Bezugspreis ganzjährig mit Poifzuiendung 50 K — 5 ITlk. — 3 hire. Katiiotiidie IIMzonszeitidirihL erscheint monatlich und wird vom ITli[[ionshaus Uleiiendorf bei Graz, Steiermark, herausgegeben. Redigiert von P. Beinrich Wohnhaus F. S. C. Der Belüge Vater Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Meilen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigifen Oberhirten von Brlxen, Brünn, Sraz, heitmerifj, hinz, Olmütj, Marburg, Crient, Crieff und Wien, Best 7 und 8. 3uli — fluguff 1922. XXV. Jahrgang. An unsere Leser! Manche Bezieher des „Stern der Neger" haben den Wunsch geäußert, auch während des Jahres einmal Erlagscheine, beziehungsweise Zahlkarten zu erhalten, um uns eine freiwillige Gabe für unsere Zeitschrift zukommen zu lassen. Wir danken gerührt unseren Freunden für ihre hilfsbereite Aufmerksamkeit und legen der gegenwärtigen Nummer Zahlscheine bei, in der vertrauensvollen Erwartung, daß recht viele Leser und Leserinnen zugunsten des „Stern der Neger" gern ein Opfer bringen werden. Wir bemerken, daß die Lerstellungskosten für ein einziges Left zurzeit schon weit mehr betragen, als der für den ganzen Jahrgang festgesetzte Bezugspreis von 50 Kronen. Die 3ubiläumsfeier der Propaganda und der Brise internationale Kongreß des Prieifermitiionsbundes/^ Vom 2. bis 4, Juni wurde in Nom das dreihundertjährige Gründungsjubiläum der „Heiligen Kongregation zur Verbreitung des' Glaubens" festlich begangen und der erste internationale Kongreß des Priestermissions- ■ bundes abgehalten. Der Priestermissionsbund entstand während des Krieges in Italien. - Sein lateinischer Titel lautet: Unio cleri pro mis-sionibus. Zur Geschichte des Priestermissionsbundes. Die geistige Urheberschaft der Priestermissionsvereinigung darf mit Recht Deutschland beanspruchen. Die wachsende Missionsbegeisterung der deutschen Katholiken hatte schon lange vor Kriegsausbruch zu der Erkenntnis geführt, daß eine großzügige, Erfolg verbürgende Entwicklung des kirchlichen Missionswerkes nicht denkbar sei ohne lebhaftes Missionsinteresse und dauernde Mitarbeit des heimatlichen Seelsorgeklerus. Ans diesem Gedanken heraus bildete sich im Jahre 1912 zu Münster in Westfalen auf Anregung des Professors Schmidlin die erste Weltpriestermissionsvereinigung. Andere deutsche Diözesen folgten diesem Beispiele. Die Priestermissionsvereinigung der Erzdiözese Köln rief 1917 die Halbjahresschrift „Priester und Mission" ins Leben, die seit 1920 als Jahrbuch *) Über die Entstehung und Tätigkeit der Propaganda wurde in der letzten Nummer des „Stern der Neger" berichtet. der Unio cleri erscheint. Der Krieg hemmte jedoch die weitere Entfaltung und Ausgestaltung der missionarischen Priesterorganisationen in Deutschland. Mit gespannter Aufmerksamkeit hatten die Missionskreise des Auslandes den Aufschwung der deutschen Klerusmissionsbewegung verfolgt. Nach deutschem Vorbild gründete 1916 der Mailänder Missionär P. Manna mit Hilfe des Bischofs Conforti von Parma eine italienische Priestermissionsvereinigung, die sehr rasch eine Diözese nach der andern erfaßte und bald auch in anderen Ländern festen Boden gewann. Sie erhielt die Genehmigung des Heiligen Stuhles und wurde der Propaganda in Rom unterstellt. Der große Missionspapst Benedikt XV. empfahl in seinem Missionsrundschreiben vom 30. November 1919 die Einführung der Unio cleri allen Bischöfen des Erdkreises. „Damit aber", sagt der Papst, „unsere Wünsche für die Missionen sicherer und reichlicher in Erfüllung gehen, ehrwürdige Brüder, müßt Ihr durch Belehrung den Sinn Eurer Geistlichkeit in besonderer Weise auf die Missionen hinlenken. Gewöhnlich neigen die Menschen stark dazu, den apostolischen Männern zu Hilfe zu kommen. Benützet diese Hinneigung der Gemüter weise, daß sie den Missionen recht viel Nutzen bringe. Wisset daher, daß Wir wünschen, es möchte in allen Diözesen der katholischen Welt der sogenannte Missionsverein der Geistlichen (Unio cleri pro mis-sionibus) begründet werden, welcher der Propaganda (in Rom) unterstellt sein soll. Wir haben derselben bereits jede Vollmacht für diese Angelegenheit gegeben. Der Verein ist neulich in Italien entstanden und hat sich in kurzer Zeit über andere Länder verbreitet. Da er durch Unsere Förderung ausblüht, wurde er bereits von Uns mit der Vergünstigung päpstlicher Ablässe ausgezeichnet. Er verdiente das, denn durch diese Organisation wird die Tätigkeit der Geistlichen sehr gut geordnet, sowohl um den Christen die Sorge für das Heil so vieler Heiden einzuflößen, als auch um die mannigfachen Werke zu befördern, welche der Apostolische Stuhl zum Segen der Missionen schon gutgeheißen hat." Die kirchliche Jubiläumsfeier und die Pfingstansprache des Papstes. ■ Die Jubelfeier der Propaganda wurde eröffnet durch einen Seelengottesdienst in der Kirche Sant' Andrea belle Fratte für die verstorbenen Kardinalpräfekten und die in den letzten drei Jahrhunderten aus dem Leben geschiedenen Missionäre. Vom 2. bis 4. Juni fand in der Kirche Sant'Andrea della Valle ein feierliches Missionstriduum statt. Die abendlichen Segensandachten und Missionspredigten wurden von Kardinälen gehalten. Mitglieder des Heiligen Kollegiums, viele Bischöfe, Ordensgeneräle, Kurialbeamte und eine große Volksmenge, darunter zahlreiche Pilger, wohnten diesen Gottesdiensten bei. Den Höhepunkt der kirchlichen Missionsfeier bildete das Papstamt in der Peterskirche am Pfingstsonntag. An siebenhundert ausgewählte Sänger begleiteten mit Choralmelodien die heilige Handluüg. Nach dem Evangelium sprach Papst Pius XI. vom Throne in der Apsis aus zu mehr als dreißigtausend Zuhörern über das Propagandajubiläum und die katholischen Missionen. Er sagte unter anderem: „Das heutige Pfingstfest strahlt in ganz besonderem Glanze. Es ist das dritte Jahrhundertfest eines erneuten Pfingsttages, bewunderungswürdig und wahrhaft göttlich. Das Coenaculum dieses neuen Pfingstfestes befand sich hier in Rom. An Stelle des Petrus stand ein späterer Nachfolger desselben, Gregor XV., an Stelle der Apostel und des apostolischen Volkes treffen wir eine Plejade von großen Seelen an: den P. Girolamo von Narni, den sel. Giovanni Leonardo von Lucca, den Prälaten Vives und Tausende und Abertausende. Im Januar 1622 wurde das Werk der Kongregation der Propaganda Fide ausgedacht. Mit der Bulle vom 22. Juni desselben Jahres, genau vor drei Jahrhunderten, beginnt die Geschichte dieses Pfingstfestes, eine späte, aber wahre und herrliche Fortsetzung der Apostelgeschichte. Die Kongregation der Propaganda berief, organisierte, belehrte und stärkte alle vorhandenen Kräfte des Apostolats, sowohl zur Verteidigung wie zur Eroberung! Verteidigung gegen das bedrohliche Vorgehen der Reformation, um die Schätze des christlichen Lebens ihr gegenüber festzuhalten und zu bewahren. Eroberung und Vordringen, um überall das Licht des Evangeliums, die Heiligkeit des Gesetzes hinzutragen und neue Söhne der Kirche zuzuführen. Eine prächtige, auf zwei Fronten kämpfende Schar! Auf der einen Seite Fidelis von Sigmaringen und tausend andere, die ihm folgten und die Wahrheit des katholischen Glaubens gegen die Irrlehre der Reformation verteidigten, auf der andern Seite Franziskus Kaverins und taufende neuer Apostel aus allen Nationen, um in jeden Winkel der Erde das Licht des Evangeliums zu bringen. Und gleichzeitig mit dem Lichte des Evangeliums tragen sie überallhin auch die ersten Anfänge der wahren Kultur. . . Vieles ist geleistet, vieles errungen worden, weil es ihm an Mitteln gebricht, die wir ihm verweigerten, so wäre das eine große Verantwortung, woran wir vielleicht nicht genügend im Laufe unseres Lebens gedacht haben. Wollen wir vor das Gericht Gottes treten, ohne ihm gedankt zu haben für die Weitherzigkeit, mit der er uns die Wohltaten der Erlösung zukommen ließ? Auch der letzte der Gläubigen muß wieder-j holen: Was kann ich dem Herrn geben für alle Gnaden, die ich empfangen habe? Da bietet sich Taufschüler in Kitgum (Uganda). viele Seelen wurden gerettet. Der Ruhm gebührt dem Herrn! Aber wie viele Seelen gibt es noch, die verlorengehen! Es sind gewaltige Massen des Volkes, so groß wie der schwarze Erdteil, so gewaltig wie die ungeheuren Länder Indiens und Chinas, die heute noch auf das Wort Gottes warten. Von dieser apostolischen Warte aus appellieren wir an die Herzen der katholischen Welt. Alle mögen edelherzig zur Rettung der Seelen beitragen, die Christus erlöst hat. Wenn auch nur eine einzige Seele verlorenginge wegen unserer Saumseligkeit, wegen Mangels an Hochherzigkeit, wenn auch nur ein einziger Missionar einhalten müßte. nun eine günstige Gelegenheit dar, wie keine andere. Für den Glauben, den wir von Gott empfangen haben, wollen wir mitarbeiten und andere Seelen zum Glauben bekehren..." Der Heilige Vater führte dies noch weiter aus und segnete zum Schlüsse das Werk der Propaganda Fide, daß es blühen und noch reiche Früchte tragen möge. Kongreßstimmen. Der Kongreß tagte im großen Saale der päpstlichen Cancelleria unter dem Vorsitze des Kardinals Laurenti, ehemaligen Sekretärs der Propaganda, und behandelte die Erfolge der dreihundertjährigen Missionsarbeit der Kongregation der Glaubensverbreitung, die gegenwärtige Missionslage und die Notwendigkeit der Förderung des Missionsgedankens durch den Priestermissionsbund. Der Präsident der Unio cleri, Bischof Con-forti, sprach ausführlich über bereit Zweck und Mittel. Der Priestermissionsbund hat es sich zur Aufgabe gesetzt, alle Priester zum Beitritt zu bewegen^ um ihren Eifer für die Verbreitung des Evangeliums anzuspornen. Durch Wort und Beispiel sollen die Priester im Volke das Interesse für die Missionen wecken und »die Gläubigen zu einer allgemeineren, tatkräftigeren Mitarbeit bei der Weltbekehrung anleiten. Deshalb werden die Mitglieder der Unio cleri alle kirchlich genehmigten Missionsveranstaltungen in den einzelnen Diözesen und Pfarreien wirksam unterstützen. Sehr zu begrüßen wäre es, wenn alle katholischen Zeitungen eine Missionsrubrik eröffneten und ihre Leser über den Fortgang des katholischen Missionswerkes auf dem Laufenden hielten. Die gegenwärtige Entscheidungsstunde der Weltmission fordert eine Massenorganisation und eine Massenerhebung des katholischen Volkes, um dem wahren Glauben den Sieg über die Irrlehre auf dem Kampffelde der Heidenmission zu sichern. Darf uns noch länger das Beispiel der protestantischen Sekten beschämen, die alljährlich Hunderte von Millionen verausgaben, um die Heidenwelt in die Fesseln des Irrtums zu schlagen? Der Redner schloß mit einem flammenden Appell an die anwesenden Bischöfe, die Unip cleri in ihren Diözesen einzuführen und dadurch einen neuen Beweis zu erbringen für die Einheit des katholischen Denkens und die Allgemeinheit der Kirche. P. Manna berichtete über die Entstehung und schnelle Verbreitung der Missionsvereinigung, die zurzeit schon in 124 Diözesen errichtet ist, mit einem Mitgliederstand von 135 Bischöfen Es war im April. Wir standen noch im Zeichen des Wiederaufbaues der während des Krieges eingestürzten Missionsgebäude. Da kam unerwartet die Nachricht, daß der Nildampfer, der uns den notwendigen Zement aus Khartum und 16.000 Priestern. Der Berichterstatter zeigte an der Hand von Beispielen, daß die Einnahmen der allgemeinen kirchlichen Missionsvereine nach der Einführung der Unio cleri' auf das Fünf- bis Zehnfache emporschnellen. Der Kardinalerzbischof von Burgos Benlloch y Vivo verbreitete sich über die Errichtung des Weltpriester-Missionsseminars in Burgos und fügt bei, daß bereits 4500 spanische Priester der Unio cleri angehören. In Holland sind schon 73 Prozent aller Priester dem Missionsbund beigetreten. So weit die Kongreßredner. Den deutschen Diözesen, die nach dem Aufhören der vorkriegszeitlichen Missionsvereinigungen die Unio eingeführt haben, ftnb' im Laufe des letzten Jahres auch die österreichischen Kirchensprengel nachgefolgt. Die Statuten des Priestermissionsbundes der österreichischen Diözesen erblicken in der Weckung und Förderung von Missionsberufen ihre wesentliche und vornehmste Aufgabe. Das glänzend verlaufene Gründungsjubelfest der Propaganda mit seinen wertvollen Anregungen für die heimatliche Missionsarbeit und die allgemeine Einführung des Priestermissionsvereines berechtigen zu großen Hoffnungen für die Missionstätigkeit im Heidenlande. Nur dann, wenn die Seelsorger aller Grade und die Gläubigen aller Stände sich ihrer Missionspflicht bewußt werden, können die katholischen Missionen ihre Vormachtstellung auf der Missionswalstatt gegenüber dem Protestantismus behaupten; nur dann wird es möglich sein, alljährlich eine hinreichende Zahl von Gottesstreitern in die Heidenländer zu senden und die finanziellen Mittel aufzubringen, die der Glaubenskampf der Kirche unter den Heidenvölkern erheischt. Die große Entscheidungsstunde fordert von allen Katholiken rührige, opferfreudige Reichgottesarbeit. bringen sollte, mit zweitägiger Verspätung in Tonga eintreffen werde. Um nun unsere beiden arabischen Maurer, die einen Taglohn von je fünfzig Piastern erhielten, nicht müßig zu lassen und folglich umsonst zahlen zu müssen, machten Hui der Fcigd. Von P. Eduard PIdiorn. wir ihnen den Vorschlag, gemeinsam eine Jagdpartie auf das andere Flu'ßufer zu unternehmen, in der Erwartung, daß sie auf jede Bezahlung für diesen Tag verzichteten, was sie auch gern taten; denn sie waren beide leidenschaftliche Jagdliebhaber. Die Nilfahrt. Unsere Ausrüstung war bald beisammen. Zwei Schrotgewehre mit der nötigen Munition, etwas Reis, Tee und Zucker und einiges Kochgerät, und hinab ging's an den Nilstrom. Wir waren unser sieben: Zwei Patres, die beiden Araber und drei Neger, welche abwechselnd unser Boot, eine Schillukbarke, rudern sollten. Wie schaut nun eine solche Schillukbarke aus? Man denke beim Namen Barke ja nicht an eines jener feinen Fahrzeuge, die auf unseren europäischen Flüssen an schönen Sommertagen Hunderte von Ausflüglern tragen, nein, ein Schillukboot ist ein einfacher Baumstamm von zwei Meter Umfang und sechs Meter Länge, der nur soweit ausgehöhlt ist, daß ein erwachsener Mensch gerade noch darin sitzen kann, wobei die Längsseiten ihm bis unter die Achseln reichen. Daß solch ein Fahrzeug mit seiner großen Neigung zum Schwanken beim ersten Anblick wenig vertrauenerweckend ist, wird nicht wundernehmen; denn auch schon kleine Wellen bringen den runden Baumstamm in bedenkliches Schaukeln. Zur Zeit eines Sturmes aber müssen die Insassen des Baumkahnes auf alle Möglichkeiten gefaßt sein. Doch zur Ehre der Schilluk sei es gesagt, daß sie sich im allgemeinen ausgezeichnet auf das Lenken ihrer Boote verstehen und sie vorzüglich zu meistern wissen. Ich aber, ein Neuling, der ich mich zum erstenmal in meinem Leben einem solch wackeligen Ding anvertrauen sollte, und das für nahezu eine ganze Stunde und in einem Gewässer, das von Krokodilen wimmelt, war gleichwohl etwas beklommen und nur mit einem gewissen, vielleicht auch nicht ganz unberechtigten Bangen bestieg' ich das Boot- Ganz vorn am Kiel stand ein Neger mit einer mächtigen Stange als Ruder. Er mußte still stehen wie angenagelt, denn die leiseste Bewegung mit den Füßen bringt das Fahrzeug schon in heftiges Schwanken. Hinter ihm saß mein Mitbruder, ihm folgten hintereinander die beiden arabischen Maurer, die mit noch etwas größerer Beklommenheit als ich im schaukelnden Kahne hockten, waren doch beide Familienväter. Nach ihnen kam ein Negerknabe und als letzter beschloß ich die Reihe. Hinter mir am rückwärtigen Ende des Nachens stand wiederum ein Neger, gleich dem am Kiel beschäftigt, mit seiner Stange zu rudern. Also, los in Gottes Namen! Anfangs gab es nun freilich infolge des Abstoßens einige starke Schwankungen; doch es wird wohl ruhiger werden, wenn wir einmal vom Ufer etwas mehr entfernt sein werden und offenes Fahrwasser gewonnen haben, dachte ich mir. Allein die Rechnung war ohne den Wirt gemacht. Je weiter wir uns vom Ufer entfernten und offenes Wasser gewannen, desto größer wurden die Schwankungen. Nachts zuvor war ein außergewöhnlich starker Regen niedergegangen und hatte eine bedeutende Abkühlung der sonst so drückenden Schwüle herbeigeführt. Die Folge dieser plötzlichen Abkühlung war eine noch immer andauernde heftige Brise, die unter anderen Umständen uns zwar höchst erwünscht gewesen wäre, in unserer gegenwärtigen Lage aber uns sehr unlieb war. Dank der Tüchtigkeit der beiden Rudertr ging es, freilich unter beständigem Schaukeln, in schräger Richtung auf dem Wasser dahin. Ein gewisses Gefühl von Augst hielt mich ständig in seinen Fesseln und wollte nicht von mir lassen. Wimmelt es doch in diesem Gewässer von Krokodilen und wußte ich, trotz der verhältnismäßig kurzen Zeit meines hiesigen Aufenthaltes, nur schon zu viele Beispiele von der Raubgier und Stärke dieses gefräßigsten aller Reptilien. Eben tpenige Tage vorher hatte uns ein Neger ans einem der Nachbardörfer sein Leid geklagt, daß ihm und einem seiner Mitbürger die Krokodile in letzter Zeit bereits vier Kühe von der Weide am Flußufer geholt und verzehrt hatten; auch von unserer eigenen kleinen Schafherde hatte sich dasselbe Raubtier schon das eine oder das andere Stück ausgesucht und war mit ihm auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Also, höchst ungemütlich hätte es darum werden können, wenn wir hier in diesem gefährlichen Wasser umgekippt wären. — Doch, gottlob! die Hälfte des breiten Stromes hatten wir bereits hinter uns, und mit heimlicher Freude und stiller Befriedigung nahm ich wahr, wie der Abstand zwischen uns und dem gegenüberliegenden Ufer sich, wenn auch langsam, so doch stetig verringerte. Da ereignete sich das Angliick. Mochte es nun erfolgt sein durch eine etwas heftigere Wellenbewegung -oder durch einen kleinen Mißgriff in der Handhabung der Ruderstangen oder auch durch eine unwillkürliche Bewegung einer der Insassen, um seine etwas schmerzende, hockende und kauernde Stellung zu verbessern, kurz, Tatsache war, daß die Barke sich mit einem Male stark auf die Seite neigte. Ganz triebmäßig griff einer der beiden Araber mit einem Arm in die Luft, um sich an irgend etwas, das nicht vorhanden war, anzuklammern. Dieses vom ersten Schrecken eingegebene und ganz unbewußt vollzogene Hinausrecken des Armes brachte aber das Boot aus seinem Gleichgewicht; es kippte um und warf uns samt und sonders in die Flut. Wir lagen also im Wasser. Nun ging ein allgemeines Strampeln los. Sehe jeder zu, wie er sich rette! Am leichtesten hatten es die drei Neger. Diese waren, einen Leinwandstreifen um die Lenden abgerechnet, splitternackt. Aufgewachsen an den Ufern des Nils und vertraut mit dem Wasser seit ihrer frühesten Kindheit, sind sie behende, ja waghalsige Schwimmer und Taucher; schlimmer stand es schon mit den beiden Arabern in ihren mächtigen, weiten, bis fast auf die Knöchel herabreichenden Pumphosen und dem langen Hemd, das sie sehr behinderte; doch beide.waren treffliche Schwimmer. Am schlimmsten war die Lage für uns zwei Patres, die wir natürlich vollständig bekleidet waren. Zwar hatte ich einmal als kleiner Gymnasiast das Schwimmen so halbwegs in der Moldau gelernt, allein seitdem sind schon mehr als zwanzig Jahre vergangen, und zudem erschwerten die vom Wasser vollgesogenen Kleider die nötige Arm- und Beinbewegung. Aber wollte ich nicht ertrinken, so mußte ich auf irgendeine Weise ans Land zu kommen suchen, und ich begann deshalb gleich den übrigen zu strampeln, so gut oder schlecht es eben ging. Allerdings brauchte es, um vorwärts zu kommen, meinerseits ungeheure Anstrengung und das Aufgebot all meiner Kraft, und nur die Furcht vor dem sicheren Tod des Ertrinkens oder die Angst, einem gefräßigen Krokodil zur Beute zu werden, hielten mich verhältnismäßig lang über Wasser. Nichtsdestoweniger hätte sich meine Lage noch äußerst kritisch gestaltet, wenn nicht einer der beiden Neger mir zu Hilfe gekommen wäre. Meine Kräfte begannen, weil ungeübt, bald schon nachzulassen und zu versagen, und meine Armbewegungen glichen nur mehr leeren Luftstreichen, die mich nicht mehr vorwärts brachten, sondern nur noch zur Not über Wasser hielten. Von dem Neger, der zu meiner Rettung herbeieilte, festgehalten und fortgezogen, gelang es schließlich mitAnspannung des letzten Restes meiner Kräfte, das ersehnte Ufer zu gewinnen, wo die übrigen Reisegefährten bereits glücklich beieinander waren. Nun, das Leben war gottlob gerettet. Auch die Tasche mit der Munition und dem mitgenommenen Reis samt der Teekanne fehlte nicht, wohl aber lagen beide Gewehre in den Fluten begraben. Was sollten wir nun beginnen? Wir wollten auf die Jagd gehen und standen, oder richtiger gesagt, saßen nun da ohne Gewehr. Was anfangen? Wenn je, so gilt in der afrikanischen Wildnis: „Wer will essen einen Braten, der muß haben ein Gewehr." Das leuchtete allen ein, auch unseren beiden schwarzen Ruderern, und sie waren all-sogleich bereit, es mit Tauchen zu versuchen; vielleicht daß man wenigstens ein Gewehr fände. Da staunte ich nun, welche Geschicklichkeit die Neger wie auch die beiden Araber, die sich nunmehr jeglicher Kleidung entledigt hatten, hiebei entwickelten.Nach längerem, vergeblichemSuchen gelang es dem einen Araber, ein Gewehr zu finden, während das andere trotz alles For-schens verschwunden blieb. Schweren Herzens gaben wir das Suchen für diesen Tag auf, um nicht zuviel Zeit zu verlieren, beschlossen aber, am nächsten Tage das Gewehr auf alle Fälle zu suchen. Tatsächlich waren die Tauchversuche eines unserer schwarzen Burschen des andern Tages von Erfolg begleitet. Der Gänsebraten. Da wir noch lange nicht am Ziele des geplanten Ausfluges waren, so mußten wir neuerdings das Boot besteigen; doch hatten wir jetzt den Vorteil, daß wir dem Ufer entlang fahren konnten. Ungefähr eine halbe Stunde noch ging's nilabwärts, bis wir bei der beabsichtigten Landungsstelle angekommen waren. Das Jagdglück war uns hold. Weil wir aus Mangel eines Kugelgewehres von Gazellen und Antilopen absehen mußten, wiewohl wir des öfteren größere Rudel in ziemlicher Nähe erblickten, so kamen nur Gänse und Perlhühner in Betracht, die freilich, was den Wohlgeschmack ihres Fleisches und ihre Größe anbelangt, ihre europäischen Schwestern weit übertreffen. Obschon wir nur mehr über ein einziges Gewehr verfügten, schossen wir doch eine ganz hübsche Anzahl. Stern der Neger 55 Heft 7 und 8 Als der Vormittag schon weit vorgeschritten war, wurde in der Nähe des Nils unter einem großen Baum, dem einzigen weit und breit, der kühlenden Schatten bot, gelagert. Bald, begann es zu knistern im herbeigeschafften und zu einem Haufen aufgetürmten Reisig und mächtig loderte die Flamme empor. Einer der Schwarzen hatte mittlerweile zwei Gänse gerupft und zum Kochen zubereitet, und wir brauchten nicht allzulange zu warten, da schmorte und brodelte es schon im Topfe. Die Araber waren auch nicht müßig von der Svnnenglut ausgedörrte Steppe, die nichts anderes hervorbringt als dürres Strauchwerk und spärliche Gräser. — So lag ich da und träumte, bis mich das „Abun Eduardo!" aus dem Munde unseres schwarzenKochs von meinem Gedankenflug in Tirols ewig schöne Alpenwelt zurückbrachte in die ausgebrannte Steppe Afrikas. Ich muß gestehen, der schwarze Kerl hatte feine Sache vortrefflich verstanden und der Braten machte seiner Kochkunst alle Ehre; auch der nach Araberart bereitete Tee mundete vorzüglich und . Missionsschwestern mit Schülerinnen geblieben, sondern hatten unterdessen einen kräftigen Tee bereitet. Nur ich lag, meinen Tropenhut als Küpfkissen benützend, untätig auf dem Boden und verfolgte den Flug zweier Wüstengeier, die hoch über uns in den Lüften kreisten. Meine Gedanken aber schweiften heimwärts auf die Berge von Tirol, und ich dachte an so manchen Ausflug in diese herrliche Alpenwelt mit ihren Gletschern und stillen Bergseen. Die Erinnerung an manche frohe Stunde, die ich auf den mit Speik und Brünellen übersäten Almen verlebte, trat mir lebhaft vor die Seele. Wie ganz anders war es jetzt um mich herum. So weit das Auge reicht, kein Berg, kein Hügel, kein schwellendes Grün, nichts als endlose Ebene und so konnten wir alle, an erster Stelle natürlich unsere drei Neger, die Tatsache feststellen: ausgezeichnet war es. Wir plauderten noch ein Stündchen, worauf dann wir Patres unser Breviergebet verrichteten, während die Araber nochmals einen kleinen Jagdspaziergang unternahmen. Gegen 5 Uhr mußten wir allmählich an die Heimkehr denken. Ist doch hier die Zeit der Dämmerung ungemein kurz. Sobald die Sonne untergegangen ist, dauert es kaum noch eine schwache halbe Stunde, und die Erde hat sich in nächtliches Dunkel gehüllt. Einige wenige Minuten brachten uns zum Nil und nun ging's neuerdings, diesmal freilich nicht flußabwärts, sondern aufwärts auf dem gefährlichen Element dahin. Das Wasser war jetzt am späten Nachmittag bedeutend ruhiger als in der Frühe, und zudem hatten wir beschlossen, uns stets in der Nähe des Ufers zu halten, bis wir der Eine wichtige Lebensfrage für unsere Schilluk und für die Sudanbewohner im allgemeinen ist der Regen. Ob der Neger zu leben hat oder Hunger leiden muß, hängt davon ab, daß der Regen zur rechten Zeit kommt. Jeder rechtschaffene Schilluk ist selbstverständlich vorsichtig genug, nicht mehr Korn anzubauen, als er bis zur nächsten Ernte unumgänglich notwendig hat. Da aber der Neger im Rechnen doch ein wenig rückständig ist, und seine angeborene Trägheit es sogleich unterschreibt, wenn er zur Zeit der Aussaat meint: „O, dieses Feld genügt mir für das ganze Jahr", so trifft es fast alljährlich zu, daß im ganzen Land eine kleine, allgemeine Hungersnot vor der Ernte herrscht, oder besser gesagt eine Kornknappheit. Die Schilluksprache besitzt einen eigenen Ausdruck für diese „Jahreszeit" nämlich kn rum, was verdeutscht Hungersnot heißt. Wenn dann der Regen einmal seinen Fahrplan stark ändern und einen Monat später als gewöhnlich eintreffen sollte, dann setzt der Kurnm eine unangenehm ernste Miene auf. Dann müssen alleZauberer und Propheten herhalten, um ausfindig zu machen, warum denn eigentlich der Regen sein Kommen so verzögert. Da werden Opfer dargebracht, und es wird um die Nykang-Heiligtümer herumgetanzt, um den ersehnten Regen zu erflehen. So war es in dem Jahre, in welchem wir in Tonga unser Haus bauten. Der Regen fiel nicht, und alles Opfern und Tanzen war nutzlos. Nun galt es unter den Schilluk als eine ausgemachte Sache, daß wir Fremden schuld seien am Ausbleiben des Regens, denn wir waren am Hausbau und hatten ein Interesse daran, daß es nicht regnete, bis wir das Haus unter Dach gebracht. Da das Gerede unter den Leuten immer ernster wurde, kam eines Tages der Großhäuptling Janjuok zu mir und fragte: „Ist es wahr, Abuna, daß ihr dem Regen verbietet zu kommen? Machet doch einmal fertig mit dem Haus, damit es regnen kann; denn siehe, die Leute verhungern ja, wenn es nicht regnet." Ich erklärte ihm die Sache, so Landuugsstelle gegenüber wären; dann erst wollten wir den Fluß übersetzen. Als vom Dache unseres Missionshauses die Glocke unsere Christen ; zum allabendlichen Rosenkranz rief, waren wir bereits auf dem Missionsboden angelangt. gut ich konnte, daß nämlich Gott allein den Regen geben und aufhalten könne, und daß man zu ihm allein beten müsse; ich weiß aber nicht, ob er vom Gesagten überzeugt wurde. Wenn wir manchmal den Horizont abspähten oder uns gar eines Feldstechers bedienten, um zu sehen, ob nicht etwa das Postschiff ankomme, dann sagten die Schilluk gleich: „Seht den Bonyo (Fremden)! jetzt vertreibt er mit seinem Auge wieder alle Wolken, die am Himmel erscheinen." Eines Tages kam ein angesehener Dinka aus der Nachbarschaft, dem ich unter anderem eine Schachtel Zündhölzer schenkte. Dieses Geschenk erfreute ihn so, daß er die Schachtel mit beiden Händen gegen die vier Himmelsgegenden erhob und dabei allerhand Sprüche murmelte und Gaukelspiel trieb. Das sahen die Schilluk, und da sich am fernen Horizont einige Wölkchen zeigten, so sagten sie: „Jetzt muß der verfluchte Diuka mit seinen Sprüchen wieder den Regen vertreiben.". Sie wagten es aber nicht, ihm selbst etwas zu sagen. Einige Zeit darauf sagte mir ein Schilluk-bursche, seine kleine Schwester liege krank in Papojo, dem äußersten Dorfe des Schilluklandes. Ich war noch nie dort gewesen uüd hätte mir schon immer einmal jene Gegend ansehen wollen; da bot sich nun die schönste Gelegenheit dazu, und ich konnte vielleicht eine Seele für den Himmel retten. So machte ich mich denn am nächsten Morgen hoch zu Esel auf die kleine Reise. Dabei mußte ich über einen ziemlich tiefen Regenbach setzen; der Esel wurde mit aller Kraftaustrengung ins Wasser gezogen und schwamm hinüber, und ich wurde auf einem Korkholzfloß hinüber befördert. Einem bekannten Knaben sagte ich bann, er solle mich am Spätnachmittag wieder über den Bach rudern, und setzte meine Reise fort. Im Dorfe Papojo fand ich, daß das „kleine Kind" ein erwachsenes Mädchen war, dessen Krankheit wenig bedeutete. Das Tagesgespräch drehte sich selbstverständlich um den Regen, und daß wir daran schuld seien, daß kein Regen komme. <||> Gin augenscheinlicher Beweis« !l> IH