^ «t Nitwsch den 21. Iilai 1879. XVIN. Jahrgang Die „Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Freitag. Preise — für Marburg ganzjährig 6 fl., halbjährig 3 fl., vierteljährig 1 fl. 50 kr.; fiir Zustellung ins Haus monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig 3 fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. JnsertionSgebühr 8 kr. pr. Zeile. Air Utuwahleu und der dyaliflischr Charaktrr drs Rrichrs. Marburg, 20. Mai. Moriz von Kaii'erfeld spricht in seinem Wahlschreiden die Erwartung aus, „daß die Abgeordneten, welche die Steiermark bei der nächsten Neuwahl in den Reichsrath sendet, zu einer Veränderung des dualistischen Charakters Oesterreich-Ungarns nimmermehr ihre Zustimmung geben werden." Kaisrrfeld gehört zu den hervorragendsten Begründern des Dualismus und sträubt sich daher gegen jede Neuerung; die Erwartung aber, die er in Betreff des Fortbestandes hegt, dürfte noch trotzdem getäuscht werden. Die Neuwahl des Abgeordnetenhauses gilt bekanntlich für sechs Jahre. Während dieser Zeit kommt der dualistische Charakter des Reiches versasiungsgemäb nicht in Frage, weil der zweite Ausgleich mit Ungarn noch fortdauert. Die Abgeordneten, die wir für diese Jahre wählen, können höchstens, wie es jetzt die Hundert und zwölf und die von der Linken aethan, am Schluße ihrer parlamentarischen Thäligkeit in einem Aufrufe an die Wähler ihren Standpunkt auch bezitglich des dritten Ausgleiches mit Ungarn darlegen und dadurch die nächste Wahlbewegung beeittstußen. llnd debhalb nehmen wir schon bei der jetzigen Neuwahl unsere Stellung zu diesem Ausgleich. Dem rechtsstaatlichen Begriff: „Gemeinsame Al^gelegenheiten" und der Wtlrde Jener, die sich behufs Durchführung derselben verei» nigen, entspricht nur eine wirkliche Volksvertretung mit einer streng parlamentarischen Regierung. Zu einem solchen Ausgleich wird jedoch Ungarn schwerlich die Hand bieten, weil wir Oesterreicher, nach Kopfzahl und Steuerleistung in der Volksvertretung die überwiegende Mehrheit bildend, von den Magyaren nicht mehr beherrscht werden könnten. Darum ziehen wir lieber die Hand, in welche Ungarn zu diesem Bunde nicht eingeschlagen, zurück, so weit wir dies vermögen und schreiben auf unsere Fahne: Personalunion! Zwischen Oesterreich-Ungarn gibt es dann kein anderes Band mehr, als die Person des gemeinsamen Monarchen und müssen die übrigen Beziehungen beider von einander vollkommen unabhängigen Staaten völkerrechtlich, durch besondere Verträge von Fall zu Fall geordnet werden. Im eigenen Hause sind dann aber wir die Herren und bestellen dasselbe nach unserem Willen einfach, wohnlich, wetterfest. Franz Wiesthaler. Dir Zollresorm Keutschlaads u»d dir österrcichischt Landwirlhschast. Der Landwirthschastliche Klub zu Prag hat an das Abgeordnetenhaus eine Petition gerichtet, in welcher u.A. erklärt wird, „datz er nicht umhin kann, zu erklären, daß stch die landwirthschastliche Industrie nicht jenes wohllvollenden Schutze» erfreut, den sie verdient, und dah es inl Interesse der landwirthschaftlichen Produktion dringend angezeigt erscheint, mit allen zur Ver-fttgung stehenden Mitteln die landwirthschastliche Industrie wieder zum Aufbliihen zu bringen. Es unterliegt keinein Zweifel — heibt es dann weiter — dab es nicht Ursachen handelspolitischer Natur sind, welche die La»ldwirthschast der westlichen Reichshälfle in die gegenwärtige Lage gebracht haben, und sehen die Landwirthe Böhmens umsomehr mit Nuhe der schutzzöll-nerischen Organisation Deutschlands entgegen, als einestheils Deutschland als Industriestaat immer auf fremde, zunäck)st ungarische Cerea-lien angewiesen sein wird, anderntheils Oesterreich jene handelspolitischen Zltaßnahmen Deutschlands mit kräftigen und ausreichenden Maß- regeln zum Zwecke des Schutzes der eigenen Industrie beantworten muß. Und darin liegt nach der Ansicht des Landwirthschaftlichen Klubs in Prag der Angelpunkt der ganzen Angelegenheit. Unsere Industrie, und zwar die landwirthschastliche und die allgemeine, war bislang gegenüber der fremden, mit gtZnstigern Fracht-und Zollverhältnissen arbeilettden Konkurrenz nicht hinlänglich geschlitzt, so daß die meisten Industriezweige trotz der sonst günstigen Pro-duktionSbedingungen es zu einer kräftigen Entfaltung nicht bringen konnten. Wird nun auf unsere Industrie gegenüber der sremden eine entsprechende Rücksicht genommen und ihr ein ausreichender Schutz zu Theil, so werden die meisten der bestehenden Industriezweige zu einer gesunden Entwicklung gelangen, und nelie, die bis jetzt in Folge der fremden 5?ach, als ich nun wieder allein meine Straße zog. Ich tnußte ihul in ineinen Gedanken immer lauter Recht geben. Die Periode der Krastgenialität lag hinter mir. Nachdenken und Erfahrung halben lnich gelehrt, daß, wie fchön auch Weltverl!efferungö-träulne der Jugend stehen lnögen, der gereiftere Manu sich bescheiden muß, in beschränklerer Sphäre das Tüchtige zu wollen und das Rechte zu thun, sich selbst und den Seinigen zu Glück und Freude. In dem Maße, in welchem Zeit und Ent-fernung den Glanz der berauschenden Stan-hopea verblassen ließen, ging der keusche Stern »neiner Jugend leuchtender und verheißungsvoller mir in der Seele auf. Er sollte jetzt östliche Nohproduktion sind und der erstem Kräftigung durch entsprechendes Ausblühen der Industrie auch im Interesse der östlichen Länder liegen muß, da vom allgemein wirthschaftlichen Standpunkt aus der wesiösterreichische Konsument unter allen Umständen dem ausländischen vorzuziehen ist. Aus Grund der vorstehenden Auseinandersetzungen wären nach der Ansicht des Landwirth-schastlichen ttlubü in Prag niit Bezug auf die landwtrlhschastliche Produktion Böhmens und tt)e>lweise Westösterreichs gegentiber der handelspolitischen Bewegung in Deutschland, sowie bei Abschluß eines eventuellen Vertrages folgende Momente in erster Reihe zn berücksichtigen: 1. Die Grenzen des Reiches sind gegen die Vieh-Eii'fuhr Rußlands, Rumäniens und Serbiens möglichst bald zu sperren, und ist dann der Abschluß einer Konvention mit Deutschland anzustreben, laut welcher aus Grund der erstern Maßregel sich Deutschland verpflichtet, seine Grenzen gegen die V^eh-Einsuhr ans Oesterreich stets offen zu lassen. 2. Bei allen handelspolitischen Abmachungen mit Deutschland ist daraus Rücksicht zu nehmen, daß von der gedeihlichen Entwicklung der Industrie, und zwar der landwirthschastlichen und der allgemeinen, die materielle Wohlfahrt der Gesammt'Monarchie abhängt, weßhalb in jeder Richtung unserer Industrie jener Schutz zu Theil werden möge, der die Ueberwindung der fremdländischen Konkurrenz ermöglichen würde. Der Landwirthschaftliche Klub zu Prag wagt es, Vorstehendes einer geneigten Beachtung des hohen Abgeordnetenhauses wärmsten« zu empseblen, nachdem seiner Ueberzeugung nach ln obigen Momenten die einzigen Mittel zur Rettung und Ertialtung der landwirthschast' lichen Produktion Westösterreichs gelegen sind. Zlir CuzjeH. Die T h r on r ede, mit welcher der Reichs-rath geschloffen worden, glich diesem und dem Mmislerium: sie war farblos und ohne erfrischenden Hauch. Das Abgeordnetenhaus war kaum durch ein Drittel seiner Mitglieder vertreten. Uttl zu guter Letzt noch den Anhängern der Excellönzen Rechbauer und Herbst eine Freude zu machen, thun wir hiemit kund, daß beide im goldgestickten Geheimraths-Kleide erschienen. Der Einmarsch österreichischungarischer Truppen in Novi-Bazar muß nahe bevorstehen, denn sonst hätte die hohe Pforte nicht ihre getreuen U-uer-thanen bei Todesstrafe gewarnt vor jedem Angriffe. Wird diesem Befehle die bekannte Achtung gezollt, dann findet gar mancher nicht mehr hinter der ^wilden" trüben Lohe der „Leidenschaft" verschwinden; ich fuhUe es wohl. Und sein Leuchten mar so groß und schön, daß es mich viel Selbstüberwindung kostete, nicht von meriiem Wege nach Süden abzuweichen, als ich drüben in der Ferne die Berge der Heinwt meiner Kindheit blauduslig ragen sah. Ich halte Isolde sehen, ihr so vieles, alles sagen mögen, a^'er ich bezwang mir das Herz in der Brust. Du hast itzr versprochen, durch eigene Kraft etwa:; zu werdeil, — daher gedulde dich! Noch ein paar Jahre Arbeit und du wlrst ihr sagen dürfen, daß du Wort gehalten. So heischte eS mein Stolz und ich gehorchte itzm. Aber doch nicht so ganz. Denn in der Grenzstadt, durch welche mein Weg führte, setzte ich mich hin und schrieb an Isolde einen langen Brief, in welchem ich mein ganzes Herz vor ihr ausschüttete. Ich sühlte Mich ordentlich leicht und froh, als ich den Brief zur Post trug, und wollte von da noch hinaus aus den Hafendamm, um das Abendroih auf dem Bodensee liegen zu sehen und noch einmal zu den heimischen Gestaden hinüderzubllcken. Wie ich aber zur Einsahrt des Posthauses herauswollte, fuhr ein aus dem Inner»; der Tapfere unseres Heeres ein frühe» Grab in raszischer Erde. Die nationalliberale Partei desDeutschen N e i ch s t ag e s ist in voller Zersetzung begriffen. Um die volkswirthschastliche Spaltung nicht zur politischen sich erweitern zu lassen, wurde zwar der Beschluß gefaßt, daß die Annahme der BiSmarck'schen Gesetzentwürse nicht als Absall von der Partei gelten soll: der eiserne Kanzler darf aber trotzdem die Sprengung dieser Sippe als einen nicht geringen Erfolg seiner WirthschastSpolitik betrachten. Der Götzendienst rächt sich. Die politischen Brände, die jetzt die Nacht Rußlands erhellen, sind eine besondere Eigenthümlichkeit dieses Stammes. So fürchterlich geplant war dieses Mittel der Rache und der Aufregung wohl noch niemals wie Heuer. Den Brand als Gegenmittel kann aber die Regierung nicht zur Anwendung bringen und so wird sie durch den Fluch der Tyrannei gezwungen, mit Eisen, Blut und Verbannung stth zu helfen. _____ l/erittijchte Auilirichte». (Ein wirklicher Telegraph.) Der Mechaniker N. Eowper in England hat einen wirklichen Telegraphen erfunden, nämlich eine Maschine, welche in die Ferne schreibt: Der Absender einer Depesche bewegt seine Feder aus dem präparirten Papier des Apparats und gleichzeitig macht auf der anderen Station eine zweite Feder genau dieselben Züge und Bewegungen, als ob sie durch eine unsichtbare Hand gesijhrt würde. Jin Februar dieses Jahres wurde bereits auf dief^ Weise zwischen London nach Brighton in Gegenwart des Redakteurs der englischen Zeitschrist „Nature" telegraphirt. Das exakte Arbeiten des neuen Instruments grenzte an's Wunderbare und war womöglich noch überraschender, als die ersten Leistungen des Telephons. Die Feder des Apparats aiif der Empsangsstation machte Bewegungen, als ob sie durch ein geistig belebtes Wesen geführt würde. Demnächst sollte der Apparat von Cowper weitere Proben seiner Tüchtigkeit vor der Gesellschaft der Telegraphen-Ingenieure Englands abgeben. Die „Nature" gibt bereit» eine facsi-milirteS „8i)eeim6ii vi' tolsgraüe vriting", welches der zwischen Westminster und Brighton thätige Apparat geschrieben. Diese Uebertragung der Handschrift des Absenkers in da« Telegramm ist namentlich für die Handelswelt von großer Wichtigkeit. Zwar versuchten bereits Caselli, Lenoir und Andere, die Schriflzeichen, Ziffern oder Bilder telegraphisch zu übertraget:, indessen beruhten deren Versuche, tvelche die bislang gebräuchlichen Apparate von Morse und Hughes nicht zu verdrängen vermochten, auf ganz anderen Prinzipien. Wir sehen daher lnit Span- Schweiz kominender Eilwagen daselbst vor und aus dem Schlage rief eine bekannte Stimine nteinen Namen. Ich folgte dem Wagen in den Hof zurtlck, und als er hielt und der Schlag geöffnet wurde, fand ich mich keiner geringeren Person als meinem ehemaligen Prinzipal gegenüber. - Es war nichts außerordentliches, einem Geschäftsmann in einer Grenzstadt zu begegnen ; allein Herr Oskar Ziegenmilch sah, wie ich bemerkte, viel unruhiger und aufgeregter aus, als einem so geiviegten Geschäftsmann anstand. Er nahm sich auch nicht die Zeit, nach feinem Gepäcke zu seheil, sondern zog mich beiseile und fragte hastig: „Haben Sie schon von dem Unglück ge^ hört „Von was für einem llnglück? Ich kam vor kaum ein paar Stunden von drüben her hier an." „Ah so? Sie kommen aus Deutschland?" „Ja.'' „Und Sie haben dort von ihnen keine Spur gesehen?" „Von was für „ihnen" denn?" „Ja fo, Sie wissen nicht . . Ich bin noch immer so verwirrt, so enorm verwirrt . . entschuldigen Sie." „Gern, aber was hat es de»m gegeben?" nung der lveiteren Entwickelung und Ausbreitung des Cowper'schen Apparats entgegen. (W e ch s el f ä h i g k e i t.) Eine Versammlung von Gewerbsleuten in Augsburg hat verlangt, daß die Wechselsähigkeit auf den „gelernten Kaufmann" beschränkt werde. (Lebensdauer und Sterblichkeit b e i G e w e r b s l e u t e n.) Dr. Popper, Dozent der Statistik in Prag, hat eine lieber-sicht, betreffend die Lebensdauer und Sterblich» keit der Arbeiter in verschiedenen Gewerben veröffentlicht, nach welcher sich bei den einzelnen solgende Jahre als mittlere Lebensdauer ergeben: Handschuhmacher 31, Goldarbeiter und Posamentirer 30, Barbiere und Friseure, Buchdrucker 32. Kellner 33, Bergarbeiter 34, Drechsler, Kamin- u. Knopfmacher 37, Schlosser 36, Buchbinder 39, Gerber 39, Hutmacher, Kürschner und Riemer 41, Schuhmacher 41, Messingarbeiter, Uhrmacher und Mechaniker 42, Steinmetze und Pflasterer 35, Schmiede 41, Tischler 42, Musiker, Bäcker 43, Glaser 45, Schneider 43, Fischer und Matrosen 45, Weber und Tuchmacher 47, Maurer 46, Färber und Lackirer 46, Bierbrauer 49, Fleischhauer 47, Faßbinder 47, Zimmerleute 48, Kutscher 5l, Müller 51, Landarbeiter 50. (Zttr Srhaltiing der Gesundheit.) Die Roth, wendistkeit und Wohltliätigkeit einer rationellen „Blut. reinigungS.Knr im Frlil)jal)re" für den menschllchen Orga-niSmnS ist von den größten Aerzten aller Zeiten anerkannt worden. Und doch beachten so viele diese Nothwendigkeit nicht. Jeder Mensch fühlt den Einfluß deS Frühjahres in seinem Körper', man wird abgespannt oder aufgeregt, da» Blnt pnlsirt l»estiger, Viele, die daS übrige Jahr hindurch gesund sind, fühlen sich im Frühj.chre unwohl. Es stellen sich häufig Blutwallnngen. Ohrensausen, Hämorrhoiden ein, Gichtkranke, die die ganze übrige Zeit ohne Schmerzen sind, im Frühjahre bekommen sie heftige Aufälle, kurz alle Leiden verschlimmern sich. Die Ursache hlevon liegt in der schlechten Beschaffenl)eit deS Blutes, theilS ist dasselbe zn dick, enthält zn viel Faserstoff und Harnsäure (Ursache der Gicht) oder e» enthält andere scharfe Stoffe, die sich als HautanS» schlage und Flechten offenbaren. Schleimmassen, überschüssige Galle (Ursache der Gelbsucht) und andere Produkte krankhafter Prozesse find ini Körper angehäuft nnd im Frühjahr sucht die Natur alle diese fremden Stoffe, die oft lange unbemerkt im Innern schlummern, auszustoßen. Pflicht eines jeden ist eS. ob er gesund oder krank,st, dieses heilsame Bestreben der Natur rechtzeitig dnrch eine rationelle Blnt-rcinigungS-Knr zu unterstützen, sollen nicht diese Stoffe im Körper znrückbleiben und die Ursache schwerer Erkranknngen werden. Das kräftigste nnd bewährteste Mittel hiezn bleibt dle von allen Aerzten der Welt als da» beste BlutreiuignngS-mittel anerkannte „Saffaparilla", und die bequemste nnd wirksamste Form, dieselbe zu nehmen, der „verstärkte zu-sammengescpte Sassaparilla-Syrup von 3. Her b a b n y, Apotheker ,zur Barmherzigkeit^ in Wien, VII., Kaijerstraße 90." Dieser Syrup enthält alle wirksamen Bestandtheile der Sassaparilla nnd vieler gleich vorzüglicher Mittel in concentrirtem Zustande, und wirkt dabei erstaunlich rasch, auflösend, mild nnd schmerzlos. Die mit der Sassaparilla erzielten Erfolge sind weltbekannt, daher können ^vir auch I. Herbabny'S verstärkten Sassaparilla-S^rnp, da er zugleich auch billig ist (1 Flacon 85 kr.), nur wärmstenS empfehlen. Um ihn echt zn bekommen, verlange man stets anödrücklich I. Herbabl'y'S verstärkten Sassaparilla-Shrup. Derselbe ist vorräthig in Marbnrg bei Herrn Apotheker I. Bancalari '. „Enormes, ganz niederträchtig enormes! Meine Lelia . . ach was, zum Henker mit ihr! das Romanzeug ist an allnn schuld . . Mein Liseli ist sort." „Frau Ziegenmilch sort?" „Fort, sag' ich, enorm sort." „Wohin denn?" „Ja, wer weiß das? Vermuthlich nach Deutschland." „Wie kam denn das?^ ^ „Wie es eben kommt, wenn die Weiber ihren Männern durchgehen." „Was zum Kukuk! Madame ist Ihnen durchgegangen?" „Durchgerumpelt, würde ich sagen, wenn da» eine Sache zum Spaffen wäre, d. h. sie ist mit dem Kerl, mit dem sauberen Rümpel, welcher Tische und Weiber verrückt machte, auf und davon." „Was, die sittfame und gefühlvolle Frau Ziegeumilch ist mit dem alten Bummler fortgelaufen ?^ „Fortgefahren mit Extrapost. Hat ihren Schmuck und eine hübsche Summe in Werthpapieren milgznommen, die ich ihr nach und nach gegeben hatte, so zur Beschwichtigung, wenn sie sich mittels kleiner uiid großer Eifersüchteleien unangenehtn machte — Sie verstehen mich? Es ist eine richtige Entführung l" ferner bei den Herren Apothekern: I. Kupferschmied, Cilli; Ml'iller'SErben, DeutjchlandSberg- JnlinS König, Feldbach; Cäsar Andrieu, Radkeröburg; Anlon Nedwed, Graz; W. Thurnwald, Klagenfurt; E. Birschitz, Laibach. Zllarbmijer Berichte. (Sparkasse.) Die „Oesterreichisch -ungarische SparkasseniZeitung" anerkennt in einem Artikel vom 16. Mai l. I. über RechnungS-abschliisse, „daß die Gemeinve-Sparkasie in Marburg ein in eminent rationeller Weise geleitetes „Musterinslitut". sei und daß der Jahresbericht einen ebenso vortrefflichen Geschäftsstand, als eine Überaus umsichtige und verständige Ge-bahrung darthue." (Bezirks-Sparkasse Nohitsch.) Im verflossenen Jahre betrugen die Einlagen 4888 fl. 71 kr., die Darlehen gegen Hypotheken 4186 sl. 5 kr., die Vorschüsse gegen Faustpfänder 147 fl. (Zum Schutze der untersteiri-schen Heilquellen.) Die Petitionen des Besitzers von Nömerbad und des steirischen Landesausschu^ses um Schutz sür die Heilquellen hat das Abgeordnetenhaus der Regierung abgetreten mit der Aufforderung, thunlichst schnell die Entwürfe von Gesetzen vorzubereiten, „durch welche die Anerkennung der Gemeinnützigkeit solcher Wässer ermöglicht wird, die in hervorragender Weise, sei es als Heilquellen, sei es als Trinkwasser sür größere Ortschasten, der Verbesserung der Gesundheit dienen, und durch welche die zur Sicherung dieser Wässer nöthigen Maßregeln herbeigeführt werden können." (Spende.) Der Kaiser hat dem Orts-Schulrathe von Goritzen, Bezirkshauptmannschaft Cilli, zum Baue des Schulhauses 250 fl. gespendet. (Telegraphenstation Nömer-b a d.) Die Sommerstation Nömerbad ist wieder eröffnet worden. (Selbstmor d.) Dieser Tage ward hier der Buchhalter Herr V. Beletz beerdigt, welcher sich aus dem Felsrande neben der Kalvarien-klrche erschossen. Verluste beim Kartenspiel haben den jungen Mann zu dieser That be» wogen. (Vom stürzenden Baum.) In Zoggendors bei St. Leonhardt ist der Grund» desitzer Andreas Bratschko beim Niederziehen eines untergrabelien NlißbaumeS erschlagen worden. (Untersuchungshaft.) Herr Dr. Jug in St.'llZeonhardt, vcr Kurzem disziplinarisch seiner Thätigkeit als Rechtsanwalt enthoben, ist auf Befehl des Kreisgerichtes wegen Betrngs in Untersuchungshast genommen worden. chwurgericht.) Die jetzige Sitzung des EWer Schwurgerichtes, welche am 19. Mai begonnen, dürfte — wie die „Cillier Zeitung" ^Jn Wahrheit, das geht über die gewöhn-lichen Bumtnlerschnurren des alten Jungen hinaus. Die ehrsame Hälfte von Oskar Ziegenmilch und Komp. sainmt Schmuck und Werthpapieren entfuhren, da hört der Spaß auf." „Ja, ich weih schon, wer den Schaden hat, bekomlnt den Spott noch gratis dazu, — eine alte Geschichte." ^Jch verspotte Sie nicht, mein Lieber; aber ich erlaube mir doch, Sie daran zu erin, nern, daß ich Jhneir seiner Zeit hinsichtlich dieses verteufelten Rümpels einen warnenden Wink gab. Wie ich sehe, wäre es gut gewesen, wenn Sie denselben beachtet hätten." »Ja, wer konnte aber auch von einem so enorm praktischen Kerl so was errdarten?" „Warum denn nicht? Herr Rümpel machte in Ihrer schönen Stadt erst in kouser-valiver Politik, dann in Religion unv Mystik. Darauf erschien es ihm noch gewinnbringender in Entführung zu machen, und er griff zu. Herr Rümpel ist ein praktischer Mensch. . . „Das ist wahr, ein enorm praktischer Mensch ist er." „Gut, als solcher hat er nur Ihren eigenen Grundsätzen gemäß gehandelt, als er mit Bei-seitesetzung der „Katechismusmoral" ein Entführungsgeschäft machte, weil es lukrativ war. berichtet — vierzehn Tage in Anspruch nehmen. Außer den bereits erwähnten Fällen komtnen noch folgende zur Verhandlung: Kindesmord, Maria Pototfchnik — versuchter meuchlerischer Gattenmord, Franz Bradtschko — Mord: Binz. Golob, Ursula Schetnik, Juliana Selenjak und Gregor Prejatsch. (E ri a n g. G e me i n d e.) Morgen Donnerstag wird um 10 Uhr Vormittag in Verbindung des Gottesdienstes die Festfeier der Konfirma» tion stattfinden. (Konzert.) Nachstehendes Programm kommt im Konzerte „Dengremont" dcs 12jäh-rigen Violin»Virtuosen unter Mitivirkung des Pianisten Hubert äe vl-liio zur Aufführung „Siebentes Konzert v. Beriot", „Fantasie-Caprice" von Vieuxtemps und „Erinnerungen an Hal)dn" v. Leonard, vorgetragen von Maurice Dengremont; dann die Klavier-Piecen „I^ü. liauso äs prodresse clc; äaZor^" v. Saint« Saens, „(?i3-^l0l1-Jmprotnptu" v. Chopirr, „Val3 impi'vmptu" v. Raff, von Herrn Hudcrt äs exekutirt. Wir sind überzeugt, daß Alle, welche in der Lage sind und Interesse slrr Musik besitzen, diese seltene Gelegenheit nicht vorttbergehen lassen werden, um sich diesen außerordentlichen Genuß' zu verjchafferr, denn ganz abgesehen von der Jugend des Klinstlers wird hier thatfächlich nur Vollendetes geboten und ist das geftllte Urtheil und Lob. welches Über Maurice Dengremont von den als streng bekannten Wiener Kunst- und Musik Kritikern in den hervorragendsten Journalen abgegeben wurde, ein nicht nur günstiges, sondern auch durchaus gerechtes. Uebrigens rnöge sich Jeder selbst von dern Märchen aus Tausend und einer Nacht, welches uns Maurice Dengremont am Freitag in unnachahmlicher Art auf seiner Violine erzählen wird, überzeugen. (Regulirung der Pö bnitz.) Am 27. d. M. beginnen die kommissionellen Verhandlungen über die theilweise Regulirung der Pößnitz und werden an denselben auch Mitglieder der Bezirksvertretllugen St^ Leonhardt und Marburg, sowie der betreffenden Gemeinden theilnehmen. Letzte Die National-Klerikalen des Unterlarrdes haben für Errde dieses Monats eins Versammlung nach Marburg einberufen. Die tschechischen Abgeordneten, welche sich in Prag versammelt, haben beschloffen, die entgiltige Lösung der Frage, betreffend die Beschickung des Reichsrathes, einer Konferenz der jetzigen Landtags-Abgeordneten und der neugewählten Reichsraths-Abgeordneten zu überlasten. Serbien hat in England hunderttausend Geschäft ist Geschäft und praktisch muß mail sein, wissen Sie." Indem wir tnilfarnmen nach denl Gasthaus gingen, wo ich abgetreten war, erzählte mir Herr Ziegenmilch die Entführungsgeschichte, soweit er sie näinlich kannte. Da war sie denn kurz beisamlnen. Herr Ziegennnlch war für einige Tage in Geschäften verreist gewesen. Bei seiner Rachhausekunft hatte er seine Frau nicht mehr getroffen. Sie war in eine der abendlichen Verfaminlungen gegangen, wo Herr Numpel den odisch-lnagnetischen Viystagogen spielte, und war von da nicht wieder heimgekommen. Statt ihrer war am solgenden Tage ein Brief eingelaufen, worin sie ihrem Herrir Gemahl erklärte, ihr gefühlvolles Herz habe der Einladung des erleuchteten Propheten und Apostels Chryfostomus TheophilttS Rümpel, ihn auf einer Missionsreise zur Ausbreitung des ovisch-magnetischen Heils zu begleiten, nicht zu widerstehen vermocht; utn s^ weniger, da sie überzeugt sein müßte, Herr Ziegenmilch werde sich in Gesellschaft feiner Ladenjungfern leicht über ihre Abwesenheit trösten. „Ich hätte nicht geglaubt-, fügte Herr Ziegenmilch seiner Erzählung fast luelancholisch hinzu, — „nein, ich hätte nicht geglaubt, daiz mein sanftes Liseli, so boshaft, so enorin boshaft sein könnte." Hinterlader bestellt, die binnen Jahressrist geliefert werden müssen. Die Abgeordnetenkamtner Italiens hat den Gesetzentwurf über die bürgerliche Ehe ange« nommen. An edle Menschenfreunde. Ich bin ein Greis von achtzig Jahren, beinahe gänzlich erblindet, körperlich gebeugt uild gebrochen und sehr arm. Noch- niemais habe ich mich bittend an die Oessentlichkeit gewendet ; aber meine Roth ist nun so groß geworden, daß ich diesen Schrilt^nicht mehr unter-'ktffen kalm. Nachdem ich sie^hn Jahre beim Militär, gedient, kam ich 1333 hieher, war zuerst Solli-zitator beitn Dr. Hartnagel und dann als Privatlehrer (flir Matliematik, Schönschreiben, Zeichnen, Malen und Musik) u. A. auch in den Häusern Bancalari, Delago, Gamilschegg, Mur-maier, Tegetthoff beschäftigt. Viele Jahre war ich Pfarramtö-Schreiber (Grazer-Vorstadt), Kor-refpondent und Buchhalter bei Herrn Jakob Felber (Kärntner-Vorstadt). In manchen Fannlien dürfte man wohl noch mein gedenken; diese und überhaupt alle edlen Menschen, die ein sühlendes Herz für Leidende haben, rufe ich an in meiner tiefsten Bedrängniß. Herr Eduard Janschitz ist so gefällig, milde Gaben für mich in Empfang zu nehmen. Gams bei Marburg. Johann Haida. Eingesandt. An meinen andächtigen Zuhörer der Predigt am slovenischen Kalvarien!>erg. Mein erster Predigtlobhudler hat abermals gelogen, denn er war nicht in der Kirche und will doch als ein andächtiger Zuhörer die Parabel von der Eselsgeschichte gehört haben. Den nicht gefertigten andächtig sein tvollenden Zuhörer stelle ich ntir einen .Langohr" vor. Nur ein solcher kanir eine Preoigt in der Entfernung von einer Stunde hören. Ein anderes Mal unterzeichne er sich „ein langöhriger Zuhörer". ^ maVo. Zlicht-Hutabnehmnlll^s-VerbillduiljZ. Es folgt hiermit die Anzeige, daß für das Jahr 1879 die neuen Abzeichen obiger Ver-bindttng bei den Herren: Ed. Janschitz, Josef Kokoschinegg und A. Quandest gegen Erlag von 50 kr. zu haben sind. (508 Der Erlös wird, wie alljährlich, denr Stadtverfchönerungö-Verein gewidnret und die Theilnehiner s. Z. in der Marburger Zeitung, veröffentlicht. Die Leitung. „Ich glaube auch nicht, daß Madame es war, welche diesen Trumpf ausspielte. Sicherlich hat ihr der erleuchtete Cyrillus Chryfo-stomus Theophilus den Brief diktirt." „Da könnten Sie Recht haben, Herr Hellmuth. llnd denken zu müssen, daß so ein infamer Hallunk über besagten Schmuck und be-sagte Werthpapiere verfügen soll l" „O, Sie praktischer Mensch uird Shylok!" „Shylok? Shylok? Kenne keine Firma dieses Namens. Was wollen Sie damit sagen?- „Weiter nichts, als das; Sie sähig wären, Shl)lokS Aeußerung hiusichllich der entfl^hrten Jessika AU parodirenund zusagen: Ich l<»ollte, tneln Liseli läge todt vor tnir, den Schinuck und die Werthpapiere in den Händen." „Da thun Sie mir Unrecht. Ich wollte nur, ich halte meine Frau wieder. Was sie mitgenommen, mag meinetwegen zum Henker gehen. Oskar Ziegenmilch und Kotnp. kann so etwas schon als Bagatelle anschen. (Aortschung folgt.) Das Violin Lonvsi't lies lZjAkrigon Ikiliirto« vousrowont Uliä V. ILSULZK. Anfang Mittwoch 6 Uhr, Donnrrstag 7 Uhr. __Entree 20 kr. (595 Am 24. und 25. Mai 1879 III Iii. KSt^' kivrli»!!«: «leMeiiei' t!«i>eerl lispell« bestehend ans (593 den ersten Solokräften des k. k priv. Theaters an der Wien unter der Leitutig des Koprllmeifters o. «I.0SL. Gesucht wird eine Wohnung mit 4—ö Zimmern. KÜchc zc. in der Nähe des Sofien-PlatzeS, Gartenanthcil erwünscht. Antrage beliebe man in der Handlung des M.Berdajs am Sosien-Platz abzugeben. (592 Ein Lehrj««ge wird sofort aufgenommen in der Pöschl'S Glcis-und Porzellanhundlung in Marburg. (594 ZVti Stück Nähmaschinen für Schuhmacher sind billig zu verkaufen: Burggasse Nr. 6, rückwärts im Hofe rechtS. (588 "Gelmies «««I UiMee empilodit 1>e8t6us (573 ZTeivkiuvA^vr, Oonäitor. Alontaz^ S. ^niRt wird in Köti' kivi'kallv zur Nachfeier der silbernen Hochzeit unseres ^lltrl)öchsten Kaiser^aares ein großes stattfinden. Diesem Zweck entsprechend werden die Lokalitäten mit Wappen, ,Fahnen, Flaggen, neuartigen Lampions und prachtvollen großartigen Transparenten dekorirt sein. Bei eintretender Dämmerung tvird eine feenhafte Illumination, magische, liengalische und elektrische Beleuchtung und zum Schluß ein!^U3t-fvU0fVVvl'li abgebrannt. Das Oonvort wird von der Südbahn-Werkstätten-Musikkapelle unter Leitung des Kapellmelsters Herrn Johann Handl ausgeführt und zu diesem Feste ein eigengewähIteS Pro-gramm vorbereitet. Alles Nähere bringen die großen Plakate. 59!) Joliann Bernreiter. ZU verpachten eine Wiese mit 3'/« Joch in der Gemeinde Kartschovin, an der Gasthausrealität des Herrn Kaibitsch an der Grazer Reichsstraße angrenzend, auf ein oder Mehrere Jahre. (587 Auskunft crtheilt der Eigenthilmer Heinr. Gaste iger, Pfarrhofgaffe, HnuS Nr. 19. Zu staunend bMiien Preisen, auch gegen Raten per Woche fl. 1 SV kr. vriA. 8jnMi', Uo^e und VVlieelki' ^ Wilson, sowie alle die besten Katlungen >IsllV«S"S5S»g-^ ^ L ^ -I >« SS SSVSVSSsos s s sss s "v s »v 0» s «! W< cS 'kS 'vi 'kZ -^cZ -sS -«s Z ».«.Z 'S - V S"L ^ 0 « « ö tt 557 MTiV Ltr«»t«»rt>iche Ii««»»!»», »«lut u»d »«rlag von »duard Sanschttz i» Marburg.