Katholische Mifsionozcitschrift öer Missionäre Söhne Stern des hist. Herzene Jesu Nummer 5 - September 1940 43. Jahrgang dtrTleger Zum Titelbild: Ein junges indisches Brautpaar: der Ehemann trägt Blumen und einen Stock, wohl weil man in Indien noch der Ueberzeugung ist. „wer viel liebt, prügelt viel". Das Bild kommt aus der den Kapuzinern unterstellten Diözese von Ajmer. (Fides Foto.) Inhalt: Witbank. 6. 65. — Sitten und Gebräuche bei den Bapedi, 6. 69. — Zum hl. Petrus Claver. S. 72. — Schulbau in tzlazuka, S. 73. — Katholische Aktion in Belgisch-Kongo, S. 76. — St. Michael. S. 79. — Lanze und Kreuz, S. 79. — Abbildungen: Mzana. der Negergott eigener Einsetzung. S. 66. — Sei» „Paradies" hatte er in einem Maisfeld bei Lydcnburg eingerichtet. S. 67. — Missionsschule bei Witbank. S. 68. — Blick auf Witbank. S. 69. — So mustert die muntere Dorfjugend einen Besuch im Bapedikraal. S. 71. — Aus dem Schulleben in der Hlazuka-Schule. 2. 73. — Im Gespräch mit Katechumenen, S. 74. — Die Hlazuka Schule am Tage der Einweihung. S. 75. — Schillukfrau, S. 80. Preis: ganzjährig Italien 8 Lire. Ungarn 2.50 Pengö. Jugoslawien 25 Dinar. Schweiz 2.50 Franken. Versand durch Missionshaus Millan b. Bressanone, Italia. Missions-Gebelsmeinung für den Monat September. Christliche Ordnung des gesellschaftlichen Lebens bei den Missionsvölkern. Namentlich bei den heidnischen Kulturvölkern wie bei Indern. Chinesen. Japanern handelt es sich nicht bloß darum, den Einzelmcnschen dem Christentum zu gewinnen, sondern auch darum, dem Volke als Ganzem die Segnungen des Christentums klar vor Augen zu stellen, den veredelnden Einfluß unserer heiligen Religion auf ein gesundes Familienleben zu zeigen und .den Bewefs zu erbringen, daß die Lehre Christi gewissenhaftere, bessere Bürger und Patrioten erzieht. Die wenigen Katholiken unter diesen großen Völkern müssen auch heute von ihren heidnischen Mitbürgern das bewundernde Zeugnis erhalten: Seht. wie sie einander lieben! Die sogenannten „Wilden" in den Kolonien europäischer Mächte werden bei der Berührung mit europäischer Zivilisation fast immer entwurzelt, d. h. ihrem Stiam-mesleben entfremdet, das nach zwar heidnischen, aber immerhin auf das Volkswohl abzielenden Gesetzen geordnet war. An Stelle ihrer Stammesgesetze sollten dann gesunde gesellschaftliche Bindungen treten, die in diesen armen Menschen so etwas wie Liebe zum eigenen Volk, zur eigenen Heimat förderten. Dem ist oft nicht so. denn die Fremden zeigen vielfach recht wenig Interesse, das Stammesbewußtsein, das Zusammengehörigkeitsgefühl der „Wilden" zu pflegen. Es ist nur zu begreiflich, daß der Missionär bei seiner Arbeit zur Sicherung gesunder gesellschaftlicher Verhältnisse sowohl bei den Heiden wie bei den Kolonialbehörden häufig Mißtrauen begegnet. Wir sollen diesen Monat fleißig beten, daß auf .diesem Gebiete das Bessere, das Christentum, sich überall durchsetze. Erflehen wir .den Missionären Erleuchtung, daß sie selbst immer das rechte Verständnis und dann die nötige Tatkraft aufbringen für weitblickende Arbeit in diesem Sinn, beten wir um die Gnade, daß die kolonisierenden Völker ihre große Aufgabe, christliche Kultur zu verbreiten, erfüllen, beten wir, daß die Heiden erkennen, was ihnen zum Heile ist. Heiligstes Herz Jesu. zu uns komme dein Reich! Wir bttten um das Gebet für die in den letzten Monaten verstorbenen Abonnenten! R. I. P. Herausgeber: Kongrcg. d. Missionäre Söhne d. hlgst. Herzens Jesu, Millan-Bressanone. Schriftleitung: Dr. theol. et phil. P. M. Rafseiner F. S. C., Millan-Bressanone. Druck: A. Weger's Buchdruckerei. Bressanone. Nulla osta. — R. Prefettura, Bolzano — Gab. No. 5087, 28 dicembre 1939—XVII!. Stern -er Neger Katholische Missions-Zeitschrift herausgegeben von der Kongregation: Missionöre Söhne des heiligsten Kerzens Jesu Nummer 5 September 1940 43. Jahrgang Witbank. (Ein Ausschnitt aus der Präfeklur Lydenburg.) Vor 50 Jahren noch eine Farm ist Witbank heute eine blühende Stadt von 10.000 Einwohnern, der größte Ort im Gebiet der Apost. Präfektur. Die schwarzen Diamanten haben das Wunder bewirkt. Jährlich fördern hier die Kohlenzechen 7 bis 8 Millionen Tonnen guter Kohle zu Tage. Hier ist ein großes Kraftwerk mit 132.000 Volt Spannung: dazu eine Karbid- und Cyanidfabrik. Die Kohlenzechen Transvaals bieten vielen Menschen ihr tägliches Brot. 1000 Weiße, in der Hauptsache Aufsehep, besorgen das Geschäft des Sprengens und die Handhabung der elektrischen Bohrmaschinen, während rund 20.000 Schwarze den Bergknappendienst verrichten. Sie setzen sich aus allen Stämmen des schwarzen Erdteils südlich der großen Seen zusammen, doch kommt die Mehrzahl aus der portugiesischen Provinz Mozambique. Die dortige Regierung hat mit der südafrikanischen ein Abkommen !ge troffen, demzufolge erstere jährlich 90.000 ihrer schwarzen Untertanen für die Bergwerksindustrie des Transvaal gegen Zahlung einer Kopfsteuer zur Verfügung stellt. Diese Leute dürfen nur 12 oder höchstens 18 Monate im Transvaal vechleiben,- sie müssen in ihre Heimat zurückkehren, während Neuankommende ihre Plätze einnehmen. In den Gold- und Kohlenminen verdienen die einfachen von Kultur wenig beleckten portugiesischen Eingeborenen ein schönes Stück Geld, das sie, falls sie sparsam sind, in der Heimat zu wohlhabenden Leuten macht. Leider warten ihrer in den Industrieorten Transvaals mancherlei Gefahren. Da ist öer den meisten Schwarzen anhaftechde Hang nach berauschenden Getränken. Unter dem Einfluß der Trunkenheit kommt es leicht zu Raufereien mit blutigem Ausgang und zu Schlimmerem. Die aus der portugiesischen Kolonie stammenden Eingeborenen sind entweder junge unverheiratete Burschen ober Verheiratete, die Frau und Kinder im heimatlichen Kraal zurückgelassen haben. Daraus entstehen neue sittliche Gefahren vor allem von seiten liederlicher Frauenzimmer, die sich in die Minen-Compounds, die Wohnungen.der schwarzen Arbeiter,, einschmuggeln und den Bergknappen Unschuld, Geld und oft die Gesundheit rauben. Wiß- und lernbegierig wie diese Schwarzen sind, werden sie von Sendungen irrlehrend>er Bekenntnisse umschwärmt, von sprachkundigen schwarzen Predigern, die von den verschiedenen protestantischen Sekten zum Zweck des Unterrichtes in die Bergwerksviertel geschickt werden, oder die auch auf eigene Faust arbeiten. Südafrika weist ein Gemisch der verschiedensten ©eiben auf und zeigt dem einfachen und gottsuchenden Schwarzen ein — 65 — 5 recht vielgestaltiges Christentum. Angesichts der protestantischen Sektenzersplitterung haben unternehmende Köpfe unter den Eingeborenen sich bereits selbst auf Religionsstiftung verlegt und eigene „Bantukirchen" ins Leben gerufen; sie ahmen so die Weißen nach und stellen sich gu ihnen in bewußten Gegensatz. Diese Eingeborenen-Kirchen führen teilweise ganz schwärmerische und phantastische Namen wie „Pfingstheiligkeit", „Christ-katholisch-apostolische Kirche in Sion", „Orden von Aethiopien", „Vereinigte aethiopisch-katholische Kirche von Südafrika", „Kirche für öie Union und den Schutz der Bantu-Sitte" etc. Es gibt über 200 solcher Kirchen, deren Zahl noch stetig wächst. All diese Sekten bringen wahres Christentum mir in Verruf und sind außerstande, auf die Heiden einen wohltätigen Einfluß auszuüben. Im Lydenburger Distrikt lebte vor einigen Jahren ein kleiner Hüupt-ling, Mzana, dem die Griindung einer neuen Kirche offenbar zu abgedroschen vorkam; er erklärte sich also kurzerhand als Gott selbst. Und er fand Glauben und Anhang bei seinen Landsleuten. Da .gelüstete es ihn, feine Gottschaft einem größeren Kreise zu offenbaren, er setzte einen feierlichen Einzug in Lydenburg in Szene, nach dem Muster des ersten Palmsonntages. Aber die Obrigkeit von Lydenburg hatte kein Verständnis für den Vorgang, sie nahm den „Gott" fest und schaffte ihn nach Pretoria ins Irrenhaus. Dort aber unter den Narren schwarzer Hautfarbe wuchs fein Anhang erst recht. So wurde er denn bald wieder aus der Anstalt entlassen; es steht dahin, ob geheilt oder ungeheilt. Immerhin war er gewitzigt, er hielt sich fortan klug zurück und mied die gefährliche Oeffent-lichkeit..... Witbank ist von einem Kranz kleiner Minendörfer umgeben, in denen Mzana, der Negergolt eigener Einsetzung. überall schwarze Arbeiter angesiedelt sind. Diese Eingeborenenviertel haben bekanntlich den Namen Lokationen. Die Witbanker Stadt-Lokation zählt etwa 2500 Bewohner. In der Hauptstraße, die die Lokation der Länge nach durchzieht, liegen mehrere Kirchen, fast alles ärmliche Blechbuden. Geht man Sonntags gegen die Mittagsstunde diesen Weg, so tönt einem aus all diesen armseligen Kirchlein Gesang, prächtiger harmonischer Gesang entgegen. Denn diese Bantu zeichnen sich durch hohe gesangliche Begabung aus. Da mag man einem Trupp schwarzer Heilsarmee-Soldaten begegnen mit wehender Fahne, schmetternder Trompete und rollender Trommel. An Weihnachten sah ich eine Prozession um den schönen Ziegelbau der High Church os England ziehen: der schwarze Geistliche in großem Rauchmantel, umgeben von Ministranten mit Rauchfaß, während das begeisterte Volk ein Zululied nach der Melodie „Adeste fideles" fang. Leider find diese äußerlichen Religionsübungen meist nur ein Firnis, der eine grenzenlose Unkenntnis der Heilswahrheiten, die Beibehaltung heidnischer Sitten und Unsitten, die Uebernahme der Laster der Weißen nicht verdecken kann. Nach der geräuschvollen religiösen Betätigung am Sonntagmorgen stellt sich am Sonntagmittag eine Art Bedürfnis nach körperlichem Sichausleben ein, das in Trunk und vielfach noch Schlimmerem befriedigt wird. Der Missionär weiß, all diese Menschen haben unsterbliche Seelen, und sie haben Kinder, die noch nicht oder wenigstens nicht alle verdorben find, die für das Gute noch ein empfängliches Gemüt haben. So schien die Schule das geeignetste Mittel zur Missionierung, die Schule, deren Bedeutung in Südafrika auch die Regierung voll anerkennt, die Schule, durch die man Einfluß auf die Jugend gewinnt. Heute unterhält die Mission sieben Eingeborenenschulen, in denen etwa 700 Kinder unterrichtet werden. Die Erstellung der notwendigen Bauten und die Besoldung der Lehrkräfte erfordern ein schönes Stück Geld. Doch bringt die Ausgabe gute Früchte. Eine große Schwierigkeit bietet immer die @r=' langung eines passenden Baugrundes. Die meisten Farmen sind 500 bis 1000 und mehr Morgen groß, so daß die Farmer nicht gern zerstückeln. Sein „Paradies" hatte er in einem Maisfeld bei Lydenburg eingerichtet. Auch leuchtet den meisten Weißen im Lande der Zweck der Missionierung nicht ein, sie haben kein Verständnis für Erziehung und Hebung der Schwarzen und halten es für besser, ö. h. vorteilhafter, sie in Niedrigkeit, Unwissenheit und Abhängigkeit zu erhalten. Sie möchten Südafrika als> Land der Weißen betrachtet wissen, obschon die Schwarzen ihnen mehr als dreifach an Zahl überlegen sind und dabei auch eine viel höhere Fruchtbarkeit als die Weißen aufweisen. So sucht man an der christlichen Lösung der Eingeborenenfrage vorbeizukommen. Es ist aber mehr als wahrsch'in-lich, daß die Eingeborenen selbst diese brennendste aller Frage lösen helfen und die Weißen vor vollendeten Tatsachen stellen. Ihr Drang nach Wissen, Können und Bildung läßt sich nicht aufhalten, nicht unterdrücken, und der Missionär hat kein Recht und keinen Grund, ihnen bei ihren berechtigten Bestrebungen seine hilfreiche Hand zu versagen. Er hat vielmehr die Ausgabe, ihre Bestrebungen in rechte Bahnen leiten zrl helfen. Die Gemeinde der schwarzen Katholiken von Witbank zählt heute 400 Seelen. 1934 erhielt sie ein eigenes Gotteshaus. Man geht bei der Aufnahme der Schwarzen in dis Kirche langsam voran und mit Recht. Leben sie doch in so gefährlicher Umgebung, daß bei verfrühten Taufen Rückfälle ins heidnische Sündenleben unvermeidlich erschien. Ein Völkergemisch bieten die weißen Katholiken, die ihren Mittelpunkt in der Pfarrkirche zur Unbefleckten Empfängnis haben. Die Mehrzahl dieser 300 Seelen stammt aus Irland oder von irischen Vorfahren, außerdem sind Engländer, Schotten, Deutsche, Littauer, Italiener, Portugiesen, Ungarn, Holländer, Syrier vertreten. Deutsche Dominikanerinnen leiten eine höhere Töchterschule die von 130 Kindern besucht wird; 45 sind Interne. (Fides, Juli 1940.J Missions-Schule bei Witbank, betreut von den Dominikanerinnen, die in Witbank selbst eine große „Convent-school" leiten. Sitten und Gebräuche bei den Bapedi. (P. M. R. F. S. C.) (Fortsetzung.) 4. Keirat der Königin. Der Ausdruck ist eigentlich etwas kurios, da die Bapedi wohl ihre Groß- und Unterhäuptlinge, aber keinen König haben, wenngleich diese Häuptlinge kleine Könige waren, ausgerüstet mit vielen Vollmachten, und zum Teil noch sind. Das Begleitwort „königlich" bezieht sich nicht auf den Häuptling noch auf seine Heiraten schlechthin, benin diese finden unter den gewöhnlichen Zeremonien statt; nur daß die Eß- und Trinkgelage länger dauern. Es handelt sich hier um die Zeremonien, unter welchen sich die Heirat des jungen Häuptlings mit der Hauptfrau abspielt; sie heißt lebon!e = Kerze; wird auch Licht des Stammes genannt — warum werden wir gleich sehen — und übt eine Art königlicher Gewalt über die andern Frauen des Häuptlings aus. Daher der Ausdruck.- Diese Zeremonien sind interessant und ein eigenes Kapitel wert. Unter Hauptfrau versteht man diejenige unter des Häuptlings wenigen oder vielen Frauen, deren Erstgeborener das Erbrecht der Häuptlingswürde hat. Auf diese Weise ist das Recht genau geregelt und einer Unzahl von Streitigkeiten der Boden entzogen. Als ich mit Großhäuptlling Sekukuni II. zusammentraf, zählte sein Kraal, ein eigenes Dorf, bloß 40 Frauen! Wieviel Rivalität, Eifersucht und Streit, wenn die Nachfolge nicht durch Stammesgesetz streng geregelt wäre! Von der Hauptfrau also erwartet der Stamm neues Licht, neues Leben in der Person des Erbprinzen, was durch eine symbolische Zeremonie bei der Heirat zum Ausdruck kommt. Die Wahl dieser Frau ist also von großer Bedeutung für den ganzen Stamm und nicht etwa dem jungen Häuptling selbst überlassen, so daß n- einfach eine seiner Frauen als Hauptfrau bestimmen könnte als lebone. Des Menschen, auch der Ehemänner Sinn ist wandelbar und somit der Unsicherheit Md dem Streit Nicht vorgebeugt. Blick auf Witbank. Die Wahl obliegt praktisch den Ministern, b. h. dem hohen Rat des Häuptlings. Diese haben für gewöhnlich Ausschau gehalten und die Auswahl getroffen unter- den standesebenbürtigen Häuptlingstöchtern, lange bevor der junge Häuptling das heiratsfähige Alter erreicht hat. Er bekommt dies auch zu wissen. Trotzdem wird er eines schönen Tages im Raatssaal, d. h. auf dem Misthaufen seines Kraals den versammelten Ministern eröffnen, daß für ihn nun die Zeit gekommein ist, die Königin zu heiraten: dabei bezeichnet er auch die Person, auf welche „seine" Wahl gefallen, nämlich genau dieselbe, die schon Jahre vorher die Minister bestimmt haben. Der Rat seinerseits bringt die Angelegenheit vor die Volksversammlung — das zarte Geschlecht ausgeschlossen — und gibt bekannt, daß es Zeit ist, den lichtlosen Stamm mit einer Leuchte zu versorgen. Es folgt die Wahl, die ja eine reine Formalität ist nach Wunsch der hohen Herren; denn einerseits haben die Negerminister eine gute Nase — die der Bapedi ist nicht einmal stumpf — und berücksichtigen ben Wunsch des Volkes: anderseits ist die Abstimmung von ihnen ja vorbereitet. Ueberall der gleiche Schwindel: Die Volksabstimmung! Sind diese Formalitäten erledigt, dann geht an den Vater der Auserkorenen, selbstverständlich einen Häuptling, eine Gesandtschaft ab mit der Bitte um die Hand der Tochter — wie üblich. Zu bemerken ist nur, daß einem rangshöheren Häuptling weder vom rangsniederen noch von seiner Tochter ein Korb gegeben werden darf. Wahrscheinlich ein Ueberbleibsel früherer Zeiten, da man mit Waffengewalt die Zustimmung erzwang. Gewalt vor Recht — übrigens ein ganz moderner und trotzdem altheidnischer Grundsatz. Ist die Abordnung zurück, dann heißt es die lenyalo-Rinder aufbringen, etwas steuert ja der Heiratskandidat aus seiner Herde auch bei: aber den Hauptanteil müssen die Minister (eventuell Unterhäuptlinge) und Sippenhäupter stellen. Jeder muß wenigstens ein Rind beisteuern: leicht begreiflich, handelt es sich doch einerseits um eine allgemeine Angelegenheit — und verschlingt die künftige Königin doch bei 40 Kinder. Hat man die erforderliche Anzahl aufgebracht, dann werden diese Hochzeitsrinder in Begleitung aller Minister und Sippenhäupter des Stammes und unter großem Tamtam zum Papa der Auserlesenen getrieben. Die Ehre m-er so außerordentlichen und großartigen Begleitung gilt aber nicht den Rindviechern, sondern dem Festmahle, das bei deren Uebergabe stattfindet. Wenigstens ein Dutzend Ochsen werden geschlachtet und finden gastfreundliche Ausnahme in den fassungsfähigen Mägen der vielen Gäste. Der Häuptling ladet ja die Seimigen alle ein: einmal der Feierlichkeit wegen und zweimal aus kluger Berechnung. Der Negeranstand verlangt nämlich, daß die Frau jedes eingeladnenen Mannes selbst auch mii> kommen darf, aber einen Topf von wenigstens 15—20 Litern frisches Negerbier mitbringen muß als Beisteuer zur Festlichkeit. Die Neger pflegen nämlich das Fleisch nicht hinunterzuwürgen, sondern hinunterzu-schwenzen. Mann kann nun halbwegs berechnen, welchen Bach von Bier es braucht, um 12 Ochsen durch so enge Rinnsale zu schwemmen! Als der 11 n« terhäuptling Tagudi in der Nähe von Glen Sowie heiratete, begegnete ich einem Zug von wenigstens 40 Weibern mit dem traditionellen Bier-topf auf dem Kopf, die bloß aus einer Richtung dem Festmahle zusteuerte^ alle im Gänsemarsch. Andere kamen von allen Seiten! Der Häuptling Bräutigam jedoch nimmt an diesem Festmahl nicht teil. Die meisten andern Zeremonien werden beobachtet wie oben; nur die ho-lata Periode fällt weg als unvereinbar mit der Würde eines Hüupt- lings. Um so eindrucksvoller und zeremonienreicher wird ho-bika der König!. Braut gefeiert, d. h. ihr Auszug aus Aegypten und ihr Einzug ins gelobte Land, ins neue Heim. Eine Menge Stammesmitglieder und einige Minister ihres Vaters geben ihr das Geleite. Je näher der Hochzeitszug dem Ziele kommt, desto länger und breiter wird her Kometenschwanz, da nun das Volk des Bräutigams entgegen* kommt und sich anschließt. Aber nun entsteht eine Schwierigkeit: Die Hochwohlgeborene wird auf einmal schwach und müde und setzt sich mit ihrem engeren Gefolge am Wegesrande nieder. Die Sitte will es so; und die königliche Braut ist nicht auf- und weiterzubringen, bevor Geschenke vom Bräutigam eintreffen mit der Bitte, sie möge ihre Schritte doch beschleunigen. Nun gehts einen Ruck weiter, aber mit einer so nervenkitzeln-hen Langsamkeit, daß man oft einen ganzen Tag braucht, um einige Kilometer zurückzulegen. Die Schwachheitsanfälle wiederholen sich eben alle paarhundert Meter und sind nur durch erneute ©efd>enhe zu beheben. Zuerst ift’s ein Ochs, dann ist's eine Biege, dann immer etwas Geringeres und schließlich irgend ein Tingl-Tangl-Ding von keinem Wert. So wird's endlich Abend — so verlangt es das Zeremoniell — wenn der Zug in unmittelbarer Dorfesnähe anlangt. Nun erst wird ein offizieller Bote ausgesandt, um die Ankunft „der Stammesleuchte" zu melden. Sämtliche Feuer im Dorfe werden ausgelöscht. Die „königliche Maid" wird in ihre Hütte geführt und von ihrem weiblichen Gefolge bedient. Und damit haben die Feierlichkeiten für diesen Tag oder vielmehr Abend ihren Abschluß. Ueber allen Wipfeln ist Ruhe. Während der Nacht brennt in keiner Hütte ein Feuer; auch ein Opfer für die Eingeborenen, denn im Bapediland können die Nächte oft recht kühl sein und Federbetten odeü So mustert die muntere Dorfjugend einen Besuch im Bapedikraal. Foto P. K. Fischer F. S.LC. Wärmeflaschen sind dort Gottseidank noch ein unbekannter und unverstandener Begriff. Der kommende Morgen bringt dann die Feuererneuerung. Neues Licht — neue Wärme: Durch die königliche Frau! Fn alten Zeiten rieb sis zwei dürre Hölzer an- oder ineinander bis sie Feuer firtgot.; aber seitdem die Zündhölzesr auch hier ihren Einzug hielten, ist dieser Brauch verschwunden wie bei uns am Karsamstag der Zunder und der Feuerstein. Kaum hat die lebone, die Stammkerze, ihr Feuer — ein mächtiges — zum Lodern gebracht, nahen sich alle Weiber des Häuptlings und alle Dorffrauen dem Rgnge nach, holen sich voir diesem einen Brand und entzünden so. das Feuer in ihren eigenen Hütten. Brennt's überall, dann beginnt das große Schlußhochzeitsfest mit den üblichen Begleiterscheinungen von tage- oder wochenlangen Eß- und Trinkgelagen. Sind auch diese glücklich überstanden, dann kehrt das Ehrengeleite der Braut wieder,zu seinem Häuptling heim mit den Geschenken des jungen Häuptlings, die sie am Abend ihrer Ankunft empfingen. (Fortsetzung folgt.) Zum hl. Petrus Claver. Dem Negerapostel ein neues Lied Aus Herzen von heiligem Feuer durchglüht Für Afrikas Völker und Frieden! Daß heiß in uns flammte der himmlische Brand! Der Geist, der im Sturme durchbrauset das Land, Wie Petrus, sei uns er befchieden! Verglimme denn, elendes Glück der Zeit, Auf Opferaltären, dem Herrn geweiht, All Träumen und Drängen im Herzen! Wie Claver so sterben auch wir der Welt, Den Aermsten zu freudigem Dienste bestellt, Auf Christi Altären die Kerzen. Erflehe ein Herze voll Liebesschwung Uns, Claver, das mutig und ewig jung Wie deines dem Heilande schlage, Das niemals ermüdet und wanket nicht, Bis daß es im Kampfe für Christus bricht Und mitten im Ringen der Tage. So bauen wir Christus der Hölle zum Hohn Inmitten der Neger den Königsthron — Die Ehre sei seinem Namen! — Und hoffen, nachdem wir wie du gewirkt, Wenn Gottes Scheune die Garben birgt, Mit dir uns zu freuen. Amen. n Schulbau in Klazuka. P. Karl Fischer F. S. C. Etwa 25 englische Meilen fern uoit der Hauptstation Centocow wohnen auf den Farmen der Europäer einige katholische Negsr-FamilieN. Für eine katholische Erziehung ihrer Kinder hatten sie keine Gelegenheit, da die Schulen weit weg waren in den für die Eingeborenen bestimmten Siedlungen. Ein Missionär von der Missionsstation Mariahilf kam von Zeit zu 3eit zu ihnen, feierte das hl. Meßopfer in einer «elenden Hütte!, spendete die hl. Sakramente und bestärkte sie im Glauben durch gute Unterweisung. Mehr konnte dieser eifrige Missionär nicht tun, ja nicht einmal einen Katecheten aufstellen, roeil seine Station sehr arm ist. Manche dieser Katholiken kamen öfters nach Mayehle, «einer Austenstation von. C-entocow, zum Gottesdienst. Auch Heiden kamen mit ihnen, die den aufrichtigen Wunsch hatten, sich auf die hl. Taufe vorzubereiten. Das brachte uns deir Gedanken nahe, sich dieser Verlassenen anzunehmen, «eine Schule dort zu errichten für ihre Kinder, um regelmäßig bei ihnen auch Gottesdienst zu halten. 3nt Dezember 1936 schickte mich Pater Oberer dorthin, um ihm meine Eindrücke zu berichten. Es kamen die Katholiken und viele Heiden. Alle wünschten eine Schule für ihre Kinder. Der Farmer, Herr Egeland, ein Däne, ist «ein Freund der Schwarzen. Obwohl Protestant, gestattete er dem Missionär von Mariahilf, auf seiner Farin den Gottesdienst zu halten und willigte j«etzt gern ein, ein Stück seiner Farm un's abzutreten, um darauf die Schule zu bauen. Nachdem d«er Obere meinen Bericht gehört hatte, ging «er selbst noch zum Farmer, um die Angelegen-« heit rechtmäßig zu regeln und begann mit dem nächsten Termin mit der Schule in der genannten Hütte. Es kamen «etwa 30 Kinder und die Lehrerin Foto P. K. Fischer F. S. C. Aus dem Schulleben in der Klazuka-Schule. Größere Mädel verliefen praktisch ihr Erlerntes und bringen den Kleinen das A-B-C bei an der Kand von Tafeln. mußte mit den einfachsten Mitteln sich Helsen. Die Kinder saßen am Baden und eine Kiste war der Tisch für die Lehrerin. Der hochw. Pater Oberer gab nun den Auftrag, das notwendige Holz für den Schulbau in unserem Wald zu fällen und es an Ort und Stelle zu fahren. Den Katecheten von Mayehle betraute er mit dem Bau. 3d) kümmerte mich nicht mehr weiter um diese Sache, bis ich zufällig im No-, vember 1937 wieder dorthin kam. Ich staunte, noch gar nichts war getan. Cs war ein Haufen Holz da, das schon bald ein halbes Jahr lag, aber gearbeitet war noch nicht worden. Der Katechet tat nichts. Zuhause sprach ich darüber mit dem Obern und da meinte er, er wäre dankbar),, wenn ich den Bau in die Hände nähme. Mir war der Auftrag lieb und ich machte gleich meinen Plan. Ich verlangte, jeden Monat wenigstens eine Woche dafür frei zu fein und daß ich und das Notwendige, was ich brauche, auf die schnellste Weise dorthin gebracht und von dort geholt werde. 25 Meilen sind weit und man kann nicht alle Tage hin und zurückreiten. 3d) bekam die Zeit und alles, was ich brauchte und der Kraft-wagen mußte mich hinbringen und wieder abholen. Das Letztere war ein Schrecken für den Bruder, da der Weg recht elend ist und bei Regenwetter der Wagen bis zu den Achsen im Dreck einsinkt. Der schlechte Weg brachte mir einmal eine kleine Rundfahrt. Der Wagen sollte am Samstag kommen, um mich heimzubringen, da ich den Sonntagsgottesdienst zu Hause hatte. Es hatte aber den Tag vorher stark geregnet. Der Bruder kam trotzdem, war aber wütend über das Manöver im Schlamm Ustd jagte1, wir fahren nicht mehr da zurück, sondern über Umzimkulu und Ixopo. Ganz recht dachte ich, das gibt eine gemütliche Spazierfahrt von 50 Meilen. Wir kamen etwas später heim, und vielleicht doch viel früher, als wenn wir Zeit und Benzin im Kampfe mit dem Unheilsweg verbracht hätten. Foto P. K. Fischer F, 8. C. 3m Gespräch mit Kaiechumenen. Die Arbeit begann am 7. Februar 1938. Mit hoch vollgepacktem Kraftwagen fuhren wir, ich und zwei Burschen, am frühen Morgen ab und kamen zwischen 11 und 12 Uhr in Hlazuka an. Ohne Vierzug ging es an die Arbeit. Der Ban wurde abgesteckt und mit dem Ansgraben dev Löcher für die Pfosten begonnen. Ich dachte, in drei Tagen sei das Holz-werk mit dem Dachstuhl aufgerichtet. Aber hier hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Sandboden ist 20 cm unterhalb so hart, daß man für die 58 Löcher zu 45 cm Tiefe volle drei Tage brauchte. Das •einige Stoßen mit dem Spaten, die große Hitze und der Mangel an gutem Trinkwasser erschöpfte unsere Kräfte. Gleichwohl, am Samstag standen die Pfosten in der Erde und die Querbalken darüber und ein Teil dev Dachsparren fertig am Boden. Nach Zwischenräumen non je einem Monat ging die Arbeit voran und am 9. September 1938 stand die Schule und eine kleine Küche fix und fertig da und der Platz non einem Acre war mit dreifachem Stacheldraht eingezäunt. Alle Arbeiten hatte ich mit zwei Burschen gemacht und war so Erdarbeiter, Zimmermann, Dachdecker und alles mögliche. Frauen machten die Erdarbeiten: Ausfüllen des Holz-gerüstes mit Erdmörtel, Verputzen mit Sand und Anweißen mit Kalk. Es ist ein schöner geräumiger Bau von 82x12 Fuß, davon sind 2 Räume non 12x12 Fuß abgetrennt, non denen der eine als Sakristei, der andere als Schlafzimmer für den Missionär dient. Der Altartisch steht auf einem Zement-Podium und auch Stufen zum Eingang sind ans Zement geformt. Die Schule wurde am 13. Non. 1938 vom hochwsten. Sy. Bischof M. A. Fleischer eingeweiht und feierlich eröffnet. Während ich in Hlazuka weilte, hatte ich kein Hotel oder (Saftlos zum Wohnen, auch war keine Kirche da zum Gottesdienst. Unser Hotel, Gasthof und Kapelle war die alte Baracke. In der Frühe las ich die hl. Messe, wie es eben möglich war mitten unter den hundert Sachen, die in diesem Raume untergebracht waren. Das Essen, Maisbrei oder Reis und der unentbehrliche Kaffee wurde von der Lehrerin jojbier einem Mädel im Die Hlazuka Schule am Tage der Einweihung, 13. Nov. 1938. Das Fleisch und Essen für die zahlreichen Gäste aus Nah und Fern wird in großen Kesseln gekocht. Freien gekocht und gegessen wurde gleich neben dem Kvchtopf. Am Abend erwartete man nach strenger Arbeit eine angenehme Nachtruhe. Jeder suchte sich seine Ecke in der Baracke und breitete seine Decken nuf dein, Boden aus. Ich legte meine Schlafdecke auf einige Bretter. Wir hätten ja alle gut geschlafen, wenn... ja wenn nur nicht die vielen Flöhe gewesen wären. Kaum hatte man sich auf sein hartes Bett gestreckt, kamen diese Plaggeister und ließen uns die ganze Nacht keine Ruhe. Dazu beherbergte die Baracke auch eine Rattenfamilie, und die taten in der Dunkelheit der Nacht noch das ihrige. Ich war immer froh, in aller Frühe aus diesem Flöheloch herauszukommen und diese bissigen Gäste von mir abschütteln zu können. In der freien Natur im Morgengrauen verrichtete ich dann meine Gebete und stärkte mich zum neuen Tagwerk. Katholische Aktion in Belgisch-Kongo. Rom. — Auf der II. Plenarsitzung der Ordinarien Belgisch-Kongos im Jahre 1936 wurde unter dem Vorsitz S. Exz. Mons. Dellepiane die. Einführung der Katholischen Aktion für alle Missionsterritorien Belgisch-Kongos beschlossen. Besondere Direktiven wurden nicht erteilt, man beschränkte sich in den nächsten Jahren darauf, die Jahresberichte der Diö-zesankomitees entgegenzunehmen und im übrigen den einzelnen Ordinarien jede Freiheit in der Initiative und Ausführung zu lassen. Aber gerade die so von der Apostolischen Delegatur gesammelten und unter dem Namen „Premises" veröffentlichten Berichte geben ein so anschauliches Bild der Initiativen und Erfolge, daß sie in ihrer Bedeutung weit über Belgisch-Kongo hinausgehen und die Aufmerksamkeit weiterer für das Missionsleben der Kirche interessierter Kreise verdienen. Zunächst sind es die kritischen Beobachtungen der Missionare, die zur Klärung beitragen und eine Lehre für die Zukunft bedeuten. Der Bericht des Apost. Vikariates Bauhoinville betont ebenso wie der von Katanga die Schwierigkeit, geeignete Kräfte aus den Missionsmitarbeitern herauszufinden und „nicht alles anzunehmen, was guten Willen zeigt". In diesem Falle erhalten die Sitzungen der K. A. gar zu leicht den Charakter von Konferenzen, deren Kosten der Missionär zu tragen hat. Wobei zu bemerken ist, daß es leichter erscheint, eine kleine Konferenz zu halten statt tüchtige, ihrer Aufgabe geivachsene ausgewählte Kräfte heranzubilden. Die Mitglieder der K. A. sollen nicht wohldisziplinierte passive Zuhörer sein, sondern wirkliche Mitarbeiter, die das nötige geistige und apostolische Rüstzeug haben und zugleich den Geist der Initiative. Die ersten- Staffeln der K. A. rekrutierten sich aus den besten Katechisten, Schullehrern, ehemaligen Zöglingen der Katholischen Schulen und einflußreichen Mitgliedern der Katholischen Gemeinden mit vorbildlichem Leben. Ein Missionar von Ober-Kasai lud mit einem kleinen Handschrei-ben die einheimischen Notabeln ein, also Kraftfahrer, Mechaniker, Boys, Zimmerleute und Schreiber. Stolz auf die Einladung kamen alle diese Leute in großer Zahl und sind bis heute eifrige Besucher der Veranstaltungen. Der Bericht von Baudoinville bemerkt, daß die Zugkraft der K. A. für viele darin bestand, daß man in den Vordergrund d>en Willen des Papstes stellte, der die schwarzen Laien als Mitarbeiter der Missionare sehen möchte, um das Kommen des Reiches Christi in Afrika zn beschleu-nigen. Jeder Anfang ist schwer und so hafteten auch dieser Bewegung manche Schwächen an: zur Entmutigung, Interesselosigkeit kamen gewisse dem schwarzen Milieu eigentümliche Schwierigkeiten: Die Schwarzen unserer Gegend, meint der Bericht von Niengara, halten immer noch das Eingreifen in dsts Leben anderer für etwas Tadelnswertes. Wie oft bekommt inan zur Antwort: Das ist nicht meine Sache, und das sagen selbst Eltern,, deren Kinder sich schlecht betragen. Der Bericht von Katanga ist auf dieselbe Note abgestimmt: „Die Schwarzen haben es durchaus nicht gern, daß man sich mit ihren Dingen befaßt; doch lassen sie zu, daß man sich für sie interessiert. Die Glieder der K. A. müssen sich in der Praxis diese Unterscheidung zu Nutze wachen, derarh, daß eine Intervention bei einem andern Schwarzen nicht als Einmischung betrachtet wird, sondern vielmehr als ein Schnitt, der aus lebhafter Sympathie entspringt. Dazu braucht es allerdings viel Geduld." Der Bericht von Baudoinville berührt andere Schwierigkeiten: „Unter den Mitgliedern der K. A. gibt es neben fähigen, fruchtbaren Aposteln Furchtsame, die sich vor denen scheuen, die in der K. A. nur eine Art Sekte sehen wollen, die mit den Europäern Freundschaft unterhält." ___„Andere, von heidnischen Sekten beeinflußt, sehen in der K. A. nur eine Gesellschaft für gegenseitige materielle Hilfeleistung, oder sie betrachten die K. A. als Zusammenschluß einer Gruppe Höherstehenden, die das Recht haben, auf andere mit solcher Verachtung herabzuschauen." Die Organisation wechselt je nach den Missionen. Fast alle benutzen die bestehenden Werke und Gruppen und hauchen ihnen neuen Geist ein'. In fast allen Missionen gibt es Männer-, Frauen-, Jungvolk- und Kinderligen; viele besitzen auch Skoutformativnen, Sport-abteilungen und Patronagen. An größeren Zentren, wo gebildete Schwarze vorhanden sind, bestehen auch Studienzirkel. In Kisantu vereinigen die katholischen Aerzte der „Fomulak" die einheimischen Krankenpfleger in Studienzirkeln uno suchen sie zu einem Leben der Verantwortlichkeit in religiöser, moralischer und sozialer Hinsicht zu erziehen. Auch Boma hat einen solchen Krankenpflegerzirkel. Leopoldville hat zwei Iocisten-gruppen, und eine Abteilung für weibliche Arbeiterjugend ist im Werden. Ruanda hat eine ganz eigenartige Form von K. A. Man hat. dort die Missionen in Bezirke mit 30 bis 40 Familien eingeteilt. An der Spitze jedes Bezirkes steht der Vorstand mit seinem Stellvertpeter, die vom Bezirk gewählt und vom Missionsobern gutgeheißen sind. Die Gruppe frischt in ihren Wochensammlungen die Anweisungen des Superiors auf und studiert die Art, wie man sich moralisch und materiell .gegenseitig.Helsens, und den Katholizismus im Bezirk unter den Heiden verbreiten kann. Die Glaubensverbreitung unter den Heiden, Verwandten, Freunden und Nachbarn muß bei den Zusammenkünften in erster Linie behandelt werden. Die Resultate, Erfolg, Mißerfolg müssen angegeben, neue Ziele gesteckt werden. Die Vorstände der Bezirke treffen sich allmonatlich beim Missionar, um Rechenschaft über den Stand ihrer Gruppe abzulegen und das Programm für den folgenden Monat- festzustellen. Die religiöse! und moralische Erziehung her Leiter, das Studium der Mittel zur Hebung des praktisch christlichen Lebens in dem Bezirk, die erlaubten Mittel zur' Bekehrung der Heiden und ihre Verpflichtungen in sozialer Hinsicht stehen zur Behandlung. Zn vielen Missionen hat man Exerzitienkurse für die Mitgliedes und Leiter der K. A. eingerichtet. Die Resultate sind derart, daß sich alle Missionen nur Glück wünschen können zu diesen neuen Laienhelfern. Insbesondere haben die Gruppen teilweise gute Katechisten geliefert. Obszöne Tänze sind im Abnehmen begriffen und die Tätigkeit der Gruppen der K. A. Ebenso wurde mit Erfolg der Kampfgegen die unerlaubten ehelichen Verbindungen geführt. Des weiteren sind zu erwähnen die erfolgreichen Bemühungen zur Unterdrückung der abergläubischen Gebräuche bei Todesfällen und bei der Beschneidung, die Schlichtung von Streitigkeiten außerhalb des Gerichtes. Ins religiöse Gebiet gehören ferner die Propaganda für die Osterkommunion, für die Bekehrung lauer, abgestandener Christen, für die gute Presse, Beeinflussung der Eltern zwecks christlicher Kindererziehung. Mehr sozialer Art sind die Einrichtung von Sparkassen, und Krankenkassen, Unterstützung der Arbeitsunfähigen durch freiwillige Arbeitsleistung. Die Gruppe von Matadi hat Erhebungen über Alkoholmißbrauch und Höhe der Mitgift angestellt. „Auf letzterem Gebiet können die Mitglieder der K. A. bei den Familien ihren Einfluß im Sinne einer mehr christlichen und weniger habgierigen Haltung geltend machen: denn die allzu hohe Mitgift verzögert die Ehe und beschwürt große Gefahren für die Sittlichkeit herauf." Das ganze Leben soll auf diese Weise nach und nach verchristlicht und kultiviert werden. „Nach unsern Eingeborenen-Berichten, bemerkt der Bericht von Kivu, haben wir Mitglieder der K. A., die die Grundsätze der christlichen Moral vor allem in Ehesachen verteidigen: in einem Dorf kamen die Christen selten zur Messe unter dem Vorwand, sie hörten die Glocke nicht: ein Mitglied der K. A. wurde zum „Schlepper". Anderswo haben die Aktioni-sten von ihren Brüdern erreicht, daß sie sich mit den armen Auswärtigen,, befassen. Im Bericht von Lubunda wird angeführt, daß die Klagefitzungen aus Anlaß eines Todesfalles durch Rosenkranzbeten unterbrochen werden: anderswo haben die jungen Leute eines Dorfes statt die sog. Versuchsehen zu schließen, angeregt, durch Glieder der K. A. ihre Verlobten bei den Ordensfrauen untergebracht." Im ganzen wurden den Berichten von Beni und Nasankusu zufolge durch die Arbeiten der Studienzirkel zwischen Missionaren und Schwarzen engere aufrichtigere Beziehungen geschaffen, und die Besprechungen sind höchst lehrreich für den Missionar selbst. stFides.) 0t Michael, Vseil unserm Gotte! Jtjrn wollt xtir trotzen, Dem Schöpfer des jSUß? fetzde ansagen Dem frort alles Rechts? Ztzm wie-erstetzen, Dem (Duell aller Kraft ? wer ist wie Gott?« Luzifer, Schmach dir! Laad, das vom Gaume Und Leden sich trennt, 0tratil ohne Sonne, Don der du entsandt, funke, den doch nur Sein feuer entfacht! wer ist wie Gott?! fms itzr Getreuen! Sieg unsrer fatzne! Der freer schaut aus uns. Die wir bekriegen Sind Opfer des Zorne, Ewigem feuer Und fluche geweitzt. wer ist wie Golt?! n $ Lanze und Kreuz. Geschichtliche Erzählung von Br. A. Cagol F. S. C. (Fortsetzung.) Kaum hatte die Erzählerin geendet, als alle Mädchen zugleich sprachen und ihre Randglossen an das Gehörte zu knüpfen begannen- Wie immer erhielt Freund Langohr, der Hase, der mutige Schelm der Schillukfa-beln, reichliches Lob gespendet. „Ein anderes Geschichtlern!" hieß es bald, und Ador begann von neuem: „Der Hase begegnete dem Elefanten, der sich «inen großen Dorn in den Hinterfuß getreten hatte und stark hinkte. „Was hast du, alter Freund?" redete ihn der Hase an, „du hast wohl eine abgebrochene Speerspitze im Fuße?" „Ach nein, es ist ein Dorn, und ich bin gerade auf dem Wege zu einem Doktor." „Wenn es nur das ist, so kann ich dir helfen", sagte der Hase und führte den Elefantjen auf ein Feld, wo viele trockene Kürbisse herumlagen. Dort hieß er den Elefanten sich niederlegen und beileibe nicht rückwärts schauen, weil sonst die Kuü nicht gelänge. Der wunde Fuß wurde auf trockene Kürbisse gebettet, und der Hase holte sich Feuer und zündete die Kürbisse an. Nachdem das Feuer eine Zeitlang geglüht hatte, wurde der Elefant ungeduldig und wollte sich nach dem Fortgang der Kur umsehen. Doch konnte der Hase ihn noch beschwichtigen und zum Ausharren bewegen. Inzwischen war der Fußballen des Riesen, der sehr dick ist und wenig Gefühl hat, fertig gebraten, und der Hase schnitt sich Stücke heraus mit einer Schneckenschale. Wie doch der Braten so -köstlich mundete und der betrogene Elefant so geduldig tms<= harrte! Endlich war der Hase satt: er entfernte sich ein wenig mit der Aus- rede, die Augen schmerzten ihn vom Rauche. Aus sicherer Entfernung rief er dann hem Elefanten zu, die Kur sei beendet. Der Elefant stand auf, fiel aber gleich Meder zu Boden, weil der verstümmelte Fuß ihm das Gehen unmöglich machte. Er fluchte dem Hafen, der sich die Pfoten leckte und sich freute, daß er einen so mächtigen Herrn angeführt habe." Dann gab Ador einige Rätsel auf. „Es ist fchwarz und weiß und sitzt in einer Tiefe (Höhlung). Was ist das?" (Das menschliche Auge.) „Ein kleiner ^Knirps liegt im. Schatten?" (Die menschliche Zunge.) „Ich gehe, und es folgt mir nach?" (Der Schatten.) „Es verschlingt uns vollständig und speit uns gänzlich aus?" (Die Hütte.) „Es strebt Zu den Wolken empor, aber sein Inneres ist. ohne Knochen?" (Der Rauch.) „Es sind Schwestern, aber sie kommen nie zusammen unter fick?" (Die Hörner der Kuh.) „Es steht am Rande des Flusses; sein Spieß ist eine Türe?" (Der Marabustorch.) „Man schlägt es, aber man haut es nicht durch?" (Die Trommel.) Manche der Zuhörerinnen kannten bereits die Auflösungen,- andere, namentlich die kleinen Mädchen, hatten manche Nuß zu knacken. Endlich überließen die .jungen Schilluktöchter sich friedlichem Schlummer. — Im Mondschein.gleiten die silberübergossenen Fluten des Niles dahin-. Schilluksrau. mäßiger Wind rippelt leichte Kräuselwellen auf; hin und wieder läßt sich das Grunzen, Schnaufen und Pusten der Flußpferde vernehmen; vom jenseitigen Flußufer tont gedämpft der Schrei eines Nachtvogels und das unheimliche (Setädjter umherstreifender Hyänen. Plötzlich werden am Fluße Plätschern und unterdrückte menschliche Laute vernehmbar. Das Riesensegel einer Barke taucht gespenstisch auf, das aber .bald schlapp um den Mast flattert und von geübten Händen eingeholt wird; ein zweites Segel taucht auf uud dann noch eines. Leise knirschend fährt ein Kiel nach dem andern am Ufer auf, dann Stille. Lauschend strengen die nächtlichen Besucher das Gehör an; nichts regt sich im nahen Dörfchen. Dann verlassen bewaffnete Gestalten die Fahrzeuge und nehmen ortskundig ihre Richtung auf die friedliche Negersiedlung. Leisen Schrittes, im tiefsten Stillschweigen, gehen sie voran im Gänsemarsch, etwa vierzig Mann stark, teilweise verschwindend im mannshohen Grase, unheimlich anzusehen im gespenstischen Lichte der Mondsichel. Ungestört kommen sie bis auf etwa hundert Schritte an die menschlichen Behausungen heran, da schlägt ein Hund an, dem sogleich andere antworten, um ihr Geblell und Geheul nicht mehr .einzustellen. Damit haben die ungebetenen Besucher gerechnet. Einige kurze Zurufe, und sie schwärmen in erprobter Weise nuseinander, sich dem Dorfe int Laufschritt nähernd und es im Kreise einschließend. Das Anschlagen der Hunde ist in den Hütten Nicht ungehört verhallt. Die Dorfleute schreckten aus dem Schlafe auf; die Unruhe ihrer vier-füßigen Wächter sagt ihnen, daß es sich nicht um eine geringfügige Ursache handelt. Triebmäßig greifen die Männer und Jünglinge zu Lanze und Kettle und Schild und eilen ins Freie, tvo sie alsbald von Flintenschüssen empfangen werden. Unverzüglich stoßen sie den Kriegsruf der Schilluk aus, ein schrilles, oft wiederholtes „£ii — tu — tu — lit — tu—", um benachbarte Dörfer zu benachrichtigen; gleichzeitig nehmen sie den aufgedrungenen Kampf lauf. Nur zu gut kennen sie ihre Gegner, nuhische Skla-venjäger, ihre.verhaßten Feinde. Auch ahnen sie den mutmaßlichen Ausgang des ungleichen Kampfes, ihre Niederlage. Namenlos ist ihre Wut, un-erschüttert ihre Kampfeslust. Mit ihren dickeir Schilden aus Nilpferdhaut die edlen Körperteile schützend und geschickt Hütten und Strohwände als Deckung htznutzend, eilen sie der feindlichen Schützenkette entgegen, die gewaltigen Lanzen wurf- und stoßbereit haltend, mit scharfem Auge jede Bewegung des Gegners beobachtend, oft noch im letzten Augenblick durch einen schnellen Seitensprung einem Geschoß entgehend oder mittels des Schildes die Bleikugeln auffangend und ihre Wirkung abschwächend, gleichzeitig trachtend, an die einzelnen Schützen heran- und mit ihnen ins Handgemenge zu kommen. Der Vorteil der Feinde hingegen lag darin, die ivilden Krieger nicht zu nahe an sich herankommen zu lassen, weil dadurch ihre Feuerwaffen die volle Ueberlegenheit über die Lairzen der Gegner bewahrten. So sank denn ein Schilluk nach dem andern tot oder kampfunfähig hin, sodass die Sklavenjäger nach kurzer Zeit daran denken konnten, die gewünschte menschliche Beute ztt machen. Mit schnell .entzündeten Fackeln — Büschel von dürrem Steppengras — drangen sie in die Hütten ein und bemächtigten sich der Frauen, Jungfrauen ttrtld Kinder, die sich nach dem Verstummen des Kampfgetümmels fast willenlos gefangen nehmen ließen. . Den Nubiern war Eile geboten, denn aus der Entfernung hallte der aufgenommene Kriegsruf wieder, der sich fortpflanzte von Dorf zu Dorf. An langen veilen fesselten die Räuber, die ihr Handisteirk gut verstandest,. die menschliche Beute, meist Knaben und Mädchen, während ältere Frauen und kleine Kinder einfach getötet wurden. Auch vergaßen die Eindringlinge das Vieh nicht, sondern trieben es ins Freie und dem Fluffel zu. Ebenso wenig unter tieften sie es, nach getaner Arbeit öert niedergebrannten Fackeln (neue Nahrung zu geben, beim mit ihnen zündeten sie die trockenen Strohdächer der Hütten un|i) die Strohwände der einzelnen Gehöfte an. Dann eilte Me ganze Gesellschaft, Sklaven und Vieh mitten im Zuge führend, den wartenden Schiffen zu, auf denen die Segel entfaltet und alles,zu augenblicklicher Abfahrt bereit ge',macht war. Ador hatte .sich, durch das Hundegebell und Kampfgeschrei jäh aus dem Schlafe geweckt, unverzüglich ins Freie gestohlen, wo sie.sogleich die gefährliche Lage überblickte. 3hr Entschluß war gefasch sie wollte zu fliehen versuchen pnd sich ins heimatliche Dorf retten, obfchon der Weg über die nächtliche Steppe, auf der häufig wilde Tiere sich herumtrieben^ gefährlich genug ierftf)ien. Behende eilte sie dem landeinwärts gelegenen Dorfausgang zu in der Hoffnung, daß die Eindringlinge sich nur auf der Flußseite befänden. Doch sie hatte sich getäuscht. Die Räuber hatten bereits das ganze Dörfchen umstellt, und Adör wurde von zwei der Gesellen gesehen. Sie wollte sich zurückziehen,, es war aber schon zu spät. Einer der! Männer sprang ihr nad), ergriff sie, fesselte sie an Händen und Füßen und ließ sie ,einstweilen hilflos liegen, um sich am Kampfe zu beteiligen. Beim Abzüge nahm er Ador als feine persönliche Beute zu sich. 3m unheimlichen Glaste des brennenden Dörfchens stieß,ein die drei Barken vom Ufer ab, suchten die Mitte des Stromes auf und begannen flußabwärts zu gleiten. Aus den nächsten Dörfern erschienen die ersten wehrhaften Männer am Ufer, in ohnmächtiger Wut ihre Lanzen und Keulezn schwingend. Wie zum Hohne sandten die Nubier noch etliche Schiitsse hinüber, deren Geschosse, über die Wasserfläche pfeifend, das schilfbewachsene User picht erreichten. 3n aller Eile waren die armen Opfer des nächtlichen Ueberfalles in die tiefen Laderäume ber Barken gestoßen worhen, wo sie sehen mochten^ wie sie ihre Leiber und Gliedmaßen unterbrachten. Gemeinsames Unglück erzeugt gegenseitiges Mitleid. Die Leidensgenossen suchten sich den engen, unbequemen Schiffsbäuchen und gegenseitig anzupassen, so gut es ging. Es waren bereits Bewohner zweier Dinkadörfer in den Schiffen verteilt, die zwei Nächte vorher geraubt worden waren. Unter den Schiffern herrschte frohe Stimmung. Der gute Fang versprach guten Lohn. Würziger Duft frisch bereiteten Mokkas stieg auf,, und unter heiteren Gesprächen schlürften die auf beit Vorderteilen der Barken versammelten Sklavenjäger den anregende» dunklen Trank. - Die Morgensonne fand die kleine Flotte im Flusse ankernh, angesichts der großen „Zeriba" Hellet Kaka. Das freundliche Tagesgestiriu sandte nur weniges Licht in die Schiffsräume. Da lagen die armen Naturkinder aneinandergepfercht, der Freiheit beraubt/ ihren Lieben entrissen, einer imbekanntm, düstern Zukunft entgegengehend. (Fortsetzung folgt.)