124639 / auf dem weißen Flusse. Aus den Original - Manuscripts des General-Vicars von Central - Afrika, š&'. sMSit&a« %^:t-&mmm®<&'%w.» l'l'all'fitct ^'m! D1- V. P. KLUN. Der ganze Reinertrag wird der Mission in Eentral-Nfrika gewidmet. Gtdrnckt bri Ignciz Alois v. Kleinmayr. 0 Es gibt in Central - Nfri'ka Parables,, die nut bcr Zcit die Civilisation anfsuchcn wird zu», Vcstni der Menschheit. Johannes u. Müller. 1c\ h n rv ^ 24ütff- Ginleitung. HDas Innere von Afrika mit seinen muthmaßlichen Reichthümern und Naturschönheitcn ist uns noch immer unbekannt und die wenigen Nachrichten, die wir von einzelnen Reisenden, besonders in neuester Zeit hierüber erhielten, scheinen nur dazu geeignet, das Interesse für diese unbekannten Länder noch mehr zu steigern. Die von unserem Landsmanne Dr. Ignaz Knoblccher, General-Vikar der Mission in Central-Afrika, in das Innere dieses Welltheils gemachte Reise hat einen Vorzug vor allen bis jetzt unternommenen; denn er drang so weit vorwärts, als vor ihm noch kein Europäer gekommen war! Wenn schon die Erstlingsversuche der Mission in Char-thum von so günstigen Erfolgen gekrönt sind, was laßt sich erst in der Folge erwarten? dieß um so mehr, da an der Spitze derselben ein Mann steht, der durch die ausgebreiteten Kenntnisse in allen zu seinem hohen Berufe erforderlichen Fächern, verbunden mit fester Willenskraft, ausgezeichnet ist. Sein lebendiges Vertrauen in die göttliche Vorsehung und den himmlischen Beistand, so wie seine glühende Nächstenliebe, lassen die Realisirung der hohen 'Aufgabe hoffen; nur muß die Wichtigkeit dieser Mission richtig aufgefaßt und gehörig gewürdiget werden. »Es ist aber auch die Losung zweier der wichtigsten Fragen , welche die Wissenschaft und Humanität im gegenwärtigen Jahrhunderte aufgeworfen, durch das glückliche Fortschreiten IV dieser Mission wesentlich bedingt; diese Fragen sind: »Enthüllung des Innern von Afrika" und »definitive Abschaffung des Sclave n Handels", — Fragen, zu denen sich die europäischen Mächte gemeinschaftlich die Hände gereicht haben. Die klimatischen und sonstigen topographischen Verhältnisse dieses Welttheils stellen bis zur Stunde einer genügenden wissenschaftlichen Forschung Hindernisse entgegen, die erst dann überschritten werden können, wenn der Reisende im tiefen Binnenlande Afrika's Ruhepuncte finden wird, wo er von «verstandenen Reisebeschwerden sich erholen, seine Sammlungen und Beobachtungen ordnen, fü'r die fernere Richtung seiner Reise vor der Hand Erkundigungen einziehen, seine Maßregeln darnach treffen, und so wohlgemuth und neu gestärkt seine ohnehin Opfer und Selbstentsagung fordernde Reise fortsetzen kann. In dem nämlichen Grade, als nun diese Stationen vorwärts schreiten würden, würde auch die wissenschaftliche Forschung insoferne erleichtert werden, als es sich die Mission gewiß höchst angelegen sein ließe, dieselbe zu unterstützen Was die edlen Bestrebungen der europäischen Mächte zur Abschaffung des Sclavenhandels und der Sclaverci im Allgemeinen betrifft, so dürfte es wohl schwer halten, für den Erfolg dieses Strcbens einen Maßstab voraus zu bestimmen. Desiungcachtet dürfen hier die sogenannten Gazua's oder Sclavenjagden, welche die ägyptische Regierung in Ost-8uänn als ein förmliches Kriegssystem eingeführt hat, nicht übergangen werden, und ist auch leider zu bemerken, daß dieselben rotz der Ausgebote Ihrer Maj. der Königin von Großbritta-nien, und trotz der galanten Versicherungen Mchmcd Ali's, jährlich, obschon nach Umständen mit verschiedenem Erfolge, bis zur Stunde betrieben werden. Die menschenfreundlichen Versuche Ihrer brittischen Majestät sind daher an einer schrof-fen Klippe gescheitert, und dürften ohne strengere Dcmonstra- V tionen bis in ferne Zukunft nichts als »fromme Wünsche" bleiben. Doch selbst dann, wenn es den Großmächten durch ein ernstliches Einschreiten gelingen würde, diese schändlichen Sclavenjagden einzustellen, und dem Sclavenhandel in den ägyptischen Dominien ein Ende zu machen; selbst dann, wenn kein geldgieriger Menschenmäckler in den Negerlandcrn erscheint, um von den Aeltern ihre Kinder, von Brüdern ihre Schwestern um Spielzeug u. dgl. einzuhandeln, oder harmlose Knaben und Mädchen, die ihre Heerden weiden, oder arglos ihrer Feldarbeit obliegen, diebisch wegzurauben: selbst dann wird dieses Ungeheuer von Menschencntehrung nicht von der Erde vertilgt werden. Die Sclaverci kann in ihrem heimathlichen Horste durch keine Verordnungen aufgehoben werden. Diese Aufhebung kann nur auf dcm Wege der Belehrung und Ueberzeugung herbeigeführt werden, und dieß nach und nach herbeizuführen, ist die jedenfalls schwierige Aufgabe der Mist sion, eine Aufgabe, die ohne dieser sicherlich nicht erreicht werden kann. Der Missionär wird stufenweise an der Veredlung dieser vernachlässigten Natursöhne arbeiten, die Rohheit ihrer Sitten nur nach und nach abschaben, ihre heftigen Leidenschaften nur allmählig bändigen, den zwischen nachbarlichen Stammen wüthenden Haß ausrotten, und die im nichtvermeid-lichen Kriege rasende Grausamkeit mildern müssen. Vor Allem muffen aber den Negern wenigstens allgemeine Begriffe über Menschenwürde beigebracht werden; denn nur dann erst wird das Ungeheuer der Sclaverei zu Grabe gelegt werden." *) Damit jedoch die Mission diese große selbstgewahlte Aufgabe möglichst zu rcalisiren vermöge, bedarf sie der kräftigsten Unterstützung; eine Unterstützung, die nicht bloß von Privaten ausgehen kann, sondern die Aufmerksamkeit der Regierung im hohen Grade auf sich ziehen sollte. Vorzüglich dürfte der wegen seiner großartigen und wohlthätigen Schö- *) Wortc bcS hochw. Hcrm Mxcral - Vikars. pfungen so sehr gerühmte und geachtete Minister des Handels, Sc. Excellenz Carl Freiherr von Brück, diesen Gegenstand seiner speciellen Beachtung würdigen. Mit wahrem Vergnügen lasen wir auch in einer vor nicht langer Zeit erschienenen Broschüre*) diese wichtige Stelle: »Aber nicht bloß auf die Nordküste von Afrika, sondern auch tiefer hinab und in das Innere dieses großen Weltthei-les sind Bruck's Blicke gerichtet, um den österreichischen Handel auszudehnen und den österreichischen Fabrikatm einen vergrößerten Markt zu verschaffen. Hier bietet sich insbesondere die große Ländermasse des H u ll ll n dar, welche, allßer Gold, Kupfer, .Thierhauten und Fellen einen solchen Uebcrfluß an Gummi, Baumrinden, Senna, Elfenbein, Straußenfedern und Ebenholz liefert, daß fast ganz Europa mit diesem Bedarf versehen werden mag, und wohin seit Aufhebung der Handelsund Gewerbsmonopole in Aegyptcn der Handel ungehindert betrieben werden kann. Dazu ist besonders Oesterreich durch seine Häfen am adriatischen Meere, dmch seinen ohnehm so lebhaften Verkehr mit Alexandrien, und durch den Umstand befähigt, daß es sowohl die dort begehrten Manufactur-Erzeug-niffe'*) besitzt, als daß die österreichischen Marien-Thcresien-Thaler daselbst eine allgemeine gangbare Münze sind. Auch können von 8nänn aus Handels-Unternehmungen mit den benachbarten freien Negerstämmen und in das tiefere Innere von Afrika leicht eingeleitet werden. Damit die österreichischen Kaufleute zu Speculationen nach dem entfernten ^lul»» immer *) „Die Männer der Gegenwart," Nmc Folge IV. Carl Freiherr Von Vruck. — Leipzig, <Üa5>,l)iic)l)1t: und Ncmmelmann 1850. *5) Namentlich böhmische Glaswarcn, vcne ti antschc Glasperlen, geringere Leinen- und Wollwaren, Waffen, Gisenplatten. Metalldrath. Ans Deutschland gehen insbesondere Nürnberger Spiel fachen und Bernstein dahin. Ucbrigcns geHort der Boden in den Ländern des Süden zum fruchtbarsten der Welt, und ist zur Hrrvorbringnng »on Zucker, Kaffch, In-diqo, Baumwolle und anderer Colonialproducte wohlgeeignet, bietet sonach auch hierin dem Handel und der Industrie l5uropa'ö große Aussichten. VII mehr und mehr ermuthigt werden, war die Aufstellung eines österreichischen Consulates dazu unerläßlich, und Se. Majestät genehmigten den bezüglichen Antrag des Herrn Handelsministers. Zum Sitze des Consulates wurde Oll a r tu m gewählt, welches am Zusammenflüsse des blauen und weißen Flusses liegt, von denen jeder bei dieser Stadt so mächtig ist, daß er mit den größten Segelbarken befahren werden kann. lDillir-wm ist die Hauptstadt ^snaar's, die Residenz des türkischen Statthalters in Oft-8llä»n, hat ein sehr gesundes Klima, und steht durch jene beiden Flüsse mit Central-Afrika und Abyssinien, durch Karavancnstraßen mit den Hauptorten Kor-dofans, DimFoIli«, des Königreichs ^i^r« und mit andern Ländern in Verbindung. Das Consulat von (>iiai-tmn ist dem österreichischen General-Consulate zu Alexandrien untergeordnet. Sollen diese Ideen mehr als Projecte verbleiben, d. h. sollen sie in Wirklichkeit in's Leben treten, so ist, als der Grundstein hierzu, die Mission von Central-Afrika zu betrachten, und ich glaube den ausgesprochenen Wunsch zur Unterstützung derselben nochmals wiederholen zu müssen. Eine der ersten und nothwendigsten Bedingungen ist die, daß das Haupt der Mission, der hochwürdige Herr General-Vikar l)l-. Ignaz Knob lecher in eine von den Türken minder abhängige Stellung, vorzüglich bei seinen noch vorzunehmenden Expeditionen in das tiefere Innere des Landes, versetzt werde. Zu diesem Zwecke ist der Herr General-Vikar gesonnen, sich eigene Segelbarken anzuschaffen, um auf diese Weise nicht auf die jährlichen Expeditionen beschränkt zu seyn. Ueberdieß sind die Türken wegen ihrer, bei den jährlichen Expeditionen verübten Grausamkeiten von vielen Negerstämmen gehaßt und gefürchtet, und eine selbstständige Expedition würde sicherlich bei den Eingebornen eine willkommenere Aufnahmefinden. Ein zweiter Plan des Hrn. General-Wicars geht dahin, Knaben von verschiedenen Negerstämmen anzukaufen, in (^liar-tllm cine Art Collegium zu organisiren, wo die armen Jungen, nebst der religiösen Ausbildung und Veredlung, auch mit ver« schiedenen Handwerken der civilisirten Völker, so wie mit allgemeinen Grundbegriffen in der Landwirthschaft, im Feldbau u. s. w. bekannt gemacht würden. Haben diese Zöglinge im Verlaufe einiger Jahre eine für ihre beschränkteren Zwecke genügende Ausbildung erhalten, so kehren sie zu ihren Stämmen zurück, unterweisen ihre Stammgenoffen, leiten sie nach und nach auf die Pfade der Civilisation, werden Beglücker ihrer Brüder, und Verbreiter der Aufklärung und Humanität. — Wer kann die segensreichen, wahrhaft unberechenbaren geistigen und materiellen Folgen einer derart systematisch auf dem großen Felde der Civilisation fortschreitenden Mission auch nur annäherungsweise bestimmen! Doch vor Allem thut kräftige Unterstützung Noth, und der Herr wird den Aposteln seinen Segen verleihen, damit sie gleich Sternen die finstere Nacht des Geistes jener Armen erleuchten. Mögen die Leser durch milde Spenden dieses große, segensreiche Werk fördern! Laibach am 1». October 1850. Vr V F. Klnn. bereits im Jahre 1846 wurde von Sr. Heiligkeit Gregor XVI. ein apostolisches Vikariat in Ccntral-Afrika errichtet. Verschiedene eingctn'ttnc Hindernisse verzögerten jedoch die Ankunft des Provikars mit seinen Begleitern in Khartum, der Hauptstadt von Nigritien, wo sie erst im Februar 1848 anlangten. Der Provikar, der rühmlich bekannte 1'utui- I^IIa, kam bedeutend ertrankt in (5har-tum an, da er die ganze Neise hindurch an einer Diffcntme litt, und an deren Folgcn cr leider am 17. Juni desselben Jahres starb, ohne die Befriedigung zu genießen, die ungläubigen Stämme der Schwarzen gesehen zu haben, welche außcr des ägyptischen Bereiches liegen und den Hauptgegcnstand des Vikariates bilden sollten. Durch den Ankauf eines eben nicht kleinen Hauses und Gartens hatte er noch das Vergnügen, die Mission in Chartum begründet zu sehen; eine Mission, die wegen ihrer Lage zum Sitze des apostolischen Vikars bestimmt zu seyn scheint. Auch erlebte er noch eine kleine Frucht in der Versammlung einiger christlichen Waisen, welche ohne dieser Gründung keine christliche Erziehung hätten genießen können. Vor seinem Hinscheiden übertrug der Provikar seine Vollmachten dem l)l-. IgnazKnoblecher, ehemaligen Zöglinge der Propaganda, welcher von derselben spater auch als Vikar ernannt wurde. Dieser sah es alsbald ein, daß, um zum Hauptziele zu gelangen, kraftige finanzielle Hilfsmittel, sowie eine größere Anzahl von Mit-ardeitern nöthig sey. Er schrieb dießfalls mehrere sehr warme Briefe an die Propaganda in Nom, von der er jedoch, wegen der obwaltenden politischen Umwälzungen, kaum soviel erhalten konnte, als zur Fristung des Lebens und zum Unterhalt zweier Priester nebst einem Laienbruder unentbehrlich war; weßhalb bis zum October l849 an ein weiteres Vordringen nicht einmal zu denken war. Der leichteste Weg, um zu den spater genannten schwarzen Völkerstämmen zu gelangen, ist der auf dem weißen Flusse (Lal»i> ei äbiaä), welcher 1 2 sich bei Chartum mit dem blauen (8»nr sl H8r»k) vereinigt und den großen Nil bildet Die Regelmäßigkeit der Winde, die in einem Semester vom Norden, und im andern vom Süden wehen, sowie das periodische Wachsen und Fallen der Gewässer sind die Ursache, daß man bloß im November die Fahrt auf demselben unternimmt, um unter die Schwarzen zu gelangen. Um diese Zeit fahren die Schiffe von Chartum ab, welche der General-Gouverneur zum Einkaufe von Elephantenzähnen und andern Waren hinabschickt. Im Oktober desselben Jahres war der Missionär I)i>. ^li^ßlu» Vin'l»^i' befahren. Diese Schiffe sind jedoch viel schwerfälliger, als die man in Aeqyptcn baut, da sie aus dem Hunt-Holze, das aus dem südlich gelegenen Gebiete der »cllilluk, gebracht wird, verfertigt werden. Unsere Expedition war fast den ganzen Tag beschäftigt, theils die letzten Provisionen an Bord zu nehmen, theils das noch Fehlerhafte an Tauwerk, Segeltückern und Rudern in gehörigen Stand zu setzen. Die früher zurückgebliebenen Schisse kamen uns hier nach, und brachten uns die Nachricht von 2 Arabern, daß die 6cl>ill>i!i in 40 Kal),ien sich den Arabern genähert, um Vieh u. dgl. wegzustehlen. Der Commandant der Schiffs« Mannschaft läßt die Schiffe näher an einander rücken, um gegen einen Anfall in Bereitschaft zu seyn. In der Nacht wurden wir durch einen fürchterlichen Lärm aus dem Schlafe erweckt. Einige Schiffer und Soldaten stiegen an's Land. Auf ein Mal erblickte man hochaufschlagende Flammen; bald darauf erscheint bei dem Schiffe der Missionäre ein armer Knabe, von beiläufig 6 Jahren, mit schmerzlichem Wehgeschrei, vom Kopse bis zu den Füßen fast gebraten. Der Missionar 35inco wusch ihn mit einem wohlthuenden Waffer, und als am andern Morgen der Vater zum Schisse kam, berichtete er, daß sich das Kind bereits besser befände; vn der Nückkehr hingegen erfuhr man, daß der kleine Unglückliche wenige Tage nach unserer Abfahrt gestorben sei. Der Urheber dieses Brandes und des Mordes war ein Soldat, welcher bloß zu seiner Unterhaltung jene Hütte, in welcher der arme Knabe schlief, in Brand gesteckt hatte. Man kümmerte sich 5 um diese empörende Grausamkeit nicht mehr, als ob der Soldat allenfalls ein Huhn gebraten hätte! Als sich bei der Rückkehr die Schiffe dem Lande näherten, und der Anführer der Expedition erfuhr die Bewohner hätten beim neucn Gouverneur in Ckartum Klage darüber geführt, hielt er es für gerathen, feinen glücken zu decken, und über den Soldaten eine Strafe zu verhängen. Die Gegend war hier an ven beiden Ufern in dem Maße von Landthicren und Vögeln mchr bevölkert, als sich der Mensch in derselben weniger aufbält. Die Assen liefen zwischen Vögeln am Ufer auf und ab, und spielten an den dornenreichen Bäumen mit einander. Schaarcn von Vögeln, besonders Wasservögel, sammelten sich am sandigen Strande, und schienen uns mit ihrem Geschrei begrüßen zu wollen, als wir dei ihnen vorbeifuhren. Am 18. traten wir in die einsamen, aber erhabenen Regionen des weißen Stromes, der sich, dichtbewachscne Inseln umschäumend, cmporwälzt. Die Ufer sind tausendjährige Urwälder, die, wie auch die Inseln, mit ihren schirmartigen Bäumen knapp aus dem Strome heraussteigen, und mit Tausenden von prächtigen Vögeln, geschmeidigen Affen u. dgl. bewohnt sind, indeß in den Krümmungen des Stromes die gewaltigen Nilpferde in Menge hausen, und die Vor-überfahrenden mit Schnarchen begrüßen, indem sie Kopf und Nucken aus dem Wasser emporheben, und brim platzenden Niedertauchen eine Menge Wasser in die Höhe spritzen. Den nächsten Tag erhob sich um l Uhr Mittags ein heftiger Wirbelwind, der alle Schiffe umzustürzen drohte, und den mittleren Mastbaum in der Wurzel abriß. Wir landeten allsogleich am rechten Ufer, die Zimmerleute machten sich ans Werk, hieben einen Baum um und zimmerten einen neuen Mast, da der frühere nicht mehr zu brauchen war. — Hier hörten wir auch Frösche mit schlagender Stimme. — Während man auf den Schiffen mit dem Ausbessern der Scgelstangen beschäftigt war, stieg ich mit einigen Begleitern an's Land. Diese Insel könnte man mit einem schönen Haine ver» gleichen, der rings mit Waffcr umgeben ist, dazwischen Canäle und Teiche; im Innern derselben ist der von Gänsen, Störchen, Ibis-vögeln u. s. w. wimmelnde Boden mit hohem Grase bedeckt. Wir erblickten Fußtritte in dem getrockneten Boden, und als wir gegen den nördlichen Theil der Insel uns wendeten, sahen wir enge Fußsteige, die sich in verschiedenen Richtungen kreuzten. Wir trafen hierauf ein gänzlich verlassenes Dorf, und die noch brennen» den Feuer konnten als Beweis dienen, daß die Bewohner in diesem Augenblicke geflohen sein mußten. Die Hütten waren sehr klein, aus Diil-u - Stängeln gebaut, und mit einer Thür aus der nämlichen Materie zugelehnt. Vor jeder Hütte war ein kleiner niedlicher Naum, schön rein und mit einem pöllerartigen Kruge, tief in den Boden gesenkt, versehen, wo sie verschiedene Fruchttörncr reinigen und zerstoßen, um daraus die Speisen zu bereiten. Die Ncger hatten bci ihrer Flucht alle ihre Geräthschaften in den Hütten gelassen. Die Schisssleute, die mich begleiteten, begannen in die Häuser zu dringen und die armseligen Gerathschastm zu rauben; Einer aus ihnen, da» mit noch nicht zufrieden, zerbrach aus boshaftem Muthwillen einen Krug aus Lehm. Bei diesem Lärmen lief der Vikar hinzu, bestraste den Böswilligen auf der Stelle, und zog dann alle aus dem Dorfe hinaus. Es ist sich durchaus nicht zu wundern, wenn die Neger allen Weißen in so hohem Grade abhold sind, da sie von Letzteren nnt wahrhaft thierischer Grausamkeit behandelt werden, so daß sie es für besser halten müssen, im Kriege mit den feindlichen Thieren von der Jagd zu leben, als den Bodcn zu bebauen und die mühsam erworbene Frucht Andern überlassen zu müssm, oder durch ihren Wohl? stand vielleicht noch mehr raudsüchtige Habgier herbeizulocken. Wie bald würden diese sogenannten wilden Neger anders werden, wenn sie menschlicher behandelt würdm. — Die Insel Omlallam ist eine kleine, sehr niedliche Insel, dicht mit hohen Mimosen bewachsen, und rings um die Insel zieht sich wie ein bunter Teppich eine Menge von den üppigsten Wasser- und Schlingpflanzen herum. Hier sahen wir auch die ersten phönixartigen Vögel. Am 21. erHoden sich vor unseren Augen die schönsten Inselgruppen, die am Strande von den blühendsten Schlingpflanzen ein' geschlossen sind. Die Landschaft wird stets anziehender. Der mächtige Strom erweitert sein Bett und umschlingt die Menge Eilande, die in üppigster Vegetation prangen. Grüne Wasser- und Schlingpflanzen bilden zwischen den im Wasser wachsenden Sträuchern undurchdringliche Wälle, zwischen denen sich bloß die zerstreut wohnenden Insulaner mid die Nilpferde, die des Nachts auf die Weide ziehen, enge, schlangelnde Wege gebahnt haben. In der Mitte dieser Wälle erheben sich die schattenreichen Mimosen, welche die Eilande vor 7 den brennenden Sonnenstrahlen schützen, und in dunkler Dämmerung angenehme Kühle gewähren, wo Affen, Vögel und Neger der Ruhe genießen. Die Endpuncte der Inseln sind mit dem frischesten Grün eingesäumt; — es sind wahrhaft paradiesische Landschaften. Den nächsten Tag bekam die Gegend einen andern Charakter. Die Eilande fangen an, mit Schilfrohr und dem Gebüsche des Schwimm-holzes (äml)i»v) bedeckt zu seyn. Die prächtigen Urwälder von Mi-mosen engen nicht mehr das Flußbett ein, ein weiter Anblick öffnet sich. Schilfgras wa'chH an bedeutenden Strecken längs der beiden Ufer stromeinwärts, und die doppelte Neihc von Bäumen, die sich theils einzeln, theils gruppenweise über die niedern Gebüsche erheben, zeichnen die doppelte Grälizlinie zwischen dem Strombttte und dem festen Lande. Die Bänme sind theils Tamarinden, theils is^eu-ln o i'«N) theils andere uns unbekannte, doch größtentheils fruchttragend. Am 23. erblickten wir gegen Westen einen kegelförmigen Berg in blauer Ferne, und drei andere in der Richtung von Südsüdost in noch größerer Entfernung, die sich von Osten gegen Westen gegen den Strom hinzogen. Diese Berge bezeichnen die nördliche Gränze der Vinka-Ncger am rechten Ufer des Flusses, indessen das linke noch immer zum Gebiete gerechnet wird, das die wandernden Araber in der trockenen Jahreszeit mit ihren zahlreichen Heerdendurchziehen. In der Mittagshitzc landeten wir am rechten Ufer, nahe dem westlichen Ende des Berges »ynmnr, den ich bestieg. Ungeheure Fels.-blocke sind über einander gethürmt, in den Zwischenräumen wachst hohes Gras und andere Pflanzen. Das Ersteigen desselben ist sehr beschwerlich, und wir fanden in den grasreichen Fugen kein einziges Thierchen. Die Sonnenhitze verjagt jedes lebende Wesen von der erhitzten Felsenmasse. Wir selbst athmeten kaum vor der Hitze, die über unseren Köpfen brannte, und die von den Felsen zu einer siedenden Temperatur emporstieg. Die Aussicht aus demselben gleicht der auf «inem Felsenriffe mitten im Meere. Mit Ausnahme der zwei in der Nähe stehenden Berge und einer kurzen Bergkette, die sich in SSO. in kaum bemerkbarer Hohe über den Horizont erhebt, ist dieser kreisförmig. Nach allen Seiten hin findet das Auge keinen Ruheplmct. Ucberall eine gleichförmige Ebene von Mimosen, die neben dem blauen Firmament dunkel erscheinen. Die Ebene durch.-schneidet der mächtige Strom, der aus SSW. herkommt. Längs des Randes sind die Bäume höher und kräftiger, und an vielen Puncten 8 sah man Rauchsäulen am Gestade emporsteigen, die den Eingebornen die Annäherung der Expedition verkünden, worauf sie sich in's Innere mit all ihrer Habe zurückziehen. Die Hitze, die am Berge herrscht, die Stille der Natur, der Anblick über die unermeßliche Ebene, die trotzdem, daß sie von eincin der segenreichsten Flüsse der Erde durch-'' strömt wird, durch keine Ortschaften den Wanderer erfreut, macht das Herz beklommen! — Das Herabsteia/n war n^ch viel mühsamer; wir mußten wegen der glatten Felsen die Schuhe ausziehen, lind da schien es, als ub man über glühende Kohlen wandelte. Am Fuße des Berges glücklich angelangt, eilten wir, um zu dem Schiffe zu kommen, da bereits das Zeichen zum Alttbruche gegeben war. Am nächsten Tage begegneten wir eincl Menge von grünen Schilsinseln, die uns entgegen schwammen. Sie müssen entweder von der Strömung fortgerissen, oder von Elephanten und Nilpferden vom Boden losgetrennt worden seyn. Auf manchen derselben saßen weiße Reiher, die gelassen daher segelten, bei der Annäherung der Schiffe ihre Köpfe fast neugierig erhoben und gemächlich vorbeifuhren. So fuhren wir diesen und den darauf folgenden Tag zwischen dem in üppiger Vegetation prangenden Nilgestade. Der Horizont war bald von den riesenartigen Tamarinden-Gaumen, die, in ihrer Gesammtform von der Ferne gesehen, an unsere alten Linden erinnern, verenget; bald erweiterte er sich in die unermeßliche Savanne, wie auf unbegränzter See. Die Luftspiegelungen ließen uns täuschende Bilder von Bäumen und andern Gestalten den Fkiß heran» kommen, die sich ebenso schnell entfernten und durch andere Bilder ersetzt wurden. — In geringer Entfernung erblickten wir den Berg '1'6t» tun. Am 27. November kamen wir zu den festen Wohnplätzen der Schilluk - Neger. Außer den Inseln» zwischen den Dmka und den Ba» kara, bewohnen die Schilink auch das linke Ufer bis zu jenem See, in welchem sich der aus dem Westen kommende weiße Fluß sammelt. Man sagt, sie bewohnen sieben Tausend Dörfer, und man bemerkt, wenn man am Flusse hinabfährt, in der That deren viele und große, die meisten nahe an einander gelegen. Sie sind, als Wilde, gute Ackerbauer und Hirten, und nähern sich am meisten unter Allen der Civilisation. So große und so schöne Felder, als die dcr Schilluk, sieht man nirgends längs des Flusses. Die bauen Fisolen, Sesam (das Si° 9 samkraut) und vor Allem Dm'a (eine Art der ssl'amin.-^«» K^acissl-in») an, welch'letztere Frucht als Hauptnahrung in Afrika angesehen werden k^inn. Daraus werden Brot, sowie andere Spcisen bereitet; aus dieser Frucht machen sie die IVl^i-!.^,, ein berauschendes Getränk, das in Masse genossen wird. Diese Art der vas die Zahl 17,500.000 Unterthanen geben würde, wenn die obangegebene Zahl von 7000 Dörfern richtig ware, was aber auf jeden Fall übertrieben seyn muß. Man ist übrigens mit der Statistik der Schilluk-Neger wenig bekannt, um ihre Zahl nur einigermaßen angeben zu können. Man sieht nur längs dem Strome durch mehr als einen Breitengrad sehr ansehnliche Ortschaften dicht neben einander am linken Ufer hin. Man ver« sichert zwar dasselbe von den vom Flusse entfernteren Strecken. Um daher ein mögliches Urtheil über diesen Stamm zu fällen, kann man sie zu einer Zahl von 1—3 Millionen anschlagen. Den folgenden Tag hielten wir in VVü vv an. Dieß ist eine große Ortschaft, und man gewahrte hier weder Mißtrauen noch Furcht; denn während am vergangenen Tage nur starke und bewaffnete Männer beim Handel erschienen waren, kamen hier Leute jeden Alters und beiderlei Geschlechtes herzu. Wir waren sehr erstaunt, daß Frauen und Mädchen ganz rein und sittsam bekleidet waren, indessen die Männer und Knaben, vom ältesten bis zum jüngsten, ganz nackt und mit Asche grau und löth-lich über alle Theile des Körpers bestreut, hin- und herzogen. Das weibliche Geschlecht hat kurze Vortücher mit einem Schafpelze, das ihnen über einer Schulter zusammen geheftet, über den Leib bis zu den Knien heradleicht. — Die Körper-Constitution dieser Leute, ll obschon sie für die Hohe etwas unproportional scheint, da sie sehr schlank sind. ist doch trefflich entwickelt. Sie sind sehr leicht gebaut, und wie alle Wilden zum Laufen geeignet, In Betreff der Mora-litä't sind diese Leute nicht so rückwärts, als man denn ersten Anblicke annehmen würde. Der Todtschlag wild durch ein Urtheil von Seite des Königs bestrast. Der Ehebruch ist unter ihnen etwas höchst Seltenes, und wird, wenn beide Theile sich nicht durch die Flucht gerettet haben, mit dem Tode bestraft. Die Männer nehmen sich, nach Ver-mögensumständen, eine bis sechs Frauen, welche abgesondert in ihren Hütten wohnen, Tabak rauchen und ihre häuslichen Arbeiten ver-richten; indeß die Männer ihre Heerden weiden, auf den Fischfang und die Jagd ausgehen, und im Allgemeinen den größeren Theil des Jahres außer dem Hause zubringen. Bei diesen Wilden versah sich die Expedition mit Fleisch, Geflügel und Hülsensrüchten. Man findet dortlands zwcir auch Elephanten; aber alle Zähne derselben müssen dem Könige übergeben werden, welcher sie hierauf den im Innern reisenden Handelsleuten verkauft. Dieser König ist der einzige unter den Häuptlingen der Wilden, welcher eine gewisse Auszeichnung sich vorbehält, während alle übrigen keinen Unterschied zwischen sich und dem Volke machen. Am 2. December fuhren wir den ganzen Vormittag bei um-wölktem Himmel. Die Ufer stellen eine niedere, weit ausgedehnte Fläche dar, wo das Wasser nur langsam fortrinnt, und das Regen« wasscr einen bedeutenden Theil des Jahres stagnirt. Der Strom zertheilt sich in mehrere Aeste, von denen die meisten mit den üppigsten Graminaceen überdeckt sind, die in der trockenen Jahreszeit den Heerdrn der Schilluk als fette Weideplätze dienen. Nach drei Uhr Nachmittags erreichten wir die Mündung des 8ovvliät, der quer von der Halbinsel von 86N2a!- über das Gebiet der Dinka in den weißen Fluß sich ergießt. DieBrcite des 8cinl,nt beträgt ungefähr eine Meile vor seiner Einmündung in den weißen Nil 100 Meter. Dieser nördlichste Nebenfluß des weißen Nil's gibt Letzterem einen guten Geschmack. Am 3. erblickten wir eine Heerd« Giraffen in einem blätterlosen Mimosenwalde, die ihre Hälse hoch über die Bäume erhoben; und dann 18 Elephanten, die sich gemüthlich im hohen Grase unterhielten. Beim Anblicke der Schiffe hoben sie ihre Rüffel in die Höhe und spritzten Wasser in die Luft, während sie mit ihren weiten Ohren 12 klaften. Eine Anzahl von weißen Reihern saßen ihnen aufdem Kopf und Rücken. — Das Strombett war hicr breiter als gewöhnlich, „nd zum Theile mit hohem Grase bedeckt. Am linken User zog sich auch heute die Rclhe der Schilluk-Ortschaften unter schönen Gruppen von riesenhaften geasteten Palmen, spater ohne allen Schatten, dahin. Auch bemerkten wir in gerader südlicher Richtung eine», Berg, der viele Spitzen am Nucken hatte. Auf diese Art wurde die Ncise bis zum 4. December fortgesetzt, und an mehreren Orten Einkäufe auf die früher genannte Weise besorgt. An diesem Tage ader endeten die Ortschaften der Schilluk am Ufcr. Die Schilluk sind sehr geschickte, kräftige Jäger und Fischer, die ihre engen, langen und leichten Kähne mit bewunderungswürdiger Gewandtheit handhaben, sich deren beider Jagd der Nilpferde bedienen, und bringen sie auf dem Nucken in ihre nicht selten entfernten Wohnungen. Die Sklaven, die von diesem Stamme nach Chart um und nach Nubien kommen, werben für dumm gehalten, und nur zu groben Arbeiten verwendet. Die Schilluk verkaufen nie ihre Angehörigen, und jene, welche im Handel vorkommen, sind arme Gefangene, die den Ij»K»i^ oder den »mka in die Hände sielen. Auch wird den Schilluk Faulheit und ein besonderer Hang zum Stehlen vorgeworfen. Kann aber wohl ein ganzer Stamm mit einem solchen Rufe gebrandmarkt werden? Zudem ist der Sklave im fremden Lande nie das, was der freie Neger in seiner Heimath ist. Die Einigkeit und politische Verbindung unter einem Könige, der sie durch eigene Ortsvorsteher, deren Deputirte sich alle 3 Wochen bei ihm versammeln, regiert, macht sie stark und den Feinden fürchterlich. Das Ufer ist hier mit sehr hohem und dichtem Grase bewachsen, welches so tief in den Fluß hineinwachst, daß man das Ufer gar nicht besteigen kann. Dieses Gras bedeckt die beiden Ufer ohne Unterbrechung von 9" 26^ bis 6" 50^, d.i. den äußersten Süden der Schilluk, den ganzen der No<5.r, und die Hälfte jenes der Kyk. Es ist überaus dicht, hat ost anderthalb Mannshöhen, und scheint aus den ersten Anblick weich; doch überzeugte sich einer der Missionäre bald des Gegentheils. Er betrachtete einen Stängcl in der Nähe, fühlte aber bald einen scharfen Stich, und sah fast die ganze Hand mit ganz kleinen Stacheln bedeckt. Bei genauer Besichtigung ergab es sich, daß der Stiel und die Adern dieser Pflanze üppig damit besetzt waren. Sie ist aber zugleich ein doppelter Beweis der Vorsehung, indcm sie einerseits als Schutzmauer für die I» Wilden gegen Anfälle vom Uftr aus dient, andererseits aber dienen die Körner in Ermanglung anderer Speisen als Nahrungsmittel. — Den nächsten Tag passirten wir bei günstigem Winde den See, von den Bakara der Gazzellen-See (Lall»,- «l <-»xlll) genannt. Er war damals wegen des außerordentlich niederen Wasserstandes sehr klein, und man konnte wlgen des großen Glases nicht cininal die Mündung dcs Flusses, der von Westen dem Hauptarme des weißen Flusses zustießt, gewahr werden. Aus dem See wieder in die Strömung des Flusses gekommen, fand man das Bctt dcs Ufers sehr enge, theils wegen des oberwähnten Grases, theils wegen der häufigen Zelthti-Ilmgcn in viele Kanäle, welche hierdurch unzählige Inseln bilden, von denen sehr viele nur die W^sscrhöhe erreichen und von dieser bedeckt sind. Der Fluß strömt in dieser Strecke durch tausend Krümmungen, so daß häufig die hinteren, gegen Süden lausenden Schiffe dic vordern schon nordwärts zusteuern sahen. Bn hohem Wasserstande müssen jedoch vicle dieser Krümmungen wegen des niederen Bodens verschwinden. Zu einer solchen Zeit muß dieser wahrlich außergewöhnliche Fluß in einem großen Theile seines Laufes das Bild eines weiten, uferlosen Meeres bieten; denn da bildet sich aus der Unzahl von niedern Landstrichen, Inseln, Kanälen, den vielen Seen, den sehr vielen großartigen Teichen nur ein einziges Ganze! Es ist übersiüßig zu erwähnen, daß jene große Menge von Wasserpflanzen und Sümpfen in einem so heißen Klima sowohl die Luft als das Wasser ungcmein verderben, und daß in diesen Gegenden die Fieber besonders vorwalten. Auch kann man es sich leicht vorstellen, daß eg hier eine Unzahl von Insekten gebe; aber die Men. ge derselben wird nur derjenige beurtheilen können, der Augenzeuge davon gewesen. Kaum verschwinden die letzten Strahlen der Sonne, so wird man gewahr, daß die ganze Atmosphäre von Gölsen übel-füllt zu seyn scheint; und wohl muß es Jeder bedauern, der sich nicht allfogleich hinter den gegen den Zudrang dieser Insekten errichteten Vorhang flüchtet, und jcden Zugang sorgfältig verschließet. Auch leidet man viel von den Verfolgungen einer gewissen Art von Fliegen, welche bei Sonnenaufgang den Gölsen folgen. Diese Fliege ist beiläufig'zwei Mal so groß als die sogenannte Noßfiiege, und das Blut stießt tropfcnweis, wenn man von derselben gestochen wird. Diese höchst unglücklichen Ufer, die man für menschliche Wesen unbewohnbar halten müßte, sind nichts destowemger von Wilden 14 bewohnt, welche woör heißen. Es ist zwar allerdings wahr, daß sich ihre Wohnungen in einiger Entfernung vom Ufer besiliden; sie schet? nen aber auch im Uedrigcn weniger gesellig als andere Wilde zu seyn, indem wir gar kein Dorf, sondern nur hier und da in mäßigen Entfernungen zerstreute einzelne Hütten sahen. In früheren Erve. ditlonen erhielt man von ihnen Elephantenzähne; da jedoch die Türken mehrere Räubereien begangen, nähert sich keiner von diesen Wilden mehr den Schiffen. Sie sprechen dieselbe Sprache, wie die Schil-luk, sowie sich derselben auch die Kyk, die Eli ab und die Bor bedienen. Am 10. Dezember verließen wir das Gebiet der No«r, und betraten jenes der Kyk. Dieses Volk scheint fast bloß von der Fischerei zu leben; ihre Dörfer sind klein, elend ihre Hütten, und als Folge ihrer Beschäftigung verbreitet sich fast ül'erall ein fast uner-träglicher Gestank. Sobald sich die Expedition einem Dorfe nähert, so fliehen die Fischerschiffe, überfüllt von jungen Frauen, Knaben und Mädchen, wie der Blitz, um stch in irgend einem der nächsten Dörfer zu verbergen. Der Grund dieser Furcht liegt darin, daß die Türken hier Knaben und Mädchen zu rauben pflegen, um sie entweder als Sclaven zu behalten, oder in Ehartum zu verkaufen. Dessungeacbtet setzt dieses Volk seinen Tauschhandel mit Ele-phantenzähnen fort. Dießmal jedoch fand man sehr wenig Zähne, sowie auch eine nur sehr geringe Anzahl von Einwohnern, besonders aus den ersteren Dörfern, erschienen war. Als man um die Ursache dieses Mangels fragte, erfuhr man, daß ein l)o^i„l- (ein Wahrsager) im Lande herumging, und seinen Stammgenoffen verbot, Elephantenzähnc der Expedition zu bringen; ja er bedrohte Jeden mit dem Tode, der es wagen würde, dasGe» bot zu übertreten, oder mit den Türken auch nur zu sprechen. Nachdem man dieses, sowie auch den nicht weit entfernten Wohnsitz des (^mr erfahren hatte, beriethen sich die Anführer der Schisse, ob man sich nicht desselben bemächtigen, und ob man List oder Gewalt hiezu anwenden sollte. Alle Stimmen waren für j a, ausgenommen jene des Vikars, der schon vermöge seines Standes ein Feind alles Blutvergießens, was in einem solchen Falle unausbleiblich war, sich dagegen aussprach. Uebrigens fand es der Vikar ganz natürlich, daß einer aus den Wilden bei seinen Landsleuten sich verwendete, jede Verbindung mit den Türken abzubrechen, nachdem von Letzteren B5 in den vergangenen Jahren so viele Nä'ubercien und Grausamkeiten verübt waren. Für dießmal gaben die Schiffsführer dem Wunsche des Vikars nach, indem es ihnen für ihre anderweitigen Absichten zu wichtig schien, sich ihm folgsam zu bezeigen.— Nun wurde die Reise fortgesetzt, und am 13. landeten die Schisse bei einem Dorfe, wo man dem l)a^il,s weniger Glauben geschenkt hatte, und wo man ei^ nige Elcphanlenzähne erhielt; doch dauerte der Mangel an selben bis zum Dorfe Angw^n, welches wir am 22. December erreichten. Angwün ist ein kleines Dörfchen zwischen dem Flusse und einem See. Die Hütten der Eingebornen sind elend, kein Baum erhebt sich in der ganzen Ortschaft. Die Phisiognomie ist gemildert, sie scheinen nicht so dumm zu seyn, als die bloß unter Bäumen lebenden Neger. Hier bekamen wir den 8nl,«l) zuerst zu Gesichte; es ist dieß eine sehr kleine Erdäpfel-Gattung, wovon sich die Neger nähren. Die Haut ist röthlich und der Geschmack ist wie der unserer Erdäpfel, nur etwas wässerig und säuerlich. Hier ist der Sitz des Häuptlings der Kyk, von dem wir nicht bloß wegen der Freundschaft, die sein Vater stets gegen diese jährli-che Expedition bewiesen, sondern auch deßhalb, weil er feierlich von der Expedition vor zwei Jahren auf seincs Vaters Posten erHoden ward, auf festliche Weise empfangen wurden. Diese ebengenannte Crpedition hatte einen Europäer zum Führer, der, um einerseits die Wilden mehr abhängig zu machen, andererseits aber ihnen eine hohe Idee von der Macht der civilisitten Nationen beizubringen, die Gelegenheit, daß ihr Anführer kurz vorher in einem Kampfe getödtet wurde, wohl zu benutzen wußte. Es wurde eine möglichst zahlreiche Versammlung der Wilden zusammenberufen, und unter Kanonendonner wurde die Ernennung des Sohnes zum Häuptlinge der Kyk verkündet; zugleich wurden von einem großen Blatte Papier die furchtbarsten Drohungen herabgelcscn, wenn irgend Jemand es wagen sollte, bei der Fischerei, der Viehzucht oder auf den Weiden dem Häuptlinge sich zu widersetzen. Diese Scene wurde von den Wilden, und insbesondere von dem Neuerwählten, mit ungeheurem Ern» ste aufgenommen. Trotz dieser großen Festlichkeit aber blieb der Häuptling Jedem aus dem Volke ganz gleichgestellt, ausgenommen einer gewissen Art Achtung, die man eben vor seiner Persönlichkeit und seiner hohen Statur besitzt. 16 Nach der herzlichsten Ausnahme bewies er seine Danbkbarkeit dadurch, daß er sich alle mögliche Mühe gab, Elephantenzähne her-beizu schassen; auch blieb er beim Umtausch der Waren fortwährend zugegen. Gegen Niemanden aber bezeugte er ein so großes Zutrauen, als gegen den ältesten Missionär. Die Augenglaser, die dieser trug, sowie sein langer, fast ganz weißer Bart mußten auf Jenen einen solchen Eindruck gemacht haben. So oft er ihn sah, ging er ihm nach, und ergriff ihn bisweilen bei der Hand; doch konnte kein Ge, sprach unter den Beiden angeknüpft werden, da Einer des Andern Sprache nicht verstand. Der Missionär kehrte auf das Schiff zurück, wohin ihm auch der Häuptling folgte. Nun wurde der aus dem User befindliche Vikar herbeigerufen, welcher sogleich einen Dragoman zu suchen befahl. Unterdessen ergriff Jener bald den Vikar, bald die Missionäre bei der rechten Hand, und küßte sie zu wiederholten Malen. Sobald der Dragoman erschienen, erfuhr man die Ursache dieser außergewöhnlichen Vrfurchtsbezeigungen. Beim Anblicke des Missionärs schwebte nämlich demselben wieder daK Bild eines sehr gefeierten Wahrsagers vor, und er bat, von der gewöhnlichen Sitte der Wilden, welche immer um Schmucksachcn bitten, abgehend, statt um irgend einen Talisman, um Gewährung von vier ftincr Wünsche. Der erste Wunsch war, daß cr viele Kinder erzeugen würde; der zweite, daß alle Jene, welche seinen Vater getödtet und ihn verwundet hatten, sterben würden, (er trug noch eine große Wunde am Kopse, die ihm schon vor drei Monaten mittelst einer Lanze geschlagen wurde, und die einen unerträglichen Gestank verbreitete); der dritte, Daß er bei iedem Zusammentreffen mit seinen Feinden Sieger bleiben würde, und der oictte, daß er ihn von seiner Wunde heilen möge. Der erste Gedanke der Missionäre war jener, den der Haupt' ling zuletzt aussprach, und um den er sich weniger zu kümmern schien. Der Kopf wurde ihm rein ausgewaschen, und über die Wunde ein heilendes Pflaster gelegt, wovon ihm auch soviel gegeben wurde, daß er durch mehrere Tage dasselbe wechseln konnte. Um nicht mchr auf diesen Gegenstand rückkehren zu muffen, erwähne ich nebenbei, daß wir ihn bei unserer Rückkehr vollkommen hergestellt fanden. Da ihn jedoch diese Sache, im Verhältnisse zu den übrigen gestellten Wünschen, am wenigsten zu interessiren schi.n, fand er es auch nicht der Mühe werth, hiesür seinen Dank auszusprechen. !5 Nachdem man obigc Cur am Kopfe vorgenommen, wiederholte er neuerdings seine übrigen Wünsche, und die Missionare waren um eine genügende Antwort in nicht geringer Verlegenheit; dieß umso-mehr, da die geringen Kenntnisse des Häuptlings und des Drago« mans cine überzeugende Belehrung unmöglich machten. Da siel es dem Vikar ein, ihm ein Bildniß der unbefleckten Mutter Gottes zu geben, welches ihm um dcn Hals gehangt wurde, worüber er sich sehr befriedigt zeigte. Auf seine Frag/, ob diese Medaille in vorkommenden Fällen mit ihm sprechen würde, antwortete der Vikar, daß sie ihm in allen seinen Nöthen helfen werde. Bei unserer Rückkehr fanden wir, daß cr den langen und weiten Anzug, mit dem wir ihn bekleidet, abgelegt hatte; dcßungeachtet aber behielt er das Wildniß am Halse. Er begleitete die Erpedition bis an die Gränze des Gebietes der k)k, und durch seine Verwendung erhielt man mehr Elcphanten-zähne, als in den andern Dörfern, obwohl dermal die Ausbeute im Verhältnisse zu andern Jahren geringer war, da die Reden des ^»l, und die Ü6, sind viel geselligere Nationen als die früheren. Sie wohnen in großen Dörfern, haben einen schr großen Viehstand, vorzüglich an Hornvieh; ihr Gemüth ist heiterer, fröhlicher Natur. Auch diese Stämme verbargen ihre Söhne und Töchter, aus Furcht, daß sie ihnen geraubt würden. An Elephantenzähnen erhielt man heuer eine nicht geringere Menge, als in andern Jahren, da jener Nn^im- zu diesen Stämmen nicht gekommen war. '" Im Westen von den N^l^ali und ihnen sprachverwandt, wohnen im Innern die Stämme der I)lii>>«, cl^v», /Uxvöt, N>ja, Maliä»', l.ovv, äl's)!; sie sind mit dm II«I)nl) oft in Fehde, obschon sie gleichen Ursprunges mit ihnen sind. 2 18 Am 27. waren wir unter 6" la^ 44" nordlicher Breite ange, kommen. Hier theilt sich der Fluß in zwei Hauptarme; eine ganze Gruppe von Inseln, deren Zahl man nicht angeben kann, und von denen die elste und die letzte die größten scheinen, gewahrt eine angenehme Abwechslung. Den nördlichen und den nordwestlichen Theil bewohnen die II«!>»l)^ den südöstlichen und den südlichen die Lllir. Bei diesen beiden Armen des Flusses pfiegt sich die Expedition zu trennen, und es wurde beschlossen, daß drei Schiffe den westlichen, vier hingegen, und darunter das Schiff des Vikars, den östlichen Arm verfolgen sollen. Da bereits die Dunkelheit einzubrechen begann, so entschloß man sich, noch gemeinschaftlich in einem am linken User, ge. nau bei der Spaltung dcs Flusses in die beiden Arme gelegenen Dorfe der I!u!)ali zu ü'beiuachten; allein sobald wir dazu Miene machten, entfernten sich die Einwohner, damit sie doch ohne Furcht übernachten würden, und die Schiffe landeten ein jedes an der Seite der Insel, welche ihrer zukünftigen Richtung zugekehrt war. Den nächsten Tag sahen es die Missionare ganz wohl ein, daß die Wilden vollkommenen Grund dazu hatten, die Nahe der Schisse zu fliehen; denn als sie am Strome wciter fuhren, bemerkten sie die Ueberreste eines Dorfes, und man sagte ihnen, dasselbe sey bei einer früheren Expedition von den Türken verbrannt worden. An diesem Tage bekamen wir endlich nach einem langen Zwischen« räum, an der nördlichen Gränze des Gebietes der llür-Neger, einm sehr schönen, im üppigsten Grün prangenden Wald, der sich am rechten Ufer gegen Süden Hinsicht, zu Gesichte. Die Dolebpalme wachst zwischen dem l1«!i»l», dem ämlvl-ül,, Tamarinthm und anderen tropischen Bäumen, die theils mimosenartig, theils mit lanzettförmigem Laube bedeckt sind. In der Savanne zeigte sich nur hier und da irgend ein einsamer Wasscrvogel; hier aber zwitscherten eine Menge Vögel, die mit dem buntesten Gesieder bedeckt sind. Wevor das Gebitt der Helyab und der Bar verlassen wurde, mit welchem zugleich die Dialekte und die Veränderungen der Sprache der Sckilluk endigen, versahen sich die Schiffe mit Dragomanrn aus solchen Eingebornen, welche die Sprache der 2l»ir und der U»r^ (die bei beiden Stammen die nämliche ist), sowie etwas Arabisch verstanden; wenn aber das Arabische nicht hinreicht, so verständigen sie sich mittelst der früheren Dragomanen. Der Vikar hatte von Char-thum aus einen jungen Menschen, dem Stamme der Bary angehö» rend, in Dienste aufgenommen; dieser redete mittelmäßig arabisch und war in der Folge für die Missionäre von großem Nutzen. Die Ne!v»l, sind von hoher, schlanker Statur, breit geschultert, mit gewölbter Brust, den Kopf hoch emportragend. Manner und Weiber größtentheils mit fliegendem Haar, das in kleinen Locken herabhangt. Ihre Stirn ist hochgewölbt, die Nase nicht stark hervorragend, etwas gedrückt, mit breiten Nasenlöchern. Der Mund ist weit, die Lippen nicht dick. Sie sind ganz mit Asche überdeckt, womit sie auch ihr Vieh, das sie so sehr lieb haben, einreiben. Sie sind ausschließlich Hirten, nähren sich von Milch und dem Fleische abgestandener Rinder und Schafe. Argwöhnisch sind sie besonders gegen die Türken, unter einander aber scheinen sie sich zu lieben, obwohl sie bisweilen für schr geringe Sachen Zank und Kamps unter sich anzetteln. Die verheirathetcn Weiber sind um die Lenden mit Häuten bedeckt, die Mädchen haben nur ein Kalbsfell über die Schulter hängen, das unter cincr der Achseln herabhängt. Die Weiber zieren sich mit eisernen dicken Ringen an beiden Händen und Füßen, die bis zu den Ellbogen und den Knien rcichcn; andere baden Ketten von feinerer Arbeit, die kreuzweise über Rücken und Brust langen. Ihr wolliges Haar ist 4—5 Finger lang; an der Stirne haben sie entweder eine,Reihe von Glasperlen, oder ein Band aus dem Blatte irgend einer Grasart. AIs wir am 29. am rechten Ufer an's Land stiegen, kam eine sehr große Menge von Schwarzen, von sehr schönem, hohem Schlage, aus dem Gehölze heraus. Sie waren schön gebaut, von sammetschwarzcr Farbe, die in der Sonne erglänzte, von starken Muskeln, einer imponirenden und zugleich anziehenden Phisiognomie, — ganz das unverdorbene Werk der Natur! Ihre glatte Stirn ist hoch und schön gewölbt, das Gesicht rundoval von proportiomrter Länge, die Nase nicht breit, klein und etwas adlerartig gebogen. Sie setzten sich auf den Boden und fangen ein nationales Krie.qslied. — Am Abende sahen wir eine Heerde von mehr als dreißig Nilpferden, die sich zusammen im Flußbette befanden. Am letzten Tage des Jahres langte die Expedition in dem Ge.-biete der Ll»ir an, und hier änderte sich die ganze Scene. Das Volk kam in Menge von d-w, Unla che sie ihre zahlreichen Rinder treiben, fanden wir beim Landen Leu» te jeden Alters und beiderlei Geschlechtes. Um eine freundliche Erin-nerung zurückzulassen, vertheilte der Vikar unter die Kinder allerlei kleine Glaswaren. Die Väter und Mütter brachten dieselben frei» willig herzu, ja bisweilen zogen sie diese fast gewaltsam bei den Händen herbei, wenn die Kinder sich wegen der solchem Alter natürlichen Schüchternheit zurückzogen. An diesem Tage verursachte der niedere Stand des Wassers, welches in jene vielen Kanäle vertheilt ist und die oberwähnte Inselgruppe bildet, viel Langeweile, bis die Expedition in die Lage versetzt wurde, die Weiterreise fortzusetzen. Seit dem ersten Tage der •) L1 oltracotata schiatta che s'iudraca Dietro a chi fugge, eel a chi mostra il cknte Oyver la borsa, corne agucl si pUca, Trennung der Schiffe wollte jene Abtheilung, die den östlichen Arm hin ausschiffte, von zwei Kanälen jeucn rechter Seits befahren, sowie dieses bei andern Expeditionen der Fall war; aber kaum waren die ersten Schiffe einen Büchsenschuß weit hincingesegllt, als sie die Unmöglichkeit, weiter zu fahren, einsahen. Ein Glück war es für sie, daß das zahlreich versammelte Volk durch türkische Brutalität noch nicht aufgebracht war, wie es die früheren Stämme waren. Ware dieses nicht der Fall gewesen, sie hätten sicherlich umkehren müssen; Versandungen waren, man kann sagen, Schritt für Schritt, und nicht selten war es nothwendig, daß die ganze Bemannung der Schiffe in's Wasser stieg, Dicht gedrängt an einander waren die Schisser am Vorder» und am Hintertheile, sowie an dcn Seiten des Schiffes; mit den Füßen stemmte man sich fest am Beete des Flusses und mit dem Rücken an das Schiff; auf einen gemeinschaftlichen Schrei hoben si« das Schiff auf, während Hunderte von Wilden mit einem star, ken Schiffstaue dasselbe um einen Schritt weiter zogen. Nun setzten sich die Schisser neuerdings in die obige Stellung, auf die nämliche Weise wurde abermals ein Schritt gethan, und dieses wurde so lange fortgesetzt, bis das Schiff zu schwimmen begann. Man wollte nun diese gefälligen Wilden belohnen, doch war dieses keine geringe Aufgabe. Kaum halten sie den Strick ausgelassen, als sie in ein lautes Freudengeschrei ausbrachen; sie drängten sich auf jene Seite des Schisses, wo der Vertheiler der Glaswaren sich befand; sie preßten sich, streckten Einer über den Andern die Hände aus, so daß von jenen Glaswaren mehr ins Wasser fielen, als in ihren Händen verblieben. Man mußte daher aus eine andere Weise die Aerthcilung vornehmen. Der Vertheiler stieg auf einen Mastbaum des Schiffes, und warf von dort, wo er minder tiefes Wasser ge.-wahrte, zeitweise ein Hand voll von jenen Glaswaren herab. Nun sah man hier eine Schaar Wilder, die sich herunterbückte, eine ande-", die herumtappend eifrig suchte; wilder Andere hoben eine Faust voll Sand oder Koth aus dem Flußbeete und suchten die Glaswaren aus. Da überdieß Niemand ein Gcräth hatte, wo er dieselben hätte verwahren können, nahm jeder Alles in den Mund, was er fand. Dieses Geschäft dauerte zwei bis drei Stunden, wahrend welcher Zeit sich langsam die Suchenden verloren. — Nachdem das erste Schiff auf die obige Weise fortgezogen, oder vielmehr fortgetragen wurde, begann man mit dem zweiten die nämliche Arbeit, und so nach und nach mit den übrigen. 22 In dieser Gegend begrüßten die Missionäre den ersten Jänner, und das Neujahr erwiederte mit einem unvorhergesehenen starken Un. gewitter; Regen, Blitz und Donner kam in reichlichem Maße. Dieß war ein außergewöhnliches Ereigniß, denn es fehlte noch mehr als ein Monat bis zum Eintritte der jährlichen Regenzeit. Am folgenden Tage drohete abermals ein Ungewitter, doch kam es nicht herangezogen. An diesem Tage (am 2, Jänner) begann in weiter Ent. fernung in südwestlicher Richtung ein Gebirge sichtbar zu werden, welches IViki-l'.an^I heißt. Es liegt im Gebiete der Bary, nicht weit vom Flusse, wo die Wilden eisenhaltiges Erz graben. Dieß war der erste Berg, den man bemerkte, nachdem jener im Nucken gelassen wurde, welcher auf den Landkarten unlcr dem Namen 'l'olat'an vorkommt, gewöhnlich aber der »Berg der Dinka" deßwegen heißt, weil er im Lande dieses Negerstainmes, und zwar am rechten Ufer unter 10° 35< nördlicher Breite gelegen ist Wenn man das Land der Lliil' betrachtet, so gewahrt man, daß sie nicht bloß ein Hirtenvolk sind, sondern auch Ackerbau treiben , und darin nur wenig den Schilluk nachstehen. Ihre Hütten sind rund, mit Lehm ver» klebtes Nohr dient zu Wänden, und kegelförmige Dächer, fest gebaut, schützen vor den hcstigm Regengüssen. Diese Leute scheinen sehr gutmüthig, doch wissen sie das Ihrige zu vertheidigen, sind tapfer wissen Bogen und Pfeil tresslich zu handhaben, und sind stets bereit, den Diedstahl an ihren Hcerden mit dem Tode zu bestrafen, worin eben ihre gegenseitigen Fehden bestehen. Sie scheinen mehr geweckt, sind stets in Bewegung und sitzen nicht, wie die K > K , stundenlang auf einen Gegenstand hinstarrend. — Am :;. Jänner kam der Häuptling von Ug.jo zu mir, um mich in sein Haus einzuladen; er bat mich zugleich, in seinem Lande zu bleiben und dasselbe zu regieren. Ich versicherte ihn, daß ich wiederkehren und ihm Leute bringen werde, die sich bei ihm ansiedeln und das Volk in allem Erforderlichen unterrichten werden, und daß sie hierauf Niemand mehr beunruhigen werde. Er stellte sich damit zufrieden und bat mich zu wiederholten Malen, mein Wort künftiges Jahr zu erfüllen. In dieser Iahrszeit sah man hier Sisamfelder; auch werden Bohnen und die bereits erwähnte Ouru in Menge angebaut. Gartenpflanzen haben die Wilden keine, mit Ausnahme der Kürbisse, die jedoch hier die Größe einer ganz kleinen Gurke haben, und welche mit großem Vergnügen »lach einer so langen Entbehrung des frischen Gemüses von uns genossen wurden. / , - -..,. Besonders angenehm überraschte mich der Anblick von einer Art einfacher Harfen, wie sie in meiner Heimath — Krain — üblich sind. Hier braucht man sie zum Trocknen der Simsim-Halme, und dienen zugleich als Weweis der Fähigkeiten dieser Be» wohner zum Ackerdaue. Am siebenten Tage erreichten endlich die vier Schisse das Ende der besagten Inselgruppe, sowie des äußerst anstrengenden Schiffcns, und fanden dort die andcrn drei Schiffe, welche die frühere Nacht hier eingetroffen waren. Hier ist die Gränze der Lnip und derUas^. Vor noch nicht langer Zeit standen diese beiden Stämme unter der Herrschaft eines einzigen Häuptlings, dem Vater der beiden Brüder, die gegenwärtig die getrennten Theile des VolksstammcS der Bary regieren und, wenigstens dem Anscheine nach, in großer Harmonie mit einander Icbeii.— Die Lü ll i l' hingegen wollten bei dem Tode des erwähnten Häuptlinges keinen der Söhne als Regenten anerkennen, Und leben jetzt ganz zersplittert; jedes Dors mit feinem Gebiete steht nämlich unter einem besondern Häuptlinge, der Mugä heißt. Natürlich entstehen bei dieser Spaltung häufig Streitigkeiten zwischen den abgesonderten Dörfern, und vorzüglich mit jenen auf dem entgegensetzten Ufer dcs Flusses. Am 9. kam Nighila, der jüngere der oberwähnten Brüder, die Schisse zu besuchen. Er wurde unter festlichem Schießen mit der kleinen Kanone und der Gewehre von allen Schissen begrüßt. Er hatte ein Kleid aus rothem Tuche an, welches jedoch schon die Far-be verloren, da es noch ein Geschenk einer der früheren Expeditionen war. Dicßmal gab man ihm ein Paar weite Beinkleider, eine weiße Tunika, und ein Oderkleid aus rothem Tuche. So lange er sich bei den Schissen befand, legte er die Kleidung nie ab; doch wurden wir versichert, daß er nach deren Abfahrt nackt, wie alle Uebrigen, herumgeht. Er entfernte sich nicht rinen Augenblick von uns, er aß und schlief auf dem Schiffe der Missionäre, und lobte ungemein die Cu, ropäer im Vergleiche zu den Türken. Nighila ist ein Mann von sehr hoher Statur, hat ein lebhaftes Auge, einen sehr geweckten Geist, und entwickelt stets eine sehr große Thätigkeit. Man sagt, und es ist jedenfalls auch zu glauben, daß er bei Kämpfen immer den Andern vorangeht, und gleicht auf diese Weise dem Könige der Thiere. Sein Volk liebt und achtet ihn, und diese Achtung und Liebe sind, nebst seinen persönlichen Ei- 24 genschaften, die einzige Auszeichnung vor den Stammgenossen. Im Uebrigen bewohnt er eine einfache Hütte »vie die Andern aus dem Volke, bedient sich zu Allem der eigenen Hände, und trägt stets selbst seinen kleinen Etuhl, auf den er sich nöthigenfalls setzt. Dieß sind die einzigen Wilden, welche die Gewohnheit hade,,, auf ganz kleinen Stüh. len zu sitzen. Sie verfertigen dieselben aus einem einzigen Stücke eines Baumstammes mittelst ihrer Lanzen, und schmücken sie bisweilen dadurch, daß sie dieselben mit Glaswaren cinfafscn. Am !l. kamen zum Nighila mehrere seiner Frauen, Söhne und Töchter. Von dcn Töchtern und Frauen hatte jede ihren Korb auf dem Kopfe, worin sich die Geräthschaften zum Kochen und die Erfordernisse ihrer Toilette befanden. Eine der bejahrteren hatte um ihre Hüften ein rothes Fell, welches bis an die Knie reichte; die übrigen Frauen und Töchter hatten als Gürtel einen schmalen Le-derriemen, an dem ein Gewebe von Spagat und kleinen eisernen Ringen, welches das Aussehen eines groben eisernen Gewebes hatte, hing; andere hatten sehr dichte Fransen aus kleinen Ketten oder Le-derriemen. Von rückwärts hängt ein gleichfalls aus Lcderriemcn, etwas dünner als ein Roßschweif, verfertigtes Bündel fast bis auf die Fußgelenke herab; dieß ist die einzige Bekleidung der dortigen Königinen und Prinzcssinen. AIs Schmucksachen tragen sie Halsbänder aus Glasperlen, eiserne Bra^eletten und Neife aus dem glei' chen Metalle, und zwar so viele und so schwere, daß sie davon Wunden bekommen. Deßungeachtet können sie sich nicht entschließen, diesen Schmuck abzulegen. Am nämlichen Tage kam auch Schioda, der ältere Bnider des Nighila, begleitet von einer Schaar seiner Frauen, die Schisse zu besuchen. Was sein gutes Gemüth betrifft, gleicht er seinem Bruder; doch steht er ihm an Kraft nach, und mehr noch an Muth. Darin dürfte villleicht der Grund der Trennung und der seiner geringeren Herrschaft liegen. Die Bary sind unter allen Wilden, welche sich längs des Flusses bis zu diescm Punkte vorfinden, diejenigen, welche am meisten Geist zeigen. Damit ich mich jedoch in dieser Beziehung nicht zu sehr ausdehne, will ich nur von ihren Arbeiten in Eisen sprechen. Sie besitzm in ihren hier und da auf ihrem Gebictc zerstreut liegenden Bergen reiche E ifenb ergwerke, die einer der Vorfahren dieser beiden Brüder, und zwar der siebente in aufsteigender Linie, entdeckt hatte. Man muß bei Beurtheilung ihrer geistigen Fähigkeiten auch das berücksichtig,n, daß sie 25 fast gar keine Instrumente besitzen, und es ist nur zu bewundern, daß sie bis jetzt sich noch nicht mit solchen versehen kabcn; ja, man wäre genöthiget anzunehmen, daß ihr äußerst geweckter Geist ihnen den Mangel derselben noch nicht fühlen ließ. Sie haben keinen Blasbalg, aber sie ergänzen denselben mittelst zweier, aus gebranntem Lehm verfertigter runder Gefäße, welche unten convex sind. An einer Seite dcs Gefäßes ist eine Röhre. Sie bedecken die Oeffnung dcs Gefäßes mit einem weichen Felle, welches mittelst eines dünnm Strickes rings herum am Gefäße befestiget ist; es ist jedoch nicht gespannt, sondern hohl, und reicht fast bis aus den Grund des Gefäßes. In der Mitte des Felles machen sie ein Loch, woran sie ein Stäbchen befestigen, welches die Oessnung nicht vollkommen schließt, sondern der äußeren Luft Zutritt gestattet. An der Spitze des Stäbchens, welches am Felle angebracht ist, befindet sich aus hartem Leder ein Kreis, der zedoch breiter als die obbeschriedene Oeffnung ist, und der als Klappe dieses Blasbalges der Wilden dient. Nun noch die Art des Gebrauches desselben: Im Schatten irgend eines großen Baumes graben sie eine kreisförmige Grube aus, und ei öffnen auf der einen Seite derselben einen Kanal, der bei der Mündung in die Grube von eincr aus rohem Lehme gemachten kleinen Brücke bedeckt ist. Jene Grube ist die Schmiede, welche sie mit Kohlen anfüllen. In dem besagten Kanäle aber bringen sie in der möglichsten Nähe der kleinen Lehmbrücke die oberwähnten Röhren der beiden beschriebenen Gefäße zu« recht, und ein Junge des Schmiedes hebt und stoßt mit möglichster Schnelligkeit und steter Abwechslung die beiden Stäbchen nieder. Wegen der an dnn Ende der Stabchen befindlichen ledernen Kreise öffnet sich beim Heben, und schließt sich beim Niederdrücken die in der Mitte der Haut angebrachte Oessnung. Auf diese Weise wird die dort aufgenommene Luft hier hinausgetricbm, und zwar die ganze unterhalb der kleinen Brücke. Diese Gattung Blasbalg bringt allerdings nicht jene Wirkung hervor, wie unsere europäischen; aber es wird dadurch ein ununterbrochen stärkerer Lufthauch, als durch lchtere erzeugt. Um das Feuer stärker anzufachen, bespritzen sie nicht dasselbe mit Waffer, wie bei uns, sondern streuen eine gewisse, zu Pulver geriebene Erdart darauf. Sie haben keine Zange, um das glühende Eisen aus dem Feuer zu ziehen, sondern sie schneiden zu diesem Zwecke einen frischen Ast 26 von dem gastfreundlichen Baume, und spalten denselben, je nachdem sie es denöthigen. Als Amboß dient cm flacher, sehr harter Stein, und statt des Hammers bedient mari sich gleichfalls anfänglich eines harten Steines, mit dem sie der Albeit die erste Foim geben; hierauf wild mit einem cylinderfö'rmigen Eisen, welches sie an den einen der beiden Steine wohl befestigen, die frühere Form feiner ausgearbeitet. Von Schraubenstö'ckeii, Eisenscheeren, Feilen, Zicheisen, Eiscnbohrern u. dgl. haben sie keinen Begriff. Wer wurde es min glauben, daß mit so wenigen und so unvollkommenen Werkzeugen Tausende der Verschiedendsien Ardeilen verfertiget werden, mit denen nicht bloß die andern wilden Völkerschaften, sondern selbst die arabischen Hirten und Kamcblführer, die Türken und die Barbaren von 8,»!»» vcr> sehen werden! Der Ackerbau und die Fischerei erhalten davon ihre Werkzeuge; die Eitelkeit der Männer und Flauen ihre Schmucksachen für den Kopf, die Ohren, den Hals, die Arme, die Hüften und die Füße. Das Eisen muß überdieß in Stangen und Platten von jeder Dimension, sowie die Oberfläche in verschiedenen Artcn bearbci« let werden. In keiner Art aber stehen sie so hoch, als in der Ver-fertigung von Waffen. Wenn man in den Museen von Europa ihre Pfeile und ihre Lanzen bewundert, so kann man es kaum glauben, daß diese ohne Feile und ohne Hammer so vollkommen verfertigt werden konnten; ja ich bin gewiß, wenn so manchem der besseren Waffenschmiede bloß die rohen Werkzeuge jener Wilden zu Gebote standen, er würde sich nicht in geringer Verlegenheit befinden, ahn» liche Gegenstände hervor zu dringen. Dieses Volk ist ferners das geselligste und das zuvorkommendste unter allen, welche die Ufer des Flusses bewohnen, so daß die Mis. sionä're nicht die mindeste Uebertreibung in jenen Lobsprüchen fanden, welche der französische Reisende Hr. l)r. ^pnantl und Andere, die vor ihnen hier gewesen, diesem Volke spenden. Deßhalb schien es dem Vikar und seinen Begleitern ganz angemessen, den bereits in OIl»r-turn entworfenen Plan, den er bis auf diesen Tag verborgen gehal-ten, in Ausführung zu bringen. Dieser Plan bestand darin: sobald man gewahr würde, daß in moralischer Beziehung bei diesen Wilden das Leben der Missionäre gesichert sty, so sollten sich unter denselben Dr. änZelc) Vmlco und llr. An»imu«l I'mismonlt! niederlassen, um die Bekehrung der Schwarzen in Central-Afrika in Wirklichkeit zu beginnen; doch für jetzt unter dem Verwände, als studiere Dr. 27 Vmk0 die geographische Beschaffenheit jener Lander, v,. k«6«m<,nw abcr verlege sich auf die Cultivirung jener Erdstriche, und wolle sie mit neuen Producten bereichern, zu welchem Zwecke er reich mit verschiedenen Fruchtsamcn versehen war. Diese Absicht der beiden Missionäre wurde dem I>i°ni!H und dem 8c1,ic>I)», so wie den Häuptern der Schiffe, denen dieß wegen der alten Freundschaft, die sie mit Aitzllila unterhielten, nicht verborgen bleiben konnte, mitgetheilt. Die beiden Brüder bezeigten eine große Zufriedenheit damit, und Iedlr der Beiden wollte sie bei sich behalten. Die Anführer der Schiffe jedoch gaben sich alle mögliche Mühe, ihnen dieses abzuralhen, und diese Falschen gaben vor, keinen andern Beweggrund hiezu zu ha, ben, als das Voraussehen der Gefahr, in der sich das Leben der Missionäre unter so barbarischen Stämmen befinden wurde. Am Morgen des 14. Jänners waren die Schiffe unter 4° 50^ nördlicher Breite, nicht mehr weit von jener Stelle entfernt, ander die anderen Expeditionen stehen geblieben waren, weil hier erzählt wird, daß etwas weiter hinauf ein Katarakt sich befindet, der unmöglich pafsirt werden kani». Dießmal aber beschloß man, weiter zu fahren, so weit als es nur möglich wäre; und wenn nicht weiter, so doch bis zum Katarakte. Hier aber breitete sich der Fluß wie ein See aus; man versuchte in verschiedenen Richtungen die Weiterfahrt, aber der außerordentlich niedere Wafferstand hinderte die bereits vela-denen Schiffe an allen Stellen. Man entschloß sich endlich, drei derselben , und darunter jenes des Vikars, zu entladen, und auf diese Art die Fortsetzung der Neise zu versuchen. Nach einer Arbeit von etwas mehr als einem halben Tage waren die Waren abgeladen, und wir fuhren fort, begleitet von IVi^liilg. Der Missionär ^mmniel l.'e!^l>il»; wenn man sie jedoch erreichte, zeigte es sich, daß dieß nicht der Fall war, da man bei derselben vorbeieilte. Man war schon so weit gekommen, daß man jeden Baum der nahen Ge« dirge unterscheiden konnte; doch war die Wohnung des !>i^l,il» noch immer nicht sichtbar. Die Sonne stand schon bedeutend tief, und es blieb k>?um noch so viel Zeit übrig, um zu den Schiffen zuiü'ckgelan-gen zu können. Ucbrigens reichte die nur noch geringe Entfernung schon hin, um beurtheilen zu können, daß die Lage jenes Ortes für die neue Niederlassung nicht geeignet sey, da derselbe derart unter dem Berge gelegen war, daß die Hitze dort gewiß unerträglich seyn mußte. Zu diesem kam noch das überaus schlechte Wasser, welches man in Cisterncn aufbewahrt. Hierüber verschaffte er sich die traurige Ueberzeugung, als er von großem Durste geplagt war, und aus dem Wege einem Weibe begegnete, welches in einem Kürbisse Wasser hatte. Er kostete von demselben nur sehr wenig, da es weißlich war und einen höchst widrigen Geschmack hatte. Diese wenigen Tropfen reichten jedoch schon hin, daß er sich durch zwei Tage unwohl fühlte. Er entschloß sich nun, am Ufer des Flusses zu wohnen, kehrte zurück, und zwei aus der Familie des ^i^inl» hatten die Gefälligkeit, ihn zu den Schissen zurück zu begleiten. Die übrigen drei leeren Schisse segelten unterdessen weiter. Nach. dem sie jene Stelle, die sie früher aufgehalten, u>»ter Anstrengung passirt hatten, ging die Fahrt ohne alle Hindelnisse fort, und wir übernachteten an jener Stelle, welche das Ende der früheren Erpeditionen war. Den Morgen wurden die Segel gespannt, und zu Mittag waren wir schon bei dem oberwahnten gesürchteten Katarakte, der bis zu dieserZeitnoch von keiner Expedition überschritten worden war. Der Hr. Dr. ^rnauä mußte an «ft dieser Stelle halten, obwohl er den lebhaftesten Wunsch hegte, wei< ter vorwärts zu dringen. Diese seine Begierde fand jedvch sowohl an der Furcht der Schiffsdemannung, als auck an dem bösen Willen der Schiffshäup--ter, welche absichtlich unter den Untergebenen die Furcht zu nähren sich bemühten, einen unüberwindlichen Widerstand. Hier breitet sich neuerdings der Fluß über die Maßen aus, das Wasser stießt wegen der großen Neige des Beetes ungemein reißend, und hier und da ragen Klippen bis über die Oberfläche hervor. Nei dieser großen Ausdehnung des Flusses und bei so vielen Kanälen war es unvermeidlich, dimnn äl»u-!L»lV»lli «l X«n»l8, einer nubischeit Provinz, von der die besten Schiffer kommen. Möge diese kurze Notiz die Stelle eines Denkmales vertreten, welches ihm sicher an dem Platze, wo er so glänzende Beweise seinrs Muthes gegeben, errichtet werden würde, wenn er einer der civilisirten Nationen angehören würde, da durch Belohnung der Verdienste Andere zur Nachfolge angespornt werden. Nachdem diese Stelle überschritten wurde, schiffte man glücklich weiter, als nach wenigen Meilen der ganze Fluß durch Sandbänke gesperrt war, und nach genauer Untersuchung ergab es sich, daß ganz nahe an den beidern Ufcrn hinreichende Tiefe war, worauf wir an der linken Küste weiter fuhren. Nachdem wir auch aus diesem engen Hanale gekommen, fuhren wir durch vier Meilen ohne Hindernisse fort, woraus wir wieder zahlreiche Felsenriffe, die an vielen Stellen des Flusses hervorragten, vor uns sahen; doch war diese Passage weder gefährlich noch besonders mühevoll. so Wir hatten noch hinreichend Zeit, um die Schönheiten der sehr bevölkerten Gegend zu genießen, und hielten beim Dorfe ^nki^ man an. Wir hatten wahrlich den Wunsch der Bewohner errathen, denn kaum waren die Schiffe stehen geblieben, als die Neuheit und das für sie Wunderbare der Erscheinung eine große Menge herzulockte. Sie hatten zwar von Einzelnen ihrer Stammgenossen, die wegen des Verkaufes von Elephantenzä'hnen die nördlicheren Gegenden besuchten, ge-hört, daß es auch weiße Menschen gebe; allein gesehen hatten sie noch nie einen Weißen. Man kann sich daher die Verwunderung derselben verstellen, als sie das erste Mal weiße, be-vartete und vom Kopfe bis zum Fuße bekleidete Männer erblickten. Nicht geringer war ihr Staunen beim Anblicke fo schwerer Schiffe, welche mittelst der weiten und großen Segel, mit solcher Leich-tigkeit auf dem Flusse dahin eilten. Keine Sache aber erzeugte bei ihnen eine so freudige Ueberraschung, als die Töne einer Harmonika , welche der Vikar mit sich hatte. Mit gespannter Aufmerksamkeit bewunderten sie die Bewegungen dcr Hände und Finger, und sie konnten nicht begreifen, auf welche Weise die auf das Ver, gnügen berechneten Töne herauskämen. Ein Häuplling des Landes, hingerissen vom Uebermaße des natürlichen Gefühles, näherte sich dem Vikar, und erklärte sich bereit, ihm die Herrschaft des Dorfes zu überlassen, sobald er dort zu bleiben sich entschließen würde. Diese waren die ersten Wilden, bei denen man dieses Gefühl für Mu-sik vorfand, und welches so allgemein bei den Wilden in Amerika bemerkt wird. Auch ihre Landsleute unter dem Katarakte fanden ein Vergnügen daran, besonders aber Xißkil» und 8cliiot>a; alle übn.-gen wilden Stämme hingegen hörten derselben mit größter Gleichgültigkeit zu. Diese Harmonika war hierauf ein höchst willkommen aufgenommenes Geschenk für ^igliiig. Am l6. Jänner fuhren wir am frühen Morgen ab, und erreich' ten nach einer zweistündigen Fahrt das am linken Ufer des Flusses gelegene Dorf I^oz;'vv6Ql<, welches seinen Namen von einem einsam stehenden Hügel, der sich beiläufig Tausend Schritte vom Ufer in westlicher Richtung unter 4" io< nördlicher Breite erhebt, erhalten hat. Ich hatte den Wunsch, denselben zu besteigen, um eine Skizze von der Umgebung aufzunehmen, und einige Eingeborne begleiteten mich dorthin. Von dort genoß man einer weiten Fernsicht, hier das Terrain erhoben, dort tief gelegen; die ganze Fläche ist theils von 3, einzeln stehenden Hl'ltten, theils von kleinen Dörfern — besonders längs des Ufers — bevölkert. Ueberall erheben sich Bäume, doch nie in solcher Nähe, daß sie einrn Wald bilden würden. In weiter Ferne erblickt man gegen Südwest die Berge It<;^8 und Ni^i, der eine nahe am andern, welche in jener Richtung die Gränze des Ge bietes der Itarv-Neger bilden. Der Fluß, der zwischen den beiden strömt, entspringt nach der Aussage d^r Eingebornen etwas weiter unten in der nämlichen Richtung, beschreibt hierauf eine Curve, die sich anfanglich gegen Osten hinzieht, und sich dann gegen Norden wendet, bis er den kleinen Berg erreicht. Nicht weit davon liegt gegen Osten der Berg Xnrok, wo Eisen in großer Menge gegra ben wird; hinter demselben erblickt man in verschiedenen Entfcrnun-gen hohe Berge, deren ungeheure Ebenen von den V an A n-är» Negern, welche Feinde der üa,^ sind, bewohnt werden. Weit im Norden hinauf erblickt man den bereits erwähnten ^iyroan^. Ge. g^ und dort an die dalla gränzen. Gegen Süden, aber wegen der Entfernung fast kaun, bemerklich, sieht man eine lange Kette von Höhen, von denen die Neger jedoch nicht wußten, wem sie gehören. Obwohl früher bestimmt worden war, so weit gegen die Quellen vorzudringen, als es die Beschaffenheit des Wassers nur zulassen Würbe, und so weit die Wasserstraße fahrbar ware; sing man jedoch jetzt die Beschwerlichkeiten des Rückweges zu überlegen an, und entschloß sich, die Rückreise anzutreten. Am 17. Jänner wurde dieselbe bewerkstelligt, und an» folgenden Tage langten wir bei den vier andern Schiffen an. Der erste Gedanke der Missionäre war, hier zu landen; allein ^'ißm'ln und mehr noch 8«-!>il)l».i hatten inzwischen ihre Gesinnung geändert. Dieser verweigerte es offen, er wolle sie durchaus nicht bei sich, und jener wollte sie nicht inUsleAnän haben, wohin er sie früher eingeladen hatte; er bestimmte jedoch für sie das Dorf U6l>i^ia, wo seine Mutter ihre Wohnung hatte. Obwohl diese Sinnesänderung uns Alle sehr befremdete, schien es uns dennoch daß Gcrathmsie, 32 nicht zu widersprechen, und sich in diesen Willen zu sü'gcn. Am 18. hielten daher alle Schisse an, um in L«, iffil» auszusteigen, und hier überraschte es uns nicht minder, daß I^i^Ililg die Missionäre nicht begleitete, was er doch bis jetzt immer gethan hatte. Er kam zu unserem Schiffe, nahm Abschied von uns, und sagte, daß cr den Weg nach jenem Dorfe zu i5ande machen wolle, wo wir ihn bei unserer Ankunft schon finden wurden. Dieß erregte bei uns sogleich den Verdacht, daß hierbei die Türken die Hand im Spiele haben müßten; dieser Verdacht wurde nur noch vermehrt, als wir beim Hinaussahren nirgends eine Nachricht über die Neise des !>ljAniltt erhielten. Nach zwei Tagen langten wir in LllsriV, einem am rechten Ufer, eine Meile oberhalb Uori^iu gelegenen Dorfe an, wo wir landeten, um Erkundigungen über M^llilÄ einzuholen. Nachdem man auch hier nichts über denselben erfahren konnte, unterlag es nunmehr wohl keinem Zweifel, daß diese seine Sinnesänderung die Folge irgend einer Eabale von Seite der Schissshäuptlinge sey, und daß IVij°l,il» nur auf ihre Verwendung jene fälschliche Verabredung festgestellt habe. Diese Falschheit stand zu sehr im Widersprüche mit der natürlichen Einfalt, die den Missionären sowohl am ihm als an den übri« gen Wilden stets so sehr gesitl. In dieser Ueberzeugung beharrten wir an unserem Vorhaben, uns dort aufzuhalten, indem wir mein» ten, daß wir den IXi^llila gar leicht von seiner entgegengesetzten, uns nachtheiligen Ansicht abbringen werden. Der Missionär l)r. ^n«6lo Vinlin begab sich bei U«ri^i» an's Land, um zu sehen, ob von Ai^llilI irgend ein Befehl hinsichtlich unser dort angelangt fty, und im Falle dieß nicht geschehen wäre, mit dem Häuptlinge des Ortes in Betreff dcr Niederlassung sich cinzuoerständigen. In «lisri war kein Drtsvorsteher, da der letzte kürzlich verstorben war; der Missio« när l) mann«! p 6 a n t <; aber hatte bei seiner ersten Reise mit einem sehr leutseligen Schmide Bekanntschaft gemacht, von dem cr auch die oberwähnten Kenntnisse hinsichtlich der Bearbeitung deS Eisens in diesen Gegenden erlangt hatte. Da dieser Missionär in diesem Handwerke einigermaßen allgemeine Kenntnisse besitzt, hatte er mehrere Werkzeuge für dieses Handwerk bei sich, und hielt es für zweckentsprechend, von denselben jetzt Gebrauch zu machen. Er suchte den besagten Schmid auf, und brachte denselben hernach zum Schiffe. Er zeugte ihm alle Werkzeuge, setzte ihm deren lHchrauch auseinan-der, und sagte ihm, er wäre gesonnen, sich hicr niederzulassen, und sie würden sich derselben als gute Freunde gemeinschaftlich bedienen. Der Schwarze zeigte sich bei dem Anblicke derselben nicht wenig verwundert und erfreut, dieß um so mehr, nachdem er den Entschluß des Missionars, sich hier niederzulassen, vernommen hatte. Sie stie-gen nun gemeinschaftlich an's Land, und jener unterrichtete Alle, denen er begegnete, von der Absicht des Missionärs. Endlich gelangte man zur Werkstatte des Schmidcs unter einen großen Baum, um welchen sich eine große Anzahl Wilder versammelte, und Alle bezeugten eine große Freude darüber, die beiden Missionäre unter sich haben zu können. Nun kehrte l'6l!«mn„t« zum Schiffe zurück, wo zu derselben Zeit auch Vinlco angelangt war, der in Uel'i^ia weder einen Auftrag von Seite des I>'!^1»i!a, noch den Häuptling des Drtes , um mit demselben hinsichtlich der Niederlassung sich einzu-verständigen, angetroffen hatte. Obwohl das Volk dort große Bereitwilligkeit, sie aufzunehmen, gezeigt hatte, so wollte es doch in Abwesenheit des Oberhauptes nichts beschließen. Der Missionär ließ deßhalb dort einen Diener zurück, damit ihn dieser alsogleich ii» Kenntniß setze, sobald Jener anlangen würde. Unterdessen glaubten der Vikar und die Missionäre von der günstigen Stimmung, die sie in (i!»« r i gesunden, Gebrauch ma^ chen zu sollen. Das Schiff wurde soviel nur möglich in die Nähe des besagten großen Baumes gebracht, und min begann das Gepäcke und die Provisionen, mit denen man sich bis zur nächsten Expedition versehen hatte, abzuladen. Zum Baume kam auch ein alter, starkbeleibter Schwarzer , der Häuptling einer benachbarten Ortschaft. Er saß auf seinem kleinen Sessel, umgeben von einer großen Schaar Iuseher, und sah ruhig der schon zu Ende gehenden Arbeit zu, als sich diesem Kreise einer der Schiffshäuptlingc mit einem Dragoman näherte. Dieser trat in die Mitte, nahm den alten Neger bei der Hand und führte ihn aus die Seite. Dieses bemerkte ?oäomo,if6, verließ die Waren, wo er Wache gestanden hatte, und eilte den Beiden nach, um zu hören, um was eö sich handle; denn er hatte von jenem »3,^-Neger, der als Diener bei uns war, bereits in Etwas die Sprache erlernt. Kaum hatte er die Beiden erreicht, als sie sich trennten, ohne daß er nur Ein Wort erfahren hätte; als jedoch der Negerhäuptling den Missionär gewahr wurde, nahm er den Dragoman bei der Hand, und deutete ihm mit den Augen, als ob er ihn fragen wollte: »Ist Dieser derjenige?" 3 84 Der alte Neger nahm seinen Platz ein, und der Missionar den Semen. Es waren aber nicht zwci Miinilcn c!Uschwl,üdis ihnen auch fast vollkommen gelang, als wir beiläufig noch zwci Stunden vor Sonnenuntergang dort anlangten, und wo wir erfuhren, daß der Häuptling des Ortes noch nicht eingetroffen sey. Hier umringten die Schiffssührer den Vikar, und läugneten es rund ab, auch nur den mindesten Antheil an dem Volkstiilmlltc in KIlM'i gehabt zu habcn. Sie ersuchten ihn, den Häuptling des Ortes abzuwarten, und versprachen zugleich, diesen auf Kosten der Erpedition zu begleiten, so wie auch wegen der beabsich« tigten Niederlassung mit ihm zn unterhandeln. Diese weitläufigen und sicherlich auch hinterlistigen Anträge wies dcr Vikar zurück, in^ dem er ihnen bedeutete, daß die Verhandlung von ihm selbst gelei-leitet und geschlossen werden müsse. 35 Während man hier anf den Häuptling wartete, kam von Ol,«»'! eine Deputation veil zehn Wilden, w>lche aussagten, daß man das frühere Betragen bereue, und dic Missionäre einlade, zlnückzukehrrn. Unter diesen Abgeordneten befand sich auch der obenerwähnte Schmid. Sie erzählten uns, daß der Dragoman in jenen wenigen Worten, die er mit dem altcn Negcchäuvtlinge gesprochen, diesen versichert hatte, daß diese Weißen, die sich hier niederlassen wallten, zwei bös-willige Zauderer seyen, welche d^is Nea.mil verhindern würden; ans diese Weise würden die Neger weder l> » , n sl'ir ihre Speisen, noch Getränke, noch Weideplätze lür ihr Vieh haben, llnd wenn in einer solchen Zeit die beiden Weißen auch nichts mehr zu cssen hätten, so würden sie sich von den Kindern der Eingebornen nähren. So leicht ist es, diesen Wilden, diesen wahrhaften Naturkindern, Etwas aufzuschwatzen ! Die Missionäre glaubten diesem Ansuchen nicht willfahren zn sollen, da sic vercils den Bewohnern von N^ri^ia ihren Aufenthalt zugesagt hatten; übcrdicß konnlcn sie sicherlich mehr auf das Wort eines Häuptlings, als auf die Einladung eines herrenlosen Volkes bauen; sie hatten im ersteren Falle mehr Garantie sur ihre person-liehe Sicherheit. Gegen Abend langte endlich dcr Häuptling an, und der Vikar besuchte denselben in seiner Hütte. In der Nahe dcr Hausthure setzte sich Jener ans seinen kleinen Sessel, und versammelte um sich herum alle Bewohner des Ortes, damit sie an dieser Verhandlung Theil nähmen. Im großen Kreise faßen Einige auf ihren Scssclchen, Andere in kniender Stellung auf ihren Fersen; hinter den Männern standen Mädchen, Frauen imo Knaben jeden Alters im wirren Durcheinander. Auch der Vikar setzte sich ans seinen kleinen Sessel, und begann mit lauter Stimme theils selbst, theils durch seinen Dragoman, jencn jungen Uul-r.v-Neger, den er als Diener bei sich hatte, die Absicht seiner beiden Begleiter auseinander zn setzen, und die Vortheile, die aus dieser Niederlassung für das Dorf erwachsen würden, im klaren Üichte ihnen vorzuführen; — alle horchten ln stiller Aufmerksamkeit zu. Nachdem der Vikar geendet hatte, nahm der Häuptling das Wort und erklärte, daß er seinerseits zufrieden wäre, wenn sie hiel verblieben; doch mnsse man früher noch die Versammlung befragen. Nun wendete sich der Vikar an alle Anwesende, und richtete die bezügliche Frage an sie, worauf Alle einstimmig sich für 36 einverstanden mit der Niederlassung erklärten. Als der Vikar hierauf fragte, ob eine Hl'itte im Dorfe zu vergeben wäre, antwortete man ihm, vaß zwar vor der Hand keine leer stände, doch würde man bald eine herrichten, da dieß nur eine Arbeit von zwei Tagen wäre. Während dieses verhandelt wurde, begann es bereits dunkel zu werden, und der Vikar munterte die Versammlung auf, den Beschluß bis auf den nächsten Morgen reiflich zu überlegen, um welche Zelt er an diesem Orte erscheinen würde, um eine bestimmte Antwort zu erhalten. Ganz befriedigt kehrte er nun auf das Schiff zurück, und vertröstete zugleich seine Gefährten auf einen glücklichen Erfolg. Diese Nacht dachten die Missionäre ruhig schlafen zu können, denn wahrend derselben hatte man keinerlei Ränke von Seite der Schissshäupt-linge zu befürchten, indem es als Gesetz der Expeditionen eingeführt ist, zur Nachtzeit niemals mit den Nildcn etwas zu unterhandeln. Sobald die Nacht einbricht, muß sich die ganze Schisssbemannung auf die Schiffe zurückziehen, und längs denselben werden a>n User Schildwachen aufgestellt, welche sich die ganze Nacht zurufen. Auch war zu vermuth n, daß die Türken cs nicht ein zweites Mal unternehmen werden, da ihr erster Vcrsuch bei (,!, ori ihnen miß, glückt war. Kaum war der Tag angebrochen, als sich der Häuptling von ljul'i^in den Schissen liäherte, bevor noch der Vikar sich auf den Weg gemacht hatte. Bei der Ankunft dcs Negers stieg der Vikar cm's Land; der Alte nahete sich mit einer eisernen Glocke und sagte: »Diese wirst du deiner größten Kuh umhängen." Der Vikar nahm das Geschenk an, machte ihm ein Gegengesckenk, und fragte ihn, warum er ihi, nicht im Doifc erwartet hatte, wie sie es doch den Abend vorher verabredet hatten. Zugleich bedeutete er ihm, daß dieses nicht der zur Unterhandlung geeignete Ort sly, und er wolle ihn so-gleich in das Dorf begleiten. Während er jedoch in das Schiff zurückging , um einige Kleinigkeiten zu holen, war der Negerhauptling vom Ufer verschwunden. Obwohl über diese Entfernung höchst vrr--wundert, begab scch dennoch der Vlkar nach dem Dorfe; allein er fand dort nicht den Häuptling, und von dm Bewohn ^rn nur sehr wenige. Die zwei den Vikar begleitenden Missionäre begannen jenen Flüchtling zu suchen, was endlich auch dcm I),-. /Vnnolo Vinkn ge-lang; doch kostete es Letzterem nicht wenig Mühe, Jenen zu bewegen, sich zu einer Unterredung zum Vikar zu verfügen, Endlich hiehel ge> »5 bracht, setzte er sich, wie Abends vorher, auf seinen kleinen Stuhl, doch umgaben ihn dicßmal nur wenige Männer und Frauen. Obwohl man sich alle erdenkliche Mühe gab, den Grund dieses rathselhaften Benehmens zu erfahren; man konnte nicht ein einziges Wort als Antwort erhalten Nach langem Bitten sagte er endlich, daß er Furcht vor den beiden Weißen habe, die sich hier niederlassen wollten. AIs man nun auf alle mögliche Art in ihn eindrang, auch den Grund dieser Furcht zu offenbaren, erzählte er endlich, daß in der Nacht ein Dragoman von den Schissen gekommen sei, der die beiden Weißen als zwei gefährliche und böswillige Zauberer geschildert hätte. Hier hatte der Dragoman die nämlichen böswilligen, Furcht erregen» den Mährchen ausgestreut, wie Tags zuvor in Ullöl-i. Die Worte des Häuptlings wurden von andern Bewohnern des Ortes bestätiget, und in Gegenwart des Vikars und der Missionäre bezeichneten die Schwarzen eben denselben Dragoman als den Verleumder, der auch «n (il»6!'i jene Verleumdungen ausgestreut hatte. Der Vikar wollte gegen dieses feile Werkzeug türkischer Bosheit Klage erheben, doch sah er, daß die Schiffshäuptlinge sehr warm die Partei des Beschuldigten ergriffen, und er konnte es klar einsehen, daß nicht der Dragoman der Urheber der Voshcit wäre. Auf diese Weise treten die Türken ihre eigenen Vorschriften mit Füßen, um nur ihren Zweck zu erreichen. Der Vikar und die Missionäre sahen es nun deutlich ein, daß es ihnen wegen der böswilligen Gesellschafter bei dieser Eypedition unmöglich wäre, sich unter den Wilden niederzulassen; denn wollten sie einen ähnlichen Versuch machen , so würden zweifelsohne die Türken ihre boshaften Kunstgüsse wiederholen. Deßhalb reisettn sie noch an demselben Tage, am 2l. Jänner, mit den übrigen Schiffen weiter, entschlossen, nach cül^lun, zurückzukehren, «m 23. erreichten die Schisse die südliche Gränze der U«hgl), als sich plötzlich am Ufer der Ruf: „^llüa, ^»«rl,,!«»!" erhob. Zwei Schiffsmänner beeilten sich nun, dem Vikar die Ankunft deS ^l^»ila anzuzeigen. Nicht lange darauf erschien >ilf!,!l» im Scbisse des Vikars, nicht mchr in jener Bekleidung, die rr kurz vorher zum Geschenke erhalten, sondern mit einer einfachen Leinwandbekleidung um seine Lenden. Er versicherte, die Schisse mir deßhalb verlassen zu haben, weil ihn die Türken vertrieben und ihm überdieß tausenderlei Sachen über den Vilar und dessen Begleiter erzahlt hätten; 3» doch, fügte er bei, kenne er die Türken imd auch die Europäer. Er schloß ! seine Ansprache nnt der Einladung, die beiden Missionäre möchten mit ihm in seine Staaten zurückkehren, Alich die Sckiffsanfuhrer munterten die Missionäre hierzu auf, indem sie hartnäckig bei ihrer heuchlerischen Maske verharrten. Nach reiflicher Ucberlegung entschlossen sich jedoch dcr Vikar und die Missionäre fur das Gegentheil, Sic hatten sür's Erste keine Transportmittel, um ihre Sachen an jene Stelle zu bringen. Sie hätten allenfalls mit dem Schiffe zurückfahren müssen, wozu man wenigstens vicr Tage brauchte, und ebensoviel würde man sü'r die Rückfahrt bcnüthigcn. Hierdurch hatte man sich alle Verantwortlichkeiten gegenüber dem Pascha von l'l»:»l'-lilü» lmd der Schiffseigcnthümcr zugezogen, besonders wenn die Expedition bis zum neuerlichen Steigen des Wassers sich nicht hatte zurückziehen köxncn, was dermalen zu befürchten war. Dadurch wäre leicht ein nicht zu berechnender Schaden entstanden, um so mehr, da die Schisse für ein so langes Ausbleiben mit Lrbensmiltel» nicht hinreichend versehen waren. Hatte dcr Vikar ein eigenes Schifs gehabt, so hätte er die Rückfahrt jedenfalls wagen können; so aber nöthigte ihn dcr Pachtcontract, gleichzeitig mit den übrigen Schiffen zurückzukehren. Für's Zwette konnte man kaum erwarten, daß bei allen Anwohnern hinsichtlich der Missionare in so kurzer Zeit eine Sinnesänderung eingetreten scy. Endlich standen ihnen auch wenig Mittel zu Gebote, besonders demjenigen, dcr die Hebung der Agri-cultur zur Aufgabe hatte, indem er viel zu wenig an Glaswaren und sonstigem Spielzeuge bei sich hatte, um die Wilden zur Arbeit bewegen zu können. Man dankte somit dem IXi'nIiiln fü'r die freundschaftliche Einladung, und suchte ihn durch Ucbcrreichung mehrerer Geschenke zu bcschwicbtigcn. Schließlich beurlaubten wir uns bei ihm, und versprachen, nächstes Jahr mit größeren Geschenken wirder zu kommen. Als wir weiter fuhren, entdeckte der Anführer eines Schiffes, welches nicht dem Pascha in lüliizi'!»!» gehörte, einem dcr Missionäre, daß sich die Sache in dcr That so verhielt, wie es die Wilden be< richtet hatten. Er gab als Grund hierzu linen vom Pascha dem Oberhaupte seiner Schiffe und der ganzen Expedition gegebenen Auftrag an, der diesem bedeutete, unter jeder Bedingung die drei Europäer nach (^»»rtmn zurück zu bringen. Der Oberanführer, der weder bös' willig noch hinreichend energisch war, diesen unsere Freiheit beschran- 39 kenden Auftrag selbst zu vollführen, betraute damit einen untergebenen Anführer, und zwar eben denselben, der in Miei-I mit jenem Dragoman den alten Neger so gegen uns gestimmt hatte. Als die Expedition in jenem Theile des Territoriums der K>lc anlangte, wo nach den früheren Aussagen jener oderwähnte l'nl.i„,' sich aufhielt, faßttn die Schiffsführer neuerlich den Plan, sich sciner zu bemächtigen. Sie schickten ihm , ohne dem Vikar etwas davon zu sagen, verschiedene Glaswaren mittelst anderer Wilden zn, und lu-dcn ihn mit der Versicherung zu dcn Schissen ein, daß er bei seiner Ankunft größere Geschenke erhalten wcrde. AIs der Vikar dieses er-fllhr, protestirte er allen Ernstes dagegen, sich hier aufzuhalten, nnd führte als ti'nen Hauplgrund die ungesunde Gegend, so wie den obgc^ meldeten Umstand, wegen des niederen Wasserstandes an, und knüpfte daran die Ncsorgniß, daß die Schiffe in dieser Jahreszeit vielleicht den Weg nach l'!>m-l,lm gar nicht beenden könnten. Die Anführer konnten auf diese Gründe nichts einwenden, und ergaben sich darein, ueber aus die entsendeten Geschenke zn verzichten. Auf diese Weise wurde die Ncife ohne irgend einen Unfall, außer den dcs bisweilcn sehr niederen Waffcrstandes, fortgesetzt. Am 7. März erreichten wir endlich s'.lll'lNilm, und wie sehr freuten wir uns, den Missionar U^llmo 55n,'g, den Laienbruder und unsere armen Zöglinge in bester Gesundheit anzutreffen! Diese Neise des Vikars hatte ihm die Ueberzeugung von der Gutmüthigkeit dcr besuchten wilden Stämme verschafft, und anderer« skits ihm die Weisung gegeben, eine künftige Expedition soviel mög. llch unabhängig zu unternehmen, da es sich die Türken von einer Scitc zur Aufgabe machen, jeder Niederlassung hindernd in den Weg zl, treten, andererseits aber die alljährigen türkischen Expeditionen gehaßt und gefürchtet sind. Mögen lebhaste kräftige Unterstützungen das segensreiche Beginnen fördern helfen! MflRODNfl IN UNIUERZITETNfl KNJI2NICfl 00000430153 cobi ss y.ei4žx&0