Xi'o. XVI. ^^l> 1804. Laibacher Wochenblatt. Z u in Nutzen und V e r g n ü g e n. Als Zugabe zur Edel von KI einm ay e«schenL aib acher Zeitung. »^Ikrrbefthreiblmg der östreichischen N)o narck)ie. Fortsetzung. körperliche Beschaffenheit des weiblichen Geschlechts. «<<5enn ich von der körperlichen Bildung und dcr Leibesdeschafscnhcit der Dsterrcicher rede, so muß ein Theil dcr Großstädter Wiens von den Bewohnern dcs stachen Landes sehr unterschieden wcrdcn. In den vier Wanden, in welchen ein großer Theil dcr Wiener fortwährend lebt, und in dcr weichlichen Erziehung, die cr genießt, liegt der Grund der blassen Gesichtsfarbe, der Kurzsichtigkeit (worauf nun freylich manche sogar stolz sind, weil sie dieselbe für einen charakteristischen Zug einer hohen Geburt halten) der mangelnden Hautsiarke, dcr revmatischen Constitution, dcr vorzüglichen Anlage zu schlcünichten und gukichten Fiebern, zu blinden und fiiessenden Hamorrhoiden. Ans den Sterbclisten der Wiener Zeitung erhellet, daß dcr August in Wien alle übrige Monathe in dcr Zahl dcr Todten übertrifft; dcr Abstand aber dcr Sterblichkeit zwischen ihm und den Monathen Aprill, May, Julius nicht groß senannt werden kann; daß hingegen der December in Rücksicht dcr in diesem Monathe so geringen Sterblichkeit sich um so mehr unterscheidet, als gerade die Hanplsiadt Österreichs in dusem Monathe gewöhnlich viel bevölkerter isi, als in den oben genannten Monathen; daß folglich im Ganzen die Kälte dem Wiener angemessener, als die Hitze ist. Auch in Rücksicht des weiblichen Geschlechtes muß ein Theil der Städterinnen aus Wien von den Österreicherinnen auf dem Lande in Rücksicht dcr Gesichts-und Körperform sehr unterschieden werden. Unsere stadtischen Schönen, welche dem neuesten herrschenden Geschmacke zu Folge durchaus nicht dick, wie Dm'fnymphen seyn wollen, hungern manch Mahl absichtlich, um hager und dünnleibig zu seyn. Sie tanzen so federleicht selbst in Orten, deren Inneres Epr-surcht gcbiethct, vcn einem Stuhle zum andern, als kaulk eine Wassersumpfspinne von einer Pfianzc zur andern flattert. Die Madchen in den Gegenden von Ens, Wels und Linz, dieser von zwey Flüssen umschlungenen romantischen Landschaft halten das Mittel zwischen dcr strotzenden Fülle derUnter-enscrinnen am stachen Lande, und dem abgemagerten schwindsüchtigen Aussehen so mancher Wienerinn. Ihr schlanker Wuchs erreichet, oder übertrifft vielmehr die Körperhöhe der Manner. In ihren Gesichtern, welche sich oft der schönsten Oval-Runde nahern, schwebt ein sanftes Augcnpaar, welches die Farbe des nnumwölk-ten Himmels tragt, und eine Wangenröthe, die nach allen möglichen Schattierungen mit den wechselnden Gelühlen bald ins dunklere, bald ins lichtere so lieblich spielt, als es kein Farben-künstlcr nachzubilden vermag! An ihren weißen höchst anmuchig fließenden Hals fügt sich ein Busen, dessen auch nur klein streifender Anblick selbst den philosophischen St. Prcux ungleich verlegener, als im Ländchen derObcrwalliserinnen tnachen müßte! Mit allem diesen Zauber von der anspruchlosen Natur ausgerüstet, wird cs begreiflich, warum das Linzcr-Bürgersmädchen oft mchr Freyer, als manches Wienerfraulein zählt, obgleich sie weder Concerte besucht, noch sich auf das Mienenspiel aus den Fenstern versteht; warum ferner das Obcrensilchc Bauermnadchcn so gern in gewissen größern Häusern als Stubenmädchen angenommen und so überschwenglich gcliebkoset wird, bis sie endlich der Vermhrung des Städters unterliegt, und ihre Schönheit mit der Tugend büßt! Die benachbarten Oberstepcrmärkerinnen stehen. den Oberenserinnen an Schönheit der Gesichtsund Körperbildung merklich :;^ch. Die Weiber im Vructer- und Iudenburger-Kreisc gehen größten Theils mit Stecken an der Hand auf der Straße. Es fehlet ihnen jene schöne Körperhaltung, welche die Österreicherinnen über der Ens, wenn sie nach der Kirche oder wo immer hingehen, auszeichnet. Auch wollen einige Reisende so genannte Stampf'Füße an ihnen bemerkt haben, welche mit den niedlichen Füßchen der Hinzerinnen sehr contrastircn. Indessen läi)t sich nicht läugnen, daß der Stcyermärker der Rciye genug immer noch an den Bauerndirnen seines Landes findet, worüber zu streiten wohl vergebliche Mühe seyn dürfte. Bekannt sind im ganzen Lande die Bewohner des Dorfes Hitzcndorf imGratzcr-Kreise sowohl wegen ihrer ungewöhnlich harten und gleichsam bellenden Aussprache, als auch wegen der besondern Fruchtbarkeit des weiblichen Geschlechts. Je naher man in Kärnthcn gegen Italien lückt, desto seltener werden die blauen Augen, welche man in Grätz noch hausig siehet. Dagegen versuchet bey den Klagenfuncr Schönen das schwarze Auge sein magisches Spicl an Einge-borncn und Fremden, das nicht selten sehr schnell wirkt. Die blonden Haare werden immer seltener ,md die schwarzen treten an ihre Stelle. Die Lebhaftigkeit der Madchen nimmt eher zu als ab. So wie man aus Kärnthcn in das Saizbur-gischc und Tyrolische übergehet, sindct sich das weibliche Geschlecht ungemein Kr Sinnlichkeit gebaut. Ich erinnere hier nur an das theils dem salzburgischcn Erzstifte, theils der gcfürsic-ten Grafschaft Tyrol angehörige Zillerthal. Die Bauerndirne ist hier stolz auf dic Muskel-fülle ihrer zur Hälfte entblößten Arme. Die starken Brüste coiitrastiren sehr mit dem z^im Umspannen schmalen Leibe; eben so die dnkcn Waden mit dem wahrhaft niedlichen Füßcheu. Das ganze Gesicht ist em Spiegel oiclcr Schadhaftigkeit, und die Leichtigkeit, mit welcher die Ziilerchalcrinn jede Arbeit verrichtet, ist der unverkennbare Beweis einer leichtblütigen Tempe-ramcntsanlagc, welche wenn die moraliichcn» Vorschriften der Religion nicht ins Mittel treten, sehr geschwind auf Abwege geräth. Die Bergluft ist cs, welche dem Körper so viele Schnellkraft gewähret. Auch mag der häufige Genuß der Butter und ähnlicher A!n?n-Prod^e zur Beförderung der Sinnlichkeit beytragen. Um meinen Lefern einen angenehmen Mcn-schcn-Contrast zu zeigen, der wirklich in der Natur cxistirt, führe ich sie aus dem tyrolischcn Hochgebirge, außer der Poststraße, den nächsten Weg über das Klippenvolle Lechthal in dic lachenden niedrigern Alpen des Brcgcnzcr Wal« des. Hier ist der Sih der schönsten Jungfrauen von Vorarlberg. Selbst die bcnachdanen Bewohner der Stadt Lindau würden nöthigen Falles nicht crmangeln dieß zu bekräftigen. Da die so genannten Wäldcrinncn meistens unter dem Schatten ihrer Kirschbaumc mit Mou-ßelin-Stickerey sich beschäftigen, so hat ihr Gesicht und der ganze Gliederdan so viele Zartheit, als man wolü schwerlich irgendwo dem weiblichen Landvolke in Deutschland zumuthen dürfte. An Fepcrtagen, wenn eine solche Vregcnzcr-walderinn sich aus ihrem Verghäuschen in die höhcrn Alpen ihres Hirtenlandes wagt, und m>ch durchirrten schwermüthigen Nadelwäldern endlich aufStandpunctc gcrach, von welchen sie in dcr Tiefe den ganzen Bodensee gleich einem Flammenmeere von der Sonne durchglüht, erblicken kann: dann entwickeln sich in dem Antlitze der unvcrstimmten Naturtochter Züge einer edlern Begeisterung, Züge eines unerklärbaren höhern Gefühles; Züge, welche nur die hier eingebor, nc Angelika Kaufmann in ihrer Elisa als Nonne auszudrücken vermochte. In der Nachbarschaft eines solchen Waldir.adchcns, odcrMgends fühlt man es, daß d,je Äußerungen des Herrn de Luc über die hohe sanfte Schwermuth, welche er und seine Begleiterinn auf dem Furca fühlte, keine bloß der Kunst abgcborgten Empfindungen waren'. So romanhaft es klingen mag, so wahr ist es doch, daß d:e drey Klöster der Dominikanerinnen in Vorarlberg und mehrere andere Fraucnordcn in der Schweiz «n diesem Bregen-.zerwalder-Bodcn die schönsten, für Weltmanner unzugänglichen Blüthen von je her pflückten! Die zum Nachdenken einladende Muße, welche der Bregenzerwälder^nn bey ihren stillen Arbeiten übrig bleibt; (denn ihr Grasland verschmäht alle häi-cern Beschäftigungen des Ackerbaues,) scrnar die mannichfaltigcn Scenen der Natur in der Runde; alles dieses leitct die weibliche Jugend dieser Seealvcn gewöhnlich auf den, mit bunten Blumen 5cr Fantaste gezierten Abweg der Schwarmerey, wenn anders nicht eine frühzeitige Ehe, die beste Cur sür Schwarmc-reycn aller Art, ste bald an Mann und Kinder knüpft. Ursprung de^ Nchatiusfesies zu^aibach und Auerspcrg. Heftig und lange belagerte im Jahre 1592 Hassan *), Bascha in Bosnien, die Grcnzfesiung Sisseg "). Er gab sich alle für seine hohcn Kriegereigenschaften nnr gedenkbare Mühe diesen Ort zu erobern, aber vergebens. Er ließ ^isseg gewaltig beschießen, aber der Schaden auf seiner Seite war int?:: ^.aso r li. B ch sag. 47. Heut zu Taae ist Sisseg ^" ' egen seiner La^e nicht ganz unbeträchtlicher "^ide.sort. unter der Anführung Andreas von Auerspelgs *) stand. Mehrere angesehene und tapfere Ritter, vorzüglich aus Kram und Kryatien verbanden sich mit ihrer Mannschaft um gemeinschaftliche Gegenwehr ihr zu leisten. — Der Winter rückte heran, Hassün mußs!) abziehen. Im folgenden Sommer 15^ rückte Hassan wi-cdcrum mit einer ungeheuern Kriegsmacht heran. Einige Gc« schichlschrcibcr setzen die Zahl seines Heeres auf 40,00« ja auf Ho,ac>I Nann, und noch höher an. Allein unter dieser großen Zahl darf man, sich, so wie es der Frephcrr oon Valoafor ganz richiig bemerkt, nicht lauter gewaffnete streitbare Mäl'ncr denken, sondern auch sehr viele Arbei-t^^ Knechte, Waffenträger, und dergleichen Ge< stndes mehr, die nicht einmahl uüt einem Säbel versehen waren. Aber wenn wrr auch diese große Zahl von müssigcu Menschen in dem türkische« Heere wlg:efl?i:cn, so finden wir dennoch bey ocn glaubwürdigsten Historikern die Zahl der streitbaren Türken gewöhnlich auf 25000 Mann stark. Das krainersche Heer bestand nur aus 400c, Gewaffnetcn. Nebst dem oberwahntenAuersperg, der das Hauptcommando führte, und nebst noch mehreren anderen tapfern Rittersleutcn, traten ans oiescm Kriegsschauvlahc Ruprecht von Eg-genbcrg aufEhrenhauscn, und Melchior von Radern, Freyherr auf Fricdland und Scidenburg als sehr bedeutende Personen auf. Hassan wollte also in diesem Sommer Sisscg erobern, und zog sich mit seiner Heercsmacht am jensiitigcn Ufer des Saustromes he^an, bis er diesen Ort am t^. Iuny vor das Gesicht bekam. Er ließ sogleich eine Brücke über die Kulp schlagen, warf in der folgenden Nacht Batterien auf, und stand von seinem Vorhaben trotz alles Wicdcrstandes nicht ab. Aucrsperg begehrte Hülfe, und erhielt sie st gleich. Ruprecht von Eggcnberg traf am ,y. Iuny mit mehreren Hilfstrupven bey Agram *) Dieser Andreas von Auersperg war ein Vokn Wolfgang Engelberts von Auersper,-, .^d der Anra von Lamberg. Er wurde geboren im Fahre 5^7. Nachdem er zu Padua seine Studien vo'endet, 'ü, d sich in Holland auf seinen Reisen eine längere eit hindurch aufhielt, kehrte er im Jahre ,57« ,"ach Kram,'n sein Vaterland zurück, und bildete sich da als ein und zwanzigjähriger Jüngling zum großen Manne, zum unsierblichen Helden, derer in derFolae det Zeir auch wurde. S.SchönlebensGeneak Aucrsperg pag. ,0. zusammen, eilte Tag und Nacht, um bald mi, dem kraincrschen Heere zusammen zn treffm, schlug eine Brücke über den Saustro:n, und bald kam es zu, emer Schlacht, die in der Geschickte Krams so entscheidend wurde, daß sie eine Epoche in derselben bildet. Lange getrauten sich die Krainer gegen eine so große Macht keinen Angriff zn wagen. Man sammelte so gar Stimmen darüber ein. Lange war man im Zweifel. Abtt endlich wurden die Krainer doch von jenem Geiste belebt, der vor Jahrhunderten ihre herzhaften Vater beseelte, die ihrer Heimath geheiligte Stätte, als Attila Ämonas Mauern sich nahte, bis auf ikren ley-len Blutstropfen, bis zu ihres Lebens letzten Augenblicke hcldenmass'g vertheidigten. Am 22. Inny riä'tetc Auersper, sein Hccr in eine sehr vorthcilhafte Schlachtordnung.. Der. Marsch begann mit klingendem Spiele gegen die Türken. Hassan saß eocn bey dcrT iftl und speiste. Immer naher und naher kam die F^iö-musik. Nun sprengte Hassan in größter. Eile empor, sammelte 18 bis 2u,Q.)oWann, und zog über die von ihm geschlagene Brücke über den Kulvfiuß. Nun begann daö Treffen, es war blutig und schrecklich'; aber die Hand eine:' höheren Macht scheint sie zum Besten Krams ge-lcnki zu haben. Die Türken stürzten haufenweise darnieder, als wäre Gottes Würgengel un:cr seine Feinde gekommen. Hassan ftüchtetc sich, wollte, über die von ihm geschlagene Brücke setzen, allein sie war schon von dcn Krainern niedergerissen, und Hassan ersoff im Kulpstrom. Mathias Bastiantschitsch, cin rüstiger Vcrse-machcr seiner Zeit verfertigte folgcnocsEpigraM «uf Hassans Tod: ?ro M2gm8 culpiz Ol^I^P/X^'I didit o?e crnento N/^ä8^>I. o laU pocula äißNI lin ! Die «nisten Türken wurden uicdcr gehauen, >dcr in der Kulv ersauft, sehr wenige gefangen. Unbedeutend und klein war tm Verlust dcr K.aincr, reichlich und groß die Beute, die das Schlachtcngwck ihnen spendete. Im jubelnden Triumphe zog Auersverg mit den erbeuteten Fahnen in Agram ein, als Sieger kehrte er dann nach Kram zurück, mit dem erhabenen Bewußtseyn, Frieden uud Ruhe sei-«em Vatcrlande erkämpft zu habcn. Bald verbreitete sich der Ruf von dieser sonderbaren Schlacht, in dcr eine ssincken ließ Aucrsp?.rg, vcrmutl/lich durch das pabstl. Schreiben dahm verleitet — Meßparalncute *") verfertigen, und stiftete zum ewigen Andenken in dcr Metropolit tankirche zu Laibach MU22,. Iuuy, als am Jahrestage der Schlacht; uud am Feste des heil. Achatiuö ein solcmncs Hochamt. Auch zu?lner-sperg ist. dieser Tag ^n scllUchcr Tag. Die Pfarr-gcmcinde vl.'rsanunclt sich in dcr nahe dabey gelegenen Achaliuskirche, und wahrend der gottcs-dicnttlicheu Alldacht wird außer dcrsclo^: geschossen; der übrigc Thcil dvs Tages aber bey frohen Triür'gelagcn zngebracht. Man segnet also jauchzend mit dem Becher in der Hand, auch hc.:t zu Tage noch dic Asche der Retter Krams. Diese glücklich errungene Schlacht, der Ursprung dlcscs ehrwürdigen Volksfestes ist <üso das Wcrk eincs Aucrsper^'.ö. —> «c^cgen dcm« uach und sanftc Ruhe scilien Resten im stylen Grabesdunkel! — — O N^erspcrg! Dcin Nahmc glänzet Schon in der Ehre Hciliglhum, Uud Deinen ^eldcnschi'ltel trän;?: Auch langst der Na hwclt lauter Ruhm! Laß andern stolze Säulcu sehcn Und cinrs Denkmahls Prunk und Gold, Ein Denkmahl ist doch mehr zu schätz^!, Das Segen und Verehrung zollt! Der spättn Nachwelt Siegcsfeyer In unsers Tempels Heiligthmn, Erbabener Aucrsperg, B^frcycr Des Vaterlands — dieß ist Dein Ruhmi Dic Nachwelt Krams, die noch, in s^ätcm Jahrhunderte» Dcm Geist bclcdt, Sie segnet Dich m Dankgcbethen Von Deinem Schatten ernfl umschwebt! Ant. Suppa'Uschtt^-5. ^) Dieser pabstliche Brief ist in dcr Auecspergschen Bibliothek nock im Oriqnial vorhanvcn. *«) ^iese Kleidungsstücke kbnnen jährlich am 22. Iuuy in der Domkirche zu Laibach ben Vcn am d«-sein Tage gehaltenen Amte gtsehen werben.