Nro. XXIX. Lmbacher^^^^ Zeitung. An die Büchelschreiber. Es bvumt an einem Ort der Bar Weiland Herr Lucian Voltair, Und sagt: es soll k«in Kunststück seyn, Zu schreiben kleine Büchelein. Hulsi, in Hollandisch Flandern, den 14. Juni. ^us dem benachbarten St. Nico-! las (in dem Österreichischen Lande ^n Ware) vernimmt man, daß "aselbst kaiserl. Quartiermeister anbekommen, um alles zurEinrückung von 7OO kaiserl.Dragonern bereit zu fachen , welche morgen daselbst erwartet werden. Paris den 15. Juni. . -ldle man wiederholt versichert, so M der König in Schweden entdeckt, daß ohnlangst eine Allianz zwischen Rußland, England und Dänemark geschlossen worden. Er soll daher eilen, nach seinen Staaten zurückzukehren, um dieselben gegen alle Ueberrumpelung in Sicherheit zu sehen. Obgleich Dänemark eine starke Eskadre ausrüstet, so glaubt !',an doch nicht, daß es feindliche Anschläqe habe / um so weniger, da der König in Schweden , Frankreich/Holland und Preußen gegen die > Allianz auftretten können. Diese ff Entdeckung soll die Ursache seyn, daß der König seine Reist von Genua Hieher so sehr beschleunigt hat. Die Ordonanz zur Errichtung der 6 Kompagnien Krondragoner wird nächstens erscheinen. Jede derselben soll 2O2 Mann stark seyn. Die Urheber des Mordes der jungen Präsidentin« von Entrecasteaux sind entdeckt. Ihr Gemahl hat sie durch einen Domestiken umbringen lassen, um eine andere heurathen zu können. Der Bediente ist in Arrest/ aber der Herr hat die Flucht genommen. Niederrhein den n. Juni. Es bestättigt sich, daß man in Schweden die Gränzplätze in guten Vertheidigungsstand setzt, und daß von Stockholm bey 122 Kanonen mit den nöthigen Kugeln und Pul ver, nach Kalmar, Christianstadt und Karlstadt eingeschifft worden. Man meynt, daß in den Irrungen zwischen dem Berliner Hofe und Danzig nichts werde beschlossen werden , als bis zuvor in dcr gegenwärtigen Lage anderer politischen Sachen eine Aenderung geschehen. Augspurg. Ihro Majestät die Kaiserin von Rußland haben hier 6 silberne Ta-fclserviccs machen lassen, jedes auf 40 Personen und jedes zu 72—80000 Gulden, und an dem siebenten wird anjetzo gearbeitet; jedes Gouvernement erhält ein solches , welches bey dem Gouverneur p^ inväinario verbleibt. . -.^ Aus Schstßburg. Der Saamen jener Räuberbande, die sich im Herbst des abgewichenen Jahrs bald im Albenser Ko-lnitat, bald hn Udwarhelyer Stuhl, bald in unsrer Gegend zeigte, feimt mit der Witterung hier wieder auf. In diesen Tagen hatte ein reisender Burger aus Hermannstadt, der al'5 Verwalter dcr Güter Kreuz, Wos-dorf:c. diese Gegend besuchte, das Unglück, im Henndorfer Walde von drey Mann überfallen zu werden, die ihm die Zügel versprengten / und denScklüssel zu seinem Kouffre foder-ten. Er entschuldigte sich zwar, daß er ihn nicht bey sich habe, allein das half wenig, sie versuchten ihn mit Gewalt zu erbrechen , und als das nicht angieng, so machten sie Miene denselben von einander zu hauen, so daß sich der gute Mann genöthiget sahe, um wenigstens den Kouffrc zu erhalten, den Schlüssel herzugeben. Sie fanden etwas Geld, welches der Verwalter eingesammelt hatte, und einige Kleider, die sie gleich vor seinen Augen anzogen ; und nachdem sie den Kouffre rem ausgeplündert hatten , kam die Nei-he an ihn. Er wurde ganz ausgekleidet/ und sogar seiner Neisekl^ dcr bis auf die Schuhe, welche dtt Räuber nicht brauchen konnten, beraubt. Nichts geschah ihm weher, als der Verlust seiner Sackuhr; er bat, sie möchten ihm wenigstens diese lassen. Vergeblich! Sie bedeuteten ihm , daß er froh seyn sollte mit dem Leben davon zu kommen, welches er bloß auf die Versicheruns behielt, daß er nicht von Schaß-bürg, sondern von Hermcuwstadt käme. Seiner Aussage nach sprachen die Kerl gut Wallachisch, redeten aber untereinander eine Sprache , die er nicht verstund, und die er mit keiner Nationalsprache vergleichen konnte. Eben auch aus Haromßcg meldet wan, daß 2Q verdächtige Personen! eingezogen worden, worunter sich selbst Edelleute befinden sollen. Das Milchgeld. Einer wollte die heiligen Länder besuchen. Da er auf dem Schiffs wap, legte er seine Nanze in ein Eck-Dcr Schiffkapttain hatte einen Af-, fcn, dieser erblickte die Nanze ,' nahm sie heimlich weg, trug siö auf^ ucn SegeldauM/ und visitittc se lbe klein aus. Er fand Geld oannn / davon nahm er drey Stücke, zwey warf er ins Schiff, und das dritte ws Mecr, dieses setzte er so lang fort, als er Geld fand- Entlich ^cß er den Sack in das Schiff fallen. -Der fromme Pilger hatte nur mit herber Noth die Unkosten bestreuten können. Bey der Ankunft zu Haus Aahlte er diesen Hergang stillem ")cib, welche ihm lachend zur Ant-^rtgab: „Seyfroh, daß es dir ^lo ergangen ist, dann das Gold, ^s ich dir mitgab, hab ich aus S^llch gelöst, davon der dritte Theil Gaffer war. Gott der hat nicht Uwolle, daß du mit ungerechtem ^ut die heilige Farth verrichten soll-Hl/. darum hat der Aff das duttc ^tuck allzeit ins Meer geworfen. Ane priljs Schnupftaback für äis Ameisen. Diese Illsekten von den Pfirsichbäumen abzuhalten, bestreuet man die Augen dieser Bäume mit Schnupftaback. Dieser verjaget und tödtct sie, ohne dem Baum schädlich zu seyn. Auslegung der französischen Rartktt eines preußischen Soldaten. Das Regiment machte an einemSonn, tage Kirchenparade. Ein Soldat setzte sich mitten in der Kirche, und anstatt eines Gesangbuchs , zog er ein Spielkarten her- ^vor; der Adjutant und ein Feldwebel sahen ihm an, was er damit machen wol!- !te: der Feldwebel befahl ihm die Karten !iu die Tasche zu sicckcn, dcr Soldat ge- , horchte nicht, sondern hielt beständig sei- neBctrachtung über die Karte. Nach ge- cndigtcr Kirchcnpavade wartete der Feld- ^webel vor dcvKirchchüre/ nahn« denMalm !Gefangen ,und führte ihn zum Major, welcher ihm zorzng anredete, und sagte, wie kannst du dich untn stehen, in der ! Kirche mit Karten zu spickn? Der Sol- ,dat antwortete, dc>ß es ihme erlaubt sey eine Betrachtung zu halten, wie er wiss. Dcr Soldat nahm die Karte hervor, und mochte ixn Major folgende Auslcgrng: Dcr Einser zeigt mir, daß nur ein Gott styc, der Hinnncl und Eldcn erschaffen hat. Der Zweier zeigt mir an, daß 2 Naturn in Christo smd, die Gott, und Menschheit. Dcr Dreher zcigt n,ir,daß Z Personen in der Gottheit sind. Der Vierer zeiget mir die 4 Evangelisten. Ein Fünfer zeiget mir die 5 Wunden Christi. Ein Sechser zeigt mir, daß Gott 6 Tag gearbeitet, und der Siebner zeiget mir, daß Er am 7ten Tag geruhet. Ein Achter zeiget mir daß 8 Personen in der Archen Noe ihr Leben erhalten ha, ben, als Noe samt seinen 3 Söhnen und dessen Weiber. Ein Neuner zeiget mir an: daß Christus 9Manner geheilet, aber ,mr einer gewesen, welcher Christo um seine Gesundheit gedanket. Ein Zehner zeiget mir die io Gebotte Gottes an, so Christus den Moyses aufden Berg Si> nai gegeben, unter erschröcklichen Donner und Blitz. Wie der Soldat alle seine Kar« ten durchgangen, nahm er den Kreuzbu» ben, legte ihm auf die Seiten und sagte «r wäre nicht ehrlich, die übrigen 3 Buben aber sind die 3 Henkersknechte Pila, to, dieChristum denHerrn gekreuziget haben. Die vier Damen zeigen mir Maria und die 3 Frauen welche das Grab Christi besuchet haben. Die vier Koni« ge zeigen mir die 3 Könige aus Morgenland, die gekommen smd den 4ten und! grösten König zu verehren; so oft ich eine Tref oder Kreuz sehe, stelle ich mir vor, wie Christus ist gekreuziget worden-Die Piquen zeigen mir an die Lanzen, Nä. geln und dörncrne Krön. Die Herzen zeigen mir, das Christus sein Herz bey' der Kirchen habe. Das Karro, weites! vierekigt ist, zeiget mir, daß die Kirche in^ allen 4 Weltthcilen ausgebreitet seye.! In den Karten findet man .365 Augen,' die 12 Bilder sind die Monate, die 365 Augen sind die Tage, 52 Briefe sind die i Wochen. Darum gefallen mir die Karten ! besser als ein Gesangbuch; der Major, fragte ihn, wer dann der Kreuzbub jeye welchen er auf die Seiten geleget ? der Soldat antwortete, der Bub ist jener, welcher mich vor der Kirchenthür arreti« ret, und zum Herrn Major geführct hat. Und dann wurde er frey gelassen. Todtenverzeichniß. Nro. 237. in der Spitalgafsen, den 29. Juni dem Herrn Franz Schneiders- S. alt 6. IM'. Nro. 146. an der Vorstadt/ , den 3. Iuly der Joseph Schauder« mann, alt 3 5 Jahr. Nro. 63. auf der Polanna, den 3. dem Joseph Ipsch s. T. alt 2 I. Nro. 27s. auf dem Platz , den 4. Herr Anton Kastelitz Weltprie-lster alt 71 Jahr. Nro. 46 bey St. Peter / den 4-die Ursula Rutemka / alt 52 Jahr. Nachricht. Nachdeme das für studirende M , verwandte des Stifters bestehend Kallmische Stipendium mit Ende nächst künftigen Monats Iuly m Erledigung kömmt; so wird solches denen hiezu Berufenen mit dem Be^ sahe bekannt gemacht, daß sich selbe mit Beybringung der Studienzeu^ ^nisse,und des Stamendaums so ge- !wiß inner sWochen bey diesen I.^' Gubernio hierum melden sollen, als ,widrigcns dieses Stipendium de>n Franz Xaveri Freiner, welcher es dcl Zeit genießet/aufweitere3 I. verliehe werden wird.Gratz den24.Iuni 178^ Buchdruckerey, im Gersonischen Hauls N.io. in derKapltzmergasse, wo dieZeitung alle Donerstag in der Frühe zu hadm ist.