Erscheint jeden Samstag abends. Schriflleitung und Verwaltung: Prciernova ulica Nr. S. Zelevhon «I. — Ankündigungen nimmt die Berwaltung gegen Berechnung billigster Gebühren entgegen. Bezugspreis: Vierteljährig ü S.—. halbjährig « 10.—, ganz,ährig K 20.- Fürs Ausland entwnchende Erhöhung. — Einzelne Nummern -l« Heller. Nummer 15 Cilli, Samstag den 23. August 1919 1.M.1 Jahrgang Wir brauchen Freiheit, viel Freiheit? Mi« birfrn Worten hat der Minister des Innern der neuen Belgrader Regierung seine ersten öffentlichen Erörterungen begonnen. Nach zehn unsäglich schweren Monaten endlich wieder einwal daS Wort Freiheit! Doch eS ist nicht an der Zeit, die Freude daran au» unseren dunklen Erinnerungen der jüngsten Vergangenheit auszubauen, obwohl e« nahe liegt, daß diese Worte als Gegensatz zur bisherigen Regierung gesagt sind und daher ein Strahl davon aus uaS fallen muß, da an niemandem die Praxis der altin Rßgierung punkto Fr iheit klarer wurde, als an uns. Aber abschätzen dürfen und wollen wir endlich wieder einmal, was in dem Rahmen dieses Wortes sür unser Leben gelegen sein kann. Dabei werden wir uns wohl hüten den Wert von Worten zn überschätzen, denn schon in den Novembertagen des Vorjahres hat die erste Regierung von den gleichen Rechten und Freiheiten aller Staatsbürger und aller Nationen .gesprochen und dann ist es doch ganz anders gekomme i. Was wird diese neue Regierung unter Freiheit verstehen und was wird der Inhalt dieses oft heuch-lerisch mißbrauchten Wortes diesmal sein? Wir haben eS bei der Beurteilung dieser Frage um einiges leichter als andere, weil wir außerhalb der Parteien stehe» und daher mindestens von persön-lichen Einflüssen und Rücksichten srei sind. Die Demokraten sind leidenschaftliche Bekenner de« zentra« listischen Staates und sie schöpsen au« ihrem Zu-sammenzehörigkeitSgefühl Kraft und Vertrauen, sie werden also nicht so leicht Gespenster sehen und gegen Windmühlen reiten. Da« heißt also, daß wir Hie entführten Karlsbader. Die böhmische Kurmufjk von Norderney auf einem englischen Kriegsschiff. ^ Schon vor mehr denn hundert Jahren wußte man im Deutschen Reiche die böhmischen Musiker zu schätzen. Glücklich der Badeort, dessen Vermal-hing eS gelang, eine solche Kurmusik sür den Sommer zu verpflichten. In den allerkleinsten Nestern mußte eS wenigstens eine Harsenistin sein. Darum waren die Leute von Nolderney. das schon damals für ein vornehmes Seebad galt und von deutschem und ausländischem Adel bevorzugt wurde, stolz daraus, sechs tüchtige Musiker aus Karlsbad angeworben zu haben. Sie Hatten diese Tatsache auch so weit als möglich verbreiten lassen, um Gäste anzulocken. Anfangs Juni sollten die Böhme:, eintreffen. Aber sie kamen nicht, obwohl sie sich schon zeitig im Mai aus den Weg gemacht hatten, sie waren überhaupt noch nie von ihrer Heimat weg gewesen und hatte« sich schwer entschlossen, in der Fremde Verdienst zu such-n. Die Reise war gesährlich und beschwerlich, der Verkehr durch d>e Bewegungen der Truppen gehemmt, die Teuerung noch größer als in den österreichischen Staaten. Ihre Zehrpsennige waren bald dahin. Sie halsen sich durch Konzerte, die sie in den größeren Städten zaden und die immer gut besucht wurden. So hatten sie sich glücklich nach Bremerhaven durchgefiedelt und durchgedlasen und warteten nun Kleinlichkeit. Engherzigkeit und damit Neid und Haß von dort nicht erwarten müssen, wenn wir uns zum Staate bekennen. Und das wollen wir und werden wir tun I Nicht auS Liebedienerei oder Angst, sondern au« natürlicher Vernunft werden wir dem Staate, in den unsere engere Heimat gefallen ist, bewußt und mit Willen geben, was des Staates ist — und sicher noch viel mehr unbewußt von den vielfältigen Früchten unserer Arbeit und Kultur. Im wirtschaftkpolitischen Gedankenkreise sind wir früher den Demokraten nahegestanden. Seitdem haben die Demokraten mit ihren liberalen Ideen viele Wandlungen mitgemacht und wenn die Demo-kraten heute eine Plattform sür ein gemeinsames Regierungsprozramm mit den Sozialdemokraten ge-sunden haben, lo beweisen sie damit, daß sie ihr Denken und Fühlen mit den Notwendigkeiten deS Lebens im Zusammenhange halten und daß ihnen dieser Zusammenhang mehr ist, als die Heiligkeit der Parteidoktrin. Und wir unsttseit« müssen ebenfalls erklären, daß wir in unseren Ansichten nicht stehen bleiben und daß die Ereignisse in jenen Ländern, wo unier Volk seinen Staat hat, an uns nicht spurlos vorübergehen können. So entwickeln sich unsere Ideen zwar nicht in nationalpolitischen, wohl aber in wirtschaftspolitischen Fragen in ähn-licher Richtung wie die der stärksten Partei des Landes und wir sehen von unserer heutigen Stellung aus, daß uns tausend Schlagwort« von den Sozial-dcmolraten getrennt haben und gegenseitiges Nicht-Verstehen-Wollen. Wir hätten voneinander zum all-gemeinen Wohle lernen können, wir haben uns aber gegenseitig meist leidenschaftlich angeschrieen und dabei nur unsere eigene Stimme gehört, hauptsäch-lich wohl deswegen, weil viele große und kleine Führer aus beiden Seilen aus Eigeninteressen es auf ein Schiff, das sie nach dem Ziel ihrer Wünsche bringen sollte. Sie waren beim Wirt »Zum gol-denen Bremerschlüssel" abgestiegen, der ihnen riet, auch hier ein Konzert zu veranstalten. ES solle ihnen an Zuspruch nicht fehlen. Und so war «S auch. Allee wollte die Böhmen hören. Der Saal war ausverkauft und sie ernteten reichen Beifall. Unter ihren dankbaren Zuhörern befand sich ein englischer Marineoffizier, Mr. Lee, erster Leutnant an Bord der Fregatte „Bristol", die weiter draußen im Hasen vor Anker lag. Er war entzückt von den Darbietungen der Böhmen und schwärmte seinem Kommandanten, Kapitän Lutton, einem großen Mnsiksreuiid, so viel von ihnen vor, daß er begierig ward, ein solches Vergnügen auch zu genießen. Es eilte, ein zweites Konzert sollte nicht mehr stattfinden. „Well",. meinte der Kapitän, „man kann ja diese Musiker aus das Schiff kommen lassen." Mr. Lee suhr also cm kommenden Morgen an Land und suHse die Böhmen im „Goldenen Bremer» schlüssel" auf. Sie waren gerne bereit, noch einige Taler zu verdienen und folgten ihm an Bord. Der Wirt redete ihnen nicht ab, drang aber daraus, daß bei dem Notar in der Stadt ein Kon-traft festgesetzt werde: jeder Musiker erhalte für den Tag drei Taler und die Kost der Unteroffiziere Er mochte wohl seine Ersahrungen haben und spätere Eieignise bewiesen, wie notwendig diese Vorsicht gewesen. nicht anders wollten und so wußten wir von einande nicht vi?l mehr, al« daß man einander Feivd sein muß. Die Zeit hat unvcrhältnismäßige Vermögens' Verschiebungen gebracht und unverhältnismäßig? Abhängigkeit deS Wohles der Gesamtheit vom Arbeit«-ersolg der wirklichen Arbeiter. Extreme können neben-einander nirgends bestehen, eS muß der Ausgleich naturnotwendig kommen und da ist die Frage, ob der Mensch durch starres Beharren auf seinem eigen-süchtigen Standpunkt die Natur zu katastrophalen Ausgleichen zwingt oder ob er sorgsam Kanäle und Schleussen baut, damit der Ausgleich noch seinem höheren Willen vorsicdgcht. Die Arbeitermassen haben heute mehr wirkliches Recht aus Forderungen, als srüher, dabei ist aber unter Arbeitermasfen weit mehr zu verstehen, al« man gemeiniglich annehmen will, und dieses Verständnis haben wir nicht nur mit Worten sondern auch vielfach mit Taten bewiesen, ohne deswegen zur Partei geworden zu sein. Dasür hören wir ad und zu ein gesälligeS Wort für unsere Lage von dieser Partei, aber das wahrscheinlich nicht nur deswegen, sondern mehrfach darum, weil eS dem alten Parteiprogramm der Sozialdemokraten ent-spricht, den Nationen möglichste Freiheit zu geben. ES ist unumgängliches Rüstzeug des politischen Kampses, daß man sich gegenseitig verdächtigt und so erwarten wir, daß man unsere AuSsührungen al« Anbiederungen verlachen und uns deswegen be-schimpfen wird. DaS könnte auch keine geläufigere Form und tüchtigere Ueberzeuzungskraft solcher AuSsührungen glimpflicher gestalten; aber vielleicht kann daS den halbwegS ehrlichen Gegner entwaffnen, wenn wir hier, allerdings ein wenig außerhalb des ge-steckten Geleises auch einige Worte über unser Verhält-niS zu den Klerikalen sagen. Diese werden unserer Ansicht nach im Staate verschiedener Religionen auch manche Seelenvergnügt ließen sich die Karlsbader zu dem englischen Kriegsschiff hinüberrudern. Jeder einzelne war ein Künstler in feinem Fach, besonders die Brüder Heß auf ihrer Geige und die Offiziere mochten während ihrer Mahlzeit wohl noch nie einen solchen Ohrenschmaus genossen haben. Der Kapitän ließ ihnen durch den ersten Leutnant seine Zufriedenheit auSsprechen und behielt sie a» Bord. Am dritten Tage war e« höchste Zeit, wenn sie daS Schiff nach Norderney nicht versäumen wollten. Sie baten daher um ihre Abfertigung. Mr. Lee bedeutete ihnen aber kurz, davon könne nicht die Rede sein, der Kommandant wünscht, die Taselmusik möge weiter von ihnen besorgt werden. Die Bestürzung der Karlsbader war groß, indes jeder Widerspruch vergebens. Mit vielem Bitten erreichten sie nach einigen Tagen, daß zwei von ihnen. Kurz und Renner, erlaubt wurde, an Land zu gehen, um für sich und die Kollegen Kleider und Wäsche zu holen, denn sie halten sich damit nicht versehen. Der Wirt vom .Goldenen Bremerschlüssel" war von ihrem Bericht nicht überrascht. Daß Renner und Kurz nicht mehr an Bord zurückkehrten, war selbstverständlich. Der Wirt sagte ihnen aber, sie würden in seinem Hause nicht sicher sein und emp-fahl ihnen, sich schleunigst an den Magistrat zu wenden. Unterdes meldete» sich die Matrosen, d.ie Renner und Kurz . wieder an Bord dringen sollten. S!. zogen uvverrich'.eter Dinge ab und nun wurde d«x Seite 2 Wandlung und Anpassung milmache», eS werden aber einmal, und in nicht allzulanger Zeit, wenn alt Folgen des Kriege« die allgemeine Verarmung und vielfache« Elend an den Tag kommen werden, auch ihre Ideale und Ziele an die Führung kommen, wenn die soziale Welle die zuerst notwendigen Au«-gleich« geschaffen hat. Es kommt die Zeit der allge-meinen Not, die alle beten lernen wird. Wer sich in die Jache ganz hineindenkt, wird bald sehen, daß Freiheit in unsere Kulturstufe mehr Pflichten al« tausend Befehle bring». Trotzdem sehnn» wir uns darnach, weil die selbstangelegten Fesseln der Kultur und des wahrhaften Mi'.leideS mit dem Mitmenschen vielleicht die schwersten aber auch die würdigsten sind. Wa« diese Freiheit sür unS ganz konkret bedeuten soll, da« können wir erst zu sagen versuchen, wenn die erste Freiheit des modernen Staate«, die Freiheit des Worte? in der Presse wieder einmal hergestellt ist. Noch herrscht Chauvinismus im Lande und hoch gehe» die nationalen Wogen. Es ist klar, daß wir Deutschen daher noch eine zuwartende Haltung einnehmen müssen, doch wollen wir glauben, daß den Worten von der Freiheit Taten der Gerechtigkeit solgen werden. Der (£i«iinirti Der ungarischen Ereignisse in Wir«. Wien, 9. August 1919. Die Einsetzung deS Erzherzogs Joses zum Obersten Machthaber in Ungarn war für Wien, und zwar auch für die Regierungskreise, eine voll-ständige Ueberrafchung. Man wußte zwar, daß die Ezegediner Regierung mit dem Prinzen Windijch-grätz in rcger Fühlung stehe und dementsprechend eine monarchistische Restauration anstrebe, allein man hielt dafür, daß die Cache noch lange nicht spruchreif sei und verließ sich im übrigen auf die Meinungsverschiedenheiten, die im Schoße der En> tente über die ungarische Frage bestünden. Der Nachrichtendienst der gegenwärtigen Regierung hatte sich wiederum als vollständig unzureichend erwiesen, wir sind in dieser Hinsicht weit schlimmer daran als unter dem alten, in diesem Punkte gewiß nicht hervorragenden System, weil eben sür viele Leute de« neuen Regimes die Partei die Welt ist. Also wurde man überrascht und zwar gründlich und tut jetzt natürlich so, als ob uns fetzt die ganze Sache nicht viel anginge. Daß .die in Ungarn einsetzende Reaktion das Ergebnis der Kunschen Diktatur ist. gibt auch die Arbeiter-Zeitung zu, eben deshalb aber tröstete man sich damit, daß .uns so etwas nicht passieren" könne, weil wir unS nicht in die bolschewistischen Abenteuer eingelassen haben. Ob diese Beruhigung echt ist, mag dahin- erste Leutnant mit einer größeren Anzahl Matrosen geschickt, die Ungehorsamen mit Gewalt zu holen. Sie halten indessen Zuflucht im Rathau« gesunden und der Bürgermeister erklärte, er werd« sie auf keinen Fall ausliefern. Diesen Standpunkt machte er auch mit Würde dem Offizier klar. Schließlich konnte man doch nicht wegen eine« Adagio von Beethoven oder einiger Wiener Walzer und Tiroler Lieder die Stadt bombardieren. Außerdem hatte man ja noch vier Karlsbader in Gewahrsam. Diese gerieten in Verzweiflung, als ihnen gesagt wurde, sie dürften sich überhaupt nicht ent» fernen, sie wären in die Stammrollen des Schiffes eingetragen. Auch für die entsprungenen Kollegen wußte man Ersatz. ES tauchte auf einmal eine Bande SizUianer aus, die man irgendwo in Italien angeworben und die bis zur Ankunft der Böhmen die Tafelmusik besorgt hatten. Mit dieser Ergänzung sollten die Karlsbader ein Orchester bilden. Gleich, zeitig kamen sie ins Zwischendeck und empfingen nur mehr MannschaftSkost. Ende Juni segelte die Fregatte nach Liverpool. Sehnsüchtig halten die Karlsbader erwartet, ven hier aus entlassen zu werden. Aus ihre inständige Bitte erhielten sie einen niederschmetternden Bescheid. Der Kommandant hatte den Befehl vorgefunden, das Kriegsschiff für eine weile Reise bereit zu machen, von unbestimmter, jahrelanger Dauer. Eine gute Kapelle war natürlich unter diesen Umständen noch viel schätzbarer. Cillier Zeitung gestellt bleiben, denn niynand kann darüber im Zweifel sein, daß die Budapest« Ereignisse aus die Nachbarstarten umso sicherer zurückwirken werde». alS man es nicht mit einem monarchistischen Putsch zu tun hat. sondern mit- der Durchführung eine« Plane« der Entente, der sich nicht auf Ungarn allein beschränkt. Beachtenswert sind deshalb die Aadeu-hingen, die da» Deutsche Volksblatt darüber macht Während die übrigen Blätter sich lediglich mit der Tatsache der monarchistischen Schilderhebung be» schäftigni, der beiläufig gesagt nur die Reichspost eine freundliche Seite abgewinnt, deutet das Deutsche BolkSblatt an, daß es sich bei der Wiedereinsetzung der Habsburger in Ungarn um einen letzten Versuch der Entente handle, die alte österreichisch ungarische Monarchie ohne Polen in der Form einer Donai^ konsöderotion wieder auszurichten, weil es ihr nur dadurch möglich erscheine, den Anschluß Deutsch-österreichS an Deutschland auf die Dauer zu ver-hindern. Von dieser Annahme ausgehend, macht daS genannte Blatt nun die Tschechen und die Südslawen darauf aufmerksam, daß ihre Politik, die Zukunft ihrer nationalstaatlichen Entwicklung auf der Unter-drückung Deutschösterreichs aufzubauen, sich bereits jetzt als durchaus verfehlt erweise, weil die Ver-gewallizung Deutschösterreichs durch seine slawischen Nachbarn und die Vernichtung seines nationalen SelbstbestimmungSrechtes es unmöglich machen, der in Ungarn einsetzenden Reaktion zu widerstehen und sich mit Erfolg dem Versuche der Ausrichtung einer Donaukonföderation entgegenzustellen, die, wie bereit« jetzt in Ententekreiien zugegeben werde, die Bereinigung ver Südslawen verhindere, im weiteren Verfolge aber auch den tschechoslowakischen Staat in feinen Machtbcreich ziehen lind sich wieder ein-verleiben werde. — Die Schlußfolgerung deä Blattes, daß diese Entwicklung nur ausgehalten werden könne, wenn Dcutschösterreicher, Tschechen und Südslawen sich zwar nicht mehr zu einer staat» lichen Gemeinschaft zusammentun können, wobl aber aus der Grundlage «neingeschränkter gegenseitiger Anerkennung des nationalen Selbstbestimmungsrechtes gemeinsam jeden Versuch einer Reaktion bekämpfen müssen, ist zweifellos richtig, die Frage ist nur. ob man in Prag. Laibach und Belgrad schon so weit ist. um zu erkennen, daß die Stunde, wo auch Tschechen und Südslawen zu bloßen Werkzeugen deS Imperialismus der einzelnen Ententemächte berabgedrückt werden sollen, bereits geschlagen hat. Die Stimmung in den hiesigen Regierung?-kreisen ist außerordentlich gedrückt, man »pürl, daß man alle Fühlung mit den Ereignissen verloren hat und das läßt zunächst die definitive Besetzung d'r Leitung deS auswärtigen Amtes als unaufschiebbar erscheinen. Daß Doktor Renner auS seiner Isolier-zelle in Sailtt Germain die auswärtige Politik leiten zu können glaubte, hat sich als ein recht veinlicher Irrtum erwiesen, desgleichen aber auch die ganze Methode der sozialdemokt mischen Parteiführer, aus» wärtige Politik ohne rechte Fühlung mit der Oeffentlichkeit zu machen. Aber den Leuten ist eben die Partei die Welt. Die Karlsbader hatte» natürlich nur daS Zeug und die Kleider, die sie am Leibe trugen und fingen an, immer abgerissener auszusehen. DaS schien endlich a.^ch den Offizieren einzuleuchten, den sie schlugen diesmal ihre Gesuchc. ans Land ;u gehen, nicht ad. Vielleicht dachten sie auch, die Böhmen würden in der englischen Stadt ratlos dastehen und sich mit niemandem verständigen können. Jedoch berechneten jene, es müsse in dem großen Hafen Kneipen geben für deutsche Schiffs-leute und tatsächlich sahen sie sich nicht getäuscht. Von den deutschen Matrosen ersuhren sie den Namen eines angesehenen deutschen HandlungShauseS, dessen Vorstand sich seiner Landsleute kräftig anzu-nehmen pflegt. Sie wurden nichk enttäuscht. Der edle Mann sorgte für ihre Unterkunft und Ans-stattung und empfahl sie den kirchlichen Gemeinden. Einer der ersten Advokaten Liverpools sollte auf seine Kosten die Anklage wegen Freiheitsberaubung gegen den Kommandanten der „Bristol" erheben. Die wackeren Karlsbader wollten ihrem Gönner nicht lange zur Last fallen. Sie konnten eS ja auch hier mit ihren Zaubergeigen versuchen Unter den Musikern rn Liverpool befanden sich viele Deutsche, die sofort ihre Mithilfe anboten- Die Schicksale der Karlsbader wurden in weiteren Kreisen bekannt, die Zeitungen schrieben mißbiligend über den Fall und regten zum Besuch des bevorstehenden Konzertes an. Der Erfolg übertraf alle Erwartungen. Der Inhaber des KonzertsaaleS legte Listen aus, in die sich die Besucher für weitere fünf Konzerte einschrieben. ' Pummer 15 Der neue Mittrlschul-Lehrplan. Einzelne Tagesblätter veröffentlichen Auszüge auS dem Entwurf« eines neuen L I,rplaneS für Mittelschulen im Königreich« der SHI. Der Ent-wurf wurde bisher dem Parlamente noch nicht vor-gelegt, er soll vorerst von einer Prosessoren-Ksm-mission begulachtet werden und trotzdem schon mit dem Schuljahre l919/5(1 zur Einführung gelangen. ileuÜerft stiefmütterlich wird die deutsche Sprache i» ErttwUlse behandelt. An humanistischen Gymnasien soll die deutsche Sprach- überhaupt nicht mehr ge-lehrt werden, weder al« Unterrichtssprache, noch als Freigegenstand, an Realschulen und Realgymnasien nur als Freigegenftand nnd hält« der Schiller die Wahl zwischen Deutich und Englisch. Dagegen wäre die sran,ösische Sprache schon von d«r zweilen Klasse an obligat. Da« k'erikale Blatt „Slooence" kritisiert den Entwurf ziemlich abfällig, bemängelt das Fehlen einer Bestimmung darüber, daß an slo» wenischen Schulen da« Serbokroatische und an serbo-kroatischen Schulen das Slowenische nicht als Lehr-gegenstand eingesührl werden soll und macht dann folgende zutreffend« Bemerkungen: .Im allgemeinen macht der Lehrplan aus uns den Eindruck, daß die Jugend in erster Linie die Sprache jener Menschen wird lernen muffen, mit denen sie vielleicht nie in Berührung kommen wird, nicht aber jener, mit denen wir Nachbarn fei» werden. Der Gymnasialschüler (Humanistische Abteilung) wird nebst der Muttersprache so» den ltbendrn Sprachen nur die srauzösiisch« lernen. Nehmen wir einen Slowenen au« Marburg oder a»S Kärnten an, der in sprachlich gemischte» Ge-genden amtieren und mit deutschen Parteien zu tun haben wird. Nach Absolvierung seiner Gymnasial-studien wird er deutsch nicht einmal lese» können, wenn er es nicht privat gelernt hat, da nach dem neuesten Studienplan daS Deutsche an d«n huma-nistischen Gymnasien überhaupt nicht gelehrt werden wird. Die Geschichte und Geographie unserer Länder, die Beiträge zur Kenntnis unserer Flora und zur Geologie unseres Landes usw. usw. sind teilweise oder ganz in deutscher Sprache geschrieben. Unsere öffentlichen und Privat Bibliotheken sind angefüllt mit deutschen Werke». Alles da« wird nun de» Ab-solventen des humanistische» Gymnasiums unzuging. lich gemacht. Die unausbleibliche Folg« davon müßte sein, daß bei »nS niemand mchr da« humanistische Gymn sium besuche» würde. Ja Skoplje ist vielleicht die Kenntnis der französischen Sprache wichtiger, als die der deutschen, für Tteiermark kann man aber das doch nicht behaupten. Freilich, „die Deutschen sind unsere Feinde"! Auch die Franzvseu und Engländer waren die natürlichen Feinde der Deutschen, ober trotzdem wurse in Deutschland das Studium der französischen und englischen Sprache intensiv gepflegt. Gegen den Feind werden wir nicht gesichert sein, wenn wir ihn nicht kennen, sondern Noch an Bord der Fregatte in Liverpool war eS den Böhmen gelungen, ein Schreiben an die kaiserliche österreichische Gesandlschast in London abgehen zu lassen. Jetzt kam die Antwort deS Gesandten, er habe bereit« Klage eingereicht und hoffe bestimmt, ihnen Genugtuung zu verschaffen. Einige Zeit zuvor hatte der Kommandant der „Bristol* eine Zuschrift der norddeutschen Regierung empjangen und geöffnet, aber nicht gelesen. Er war der deatichen Sprache nicht mächtig. Tollte er eS von seinem ersten Leutnant übersetzen lassen? ES konile ja auch ein diplomatisches Geheimnis darin stehen. In dieser Ungewißheit blieb e« unerledigt. Dieses Schriftstück enthielt aber eine Auffor-derung der vorddeuischen Regierung, die Karlsbader unverzüglich zu entlassen. Die Kurverwaltung von Norderney hatte den Fall angezeigt, nachdem sie lange vergeblich nach deu Ursachen deS Ausbleibens ihrer Kurmusik geforscht und endlich auS Bremer-haven den wahren Sachverhalt vernommen hatte. Die Karlsbader wurden verständigt, daß der Prozeß in London geführt werde. Sie übersiedelten daher nach dieser Stadt, wo sie sich gleich wieder um Erwerb umsahen. Abermals trugen ihnen deutsche Kollegen ihie Mitwirkung an und die Lon-doner Presse bereitete ihnen den Weg durch sym-pathische Darstellung ihrer Mißgeschicke. So war ihnen auch hier der Lebensunterhalt gesichert. Der Prozeß zog sich in die Läage. Die Fregatte war zwar nicht abgesegelt. Ihr Kommandant hatte eine Untersuchung aus ihre Un- Nummer 15 (Eillier Zeitung Seit« 3 nvr, wenn wir ihn kennen. UebrigenS wird unser Stieben ohnehin lange Zeit dahin gerichtet sein müsse», mi: unseren d/«tschen > Nachbarn in Friedn zu leben. Wir Jugoslawen sind durch den Krieg mehr als dezimiert worden." Politische Rundschau. Das neue Kabinett. Die Bildung eines KonzentrationS-MruisteriumS ist gescheitert, dagegen ist dem designierten Minister-Präsidenten Dr. Ljuba Davidovic die Bildung eines Koalitionsministeriums mit Unlersttzützung der „De-«okratischen Vereinigung und derSozialisten gelungen. Die neuen Minister wurden bereits beeidigt. Bisher wurden 16 Minister ernannt, 3 Posten sind noch unbesetzt. Bon den 16 Ministern gehören 11 der Demokratischen Vereinigung an, 3 sind Sozialisten und 2 parteilos und zwar: Präsidium: Davidovic (Dem. Bereinigung). AeußereS: Trumb'e (Parteilos). Krieg: General Hadzic (Parteilos). Finanzen: Veljkooic (Dem. Bereinigung). JnnereS: Svetozar Prebicevic «Dem. Bereinigung). Justiz und Konstituante: Timotijevic (Dem. Bereinigung). Handel und Industrie: Krämer (Dem. Ber. einigung). Verkehr: Draskovie (Dem. Bereinigung). Bauwesen: Bulovic (Dem. Bereinigung). Unterricht: Marinkovic (Dem. Bereinigung). Religion: Alaupovic (vem. Bereinigung). Agrararresorm und Äckerbau: Poljat iDem. Bereinigung). Post undTclcgraph: Lukii.ie (Dem. Bereinigung). Ernährung und Wiederaufbau: Bukseg (So« zialdemokrat). Sozialpolitik: Korac (Sozialdemokrat). Forst- vnd Bergwesen: Kristan ! Sozialdemokrat). Demission der Landesregierungen. Alle Landesregierungen werden sofort nach der Konstituierung der neuen Regierung ihre Demission in die Hände deS neuen Ministerpräsidenten geben. Ungeklärte Lage in Belgrad. Das sozialdemokransche Blatt Naprej schreibt, daß die agrarischen Verbände mit der neuen Re-gierung nicht zufrieden seien. Diese Parteien, inS-besondere in Slowenien und Kroatien, streben einer» seit« den Föderalismus an, anderseits neigen sie einer Donaukonsöderation zu, weil sie sich in beiden Fällen größeren Einfluß im Staate erhoffen. Diese Parteien feien daher eifrig an der Arbeit, die Re-gierungSmeHrHeit zu sprengen und finden dabei Unterstützung an ven Alnadikalen. Die Lage sei daher noch keineswegs fest und werde die Entschei-dung vielleicht schon in der ersten Sitzung fallen. Komme tauglichkeit eingereicht und die „Bristol* kam also in die königlichen Werften und wurde abgetakelt, der Kommandant jedoch nahm einen auSgiebizen Urlaub. Der wichtigste Zeuge, der erste SchisiSleutnant, Mr. Lee, hatte einige Zeit vor Beginn des Pro-zeffts eine weite Seereise antreten müssen und der Befehl zur Rückkehr konnte ihm bei den damaligen Postverdindungen sehr fpät zugestellt werden. Endlich konnten die gerichtlichen Verhandlungen beginnen. Man war allgemein gespannt auf den AuSgang. Der Präsident des GerichlshofeS ließ den Karlsbadern sagen, sie hätten nichts zu fürchten, in England herrsche das Recht und sie dürften' eine hohe Entschädigung beanspruchen. Da griff im letzten Augenblick Lord Lyston ein, der Oheim des Kommandanten. Er bot durch seinen GeschästSträger den Böhmen eine Abfindung von vierhundert Pfund Sterling. Nach einigem Besinnen nahm?» sie an, sehr gegen den Willen ihrer Freunde. Aber die ausgestandenen Leiden, die Entfernung von ihren Familien und das Heimweh hatten die Männer mürbe gemacht. Ueber ein Jahr war feit ihrer Entführung verfloffen. Ihre» Verteidiger hatte der Liverpool« Gönner bezahlt. Von den vierhundert Pfund mußten sie die Hälfte dem Gericht überlassen. Der Kapitän fand sie mit einfacher Matrosenlöhnung ad und doch waren sie herzensfroh, als sie anfangs Juli ihre Vaierktadt wieder begrüßten. M. W. in der „Reichspost". eS wieder zu einer Krisis, fo weide wahrscheinlich ein KonzentrationS«inisteriu» gebildet werden müssen, zu einer praktischen Arbeit werde eS allerdings auch dann nicht kommen. Die Oppositionsparteien. Die neue Regierung in Belgrad wird voraus-sichtlich nur über eine Mehrheit von 20 -immen verfügen. Nach einer Meldung der Tribuna haben die Oppositionsparteien, bestehend aus dem jngo-slawischen und nationalen Klub, den unabhängigen Radikalen und Demokraten und den Nationalen be-schlössen, mit aller Energie zusammen mit den Ra-dikalen gegen die Regierung vorzugehen. Das Programm des neuen Kabinettes. Die Demokratija bringt einen Leitartikel über das Programm der neuen Regierung, daS in seinen Hauptpunkten solgeudeS wäre: l. Liquidierung der internationale» Situation. 2. Organisierung der ProduktionSkräfte 3. Organisierung des Verkehrs. 4. Hebung der industriellen Produktion. 5. Demo-bilisierung. 6. Die Invaliden, und Freiwilligenftage. 7. Fragen der Kriegsentschädigung, Valuta und Emissionsbank. 8. KriegSgrwinnsteuer. 9. Agrar« reform, Arbeiterverficherung und achtstündiger Ar» beitStag. Die Ostgrenzen Iugoslaviens. Den neuesten Nachrichten auS Paris zufolge hat der oberste Rat dem Königreiche der Sys die ganze Baczka und einen großen Teil der Baranya mit der Stadt Peczuh zugesprochen. Die Baczka umfaßt das Gebiet zwischen der Donau und Theiß mit über 11.000 Onadratkilometer und 800.U00 Einwohnern, wovon ungesähr 70 Prozent Serben sind. Die Baranya nmsaßt daS Gebiet am rechten Ufer der Donau und dem linken User der Drau mit ungefähr 5000 Ouadratkilometer und :>50.000 Einwohnern, darunter 6." Prozent Serben, der Rest find Deutsche und Magyaren. Grenzbestimmung in Karnten. Von der deutschösterreichischen FriedenSdelegauon wurde in Paris die Forderung gestellt, daß die Demarkationslinie südlich bis zur Drau verschoben werden möge. Nach einer Berechnung der Jugo-slavia würden in diesem Falle von 150.000 Slo-venen in Kärnten höchstens noch 50.000 bei Jugoslawien verbleiben. Mit diesem Gebiete gingen auch 12 slowenische Kreditinstitute verloren. Volksversammlung in Bleiburg. Freitag den 15. August fand in Bleiburg eine mafsevhast besuchte Volksversammlung statt, an welcher auch General Majster und Fürstbischof Jeglii teilnahmen. Nachdem zahlreiche Redner, da-runter auch die beiden vorgenannten, gesprochen hatten, wurde eine Resolution angenommen, in welcher gegen die Beschlüsse der Friedenskonserenz und gegen einen allsälligen Anschluß an Deutsch. Österreich entschieden Einsprache erhoben wurde. Die Wiederherstellung der Monarchie. Die Bestrebungen z>.'r Wiederherstellung der alten österrcichifch-ungarifchcn Monarchie, für welche ein erster Versuch in der Bestellung des Erzherzog« Josef zum ReichSverweser in Ungarn erblickt werden muß, doben natürlich auch heftige Gegenströmungen ausgelöst. Staatvkanzler Dr. Renner hat aus seiner Reise nach Saint Germain dem Vertreter der amerikanischen D«p. Agentur gegenüber sich beklagt, daß man Deutschösterrtich nich: zur Ruhe kommen lassen wolle und sich geäußert, daß infolge der Er-eignisse in Ungarn die Kommunisten wieder aus-leben und daß nunmehr an einem Abbau der BoltS-wehr nicht gedacht werden könne. Dr. Renner er-klärte weiters, daß der Berluch der Wiederherstellung der Monarchie in Deutschösterreich nur zu einer blutigen Niederlage der Reaktionären sühren könnte. «18 monarchistisch gesinnt können Hustens gewisse kleine Kreise der Wiener Ehristlichsozialen gelten und jene Personen und Familien, deren Einfluß und Glanz zusammen mit der Monarchie verschwun-den ist. Aber nichlSdeftoweniger wäre cS uns sehr unangenehm, unsere ruhige Entwicklung auf einmal durch neue Kämpfe unterdrocheii zu fehen. Die En> tcr.tr, insoweit sie hinter Erzherzog Josef stehen sollte, hat wieder einmal eine sehr unglückliche Hand bewiesen. Ueber das neue System, mit dem Ungarn beglückt werden soll, möchte ich nur folgendes sagen: Die neue Regierung soll erklärt haben, daß die Nationalversammlung, die über die SlaatSsorm zu entscheiden haben wird, gewählt werden soll auf Grund deS bestehenden Wahlrechtes Die fehr zwei-deutige Ausführung besagt,. daß die Wahlen statt-finden sollen auf Grund deS alten Wahlrechtes, daS bekanntlich eine« der reaktionärsten von Europa war und nich? nur d'e Arbeiterschaft, sondern auch daS GroS der Bauen, vom Wahlrecht auSschwß. Und das wag: man anzukündigen in eine.'Zeit, die durch daS Ansteigen der dem: lratischen Flut in allen Ländern gekennzeichnet ist. In Wien wurte dieser Tage eine große M»ni« sestation für die Republik ar^ehalien. 10.000 Personen defilierten vor ">em Parlamente, wo sict, >ille KabinettSmitgliedcr verdamme.: hatten. Der Prisil>.'nt der Republik hielt eine Rede, in der er dem W, len der Bevölkerung Ausdruck verlieh, jeden Angriff a^f die Freiheit niederzuschlagen, wenn es no« tun würde, selbst mit den Waffen in der Hand. Trotz« dem daS Land von Hunger und Not bedroht ist, wird Oesterreich die errungene Freiheit verteidigen. Auch die tfchecho-flowakiichc Republik und Jugo-slawien haben gegen diese Bewegung Stellung ge« nommen. Der Präsident der jugoslawischen Delegation in Paris, Pasii, erklärte, daß die Regierung und die öffentliche Meinung mit aller Entschiedenheit eine Restaurierung der Habsburger verwerfen. Mr. Polk gab zu verstehen, daß die amerikanische Delegation diesen Standpunkt teile und daß sie entschlossen ist, die Haltung Jugoslawiens und der Tschechoslowakei in diesem Betrachte zu unterstützen. Freunde der monarchistischen Bewegung. Wien, 18. August. Dem Neuen Wiener Tag-blatt wird ans Berlin telegraphiert: Die Deutsche Allgemeine Zeitung meldet aus Lugano: Die Ab-sichten gewisser englischer Kreise in bezug auf Oester-reich und Ungarn kennzeichnet ein von dem Parif.r Vertreter deS Secolo berichteter Ausspruch Balfours, der kürzlich einem Balkanvolitiker gegenüber erklärte: Entweder seid ihr damit einverstanden, mit Oester» reich und Ungarn ein wirtschaftliches Bündnis ein-zugehen oder wir werden unS damit besassen, in dieser oder jener Form die Donaumonarchie wieder herzustellen. DaS tschechische Blatt Benkov bringt einen Bericht seines Budapefter Korrespondenten über die reaktionären Machinationen zur Wiederherstellung der Habsburger Monarchie, bei welchen auch der böhmische Adel eine Rolle spielt. Die reakttonären KlubS haben ihre Tätigkeit auf Wien, Ungarn, Polen, die tschecho-slowakische Republik ausgedehnt und arbeiten besonders in der Schweiz. Dr. Gagli-ardi, das geweiene Mitglied der kroatischen Frank-Partei, war angeblich einige Male in Prag und de-mühte sich, mit der tschecho-slowakischen Regierung in Berdindung zu treten. Doch kam er hiedei nur so weit, daß er mit den Mitgliedern der klerikalen Partei konsenere» konnte. Ende Mai versuchten die Habsburger Klerikalen ihren Haupiangeiff gegen die tschecho-slowakische Republik und wollten ein Me-morandum vorlegen, laut welchem sie in der Slo-wakei ein Heer gesammelt hätten, vaS unter dem Kommando ungarischer Offiziere stünde und mit welchem sie Budapest besetzen wollten. Der Führer dieses Planes war der gewesene Obergespan von Bratislava Smrecsanyi, ihm zur Seite stand Doktor Gagliardi. Leide versügten über hohe Geldsummen und wurden von italienischen Kreisen und Oberst Cunnigham (?) unterstützt. BöhmifcherseilS wurde dieser Plan vom Führer der Klerikalen, Razvorka, unterstützt. Die tschecho slowakische Regierung war in alle Einzelheiten eingeweiht und wußte, daß alle Fäden in die Schweiz zum ehemaligen Kaiserpaar sühnen. Zum Besuche deS österreichischen HofeS in St. Gallen sollen auch andere klerikale Führer ge-reist sein und werden darunter auch Fürst Windisch-Grätz und Dr. Susters c genannt. Wiedererwachen der zaristischen Bewe-gung in Ruhland. AuS Stockholm wird gemeldet: SvenSka Dag« bladet befaßt sich mit der wiedererwachten zaristi-fchen Bewegung unter russischen Emigranten. DaS Blatt berichtet, daß eine zaristische Liga gebildet wurde, deren Mittelpunkt Stockholm und deren wichtigste Nebenzentralen London und Helsingfors sind. Die dekorative Figur, um die sich die russischen Raktionäre gruppieren, ist die Zarin-Mutt.'r Marije» geosororma Svcnska Dagbladet behauptet, daß die Enteniemächte dieser Aktion wohlwollend gesinnt seien, worauf es auS dem Umrande schließt, daß die Akteure der Liga von der englischen und fran-zösischeu Regierung ohne weiterS Reisepässe erhalten haben, obwohl diese Regierung sonst den Russen die Reisedewilligungen nicht zu bewilligen pflegt. Ein „Verweser" sür die Tschechoslowakei? Wien, l7. Slugust. Dem Abend wird über Genf aus Pa-'S telegraphiert: Die englischen Ver- ©fite 4 tret« in Paris bezeichnen die Nachricht von ein« Bewerbung des Herzogs von Counaught um den Thron Böhmens sür falsch. Er käme höchstens al» Ententeverweser in Betracht, fallS die Mehrheit der Tschechen die monarchistische SiaaiSsorm anstrebe. Dir Humanitee erörtert die Lage in der Tschechoslowakei und sagt, eS dürste dort bald eine Diktatur eingesührt werden. Die Entente und vor« nehmlich Frankreich wollen diese Dikta.ur, durch die den Tschechin gleich den übrigen neuen Freistaaten die Rolle von abhängigen Staaten zugeschrieben werd«. Die tschechischen Sozialisten müßten sich gegen diesen ruchlosen Plan zur Wehre setzen und alle Mittel anwenden, die Socialisten Frankreichs würden sie dabei durch einen Sturm gegen die französische Regierung unterstützen. Dem gegenüber meldet jedoch daS tschecho-slowakische Preßbureau : Verläßlichen Pariser Nachrichten zufolge beabsichtigen die Ententemächte rn keiner Weif«, weder unmittelbar noch mittelbar, die Bestrebungen der Habsburger zu unterstützen oder irgendwie daS jetzige, nicht anerkannte Budapest« Regime zu stärken. Da gemäß den letzten Anzeichen auch Rumänien der Entscheidung deS RateS der vier Generäle sich unterwerfen wird, ist eine einheitliche Anschauung der ganzen Entente über daS ungarische Ereignis gesichert. Unserseits könnnen wir die Ver-sicherung hinzufügen, daß zwischen einem Habsburger Magyarien und der tschecho-slowakifchen Republik jede gemeinsiune Arbeit ausgeschlossen wäre. , Oesterreichifche Republik Der Oberste Alliiertenrat richtete an die Wiener Regierung die Aufforderung, der B uennung .Deutschösterreich" zu entsagen und einfach den Titel „Oesterreichifche Republik' zu gebrauchen. Der Konkurs Deutschösterreichs beabsichtigt. P~! Die Wiener M.ttagspost veröffentlicht ein« Unterredung ihres Pariser Berichterstatters mit einem amerikanischen Diplomaten, ivelcher sich» solgendermaßen äußerte: Oesterrrich wird, wahr» scheinlich seine finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem Ausland« nicht erfüllen. Die Entente wird dann den Gläubigern Oesterreichs ein legales Man-dat übertragen und bis zu einem gewissen Maße den Konkurs über den österreichischen Staat ver-hängen. Das alles ist schon längst erwogen. Wahr-scheinlich wird ein« siebengliedrige Kommission als Masieverwalter eingesetzt, in welcher England, Frankreich, Amerika, Italien, Belgien, die Nieder-lande und die Schweiz vertreten sein werden. In die inneren Verhältnisse Oesterreichs werden wir un«, unseren Grundsätzen gemäß nicht mischen. Westungarn. Staatskanzler Dr. Renner hat eine Note an den Präsidenten der Friedenskonferenz, Clemeoeeau. gerichtet, in der er die Entente bittet, den rumäni-schen und ungarisches Truppen dt« Besetzung Deutsche westmigarns zu untersagen und Deutschösterreich zu gestatten, mit Gendarmerie, VolkSwehr und Sicher-heitSwache für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in Deutfchwesiungarn zu sorgen. Dem Agramer Tagblatt wird dazu aus Wien telegraphiert, daß deutschösterreichische Truppen die lvestungarischen Komitate besetzt haben, um dort die öffentliche Ruhe und Ordnung zu sichern. Die öfter-reichifchen Truppen wollen dieses Gebiet bis zur endgültigen Entscheidung der Friedenskonferenz über feine Zugehörigkeit, besetzt halten. Siebenbürgen autonom DaS rumänische Pressebureau berichtet auS Hermannstadt, daß die große Nationalversammlung für Siebenbürgen mit den Sitzungen bei Anwesenheit aller Minister für Siebenbürgen begonnen hat. Die neue deutsche Verfassung. DaS ReichSgefetzblatt veröffentlicht die Ber-fafsung, di« damit in Kraft getreten ist. Der Reichspräsident ha« den bisherigen Präsidenten des Reichs-Ministeriums Gustav Bauer zum Reichskanzler er-nannt. Die deutsche Nationalversammlung führt von jetzt ab die Bezeichnung Reichstag. Die bisherige Vertretung der Landesregierungen be> der Reichs» regierunz (Staatenausschuß) hat ausgehört zu bestehen. An seine Stelle in der Reichstag getreten. Der Reichspräsident hat eine Verordnung erlassen, wonach alle Beamten des Reiches, der Landes- und Kommunalverbände, der Gemeinden und sonstigen öfsentlichen Anstalten, sowie die Angehörigen der Wehrmacht unverzüglich auf die ReichSversassung zu vereidigen sind. Cillier Zeitung Rücktritt des Erzherzogs Josef. Nach Blättermelduugev hat Erzherzog Joses sich bereit erklärt, eine KoalitionSregierung zu be-rufen, allen politischen Rechten zu entsagen und als Privatmann den AuSgang der sofort auszu-schreibenden Wahlen abzuwarten. Die Verhandlungen wegen Bildung einer KoalitionSrezierung wurden sofort eingeleitet. Aus Slaftl mift kauft. Todesfälle. Am 20. August ist in Gonobitz Herr Dr. Moritz Ritter Nagy v. Rothkreuz, Generalstabsarzt und Chef des militärärztlichen Offiziers -korv» i. R. nach längerem schwerem Leiden gestorben. — Am 10 August ist Herr Franz Zich. Tierarzt und SchlachthauSverwalter in Bad Jschl, der srüber durch mehrere Jahre Verwalter des städtischen Schlachthauses in Cilli war, im Alter von 46 Iah« rcn gestorben. Vermählungen. Herr Heinrich Printschitz Kaufmann in Marburg, hat sich mit Fräulein Mary Prugger, ehemalige Leiterin deS deutschen Ki.ideigartenS in Hochenegg, vermählt. — Am 21. August fand in Graz in der Hcrz-Jefukirche die Trauung deS Fräulein Elly Matufchka mit Herrn Hauptmann nnd Gutsbesitzer Albrecht Rau-scher statt. Evangelische Gemeinde. Morgen, Sonn-tag, find« in der ChrisiuSkirche um 10 Uhr vorm. ein öffentlicher Gottesdienst statt. Kundmachungen des Stadtmagi-ftrates. Mit einer Kundmachung vom IS. August wird der Verkauf von Lebensrnitteln von HauS zu HanS vor 11 Uhr vormittags verboten. Vor dieser Stunde ist anch in der Stadt und Umgebung vaS Verkaufen von Lebensmittri durch Händler und Kaufleute verboten. Mit einer Berordnuug vom gleichen Tag? wird die Bewohnerschaft der Stadt im eigenen Interesse aufmerksam gemacht, mit dem WasserlettungSwasfer möglichst zu sparen. Ueber-tretungen der letzteren Vsrichrift werden bestraft. Wir verweise» gleichzeitig auf die betreffenden Ein« fchattungen im Anzeiget«!? des BlatteS. Der Sannsteg. Der vom letzten Hochwasjer beschädigte Sannsteg wurde vorläusig als Notsteg wieder hergerichtet und wird schon in den nächsten Tagen dem Verkehre übergeb«» werden. Fürsorge für Kriegswaisen. Mit einer Kundmachung des SladimagistraleS Eilli vom 20. August werden alle KriegSwaisen auS der Stadt £tlli und der Gemeinde Umgebung Cilli. die in so schlechten Verhältnissen leben, daß sie einer Unter-stützuug bedürftig sind, zur Meldung ausgesondert. In Betracht kommen KriegSwaiien im Alter bis zu 16 Jahr«n, die ohne Eltern sind und die ihren Vater i« Kriege verloren haben, wenn auch deren Mutter noch lebt. Auch uneheliche Kinder kommen in Betracht, die ihren Vater im Kriege verloren haben. Damit die Richtigkeit der behaupteten ärmlichen Verhältnisse erhoben werden kann, haben sich Parteien aus der Stadt Cilli bei der städtischen Polizei zu melden, die die UnterstützungSbedürftigkeit erheben wird. Für Parteien aus der Umgeduug Cilli wird diese Bestätigung die Gemeinde Umgebung selbst ausstellen. Mit dieser Bestätigung, bezw. mit der Aeußerung der Stadtvolizei versehen haben sich die Parteien ipätesten« bis 29. August an AmiSiagen von 9 bis 12 Uhr beim städtischem WirtfchaftSamte zu melden Die betreffende Kundmachung bringen wir auch im Anzeizeteile. Staatliche Arbeitsvermittlungsstelle. In der verfloffeneli Woche haben 39 männliche und 6 weibliche Kiäfte Arbeit gesucht; gesucht wurden 24 männliche und 9 weibliche Arbeitskräfte. Ar-bettSvermittlungen wurden in 13 Fällen vollzogen. Ärbeit suchen: 15 Monteure, Heizer, Schlosser, Schmiede. Spengler usw., 4 Müller, Bäcker und Fleischer, 5 Kellner und , Kellnerinnen und ■2 Poliere, 1 Bautechniker. 6 Zimmerleute, Gärtner ltud Glaser, 12 Bergknappen, 7 Knechte, 7 Oeko-nomen, 10 Schreibkräfte, 4 Köchinnen, 4 Kassierinnen. 19 Handlungsgehilfen, verschiedene Lehrlinge und 49 Arbeiter. Gesucht werden: Schlaffer, Spengler, Tischler, Faßbinder. Knechte und Mägde, Köchinnen, Stubenmädchen, gewöhnliche Arbeiter und Taglöhner. Verband der Kriegsinoaliden. Vom Verbände der KuegSinvaliden in Cilli wird unS feichrieben: Sonntag, den 17. M. wurden Ver-ammlungen des Verbandes in Marburg und Hrastnigg abgehalten. In Marburg sprachen LeStov-sek und Meznaric aus Cilli, in Hrastnigg F. «o>z'o maj aus Cilli. In Hrastnig wurde eine Filiale ge-gründet und überall gelang eS. neue Mitglieder Nummer 15 anzuwerben. In Marburg wurde ein neuer Filial« auSschuß mit Herrn Franz Kosi als Obmann ge« wählt. Die Tatsachen beweisen, daß die eifrige Ar-bett der Führer vom besten Erfolge begleitet ist. Der Verband fordert alle Mitglieder zu treuer Mitarbeit zum Wohle der KriegSiuvaliden auf. Kritik und Politik mögen beiseite gelaffen werden. Geschworenenauslosung. Für die nächste am 15. September beginnende Schwurgerichtsperiode wurden ausgelöst und zwar als Hauptgeschworene: Mathias Nidmar, Lausmann. Boharina; Joses Goro-pevsek, Besitzer. Trisail; BlaZ Tratnik. Besitzer, Ro^ai vrh; Anton Miklavc, Sodawassererzeuger, Praßberg; Joses Teppey, Kaufmann, Weitenstein; Jakob Lopan, Bäckermeister, Cilli; Ivan Hudina Besitzer, Zagaj; Jane; Conc, Besitzer, Haj-rSko: Joz Golü, Besitzer Kameno; Franz Kv'zuh, Besitzer, Jvenca; Joses Berdev, Besitzer, Pristova; Alftcd Maizenowitsch, Förster, Radomirje; Joses Plevnik, Gastwirt, 6«la ; Franz Remic, Gastwirt, Margarethen; Jakob Maftnak, Besitzer, Lokarje: MakS Gradt, Fleischer. Martin; Dr. Joses Barle, Notar, Drachenburg; Martin Stojan, Tischler, Tüchern; AloiS Cimperman. Fleischer und Gastwirt in Heilenstein; Anton Vajd, Besitzer, Loke; AloiS Jnvane c, Gastwirt, Steinbrück; Josef Dru»fovic, Kaufmann, Drachenburg; Jakob Kowatsch, Besitzer. Hochenegg; Martin FajS, Be-sitzer. St. Johann; Melhijor Sedminek, Besitzer, Podlog: Mattja Zorko, Kausmann. St. Georgen a.S.; Franz Usen, Besitzer, Zg. Grusovlje; Franz Hrovat, Besitzer, Pr»z'n ; Jurij Pikl, Besitzer, Greis; Stefau Gracner, Besitzer. Krajrikea; Jurij «paeaik, Besitzer. Altenmarkt bei Winditchgraz; Blaz Gradi»a«k, Be-sitzer, Brezje ob Slom; AloiS Gatma», Tischler, Rohitfch; Martin Lednik, Besitzer, Klein Pireschitz: Konrad Elabacher, Kausmann. Tüffer; Ludwig Plavsak, Gastwirt, Tabor. — Ersatzgeschwvrene: Jane; Herman, Bäckermeister, Store; Peier Majdic, Großindustrieller, Unterkötting; Ivan Kouomaj, Besitzer, Cret; Joses Zottl, Schmiedmeister, Gutendorf; Anton Patz, Sparkassesekretär, Cilli; Anton Fazarine, Kausmann. Trnovije; Josef Km c, Besitzer, L-va; Dr. Josef «arlovsek, Advokat, Cilli; Iernej Kv»:omaj, Besitzer, Leskovec. Einfuhr ausländischer Blätter. Da« Ministerium des Innern hat mit Erlaß vom 23. Juli l. I. die Einsuhr deutscher Fach- und streng wissenschaftlicher Blätter in daS Königreich der SHS gestatM. Jugendliche Strahenkämpfe. Verflossenen Donnerstag kam es zwischen den Knadeimegen slowenischer Turnvereine aus der Straße zu Streit und Kamps mit Steinen, der viel AergerniS erregte. ES sollen dies die Knabenriegen des Sokol' und Orlov-VereineS gewesen sein, nach anderen Mel-düngen auch des sozialvemokratischen Turnvereines. Jedenfalls wäre eine strengere Ueberwachung der Jugend notwendig. Lederdiebstahl. Dem hiesigen Lederhändter Stöffel, der eine größere Menge Leder in Schönstein gelaust hatte, wurde eine Partie Leder im Werte von 40.000 Kronen während des Transportes ge-stöhlen. Die Täler konnte» bisher nicht auSzesorscht werden. Demobilisierung. Der Ministerrat hat in seiner Sitzuug vom 19. d. M. beschlossen, alle Mannschaften im Aller von 35, 36 und 37 Jahren aus dem Militärdienste zu entladen und die Zahl der Divisionen um zwei zu vermindern. gur Valutaregulierung. In der Sitzung vom 19. d. M. besaßte sich der Minlsterrat in Belgrad auch mtt der Valutaregulierung. E» wurde beschlossen, sofort Fachmänner zu befragen und eine Enquete mit Fachleuten aus Finanz- und Bank-kreisen abzuhalten. Die Zahl der Sequestrationen. Nach einem Berichte der Slavonischen Presse wurde bis heute vom Miniüerium sür Handel und Industrie in 800 Fällen über das Vermögen feindlicher Aus-länder die Sequestration verhäng!. Staatsanleihe. Da die Originalscheine der 4 igen StaatSanleih. eingelangt sind, werden die Zeichner der ersten Staatsanleihe ausgesordert. unverzüglich die in ihren Händen sich befindlichen Jnterimsjcheine jener Stelle zum Umtausche gegen den Originalschein vorzulegen, bei welcher die Zeichnung der Staatsanleihe ersolgte Der Friedensstand des Heeres. Von der FriedenSkons-ren; wurde der FriedenSstand deS jugoslawischen HeereS mit 40.000 Mann festgestellt, wobei jedoch Gendarmerie, Finanz- und Zollwach« nicht mitgezählt sind. Einstellung des Eilzugsverkehre». Auf sämtlichen Linien der deutschösterreich, scheu Nummer 15 Cillier Zeitung 'Seite 5 Siaattbahnen wurde mit 19. August der Eilzug«-verkehr wegen Kohlenmangel bt« aus weitere« etn-gestellt. Sichtvermerk auf Pässen. Ad 23. August beträgt die Gebühr für die Erteilung eine« beutfchösterreichischeu Sichtvermerke« auf den Pässen der Serben, Kroaten und Slowenen zur Einreise und Durchreise Deutschösterreichs einheitlich 3 7 50. Schriftliche» Ansuchen »m Erteilung deS Visums ist steis der Paß, die Gebühr und ein frankierte« Re-»ourkuoert, bei Reisen nach Steiermark und Kärnten überdies die Einreisebewilligunz der betreffenden Landesregierung bezw. der Polizeidirekion Graz beizuschließen. Bor erlangter Einreisebewilligung ist der Paß nicht einzusenden. Hedammenkurs. In Laibach beginnt nnt 1. Oktober ein HedammenkurS mit slowenischer Unterrichtssprache. In diesen Kurs werden FrauenS-Personen im Alter von 24 bi« 40 Jahren ausge-nornmen, die jedoch der Unterrichtssprache in Wort und Schrift mächtig fein müssen Der Unterricht wird uiirntgeltlich erteilt. Die Gesuchslellerinnen müssen sich b:S 30. September persönlich bei der genannten Schul: in Laibach melden. Die weiteren Bedingungen sind aus der Kundmachung deS Ge-sundheitS-AuSschuffeS kür Slowenien und I irien im Anzeigenteile de« Blatte« zu entnehmen. Staatsgymnafium in Pettau. Mit dem kommenden Schuljah»; wird das Siaatsgymnasium in Px'tau in allen Klassen mit slowenischer Unter-richlS'prache eröffnet. Mit Schülern, die der sloweni-scheu Spracht noch nicht vollständig mäcktig sind, wird mit entsprechender Rücksicht vorgegangen werden. Städtisches Kleingeld in Agram. Um dem Mangel an Kleingeld abzuhelfen, wurde die Stadt Agram zur Ausgabe von Rleinpapiergeld ermächtigt. Mit der Ausgabe dieses Geldes wurde vorgestern begonnen und war die Nachfrage sehr groß. Man riß sich um die neuen Papiernoten. die, wie man schon jetzt sieht, gesammelt werden. Man bietet schon jetzt ein ganz ichöne» Agio für die neuen Papi-rnoten, die in der Auflage von 200.000 Kronen sehr bald vergriffen sein dürfte». Schwerlich wird die Stadtgemeinde in die Lage kommen, die Kleingeld Banknoten mit Ende de« Jahres gegen Kronen wieder einzutauichen, weil die wenigste» das Geld hergeben weiden wollen. Für die Stadt-gemeinde jedenfalls ein schöner Prosit. Ja man rechnet in Kreisen der Stadtgemeinde schon damit, sehr bald wieder Papierkleingeld reu herauszugeben, da mit der jetzigen Ausgabe nicht viel geholfen sein wird. Gestern wurden schon 20 Hellerbanknoten mit zehn bis zwanzig Kronen bezahlt. Belddiebftahl. Dieser Tage saß der Ma> schinjührer Ä, Ctrnoiü { mit einem gewissen Andreas Eokelj aus Marburg im Cafe Union in Cilli. Als Eernovsek für kurze Zeit hinausgehen mußte, gab er ferne Brieftasche, tu welcher sich Banknoten im Werte von mehreren Tausend Kronen befanden, dem Eokelj zur Ausbewahrung. Bei seiner Rückkehr war Eokelj mit dem Gelde verschwunden. Der Dieb konnte bisher nicht dingfest gemacht werden. Dämon Alkohol. Nach einer Notiz im Slooenski narod wurde schon vor dem Kriege in Srain für alkoholische Getränke die Summe von 40 Millionen Kronen ausgegeben, während die Grundsteuer nur die Hohe von 3 Millionen Kronen erreichte. In ganz Slowenien wurden in einem Jahre für Alkohol und zwar für 3 Millionen Liter SchnapS, für 13 Millionen Liter Bier und für 1b Millionen Liter Wein zusammen 100 Millionen ausgegeben. Verkauf der Skodawerke an Ame rika. Daily Expreß erfährt auS Paris, daß die amerikaniich.'u Stahlunteru-hmungen, die die Bohler-werke in Wien und Düsseldorf angekauft haben, jetzt über den Ankauf cer Skodawerke verhandeln. Die Verhandlungen finden in Ber» statt, wo Herr Skoda bereit« eingetroffen ist Wen» der Plan ge-lingt, so hat der amerikanische Stahltrust praktisch auch das Monopol der Stahlerzeugung in Euiopa inne. AIS einzige Konkurrenz bliebe nur die Firma Ereuzot. Der Briefoerkehr mit Deuschöfter- reich weist wieder große Mängel ans. Abge'ehen davon, daß die Zahl jener Briefe, die ihr Ziel über-havpi nicht erreichen, bedeutend höher ist als die Zahl jener, die ans Ziel kommen, brauchen ledere acht vt« zehn Tage, bevor sie in die Hände deS Empfängers kommen. Selbjt gewöhnliche Postkarte» brauchen sür die Strecke Marburg—Wien oder umgekehrt sechs bi« sieben, auch zehn Tage. Eine Abhilfe für dieie, speziell das GcschästSlcden schwer schädigenden Mängel wäre zu wünschen und wohl auch nicht undurchführbar, zumal die Briefe noch vor einigen Wochen bloß drei Tage für dieselbe Strecke brauchten. Gleichzeitig machen wir alle jene, die Briefe nach Deutschösterreich senden, aufmerksam, daß dieselben offen und mit der Adresse des Ab-sender« versehen aufgegeben werden müssen. Wiederaufnahme des Expreßpost Verkehres. Der Post- und Telegraphenminister gibt bekannt, daß sür den In» und AnSlandsver» kehr der Expreßdienst sür alle Gattungen Postsen» düngen wieder eingeführt wird. Das Krautgefchäft der Stadtgemeinde Wien. Im verflossenen Winter bi« tief in den Sommer hinein mußten die Wiener viel Sauerkraut effen. da« teuer und schlecht war. Eine gegen das städtische B'zirkS WirtschaftSamt, Stelle VI in Wien eingeleitete Untersuchung hat nun ergeben, daß diese Kraulgeschäste für die Stadtgetn-inde Wien mit einem Verluste von 41 Millionen Kronen verbunden war. Das Sauerkraut wurde bei der Gemüse-und Obstgesellschaft tn Prag bestellt und zwar in ganz sinnloser Menge. Obwohl der Gesamtbedarf an Sauerkraut für die Bevölkerung Wien« zur Zeit der Bestellung kaum 300 Waggon« betrugt wurden dennoch 2000 Waggons Sauetkraul bestellt. Bon der Prager Gesellschaft wurde zum Teile schlechte« Kraut geliefert, das jedoch anstandslos übernommen wurde Größere Verluste ergaben sich auch infolge nicht sachgemäßer Aufbewahrung des Krautes und 070 Waggon Sauerkraut stnv spur-lo« verschwunden, kein Mensch vermag darüber Aus-klärung zu geben. Gegen die schuldigen städtischen Funktionäre wurde natürlich die Untersuchung ein-geleitet. 15 Millionen Familien arbeitslos. Die Time« veröffentlichen eine Denk chnft Hoooers über die wirtschaftliche Situation Europa« ; cs wird darin konstatiert, daß derzeit ungefähr l5 Millionen Familien in Europa Arbeitvunielstützange» in ver-schieden?» Formen genießen. Als Hauptgrund wird der durch die Kriegsoerhällniise veranlaßte Umsturz in Industrie und Handel angeführt. Wirtschaft und ilrrkrhr. Staatliche Garantie für Auslandkredite im SHS Staate. Die Auslandver-!chulc>ung Serbiens vor dem Kriege belief sich auf 900 Millionen Dinar; während des K iegeS hat sich diese konsolidierte Schuld verdoppelt. Die schwebenden Schulden in Form von Vorschüssen der Entente zur Reorganisierung, Bewaffnung und Erhaltung der serbischen Armee nach dem Debacle im Jahre 1915 w rden mit dreieinhalb Milliarden Dinar angegeben; razu käme noch die Quote der östemichisch'ungarischen Staatsschuld aus der Zelt vor dem Kriege, die auf die ehemalig österreichisch' ungarischen Gebiete de« neuen Staates entfällt. Alles in allem hat also der SH»Staat mit einer AnSlandSverschuldung voa nahezu 6 Milliarden Dinar zu rechnen. Dadurch verschiebt sich die Zahlungsbilanz sehr zugunsten der Gläubigerstaaten ; die Aufnahme von AuSlandkrediten verteuert sich. Ausfuhrbewilligungen für Deutsch Österreich. Zur Orientierung für hiesige Unter-nchmer wird niuge'eil', daß für alle nach Deutschösterreich auSznsührenden Guter eine Einsuhr bkwilligung von Deutschösterreich notwendig ist. Diese Einfuhrbewilligung muß der Empfänger der Sendung beim deutschöiterreichischen Siaatsamie der Finanzen, Zentrale für Ein-, Aus un> D rchfahr-bewilligungen, Wien I, JohanneSgasfe r,, besorgea. DaS Gesuch muß mit einem 3 Kconen-Slempel ver-sehen sein. Die Filiale Laibach ist zur Ausgabe von EinsuhrbewlUigupge» noch nicht ermächtigt, wir» sich jedoch bemühen, die Schwierigketten, die infolge dieser neuen Verordnung entstehen werden, zu be. heben. Derfallsfrift für die Gewinne 11. österreichischer Klafsenlotterie. Wie wir erfahren, wurde bc-rit» mn Rundschreiben der Generaldi-ektion der Klaffenlotterie in Wien, vom 19. Dezember 1918 daraus verwiesen, daß Gewinne der 11. Klassen-loiterie mit Rücklicht aus die außerordentlichen Ver-Hältnisse auch nach der Verfallsfrift binnen einer an dieie anschließenden Frist von 9 Monate» auS bezahlt werden könne». Dir« gilt namentlich für die Auszahlung der Gewinne 5. Klasse, welche auch nach dem V rfallSlaze, dem 16. August, anSbezanlt werde», wenn sie bmnen neun Monaten anze-sprachen werden. Preissturz in Textilwaren. Der Preis stürz sür Webwaren in Deutschland zeigt folgende«, von der Vossischen Zeitnng gebrachte« Bild: In Berlin sind baumwollene Wäschestoffe um 12 Mk. erhältlich, die vor sechs Wochen noch 24 Mk. ge» kosiet haben. Gemusterte baumwollene Blusenstoffe werden jetzt für 8 Mk. gegenüber 24—30 Mk. von einstens verkauft. Einfache Hemdblusen kosten 13 Mk., gestickte Blusen und weiße Waschröcke, die ftüher über 100 Mk. gekostet haben, sind für 28—30 Mk., bezw. 39 Mk., erhältlich. Färbige Leinenstoffe für Kleider und Kostüme werden um l7'50 Mk. angeboten, während sie früher überhaupt nicht zu sehen waren. In BreSlau werde» Hemden« tuche mit 7*50 Mk. feilgeboten. Stoffe sür Ober-Neider verzeichnen Preisrückgänge von 10 bi« 25 Prozent. Von italienischen Waren sei beispielsweise erwähnt, daß in Neapel Baumwolleinwand, 80 Zenti» meter breit, Lire 1 stO bi« 2 70, Schafwollstoffe. 105 Zentimeter breit. Lire 3 50 nnd Taft Lire 6 70 per Meter kosten. Drohe Baumwollmengen für Deutsch-land in der Schweiz. Wie aus einer Ver-öffentlichuug de« Berner Bund hervorgeht, lagern in der Schweiz große Mengen von Baumwoll« fabrikaten, deren Besitzer cho» längst die Waren nach Deutschland geliefert hatten, wenn ihnen die deutsche Devisenzenirale die» ermöglicht hätte. Die Lager in der Schweiz sind überfüllt und die Banken außerstande, in der Lombardierung der sich ent-wertenden Borräte noch weiterzugehen. Auch die Schweiz kaun nicht warten, bis alle Ausfuhrverbote wegsallen. Um bei amtlichen Schranken au« dem Wege zu gehe», wollen die deutschen Importeure und d.e schweizerischen Exporteure je eine Giuppe bilden, die die Rolle eines WarenElearinghause« übernimmt. Die schweizerischen Exporteure wären dann bereit, beispielsweise Textilwareä im Gesamt» betrage von 100 Millionen Franken zusammenzu-stellen und sie den Importeuren der deutschen Gruppe auszuliefern. Die deutschen Exporteure müßte» da-für eine» vertraglich festzusetzende» Betrag deutscher Waren (etwa Düngemittel, pharmazenniche und optische Artikel, später auch Kohlen) übergeben. Auf diese Weise würden die schweizeri?chen Waren un« mittelbar gegen deutsche Waren ausgetauscht, ohne daß eine einzige deutsche oder schweizerische Devise geschaffen werden müßte. Diese schweizerische Ver-öffentlichunz spricht sür sich selbst. Die Devisenzentrale. DaS Amtsblatt für da« Königreich der SHS vom 24. Juni 1919 bringt eine sehr wichtige Verordnung über die Zentrale für „Zahlungen an daL LuSland". Die Ausfuhr jeder Art von Ware, deren Wert 100 Dinar übersteigt, inS Ausland, muß der Devisenzentrale gemeldet werden und diese gibt die amtliche Bewilligung für die Ausfuhr. Die Erteilung der Ausfuhr ist an die Bedingung geknüpft, daß der Exporteur den in fremden Devisen erhaltenen B-rkanjSpreiS der Devisenzentrale abtritt. Diese vergütet sie ihm durch die entsprechende Summe in staatlichem Gelde de« Königreiches der SHS nach den amtlichen Kursen. Als Kaution für die Er-füllung dieser Bedingung hat jeder Exporteur, bevor er noch die Ausfuhrbewilligung erhält, bei der Zen-trale oder ihren Exposituren 20% deS geschätzten AuSsuhrwertes zu hinterlegen. Diese Kaution kann in legalem Gelde, in Wertpapieren, Wechseln, Ein-lagebücheln oder in Garantiebriesen größerer Geld» inititme erlegt werden, deren Aktienkapital wenigsten« 1 Mill. Dinar beträgt. Wenn der Exporteur der Zentrale oder ihren Exposituren seine Dokumente sür daS Inkasso abtritt, wird er sofort von der Erlegung cer Kaution befreit. Die Zentrale für Zahlungen an eaS Ausland verkauft Devisen und sremde Valuta nur an Personen, die nachweise», daß sie auS dem Ausland? irgend eine Ware, Ma-schinen, Rohstoffe oder sonst irgendwelche Artikel des unumgänglichen BtdarseS für die Industrie, daS Gewerbe oder die Landwirtschaft einführen, oder solchen Personen, die irgend einen anderen begrün-deten Bedarf an sremdem Gelde nachweisen. Personen, die Devisen oder fremde Valuten zu erhalten wünschen, haben sich mit einem begründete» schrlft-lichen Gesuch an ihre nächste Handels-, Gewerbe-oder landwirtschaftliche Kammer zu wenden. Die Kamnrer prüft die Gesuche und sende! jene, deren Bcrechtioung ihr nachgewiesen erscheint, gesammelt einmal wöchentlich an die Zentrale für Zahlungen an daS Ausland in Belgrad mit Beifügung ihrer Beguiachtung. Personen, die weder Kaufleute noch Industrielle sind, haben sich mit diesen Gesuchen direkt an die Zentrale zu wenden. Die Zentrale entscheidet zweimal wöchentlich über die eingereichten Gesuche, wobei sie darauf zu sehen hat. daß «lle Länder des Königr icheS der SHS im Verhältnis zu ihren Bedürfnissen mit Devisen versorgt werden. Die Zentrale veröffentlicht zweimal wöchentliche Kurse für Kauf und Verkauf de? Devisen im Laufe der Woche. Diese Verordnung tritt sofort in Kraft. Srite 6 Cillier Aeitung Nummer 1ö Totenlistc für den Monat Juli. In Cilli: Maria Hrastoik. 39 I., Ober-müllerSgattin. Anton Aridovnik, 24 I., Maurer auS Skale. Adele Millanich, geborene Edle von Stahlberg, Private. Läzilia Ledntk, 31 Z., Gast. Wirtin. StaniSlauS Bidrn»tk, 8 M., Beamtenikind au« Unterlötling. — Im Allgemeinen Krankenhause: Maria Ratay. 65 I., Bedienerin aus Zt. Marein b. E. Georg Salobir. 48 I., Lederer aus Sankt Rlipcrli. Antonie Pvdg0ls< k, 24 I., Dienstmagd aus Gaberje. Franz Delopst, 25 I., Arbeiter auS Topolschitz. Theresia Graf, 42 I., FabrikSarbeiters-gattin aus Umgebung Cilli. Rudolf Tuchler, 2 I., Besitzerssohn auS Umgebung Cilli. Martin Polutnik, 55 I., Toglöhner aus Dren»korebro. Barbara Hra-bovsek, 85» I., Gemeindeamt aus Umgebung Sankt Marein. AloiS Stropnik, 43 I., Winzer aus Um-gebung Cilli. Franz Eretnik, 18 I., BesitzerSjohn aus Oberburg. Jofefa Ternor^.k, 21 I.. Winzers-tochter auS Grotz-Pireschitz. Josef Jiusl, 21 I., GefangenhauSsträfling. Anton Poglednik, 48 I., Geweindearmer auS Laufen. Theresia Mu^lotevc, 7b I., Gemeindearwe avS Umgebung Cilli. Hel ne Falkner, 60 I., EifenbahnerSgattin auS Wien. AgNtS Znidaric, 50 I., KenschlerSgattin aus Laak bei Steinbriick. Rudolf Lai inik, 23 I., Bergarbeiter aus Wöllan. Josefa Blo'ür. 86 I,, Gemeindearme auS Umgebung Cilli. Josefa Pichln, l8J., Stubenmädchen aus Cilli. Jose? Planinc, 5 M., Be-dicnerinnenakind aus Gaberje. Maria Bncto. 65 I., Gemeindearme au» Umgebung Cilli. — Im Land-wehrspital in C»lli Iohan!» Teiii, 32 I., In-santerist. Johann Kotnik, 29 Z, Infanterist. Buchhandlung Fritz Rasch Rathausgaffe 1 :: :: Rathausgass« { Schrifttum. Waldheims Kursbuch früher Waldheims Kondukteur). Die erste Friedensausgabe dieses all« gemein bevorzugten FahrplanbucheS mit Giltigkeit für August—September ist soeben erschienen. Das langentbehrte und altbewährte Buch in seiner neuen Gestalt wird für jeden Reisenden umlo willkommener sein, als es zur Zeit überhaupt das einzige Kurs-buch ist. welches nicht nur die deutschöfterreichijchen Eisenbahn- und BinnenschissahrtSplSne bringt, son. dern auch diejenigen der angrenzenden neuen Na» tionalstaaten und überdies die neuen Fahrpreise. Es ist in allen Buchhandlungen, Trafiken, Bahnver-schleißstellea usw. zu haben. Vermischtes. Kriegsopfer. Die Studiengesellschast sür soziale Folgen deä Krieges hat soeben ihr fünftes Bulletin herausgebracht, das d'e Bevölkerung«-bewegung Oesterreichs Ungarns im Weltkriege be-handelt. Obwohl die Gesamtergebnisse nicht überall auf Statistiken, sondern teilweise nur auf Schätzung beruhen, können sie doch wegen d,r großen Fülle und sorgsamen Bearbeitung des gesammelten Ma« terialS als zuvetlässig gellen. Danach hat Oester» «ich-Ungarn anderthalb Millionen Tote im Felde gehabt. Dazu 625.0O0 Tote mehr als normal ge-storben wären infolge der Blockade und deS Hunger« kriegeS. Weniger geboren wurden in Oesterreich.Un« garn während der Kriegsjahre über dreieinhalb Millionen Kinder, so daß der Gesamtverlust Oester-reich«Ungarns an Menschen durch den Weltkrieg nahezu sünseinviertel Millionen erreicht. Da Deutsch, lands Menschenverlust durch den Weltkrieg fünf-dreiviertel Millionen übersteigt, haben die Mittel-mächte insgesamt durch den Weltkrieg 11 Millionen Menschen verloren. Eine entsetzliche, ein grausame Zahl. Es ist so. als ob ganz Skandinavien mit einem Schlage seiner sämtlichen Bewohner beraubt worden wäre. Erst wenn man sich biefc Verlust» zahlen vergegenwärtigt, erst wenn man sich klar macht, daß der Wellkrieg insgesamt mindestens 25 Millionen Menschen daS Leben gekostet hat. be-greift man die Fiedererfchnnungen deS rasenden Chauvinismus und Bolschewismus, die jetzt die Menschheit schütteln. Die Menschheit hat im Lause ihrer Geschichte große KriegSkrisen durchgemacht und überwunden, denn sie hat eine ungeheuere Reg?ne> rationstraft. Aber zweifellos werden Jahrzehnte vergehen, ehe die Folgen deS jetzigen Bölkergemexel» als Halbweg überwunden gelten können. Ameisen aus Obstbäumen. Aus Ösen» ruß und Leinöl macht man einen Biei und streicht ihn ganz dünn ringförmig um den Stamm. Dieser Ring wird von keiner Ameise überschritten. lÄL^MATTONIS" GIESSHÜ8LER REIN NATÜRLICHER ALKALISCHER. ^417erbrun*l Näherin för ein Privat haus nach Zagreb gesucht. Freie Hin- und Rückfahrt. Kost, Wohnung und Taggeld. Arbeit für ungefähr 4—6 Wochen. Weiss-Näherei, Kinderkleider und einfachere Ko#tutne. Briefe erbeten an Frau Anna Perko, Zagreb, Florijanski put Nr. 65, Villa Weineit. Wirtschafterin auch der deutschen Sprache mächtig, die kochen kann und landwirtscbalt-liche Kenntnisse besitzt, wird auf einem Gute nächst Cilli ausgenommen. Adresse >. d. Verwltg. d. BI. ?.">20ü Kinderfräulein 8U einem 5jährigen Knaben, entweder deutsch-slowenisch oder deutsch-fran-zösisch sprechend, wird gesucht. Anfrage i. d. Verwltg. d. BI. 25S16 Fräulein wird tagsüber zu 2 Kindern gesucht. Entlohnung nach Uebereiukoraraen. Laibacherstrasse (Ljubljanska cesta) Nr. 29, Parterre recht?, A. Zeischegg. Tüchtiger, selbständiger Spen glergehi I fe findet sofortige Aufnahme gegen guten Lohn bei Rudolf Blum in Marburg, Carneristrasse Nr. 22. Kleine Villa oder Haus in Cilli oder Umgebung zu kaufen gesucht. Anfrage in der Verwaltung des Blattes. 252l» Lehrjunge wird sofort aufgenommen bei Marie Fröhlich, Kürschnerei und Kappenerzeugung Grazerstras»e(Kralja Petra cesta) Nr. 11. Hausrealität in dtr inneren Stadt (Hauptplatz, Bahnhofgasse, Grazerstra.-se oder Herrengass«) wird zu kaufen, event, gegen einen schönen Besitz, welcher 20 Minuten von der Stadt gelegen ist, zu tauschen gesucht. Adresse in der Verwaltung des Blattes. St. HL Fröhlich Kürschnerei u. Kappenerzeugung Grazerstraase (Kralja. Petra cesta> Nr. 11 übelnimmt zur Ausarbeitung sämtliche Pelzsacheu. Alte und neue Pelzsacheu werden zum reparieren, umarbeiten, sowie verschiedene weiss« Pelzwerke zum reinigen übernommen. Obernimmt zum Ausarbeiten verschiedene Cnil'orm- und Sportkappen und können die Kunden die Stoffe auch selbst mitbringen. Zum Reparieren und Färben werden Herren-Filz- und Plüsch»Hüte übernommen. Gemischtwarenhandlung oder Manufaktargeschäit wird zu pachten gesucht. Anträge an die Verwaltung des Blattes unter *Ge-schäft 25212*. Stev. 6699/19. Ka/ülas. Vladni komisar goep. dr. Leopold Zuiek 6prejema pocensi 8 25. t. in. «tränke ob pondeljkih od 10 do 12 ure in ob petkih od 16 do 18 ure v 2upanovi eobi pri raestnem magistratu. Mestni Magistrat celjski, 23. avgusta 1919. Za vladnega kotnisarja: Subie s. r. Hotel-Uebernahme. Hiermit bringe ich den p. t Herren Reifenden und Ouatwirten zur gefl. Kenntnis, da»« ich du» altrenommierte Motel Sandwirt in Windisch-graz von Herrn F. lx»be Läuflich erworben habe und daaselbe unter dem Namen HOTEL BEOGRAD weiterführen werde. ♦♦♦ CAFE ♦♦♦ Out eingerichtete reine Fremdenzimmer, schmackhafte Kliehe und vorzllgtlehe Uetriake. Weiter« gebe-ich bekannt, dos» ich daselbst eine Weingrosshandlung errichtet habe and empfehle den Herren Gastwirten und Priyaien meine vorzüglichen Sortenweine zur gelt. Abnahme. Indem ich stets bestrebt sein werde meine geehrten QSate und Kunden besten» zu bedienen empfehle mich hochachtungsvoll Andrej Oset. Billiges Kinderbett zu kaufen gesucht. Anträge an die Verwaltung des Blattes. V. Schönes Klavier (Stutzflstgel), eine Einrichtung aus Lindenhoh, massiv Natur: 2 Betten tnit Einsatz, 2 Chisloniere, 2 Nachtkästen, 1 Waschtisch, 1 eingelegter Schubladkasten zu verkaufen. Anzufragen i. d. Verwltg. d. BI. 2&204 2 nene Hauskleider 2 Seidenblusen, Kleider und Wäsche fQr kleinen Knaben, weisse Klei I-chen fQr 6—10jährige, Leinenhüte für Kinder zu vv, kaufen. Gr«zer-atrasae (Kralja Petia cesta) Ni. 16, 111. St. links (Eekbaus). Herrenwäsche Damenwäsche, 1 Paar Mädchenschule Nr. Ü5, Vorhänge, Blusen, Kleider, zu verkaufen. Anzufragen Karolinengasse (Gregoröiceva) Nr. 5, II Stock links. Von 9—10 Uhr vormittags. Tausche 3zimmerige Wohuung gegen 3—4zimmerige. Anfrage Her-manngasse(Mikloäiceva)Nr. 11,1. St. rechts (neben Chemalkaserne). Die Anfertigung aller Art Wäsche von der einfachsten bis zur feinsten Ausführung wird Qbernommen Rat-haasgass« (Presernova ulica) Nr. 14, 1. Stock, im Hanse Kropfitäch. Spezereihändter Drogisten, KrSmer etc. machen glänzende OeachSfte mit Altistin (Nährpnlvcr f. Vieh u. lieflügetj unter Landwirten. Man schreibe eine Korrespondenzkarte an Apotheker Trnliiifzj in l.jubljuna In Kral», wie folgt: Senden Sie mir 15 Päckchen (za '/, kg) Mastin und zugleich ein groiae* Plakat, beides zusammen um K32*bO franko Poet und Packung. Nummer 15 Seite 7 Die Erben von Gmnau. (vriginalroman von Ziarl Cd. Rlopfer. (W. Fortsetzung.) »Ah! Ich iürchte jedoch, daß Sie gerade jetzt erst in einem beklagenswerten Mißverständnis über mich befangen sind. — Losten Sie unS nur einmal, nur auf eine Minute, auf das zurückkommen, was heute morgen vorgefallen ist! — Nein, bitte, lassen Sie sich davon nicht anwidern! — Es soll nur geschehen, um Ibnen die Gewißheit au geben, daß Sie eS dann ohne Haß aus Ihrem Gedächtnis streichen dürfen. Ich verlasse noch morgen da« Haus und mein Palerland, um jenes gewiß, dieses wahr-schein lich nie wieder zu betreten Bon morgen abendS an können Sie mich wie einen Verstorbenen be-trachten oder einen Verschollenen, der kune Spur hinter sich zurückläßt." Nun wurde sie gegen ihren Willen aufmerksam. ?>lfo doch ein Bereuender, der sich zur Buße seiner Frcveltat die Selb?»Verbannung auserlegt? „Nur vergönnen Sie mir noch — gleich einem, der aus der Welt gehr —, Ihnen eine Art General-beichte abzulegen! Ich kann sie in drei Worten fasten, und damit Sie sie nur als ein einfaches Tatfachenbekenntnis nehmen, will ich sie jeder Sentimentalität entkleiden. Ich liebe Sie. — Fahren Sie nicht auf! Das ist fchon alles. Und hätte mich diese allzuplötzUche Eikennlnis mchi zu der schwindelnden Tat hingerissen, die Sie als frechen Frevel genommen haben, so hätten Sie eS nie erfahren. Jetzt mußte >ch'S Ihnen sagen, nm mich zu recht-fertigen. .Rechtfertigen d empörte sie sich. .Indem Sie sich noch unterfangen, der sündhaften Tat einen sündigen Namen zu geben? Das w'rd Ihnen Gott nicht verzeihen. Es »st die Braut JhreS Vaters, lunger Mann, zu der Sie sprechen.' „Die widerwillig? Braut, hat mich Herr Hob-recht wissen lassen, Sie haben ihm von dem Vorsatz gesprochen, Ihre Verlobung zu lösen." Sie erichrack und warf einen zornigen Blick auf VaterS Tür. „Ich wiederhole Ihnen: das ist vorbei. Jetzt weiß ich, day e« eben>o aussichtslos als verwerflich wäre, Sie zu Ihrem Vater zurückführen zu wollen. Jetzt ist es zwiefach Erfordernis seines Lebens-glücke«, daß ihn die Gattin von dem Sohne trenne. Hier ist kein Band mehr zu zerstören." „Sie gehen von einem Irrtum aus und lan-den bei der Wahrheit, daß »as innere Band zwi-scheu mir und ihm schon längst zerschnitten ist und daß nicht Sie eS getan haben. Morgen werden Sie auch Ihren Irrtum verbessern können und vielleicht — überhaupt zu sehr geänderten An-schauungen gelangen. Mein Vater, den Sie jetzt nicht ohne emen gewissen Trotz Ihren Bräutigam nennen, wird Ihnen Erklärungen geben, die ich ad-warten wollte, sonst wäre ich schon heute oder noch früher davongegangen." „Erklärungen ? Ich kann mir nicht denken ..." Mühen Sie sich nicht mit Raten! Sie können es nicht ergründen, und mir ist die Zunge gedunsen. Mein Bekenntnis steht damit auch in seinem Zusammenhang, und ich knüpfe für mich keine Folgerung daran, da« bitte ich Sie im Ohre zu behalten. Glauben Sie auch nicht, daß ich vor Ihnen die Rolle des Abschiednehmenden mit dem gebrochenen Herzen spielen möchte! So groß nnd tief meine Gefühle für Sie sind und mein Leid, ihnen nie — was auch geschehen mag — Genüge leisten zu dürsen, so weiß ich doch, daß man nicht daran stirbt. Ich habe mich .sorton durch materielle Lebenshärten zu »chlagen, daS entwöhnt einen bald von dem Hang, sich auf innrre Sehnsüchten hin z» belauschen, die dem Pflichtgebote widerstreiten." „Ich trollte. Sie hätten sich srüher dieses Ge-boles erinnert." .Sie verstehen mich nicht, können mich, wie gesagt, heute ncch nicht verstehen. WaS ich mir vorschreibe, geht nicht von einem heiligen Respekt vor meine» Vaters mehr oder minder begründeten.Rechten auf Sie aus." „Eher vom Gegenteil, das weiß ich laugst." „Jetzt war er es, der nicht verstand. Die un-endliche Bitterkeit in ihrem verhaltenen Ton griff ihn an. „Fassen Sie daS wieder als Beleidigung auf?' „AIS Eingeständnis, daS Sie seine Wahl nicht achten können, kurz heraus: daß Sie mich seiner nicht würdig finden.' „Was sagen Sie? Sie seiner unwürdig? Wenn ich Ihnen versichere, da« der Kampf um Ihren Besitz seine einzige Entschuldigung ... Nein, ich muß schweigen; er hat mein Wort! — Fräulein Marta, ich darf Ihnen nur sagen: Ich stelle Sie über alles, was mir verehrungSwürdig, lieb und teuer gewesen ist. Darum darf ich mir — Stand-haftigkeit zum höchsten Verdienst anrechnen." Sie legte die Finger an die Schläfen, als be« ginne ihr zu schwindeln vor diesen gehäuften Rät-sein. Vergeblich suchte sie auch in seinem Gesichte zu lesen. Die Dunkelheit war schon zu weit vorge» schritten; zudem kehrte er dem Fenster jetzt völlig den Rücken. „Und nun", richtete er sich nach kurzem Schweigen mit schwerem Entschlüsse aus, .nun lassen Sie mich Ihnen aus ganzem Herzen Glück wünschen auf Ihren Lebensweg, den ich nicht mehr kreuzen werdet WaS sich da auS seiner wankenden Stimme erhob, brach ihr in die Seele uud schmolz da allen Groll hinweg. Ohn« recht zu wissen, was sie tat, kam sie der Hand entgegen, die er ihr zum Lebe-wohl reichte. Unter dem Druck seiner Finger erbebte sie, und das wirkte wie elektrisch auf ihn zurück. Nun auch mit der Linken zufahrend, als hasche er »ach einem Sekuadenglück, zog er ihre Hand an seine Lippen. Un da — sank er ihr zn Füßen. „Gehen Sie, gehen Sie!' bat sie entsetzt. Eine namenlose Angst umschnürte ihr den Hals, als müßte der nässte Augenblick die Katastrophe im Gefolge haben: den plötzlichen Eintritt Schönhags, einen furchtbaren Zusammenstoß zwischen Vater und Sohn — und noch ein Drittes, das noch undenkbar in ihr la.,. Er aber gab sie nicht los. „Sagen Sie mir nur noch, daß Sie richt im Haß meiner gedenken werden und — daß Sie die Größe meiner i'iebe an meinem Eutsagungsschmerz ermessen können!" „Ich kann — ich kann Ihnen nichts sagen als Aticu Bitte, lassen Sie mich, verlassen Sie mich Im Bestreben, sich loszuwinden, geriet ihr ganzer Kö.pcr in Schwingung. Es war ein Ringen, in welchem ihr Herz mit dem Erliegen droh». .Maria, ich stehe Sie an, geben Sie mir nur ein Zeichen, den Schatten eines Zeichens, daß sich unsere Gedanken zu geweihter Stunve wie aus einem anderen Metern begegnen werden, und ich will eS als emen Talisman mit mir nehmen, der mir zu-weilen doch den Eintritt iu ein Traumland öffnet!" Andächtig drückte er die Stirn auf ihre noch immer in seiner Gewalt befindlichen Rechten nnd harrte — d-s Zeichens. Kein Wort, kein Laut von ihrem Munde. Kaum der zitternde Hauch ihres Atems drang an fein Ohr. „Marta!' ächzte er leise. „So soll ich als Ihr AbschiedSzeichen den Faustfchlag mit mir tragen?" Da — da spürte er eine Hand auf feinem Haar, — nur auf Sekundendauer eine elfenhaft zarte Liebkosung. „Ade!" schluchzte es über ihm. Dann besreite sich die Gesesielte mit einem Ruck und war davon, als habe sie ein Windstoß sortgerissen. Ehe er sich erheben konnte, war sie schon draußen. Durch die hinter ihr offengebliebene Tür hörte er gleich »araus, wie nebenan eine zwette ver-riegelt wurde. die deS Salon». Er machte eine Bewegung, ihr nachzueilen, rief sich aber beim ersten «chritt zur Besinnung. Was wollte er denn noch? Sie kennte, sie durste ihn nicht mehr in i» ihrer Nähe dulden, und jedes weitere Wort von ihm hätte nur zu beiderseitiger Qual führen müssen. Seine im Dunkeln tastende Hand stieß in der Nähe der AuSgangsture auf brokatbedeckie Polster. Es war ei» Ruhejofa. Da fiel er noch einmal auf die Knie — um daS Gesicht iu das weiche Lager zu drücken. Es war gewiß: wenn er von hier wegging, lag der schöne Teil seines Lebens hinter ihm. Drüben »m Salon war Marta. ähnlich wie er, zu Boden gesunken. Zusammengekrümmt weinte sie auf die gefalteten Hände nieder, die sie krampfhaft an den Mund gepreßt hielt, um den Wehschret zu ersticken. Jetzt erst fühlte sie wirklich den vollständigen Zufammenbruch ihre? LedenSgcdäudeS. Das war ein Nieder stürz, v>in dem sie sich nie und nimmer erholen konnte, weil jetzt ihr Glaube an die eigene Reinheit erschüttert war. Sie verachtete sich, denn jetzt wußte sie. daß sie sich Schönhag ohne Liebe verlobt hatte. Und wer sich ohne Liede verlobt, der verachtet sich. Darüber konnte auch Robert nicht hinweg, ob er ihr auch seine Hochachtung beteuert hatie. .Richt um meines VaterS willen gäbe ich dich auf", hatte ihr Robert ungefähr gestanden. WaS hieß da« anderes alS: „Ich liebe dich und werde zeitlebens an dem Unglück dieser Liebe zu tragen haben, aber ich bin so weit in Selbstbeherrschung gestählt, mir immer ins Bewußtsein zu rusen. daß du keine wnrdiae Trägerin des Namen Schönhag sein könntest," Als einen Verschollenen, einen Verstorbenen sollte ste ihn betrachten. So wie sie von nun an auch für ihn so gut wie tot fein würde. Und mau verweist sich gegenseitig aus den „anderen Stern", wo man sich geläutert begegnet. Aus Erden sind wir ewig geschieden. Das sraß sich wie lähmendes Gift inS Herz. Aber warum hauchte sie der Gedanke an deu Tod mit eisigem Schrecken an? Da, da wüßte sie ja mit einem Male, wie sie ihre Rechtfertigung finden könnte. Und ihren Frieden. Ja, ja, Frieden I WaS ihr da winkte, das schien ihr in ihrer aufgeregten Phantasie kein finsterer Engel mit dem Mäher-schwer«, daS war der sanfte Sorgenloser Sie richtete sich auf, strich sich daS ausge» gangen« Haar aus dem Gesicht und lauschte ms Dunkel. WaS wisperte dort von den Fenstern her? Ach ja, der Regen, der unaufhörliche Regen! AIS od es nie, nie wieder fonniger Tag werden wollte. Mit beiden Händen umspannte sie ihre noch unter den letzten Schluchzern zuckende Kehle. Jetzt eines Messers Schneide an diesen pochenden HalS gesetzt, dann rieselt eS auch hier in leisen Strömen nieder, und Marta Hobrecht ist erlöst! Ober sie aber dann verstanden hatte? Auch sie hätte es zu einer „Generalbcichte' gedrängt. Sie hätte sie so kurz wie die ferne fassen können, noch kürzer, in ein einziges Wort. Wenn ste mit feinem Namen auf den Lippen hinüb«rgegangen wire. Nur sterbend dürfte sie sich offenbaren. Ander? konnte er ihr nicht glauben — und sie nicht die er-sehnte Ruhe finden. Jetzt meint er ja noch: ..Man stirbt nicht daran'. Wohl der Mann nicht, der seinem Leben noch andere Ziele weiß. Mein Vater! überfiel es sie plötzlich. ES war, als ob der gebeugte alte Mann ihren schon zum Selbstvernichtungsstreich erhobenen Arm ausgesangen und ihr mit fiirchtbarem Vorwurf über die Schulter gesehen hätte — mit dem sahlen, kummervollen Ge« sichte, mit dem er ihr gestern, hier in diesem Zimmer, nachgeblickt hatte. Wie hatte sie nur vergessen künnen, daß sie um seinetwillen den Weg bis zu diesem Punkt geschritten war! War sie um seinetwillen bis «n die Irre ge-ganzen, so durste sie ihn hier nicht im Suche lassen, indem sie plötzlich auSfprang. Vollenden hieß jetzt auf ihrer Seite ein eisernes Gebot. Ja, hier war noch eine Aufgabt, die ihr Kraft verlieh, das Aeußcrste auf sich zu nehmen. War ihr Tun bisher zu unbewußtem Betrug gediehen, so mußte sie sich jetzt entjchließen, ihn nach Plan und Absicht zu begehen. Dann war es wert, den Tod als Sühne zu erdulden. Nicht heute soll eS also geschehen, nicht morgen. Erst nach der Trauung, da aber noch vor sinkender Nacht: in der ersten Minute deS Alleinseins al« Frau mit dem Namen, der auch der Robert« ist. Längstens einen halben Tag wird sie Baronm Schönhag heißen. Zn einer Art Ehevertrag bedingt sie sich ei» bescheidenes Jahresgehalt für ihren Vater aus, nur so viel, daß er nicht unterzugehen braucht. Ferdinand hat ihr ja damals schon einen ähnlichen Vorschlag machen wollen. AIS Betrogener mag er sich dann vor Augen halten, daß der Preis, u« welchen man dem Schwiegervater die Tochter wirklich .abgekauft haben wird, gering genug ist, — an dem Schmerz verglichen, den Hans Hobrecht über den Verlust des KmdeS leiden wird. Diese Vorstellung tneb ihr wieder Tränen in die Augen. Aber ein Wanken gab e« nicht mehr. Sie glaubte, daß eS sonst keinen Ausweg für sie gab. Und nicht nur zu ihre« eigenen Frieden mußte es führen. Daß dann auch Robert mit seinem Vater doch wieder zusammenkommen werde, war ihre Zu» verficht. Ter Tod hat ja so viel Versöhnendes. Dort drrnnen im Atelier, umer den tliadierer-Utensilien, die sich der Vater aus Wien mitgebracht hatte, mußte sich das Ding finden lassen, an da« sie jetzt dachte. Die Gelegenheit war günstig. Um den Trunkenen in sein Schlafkabinett zu drinzea, mußte man ihn ja bewogen haben, diese Türe auf« zuschließen. Sie tastete sich durch die Finsternis. Ja, die Türklinke gab nach. Drinnen fand sie nach langem, vorsichtigen Umhertapven ein Feuerzeug und steckte eine «erze aus emem AimleuHter an. (Fortsetzung folgt.) Seite 8 Cillier Zeitung Nummer 13 Zter. 6589/19. Razglas. Obcinstvo se v lastnein interesu opozarja, da km najbolj stedi z ▼odo in jo ne pusti po nepotrebnem iz vodovoda teßi. Prestopki zoper to odredbo se bodo kaznovali po § 7 oziroma 11 ces. naredbe z dne 20. aprila 1854 z globo od 2 do 2Ü0 K ali z zapororn od 6 ur do 2 tednov. Mestni Magistrat celjski, 19. avgusta 1919. Za vladoega komisarja: Dr. F o b n. Stev. 6590/19. Razg las. Prepovo se prodajanje zivil od hiie do hiSe pred 11. uro. Tudi se pred to uro v mestu in ujega okolici ne sroe izvräevati prekupovanje zivil po branjevcih in trgovcih. Mentni Magistrat celjski, 19. avgusta 1919. Za vladnega komisarja: Dr. F o h n. St. 5684/19 Razglasi Vsled odredbe ministerstva za prehrauo in obnovo zemlje se pozivljajo vse one vojne sirote iz mesta Celja in obcine okoliea Celje, katere so v tako slabih gmotnih razmerah, da so potrebne podpore. V poStev pridejo vojne sirote v starosti do 16 let, ki so popolnoma brez staräev in one sirote, ki so izgubile oceta tekom vojne, katerih mati pa se iivi. Tudi nezakonski otrooi, katerih nezakonski ocetje so med vojno umrli, pridejo v p»Stev. Da se pa more dognati resnicnost njili ubostva, se mora vsaka stracka iz mesta Celja javiti pri tukajsni policiji, katera bode dognala, ali je ona res opravicena, biti deleüna te podpore ali ne. Za obcino okolica Celje pa mora potrditi obcina sama in z istim potrdilom, oziroma z izjavo mestne policije naj se oglasijo stranke napozneje do 29. avgusta 1919 dopoldne od 9—12 ure ob uradnih dnerib pri aprovizaciji rnestnega gospodarskega nrada v Celju. Mestni Magistrat celjski, dne 20. avgusta 1919. Za vladnega komisarja: Subic s. r. St v. 4744. Razglas. Na ioli za babice v Ljubljani se zacne dne 1. oktobra 1919 ucni tecaj za babice s slovenskim ucnim jezikom. V ta tecaj se sprejmcjo ienske, ki Se niso prestopile 40. leta svoje starosti in ki so. ako so se neomoZene, dopolnile Je 24. leto ter so u<5uega jezika zmozne v besedi in pisavi. Pouk je brezplacen. Prosilke se morajo do dne 30. septerabra t. L osebno iglasiti pri ravnateljstvu tukajänje Sole za babice ter prinasti s seboj krstni in rojstni Hat, eventualno poroöni list, ali, ce so vdove, smrtni list svojega moüa, dalje oblastveno potrjeno nravstveno izpritfevalo, potem izpricevalo uradnega zdravnika pristojnega politunega oblastva, da so zdrave ter telesno in dusno sposobne za uk, potem izpricevalo, da imajo cepljene koze ali da bo iznova cepljene, naposled tudi hpricevala, ce jib imajo kaj. Za ta ucni teöaj je razpisanih tudi deset ustanöv ucnega zaklada po 200 K, s praviloim povracilom za pot sem in «azaj." One ienske, ki bocejo prositi za eno leb ustanov, morajo svoje proäuje, opremljene z navedenimi listinami in z zakonitim uboinim listom, i :o ^g paketiert, franlio Kiste 7&6 K. roxtpakct 15 kg sortiert franko 200 K. Versand: Vorauskasse oder Nachnahme. — Lang & Comp., Osijek. Telegramme: I.angcomp. 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