Vereinigte Lalbacher Zeitung. 1T«. 8. Gedruckt mit Edlen von Meinmayer'schen Schriften. /" j ^ Freytag den 26. Januar 1816. X^/'' I n n l a n d. Wien. Ve. k. f. Maj. haben den Doktor Ernest Rosmann in Rücksicht seiner rühmlichen Eigenschaften und Rechtökenntnisse, zum k. l. Stadt-und Landrathe allergnädigst zucrncn-ncn geruhet. (N. Z.) Lombardisch - Venetiamsches Königreich. Für das k. k. Gnbernium von Venedig, wurde als Gouverneur, Se. Erz. Peter Graf v. Goes, und zum Vize-Presidenten, Graf Alphons v. Porzia ernannt. Hiczu wurden noch bestimmt, 10 Gubernial-Räthe, und 12 Sekretäre. (N. Z.) U ngar n. S § ni l i n Am 2. Dez. bat sich ein Kanonier der die Inspektion über die hier aufgestellten 6 Kanonen traf, aus Anlaß, weil er sein erspartes Geld den vorigen Tag als zu seinem Nahmensfeste mit seinen Kameraden unbcsonne-uerweise gänzlich verzehrt hatte, und feines zu leihen bekam, entleibt. Er lud sich die Kanone mit einer dreipfündigen Kugel, sieU-te sich vor die Mündung derselben, und zünk oete sie selbst ««. 'Man bat bis jetzt von seinem Korper nichts kls die Vordcrtbeile der Hände und Füsse gefunden. (G. Z.) Ausland. D e u t s^h l a n d. Nach der Ncuwieder Zeitung soll zn Franf-fnrt ein unglücklicher Zwiespalt unter de« Mitgliedern des Magistrats herrschen, welcher sich in eine aristokratische und demokratische Parthey zutheilen scheint, und welcher bcy den verschiedenen Sitzungen, die wöchentlich wegen der Staatsgcschafte Statt sindcn , noch nicht hat dazu gelangen können, sich über irgend einen Punkt zu ^vereinigen. Das unzufriedene Volk murrt ganz laut. Man spricht jetzt schon davon, daß eine fremde Kommission werde niedergesetzt werden, um die Streitigkeiten auszugleichen, und sogar von einem Truppenkorps einer gc? wissen Mackt. (G. Z-) Am 9. d- ist der souveräne Fürst vo« Nassau-Weilburg, Friedrich Wilhelm, an den Folgen eines Schlagflusses gestorben. Der bisherige Erbprinz bat vermöa,?Vcrtrag mit dem Herzog v. Nassau die Regierung angetreten. (W. Z.) Am 8. Januar Abends,, starb zu Dics'urg der Fre ys err Frcm v. Albini, vormasils Kurfürstlicher Mainziscber und nachher Primati; scher Etaatsminister, in dcm ruhmvollen Lebensalter von 67. Jahren. In den letzten Tagen noch hatte Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich in Anerkennung seiner Ver- dienste ihn bey dem Bundestage zu Frankfurt zum Oesterreichischen bevollmächtigten Minister ernannt. An ihm verliert Deutschland einen hochverdienten Staatsmann, der unauf örlich wirksam und thätig war. Er war allgemein verehrt; denn er war Deutsch, wie wenige, gerade und redlich, und fest in seinem einmahl gefaßten Gesichtspunkte. Außer vielen andern wicht^en Verhandlungen, welchen er beywohnte, befand er sich im Jahre 1798 bey dem Friedenskongresse zu Rastatt, und i?99 als Dentschcr Mann an der Spitze des Mginzcr Landsturms, wofür er vom Kurfürst Friedrich Karl, der ihn mit Recht ungemein hoch schätzte, im ^ahre 1802 einen reich besetzten Säbel erbielt, auf dessen goldnem Griffe die Worte eingegraben standen: Friedrich Carl Joseph «einem Albini. Was er am Reichstage zu Regensburg und in so manchen andern diplomatischen Fällen war und leistete, weiß jeder. Sein Nabmc, scinc Rechtlichkeit und sein heisses Herz für des Vaterlandes Wohl, waren auch dier gekannt und geehrt. (W. Z.) Italien. Die Mediceische Venus, und andere be-rübmte jkostbare Kunstgegen>ländc, welche Toskana zurückgegebeil wnrden, sind am 2?. Dez. von Paris zu Florenz angekomme» und werden nächstens öffentlich aufgestellt werden. Großherzogliche Truppen mitMili« tärmusick,su'.d derKonvoy eutgegcn gekomme , um diesetoe bis au das Akademie-Gebäude zu eskortiren. Abe.ds haben die Professoren pnd übrigen Mitglieder der Akad.-mie ihren Jubel darüber durch Illumination und Feuers werk an den Tag gelegt. (W. Z.) Nach Versicherung Französischer Blatter sollen kürzlich zu Rom l? Lntherancr, meist Gelehrte und Künstler, die seit mehreren Iah» rcn dort wohnen, in der Kirche der heiligen Apostel zur katholischen Ncligio. übergegangen seyn. Vier davon, Turne-, Kemple, Ströbet und Nickmann, waren in der Pro-paganda zugelassen worden, um die Orientalischen Sprachen zu studiren, und dann als Mitglieder von Sir Sidney Smiths Gesellschaft „der christlichen Franken" die Religion hLl den. Ungläubigen zu, verbreiten. Die Akademie von St. lucca 5at mehrere Sitzungen gehalten, in welchen lebhaft üoer die Ehrenbezeugungen debatirt worden i,i, die Canova oey seiner Rückkehr erhalten soll. Eine Büste von Bronze, eine Kantate, ein TriumphHug wareu unter den vorgeschlagenen. (N. Z.) S ch w e i tz. Basel den 2. Iäner. In der Nenjahrsnach t ward unsere Stadt der Schauplatz unangellehmer Auftritte. Es entstanden über einen geringfügigen Anlaß ^trelttgkeitcn zwischen den blauen Soldaten von unsecer Garnison, und zwischen den sogenannten Nothröcken, den aus Frankreich zurückgekehrten Schweizern. Es wnrde gestern früh in den Kasernen förmlich gefochten, und trotz aller Bemühungen der Offiziere singen die Händel gestern Abend und selost heute an verschiedenen Orten immer wieder an. Die Soldaten sind aufs anßerstc gegen einander erbittert, «no ein Theil der Unteroffiziere macht mit ihnen gemeinschaftliche Sache. Die Zahl der Umgekommenen und Verwundeten ist noch nicht genau bekannt. (G. Z.) Der König Ludwig wünscht, nebst den 4 Llnicnregimentern, noch 2 Garderegimentec von Schweizern zu errichten, doch so, daß die Gesammtzahl der kapitnlirten Truppen i2^x)o Mann nicht, oder nur um ein Geringes übersteige. (M. Z.) Frankreich. Man berechnet, daß, wenn 25 Millionen Franzosen, zur Buße in 5 Jahren 700 Mill. Franken an die Alliirten zu za ,le» da-ben, jeden täglich 1. 1,^2. Heller auf seinen Antheil trifft. (G. Z.) Das Pariser Institut hat einem Frauen-, zimmer den Preis in den mathematischen Wissenschafte» zugesprochen Man liest in Londoner Blattern folgende noch wenig bekannte Thatsache. Drey Monate znvor, ehe Bonapartc den Kaisertitel annahm, erließ er als erster Konsul, eine Proklamazion, worin er sagt, das Geschlecht der Vourboneu sey ausgeart'f. Der Herzog von Enghien schrieb ihm , es sey eine Erbärmlichkeit, die demNnMck gebührende Achtung so zu verletzen, und eine Familie zu beschimpfen, die so vieleIahrhundcrte hindurch Frank- , reich beglückt habe; alle Vourbonen seyen zwar ge nnt, wie er, aber es freue ihn, ihren Gesinnungen zuvorkommen zu können, > um m ihrer aller Nahmen militärische Gc-«uqthuung von dem Throncnrauber zu fordern. Bouaparte hatte bis dabin wenig auf den Prinzen geachtet. „Er ist ein Narr" r,cf er aus, und zog nun über den Charakter des Prinzen Erkundigungen ein, die bald den unglücklichsten Ansgang zur Folge batte. (G. Z.) Das von dem Konig vorgeschlagene 9lm-kestiegesctz wurde iu der Sitznna. der Depu-Wirten vom 6. Fan. mit 33/, Stimmen gegen 32 angenommen darinnen heißt es im 4 Art. Die Aszenten, Kiudcrnnd Deszendenten Napoleons , dessen Ohcime und Tanten, Neffen «nd ihre Deszendenten, scme Schwestern und ihre Männer, slud für immer von Frankreich ausgeschlossen, und gebalten, dasselbe binncn Monathsfrist zu verlassen, unter dcr im Art. .9 des peinlichen Geseßbuchcs enthaltenen Strafe. Sie können darin keine bürgerlichen Rechte gemessen, und keine Güter, ^Ansprüche, Renten, Pensionen, die ihnen unentgeltlich verliehen, bcsüm,, und lsie sind gehalten, in Zeit von 6 Monathen alle Güter zu mrkaufcn, dicsie üwlu unS„<> besitzen. « -^ (W. Z.) ?« dem am 6. Januar gefederten Drcy-könlgsfe,! war beim König Abends große Tafel. .Der bekannte Köuigsmchen mitdcrB^H-ne wurde aufgetragen , und das Loos bcstimm-te den Prinzen v. Conde zum König, welcher 5,« Hcrzoglnn von Nngouleme zur Königinn nablte. Als dleft geschehen war, stund Ludwig XVM. zuerst auf, undbracbtc dcm König und der Königinn von dcr Bohne Gesundheit. Einer Verordnung in Bctref der königl. Garde zufolge sollen die /, Marschalle, Bel-luno, Reggw, Nagusa und Tarcnt, j^'dcr3 Monate laug bei Sr. Maj. den Dienst vcr.-sehen. Der Marschall Victor, Herzog vou ^elluno, h^t am l. Hanuar sein Vierteljahr angefangen und von dem ^Appartement, das den Marschallen im^loraflügel besinnntt ist, Besitz genommen. (W. Z.) Am g. Januar wurde da5 Urtheil gegen Lavalette an dessen Bildlütz in oer gewöhnli« chen Form vol'zogcn. An einem Pfahl auf dem Platze de>) «Ztadthau'es war eine Tafel mit dem T^abmen des Vernrtbcilten, dcm Verbrechen d.r Strafe lc. aufge^,än)t, und blieb die durck d^s Geseiz vorgeschriebene Zcit daselbst «usg stellt. (WZ.) Im Indern des Palais du Tcinplc zu Paris wird fortwahrend gearbeitet, um dieses Gebäude zu einem Kloster einzurichten, worin die Prinzessin vo:» Coilde die Obcrlir werden soll. Die Znn ncr des ersten und zweyten Stockwerks werden zu Zcll.n für die Klosterfrauen eingerichtct, und zu ebener Erde eine EapcUe gebaut (G. Z.) G r 0 ß b r i t a n n i e ,t. Zu Vrighton wurde ein Fremder verhaftet, der sictVill die Zimmer des Prinzen Regenten zu schleichen suchte. Beym Verhöre nannte er sich Friedrich Grafv.Rodc, Rittmeister im Husarcnrcgimcnte des Kaisers von Rußland. Er war ohnc Passe nndG.'ld. Er behauptete ocu London zu Fuß nach Briqbwll gekommen zu seyn, um bey dem Adel Gcld-unterstützung zu suchen, da er wahrend sci-nes Auftntbalts mit dcr Armce zu Paris über äuoo Pf. Stcrl. tm Spiel verloren babe. (G. Z.) Mehrere Schisse waren am 24.Dezember von Dove r nach Frankrcick'abgegangen, und andere mit Truppen am Bord von Calais angekommen. Dcr Wind war Nachmittags so heftig, daß zwey Schiffe, von denen eins die Rhcde verließ, und das andere eben einlaufen wollte, aufeinander stießen, sich en t-»uastctcn , Zanken, und beyde ohne die schleunigste Hilfe untcrgcgangcu scyn würden. Die Pferde, welche auf cincm dic»'cr Schiff!.'durch die Gewalt der Wellenbewegung los gekommen waren, hatten dasselbe durch ihr heftiges Stampfen sinken machen, wenn sieuicht auf dcr Stelle getödtct, und ws Meer geworfen worden waren. Von dem kürzlich verstorbenen Herzoge von Norsolk erwählt man verschiedene Auek- doten. Er hiclt sich unter andern eine Menge wcisser Eulen, deren eine wie ein Hund' heulte und bellte. Der Kanzler, Lord Thur-low, besuchte eines Tages den Herzog; der Aufseher der Menagerie, welchcr den Lord uicht kannte, sagte zu ihm, als er ihm diese Eule zeigte: „Das ist ein scltncner Vogel; er schrcyt, heult und bellt; wir nennen ihn den Lord Kanzler." Man hatte den Herzog (der bekanntlich zur Opposition gehörte) in Verdacht, diesen Streich veranstaltet zu haben. (G. Z.) Rußlan d. Briefe aus Petersburg vom 23. Dez. melden die Ankunft Sr. königl. Hob. des Prinzen von Oranien, und die des F. M. Fürst Barclay de Tolly. Der General Graf Laugeron hat bereits an die Stelle des Herzogs von Richelieu, seinen Posten als Kriegs-Gouverneur von Cherson, der in den Gouvernements Ekate-rinoslawi, Cherson und Tauricn, auch die Leitungdes Zivil-Faches hat, und als Sradt-Obcrbefthlshaber in Odessa, angetreten. Am 27. Dez. sollte, wie es hieß, der be" ccits seit einem halben Iakre zu St.Petersburg angekommene Persisch? Gesandte seinen seyerlichen Einzug nach morgenlandischer Sitte halten. (W. Z.) Nach mehreren Schreiben aus Moskau geht diese Stadt schöner aus ihrer Asche empor, als sie je gewesen. Der Kremlin ist wieder nach einem regelmassigen Plane neu erbaut worden. Die im denkwürdigen Feldzuge vou 1812 erbeuteten Kanonen sind in mehreren Reihen hinter einander, dem Palla-sie des Senats gegenüber, aufgestellt worden» DieseGtücke sind bestimmt, enDcukmahl zu errichten , dessen Plan schon bekannt ist. Es soll eine neue Kirche auf dem öffentlichen Platze gebaut werden, und zwar zwischen dem Krcmlm und dem Vazar, welchernach einem iveitläuftigercn Risse wieder aufgestellt worden ist. Der jetzige Statthalter in Moskau, Geue,r<>s Tormassow, beschäftigt mit emsiger Thätigkeit das Hcer von Arbeitern, welches unter seiner Leitung und unter seinen Befehlen steht. >,(G. Z.) Serbien. Die Hauptpunkte des zwischen der hohe» Pforte und den Serviern abgeschlossenen Traktats sollen in Folgendem bestehen: 1) Serbien erkennt den Großhcrrn als Oberhcrrn. 2) Es behält seine bisherige freye Religionsübung und Verfassung. 3) Jedes Familien-Haupt zahlt jahrlich emcn Dukaten, und ausserdem jeder Kopf einen Piaster. 4) Es darf sich kein Servier in der Türkey hanslich niederlassen , und umgekehrt; doch wird der Ausenthalt wegen Handelsvcrhaltnisse gestattet. 5) Belgrad bleibt von Velisch Pascha besetzt. 6) Der Großherr hat in Fricdenszeitcn freye Verfügung über ein Serbisches Truppen-korps von 12,000 Mann. 7) Serbien hatci-ncn beständigen, beglaubigten Agcntcnbcym Divan. ' (G. Z.) M i s z e l l e. In der Gegend von Leipzig ist die Anzahl der Mäuse auf den Feldern ungeheuer groß. Man siehet sie in ganzen Hccrden dahin rennen, und grosse Stücke Feldes, die mit Roggen oder Weizen besäet sind, gänzlich abgefressen. Zwar machen die Krähen steißig Jagd auf sie, die man deshalb schont, und die dieß auch zu u»issen scheinen, weil sie gar nicht scheu sind, allein dies; reicht zu ihrer Vertilgung bey'weitein nicht zu. Zu München hat der Borteuwirkcr Geb-hard 3 armc Kinder angenommen; er er-uährt sie, behandelt sie als Vater, und erzieht dieselben zu seinem Geschäfte.. (G. Z.) Wechsel-Cours inWien am 20. Januar. 1816. Conventionsmünze von Hundert 2?6 ft. M. Das heutige Wochenblatt wird mit dem nächstfolgenden zusammen ausgegeben werden.