze an den Sockel; dieser klapperte — der dunkle Marinor war nur hohles Holz. Mit einein Tone zorniger Entrüstung ries der Freinde dem Mädchen, das ihin gefolgt war, über die Schulter zn: „Wo ist die Statue? Das hier ist ja ein elender Gypsabguß ... wo ist die Statue hiligekoinineii . . . „Ich habe ine etwas AildereS hier geseheii!" versetzte das '.lltädchen verwundert. „Nie etwas Aiideres hier gesehen? So tnö-gen alle Wetter dreiii schlagen!" ries d?r junge Mann tili höchsten Zoriie aus . . . „an die Ltclle des wundervollen Marinorbildes dieses schäbige Ding . . . reiß' das nächste Fenster aus', sag' ich . . zuin Tei^sel irrit dein Plunder!" Das Mädcheii stand ties erschrocken vor dein plötzlichen grenzenlosen Zorn des Freinden ; sie sah regungslos, wie er das '^^ild inil beiden Händen an deii Armen ergriff, es jiiin nächsten Fenster schleppte nnd dies aufriß. Danii stieß sie einen Schrei aus ulid stürzte, ivie um Hilfe herbeizurufen, davon, quer durch den Saal uird die nächsten Geinächer ... wie so wildzornig der Frenrde das Bild durch das Fenster warf, sah sie nicht inehr, aber sie hörte den heftigen Krach, mit welchein es draußen an der Seite des Gebäudes unteii auf dem Boden air-kalu und in tausend Stücke zerschellte. Zl'rnige Verwünschungen zwischeii den Zähnen inurtnelnd, ging der junge Mann zurück ; er schritt durch die Zi>nmerreihe. durch die er gekominen; votn Treppenvorplatz her hörte er eilige schwere Schritte ihm entgegenkoininelt, und als er in die nächste Thür trat, stand eiir großgewachsener breitschultriger Mann in einem grauen Jagdrock und mit einein Strohhut auf de»n Kopfe vor ihm, der ihn init einein Tone, iii welchem Betroffenheit uiid Zorn sich in ei-genthümlicher Weise inischten, anschrie: „Heir, iver sind Sie, was inachen Sie deiin hier?" „Wer ich bin, können Sie sich ungefähr vorstellen," sagte der junge Mann hochmüthig und scharf — „Sie sind der Ädiniiiistrator Der bin ich, und Sie si'id der Baron Horst?" Der Baroii beantivortete diese Frage nicht, er versetzte nur: „Folgeii Sie inir rn die Ziln-iner lneines Vaters . . . Lasseii Sie Lichter da-hili brmgen, ivir tverden länger iuit einander zu redetr haben." sie im Mahrattenland heimisch sein, dort fände man noch heute Leute diese» Volkes Zzu Stämmen vereinigt; eine Unterkaste der Sudras, die bekanntesten Parias seien die Stammeltern der Zigeuner. In Frankreich und Belgien erschienen sie zuerst im Jahre !417; in Amerika und Australien waren sie noch nicht. Siebenbürgen, Moldau, Walachei, Slavonien, Kurland, Litthauen und Kaukasien sollen die meisten Zigeuner beherbergen; dann erst folgen Spanien, Un« garn, Italien u. s. w. Die Gesammtzahl der Zigeuner in den alten drei Welttheilen wird aus etwa süns Millionen geschätzt. (Vom Kriegsschauplatz. Fremden» bab im türtischen Heere.) Der neue Ober-Be-sehlshaber des türkischen Heeres in Bulgarien — Mehemet Ali Pascha — ist von Geburt ein Norddeutscher. Neid und Mißgunst der natio-nalen Heerfithrer dürsten ihm aus diesem Grunde wohl manche Schwierigkeit bereiten. Selbst angenommen, Mehemet Ali habe die Befähigung zutn Feldherrn im reichsten Maße, werden die oSmanischen Marschälle durch seine Ernennung zu ihrem Führer sich in ihrem Ehrgeize nicht auf das tiefste verletzt fühlen? In keiner Armee wohnt den Generalen so wenig Selbßwerleugnung inne, als in der türkischen, in welcher kleinliche Eifersüchteleien lähmend aus ihre Unternehmungen wirken. Der Krieg er-scheint Jedem Selbstzweck. Die Nachricht von den empfindlichen Schlappen, die der unglück-liche Marschall Mahmud (ein Renegat Namens Freund) im Süden Montenegros erlitt, wurden auf den übrigen Kriegsschauplätzen auf das Freudigste begrüßt und dieser Freunde in Festlichkeiten unverholen Ausdruck gegeben. Mahmud war in seinen Operationen nicht unglücklicher als Derwisch und Ali Said, welche ihm im Kommando in Nordalbanien solgten; dennoch wurde er wie ein gemeiner Verbrecher nach Konstantinopel geschleppt und dort in der unwür-digsten Weise eingekerkert, während seine Nach« folger, die, wie gesagt, genau wie er von Niederlage zu Niederlage eilten, das Vertrauen der leitenden Persönlichkeiten in Konstantinopel keinen Augenblick verloren und heute noch in demselben Ansehen und in derselben Machtstellung sich befinden, welcher Mahmud in schimps-lichster Weise entkleidet wurde. Der Erklärungsgrund dieser beispiellosen Prozedur liegt indem Mißtrauen und Haffe, welche im Oriente jedem Eurpäer entgegengebracht werden. In einer Armee, wo solche Erscheinungen zu Tage treten, ist die Ernennung eines Mannes ohne glänzende Vergangenheit, ohne hervorragende militärische Er schritt voran in die andere Zimmerreihe links von dem Treppenvorraum, und hier warf er sich bequem in einem Lehnstuhl, der neben einem grobem Tische mit dunkler Mar-morplatte stand. Erklären Sie mir vor allen Dingen", sagte er hier, wo ist die kostbare Marmorstatue der Flora Her Administrator stand vor ihm — der Mann mit dem krästig geschnittenen, aber gewinnenden, intelligenten Gesicht, das ein dunkler Vollbart umrahmte, sah mit gerunzelten Brauen schars aus ihn nieder; dann glätteten sich diese, er nahm ruhig in einem gegenüberstehenden Stuhle Platz und sagte: „Herr Baron, ich sürchte, wenn wir in diesem Tone einsetzen, so kommen wir nicht zu einer ordentlichen Harmonie, die doch Ihnen ebenso wünschenSwerth sein möchte, wie mir. Schlagen wir die Stimmgabel deshalb noch einmal an. Ich heiße Sie herzlich willkommen im Hause Ihrer Väter, auf Ihrem Erbe, das ich Ihnen selbst zu überliefern habe. Ich habe es von dem Augenblicke an, wo es ihr Vor-mundschajtSgericht mir übergab, als ehrlicher Mann nach bestem Wissen und Gewissen verwaltet. Als Sie nach Ihrer Eltern Tode in ein österreichisches Kadetteninstitut gegeben wurden und die BeHürde mich zum Administrator Ihre» Eigenschaften züm Führer, seine Erhebung zum Vorgesetzten vieler verdienter Männer, welche vor wenigen Tagen noch im Ral?ge hoch über ihm standen und von denen ihn viele an militärischem Talent uud Bildung weit überragen, eines Mannes endlich, der trotz seines Ueber-trittes zum Islam von dem rechten Alttürken-thume dknnoch als Giaur detrachtet wird, eine sehr gewagte Maßregel. Omer Pascha allerdings hatte sich allgemeine Achtung abzutrotzen ver-standen; aber er war ein Mann von eiserner Energie und hervorra^zenden Geistesgaben — Eigenschaften, welche ^1'iehmed Ali bis heute wenigstens nicht verrieth. Bei der Erbitterung der zurückgesetzten, in ihrem Ehrgeize verletzten Marschälle steht es zu tiesorgen, daß die Erhebung M».'hemed Ali's aus den höchsten militä-rischen Postei» unter deil Truppell-Konlman-danten eule Zersahrenheit hervorruft, welche die Armee demoralisirt. (Zur Geschichte des Wunderglaubens. — Sequestrirtes Geschäst.) Der „N. Fr. Presse" wird aus ?teapel geschrieben: In der Nähe van Maisigno öffnete sich vor einigen Monaten eine Wasserader, aus welcher eine Art Schweseleisenwasser horvorströmte. Nicht weit davon entfernt steht eine Kirche, und die an derselben thätige Geistlichkeit beeilte sich, in Druckwerken auf die Wunderthätigkeit der neuen Quelle hinzuweisen — Druckwerke, die in der ganzen Gegend verbreitet wurden und die man ebenso in Prosa als in Versen haben konnte. Bald daraus wurde in der Nähe der Kirche und in der Nähe der Quelle ein förmliches Wundergeschäst eröffnet, in welches die Kranken nur einzutreten brauchten, um es schon nach einer halben Stunde frisch und gesund wieder zu verlassen. Stumme erhielten sosort die Sprache, Gelähmte den sreien Gebranch ihrer Glieder wieder, und Leute mit gebrochenen Armen oder Beinen konnten, nachdem inan ihnen einige Tropfen des Wunderwassers auf das beschädigte Glied geträufelt, sosort die Krücken wegwerfen und ganz frei ihre Glieder gebrauchen. Die Zahl der glücklichen Heilungen ivar schon in den ersten Wochen eine so große, daß der Wunderrus der tluelle in die weitesten Kreise drang und Hunderte von Kranken selbst aus entsernten Gegenden anlockte. Die Polizei saßte die wunderbaren Heilungen endlich doch etwas schärfer ins Auge, und es gelang ihr, unzweideutige Beweise dafür zu erhalten, daß alle die Stummen, die Gelähmten u. s. w, die in den ersten Wochen aus der Wundersaiirit geheilt entlassen wordeil waren, ihre Stimme ganz verschuldeten und sequestrirten Erbes einsetzte, da glaubte man, daß es mehr als ein Menschenalter dauern würde, bis die Schulden abgetragen seinen. Seitdem sind achtzehn Jahre verflossen... Sie waren damals acht Jahre und zählen jetzt sechsundzwanzig ..." „Es ist wahr", sagte der junge Baron milder und wie eii»em überlegenden Wesen sich beugend, „ich war in der That sehr überrascht durch vie unverhoffte Nachricht des Gerichts, daß ich kommen und mein Erbe übernehmen könne ..." „Ohne die Reittenablösnngen, die uns so viel Geld brachten, und ohne die Erbschaft von Ihrem Vetler wäre es freilich nicht mög-lich gewesen . . . aber trotzdem", fuhr der Administrator selbstbewußt sort, „dars ich sagen, daß ohne meine ehrliche, umsichtige und rastlose Ausbeutung der Hilfsquellen, welche Jtire Besitzungen darboten, das Ziel nicht so rasch erreicht worden wäre, und so habe ich denn sreilich einigen Anspruch — nicht aus Ihren Dank, Herr Baron, den ich nicht verlange, aber auf eine andere Art des Verkehrs!" Der junge Mann sah den Redenden groß uild offen an; er schien zu sühlen, daß er mit dem Tone, den er angeschlagen, ein Unrecht begangen, und ganz bereit, es gut zu machen, entgegnete er: und den Gebrauch ihrer Glieder vor der mira-^ kulösen Operation ebenso unbeschränkt besessen hatten, als nach derselben. Nachdem dies einmal festgestellt, wurden eines Morgens zwei Kommissäre mit entsprechender Wachmannschaft in des Wunderhaus geschickt, und dieselben nahmen nun lzier die Sequestration alles dessen vor, was sie fanden: sehr bedeutende Geldmengen in klingender Münze und in Bankanweisungen (Opfergaben derjenigen, welche später Heilung gesucht hatten), zahlreich gespendetes Weißzeug. Kleidungsstücke, , Schmuckgegenstände, Uhren, ganze Hanfeil von Krlicken u. dgl. m. Die Polizei nahm alles dies mit sich sort, zugleich aber auch einen gewissen Fontana aus Massig-nano, einen ehemaligen (Äaleerensträfling, von dem man schon srüher konstatirt hatte, daß er der Hauptarrangeur des ganzen Wunderschwindels gewesen. Seither sind noch mehrere andere Theilnehmer an dem lucrativen Geschäfte eingebracht worden; sie sitzen nun im Gefängnisse zu Fermo und harren des Urtheilsspruches. 600 fl. Kalunder, schon früher zweimal durch Feuer geschädigt, war „versichert", hatte aber seit Jahr und Tag die Einzahlung nicht mehr geleistet. (Verbrannt.) Zu St. Martiil im Nosenthaie entstand durch's Tabakrauchen der Drescher ein Brand. Die Tenne wurde gänzlich eingeäschert und fand ein Kil»d, welches daselbst schlief, seinen Tod in den Flammen. (Bran d.) Vorgestern Nachmittag l Uhr brach auf der Schunkohube in Unter-Kötsch Feuer aus und ergriff dasselbe auch die Gebäude der Nachbarn Strohniaier und Michelitsch. Vier Wohnhäuser und zwei Tennen gingen in Flammelr auf. Die hiesige Feuerwehr sandte zwanzig Mann zu Hilse. Dieser Brand soll gelegt worden sein. (G e m ei nd e l e b e n. Ein Verbot.) Aus der Straße zwischen Windenau und Robwein wird eine Brücke gebaut nnd ist daselbst an einer Stange solgende Warnung angeschlagen: „Certifikal Jedes verbothen mit Wagen zu fahren, Nach Windenau das alte wird zerrissen wird ein Neies gebaut Brüten Gemeinde Amt Noßwein am 27/7. 877 Anlon Löschnig G.V- (F a ß a i ch «S t e l l e.) Die Fahaich-Stelle zu Schönstein beginnt ihre Wirklamkeit am l. August. (Kunstreiter) Der Circus Stiasny, welcher sich hier fünf Wochen lang eines zahl» reichen Besuches erfreute, geht nach Pettau, wo zehn Vorstellungen gegeben werden. Theater (-ß.) Sonntag den 29. Juli. ^Die Rosa-Dominos." Lustspiel in 3 Akten von A. Dela-cour und A. Hennequin. Deutsch von Schelcher. Diese Kotnödie, obwohl von einer äußerst drol» ligen Grundidee getragen, würde sich kaum über Wasser halten können, wenn nlcht so gediegene Kräfte für das genaue Zusammenwirken ge» wissenhaft Sorge tragen würden. Das Verdienst ist den verehrten ^Wiener Gästen durchaus nicht abzusprechen und eS hat sich auch an diesem Abend der ihnen vorant^egangene glänzende Ruf bewährt. Umsomehr ist e« aber zu bedauern, daß bei Beginn des 2. Aktes ein Extempore vorkam, das zur Bildung und Förderung des ästhetischen Geschmacks ganz und gar ungeeignet und im Interesse der Kunst unbedingt refusirbar ist. Wir wollen nicht unter» suchen, was für Faktoren dabei mit in Rech» nung kommen, aber nur das wollen wir bemerken, daß echte Künstler auch in der Provinz jenen Standpunkt einnehmen sollen, den sie in der Residenz einnehnun und wahren müsse»^, und sehr leicht artet die Kunst aus, wenn sie glaubt, die Provinzbewohner mit unpassenden Witzen tr«ktiren und ködern zu können. Abgesehen von dem Gesagten war die Vorstellung eine gelungene und das ziemlich gut besuchte Haus spendete den Darstellern reichli» chen Beisall. Von diesen müssen genannt wer» den die Damen Frl. Weisse (Margarethe), welche die Frau mit den moderneil Lebensanschauungen ungezwungen in Äpiel und Rede vorzüglich charakterisirte; Frl. Saldern (Angele), die in ihrer Naivität dleselben nicht theilen kann; Frau Pnrkholzer (Madame Beaubuiffon) und Frl. Saar (Hortense) als schnippisches Kammermädchen. Ebenso ausgezeichnet waren die Leistungen der Herren Greve, Ranzenberg und namentlich die des Herrn Heinrich, der in seinem ^Beauliuisson" eine von köstlichenl Humor durchtränkte Figur schuf. Liedertafel. Die Samstag den 28. Juli Abends 8 Uhr in Th. Götz' Garten stattgefundene Mitglieder-Lirdertasel des Marburger MÜilnergesang-Ver-eines war in jeder Beziehung äußerst gelungen und zahlreich besucht. Die Wahl der Chöre, die Zusammenstellung des Programme» uild die Ausführung der einzelnen Nummern kann durchweg als ausgezeichnet benannt werden. Den Glanzpunkt des Abends bildeten jedenfalls die Solooorlräge und es werden von den Zuhörern sowohl jene befriedigt gewesen seln, die mit dem lyrischen Tenor sympathlsiren, als auch jene, denen eil» schöner melodischer Bariton, wie ihn Herr Waldner besitzt und zu verwerlhen weiß, mehr zusagt. Musikautoren wle: Engels-berg. Storch, Mendelssohil, Schubert, Ruvin-stein, Schumann ^c. wurden »m Chor und Liede benützt und der Gesangverein, wie auch dessen tüchtlger Ehormeister zeigten an dem Abend, daß es ihm Ernst sei um die Kunst, Ernst um die wahre Pflege des deutschen Liedes. Fährt derselbe aus der betretenen Bahn sort, so kann er der Sympathien der hiesigen Be^ völkerung sicher sein, wird inl nächsten Jal)re Großes leisten und dadurch Veranlassung geben zur Vermehrung seiner unterstützenden Mitglieder; diese Liedertasel aber wird gewiß allen Betheiligten noch lange in freundlicher und angenehmer Eriniierung bleiben. Letzte '^vst. Die Mobilmachung soll fich auf die zweite in Ungarn befindlich» Armt^e Korps) erstrecken. Am Sonntag werden in Ungarn gegen zweihundert Äoll'sversammlunt^en stattfi ,0en, um ftch zuGunften der Ttirtet auszu»ptechen. Dte Aiufscn haben die ^«Hiacht bei Gstrdsche (nordwestlich von RaSgrad) ver-loren. ^ ^ ^2» der Nähe von Rustschuk (am Lom-fluß») sollen die Türken geschlagen worden jein. Die Russen schl.igen bei Vetrusan eine neue Donaubrticke. Dom Itüchertisch. ene I l l u st r i rt e Z e i t u n g" Nr. Zl. Jllustr.'tionen: Großfürst Konstantin, AdlNlral der russischen Flotte. — Nicopoli. — Die alte bulgarische Köiiigsstadt Tirilowo. — Nachtbild aus Rustschuk. — Die Bettelsänger. Gemälde von F. Defregger. — Aus „Pompeji und die Pompejaner", Verlag von Ferd. Hirt und Sohn in Leipzig: Das Forum. DaS Tepidarium. Restauration des Atrium im Hause de» Pk»nfa. — Jüustrirte Kriegsberichte. Von G. Zmlauer. — Texte: Anastäsie de Mercoeur. Roman von G. Haas (Fortsetzung.) — Tegetthoff. Von Moriz Amster. — Der orientalische Krieg. Redigirt von Schweiger-Lerchenfeld. — Rustschuk und seine Befestigungen. — Großsürst Konstantin. — Tirnolvo in Bulgarien. Werben und Walten. Novelle von F. Schifkorn. — Von der Brief» taube. Skizze von Bacciocco. — Pompeji. -Die Bettelsänger. — Kleine Chronik.--Schach. — Rösselsprung. — Silbenräthsel. — Korrespondenzkasten. Die soeben erschienene Nummer 42 des illustrirten Familienblattes „Die Heimat" eiithält: Das Haus Fragstein. Roman von Fried. Uhl. (Fortsetzung.) — Die nnr einmal lieben. Rolnan von Moriz Jokai. Autorisirte Ueber« tragung aus dem Ungarischen von A. D. (Fortsetzung.) — Nach Geinälden österr. Künstler: „Das Geheimnib." Von Josef von Molnar in Budapest Gedicht dazu von Ferd. von Saar. — Stimme und Sprache. Von Dr. Johann Schnitzler. 2. (Mit Illustrationen). — Das Kriegsjahr 1809. Nach den ^Erinnerungen" des Grasen Eugen von Üernin und Chudenic. Auszugsweise mitgetheilt von Freiherrn von Helfert. 7. — Wanderskizzen aus dein Böhmerwalde. Von Moriz Willkomm. 2. Auf der Wasserscheide zweier Meere. (FortsetziMg und Schluß.) Illustration: Balkanstadt Gabrovo. — Briese an die „Heimat." Unsere Touristenfrage. Von L. P. — Aus aller Welt. — Bild-erklärung. Aufruf an die?. 1'. Herren Inlercssenten für die Errichtung einer Frucht- und Mehlliörst in Graz. Nachdem mit hohem Finanz-Ministerial-Erlaß vom 26. Juni 1677, Zahl F. M., oas Statut der Frucht- und Mehlbörse in Graz genehmigt wurde, beehrt sich das gefertigte Komuv die Herren Brauer, Müller, Bäcker, Frucht' und M^^hlhändler, Oeko«iomen, sowie den Haiidelsstano ütierhaupt zum Beitritte als üliitglieder der Grazer Frucht- uiid Mehlvörse gezieinend einzuladen und wollen allfällige Bei» trtttS.Erklärungen ^üs längstens 6.August 1877 an den Schriftführer des Komit^, Herrn Lo-reiiz Strohschneider, Annenstraße Nr. 9 eingesendet werdeli, worauf die Mitgliederkarte (Börseneintrittskarte) erfolgt wird, welche zum Eintritte ili die Grazer Frucht- und Mehlbörse und zur Wahl der Börsenräthe berechtiget. Ftir die Börseneintriltskarte ist als Jahresgebühr der Betrag von ö st. zu erlegen, und kann diese Gebühr, aus welcher vorderhand in Erniangelung eines Bölsensoilves und sonstiger Einnahmsquellen die Kosten der Erhaltung der Frucht- und Mehlliörse bestrttten werden, in ^nkuilft in dem Maße er,näßiget iverdeii, als stch die Anzahl der Börsenbesucher erhöht, da« her eine möglichst rege Theilnahme im Interesse der Mitgllever selvst gelegen ist Nachveln die Frucht, und Mehlbörse den Handel nach festen Normen regelt, sowohl Käufer als Verkäufer durch das iii dein Statute vorgesehene iiiappel« lable Schiedsgericht gleichen Rechtsschutz genießen, den Lieferanten zahlreiche Kutiden zugefuhrt werden, den Käufern eine reichlichere Auswahl erinöglicht, sowie allen Besuchern die Anknüpfung von Geschästsverbinvungen erleichtert wird, der Besuch der Börse überhaupt die beste Gelegenheit bietet, sich über die muthinaßlichen Chan» cen de» Handel« zu orientiren, der neugewählte Börsenvorstano auch berufen sein wird, die Interessen der betheiligten Geschäftsleute und Gewerbe nach jeder Richtung wahrzunehmen, in Zok-, und Handelsangelegenheiten, Ermäßigung von Frachtsätzen, Verkehrserleichterungen u. s. w. Vortheile zu erzielen, durch eine solche von der hohen Regierung autorisirte legale Vertretung Resultate erreicht werden können, welche der Einzelne zu erreichen nicht im Stande ist — so sieht das gefertigte Komite einer zahlreichen Betheiligung der Herren Interessenten entgegen. Spezielle Einladungen an einzelne Firmen werden nicht ausgegeben. Das Komite zur Erichtung einer Frucht» und Mehlbörse in Graz. Plankensteiner, Obmann. Course der Wiener Börse. 28. Juli. Einheitliche Staatsschuld in Roten . 61.25! in Silder . 65.90 Voldrente 73.4! Creditaktien London Silber . . Napoleond'or 186ver St.-Attl. Lose .—! K. t. Münz-Dukalen Bankaktien 794.— 100 Reichsmark 153.25 123.70 108.85 9.83 7, 5.91 60.30 All Herrn Dr. N., k. k. Nstilr in Schönstein. Ich fordere Sie hiemit auf, daS Expensar per ö. W. fl. 9.60 an Herrn Dr. M. Reiser sofort zu bezahlen. Widrigens ich nicht nur nllein Ihren Namen, sondern auch den ganzen Sachverhalt veröffentlichen werde. 886) Achtungsvollst AI. Ein Gewösb mit Küche obere Hcrrengafse 38 (884 ist um 120 fl. zu vermiethen. Eine schöne elegante Wohnung (im 1. Stock) mit 5 Zimmert», schöner großer Sparherdküche uud Speis ist mit l. September zu vergeben. Auskunft im Comptoir d. Bl. (877 Eine neue Wertheim'sthe und ein DoPPel - Schreibtisch find zu Veikaufen. Auskunft im Comptoir d. Bl. (881 das Gasthaus „zur Mehlgrube" wird ein verrechnender Wirth gesucht. Anzufragen bei der Eigenthümerin Marie S ch r a m l. (858 überspielt und sehr stimmhältig, mit 6^/4 Okt. und Rollfühen, ist tvegen Abreise um den biUi» gen Preis von 68 fl. zu Verkaufen. (876 Anfrage Kaiserstrahe Nr. 4, ebenerdig rechts. 80« bis 1000 fl. werden auf ein Haus in Marburg gegen gute Zlnfen sofort aufzunehmen gesucht. — Gefällige Offerte an I. 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Visllisbolivn. ......1.— 1. 14. >ViLÄgrsstiu. .......0.75 1. 1ü. 1.oottvoxsl. l'^ivUsunv......0.75 1. 16. Dt« (»ra^iöss. Nasurictt.....0.75 m. 17. Osr t^ivIiLsdote. .....1.— LS. Itj. 1) ........l.75 i!s. 2) Das ^bsuäxsbot...... . 2.— iii. 3) Otts AIvi'Ksnxsdvt . . . . . . 1.50 2v. 4) Oer Leonsrin ttruss .....1.75 üt. 19. v^sl^Isrs ^dsokiscl.......1.50 «s. 20. ^ssv-1'av?...........1.50 sl. 21. VViö lcöllnt ivk Osiii verß^ssssn . . . 1.25 LS. 22. '1'ausöNllseköu.........1.75 m. 23. Lüsses Hväsu. tlivoturvo.....1.— I. 24. Liu süsskr üliolr. .... 0.75 IN. 25. öosuiallisLksr laus.......1.75 "') l^viobtön Ltüvksn ist viu «ismiioti loivd-tvv ys!", mittslsvkvsrsu „m" unll sismliok «ouvsrsv „ics" vor^säruvkt. (13S0 Jedem Ktaliierspieler, der nicht große technische Aee-titzkcit tiescht, aber auch einmat als Borspieler gefallen will, sind die Compofitionen von L. Zeise brillant, melodiös nnd leicht allSführbar, ganz besonder» »u empfehlen. Liverpool. A. Hochler, Pianist. IlsbvraUkin, vv ksivs 6iroot uvä tr»ll