Macher TaMtt.
Rr'daction und Expedition: Bahnhofgasse Nr. 15.
Nr. 80.
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Snlertionlpreilei Lin-
Montag, 8. April 1878. — Morgen: Dionysius.	11.	Ztchrgk
Die sriedLÄie Strömung,
welche sich in der Orientfrage durch die bereits telegrafisch mitgetheilte offiziöse Offenbarung der „N. Allg. Ztg." von Berlin aus geltend machte, stößt, wenigstens in der österreichischen Residenzpresse, ans einigen Unglauben. Es wird der innere Widerspruch hervorgehoben, der in der Ablehnung einer Rectificatwu des Friedens von San Stefano und den eben «uf diese Forderung gegründeten Ansprüchen Oesterreichs und Englands liegt. Es werden Necriminationeu gegen England und Oesterreich erhoben, als hätten diese beiden Mächte eine solche Entwicklung der Dinge durch früheres Hervortreten mit ihren Einsprüchen.verhindern können, während doch eben Deutschland es war, welches durch seine mehr als freundschaftliche Haltmn jede Störung Rußlands in seiner „Civilifations arbeit" verhinderte. Mittel zur Abhilfe gibt auch Ler offiziöse Artikel nicht an, man steht also nicht weniger rathlos vor dem Orakel Bismarck, als -sonst vor der europäischen Sphinx Napoleon Hl.
Inzwischen scheint die beßarabische Frage einen acuten Charakter anzunehmen. Auf die brutalen Drohungen des Fürsten Gortschakoff, man werde mit Gewalt nehmen, was Rumänien nicht freiwillig geben wolle, und nöthiaenfalls die rumänische Armee entwaffnen, hat Fürst Earol sich erinnert, daß er ein Hohenzoller ist, und durch General Ghika antworten lassen: „Die rumänische Armee kann zermalmt werden, so lange ich aber am Leben bin, wird sie nicht entwaffnet werden!" In Wien hat man dem Minister Bratmno ausweichende Antworten gegeben, die Russen scheinen aber gewillt, auch hier den Grundsatz „beati pos8i<t«nt.e8" zur Anwendung zu bringen. I« Skuleni wird eiligst eine große, aus solidem Material bestehende Brücke über den Pruth gebaut, und in Jassy treffen neuerlich russische Truppen ein.
Ernst lauten die Nachrichten aus Kon-stontinopel. Von russischer Seite wurde an die Pforte die vertrauliche Anfrage gerichtet, ob sie geneigt wäre, für den Fall eines Krieges mit England ihre Flotte den Russen zur Verfügung zu stellen. Wie aus Petersburg telegrafiert wird, wurde die Mobilis ierung der bisher noch auf dem Friedensfuß befindlichen vier Militärbezirke angeordnet. Die Landwehr soll spätestens am 13ten April einbernsen werden, fast zu gleicher Zeit mit der englischen Reserve, und in Petersburg allein hätten sich 14,000 Aspiranten zu Offiziersstellen in derselben gemeldet. In Neubulgarien befestigen die Russen den Hafen von Kavala, in Kaukasien orgamsteren sie sechs neue Kavallerieregimenter, und m das Innere Afghanistans werden russische Offiziere gesendet, um die Straßen nach Indien zu Prüfen. Die Befestigung der finnländischen Küste ist beendet. Serbien und Montenegro, die getreuen Vasallen des Zaren, rüsten sich, letzteres verstärkt die Besatzungen und Posten an der Südgrenze, besonders in Antivari und Dinofchi.
Aus dem Abgeordnetenhause.
Die Sitzungen vom 5. und 6. April waren der Berathung des Einkommensteuergesetzes gewidmet, nachdem ein Vertagungsantrag des Abgeordneten Dr. Graf bei namentlicher Abstimmung mit 152 gegen 56 Stimmen abgelehnt worden war. Für den Vertagungsantrag stimmten unter ändern die Abgeordneten Pfeifer und Vos-njak, gegen denselben die Abgeordneten Ho-tfchewar, v. Langer und Suppan.
Die Debatte begann mit ß 5 des Gesetzes, betreffend die Scala für die Steuerbemessung. Dieselbe enthält die Einkommensklassen und die für jede entfallende Zahl von Steuereinheiten. Die vom Ausschüsse beantragte Scala wurde nach längerer Debatte mit großer Majorität angenommen.
Die reformierte Einkommensteuer beruht Prinzipe der Selbsteinschätzuna und der Contin-gentierung. Nach dem Beschlüsse des Abgeordnetenhauses soll zuerst die Summe ausgesprochen werden, welche man durch die neue Personal-Einkom-menstener hereinbringen will. Erst dann kann die Einschätzung erfolgen, und erst nachdem diese durchgeführt ist, läßt sich das Erfordernis aus die einzelne Steuereinheit und somit auch die Leistung des einzelnen Steuerträgers berechnen.
Am 6. April berieth das Haus über die wichtige Frage der Zusammensetzung der Schätzungskommissionen. Die Mitglieder der Schätzungskommissionen sollen zur Halste aus der Mitte der Steuerträger gewählt, zur Hülste vom Finanzminister ernannt werden. Nach dem Ausschußantrage sollte nicht mehr als die Hälfte der Kommissionsglieder dem Stande der Staatsbeamten angehören dürfen. Das Haus nahm jedoch den Antrag des Abgeordneten Granitsch an, wornach diese Beschränkung wenigstens für die Schätzungskommissionen erster Instanz aufgehoben wird. Der Antragsteller betonte, daß gerade die Beamten ein Gegengewicht gegen das namentlich in kleineren Städten zu befürchtende Coteriewesen bilden würden. Zu bedauern ist, daß die gedachte Beschränkung für die Berufungsinstanz, die Landeskommissionen, beibehalten
Der den zufassen.
wuro
inanzminister legte dar, wie irrig es Beamten als Gegner der Steuerträger auf.
Bei dem Prinzip der Vorauscontingentierung habe der Beamte, da es sich nur darum handelt, die bereits bestimmte Steuersumme in der gerechtesten Weise auf die einzelnen Stenerträger zu vertheilen, nur die Aufgabe, gewiß aber auch die beste Eignung dazu, das Interesse aller Steuerträger gegenüber unberechtigten Particularinteressen zu vertreten.
Jeuilleton.
Ein Brillantabenteuer.
Nach dem Englischen des T. W. Speight.
(Schluß.)
Nun kann man nicht wol sein Lunch in Glaceehandschuhen einnehmen. Die Frage war nur, ob ich den Ring am Finger behalten oder in das Etui verschließen sollte, um ihn so jedem Blicke zu entziehen. Wenn der Leser einige Kenntnis der menschlichen Natur besitzt, wie sie mit 21 Jahren ist, besonders einem schönen weiblichen Wesen gegenüber, so wird er nicht im Zweifel sein, bel welcher Entscheidung ich angelangt war.
Madame naschte ein wenig an diesem und jenem, doch aß sie kaum mehr als ein Sperling. Wie rasch die Minuten dahinflogen. Ich hätte ein Jahr lang in dem traulichen kleinen Zimmer verweilen können. Als der Tisch geräumt und wir uns selbst überlassen waren, mit emer Flasche Hock zwischen uns, schienen unsere Sessel gewisser-
maßen gegeneinander hin zu gravitieren. Oder vielleicht war es der Ofen, der uns anzog, denn der Nachmittag war frostig. Wie dem nun sein mochte, wir fanden uns in größerer Nähe. Da sagte Madame zu mir: „Rauchen Sie nicht, Monsieur?" „O ja, bedeutend mehr als mir zuträglich ist, fürchte ich." „Nun, dann rauchen Sie jetzt, Sie werden mich verbinden. Ich liebe es, Herren rauchen zu sehen." Ich stand auf, um mein Zigarrenetui aus der Tasche meines Ueber-rockes zu holen. Madame legte ihre Hand leicht auf meinen Arm — und welch' eine reizende Hand war es! „Hören Sie. Ich bin im Begriffe, ein Bekenntnis zu machen," sagte sie. „Ich rauche ebenfalls — Zigarretten. Ich lebte mehrere Jahre in Spanien, wo beinahe alle Damen rauchen. Ich hoffe, daß Sie nichts Anstößiges daran finden, daß eine Dame Zigarretten raucht?
„Etwas Anstößiges, Madame —!"
„Nein, natürlich nicht. Sie sind zu sehr ein Mann der Welt. Sie sind über solche Vorurtheile erhaben. Lk, disn, Sie sollen eine von meinen Zigarretten rauchen." Und sie nahm aus einer Tasche neben ihr ein gesticktes Etui, das sie öffnete
und mir eine Zigarrette anbot. Ich nahm eine und sie ebenfalls. Dann entzündete sie mit ihren eigenen schönen Händen ein Hölzchen und hielt es mir hin, während ich das duftende Kraut anbrannte. Daranf zündete sie ihre eigene Zigarrette an. Sie konnte nicht ermangeln, meinen Ring zu sehen, als sie das Streichhölzchen in Brand setzte.
„Ich wette, daß Sie den Geschmack etwas eigenthümlich finden", sagte Madame ein paar Sekunden darauf. „Diese Zigarretten sind auS Parfümiertem Tabak gemacht. Ich rauche niemals andere. Ich hoffe, daß Sie sie nicht unangenehm finden."
„Im Gegentheil, Madame, ich liebe sie sehr. Wie Sie sagen, ist der Geschmack ein wenig eigeu-thümlich, doch zugleich aromatisch und angenehm
—	sehr angenehm." Die Wahrheit zu sagen, schmeckte mir die Zigarrette gar nicht, doch hätte ich es nicht um die Welt ausgesprochen.
Wir rauchten stillschweigend fort. Was würde mir das herrliche Wesen wot antworten, fragte ich mich, wenn ich ihr sagte, wie wahnsinnig ich mich in sie verliebt habe? Würde sie mich mit Spott zurückweisen, oder würde sie — ? Ich schauerte
Tagesneuigkeiten.
— Prinz Louis Napoleon soll von Sr. Majestät dem Kaiser eingeladen worden sein, im Laufe des Sommers nach Wien zu kommen.
— Dem Militärveteran Ignaz Fischer in Kindberg, der am 22. April seinen hundertsten Geburtstag begeht, hat Se. Majestät der Kaiser 100 fl. gespendet. Vom Kriegsministerium ist demselben eine Jahresrente von 50 fl. zugesichert worden.
«.	— Zur Verpflegung in der Armee.
Se. Majestät hat genehmigt, daß Fleischgries als Bestandtheil der Etappenportion gänzlich entfalle, daß für Zwecke der Etappenverpflegung, und zwar: 1.) als Surrogat für frisches Fleisch: Conserven-fleifch in Metallbüchsen im Ausmaße von 200 Gramm gekochte Fleischfaser für jede Portion; oder Mehl aus gedämpften Erbsen im Ausmaße von 180 Gramm mit dem Zubereitungserfordernisse von 30 Gramm Speck oder Fett und, wo es die Umstände irgendwie gestatten, von 8 Granim Zwiebel für jede Portion; 2.) als Gemüse ebenfalls Mehl auS gedämpften Erbsen im Ausmaße von 110 Gramm mit dem Zubereitungserfordernisse von 20 Gramm Speck oder Fett und, wo es die Umstände irgendwie gestatten, von 5 Gramm Zwiebel für jede Portion, und 3.) als Surrogat für Kaffee oder Thee, Cacao iu Tafelform im Ausmaße von 2b Gramm mit 30 Gr. Zucker für jede Portion; daß die Würzung des zur Erzeugung von Trinkbranntwein bestimmten Sprit oder Spiritus durch Beimengung von Kümmelsamen im Ausmaße von 1 Kilogramm Feldkünimel zu jedem Hektoliter Sprit oder Spiritus eingesührt werde, und daß, wenn unter Umständen Cacao als Bestandtheil des eisernen Vor-ratheS verwendet werden sollte, derselbe in Tafelform im Ausmaße von 500 Gramm Cacao mit 60 Gramm Zucker für jede Portion zur Verabfolgung zu gelangen habe.
— Ein Distanzmesser— Telemeter,
—	vom belgischen Major Le Bonlsnge erfunden, wurde nach Mittheilung des „N. Wr. Tgbl," vom Artilleriecomite für die österreichische Armee angenommen, wird zunächst in der ganzen Jägertruppe nnd einigen Linienbataillonen zur Einführung gelangen. Er besteht in einem Krystallröhrchen, welches, mit gereinigtem Benzin gefüllt, einen Schwimmer von rothgefärbtem Elfenbein enthält; zur linken Seite ist auf einem Metallplättchen eine Ent-fernungSfeala angebracht. Der gefammte, sechs Cen-timeter lange Apparat wird in den Gewehrkolben eingelassen und ist durch einen Schuber von Eisenblech vor Zertrümmerung genügend geschützt. Die Handhabung ist eine äußerst einfache. Der damit versehene Soldat hält sein Gewehr so lauge in
plötzlich zusammen und war ärgerlich, als ich merkte, daß ich im Begriff gewesen war, einzuschlafen. Glücklicherweise schien Madame es nicht bemerkt zu haben. Ihre großen melancholischen Augen waren auf den Ofen gerichtet. Es lag etwas Einschläferndes — etwas, das zu Schlummer und schönen Träumen geneigt machte, in Ma-dames eigenthümlichen Zigarretten. Wenn ich über Zweitausend Pfund jährlich zu verfügen hätte und dieses süße Geschöpf mein nennen dürfte, um sie mit mir zu theilen, wie selig würde ich sein! Zwar mochte sie sechs oder sieben Jahre mehr zählen als ich, doch pflegte ich mich niemals um die Küchlein von Pensionärinnen zu interessieren, welche sich bemühten, Damen vorzustellen. Hier war ein Engel einsam zurückgeblieben, in eine kalte, fühllose Welt hinausgestoßen — ein Engel, der sich nach einem Herzen und einem Daheim sehnte, — nach einem Herzen, das überströmte von Liebe zu ihr. O, du meine Güte! Ich hatte ein Herz, das sich ihr zuneigte — das — das
—	Nun — ei, was war denn das? Und wo war ich denn?
Ich erwachte mit einem Schauer. Ohne die Lampe im Hof wäre es im Zimmer ganz dunkel
horizontaler Lage, bis aus der gegnerischen Schützenkette ein Pulverblitz aufflammt, worauf er sofort den Kolben senkt, um ihn jedoch in demselben Augenblicke wieder in die vorige Lage zu bringen, sobald der Knall des Schusses an sein Ohr schlägt, woraus er an der Scala des Telemeters, resp. an dem Punkte, wo das Elfeubeinfcheibchen sich in dem Momente befindet, die richtige Entfernung abliest, aus welcher der gegnerische Schuß gekommen war. Das Prinzip, worauf das beruht, ist einfach folgendes: Die Geschwindigkeit des Lichtes ist nngemein größer, als die des Schalles. Die Schallwelle dnrchinißt rund 340 Meter in der Sekunde, die Lichtwelle in derselben Zeit 313.274,304 Meter oder 42,505 geographische Meilen. Man sieht also viel früher den Lichtblitz, als man den Knall hört. Wenn nun das rothe Elfenbeinscheibchen in dem Telemeter während einer Sekunde, welche verstreicht, bis der Soldat den Knall des Schusses hört, dessen Aufblitzen er bereits gesehen hat, einen Grad weiterschwimmt, so weiß der Soldat, daß der ihm gegenüberstehende Feind 340 Meter entfernt ist. Schwimmt das rothe Scheibchen um zwei Grade oder Striche weiter, so ist die Entfernung 680 Meter. Es wird also die Differenzzeit zwischen dem Erblicken des Lichtblitzes und dem Hören des Schußknalles an der Bewegung des rothen Scheibchens gemessen und damit ist auch die Distanz gegeben, in welcher sich der feindliche Schütze befindet. Der Soldat kann dann nun sofort die an feinem Gewehre befindliche Zielvorrichtung auf die so ermittelte Entfernung richten, er muß nicht erst nutzlos eine größere Anzahl von Schüssen abgeben, um die richtige Distanz, auf welche er anzulegen hat, zu finden, und es ist begreiflich, daß die Treffsicherheit des Gewehrfeuers durch eine solche Vorrichtung, wie das Telemeter, ungemein gesteigert wird.
— Ein russischer Fürst hat ein schnell segelndes Krenzerschiff um 600,000 Rubel angekauft, um es im Kriege mit England als Kaper zu verwenden. Die russischen Blätter empfehlen dieses Beispiel zur Nachahmung.
— Die Pariser Weltausstellung war diesertage in Ueberschwemmungsgefahr. Die Seine war am 3. d. M ausgetreten und bedrohte die Unterbauten des Jndustriepalastes.
— DaselektrischeLichtdürste in nicht ferner Zeit das Gaslicht bei öffentlicher Beleuchtung oder in größeren Anstalten verdrängen. Nach den bisherigen, vollkommen gelungenen Versuchen kommt das neue Licht auf die Dauer bei sechsmal größerer Stärke 33mal billiger zu stehen, als Gas. In Frankreich ist die neue Beleuchtungsmethode auf einer Anzahl Fabriken, Bahnhöfen, Häfen, Hütten bereits seit mehreren Jahren eingeführt. In Wien
gewesen. Ich stand auf und ging stolpernd ans Fenster. Als ich hinaussah und den mir bekannten Hof erblickte, da kehrte mir die Erinnerung mit blitzähnlicher Raschheit und Klarheit zurück. Wo war Madame? Warum hatte ich so lange geschlafen? Für was für einen Tölpel mußte sie mich halten? Ich tastete nach der Klingel und zog sie heftig an. Der Kellner erschien mit einer Kerze. „Wo ist Madame?" fragte ich. „Madame," antwortete er, „ist vor nahezu drei Stunden fortgegangen, da sie Einkäufe zu machen hatte, wie sie sagte. Auf keinen Fall, hinterließ sie, sei ihr Bruder, welcher auf der Ueberfahrt furchtbar von der Seekrankheit gelitten habe, zu wecken. „Madame," fügte er hinzu, „ist noch nicht zurückgekehrt."
Seit drei Stunden fort! Ihr Bruder! Die Seekrankheit! Was mochte all' dies bedeuten? Als ich mich, von Verwirrung übermannt, niedersetzte, streifte mein Arm gegen das kleine Etui in der Tasche. Mechanisch warf ich einen Blick auf meinen Finger. Der Ring befand sich nicht mehr dort! Das Herz wandte sich mir in der Brust. Ich ließ mich in den Stuhl sinken und begrub den Kopf in meine Hände. Der Kellner dachte,
wird seit zwei Jahren der Platz des Eislaufvereines mit zwei elektromagnetischen Maschinen erleuchtet.
— Unter Verbittuug der Gratulation! Ein Freund der „Leipziger Volkszeitung", Besitzer einer Sammlung von allerhand gedruckten Curiositäten, besitzt das Original der Geburtsanzeige, in welcher Herr Ferdinand von Bismarck die erfolgte Geburt des jetzigen deutschen Reichskanzlers bekannt gibt. Die Anzeige lautet: „Ent-bindnngs-Anzeige. Die gestern erfolgte glückliche Entbindung meiner Fran von einem gesunden Sohne verfehle ich nicht, allen Verwandte» und Frennden unter Verbittung des Glückwunsches bekannt zu machen. Schönhausen, 2. April I8l5. Ferdinand von Bismarck."
— Ueber einen Fall von Scheintod berichten Berliner Blätter:	„Am	Montag voriger
Woche wurde die Familie des Tischlermeisters Tr ... . durch den Tod der 15jährigen Tochter Elise in Trauer versetzt. Das junge Mädchen sollte am Sonntag konfirmiert werden, war noch am Samstag wohl und munter gewesen, und 48 Stunden später standen die weinenden Eltern am Tod-tenbette ihres einzigen Kindes. In der Nacht zum Souutag habe dasselbe über heftige Kopfschmerzen geklagt, am Sonntag traten schon krampfartige Zustände ein, und am Montag vormittags 11 Uhr hatte die Tochter trotz der herbeigeholten ärztlichen Hilfe den letzten Athemzug gethan. Der behandelnde Arzt war kurz vor dem Tode des jungen Mädchens verreist, ein Kollege sollte das vorschriftsmäßige Todteuattest ausstellen, letzterer konnte indes erst am Dienstag nachmittags die Leiche zu diesem Zwecke besichtigen. Hiebei frappierte den Arzt die noch volle Klarheit der zugedrückten Augen; auch andere Symptome und namentlich der kurze Verlauf der Krankheit selbst machten ihn stutzig, so daß auf seine Anordnung die Leiche sofort aus dem kalten Zimmer in gewärinte Betten gebracht und nunmehr niit aller Energie und allen wissenschaftlichen Mitteln auf die Wiederbelebung der Erstarrten hingewirkt wurde — deun man hatte es nicht mit einer Tobten, sondern in der That nur mit einer Schein« todten zu thun. Lange schienen die angestrengtesten Bemühungen des braven Arztes, der nicht von der Stelle wich, erfolglos bleiben zu sollen, und als schon der Abend sich neigte, war auch die Hoffnung des Arztes fast verschwunden — da, etwa um halb 9 Uhr, traten die ersten Zeichen des wiederkehrenden Lebens ein; das erstarrte Blut sing wieder an zu circulieren, das Herz schlug, wenn auch nur matt, die Brust hob sich sanft — kurz das Leben war Wieder erwacht. Im Laufe der Nacht erholte sich die Erstarrte so weit, daß sie die Augen öffnete und ihre Umgebung zu erkennen schien. Die Sprache
ich sei krank, und rannte nach Cognac. Ich übersah nun alles mit einem einzigen Blicke. Thor — Thor, der ich war! Ich hatte mich von einer gemeinen Abenteurerin beschwindeln lassen.
Am nächsten Morgen um neun Uhr stand ich vor meinem Vater, ein elender, verfallener, schmerzgebeugter Unglücklicher. Ich erzählte ihm meine Geschichte; und während ich es that, konnte ich die Thränen nicht ganz zurückhalten — Thränen der Scham und des Zornes. Mein Vater hörte mich mit einem eigenthümlichen, cynischen Lächeln an. Nachdem ich geendet hatte, ging er an seinen Schreibtisch und öffnete eine Lade. „Beruhige Dich, Ned," sagte er. „Hier ist der Ring, ganz und unversehrt!"
Ich konnte ihn nur mit offenem Munde staunend anstarren. „Als Madame, mit dem Ring in ihrem Besitz, Dich schlafend verließ, kam sie gerade noch zurecht, um mit dem Nachmittagsboote nach Dover zurückzukehren. Der Ring war schon vor 10 Uhr abends wieder in meinen Händen."
-„Doch, doch," stotterte ich heraus, „ich begreife das nicht. Wenn sie einmal den Ring in ihrem Besitz hatte, warum brachte sie Ihnen oeu-selben zurück?"
ist aber bisher noch nicht zurückgekehrt, auch scheint eine lähmende Schwäche noch jede Bewegung unmöglich zu machen, iudeß ist nach Aussage des Arztes gegründete Aussicht für vollständige Genesung vorhanden."
Lokal- und Proviuzial-Angelegenheiten,
— (Zu kirchlichen Zwecken.) Se. Majestät der Kaiser spendete zu Restaurierungsarbeiten in der Pfarrkirche in Großdorn, Bezirk Gnrkseld, den Betrag von 500 fl.
— (Vergnügungsanzeiger.) Im Verlaufe dieser Woche arrangiert Herr Ehrfeld im Glassalon der Casinorestauration mehrere Vergnügungsabende, am 9. und 10. d. abends konzertiert unter Leitung des Frl. Marie Schipek die erste Wiener Damenkapelle und am 12. d. die Gesellschaft der Directrice Bertha Tellheim.
— (Casino verein.) Der vorgestrige Vergnügungsabend zählte zu den gelungensten, die seit langer Zeit in den Räumen der Casino-Vereinsloka-litäten in Szene gesetzt wurden, der Besuch desselben gestaltete sich zu einem sehr zahlreichen, an der Spitze des Programes standen sechs lebende Bilder. Herr Dr. Keesbacher eröffnete die Vorführung der lebenden Bilder mit einem von ihm selbst verfaßten Prolog und erklärte in sinniger, mitunter humoristischer Weise die Bilder. Diese lebenden Bilder stellten vor: „Die schwere Wahl" (nach Grützner), „Die Kartenlegerin im Walde", „Am Strand von Castellamare", „Lupus in Fabula", „Die Herrschaft auf Reisen" (nach Hogarth) und „Wein, Weib und Gesang" (historisches Tableau aus dem Mittelalter). Das leitende Comite und die mitwirkenden Herren und Damen machten sich um das in allen Theilen superbe angelegte Arrangement und die gelungene Ausführung der Bildergruppen sehr verdient. Nach dem Souper entrollte die Muse des Tanzes ihr Banner, und es wurde derselben bis in die gestrige frühe Morgenstunde willige Folge geleistet.
— (Die Regiments-Musikkapelle) führte gestern unter persönlicher Leitung des Herrn Kapellmeisters Czansky im Glassalon der Casinorestauration ein interessantes, aus zwölf Nummern bestandenes Programm nebst einigen Zugaben in gewohnter virtuoser Form aus; zwei Ouverturen (Semiramis und Granicari), drei Potpourris aus Opern und Operetten (Lucia von Lammermoor, Porträtdame und Seekadett), zwei Lieder ohne Worte, vier Tanzpiecen und eine Novität, der „Teufelsmarsch", mit immensem Beifall begrüßt, standen auf der Tagesordnung. Der Glassalon war bis in die späte Nachtstunde sehr gut besucht.
„Weil sie dafür bezahlt war, es zu thun. Weil sie überhaupt von mir dürch die Vermittlung eines Privat-Auskunftsbureaus gemiethet und beauftragt war, zu handeln wie sie that. Madame ist nicht Diebin, doch Diebsfängerin von Profession. Du warst in der letzten Zeit so un. auSstehlich von Dir eingenommen, Du hattest eine so hohe Meinung von Dir selbst und Deinen Fähigkeiten gefaßt, Meister Ned, daß ich meinte, es könne Dir nicht schaden, Dich um ein paar Töne tiefer zu stimmen. Ich hoffe, daß es mir gelungen ist, Dich zu überzeugen, daß es Leute gibt, die ebenso gescheit und noch gescherter sind, als ein gewisser junger Einfaltspinsel von 21 Jahren. Wenn Du Dir die Lehre zunutzen machst, so soll mich mein Geld nicht gereuen."
Ein paar Stunden darauf sagte ich zu meinem Vater: „Aber war es nicht eine gewagte Sache, so etwas mit einem Ringe zu versuchen, der fünfhundert Pfund werth ist?"
Mein Vater sah nnch mit dem feierlichen Ernste eines Richters an. „Mein lieber Ned, wofür hältst Du Deinen alten Vater? Die Diamanten sino nur nachgemacht."
— (Turnverein.) Bei der vorgestrigen Kneipe wurden ganz apparte und interessante Sachen aufgetischt. Herr Supplent Seydler hielt einen belehrenden Vortrag über das Nibelungenlied, Herr Kraft declamierte Niffels „Verlornes Sein" und trug die in humoristischer Form gekleidete „Rabengeschichte" vor, Herr Kühnl declamierte Gedichte eigener Muse, und die verschiedenen Zeitabschnitte wurden durch Absingnng heiterer Lieder ausgefüllt. Der Besuch dieses Abends war ein zahlreicher und die Stimmung eine sehr animierte.
— (Eine Kanzlistenstelle) ist beim hiesigen Landesgerichte zu besetzen. Gesuche sind bis 0. Mai l. I. beim hiesigen Landesgerichts-Präsidium einzubringen.
— (Sterbefall.) Gestern starb in Seifen-berg der dortige Bürgermeister Herr Johann Ve-hovec, ein in allen dortigen Bevölkerungskreisen geachteter Mann.
— (Vaterländische Kunst.) Unser Landsmann Herr I. Wolf ist gegenwärtig mit einem Gemälde für den Altar der Pfarrkirche in Zirkniz, darstellend die Versuchung des heil. Antonius in der Wüste, beschäftigt. Für die neu gebaute Wallfahrtskirche in Suscha, Pfarre Zalilog ober Eisnern, malt der genannte Künstler für den Hochaltar die Madonna von Loretto.
— (Attentat?) Wie die „Cillier Zeitung" erzählt, hat sich am 27. v. M. ein Passagier des gemischten Znges 97 während der Fahrt von Cilli-Store mit einem Revolver die Hand durchschossen. Der Name des Passagiers konnte nicht eruiert werden; man vermnthet, derselbe sei ein Assecuranz-beamter aus Laibach.
— (Von der Südbahn.) Die Generalversammlung der Aktionäre dieser Bahn findet am 15. Mai l. I. statt. Auf der Tagesordnung stehen: Genehmigung der Verträge, betreffend die Führung des Betriebes der Jstrianer und Graz-Köflacher Bahn, und die übrigen gewöhnlichen Gegenstände.
— (Aus den Nachbarprovinzen.) Der Lehrerverein in Cilli stimmte der vom Wiener-Neu-städter Lehrervereine an den niederösterreichischen Landtag gerichteten Petition zu, in welcher um Aufhebung der nach Orten normierten Gehaltsstufen und gleichzeitig um Feststellung der Befähigung und dem Dienstalter des Lehrpersonales entsprechender Gehalte gebeten wird. — Der Gemeinderath in Pettau hat dem dort in neuester Zeit gegründeten Musikvereine eine jährliche Subvention von 500 fl. bewilligt. — Das Spar- und Vorschußconsortium des ersten allgemeinen Beamtenvereines der österreichisch-ungarischen Monarchie in Marburg zählt 147 Mitglieder. — Auch Kroazicn-Slavonien will eine „Banka Slovenija" haben, am 29. d. findet in Vukovar die konstituierende Versammlung der Aktionäre der „Katholischen Druckerei" statt. Deren Leitung besorgt der exaltierte nationale Priester Kuka. Die „Kroatische Post" bemerkt: „Mögen die Actio-näre diesen Schritt nie zu bereuen haben!
— (Gesuche um Befreiung vom Wehrdienste.) Die ungenügende Documentierung der Militär-Befreiungsgesuche hat alljährlich zur Folge, daß eine nicht unbedeutende Anzahl von Be-freiungsanfprüchen abweislich erledigt werden, worauf letztere dann erst im Wege der Militärentlassung mit den Folgen einer gesetzwidrigen Einreichung ausgetragen werden müssen. Bei Verfassung der Gemeindezeugnisse, welche nach Z 39, 2, der Instruction zum Wehrgesetze dem Gesuche anzuschließen sind, ist es vorzüglich nöthig, daß in jenen Fällen, wo der Reclamierte dem Stande der Hilfsarbeiter (Gesellen, Dienstboten, Taglöhner, Werksarbeiter, Handlungsbeflissene rc.) angehört, der Umstand, daß der Reclamierte die ausreichende Unterstützung zu gewähren in der Lage ist, als auch, daß derselbe diese Unterstützung thatsächlich leistet, möglichst unzweifelhaft sichergestellt werde. Den Reklamationen seitens unterstützungsbedürftiger Witwen oder verwaister Geschwister ist aber — die Fälle evidenter Unterstützungsbedürftigkeit ausgenommen — die Ver-
laßabhandlung nach den verstorbenen Gatten und beziehungsweise nach den Eltern anzuschließen. Wenn die Unterhaltungsquelle, MS welcher die Familie ihre Subsistenzmittel bezieht, eine Landwirthschaft ist, so muß im Gemeindezeugnisse dargethan sein, daß die Bewirtschaftung ausschließlich oder doch vorzugsweise von der Person des Reclamierte» abhängt, und daß letztere nicht durch eine gedungene Arbeitskraft ersetzt werden kann. Da als Grundsatz gilt, daß ein nachgewiesener Katastral-Reinertrag von 100 fl. C. M. zur Miethung von Arbeitskräften genügt, so erscheint es geboten, daß bei Realitäten mit einem Katastral-Reinertrage von 100 fl. und über denselben, der betreffenden Reklamation der Grundbuchs - Extrakt über den Lastenstand beigeschlossen, oder überhaupt aus irgend welche andere Art der Nachweis glaubwürdig geliefert werde, daß trotz des vorhandenen Katastral-ReinertrageS von 100 fl. theilweise durch die Lasten aufgezehrt wird und daher das Erträgnis zur Aufnahme fremder Arbeitskräfte ohne Gefährdung der Existenz der Familie zu gering sei.
—	(Landschaftliches Theater.) Die Direktion Fritzfche brachte vorgestern unter dem Titel „Der Teufel auf Erden" eine Novität, Text von Karl Juin und Julius Hopp, Musik von Franz v. Suppe. Juin und Hopp griffen beim Entwürfe des Sujets in die Zeit der dramatischen Mährchen Raimunds und Nestroy's zurück. Im Reiche der Hölle übten Se. Majestät der Höllenfürst „SatanaS" ein absolutes Regiment, der Troß der Höllengeister, des Regierungsdruckes endlich müde, verlangt Reformen, Constitution, Parlament, Steuerermäßigung, Freiheit. Der, freiheitlichen Ideen abgeneigte Höllenfürst beschwichtiget vorläufig die aufgeregten Völker der Unterwelt und begibt sich in Begleitung seines Obersthofmeisters auf die Oberwelt, um seine beurlaubten und dort sich in verschiedenen Gestalten aufhaltenden Minister aufzusuchen und in die Hölle zurückzubringen. Dies das erste Bild. Im zweiten Bilde präsentierte sich eine nach weltlichen Gütern der Elevinnen lüsterne, verliebte alte Vorsteherin eines Damenstiftes, aus dessen stillen Räumen zwei der hübschesten Novizinnen von zwei schmucken Offizieren entführt werden. Im dritten Bilde feiern junge Offiziere im Kreise reizender Ballettfylphiden Orgien; im vierten Bilde unternimmt Fürst „Sa-tanas", nachdem er allen erwähnten Szenen auf Erden beigewohnt, in Begleitung seiner infernalischen Snite die Rückreise in die Hülle. Neues und Hoch-geistiges finden wir im Sujet uicht, aber der musikalische Theil ist reich an amüsanten Piecen. Im ersten Acte: „Infernale", Thor der Höllengeister, Entree des „Satanas" mit Chorbegleitung, Entree des „Mephistopheles" mit Chorbegleitung, Aufmarsch der Tenfelsarmee; im zweiten Acte: Chor der Stiftfräuleins, Serenade des „Fähnrich Isidor". Duett der Stiftfräuleins „Amanda" und „Jsabella", Terzett „Cornet Reinhard, Amanda und Isidor", Ensemble „Reinhard" und die Stistfräuleins, Cantabile des „Reinhard" und Finale; im dritten Acte: Chor der Offiziere und Ballerinen, Couplet des „Reinhard", Duett „Amanda und Isidor", EntrLe des Kapitäns „Donnerkeil", Ensemble und Bachanale; im vierten Acte: Ensemble des Ballettcorps, spanische Romanze der „Ainanda", Telephon-Couplet des „Satanas", Quintett und Finale (Amanda, Jsa-bella, Rosine, Isidor und Reinhard). Die Musik erinnert im ersten Acte au Meyerbeer und in den übrigen an Offenbach, Strauß und andere Meister der Operette; die Chöre, insbesondere im ersten Acte, erfordern gesteigerte musikalische Ausbildung; als hervorragend möchten wir bezeichnen: eben diese Chöre, den Armeemarsch, die Serenade deS „Isidor", das Duett „Amanda und Jfabella", das Cantabile des „Reinhard", das Entree des „Donnerkeil", die Romanze der „Amanda", das Telephon-Couplet und das an den „Fatinitzamarsch" erinnernde Finale deS vierten ActeS. Unsere Theaterleitung ließ diese Operette glänzend ausstatten, die Kostüme des Teufels und seines Hofstaates, der kleinen Teufelsarmee,
der Offiziere und Kadetten wurden neu angefertigt die Damen vom Ballett erschienen in eleganten Toi letten, das Ganze vollzog sich mit lobenswerther Präcision. Um den günstigen Erfolg erwarben sich Verdienste in erster Reihe Frau Directrice Fritzsche (Amanda), die Herren Laska (Satanas), Alberti (Mephistopheles), Mailler (Kapitän Donnerkeil), We-leba (Reinhard) und Frl. Huemer (Isidor). Bei den heute und morgen erfolgenden Wiederholungen dürften die Chöre klappender und die Evolutionen der „Teufelsarmee" gerundeter ablaufen. Ohr und Auge des Zuschauers empfangen durch diese Novität genügende Befriedigung, und dürfte dieselbe noch einige volle Häuser machen.
— (Roseggers „Heimgarten" zweiter Jahrgang.) Soeben ist von Roseggers „Heimgarten" der dritte Halbband (zweiter Jahr gang, Heft 1 bis 6) ausgegeben worden. Darüber find alle Urtheile einig, daß in Bezug auf die Mannigfaltigkeit des Inhaltes diese Monatschrift einzig dasteht, sowie sie als ethnographisches Organ des deutschen Alpenvolkes ihresgleichen nicht hat. Der Schwerpunkt des neuesten, an Schönem und Anregendem so reichen Halbbandes liegt in Roseggers höchst origineller Erzählung: „Der Hinter-schöpp". Ein Gebirgsbauer läßt seinen Knaben als Mädchen taufen, um ihn dem Soldatenleben zu entziehen; das ist in dieser Geschichte die Grundidee, welche zu den frappantesten Conseqnenzen führt. Ein „Wildfeuer" im umgekehrten Verhältnisse, nnr viel glaubwürdiger in der Anlage, realistischer und lebensvoller in der Durchführung, als wie Halms bekanntes Drama. Wir halten den „Hinterfchöpp" für Roseggers beste Dorfgeschichte. — Gleichzeitig mit dem Halbbande erschien auch das siebente Heft des „Heimgarten". Dasselbe enthält Erzählungen von M. v. Roskowska, E. Vacano, H. Malser, Rosegger; Gedichte von G. v. Leitner, A. Meißner, Bauernfeld, Eichrodt, A. Weiß und Essays von Ha-merling, Rosegger, Söffe und Kalchberg. Der erste Jahrgang brachte einen zwar geistvollen, aber einseitigen und reactionär angehauchten Aufsatz vom Freiherrn v. Helsert unter dem Titel: „Verkehrte Welt", wofür uns der „Heimgarten" bis jetzt das Gegengewicht noch schuldig blieb. Nun bringt das neueste Heft einen Artikel vom Freiherrn Josef v. Kalchberg: „Realismus und Idealismus", der den Freunden des „Heinigarten" eine glänzende Genug-thuung sein wird. Kalchbergs Artikel greift ein Stück Geschichte aus dem Revolntionsjahre heraus, das der Autor mit klarem Weitblicke und von edlem Freisinne durchdrungen uns vorführt. Was die „Kleine Laube" anbelangt, gibt uns die „Dorfschöne" manches zu denken, und wir kommen mehr und mehr zu der Ueberzeugung, daß der Erzähler hier nach dem Leben schildert. Die Bibelübersetzung eines alten Wurzclgräbers möge — wie der Herausgeber wünscht — so harmlos aufgenommen werden, als sie gegeben wird. Der „Heimgarten" wolle nach keiner Richtung hin verletzen Die Redaction möge beruhigt sein, wer über die Pikan-terien des biblischen Originaltextes ohne Arg hinausgekommen ist, der wird sich an der gntmüthigen, volksthümlichen Schalkhaftigkeit der „ersten Aepfel-diebe" in diesem „Heiiiigarten"-Hefte nicht stoßen. Die Nummer schließt mit einer warmen Besprechung der „Herbstblume" vom vaterländischen Dichtersenior R. G. Ritter v. Leitner.
Im Zivilspitale.
Am 30. März: Heinrich Rupnik, Schlosser, 18 I., acute Lungentuberkulose; Franz Palese, Schneider, 81 I., Altersschwäche. — Den 31. März. Maria Rak, Inwohnerin, 68 I, Gehirnödem; Agnes Meden, Inwohnerin, 57 I , Lungenentzündung; Bartholomäus Purkart, Inwohner, 59 I., Brand der Alten. — Den 1. April. Lorenz Medved, Jnwohnerssohn, 27 I., Lungentuberkulose. — De» 2. April. Maria Kraje, Arbeiterin, 24 I., Lungentuberkulose; Valentin Cerar, Bettler, 72 I., chronisches Emphysem._______________________
Witterung.
Laibach, 8. April.
Morgens dichter Nebel, dann abwechselnde Bewölkung, Sonnenschein, schwacher SO. Temperatur: morgens 7 Uhr 0 2°, nachmittags 2 Uhr 100° 6. ,1877 i 17 8°; 1878 -s- 14 1° 0.) Barometer im Fallen, 7:>6 23 mm. Das gestrige Tagesmittel der Temperatur -j- 8 6°, das gestrige -j- 6 6°: beziehungsweise um 0'3° über uud 2 2" unter dem Normale; der vorgestrige Niederschlag 4 00 mm., der gestrige 3 95 mm Regen.________
Lebensmittel-Preise in Laibach
am 6. April.
Weizen 9 fl. 43 kr,, Korn 6 fl 50 kr., Gerste 5 fl. 85 kr, Hafer 3 fl 41 kr., Buchweizen 5 fl. 85 kr., Hirse 6 fl. 50 kr., Kukurup 6 fl. 60 kr. per Hektoliter; Erdäpfel
3 fl. 5 kr. per 100 Kilogramm; Fisolen 8 fl. 50 kr. per Hektoliter; Rindschmalz 92 kr, Schweinfett 80 kr., Speck, frischer 68 kr., geselchter 74 kr., Butter 80 kr. per Kilogramm; Eier 2 kr. per Stück; Milch 7 kr. per Liter; Rindfleisch 54 kr., Kalbfleisch 48 kr., Schweinfleisch 68 kr. per Kilogramm; Heu 1 fl. 95 kr., Stroh 1 fl. 78 kr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 6 fl. 50 kr., weiches Holz
4 fl 50 kr. per vier C.-Meter; Wein, rother 24 fl., weißer 20 fl. per 100 Liter. 	.
Gedenktafel
über die am 11. April 1 878 stattfindenden Li-citationen.
3. Feilb., Konz'sche Real., Goritsche, BG. Krainbnrg.
— 3. Feilb., Markovtt'sche Real., Großtschernelo, BG. Sittich. — 3. Feilb., Stermole'sche Real., St. Beit, BG. Sittich. — 2. Feilb., Peöjak'sche Real., Randob, BG. Sittich. — 2. Feilb., Hrast'sche Real., Sittich, BG. Sittich.
— 2. Feilb., Hrovat'sche Real , Mdem, BG. Sittich. Rupar'sche Real., Swur, BG. Nassensuß. Reasf 3. Feilb., Tomc'fche Real., Kleingaber, BG. Sittich. — 1. Feilb., Bolka'fche Real., Zagorica, BG. Sittich. — I. Feilb, Zgajner'sche Real., Dödnik, BG. Großlaschiz.
Theater.
Heute (ungerader Tag) bei aufgehobenem Abonnement: Zum zweitenmale:
Der Teufel auf Erden.
Komische Operette in vier Acten von Karl Juiu und Jul. Hopp. Musik von Franz von Suppe.
Verstorbene.
Den 5. April. Hildegard- Flooh, k. k. Oberlieute-nants-Tochter, 18 Tage, Petersstraße Nr. 27, Blutzer-
en 6. April. Franziska Utschak, Kleidermachers-Frau, 21 I., Krakauerdainm Nr. 18, Wochenbettfieber. — Margaretha Cunder, Hausbesitzerin, 79 I., Seminargasse Nr. 4, Altersschwäche
Den 7. April. Marie Stefan, Mnsiklehrers-Witwe, 73 I., Deutsche Gasse Nr. 9 Erschöpfung der Kräfte. — Rosalia Antonia Chwatal, Tabakfabriksanfsehers-Tochter, 10 Mou., Tirnauergasse Nr. 13, Fraisen
Verkauf
von
Am 11. April und eventuell an den folgenden Tagen wird das zur Concnrsmafsc des Herrn Buchhändlers Georg Lercher gehörige Warenlager, bestehend aus Büchern ver-chiedcner Art, namentlich Schulbüchern, Jugendschriften, Bilderbüchern, Gebet- und Andachtsbüchern, theologischen, wissenschaftlichen und belletristischen Werken. Lexikons verschiedener Sprachen, Musikalien, Antiquarwerken und Noten, Landkarten, Oelgemälden in Goldrahmen, Farbendruckbildern, Stahlstichen, Photographien, Kalendern, dann das Maenlatur- und Scartpapier, sowie die gefammte Gewölbs-einrichtnng im Hause Nr. 5 am Rathausplatze im Ver-kaussgewölbe lieitando verkauft werden.
Die Kauflustigen werden hiezu unter Hinweisung aus die Preiswürdigkeit der auszubietenden Objekte mit dem Bemerken eingeladen, daß das Verzeichnis der feilzubietenden Gegenstände von heute au im Annoncenbureau des Herrn Franz Müller (Herrengasse Nr. 6) cingesehen werden kann.	(173)	2—1
Laibach, 8. April 1878.
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jM" Mein Aufenthalt wird bis zum Ostersonntag dauern.	(169) 2—2
Wird Meisen.
Wiener Börse vom 6. April.
Allgemeine 8taatr-	Geld
s<-nkä.	
Papierrente		61 15
Silberrente		65 15
Goldrente		73-
Staatslose, 1839. . .	316 —
„ 1854. . .	107 25
„ 1860. . .	110 75
„ 1860(5tel)	118 75
„ 1864. .	134 25
Erunäeatkaftuag»-
Abkigativaea.
Galizien.............
Sieoenvürgen . . . Temeser Banat . . Ungarn ............
öffralkicke
Äal«b«a.
Donau-Rcgul.-Lose . Ung. Prämienanleben Wiener ilnlehen . .
Äctien v. Lank«>>-
KreditanstaU f.H.u.G. Eseompte-Ges., n.ö. Nalionalbank..........
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212
796'-
112 -
368— 162 — 1967 125 5V 242 11S7Ü 393 —
Ware
75
812 25 798 —
113 -
369 -162-50 1970 125-75 242 25 120 25 394
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Kreditlose...........
Rudolfsstiftung. . .
Devisen.
London
Gekäsortia.
Dukaten............
20 Francs...........
100 d. Reichsmark Silber..............
Geld
106 — 112-50 247 — 69 — 10875
107 25 90 — 98 10 94 25
94 — 106 89 50 102 75 89'
64 75 15550 11150 S4
159 50 13 25
121-85
5-74 9 74 6005 106 50
Ware
106 50 112 7S 24750 69 25 1092S
107-7S 90 25 98 30 94 50
94 50
106 50 89 75 103 — 892S 65'— 156 — 111 70 84-25
ISO — 13 75
:21 95
5 76 975 60 10 106.60
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am 8. April.
Papier-Rente 61-50. — Silber-Rente 65 50. — Sold-Rente 73 35. — 1860er Staats-Anlehen 110.75. — Bank» aetien 798. — Kreditactien 215 30. — London 12135. — Silber 106.15. — K. k. Münzdukaten s 70. — 20-FrancS-Ltücke 9 71. —100 Reichsmark 59 80.
Druck von Jg. v. Kleinmayr L Fed. Bamberg.	Verleger: Ottomar Bamberg.	Für	die	Redaction	verantwortlich: Franz M < ller.