DIE EISENBAHN-BRÜCKE INPETTAU. * an die {Irimi - feniklin von . Pragerhof bis Groß-Kanischa, mit Rücksicht auf eine Dweigßahn von Meltau nach Marburg. Bon Ferdinand Katofi, fürstlich Dietrichstein'scher Beamter zu Pettau und Mitglied mehrerer wiffenschaftlicher Druck und Papier von 21. Letzkam'd Erben. I860. l'S 'J'rf Vorwort. ivver sein Vaterland liebt, dem werden auch die kulturhistorischen Ereignisse desselben Interesse abgewinnen. Ein solches Ereigniß ist die Eröffnung der Orient-Eisenbahn von Pragerhof bis Groß-Kanischa für die Anwohner dieser Bahn und die Reisenden auf derselben, welchen die vorliegende Broschüre gewidmet wird. Mag dieses Buch dem Touristen vielleicht auch zu wenig mit socialen Lebensbildern — die meistens schon in wenigen Monaten wieder unwahr und werthlos sind — geschmückt sein, so werden die Leser desselben doch das darin enthalten finden, was ihnen im Gebiete der Topographie, Geschichte und Statistik längs des Schienenbandes an den Usern der Drau und Mur zu erfahren, wünschenswerth sein dürste. Pettau am 1. Jänner 1860. per Verfasser. Entstehungs-Geschichte. schönen Steiermark war es schon in den Jahren 1844, 1846 und 1849 vergönnt, vom Fuße des Semmerings bis zu dem Ufer der Save von einer Eisenbahn durchschnitten zu werden. — Sie bezweckte die Förderung des Welthandels von der Küste des adriatischen Meeres durch die Metropole des Kaiserstaates nach der Nord-und Ostsee, und erschloß zugleich auch dem Reisenden für wenig Mühe, Zeit und Kosten die pittoresken Berge an der Mürz und Mur in der ober», und die üppigen Rebenhügel an der Drau und Sann in der untern Steiermark. Dem malerischen Alpen- und Hügellande wollten sich aber auch die Nachbarländer im Westen und Osten — Kärnten und Ungar» — mittelst Eisenbahnen anschließen und nähern, und es bedurfte bisher vieler Mühe, um diesen Zweck zu erreichen. Kärnten lebt »och der Hoffnung, diesen sehnlichsten Wunsch des Landes längs der Drau von Villach bis Marburg bald erfüllt zu sehen, Ungarn hingegen schließt sich bereits von seinem Handelsemporium Groß-Kauischa der Steiermark mittelst eines Schienenweges an den Ufern der Drau an. Zu den wichtigsten Ereignissen des steirischen Gaues an den Ufern der Drau und der croatisch-ungarischeu Landschaft längs der Mur gehört demnach die Anlage der Eisenbahn von Pragerhof nach Groß-Kanischa, die durch die allerhöchste Entschließung Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef vom 10. November 1854, nach welcher Privatgesellschaften die Anlage solcher Schienenwege nach den vorgezeichneten Linien gestattet wurde, wachgerufen, im richtigen Erkennt-nisse der Bedeutung der commerciellen Linie von dem Handelsplätze Groß-Kanischa zur südlichen Staatsbahn, von dem dortigen Handelsstande schnell angestrebt und schon durch die Beschlüsse der zu Groß-Kanischa am 16. Jänner, und zu Pettau am 21. Mai 1855 stattgehabten Versammlungen der Stadt- und Handels-Repräsentanten von Groß-Kanischa, Warasdin, Pettau, Marburg re., dann der großen Grundbesitzer und Industriellen dieses Landstriches derart projec-tirt wurde, daß die Städte Groß-Kanischa und Marburg die Eud-puncte des auf Actien zu gründenden Unternehmens bilden sollten, demnach diese Bahn in Marburg — gleich der Kärntnerbahn — in die südliche Staatsbahn münden, und so Kärnten, Steiermark, Croatien und Ungarn durch ein Schienenband eng verbunden werden sollte. Später beabsichtigte eine andere neu constitnirte Gesellschaft in Wien, von Ofen bis Groß-Kanischa einen Schienenweg zum Anschlüsse an die von letzter»! Platze nach Marburg auszuführende Eisenbahn herzustellen und übernahm am 3. November 1855 auch die Verbindlichkeit, ihren Schienenweg von Groß-Kanischa bis zur südlichen Staatsbahn fortzuführen, in Folge dessen die Gesellschaft der Kanischa-Marburger Bahn, welche ihren Centralpunct zu Groß-Kanischa hatte, sich am 15. November 1855 auflöste und die erwähnte Wiener Gesellschaft von Sr. Majestät dem Kaiser unterm 8.October 1856 die Bewilligung zum Bau und Betriebe eines von der Donau int Norden und Osten und der südlichen Staatsbahn im Westen begrenzten Eiscnbahn-Netzes, das unter dem Namen „Kaiser Franz Josef-Orient-Eisenbahn" seinen Knotenpunct in Groß-Kanischa finden und von hier die Strahlen der Bahnen nach Marburg, Oeden-burg, Ofen, Fünfkirchen und Agram werfen sollte, erhielt, wozu am 17. December 1857 zu Pettau der erste Spatenstich und nachträglich der Beschluß erfolgte, daß die Hauptlinie der in die südliche Staatsbahn anstoßenden Bahn statt in Marburg in Pragerhof in dieselbe münden, dagegen von Pettau bis Marburg seinerzeit eine Flügel-bahn zu dem Zwecke angelegt werden soll, um sich hier der Kärntner Bahn auch anzuschließen und so die schönen Alpenländer Kärnten und Tirol den östlichen Provinzen näher zu rücken um einerseits denselben und andererseits den Küstenländern der Adria auch die reichen Naturproducte Ungarns und des Orients zu erschließen und zugänglich zu machen. Dem Beschlüsse der Generalversammlung der Orientbahn-Ge-sellschaft zu Wien vom 10. November 1858 gemäß, wurde aber auch diese Bahngesellschaft aufgelöst und die bereits im Bau begriffene Linie von Pragerhof über Groß • Kanischa nach Ofen an die südösterreichisch-lombardisch-venetianisch und central-italienische Gesellschaft übergeben, unter deren Leitung nunmehr die Bahn von Pragerhof nach Groß-Kanischa vollendet wurde und am 29. October 1859 die erste Probefahrt stattfand. Tapagraphie. x7on Pragerhof ans wollen wir sonach unser vorzüglich auf Steiermark abzielendes Bild aufrollcu und vor allem dieser bisher unbedeutenden Station der südlichen Staatsbahu, deren Name sich auf das daselbst sitnirtc Gut Pragerhof gründet, etwas näher erwähnen. Das Gut Pragerhof liegt am Fuße des Bachergebirges, nordöstlich von Windisch-Feistritz und y2 Meile von dieser Stadt entfernt. Es wurde gegründet durch die Herren von Prager, nachherigen Freiherren von Windhag, denen sowohl Pragerhof als auch das Gut Pragwald bei Cilli seine Entstehung verdankt. Hermann von Prager war schon 1340 Bischof des »och heute bestehenden katholischen Bisthnms Ermeland in Preußen, Ladislaus von Prager wurde in den Freiherrnstand erhoben und starb 1464 und Sigmund Friedrich Freiherr von Prager, der Letzte dieses Ge-schlechtes, starb 1677 und ruht in der Pettauer Stadtpfarrkirche. Dermaliger Besitzer ist der Med. Dr. Dollar, k. k. Kreis-Medicinal-rath in Marburg. Die Eisenbahnstation liegt östlich vom Gute in einer ziemlich sumpfigen, öden Lage und hier wird die Bahn von Groß-Kanischa und beziehungsweise Ofen cinmünden. Das Terrain des hier zu erbauenden Bahnhofes mißt 16 Joch Flächenmaß, und wenn wir denselben verlassen und den Pulsgau-nnd Recka-Bach passirt haben, öffnet sich uns das obere Pettauer Feld in seiner ganzen Ausdehnung; wir sehen auf der ganz gerade laufenden Bahn zuerst rechts die Pfarrkirche in Zirkovetz in der nächsten Nähe und auf der den Hintergrund bildenden sanften Ge- birgskette, welche die Wafferscheide des Drau- und Drauthales bil-bet, auf einem prächtigen Höhenpuncte die schöne gothischc Wallfahrtskirche Maria Neustift, die Herzog Leopold der Glorreiche 1230 zu bauen begann und Kaiser Josef II. 1786 zur Pfarre erhob, während sich etwas später links die weitläufigen Gebäude des Schlosses Ebensfcld, das schon im Jahre 890 bekannteZistancsfcld, dermalen Eigenthum des Grafen Clemens von Brandis, und 1786 dreitägiges Hauptquartier Kaiser Josefs, zeigen, worauf wir, ohne zu ahnen, den großen oft benützten Waffenübungsplatz eben passirt zu haben, zu dem Pfarrorte Haidin (St. Martin auf der Haide) gelangen. Haidin ist wichtig, weil hier die Marburger Flügelbahn einmünden soll, indem sie gleichfalls vom Fuße des Bacher über das obere Pettauer Feld herablaufend, den Reisenden durch die, der Drau entlang am linken Ufer derselben sich wellenförmig sortwindendcn schönen windischen Büheln ergötzt, welche auf ihren Höhen durch die Marienkirche bei St. Peter, jene von St. Barbara und das altersgraue schon 1130 bekannt gewesene Ritterschloß Wurmbcrg, das König Ottokar Przemysl 1268 schleifen ließ, 1277 aber wieder zu erbauen begonnen wurde und jetzt Eigenthum des Grafen Ignaz von Attems ist, markirt werden. Marburg die Kreisstadt Untersteier's, mit 4 Kirchen, 500 Häusern und 7500 Einwohner, ist 3 Meilen von Pettau entfernt. Wir fahren nun von Haidin in einer Kurve, links die kleine Kirche St. Rochus auf ihrem sanften Hügel und rechts das Schloß Thurnisch — Eigenthum des Frei Herrn v. Walterskirchen ■— mitten im Parke zurücklaffcnd, über die Krapina - Agramer Straße — Pettau, der mehr als 2000 Jahre alten Stadt mit 3 Kirchen, 400 Häuser und 3000 Einwohner, zu, deren südliche Ansicht wir vor dem Ueberschreiteu der beiden auf 16 Steinpfeilern basirten und mit eisernem Oberbau nach amerikanischer Construction versehenen Brücken über das Brnnnwasser und den 120 Klafter breiten Drau-flnß vor uns haben, wodann wir, eine Allee mitten durchschneidend, ganz zu den Basteien der Stadt gelangen, die Warasdiner Straße und den Grajenabach überschreiten und, in den Bahnhof einfahrend, die Stadt mit ihrem schönen Bergschlosse und hohem Dome, sammt der Kanischa-Vorstadt, zu welcher die Pettancr Stadtberge mit ihren weißgetünchtcn Wcingarthänsern den Hintergrund bilden, von der Ostseite vor uns haben. Der Bahnhof enthält ein Flächenmaß von 18 Joch, und wenn wir denselben gegen Norden in dem Einschnitte unter jener Brücke, welche die Communication von Pettan nach Lnttenberg vermittelt, verlassen, nähern wir uns ganz den Ausläufern der windischen Büheln und der Radkersburger Straße, und gelangen mittelst einer Kurve erst beim Ragosuizbach aus dem Einschnitt, worauf nach Ueberschreitung dieses Baches bei dem Ragosnizhof sich dem Auge das untere Pettancr Feld öffnet, und die Bahn in ganz gerader Linie über dasselbe nach Osten sortläuft. Links winden sich die grünen windischen Büheln mit ihren üppigen Reben- und Obstgeläudern, und rechts der Drau entlang das fruchtbare Koloser Weingebirge fort. Wir begegnen im schnellen Lauf über dieses Feld links in der Ferne die Kirche St. Urban ans einem lachenden Rebenhügel, und dann näher aus der Ebene das schöne Schloß Dornau mit seinem prächtigen Gemäldesaal und der ältesten Orangerie Steiermarks, erst 1739 neu erbaut, gehört es dermalen dem Grafen Ignaz v. Attems; und ihm gegenüber südlich die Kirche St. Dorothea, worauf wir nach M o s g a n z e n, Station III. Elaste, gelangen. Hier zeigt sich uns im Norden auf einer anmuthigen Höhe der windischen Büheln die Kirche St. Maria am Pollenschak, in deren Nähe der feine Prerader Wein wächst und südlich auf dem Felde das kleine Schloß Meretinzen — seit 1652 deutsche Ritter-Ordens-Commende — und die Pfarrkirche St. Margarethen, während ein Zweig des Koloser Weingebirges mit der malerischen festen Burg Ankenstein geschmückt ist. Sie steht auf einem von der Drau bespülten Felsen, war 1199 schon als Beste bekannt, die König Mathias Corvinus 1481 erfolglos stürmte. Dermalen das Eigenthum des Grasen Ferdinand von Wurmbrand-Stuppach, wird sie rechts durch die Kirche St. Anna und links durch die Marienkirche in Sauritsch flaukirt, welche auf den Gipfeln des Koloser Gebirges, auf dem hier der vortreffliche Sauritscher Wein wächst, sich erheben und die äußer-sten Grenzen Deucschlands markiren. Von Mosganzen gelangen wir über den Peßnizfluß, der hier ans den windischen Büheln sich herauswindcnd, in seinem trägen Lauf der Dran znflicßt, zu dem kleinen Gute Samuschcgg und nähern uns über Tcrgovitsch ganz dem Fuße der mehrerwähnten windischen Büheln, ans deren südlichem Abhänge die kleine Pfarrkirche St. Leonhard freundlich winkt, und gelangen, die Pcttau-Friedauer Commerzialstraßc vor dem Dorfe Michovetz überschreitend, nach Groß-sonutag, welches prächtige vierthürmigc Schloß nebst einer schönen Decanatskirchc und einer einem Flecken ähnlichen wohlgebauten Hänsergrnppe auf einem sanften Plateau sich erhebt. Das Schloß ist eine deutsche Ritter - Ordens - Commende, die 1200 gegründet wurde. Hier haben wir die Ausläufer der windischen Büheln, welche der Drau zulaufen und das Pettaucr Feld östlich begrenzen, vor uns, weshalb die Bahn, diese Hügeln umgehend, wieder eine Kurve bildet und am Fuße derselben gleichfalls dein linken Dranufcr zu-läuft, um nun dem Dranflnß entlang, ihre Trace auf einem theils der südlichen, durch lange, mehr oder minder hohe Escarpen gestützten Berglehne und theils der Alluvion abgewonncncn Terrain sorlsetzt, um zur Station II. Claffe „Frieda u" zu gelangen, die auf einer fast wassergefährlich scheinenden, der Drau abgernngcnen Niederung sitnirt ist. Auf der nördlichen Hochebene erhebt sich Stadt und Schloß Frieda» , gegründet im Jahre 1200. Es ist die kleinste Stadt des Landes mit 100 Häuser und 750 Einwohner. Das Schloß, in dem einst der Neffe König Mathias Corvinus, Zakob von Szckcly und seine Nachkommen die Freiherren von Zekel L O von 1480 bis 1616 residirten, gehört dermalen dem Ritter von Frieda» und zeichnet sich seiner Eleganz wegen ans. Mit der Station Frieda» verläßt man auch das unmittelbare linke Drauufer, indem man gegen Puschendorf landeinwärts wieder auf das natürliche Niveau einer sich erschließenden fruchtbaren Ebene gelangt, die südlich durch den Draufluß und jenseits desselben durch croatischen Boden, nördlich aber durch Zweige und Ausläufer der Suttenberger Weiugebirge begrenzt wird. Malerisch erhebt sich gleich außer Frieda» das Kirchlein St. Johann am Kulmberge, mitten in Weingärten, woraus wir über diese gesegneten Flure», die einem grünen Teppiche gleichen, südlich au den lang ausgedehnten Markt Po Ist er au vorüberfahren und südöstlich vor denselben, an der Station III. Classe, gleichen Namens anlangen. Der Markt zählt 280 Häuser, 2 Kirchen und bei 900 Ein-wohncr. Die Station Polsteran verlassend, zeigt sich uns auf jenen lachenden Hügeln, wo der vortrefflichste aller steirischen, nämlich der Luttenberger Wein wächst, noch die Kirche St. Wolfgang am Kag-berg, woraus wir, die ungarisch croatische Commercialstraße und die Grenze Croatiens überschreitend, in die sich verflächende Ebene der Murinsel gelangen. Nedclic ist der erste bedeutende Ort mit beiläufig 140 Häuser und 1100 Einwohner, und -der natürliche Anschlnßpunct für die Chaussee ans Warasdin, doch ist hier keine Station. Nedclic war einst eine bedeutende Stadt, als Warasdin nur eine Veste war. Warasdin liegt mir 1 Stunde südlich, am rechten Drannfer, von der Bahnlinie entfernt und zählt bei 1000 Häuser, 6 Kirchen, 1 Synagoge und 11,000 Einwohner. König Sigismund von Ungarn schenkte die Stadt 1397 seinem Schwiegervater Hermann II., gefürsteten Grafen von Cilli, dessen Enkel Ulrich sie 1446 durch Johann Hniiyad abgebrannt wurde. Sie stand sonach einst im Besitz des berühmtesten steirischen Adelsgeschlechtes und dadurch auch mit Steiermark in mittelbarer Verbindung. Dermalen gehört das Schloß den Grafen v. Erdödy, die auch den Titel als Erbhauplmänner des Schlosses und der Stadt Warasdin führen. Diese Stadt ist eine königliche Freistadt und der Sitz der politischen, Justiz- und Finanz-Kreis- (Comitats-) Behörden, nebst eines Collegiatcapitels. Wir eilen nun von Rcdelic mcitcr nach der Eisenbahnstation 1. Elaste vor Czakaturn (Csaktornya), von der wir noch ein ziemliches Stückchen Weges znrückzulegcn haben, um in die Stadt gleichen Namens mit 280 Häuser und 1700 Einwohner zu gelangen. Gegenwärtig ist das Schloß Eigenthum des Grafe» Georg Festetics. Bon hier gelangen wir weiter über die fruchtbare Murinsel (Muraköz) nach Kraljevec, einem großen ansehnlichen Dorfe mit einer Station III. Elaste, und dann nach Kottorie, einem wohlgebauten Markte, mit einer schönen Kirche und einer Station II. Elaste, wo im Juni 1664 das Centrum der kaiserlich-ungarischen und Reichs-Armee stand und dem stolzen Großvezier mit seinem Heere der Uebergang über die Mur standhaft verwehrt wurde. Die Mur wird hier durch eine auf 6 Steinpfeiler basirte Brücke mit eisernem Oberbau nach amerikanischer Construction, — gleich den zwei Brücken in Pettan — passirt, womit wir auch Croatien verlassen und auf die gesegneten Fluren Ungarns — die elastische Ebene Pannoniens — gelangen, wo bereits der Tabakbau gut gedeiht. Wir haben nun auf nugarischein Boden mit die Distanz einer Station zurückznlegen und wir sind am Endpuncte unseres Zieles, nämlich in Groß-Kanischa, woselbst der Bahnhof mit einem Flächenraum von 60 Joch sich südöstlich vor der Stadt ansbreitet. Hier ist der Centralpunct des ganzen Bahnnetzes zwischen der Donau und Südbahn, und cs sollen sich in diesem Bahnhofe die Bahnlinien von Pragerhof, Oedenburg, Ofen, Fünfkirchen und Agram vereinigen. Groß-Kanischa zählt 1200 Häuser und 15,000 Einwohner und ist einer der bedeutendsten ungarischen Handels - Plätze, der besonders mit Naturproducten, Rohstoffen und Vieh einen sehr lebhaften und ausgedehnten Verkehr unterhält, der sich nach der allmä-ligen Eröffnung der verschiedenen Bahnlinien immer mehr und mehr erweitern wird, wodurch dieser eigentliche Markt einer schönen Zukunft entgegengeht. Statistik. Sie Eisenbahnlinie von Pragerhof bis Groß - Kanischa stand während des Baues unter der technisch-administrativen Leitung des Jnspeetors Asimont in Pettau, und theilte sich ihres Baues wegen in 3 Seetionen, und zwar: 1. Die S e e t i o n P e t t a u: von Pragerhof über Pettau bis Tergowitsch mit einer Länge von 109.210 Fuß oder 18.201 % Klafter. (Seetions-Jngenieur Thommen in Pettau.) 2. ®ie Section gtieb nu: von Tergowitsch über Frieda» und Czakaturu bis Kraljevee mit einer Länge von 139.400 Fuß oder 23.233% Klafter. (Seetions-Jngenieur Bnnz in Frieda».) 3. Die Section Ä otto vie: von Kraljevee über Kottorie bis Groß-Kanischa mit einer Länge von 101.000 Fuß oder 16.833% Klafter. (Seetions-Jngenieur Bucher in Kanischa.) Jede Section theilt sich wieder in mehrere Arbeitsloose, die an einzelne Unternehmer zur Ausführung überlassen wurden. So theilte sich der U n t e r b a u 1. In der Section Pettau in: a) das I. Arbeitsloos von Pragerhof bis Rann bei Pettau, mit einer Länge von 52.310 Fuß oder 8718% Klafter, das auf 154.568 fl. 10 kr. CM. veranschlagt war und durch die Unter-nehmer Detsi und Schwarz hergestellt wurde; b) das II. Arbeitsloos, nämlich die 16 Steinpfeiler der beiden Brücken zwischen den Vorstädten Rann und Kanischa zu Pettau und den dieselben verbindenden Erddannn mit einer Länge von 1900 Fuß oder 316% Klafter, das auf 352.901 fl. 30 kr. CM. veranschlagt war und durch die Unternehmer Higersperger, Jvcheiu nub Kofler erbaut; dagegen der Oberbau für diese zwei Brücken, nach ainerikanischein Sistem aus Eisen construirt. wovon jener über das Brnnnwasscr eine Länge von 500 Fuß und eilt Gewicht von 5000 Centner, und der über die Drau eine Länge von 700 Fuß und ein Gewicht von 7000 Centner, hat, und auf 363.934 fl. CM. veranschlagt war, von den Unternehmern Siegel und Matenscn hergestellt wurde, somit diese beiden Brücken sammt dem Verbindungsdamm ans 716.835 fl. 30 kr. CM. veranschlagt sind ; c) das III. Loos von Kanischa bis Tergowitsch mit einer Länge von 55.000 Fuß oder 9.166-% Klafter, das auf 499.217 fl. 21 kr. CM. veranschlagt war und von den Unternehinern Bißtäk und Fröhlich hergeftellt wurde. 2. In der S e c t i o n F r i c d a n in : a) das I. Arbeitsloos von Tergowitsch bis Pnschendorf mit einer Länge von 21.000 Fuß oder 3500 Klafter, das auf 454.998 fl. 54 kr. CM. veranschlagt war und von den Unternehmern Ritter von Fichtenau und Pongra; ansgeführt wurde; b) das II. Arbeitsloos veranschlagt auf 118.078 ff. 11 kr. CM. und c) das DI. Arbeitsloos veranschlagt auf 130.328 fl. 17 kr. CM., beide von Pnschendorf bis Kraljevec mit einer Länge von 118.400 Fuß oder 19.733% Klafter reichend und von den Unternehmern Manche und Wachsmann ansgeführt. 3. In der Section K o t t o r i e mit einer Länge von 101.000 Fuß oder 16.833% Klafter in: a) das I. Arbeitsloos von Kraljevec bis Kottoric, veranschlagt auf 139.589 fl. 4 kr. CM. und von den Unternehmern Kuna und Adler zur Ausführung übernommen; b) das II. Arbeitsloos, die Murbrücke in Kotlorie enthaltend, mit einer Länge von 2800 Fuß oder 466% Klafter, wovon die Steinpfeiler- und Erdarbcitcn auf 138.749 fl. CM. veranschlagt waren und von den Gesellschaftern Higersperger, Jochemund Kosler zur Ausführung übernommen — dagegen der nach ame-rikanischem System construirte eiserne Oberbau mit einer Länge von 500 Fuß und mit Inbegriff der Brücke über den 99tumritt einein Gewichte von 6116 Centner, veranschlagt auf 120,000 fl. CM., von dem Untcrnehnrer Prik hergcstellr; somit die beiden Murbrücken auf 258.749 fl. CM. veranschlagt waren; weiters c) das HI. Arbeitsloos, veranschlagt ans 133.132 fl. 27 kr. CM.; d) das IV. Arbcitsloos veranschlagt auf 187.499 fl. 44 kr. CM.; beide von Kottorie bis Groß-Kanischa reichend, von dem Unternehmer Taster hergestcllt wurde. Der Schiencnstrang mit seiner Schwellennnterlage (Oberbau) dürfte ans dieser sonach 14y2 Meilen langen Linie von Pragerhof bis Groß-Kanischa mit Rücksicht ans den Preis der Schienen, Schwellen und Arbeit, nach der gefälligen Mitthcilung eines Sachverständigen für ein einfaches Geleise auf 105.000 fl. CM. per Meile zu stehen kommen. Bon den Hochbauten wurden: 1. auf dem Bahnhöfe in Pragerhof vorläufig mir eine Pcrsoncnhalle und Drehscheibe, wovon die Maurer- und Erd-arbciten tun 12,783 fl. 4 kr. Oe. W. von dem Unternehmer Fröhlich ansgeführt wurden, hergestellt; da erst später noch eilt Aufnahmsgc-bäude, 1 Wasserstation, 1 Waarenhalle und Locomotiv Remise auf dem 16 Joch enthaltenen Terrain anfgeführt weiden sollen, deren Kosten sich gegen 80,000 fl. belaufen dürften; 2. die 11 Wärterhänscr von Pragcrhof bis Pettau, die vereint mit 2 Wärtcrhänser zwischen Mosganzen und Tergowitsch ans 22.970 fl. CM. veranschlagt waren, von Kohl und Pfeffer zur Ausführung übernommen. 3. auf dem B a h n h o f e in Pettau: 1 Aiifnahmsgcbäude, 1 Wasserstation, 1 Locomotiv-Remise mit Drehscheibe, 1 Wagen-, 1 Waarenhalle. 1 Werkstätte und 2 Wärterhänscr ans dem Terrain von 18 Joch — veranschlagt ans 144.075 fl. 44 kr. CM. durch die Unternehmer Wenzel und Banmann hergestcllt; 4. die 7 Wärterhäuser von Pettau bis Mosganzen auf 9975 fl. CM. veranschlagt, durch den Unternehmer Lenhart aufgeführt; und 5. ine Stationsgebäude III. Classe in Mosganzen, bestehend ans: 1 Anfnahnisgebäude und 1 Güterschuppe veranschlagt auf 16,463 fl. 37 kr. CM. durch ebendenselben erbaut; 6. die 2 Wärtcrhäuser von Mosganzen bis Tergowitsch, vereint mit jenen elf von Pragerhof bis Pettau, auf 22.970 fl. CM. veranschlagt, von Kohl und Pfeffer zur Ausführung übernommen; 7. die Stationsgebäude II. Classe in Frieda», be-stehend aus: 1 Aufnahmsgebäude, 1 Wasserstation und 1 Güter-schuppen, daun 1 Wärterhause, veranschlagt auf 26,854 fl. 58 kr. CM., von den Unternehmern Wenzel und Baumann ausgeführt; 8. das Statiousgebäude III. Classe in Polsterau, bestehend aus 1 Aufnahmsgebäude und 1 Wärterhause, veranschlagt auf 10,420 fl. 14 kr. CM., durch die Unternehmer Kohl und Pfeffer hergestellt; 9. die Station sgebäude I. C l a s s e in C z a k a t h u r n, bestehend ans 1 Aufnahmsgebäude, 1 Wasserstation, 1 Güterschup-pen, 1 Drehscheibe und 1 Wärterhause, veranschlagt auf 40.762 fl. 57 kr. CM., durch die Unternehmer Wenzel und Baumann erbaut; 10. die Station sgebäude III. Classe in Kraljevec, bestehend aus 1 Aufnahmsgebäude und 1 Wärterhause, veranschlagt auf 10.420 fl. 14 kr. CM. von den Unternehmern Kohl und Pfeffer zur Ausführung übernommen; 11. die 22 Wärterhäuser von Tergowitsch bis Kraljevec, ver-anschlagt auf 34.299 fl. 33 kr. CM., von Kohl und Pfeffer zur Ausführung übernommen; 12. die 8 Wärterhänser von Kraljevec bis Kottorie, veranschlagt auf 13,154 fl. 30 kr. CM., von den Unternehmern Kuna und Adler hergestellt; 13. die Station sgebäude II. Classe in Kottorie, bestehend ans: 1 Aufnahmsgebäude, 1 Wafscrstation, 1 Güter- schuppen und 1 Wärterhause, veranschlagt auf >28.029 fl. 45 kr. CMze., von den Unternehmern Kohl und Pfeffer zur Ausführung übernommen; i 14. die 7 Wärterhäuser vonKottorie bis Großf-Kanischa veran-schlagt auf 11,510 fl. 12 kr. CM., vom Unternehmer Laster hergestellt; 15. auf dem Bahnh ofe in Groß-Kanischa mit dem Flächenmaße von 60 Joch, 1 Aufnahmsgebäude, 1 Wasserstation, 1 Locomotiv-, 1 Wagcnremise mit Drehscheibe, 1 Güterschuppen und 1 Wärterhause, veranschlagt ans 308.470 fl. 41 kr. Oe. W., von den Unternehmern Wenzel und Baumann ausgeführt. Nach dem nun Geschilderten bestehen auf der ganzen Linie Pragerhos-Groß-Kanischa an Hochbauten int schmucklosen Schwei-zerstyle 3 Bahnhöfe zu Pragerhof, Pettau und Groß-Kanischa; 1. Station I. Classe zu Czakathurn; 2. „ II. „ „ Fried au und Kottorie; 3. „ III. „ „ Mosgauzen, Polsterau und Kraljevec, und 65 Wärterhäuser; dann an bemerkenswerthcn Kunstbauten auf der Trace: die Brücke über das Brunnwasser und jene über die Drau in Pettau; endlich die Brücke über die Mur in Kottorie. Telegraphenstationen bestehen zu Pettau und Groß-Kanischa. Nach der Land eseinth eilung befinden sich : a) in Steiermark, Marburger Kreis (Diöccse Lavant) der Bahnhof in Pragerhof im politischen Bezirke Windisch-Feistriz „ „ in Pettau „ „ „ Pettau die Station inMosganzen „ „ „ Pettau „ „ in Fciedau „ „ „ Friedau „ „ in Polsterau „ „ „ Friedau b) in Croatien, Warasdiner Comitat (Erzdiöcese Agram) die Station Czakaturn im politischen Bezirke Czakaturn „ „ Kraljevec „ „ „ Prelog (Perlak) n „ Kottorie „ „ „ Prelog (Perlak) , c) in Ungarn, Szalader Comitat (Diöcese Vesprim) der Bahnhof in Groß • Kanischa im politischen Bezirke gleichen Namens. Die Bahnlinie beginnt sonach int politischen Bezirke Wind isch-Feistriz und durchschneidet die Bezirke Pettau mit 44.462 Einwohner, Fried an mit 17.735 Einwohner, Czakatnrn mit 16.288 Einw., Prelog mit 26.623 Einw. und Groß > Kanischa mit 30.343 Einw., berührt daher eine Bevölkerung von 135.451 Einwohner und die Städte Pettan, Friedan, Czakatnrn und Groß-Kanischa unmittelbar; — dagegen die politischen Bezirke Windisch - Feistriz mit 17.581 Einw., Luttenberg mit 11.861 Einw., Striegau mit 15.649 Einw., und Warasdin mit 21.940 Einw., zusammen mit einer Bevölkerung von 67.031 Einwohner, durch dieselbe mittelbar berührt werden; somit diese Eisenbahn einer Localbevölkerung von 202.482 Men-scheu für die Förderung des Handels, der Industrie und Agricultur dienstbar wird. KMdmmg dq Städtz. Marburg Wer jemals die gesegneten Rebenhügel und grünen Thäler der unteren Steiermark durchstreifte, hat sicher auch an den Ufern der Drau, unter den duftenden Nadelhölzern des Bacher, dem dunklen Laube der urwüchsigen Eichen an der Pcßnitz oder zwischen den üppigen Obstgärten und Kastanienwäldern der »indischen Büheln verweilt und die Kreisstadt Marburg besucht, wenn ihn gleich weder Ueberreste des Alterthums, noch irgend ein dominirendcs Bergschloß, weder Kirchen von Bedeutung, noch sonstige Denkmale der Vergangenheit dazu einluden. In dem Bilde, das südwestlich durch das kolossale Bachergebirge mit den vielen Kirchen, Schlössern und Weilern auf seinem Rücken und mit dem malerischen Kalvarienberg, der Kirche St. Josef und dem Prachtbau des Kadeten-Jnstitutes an dessen Fuße — südöstlich durch die sich verflachende Pcttauer Ebene — von Nordwesten nach Nordostcn aber durch die Potschganer Weiugebirgskette ein-gerahmt wird, erhebt sich am linken Ufer der Drau in einem schmalen Thale die Stadt, — in der wir das weitläufige Gebäude der Burg, die in ihrer ursprünglichen Anlage altdeutsche Domkirche, die akademische Kirche St. Aloisius und das neuerbaute Theater als be-merkenswerth finden, — mit der Kärnthner- und Grazer-Vorstadt, — während sich auf dem rechten Dranufcr die Vorstadt St. Magdalena ausbreitet. Die Höhen der von Nordwesten nach Nordosten die Stadt umsäumenden Potschgauer - Weiugebirgskette sind durch die Kirchen St. Urban, mit ihrer unvergleichlichen Aussicht, und St. Barbara, dann durch eine Kapelle markirt, die als historische Erinnerung an der Stätte steht, wo einst die Feste Marchburg sich stolz erhob, somit dieses Monument als ein Denkmal irdischer Vergänglichkeit — dermalen verschönert durch die Bodenkultur des Wein- und Ackerbau betreibenden Slaven — nun gleichsam auf die eben aufblühende Stadt, die der Deutsche wie der Slave in brüderlicher Eintracht durch Pflege der Wissenschaften, durch Industrie und Handel belebt, herabschaut, um noch an die Größe des mittelalterlichen Ritterthums im Gegensätze zur Bedeutung des regsamen Bürgerthums der Neuzeit zu erinnern. Als die so mächtigen Herzoge von Kärnthen noch über die (Saite der heutigen Steiermark herrschten, und dieses Land noch ein Bestandtheil des damals großen Herzogthums Kärnthen war, versuchten die Herzoge gegen die stets kriegerischen und immer mehr heraufdrängenden östlichen Nachbarn ihr Land zu schützen, und schufen deßhalb an der Ostgrenze (Ostmarch) ihres Landes eine feste Schutzwehr durch 3 Marken (Märchen), nämlich die obere, mittete und untere March, die auch die March von Pütten, Pettau und Cilli (Soun—Sann) genannt wurden, weil diese Orte die einzigen ansehnlichen Städte mit Burgen innerhalb diesen Märchen (Marken) waren. Mit der Verwaltung dieser Märchen wurden dann eigene von den Kärnthnerherzogen abhängige Markgrafen, — die sich später freilich völlig unabhängig machten — betraut, und so mag sich der Marchgraf der mitteten March am westlichen Ende des sich gegen Osten nach Ungarn verflächenden Thalbeckens, den der schöne Draustrom launenhaft durchschneidet, am linken Ufer desselben auf sicherer Höhe seine „M ar ch b u r g" erbaut haben, da er hier nicht nur das rebenumgürtete Stromgebiet der Drau, sondern auch das wellenförmige Hügelland (Windisch-Büheln) zwischen der Drau und der Mur — geschützt im Osten durch eine größere Anzahl fester Burgen — leicht beherrschen konnte. Namentlich finden wir im Jahre 980 den Markgrafen Rachwin als ersten —und Bernhard von Sponheim und Lavantthal, Schwie-gersohn des Markgrafen Ottokar IV. von Tranngan und Steier, und Vetter der Kärnthner Herzoge, als letzten Markgrafen der mitteten ober Pettauer Mark, die damals mitunter auch schon die Marchburger Mark wahrscheinlich darum genannt wurde, weil die Markgrafen auf der Marchburg Haus und Hof hielten, da die Burg Pettan seit 890 ein Eigenthum der Salzburger Erzbischöfe war. Markgraf Bernhard trat die Marchburg, welche wahrscheinlich feilt Allodial - Eigeuthum gewesen sein dürfte, im Jahre 1127 an seinen Neffen den Markgrafen Ottokar Y. von Traungau und Steier ab, und starb auf dein Krenzzuge nach Palästina irn Jahre 1148, in Folge dessen seine mittete oder Pettauer-Mark auch Ottokar Y. ganz zufiel und mit der Mark Steier vereinigt wurde.— Welcher Marchoder Markgraf die Marchburg erbaute, ist bisher noch eben so nnbe-tonnt, als die Zeit ihrer Entstehung, doch bestand sie, mittelalterlichen Topographien zu Folge, schon am Ende des XI. Jahrhunderts. Am Fuße des Berges, auf welchem di e Feste March bürg zum Schuh und Trutz gegen ihre eiserne Zeit thronte, wurde unfern des Draustromes ein bequemerer Edelsitz— muthmaßlich von den Markgrafen — erbaut, den wir ün Jahre 1188 auch schon erwähnt finden, um welchen sich dann Häuser gruppirten, aus denen endlich ein Markt entstand, welchen die Herren von der Marchbnrg mit Mauern und Thünnen umgaben, und dem sie Stadtprivilegien er-warben, wodurch aus diesem mit Mauern und Thürmen umgebenen Markte eine Stadt entstand. Urkundlich wird dieser Ort vom Herzoge Leopold dein Glorreichen im Jahre 1209 noch als Markt, 1258 aber schon als Stadt genannt, sonach die Gründung und Entwicklung von Marburg in die zweite Hälfte des zwölften Jahrhunderts fällt. Neben den eigenen March- oder Markgrafen und nach dem im Jahre 1148 erfolgten Anfall der mittcren Mark an die Markgrafen von Steier, finden wir auch eigene edle Dynasten von Marchburg,, die als Vasallen hier das Bnrggrafenamt übten, wovon uns vom XI. bis zum XIII. Jahrhunderte mehrere zwar bekannt sind, doch weder ihre Stellung noch Thatkrast und Besitz konnte ihnen ein besonderes Ansehen unter den Edlen des Landes, »och einen entschei-denden Einfluß auf die Schicksale des Vaterlandes — gleich den hoch- angesehenen Dynasten von Mahrenberg, Pettau, Wildon, Pfann-Berg, Stubenberg und Lichtenstein — gewähren, weßhalb ihre Familiengeschichte auch ziemlich unbekannt blieb. Während den ersten Ansiedelungen unter der Marchburg wurd e zwischen der Häusergruppe — ungefähr dort, wo das alte Theater stand — auch ein St. Johannes - Kirchlein erbaut und mit einem Kirchhofe umgeben, was für die eifrige Anpflanzung des Christen -thums lebhaft spricht, denn schon im Jahre 1175 hatte der Prior des Karthäuserklosters in Saitz das Pfarramt zu Marburg ausgeübt, demnach zu dieser Zeit Marburg seine eigene Pfarre hatte, an der wir im Jahre 1295 den ersten selbstständigen Pfarrer Ulrich treffen. Auf Urkunden vom Jahre 1297 wird bereits das „Stadt" -Siegel von Marburg gefunden, und in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erhielt Marburg eigenen Blutbann und Landrichter, woraus wir sehen, daß die Stadt um diese Zeit so ziemlich alle Vorrechte anderer Städte time hatte, und bereits einem, nur durch das Waffengeklirre Stephans von Agram — als er vor der Belagerung von Mahrenberg im Jahre 1258 seine Krieger in einem Heerlager zu Marburg sammelte — unterbrochenen und so gedeihlichen Aufblühen entgegenging, daß im Jahre 1298 schon jenseits der Stadt am (Drau-) Ufer bei der Kirche St. Magdalena unter dem Priester Gottfried eine Pfarre bestand, die im XV. Jahrhunderte nach Lembach übertragen wurde, woraus zu entnehmen ist, daß in jener Zeit die Bevölkerung selbst schon jenseits des Flußes an Zahl zunahm, worauf im Jahre 1302 auch die Minoriten theils aus Deutschland, theils aus Italien hier anlangten, und die kleine Marienkirche an der Drau zugewiesen erhielten, zu der, — nachdem sie im I. 1313 bereits schon einen eigenen Konvent unter dem Qnardian P. Martin bildeten, — sie auch ein Kloster bauten. Sehen wir uns wieder nach der Marchburg um, so entnehmen wir, daß sie vor dem Jahre 1379 schon im Pfandbesitz des in der untern Mark reich begüterten Graf Wilhelm aus dem angesehenen Hause Schärfenberg war, da Herzog Albrecht in diesem Jahre ent- schied, daß er die Feste Marburg eigen behalten, hingegen die Feste Schärfenberg dem Grafen Hermann von Cilli cinantworten soll, worauf Herzog Leopold im Jahre 1382 ihn mit der Feste Marburg auch belehnte, wodurch das Schloß mit all' seinen Vorrechten und Besitzungen aus des Landesfürsteu in Privat-Besitz überging und im Jahre 1386 an Hugo von Tibein verpfändet wurde, worauf wir die Herren von Winden, Grafen von Roggendors und die Freiherren von Stadl und Kainach vorübergehend, im Jahre 1440 Ulrich von Graben den Landeshauptmann in Steier, und achtzig Jahre später, 1522, noch einen Enkel desselben, Wilhelm von Graben, und 1532 Christof von Pergen als Herrn, im Jahre 1537 aber Gregor von Regal, Inhaber von Kranichsfeld, als Pfle-ger aufOber-Marburg treffen, während mittlerweile im Jahre 1445 die Befestigungen, der nahenden Feindesgefahr wegen, erneuert wurden, indem schon im folgenden Jahre Johann Hunyad in die Grafschaft Cilli einfiel, Windisch-Feistritz, das der tapfere Cillier-Feldherr Wittowitz muthig vertheidigte, zweimal fruchtlos stürmte, und zwischen Marburg und Wurmberg über die Drau setzte, um sich der Verfolgung Wittowitz's durch die Flucht aus der Steiermark zu entziehen. Fünfzehn Jahre darnach (14 62) rüstete Kaiser Friedrich zu Marburg ein Heer ans, mit dem er gegen den unruhigen Bruder, Herzog Albrecht, nach Wien zog, und im I. 1465 wurden sümmt-liche Vertheidigungswerke der Stadt mit großem Eifer neu hergestellt. Um diese Zeit finden wir in dem mehr erwähnten nun landcs-fürstlichen Edelsitze in der Stadt — der heutigen Burg — Oswald Graßel 1467 als Pächter, Sigmund von Hollenbnrg 1471 als kaiserlichen Verweser und den Stadtrichtcr Benedict Satl 1491 wieder als Pächter derselben, der sodann ununterbrochen seine Nachfolger hatte, bis im Jahre 1575 der Landessürst sowohl die Feste Obermarburg als die Burg bedingt an Hans von Kiesel Freiherrn zum Kaltenbrunn verkaufte. Die Zwischenperiode seit Kaiser Friedrich's Heerzug von Marburg nach Wien bis zur Veräußerung der obern und untern Burg, welche durch einen unterirdischen Gang verbunden gewesen sein sollen, war eine der ereignißreichstcn in der Geschichte der Stadt, denn die hier 1473 und 1475 gehaltenen Landtage gaben ihr Glanz und Ansehen, und ihre Belagerung durch König Mathias Corvinus, als Berbündtcr des Salzburger Erzbi-schofes Bernhard von Rohr und seines Sufraganbischofes von Seckau, Christoph von Ebro», im Jahre 1480, als er Obermarburg stürmte und erst in Folge des mit Kaiser Friedrich vermittelten Waffenstillstandes dieselbe ausgab, und nach Ablauf des Waffenstillstandes bei dem Nahen der Truppen Kaisers Friedrich IV. sogar Mar-bürg mit seinen Heerschaaren verließ, um im folgenden Jahre vor dem halbverbrannten Städtchen wieder zu erscheinen und cs bis zum Entsätze durch den kaiserlichen Feldhauptmann Buk v. Wetzlar aber-mals zu belagern und hierauf seinem Gegner nach Kärnthen auszuweichen, trübten ihren Wohlstand. Marburg theiltc hierauf das Schicksal der Steiermark unter der Herrschaft Königs Mathias Corvinus bis zum Jahre 1490 und gelangte nach dessen Tode wieder unter Oesterreichs Scepter. Die nun ruhigere von äußern politischen Einflüssen bare Zeit mag wohl Veranlassung gewesen sein, daß wir Marburgs Bewohner im Jahre 1492 an dem Baue der St. Johannes-Pfarrkirche, welche im Jahre 1506 sannnt ihren Vicariatskirchen zu St. Peter, Gams und Zellnitz, mit Zustimmung Papst Julius I. an das Bis-thum Gurk abgetreten wurde, beschäftiget finden, daß sich Handel und Gewerbe allmälig wieder entwickelten und so die Stadt ihrem Wiederaufblühen entgegenging, bis durch die verheerende Feuers-bruust im Jahre 1512 mancher Wohlhabende verarmte und Kaiser Maximilian genöthigt war, die hiebei verbrannten Freiheitsbriefe der Stadt im Jahre 1513 zu erneuern. Die nahende Türkengefahr im Jahre 1521 veranlaßtc die Be-wohner Marburgs und seiner ganzen Umgebung zu außerordentlichen Anstrengungen bei Wiederherstellung sämmtlicher Festungswerke, die ihnen im Jahre 1529 gut zu Statten kamen, als der Sultan Soli-man mit seinem Heere nach der aufgegebcnen Belagerung Wiens gegen Marburg zog und die Stadt dreimal zwar vergeblich stürmte, aber doch hart bedrängte, bis der tapfere Sigmund von Weichselburg die Belagerer schlug und versprengt. Kaum gehoben durch die Befreiung von ihren türkischen Bedrängern, veranlaßten dieselben im Jahre 1532 die Stadt abermals, sich zur Bertheidigung zu rüsten, als Solimaus großes Heer, von Graz kommend, aus einer selbst geschlagene» Brücke zwischen Marburg und Melling die Drau passirte und durch den Paß bei Biuiza aus der von ihnen verwüsteten Steiermark abzog. Marburg empfand die Nachwehen dieser Türkcn-züge zwar viele Jahre, hatte jedoch mehr als ein Jahrhundert Zeit und Gelegenheit, der inner« Entwicklung seines Bürgerthums sich wieder zu freuen, während welcher Periode Erzherzog Karl II. im Jahre 1563 und sein Sohn Ferdinand II. 1598 die Stadtprivilegien bestätigte. Die großen Feuersbrünste 1648 und 1650 und die Pest in den Jahren 1680 und 1681 vernichteten den Wohlstand und die Zahl der Bevölkerung und erst gegen Ende des XVII. Jahrhunderts kräftigte sich ersterer und vermehrte sich letztere wieder in der Stadt, während wir um diese Zeit immer das angesehene und weit begüterte Geschlecht der Grafen von Kiesel, auch Grafen von Gotschee, Freiherren zum Kaltenbrunn und Gonobitz, als Herren von Ober- und Burg Marburg, Windenau, Grünberg, Ebensfeld, Feistritz, Gonobitz, Hainscld, Freudenau, Schrattenberg und Weyer, in der Burg, — die sie im Jahre 1661 in die gegenwärtige Gestalt erweiterten und verschönerten, und mit 4 Eckthürmc in maurischem Style zierten, — Hof haltend treffen, worunter Hans von Kiesel Hofkammer-Präsidcnt; Johann Jacob Kiesel — der das Kapuziner-Kloster nächst der Burg 1614 stiftete — geheimer Rath, Kommandant der Festung Graz und inncrösterreichischcr Kriegspräsident war und im Jahre 1623 in den Grafenstand erhoben wurde, hingegen Georg Bartlmä von Kiesel 1655 die Loretto-Kapelle erbaute, und Hans Graf von Kiesel Freiherr von Zwikl 1688 die eingestürzten Stadtmauern — wahrscheinlich zum letzten Male? — neu Herstellen ließ. Hierauf finden wir die Grafen von Thurn - Valsassina als Herren von Burg Marburg, die außerdem noch die Herrschaften Thurnisch, Ankenstein, Plankenstein, Schönstein, Acnfels, Anderburg, Tegen, Lainhos, Schönbüchel, Lemberg, und St. Georgen bei Rei-chencck besaßen. und es folgte dem Grafen Georg Friedrich von Thurn im Jahre 1730 vorübergehend die Freifrau Maria Anna von Fleischmann im Besitze von Burg Marburg und Thurnisch. von der diese Herrschaften schon 1732 an den Grasen Albert von Heister, k. k. Kriegsraths - Präsidenten, übergingen, der sie 1735 an den Freiherrn Rudolf August von Kramm und seine Gemalin Juliana Gräfin Barbo von Wazenstein abtrat, nach deren Ableben ihre Tochter Friederike, vermählte Gräfin v. Gaisruck, diese Güter 1749 zwar übernahm, Burg Marburg aber gleich darauf an den Grafen Heinrich Franz Adam von Brandis, älterer Linie, dem Herrn von Windenau und Grünnberg abtrat, der die Burg wieder restaurirte und verschönerte und daselbst im I. 1782 Papst Pins VI. und den russischen Großfürsten-Thronfolger, dann im 3.1797 die Erzherzogin Clementine, Braut des Prinzen Januar von Neapel, gastlich aufnahm, während sie früher schon auch Kaiser Karl VI. beherbergte. Graf von Brandis erwarb auch das von den Grafen von Kiesel an die Grafen von Rosenberg, Brenner und Galler vorübergehend übergangene Schloß Obermarbnrg, das — ein kaiserliches Lehen — seit dem Brande vom Jahre 1528 schon aller Vertheidignngs- und Befcstignngswerke entblößt war, und wurde sogestaltig Herr von Burg- und Ober-Marburg, nebst Windenau und Grünnberg. Nach Heinrich Franz Adam von Brandis im Jahre 1790 in dieser Burg erfolgten kinderlosen Ableben, treffen wir seinen Adoptivsohn und Vetter Johann Grafen von Brandis, jüngerer Linie, als Herrn von Ober- und Burg Marburg, Windenau, Buchberg, Grünnberg, Frcistein und Wartenheim. Nach seinem Tode übernahm 1812 der ältere Sohn Graf Heinrich Adam Ober- und Burg Mar-bürg, der jüngere Graf Clemens Heinrich, nachheriger geh. Rath, Gouverneur von Tirol und Obcrsthofmeister Kaisers Ferdinand I., die übrigen Güter, zu denen er noch Schleinitz und Ebersfeld käuflich erwarb und so — mit Ausnahme von Kranichsfeld und Thurnisch — Herr aller Herrschaften des obrat Pettauer Feldes wurde. Graf Heinrich Adam trat schon bei Lebzeiten 1850 an seinen altern Sohn Ferdinand Grafen von Brandis die Burg Marburg sammt ihren und des Schlosses Obermarburg Annexationen ab, da letzteres Schloß — das wir in Vischer's Topographie vom I. 1681 noch als ein zwei Stockwerke hohes, jedoch bereits aller Befestigungs-Werke bares Wohngebäude, oblonger Gestalt sehen,— der Baufälligkeit wegen abgetragen, an dessen Stätte als historische Erinnerung an die Feste Marchburg aber 1780 eine Marien-Kapelle errichtet und der kegelförmige Hügel mit Rebcnpflanzungen geziert wurde. Blicken wir nun nochmals auf die Stadt, so finden wir, daß sie im 18. Jahrhundert zwar viel durch die Feucrsbrünste in den Jahren 1700,1720,1786 und 1797 litt, doch durch die Errichtung des Kreisamtes 1748, die Gründung des adeligen Nonnenklosters der Cölestinerinen 1759 durch Maria Karolina von Manzador, die Niederlassung der Jesuiten und die von ihnen unterbaltene lateinische Hauslehranstalt von 1758 bis 1775 , worauf sie zu einem öffentli-chen Staatsgymnasinm erhoben wurde, die Erhebung der Kapuziner-kirche 1786 für das linke Draunfer und der Kätscher Filialkirche St. Magdalena 1788 für das rechte Draunfer zu Vorstadtpfarren — in welch' Ersterer von 1784 bis 1818 der Marburger Minoriten-Konvent und von 1833 bis 1848 eine Redemtoristen-Kongregation wirkten, — so wie die nach Aufhebung der Jesuiten-, Cölestinerinen-uttb Kapuziner-Konvente im Jahre 1784 stattgefundene Verlegung einer erst 1811 aufgelösten Militär-Montnrs-Kommission, zu ihrem künftigen Aufblühen der Grund gelegt wurde. Lasteten die französischen Invasionen in den Jahren 1797, 1805 und 1809 auch drückend ans Marburg, so konzentrirten und entwickelten sich die materiellen und geistigen Kräfte theils durch den Durchzug der großen Heer- und Handelsstraße von Wien nach Triest und die Eröffnung der südlichen Staatseisenbahn im Jahre 1846, so wie durch die Errichtung industrieller Etablissements in und um der Stadt; und theils durch die Vermehrung der öffentlichen Behörden und Anstalten — worunter vorzüglich das Werbbezirks-Kommando des 47. Linien-Jnfanteric-Regiments (1817), die Finanz-Bezirks-Bchörde (1833), die Erweiterung des Gymnasiums zu einem Ober-Gymnasium (1849/go), das Kadctcn-Jnstitut (1856) und die Verlegung des von dem Salzburger Erzbischöfe Eberhard II. 1228 gegründeten Bisthums Lavant von St. Audrä nach Marburg (1859), zu nennen sind; — doch so sehr, daß das rasche Aufblühen der Stadt und die namhafte Vergrößerung und Verschönerung derselben seit zwei Decennien, eine natürliche Folge dessen ist. Aus Anlaß dieser Bislhumsübertragung nach Marburg, wurde die altdeutsche Stadtpfarrkirche St. Johann — in der besonders die Pontifikalstühle ihrer schönen Steinmetzarbeit wegen, beachtenswerth sind — int Jahre 1858 restaurirt und erweitert, und am 4. September 1859 zur Kathedrale erhoben. Marburgs äußere Physiognomie ist die einer modernen anfblü-henden deutschen Mittelstadt, was sowohl die Gebäude als die Han-dels- und Gewerbe-Etablisseinents zur Schau tragen. Außer der bischöflichen theologischen Lehranstalt, dem vollständigen Gymnasium und einer Unterrealschnle, fördert eine Buch-, dann eine Kunst- und Musikalien-Handlung nebst dem Theater das geistige Leben, dagegen die zeitgemäß ausgestatteten Kaffeehäuser, die Gasthöfe nächst dem Bahnhöfe und jener zum Erzherzog Johann in der innern Stadt den öffentlichen geselligen und materiellen Be-dürfnissen und Comfort genügen. Als 1. f. Lokalbehörden wirken (seit 1850) eine rein politische Bezirksbehörde und ein selbstständiges Bezirksgericht.*) ----«■40t»-- *) Die Häuser- und Einwohnerzahl der einzelne» Städte ist schon vorne in der Topographie angegeben. P e 11 itn. 2be»n man von der Station Pragcrhof, auf der Orient-Eisenbahn weiter fahrend, das int Jahre 1670 durch Graf Tattcnbach's Verschwörung mit den Grafen Zriny, Nadasdy und Frangipani historisch gewordene Schloß Kranichsfeld links bei Seite läßt und auf dem Wege gegen Nordosten nur einen flüchtigen Blick über die nördlich durch die windischen Büheln (Hügel), südlich und östlich durch die Kolloser Weingebirge und westlich durch den majestätischen Bacher begrenzte Ebene wirft, so wird man im Hintergründe derselben drei Burgen gewahr, die wie drei Sterne hoch über die üppigen Fluren ragen, und das Silberband der sich hinschlängelnden Drau — des steirischen Rheins — beherrschen. Es sind dies die Schlösser Wurmbcrg, Pettau und Ankenstein, die — alle drei seit dem frühesten Mittelalter als feste Burgen bekannt , einst einem Herrn gehörig, nun in dem Besitze dreier in Steiermark's Geschichte hervorragender Adclsfamilicn: der Attems, Dietrichstein und Wurmbrand stehend, hier auf Bergen thronen, die von der Drau bespült werden. Betrachtet man nun (als Mittelpunkt unseres Bildes) die älteste und eigentliche Stammburg der ganzen Landschaft, nämlich-die B urg Pettau, so findet man sie auf einem sanften Conglo-merat-Hügel — einen Ausläufer der windischen Büheln — der ringsum von mächtigen Escarpen geschützt und, wie erwähnt, von der Drau südlich bespült wird. Zwischen diesem Fluße und dem Schloßberge breitet sich am Fuße des Berges amphietheatralisch die wohlgebaute Stadt säst halbkreisförmig aus; sie wird von den weitläufigen Bauten des Bergschlosses druL VtUj ganz beherrscht, während die Anssicht von dessen Terrassen so großartig ist, wie es in Steiermark kaum mehr eine zweite gibt. In der Rundschau von Osten über Süden und Westen nach Norden zeigt sich auf dem die 6 Meilen lange und 3 Meilen breite Ebene umgebenden Gcbirgskranz, an Croatiens Grenze, das Städtchen Frieda», die deutsche Rittcrordens-Commende Großsonntag mit ihrem prächtigen vierthürmigen Schlosse und der schönen Dekanatskirche, das herrliche Weingebirge von Sauritsch mit den Kirchen St. Maria und St. Anna, die wie Hüterinen der christlichen Kultur sich an den äußersten Marken Deutschlands stolz erheben, dann das malerische A n k e n st e i n, die Kirchen St. Mauriz und St. Augustin, die Gebirge Croatiens gegen die historisch bekannte Ritterburg Drachen stein, der Ahnensitz der altberühmten Grafen Draskowiö von Drachenstein, die prächtige Wallfahrtskirche Maria N e u sti ft auf dem Kainm der Wasserscheide zwischen dem Drannthale und Draufelde mit dem hochanstrebenden zweizackigen Donati- und dem wildromantischen Wotschberge, im Hintergründe die Sulzbacher Alpen, und dann das Bachergebirge mit seinen vie-len Kirchen und Schlössern bis Marburg, dessen imposanter Bau des Kadetenstiftes hier den Gesichtskreis begrenzt, während die Schwanberger Alpen und das wellenförmige gesegnete Hügelland der windischen Büheln mit der altersgrauen Feste Wurmberg und den Kirchen St. Urban, St. Andrä, Pollenschagg und St. Leonhard bei Großsonntag den schönen Gcbirgskranz über die weite Ebene schließen, auf der man die Kirchen St- Dorothea, St. Margarethen, St. Marxen, St. Veit, St. Rochus, Haidin, St. Lorenzen, St. Kunigund, Zirkowctz, Schleinitz und St. Johann, dann die Schlösser D o r n a u, St. M e r e t i n z e n, T h u r n i s ch, Kranichsfeld, Schleinitz und Ebcnsfcld, wie auf einem grünen Teppich aus-gebreitct und die Stadt Pettau zu den Füßen liegend, findet. Unter den Städten der Steiermark sind die Städte Pettau und Ci lli unter ihrer heut zu Tage noch üblichen Benennung schon im Alterthum bekannt gewesen. (Scleja hat bekanntlich Kaiser Claudius (42 — 55) gegründet, Poctavionc oder Petovium wurde aber von Kaiser Augustus (Zahre 34 — 33 v. CH.) von den freien Paunoniern erobert, ist sonach die älteste Stadt des Landes, war ein römisches Muuicipium das Winter-Quartier einer Legion und eine Militär-Colonie; vom 2. bis zum Ende des 5. Jahrhunderts auch d er Sitz eines Bischofs, non welchen der heil. Viktorin im Jahre 303 den Märtyrertod erlitt. Durch die im Jahre 69 zu Pcttau von den pannonischen, no-rischen und mösischen Feldherren gefaßten Beschlüsse wurde Kaiser Vespasian die Krone, Rom und Italien gesichert. Im 1.194 wurde Septimius Severus hier zum römischen Kaiser ausgerufen und Constantins Gallus, der römische Statthalter im Orient und Schwager Kaiser Constantins 354, gefangen genommen, int Jahre 387 aber der Empörer Maximo in einer blutigen Schlacht durch den Kaiser Theodosius siegreich geschlagen. In Pcttau wurde der letzte weströmische Kaiser Romulus Mo-mylus (Angustulns) geboren. Pcttau blühte besonders im 3. und 4. Jahrhundert in Folge seiner politischen und m c r k a u t i l i s ch e u Bedeutung, da sowohl auf dem Draufliche als zu Land ein lebhafter Handel getrieben wurde, wofür die Pcttau damals durchschneidendcn Straßen nach Aquileja und Tergeste (Triest), Sißcia (Scheck) und Vindobona (Wien) über Sabaria (Steinamanger) auch sprechen. Attila, der König der Hunnen, zerstörte die Stadt zuerst auf seinem Zuge nach Rom im Jahre 452. Nachdem selbst die Kriege der Ostgothen (454—475), Langobarden (552) und Avare» (568) auf Pcttau noch herbe Einflüsse übten, lag die Stadt bis zum 9. Jahrhundert im Verfall, zu welcher Zeit der aus Neutra vertriebene mährische Herzog Priwina dem Kaiser Ludwig der Deutsche das fruchtbare Rebengelände zwischen der Sau und Drau schenkte, 840 eine Kirche und sein Sohn Hezilo hierauf auch die verödete Stadt wieder erbaute. Sie ward von Kaiser Ludwig dem Deutschen im Jahre 861 theilmeise, und von Kaiser Arnulph — der Pettau ausdrücklich eine „Stadt" nennt — int Jahre 890 ganz dem Salzburger Bisthume geschenkt, in dessen souveränen Besitz sie bis zum Jahre 1571 verblieb , blieb inzwischen aber auch Hauptstadt der nach ihr benannten, von der Pulsgau bis zur Stainz und Fresnitz reichenden kärntnerischen mitt-leren Mark — welche nach dem Ableben des Markgrafen Bernhard von Sponheim im Jahre 1148 mit der Mark @teter (Steiermark) vereinigt wurde — und eine der 6 Residenzen der Herzoge von Steiermark. Pettau hatte durch bie Stiege der ungarischen Könige Aba (1041—1042), Enterich (1199) und Bela IV. (1253, 1258 und 1259), dann dnrch die böhmischeGe Waltherrschaft unter König Ottokar Przemysl (1260—1276), durch den hier zuerst im ganzen römisch-deutschen Reiche stattgefundenen Einfall der Türken unter Sultan Bajasid I. (1396) und die ungarische Ge-walthcrrschaft unter König Mathias Corvinus (1480 —- 1490) abermals viele mißliche Geschicke zu dulden und gelang im Jahre 1571 — 1572 in Folge Berzichtung des Salzburger Erzbisthums au das Hans Habsburg-Oesterreich. Wir stehen hier auf römisch-classischem Boden, für welche Behauptung die Beweise schon so oft besprochen sind, daß cs überflüssig ist, hierüber noch tiefer einzugehen, indem hier Münzen und Anti-kaglien aller Art von Bronce, Eisen und Stahl, dann Thon und Marmor zahlreich aufgefunden werden. An Münzen von Gold, Silber und Bronce wurden Consttlar-Münzen von Quinctius (546 v. Ehr.) und Furia (368 v. Ehr.) und Kaisermünzen von Octavianus Augustus (I. 27 v. Ehr.) bis Gratianius (376—383) häufig aufgefunden. AnMonumeutenaus d e r R ö m e r z e i t ist die Stadt sehr reich, worunter das auf dem Hauptplatze stehende, muthmaßlich zu Ehren des Kaisers Septimius Severus gesetzte Orpheusmonument, welches aus einem einzigen Stück weihen Marmor besteht DOMOZNANSKI ODDELEK und'181/2 Fuß hoch, 5% Fuß breit und 3/4 Fuß dick ist, als ein monumentaler Schatz der Stadt angesehen werden tonn. Der Grabstein für Cornelius Verus, der zur Zeit der Regierung des Kaisers Ulpins Trajanus (98 — 117) hier die Militär-Colonisten einführte, ist ebenso, als die merkwürdige antike Säule, welche von dem oberpannonischen Volke dem Jupiter zu Ehren zur Zeit des großen Hecrzuges, welchen Kaiser Septimius Severus nach Asien (199 — 203) unternommen, als er die Parther besiegt und ihre Hauptstadt Ctesiphou eingenommen hatte, hier und in Vindobona (Wien) gesetzt wurde, an dem großen Stadtthurme angebracht. Die bis zum Jahre 1855 im Bürgcrspital gestandene interessante Denksäule, welche im Jahre 354, als Constantins seinen Neffen und Schwager Gallus, damaligen Statthalter im Orient, mit List nach Pcttau bringe», hier gefangen nehmen und nach Flanona (in Istrien) zur Enthauptung abführen ließ, dem Jupiter zu Ehren von dem römischen Obristcn Skudilo errichtet wurde, ist nun im Joanneum zu Graz. Ein interessantes Baudenkmal ist der große S t a d t t h u r m. Es soll zwar schon im 10. Jahrhundert hier eine hohe Warte auf der nämlichen Stelle gestanden sein, die zur Beobachtung der stets unruhigen ungarischen Nachbarn, deren Grenze bis 1199 der nur 1 Meile von Pettau entfernte Peßnitzflnß bildete, diente. Der dermalige Thurm, dessen Höhe 17 Klafter bis zum Gesimse und 28 Klafter bis zum Stern mißt, und 735 Fuß mit seiner Basis über die Meeresfläche steht, scheint jedoch erst im 16. Jahrhundert gleichzeitig mit den übrigen Befestigungswerken der Stadt erbaut worden zu feilt. Im Jahre 1705 wurde eine Etage desselben von 20 Fuß Höhe abgetragen. Die Dekanats-, Haupt- und Stadtpfarrkirche zum heil. Georg besteht aus 3 Schiffen, dem Presbyterium und 4 Seitenkapellen. Das erhöhte Mittelschiff ist in jenem getnischten deutschen Baustyle gehalten, welcher bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts herrschte, und die in demSchlußsteine des Deckengewölbcs an- gebrachten Wappen der Herzoge non Oesterreich, des Erzstiftes Salzburg und der Stadt Pcttau deuten darauf hin, daß der Bau unter der Negierung der Herzoge von Oesterreich in Stetem, als die Stadt noch ein Eigenthum des Salzburger Erzstiftes war, in der zweiten Hälfte des 12. oder ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, und zwar wahrscheinlich auf jener Stätte, wo die frühere baufällige Pfarrkirche, welche Erzbischof Luitpam von Salzburg am 3. Sonntage nach Pfingsten des Jahres 846 cinweihte, stand — erfolgt sei. Die beiden Seitenschiffe und das Emporium, welches auf einem schönen, durch 6 gegliederte Mittelsänlen gestützten gothischen Gewölbe ruht, ist im Jahre 1312 erbaut worden, dagegen das Presbyterium zwischen den Jahren 1420 und 1440 int gothischen Style aufgeführt und 1816 durch Fresken von Peter Schiffer geziert wurde. Die 4 Seitenkapcllen wurden erst im 18. Jahrhundert im italienischen Style erbaut. Im Innern der Kirche verdient der gothische Flügclaltar vom Jahre 1512 in der Taufkapelle, die 40 prachtvollen gothischen Chor-herrcnsiühle ans hartem Holze vom Jahre 1446 wegen ihrer schönen Ornamentik und die 33 Zoll hohe Monstranze aus gothischer File-granarbeit besondere Beachtung. Der Hochaltar wurde 1816 ans dem kostbarsten verschiedenfarbigsten Marmor und die kunstvolle Schrcinerarbeit in der Sakristei um 1732 verfertigt. Die Kirche St. Oswald, bis 1789 Pfarrkirche für das untere Pettauer Feld, ist gleichfalls ein historisch - merkwürdiges Baudenkmal , denn nach dem Tode des zu Pcttau thätig gewesenen karanta-nischen Chorbischofs Otto (f 840) wurde Oswald (P 859) zu seinem Nachfolger ernannt, der gleichfalls seinen Sitz zu Pcttau hatte und zu Ehren seines Namenspatrons des heil. Oswald, während der Zeit, als er die chorbischöfliche Würde intte hatte, auf den Fuu-daincnten eines einstigen Marstcmpels eine Kirche baute, die den Ursprung der heutigen Kirche bildet, wovon das gothische Prcsbyte- tin m im 13. oder 14. Jahrhundert, das italienische Schiff aber gegen Ende des 17. Jahrhunderts erbaut wurde. Das im Jahre 1230 gegründete erste Dominikaner-Kloster des Landes, welches 1785 aufgehoben wurde, und dermalen als Militär-Kaserne benützt wird, Hut einen sehr schönen gothischen Kreuzgang, dessen Spitzbogenfenster mit kniistvollein Maßwerk geziert sind. j Von der 1683 neu erbauten Dominikanerkirche ist die Fayade noch wohl erhalten. Von der Minoritenkirche ist das Presbyterium das frühest gothische Bauwerk in Steiermark und rührt aus dem 14ten Jahrhundert her. Das Schiff ist im italienischen Style und wurde non 1620 bis 1691 erbaut. Das mit reichen Skulpturen und prächtigen Fresken ausgcstattctc Kloster - Refectorinm wurde 1693 vollendet. Das Kapuziuerkloster — ein unansehnliches Gebäude — wurde 1615 gegründet und 1785 aufgelöst. Das Schloß Unter-Pettan oder das sogenannte kleine Schloß steht westlich in der Nähe des Dominikanerklosters und mit diesem und dem Bergschlosse Ober-Pcttan in Verbindniig. Es war einst Cigenthnm der Herren von Pettan und steht dermalen seit 1773 im Besitze der Grafen von Attems, deren Besitzvorfahren die Grafen von Wildenstein und Freiherren von Moskon waren. Dieses Schloß war durch einen unterirdischen Gang verbunden mit dem Bergschlosse Ober-Pettan, welches im 9. Jahrhundert auf den Fniidamenten des zerstörten römischen Kastells erbaut wurde, stand von 861 bis 1571 int Besitze des Erzbisthumes Salzburg, und Erzbischof Conrad Graf von Abensberg hat dasselbe, nachdem es lange Zeit zerstört war, zum Schutze gegen die Ungarn zwischen 1106 und 1147 neu erbaut und wohl befestiget. Im 12. Jahrhundert hauste in dieser Burg bereits ein Adelsgeschlecht, das sich „Herren von Pettan" nannte, dessen Familien- Häupter Miiiisteriale und Vasallen der Salzburger Erzbischöfe waren , das Schloß O b e r P e t t a u sowohl als auch Lehen der Patriarchen von Aquileja und Bischöfe von Brixen besaßen, ein ausgedehntes Allodialbesitzthnm hatten, und demnach über Pettau, Wurmberg, Ankenstein, Großsonntag, Frieda», Weitersfeld, Herr-manusdorf, Lichtcnegg, Jaßnitz, Freiheim, Frauheim, Windisch-Feistritz, Ober-Leibuitz, Schwanberg, Weinburg, Sölk, Gleichenberg, Wöllau, Rabensberg, Jgg und Weiuegg zu gebieten hatten, während die Herren von Peßnitz, Holleneck und Wähler ihre Vasallen waren. Die Dynasten von Pettau gehörten zu den reichsten und angesehensten Adelsgcschlechtern des Landes, worunter Friedrich I. gegen den Ungaruköuig Emerich 1199 focht und den Landstrich jenseits der Peßnitz eroberte, auf dem er 1200 die deutsche Stüter--Ordcns-Commcnde Großsountag und das Städtchen Friedau grün-dete. Mathilde, seine Gemahlin, stiftete 1230 das Dominikanerkloster in Pettau. Deren Sohn Friedrich II. trat das Patronatsrecht der Kirche in Großsountag 1239 dem deutschen Orden ab, und Herrman schenkte denselben seine Besitzung Herrmannsdorf, nun Herrmanetz genannt. Friedrich III. kriegte mit König Bela IV. und vertrieb die Ungarn ans Steiermark, was er durch die hierauf erfolgte Belagerung seiner Feste Pettau 1258 schwer büßen mußte. Er wurde auch beschuldigt, den steirischen Adel an Ottokar König von Böhmen verrathen zu haben. Er wurde Landmarschall in Stciern und 1280 auch Burggraf von Pettau für sich und seine Nachfolger. Friedrich IV. baute 1360 das Kloster für die schon 1239 cingcwauderten Minoriten-Ordensbrüder, und Bernard III. schenkte seine Güter zu Lichtenegg und Jaßuitz für den Fall des Aussterbcns seiner männlichen Nachkommen den Dominikanern und Minorite» in Pettau zu gleichen Thcilen, was durch das Ableben seines Sohnes Friedrich V. im Jahre 1438 auch realisirt wurde. Der Grabstein dieses letzten Pcttauers wird noch heute im Schlosse anfbewahrt und gehört zu den wenigen Grabmälern in Steiermark, die aus dem 15. Jahrhundert iit fo ausgezeichneter pla-stischer Arbeit noch vorhanden sind. Während der ungarischen Gewaltherrschaft in den Jahren 1258 und 1259 residirtc Herzog Stefan, jüngerer König von Ungarn und Statthalter in Steiern, mit seiner Gemahlin in dieser Burg, die sammt der Stadt seinem Vater König Bela IV. vom Erzbischof Ulrich bis zur Bezahlung eines Lösegeldes von 3000 Mark Silber verpfändet war, und während der böhmischen Occupation von 1260 bis 1276 bewachten sie die deutschen Ordens-Ritter von Großsonntag. Nach dem Aussterben des Geschlechtes der Pettauer wurde das erledigte Lehen an den Schwager des letzten Pcttauers Liutold von Stubenberg verliehen, und als Burghard von Weißbriach 1461 aus den erzbischöflichen Stuhl in Salzburg gelangte, wurde sein Bruder Sigmund und dann dessen Söhne Ulrich und Andreas von Weißbriach damit belehnt, die cs bis zum Eindringen des Königs Mathias Corvinus (1481) besaßen, worauf es letzterer besetzen ließ. Nach der Uebergabc der Stadt und des Schlosses von den Ungarn an den Erzherzog Maximilian von Oesterreich im Jahre 1490 blieb cs bis 1511 kaiserlich und wurde von Kaiser Maximilian I. wieder an den Erzbischof Leonhard von Keutschach verkauft, worauf cs sammt der Stadt von dem Erzbisthume an Erzherzog Carl II., Herzog in Steiern, abgetreten wurde, wofür der Zeitpunkt in die Jahre 1571 — 1572 tierlegt wird. Erzherzog Carl II. befestigte das Schloß und die Stadt neuerdings und die Einkünfte von beiden wurden der landesfürstlichen Kammer zugewiesen, wodurch die Stadt eine I. f. Kammerstadt wurde, wie sie heute noch genannt wird. Erzherzogs Carl's Sohn und Nachfolger Kaiser Ferdinand II. veräußerte das Schloß an seinen Günstling dem steir. Landeshauptmanne Hans Ulrich Freihcrrn und spätern Fürsten von Eggenberg im Jahre 1622, welcher das Kapuziner-Kloster allhier grün- bete, und »ach dessen Tode es 1634 an seinen Verwandten den Grafen Balthasar, n»d non diesem an den Grafen Ignaz von Than hau sen überging nnd dnrch letzteren — da er Jesuit war — dieser Orden es erbte, der es jedoch schon int Jahre 1656 an Walter Grasen von Leslie — bekannt.dnrch seineTheilnahme an Wallensteins Katastrophe in Eger- — verkaufte. Graf Leslie stellte das Schloß in seiner heutigen Gestalt 1657 her und seines Bruders Nachkommen besaßen es nebst den Schlössern Pernegg, Ehrenhansen, Straß und Rohitsch in Steier», dann Neustadt in Böhmen, bis zum Anssterben dieses Geschlechtes mit dem Grafen Anton von Leslie im Jahre 1802, worauf es die nächsten Verwandten von Walters Gemahlin, die F n r st e n v o n D i e t eichst ein übernahmen, indem dieses Besitzthnm vom Grafen Walter zu einem Familien - Fideieommiß erhoben wurde. Von dieser Familie besaßen das Schloß Fürst Johann Carl (1802 — 1808), dessen Sohn Fürst Franz Josef (1808 — 1854) und der Enkel Fürst Josef (1854—1858). Graf Walter von Leslie ließ den Rittersaal mit den Porträten fast sämmtlicher katholischer Regenten Enropa's seiner Zeit, als: Kaiser Leopold I. und Ferdinand II., König Carl I. und Carl II. von England, König Philipp IV. von Spanien, — alle mit ihren Gemahlinen, — dann König Heinrich IV. von Frankreich mit seinen Söhnen, König Ludwig XIII. und Gaston Herzog von Orleans, so wie den Prinzen Wilhelm von Oranien, Statthalter von Holland, zieren, die noch heute int Schlosse zu sehen sind und auch den einzigen Schmuck desselben bilden, da alles übrige im Laufe der Zeit dnrch Restaurationen modernisirt wurde. An öffentlichen Monumenten besitzt die Stadt außer dem bereits erwähnten Orphensmonnmeiite noch eine Florianistatue vom Jahre 1744 , die in Folge der großen Brände vom Jahre 1684, 1704, 1710 und 1744 von den Stadtbewohnern aufgestellt und 1856 restaurirt wurde; bann eine Frauensäule, welche ans Dankbarkeit wegen der im Jahre 1664 entgangelten Türkeninvasioii durch Georg Friedrich Grafen von Sauer und Freiherr» aus Aukcnstein aufgestellt wurde. Die Stadtbrückc wurde 1717 erbaut, jene der Eisenbahn aber ist ein sehenswertherBan, und sammt der Trace vielleicht von Bedeutung für Pcttan's Zukunft, wcnnaleich sich kaum erwarte» läßt, daß die Zukunft damit die Vergang^M ersetzen werde, denn Pettau war schon im Mittelalter wieder ein'bedeutender Handelsplatz, wozu die Stadt durch ihre geographische Lage an der südöstlichen Grenze der civilisirtcu Welt des Westens begünstigt wurde. Diese stete Haudelsblüthe, auf welche viele große Städte eifersüchtig blickten, währte — mit einer kurzen Unterbrechung im 18. Jahrhundert — bis in das 3. Decennium dieses Jahrhunderts. In militärischen Kreisen ist die Sladt durch die großen Trup-peuconce» rirungeu in den Jahren 1663, 1750, 1786, 1787, 1833, 1837, 1841, 1843, 1848 und 1849 — wovon die elftere gegen die Türken und die beide» letzten gegen die Ungarn gerichtet, die übrigen aber lediglich Waffenübungen waren; — so wie auch durch das von der Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1751 daselbst . errichtete Militär-Juvalidcnhaus — welches vom 1.1751 bis 1759^ auch die Administration über die Stadt führte — wohl bekannt. Pettan's äußere Physiognomie ist die einer sich allmälig verjüngenden und modernisirenden altdeutschen Stadt. Gasthöfe und Kaffe's lassen nichts zu wünschen übrig. Die Handlnngs- und Ge-werbs - Etablissements — wenngleich theilweise noch des äußern Schmuckes bedürftig — genügen allen Bedürfnissen. Ein hübsches Theater und eine nette Schießstätte sind Zierden der Stadt, in der eine rein politische Bezirksbehörde und ein selbstständiges Bezirksge-richt als Localbchörden seit 1850 wirken. Der Bezirk hat 1 Stadt, 1 Markt (Maria-Nenstift) und 160 Landgemeinden mit 44.462 Einwohnern.*) *) Wem Pcttau's ausführliche Geschichte interefsüt, beliebe meine Monographie dieser Stadl (Graz 1858 bei Leykam'S Erbe») nachzulesen. Frieu. ort, wo der Peßnitzfluß durch üppige Wiesenmatteu — be-gränzt von lachenden Reben- und Obsthügeln (windischen Büheln) und belebt von wohlgenährten Rindern und den edelsten Pferden des Landes — sich langsam hinschlängelnd in den schiffbaren Drau-ström mündet, an dessen Ufern der slavische Landmann durch Vieh-zucht, Wein- und Ackerbau Nahrung und in benachbarten deutschen Städten Bildung sucht, vermittelte einst die, von den schon 33 Jahre vor Christi Geburt eingcdrungencn Römern von der Küste des adriatischen Meeres von Aquileja und Tergcste (Triest) aus,.über , Aemona (Sai6a$), Celeja (6i[Ii) und Pctoviurn (Pcttau) nach * Alicanum (bei Mura-Szerdahely) angelegte, und von hier über Sabaria (Steinamanger) und Scarabantia (Oedeuburg) nach Carnuntum und Vindobona (Wien) an die Ufer der Donau, zur Verbindung dieses Stromes mit dem adriatischen Meere, fortgeführtc große Heer- und Handelsstraße die Communikation von der Dran aus Petovium zur Mur nach Alicanum, und bald nach dem Durchzuge der Hunnen und Gothen und der Ansiedlung dcr Avaren hatten sich auch ihre Hilfsvölker die Slawen aus Asien (581) hier niedergelassen, der Avarcnherrschaft (623) entledigt und die große durch die Völkerwanderung öde und menschenleer gewordene Au wieder bevölkert, den Boden zu bebauen begonnen und nach und irach das Christenthum angenommen, denn der Bischof Virgil von Salzburg bereiste im Jahre 776 persönlich die Gegend und spendete überall des Christenthums reichen Segen, weßhalb wir int „untersten" Peßnitzthale auch im Jahre 850 schon einen befestigten christlichen Kirchthurm zu Usentein treffen, welcher Ort udu bcn Geschichtsforschern an die Stätte des heutigen Großsonntag verlegt wird. Die Gegend halte sodann von den Einfällen der herandrän-gcnden Magyaren viele herbe Schicksale zn erdulden, indem sie unter König Abä (1041—1042) einfielcn und das Land verwüsteten, durch den Markgrafen Gottsrie^, von Putten zwar geschlagen Und vertrieben wurden, im Jahre l8o2 und 1160 -diese Einfälle aber ungeachtet des von dem Salzburger Erzbischöfe Conrad Grafen von Abensberg mit dem Könige Stefan II. zwischen 1131 bis 1141 zu Gunsten dieser verödeten Landschaft und seiner befestigten Stadt Pcttau geschlossenen sehr festen Frieden, wiederholten. Zur Zeit des letzter» Einfalles der Magyaren 1160 war Friedrich I., eilt edler Dynast von Pcttau, der ein Vasall des Salzburger Erzstiftes war, und dem in Pcttau die Burghut und der Burgfriede an-vertrant gewesen, mit den Ungarn in Fehde und jagte ihnen bei ihrem wiederholten Einfalle, wobei sie großen Schaden an Land und Leute verübten, die Gegend jenseits der Peßnitz wieder ab, zn welcher Zeit auch die Entwicklung und Ausbreitung des Christenthnms daselbst schon bedeutende Fortschritte gemacht haben mußte, indem im Jahre 1173 hier bereits eine Pfarre bestand, an der der erste uns bekannte Pfarrer Ulrich wirkte. Im Jahre 1199 fielen die Ungarn unter König Enterich ab erntet [g in das Gebiet des linken Peßnitzufers ein, und Friedrich I. von Petlan, dem die erst 1190 im Lager vor Akkon durch deutsche Männer ans Bremen und Lübeck und durch Herzog Friedrich von Schwaben (Znthun) gestifteten deutsche» oder Kreitzherrcn-Ordens-ritter nach Pettau zu Hilfe geeilt waren, schlug sie am Ostersonntag 1199 so entscheidend, daß er den Landstrich jenseits der untersten Peßnitz wieder eroberte und die deutsche Ordensfahne mit den Worten aufpflanzte, daß diese an einem großen Sonntage eroberte Land-schaft ferner auch Großsonntag heißen solle und deutsche Ordensritter sie gegen die ungarischen Feinde schützen und schirmen mögen; worauf im Jahre 1200 nach dem förmlichen Friedensschlüsse an einem Ausläufer der das untere Pcttauer Feld östlich am linken Drannserab-schließendenHügelkcttc, durch die deutschen Ordcnsritter„Großsonntag" und jenseits dieses Hügels in der Aue, während der Regierungs-Periode Herzogs Leopold des Glorreiche» in Steiermark (1198 — 1230) ans den daselbst schon bestandenen, von den angcsiedclten Slaven Ormoz^Cm-3 ist: Land- oder Ackersmann) genannten Dörs-lein durch Friedrich I. von Pettan Städtchen angelegt, mit einem nach Osten genuteten Schlosse versehen und mit Mauern umgeben wurde, das zur Erinnerung an diesen Friedcnsschlnß „Fried An" benannt wurde, indem Herzog Leopold den eroberten wenig bewohnten Landstrich der Steiermark bleibend einvcrleibte und ihn an den Eroberer Friedrich I. von Pettan — dieser aber einen Theil desselben und die Hälfte der Zehente im Jahre 1200 den deutschen Ordens-Rittern abtrat. ^ Sein Sohn Friedrich II. bestätigte im 1.1222 diese Schenkungen seines Vaters an den deutschen Orden und übergab ihn im3.1235 - auch das Patronatsrccht über die dortige bereits erwähnte seit dem I. 850 bekannte Kirche mit Einwilligung des Erzbischofes Eberhard II. , der diese Schenkung am 26. Jän. 1239 zu Pettan auch bestätigte. Indem wir mit dieser Einleitung die Gründung des Ortes Frieda» und seiner Mntterpfarre in Großsonntag kurz skizziren, über-- gehen wir die weitere Geschichte von Großsonntag und halten uns lediglich an den Gegenstand unserer Aufgabe. Schon im Anfänge des 13. Jahrhundcrtcs finden wir im Draugaue, einem Landstriche, den im Norden mit dem IMfcn Drau-ufer das slovenische Hügelland zwischen ^>er Mur und Drau und das weitansgedehnte Thal der Peßniß bis zu deren Einmündung in die Dran begränzte, Friedau als ein Städtchen mit eincmSchlosse in Topographien genannt. Das Schloß wurde sonach ursprünglich als ein befestigtes Vorwerk für das Städtchen und die deutsche Ritter-Ordens-Commende Großsonntag angelegt und war Anfangs auch dm deutschen Ordens-Rittern zur Bewachung anvertraut, worauf wir als Herren dieses Ortes schon eigene Dynasten, nämlich die „Ritter von Friedan" treffen, worunter Bernhard von Friedan und seine Gemahlin Adel-hcid von Holleneck urkundlich bekannt sind und Wülfing von Friedan mit 15. October 1331 mit dem Erzbischöfe Friedrich von Salzburg zu Pettan wegen einer Waldnna Wächst Peilan um 3 Mark Silber sich verglich; und die auch die Mifällc König Bela s IV. von Uw garn im Jahre 1253 und 1258—1259 und die böhmische Herrschaft unter König Ottokar Przemysl von 1260 bis 1276 zu dulden hatten. , Im Jahre 1365 treffen wir Rudolf von Nenberg, der mit seiner Familie erst ans Schwaben in die Steiermark cingcwandert war, als Herrn von Friedan, Midau und Nenberg und nach dem G ersten Einfälle bc^ Türken unter Sultan Bajasid I. (1396) in die Steiermark und deren Vordrüngen bis Pettan stand cs um das ' Jahr 1466 im Besitze des reichsten kärntnerischen Adelsgeschlechtes, nämlich der Herren von Wcißbriach, die in dieser Zeit auch in dem Lchcnbcsitz des Schlosses Pettan waren, iiidein der Salzburger Erz-bischof Burghard von Wcißbriach seinem Bruder Sigmund dieses Hochstiftslehen verlieh, woselbst sic bis zum Jahre 1480 dominirten, wähkend wir Friedan im Jahre 1476 im Besitze jenes Ulrich Grafen .non Schaumburg, obersten Marsch all in Steicr, treffen, der dnrchV seine Verehelichung mit Barbara von Pettan, der einzigen Tochter^ Friedrich V., letzten Herr» von Pettan, dessen Schwiegersohn war. Als König Mathias Corvinns von Ungarn mit dem Salzburger Erzbischof Bernhard von Rohr und seinem Seckaucr Sufragan-bischof Christof von Ebron wider Kaiser Friedrich IV. und den aus Gran mit reichen Schützen zu ihm entflohenen Primas von Ungarn, Erzbischof Johann Peckcnschlagcr ein Bnndniß schloß, befahl König Mathias den Führern seines Heeres Thomas v. Tarczcy und Jakob von Szekcly zu Ocdenbnrg, in Steiermark cinzndringen und schon im Monate Mär; 1480 wurden die festen Gccnzpnnkte Fürsten seid, V, Radkersburg, Pettau und auch Frieda», naiiieutlich durch Jakob v. Szekely, den Neffen Königs Mathias, besetzt, im Juni 1481 zwar geräumt, aber noch vor Ablauf des Jahres mit ganz Steiermark durch König Mathias wieder besetzt, worauf der Feldhauptmann Jakob von Szekely Commandant von Pettan und Radkersburg wurde, diese festen Plätze bei der Wiedercroberung der Steiermark durch Kaiser Friedrich IV. Sohn, den ritterlichen Erzherzog Maxi-milian, im Jahre 1491 auch an denselben übergab, wodurch Frieda» wieder österreichisch wurde und Szekely seinen Namen germanisirte und mit Hinweglassung des ersten und letzten Buchstaben sich nun „Zckel" nannte, von Kaiser Friedrich in Freihcrrnstand erhoben wurde, hierauf von ihm auch Schloß und Stadt Frieda» eigenthüm-lich — die feste Burg Ankenstcin aber pflegeweise erhielt und auch noch in den Besitz von Kag, Gajofzen, Platzerhof, eines Gutes in Polsterau und eines Hauses in Leibnitz gelaugte. Jakob Freiherr Betel von Kevend, Herr auf Frieda», vermählte sich mit Margaretha von Oberlimbach, der Tochter eines ungarischen Dynasten, welcher in dem Besitze des 2 Meilen nördlich von Rad-kersburg situirten festen Schlosses Oberlimbach (Fölse Lendva) stand, und erhielt von ihr die 3 Kinder^ Katharina ch 1495, -Barbara -f 1497 und Franz f 1502, welche alle vor ihm ablebten und in der Gruft der Friedauer Pfarrkirche ruhen. Jakob von Betel hatte schon im Jahre 1492 bei dem päpstli-chen Stuhle die Bitte gestellt, in Frieda» ein Franziskaner-Kloster stiften zu dürfen, was Papst Alexander VI. mit Schreiben vom 16. April 1493 auch bewilligte, worauf er dessen Bau begann und im Jahre 1495 vollendete, die Ordensbrüder einführte und im Jahre 1504 sich in der Klosterkirchen-Gruft auch beisetzen ließ. Wie sehr ihm auch Erzherzog Maximilian gewogen war, ent-nehmen wir daraus, daß, nachdem er Kaiser geworden, am Freitag nach Pauli Bekehrung 1497 zu Innsbruck für ihn (Jakob Betel), seinen Bruder Nikolaus und seine Vetter Hanns und Benedikt von Betel das Privilegium zur Abhaltung eines Wochenmarktes an ---------— # Sonntagen in Frieda» crtheilte, und es dürften diese sonach seine Besitzesnachfolger auf Frieda» und Ankenstein gewesen sei», denn erst im Jahre 1547 finden wir urkundlich Michael Freiherrn von Betel als Herrn von Friedau und Ankenstein, welcher mit den Ein-wohncrn von Frieda» unter dem ersten nachweisbaren Stadtrichter -zz Simon Fillickh zu Frieda» am 11. Mai 1547 einen Vergleich schloß, gemäß welchen die Stadt sich des Unterthansbandes entledigte. Ihm folgte Lukas Freiherr von Zckel als Herr von Frieda» und Ankenstein, der im Jahre 1549 wegen der Burgsriedensgrenze von Frieda» mit seinem Nachbar, dem Comthnr Thomas von Sie-gersdorfer zu Großwinklern von Großsonntag in einen so ernsten Streit geriet!), daß eine landesfürstliche Commission denselben in loco untersuchen mußte und zu Gunsten des deutschen Ordens entschied. Lukas von Zekel kömmt weiters noch im Jahre 1565 in Ur künden vor und cs folgten ihm dann seine zwei Söhne Michael und Jakob, kaiserlicher Rath, Lieutenant int Windischlande, um 1577. Des Letzter», Jakob von Zckels, Gemahlin Sofia von Herberstein, -j- 1578, ruht in der Pettauer Stadtpfarrkirche und ihre Söhne Georg und Karl Freiherren von Zekel wareil urkundlich im Jahre 1589 Herren der beiden mehrgenannten Schlösser Friedau und An-kenstein, welch' letztere Herrschaft sie schon vor dem Jahre 1597 an Georg von Stubenberg abtraten. Friedrich Freiherr von Zekel war ihr Nachfolger, der der Stadt Friedau am 6. November 1603 ihre vergleichsweise von seinem Ahnherrn Michael im Satire 1547 erworbenen Zugeständnisse abermals verbriefte und bestätigte. Nikolaus von Zekel war 1610 sein Nachfolger und wurde bei Frieda» gctödtet, sein vierzehnjähriger Sobn und Nach-solger Johann Georg starb 1612 und dessen Mutter Anna, geborne v. Keglevich, starb als Witwe 1616. Beide Letztere ruhen gleichfalls in der Pettauer Stadtpfarrkirche. Obgleich wir im Jahre 1630 noch einen Franz Sigmund Freiherrn von Z fei auf Kag begegnen, so scheint doch der vierzehn-jährige Johann Georg von Zckel der letzte Sproße dieses malten, druL.-.u-Ptuj t mit beut ungarischeil Königshause Corvin so nahe verwandten Abelsgeschlechtes gewesen zu fein, der nebst seiner Mutter Anna, gebornen von Keglevich, im Besitze von Friedan war, beim ein Jahr nach dem Ableben der Letztem (1616), nämlich im Jahre 1617, treffen wir Friedan schon in dem Besitze des Ladislaus Freiherrn Pethe d'Hethes, Obergespann des Torner Comitates, königlich ungarischen Thürhüter, Kammerpräsidenten und auch Besitzer der Herrschaften Szadvara und Kiß-Tapoltsa», Wie uns mm Schnmz weiter erzählt, errichtete Ladislaus Pethe mit einem von Kaiser Mathias am 4. November 1617 zu Preßburg bestätigten Testamente ans der Herrschaft Friedan ein Fideieommiß, in dessen Besitz nach seinem Tode sein zweitgeborner Sohn Stefan Pethe d'Hethes, dann dessen Sohn Stefan Adam, vermählt mit Anna Maria Freiin von Kinsky *), dann dessen Enkel Franz Adam, vermählt mit Anna Marsilia Freiin von Loeatelli, und der Urenkel Franz Anton, welcher 1710 ohne Nachfolger starb, gelangte. Letzterer setzte gegen das von seinem Urahn Ladislaus gestiftete Fideicommiß-Jnstitnt, seine Gemahlin Elisabeth, geborne Gräfin v. Sanran, unterm 14. November 1617 zur Erbin von Frieda» ein. Polhxena Josefine Freiin von Thavonat und ihre Schwester-Rosalia Gräfin (Erb6bi, beide geborne Gräfine» Faknsies d' Orbova, sprachen aber das Fideieommiß gegen die Gräfin Elisabeth Pethe an, welchen Streit Kaiser Karl VI. am 22. December 1722 dahin entschied, daß die Fideieommiß - Institution zu Recht bestehe, die Witwe Elisabeth diese Herrschaft lebenslang als wittiblichen Unter-halt genießen, nach deren Tod aber an die Fideieommiß.Anwärter zurückfallen solle. Indessen starben beide Fideieommiß - Ansprecherinen, wovon die Gräfin Crdödi keine Kinder, die Freiin v. Thavonat aber Töchter *) Sie ließ ihren Gemahl, nach dessen im 1.1654 erfolgten Ableben, in der Franziskanerkirche eine weißmarmorene Gedenktafel errichten, welche dermalen dem Rnheplähchen der Aufgangsstiege in den ersten Stock des GasthofeS zur Krone als Fnßbodenpflaster dient. hinterließ. Trotzdem ver,nachte Gräfin Elisabeth, verwitwete Freiin von Pethe, diese Herrschaft ihrem Neffen Johann Josef Grafen von Galler unterm 22. Mai 1773, welcher auch im selbigen Jahre von dem Schranncngerichte in deren Besitz gesetzt wurde; allein nun trat Josef Rcichsgraf von Königsacker und Neuhaus, k. k. Reichshofrath und Gemahl der Fidcicoimniß-Ansprecherin Polyxena Anna geb. Freiin von Thavonat für diese seine Gemahlin und ihre Schwester Theresia Gräfin von Keglevich im Rechtswege auf und behauptete mit 17. September 1742 den Besitz dieser Herrschaft, von welcher seine Gemahlin Polyxena durch Abtretungsvertrag ihrer Schwester Theresia Gräfin von Keglevich ddo. 17. Juli 1743 und 10. April 1744 den Alleinbesitz erhielt. Graf Königsacker starb vor seiner Gemahlin Polyxena und sie vermählte sich nochmals mit dem Grafen Ludwig von Welsersheim, wodurch er in den Mitbesitz trat, nach dem am 10. April 1776 zu Graz erfolgten Ableben seiner Gemahlin aber, in Folge einer schon am 22. März 1773 ausgcsertigten Urkunde seine Ansprüche an seine Stiefsöhne, nämlich die Söhne erster Ehe seiner Gemahlin, Leopold, Anton und Karl Rcichsgrafen von Königsacker abtrat. Nun haben Graf Anton am 7. Dezember 1791 und Graf Karl am 1. Februar 1792 ihre Ansprüche ans Fricdan an ihren Bruder Leopold abgetreten, welcher am 16. Jänner 1805 die Herrschaft an Josef Paner, Mit-Jnhaber der Herrschaft Gutenhaag veräußerte. Josef Paner wurde am 7. Februar 1812 in den Adelstand mit dem Prädikate „Edler von Frieda»" und am 23. December 1814 in den Rittcrstand erhoben und nannte sich von nun an: „Ritter von Fricdan", in Folge dessen er am 5. Mai 1815 auch steierischer Landstand wurde. Ihm folgte nach seinem Ableben 1850 sein Sohn Franz Ritter von Frieda» im Besitze dieser schönen und durch ausgedehnten Grundbesitz großen Herrschaft, der das kaum 1% Jahrhundert alte Schloß auch in sein dcrmaliges, sehr freundliches und solides Aeußerc umwandelte und mit einer natnrhistorischen, leider unzugänglichen Sammlung — bestehend aus den auf seinen Reise» in den Seit-theilen der alten und neuen Seit gesammelten Produkten aus allen drei Reichen der Natur, zierte. Außerdem sind noch einige Gemälde des fast in Quadrat erbauten Schlosses und der Thurm beachtens-werth. da letzterer der einzige Ueberrest des frühem — altern — Schlosses ist und dem 15. Jahrhundert angehören mag. Für den richtigen Aufenthalt der Römer an dieser Stätte, spricht überdieß der an der Nordseite des Schloßstallgebäudes eingemauerte Greif aus weißem Marmor. Knüpfen wir nun den Faden wieder an die im Jahre 1235 durch Friedrich II. von Pettan erfolgte Uebergabe des Patronats-rechtes über die Kirche in Großsonutag an den deutschen Ritter-Orden zur Ausbreitung des Christenthums unter die Slovenen in diesem Landstriche au, so ist es einleuchtend, daß dieser Orden bald daraus und wahrscheinlich zurZeit als er in dem Besitze des Schlosses in Friedau stand, daselbst eine Kirche erbaute, was in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts erfolgt sein dürfte, welche Kirche das Seiten-schiff der heutigen Stadtpfarrkirche bildet, wofür sowohl der einfach gothische Baustyl desselben, bestehend aus einer gothischen Gewölb-decke mit Rippen und Schlußsteinen, getheilt in 4 Joche und einen dreiseitigen Chorschluß, als auch das am Fenster neben dem Hochaltäre angebrachte deutsche Ritter-Ordens-Sappen spricht. Hier ruhen — wie der schöne Grabstein aus Salzburger Marmor zeigt — die drei Kinder Jakob von Zekels, des bereits erwähnten Feldherrn und Neffen König Mathias Corvinus. Das Presbyterium mit seinem ebenfalls dreiseitigen Chorschluße dieser nunmehr dem heiligen Jakob geweihten Pfarr-Kirche ist gleichfalls im gothischen Style, besteht ans 3 Joche, ist einfach und ohne Rippen, und auf der südlichen Laugseite erleuchten 3 mit Maßwerk und Pfosten gezierte hohe Spitzbogeiifenster diesen Thcil der Kirche, während 3 ähnliche in dem dreiseitigen Chorschluße angebrachte Fenster dermalen vermauert sind. Der Triumphbogen bildet einen gedrückten Spitzbogen und das geräumige Hauptschiff der Kirche ist im modernen Rnndbogenstyl mit einem gewöhnlichen durch 4 Gurten getragenen Gewölbe hergestellt. Die Seitenaltäre des Hauptschiffes sind dem heil. Florian und Michael geweiht, während jene des Seitenschiffes die hl. Maria und das letzte Abendmahl zeigen. Sämmtliche sind im Barokstyl gehalten. Der dem Hauptschiffe westlich vorgebaute Thurm trägt ein Blechdach im Renaissancestyl und die Jahreszahl 1591, was ver-muthen läßt, daß das zwischen diesem und dem Presbyterium befindliche Hauptschiff auch um diese Zeit erbaut, später aber moder-nisirt und namentlich mit einem neuen Gewölbe versehen wurde. Sehr frühzeitig mag von der deutschen Ordenspfarre in Großsonntag aus nach Frieda» ein Ordens-Priester exponirt worden sein und als Vikar in der Seelsorge gewirkt haben, doch als Pfarre ist uns diese Kirche urkundlich erst seit dem Jahre 1621 — in welchen wir den ersten Pfarrer Michael Polipnik treffen — bekannt, seit welcher Zeit die Reihenfolge derselben*) ununterbrochen bis auf den dermaligen Pfarrer Georg Vock fortläuft, die sammt den Kaplänen meistens auch deutsche Ordenspriester sind. Von den Schicksalen der Stadt sind außer den bereits erwähnten frühern Eindringen der Ungarn nnd den Wechselfällen in der Herrschaft des Landes, von spezialgeschichtlicher Bedeutung die Pest in den Jahren 1681 und 1682, der Einfall der Rakozyschaaren im Jahre 1704, durch welchen Stadt und Schloß ganz geplündert und niedergebrannt wurde, der im Jahre 1778 stattgehabte Brand, das Privilegium ddo. 29. August 1795 gemäß welchen der Stadt die Abhaltung dreier Jahr- und Vichmärkte — am Palmfrcitag, Jakobi- ') 1662 Andrä Celly, 1663 Peter Stebsy. 1677 Nikolaus Grahulan, 1681 Michael Sager, 1683 Mathias Sager, 1721 Franz Anton Weitzher, 1731 Johann Jakob Meislinger. 1737 Mathias Bratuscha, 1740 Carl Josef Perne, 1755 Matthäus Jesenko, 1758 Andrä Murko, 1764 Anton Pauko-vitsch, 1783 Georg Hobley, 1816 Georg Wagner, 1833 Franz Ferenz 1838 Georg Bork. utih Martinitag — gestattet wurde, und endlich der abermalige Einfall der ungarischen Insurgenten am 8. November 1848 unter Moriz Pereze!, die jedoch in Folge des auf den Hügeln zwischen Friedau und Großsonntag stattgehabten Treffen mit den k. k. Truppen unter dem Feldzeugmcister Grafen v. Nugent nach zweistündigem Kampfe zum Rückzug nach der Murinsel genöthiget wurden; worauf die k.k. Truppen Friedau wieder besetzten. Frieda» ist dermalen ein Städtchen non 100 Häusern, wovon die innerhalb den längst abgetragenen Ringmauern stehenden wohlgebaut und auf dem Platze mit einem Stockwerk versehen sind; zählt 750 Einwohner, worunter bei 40 Gewerbe- und Handeltreibende. Die Gasthöfe sind noch eines bedeutenden Aufschwunges fähig und an einem Kaffcehause gebricht es. Der Platz ist mit einer Frauensäule, errichtet 1828 und reno-virt 1833, geziert, und von selbem führt in östlicher Richtung eine kurze schattige Allee durch den nun parkähnlich mit schönen Wiesen-partcrrcn und Blumenbeeten gezierten Vorhof in das Schloß, dessen Umgebung zu einem Parke umstaltet wurde und noch mehrere Spu-rat der ehemaligen Bertheidigungsgräben zeigt. Während das Städtchen durch dieses Schloß im Osten und durch das 1786 aufgehobene und seither spurlos verschwundene Franziskanerklaster im Westen begrenzt wurde, markirt die Pfarrkirche die Grenze der Stadt im Norden, und im Süden der Dran-sluß, unter dessen hohem Ufer die Eisenbahn sammt den Stationsgebäuden auf einen theilweisc der Berglehne abgerungenen und theilweisc ans Alluvionen bestehenden Terrain sich hinzieht und so gleichsam die Eisen- mit der Wasser-Straße hier enge verbindet. Als Lokalbehörde fungirt ein gemischtes (politisch - judicielles) k. k. Bezirksamt in dessen Bereich 1 Stadt, 1 Markt und 58 Landgemeinden mit 17.735 Einwohner sind. €$ ttkaturn. '■'fc'ie regsame freundliche Stadt Czakaturn (ungarisch Czak-tornya, kroatisch Csakovci,) ist der Hauptort der von der Mur und Drau eingeschlossenen an Steiermark östlich angrenzenden von slavi-schen Völkern bewohnten sogenannten Murinsel, eine weite Ebene mit üppigen Fruchtfeldern, endlosen Auen und mattgrünen Wiesen mit zahllosen Heerde» von Pferden, Rindern und Gänsen. Ihre Entstehung liegt im Dunkel nnd gründet sich nur auf Sagen, die erzählen: daß die ersten Ansiedler die ganze Jnselgegend als einen Sumpf, von gewaltigen Fischen bewohnt, vorfanden. Hier hauste dann ein Riese mit seiner Tochter, die von einem gewissen Cak durch List gefangen wurden, der sie dann zwang beim Baue seines Schlosses mitzuhelfen und ihnen zu diesem Zwecke die schweren Fußeisen anlegte, welche im Schlosse nebst den Resten eines Haifisches, der einer der Sumpfbewohner gewesen sein soll, noch zu sehen sind. Eine andere Sage berichtet von einem gewissen Schloßherrn Bogdan, der, als die Drau die ganze Insel überschwemmte, 40.000 Menschen anfbot, durch dieselben einen Damm bauen ließ, und so die Insel rettete. Rechts innerhalb des Schloß-Zwingers ist unter einem 7 Fuß hohen Römersteine des ANTONINUS und GLAFAV0R1S, der Romulus und Rcmns an der Wölfin zeigt, als Medaillon ein Reiter, den die Einwohner für den oben erwähnten Čak, den Erbauer des Schlosses Caktornya ausgeben. Dieses alte vom Bache Ternova nmwässerte Schloß war einst mit gewaltigen Bollwerken umgeben und erst seit neuerer Zeit erhebt sich das dermalige regelmäßige Schloß zwischen den alten Bastionen empor. Im Hofe an einem blinden Fenster ist deshalb auch das Brustbild eines Grafen Zrinyi — denen es einst gehörte — zu sehen, wie er ruhig seine Pfeife raucht, während die Türken an den starken Bollwerken stürmen. Das Schloß war einst Eigenthum und Residenz des berühmten Banns von Kroatien und Slavonien Grafen Niklas von Zrinyi, der als hcldenmüthiger Vertheidiger der Festung Szigeth gegen Sultan Sulejmanu, welcher während der Belagerung starb, — am 8. September 1566, durchbohrt von türkischen Kugeln, fiel, worauf sein Kopf von den Türken mit Hochachtung nach Wien gesendet und dann in dem außer Czakaturn befindlichen Kloster St. Helena an der Seite seiner ersten Gemahlin, gcbornen Gräfin von Frangipani beigesetzt wurde. Nach seinen Tod ging das Schloß Czakaturn an seine Verwandten über und Graf Peter von Zrinyi , der es in den Jahren 1669 und 1670 besaß, verwebte gemeinschaftlich mit seinem Schwager den Markgrafen von Frangipani und den Grafen Franz von Nadasdy, den römischen Reichsgrafen Erasmus von Tattenbach und Reinstein, welcher in Steiermark reich begütert und hierunter auch Eigenthümer des Schlosses Kranichsfeld war, in ihre Verschwörung gegen Kaiser Leopoldi., durch welche Ungarn und Steiermark von Oesterreich abfallen sollte, wozu Graf Nadasdy in Czakaturn bereits zahlreiche Truppen und Graf Tattenbach zu Krauichsfcld zahlreiches Landvolk gesammelt hatte und Ersterer in Steiermark im Winter 1669/70 schon einfiel. Als die Verschwörung noch rechtzeitig entdeckt und alle 4 Grafen gefangen genommen wurden, mußte der kaiserl. General Spankau die wohl vertheidigte Burg Czakaturn mit Waffengewalt einnehmen, worauf Zrinyi und Frangipani zu Wiener-Neustadt und Nadasdy zu Wien am 30. April 1671 enthauptet wurden und den Grafen Tattenbach zu Graz am 1. December 1671 das gleiche Schicksal traf. Kaiser Karl VI. schenkte die Burg und säst die ganze Insel der Gräfin Pignatelli, gebornen Gräfin von Althann, die sie bedeutend verschönerte, wovon dermalen jedoch Manches baufällig ist. Jin Jahrc 1704 war Czakaturn wieder ein Satnmelplatz der mißvergnügten Ungarn (Kuruzzen), die von hieraus abermals in Steiermark einfielen und besonders Frieda» hart Mitnahmen, was Graf Anton von Esterhazy mit 7000 Mann Rakotzy'scher Truppen von hieraus im August 1708 wiederholte. In dem für Oesterreich so unglücklichen Jahre 1809 sah Czakaturn, nach dem 25. Mai, durch einige Tage einen Theil des Armee-corps die FML. und Banns Grafen von Gyulai auf dem Rückzüge aus Italien gegen den Plattensee durch seine Straßen marschircn, dem am 23. Juli Major Hackher mit der abgezogenen Besatzung des Grazer Schloßbergcs und am 13. August GM. Schmidt mit einer halben Brigade von Chasteller's Corps aus Tirol folgten. Bis zum Jahre 1848 war die Stadt und die ganze Murinsel mit Ungarn einverleibt, weßhalb auch zur Zeit, als der Banns von Kroatien und Slavonien Baron Jelacic Miene machte, von Waras-bin aus über die Drau vorzurücken um die Murinsel für Kroatien wieder zu erwerben, der Generalmajor Graf Tcleky auf den Schloß -wällen Geschütze aufführen und die Stadt und ganze Insel durch ungarische Truppen besetzen ließ, die aber bei den mit 12. September erfolgten Einrücken des Banns und der Besetzung der Stadt durch den General Kempen mit kroatischen Truppen, sich ebenso aus selber znrückzogcn, als sie später der Jnsurgeutcnführcc Moriz Perczel nach den am 8. November 1848 zwischen Friedau und Großsonntag mit 5000 Mann und 12 Geschütze mißglückten Angriff auf die kaiserl. Truppen, räumte, indem er durch den am 23. December 1848 aus Radkersburg mit einem Arineecorps eingerückten FZM. Grafen von Nugent zum Rückzug genöthigct wurde. Noch einmal rückte der genannte Feldzeugmeister mit einem neuen ansehnlichen Armeekorps im Juli 1849 von Pettau aus in die Mnrinsel ein und hatte am 20. Juli sein Hauptquartier in Czakaturn, um dann gegen den In-surgentenführerAulich weiter auf Groß-Kanischa vorzurücken, worauf die ganze Murinsel zti Kroatien bleibend einverlcibt wurde. Das Schloß, welches schon lange Zeit den Grafen von Festc-tics und dermalen namentlich den Grafen Georg gehört, hat eine vom Volke sehr verehrte Kapelle des heiligen Hieronymus, der im nahen Orte Strigau, auf der Insel geboren worden sein soll, und dient theilweise für die Etablissements einer auf Aktien gegründeten Zuckerraffinerie. In der Stadt ist nur die Franziskaner-Pfarrkirche St. Nikolaus mit dem Wappen der Grafen von Festetics und den Jahrzahlen 1644 und 1725, mit 7 Altäre; dann die schöneSynagoge der zahlreichen israelitischen Cultusgemeinde bemerkcnswerth. Unfern von Czakaturn steht das nette Schloß St. Helena, einst Pauliner-Kloster, wo der Kopf des heldenmüthigen Banns Zrinyi ruht; Kaiser Franzi, schenkte es dem 1832 verstorbenen Banns von Kroatien Vincenz Freiherrn von Kneseviö zu St. Helena, seiner Ver-dienste wegen, und dessen Nachkommen besitzen es dermalen. Die hier abgehalten werdenden großen Pferdemärkte haben einen weitverbreiteten Ruf. Der gleichfalls in der Nähe liegende Markt Ncdelic war einst eine bedeutende Stadt, woselbst die erste Buchdruckerei im ganzen ungarischen Reiche bestanden sein soll, weßhalb eine Gasse auch noch jetzt die Buchdruckcrgasse genannt wird. Die Pfarrkirche gehörte einst den Templern und an ihr hat noch immer der Erzpriester der Murinsel seinen Sitz. Im Jahre 1810 brannte der Ort ganz ab. Die ganze Murinscl theilt sich in die 3 politischen Bezirke Cza-kathurn, Striegan und Prelog (Pcrlak) und hat eine Gesammtbevöl-kerung von 58.560 Menschen, die in 5 Märkten und 166 Dörfern leben. Groß-Kanischa. t^iif dem gesegneten Boden zwischen der Mur und dem Plattensee, von beiden Gewässern fast gleich weit entfernt, erhebt sich auf der classischen Ebene Pannoniens, — den dermaligen fruchtbaren Fluren Ungarns, — wo die Traube unter dem milden Himmel schwellend reift, und der Saaten gold ne Wogen des Landmanns Fleiß reichlich lohnen, ,,Groß-Kanischa"(NagyKanisa) einst als Festung und dermalen als offene Handelsstadt, im Szalader Comitat, wichtig. Kanischa ist seit der Regiernngsperiode des Hauses Anjou in Ungarn — begonnen 1309 durch König Carl Robert — historisch bekannt, und die einstigen Dynasten und Herren von Kanischa gehörten damals zu den angesehensten Landesedlen; denn Johann von Kanischa war 1396 Erzbischof von Gran und Primas von Ungarn, sein Bruder Nikolaus gleichzeitig Diplomat des Königs, und der Bruder Stefan, nebst dem Erzbischof, Begleiter des Königs Sigismund nach der unglücklichen Schlacht bei Nikopolis (23. September 1396), als sie gemeinscha ftlich mit dem Palatin Niklas von Gara und des Königs Schwiegervater Grafen Hermann II. von Cilli, den König durch die Flucht zur Mündung des Jstcrs vor türkischer Gefangenschaft retteten und mit ihm nach Konstantinopel steuerten. Ob nachdem heißen Kampfe, in welchen im Jahre 1416 König Sigismund mit dem ungarischen Heere, unter Führung des Stefan Losonz, den vereinten Heeren des türkischen Sultans Mohamed und des wallachischen Fürsten Mirtsche unterlag und nach dem die Türken durch ganz Ungarn bis an Slriermarks östliche Grenze streiften und 1418 sogar Radkersburg mit 20.000 Mann unter Ahmed Beg belagerten, — non Herzog Ernest den Eisernen aber blutig zurückge-wiesen wurden, — Groß - Kanischa durch die Osmanen belästiget wurde, darüber schweigen zwar die bewährtesten Geschichtsschreiber, doch scheint es höchst wahrscheinlich, daß Kanischa zn dieser Zeit die ersten Türken innerhalb seiner Mauern vorübergehend sah. Kanischa hatte dann durch die Kriege mit den Türken viele Mißgeschicke zn erdulden, wcßhalb im Jahre 1556 das Schloß auch befestiget und gleich darauf durch 48 Tage von den Türken belagert wurde. Nach der am 22. Juli 1556 vor Kanischa zwischen den Ungarn unter dem Palatin Thomas von Nadasdy und dein Banns Niklas von Zrinyi — unter denen wieder zwei Banst, Johann Pete, Franz Tohi und der alte Lenkovic die Ungarn. Heinrich von Puchheim und Johann v. Räuber die Oesterreicher, Andreas Rindscheid und Siegersdorfer die Steirer, Georg von Thannhausen aber die aus Graz herabgebrachtcn Geschütze befehligte, — dann den Türken unter Aly Pascha zum Nachtheile der letzteren stattgehabten Schlacht, mußten sie die Belagerung auch aufgeben, und zogen am 27. Juli von Kanischa ab. Im Jahre 1600 gelangte der Großwesir Ibrahim wieder bis vor Kanischa und schritt Ende August zur Belagerung dieser Festung, die ihm, durch die sumpfige Lage und die Angriffe der kaiserlichen Truppen, die unter dem Herzog von Lothringen Philipp Emanuel zum Entsatz heranrücklen, sehr erschwert und mühevoll wurde. Obwohl jede Hauptschlacht vermeidend, kosteten mehrere kleine gegen das türkische Belagerungsheer glücklich ansgeführte Gefechte denselben doch 3000 Mann und 14 Kanonen. Als hierauf in der Festllng der Pnlverthurm mit 1000 Centner Pulver und 170 gefangenen türkischen Weibern und Kindern in die Luft flog und die Belagerten ihr Feuer einstellen mußten, und der Herzog von Lothringen mit seinem Heere abzog, verschwand alle Hoffnung auf Entsatz, und der tapfere Festungs - Commandant Georg Paradeiser mußte nach 44tägiger standhafter Vertheidigung die Festung gegen Zurücklassung der 76 Geschütze und freien Abzug mit Hab und Gut, räumen und den Türken überlassen. Die Stadt gelang nun unter türkische Herrschaft und Terjaki Hassan erhielt die Statthalterschaft non Kanischa mit Zuschlag von Szigeth, Ehegg, Siklos und Fünfkirchen; 3000 Mann in Konstantinopel neu geworbene Truppen wurden als Besatzung gesendet und die Einnahme dieser wichtigen Festung in Konstantinopel drei Tage und Nächte durch Siegcsfeste gefeiert. Erzherzog Ferdinand belagerte mit 30.000 Mann diese Burg schon am 1. September 1601 wieder, doch die Annäherung des türkischen zahlreicheren Entsatzes und ein plötzlicher heftiger Schnee-fall nöthigten den Erzherzog mit Zurücklassung von 47 Geschützen, 14.000 Gewehren, eben so vielen Hanen und Schaufeln, 10.000 Zelten, Trompeten, Pauken, Glocken und Kutschen, 96.000 Kugeln und dem Silbergeschirr, dann 6000 Gefangenen, denen die Köpfe abgcschnitten wurden, sich znrückzuziehen und Kanischa den Türken zu belassen. Während Kanischa nun unter türkischer Botmäßigkeit blieb, wurde die Festung, als Hussein Pascha daselbst befehligte, vom 8. März bis 22. Mai 1664 abermals durch den tapferen Banns Niklas Zrinyi, als Generalissimus von Ungarn, den Commandantcn der Rcichstrup-pen Wolf Julius Grafen von Hohenlohe und dem Grafen Strozzi belagert und mit Bomben beschossen, als aber der Großwesir Achmet Coprogli und Kaplan Pascha Mitte Mai mit 30.000 Mann sich über Eßegg und Fünfkirchen durch die Sümpfe Kanischa näherte, gab die kaiserliche Armee zur Behauptung der Murlinie und De-cknng der Steiermark die Belagerung am 31. Mai ans, und zog sich mit ihren nur halb so starken Truppen zurück, lvorauf der Groß-wcsir ihnen mit feinem Heere bis zum Zusammenfluß der Mur und Drau und der daselbst am linken Ufer angelegten Festung Nen-Serinwar folgte. Hier stand das kaiserliche Heer unmittelbar bei Neu-Serinwar, wo Niklas Zrinyi befehligte, die Reichstruppen untre Hohenlohe bisKottorie und von hier flußaufwärts dieHaiduken und Husaren unter Batthiany und Nadasdi. Die Festung Neu-Serinwar, der eigentliche Zankapfel des ganzen Krieges, da sie Niklas Zrinyi zum Trotz gegen die Türken in Groß-Kanischa und selbst wider de» Willen Kaiser Leopold I. erbaute, wurde von den Türken so hart bedrängt, daß die kaiserliche Armee sie am 29. Juni aufgab und die Türken sie am 7. Juli schleiften, worauf der Großwesir am 12. Juli wieder mit seinem Heer und den in Serinwar eroberten Geschützen in Kanischa eintraf, da er den Uebergang über die Mur nicht erzwingen konnte, indem er von der kaiserlichen Armee muthig vertheidigt wurde. Hierauf zog er von Kanischa ab, lagerte mit seinem Heere am 18. Juli am Flüßchen Kanischa und dann am Plattensee, worauf am 1. August 1664 die denkwürdige Schlacht bei St. Gotthard erfolgte, in der die Türken durch den kaiserliche» Feldmarschall Montecucoli eine vollkommene Niederlage erlitte» und wieder ob-ziehen mußten. Jm J. 1669 unb 1670 scheint der Pascha von Kanischa mit de» mißvergnügten ungarischen Magnaten, den Grafen von Nadasdy, Frangipani und Peter Zrinyi, als sie auf des Letztem festem Schlosse Czakatnrn ihre der Türkei günstigen Pläne gegen Kaiser Leopold I. vollends beriechen, int guten Einvernehmen gewesen zu sein, da er Franz Nadasdy, der mit seinen in Czakaturn gesammelten Truppen bereits au Stciermarks Grenze stand, türkische Hilfs-truppcn zugesichert haben soll, wegen rechtzeitiger Entdeckung der Verschwörung und der Besetzung der Burg Czakaturn durch den kaiserlichen General Spankau die zugesichcrte Hilfe ihm aber nicht zukommen lassen konnte. In dem Kriege Kaiser Leopold I. gegen die Türken im Jahre 1689 und 1690 wurde auch Kanischa cernirt und ausgehungert, und am 9. April 1690 ergab sich die türkische Besatzung der Festung an Adam von Bathyani und Stefan von Zichy, wodurch der Platz nach 90jähriger türkischer Unterjochung wieder miter kaiserliche beziehungsweise ungarische Regierung gelangte und Kaiser Leopold im Jahre 1702 die Festungswerke schleifen ließ, wodurch Kanischa seine militärische und politische Bedeutung verlor, dagegen aber als Handelsplatz immer mehr und mehr an Wichtigkeit gewann, denn schon im Jahre 1648, als die Grafen von Leslie und Trantmannsdorf am 22. Juli die Festung Vcrovicz einnahme», schnitten sie den Türken ihre bedeutenden Zufuhren ans Kanischa ab und ein Jahrhundert später bemühten sich die eifersüchtigen Städte Güns und Warasdin durch den angebahnten Verfall der lebhaften Handelsstraße von Groß-Kanischa nach Pettau, den blühenden Handel dieser beiden Städte zu ihren Gunsten zu beeinträchtigen und denselben einerseits von Güns über Radkcrsburg, andererseits von Warasdin über Agram, Karlstadt und Fiume eine andere Richtung nach Venedig zu geben, doch alle diese Bemühungen waren erfolglos, und die Handelsstraße verfolgte, damals selbst noch auf schlecht gebahnten Chausseen, von Kanischa über Pettau eben so den natürlichen Weg, wie sic abermals hundert Jahre später — 1859 — der Schiencn-strang aufsuchte, da dieser Weg ja schon den praktischen Römern für ihren Handel zwischen Carnuntum und Acincum (Altofen), dann Tergestc (Triest) und Aquileja bekannt war. Auch die Drangsale des französischen Krieges vom Jahre 1809 übten auf Kanischa ihren Einfluß, indem ein Theil des Heeres von Jnnerösterreich unter Erzherzog Johann, nach dem Treffen bei Tarvis in Kärnten (15. Mai) über Pettau. Czakaturn und Kanischa seinen Rückzug gegen den Plattensee bewerkstelligte, während der andere Theil über Graz und Könnend in Ungarn cinrückte. Neben diese» politischen und mcrkantilischcn Geschicken hob sich die connnerciclle Regsamkeit in allen Landesprodncten und Rohstoffen immer mehr und mit ihr auch der Wohlstand der Stadt, für den nur noch dcrZwischenzoUschrankcn ein Hemmniß war. Im Jahre 1848 ist die Stadt auch der revolutionären unga-rischen Regierung momentan erlegen. Als der Banns von Kroatien und Slavonien, FML. Baron Jelacic, mit seiner kroatischen, meist ans Grenzern bestandenen Armee nach Ungarn zur Pacifizirnng des Landes marschirte, verließ er am 12. September 1848 Warasdin, ging über die Dran und rückte mit dem Hauptquartier und der Truppen-Division Schmidt (14.000 Mann mit 14 Kanonen und 8 Raketengeschossen) in Ne-belic ein, während die Division Kempen (16.000 Mann mit 12 Kanonen) am selben Tage Czakaturn besetzte, und steirischer Seits der GM. Burits mit 1 % Bataillon Infanterie, l Escadron Dragoner und 4 Kanonen zu Frieda» die Landesgrenze und den Rücken der opcrirenden kroatischen Armee deckte. Am 14. ging der Banns mit der Division Schmidt über die Mur und traf in Lctenye ein, vereinigte sich mit der Division Kempen und rückte mit 30.000 Mann und 26 Kanonen in Groß-Kanischa ein, von wo er erst am 17. September sein Hauptquartier nach Kis Komarom, am 21. aber nach Lengyeltöldy verlegte, und nach dem erfolgten Anschluß der gleichzeitig über Jharos Bereich und Kaposvar vorgerückten Division Hartlieb (15.000 Mann) bei Eichieng ain Plattensee — unterstützt durch die von Eßegg über Fünfkirchen in der rechten Flanke vorrückende und später von den Ungar» gefangen genommene Division Roth (10.000 Mann) — gegen Stuhlwcißenbnrg marschirte, woselbst am 22 das Hauptquartier eintraf und am 27. ohne Widerstand nach Belencze vorgerückt wurde. Am 29. griff der Banns die von den Generalen Moga und Teleky befehligte» Ungarn bei Snkuro und Pagozd an, und schloß nach diesem Treffen einen dreitägigen Waffenstillstand, den er dazu benützte, um am 2. October über Moor und Kisber abzurücken, wobei er am 3. Raab und am 4. Altenbnrg besetzte, am 8. die Leitha bei Bruck passirte und am 9. bei Trautmannsdorf ein Lager bezog, womit seine selbstständigen Operationen endeten, da seine Armee hier reorganisirt und als 1. Armeecorps unter den Oberbefehl des Feldmarschalls Fürsten v. Windischgraz gestellt wurde, während der irreguläre Thcil derselben (14.000 Mann) durch de» General Thedorovic über Hartberg, Radkersburg, Marburg und Pettau nach Kroatien heimgcsührt wurde. Groß - Kauischa hatte bei diesem Durchzug des Bauus mit 30.000 Mann, worunter ein großer Theil aus irregulären Truppen bestand, nicht unbedeutende Lasten zu tragen. Nachdem die ungarischen Truppen unter Moriz Perczel nach dem Treffen bei Sukuro und Pagozd wieder bis in die Muriusel vordrangen, so hat das am 10. Jänner 1849 ans Radkersburg widerstandslos in Kauischa eingerückte Armeccorps des Feldzcug-meistcrs Grafen v. Nugent von 9000 Mann die kaiserliche Regierung wieder hcrgestellt, worauf das Armeccorps nach Zurücklassung einer angemessenen Besatzung zur weiteren Pacificirung des Landes mit den Brigaden der Generale Graf Palffy, Baron Burits und Dietrich nach Fünfkirchen vorrückte, und zur Belagerung' von Eßegg schritt. Daß die kaiserliche Regierung zu dieser Zeit zahlreiche Anhänger in Kauischa zählte, beweist das Ersuchen der städtischen Behör-den an den General Stillfried, die 3. Landwehr - Division dcS steierischen Infanterie - Regiments Baron Piret Nr. 27 — welche gemeinschaftlich mit einer Division Erzherzog Johann Dragoner seit dem Vorrücken des FZM. Nugent gegen Fünfkirchrn und Eßegg int Jänner und Februar 1849 die Besatzung der Stadt bildete und abrücken sollte — hier in Garnison lassen zu wollen, doch wurde sie nach ihrem am 26. Februar 1849 erfolgten Abmarsch in der Folge durch ein Bataillon Grenzer ersetzt, das vom ungarischen Landsturm überfallen wurde. Als der FZM. Graf Nugent am 8. Juli 1849 mit einem zweiten Armeecorps von 18 000 Mann von P.tian wieder nach Ungarn abrückle und sein Hauptquartier noch in Czakatnrn hatte, marschirte Oberst Knescvic m-t seiner ans 3 Bataillon Grenzer und einer 6pfündigen Fnßbatterie bestandenen Avantgarde-Brigade nach den am 16. Juli in Poljan gegen den Jnsurgentenführer Aulich siegreich bestandenen Gefechte, wobei 3 Häuser abbrannten, am 20. Juli abermals widerstandslos in Kanischa ein und besetzte die Stadt, worauf der Feldzcugmeistcr mit den übrigen Brigaden der Generale Palffy, Rousseau und Zeisberg nach Fünfkirchcn durchzog, woselbst er am 3. August cintraf. Nun wurde die kaiserliche Autorität durch die zurückgclasscne Besatzung wieder bleibend restaurirt und durch die Aushebung des Zwischenzollschraukes zwischen Ungarn und den altösterreichischen Erbländern 1850 zum commerciellen Aufschwung der Stadt wesentlich beigetragen. Auch im Innern erfreut sich die Stadt einer gedeihlichen Entwicklung ihrer Culturzuständc nach allen Richtungen, indem neben einer römisch-katholischen Pfarre noch ein Franziskanerkloster für die Ausbreitung und Förderung des Christcnthums und der Volksbildung wirkt, während ein Piaristen - Collegium — gegründet durch den Palatin Ludwig Grafen von Batthyany im Jahre 1765 — für die weitere Ausbildung der Jugend in einem denselben anvertrauten, im Jahre 1851 reorganisieren und mit demOeffentlichkeits-rechte ausgestattcten Unter-Gymnasium sorgt, und ein Rabbiner in einer schönen Synagoge für die Befestigung des mosaischen Glaubens unter seiner zahlreichen und geachteten israelitischen Cultusge-meinde thätig ist. Weiters wurde, der Wichtigkeit des Ortes wegen, neben dem Stuhlrichteramtc 1851 ein selbstständiges Polizei - Commissariat, 1854 aber die Finanz - Bezirks - Direction für das Szalader und Simegher (Somogyer) Comitat mit Rücksicht auf den Handelsplatz daselbst errichtet, und 1857 auch die Ergänzungs - Bczirksstation für das 48. Linien-Jnfanterie-Regiment von Oedenbnrg nach Groß-Kanischa verlegt. Wenn wir nun die auf einer von sanften Hügeln begrenzten weiten Ebene — die einige Klafter tief aus dem fruchtbarsten hu-mösen Boden ohne allem Stcingemenge besteht — sich stattlich er-hebende Stadt mit ihren schmucken Thürinen auch näher betrachten wollen, so finden wir auf dem obern (kleineren) Platze die einfache Piaristen-Kirche St. Johann Nepomuk mit 5 Altären und einem lebhaften Gemälde der Pest vom Jahre 1769 am Anna-Altare; so wie auch die Franziskaner- Pfarrkirche — unter den 3 katholischen Kirchen der Stadt die größte — mit 8 Altären erwähnenswerth. In einer lebhaften Gasse steht das Hotel zur Krone — Eigen-thum des Fürsten Batthyani. — Der große untere Platz ist mit stattlichen Gebäuden des Fürsten von Batthyani, worunter auch das große Hotel zum grünen Baum, geziert. Hier ist der Centralpnnkt des Handels und Verkehrs von Groß-Kanischa, der mitunter eine Regsamkeit entfaltet, wie wir sie sonst nur in Triest, Pest und ähnlichen Handelsstädten sehen können. Zahlreiche Fuhrwerke ans Kopreinitz, Fünfkirchen, Vesprim, vom Plattensee u. s. w. mit Naturprodukte und Rohstoffe aller Art ans den reichen Triften und Fruchthügeln der weiten Ebene bewegen sich den ganzen Tag über diesen Platz; ungarische, slavische und deutsche Tracht und Sprache mischen sich freundlich im Handels-thätigen Publikum und bezeichneten schon ehedem Kanischa als den Ort, wo sich die Länder Ungarn, Kroatien und Steiermark auf der Bahn des Handels und Verkehrs nachhältig vereinen sollten. Sehr sehenswerth ist die prächtige Synagoge — eine der schönsten des Kaiserstaates — und das Kasino, auch herrscht hier viel Sinn und Geschmack für hübsche Garteuanlagen und gute Bäder. Gasthöfe und Kaffee's sind zeitgemäß ausgestattet. Die einstigen Festungswerke, welche noch 1702 aus einem Kronnenwerke mit 4 Bastionen, Wällen aus Eicheustämmen mit darüber gestampfter Erde, seichten und schmalen Gräben bestanden, waren durch die Moräste — ober die das Flüßchen Kanischa — sehr geschützt und sind längst spurlos verschwunden, da nur das einzige Stein - Trottoir der Stadt aus Ueberresten des gesprengten Pulverthnrms vorhanden ist. > Eine kleine halbe Stunde von der Stadt entfernt liegt das Dorf Klein - Kanischa mit 550 Häuser und einer hübschen katholischen Kirche. Dasselbe steht mit der Stadt in einem Gemeinde-verbände. Der Bezirk Groß-Kanischa hat 30.343 Einwohner, wovon 27.252 Katholiken, 514 Protestanten A. C., 439 Protestanten H. C-, 16 nicht unirte Griechen und 2122 Israeliten sind, die in in dieser Stadt und 32 Dörfern leben. -sssyto-— Wara s - in. Äuf dem Rückwege von Groß Kanischa können wir nicht umhin, auf der Station Oakatnrn die Eisenbahn zu verlassen, um nach der von hier zwar 2 Meilen, von dem an der Bahnlinie liegenden Orte Nedelic aber nur J/2 Meile entfernten Stadt Warasdin einen „kurzen" Ausflug zu machen, da die Eisenbahn auf die commerciellcn und socialen Verhältnisse dieser Stadt einen bedeutenden Einfluß üben wird, der sich dann noch wesentlich erweitert, falls die projcc-tirte Dampfschifffahrt auf dem Draufluffe von Essegg bis Warasdin oder Marburg sich realisirt. Ans einer prachtvollen von hohen Pappclbäumen gesäumten Reichsstraße verlassen wir gegen Süden die Murinsel und nähern uns dem Draufluffe, über den eine im I. 1833 erst neuerbaute hölzerne Jochbrücke die Communication vermittelt. Am rechten Ufer des Flusses stehen wir am Weichbilde der Stadt, die sich auf einer fruchtbaren weiten Ebene ansbreitet und mit ihren vielen Kirchthürmen, ausgedehnten Häuscrgruppen und hohen Pappelalleen imposant präsentirt, da sie nach Agram und Fiume die größte Stadt des Landes ist. Von der Brücke führt eine gerade % Stunde lange Allee in die Stadt, die uns seit dem'J. 1397, als König Sigismund von Ungarn sie seinem Schwiegervater Hermann II., gefürsteten Grafen von Cilli schenkte, wohl bekannt ist. Johann Huniady brannte sie Herrmanns Enkel, dem Grafen Ulrich von Cilli, im 3. 1446 ganz nieder, und erst Banns Thomas Graf von Erdödy erbaute im 3. 1591 die Festungswerke um sein Schloß Warasdin wieder neu auf. Dieses Schloß bildet den eigentlichen Centralpnnkt und Ur-sprung der Stadt, die sich dann allmälig um die einst sehr gewal- 5 tige Feste ausbreitete, und zu der gegenwärtigen Ausdehnung, den Rang und Titel einer königlichen Freistadt gelangte. Das Portal des Schlosses trägt das graft. Erdödh'sche Wappen, die Jahreszahl 1705 und die darin befindliche Marienkapellejene non 1617. Die Festungswerke sind noch theilweise in halb demolir-tem Zustande sichtbar. Dieses weitläufige Schloß ist Eigenthum der Grafen von Er-höbt), — eines der berühmtesten und angesehensten Adelsgeschlechter in Ungarn und Croatien — und sie führen den Titel als Erb-hanptmänner des Schlosses und der Stadt Warasdin, und waren bis zum Jahre 1848 auch erbliche Obergespäne des gleichnamigen Comitates. Aus der Familie wollen wir nur den Erbauer des Schlosses Thomas von Erdödy, der als Banns von Croatien 1624 starb, und den Agramer Bischof Simon von Erdödy erwähnen, da er als An-Hänger König Johann Zapolya's in seiner festen Residenz Zagrab im I. 1527 durch spanische Truppen und im Jahre 1529 durch den kaiserlichen Feldobristen Niklas Graf v. Thurn belagert wurde, wo-bei Letzterer zwar die untere Stadt Agram verbrannte, die obere Stadt stürmte und den prächtigen Dom verwüstete, aber dennoch das feste Schloß Zagrab nicht erobern konnte. Monumentale Bauten hat Warasdin zwar keine aufzuweisen, doch sind die vielen Kirchen erwähnenswerth. Die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus mit ihrem alterthümlichcn Thurme wurde um das I. 1494 im römischen Style erbaut und 1837 renovirt. Sie hat 7 Altäre im Barokstyl, und an ihr ist der Sitz des schon im 3. 1222 gestifteten Collegiatkapitels von öasmar. Die Franziskanerkirche St. Johann der Täufer ist die größte, hat 9 Altäre und wurde 1415 eingeweiht. Die Kirche der Ursuliner-Nonnen zeichnet sich durch ihre stete Reinlichkeit, so wie die Klosterschule durch ihren weit verbreiteten Ruf ans. Die Gymnasialkirche Maria Himmelfahrt, einst den Jesuiten, dann den Paulinern gehörig, trägt die Jahreszahl 1698 und in ihrer Lorctto-Kapelle ist die Gruft der Grafen von Draskoviö von Trakostijan (Drachenstein), die nebst den Erdödy zu den ersten Landesedlen gehören, deren Ahnenburg Trakostijan, kaum 2 Meilen von hier entfernt, an Steiermarks Grenze steht und von dem dermaligen Familienhaupte, dem k. k. FML. Grafen Georg von Draskoviö erst vor einigen Jahren ganz neu im mittelalterlichen Style erbaut und möblirt wurde. Weiters ist noch die Kapuzinerkirche und die Vorstadtkirche St. Florian zu bemerken. Die äußere Physiognomie der Stadt ist eine durch Reinlichkeit und wohlgebaute Häuser — worunter das schöne Rathhaus mit seinem Thurme, das Comitatsgebäude und mehrere hochadelige Herrschaftshäuser, die ViÜa des Dr. Müller rc. sich sehr vortheilhaft ausnehmen — begründete rein deutsche, welche Sprache auch vorherrschend gesprochen wird. Erst die lang gestreckten Borstadtgässen gegen Agram und Pettau tragen noch de» Typus ländlicher Ortschaften. Außer mehreren hübschen Plätze» verdient besonders der sehr schöne öffentliche Park unsere vollste Anerkennung, da Waras-diu um diese Zierde von vielen Großstädten beneidet werden kann. Die Lüden der Buch- und Mobcwaarenhandlungen, der Uhr-macher und einiger sonstigen Industriellen gleichen den geschmackvollsten ähnlichen Etablissements großer Städte, und nur der Abgang eines Theaters — das noch immer in einem großen Saale improvi-sirt ist — überrascht den Fremden, da der Reichthum der Stadtge-meinde, die Intelligenz und Zahl der Einwohner und die zahlreichen Dikasterien der Stadt wohl schon längst Anlaß boten, dem Beispiele ihrer weniger bemittelten und minder volkreichen Nachbarstädte Pettau und Marburg, durch den Bau eines Theaters zu folgen. Warasdin ist der Sitz der 1854 reorganisirten politischen Go-mitatsbehörde für ganz Nordcroatien, ebenso des Comitatsgerichts-Hofes seit 1854, der Finanz-Bezirksdirektion für Nordcroatien und 5* die beiden Wamsdiner Grenz > Regiments - Gebiete seit 1851, nebst allen, diesen drei Behörden untergeordneten Hilfsämtern; hat ein 1854 reorganisirtes Obergymnasium, 1 Unterrealschule, 1 Knaben- und 1 Mädchen-Hauptschule, dann einen Rabbiner mit einer bedeutungslosen israelitischen Synagoge, da unter der Stadtbe-völkernng beiläufig 380 Israeliten, 15 unirte und 20 nichtnnirte Griechen sind, der Rest aber ans lateinischen Katholiken besteht, denen das vorne genannte Collegiat-Kapitel vorsteht. Die Gasthöfe — worunter jener zum Lamm den ersten Rang einnirnmt — sind zeitgemäß ausgestattet und unter mehreren Kaffee's zeichnet sich eines durch Eleganz und Coinfort besonders aus. Der Handel mit Naturproducten und Rohstoffen ist hier nicht unbedeutend , wie auch die Pferdemärkte einigen Ruf genießen. Als Localbehörde für die Stadt fungirt der politische Magistrat und außer derselben das politische Bezirksamt in Verwaltungsangelegenheiten ; das städtische delegirte Bezirksgericht aber über beide Gebiete für die Gerichtspflege. Der Bezirk Umgebung Warasdin zählt 21.940 Einwohner, die in zwei Märkten und 89 Dörfern wohnen, dagegen die Stadt Warasdin bei 11.000 Einwohner hat. In der Nähe von Warasdin ist das Mineralbad Töplitz, — das, wie die dort erst vor wenigen Jahren aufgedcckten Bäder des Alter-thumes und sonstige Monumente zeugen, schon den Römern bekannt war — bemerkenswerth, da seine Heilkraft einen weitverbreiteten Ruf hat; doch läßt der Comfort in jeder Beziehung noch sehr viel zu wünschen übrig, da Wohnungen, Speisen, Getränke und Bedie-nung einen Vergleich mit den benachbarten steirischen Curanstalten von Gleichenberg, Sanerbnmn und Tüffer nicht aushalten können. Dieses Bad ist Eigenthum des Agramer Domkapitels und liegt in einer sehr reizenden Gegend, südlich von Warasdin unfern, der Agramer Straße. Inhalt Die Eisenbahn von Pragerhof bis Groß-Kanischa. Seite Entstehungs-Geschichte........................................3 Topographie................................................. g Statistik .................................................. 13 Schilderung der Städte. Marburg......................................................21 Pettau.......................................................31 Friedau.................................................... 46 Czakaturn....................................................53 Groß-Kanischa ...............................................57 Warasdin.....................................................65 ■ ŠTUDIJSKA KNJIŽNICA PTUJ 1891 I