"^Beilage zur Laibacher Zeitung. ^U 4H. Vierter Jahrgang. KO Z^ovember R8O«>. Inneres Leben. ^ Menschenherz, wie bist du reich " " , An wunderbaren Töucu, "W^»H ,- Dic jllbelnd singen von dem Gluck Der Liebe und des Schönen. 'H ^tM Ein zauberhaftes Töuemccr ^ ^ ^ '^ "' -?iM ,m: Rauscht auf mit süßem Beben, Fühlst du von reiner Erdculust, Dein Iuucrcö sich heben. Harmonisch hörst du Ton au Ton Dic Seele dir durchdriugcn, ^ , Es strebt dein Geist mit Macht empor, ' Dic Himmel zu durchdringeu. - °'^ Nur tief versteckt im Winkel sitzt '.....' Ein Dämon voller Tücken, Der krächzend stört dic Melodie, -«»' ^w-, ,Dic anstimmt das Entzücken. ^ ?3O»W. .'W, <^?»s M ist der Geist des Widerspruchs, . M ß^: )«Schs^W i, Dcr cw'gc Fciud des Rcincu,, ^ tzWll "ch»»s«. 1«tz sNbtz lDcr jede Erdcufrcude dir ^ wN «s M^ Voll Tücke will verueincu. <««,»M««s »3 Er jagt auf deine hcit'rc Stiru ^. . Des Zlvcifels düstern Schatten^ ^^ Und läßt dcs Herzens frohen Drang, ^tt ^" Iumitt'n der ^ust ermatten. Allein je mehr zum Guten du . «» , » Erhebest dciuc Schwiugcu, , ., ,hzM^«V So leichter wird dein frischer Muth W5s5^' »«»«^3 ^ - D^^ Dämons Macht bezwingen. ^ lauter tönt der'Reinheit Lied, ^ ^5F 3«T !5, '' Das Herz uud Seel begeistert,^ I^WOT^ezkR nc sn» ^ls du ihn ganz bemcistcrt. ^?e 3?'^Ia, riugt dein Herz sich gänzlich los . ^.. .., Vom Staube des Gemciucu,, H,»itz»W .^^^ ^ Flieht knirschend er das tapfre H^^ .^^ ^ ,Dcs Starken uud des Rcincu.,^ '"*"' Im Maore. >s»w^z^ Erzählung von Fr. Friedrich. 355oii dcr westlichen Küste Frankreichs, durch das nördliche Deutschland und Nlißland bis tief in Sibirien hinein er- strecken sich einförmige weite Ebenen. Es sind meist hügel-und baumlose, öde Strecken, denen man mit Necht den Namen, die Wüste Europa's oder die Sahara des Nordens, geben könnte. Meilenweit wechselt nur das auf dürrem Sande kümmerlich wachsende, rothblüheude Haidekraut mit der grünen stillen Rasendecke unheimlicher Sümpfe und Moore, meilenweit sucht das Auge vergebens nach einer Wohnung dcr Menschen oder einem Vaume; nur niedrige, halbverkommene Füren und Birken unterbrechen hier und dort die Eintönigkeit. Still wie im Grabe ist es in diesen Gegenden, wenn Schnee sie bedeckt; eine weiße glänzende, unabsehbare Flache, welche kein Weg unterbricht, in welcher keine Spur des Menschenfußes, selbst nicht einmal die leichte Fährte eines Hasen zu bemerken ist, — es ist Alles still und öde. Etwas lieblicher sieht diese Gegend zwar im Sommer aus, wenn die Haide blüht und die rotheu Blumen sich aus dem duu< keln Grün erheben, wenn die Moore und Sümpfe sich mit grüner Nasendecke geschmückt haben. Aber still ist c5 auch dann noch hier. Außer dem eintönigen Summen dcr Bienen, welche den Honig aus den Haideblumen saugen, außer dem unheimlichen Schrei dcs Sumpfhuhnes und dem leisen Rauschen des Windes in dem Schilfe dcs nahen Moores unterbricht nichts die tiefe Einsamkeit. Diese Einsamkeit ruft aber in dem Wanderer, der sich in diese Gegend verirrt, nicht jene ruhige Erhebung und Beschaulichkeit hervor, wie sie das Herz am stillen Sommermorgen in einer lieblichen Landschaft erfüllt, sondern es ergreift ihn eine unabwendbare Bangigkeit, ein ängstliches Verlassenfühlen. Nichts erinnert ihn daran, daß schon ein menschlicher Fuß diese Gegend berührt, unbegrenzt erscheint ihm die Haide und wehe ihm, wenn er in jene Moore sich ! verirrt, welche sich unheimlich, tückisch unter jener üppigen ! Rasendecke verbergen! Dann ist er unrettbar verloren, er versinkt in dem schwarzen Moore, der trügerische Nasen trägt ihn nicht, stumm, wie er sich öffnete, schließt sich der ! schwarze Schlund wieder, und kein Zeichen bleibt zurück, welches verkündete, daß hier ein Menschenleben einsam und unbeweint zu Grunde ging. Manchen Menschen haben diese ! tückischen Moore schon verschlungen und schweigen in unheimlicher Ruhe darüber, bis einst, vielleicht nach langen ! Jahren Torfgräber das Gerippe eincs Menschen, den sie nie gekannt, hervorziehen und theilnahmsvoll in die Erde scharren. W "» Auf dem Grunde des Moores ruhen lange und traurige Geschichten, über seiner Rasendecke ist Alles still. Deßhalb begrüßt der Wanderer selbst die Schafherden, welche die Haide durchziehen, mit freudigem Auge, denn sie erinnern ihn doch an Menschen, sie gehören Menschen an. Deßhalb beeilt er mit frischem Muthe seine Schritte, wenn er in der Ferne grauen Torfrauch aus dem Dache einer niedrigen Hütte emporsteigen sieht. Aber es kostet ihm Mühe, diese Hütte zu erreichen, zu der oft nur ein einziger schmaler Dammweg führt. Sie scheint inmitten grüner Wiesen zu liegen, aber diese Wiesen sind eben nur trügerische Moor« decken, welche nie ein menschlicher Fuß unbestraft betreten. Jene kleine Hütte, auf einer kaum bemerkbaien Anhöhe er« baut, steht sicherer und einsamer da, als eine Insel inmitten des Meeres, denn die Fluthen können durch Nachen durch« schnitte« werden — der Moor ist für Alles unzugänglich. Und gefährlicher noch, ala eine schmale Brücke, ist der Damm» weg, denn jeder Fehltritt führt in sicheres Verderben. Selbst die Bewohner solcher Hütten scheuen sich, zur Nachtzeit den Damm zu betreten, obschon sie jahrelang mit der Gefahr vertraut sind. Sie fürchten sich vor den tückischen, ver« lockenden Moorgeistern, welche als Irrlichter den Wanderer von dem sicheren Pfade locken und ihn da, wo er der Hilfe und dem Schutze der Menschen nahe zn sein glaubt, für ewig in dem Moore begraben. —- In dem kleinen niedrigen Zimmer einer solchen, mitten in einem großen Moore gelegenen Hütte saßen zwei Männer am Tische und spielten Karten. Es war der Torfbauer Stephan und sein Bruder, der frühere Wirth am Wege, der sein Wirthöhaus verspielt und vertrunken hatte und nun mit seiner Tochter, der Grethe, bel dem Torfbauer wohnte und sich gleich jenem von dem mühsamen, armlichen Geschäfte des Torfstechens nährte. Die kleine Oellampe, welche auf dem Tische vor den beiden Spielern stand, erhellte das ärmliche Zimmer nur spärlich, und nur dann, wenn der Wind, der über die weite Moorstäche heulend einhersuhr, den Negen an das Fenster warf und pfeifend durch die zerbrochene Scheibe zog, flak« kerte das Licht etwas heller auf und ließ die Gesichter der beiden Männer deutlich erkennen. Der Vine, der frühere Wirth, war ein Mann von ungefähr fünfzig Jahren. Sein Gesicht war breit und gerathet, unter den starken, weißlichen Augenbrauen blickten zwei kleine, graue, stechende Augen her« vor und um die geschlossenen Lippen zog sich ein bitteres, höhnisches Lächeln. Die graue schmutzige Mütze, welche er tief über die Stirn gezogen hatte, erhöhte noch den unheim« lichen, tückischen Ausdruck deS ganzen Gesichts. Seine Ge» stalt war fast klein, aber stark gebaut, und die weichen, fleischigen Hände verriethen, daß sie nur wenig an die Arbeit gewöhnt waren. Schon aus der unruhigen Hast, mit der er die Karten mischte und pochend auf den Tisch warf, aus dem flüchtigen, verstohlenen Blicke in die Karten seines Gegners, auö der Veränderung, welche jeder Wechsel deö SpieleS in seinem Gesichte hervorrief, konnte man den unruhigen schlauen Charakter deö ManneS erkennen. Fast in Allem als ein Gegentheil erschien sein jüngerer Bruder, der Torfbauer. Seine Gestalt war groß und stark, seine Gesichtözüge waren grob und roh, aber es lag eine Gleichgültigkeit und Nuhe in denselben, die durch nichts erschüttert werden zu können schien. Seine Bewegungen waren unbeholfen und langsam, und mit derselben Trägheit, mit der er die Karten mischte und ausspielte, folgten seine Augen und Gedanken dem Gange des Spiels. Nur wenn sein Bruder von dem Glücke besonders begünstigt wurde, und er selbst verlor, murmelte er einen kaum verständlichen Fluch, aber selbst dieser Fluch rief nicht die geringste Veränderung in seinem Gesichte hervor, er ließ nur erkennen, daß es ihm nicht gleichgiltig war, ob er gewonnen oder verloren. Neben dem Tische auf einem niedrigen Stuhle saß die Grethe, ein liebliches Kind von ungefähr achtzehn Jahren. Sie war eifrig mit einem Strickzeuge beschäftigt. Ohne auf das Spiel der beiden Männer neben ihr zu achten, schien sie ganz ihren eigenen Gedanken hingegeben, und nur, wenn der Wind den Regen heulend gegen die Fenster trieb, schlug sie ihr großes, dunkles Auge in die Höhe und schaute mit bangem Blicke durch das Fenster in die dunkle, stürmische Nacht. Der Anzug des Mädchens war sauber und einfach, in seinem Gesichte lag ein ruhiger, fast schwermüthiger Ausdruck, und das reiche, dunkle- Haar erhöhte noch die zarte blasse Farbe der Wangen. Wieder fuhr der Wind heulend über den Moor daher, brach sich pfeifend an der niedrigen Hütte, und durch ihn hindurch klang es wie ein ferner Hilferuf. Das Mädchen schien den Ruf vernommen zn haben, denn es stand auf und trat horchend an das Fenster. (Fortsetzung folgt.) Der neue Vefnndheits-Polizei-Präsident in der Natur ^Vzon). (Schluß.) Schönbein in Basel und Iame, Apotheker in Versailles, haben Ozonometer, oder Ozonoskope erfunden, um die Quantität deö Ozon in der atmosphärischen Luft zu ermitteln. Der Ozonometer besteht auS Vapierstreifchen, die mit einem empfindlichen Reagens (Jod und Stärke) getränkt sind und verschiedene Grade (111) von blauer Farbe haben. Beinahe Weiß ist 0, das dunkelste Violet Grad 10. Diese Präparaten Papierstreifchen werden je zwölf Stunden der offenen" Luft (ohne Sonne) ausgesetzt und dann in Wasser getaucht. Vergleichung der Farbe, welche das Papier jetzt annimmt, mit der, welche es ursprünglich hatte, gibt einen Maßstab für die Quantitäten Ozon in der atmosphärischen Luft. (Das Technische des Ozonometers und die große Vorsicht und Feinheit erfordernde Beobachtung muh man in Scoutteten nachlesen oder sich anderweitig darüber unterrichten. Hier würde es uns zu weit von unserer Darstellung der Hauptsachen ablenken.) 179 Diese Ozon^Messung ist noch sehr unvollkommen und unsicher, da Viele« von der Genauigkeit und Reinheit der präparirten Papiere und dann noch mehr von dem Farben» sinne und dem Augenmaße abhängt. Ohne Zweifel wird man bald sicherere Ozonometer erfinden. Die Ergebnisse, die man mit den bisherigen ermittelte, sind schon interssant genug. Man hat z. B. gefunden, daß Ozon in bewohnten, geschlossenen Räumen ganz fehlt, während cr sich draußen vor dem Fenster oft ganz entschieden in ungewöhnlicher Quan« tität kundgab. Dieß wird wahrscheinlich zu sichern Ermitt-lungen über den Unterschied des Stubenlebeuö und der Beschäftigung und Bewegung im Freien mit Rücklicht auf Ozon führen, eben so zu Mitteln, Ozon in Stuben künstlich zu erzeugen und so die Nachtheile der Stubenluft zu verrin» gern, und wer weiß, zu welchen andern Gesundheitsmitteln. Die Quantität des Ozon in der Luft hat einen entschiedenen Einfluß auf jedes athmende Leben. Im Jahre 1845 litt Aarau bedeutend an Cholera. Direktor Wolf an der Stern» warte zu Bern beobachtete während dieser Zeit den Ozon-Gehalt der Luft und fand, daß die Cholera in demselben Verhältnisse stieg, als sich der Ozongehalt der atmosphärischen Luft — also deren Kraft, sich selbst zu reinigen, verminderte. Im Jahre 1855 beobachtete Schönbein in Verlin eine ungewöhnliche Menge von Ozon in der atmosphärischen Luft wahrend einer bösartigen Grippe, die alle Personen ergriff, welche nicht lungenfest waren. Dr. Voeckel hat beobachtet, daß gewisse Fieber stetö desto mchr wüthen, je weniger Ozon ^ vorhanden ist. In Straßburg stellte sich die Cholera ein, ! als Ozon ganz ausgegangen war, und nahm in demselben Grade ab, als sich wieder Ozon in der atmosphärischen Luft einfand. Scoutteten glaubt auS diesen und andern Veobachtun-gen schließen zu könne», daß Cholera, kalte, Sumpf« und ! andere Fieber aus organischen, sumpfigen Ausdünstungen hervorgehen oder wenigstens dadurch genährt werden, wenn ! nicht Ozon genug vorhanden ist, sie zu neutralisircu. Je größer die Hitze, desto mehr solche organische miasmatische Ausdünstungen. Fehlt eö dann an Ozon und ist eine ansteckende Krankheit schon im Laufe, so nimmt letztere mit der Hitze zu, wie an dem heißesten Tage 1849 in Paris, als die Cholera«Pest ihre höchste Höhe erreichte. Der Ueberschuß von Ozon während einer epidemischen Grippe in Verlin, beobachtet von Schönbcin, erklärt sich leicht auö dem Ueberschusse, da Ozon auf die Lungen wirkt und die geringste Vermehrung desselben Lungen- und Halöleidcn bis zur Entzündung hervorrufen kann. AuS allen Vcobachtuugen ergibt sich dieß Resultat, daß die gänzliche Abwesenheit des Ozon in der atmosphärischen Luft stets ungesund ist, mindestens in bewohnten Häusern, besonders in Krankenstuben und Hospitälern, wo der Luft alle mögliche organisch«miasmatischö Partikelcheu mitgetheilt werden, daß also Desinfektion^-Apparate, wie Phoöphor« stäbchen in Wasser, gute Gegengifte liesern. Es ist eine treffende, wenn auch harte Wahrheit, daß wir Alle gegen einander giftig sind. Das theuerste Haupt, das neben uns schläft, athmet Tod für unS, und umgekehrt. Liebe ist schön, aber die Kohlensäure, die auch die heißest Liebenden ausathmen, ist Gift. Neue Untersuchungen und feine Erperimente haben klar bekundet, daß Städleluft nicht nur viel schädliche organische Substanzen, sondern auch direkte Vlutgifte enthält; Städteluft röthet das Blut schneller, erregt es mehr, als Landlust. In Manchester, das sechzehn englische Quadratmeilen bedeckt, regnet es mehr, als irgendwo in England, regnet es auch jährlich 20.000 Zentner — Vitriol, das der Regen aus der Manchefterer Luft mit herab-spült. Die übermäßig, mit faulen organischen Bestandtheilen, Kohlensäure und SchwcfelwasserstoffgaS erfüllte Luft begünstigt Krankheiten, reizt das Vlut, daö Gehirn« und Nervensystem — so daß die Städter im Durchschnitt blaffer aussehen, lebendiger, reizbarer, geweckter und intelligenter sind, also auch eher gebrechlich werden, Verbrechen begehen oder sterben, als die Leute auf dem Lande. Städte athmen dichter, produzire» mehr Kranlheitsstoffe und Lungengifte, als das dünner bevölkerte Land. Wer weiß, ob wir nicht bereits einem Mittel auf der Spur sind, außer durch öffent» liche und Privat-Reinlichkeit, Ventilation, Wasserleitung ic. auch durch Ozon die Lust der Städte zu verbessern? Vor der Hand liegt in den großartigen, schönen Ge« sundbeits-Polizei »Maßregeln der Natur ein großer Trost. Sie sorgt durch Donnerwetter mit Knalleffekt, durch ungeheuere Wasserflächen, die Elektrizität frei machen für den ^ Sauerstoff der Luft, auf eine stille, dauernde Weise dafür, i daß Elektrizität und Sauerstoff sich ftetö in bedeutenden Massen zu Ozon verbinden können. Und im Ozon haben Naturforscher aller Nationen gleichmäßig die allermächtigste Gesundhcits-Polizei-Vehörde erkannt. Was dieses feine, un- > sichtbare Paar von Luftgeistern noch außerdem in wissenschaftlicher, medizinischer, industrieller und lebensverschönerndcr ! Beziehung zu leisten im Stande sein mag, hängt von weitere» ernsten, anhaltenden, feinen Beobachtungen, Crperi-menten und Entdeckungen der Wissenschaft ab, welche in diesem flüchtigen, feinen chemischen Dioskuren-Paare nach jahrelangen Vorbereitungen und Vorstudien nun wenigstens so viel erkannt hat, daß sie in ihren stolzesten, mit der größten Sicherheit auftretenden Hypothesen einen der einflußreichsten Luftgötter ganz übersah, und daß derselbe von nun an desto sorgfältiger beachtet werden müsse. (Grtlb.) Dediirfnifse. Menschliches Bedürfniß ist Spiel, sagt der Knabe, Liebe der Jüngling; Thätigkeit der Mann und Ruhe der GreiS; Kampf der Soldat und Friede der Priester; Wohlthun der Menschenfreund und Haß der Menschenfeind; Ordnung der Konservative und Verwirrung der Revolutionär; Denken der Spiritualist, Fühlen der Sensualist und Vegetiren der Materialist; Eigenthum erwerben der redliche Staatsbürger nnd Stehlen der Dieb; Dichten der Poet, Singen und Tanzen das junge Mädchen; Küssen die aufblühende, Heiralhen die aufgeblühte Jungfrau und Puh die Verblühte; Geld ist ein Bedürfniß für Alle. 180 Literatur. ! Das deutsch-slovenische Wörterbuch, heraus« ! gegeben auf Kosten des Hochw. Herrn Anton Alois Wolf, ! Fürstbischofes von Laibach:c. le. Gedruckt bei Ios. Vlasnik. ! Laibach. 1860. Besprochen von F. 3......in S. ! Das deutsch'slovenische Lerikon, welches von Allen, die ! sich für die slouenische Literatur interessiren, schon lange mit Sehnsucht erwartet wurde, ist vor mehreren Monaten erschienen. Da wir eine Rezension desselben zu geben gesonnen ^ sind, so dürfte es nicht am unrechten Orte sein, die Ge- ^ schichte seiner Entstehung vorauszuschicken, weil sich jedes ! Werk aus seiner Genesis am besten erklären laßt. > Bekanntlich hatte schon Vodnik ein Wörterbuch zu schrei« ! ben begonnen, dessen Manuskript sich im Besitze des Herrn ! Professor Metelko befindet. Man erlaube mir ein Paar ! Worte über das Verfahren Vodnik's bei seiner Arbeit. Er nahm den Adelung her, und übersetzte Wort für Wort aus dem Deutschen ins Slovenische. Dadurch wollte er wahr« . schcinlich den Vorwurf der Armuth, den man auch zu seiner , Zeit unserer Sprache machte, faktisch widerlegen. Der Zwcck 5 war gut, die Mittel falsch. Er sammelte zwar unter dem , Volke auch; aber der Mangel mitwirkender Kräfte — nur ! Vilez verdient als Mitarbeiter erwähnt zu werden — und i die Pflichten seines Berufes ließen ihm unmöglich zu, hierin ! so viel zu thun, als er/für nothwendig erkannte, und wahr- ,! schciülich auch zu leisten Willens war. Nur auf diese Art ! können wir uns genügend erklären, warum er mit der Voll- ! endung seines Werkes, von allen Seiten dazu aufgemuntert, so lange zögerte, bis ihn der Tod überrascht hat. — (5s ist ganz natürlich, daß Vodnik nur zu uft auf solche deutsche ^ Ausdrücke stoßen mußte, für die ihm keine entsprechenden i slovenischen vorlagen, weil sie entweder liuser Dialekt wirk« ^ lich nicht besitzt, oder weil ste dem Vodnir' noch nie zu ! Ohren gekommen waren. Wie hals er stch aus dieser schwic- ! rigcn Lage? Cr bildete die Wörter selbst. Und so ! treffen wir den gefeierten Mann auf einem Irrwege au, auf ! dem stch unsere Lcrikographie durch sein Verschulden noch heut zu Taqe befindet. Ein Lerikon ist nach unserm Dafür« ! halten ein Werk, in welchem möglichst alle eristir enden ! Wörter, Ausdrücke und Redensarten einer Sprache geordnet, z ihrer Bedeutung nach detcrminirt und grammatikalisch, in« sofern es nöthig ist, auch syntaktisch erklärt erscheinen. Es ist überflüssig zu erinnern, daß hicmit die sogenannten Real- ^ encyklopädien , Taschen- und Fremdwörterbücher nicht gemeint > werden, indem auch Voduik derartige Erzeugnisse unmöglich ! im Sinne haben konnte, obwohl er über die wahre Beden- ! tung eines Lerikons durchaus nicht im Klaren war; denn wie wäre cr sonst im Stande gewesen, mit dem deutsch- ! slovenischen Theile zu beginnen? Hat so ein Werk nicht den j Anschein, als hatte es ein Deutscher zu Nutz und Frommen seiner Landsleute geschrieben, um ihnen, falls ste Slouenisch ^ lernen wollen, das Studium zu erleichtern? Was würden ^ die Deutschen gesagt haben, wenn ihr Adelung mit einem lateinisch, oder französich-deutschcn Werke aufgetreten wäre? Aber er hat stch nicht nur davor in Acht genommen, sondern auch gezeigt, er wisse sehr wohl, daß ein Wörterbuch nicht unumgänglich nothwendig in zwei oder gar mehreren Sprachen versaßt werden müsse; daß es die Ausdrücke einer Sprache in dieser Sprache selbst erklären könne. Vodnil hatte ' den Adclung vor stch. nnd-doch faßte er den Geist seines ! Werkes nicht auf. Man könnte mir einwenden: „Du wirfst ; dem großen Vodnik Mangel an Abstraktionsvermögen vor, > und bedenkst nicht, daß Du für Alles nur ihn verantwortlich machst, was schon seinen Vorgängern und der Richtung > seiner Zeit, so wie auch der Noth derselben zur Last gelegt werden soll. Cr mußte ja die deutschen Vokabeln den in zahlreichen Fällen unbekannteren slovcnischen voransetzen, da stch gewiß alle seine Landsleute, welche eine Schulbildung genossen hatten, besser deutsch als slovenisch auszudrücken vermochten." — Ja, was von seinen Landsleuten vorgebracht wird, das ist eine Thatsache. Noch lange später er« ging es den Slovenen nicht um VieleS besser — wenn stch die Lage der Dinge heut zu Tage auch etwas günstiger ge» staltet hat, so bleibt uns doch noch Manches zu wünschen übrig — allein daraus folgt noch immer durchaus nicht, daß Vodnik zuerst auf Einzelne, von denen unsere Literatur nichts erwarten konnte, und mögen dieser Einzelnen auch Tausende gewesen sein, und dann erst auf die gesammte Nationalliteratur seines Volkes hätte bedacht sein dürfen. Wir behaupten ebenfalls, daß sogar noch in unsern Tagen sehr vielen Slouenen ein deutsch-slovenisches Leiikon mchr Bedürfniß ist, als ein slovenisch.deutschcs; nur hätten wir von Vodnik, dessen Geist und Bildung seine Zeitgenossen wenig« stens um ein halbes Jahrhundert überflügelt haben soll, er« wartet, cr werde jenes diesem folgen lassen, nicht aber den entgegengesetzten Weg einschlagen. Zu welchem Ziele die von ihm betretene Bahn führen mußte, war uns, seinen Enkeln, zu erleben bcschiedcn. Auch der im Jahre 1848 ins Leben gerufene slovenische Verein arbeitete mit Benützung der noch nicht druckfertigen Handschrift VodnikS ein Wörterbuch aus, welches 1862 beendet, und parthienweise an mehrere sprachkundige Männer zur Durchsicht herumgeschickt wurde. Allein diese UnternehMlmg geriet!) ebenfalls vor der Herausgabe ins Stocken. Wir müssen >iuch diese Arbeit etwas näher beleuchte»'. Mau war überzeugt, daß Adelung, der uns eigentlich gar nichts angehen sollte, für den jetzigen Zustand der deutschen Literatur, die wieder nicht unsere Literatur ist, veraltet und zu arm geworden sei; darum legte mau dem auszuarbeitenden deutsch>°slovenischen Wörterbuche den Hcin-sius zur V.^sis, und übersetzte wieder Wort für Wort. Wenn passende Ausdrücke nicht gleich bei der Hand waren, trat man ebenfalls in die Fußstapfen Vodnik's, und man sagte mit Vrcschern: »ix «vojill bnmo lc> mox.AÜn tlollnli" sdas wollen wir aus eigenem Gehirne geben.) Wir sehen also unsere Lexikographie, um keinen Schritt weiter gerückt, als ste zu Vodnit's Zeiten war, was man aber den Herren Mitarbeitern nicht zu sehr verargen darf; denn ste waren, mit etlichen Ausnahmen, junge produktive Köpfe, mitunter sogar Studenten, die noch das Gymnasium besuchten; wie konnten ste also einen klaren Begriff von den an ein Lerikon zu stellenden Anforderungen haben? Wie konnten ste mit unserer Sprache auf einem vertrauten Fuße ilehen? Auch darf nicht vergessen werden, daß man stch einem Werke, welches stillen, ruhigen Ernst erheischt, in einer sehr auf-geregten Zeit widmete. Von diesen, mit rühmenswerthem Eifer sich bethätigenden Kräften konnte die Nation, trotz der späteren Revision reisercr Einsichten, eher ein der Literatur nachtheiligcs, als sie wirklich förderndes Resultat erwarten. Das Schicksal dcs schon zwei Mal begonnenen und wieder unterbrochenen Werkes sollte endlich entschieden wer« den. Im Jahre 1864 versprach der nun verewigte Hochwürdigste Herr Fürstbischof von Laibach Anton Alois Wolf das Wörterbuch auf seine Kosten drucken zu lassen. Die Arbeit lief nach einer mchr als einjährigen Pause wieder vom Stapel und verließ heuer die Presse. Dieses Werk also ist es, dessen genauere Prüfung wir unö eigentlich zur Aufgabe gestellt. (Fortschimg folgt.) Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr L5 F. Bamberg in Laibach. — Verantwortlicher Ncdactcur F. Bamberg.