IV. Jahrgang. Nr. 54. Zeitschrift für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fl, 8.— Ganzjährig fi. 5.— Halbjährig „ 3.— Halbjährig „ 2.50 Einzelne Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock. Die Administration in Ottolar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebühren: Für die 2spaltige Petit-Zeile oder deren Raum bei Imaliger Einschaltung L kr., 2 Mal 8 kr,, 3 Mal 10 kr. Stempel jede« Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenstein ss Vogler in Wien, Nollzeile 9, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthnmer de« Blatte«. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mitteilungen nicht berücksichtiget. Laibach, Dinstag am 6. Juli 1869. Die Slovenen „Galgenvögel". Auf die Aufforderung einiger Bürger aus Laibach reproduzirt die „Zuk." nachfolgenden Artikel des „Slovenski Narod", den auch wir, weil er einigen unseren Lesern noch unbekannt sein dürfte, hier folgen lassen. „Die heilige Orgel orgelte, fo lautet der Artikel, die heiligen Pfeifen pfiffen und die heilige Aufgeblasenheit blies sich auf." — Niese Worte der Reifnizer Anekdote, in welcher die Kirchenmusik humoristisch beschrieben wird, kamen uns unwillkürlich in den Sinn, als wir am 17. Juni im „Laibacher Tagblatt" einen aus der militärischen „Wehrzeitung" reproduzirten Artikel über die Ianöberg­ und Iosefsthaler-Affaire lasen, — einen Artikel, in welchem sich die Aufgeblasenheit noch ganz anders aufbläst, als der Blasebalg in der Reifnizer Kirchenorgel. Hätten wir bis jetzt noch nicht gewußt, was wir Slovenen in den Augen der ritterlichen Aufgeblasenheit Helden­ müthiger Säbler sind, welche klirrend durch die Armee Sr . Majestät einherschreiten, so hat uns dieß der Tod Rode's in der Iosefsthaler Schlacht blutig verkündet, mit Worten aber die „Wehrzeitung" und aus dieser späterhin auch das „Laibacher Tagblatt" laut uns ent­ gegengerufen — dieser stets bereite flinke Knecht, wenn es gilt, irgend eine der flovenischen Nation angethane Schmach in die Welt aus­ zuposaunen. — Wir sind Galgenvögel!! Diese ritterlich-edle Be­ schimpfung besagt doch wohl nichts anderes als daß wir erstens für den Galgen reif sind, zweitens aber, daß, falls wir zufällig oder durch gutes Glück dem Galgen entgehen, es jedermann, wer Zeit oder Lust dazu hat, freistehe, uns wie den Vogel in der Luft zu erschießen oder zu erdrosseln. Also die Slovenen, welche durch Jahrhunderte und Jahrhun­derte in Glück und Unglück unerschütterlich fest um den österreichi­schen Thron standen, und deren Treue immer rein war und noch jetzt rein ist, wie die Sonne, — diese Slovenen sind Galgenvögel! Die Slovenen, welche Jahrhunderte lang oft ganz allein ohne jede andere Hilfe den Anprall der rohen Gewalt türkischer Barbarei, vor welcher sogar die Mauern Wiens erzitterten, heldenmüthig zu­rückschlugen und so mit Gut und Blut die Kultur des Okzidentes unausgesetzt mit vertheidigten — diese Slovenen sind Galgenvögel! Unsere tapferen Söhne haben sich auf den blutigen Schlachtfeldern jedes Krieges rühmlich ausgezeichnet, immer unter den bravsten Re­gimentern der Armee Sr . Majestät wie Löwen kämpfend, und zum Entgelt für alle Mühen, Wunden und Entbehrungen hören sie zu guterletzt aus dem militärischen Fachblatt, der „Wehrzeitung", daß jeder von ihnen ein Galgenvogel war, und fo wie ihre Väter Gal­genvögel sind, „welche Schandthaten begehen, die eufemistisch „Ei ­zesse" genannt weiden," sie sehen es gedruckt vor sich stehen, „diese „Wehrzeitung" habe nie die Schmach befürchtet, daß irgend ein Offizierskorps österreichisch-ungarischer Regimenter so tief sinken, fo sehr die Pflichten der Ritterlichkeit verleugnen und so schnurstracks seiner Bestimmung im Frieden: „Schutz nach innen," entgegenhan­deln tönnle, um eine brandmarkende Belobung von den Verherrlichen der Galgenvögel über sich ergehen lassen zu müssen." — Hierbei stützt sich die „Wehrzeitung" mit thrasonischer Prahlerei auf die offizielle „Laibacher Zeitung", welche die Iosefsthaler Heldcnthat der Offiziere dankend anerkannte; sie stützt sich ferner auf die Danksa­gung des Laibacher Gemeinderathes, worauf sie, wie ein flegelhafter Führer eines blinden Bettlers, welcher ohne schützende Hand keinen Schritt wagen darf, die Landesregierung von Krain selbst beohrfeigt, indem sie sagt, man möge „die Artikel über das Abstellen des Waffentragens außer Dienst wenigstens so lange vertagen, bis wir in jedem Kronlande eine Regierung haben werden, welche hinreichend stark ist, um Knochen und Leben der Bürger und Offiziere schützen, und welche genügend orientirt ist, um offen organisirte und strate­gisch geplante