für Annst, Wisj'enschatt und geselliges Leben. Nedigirt vo« Franz Hermann von Hermannsthal. ^M^ . Freitag am G. Mai I84I. VD^^' V»,i l>ie,'ei Zcilschsi!! el,<ncl, wllchcnliiib zwei sNuinnirrn, icdes Mal ein hü'Iber Noaen. 2>el'Vi-eis des Nlottes ist >» LaiKoch »«nziiidriaü, <^^ ' ixlbiädria <> ü. Durch die l. s. P»li umel Oouvert »iil p»riofreier Zusendmiu aanjiädlia u, d^lbiiibli» ^ ,1. l. N., un? wird iaibiübria v»lou«« Die Vergeltung. Ei» Vild aus dcm Vurschmleben. ' Noch eine»! slavischcn Volkslieds «o» Nernhard T»»ischilsch. (Beschluß.) 4. 0 ^ innres iilezoclili! Trau' blindlings jedem Schwätzer nicht, Besieh ihn wohl dein« Lichte! Dich rauscht der feine Bösewicht Mir freundlichem Gesichte. Indessen verschlang eine Woche die andere, und ev waren nur mehr einige Tage bis zu der Zeit, wo Ger­traud mit unauflöslichen Banden an Veit geknüpft wer­den sollte. Daheim saß Han s ohne Hoffnung, seine Ge­liebte vor ihrer Hochzeit zu sprechen, und ihr die Hand zum Abschiede zu reichen. Während er sich durch allerlei Trostgründe und Betrachtungen in sein Schicksal zu erge­ben suchte —horch! da schallte Musik im Dorfe, da schritt ein Hcchzeiczug daher, in welchem Vei t als Brautführer und Gertrau d als Brautführerin figurirte. Eben so schnell als Han s durch das Fenster sich bog, um nach der Ver­anlassung der Musik zu schauen, zog er sich wieder, und zwar vernichtet, zurück, und sprach: „Zuzusehen dem noch großer« Triumphe Veic's, wenn er seine Braut zum Al­tare führt, ihrem süßen, aber schmerzausdrückenden Blicke an jenem entscheidenden Tage zu begegnen, zuzuhören dem im Dorfe wiederhallenden Lärmen der Hochzeit — nein! Das kann ich nicht, Das will ich nicht!« Er schnürte gleich darauf sein Bündel, brachte den übrigen Tag seine Sachen in die Ordnung, und war fest entschlossen, mit dem kommenden Morgen seine Wanderung anzutreten. Des Abends brachte die alte Base zum Valete ei­nen Kuchen auf den Tisch, und rückte überdies mit ei­nem lange geheckten Thaler aus, für dessen zwölften Theil Hans eine Flasche Wein holen mußte. Bei diesem spär­lichen Souper besprach sich das klägliche Pärchen über man­cherlei Verfügungen bis in die späte Nacht, wobei ihm die Alte so manche Tobiaslehre auf den Weg gab. Unter solchen Rathungen und Berctthungen polterte der Bursch Franz bei der Thüre herein, ging auf Hans zu, und sprach: „Wenn Du mir auf dem Maskenzuge zur heutigen Hochzeit Gesellschaft leisten willst, so werde ich, gesonnen, eine Vettel zu spielen, Deine Alle bicren, daß sie mir ei nige Stücke aus ihrer Garderobe borge. D u aber hüllst Dich in diesen Bärenpelz, verschmierst das Gesicht, ich setze Dir diese eigens für Dich verfertigce Kappe auf den Kopf, und mein Mann ist fertig." Hans, welchem es wchlbewußt war, daß dieser Franz zur Fahne Veic's längst geschworen, und eben auch als einer seiner würdigsten Schüler bei dem letzthinigen An­griffe Hand an ihn gelegt hatte, hegte einiges Mißtrauen gegen ihn, und besann sich eine Weile, Was er thun sollte, wozu ihm jedoch Franz keine Zeit ließ. „Ich glaube", sprach er, „Du wirst Dich nicht erst besinnen, sondern ohne Bedenken den Gang mitmachen, da Du in dem Tanzsaale Deine Angebetete finden wirst, die, wie Du weißt, als Braucführenn glänzt."—Was thut Hans? —Der Ge­danke, daß er unter der Maske wohl am leichtesten mit Gert,raud sprechen könnte, betäubte ihn so sehr, daß er, ohne die abrathenden Winke seiner Base zu beachten, alle bösen Ahnungen in ihrer Geburt unterdrückte, die Reliquien des Meister Petz über sich warf, das Gesicht durch ver­schiedene Charaktere zur Fratze umstaltete, und mit dem mittlerweile von der alten, kopfschüttelnden Sar a zum weiblichen Mephistopheles metamarphosirten ischariotischen Bösewichte davon zog. 5. ^'IlcN' ne ol)ur)ni,.5ei-öin bnä'. O O fasse Muth, verzage nichk Ob Deines Schicksals Tücke! Dein Elend, Deine Drangsal spricht Sehr oft zu Deinem Glücke. Eine kleine Strecke von dem Dorfe befand sich ein altes seit mehren Jahren verlassenes Schloßgebäude. Einige noch gm erhaltene Zimmer dienten in der Sommerzeit der sonntäglichen Belustigung der Dorfjugend, aber auch im Winter war der große Saal die nächtliche Wallfahrt der Hochzeitgäste, wenn, nachdem sie bis zur Genüge dem Bac­chus geopfert, dieselben die Lust zum Tanze angewandelt hatte. Dahin nun zogen die beiden Masken; von ferne schallte ihnen das Toben der fröhlichen Gesellschaft, der lu­stige Musikchor entgegen. Je mehr sich Hans dem Schloße näherte, desto stärker pochte sein Herz m süßer Hoffnung, aber auch in einer bangen Ahnung, die er sich nicht er­klären konnte. Als er mit seinem Gefährten vollends ein­trat, brach Vei t in ein gräßliches Geschrei aus, rannte wie ein Wahnsinniger durch die Gesellschaft herum, und rief: »Wehe mir! wehe uns Allen! Mein abscheulicher Traum ist in Erfüllung gegangen! Alle bösen Geister loben den Herrn! Fort, hinaus! ehesie uns in ihre Klauen kriegen!" — Auf Dieses lief Alles blindlings durcheinander, Braut, Bräu­tigam, Hochzeitgäste, Musikanten und Schmarotzer dräng­ten sich zur Thüre, und suchten das Weite. Vei t aber paßte wohl auf, bis Alle hinaus waren, ließ auch den maskirien Franz durch die Thüre schlüpfen, und, mit Hans allein im Saale sich befindend, sprach er zu diesem: „Ich habe die wenigen Tage vor meiner Hochzeit mit den Vorbereitungen zu derselben so viel zu thun, daß ich wahrlich keine Zeit habe, mit derjenigen Aufmerksamkeit auf Deine Schritte zu lauern, als ich es bisher gecha,n habe. Deßwegen dünkt mich, wird es wohl am besten sein, Dich hier einzusperren und so lange sitzen zu lassen, bis meine Hochzeit vorbei ist. Wie wenig Du mir auch stets Anlaß zum Erbarmen gegeben hast, so werde ich Dir doch aus besonderer Gnade, wie der Rabe des Elias , jeden Tag Nahrung bringen, auch einige Pfeifen Tabak, damit kannst Du Dir die Zeit vertreiben, die Dir vermuth­lich entsetzlich lang werden wird. Für den Fall, als Dich frieren sollte, lasse ich die Lichter brennen, und was das Holz anbelangt, so giebt es der alten Dielen und Fensterrahmen im Schloße genug, um Dir ein Feuer zu unterhalten. Damit Gocc befohlen! Laß Dir was Schönes von Veit's Braut träumen." Dieses sprechend, verließ er den erstaunten Hans, sperrte das große Burgthor mit einem zu diesem Zwecke mitgenommenen Hängeschloße zu, und eilte mit dem frühe­ren Gebrülle der von Furcht und Entsetzen gepeitschten Hochzeitgesellschaft nach. „Welch' ein Narr bin ich", sprach Hans nach der ersten Besinnung zu sich, daß ich mich so bei der Nase herum führen lasse! Aber es geschieht mir schon recht! — Warum habe ich einer inner« Stimme nicht Gehör gege­ben, welche mir zulispelte: »Hans, geh' nicht! Franz ist ein Duckmäuser, und will Dich nur in's Garn locken.« Oder warum habe ich die Winke meiner lieben Base nicht befolgt, durch welche sie mir zu sagen schien: „Hans , bleibe zu Hause!" Und, beim Lichte besehen, Was habe ich am Ende davon, wenn ich von Gertrau d Abschied nehme? Sie ist und bleibt doch unwiderruflich für mich verloren! O könnte — könnte ich entkommen, jetzt gleich möchte ich fort aus diesem verhängnißvollen Orte!" — Vergebens rüttelte er an dem Schloßthore; die un­tern Fenster waren alle mir eisernen Stäben versehen. Ein Entkommen war nun gar nicht möglich, wenigstens mußte er für die Nacht alle weiter« Forschungen aufge­ben, und vor der Hand nur auf Holz denken, da es ihn garstig zu frieren anfing, wobei er noch die Güte Veir's hochpries, d«: ihm ein Licht zurückließ, mit welchem er sich ohneweiters in ein anstossendes Zimmer verfügte, und die morschen Thürverschalunge:: zusammen brach. Bei dem Auf­reißen des Fußbodens wurde aber seine Aufmerksamkeit auf ein unter demselben verborgenes Kästchen gelenkt, wo­rauf geschrieben stand: „Das Gold, so in diesem Kästchen verschlossen, ist mit dem Wunsche, daß es dereinst eine arme Waise sin-den möge, hier niedergelegt worden. -Ist es in die rechte Hand gekommen, niird's Segen bringen; der Unbedürftige wird kein Glück damit machen." Hans macht das Kästchen auf, und erstarrt, als er es mit Gold vollgefüllt sieht. Seine Freude war über' jeden Ausdruck. Er pries die göttliche Vorsehung, die so väterlich für ihn sorgte; dann dankte er aber auch dem un­bekannten Testator, respective Waisenvater, der ihn so wohlchätig bedacht hatte. Er hätte Veit , wenn auch dem unwillkürlichen Gründer seines Glückes, um den Hals fal­len mögen. Allein bald wurde seine erste Freude durch den zermalmenden Gedanken vergällt, daß Gertrau d bei all' seinem Reichthume für ihn unwiderruflich verloren sei. Ohne sie war kein Leben, ohne sie dachte er sich bei allen Schätzen der Erde arm. Derlei Betrachtungen hingegeben, brachte er, trauri­ger über den Verlust seiner Gertraud , als über seinen Fund fröhlich, die ganze übrige Nachr bei dem auf dem Küchenherde loderndem Feuer zu, welches zu veranstalten ihn die grimmige Kälte zwang. ß. liiv) Iioöeln «li-iti? ößin inu li Dol^s nnA« «cli'oliili? KuK'! umwall i-«) cllußaci 1»i Was soll ich machen? Soll ich ihm Die langen Beine brechen? Nein! anders möcht ich mich im Grimm An meinem Feinde rächen. Wir finden mit dem anbrechenden Morgen unser« Hel­den fröhlicher gestimmt, als wir ihn verlassen haben; das Kästchen unrer dem Arm, schleicht er durch den Saal und lauscht bei einem halbgeöffneten Fenster, wann und 7 von welcher Seite -der nahrungbringende Rabe erscheinen »verde. Nach einer kleinen Zeit Wartens erschien Vei t wirklich; mit einer tüchtigen Torba beladen, schritt er auf das Schloß zu. Sobald ihn Hans bemerkte, verließ er den Saal, polterte die Stiege hinab, und in den auf einer Seite des Schloßthores befindlichen Keller sich,schlei­chend, harrte er der Ankunft des Kerkermeisters. Das Thor knarrte, Pei t erschien, schob zur Vorsicht den inwendigen Niegel über dasselbe, und verfügte sich, ein Lied trällernd unverweilt in den Saal, wo er seinen Gefangenen zu, fin­ den glaubte. Ganz sachte schlich nun Hans aus seinem Verstecke, schob den Riegel weg, machte das Thor auf und zu, und ließ mit gewandter Hand das Hängschloß zufallen. Während dieser Manipulation schrie oben Veit: „He! Holla! Wo steckt er? Laß Dich sehen! Da bringe ich Dir auf vier Tage Proviant, bestehend aus einem Schinken und einem halben Duzend Würste; ferner ein tüchtiges Stück von meinem bereits gebackenen Hochzeicbrote, und ein dico von dem Scheioessenbrore; auch eine Flasche Wein und Tabak Nr. 20. Fürchte Dich nicht, sondern komm her, damit ich sehe, wie Dir die Mahlzeit schmeckt." „Dazu", schrie Hans draußen, „wünsche ich Di r einen guren Appetit, und versichere Dich, daß Du diese kalte Küche selbst verzehren wirst, in welchem Falle ich Dich nur bedauere, daß Du nicht eine doppelte Portion der so eben aufgezählten Eßartikel, dann Rindfleisch und einen Hafen mitgebracht hast, um Dir eine Suppe zu ko­chen, da ich mich in Erinnerung Dessen, was zwischen uns passirte, wohl verzweifelt schwer zu einem Rabenfiuge werde entschließen können, ehe ich Jungfer Gertrau d zum Al­tare führe." Und als der erstaunte Vei t am Fenster er­schien, fuhr Hans fort: „Ja, ja, glotze mich nur an, es ist so, wie ich gesagt habe. Du bist mein Gefangener, ich frei und glücklich — glücklich durch Dich. Siehst Du dieses Gold da? — Ich habe es im alten Schloße ge­funden. Mir diesem Talisman wird sich der harte Vater Georg, dessen Geldgier Dir bekannt, wohl erweichen las­sen. Deine Gefangenschaft hac mit der Verwirklichung meines Planes ein Ende, mit dem ich so geschwinde fertig zu sein hoffe, daß ich Dir nicht einmal zu rächen brauche, Deinen Appetit zu unterdrücken, sondern den Trost geben kann, Deiner gewißen Freiheit bis dahin entgegenzusehen, als Deine Lebensmittel ausreichen. Und damit Gott be­fohlen! Laß Dir bei Nacht was Schönes von meiner Braut träumen." Ohne um das wilde Toben Veit's sich zu kümmern entferntesich Hans , indem er fröhlich auf das liebe Dörf­chen zuschritt. 7. I'einl.^vn» «im Iii-e? Urania V ^e>ßocl«I< «o poclal»! In li«ti äa« lolgüena V uüinelu «reo« «l»In. Ich fügte mich in mein Geschick, Mein Hoffen war vergebens, Doch in dem nächsten Augenblick War ich am Ziel des Strebens. „Es ist Alles umsonst", herrschte Vater Georg zu der an seinem Halse weinenden Tochter, „am Sonnrage bist Du zum drittenmale verkündet, mein gegebenes Wort kann ich nun einmal nicht zurücknehmen, und wenn Du Dir auch Deine beiden Aeugelein ausweinst. Schlage Dir den läppischen Schelm aus dem Sinne, der Nichts auf­weisen kann, als sein Bißchen Gesicht, über keinen Gro­schen Herr ist, und Niemanden um sich hat, als die alte, verschnupfte Base. Freilich, wenn er ein Vermögen hätte, wie Veit , ich würde Deinem Willen nicht im Wege stehen, aber so — es kann Nichts daraus werden, so wahr " Da wurde an die Thüre geklopft, und herein traten drei in Mäntel gehüllte Männer, hinterdrein Hans , sel­der in einem geborgten Mantel. Georg fuhr befremdet auf, und Gertraud's blasse Wangen erglühten. Nun Hub einer von den Männern an: „Wir kommen, Freund Nachbar, Euch zu fragen, ob Ihr Lust habt, den Hans zu Eurem Eidam zu erkiesen, und dadurch Euer und Eurer Tochter Glück auf zeitlebens zu gründen?" Georg wußte anfangs vor Zorn nicht, was er da­rauf antworten sollte, sah bald die Männer, bald Han . se n, bald seine Tochter an, schlug die vom neuen Bräutigam gebrauchswegen der Braut dargereichten, und von ihr zum Zeichen des Willkommens so eben in Empfaug genomme­nen Aepfel aus ihrer Hand und sprach: „Ih r seid entweder um den Verstand gekommen, oder Ih r wollt mich zu einem Faschingnarren haben. I n jedem Falle rathe ich Euch, Euch alsogleich fortzupacken, da ich sehr viel Lust habe, alle Na6)barfreundschaft hintanzusetzen, und Euch dort hinauszuwerfen, wo der Zimmermann das Loch gemacht hat.« Nun ließ Hans den goldenen Fürsprecher reden. — Plötzlich erheiterte sich das zornentbrannte Antlitz Ge. org'Z, und er rief erstaunt aus: „Ja , wahrlich, es ist Gold! pures Gold! — Das ist nun freilich wohl etwas Anders! — Laß Dich umarmen, Hans! — Gertraud, ich war Dir ja immer gut — Du sollst Deinen Hans haben! — Doch erzähle mir, Blitzjunge! wo hast Du das ungeheure Gold erworben?" Hans erzählte, wie ihn Veit in das alte Schloß eingesperrt und wie er von ungefähr den glücklichen Fund gemacht. Das Mädchen wurde ohneweiters dem reichen Han s eingeantwortet, und da die Hymen günstige Zeit eben zu Ende ging, wurde das Turreltaubenpaar am nach, sten Sonntage einmal für dreimal verkündet, und am Nach­mittage desselben Tages führte Han s das geliebte Mäd­chen zum Alcare. Wir kehren wieder zu Vei t zurück, welcher, in der peinlichen Lage eines getäuschten Bräutigams, mit jeder Stunde auf die Erlösung harrte, wie bestimmt ihm auch Han s den Zeitpunct derselben angegeben hatte. Er durch. 8 suchte wohl alle Winkel des Schloßes, um einen Ausweg Wer Andern eine Grube gräbt, Fällt selber wohl hinunter. zu sinden, und als er an dem festen Thor« und den wohl­ verwahrten Fenstern vollends verzweifelte, fing er an zu schreien, welches Lamento einige in die Nähe gekommenen Leute in der Meinung, daß der ^schwarze Meister" wirk­lich sein Interregnum in dem alten Neste aufgeschlagen habe, in welchem Wahne der superkluge Vei t die Dorf­bewohner gelassen hatte, nur davon jagte, statt sie anzu­locken. — Nun war bereits der vierte Tag seiner Gefangenschaft angebrochen, derselbe Tag — an welchem seine Hochzeit gefeiert werden sollte. Mi t unverwandten Augen stierte er hinaus, um Hansen zu erblicken, doch umsonst! — Der Tag neigte sich zu Ende — die Nacht brach ein — es ließ kein Han s sich sehen! sein Nichterscheinen war ihm ein sicheres Zeichen, daß er zum Ziele gelangt sei. Rast­los trieb er sich in dem öden Schloße herum, mit einer furchtsamen Ahnung lauschte er beim Saalfenster in die schwarze Nacht hinaus. Da tönte es wie Musik in der Ferne, immer vernehmlicher traf sie sein Ohr, dccher­schreiten beim Fackelscheine sah er einen festlichen Schwärm, immer näher kam der Zug, das Thor knarrte, sie donner­ten die Stiege hinauf; herausstürzen aus dem Saale wollte Veit , wurde aber von den eintretenden Hochzeitern auf­gehalten, welche sämmtlich einen Kranz um ihn bildeten. Auf einen Wink des Hochzeitvaters verstummte Alles, und den verblüfften Veit in's Auge fassend, sang Vater Ge­org unter sanfter Begleitung der Musik: 1^1 in,«« «i-eui-n — ^nÄK ylatu! öe 5« ti vicli iniin 8i inisli: ^iMKu 2ve«tu, ^ e clelll« ni I)ubilo. Du hast nur Silber — Hans hat Gold! Doch siehst Du Dich betrogen, So denk': „Das Mädchen war ihm hold, Mir war es nie gewogen.« Hierauf sang Gertraud: 2c1») 2nus PN nnö, 1ln1Ia tiniin «e «lneinti. Nun magst Du Dich bei dunkler Nacht I n Deinen Mantel hüllen, Aufpassen meinem Hans , er lacht Dich herzlich aus im Stillen. Dann schloß Hans: Kclar «I als Adino entwickelt ungemein viel Grazie und Lieb­ lichkeit sowohl im Spiel als im Gesang; ihr hoher Sopran tritt immer siegreicher hervor. Hr. F ra ssinc l l i als Nemorino singt und spielt mit Wahrheit und Mäßiguli»; er ist ein wahrer Ritter vom Tenore, und es giebt nicht viele dergleichen 'in unserer tenorarmen Jett. Hr. Pozzes i als Dulcamara war ganz Laune und drastische Komik; das zweite Duett mit Adina im 2. Acte wurde von ihm so köstlich gespielt, daß es schon zweimal wiederholt werden mußte. Besonders zu erwähnen ist Hr. Gor in als Velcore. Seine Heiserkeit ist uerganaen, er »«braucht mit Mäßigung sein« kolossalen Mittel, und hat auch die Gewalt über die höchsten Bariton­ chorden erlangt, welches wir, zur Steuer der Wahrheit, gegen unsere jüngst ausgesprochene Meinung, heute berichten müssen. - So haben wir nun drei Opern: »^>'i äuri» viirc«,« »6e,nmü eil Verg?« und den »Licbestrant,<< gehört, welche alle mit gleicher Vortreff­lichkeit erecutirt wurden. - Das Publicum, in so ferne es das Theater besucht, ist aber auch ganz Enthusiasmus und Applaus, indessen läßt sich nicht in Abrede stellen, daß, so sehr Beifall den Sängern und Unterneh­mern schmeichelt, der Klang solider Zwanziger den letztern auch eben nicht unwillkommen sein dürfte; allein leider machen wir täglich mehr die Bcmer­tung, daß sogar diese vortreffliche iioliemiche 2per»geseIIschaft bei der ge­ringen Entrie von 20 kr. nur mit spärlich besuchten Häusern beschenkt wird. Th. Mannigfaltiges Mond und Witterung. Nach dem bekannten französischen Naturforscher Arüg o ist es ein eben so alter als verbreiteter Irr t hum , de» Phasen des Mondes, seinen Durchgängen durch die verschiedenen Viertel, eine» Einfluß auf die Verän­derungen in unserer Atmosphäre, auf den Wiiierungwcchsel, zuzuschreiben. Dieser Volksglaube, sagt er im 5. Bande seiner Unterhaltungen aus de,» Gebiete der Naturkunde, den man schon bei den ältesten Schriftstellern fin­det, beruht durchaus auf keinem Grunde. Denn nicht nur sieht man durchaus nicht ein, wie der Mond ähnliche Resultate hervorbringen könnte, sondern die sorgfältigsten, nach einen, großen Maßstabe angestellten Beob­achtungen strafen diese Voraussetzung förmlich Lügen. Die Wetterverän« derungen sind bei den Durchgängen des Mondes von einem Vierte! in ein anderes nicht häufiger, als zu irgend einer andern Zeit; stellt sich je ein. freilich fast unmerklicher, Unterschied heraus, so ist dies im Gegeotheilc zu Gunsten der Octanten. Was kann aber wohl, fährt dieser Gelehrte fort, die Ursache eines schon so lange beglaubigten Irrlhums sein? Wahrscheinlich, antwortet er, der Mangel a« unparteiischen Beobachtungen, die unwilltürliche Tendenz des menschlichen Geistes, nur seinen vorgefaßten Meinungen günstige Tat ­sachen zu verzeichne!,, und die dagegen streitenden unberücksichtigt zu las­sen. Tritt aber eine Wettervcrändcrung bei Erneuerung eines Viertels ein, so fällt dieses Zusammentreffen auf, man bemerkt es, und läßt zwanzig andere Niertclsveränderungen, die von keiner Veränderung in der Atmo­sphäre begleitet sind, unbemerkt vorübergehen. Hierauf weiset Ära g o in einer Behauptung Theophrat's, auf dessen Autorität zu Gunsten des Mondeinflußes auf den Witterungwechsel man sich beruft, den Wiederspruch nach, und schließt mit folgenden Worten: Ein neuerer Gelehrter, der ein Buch geschrieben, um die Volismcinungen zu vertheidigen, hat diese auf wissenschaftliche Betrachtungen zustützen ge­sucht, ist aber in grobe Irrlhümcr verfallen. Hat er die gesuchten Resul­tate wirklich erhalten, so kommt Dies daher, weil er seine Sachen so ange­griffen hatte, daß er eben keine andern erhallen tonnte, indem er zn seinen Beobachtungen eine größere «der kleinere Anzahl von Tagen nahm, je nachdem er eine größere «der kleinere Anzahl atmosphärischer Veränderun­gen brauchte. Laib ach. Druck und erlag des Joseph Nlasnik.