Vereinigte Laib ach er Zeitung. ^«o. 33. Gedruckt mit Edlen von Kseinmayer'schen Schriften. Dienstag den 17. October 181g. O esi errei chi sch e Staaten. Wien. ^lach der Abreise von Paris, verweilten Se. k. k, Majestät den 3o. Sept., dann den 1. und 2. October zu Melun^ und setzten am 3., nachdem Fürst Mettcrnich die Nachricht von den festgesetzten Präliminarien des Vertrages mit Frankreich überbracht hatte den Weg zu der grossen Revue fort, welche am 5. und 6. d. bey Dijon Stattfinden sollte. Die Unterhandlullgen über die endliche Ausgleichung und Festsetzung der Verhaltnisse babcn am 20. Sept. ihren Anfang genommen / und ungcacht der vorgefallenen Ministeriell - Veränderung kcincn Stillstand erlitten, indem der Herzog von Richelieu nach seiner Ernennung zum Mmistcr, sogleich als französischer Bevollmächtigter in das Geschäft eingetreten ist, w'.d über die Grund-Zagen des Tracktats schon am 2. October ci-mg geworden sind, so daß dieses ganze Geschäft bach, Kollowrath, Würtembcrg Infanterie und Kaiser Uhlanen, aus dem Rhcinthale, nach den kais. kön. Erbsiaaten anfgebrochen. (W. Z.) Kriegsschauplatz. Aus Paris meldet man, daß am 23. Gept. eine bedeutende Anzahl Oesterreichischer Trnp-pcn über die Boulevards von Paris zogen, um sich nach Deutschland zu begeben. "An diesem Tage hatten die Oesterrcicher noch die Wache beym Mnsenm. Früber war eine, starke Kolonne Preussen zu Maintenon augekommen. Sie hatten /,oc> Transport-und Artillerie-Wagen bey sich. Auf ihrem Marsche nabmcn sie fast eine Stunde Wegs ein, und liessen keinen Wagen vorüberfahren. Zu Nantes hatten am 17. September unruhige Auftritte Statt. Der Maire und der Platzkommandant crliessen Anfrufe an die Einwohner, welche den besten Erfolg hatten. In dem Aufrufe des Maircs heißt es: Die Anstifter der Unrubc waren größtcntheils keine Einwohner. Diese fühlen zu gut, daß es ihr Bestes erheischt, sich mit den verbündeten Truppen gut zu benehmen. Indessen haben die Preussen Nantes verlassen, so wie sie sich überhaupt aus der Bretagne, Maine:c. gegen Paris und Nouen ziehen. Die Zeitung von Nenncs enthalt emen Tagsbefehl des Generals Grafen von Tauen-zien, worin die Entwaffnung der dortigen Einwohner angeordnet wird, weil an Orten , wo Preussische Truppen ciuqnartirt sind, 'Flintenschüsse in dcr Absicht geschahen ^ die Rübe der-Stadt zu stören. Die Zahl der bereits ans Frankreich zu-rückge^ommenen östcrr. Truppcil schlägt man cmf^oo^ Mann an. Von der Bayerischen Armee geben die meisten Mzional-Garden ganz nach Hause. Von den geraden Regimentern 2, /,, 6 lc. bleiben die ersten Bataillone, nnd von den ungeraden 1, 3, 3 :c. die zweyten. Diese werden Kantonnirungs-Quartiere auf dem liuken Rhein - llftr beziehen. Den i5. Sevtenlber ist ein Transport von - 74 Wagen mit ausländischen Bäumen in Kü-' ^ beln, die von Paris kamen, über Fvcyburg nach Wien gegangen. (W. Z.) Bey Dole war am 2N. v. M. durch einen unglücklichen Zufall ein Pulvermagazin, wclcbcs dic Oestcr. Truppen auf einer Wiese in dcr Nähe di^rr Stadt angelegt hatten, m die Luft gesprungen. Von 26Menschen, die sich in dem Magazin, oder in der Nahe befanden, wurden iu in Stücke gerissen, ibre Glicdmassen weit bernm geschleudert, !wd 16, schrecklich verbrannt, ins Spital gebracht, wo s:cbcn derselben am folgenden Tage gestorben sind. (G. Z.) Deutschland. Hamburg den 22. Sept. Seit kurzer Zeit befindet sich hier ein Negergcncral'mit Nahmen Ladair, der von Christophe von St. Domingo oder Hayti hieber geschickt worden. Noch kennt man den eigentlichen Zweck seiner Sendung nicht. Manche glauben, er habe die Absicht, Waffen nud Munition für St. Dominqo aufzukaufen; sein eigentlicher Zweck scheint jedoch zu seyn, Hmldclsvcrdindungcn für den König seinen Herrn anzuknüpfen. Er hat unter andern auch eine Zeitung von St. Domingo mitgebracht die aber freylich etwas alt ist, woraus ich unten etwas übersetze. Vorläung hat er hier Gärtner und eiuige gute Musiker unter vorteilhaften Bedingungen engagirt, die mit nächster Gelegenheit nach Hayti befördert werden. Er soll sogar die Absicht kaben, hier ein Haytisches Konsulat zu errichten. Dieser General ist übrigens ein artiger, ziemlich gebildeter Mann. In London soll ebenfalls sckon ein Agent von Seite Christophs sich aufhalten, ber freylich von der dortigen Regierung nicht öffentlich anerkannt ist. (G. Z.) Preußen. Die Zurücklicftrung dcr uach Frankreich gebrachten Kunstschatze, heißt es aus Goslar vom 10. Sept., hat sich auch auf uns erstreckt indem im vorigen Monate der bekannte metallene Opfertisch von Harzburg, geroöh.'.lich Altar des Crodo genannt, so wie das Gemählde vom heil Abendmahl, was man Al-br. Dürer oder Luc. Kranack)znsch>.-.'ibt, wieder angekommen, undiu der Stcp^ansk'.rche aufg-stellt sind. Daß aber der Kaiscrstuhl im Dom, damit man die über der Rückleh-ne befindliche metallene Verzierung zu Gelde mache» könne, vor zwey^anren, unrer west--pbali^er Regierung, zerstört worden, ist, selbst mit der Verwendung dcs Geldes zum <3>chnlfond, mcht zu entschuldigen. Vielleicht ist noch die Wiederherstellung möglich. (G. Z.) I t ali e n. Vermög Nachrichten aus Rom, waren die durch den Kronprinzen von Bayern, von dcr Künstlergescllschaft, welche vor mehreren Jahren, Behufs antiquarischer Entdeckungen, von Rom nach Griechenland sich- begeben hatte, angekauften Kunstwerke, untcy Aufsickn des Bayerischen Künstlers Wagner, von Malta glücl'lich in Ostia angekommen. Der bekannte bardarini'cbc Faun, den Se. kö-üglichc Hoheit gleichfalls angekauft, hatte zu Rom zurückbleiben müssen, da der Pabst das ibm., bey nachdem Auslande bestimm-ten Kiulstwerkcn, zusiehende Auslösnngsrecht geltend gemacht hat; er ist nun im Hankan aufgestellt. (W. Z>) S ch w e i tz. Wir haben hier mit Verwunderung in Pariser Zeitungen gelesen, daß beym Ans? zngc des Generals Varbanegrc aus Hüutgcn seine Garnison auf 60 Manu zusammengeschmolzen gewesen, und der Erzherzog Io-bann darüber so erstaunt sey, daß er den General umarmt und ihm zu seiner schonen Vertheidigung Glück gewünscht habe. Es ist Thatsache, daß Barbanegre an der Spitze von 1800 bis 1900 Mann, die Nazionalgar-den mitgerechnet, anszog, und daß ihn dcr Erzherzog mit mehr als Kälte behandelte. Die Hüningcr klagen lehr über seine Strenge. Eine Gastwirthinn, die eine von den Belagerern hereingeworfene gedruckte Auf- fordttung an die Besatzung zur Nebergabe oder Deserzion gefunden batte, ulld sie, da sie nicht lesen konnte, einigen Soldaten zeigte, wurde von dem General deßhalb nebst ihrem Manne in den Kerker geworfen, in welchem beyde bis zur Kapitulazion blieben. - , (W. Z.) Der Schultheiß von Mülineu in Bern bat vom Kaiser von Oesterreich die tarfreye Erhebung in denNcichsgrafensiand, und von Sr. katholischen Majestät den Orden Carls Ii'. erhalten; diesen zur Erkenntlichkeit der Fürsorge, welche die Regierung des Kautons Vern den aus Frankreich kommenden Spanischen Gefangenen zu seiner Zeit batte an-cedcihcn lassen. Der Oberst und Vorvosten-fommandant Gatschct uud der Verhörrichter von Watttnwyl, beyde von Beim, haben Nittcrkreubc des St. Lcopoldordens erhalten. Unter dem 18. September haben Schultheiß und Sraatsrath derStadtuud Republik Fryburg dem Staatsrathe vonGottrauvon der Nicdera eine WaUsahrtuach Maria Einsiedet» im Kauton Schwizaufgetragcu. (G. Z.) Frankreich.' Am 27. September haben die Kaiser von Oesterreich uud Rußland, so wie der König von Preussen, dem König von Frankreich den Abschiedsbesuch abgestattet. Die drey alliir-teu Monarchen verliessen Ludwig XV/il. zugleich, uud umarmten einander ehe sie in deu Wagen stiege». Man hörte, daß der Kaiser von Oesterreich zn dem Kaiser vou Nußland sagte: „Leben Sie wobl, Sire! zu Dijon sehen Wir Uns wieder!" und der Kaiser von Nußland zu dem Könige von Preussen: „Auf Wiedersehe!: zu Brüssel." Auch die Prinzen von Rußland und Preussen waren in den Tuillerien, um dem dortigen Host einen Besuch abzustatten. ^ Eine königliche Verordnung ernennt den Fürsten von Talleyrand zuud Staats-Minister und Oberst-Kammerer; den Marschall Grafen Gouvion St. Cyr zum Staats-Minister, und den Grafen von Iaucourt, Pair von Frankreich, so wie den Baron Pasquier und Baron Louis, zum Staats - Minister und Großkreuz der Ehrenlegion. Der König von Fraukrelch hat in Ansehung der Mäßigung und und des guten Betragens der ruß. Armee in Frankreich den Generalen und Offizieren, welche den militärischen Hofhalt des Kaisers, bilden, und zur Ausrecht- haltnng der Mannszucht am meisten beyZK? trage» haben, den beil. Ludwigs-und militärischen Verdienstorden verliehen. Der Minister der Justiz hat die ksnigl. Prokuratoren beauftragt, Untersuchung«; -Richter in der ^Sache des Generals Ney für diejenigen Personen zu ernennen, welche i« diesem Prozesse als Zeugen abzuhören waren, und nicht nach Paris kommen könnten, dder dürsten. Mau sieht daraus, daß diese Sache ihren Gang fortgeht. Nach der Gazette de France hat Fouche Paris verlassen, um sich uach Dresden zu. begebe». (W. Z.) Der Kaiser Alcrandcr waren am 28. September nach Brüssel abgereist, wohin der Konig von Prcusscu ebenfalls folgen wollten» Die österr. Armee h^ißt es, sey nn Begriffs nach Italien aufzubrechen. Eine königl. Verordnung vom 23. Sept. entbält ucue Vorschriften über die Organisation der königlichen Garde, und eine andere von demselben Tage bestimmt die neue Uniform und Equipirung der Armee. Die Infanterie erbält weiffe Röcke; die Legionen werden durch die Farbe des Kragens und der Aufschläge unterschiede». Die Tschako's sind von schwarzen Fil,^; der lederne Tornister wird mit einem (dack von wasserdichter Leinwand vertauscht; der Fcderbusch wird bet) allen Truppengattungen abgcschaft; Of-sszlcre und Soldaten tragen abgeschnittene Haare ohne Pnder; die Cavallerie vertauscht die ledernen Beinkleider mit Pantallons vou grauem Tuch >c. (W. Z.) Ueber Vouapartc's Verhalten in der Schlacht a^u 18. Juni theilt die Gazette de France, nach dem Berichte eines Augeuzeu-geu, nocl) manchen Umstand mit. Von 2 Uhr bis 6 Zs^Uhr leitete er die Untcrnchmuua von einem Posten aus, der über anderthalb Kanonenschuß von dem Kampfplatz entfernt war. Als er endlich erfuhr, daß die Colon-ue, die er hartnäckig für das Grouchysche Corps ausgab: Preußen waren, beschloß er mit 15,000 Garden noch einen verzweifelten Versuch zu wagen. Er stellte sich selbst, mit den Worten: „Alle mir nach", zu Pferde an die Spitze. Sobald er aber 200 Klafter von der Bergfiäche kaM f wo die Engländer standen, trat er bey Seite in eine Schlucht, die gegeu das Feuer der freylich nahen Batterien deckte, uud munterte die vorbeymar-schireuden Krieger mit freundlichen Worten " und Mienen aus, und war Zeuge wie der Kartatschenregen sie niederstreckte. Bey ihm befanden sich die Generale Bertrand, Dronot, Vernarb, Daubers und Labedoyere. Er that noch zuweilen, als ob er vorwärts gchcn wollte, weil die alten Garden manchen ern-sien und verweisenden Blick auf ihn warfen, , aber jedes Mahl stellten Bertrand und Drouot sich vor ihn, und riefen mit pathetischer Stimme: ,,Ach Sire, was wollen sie thun ? Bedenken Sie, daß das Heil Frankreichs und der Armee allein auf Ihnen berubt. AlleH ist vergoren, wenn Ihnen ein UnglüVc widerfahrt." Mit scheinbarer Unlust gab Vonaparte ihnen nach, bewies ihnen aber seinen Dank mit der That, den ungeachtet er eine Menge ankommender Offiziereins Feuer jagte, um Nachrichten einzuholen, so bcbielt er doch jene seine Schutzengel immer bey sich. Ierome hatte einem General zugezichclt: „Ist es möglich, daß er hier nicht den Tod sucht? Nie kann er ein schöneres Grab sinden." Napoleon mochte ihn errathen, schickte den Cnti-kcr ins Kartatschenfener, und schien gekrankt als ihm gemeldet wurde, Wellington stehe an derSpitze eines Quarrees. Beym Eintritt der Nacht sandte er alle Gegenwärtigen mit verschiedenen Auftragen weg, und schlich sich dann unbemerkt mit dem General Bertrand davon:c. Auch von Murat erzählen Pariser Blatter mancherley, unter andern, daß er Amerikanische Schiffe eingeladen, seine Hafen zu besuchen und sie dann confiszirt habe. Auch wird gerügt, das er, als er nach Neapel zurückgekommen , sich, um unkenntlich zu bleiben , fein Haar, das er sonst lang trug, abgeschnitten und in einem grauen Ucbcrrock in einen Kahn geworfen habe, um unbemerkt zu entrinnen, wahrend seine Frau doch immer mit einer gewissen Wurde verfuhr. (G. Z.) Die Erscheinung eines Kapuziners in den Strassen von Paris hatte, wie dortige Blätter melden, solches Aufsehen erregt, das man es für nöthig hielt, den guten Pater auf die nachstgclegene Wache zu führen. Ein Pariser Blatt vom 25. äussert sich hierüber folgendermaßen: Man ist so tolerant, so vernünftig, so philosophisch in diesem Lande, daß die Erscheinung eines Kapuziners Aufsehen erregt; es hatte sich vor ein Paar Tagen einer auf dem Quai Voltaire (freylich eine - bmniöfe Stelle) sehen lassen, und der Zusam- menlauf und Lärm wurde w groß, daß die Nationalgarde sich ins Mittel legte, und ihn auf die Wache fübrte. Er ist ein Spanier, und gehört vermuthlich zur Spanischen Votb-schaft. Es wird nicht gesagt, welche Maßregeln man ergriffen habe, um unsere siar« ken Geister über diese Erscheinung zu beruhigen!" Am 20. Sept. um 6 Ubr Abends ließ sich Mlle. Garnerin, Tochter des bekannten Luft--fahrers dieses Nahmens, aus einem in dem TiooliZarten zu Paris aufgestiegenen Lustballon nnt einem Fallschirm herab. Die Auffahrt hatte 9 Minuten, und das Herabsteigen 17 Minuten gedauert. Der König von Preußen und seine SoA!e waren gegenwärtig , und schienen sehr zufrieden. (G. 3.) Großbritannien. In London spricht man dcrmalen sekr viel von dem künstlichen Beine, welches zu Brad-fort in Porksbirc für den Marqnis von Ana.le-sey aus Pontossclholz verfertigt worden lst; dasselbe soll ein wahres Kunstwerk, und zu alleu Verrichtungen eines lebendigen Fußes fähig seyn. (P. Z.) Niederlande. Brüssel vom 21. Sept. .Glaubwürdige Briefe aus Lille versichern daß die Alliirten den Wunsch geäußert haben, dicse Stadt und ihre Zittadelle auf eine bestimmte Zeit von ihren Truppen besetzen zu lassen, nnd das man zu Lille allgemein glaube , Ludwig der Achtzehnte werde genöthigt seyn, diesem Wunsche nachzugeben. sK H ) Unser König hat eine Kommission ernannt, um von der franz. Negierung die aus den Niederlanden weggeführten Kunstqcgcnstände zu reclamiren. Man boft diese Meisterstücke nächstens allhier zu erhalten. (W. Z.) Wechsel-Cours inWien am 11. Oct. i8i5. Aug«b.fnr.oost.cun.st.^M^ Conveutionsmünze von Hundert 3>j2 3s4si.