5 I)ER STATISTIK. HERAUSGKGEBEN VON UKH DIRECTION DER ADMINISTRATIVEN STATISTIK IM K. K. HANDELS-MINISTERIUM. DK1TTER JAUKU ANG. — VI. HEFT. (Preis 36 kr. Conv. Miin/.e.) W1EN, 18!»4. AUS DEU KAISERLICH-KON1GLICHEN HOF- UND STAAT8DRUCKEREI. IN COMMISSION BEI W. BRAUMULLER. Darstellung der iiatlonal-flkonomisclien Zustaiul«* Marokkos mit besonderer R ii c k s i c h t auf den Verkehr mit Oesterreich. Statist. Mittheil. 1854. VI. Heft. * , - . Zwischen der Meerenge von Gibraltar und der grossen Wiiste breitet sich an der afrikanischen Nordkiiste eine Zone von 24.379 franzosischen Quadrat-Meilen aus, welcbe von dem mittellandischen Meer in einer Lange von liunderl und vom atlantischen Ocean in einer Lange von z\veihundert Seemeilen bespiilt, und siidwarts durcb die Hauptkette des Atlas, die von Sud-Westen nacli Nord-Osten zwischen beiden Meeren verliiuft, begranzt wird. Diess ist das Kaiserthum Marokko, dessen Gestade das historische Geprage der Karthager, Romer, Araber, Portugiesen, Spanier, Briten, die abwecliselnd liier herrscbten, theils in den Ruinen einst blii-hender Seestiidte, theils in den gegenwartigen Handelsplatzen bewabrt, wahrend im Inneren des Landes der Islam, durcb den Einfluss der Sberife — directer Abkomm-linge des Propbeten — in dem urspriinglichen Fanatismus erbalten, miichtig tbront, und in seinem Uebermuthe Alles basst und anfeindet, vvas den Schein abendlandischer Civilisation triigt. Der Kampf zwiscben Cbristentbum und Islam \vurde, nacb Vertreibung der Mauren aus Spanien und Portugal, nacb jenem Reiche verpflanzt, indem die Sultane von Marokko sich seit Langem als Oberlehnsherren der maurischen Konige von Granada, Sevilla u. s. w. betrachtet hatten, weil wirklich nur durcb ihre Hilfe Letztere sich so lange zu behaupten vermochten. Der Sturz der saracenischen Herr-schaft auf der pyrenaischen Halbinsel ermuthigte die Spanier und Portugiesen, den Feind in seinem eigenen Vaterlande aufzusuchen. Jene eroberten Rabat und Sale — den Schliissel zu dem Inneren des Reichs — besetzten Larasch, Mellila, Alhucema, und drangen bis nacb Oran. Die Letzteren hefestigten sich an der Mttndung des Tensift, Umerrbieb und Sebu, bauten Mazagran, vergrosserten Saffi, nahmen Ceuta und Tanger ein, und umgaben ihre Eroberungen mit einem Giirtel verschanzter Niederlassungen, vou wo aus sie die Unterjochung Marokko's fortzusetzen beab-sichtigten. Um Grossbritannien zu bestimmen, sich dieser kiihnen Unternehmung anzuschlies-sen, gab der Hof von Lissabon der Infantin Katharina, welche sich mit Karl II. ver-miihlte, Tanger als Mitgift, woraus die Briten eine weit bedeutendere Position als jene von Gibraltar hatten machen kiinnen, wenn ihre Handels-Interessen dcmErfolge der Unternehmung nicht im Wege gestanden waren. Grossbritannien besetzte zwar Tanger, ubergab es jedoch im Jahre 1684 wieder an den Sultan von Marokko. 1 * Zu einem tliatigen Kampfe gegen denselben moclite es sicli schon darum nicht ver-stehen, weil die Vergrosserung und Erweiterung der Macht Spanien’s und PortugaPs semen eigenen Bestrebungen, die Herrschaft des Meers zu erringen, zuwiderlief. Als Portugal einsah, dass es auf die britische Hilfe niclit bauen diirfe, und zugleieh politische Ver\vieklungen im eigenen Lande dem Hofe von Lissabon nicht langer erlaubten, seine Streitkrafte zu zersplittern, gab es die Eroberungen an der marokkaniscben Kiiste allmalig auf. Audi Spanien ward notbgedrungen, seinen Niederlassungen an der VVestkiiste von Marokko zu entsagen, und spater im Jahre 1788 sogar Oran an der Nordkuste zu raumen. Doch gelang es ibm, sicb im Besitze der festen Puncte Centa, Mellila, Alliueerna und Penon de la Gomera am mittellSndischen Meere bis auf den beutigen Tag zu bebaupten. Dis Demiithigungen, denen ganz Europa Jahrhunderte lnng dureb eine kleine Zalil marokkanischer Seerauber ausgesetzt blieb, iinden ihre natiirlicbe Erkliirung in der traditionellen Polilik, welcbe das Cabinet von St. James dem Sultan von Marokko gegeniiber stets befolgt bat. So oft eine cbristliche Macbt es tibernaiim, den Frevel der Piraterie geliorig zu ziichtigen, durfte sie gewartigen, Grossbritannien im geheimen Bunde mit Marokko zu Iinden. Grossbritannien muss aber die Erbaltung Marokko’s wiinsehen, damit keine andere Macht, welche Gibraltar bedroben komite, dort festen Fuss fasse, da es im Voraus weiss, dass Europa um keinen Preis ibm selbst einen solehen Seliritt gestatten wiirde. Was den Briten nicht gegonnt ist, soli keiner andern Nation erlaubt sein, ist die Staats-Maxime, welche im Foreign-Office vor-waltet. Andererseits bedarf Grossbritannien derFreundschaft des Sultans von Marokko, um Gibraltar regelmassig verprovianliren zu konnen, da mit Ausnahme einiger Cactus-Pflanzen die steilen Felsen, auf welchen jene Festung erbaut ist, Niehts hervor-bringen, mithin alle Lebensmittel aus Marokko bezogen vverden miissen. Durch die Eroberung Algeriens im Jabre 1830 und dureb das Bombardement Mogador’s im Jalne 1844 bat Frankreich endlieh den Uebermutb der marokkaniscben Regierung gebroeben, und sicb dadurch um das Cbristentbum und die Civilisation gleicb verdient gemaebt. Yor jenen zwei Ereignissen durfte ein Europaer — abgeseben von Tanger, welebes die ecbteu Aidianger des Korans spotliseli die „Cbristenstadt“ nennen, — nie anders als unter dem Scbutze der Consulats-Kawas in irgend einem marokkaniscben Seeplatze auf offener Strasse sicb blicken lassen, \venn er nicht sofort ver-liohnt und misshandelt werden wollte; die fremden Consulu selbst waren vielfachen Unbilden ausgesetzt. Jetzt kanu man eben so ruhig und sicher die marokkaniscben Hiifen besuchen, als irgend einen anderen Punct, wo der Islam hei rscht. Nur die heilige Stadt Sale bleibt den Unglaubigen gesperrt, indem dort ein Marabut, der im Rufe grosser Heiligkeit starb, begraben liegt, und die maurischen Tolbas die Bewohner in dem Glauben erhalten, der Heilige erhebe sicli zornig aus seinem Grabe, so oft ein Christenbund sicli erkuhnt, der geweihten Statte sicli zu naliern. Eine Art von Ulcmas der Osinancn, nur viel roher und fanatischer. s Afs die franzosische Escadre, welche Mogador zu hombardiren hatte, vor Sald anlangte und in der Naclit vvieder abfulir, um ihre Bestimmung zu erreichen, ver-breiteten dio Tollms schon am folgenden Morgen das Gerucbt, der heilige Marabut biitte die feindlichen SchifTe in die Tiefe des Mecrs versenkt, — ein Geriicht, welches sieh noch beute unter dem dortigen Pobel erhalt. Nichtsdesto\veniger bestand im Jabre 1852 der Commandant eines franzosi-seben KriegsschifTs darauf, mit seinem Štabe Sale zu besiehtigen. Der Pascha. den ein solcbes Begebren nicht wenig in Verlegenheit setzfe, machte siisse Miene zum bosenSpiele, und unter dem Vomvande, den fremden Oflieieren die Honneurs derStadt zu macben, begleilete er sie mit einer starken Escorte, welcbe im Grunde bestimmt war, die mauriscben Fanatiker in gebbrigem Respect zu erbalten. Nicht obne Ah-sicbt eitire icb diese Thatsache, aus welcber der Umsch\vung klar bervorleucbtet, den die religiosen Ideen in Marokko zu erleiden beginnen, und das Ansehen, welcbes dermalen Frankreich in Marokko ausiibt, ersicbtlicli wird. Sicherlich war es ein fruehtbarer Gedanke, micb meine Sendung nacli Marokko am Bortl eines franzosischen KriegsschilTs unternebmen zu lassen. Der Befehlsbaber der franzosischen Station im Tajo hatte ausser der Dampf-Korvette „Newton“, an derenBord icb micb einschilfle, die Dampf-Korvette „Petrel“ zu dieser Fahrt beordert, so dass der Anblick bcider Kriegsscbiffe nielit wenig Eindruck auf den Pascba von Tanger machte, besonders als er erfuhr, dass sicli auf einem derselben ein oster-reicbischer Agent befand. Da die argwohnische Politik der Herrscber Marokko’s keinem ReprSsentanten irgend einer fremden Maclit dieBesidenz am Hoflager des Kaisers gestattet, halten sicli die Gescbaftstragcr und General-Consuln auswartiger Staaten, welcbe friiber in Rabat, dann in Larasch weilten, seit dem Jabre 1780 in Tanger auf, und der dortige Pascha bekleidet darum zugleich das Amt eines Ministers der auswartigen Angelegenheiten. Obvvobl der k. k. General-Consul, Herr de Frayssinet, dem Pascha meine An-kunft unmittelbar melden liess, mit dem Ersuchen, den Tag und die Stunde angeben zu wollen, \vo icb demselben meine Visite abstatten konnte, hatte der Pascha bereits einen Courier an seinen Monarchen abgeben lassen, um, wie icb spiiter erfubr, bervorzubeben, dass icb ein Gegenstand besonderer Aulmerksamkeit und Zuvorkom-menheit von Seite des franzosiscben General-Consulats in Tanger so wie der Commandanten beider Kriegsscbiile war. Da der Pascba in seiner Eigenschaft als Minister des Aeussern mit keinem erst ankommenden fremden Agenten obne specielle Ermachtigung des Sulfans verkehren darf, erbat er sich zugleich in Betreff meiner die weiteren Verhaltungsbefeble. Nach der Art und Weise zu schliessen, in weicher der Pascha einige Tage spiiter micb empling, lauteten die Verhaltungsbefeble ganz zu meinen Gunsten, denn als icb dem ervvahnten Minister Abderrabman’s den Gegenstand meiner Sendung in Gegenwart unseres \viirdigen General-Consul's darlegte, gab er mir die feierliche Versicherung, dass dem Sultan eine solcbe Sendung nur erwiinscht sein konne und dass an alle Paschas langs der Kiisten, die icb befabren wolIte, die Befehle ertbeilt wiirden, micb zu schiitzen und den Z^eck meiner Reise zu fordern. Der Pascha, der selbst friiher Kaufmann gewesen war, hatte Triest und Venedig vor etwa z\vanzig Jahren besuelit. Er sprach mit grossem Lobe vou der Redlichkeit, die er im Verkehre mit den Imperialen (so werden gemeiniglich die Oesterreicher in Marokko bezeichnet) stets angetroffen hatte, und versprach, nacli Kraften die Anbahnung directer Handels-Verbindungen zwisehen beiden Landern zu begiinstigen und zu unterstutzen. Ja, was im Munde eines Moliammedaners, zu einem Christen gesprochen, unge-mein viel bedeutet, er bemerkte mir: „Die osterreiehische Monarchie habe vor der Ankunft des Propheten schon bestanden, und sei mitliin alter als die Hidschret.“ Bevor ieli Tanger verliess, wurde ich vom Pascha mit dem versprochenen Empfehlungsschreiben an seine sammtlichen Collegen langs der Seekiiste versehen. Als besondere Aufmerksamkeit erhielt ich eine Copie des Inhalts jener Briefe, die nach arabischer Etiquette nicht anders als versiegelt iiberreicht werden konnten. Ein solches Schreiben lautete: „Ehre Gott dem Alleinigen! Moge er unseren Herrn Mohammed und dessen Familie beschiitzen!“ „ Unserem erlauchten Freunde, Diener unseres glucklichen Herrscliers, dem beriihmten Said-Es-Sid-El-Arbi-El-Sera'iri.“ „Gott beschiitze Dicli, und verleihe seine Gnade, seine Barmherzigkeit, seine Gaben Dir, welcher Unserem Herrn dient! Moge Ilm Golt siegreich machen und seine Erhohung verewigen! Derjenige, welcher dir dieses Schreiben einhandigen wird, gehort der osterreichischen Nation an. Er besucht unser Land im Auftrage seiner Begierung, um unsere Boden-Erzeugnisse, so wie iiberhaupt die Producte unseres Beicbs zu priifen, und zu erforschen, welebe davon zum Gegenstande des Verkebrs mit seinem Lande zu werden geeignet scheinen. Er soli zugleicb untersuchen, ob und welche osterreiehische Waaren unserem Bedarfe entsprechen, und zu diesem Ende Versuche, die er niitzlich linden \vird, einleiten.“ „Ieh bitte Dich daruber zu vvaehen, dass er von Niemandem dabei gestort \verdc und Niclits erleide, was ilirn unangenehm sein konnte. Tanger, am 22. des Ramadan 1269 (2. Juli 18S3).“ Ein ganz ungewolmlieher Umstand trat hinzu, um mir die Hindernisse aus dem Weg zuraumen, welche die marokkanische Regierung fremden Agenten zu bereiten pflegt, die das Land zu bereisen und naher zu studiren wunschen. Der direete Abkommling des Propheten, der grosse Slierif oder der Heilige der Heiligen, wie ihn die Araber nennen, bewohnt mit den ubrigen Gliedern seiner Familie die Stadt Mekines, vvo er der Gegenstand einer solchen Verehrung ist, dass selbst der Kaiser von Marokko, wenn er ihm begegnet, Vom Pferde steigt, um ihm fussfallig das rechte Knie zu kiissen. Das Ansehen, welehes er ausiibt, erklart sich iibrigens dadurch, dass es in Marokko eigentlieh keine erbliche Thronfolge gibt ‘) und der vom sterbenden Sultan *) Mulci Suleiinan scliloss allo seine Sohnc und Naehkommen von der Uerrscbaft aus, und ernannte hei seinem Tnde einen ontferntcn Ver\vandten Namens Abderrahman, welcher einfaeh das Zollamt in Mogador vervvaltetc, zum Nachfolger. bezeichnete Nachfolger erst dann als rechtmassig betrachtet wird, wenn der grosse Sherif die Wahl bestatigt umi ratificirt. Im Gegensatze hierzu wird die Wiirde des grossen Sherif nach der Erstgeburt in dirccter Linie vererbt, in Folge dessen dieselbe gegenwiirtig von Abd-es-Selam, einem achtzebnjiihrigen Junglinge, bekleidet wird, welcher im Sommer des Jahrs 1853 seine erste Pilgerfahrt nach Mekka unternebmen solite. Eine Menge der vorziig-licbsten Marabuts hatten sich die Ehre erbeten, den Abkommling des Propheten dahin begleiten zu diirfen. Abd-es-Selam brach Ende .luni 1853 mit einem grossen Gefolge von Mekines auf, um sich in Tanger nach Alexandrien einzuschiffen. Von allen Seiten stromten die Moslimen herbei, um aus seinem Antlitz den Segen, der liber die Rechtgl&ubigen strahlt. zu empfangen. Wahrend der acht Tage, welche er in der Casbah von Tanger weilte, sah man vom Morgen bis zum Abend eine nie unterbrocbene Procession von Andachtigen, welche ilire Ersparnisse dem grossen Heiligen als Reise-Pfennig zu Fussen legten. Als er am 2. Juli Vormittags zu Pferd die Casbah verliess, um sich am Bord der franzosischen Dampf-Korvette „Newton“ einzuschiffen, \var der Andrang der Eingeborenen, welche auf zehn und zwanzig Meilen in der Runde hergestromt waren, um den Saum seines Rurnus zu kiissen, so gross, dass in der vvilden Unord-nung, die dabei herrschte, Mehrere von den iiberflutenden Massen erstickt und zer-treten wurden. Der britische General-Consul in Tanger hatte mit Recht einen grossen Werth darauf gelegt, den Heiligen der Heiligen auf einem britischen KriegsschifTe nach Alexandrien transportiren zu lassen, \veil in den Augen der Moslimen an der Flagge, unter welcher der Abkommling des Propheten die Fahrt nach Mekka unternahm, der Segen Mohammed’s haften musste, — eine Idee, welche die Briten zu Gunsten ihrer Handels-lnteressen auszubeuten nicht verfehlt haben wilrden. Der Zufall \vollte, dass aus Aulass der orientalischen Verwicklungen die sonst so zahlreiche britische Station im Tajo nicht ein einziges Kriegsschiff ziihlte, als Abd-es-Selam in Tanger anlangte. Der britische General-Consul wendete sich gleich-zeitig an die Admiralitat in London und an den Gouverneur von Malta, damit unver-ziiglich ein Kriegsdampfer zur Verfilgung des grossen Sherifs gestellt wurde. Mittlenveilen langten am 27. .luni die beiden franzosischen Dampf-Korvetten „Newton“ und „Petrel“ in Tanger an, wo Tags darauf der franzosische Post-Dampfer aus Oran und ein anderer aus Mogador ebenfalls einliefen. Mit seltener Gewandtheit wusste das franzosische General-Consulat in Tanger durch den dortigen Pascha den Heiligen der Heiligen zu bestimmen, anstatt am Bord eines britischen Kriegsschifls direct nach Alexandrien zu segeln, unter Regleitung der kleinen franzosischen Escadre sich zuerst nach Gibraltar zu begeben, von wo ein besonderer Dampfer ilm und sein Gefolge nach Marseille bringen wiirde, damit er zugleich einige franzosische Hiifen besuchen konne ‘). worauf eine der schonsten Dampf-fregatten ihn von Marseille nach Alexandrien bringen solle. ’) Den Franzoson lag cs sichtbar daran, dem prossen Sherif durch die Bosichtigung von Toulon einen gehurigen Hegrifl' von ihrer Seemacht zu geben. Abd-es-Selam wurde, als er sieli am 2. Juli nebst einem Dutzend der altesten Marabuts am Bord des „Ne\vton“ einschitfte, von der gesammten franzosischen Escadre mit allen Ehrenbezeugungen, die einem Prinzen von Gebliit erwiesen werden, empfangen, und gleich darauf nach Gibraltar iibergescbifft. Der Pascha von Tanger, welcher den grossen Sberif bis an den Bord begleitet hatte, stellle mieb ') demselben sogleich vor. Abd-es-Selam, ein schoner rustiger Jiingling mit feurigem Auge und intelligenter Miene, ist ein wahrer Sobn der Wuste, dem Alles, was er auf einem europaischen Kriegsschiffe sab, ganz neuvorkam, so dass er nicht nur dariiber, sondern aucli in Betreff unserer Lebensart, Sitten, Beschiif-tigungen u. s. w. aufgeklart zu \verden \viinschte. Sein Gebeimscbreiber, welcher in friiberen Jabren llandel mit Spanien getrieben batte, sprach ziemlich verstandlich das Spaniscbe, und so konnte ich wahrend der fiinf Tage, \velche der grosse Sherif an unserem Bord verlebte, durch das Organ seines Geheimschreibers mit ibm ver-kehren. Da er selbst dergleichen Conversationen gerne herbeifiihrte, wurde mir hinlangliche Gelegenbeit geboten, ibm den Zweck meiner Sendung zu erkliiren, und mich seines machtigen Beistands zur Erreichung desselben zu versichern. Als er am 7. Juli um die Mittagsstunde unseren Bord verliess, wollte er in Gegen-wart der ihn begleitenden Marabuts eine Art feierlichen Absehieds von mir nehmen, wobei er dem Geheimscbreiber befabl, mir ein von ihm selbst unterfertigtes oflenes Empfehlungsschreiben einzuhandigen, welebes nach seiner Aeusserung binreicben \vQrde, „mir im ganzen Umfange des marokkaniscben Kaiserreichs cine freundliche Aufnabmc zu bereiten“. Das arabische Original lautet: „Wir sind am Bord der schonen franzosischen Dampf-Fregatte „Newton“ mit Herrn Debrauz, Agenten der kaiserlichen Begierung von Oesterreich, zusammen-gekommen, \veleher Uns die Verhiiltnisse seines Landes umstandlich erklart und auseinandergesetzt hat.“ „Wir haben in ibm einen selir verstandigen und weisen Mann erkannt, \velcher der Sendung, die ibm anvertraut ward, besonders wurdig und hocbst geeignet erscheint, zu Gunsten der Interessen beider Nationen zu \virken.“ „Geschrieben auf Befehl des Sherifs Beni-Sidi-Ahd-es-Selam, welchen Gott beschiitzen moge.“ „Am 27. Tag des Bamadan 1269 (7. Juli 18o3).“ Unterzeichnet: Der Diener seines Herrn Abd-es-Selam, der Sohn El-Arbi’s. Ueberall, wo ich wiihrend meiner Beise in Marokko das Schreiben des grossen Sherifs den Paschas und anderen Behorden vorvvies, fingen diese damit an, die heilige Unterschrift an die Štirn und das Herz zu driicken, und mir dariiber Gliick zu \viinschen, einen so kostbaren Schatz in den Handen zu haben 2). ’) Ich hatte mit leicht bcgreiflieher Freude den gefalligen Vorselilag des Commandantcn des „Newton“ angenommen, anstatt in Tanger auf die Uiickkehr der Dampf-Korvette zu warten, in Gesellschaft einer so interessanten Personliehkeit die Fahrt nach Gibraltar mitzumachen. a) Es gibt allerdings vielleicht kaum ein anderes Beispiel, dass cin Abkommling des Pro-pheten selbst einen Cliristen eigenhiindig den Moslemin scbriftlich ancmpfohlen hatte. Der alte Pascha von Mogador konntc kaum seinen eigenen Augen trauen, als er die Unterschrift (les Abd-es-Selam erblickte. „Trage — sagte er zu mir — diese lieilige Reliquie immer bei Dir, nnd Du wirst in diesem und im anderen Leben stets gliicklich sein, denn Allah ist mit Dir. Befehle mit mir, Du, auf dem der Segen des lleiligen der Heiligen ruht!“ Obwobl, wie ich scbon bemerkte, der Pascha von Tanger bei der ersten Audienz sich mir selir zuvorkommend bezeugt batte, \var er, als ieli nacli vollende-ter Fabrt liings der marokkanischen Kiisten wieder in Tanger anlangte, um ibm meine Abscbieds-Visite zu macben und fiir die wirklicb ausgezeiebnete Aufnabme, die mir durch die iibrigen Pasebas bereitet worden \var '), meinenDankzu aussern, nocb freundlicher und dienstfertiger, und wiinscbte mir Gliick, dass icb meine Sen-dung unter den machtigen Auspicien des grossen Sberifs angetreten und vollfiihrt babe, indem die guten Dispositionen des Kaisers von Marokko dadurcb noch besser angeregt worden waren. Da ich in Erfahrung brachte, dass der britische Gesehaftstrager in Tanger eben bemiiht war, die Abschaffung der bestehenden Waaren-Einfuhrs-Monopole von der marokkanischen Hegierung zu envirken, suchte ich einer so zweckmassigen Massregel eifrigst das Wort zu reden, so dass der Pascha mir positiv verspraeh, den fraglichen Gegenstand seinem Gebieter neuerdings ans Herz zu legen und angele-gentlichst zu befiinvorten 2). Er schloss mit der feierlichen Versicherung, dass, so oft in Zukunft die osterreichische Flagge in den Mafen Marokko’s erscheinen wilrde, sie jederzeit von der Regierung des Kaisers Abderrahman die freundsehaftlichste Behandlung erfahren solle. Ich habe absichtlich, gleichsam als Einleilung, diese Thatsachen vorausschicken wollen, um darzutluin, dass inmitten der zablreichen Hemmnisse, mit welcben der auswartige Handel in Marokko zu kampfen bat, aucb dort unseren Rhedern und Kaufleuten eine giinstige Aussicht fiir ihre Unternehmungen sich darbietet, indem sie vor den Plackerein und Willkiirlicbkeiten der marokkanischen Zolliimter durch die eingetretene bessere Stimmung der dortigen Regierung nun gehorig sichergestellt sein \verden. Denn wir diirfen uns nicht verhehlen, dass der Erfolg der osterreichiscben Expedition unter den Refehlen des Contre-Admirals Bandiera gegen Marokko im Jabre 1828 nicht bedeutend genug war, um dem Kaiser Abderrahman eine gehorige f) Der Pascha von Mogador liess nicht nur nach jeder Visite, die ich ihm maehte, mir durch eine Khren-Garde bis nach meiner Wohnung das Geleite geben, sondern ich hatto auch die giosste Miihe, ihn zu bcreden , die perinanente Ehrenwache vor derselben zuriickzuziehen. AViihrcnd der Bairam-Fcste, die ich dort zubrachte, pflegte er mir des Morgens durch maurische Musikanten einStiindchen bringen und des Abends das kriegerische Schauspicl der arahischen Fantasias bereiten zu lassen. Der Pascha von Tetuan sandte mir eine berittene Rscorte von vicrzig Janilscharen entgegen, als er erfuhr, dass ich inich anschickte, von der Bai, vvo der „Newton“ die Anker geworfcn hatte, nach seiner'anderthalb Stunden entlegenen Residenz mich zu begeben. In Tetuan selbst stellte er einen Palast init herrlichen Giirten, vvelcher dem Kaiser gehort, zu meiner Vcrfiigung. a) Zwei Monate spiiter (im September 18S3J erfolgte auch wirklieh die Absehaffung jener Monopole. Idee von der Macht Oesterreich’s einzuflossen 1), und da Letzterer den jahrlichen Tribut von 100.000 Lire, welchen sonst die venetiauische Republik den Sultanen von Marokko gezahlt liatte und Oesterreicli seit der Besitznahme von Vcnedig ent-seliieden vervveigert, lange niclit verschmerzen komite, hegte er gegen unsere Flagge einen tiefen inneren Groll, welchen die Paschas in den Seestiidten vvohl kannten, wesshalb sie aucli selten die Gelegenheit versaumten, unsere Kauffahrer, die in jenen Gewassern sich blicken liessen, denselben fulilen zu lassen. Was die marokkanische Regierung nicht wenig verletzte, war die Abneigung Oesterreich’s, einen eigenen Geschaftstriiger und General-Consul in Tanger zu unterhalten, indein das Wiener Cabinet bei dem beschrankten Verkehre zwischen Oesterreicli und Marokko es fiir hinreichend bielt, sicii durch den General-Consul einer befreuudeten Macht vertreten zu lassen, wie auch noch beute der nieder-liitidiscbe General-Consul Herr de Frayssinet die namlichen Punctionen fiir Oester-reich bekleidet. Scbon im Jahre 1777 liatte Marokko erkliirt, seine Corsaren zur Verfolgung jener Nationen ausscbicken zu vvollen, deren Flaggen nicht auf der betreffenden Consulats-Wohnung in Tanger wehen wiirdcn. Im ersten Artikel des zwischen Marokko und Sardinien im Jahre 182ii abgeschlossenen llandels- und Schiftfahrts-Vertrags vvird ausdrucklich gesagt: „Wir (der Sultan) haben gegen uns selbst die Verpflichtung ubernommen, die Vertretung einer Nation durch den Agenten einer anderen nicht mehr zuzulassen." Als daher im Juli 1828 der osterreichische Kauffahrer „Veloce“ vor Rabat erschien , wurde er als feindliches Gut gekapert und seine Mannschaft in den Kerker geworfen, vvas die bekannte Expedition unter dem Contre-Admiral Bandiera veranlasste, welche mit der Zuriickgabc des „Veloce“ und dem Friedens-Vertrage vom 19. Miirz 1830 endigte. Der danische General-Consul iu Tanger wurde zeit-weilig auch von Seiten Oesterreich’s mit den ahnlichen Functionen betraut, welche sp&ter auf den gegenwartigen General-Consul der Niederlande, Herrn de Frayssinet, libergingen. Tanger wird mit jedem Tage ein vvichtigerer Beobacbtungspunct, und kann auch ein vortbeilhafterStapelplatz fiir uns vverden, wenn wir der Richtung seines Verkehrs zvveckmassig zu folgen verstehen. Diese zvvei Betrachtungen reden der Errichtung eines selbststandigen General-Consulats fiir Oesterreicli in Tanger hinreichend das Wort. *) Die britische Presse hat seiner Zcit die vvalire Ursache des Misslingens der Landung, vvelclie der Contre-Admiral Bandiera in Laraelie unternahin, verkannt oder absichtlich entstellt. Der oster-reichische Commandant hatte mehrere lloote init bewaft'neter Mannschaft entsendet, um die im Innern des Hafens liegende marokkanische Escadre in Brand zu stecken, was tlieilvveise gliicklicli gelang. Als sich jedoch die Mannschaft in bester Ordnung vor den andringenden Kabylen zuriickzuziehen anschickte, war die Ebbe eingetreten, welche das Passiren der grossen vor dem Hafen sich ausbrei-tenden Sandbank unmoglich machtc. lndessen lassen sich die Incidcnzen dieser Sandbank so wenig im Voraus berechnen, dass der Befehlshaber eines franzosischen Kriegsschiffs, weleher vor etwa achtzehn Monaten in Larache ans Land stieg, um seinen Oonsul zu besuchen, eine Stunde darauf, wegen plotzlich ungunstigen Winds die Sandbank nicht mehr passiren konnte und volle einundzvvanzig Tage in Larache durch das schleehte Wetter formlich blokirt blieb. Dieses Factum, wclclies mir von Augen- und Ohrenzcugen bestšitigt wurde, rcchtfertigt hinlanglich den Contre-Admiral Bandiera. Oekonomische Zustande Marokko’s. BevSlkerung. Wie zwei Bergstrome von entgegengesetzter Seite nacli der Ebene stiirzen, so wandertea vom achtpn bis zum eilften Jahrhundert die boiden Hauptstamme ein, welche die heutige Bevolkerung des Kaiserthums Marokko bilden. Der eine kam von Aegypten lierab, verfolgte die grosse Pilgersfrasse vod Mekka iiber Tripolis, Tunis und Constantine, drang iiber Tlemsen nacli Fes und griindete das gleichnamige Kbnigreich. Der andere brach aus Arabien auf, durchzog die Wuste, Tafilet, Tarudant und Sudan, liess sieb an den Ufern des Umerrbieb nieder und stiftete das Konigreicb Marokko. Die eiserne Hand des Jakub Almansur — ein in der spanischen Gescliichte beriihmter Name — vvusste alle diese unbftndigen Horden, die sicb fort\vahrend vvecbselseitig bekriegten, unter einem einzigen Scepter zu verbinden. Naeli seinem Tode wurden Fes, Marokko, Sus, Tafilet und Tarudant eben so viele uuab-biingige Reiche, welcbe zuletzt von Marokko und Fes sicb wieder verschlingen liessen. Durcb volle fiinf Jahrhunderte dauerte dann mit abwecbselndem Gliicke der blutigste Krieg zwischen beiden, um die Suprematie zu erringen. Obwobl zur Zeit, als die Pilgerfahrten nach Mekka unterbrochen waren, Fes die zweite heilige Stadt des Islam und der Mittelpunct der moslimischen Bildung wurde, erlagen seine Kiinige im Kampfe gegen Marokko. Beide Volker umscblingt zvvar gegenvviirtig das namliche politiscbe Band; allein die Erinnerung an die langvvierige Feindscbaft bat unter ihnen zu tiefe Wurzel gescblagen, um ihre wirkliche Verscbmclzung bald erwarten zu lassen. Die Beligions-Verwandtscliaft bindert sie nicht, sicb vvecbselseitig zu hassen; aber sie bildet den eigentliclien Hebel der Begierung, indem der Kaiser, der zugleich das religiose Oberbaupt ist, iiber die unzahligen und versebiedenartigen Bruder-sebaften des Islam, welcbe wie ein Netz das Land umstricken, imbescbrankt gebietet. Nicht bald tri unterzeichneten Handels- und Schilffahrts - Vertrags, mit Auslassung des orientalischcn Schvvulsts, tvelcher sonst zur Verberrlichung der Machi der Sultane von Marokko dientc. Es ist diess der erste Vertrag, weleher der Form nach den iiblichen diplomatischen Convenienzen entspricht, so dass sein Inhalt den Wendepunct einer ncuen Handels-Politik Marokko’s bezeiehnet. In diesem Vertrage wird namlicb zu Gunsten der spaniscben Flagge in allen marokkaniscben Ilafen — von Mogador bis Tetuan — cin einziger Zoll-Tarif ftir Diese Sage verbreitet sicli inimer mehi- unter (len marokkanisehen Stiimmen, wcle!ie besonders seit der Gefangennehmung Abd-el-Kaders in den Franzosen ihre kiinltigen Herrcn erblicken. — Mae tub! (Gott \vi 11 e9!) sagtc zu mir mehr als ein Eingeborcner, dessen Gesinnung icli absichtlich zu erforschen suchte. teh babe sogar vvabrgenommen, dass unter dem Volke bei weitem nicht jene Abneigung hcrrscbt, die aus dem Widcrstando, welcben Frankreich anfangs in Algerien fand, gesehlossen werden kdnnte. Icb xvar Zeuge, wie cin ganzer Wacht|)osten marokka-nischer Soldaten, \volche auf den Batterien von Mogador lagcn, als wir im Juli 18ii3 am Bord der franzosicben Dampf-Korvette „Nc\vton“ dort landeten, unsercn Commandantcn bat, sie mit sich zu nehmen. Mehrere unter ibnen vvaren nacli dem Bombardement von Mogador als Kriegsgefangeno nach Oran abgefiihrt vvorden. Wiihrcnd sie als Soldaten Abderrahman's kaum so viel Mais und Heis erhalten, um notbdiirftig ihr Leben zu fristen, nahrte man sie in Oran mit Flcisch, Brod, Gcmiisc, und gab ihnen sogar Wein, wornach sie sehr liistern scbeincn. Kein Wunder, da9s sie lebenslang Kriegsgefangenc der Franzosen scin mochten. den Export festgesetzt, vviihrend friiher in jedem Hafen die Ausfuhr-Zollsatze andere waren. Obvvohl der neue Vertrag jenen vom 3. April 1799 der VVesenheit nach bestiitigt, wird er seiner practischen Fassung wegen bei der nothig gevvordenen Kevision der zvvischen den iibrigen christlichen Staaten und Marokko bestehenden Vertriige zvveifelsohne als Basis und Richtschnur dienen. Er umfasst 38 Artikel, deren wichtigste Bestimmungen angefiihrt zu werden verdienen , um die damit angebahute bessere Regelung der europaischen Haudels-Interessen iiberhaupt ‘) ins gehorige Licht zu stellen. Den spanischen Consular-Agenten stelit die ausscbliesslicbe Gerichtsbarkeit iiber alle im Umfange des marokkanisclien Reichs wobnenden oder ansassigen Untertbanen Ilirer katboliscben Majestat zu. Die Localbehorden siud verplliclitet, zu diesem Ende den ervvahnten Consular-Agenten jede Ililfe mittelst bewaffneter Fabrzeuge oder Truppen zu leisten (Art. 4). Alle Forderungen, vvelche ein marokkanischer Unterthan gdgen einen Spanier geltend zu machen bat, sollen vor den betreflenden spanischen Consular-Agenten gebracht vverden. Hat im Gegcntbeile ein Spanier von einem Mauren Etwas zu fordern, so wcndet sich der spanische Consul an die marokkanische Regierung mit dem Ersuchen , dass sie mit thunlicher Bescbleunigung den saumigen Scbuldner anbalte, seiner Verpflichtung nachzukomimen (Art. K). Jeder Spanier, der mit Erlaubniss der marokkanisclien Regierung irgend ein Terrain in Marokko kauflieh an sich bringt, darf darauf Miiuser zur eigencn Wolinung oder zur Anlegung von Gevvolben bauen, dieselben vermietben oder veraussern (Art. 9). Kein Unterthan Ihrer katboliscben Majestat, vvelcher auf dem Gebiete des Kaisers von Marokko residirt, darf angehalten vverden, Jemanden in seiuem Hause zu beberbergen und zu nahrcn (Art. 10). Die freie Ausiibung der katboliscben Religion vvird allen Spaniern in Marokko geivabrleistet (Art. 12). Falls von marokkanischen Corsaren ein feindliches Scbiff gekapert vvttrde, \vorauf spanische Reisende, Matrosen oder Waaren sich befinden, miissen dieselben nacb Tbunlicbkeit entvveder dem spanischen Consul des betreflfenden marokkanisclien Hafens, ivo der Corsar landet, oder wenn er einen spanischen Hafen berubrt, den dortigen Beborden unvenveilt ausgeliefert werden (Art. 19). In Scbifflfruchs-Fallen vvird gegenseitig jede inoglicbe Ililfe, sovvie die Zollbefreiung zu Gunsten der geretteten Waaren bedungen (Art. 23). Von spanischen Untertbanen vvird bei der Einfuhr erlaubter Waaren nur eine Zollabgabe von lOPercent, sei es in natura, sei cs in Geld, behoben vverden (Art. 27). ‘J Zvvar sind dio der spanischen Nation zugestandcnen Zoll-Ermiissigungen noch keiner anderen Regierung eingeriiumt vvorden, allein der Tarif, vvelcher unterm 21. September 1848 ins Lehen trat, und vvovon spiiter die ltede sein soli, hat vvenigstens cino bis daliin nicht gekannte (jleichheit der Ziille eingefiihrt. Nur fflr Mogador besteht cin specieller Tarif, den ich gehorigen (Jrts anfiihrcn vverde. Vom Hafen Mogador angefangen bis zu jenem von Tetuan einschliesslich, haben spanisehe Unterthanen, welche Waaren, Rindvieh undFriichte laden, nur nachstehende Zollsatze zu zahlen (Art. 28): Piaster Unzen *) Getrcide fur dic Fancga........................................— 4 Hornvieh fur das Stilck....................................... 3 — Schafe „ „ „ — S Maulesel „ „ „ 8 — Hiihner und anderes Gefliigel fur das Dutzend ... — 3 Eier fur das Tausend...........................................— K Datteln fur den Quintal........................................— 5 Wachs, den Zoll, welchem dic cigencn Untertlianen des Kaisers von Marokko unterliegen Orangen und Citronen fur das Tausend.......................... 1 — Schafvvolle fur den (Juintal...................................2 — Mandeln „ „ „ 1 — Holzbalken fiir das Hundert...................................12 — lleis fur den Quintal..........................................— 8 Kalb- oder Ziegenfelle fur den Quintal....................2 — Oel fur den Quintal............................................2 — EIfenbein fur den Ouintal . ... ) , , „ „ ... ( nach den Zollsatzen, die (ur Gumnu „ „ „ .... Straussfedern fiir das Pfund . . . Mogador gelten. Falls der Hafen von Santa Cruz di Barbarea (Agadir), weleher jetzt dem aus-vvartigen Verkehr verscblossen ist, wieder geoffnet vviirde, sollen die Untertlianen lhrer katholiscben Majestat im Verhaltnisse zu anderen Nationen einen Nacblass von 30 Percent an den daselbst zu zablenden Zollen erhalten (Art. 29). Das der Gesellscbaft „de los Cinco Gremios“ von Madrid zustebende aus-scbliessende ileelit, aus dem Hafen von Dar Beida Getrcide auszufiihren, wird auf Verlangen lhrer katholiscben Majestiit zu Gunsten anderer oder aller spanischer Untertlianen ervveitert werden, indem es dic Absicbt des Kaisers von Marokko ist, nicbt aus Rticksicbt fiir die besagte Gesellscbaft, sondern aus Acbtung fur dic Krone Spanien’s cin solcbes Privilegium einzuraumen (Art. 30). Das Ankergeld vvird fiir spaniscbc Kauffahrer nach Verschiedenheit ihrer Trag-fahigkeit von 20 bis 80 Reales (1 bis 4 Piaster) berechnet \verdcn, mit Ausnahme der Fischerbarken oder jener Fahrzeuge, welche durch das schlechte Wetter zum Einlaufcn genothigt werden und vom Ankergeld befreit siiul (Art. 32). Die Handels-Negotiationen, welcbeGrossbritannien mit Marokko bisher geptlogen bat, sind vom britischen Cabinet sorgfdltig in den Schleier des tiefsten Geheimnisses gehiillt worden. Zwar besteht zwischen beiden Landern ein Vertrag alteren Datums, welchem aus Anlass der Eroberung Algerien’s durch die Franzosen noch einige 'J Dic Unzc ist der zehnte Theil cincs spanischen Piasters. Zusatze beigefiigt worden zu sein scheinen, allein der Text dieser Vereinbarungen wurde so sorgsam dei' Oeflentlicbkeit entzogen, dass der britisehe General-Consul in Tanger noch nie einem anderen daselbst etablirten fremden Consul gestattet liat, von dem in seiner Kanzlei liegenden Original Einsicbt zu nehmen ,). Wenn man indessen den Inhalt jenes Vertrags auch niclit genau kennt, sind doch die wichtigeren Bestimmungen aus Iangjahriger Praxis von selbst einleucbtend geworden. Abgeselien von der Behandlung der am meisten begunstigten Nationen — mit Ausnahme jener Vorrechte, die nur der spanischen Flagge in Folge des Vertrags vom (>. Mai 184!) zustehen — baben sicli die Briten den regelmassigen Bezug aller fiir die Verproviantirung von Gibraltar notlnvendigen Lebensmittel (namentlieb Hornvieh. Getreide, Gerste, Geniiise, Gefliigel, Eier u. s. w.) zu ermassigten Ausfuhrzollen gesichert. An der blossen Ausfubr des Hornviehs ersparen sie jahrlicb 10.000 bis 15.000 spaniscbe Piaster fur Zollgebiibren. Die Briten bezablten dergleieben Begiinstigungen durch gebeime Lieferungen von Pulver und Waffen, \velehe sie dem Sultan Abderrahman, so oft er mit den Franzosen in Streit verwickelt war, zu machen pflegten. Mittelst einer sehr gut combinirten Maassregel, welcbe den Anscbein einer Con-cession zu Gunsten Marokko's bat, verstanden die Briten, die maurischen Uandels-leute an Gibraltar zu fesseln, damit sie sicli niclit anderswo mit Waaren verseben mochten. Der marokkaiiische Consul in Gibraltar, der selbst nur ein maurischer Handels-mann ist, bleibt niimlich ermachtigt, unter seiner persbnlieben Garantie den eigenen Landsleuten jede Art von Waaren, die in Gibraltar vorrathig sind, auf Credit zu ver*-schaffen. Die Briten vvissen recht wobl, dass der Moslim gewissenbal't seine Scbulden zu bezahlen pflegt. Indem sie ibin Credit ge\vahren, verfeblen sie selten, hoberePreise zu begeliren, und realisiren einen grosseren Nutzen, obne sonderlich die Gefabr des Verlusts zu laufen, weil der marokkanische Agent in Gibraltar mit seinem ganzen Ver-inijgen haftet und seine Begierung fiir ihn selbst moralisch verantvvortlich erscbeint. Da jedocb bei diesem Handel gar zu oft den Mauren die Haut iiber die Ohren gezogen wurde, ist es den Franzosen gelungen, einen bedeutenden Theil des Imports nach Marokko, fur welchen friiher Gibraltar gleiebsam das Monopol liatte, an sich zu reissen. Indem die Franzosen in Algerien zwiscben Oran, Tlemsen und Lala Marnia ordentliclie Strassen anlegten, welcbe in jeder Jabrszeit fahrbar sind, begriindeten sie die directe Verbindung zwiscben jenen Provinzen und den ostlichen Volkerscbaften Marokko’s, \velche sonst ihren Waarenbedarf auf dem vveiten und kostspieligen Um-\vege iiber Gibraltar bezogen. Gegenwiirtig sind im Osten von Marokko franzosische Waaren \veit billiger als die britischen zu baben. Die Saehe ist leicbt erklarbar. Britisehe Waaren kiinnen *) Alle mit Marokko abgeschlossenc : Staatsvertrfigc wcrtlen im dreifachen Original aus-gestellt und untcrfertigt, wovon die hciden ersten von den liolien contrahirenden Theilen in ihren respectiven Arcliiven aufbewahrt werden, wiihrend das dritte Exeinplar bei dem General-Consulat der betreffenden christlichen Macht in Tanger hinterlegt wird, um es bei vorkommenden Diflerenzen in der Auslegung der Vertriige gleieb bei der Hand zu haben. nur durch die Hafen, \vo si« starke Einfuhrzolle entricliten miissen, in das lnnere von Marokko dringen. Bevor sie zu den ostlichen und siidlichen Stammen gelangen, geben sic durch die Hand vieler Zwischenhandler, deren jeder seinen Ge\vinn einstreicht, weleher dann um ebenso viel den Preis der Waare steigert. Der Mangel an regularen Verbindnngsmitleln bringt es mit sicb, dass der Transport ebenso langsam als theuer ist, wenn er niclit, was haufig geschiebt, die Halfte des Jabrs hindurch der Ueber-schwemniungen wegen ganz unmoglicb wird. Dagegen vereinen sieh die gUnstigsten Umstande, um den Import von Algerien aus zu erleiebtern und zu fordern. Wie bereits erwahnt wurde, iibt der Kaiser von Marokko niclit eiuen Sebatten von Gewalt iiber die kriegerischen Stamme, welche im Osten und Siiden liings des Atlas sicb erstrecken. Es wiirde den Agenten Abderrabman’s ebenso scbwer fallen, die Bewohner des ltif und die Berberu iiberbaupt zur Entricbtung von Einfuhrzollen anzuhalten, als den Mond zu erreicben. Die Berbern konnen selbst im Winter die Miirkte von Lala Marnia, Tlemsen und Oran auf ihren leicbten Pferden besucben, und bringen von dort Alles, was sie brauchen, nacli Hause, olme Ziille, Sensarien, Cominissionen, Transportspesen, welche auf dem Import britischer VVaaren lasten, ertragen zu miissen. Darin liegt der Schliissel zu der merklicben Abnabme der friiheren Handels-thatigkeit von Gibraltar, welche ebenso gut in der Bichtung der pyrenaiscben Halb-insel als nacli Marokko hin durch die Entwicklung des franzosischen hnports sicb immer mebr besebrankt findet. Die Folgen der Umgestaltung, welche der aus\vartige Verkebr mit dem Osten von Marokko zu erleiden beginnt, lassen sicb nocli niclit geborig ermessen, weil diese Erscheinung erst im Keime sicb befindet. Was unsere Handels-Iriteressen anbelangt, haben vvir nur Grund, uns dariiber zu freuen, dass jener Theil des marokkanischen Verkehrs, \velcher am atlantischen Ocean durch ausschliessende Zufulir Grossbritannien’s genabrt ward, jetzt am mittel-landischen Meere zu miinden strebt. Dadurcb wird der marokkanische Markt unseren eigenen Hafen naher geriickt, und da wir obnebin weit billiger als Frankreich zu fabriciren im Stande sind, besitzen wir bessere Cbancen, die fremde Concurrenz auf demselben auszuhalten. Als Abderrahman im Jabre 1822 den Thron bestieg, fand er den Staatsscbatz erschopft. Von den hundert Millionen Ducaten, welche Mulei Ismail seinen Nacbfolgern binterlassen hatte, waren sebon bei dem Absterben des Sultans Sidi Mobammed niclit volle z\vei Millioneu mebr vorhanden. Abderrahman, welcbcr von der Zeit her, wo er den Zollamtern von Mogador und Rabat vorstand, eine entschiedene Abneigung gegen die Kriegslust seiner Vorfahren geschiipft hatte, erblickte in deu Bessourcen, \velcbe der internationale Verkebr ge\vabrt, das wirksamste und sicherste Mittel, um den Ieeren Staatsscbatz vvieder zu fiillen, und womogIich denselben nocli hoher anwachsen zu lassen, als er bei dem Tode Mulei Ismail’s gewesen war. Seine Vorganger hatten den llandel mit den christlichen Miicbten, als dem Geiste des Korans zuwider, vernachlassigt. Der seblaue Abderrahman verstand das Gesetz des Propbeten zu umgehen, welches den Umsatz der Scbafvvolle, des wicbtigsten Ausfubr-Artikels von Marokko, verbietet. Der Koran untersagt den Moslimen nielit, ein Gesclienk gegen cin anderes zu machen. Im Gegentheile, uenn man von (len Christen bei dem Tausche Ehvas envirbt, was die Rechtgliiubigen nothigcnfalls gegen die Unglaubigen gebraucben konnen, ist diess in den Augen des Propheten nur ein verdienstvolles Werk. Durch eine solclie subtile Interpretation wusste nun Abderrahinan sein Gewissen und jenes seiner Unter-thanen zu beruhigen, 11111 desto freier dem vorgesteckten Ziele zusteuern zu konnen. Das Schiesspulver 1) wurde namlich als Surrogat des Geldes adoptirt, wobei ein Pfund Schiesspulver als Aequivalent eines Quintals Wolle angenommen wurde. Spater verlangte Abderrahinan fiir eincn Quintal Wolle zwei Pfund Pulver, und als ungeachtet des grossen Verbrauchs durch die Eingcbornen 2) sieli in den kaiser-liclien Magazinen starke Vorrathe von Pulver anhauftcn, wusste der Sultan aberinals einen Ausweg zu finden. Um den Schein zu retten, verordnete er, dass so oft VVolle ausgefiihrt wird, ihm zvvei Pfund Pulver entrichtet werden sollen, verfiigte aber zugleich die Bezahlung eines Ausfuhrzolls in klingender Mtinze so\vohl fiir die Wolle als fiir die iibrigen Producte. Da mit der Einfuhrung des neuen Tarifs den Eingeborencn, welehe keine bedeutenden Capitalien besitzen, der aus\vartige Handel erscliwert ward, und die Europiier ihrc Geschiiftc beschrankten, weil die Preise der Wolle in Folge melir-jahriger starker Nachfrage auf dem marokkanischen Markte zu einer nie gekannten Hohe sicli erhoben, gerieth Abderrahinan auf den Gedanken, die Zollentrichtung auch in Waaren zuzulassen, um hierdurch der Wolle-Ausfuhr einen neuen lni[iuls zu geben. Jene, vvelche den Zoll, anstatt ihn in natura zu leisten, in klingender Miinze entrichten wiirden, sollten cine verhaltnissmassige Rcduction von 12ya Percent geniessen. Diese Maassregel er\vies sich ungeniigend, als die Briten ihrc Rechnung besser dabei fanden, die Wolle in Australien, als in marokkanischen Hafen, zu laden. Der schopferische Gcist Abderrahman’s ersann ein anderes Auskunftsmittel. Er bestelltc in jedem Seeplatze einc gewisse Anzahl von kaiscrlichen llandelsleuten, welche im Gninde nur die Ausfuhr-Commissionare des Sultans sind. Den kaiserlichen llandelsleuten ist die Begiinstigung gewahrt, den Ausfubrzoll nicht glcicb entrichten zu mussen, sondern Jedem von ihnen wird bei dem regpectiven Zollamte fiir das Sollen ein besonderer Bogen erotlnet, worauf die riickstandigcn Ziille vorgemerkt werden. Die Leichtigkeit, einen solchen Credit zu erlangen, be\virkte, dass vielc ein-heimische Kaufleute weit iiber ihre Krafte hinaus Geschafte unternahmen, wobei sie mit einem ein- oder mehrmaligen Cridamachen endeten. Fast alle blieben dem Zollamte starke Summen schuldig, mit deren Eintreibung — sonderbar genug! — Abderrahinan es selten strenge nimmt. Die sogenannten kaiserlichen Handelsleute sind namlich meistens Juden, iiber deren Leben und Gut ohnehin der Kaiser willkurlich verfiigen kann. Braucht er *) Iler Kaiser verkauft Jasselbe a 11 seinc eigoiien Uiiierthancn um den zclinfaclien Wcrth. “) Der Arabci' kemit kein grosseres Vergniigen, als mit Scliiessen tlie langweiligc Monotonio seines Lckens /.11 todten. wirklich Geld und liisst or cino Mahnung an seine Schuldner ergehcn, so wisson letztere schon, was dicss zu bedeuten liabc. Sie raifen daiin, was sie vermiigen, zusammen, und fiihren es scbnell an den Director des respectiven Zollamts ali, um fur den Rest dcsto leichtcr eine \vcitere Frist zu erlangen. Man muss es dein gegenwartigen Kaiser von Marokko nachsagen, dass er als verstSndiger Handelsmann nie absicbtlicb seinen Schuldner zu Grunde zu ricbten wiinscht, sondern dass er ihm vielmehr die Mbgliebkeit erleichtert, dureb iveitere Gescliafte seine Zahlungsfabigkeit herzustellen und zu erbohen. Abderrabman, welcber Millionen und Millionen von den kaiserlichcn Handelsleuten zu fordern hat und durch die Einziehung ihrer Giiter sicli zum grossen Theile gedeckt linden wiirde, begniigt sicli in derRegel mit geringen Abscblagszablungen zu 2 Percent monatlicli fur die riick-standigen Schulden, wahrend der Credit fur neue Schulden ungeschmalert fortlauft. Der gcgen\viirtige Zolltarif \vurde am 21. September 1848 in Wirksamkeit gesetzt, und obgleich er bei der Willkiirlichkeit und Unordnung, die in der Pro-vinzial-Venvaltung herrscbt, beinahe in jedem Hafen eigenen Modificalionen unterliegt, kann er als allgemein geltend angesehen vverden. Nur fur den Hafen von Mogador l)estelit ein eigener Tarif mit Bezug auf die Producte des Sudan, welche dort sicli concentriren, seitdem der Hafen von Agadir dem ausseren Verkehre unbcdingt gescblossen bleibt. Der Tarif vom 21. September 1848 lautet: E I n f u h r. Maass- u. Gewicht-Einheit Zoll ilos Landes Frunkreich’« iu Piastern in Franken Stalil KO Kilogr. 4-0 21-60 Eisennagel.... 99 4-0 21-60 Eisen . . . grosserQuintal 7!> Kilogr. 2-S 13-JiO Robe Seide . . . V. . 0-S 2-70 Alle anderen Artikel, vvelehe nicht zum Monopol der Regierung gehoren, zahlen bei der Einfubr 10 Percent in natura. A u s I' u !i r. Mandelu I ®“®S.............. i bittor .... Lcbendiges llornvicli1) . Waclis...................... Arabisches Gummi . . . Eichenrinde s).............. Sandarach-Gumnii . . . liohncn..................... 1) Der Liefcrant von Gibraltar zabit nur S Piaster oder 27 Franken fiir das Stiick, nebst den Licenz-Gebiihren zu je 9 Piastern oder 48 Franken (10 Centiines. ~) Gegenvviirtig ein Monopol-Artike! der Kegicrung. Statist. Miltheil. 1854. VI. Heft. 3 Manss- u. 0 ewicht-Einheit Zoll (len L and e s Frankreich’s in Piastern in Franken (Juintal liO Kilogr. 3-0 16-20 99 99 30 16-20 Stiick 190 200 Kilogr. 100 64-00 tjuintal KO Kilogr. 100 54-00 99 99 2-0 10-80 99 99 0-5 2-70 99 99 20 10-80 99 99 0-5 2-70 Mnnss- u. Gewicht-Einhcit Zoll "N il»'s LuimIcs Krunkroich’s in Piti.s toni iu Krankcn Miiis Quin(al !iO Kilogr. 0-0 3-37 Gerste * 99 9) 0-!> 2-70 Amleres Getreide . . . Fanega 0-72 Hectol. 0-0 3-37 Olivenol Quintal !iO Kilogr. 30 16-20 D Wolle 1 ’,nK0Wascl,ene • ( gewnschene . . • » 99 2-3 12-45 ) ?| 99 V 30 16-20 ’ sej Ziegenfelle w n 30 16-20 Schaffelle » •> 30 16-20 Kalbslclle 99 r> 30 16-20 Ochsenhuute 99 n 3-0 16-20 BI utekel Tausend Tausend 1-0 S-40 Gehorigen Orts vvurde erwabnt, dass die Ausfuhr des Getreides und allcr Hiilsen- friielite dermalen verboten bleibt, so\vie, dass die Regierung sicli den Handel mit Thierhauten jeder Art und mit Blutegeln seit Kurzem vorbehalten hat. Der in Mogador geltende Tarif ist durehsclinittlich geringer bemessen, um die fremden Kaufleute leichter daliin zu locken, nachdem die Sultane vou Marokko besclilossen haben, den einst so bliihenden Verkebr Agadir’s /u vernichten, dessen giinstige Lage und vortreflflieher llafen die conimercielle Existenz von Mogador bedrohen wiirden. Walu end an der Nordkiiste von Marokko der spanische Piaster oder der Colonnato die gewohnliche Einbeit fiir Geld-Herechnungen bildet, dient an der sudwestliclien Kiiste der Ducaten, der iibrigens nur einen nominellen Wertb hat und etwa 3 Franken 35 Centimes gilt, zu gleichem Belnife. Nachstebender Tarif fiir Mogador ist darnach bemessen. E i u f u h r. Mit Ausnahme jener Artikel, deren Import das aussehliessende Monopol der Regierung bilden, unterliegen alle fremden Waaren und Producte einem allgemeinen Einfuhrzoll von 10 Percent. A u s f u h r. Siisse und bittere Mandelu. . . Maass- u. Gewiclit-Einheit Zoll 2 Ducat Gummi aus Marokko 2 „ „ Senegal 2 » Sandaraeh-Gummi 2 99 Oliven-Oel 3 91 Waehs 3 99 Wolle i "ngcwaschen0 • • • • 4 n | gewasclieno S 99 Ziegenfelle 4 99 Schaffelle !) 99 ( schwarze . . Slraussfcdern < | weisse .... . . . „ 1 3 » 99 Die S t a a t s - M o 11 o p o 1 e, wovon schon bfters die Rede vvar, begriffen bis zum Herbste des Jahrs 1853 sowobl Gegenstiinde des Einfuhr- als des Ausfuhr-handels. Zu den erstern gehiirten: Zucker, roli oder raffinirt, Tliee, Coclienille, Cam-pecheholz, Tabak, Rlei, Scbiesspulver, Salpeter und VVaffcn jeder Art. Da der Verkehr von Gibraltar durch diese Importmonopole sclir niedergedriiekt wurde, sali sicli das Cabinet von St. James veranlasst, seinen Gescliaftstrager in Tanger zu bcauftragen, Alles aufzubieten, um von der marokkanischen Regierung die Abschaf-fung der fraglichen Hemmnisse zu erwirken. Die Aufgabe war uiclit leielit und die Negotiation nocli durch den Umstand ersebvvert, dass Abderrahman, bald diese liald jene Reise vorschutzend, das Vorbaben des britisehen Gescliiiftstragers, die Sache direct mit dem Kaiser zu unterbandeln, zu vereiteln wusste. So oft der Reprasentant Grossbritannien’s sicli anschickte, nach dem kaiserlichen Hoflager aufzubrechen, ver-iinderte der Sultan plbtzlicb die Residenz *). Nach vielen und anhaltenden Remiihungen des britisehen Geschiiftstragers ver-ziclitcte cndlich im September 1853 die marokkanisclie Regierung auf ihre bisberigen Waaren-Einfuhrsmonopole, mit alleiniger Ausnahme jener fiir Tabak und Kriegsbedarf. Behufs der Ausfiihrung dieser handelspolitischen Maassregel bebielt sicli Abderrahman cine sechsmonatliche Frist vor, wiihrend welcher alle fiir Reclmung des Staats in den Lagern aufgestapelten Giiter einer Schiitzung unterworfen werden sollten. Nach Verlauf dieser Frist trat am 15. Marz 1854 die formliclie Autlassung der Importmonopole ein. Zu gleicher Zeit vvurden die Eingangs-Abgaben der erlaubtcn Waaren fest-gesetzt, wie folgt: Zucker-Raffinade in Hiiten und in Pulverform 3 span. Piaster fiir den brit. Quintal Rohzucker......................................2 „ „ „ „ „ „ Thee...........................................% „ „ fiir das brit. Pfund Cochemlle......................................1 n « « « « i Die britiscbe Regierung fand indessen die neuen Tarifsatze zu hoch, und beeilte sicli, durch das Organ ihres ReprSsentanten in Tanger die dringendsten Vorstellungen dagcgen zu macben. Der erwahnte Agent wurde unter Einem angevviesen, die beabsichtigte Reise nach dem Hoflager Abderrahman’s mit thunlichster Rcsclileuni-gung zu unternelimen, und vom Sultan uiclit nur die Ermassigung der angefuhrten Eingangs-Abgaben, sondern auch die Auflassung der Exportmonopole und die Revision der zwischen Marokko und Grossbritannien bestebenden Handelsvertrage zu erivirken. Naclidem Grossbritannien gleicli den meisten anderen Staaten in den friiheren Vertragen sicli ausbedungen bat, dass fiir den Fali, als Marokko spiiter irgend einer andern Nation griissere Handels-Begiinstigungen gewahren solite, die britiscbe Flagge ') Er resiilirt abwechsclnd in Marokko, Fes und Mekines, wo jeder der respeetiven kaiser lichen PulSste den Uinfang einer Stadt liat. ebenfalls derselben theilhaftig zu werden hiitte, ist das Cabinet von St. James aller-dings berechtigt, zu verlangen, dass ihm jene Regiinstigungen und Erleichterungen eingeraumt werden, welche Spanien durcli den revidirten Vertrag des Jahrs 184i> erlangt liat. Da aus dem namlichen Grunde aucli Frankreich auf die Revision seiner Vertrage mit Marokko dringt, wird Abderraliman sicherlich hierin nachgeben. Sonaeb wird eine allgemeine Revision der zwischen Marokko und den christlicben Machten bestehen-den Vertrage eintreten, an \velclier Oesterreicb sich zu betheiligen nicht unterlassen kann. Die Exportmonopolc, welclie principiell fortbestehen, lassen sieli auf drei zuriickfiihren. Sie haben niimlich Eichenrinde, Rlutegel und Thierhaute jeder Art zum Gegenstande. Abderraliman wiire geneigt gewesen, auch das Oliven-Oel und die Wolle beizu-fugen, zwei Artikel, deren Ausfulir er einstweilig so weit untersagte, dass sie nur durcli Vermittlung der kaiserlichen Handelsleute stattfinden darf. Da er indessen sieli nothgedrungen sali, die Importmonopole aufzugeben, ist die gegriindetste HofFnung vorbanden, dass Grossbritannien und Frankreich, welche gleicli energiscb darauf dringen, aucli die Auflassung der Ausfubrmonopole durcbsetzen werden. Von diesem Momente an wird der inarokkanisclie Mandel, der in den letzten Jahren augenscheinlich eine steigende Tendenz offenbarte, einen neuen machtigen Impuls erhalten. Uebrigens vcrsprechen die mebrfacben Dampfscbifffabrtslinien, welche seit Kurzem von Gibraltar und Marseille nacb den marokkanischen Hafen eingerichtet worden sind '), die Verbindungen zwiscben diesem Laudercomplexe und den Mittel— staaten Europa’s mit unwiderstehlicher Maclit fester zu kniipfen und der Absonderung, in weleber Marokko Jahrhunderte lang durcli die argwohnische Politik seiner Herrscher absicbtlich gebalten ward, fiir immer ein Ende zu machen. Schifffahrts ■ Gebuhren. Es darf nicht befremden, dass in einein Staate, wo die Verwaltung so schlecht geordnet ist, die von fremden KaufFahrern zu entriclitenden Schifffahrts-Gebuhren in jedem Hafen andere sind. Hestand ja bis vor zwei Jahren in Spanien ein solclies Chaos hierin, dass die Localbehorden selbst sich nicht mehr orientiren konnten. ‘) Von Marseille aus gelit jodes Monat cin Dampfer der „Messagcrics Imperiales", naclulem er die ostliehen und siidlichen Ilufen Spanien's beriilirt liat, naeh Tanger, Larasch, Ilabat, Casablanca, Safli und Mogador bis Santa Cruz de Tcnerifta (canarische Inseln). Die Dampfer ciner andercn Privat-Gesellsehaft in Marseille machen die namlicbc Fahrt fiinf-zelin Tage spiiter, in Concurrcnz mit jenen der Messageries Imperiales, obne sie jedocli bis auf die canarischen Inseln auszudehncn. Seit dem verflosscncn Herbste habcn sich im Gibraltar zwci Untcrnehmungcn gebildct, um mittelst Dampfbooten jene Handelsschittc, welebe w8hrend dcs scblcehten Wctters die Meerengc nicht passiren konnten, zu bugsiren. Dicse Dampfer besorgen zugleich den Waarentransport zwi-schcn Gibraltar und den marokkanischen Hafen. Allgemeine Principien, nach vvelchen das Ankergeld in marokkanischen Hiifen bemessen wird, gibt es nicht. Hier wird die Tragfahigkeit des SchifTs beriicksich-tigt, dort zabit jedes Fahrzeug, gross oder klein, die niimliehe Gebiihr. In beiden Alternativen vermisst man die maassgebende Einheit. Wir wo!len die einzelnen Hafen durehgehen. Tetuan. Das Ankergeld ist unabhilngig von der Grosse des Scbiffs, und betriigt */3 spanische Piaster olme Untersebied der Tragfahigkeit. Da der Hafen eine Stunde von der Stadt entfernt liegt, wo der Pascha residirt, der zugleicb die Functionen eines Vorstands des Zollamts bekleidet, so werden den fremden Kauffahrern folgende Gebuhren abgefordert: Piaster Vergiitung zu Gunsten der Zollvvachter......................................1*00 Gebiihr des Sanitiits-Agenten........................................O'50 „ der Zollwache, welche die Ankunft des SchifTs ineldet . . . O'25 „ des Soldaten, weleher die Meldung davon nach Tetuan bringt 0*50 „ „ Thorhiiters der Stadt....................................0-25 Ankergeld...................................................................5 • 50 Zusannnen 8 Piast. Ta n g er. Das Ankergeld vvird nach der Tragfahigkeit des SchifTs berechnet. Mehr als 100 Tonnen zahlcn 16 spanische Piaster, 100 Tonnen 10 Piaster. Unter 80 Tonnen wird die Tragfahigkeit nur approximativ veranschlagt. Ein Fahrzeug vou mehr als 100 Tonnen hat zu entrichten: Ankergeld.................................10 spanische Piaster. Gebiihr des Hafen-Capitans .... 2 „ „ „ der Zollwachen.......................2 „ „ Zusammen 20 spanische Piaster. Larasch. Fiir das Ankergeld gilt die niimliehe Norm wie in Tanger, wobei die Bemerkung nicht uberfliissig ist, dass, je weiter man sicb von Tanger entfernt, desto mehr die Ausmittlung der Tragfahigkeit lediglich von der VVillkiir des Hafen-Capitans abhangt. Da in Larasch sowohl bei der Ein- als Ausfahrt Lootsen gebraucht werden, behebt, ausser der Gratification von einem Piaster zu Gunsten der Lootsen, die Regierung 6 Piaster dafiir, was, mit Einschluss eines Piasters fiir die Zolhvachen, die Gesammtziffer der Hafengelder eines SchifTs von 100 Tonnen auf 18 spanische Piaster steigen lasst. Piaster 1{ a bat. Fixes Ankergeld olme Untersebied der Tragfahigkeit des SchifTs............................................5 Lootsen-Gebiihr bei der Ein- und Ausfuhr.......................6 Gebiihr des Hafen-Capitiins....................................2 Gratification der Piloten......................................2 Gebiihr der Zolhvachen.............................................i‘/s Zusammen 16 ,/3 Piaster. l’i aster Casablanca. Ffoces Ankergeld......................................18 Lootsen-Gebiilir................................................4 Gebuhr (les Hafen-Capitiins.....................................2 „ der Zollwachen............................................1 Zusammen . 25 Piaster. Mazagran. Das Ankergeld ist veriinderlich. Schiffe, deren Tragfdhigkeit 100 Tonnen iibersteigt, zahlen 22 Piaster. Die Willkiir des Hafen-Capitiins ent-scbeidet das Weitere in Betreff von Fahrzeugen geringerer Tragfahigkcit. Ausserdem bat sicli der Gebrauch eingenistet, dass jedes fremde Schiff in dem Augenblick, wo es in Mazagran Anker wirft, dem Hafen-Capitan ein Gescbenk von 3 Piastern macht. Somit zabit bier ein Kauffabrer von mebr als 100 Tonnen: Piaster Ankergeld.........................................................25 Gebuhr des Hafen-Capitiins und der Zolhvacben......................2 „ „ Sanitiits-Ageiiten...................................4 Ausserordentlicbes Gescbenk zn Gunsten des Hafen-Capitiins . 3 Zusammen . 34 Piaster. Saffi. Schiffe, \velche mehr als 100 Tonnen tragen, werden mit 25 Piastern, die weniger tragenden mit 20 Piastern belegt. Das Lootsengeld, die Gebiihren des Sanitats-Agenten und der Zolhvacben betragen zusammen 5'/a Piaster, so dass die Gesammtziffer fiir ein Schiff von mehr als 100 Tonnen 30'/. Piaster ausmacht. l’iastcr Mogador. Fixes Ankergeld.......................................25 Loolsen-Gebiihr..............................................G Gebuhr des Sanitats-Agenten und seiner Mannschaft ... 4 „ „ Halen-Capitiins...................................2 „ der Zolhvacben.........................................2 Ausserordentlicbes Gescbenk zu Gunsten des Hafen-Capitiins, wie in Mazagran..........................................2 Zusammen . 41 Piaster. In diesem Hafeu wird die Hiilfte des Ankergelds im Betrage von 12'/a Piastern unmittelbar nachdem das Schiff die Anker gevvorfen bat, entrichtet; die andere Hiilfte nebst deri iibrigen Scbiffsgeldern sind bei der Abfahrt nachzutragen. fflttnzwesen. Alle Gescbiifte werden gegen bares Geld gemacht, fur Credit und Wechsel bat der marokkaniscbe Kaufmann iiberbaupt keine sonderliche Vorliebe. Bei der Unge-wissheit, in welcher er als Spielball der VVillkiir der GeMalt fortvvahrend schwebt, will der Maure seincn Ge\vinn nur in klingcnder Miinze realisiren, weil diese sich leicht vergraben und bewahren liisst. In seincn Augen ist der beste Wechsel nur ein WischPapier, der morgen \verthlos werden kann und jfcdenfalls seine Zwecke nicht so leicht und schnell erreichen liisst, als das edle Metali. Die Bilanz zwischen dem Im- und Export Marokko's wird durch Gcld bewerk-stelligt, \velches dadurch selbst ein Handels-Artikel geworden ist. Wirklieli tigurii-t auch das Geld in allen amtlichen Auswcisen, bald als importirte bald als exportirte Waarc, und Abderrahman verstebt daraus einen niclit unerbeblichen Gewinn zu ziehen. Die beliebteste Miinze in Marokko ist der spanische Piaster oder der Saulen-tlialer, wegen seiner feinlothigen Auspragung iibcrall in der Levante gesuebt. In dem zwisehen Marokko und Spanien am 6. Mai 1845 abgeschlossenen Vertrage wird der Werth des spaniscben Piasters zu 10 marokkanischen Unzen angenommen, wahrend die spanischen Piaster dermalen selbst von den Agenten Abderrabman’s zu 16 Unzen gerne bezablt werden, weil der Sultan sie einschmelzen liisst, um daraus einheimisebe Miinzen zu pragen, deren Feinliithigkeit mit jedem Jabre sich vermindert. Indem zugleieb Abderrahman den Cours des Dueaten eigenmiiehtig zu 10 Unzen fest-setzte, musste nothvvendig der ursprilngliche Werth der Piaster im Verhiiltniss dazu steigen. Der Dueaten bildet eigentlicb nur eine nominelle Mijnz-Einheit, nach \velcher die Mauren zu ziihlen pflegen. Sein Werth ubersteigt nicht 3 Franken 35 Centimes franzosiseber Wiihrung. Er zerfallt in zehn Unzen (Silbermunze) und die Unze in zwolf FIus (Kupfermiinze). Ausserdem gibt es Goldmiinzen, Butki genannt, \velche 31 Unzen oder 10 Franken 50 Centimes werth sind. Der spanische Piaster gilt dermalen im Handel \venigstens IG Unzen, weil es notorisch ist, dass bei der Umpriigung die marokkaniscbe Regierung mittelst eines starken Zusatzes von Kupfer 24 und mehr Unzen daraus zicht. Selbst die Flus enthalten unrechtmassige Beimiscbungen von Eisen und Blei. Nach dem Beispiele der Regierung machen besonders die Juden aus der Miinz-verfalschung eine wahre Speculation. Sie besitzen eine eigene Fertigkeit darin, den spanischen Doublonen aus Gold, welche nicht minder in Marokko verbreitet sind, ohne deren ausseres Gepriige zu andern, 5 bis 10% voin Werthe zu beneh-men. In Cadix, Gibraltar und Lissabon gibt es eigene Werkstatten, wo Butkis und Unzen verfalscht werden, die man ungescheut auf den marokkanischen Markt wirft. Indem die von der Regierung ausgegebenen Miinzen keine bessere Lothung haben, wird derselben die Moglichkeit benommen, zu entscheiden, ob die Falschung ihr eigenes oder das Werk der Privaten ist. Da die spanischen Piaster in Folge enviihnter IangjahrigcrUmpragungen seltener zu werden anfangen, bat Abderrahman ilire Ausfuhr verboten, was jedoch nicht hindert. dass tiiglich unter den Augen der Zollbehorden von Tanger nach Gibraltar und umge-kehrt Geldsendungen stattfinden, \veil sonst der auswartige Verkehr gar nicht mSglich wiire. Man muss doch ein Mittel haben, um die sich ergebende Differenz zvvischen Einfuhr und Ausfuhr auszuglcichen. An die Stelle der Piaster, welche uuf solche Art aus der Circulation allmalili^T verschvvinden miissen, sind in neuester Zeit die franzijsischen Funf-Frankenstiicke getreten, die zwar nicht den inneren Gehalt der Piaster haben, aber docli zu dem gleichen Wertlie angenonimen vverden. Maass und Gewicht. Fiir Getreide und Kornfrucht iiberbaupt kennt man in den marokkanischen Seehiifen kein anderes Maass als die spanische Fanega. In den Handelsplatzen der siidvvestlichen Kiiste, wie z. B. in Mogador und Saffl, wird das Getreide nacli Arrobas *) verkauft; fiir die Gerste bestelit eine kleinere Arroba, die nur fiinf Acht-theile der anderen betriigt. Fiir Oel, Eichenrinde, Wolle, Thierbaute und sonstige Naturproducte dient als Gewicht-Einheit der Quintal, wovon der grosse (5 und der kleine 4 Arrobas zahlt. Der Einfuhrzoll des Eisens wird immer nach dem grossen Quintal belioben; das Namliche gilt hei der Ausfuhr des Wachses. Die Gewobnheit, Zeuge und Gewebe aus britiseben Fabriken zu beziehen, bat den britiseben Yard a) als allgemeines Langenmaass adoptiren lassen. Von der Zeit her, wo die Portugiesen ibre Niederlassungen an der Kiiste Marokko’s hatten, erhielt sieb im Detailbandel aucb der Cubado, der 7/n eines englisehen Yard misst. Inlan-disebe Kaufleute, vvelebe mit Spanien Gesebafts-Verbindungen unterhalten, gebrau-chen als Langenmaass die Cala, wel(;be 0-73 Wiener Ellen in sieli fasst. Indessen ist der franzosische Metre daran, obgleieh er erst in neuerer Zeit Eingang gefunden, vorherrschend zu vverden. Im vvirklicben Gebraucbe weicben Maasse und Gewichte oft von der ursprunglicben Festsetzung ab. Handel. Ungeacbtet der vielen Hemmnisse, womit der auswartige Handel in Marokko bisber zu kamplen hatte, ungeachtet der beengenden Monopole, vvelebe seine Schwungkraft labmten, ungeachtet der driickenden Zolle, die noeli auf ibm lasten, bat er fortwiibrend in den letzten Jabren eine steigende Tendenz gezeigt, vvelebe beweist, dass es nur einiger zvveckmiissiger Reformen von Seite der Regierung bediirfte, um ibm einen boebst erspriesslichen Impuls zu verleihen. Dureh seine Lage, dureh die Mannigfaltigkeit und Fulle seiner Producte, durch den angebabnten naheren Verband mit den siidlicben Handelsstaaten Europa's, miissen friiher oder spater die naturwiichsigen Elemente des eommereiellen Lebens vou Marokko zur geborigen Entwickluug gelangen. Ziffern sollen uns lebren, \velche Sebliisse man aus der Gegemvart auf jene Zukunft, in welcher die beutigen Sehranken gefallen sein vverden, zu ziehen berecb-tigt ist. ') Die spanische (Gewichts-) Arroba == 20-5 W. Pfunden. ~) Der britische Yard = 2'89 W. Fuss. 1847 1848 Franken Tanger...............................1,695.000 2,904.000 Tetuan.............................. 1,086.000 1,829.000 Larasch............................... 561.000 1,187.000 Rabat................................. 935.000 229.000 Casablanca............................ 375.000 428.000 Mazagran.............................. 340.000 143.000 Mogador unči Saffi.................. 2,085.000 2,281.000 Zusaminen 7,077.000 9,001.000 II. Ausfulir. 1847 1848 Franken Tanger........................... . 1,102.000 1,090.000 Tetuan.................................. 536.000 459.000 Larasch................................. 320.000 251.000 Rabat................................... 648.000 398.000 Casablanca............................ 1,157.000 929.000 Mazagran................................ 317.000 336.000 Mogador und Saffi..................... 2,830.000 2,585.000 Zusaminen 6,910.000 6,048.000 Franken Jahr 1847 j j Einfuhr i Ausfulir 7,077.000 j 6,910.000 | i 13,987.000 Jahr 1848 < ( Einfuhr 1 Ausfulir 9,001.000 j 6,048.000 I l 15,049.000 Mehrbetrag im Jahre 1848 1,062.000 I. Einfuhr. 1849 18i>0 Franken Tanger . . 2,136.000 1,614.000 Tetuan . . 2,497.000 523.000 Larasch . . 983.000 515.000 Rabat. . . 1,380.000 1,804.000 Casablanca. 716.000 840.000 Mazagran . 63.000 495.000 Mogador. . 2,756.000 3,323.000 Zusaminen 10,531.000 9,114.000 1849 1850 Franken Tanger...........................1,549.000 1,048.000 Tetuan.......................... 1,115.000 517.000 Larasch........................... 332.000 356.000 Rabat............................. 477.000 1,145.000 Casablanca...................... 1,625.000 1,116.000 Mazagran.......................... 348.000 410.000 Mogador und Safli............... 2,970.000 3,792.000 Zusarnmen 8,416.000 8,384.000 ja"r ,84Hau^: ::: F™1™- ::: MstS"-4«8-001"'™*«"- Im Vergleiche zum Jahre 1848 gevvahrt das Jalir 1849 den nambaften Mehr-betrag von 3,898.000 Franken. Die im folgenden Jahre eingetretene Missernte komite niclit verfehlen, un-giinstig auf den auswartigen Verkebr zuriickzu\virken, und erklart somit den Aus-fall von 1,449.000 Franken, welehen das Jalir 1850 darbietet. Nach Landern liisst sicli der Gesammtverkelir des Jahrs 1850 ausvveisen, \vie folgt: Einfuhr Ausfuhr Franken Zusarnmen Grossbritannien . , . . 6,544.000 4,852.000 11,396.000 Frankreieh. . . 1,978.000 3,107.000 5,085.000 Spanien .... 241.000 207.000 448.000 Portugal . . . 237.000 33.000 270.000 Sardinien . . . — 140.000 140.000 Belgien .... 70.000 45.000 115.000 Oesterreich . . . . 44.000 — 44.000 Zusarnmen .9,114.000 8,384.000 17,498.000 Der franzbsische lmport bat sicli im Jahre 1850 um 1,206.000 Franken, und der Export um 558 Franken vermehrt ‘), wiihrend Grossbritannien im Laufe des ’) Darunter ist nieht die VVaarenmcnge inbegriflen, welche liber Oran, Tleinscn, Lula Marnia nach den ostliehen Provinzen Marokko’s zollfrei gelangt. niimlichen Jahrs 4,528.000 Metres Bauimvollenzeuge, 685.000 Kilogrammes Eiscn und andere Metalle, 158.000 Kilogrammes KafFee, 129.000 Kilogrammes Zucker und 120.000 Kilogrammes Gewiirze und Droguerien weniger absetzte. Nur in Quin-eailIerie-Waaren stieg der britische Import um 96.000 Kilogrammes, und inWollen-zeugen um 12.400 Metres. Die vorziiglichsten Artikel der Einfuhr bildeten: Provenienz Quantit&t VVerth in Franken Baumwollenzeuge .... Grossbritannien 5,659.000 Metres 2,436.000 WollensloiTe.................! G™*«”"« j ^ W(( j 257.000 ( Frankreieh j ( 33.000 Rohe Seide...................Grossbritannien 11.000 Kilogr. 341.000 p- o* ii <• mi • I Grossbritannien | ... ( 270.000 Eisen, Stabl, KupferundBlei < . . , 436.000 „ < nn. ( brankreieh ) ( 50.000 | Grossbritannien ) ( 872.000 Zueker........................j Frankreieh > 825.000 „ 101.000 ( Belgien J ( 17.000 Kaffee.......................Grossbritannien 37.000 „ 42.000 ( Grossbritannien ) M,030.000 Getreide und Mehi . . . . < Frankreieh / 93.700 Hectol. I 507.000 ( Portugal ) ( 221.000 ,, .. . . ( Spanien ) ( 174.000 (iewurze, Droguerien und j _ . . . 1 F:irbeholz j Grossbritannien - 41.000 Kilogr. < 170.000 ( Frankreieh J ( 67.000 ... .... w ( Grossbritannien ( ( 126.000 ^utncaillerie-VVaareii - - - j Frankreieh i 11 ■ I 16.000 Thee .......................Grossbritannien 11.400 „ 114.000 Bares Geld...................(Frankreieh-) j _ j 1.097.000 ( Grossbritannien ) ( 507.000 Ausserdem wurden fur 61.000 Franken Seidenstoffe, tur 16.000 Franken Leinenzeuge, fur 12.000 Franken Glas und Krystall, fur 4.000 Franken Papier, fur 4.000 Franken Bauholz u. s. \v. aus Frankreieh eingefilhrt. Hauptgegenstiinde der Ausfuhr waren: Bestimmung (Juantiliit Werth in Franken | Frankreieh j (1,667.000 VVolle.......................j Grossbritannien | 2,931.000 Kilogr. <1,286.000 ( Sardinien ) ( 124.000 ') lcb liabe erklfirl, wie der liiblbarc Mangel an spairiselien Piastern d u reli die Einfuhr frnn-ziisiscber Fiinf-Frankenstiicke ersetzt 7.u \vcrden anliingt. Kalb- und Ziegenfelle . liestimmung QuantitSt WerthinFrankcn ( Frankreich | | 2,679.000 Kilogr. j 1,264.000 ( Grossbritannien 1 : 417.000 ( Grossbritannien 1 [ 820.000 j Frankreich » 1,058.000 „ 32.000 ( Belgien J ( 26.000 ( Grossbritannien f 536.000 < Spanien [ 11.057 Tausend' 115.000 ( Frankreich [ 13.000 ( Grossbritannien ' f 538.000 j Portugal ) 502.000 Kilogr. « 14.000 ( Frankreich 1 5.000 Unler den iibrigen Ausfuhr-Artikeln findet man : Werth in Franken Ilornvieh............................................. 289.000 Eichenrinde........................................... 190.000 VVachs................................................ 180.000 Olivenol.............................................. 227.000 Gummi-Sandarach....................................... 104.000 Maroquin und Babouchen..................................81.000 VVollenstoflfe (Burnus und Matrosenbinden) . . . 48.000 Gassul (Mineral-Seife)................................. 40.000 Straussfedern.......................................... 24.000 Gefliigel.............................................. 22.000 VVahrend der Export von Fruchten, Eichenrinde, Olivenol, Blutegeln etwas abgenommen hatte, ergab sich eine namhafte Vermehrung der Ausfuhr folgender Producte: Mchrbctrag Wolle......................................... 243.000 Kilogrammes Kalbfelle..................................... 382.000 „ Ziegenfelle.....................................53.000 Dutzend Gurnmi........................................ 239.000 Kilogrammes Das .Talir 1851 begann ein reges Leben in allen Z\veigen des ausvviirtigen Handels von Marokko zu entvvickeln, als im Sommer neuerdings sclnvere DilTerenzen zvvischen Frankreich und dem Kaiser Abderrahman ausbrachen, welcbe eine Blokade und vielleicht ein Bombardement der marokkanischen llafen herbei zu fiihren drohten. Eine derartige Besorgniss \vilrde in jedem Lande den ilandel storen, um so eher musste sie denselben in Marokko paraljrsiren, wo die VVunden, wel<:he die Beschiessung Mogador’s durch die Franzosen im Jalirc 1844 geschlagen hatte, kaiim vernarbt waren *)• Dadurch erklart sich der Ausfall, der sowohl bei dem Importe als bei dem Ex-porte des Jahrs 1851 sich ergibt, wahrend oline die erwahnte Storung der Verkehr seine steigende Tendenz gewiss noch fiihlbarer bewahrt hatte. Dagegen erreichte im Laufe des Jahrs 1852 die Giitereinfuhr im Vergleiehe zu dem Vorjahre einen Mehr-werth von 592.029 spanischen Piastern und die Ausfuhr einen Mehrwerth von 748.829 spanisehen Piastern, folglich der gesammte Verkehr Marokko’s eine Steigerung um mehr als 21/« Millionen Gulden. Die Ergebnisse des Jahrs 1851 2) sind in nachstehenden Tabellen zusammen-gefasst. *) Als dic franziisische Escadrc naeli Zcrstorung der Hafen-Battericn und Bcsicgung der Truppen Abderrahman’s vvieder abscgelte, drangen die Kabylen in dic wchrlosc Stadt und plun-derten sie rcin aus. Der Kaiser legte zwar spiiter dafiir den Kabylcn eine sehwere Stcuer auf. deren Betrag vorgeblieh bestimmt war, die Kinvvohncr Mogadors sehadlos zu halten, thatsiichlieh aber nach dem kaiserlichen Staatsschatze den Weg nabm. Diesel' gew!ibrte jedem Fainilienhaupte, worunter namentlieh die Judcn die selnversten Verluslc erlitten batten, eine Kntschadigung von Einem Ducaten! 2) Es verstebt sich von sclbst, dass die inarokkaniscbe Uegierung zur Publication autben-tischer Handels-Datcn schon darum nicht gerne dic Hand bietet, weil sic ibre wirklichen Zoll-Ertragnissc inogliebst geheim halten mdehte. Die inTanger etablirten auswiirtigcnGcncral-Consu-late sind nothgcdrungcn, durch die ihnen imterstehenden Consular-Agenten dcrgleichen Datcn an Ort und Stelle mubsam saimneln zu lassen. Die Ziisainmcnstellung und Verilication der Ziffcrn erfordert gcwohnlicb so viclc Zeit, dass, als ich im Juli 18!J3 Tangcr bcsuchte, kein einziges Gencral-Consulat daselbst vollstiindige Auswcise fiir das Jalir 18S2 besass. Gedachte Tabellen enthaltcn somit die neuesten zuverliissigcn Aufsehliisse. 1. I m Waarcii-Gatlung Nacli d or lliianliliil im Jnlire Mehr Wcnigor 1851 185» Getreide . Hcctolitrcs . 135.568 93.685 41.883 Hišen, Stalil uud anderc Mctallo . . . Kilogrammes 838.917 435.800 96.883 Kaffce 55.991 36.875 19.116 I!aumwolle 3.400 24.225 20.825 Tliierhiiute aus Biienos-Ayrcs . . . 10.729 26.438 9.709 Gevviirze, Drogucrien und Ffirbeholz . 55.700 41.050 14.650 Onincaillcricn 19.400 112.343 92.943 liolie Seide 8.200 11.594 3.394 Tliee 1.475 11.396 9.921 Zuckcr 413.139 824.752 411.613 Lcinenzcuge . Metrcs . . . 1.000 14.328 13.328 ]SaumwoIlzeuge r> ... 6,652.600 5,658.875 993.725 Wollstoffe 0.071 26.389 20.318 Seidenzeuge „ ... 1.000 1.746 746 Bauholz . Stiick . . . 640 550 90 Glas, Krystall und Faycncc .... . Dutzcnd . . 2.000 3.072 t.072 1'apicr . Rallen . . . 36 98 62 Verschicdcne Artikel . Kisten . . . 929 1.673 744 Ltarcs Gcld . 5 Frk.-Stuck 137.965 326.026 188.061 Sumnie . II. Kx VVaareii-Galtiuis Nadi clcr (luiinlllitt im Jahrc Mehr Weniger 1851 IN50 Hornvieh . Stiick . . . 2.045 2.679 634 Waclis . Kilogrammes 172.236 171.737 499 Eichcnrinde • » 725.000 1,268.313 543.313 Friiehtc 1,313.813 1,058.344 255.409 Gassul oder Mineral-Seife .... 13.800 77.750 63.950 Gummi 385.489 502.071 116.582 Oliven-Oel 27.508 315.961 288.453 Wolle 2,656.459 2,921.368 264.909 Straussfedern 34 463 429 Kalbfelle 607.026 1,082.212 475.186 Ziegenfelle . Dutzend . . 36.926 106.430 69.504 Babouchen . Kilogrammes 8.600 42.200 33.600 Sandarach 99.287 142.200 42.913 Rlutegel . Tausend . . 18.000 11.057 6.943 Wollbinden . Stiick . . . 23.240 16.820 6.420 Gefliigel . Ihilzcud . . 2.670 2.016 654 Verschicdcne Artikel . Kilogrammes 75.715 26.868 48.847 Erz 150.000 24.950 125.050 Bares Gcld 10.000 46.000 36.000 Sumnie . [i ort. Nucli dem VVcrllic in Frankcn Gosammt-werth deš Jahrs 1851 davon cntfullcn auf Oester- reich Bclgion Frankreich Gross- liritannicn Portugal Šarili n ion Spnnien Tosoana 1,943.495 23.825 594.600 808.020 136.950 237.500 25.600 117.000 194.425 11.875 165.350 9.000 200 8.000 81.280 . 10.375 18.875 17.000 25.000 10.000 9.500 . 2.800 6.700 31.600 . 31.600 82.200 5.000 12.200 25.000 40.000 72.825 18.425 54.400 . . 209.500 162.000 47.500 . 17.700 1.80O 15.900 . , 476.725 11.925 361.300 83.500 20.000 . 2.300 2.300 , . . 1,985.475 78.500 1,345.975 171.000 200.000 166.500 23.500 56.925 . , 56.925 . . 5.700 2.825 2.875 . . 4.050 3.600 200 850 , . 2.000 2.000 , . 4.000 . 4.000 , 256.375 1.375 98.125 102.075 7.925 40.000 6.875 689.825 27.500 • 444.825 104.000 41.000 27.500 • 45.000 6.126.470 27.500 25.200 1,315.475 3,219.195 467.225 562.700 316.800 192.375 p o r t. Nach ilcm Wcrthc in Franken Gcsainmt-werth des Juhrs 1851 davon ontfallen auf liclgion Spanicn Frankrcich Gross- Iiritanuiea Portugal Sardinion Toscana Yproin. Staaton v.Norri-Aincrika 268.850 268.850 453.150 54.000 81.000 299.900 12.100 6.180 9(i.400 . 33.400 63.000 , 836.420 26.250 61.100 10.050 737.870 1.150 . 4.630 800 3.830 . # , 345.550 , 4.400 328.050 9.000 4.100 19.358 . 19.358 . 3,483.350 8.700 30.500 1,948.700 994.350 194.000 147.100 105.000 88.000 1.350 1.350 . 499.175 . 27.500 187.850 139.250 47.425 79.500 17.650 444.525 429.625 12.500 2.400 34.150 . O o o 25.000 4.150 , 65.800 575 , 8.875 56.350 # 1,000.000 300.000 75.000 600.000 25.000 51.350 . 18.350 . 8.500 24.500 27.700 21.000 6.700 148.225 , 30.000 21.000 19.050 1.178 63.000 14.000 40.500 , 40.500 # 45.000 • 33.000 • 12.000 • 7,865,483 35.525 892.850 2,793.650 3,616.508 301.380 333.980 136.680 88.000 Einfnhr. Wcrth und (luaiitlliit der vorziigllchslen Artikel Gesa«f im aie»ff Provenlenz Eiseil, Stnhl, Zink Zucker rolie Sciile }I:iuiiiwollzcuge Wolleiizeuge Einf«1' Wcrth in Frank en Quantitiit in Kilogr. Werth in Franken (J umiti tat in Kilogr. VVcrtli ia Franken Quantitat in Kilogr. Werth ia Franken Quanti tiit in Metros Werth in Franken Q uan ti tat in Metre* fferi* ifl Oesterreich . . . Belgien Spanien Frankreich . . . Grossbritunnicn . Portugal .... Sardinien .... 8000 11875 165350 9000 200 11500 17762 294155 15000 500 20000 11925 361300 83500 20000 0439 340900 45800 162000 47500 6300 1900 166500 78500 1345975 171000 200000 225000 186200 5345500 403900 460000 56925 6071 19*51*! 1023i*, !S§ 24771» Im Ganzen.... Ziffern des Vorjalirs 194425 322508 338917 435800 476725 989692 413139 824752 209500 347840 8200 11594 1961975 2444639 6620600 5658875 56925 290281 6071 26389 S? Unter- ( mehr . -. schied (vvcnigcr . 128083 96883 512967 411613 138340 3394 482664 961725 233356 20318 Ausfuhr. Bcstiiniiuing Wcrlh und Quanll(at der vorziigllchstcii Artikel 1 Friichte G um mi Wolle Tliierhiiute III ulegel Werth in Franken Quantitat in Kilogr. Werth in Franken Quantitiit in Kilogr. Werth in Franken Q uanti tiit in Kilogr. VVerth in Fraukcn Quantitat in Kilogr. Werth in Franken Quantitat in TauscnJ Oesterreich . . . 55000 50000 lielgien 26250 29166 . 8700 2700 , Spanien 61100 252000 30500 19500 27500 30000 300000 6000 Frankreich . . . 10050 13567 4400 4267 1948700 1548444 617475 634325 75000 1500 Grossbritannien . 737870 1008350 328050 365222 994350 651715 151750 187150 600000 10000 Portugal .... 1150 10730 9000 7500 194000 150100 • Sardinien .... 4100 8500 147100 128500 81900 102600 25000 500 linGaii7.cn. . . . 836420 1313813 345550 385489 3378350 2550959 878625 954075 1000000 18000 Ziffern dcs Vorjalirs 881055 1058344 557000 502071 3092080 2921367 1702703 2678662 663444 11057 Unter- (mehr . . 255469 286270 336.556 6943 schiedj vveniger . 44635 • 211450 116582 • 370408 824078 1724587 • 26$J 20**3 'w\ Da unter allen Staaten, welche mit Marokko Handel treibcn, Frankreich am meistcn sCl Verkehr in jener Richtung ausdehnt, und da anderseits z\vischen der industriellen ProdllC^ Frankreicli’s und der unsrigen die Analogie am grossten ist, halte ich es fiir zweckmiisslS’ franzosischen Import und Export naher zu detailiren. W a ar en, \v e I c h e \v8hrend des .J a lir s 1851 aus Fraukreich na c h Marokko eingefiihrt wurden. Quantitiit Werth in Franken Getreide und Mehi 35.965 Hectolitres 59 4.600 Stalil 17.762 Kilogrammes 11.875 Kailee 3.811 n 10.375 ThierhSute aus Buenos-Ayres . 16.729 n 31.600 Spezereien, Droguerien . . . 4.000 n 5.000 Thee 175 r> 1.800 Zuckcr 6.439 91 11.925 Raumtvollzeuge 186.200 Metrcs 78.500 Seidenstollc 94 Stiick 2.825 Eichen-Bohlen 514 19 3.600 Glas-Waaren 200 Dutzend 2.000 Verschiedene Artikel . . . 215 Kisten 116.550 Bares Gcld (Fiinf-Frankenstticke) 88.965 Stiick 444.825 Zusammen 1,315.475 Gesammt-Ziller des Vorjahrs 1,977.718 Unterschied (mehr — (\venigcr 662.243 Die erste Bemerkung, die sicli bel Prtifung der vorstehenden Tabelle aufdringt, ist, dass Fraukreich, welches in den let/.tverllossenen Jahren seinen Bedarl' an Getreide mir durcli auswartige Einfuhr decken komite, dennoeli 35.965 Ileeto-litres ') Getreide und Mehi nacli Marokko eingcluhrt hat. Sicheren Erkundigungen zufolge wurden zugleich im Laufe des namlichen Jahrs nicht weniger als 400.000 Hectolitres Mehi, Weizen, Roggen, Gerste, Mais und llafer von Gibraltar nacli den marokkanischen Hafen expedirt. Nun ist aber sattsam bekannt, dass sowobl Marseille als Gibraltar den grbssten Theil ilirer Getreide-Vorrathe durcli osterreicbische Schille zugefiihrt erhalten, woraus von selbst einleuchlend wird, wie leiclit unsere Rheder und Speculanten, anslatt den blossen Transport ftir Marseille und Gibraltar zu besorgen, den ganzen Getreide-Handel mit Marokko sicli zuwenden konnten, wenn sie nur \vollten. Man hat mir zwei Handelshiiuser in Marseille genannt, welche allein jiilirlich 40 bis 50 mit Getreide beladene Schille nacli Marokko zu senden pflegen. In letzter Zeit sind in Folge der starken Mehlsendungen von Marseille nacli Gibraltar die Frachten fur diesen Artikel so gestiegen , dass die britischen Dampfer, vvelche in Marseille anlegen, es fiir lobnend halten, ilire Ladung mit Mehi zu ergitnzen. 1) Der Hectolitre = 13-01 Wiener Aclitel. Statist. Mittheil. 1854. VI. lleft. WolUc Triest sich angelegen sein lasscii, (Ion Getreide-Import nacli Marokko in seine Hande zu bekornmen, so wiirden die marokkanischen Kauflcuto gevviss nicht mehr daran denken, Stalil, Bauholz und andere osterreichische Erzeug-nisse aus Marseille zu beziehen, wie diess gegenwartig der Fali ist. Da in Marokko weder Credit noeh Wechsel gekannt sind, soinit jedes Gescliiift gleich in barer Miinze liquidirt wird, geliort der Verkehr mit Marokko zu den sichersten und gewinnreichsten, ein z\veifacher Grumi, dcmselhen die verdiente Aufinerksamkeit auch von osterreichisclier Seite zu sclienken. II. W a are n, \v e 1 c h e walirend des J a lir s 18151 aus Marokko n a oh Frankreich eingefiihrt wurden. Quanlit!it Wcrth in Frankcn Wachs 30.126 Kilogr. 81.000 Fruchte 13.307 n 10.030 Gummi 4,207 j* 4.400 Wolle . 1,348.444 r> 1,948.700 Straussfedern 34 n 1.330 Kalbfelle . 243.320 n 187.830 Ziegenfelle Dutzend 429.023 Maroquin und Babouchen . . 0.000 Kilogr. 23.000 Gummi-Sandaraoh 13.312 99 8.873 Blutogel 1.300 Tausend 73.000 Verschiedene Erzeugnisse 1.100 Kilogr. 21.000 Gassul (Miueral-Scife) . . . 2.300 99 800 Zusammen 2,793.030 Gesammt-Ziffer des Vorjalirs 3,108.012 Unterschied |mehr ~ (\veniger ,514.902 Schifffahrt. Um den Ueberblick des Soobandels von Marokko zu vervollstandigen, bleibon noch die Resultate der SobilTfalirt niiher zu besprecben und zu beleuehten. Es bedarf wobl nicht erst der Bemerkung, dass Marokko koine eigeno Handels-Marine besitzt, indem die wenigen Barkon, welche unter marokkaniseber Flagge Kustenfabrt treiben und selten jenseits der Meerenge von Gibraltar sich wagen, zu weiten Fabrten sich fuglich nicht venvenden lassen. Der internationale Verkelir wird ausschliesslich durchfremde Flaggen vermittelt. Bei den engen Wechselbeziebungen zwischen Handel und SchifTfahrt wirkt die steigende Tendenz des einen auf die Thiitigkeit der anderen unausbleiblioh zuriick. Wir fin den dah er, dass mit Ausnahme des Jahrs 18tJl, dessen Handols-Storungen wir sclion besprochen haben, die Hafenbewegung in den marokkanischen Seeplatzen alljahrlich zugenommen hal. Wir \vollen dieselbe vom Jahre 1848 bis 1851 einschliesslich verfolgen. Scliiffe Tonnengehalt Jahr ( Angekonmien 297 13.931 1848( Abgegangen . . 225 9.415 Zusammen . 522 23.346 Schifle Tonnengehalt Jahr j Angekomm"en . 405 20.845 1849) Ahgegangen . . 295 13.408 Zusammen . 700 34.250 Die Ergebnisse des Jabrs 1850 repartiren sich nach Landern, wie folgt: Schifle Tonnengehalt Grossbritannien . . . 612 33.685 Frankreich 157 18.089 Spanien ...... 1.889 Portugal 2.129 Tiirkei 14 1.840 Verschiedene Lander 13 1.523 Zusammen . 877 59.155 j jAngekommen . . 449 31.112 (Ahgegangen . . 428 28.043 Das Jahr 1850 liefert soniit im Verhaltnisse zu dem Vorjahre, \velehes sclion cinen Mehrbetrag von 178 SchifFen und 10.904 Tonnen gewahrte, einen weiteren Mehrbetrag um 177 Schifle und 14.905 Tonnen. Frankreich, dessen Verkebr mit Marokko im Jahre 1847 durcli 72 Schilfe mit einer Tragfahigkeit von *7.486 Tonnen vermittelt \vorden war, worunter 51 mit einem Gelialtc von 4.798 Tonnen miter franzosischer Flagge, figurirt im Jahre 1850 sclion mit 157 Schiflen mul 18.089 Tonnen, darunter nur 28 Schifle unter fremder Flagge. Wir haben gehorigen Orts geseben, dass eine solche Vermehrung theihveise von der Thatigkeit der Getreide-Ausfubr aus Marseille nach den marokkaniscbcn lliifen herriihrt, eine sebr lobneiide Speculation, deren sich Oesterreieb gar leiclit bemaebtigen konnte. Den sprechendsten Beleg dafiir linden wir in der Thatsacbe, dass \viibrend des Jabrs 1851 13 aus Sardinien mul 8 aus Toscana kommende Schifle sicb an jenem Verkebr betbeiligten, aus Oesterreieb aber kein Sebifl' die marokkaniscbcn Hiifen besuchte. Und in jenem Jahre \var die ScbifTfabrt in Folge der sclion enviihnten diplomatischen Verwieklmigen zwiscben Marokko und Frankreich so gehcmmt, dass sic im Vergleiche zum Jahre 1850 einen Ausfall von 431 SchifFen und 24.684 Ton-nen darbot. NacbsteheiHle Tabelle specificirt diesen Ausfall nach LSndern. Allgeincinc ScliiHTiilirlsb('wcguiig Liindcr der Provcnlciiz A 11 g '• k o m in c n GesiunmtzifTer 1»ei der Einlalirt Marokkanischc Flagge FlitKgp drs botrcIToiuleii Laiuls Drittc Flfiggra Zalil Tonnen-gehalt Zalil Tonnen- gclialt Zalil Tonnon- gehalt Zalil Tonnon-gel,ali Belgien 1 114 i 114 Spanien 29 .t:{7 9 230 38 5«7 Krankreieli il 1.103 37 4.0S4 48 5.247 Grossbritannien 05 3.ir49 18 2.568 83 (i.l 17 Portugal 284 28 1.499 31 1.783 Sardinien 13 2.019 13 2.019 Toscana i 19!i 8 «82 9 877 Im Ganzen t 110 S.642 113 11.082 223 10.724 UesammUilTcr des Vorjahrs . . 4 170 279 20.23!» 1(1« 10.707 449 31.112 U11 lerscli ied I (vveniger .... 4 170 IGO 14.!i93 53 375 220 14.388 Commercielle Bedeutung und Thatigkeit der einzelnen Hafen Marokko’s. Dem Auge (les Fremden einen prtifendcn Blick in das Innere des Reichs zu gestatten, lag nie in der Ge\vohnheit des llofs von Marokko, dessen Slreben viel-inehr dahin gelii, jede dirccte Verbindung zwischen den Einwohnern der Binnen-Stiidtc und den EuropSern zu erscliweren. Wenn cin auswartiger Gesandter die Erlaubniss erlialt, sieli an das kaiserliehe Hoflager zu begebon — eine Erlaubniss, vvelche langwierige Negotiationen voraus-setzt — so wird er auf dem ganzen Wege mit den ldeinlichslen Vorsichtsmassregeln umgeben, damit er nieht mit den Eingeborenen in unmittelbare Beriilirung trete, geschweige etwas crfalire, was die Regierung gelieim zu hal ten wiinscht. So frei und unabhiingig der europaischc llandelsmnnn sicli in den Seestiidten bewegen kann, so selir stiisst er bei jedem Sebritte auf uniibervvindliche llinder-nisse, sobald er das Innere des Reiebs zu betreten beabsichtigt. Die Hauptstadte Marokko und Fes, deren jede iiber 10(1.000 Seelen zalili, Mekines mit eincr Bevol-kerung von K0.000 Kopfen, um so mehr die anderen Binnen-Stadte, liegen ganz ausser dem Verbande des ausliindisclicn Handels, der ausschliessend in den Ilafen-platzen seine Thatigkeit entvvickelt und ofTenbart. Je nachdem cin Hafen dureli seine Lage den Ablluss einbeimiscber Boilen-Erzeugnisse aus der Gegend der Production nacli der Kuste fiir den Export fordert oder den Umtausch (iberhaupt erleicbtcrt, wachst aucli seine relative Bedeutung. So erklart sicb, \varum Mogador, Rabat und Casablanca eine grossere commercielle Thatigkeit entfalten, als Tanger und Tetuan, welclie doch Europa naher liegen. AVir beginnen die Rundschau mit den Hafen der siidvvestlichen Kiiste, um der Beilie nach yon Mogador bis Tetuan alle jene diircbzugehen, velebe dem auswar-tigen Handel geolTnet sind. wiihrend des Jalirs 1851. A It g c u a n g; c n Gesanmitziffer l»ci der Abfahrt Gesammt/.iflcr bci der Einfahrt und Abfahrt. Mftrokkanlsrlic Flagge FUgge dos Hrstimntiiilgs|jiii l bestand in Wolle, Mandelu, Gummi, Oel, Ziegen- und Kalbfellen u. s. \v. im Werthe von 96G.7S0 Franken; die Einfuhr in Baumvvollzeugen, Wollensto(Ten, Eisen, Zucker, Kallee u. s. w. im Werthe von 814.GOO Franken. Ungeachtet der Handelskrisis des Jahrs 1851 \veist Mazagran in jenem Jabrc einen Mehrbetrag von 55S7.232 Franken bei der Ausfuhr und von 320.039 Franken bei der Einfuhr nach. Wie rasch sein Verkehr sich zn heben streht, mag daraus hervorgehen, dass nocli im Jahre 1848 Mazagran hei der Einfuhr kaum mit 143.000 Franken und bei der Ausfuhr mit 33(5.000 Franken figurirte. Casablanca \var in friiheren Jahren der Haupt-Stapelplatz des Wo!IhandeIs, weil die feineren Sorten, welcbe sicli fiir den Export nach Europa eignen, zunachst in der Naebbarschaft jenes Hafens gewonnen werden. Wir liaben geseben, wie die iible Gewohnheit der Kauflente von Casablanca, am Gewicbt der Wolle um 7 bis 8 Percent zn betriigen, allmalig den Wollhandel nacli Rabat iibergeben lasst, dessen Verkebr /.urn Nachtheile von Casablanca jiibrlich mebr steigt. Indessen bat Casablanca selbst im J. 1851 fiir 300.100 Franken Wolle mebr als das Jahr vorlier exportirt. Die Einfuhr erlitt aber einen Ausfall von 557.700 Franken. Die Zifler des Gesammtverkehrs betrug 1,697.000 Franken, wovon 282.000 Franken auf den Import und 1,415.000 Franken auf den Export kommen. Nebst der Wolle sind Eiclienrinde und Kalbfelle die vorziiglichen Ausfuhr-Gegenstande. Eingefiibrt werden: Kattunzeuge, Droguerien, Eisen, Stalil, Zuckcr, Kaflee u. s. w. Rabat mit einer Bevolkerung von 40.000 Seelen, am linken Ufer des Flusses Buregreb gelegen — am recbten Ufer befindet sich Sale, die beilige Stadt. welche den Ungliiubigen unzuganglicb isl — ge\vinnt eine besondere Bedeutung dadureb, dass dieKaravanen von Marokko nach Fes ') und umgekebrt hier durchziehen. Abgesehen vom Wollhandel, der sich in Rabat concentriren zu wollcn scluint, wird hier ein starker Schleichhandel mit europaischen Producten getrieben, welche aus Marseille und Gibraltar eingosclnviirzt und mittelst der Karavanen in das Innere des Reichs versendet werden. Zu den gangbarsten Artikeln des Imports gehoren : hunte Seidenstoffe und sogenannteRarcelloneser Seidentiicher ausSpanien; Gew4.080 Franken bei der Ausfuhr nach. Larasch liegt an den Ufern desLuccos, welcher fiir kleinere Fahrzeuge unter 100 Tonnen fahrbar ware. Die franzosische Regierung scheint die Absiebt zu haben, dui'cli eisernc Dampfer vou geringem Tiefgange diesen Fluss befaliren zu lassen, um auf solche Art den Vcrkehr mit dem Inncrn des Reichs anzubahnen, — eine Idee, welche mil der Zeit selir erspriesslich fiir den europaischen Handel iiberhaupt werden konnte. Ausser den gevvohnlichen Export-Artikeln — Oel, Wolle und Kalbfellen,— liefert Larasch die beste Eicbenrinde und die Mineral-Seife (Gassul). Rritische, franzosische und portugiesische Schiffe besuchen diesen Hafen. Tanger, der Sitz der Repriisentanten auswiirf iger Handelsstaaten, so \vie des 1’ascha, welclier in Marokko das Arnt eines Ministers des Aeussern bekleidet, besitzt die beste Rhede an der marokkanischen Kiiste, obwohl sie bei herrschenden Osl-und Sud-Ostwinden schwer zu halten ist. Die meisten General-Consuln leben auf einem grossen Fusse. Ilire geraumigen Wohnungen konnten aucli andersvvo als Palaste gelten. Unter Napoleon 1. liielt der franzosische General-Cousul einen formlichen Hof-staat, was nicht wenig dazu beitrug, das Ansehen Frankreich’s in den Augen der Regierung und der Eingebornen Marokko’s zu heheti, \vahrend friiher nur der briliscbe Name gefiirchtet war. Napoleon Ul., die Wirkung, vvelche eine wiirdevolle Vertretung in den Augen der Mošlimen niemals verfehlt, erkennend, bat in jungster Zeit das franzosische General-Consulat in Tanger auf die zweckmassigste Art reorganisiren lassen. Dasselbe \vird von einem General-Consul, welcher den Titel eines Geschafts-triigers fulirt, geleitet, dem ein Legations-Secretar, wie bei ordentlichen Gesandt-scliaften, beigegeben ist. Der erste Dolmetscherbekleidet zugleich die Functionen des Vice-Consuls und bat den Kanzler und den z\veiten Dolmetscher unter sich. Unlangst wurde aucli ein Militar-Oberarzt mit einer vollstamligon Apotheke zur Verfiigung des General-Consulats gestellt. So unbedeutend letztere Maassregel auf den ersten Blick erscheint, verspricht sie ein sehr wirksames Mittel zu werden, um Sympa-thion fiir Frankreich unter den Mauren zu wecken und zu niihren. Der franzosische Arzt ist namlich angeuiesen, allen Eingebornen unentgeltliche lliilfe zu leisten, eine Wohlthat, die in einem Lande, wo gar keine Aerzte bestehen, unermesslich genannt \vcrderi muss, und von den Mauren wirklicli nach ilirem vollen Werthe geschatzt wird. Der Einfluss dieser Massregel zu Gunsten der franzosischen Interessen bewahvt sich so machtig, dass man sich anschickt, aucli in Mogador dem franzosischen Consul einen Arzt beizugeben, obvvohl daselbst mit Ausnahme des Consulats-Personals nicht ein einziger Franzose etablirt ist. *_) Frankrcich liat die Sittc, die eingebornen Juden als Dolmetscher zu vcrwenden, als nnzweek-miissig abgeslelll, weil eine fremde Macht dureh das Organ derselben niemals den marokkanischen Behordcn gcgcniiber das Ansehen und die Wiirde behaupten kann, ilber wclche cin unabhiingigcr Dragoman gebietct. * 1)ie Gegemvart der verschiedenen General-Consulatc und ihres Personals, verbimden mit der hedeutenden Zalil von Christen, besonders Spaniern, vvelcbe ihren blcibenden Wobnsitz in Tanger haben, verleiht dieser afrikaniscben Stadt das Gepriigc des europiiischen Lebens '), in desscn buntem Gemenge abendlandische Spracben fortwahrend sich kreuzcn. Die Tauscbnng \vird um so grosser, \venn man von dem flaehen Dache der llauser den Blick auf die Meerenge von Gibraltar wirft, deren krauselnde Wogen iinabliissig von zahlreichen Kielen gefurcht sverden , an deren Masten man haufig die heimische Flagge begrtisst. Jenseits der Meerenge breitet schon das europaische Mutterland die Arine aus, 11111 den miiden Iteisenden zn umfassen, und ruft ihm durch die milderen Liifte, \volcbe von der spaniscben K tiste heriibonveben, AVillkominen! entgegen. Nudist Mogador ist unstreitig Tanger der iviebtigste Stapclplalz des ausiviirtigen Verkebrs in Marokko. Sein NVaaren-Umsatz im Laufe der Jaln e 1847—1861 betrug: Einfubr Ausfulir Franken 1847 ...............................Cc9SA)00^ 1,102.000 1848 ............................... 2,904.000 1,109.000 1849 ............................... 2,136.000 1,649.000 1860 ............................... 1,614.000 1,048.000 1861 ............................... 1,300.000 1,994.000 \Vahrend der angefiihrten fiinfjabrigen Epoehe ist die Ausfulir, mit Ausriabme des Jahrs 1861, \vo sie im Vergleicbc zn dem Vorjuhre einen Mehrbetrag von 946.000 Franken nachweist, ziemlicli stationar geblieben; dagegen sehen wir die Einfubr vom Jahre 1848 bis zum Jabre 1861 um mebr als die llalfte verringert. Die Ursache davon liegt in der schon besprochenen Concurrenz, welcbe Oran dem llafen von Gibraltar bei der Versorgung des Ostens von Marokko macht, wodurch die friihere selir Ihatige Einfubr britisclier Mannfacturen aus Gibraltar nacli Tanger in dem Grade zuriickgebt, in welcbem die zollfreie Einfubr franzosiseber Fabrieate iiber Tlcmsen und Lala-Marnia sicli langs der Gebirgskette des Atlas weiter erstreekt. Wer die Handels-Verbindungen, \velehe Gibraltar mit Marokko unterhalt, ober-flacblicb pruft, wiirde elier verleitet sein, zn glauben, dass dieselben nie tbatiger und bliibender ivaren, als in diesen letzten Jahren. Zum Belege dafiir liesse sicli anfuhren, dass im J. 1848 derUmsatz zvviscben Gibraltar und den marokkanischen llafen dureb 143 SebifTe mit einem Gebalte von 22.740 Tonnen vermittelt war, iviibrend im J. 1861 dazu 330 Scbifle mil einer Tragfabigkeit von 42.027 Tonnen verwendet \vurden. Eine so starke Zunahme so\vobl der Scbifle als des Tonnengebalts iviirde bocbst bezeicbnend sein, wenn Gibraltar den Umsatz britisclier Producte verbaltnissmiissig erbobt liiitte, wabrend es im Grunde zunacbst das Getreide nacb Marokko sandte, \velches unter dritter Flagge 3) aus den Hafen des scbwarzen Meers ilnn zugefiihrt worden war. 'J In Tanger kestehl sogar eine spanische fonda, das einzige Gaslliaus naeh curopitiseher Art, welches in ganz Marokko zu linden ist. 2) Uie Zalil der im llafen von Gibraltar ivfilirend des Jahrs 1861 ein- oder ansgelanfenen ostcrreiehiselicn Kauflalircr betrng 72 mit 14.091 Tonnen. Bekanntlieli besteht die Ladung der- selben naeh Gibraltar gendbnlieb aus Getreide. Das Volumen der Kornfrucht steht in gar keinoin Verhaltnisse zu dem VVertlic einer gleichen Ladung von Manufacturen, wesshall) Gibraltar im Jahre 18ii 1 z\var doppelt so viele Schifte als im Jahre 1848 zu seinem Verkehre mit Marokko gebrauchte, der Werlh seines eigeiien Waaren-Imports in Tanger jedoch, wie wir vveiter oben gesehen haben, sich stark vermindert lindet. Ueberbaupt ist die Einfubr britischer Fabricate in Gibraltar, \velche im Jahre 1839 einen Werth von 30,000.000 Franken nachwies, gegenvviirtig auf G bis 7 Millionen gefallen. BIoss voni Jahre 1846 auf' 1847 war sie um 3'/g Million ge-sunken, namlich von 15,142.000 auf 11,071.000 Franken. Indem die Bevolkerung von Tanger theils ausEuropiiern theils ausEingeborenen, woruuter ziemlich viele reiche Mauren und Juden, besteht, finden iiicht nur jene Artikel Absatz, vvelche zur Befricdigung der gewohnlichen Bediirfnisse des Lebens dienen und die Grundlage des Iinports in den iibrigen marokkanischen Hafen bilden, sondern auch die gewahlteren Industrie-Erzeugnisse, welehe zum Comfort feinerer Sitten oder zum Luxus der Neuzeit gehoren. Nainentlich werden importirt: Baumwollen- und Leinenzetige, Tucher, robe Seide '), Mobel, Spiegel mit Krystall-Einfassung (aus Venedig), selnvere Damast-stotle, Gold- und Silber-Brocats), Gold- und Silber-Tressen, Porzellan-Vasen, Tafclgesehirr, Glas und Krystall, Zucker, Katice, Thee, Gewiirze, Eisen, Stalil, Bauholz u. s. w. Die Ausfuhr besteht in Datteln, Fruehten, Gcfliigel, Ochsen, WolIe, Wachs, Thierhauten und Blutegeln. Tanger ist bis zu einem ge\vissen Punete die Vorraths-kammer von Gibraltar, welches, auf nacktem Felsen gelegeu, gewohnlich eine 10.000 Mann starke Besatzung ziihlt, deren Verproviantirung nicht immer leicht vvii'd. Ueberbaupt dringt sicli dem unbefangenen Beobachter die Ueberzeugung scbnell auf, dass die Vortheile, welche Gibraltar gegenwiirlig bietet, nicht mehr im Gleieh-goNviehte mit den sclnveren Geldopfern stehen, \vomit Grossbritannien den Besitz dieses Militar-Postens erkauft. Die commercielleBedeutung vonGibraltar sinkt immer mehr und \viirde vollends erlosehen, wenn eine hellsehende Begierung Spanien’s das daneben liegende Algesiras zum Freihafen erheben wo!lte. Die alteMeinung, als ware Gibraltar der Schliissel zum mittellandischen Meere, bat sich in Folge der Einfuhrung der Dampfschiffe in die Kriegs-Marine als vollig grundlos er\viesen. Ein Dampfer braucht nur neben dem sogenannten Atlenherge am afrikanischen Ufer zu segeln, um ausserhalb der Scluissvveite der Batterien von Gibraltar ungestort die Meerenge zu passiren. Tetuan, dureb einen Vorsprung des Gcbirgs geschtitzt, welches von Tanger nacli Oran hin langs der afrikanischen Nordktiste lauft, besitzt einen schonen sicheren Winterhafen, \vo die marokkanische Flotte, als es noch eine solche gab, \vahrend der rauhen Jahreszeit vor Anker zu liegen pflegte. ’) Sobald cine Judin licirntet, darf sic, zufolgo der uiiter ilircn Rcligions-Vcrwandten in Marokko iibliclien Sitle, ilire naturlichen Haare nieht inclir scIilmi lasscn, sondern sic muss iibcr dieselben eine schvvarzc Scidcn-Pcrriicke tragcn. Die aus dem Auslande koinmende Seide dicntzur Anfertigung dieses kiinstlichen Kopfputzcs. Soivolil die Frauen der Mauren als die Jiidinen kleiden sieli in den rcicbsten Stoffen. Nur bei den im Sominer herrsclienden Ost\vinden ist das Landen mit einiger Gelabr verbunden, indem die Rhede nach dieser Ricbtung ofTen steht. Es gescbielit zmveilen, dass ein ScbilF, durcli die Gewalt solcherWinde zu selir gegen dasGestade getrieben, seiuen Scbwerpunct in der Stromung der Meerenge nicht langer zu beliaupten vermag, und, elie os sicli dessen versieht, gewaltsam strandet. Die Stadt Tetuan, ehva cine Stimde vom eigentliehen Hafen entfernt, lelint sicli an den sanften Abbang griinender Hiigel, an deren Fuss die Bonfega, durcli lacbende Gelilde sicli schlangelnd, dem Meere zueilt. Die malerische Farbenpracbt der '4>I»ig-sten Vegetation miter einein stets heiteren Himmel verbreitet einen soleben Reiz iiber die gunze Landscbaft, dass der Moslim das vom Proplieten verlieissene Paradies sicli dabei vergegenwartigt. Aus den entferntesten Gegenden des Reicbs, selbst aus Mogador, kommen die reicben Mauren nach Tetuan und bauen sicli hier Landhiiuser, in deren innerer Einrichtung sie eine walirliaft orientaliscbe Pracht entfalten ')• Diesem Umstande ist es zuzuschreiben, dass Tetuan ge\vabltere Waaren aus Europa verhaltnissmiisšig m e lir als selbst Tanger verbraucbt, und der Werlli der Einfulir immer jenen der Ausfuhr iibersteigt. Der Bazar von Tetuan ist aucb in der Begel besser versehen als der von Tanger, und zur grosseren Bequemliclikeit der Kaufer so abgetbeilt, dass jede besondere Waaren-Gattung ibren eigenen Markt-platz bat. Seit einigen Jabren etabliren sicli in Tetuan viele Algierer, 11111 die Ge\verbe, welclie sie den Franzosen in Algerien abgelernt baben, auszubeuten, \voniit sie aucli nicht wenig gevvinnen sollen. Diese Einvvanderer, die sicli auf mebrere Tausend belau-fen, bilden den rubigsten und fleissigsten Tlieil der Bevolkerung Tetuan’s, ein Beweis, \vie die europilische Civilisation unter den Moslimen Wurzel zu scblagen beginnt. Was nocli bezeielinender ist, sie balten ilir eigenes Loos fiir weit besser als jenes der Untertlianen Abderrahman’«, iudem sie grosses Gewicht darauf legen, als franzosiscbe Staatsangeborige zu gelten, und dessbalb bei ihrer Ankunft in Tetuan diesen ihren Charakter bei der belrefrenden franzosiscben Consular-Agentie soglcicli vormerken Iassen, um unter dem unmittelbaren Scbutze derselben zu stelien. Die Niibe vou Algerien begiinstigt ungemein den Schleicbbandel, welclier zweifelsohne den \viclitigstenFactor des gcgenvvartigen Verkehrs von Tetuan bildet. ') lcli hatte Uclegenhcit, raehrerc (lergleielien Wolinungen zu besuclicn, wo der Hausherr selbst mir die Honneurs des oberii Geschosses oder des Empfangssalons maebte. Den Fussboden sali icb mit kostbaren Tcppicben, theils aus Smyrna, tbeils aus Frankreieh, belegt; Divans aus den rcichsten Lyoner StolTen liefen von einem Zimmerende zum andern. Die Wiuule wai'en mit vene-tianiseben Spiegoln bedeekt. Japanisehe und franzosiscbe Vasen, chinesiscbes Porzellan und boh-iniscbe Krystallgliiser von allen Farben lagen auf vergoldeten Consolen. Die Piafonds und die Tbiiren, aus koslbarem llolze, waren mit einer bewunderungswiirdigen Kunst gesebnitzt und glielien einer feinen Mosaik-Arbeit. Im Sehlafzimmer bemerkte ich einen eigenen Luxus , der darin bestelit, seebs bis aebt Matratzen aufzustapeln, welebe das Bett bildon. Die Matratzen sind mit feinen weissen Wollengeweben iiberzogen und mit Gold-Tressen oder mit goldenenStickercien besetzt, welche man absiebtlieb so anordnet, dass sie dem Eintretenden sogleieli in die Augen fallen. Auf einen Wink des Hausberra ersebienen zablreiche Sclavinen mit den reicben Kleidungsstiickcn und dem Sclimuck der Frauen. Erstere besteben aus gold- und silbergewirktcn Stoftcn, wie man sic bei uns zu Kirchen-Paramenten venvendet. IJie Edelsteine, Perlen und Diamanten der Frauen des marokkanisebcn Consuls in Gibraltar, dessen Familic in Tetuan vveilt, repriisentiren allein das Capital eines unsehnlichen Grossbandlungsbauses in Europa. Man darf also niclil nacli den amtlicben Ausweisen don Ausfall beurtheilen, der sehciubar seit 1840 sich in der Einfuhr ergibt. Im letztervvabnten Jalire betrug dcrWerth der in Tetuan verzollten fremdenWaaren 2.497.000 Franken, wabrend er im folgenden Jahre plotzlicb auf 523.000 Franken lierabsank. Fiir das J. 1851 erreiclite er nur die Ziller von 617.000 Franken. Man darf daraus keinen andern Scbluss zielien, als dass der Scbmuggel jetzt liesser organisirt ist als vor einigen Jaliren , und dass derselbe bei den boben Tarifsiitzen die Pramie einstreicht, \velelie sonst der marokkanischen Regierung als Zollgebubr bczahlt wurde. Die Einfuhr-Gegenstande bleiben die namlicben, die in Tanger gangbar sind. Die Ausfulir bestebt ebenfalls in den gleicben Boden-Erzeugnissen. Nur die rotben Matrosenbinden, \vovon scbon die Rede war, sind ein eigencr Ansfuhr-Artikel von Tetuan. Die Ausfulir bat zuerstdadurchcine Verininderung erlitten, dass die Hegierung aucb die Eicbenrinde, deren Export nacli Frankreieb und Spanien friiher sehr bedeu-tend war, zu ilircu Monopolen sclilug. Indem sie den Preis der Waare vertbeuerte, bevvirkte sie das Sinken der Nacbfrage. Der Export, welcher nocli im Jalire I84‘J cine Gesammt - Ziffer von 1.115.000 Franken darstellte, war im Jalire 1850 auf 516.758 Franken und im Jalire 1851 auf 508.100 Franken gefallen. Klemente des dirccten Vcrkchrs zuischen Marokko und Oeslerreich. VVenn cs aucb principiell wabrbleibt, dass der Verkebr eiues jeden Landes seinen cigenlbiimlicbcn Cbarakter liat, der sicli willkiirlicb niclit andern lasst, konnen doeli Ursacben und Ereignisse eintreten, \velclic die Natur dcsselben vvesentlicli modiliciren. Jabrliuuderte lang war Spanien genothigt, seinen Bedarf an Gctrcide durcli Einfubr vonAussen lier zu decken. Gegenwartig geniigt die Produetion niclit nur der inneren Consumtion, sondern kanu aucli jiibrlich bedeutende Quantitaten an Gross-britannien und Frankreieb abtreten. Warum? Weil die Hegierung, zu den Leliren einer ralionellen Volksvvirtbscbaft zuruekkebrend, dem pliysiokratiseben System die geborige Geltung verschalfte, \velcbe es in Spanien, einem zum Ackerbaue von der Natur eigens gescbaHencn Lande, zu bebaupten bat. Marokko war in friiberen Jaliren die Getreidekammer Spanien’s, welches in alleu seinen Vertragen vorzuglicb darauf sab, den ungestorten Export von Kornfrucliten aus marokkaniscben llafen sicher zu stellen. Eine Reihe von Missernten, von denen Marokko in neuester Zeit beimgesucbt ward, batte zur Folge, dass dieses Land, anstatt zu exportiren, zur Stunde starke Getreide-Zufubren braucbt. Der Fatalismus der Moslimen bat einer voriibergehenden Nolli den Stempel der Permanenz aufgedriickl:, indem er die Bebauung der Felder, \velcbe nacli seinen beschrankten Religionsbegriffen von Allab verflucbt sind, vernacblassigt. Anstatt, wie bei uns zu gesebeben pflegt, nacli einer scblecbten Ernte den Boden besser zu diingen und die Saat reiehliclier zu setzen, siiet der Kabyle kaum so viel, als or fiir den Bedarf seiner Familie erfechsen zn miissen nothgedrungen ist. Er widmet sicb lieber der Viebzucbl, die ihn leicliter uitd sicberer nabrt, zumal ilire Producte, \vie z. B. Wolle, ihm melir Gevvinn eintragen, und besonders, soit die Woll-Sendungen aus Auslralien aufzuhOren beginnen, dieser Artikel immer starker vou den Europaern gesucht wird. Wenn wir sclbst das Jalir 18!il nehmen, wo der ausw3rtige Handel Marokko’s Storungen crlitt, finden \vir, dass bei der blossen Einfuhr 48 franzosiscbe, 83 bri-tiscbe, 13 sardinisebe und 9 toscaniscbe KaulFabrer belheiligt waren. Gering gerechnet wurde die Halfte davon zur Gelreide-Einfubr verwendet, welcbe unbc-slritten durcb die osterreicbische Flagge vortbeilbafter denn durcb die gedacbten Nationen besorgt werden konnte. Die kaiserliebe Flagge verniag den Transport aus den Hafen des scbwarzen Meers nacli Marokko \v»blfeiler zu erzielen, und Oesterreicb besitzt in den ausgedehnten und fruebtbaren Ebenen des Banats reiclie Getreide-Vor-ratbe, um mit eigenen Erzeugnissen einen bedeutenden Tbeil des Getreide-Bedarfs von Marokko zu deeken. DieSaebe ist so klar und einleuehtend, dass man kaum begreift, wie die Bbedcr in Triest bisber ilire Sebille den Speculanten in Marseille und Gibraltar zu der Zufubr des Getreides, welebes diese dann nacli Marokko senden, berliebeii, anstatt die Speeulation lieber selbst in die llande zu nebmen, wobei sie so\vobl an der Frueht melir gewinnen, als aueb den ganzen Nutzen, welchen die Franzosen und Briten aus dem fraglichen Import zieben, sicb selbst zuwenden wurden. Dergleicben sprecbende Tbatsaclien beantworten am besten die Frage, ob der Veikebr zwiscben Oesterreicb und Marokko, der in der letzten Zeit erloscben zu sein scbeint, sicb \vieder beben lasst oder nicbt. Man darf unbedingt mit .la ant-\vorten und sogar binzusetzen, dass unser Verkebr mit jenein Barbaresken-Staate eines nambaften Aufscbwungs fabig ist. Obne Zweifel Hessen sicb jiibrlicb zwiscben vierzig und fiinfzig volle Scbiffs-ladungen Getreide in den marokkaniscben llafen absctzen, die wir billiger als andere Nationen liefern konnten, so dass sicb allmablig der ganze Getreide-Import in dieser Bichtung uns zmvenden miisste. Dann wiirde der directe Transport jener Natur-Producte und Industrie-Erzeug-nisse Oesterreicb’s, welcbe auf indirectem Wege, milbin um so viel tbeurer, nacli Marokko gelangen, von selbst sicb anbahnen und begriinden, und ebenso gut uusere Scbilffabrt als unser Gewerbstleiss an der nordvvestlicben Kiiste Afrika's cin ergie-biges Feld finden. Unter den osterreicbiscben Artikeln, welebe Marokko gegenwartig verbraucbt, siud Stalil und Baubolz obenan zu sclzen. Wie anderwarts bemerkt worden ist, wird der Bedarf davon aus den Depots von Marseille und Gibraltar bezogen , niemals aber direct aus osterreicbiscben llafen, was zur Folge bat, dass die NVaare dem Consumenten , obne erboheten Gevvinn zu Gunslen des Producenten um 30 bis 50 Percent tbeurer verkauft wird. Einer der ersten kaiserlicben llandelsleute von Tanger versicberte micb, er allein \vare in derLage, cin paar Tausend Kisten osterreicbiscben Stabls abzusetzen, wenn die tbeuren Preise, welche b<‘i der indirecten Einfubr sicb berausstcllen, einige Ermassigung erfabren miicbten. Was das Bauholz anbelangt, ist allerdings der Verbrauch niclit so gross, dass zahlreiche Ladungen benothigt werden; ein Paar SchifTe jahrlich reichen hin. Es kommt aber auch nicht immer darauf an, dass inan Viel ausfuhre, sondern dass man mit Profit die Waare an den Mann bringe. Selbst eine beschrankte Einfuhr unseres Bauholzes komite hier verhaltnissmassig besseren Gewinn abwerfen, als sonst irgendvvo, weil in Marokko diessfalls keine fremde Concurrenz besteht. Sclnveden, Norwegen, Russland und die vereinigten Staaten von Nord-Amerika, deren Mitbewer-bung auf andern Markten unserer Einfuhr entgegentritt, unterbalten zu wenige Handels-Verbindungen mit Marokko, um daliin ibr Bauholz zu senden. Marseille allein versieht den marokkanischen Markt mit Bauholz,welches eigentlich osterreichischen Ursprungs ist und darum nocli leiebter von uns direct sich liefern liesse. Was die Einfuhr industrieller Erzeugnisse anbelangt, darf man die angeborene Sparsamkeit des Eingeborenen und seine minder zahlreichen Bedilrfnisse nicht aus dem Auge verlieren. Wohlfeilheit ist die allererste Bedingung, damit der fremde lmport dort festen Fuss fasse. Wenn es jedoch den Franzosen gelungen ist, neben der britisehen Concurrenz erfolgreich sich zu behaupten, um wie viel eher kann die osterreichische Industrie das niimliche Resultat erwarten! Baumwol 1-Waaren sind der einzige Zweig, worin die britisehen Fabri-canten entschieden nocli immer das Feld behaupten. Die sogenannten Americanas ') und die dunkelblauen Baumwolltiicheln bilden die in Marokko gangbarsten Sorten. In fruherer Zeit verbrauchte Marokko ziemlich viele Leinwand aus Flandcrn, einen Artikel, welcher seit der Einfiihrung der Americanas ganz von jenein Markte verschwunden ist. Das Stiick misst in der Regel 36 britische Yards. Nur einige ungebleiehte Americanas \verden auch in Stucken zu 24 Yards versendet. Statt des Turhans tragt der gemeine Moslim ein dunkelblaues Baumwolltiichel um die Schlafe gebunden. Die Jiulen ihrerseits tragen solehe Tucher locker um den Hals liber den Kaftan gevvorfen, womit sie in der heissesten Jahreszeit das Haupt vor den gliihenden Sonnenstrahlen schirmen. In den beiden eben genannten Artikeln erreicht der britische lmport durch-sclmittlich einen Werth von jahrlich dritthalb Millionen Franken. Tucher sind jedenfalls ein Artikel, worin sich unsere Industriellen mit jeder Nation messen konnen. Die Qualitaten, welche filr Marokko passen, gehoren der ordinaren und mittelfeinen Sorte an. Letztere mussen moglichst helle Farben haben; weiss ist sogar die gesuchtesti1 Farbe. Die ordinaren Tucher, welche von den gemeinen Arabern getragen werden, sind im Grunde die namlichen, welche zur Bekleidung der britisehen Soldaten dienen (Army-Cloths), deren Current-Preise von 10 bis 12 Bealen per Cubado (% des britisehen Yard) wechseln. Indessen sind dergleichen Tucher, welche fiir die britische Arinee unter dem feuchten Klima ihres Landes sich trefflich eignen, unter der heissen afrikanischen Sonne zu schwer. Diess erkennend, fangen franzosische Fabricanten an, leichtere, ') Baumwoll-Leinwand, wie sit* 7,uerst rtie Nnrd-Ainerikanor zu fabriciren anfingen. Stilist. Mittheil. 1854. VI. Heft. !* aber stark appretirto Tiicher cinzuftihren, welcbe sio sehon danim vvohlfeiler ver-kaufen kbnnen, weil das Gewcbe weniger Wolle entbalt. Der 1’reis der feineren Sorten steigt von 20 bis 40 Realen per Cubado. l)ie niimlichen Farben-Nuancen kosten in der mittelfeinen Qualilat zwischen 20 und 24, in der feinen 30 und in der super-feinen 40 Realen per Cubado. * Seidenzeuge werden aus Grossbritannien gar nicht eingefubrt. Spanien, zum grosstenTbeile aber Frankreieh, sind im ausschliesslichen Besitze dieses Handelszweigs. Es lasst sich gar nicht in Frage ziehen, dass unsere Fabricanten sovvobl den gesanimten Import, vvelcben noeh die Barcelloneser Seiden-Industrie bestreitet, als aueh einen bcdeutenden Tiieil der Einfuhr der Franzoscn sich zuwenden wiirden, \venn sie die dem marokkanischcn Gescbmacke zusagenden Zeicbnungen nachabmen volilen. Die franzosische Seiden-Fabrication, vvelche dureb diehte und feste Gevvobe sich auszeicbnet, ist gezvvungeu, verbaltnissmassig hohere Preise zu verlangen, \velebe der marokkanische Consument sich lediglich darum gefallen lasst, vveil er nur die Wahl zvviscben den franzosischen und spaniscben Erzeugnissen bat, welche letztere minder gut und eben so theuer sind. Dafiir schriinkt er seinen Bedarf moglicbst ein, \vahrend ohne Zvveifel, wenn ihm die vvohlfeileren osterreichischen Seiden-Fabricate zugfinglicb gemacbt vviirden, zahlreichere Bestellungen als bisber seiuerseits zu ervvnrten standen. Ausser deu starkeu Seidenstoflen, \vie Sammt, Gold- und Silber-Brocat, welche zur Anfertigung der Putzkleider 1) der mauriscben Frauen dienen, geboren Damast, Lampas, Brocatele, \vomit man die Divane, Polster und andere Mobel bedeckt oder Vorhange macbt, zu den Artikeln, vvelche am meisten aus Lyon ein-gefiibrt zu vverden pflegen. Auch glatter Atlas in bellern Farben zu 6 bis 8 Franken fur den Metre oder gebliimter Damast zu 8 und 10 Franken fur den Metre vvird zu Frauenkleidern selir baufig venvendet. Die reichsten Stoffe vverden zunaclist von den Jiidinen getragen. So einfacb der Anzug ibrer Manner im Allgemeinen ist, so prachtvoll erscbeint dagegen die Tracbt der Frauen. Selbst in den weniger bemittelten Familien tragt die Braut an ibrem Vermiihlungstage zu ibrem vveiten Seidenrock cin mit Gold-Stiekereien bedecktes Sammt-Leibeben. Um die Taille scbrniegt sich eine bunte Seidenbinde. Da die Jiidinen, gleich den maurisehen Frauen, nur selir geputzt sicli vvechscl-seitige Besucbe rnaehen, und freier als letztere ibre Toilette vvechseln, bilden sie in Marokko die beste Kundschaft der Lyoner Seiden-Fabricanten. *) Die maurisehen Frauen durlcn ungestort ausgehen, um sich gegenseitig zu bcsuchen. Auf der Gasse sind sie in ihro vveissen wciten Mantel verhiillt, und nach orientalischerSitte vermummt. Kine Sclavin trfigt ihnen die Putzkleider naeh, vvelche sie in der Vorhalle des llauses, vvo sie den liesuch ahstatten, anziehcn, hevur sie den Harem oder die Wohnungen des vvcihlichen Gesehleehts hetreten, vvohin, so lange cine fremde Frau auf Besneli vveilf, der llausherr nicht den Fuss setzen darf. Jeder liesuch vvird im Voruus angesagt, damit die Frauen, vvelchen derselhe gilt, zum Einpfang sich chenfalls gehorig putzen mogen. Die Pulzsucht unler den maurisehen Frauen ist aufs Aeusscrste getrieben, und fullt die langen Stundcn des monotonen Lehens dieser imgliiekliehen (iesehopfe aus , dercn Erziehung so vorvvahrlost ist, dass es nach dem Zeugnisse des Orientalisten Cotelle hcute nur drei arabische Frauen giht, vvelche lesen kdnnen, deren cine in Bagdad, die zvveite in Cairo, die letzte in Fes lebt; sie gelten in den Augen der IVtoslimen als Wunderdinge. \Ycim \vir vou tien Hauptzvveigen des auswartigen Imports mit’ einzelne lndu-strie-Artikel ubergehen, linden wir in vielen derselben den osterreichischen Absatz auf dem marokkanischen Markte sclion angebahnt, \vobei zu bemerken ist, dass nur Getrcide, Stalil und Bauholz ilber Marseille und Gibraltar dabin gelangen, die meisten Erzeugnisse unseres Ge\verbfleisses bingegen iibor Livorno und Genua versendet zu \verden ptlegen, wo zahlreicbe Commissionshiiuser sicli damit befassen, Bestellungen auf osterreicbisclie Fabricate fiir Rechnung marokkanischer Handelsleute zu besorgen. Nacbstehende Daten sind den Original-Facturen entlebnt, vvelche ieh walirend meiner Reise durcli Marokko in den Handen liatte und genau priifen komite ’). DieFirma „Cordosa Laines u. Comp.“ (in Livorno) verkaufte nach Mogador eine Partie Fes oder Hotbiniitzcn aus bohmischen Fabriken zu folgenden Preisen: Fes Nr. 5 (las Dutzend 19 Lire 4. i/ is n ^ / 2 >♦ n 1 ^ r> Fes Nr. 3 das Dutzend 13 Lire 9 11 » n ^ » n 1 1 n Die Firma „Lorenzo Decucis u. Falton“ sandte nach verseliiedenen marok-kanischen Hiifcn ordinare % breite Victoria-Sbavvls (aus Wien) zu 8% Lire und 9/4 breite Thibet-Sha\vls zu 7 Lire das Stiick Das Hans „S. J. Friedmann“ (ebenfalls in Livorno) besorgt besonders den Import bohmischer Spiegel. Es bat unter dem 28. Februar 18553 fiir Recbnung der Firma „Mescliad Abekasim" in Tanger, welcbe eine Filiale in Mogador unterlialt, expedirt: 200 Dutzend kleine Spiegel 1.2.3. zu 16 Lire per Dutzend 1 ^ » « n V* zu 1. 7. (J /o 15 „ Spiegel in rotben Kistchen '/s—*/„ zu 5 „ „ „ 1^ ” n */8 */& )) 'i m ;; n Die Commissionsbauser „Emera u. Comp.“ und „Fratelli Bandini" besorgen nebst Sendungen von bohmischen Spiegeln auch solehe von venetianisehenConterien. In einer ibrer letzten Facturen wurden selnvarze Conterien a punte zu 7% Lire und Smaltino bianco zu 3% Lire das Paket bereehnet. NVeiters erscbien darin angefiihrt eine Kiste mit steirischen ganz ordinaren Tafelbestecken, zu 65/6 Lire das Dutzend, und gemeinste Basinnesser, an denen das osterreichische Fabrikszcicben deutlicli zu erkennen war. Solcbe Basinnesser vverden mit 30 spanischen Piastern fiir bundert Dutzend bezablt -). In Genua scheint das Haus „Sion“ den Exporl naeb den marokkanischen Hiifen am tbiitigsten zu treiben. Es bat im Laufe des Monats Januar 1853 ein NVaaren-Assortiment nach Mogador befordert, worunter folgende Artikel sich befanden: Tuclier zu 9 bis 14 Franken die franzosische Aune 3), Indienne zu 67% und 72‘/a Centimes der Metre, Ieichte seidene Halstiicher zu 37 Franken das Dutzend, Kattuntuchel zu 7 Franken 10 Centimes und 6 Franken 25 Centimes das Dutzend. ’) Sie betreffen nur jene Waaren-Sendungen, \velclie im ersten Hulbjahrc 1853 von Livorno und Genua aus erfolgten. a) Dieselbe Qualit!it kostet in Steiermark durchschnittlich 20 kr. fiir das Dutzend. 3) Die Aune betriigt 3'79 Wiener Fuss, vviihrend der Metre nur 3-164 enthfiit. Sammt. . . Rother Damast zu 12 Franken 75 Centimes der Metre Griiner Leichter Kleine Spiegel zu 3 Franken 60 Cent. l)is ’7 Franken 40 Cent. ilas Dutzend, ordiniire Tafelbestecke, Federmesscr, Conterien, Porzellan-Tassen u. s. w. Die osterreichischenFabricanten werden in dieser Liste den Ursprung gedaclt-ter Erzeugnisse leicht erkennen, oline dass ieli denselben anzugeben brauche. Wir haben anderwarts gesehen, dass Quincaillerie-VVaaren zu den Haupt-Gegenstiinden des britischen lixports nacli Marokko gehftren, \vas die Franzosen nicbt bindert, mit Erfolg hierin zu concurriren. In einer Original-Factur des Hauses „Th. Limozin Lamotte und Comp.“ von Marseille fand ich unter den Quincaillerie- und Eisen-Artikeln, welche dieses Haus nach Marokko zu senden ptlegt: Feileu % aus Gussslahl erster Qualitat, spitzige und halbrunde, Zangen, Sagen, Hobel, Tbiirschlosser, Schubriegel, Vorlegschlosser, Charnieres, Messing-Ringe, Schrauben, Fenster- und Tbiirknftpfe, Angeln, Tafelbestecke, Kapseln, Tabaksdosen aus Buchsbaumholz u. s. \v., lauter Waaren, \velcbe wir billiger zu verkaufen im Stande sind. Aus der fraglichen Factur entnimmt man zugleicb, dass die Franzosen aucli unsere gewobnlichen Conterien nacli Marokko ausfuhren. Namentlicli gibt es in Marseille drei Hauser, welcbe jenen Markt mit Glas\vaaren verseben. Das eine Haus ist die Firma „Mossol d'Andre“ und expedirt jede Art Hoblglas: Glas-Lampen ftir die Moscbeen mittlere .... zu 60 Franken das Hundert Das z\veite Haus „Rozan jeune“ sendet zuniicbst gemeine Fensterglaser, wovon die Kiste mit 80 Stiick 25 Franken kostet; ferners kleine Thee-Tassen ') aus Por-zellan, \velclie mit einem sclunalen Goldstreifen am Rande verseben sind und 10 ltis 15 Franken das Dutzend kosten. Feinere Tassen, mit breiterem Rande, werden mit 20 Franken bezahlt. Endlicli macht das Haus „Nodet & Comp.“ einige gute Gescbiifte mit falschen Ringen, vvorin farbige Glassteine gefasst sind, ein Artikel, \velcher bei den Kabylen und Berberu starken Absatz findet. Solche Ringe vverden in papiernen Schachtelchen versendet, welcbe ein Gross oder zwolf Dutzend enthalten, dessen Preis zvvischen 3 Franken und 4 Franken 25 Centimes wechselt. Ein nicbt unbedeutender Import-Artikel ist echter Goldfaden, welcher zu den Stickereien des Anzugs der Jiidinen und der maurischen Frauen verwendet wird. ’) Der Gebrauch des Thce ist in Marokko allgemein. Anslatt des Kaffee, wie in der Tiirkci, wird hier dem Fremden Tliee servirt. In reiclieren Hliusern ist es Mode gcvvoiden, den Thce in kleinen fiirliigen Glasern aus gesehliffencm Krystall zu trinken. Die bohmisehen Kubin-Gliiscr wiirden sehr anziehen. „ „ „ „ kleinere .... „50 „ „ „ ganz kleine ... „40 Ordinare Salzfasser aus gepresstem Glase, kleine . „12 n Flaschen, Glaser u. s. w. Hiervon wird fiir bedeutende Sunnnen in Tanger eingefiihrt, sowohl aus Barcellona als aus Marseille. Ersterer ist feinern Gehalts und kostet 125 Franken fiir das halbe Kilogramm; der franzosische dagegen nur 100 Franken. Gold-Tresscn, wovon der Verbrauch noeb stiirker ist, liaben, mit dem angefiihrten Untersehiede, die nam-liciien Preise. Etwa ein Jahr, bevor icli die Reise nacb Marokko antrat, muckte ieh zufallig in Pariš die Bekanntschaft des Hamet-El-Hamar, eines der reielisten maurischen Handelsleute, weleber beinabe in allen marokkanischen Hafen Filialen besitzt und theilweise in Tetuan tbeilweise in Mogador lebt. Da er nacli Frankreich mit dem Vorsatze gekommen war, Handels-Verbindungen anzukniipfen, sieh aber dariiber beselnverte, dass die Preise der meisten franzosischen Fabricate zu hocli fiir den Markt seines Vaterlands vvaren, be\vog ieli ihn, einen Ausflug nuch Oesterreicb zu muclien, was ilirn freilich nicbt leiclit fallen moelite, indem erhochstensdas Spanische und mitunter einige franzosische Phrasen zu radebrecben im Stande war. Dessen-ungeaclitet entscliloss er sieh zu einerTour, vvobei er Livorno, Venedig, Triest und Wien besucbte. Seiner eigenen Wahrnebmung zufolge \varen allerdings die nach Marokko bestimm-ten Export-Artikel von Livorno osterreichiscben Ursprungs, und er begrift' nieht, \vie Oesterreicb diesen Verkebr so geduldig in fremden Handen rulien lassen komite. Mangel un der nothigen Sprachkenntniss erlaubte ilun nicbt, in der NViener Fabrikswelt sieh so mnzuseben, wie er esgewunscht hatte, um so inebr als die kalte Jahreszeit ihn z\vang, nach kurzem Aufenthalte Oesterreicb \vieder zu verlussen, \veil der geborne Afrikaner die rauhen Tage nieht ertragen konnte. Er nahm jedoeh die Ueberzeugung mit sieh, und sprach sie gegen micli sowohl in Pariš als auch spiiter in Mogador aus, dass eben die osterreichischen Industrie-Erzeugnisse am besten fiir sein Vaterland passen, so dass, vvenn direete und regelmassige See-Verbindungen zvvischen Triest und den marokkanischen Hafen begriindet w(lrden, unser National-Ge\verbfleiss mit der Zeit den meisten Absatz daselbst linden miisste. Urn jedoeh seine Reise nach Oesterreieh nieht nutzlos unternommen zu haben, gerieth er auf den Gedanken, eine Partie von Bernstein-Kornern, \vie man sie im Orient zu Hals- und Armbandern verwendet, mitzunehmen, deren billige Preise in Wien ihm aufgefallen waren. Er scheint damit \v irklich ein gutes Geschaft gemacht zu haben , denn er gestand mir, die Kiste von 100 Pfund, enthaltend eine Ausvvahl der Sorten Nr. 1 — 0, zu 1.000 spanischen Piastern in Tetuan und Tanger verkauft zu haben. Die Wiener Fabrikspreise, besonders der Sorten Nr. 1 — 3, fand er ungleich billiger als in Brussel, von wo gewohnlich dieser Artikel nach Marokko versendet zu werden pflegt. Dass unter solehen Umstamlen unsere Industriellen den Import davon ganz sieh aneignen konnten, liegt klar am Tage. Ein anderer Einfuhr-Artikel, \vorauf Hamet-El-Hamar meine Aufmerksamkeit lenkte, ist eine wohlriechende Pflanze, die im Orient unter dem Namen Sembul bekannt und von den Arabern selir gesucht wird. DieMauren und Kabylen ziehen den Duft derselben jedem andern Wohlgeruche vor. Gemeiuiglieh wird sie iiber Livorno bezogen. Mein Gew&hrsmann fand dieselbe in Triest und zvvar von besserer Qualitat, als sie von Livorno aus versendet zu vverden pflegt, indcin letztere mit Erde und Sand untermengt vvird, um das Gewiclit der Waare zu vermeliren. Der Bedarf soli sehr bcdeutend sein, vveil der Sembul nicht nur iiberall iin Inneren (los Beichs, sondern auch im Sudan bis nacli Tombuctu liin allgeinein verbraucht vvird. Es wiirde den osterreichischcn Handelsleuten, vvelche hierin Probe-Sendungen zu machen sich veranlasst finden diirften, zu empfehlen sein, von ibrer Waare moglichst die heterogencn Materien auszuscheiden, vvelche die feineren Dilfte ein-saugen und die Pflanze a n Qualitat verlieron lassen, was kurzsichtige Speculanten durch betriigerische Vermehrung des Gevvichts an der Quantitat zu gevvinnen streben. Es \vare eine iiberflussige Wiederbolung, \venn ieb die Boden-Erzeugnisse Marokko’s, vvelche den Exportbandel nach Oesterreich zu unterbalten geeignet simi, nochmals durchgelien wollle, nacbdem ieb dieselben bei der Besprechung der Ur-Production und des ausvvartigen Verkebrs jenes Landes einzeln bezeiebnet und naher beleucblet babe. Selbst ein oberflacblicber Blick reicht nun liin, um uns die Ueberzeugung zu gevvahren, dass die osterreichische Flagge binreiehende Elemente lohnender Biick-fraehten (inden vviirde, iiulem Gumnii, Sandaracb, Wachs, Oel, Kalb- und Ziegen-felle, Wolle und ilberhaupt alle Producte des Sudan zu den Artikeln gehiiren, vvorin Triest und Venedig einen sehr thatigen Verkebr mit Italien, Deutscbland, tlen Donau-landern und Bussland pflegen. Dagegen wird es von besondereui Interesse fiir unsere Blieder und Industriellen sein, \venn ieb ilinen jene Handelsleute in Marokko nambaft macbe, mit welcben direete Geschitfts-Verbindungen am siehersten und vortheilbaftesten sieli anknuplen Hessen. Vor Allen vedient der reiche und unternehmende Mustapha Dukalli angefuhrt zu \verden, dessen Haupt-Comptoir in Tanger, mit Filialen auf allen Puncten des Beichs, sich befindet. Er bat so zu sagen das Monopol des ausvvartigen Handels in Handen, da er das unumsclminkte Vertrauen Abderrahman’« besitzt, fiir den er als kaiserlicher llandelsmann die kiihnsten Unternehmungen mit štetem Erfolge ausfiihrt. Ich babe mehrere lange Unterredungen mit Mustapha Duluilli gehaht, um ihm die Vortheile begreitlich zu machen, die er erzielen vviirde, vvenn er jene Artikel, die er bisher liber Gibraltar, Marseille, Genua oder Livorno kommen lasst, direct aus Oesterreich importiren vvollte. Die Sache wurde ihm einleuchtend, und er schien geneigt, eigene Agenten nacli Triest und Wien zu senden, mit dem Auftrage, an Ort und Stelle Tiieher, Glaswaaren, Conterien, Stalil, Bauholz u. s. w., fiir eine com-plete Ladung anzukaufen und zum direeten Transport auf ein osterreichisches Schift’ zu verfrachten. Jedenfalls wiirden unsere Speculanten vvohl daran thun, mit ihren Antragen sich unmittelbar an ihn zu vvenden. Bei seinen \veitverzweigten und zahlreichen Unternehmungen diirften erhebliche Bestellungen seinerseits nicht lange ausbleiben. Nur miisste mit ihm die Correspondenz in spanischer Sprache gepflogen vverden, vveil sie die eigentliche Mercantil-Sprache in Marokko gevvorden ist, seitdem die aus der pyrenaischen Halbinsel eingevvanderten Juden sich in den marokkanischen llafen niederliessen und im ausvvjlrtigen Verkohre ihre HauptbeschSftigimg fanden. Zur besseren Verstiindigung \v tiren desshalh auch die Current-Preise der Waaren immor in spanischen Piastern und mit Beriicksichtigung der dortlandigen Maass- und Gewichts-Einheiten zn berechnen. Ein zvveiter kaiserlicher Handelsmann in Tanger, welcher zunachst unseren Seidenhiindlern zu empfehlen wiire, ist Meschad Abekasim, der ein Filialhaus in Mogador unterhalt, um den Austausch europaischer Fabricate mit den Producten des Sudan zu erleichtern. Die Specialitat des Mesbad Abecasis ist zwar der Import von SeidenstolFen, aber er bandelt zugleicb mit Glas und Krystalhvaaren, Spiegeln, Quin-eaiIlerie-Artikeln, Messerscbmied-Waaren, Conterien, und iiberbaupt mit jeuen Indu-strie-Erzeugnissen, die liber Genua und Livorno bezogen werden. Der Dolmetscb des osterreiehischen General-Consulats in Tanger, Nainens Scbav Serulla, ist ein Sclnvager des Meschad Abekasim, welcher dadurcb indirecter Weise unter dem Scbutze des gedacbten General-Consulats — freilich nach jener elastiscben Interpretationsweise, die man im Orient so hiiulig antriflt — zu stelien walmt, wesslialb ihm directe Handels-Verbindungen mit Oesterreicb nur \villkommen sein konnen, weil sie in den Augen der marokkanisehen Behorden den von ihm ange-strebten Charakter eines Schutzbefohlenen Oesterreich\s besser hei vortreten liessen. In Tetuan gilt, naebst dem weiter oben erwiihnten Hamet-El-Hamar, dessen Sclnvager Hadsch-Moliammed-EIrzine als der reiehste und angesehenste inauriscbe Handelsmann. Sein Bruder bekleidet den wichtigen Posten einesConsula von Marokko in Gibraltar. Au.sserdem liessen sich Geschafte anknupfeu mit dem Mauren Hadsch-Hamed Abir, einem sehr intelligenten Handelsmann, der zugleicb als osterreichiseher Consular-Agent in Tetuan fungirt und des besten Rufs geniesst. Obwobl er ziemlich geliiuiig spanisch spridit, ernannte er den reichen Juden .loseph Coriot zum Dolmetsch der osterreichischen Consular-Ageutie. Im Grunde verdeckt der amtliche Charakter des letzteren nur die Handels-Association beider, eine Assoeiation, die wir trefl-licb beniitzen konnten, um den Producten unseres Gewerbfleisses den VVeg nach dem \vohlhabenden und stark bevolkerten Tetuan zu bahnen. Da die in marokkanisehen llafen bestellten Consular-Agenten Iremder Staaten ') unter den eintlussreieberen einheimischen Handelsleuten, Mauren oder Juden, gewahlt werden, thut man in der Hegel arn besten, zur Ankuiipfung von Geschafts-Verbin-dungen unmittelbar an den betreffendeu Consular-Agenten sich zu \venden. In Bahat bekleidet Herr Joseph Benatan diesen Posten fur Oesterreicb. Er erklarte sich bereit, den diessfalligen Wilnsehen unserer Bheder und Industriellen entgegen zu kommen, und bezeichnete mir noch zwei kaiserliche Handelsleute, Namens Missod El-Assi und Mohammed Pala Frisch, als diejenigen, welcbe zur Ervveiterung unseres Verkehrs gerne mitwirken \viirden. Mit Ausmilimc vo» Frankreict), wclclics in Mogador und Rabat durch hesoldete vvirklifhe Consulu sicli vertreten liisst, indem Napoleon lil. das Institut der unbcsoldeten lionorfiren Con-suln als minder zwecUmiissig eingehen zu lassen beschlossen hat. Grossbritannien bat nach diesem Heispiele ebenfalls fiir Mogador einen besoldeten Viee-Consul crnannt. In Saffi wiirden unsere Speculanten bei dem k. k. Consular-Agenten Gian Battista Gambaro, der selbst Handelsmann ist und osterreichiscbe Industrie-Erzeug-nisse eben so genau kennt als gehorig wiirdigt, jederzeit den wirksamstea Bei-stand zur Forderung ihrer Zwecke finden. Obgleich die schou angefiibrten Firinen von Tanger und Tetuan ibre Filialen in Mogador besitzen, ist die Communication zvvischen den verschiedenen Hiifen nicbt so regelmiissig und rascb, dass es nicht rathsam erscbeinen mochte, aucli mit einigen in Mogador selbst etablirten Hausern direct in Beriihrung zu treten. Zu diesem Ende glaube icb, den kaiserlichen Handelsmann Corcos — er treibt einen selir thiitigen Verkebr mit Sudan und gilt als der vermoglichste Jude von Mogador—und Abraham Benchiinel, Agenten des Hauses Birsel von Gibraltar, anem-pfeblen zu konnen. Herr Bencbimel bat ofters Beisen nacb Spanien, Frankreicb und Italien unternommen, ist mit dem europaischen Mercantilleben genau vertraut und \vurde als osterreiebiscber Consular-Agent in Mogador trelTlicb zu venvenden sein '). In scharfen und genauen Umrissen babe ich ein moglicbst getreues Bild der iikonomiscben und commerciellen Zustande Marokko’s zu entvverfen gesucbt. Indem icb die Feder niederlege, kanu icb der Hollnung nicht entsagen, durch Micine miihsamen Nachforschungen den Keim zu directen vortheilhaften Gescbafts-Verbindungen zwisehen Oesterreich und jenem ficicbegelegt zu haben. Niemand, der meine Darstellung mit einiger Aufmerksamkeit liest, kann die Wichtigkeit und die Vortheile des marokkaniscben Markts mit nachstem Bczug auf unseren Seehandel verkennen oder laugnen. Zwar bat die traditionelle Politik der Herrscbcr dieses Beichs die Grundidee Omar’s 1., \velcber die Araber vor jeder Berubrung mit fremdartigen Lebensele-inenten sorgfaltig bevvabrt \vissen \vollte, his auf unsere Tage festgehalten, und die schroffe Absonderung, vvorin Marokko bisber den gebildeten Nationen gegeniiber stand, Jabrbunderte lang dauern lassen. Aber wahrend die moderne Civilisation mittelst der Herrschaft der Franzosen in Algerien einen Keil nacb dem anderen in die Engpasse des Atlas, hinter welcben der roheste Fanatismus des Kalifentbums sich verschanzt liatte, vorschiebt, weckcn die miichtigen Stimmen europaischer Bildung und Gesittung von den Ufern des Bospborus bis zu den SSulen des Herkules die Moslimen aus ihrem tragen Schlafe, um sie in das rasche Getriebe des allgemeinen Fortschritts hineinzuz\viingen. Des Islam’s erscbopfte Welt geht unter, um mit der jugendlich aufbliibenden, kraftig sich entvvickelnden Gemeinschaft des abendlandischen Volkerlebens sich zu verschmelzen. ') Zeitweilig besorgt diescn erlediyt«‘n PosIcmi der britisclie Vice-Consul. Wien am o. September 18K4. Hojs Dehrauz, k. k. Sectionsrntli im Hundcls-Miiii.sterium. ir ' -