Nro. Dienstag den 16. Hornung i79^ Inländische Nachrichten. . Horn. Gestern haben wir schon den dritten Transport, Von der Reservdivision des Gr. Thurnischen Infanterie Regiments, der aus 44^» Köpfen bestand, unter Anführung des Hrn. Haupt-tnanns von Röder von hier über Graz nach Fischamcut in Oesterreich, wo er dem gedachten Rcgimmte, das alldort den 2. März «inzutreffen hat, übergeben werden w,rd. Wien, den IQ. Zorn. Dle Gesund-beitsmnstande unsers grossen Monarchens Wen sich seit einigen Tagen so sehr verschlimmert , daß selbst die Hoffnung zu ?l-' ncr anscheinenden Besserung ganz verschwunden ist: Er fühlt es nun selbst, dttser erhabene Fürst, zuwohl, daß seine Auflösung mit schnellen Schritten herannahe. Daher haben Se. Majestät beschlossen das ^egierllngsgeschätt dem Fürst Kaunitz , der die ausschlagendeStime dabey hat, dem Fürst Slahrmbcrg, Gr.Hazveld, dem F. M. La-ty, dem Gr. Kobenzel, dem Graf Karl Palfy, dem Gr. Kollowrat, dem Gr. Ro- senberg , und dem Baron Reischah zu ubir« lassen: dabe» wird Hr. Baron v. Spm-mann das Referat haben, und Aegid Baron v. Kollenbach wird das Protokoll führen ; aus des Kaisers Kabinet, soll Hr. von Antoine, und Hr. Knecht der ältere, als Sekretare, dabey angestellt seyn. Hr. Oberstlieutenant von Bourgignon geht zu seinem Regiment; zwey aus dem Kabinet Hr. von Webcr/ und Knecht der jüngere bleiben bey Sr. Majestät; die übrige« Subjekte davon werden andern Stellen zugetheilt; Se. Majestät haben diesem Ho'"-und Staatsrathe eine ausgedehnte Vollmacht gegeben, während ihrer Krankheit lhie Regierungsgeschäfte zu lenken. — Eben verbreitet sich ein allgemeines Gerücht, daß drey Männer vom wichtigen Anschsn, und qrossen Einflüsse in die öffentlichen Geschäfte, die bisher eines gränzenlosen Zutrauens des Monarchen genoffen, sich die allerhöchste Ungnade zugezogen haben; fie sollen Vurch ein eigen-s Handbillet des yiit bem Todt ringenden Monarchen «tlerl ihrer Dienste entlassen worden seyn. Se. Majestät haben aus eigenem Antriebe den Gr. Karl Palfy Exz. zum Pa-latinus des Königreichs Hungarns ernannt, und dem Hrn. Graf Karl Zichy Exzellenz die Stelle des Obersten hungarisch. Kanzlers verliehen. Der großmüthige Kaiser hat zu Folge eines Sendschreibens vom 6. d. den Ungarn, und allen dazu gehörigen Landen alle ihre Freyheiten und Privilegien, wie si? unter Kaiser Karl VI. bestanden haben, zuerkannt, und ihnen zugesichert, daß im Frühjahre die ungarische Königswahl vor sich gehen werde, zu welchem Ende die Krone mit aller Feyer-lichkeit nach Presburg überbracht werden wird; bis St. Iosephi wird eine Depu-tazion hier erwartet, die dem Kaiser für die geschenckte Freyheit danken wird. — Uiberhaupt sollen fast alle deutsche Regimenter von diesen Gränzen zurück zu andern Bestimmungen gezogen werben. Dafür aber heißt es, daß die itzt mehr als je für ihren König eingenommene Ungarische Nazion die Fehde mit den Türken allein auf sich nehmen, und ausser den schon bestehenden Regimentern noch ein frisches' Korps von 8Q,oOo. Mann den Feinden entgegen setzen wolle. Der Gang der Kuriere und Staffeten zwischen Wien, Petersburg, Berlin und Iaffy, ist ausserordentlich stark. Al-^ lein die Depeschen von Iassy , wo die Un-! terhandlungcn zum Frieden keinen erwünsch-! ten Fortgang hatten, dürften meistens nur^ den Plan zum dritten Feldzuge gegen die Pforte betreffen. Uibrigens hat der Fürst von Potemkin die lebhafteste Freude geäußert, als er bexachrichtiget wurde, daß der Prinz von Koburg, im Falle andere Bestimmungen den Hrn. F. M. von London «ach Böhme» eder GMim abrufen soll- tm, bas GenerMmmah« gegen die Türken führen würde. Ausländische Nachrichten. DeutsHlanb. Berlin, den 19. Jänner. Der MU-lich unvermuthet aus Warschau hier angelangte Marqms Luchesini ist, wie verlautet , schon wider dahin zurückgereiset. Z« den unzuverbürgenden Gerichten gehört, daß seine schleunige Hieherkunst sich auf die Abschliessung eines Ullianztraktates zwischen Preußen, England/ Holland, Schweden, und Pohlen bezogen habe. — Der Prinz Heinreich hat gestern, in Gesellschaft des Prinzen Ferdinand, seinen Geburtstag z< Rheinsberg gefeiert, und wird in dieser Woche aufs neue in Berlin eintreffen. Seit ne letzte ganz unvermuthete Ankunft und Erscheinung bey Hofe soll, wie man wissen will, mehr als ein blosser Besuch bey des Königs Majestät gewesen seyn. Ma» sagt nämlich , es sey kurz vorher ein Frem< der in bürgerlicher Kleidung in Rheins/ berg gewesen, mit welchem der Prinz ei> lüge Stunden gesprochen/ und worauf er die Befehle zu einer kurzen Reise nach Berlin gegeben. — Bey der Armee wird eine grosse Promozion erwartet. — Der Kaltsinn zwischen Preußen und Rußland soll hoch gestiegen seyn. Es erfolge aber, wat da wolle, aus der Furchtlosigkeit, mit welcher die russischen Athleten im Kampfe gehen, aus den gewaltigen Rüstungen die von Narva bis Tobolsk tönen, und aus dem Tone seiner Feldherrn, und Minister kann man ersehen wie tief Rußland seine Stärke fühle. Kömmt es auch aus diesem Streite glücklich, so mag die halbe Welt ruffisch lernen, wie sie ehmals Latein lern> te, als der römische Eroberungsstrom hcG und unaufhaltsam daher brauste« RegensburF, ben 2^. Jänner. Fo^ gendes ist das merkwürdige Prowemoria, welches vor einigen Wochen von des Pfalzbayerischen Comizialgesandten Hrn. Grafen von. Lerchenfeld Exzell. in Bttref der deutschen Nunziatursache hier ausgetheilt wor« den. Dieses lesenswürdige Promemoria, welches den bekannten Absichten der Hrn. Erzbischöfe ganz entgegen ist/ und nachdrückliche Beschwerden über -dieselbe ent-! halt, lautet folgendermassen: „Obwohl dem kaistrl. Hostekret vom 9. August des vorigen Jahrs, wodurch Vom gesamten deutschen Reich in Betref des Nunziüturwlsens in Deutschland ein der Cache überall angemessenes ausgiebiges Gutachten begehrt wird, kein anderer Sinn beygelegt werden kann , als welcher die wesentliche Ehre, und das wahre Bcste der deutschen Nazion beuelt, auch mit den Neichsgesezen, dem Herkommen, der kais. Wahlkapitulazion, dann mit der Landeshoheit der Reichsstande bestehen kann; so sind doch seither nicht von der deutschen Na-zion, nicht von der deutschen Kirche, sondern blos Von einigen Herren Erzbischö-fen, welche einzig und allein die Sache« bis an diesen Punkt zu treiben sich so sehr verwendet haben, solche vorlausige Wendungen , Meynungen, undAuslegungen ge-"Uffert, und unter das Publikum gebracht« worden , welche diesem Sinne nicht nur in' viele Wege entgegen sind, sondern auch dem üllgemeiuell und besondern Interesse der Aeichsstände abbrüchig, dann der Ruhe Deutschlands gefahrlich werden können. B,!y solcher der Sachen Lage ist es allerdings wlchtig sich ü^r die Vorfrage zu vereint-! gen, was denn eingentlich nach obbesag-! tem Hofdekret der Gegenstand der allgemeinen Berathung seyn soll, und seyn kön-"e? Es kann nämlich hier die Rede nicht ^n dem Rechte deutscher Reichsstande seyn,!. ttNttNlenM^MMdtt^nn?^) clch ew Namen / uud mit welchem Range er auch auftritt) bey sich zu haben, da dieselbe dis" ses Recht aus eigenthümlicher Wesenheit der Landeshoheit ausüben. Sollten aber die Fakultäten der päbstlichen Nunzien, wie sie bisber von ihnen ausgeübt worden sind, und nach den zwischen den Landesherren un> dem römischen Hofe hie und da getroffenen Modifikaziomn ausgeübt werden, i» Frage ftyn: so ist sämmtlichen weltliche» Standen daran gelegen (und die Verordnung des Osnabrücker Friedens ^-t. V. §. 52. fodert sie dazu auf) ein Recht keinen Zweifel, keiner Umfrage und keinen Betastungen unterwerfen zu lassen, welche« ihnen allen einzeln nach den Reichsgrund-gesezen, und nach dem Reichsherkommm unwidersprechlich zusteht, das Recht als Schtt'.-und Schirmherren d?r Religion i« ihriu Staaten dml Oberhaupte der katho« lischen Kirche diejenigen Vorzüge und solche Gerichtsbarkeit einzuräumen, welche durch die Reichsgesetzte nicht aufgehoben, auf Nationalvertrage gegründet sind, deren Ausübung so alt, als die deutsche Kirche, ist/ und welche sie als Landesherre» zum Beßten der Religion und zum Nuze« ihrer Unterthanen in Ausübung zu erhal« ten für gut finden können, und dazu kraft des Liberi ^ini8 tel-ritorigliz exercitii t«» in ecclekaNicis, t^uam in I?o1itici8 berechtiget sind. Welcher weltliche Reichsstand wird es wohl darauf ankommen lassen , daß er, wahrend dem diese Fragen aufgeworfen werden, und er den Berathungen darüber beywohnen sollte, dafür angesehe» werden, als habe er den erhabenen Vorzügen seiner Landeshoheit auch nur auf einen Augenblick entsagt, um es einem zweifelhasten Ausfalle der nach den R^ichs-gesezen hier nicht pla;greisenden Mehrheit der Stimmen zu überlassen, ob er sich für WTc Zukunft de? Dienssöar?eit uilterwerftn WMlÜsse, ill Ausübung des lun,^ circa 5acra WDoil den Erzbischöftn und Bischöfen , deren ^Sprengel sich in seine Staaten eistrecken, Nl seinem eigenen .?.ande Geseze vorschreiben nl laßen? Welcher weltliche Landesherr Hvird es wohl darauf ankommen lassen, Won dem A'lgcnblicke an mit den erz-! ^und bischöftichen Kon^storien härtere Be-, dingni,se zu bekon^nen / so, daß er, wo er dermal bey entstehenden Beschwerden an, den pabstlichm F-uh^, welcher zur gütli-! chen Ausgleichung ohnehin die Hände bie<-M, sich halten kann, künftig dafür so^ viele heimlich und öffentlich gerüstete, und! zur Schmierung seiner Gerechtsame miteinander verbundene Anfechter finde, als Erz - und Bistümer in Deutschland , und^ N«;elne Köpft in den Konsistorien sind. Die-^ se Eingriffe und Mißbrauche der Konsisto-^ rien sind es wirklich izt schon, worauf! samtliche weltliche Reichsstande wachsam zu! seyn alle Ursache haben. Diese haben Se. kaiserliche -Majestät bewogen, durch Zer« siücklung der alten Erz-und Bistümer, und deren neue Einrichtungen zum Heil Ihrer deutschen Erblande vorzuschreiten. Diesem Beyspiele zu folgen, oder durch Auf-l rcchthaltung dcs von Ihren UrVorfahren aus. ganz wichtigen Staatsgründen geschüz- .ten und behaupttten Einflusses des römischen Hofes mW seiner Nunüen, dem Un-fuge vorzubeugen, sind in kraft der ihnen ^zustehenden ÄQvo^aüN die.sämmtlichen weltlichen Landesherren berechtigt. Bald aber wird ihnen nur das erste zu wählen übrig bleiden, wenn nicht von der besseren Einsicht der deutschen Bischöfe zu erwarten Ware , daß auch sie ßch nicht blenden lassen, vielmehr erkennm werden, daß die Verrü-' ckung des Mittelpunkts in der Hirarchie I nothwendig ben Versall «Heer eigenen Existenz zur Folge haben muffe. (Die Fortsetzung folgt.) Gchwedm. Stockholm, den 17. Jänner. Welche Aussichten zeigen sich in unseren Reiche? Ist die Ruhe im innersten woh! schon so hergestellt, als sich der König schmeichelt? i Soll es nicht noch genug heimliche Unzufriedene geben, die den Verlust ihrer Vorzüge ernstlich bedenken, in Geheim auf Rache sinnen, und nur auf eine günsti-ige Gelegenheit warten, die ihren Äbsich-'ten entspricht? Vielleicht sindcn sie hiezu ! Stof im Kriege, wenn er doch auch dieses Jahr mit Rußland soll geführt werden. Man hat frenlich wohl allhier 1> vemn gesungen wegen Vortheilen , die man nicht erhalten, und der Feinde Siege ge-laugnet, die man doch so nachdrücklich gefühlt hat. Aber dies sind nur Blendwer« kc, durch welche sich wenige mehr beneb« len lassen. Man weis zu gut, daß von schwedischer Seite nur Verlust, und keine Vortheile erkämpft worden , daß es bereits dcm Reiche an Geld , an Mannschaft, an guten Willen, an Subordmazion, an allem fahle. O Jahr 1790! wirst du wohl den so sehnlich erwünschten Frieden bringen? oder soll dies Rcich ein Opfer eines von eitlen Kriegsruhms zu sehr eingenommenen Fürsten werden ? . ^ Nachtrag zu "Wien. Se. Maj. haben d?n Fürst Phil. v. Lichtenstein, und den Gr. v. Dietrichstein Oberstlieutenant beym Geueralstaab als Flügeladjucanten bey dem F. M. London angestellt. — Oberst Mack, wird die Stelle eines Generalquartiermeisters bey der Loudonischm Armee vertretten. ^ IÜtrd allc Dienstage nachmittag um 2. Uhr auf dem Platze Nro/185. in detz von Kkiuuiayerschen Buchhandlung ausgegeben. An den sterbenden Joseph den Zweyten. vom Professor Schneider in Bonn. Äch! fo war noch dkse Wunde Vor dcr bangen Todesstunde, Dulder Joseph, dir destnumt! Brechend muß dein Ang noch seyen Auch den letzten Stern vergehen Der sir dich am Himmel stimmt. Wird die Welt dich noch beneiden? Und beym Anbilck deiner Wdcn Nicht der Neid versöhnet seyn? Wird nicht deines Armes <-tarcte Deiner Weisheit Schöpfnngswerre Deine Größe dir verzeih'«? Groß war deines ArmeS Stärcke, Glänzend deine Schöpfnngswcrcte, Gut dein Herz, - und weit, -- und groß -Hingewelckt ist deine Stärke, Unvollendet deine Wcrke, Gram ist deines Herzens Loos. Mögen ihren Friz die Brennen Groß dnvch Gcisi und Thaten nennen Auch dnrch's Glück war's Frledertch, Aber nie hat's dir gelächelt, Nie sein Zephyr dich gefächelt, Deine Größe war dein : Ich. Wer hat so, wie du gelitten? Wer für Weisheit ,o gesirttten? Wer das Gute so erstürmt? Hat nicht gegen deine Schlüsse, I«tztdie Bosheit Hindernisse, Jetzt die Dummheit ausgethurmt, Ach 1 du warst ew Kind der Scynierz^ Als noch unter ihren Herzen Ahndend dich Thereft trug; l Als der Bojev allcs wagte, ! Und dör Franzmann spottend fragte: Ist Doskana nicht genug:' Und wenn deiner trenen Helden Löwenmuth empsrte Welten, Und das Schicksal selbst bezwang; Wußt es dennoch dich zu quälen Durch die Folter grosser Seelen Durch ßehemmtcn Thaten Drang. Zwcnmal schlangen keusche Triebe lim dein Her; das Band der Liebe: Zweomql schlug's dcr Tod entzwey; Ach ! du hast nur wenig Stunden Hymens süsse Lnst empfunden, Und was Vaterssrende sey. Und gelangtest du zum Throne, Grinst du dem Föllen Sohne Fanatismus in's Gcsicht: Ha! da spie das Ungeheuer Schwefcldampf, und Gift, und Feuer; Ganz besiegtest du es nicht. Ziehest du an Mary's Seite Widcr Abdul aus zum Streite, Flicht vor dir des Kruges Gluck: Wtdcr deine Donnerkeule Schießt die Seuche ihre Pf^e Und du kehrest krank zuru d. Wenn nun Louboll gleich dem Blitze Flammt an deiner Heere Spitze: Dein Kroat in Belgrad zecht; Koburg dem Vezier bestehet, Tausende wie Distel mähet, Nnd dich an dem Glücke rächt. Sieh! da wirbt im Niederlande Priesterwuth sich eine Bande, Schwingt des Aufruhrs Fackel hoch; Brüder würgen ihre Brüder, Vater ihre Söhne nieder: Joseph! und du lebest noch't Ja ! du lebst zu neuen Wehen / . Auch Elisens Tod zu scheu Dulder kbch du! Tle so theuer deinem Herzen Stürtzt gewürgt von MutterschmevM Noch vor dir dem Grabe zu, Ach! dort lieget sie, die Milde Da sie ihrem Ebenbilde Sterbend noch entgegen blickt: Ach ! den Säugling in dem Schooße Nelkt sie eine Frühlingsrose Mit der Knospe abgeknickt. Giebt's für dich noch einen Kummer? -"^ Nein ! so schlaf den Todesschlummer Schlaf ihn sanft, und sonder Schmerz, Schlaf, du ärmster aller Grossen! Denn die Schaal' ist ausgcgofsen, Ausgeblutet hat dein Herz.