13 Georg Holzer UDK 811.16'373.21 Universität Wien* DOI: 10.4312/linguistica.55.1.13-28 LAUT- UND AKZENTGESCHICHTLICHES ZU EINIGEN AUS SUBSTRATEN UND NACHBARSPRACHEN INS SLAVISCHE ENTLEHNTEN NAMEN In diesem Beitrag1 werden einige Topo-, Hydro-, Choro- und Ethnonyme, die das Slavi- sche aus Sprachen entlehnt hat, die im Zuge seiner Expansion zu seinen Substraten oder Nachbarn geworden waren, auf ihre laut- und akzentgeschichtlichen Besonderheiten hin untersucht. Die hier ausgewählten Namen stammen aus dem Griechischen, Lateinischen bzw. Romanischen, „Alteuropäischen“, Thrakischen und anderen indogermanischen Sub- stratsprachen, dem Deutschen und anderen germanischen Dialekten, dem Finnischen und dem Iranischen. Soweit möglich und sinnvoll, wird hier das in Holzer 2011b präsentierte Modell der slavischen und gegebenenfalls romanischen Lautgeschichte zugrunde gelegt; dieses ist zwar auf das neuštokavische Kroatische gemünzt, gilt aber über weite Strecken auch für andere slavische Sprachen und Dialekte. Die in lautgeschichtliche Herleitungen eingefügten kleinen Ziffern verweisen auf die Paragraphen in Holzer (2011b), in denen die betreffenden Lautgesetze behandelt werden: römische Ziffern auf romanische und arabische Ziffern auf slavische Lautgesetze. Bei aufrecht gedruckten arabischen Ziffern handelt es sich um gewöhnliche Lautgesetze, bei kursiv gedruckten hingegen um Lautsubstitutionen.2 Nota bene: Die Akzentstelle wird durch Unterstreichung ( ) angegeben (steht an der betreffenden Stelle ein infralineares Diakritikon, weicht die Unterstreichung um eine Stelle nach links aus). Ein der Silbe nachgestellter Punkt bezeichnet, wenn er ganz oben steht (˙), den alten Akut, und wenn er auf halber Höhe steht (·), den Neoakut. Das druck- technisch schwierige ě mit Makron wird hier durch ê ersetzt; somit steht ê für langes und ě für kurzes Jat. Solkan Lat. *Silicānum (von lat. sĭlex, G Sg. sĭlĭcis3 ‘harter Stein’) > III VI *Sẹlẹkanu > IX rom. *Sẹlẹkānu (friaul. Salcan und ital. Salcano sind aus dem Slovenischen übernommen) * Institut für Slawistik der Universität Wien, Spitalgasse 2, Hof 3, A-1090 Wien, Österreich; georg.holzer@univie.ac.at 1 Er geht auf meinen Vortrag „Die ältesten Entlehnungen fremder Orts- und Flussnamen ins Sla- vische“ (gehalten am 13. Juni 2015 auf dem XXX. Namenkundlichen Symposium in Kals am GroSglockner, 11.-13. Juni 2015) und das zugehörige ausführliche Handout zurück. 2 Zu Lautsubstitutionen s. Holzer (1996a: 69 § 3.4.3). 3 Bei Klotz (1874: II 1343) irrtümlich sĭlīcis, aber richtig sĭlĭcārĭus ‘Wegepflasterer’ und sĭlĭcĕus ‘aus Kieselstein’. Vgl. die loc. cit. aus Ovid, Metamorphosen IX angeführten Hexameter 225 und 304 sowie Georges (1862: 1508): G Sg. sĭlĭcis. Linguistica_2015_FINAL.indd 13 14.3.2016 8:39:27 14 > 7 8 nachurslav. *Silikā˙nu (entlehnt nach der Dritten Palatalisierung (1)) > sloven. Solkȁn, Gen. Solkána. Vgl. Šekli (2009: 122), Snoj (2009: 388–389). Hier wurde im Zuge der Entlehnung der „ E n t l e h n u n g s - A k u t “ eingefügt (8). Eine Regel, die vorhersagbar machen würde, unter welchen Umständen eine fremde lange beton- te Silbe von den Slaven als akutiert interpretiert und daher bei der Entlehnung ein Akut eingefügt wurde und unter welchen nicht, konnte bislang nicht gefunden werden.4 Der von Saskia Pronk-Tiethoff aus germanischen Lehnwörtern abstrahierten Regel (s. Pronk-Tiethoff 2013: 264–273) widersprechen überaus zahlreiche Entlehnungen aus dem Romanischen (s. Holzer 2011b: 36–38) und auch manche der hier behandelten Na- men. Der Eindruck der Willkürlichkeit wird durch das Vorhandensein von Dubletten (s. Holzer 2011b: 38) verstärkt. Solkan liegt links der Soča (ital. Isonzo5) bei Nova Gorica und östlich der Isoglosse, die das Westromanische mit Sonorisierung zwischen Vokalen oder nach Vokal, aber vor r stehender stimmloser Konsonanten vom Ostromanischen ohne Sonorisierung trennt.6 Sužid Lat. *Silicētum (ebenfalls von lat. silex, s. o.) > III VI *Sẹlẹkẹtu > IX und mit westro- manischer Sonorisierung k > g, t > d und mit „italienischer“ Palatalisierung g > dž rom. *Sẹlẹdžẹ̄du > 7 8 ursl. *Silidžī˙du (mit Entlehnungs-Akut) > sloven. *Solžȉd, Gen. *Solžída (standardisiert zu Sužíd). Vgl. Šekli (2009: 122), Snoj (2009: 402). Sužid liegt westlich von Karfreit/Kobarid (s. u.) und auf der westlichen Seite der Sonorisierungs-Isoglosse (s. Šekli 2009: 116). Abgesehen von der verschiedenen Suffigierung stellt sloven. Solkȁn : *Solžȉd ein ebensolches ostromanisch-westromani- sches Entsprechungspaar dar wie lat. cīvitātem > kroat. Càvtat : Čabdad und lat. aurāta (als Fischname) > kroat. òvrata : orȃda (s. Holzer 2011b: 98, 99–100, 137). Kobarid Lat. *Caprētum (von caper, G Sg. capri ‘Bock’ oder capra ‘GeiS’) > III VI *Kaprẹtu > IX und mit westromanischer Sonorisierung und eingefügtem o rom. *Kaborẹ̄du (1184 in villa, que dicitur Kauoretum iuxta Isuncium) > 7 8 ursl. *Kabarī ḋu (mit 4 Siehe Holzer (2005: 60), Šekli (2009: 126). Meine in (Holzer 2009: 153) angestellten Überle- gungen zum Fehlen einer solchen Regel („lautstilistische oder individuelle Varianten“ in der ger- manischen bzw. romanischen Aussprache betonter Silben, zum Beispiel mit und ohne „creaky- voice“) hat Pronk-Tiethoff (2013: 270–271) ohne wirkliche Begründung abgelehnt. 5 Deutsch 1401 an die Ysnicz, ca. 1440 an der Snicz (s. Snoj 2009: 386), Isenz (s. Kranzmayer 1956: 43 FuSnote 17). 6 Siehe Šekli (2009: 115, 116), aber auch Kranzmayer (1956: 42–43 FuSnote 17), der den Unter- schied zwischen den ins Slavische übernommenen Namen mit Sonorisierung und denen ohne Sonorisierung nicht geographisch, sondern chronologisch erklärt, und zwar dahingehend, dass erstere vor diesem westromanischen Lautwandel und letztere danach ins Slavische entlehnt wor- den wären. Seine chronologische Erklärung einer offenbar geographischen Distribution zwingt Kranzmayer zu siedlungsgeschichtlichen Ad-Hoc-Hypothesen. Linguistica_2015_FINAL.indd 14 14.3.2016 8:39:27 15 Entlehnungs-Akut) > sloven. Koborȉd, Gen. Koborída (standardisiert zu Kobarìd; fri- aul. *Kaborẹ̄du > Cjaurêt, ital. Caporetto, dt. *Kafrît > Karfreit mit volksetymologi- scher Einwirkung von Karfreitag). Vgl. Ramovš (1921–1922: 60–62), Šekli (2009: 121), Snoj (2009: 191). Schwierigkeiten macht nicht nur die Einfügung des o im Romanischen,7 sondern auch die Tatsache, dass dieses o im Slavischen durch a und nicht durch u (> 25 ъ) sub- stituiert wurde (7). Vielleicht handelt es sich um eine Assimilation an die erste Silbe. Solun Seit 1083 ist neben dem vollen Namen Thessalonikes (Θεσσαλονίκη) auch die Kurz- form ἡ Σαλονίκη bezeugt, die aber erheblich älter sein muss, weil sie über romanische Vermittlung schon vor dem an den Anfang des 9. Jahrhunderts zu datierenden Wandel a > o ins Slavische gelangt ist (s. Schramm 1981: 342).8 Die Stadt heiSt auf Altbulga- risch Solunъ, auf Russisch Солунь (Gen. Солуни, fem.) und auf Neuštokavisch Sòlūn, Gen. Solúna (s. Vasmer 1979: 693, Holzer 2011b: 150). Das slovenische Solún, Gen. Solúna (s. Snoj 2009: 535) stammt nach Marko Snojs brieflicher Auskunft „etwa vom Ende des 19. Jh. Im 16. Jh. liest man bei Dalmatin in der Bibelübersetzung S. Pavla Lyst na Tessaloniharje.“ Zwar war das i in νίκη ‘Sieg’ ursprünglich lang, aber „[s]pätestens zu Ende der Antike waren die Quantitätsoppositionen allgemein aufgehoben“ und alle Vokale kurz (s. Rix 1976: 57 § 65, 41 § 47).9 Mit bereits kurzem i wurde Σαλονίκη ins Latei- nische übernommen und dort gemäS der lateinischen „Pänultimaregel“ mit Betonung auf der drittletzten Silbe *Salonica ausgesprochen. (Damit gehört diese Entlehnung der Kategorie Q an, das sind diejenigen Entlehnungen, in denen sich die lateini- sche Betonung – phonologisch irrelevant, wie die Betonung im Lateinischen ja war – unabhängig von der griechischen ausschlieSlich nach der phonologisch relevanten Quantität der Pänultima richtete.10) Dann aber ist es zu zwei volksetymologischen Missverständnissen gekommen. Auf das eine, nämlich dass in das -ic- (< gr. -ίκ-!) das der Ableitung von Adjektiven dienende lateinische Suffix ic- hineininterpretiert worden ist, hat bereits Gottfried Schramm hingewiesen. Allerdings geht Schramm hinsichtlich der Quantitäten fehl, wenn er schreibt: „*Salōna ist eine plausible lat. Verkürzung von *Salōnica, denn diese Lautung lieS sich als fem. Adjektiv auffassen, zu dem civitas hinzugedacht wurde.“ (Schramm 1981: 343).11 Von gr. Σαλονίκη kommt man nicht zu lat. „*Salōnica“, sondern nur zu *Salonica mit kurzem o. Und von die- sem *Salonica konnte nur ein *Salona rückgebildet worden sein, mit Initialbetonung 7 Erklärungsversuche (Anaptyxe oder Analogie) finden sich in Ramovš (1921–1922: 62). 8 Zur Datierung des Wandels s. Holzer (2011b: 58). 9 Vgl. auch Karvounis (2008: 67–69), ferner Holzer (2011a: 81, mit FuSnote 1) und zu diesem Toponym 84. 10 Siehe Holzer (2011a: 84); dort ist *Salona auf *Salona zu korrigieren. 11 Zur selben „Verkürzung“ kam es in lat. Tarsatica > kr. Tr̀sāt, vgl. Schramm (1981: 343) und Holzer (2014: 206). Linguistica_2015_FINAL.indd 15 14.3.2016 8:39:27 16 nach der Pänultimaregel (vgl. angelicus : angelus). Das zweite volksetymologische Missverständnis bestand darin, dass dieses *Salona als eines der vielen Toponyme auf ōna12 interpretiert wurde (vgl. Verona, Ancona, Cremona usw.), was eine Anpas- sung von *Salona an diesen Ortsnamentyp nach sich zog. So hat *Salona eine lange und daher auch betonte Pänultima bekommen. Erst nach diesem volksetymologi- schen Eingriff hatte der Name die Lautung *Salōna, die Schramm ohne Erklärung ansetzt. Dieses *Salōna wandelte sich dann lautgesetzlich zu romanischem *Salō ˙ na und wurde so ins Urslavische (mit ō ˙ als Fremdphonem) übernommen, wo es wie viele andere feminine Städtenamen in die maskuline o-Deklination übergeführt wurde (vgl. Skok 1921–22: 25) und somit *Sal ō ˙ nu lautete.13 Dieses ergab dann nach dem Wirken des Dyboschen Gesetzes (11), dem Wandel a > o (23), dem Vollzug des Zwei- ten Ivšićschen Gesetzes (37) und weiterem Lautwandel im Altbulgarischen Solunъ und im Neuštokavischen Sòlūn. Das zu den i-Stämmen übergewechselte russische Солунь stimmt im Nominativ und im Akkusativ prosodisch mit der neuštokavischen Lautung überein, die anderen Kasus, die eigentlich endbetont sein sollten, haben sich an den Nominativ und den Akkusativ angeglichen. Die Slaven erlangten spätestens gegen Ende des 6. Jahrhunderts Kenntnis von der Stadt und ihrem Namen, nämlich als sie 586 oder 597 die Stadt belagerten. Mit dem Ein- lass slavischer (urslavischer!) Überläufer in die Stadt war der Grundstein für die Entwick- lung des slavischen Idioms gelegt, das 863 von Konstantin dem Philosophen zum „Ur- kirchenslavischen“, wie Trubetzkoy es nannte, verschriftet wurde. (Siehe Holzer 2006.) Solin Für das aus vorrömischem Substrat14 stammende lateinische Salōna, den Namen der Hauptstadt der römischen Provinz Dalmatien, ist durch Lukan in De bello civili IV 404-405, wo es heiSt: Quā maris Hadriacī longās ferit unda Sălōnās, Kürze des ers- ten a und Länge des o verbürgt. Beides geht auch daraus hervor, dass der Name nach seiner Übernahme ins Slavische dort *Salūnu (ohne Entlehnungs-Akut) lautete, was über *Solȳnъ das heutige kroatische Sòlīn (so in neuštokavischer Akzentuierung) er- gab.15 Auch diese Entlehnung erfolgte offensichtlich vor dem Wirken des Dyboschen Gesetzes (11), dem Wandel a > o (23) und dem Vollzug des Zweiten Ivšićschen Gesetzes (37). Völlig zufällig kommen sowohl in der Vorgeschichte des slavischen Namens Thessalonikis als auch in der des slavischen Namens Salonas die Lautungen lat. (*) Salōna > VI IX rom. **Sal ō ˙ na vor. Der lautliche Unterschied zwischen kr. Sòlūn und kr. Sòlīn ergibt sich alleine daraus, dass der Name Salonas erst nach dem romanischen Wandel XII ọ̄ > ū (rom. *Sal ō ˙ na > rom. *Salūna) ins Slavische übernommen wurde und dieses ū daher den Wandel des urslavischen ū zu nachursl. ȳ (15) mitgemacht hat, der Name Thessalonikes jedoch schon vor dem romanischen Wandel ọ̄ > ū, also noch mit 12 Zu diesem Zugehörigkeitssuffix s. Anreiter (2001: 76 FuSnote 293). 13 Zum Lautgeschichtlichen siehe Holzer (2011b: 150). 14 Vgl. zuletzt Anreiter (2001: 20). 15 Zum Lautgeschichtlichen siehe Holzer (2011b: 149). Linguistica_2015_FINAL.indd 16 14.3.2016 8:39:27 17 ọ̄ ins Slavische entlehnt wurde, das dann den Anschluss an die Weiterentwicklung des aus dem urslavischen Diphthong aw entstandenen heimischen ọ̄ (3, 17) zu nachursl. ū (17) fand (vgl. Holzer 2011b: 150 s. v. Sòlūn). Soweit ich sehe, fehlt auch allen anderen Substratnamen auf -ōna der Entlehnungs- Akut. Jedenfalls gilt dies für die kroatischen Toponyme Skràdīn, Làbīn, Jàkīn, Nȋn, Nòrīn (s. Holzer 2011b: 92 ff. s. vv.) und Plȍmin16 sowie für die slovenischen Ortsnamen (lat. *Bergōna > VI *Bẹrgọna > IX *Bẹrgọ̄na > XII rom. *Bẹrgūna > 7 ursl. *Birgūnu >) Bǝrgín, Gen. Bǝrgína (standardisiert zu Bregínj) und (lat. *Glemōna [ca. 610 in Glemona] > VI *Glẹmọna > IX *Glẹmọ̄na > XII rom. *Glẹmūna > 7 ursl. *Glimūnu >) *Golmín, Gen. *Golmína (standardisiert zu Gumín) (vgl. Šekli 2009: 121, Snoj 2009: 77-78, 156). Vielleicht haben die Slaven in allen eventuell vorhanden gewe- senen Varianten dieses Ausgangs richtig ein und dasselbe „Ortsnamensuffix“ erkannt und im auch bei Volksetymologien zum Tragen kommenden Bedürfnis nach lautlicher Vereinheitlichung vermeintlich oder tatsächlich etymologisch identischer Morpheme die nichtakutierte Variante dieses Suffixes verallgemeinert. Das Umgekehrte könnte mit den im Lateinischen auf das Ortsnamensuffix -ētum ausgehenden Namen gesche- hen sein, vgl. ursl. *Silidžī˙du und *Kabarī˙du (s. o.) sowie lat. bruscētum (von brus- cum ‘Auswuchs, Knorren’) > kroat. Bruškȉt.17 Wo das Ortsnamensuffix -ētum nicht als solches erkannt wurde, etwa weil es in eine weitere Ableitung eingebaut war, konnte es ohne Akut entlehnt werden; ein Beispiel scheint das deminutive lat. *Cannētulus (von canna ‘Rohr’) > čak. Kanȋtal auf Rab18 zu sein. Die Slaven erlangten spätestens um 600 Kenntnis von Salona und seinem Namen, als sie vor der Stadt erschienen und Papst Gregor der GroSe dies in seinem Brief an Salonas Bischof Maximus erwähnte (siehe Holzer 2011b: 1 FuSnote 3.). Srědьcь Gr. Σερδική > lat. Serdica (wieder eine Entlehnung der Kategorie Q, vgl. oben s. v. Solun) > VI rom. *Serdẹka > 7 8 ursl. *Ser˙diku (mit Entlehnungs-Akut und wie- der mit Überführung in die maskuline o-Deklination19) > 1 2 16 20 24 25 43 mittelbulg. Srědьcь ‘Sofia’.20 Entlehnt vor dem ältesten nachurslavischen Lautgesetz, der Dritten Palatalisierung, und somit eine urslavische Entlehnung (vgl. Holzer 2008: 75 § 1.5.). In bulgarischer Zeit wurde Σαρδική ἡ νῦν Τριάδιτζα notiert (s. Schramm 1981: 366); diese Akzentuierung und der hier erfolgte Wandel ě > ja sprechen für Initialbetonung 16 Lat. Flanōna > kroat. Plȍmin wurde, wie es scheint, erst nach dem Wirken des Dyboschen Gesetzes (neu)entlehnt und dekliniert daher ohne Akut nach dem Akzentparadigma a (s. Holzer 2011b: 140). 17 Lagename auf Rab. Siehe Skok (1950: 58, 59) und Holzer (2014: 208), mit weiteren Literaturanga- ben. Mit dalmatischem k und unsonorisiertem t, entlehnt nach der Zweiten Palatalisierung (7) und entweder auch nach dem Wandel u > ъ (25), also nicht vor der ersten Hälfte des 9. Jh., oder aber mit unregelmäSiger romanischer Dehnung in der ersten Silbe, vgl. Holzer (2014: 201–203 § (I)). 18 Siehe Skok (1972: 29) und die Erläuterungen in Holzer (2014: 203 FuSnote 11). 19 Nach Schramm (1981: 365) wurde in Anlehnung an das Genus von gradъ aus dem L Sg. Srědьci ein Maskulinum abstrahiert. 20 Einzelheiten zu diesem Namen s. in Schramm (1981: 364–366). Linguistica_2015_FINAL.indd 17 14.3.2016 8:39:27 18 und die Tatsache, dass Dybos Gesetz nicht gewirkt hat, für Akut in der ersten Silbe. Auch die Wiedergabe des lateinischen e durch rom. e (nicht ẹ)21 > slav. e (nicht i; s. Holzer 2011b: 35 § 7) spricht für Initialbetonung. Serdica lag nördlich der sog. Jireček-Skok-Linie, die eine Latein sprechende nörd- liche Hälfte der Balkanhalbinsel von einer Griechisch sprechenden südlichen trennte;22 denn: „Die spätantiken Inschriften aus Serdica sind in ihrer Mehrheit lat. abgefaSt“; wohl ist es so, dass „im 5.-6. Jh. der Vorrang vom Griech. auf das Lat. überging“, womit „unwahrscheinlich ist, daS die Slawen in Serdica auf ein griech. Übergewicht trafen“ (s. Schramm 1981: 365). Timok Aus dem Thrakischen: etwa *tǝm-akwā ‘schwarzes Wasser’23 > lat. Timacus (Plinius, Naturalis historia III 149) > III VI *Tẹmaku > IX rom. *Tẹ̄maku > 7 ursl. *Tīmaku (ohne Entlehnungs-Akut) > 11 *Tīmaku > 23 25 *Tīmokъ > (mit dialektaler Kürzung?24) *Timokъ > 39 48 *Timok > 69 serb. Tìmok, Gen. Tìmoka. Mündet, von Serbien kom- mend, im Dreiländereck zwischen Serbien, Rumänien und Bulgarien in die Donau. Meine in Holzer (2014: 202) geäuSerte Annahme25 einer romanischen prosodischen Sonderentwicklung gebe ich jetzt auf und gehe von der in Pravopis 1960: 735 angege- benen Akzentuierung Tìmok, Gen. Tìmoka und von der in Ristić/Kangrga (1928: 1054) und Skok (1973: 470) angegebenen Akzentuierung Tìmočanin (ursl. *Tīmačjā˙ne) und tìmočkī aus. Das lateinische a muss angesichts seines nachurslavischen Reflexes o kurz und nach der Pänultimaregel daher unbetont gewesen sein. „A. 818 stellte sich eine Gesandtschaft von Slawen, die vom Timok […] nach Heris- tal an der Maas angereist war, Ludwig dem Frommen als Timociani […] (= *Timočane) vor.“ (Schramm 1981: 146.) Sutomore Zum lateinischen Maria geben Klotz (1874: I 361) und Georges (1862: 210) Mărĭa und Mărīa als Akzentuierungsvarianten an. Der Name ist wohl aus dem Griechischen entlehnt, wo er Μαρία lautet. Lat. Mărīa ist eine Entlehnung der Kategorie A, also 21 Nur betontes lateinisches e bleibt im Romanischen offenes e; siehe Holzer (2011b: 23–24 § VI). 22 Zu dieser Linie siehe Holzer (2011b: 10–11). 23 Vgl. Popović (1960: 76, 98, 154, 172; nach Mladenov und Georgiev). Zur Bedeutung von ‘weiS’ und ‘schwarz’ in Flussnamen s. Holzer (2008: 9–30). 24 Eine Akzentuierung Tìmok, Gen. Tìmoka kann es nach standardserbischen Lautgesetzen nur als Ergebnis einer Akzentverschiebung von der ersten Silbe auf die zweite nach Dybos Gesetz und danach der neuštokavischen Akzentverschiebung geben. Das aber schlieSt den Akut aus, den man nach standardserbischen Lautgesetzen der Kürze des i wegen in der ersten Silbe ansetzen müsste. In ARj XVIII 33 sind mehrere Belege des Hydronyms aus dem Volkslied zitiert, dessen Überregionalität eine dialektale Zuordnung der Akzentuierung erschwert. 25 Sie baut auf die in ARj XVIII 331 und in Skok (1973: 470) angegebene Akzentuierung Tìmok, Gen. Timòka auf. Skok (1973: 470) merkt an: „U rimsko doba Timacus (s akcentom na -a)“ — woher weiS er das? — Zum Namen Timok siehe noch Holzer (2008: 76, 107, 201 FuSnote 6). Linguistica_2015_FINAL.indd 18 14.3.2016 8:39:27 19 mit Längung der akzentuierten Pänultima zur Beibehaltung der Akzentstelle, Mărĭa hingegen ist eine Entlehnung der Kategorie Q, also mit Beibehaltung der Quantitäten und Betonung nach der lateinischen Pänultimaregel (s. Holzer 2011a: 85–86).26 Beide Akzentuierungen scheinen in slavischen Entlehnungen vorzukommen, und zwar Mărĭa in Sȕtomore und Mărīa in Sutomȏrje (s. u.). Zunächst zu Sȕtomore: Lat. Sancta Maria > II IV *Sançta Marja > VII *Sançta Mar’a > 3 6 (8) ursl. *San(˙)xta Marja. Mit Entlehnungs-Akut oder ohne. Die wahrscheinlich nach 600 n. Chr. zu datierende romanische Längung IX hat hier nicht stattgefunden, was diese Ent- lehnung aus dem Romanischen als eine der ältesten ausweist (s. Holzer 2011b: 26). Das urslavische Syntagma *San(˙)xta Marja wurde dann zum Kompositum *San(˙)xta- marja univerbiert. Zur urslavischen Betonungslosigkeit solcher Komposita vgl. ursl. *čirnagal˙wu > nšt. cȑnoglāv ‘Schwarzkopf’, *lej(˙)stapā˙du > nšt. lȉstopād ‘Oktober’ u. v. a. Die weitere Entwicklung verlief lautgesetzlich: Ursl. *San(˙)xtamarja > 2 (12) 14 23 28 *Sǭtomorje > 30 33 44 *Sǫtomor’e > 47 61 montenegr. Sȕtomore. Siehe ARj XVII 80, Skok (1973: 365), Šimunović (1986: 112, 118); Holzer (1998: 29), Holzer (2011b: 153 s. v. sutal.). Sutomorje Lat. Sancta Marīa > II rom. *Sançta Marīa > 6 (8) ursl. *San(˙)xta Marija.27 Dieses urslavische Syntagma wurde dann zum Kompositum *San(˙)xtamarija univerbiert. Zur Akzentuierung solcher Komposita vgl. ursl. *čirnawal˙suju ‘der, dessen Haar schwarz ist’, ursl. *zal˙tagal˙wu ‘einer, dessen Kopf golden ist’ u. v. a. Die weitere Entwicklung verlief wieder lautgesetzlich: Ursl. *San(˙)xtamarija > 2 11 (12) 14 23 25 28 *Sǭtomorьje > 41 47 48 *Sutomorje > 67 čak. oder altštok. (also ohne neuštokavische Akzentver- schiebung 69) Sutomȏrje (Äcker). Der Name scheint in Skok (1973: 365 auf; ohne Lokalisierung). Logatec Lat. Longaticum > III VI IX rom. *Lọngātẹku > 7 ursl. *Lungātiku (ohne Entlehnungs- Akut) > sloven. Logátec (dt. Loitsch). Eine sehr frühe Übernahme vor der Dritten Pa- latalisierung. Vgl. Holzer (1996b: 85), Holzer (2008: 75 § 1.5), Snoj (2009: 243). Zur ostromanischen Herkunft des Namens ohne Sonorisierung siehe Šekli (2009: 116). 26 Zu sieben anderen solchen A/Q-Dubletten siehe Holzer (2011a: 86). 27 Wohl wurde das lateinische antevokalische ī im Urslavischen zu ij zerlegt (vgl. ursl. *krū˙ : *kruwe). Linguistica_2015_FINAL.indd 19 14.3.2016 8:39:27 20 Oglej Lat. Aquilēia28 (= Ăquĭlēja, bei Strabo ἀκυληία29, s. Klotz 1874: I 483, Georges 1861: 388; Prokop Gotenkriege V 1/22: Ἀκυλήιαν) > *Akulēja (vgl. in Salona Aculeiesis, CIL 12925, s. Katičić 1980: 29) > VI *Akulẹja > IX und mit westromanischer Sonorisierung rom. *Agulēja30 (friaul. Aghulea > Aguléa; s. Skok 1921–22: 31, Kranzmayer 1956: 43 FuSnote 17, Katičić 1980: 29) > 8 ursl. *Agulē˙ju (mit Entlehnungs-Akut) > 2 *Agulē˙ji > 23 *Ogulē˙ji > 24 *Ogulê˙ji > 25 *Ogъlê˙jь > 39 *Ogьlê˙jь > 43 *Ogьlějь > 48 *Oglěj > ekavisch (statt 60) *Oglej > 67 *Oglēj > 69 kroat. † Òglēj (so hypothetisch akzentuiert in HER 862; vgl. Oglej in der Istrischen Grenzziehung), ikavisch Oglij (Kožičić), slo- ven. Oglêj, mhd. Agley, Aglay. Siehe ARj VIII 748, Skok (1921–22: 26), Skok (1953: 52–53), Skok (1972: 547–548), Katičić (1980: 29), Anreiter (2001: 145), Holzer (2008: 140), Snoj (2009: 528). Warum hier lat. j ohne Assibilierung (> VIII dz) geblieben ist, diskutiert Skok (1921– 22: 25–29, 32, 151). Vom Romanisten Paul Videsott (Bozen) wurde mir freundlich mitge- teilt, dass im Friaulischen wie auch im ehemals angrenzenden Dolomitenladinischen in- tervokalische j, dj und gj durch j vertreten sind, und Peter Anreiter (Innsbruck) hat mir den Erhalt des j anhand folgender Beispiele erörtert: lat. *Matrēia > dt. Matrei (Tabula Peu- tingeriana: Matreio für Matrei am Brenner; urk. 1155–1164 Matrei für Matrei in Osttirol), friaul. Modréja (am Isonzo; s. auch Kranzmayer 1956: 42 FuSnote 17); lat. *Stupe(i)a > dt. Stubai (ca. 1000 hoba inter Alpes Stupeia, 11. Jh. mons in Stubey: linkes Seitental des Tiroler Silltales) und lat. Aquilēia > dt. Aglei. In diesem Zusammenhang hat Anreiter auch auf 893 Oneia, 1237 Unay im Pustertal und auf lat. Celēia > sloven. Celje hingewiesen. Siehe dazu auch Anreiter (1997: 83 FuSnote 557), Anreiter (2001: 145–146). Zu klass. lat. Celēia > „sloven. *Cel’é (morda bolje *Celьjȅ)“ siehe noch Snoj (2009: 87). Videm Lat. (ca. 1000) Ūtinum > III *Ūtinu > (mit westromanischer Sonorisierung) *Ūdinu > VI *Udẹnu > IX rom. *Ūdẹnu (friaul. Udin, vgl. ital. Udine) > 7 ursl. *Ūdinu (ohne Ent- lehnungs-Akut) > 5 *Wūdinu > 6 *βūdinu > 11 *βūdinu > 15 *βȳdinu > 25 *βȳdьnъ > 28 Zur Länge des ē s. Skok (1921–22: 26). 29 Entlehntes lateinisches qu ergibt im Griechischen κ mit Labialisierung des nachfolgenden Vokals (a > o, i > ü): quadrans ‘Pfennig’ > κοδράντης (Mk 12,43; s. Bauer 1988: 889), Quirinius > Κυ- ρήνιος, Κυρίνιος (Lk 2,2; s. Bauer 1988: 930-931), Aquila > ἀκύλας (Personenname; AG 18,2 u. a.; s. Bauer 1988: 66) und eben Aquileia > ἀκυληία. Das beweist eine noch labiale Aussprache des griechischen υ zur Zeit der Übernahme dieser lateinischen lexikalischen Einheiten (dies sei als Ergänzung zu Karvounis 2008: 78–80 angemerkt). Zu lat. qui > gr. *[kü] s. Muljačić (2005: 563–564), Lausberg (1967: 23–24 mit FuSnote 1 auf Seite 24; „im Neuen Testament ἀκύλας < Aquila, Κυρεῖνος < Quirinus; umgekehrt wird Κυριακός im Lt. als Quiriacus wiedergegeben.“), Lausberg (1967: 64), Lausberg (1969: 163). 30 Dass hier an die Stelle des zu erwartenden geschlossenen ẹ̄ ein offenes ē getreten ist, erklärt Skok (1921–22: 30–31, 151) durch Einfluss der gelehrten kirchenlateinischen Aussprache. Ramovš (1921–1922: 33–34) nimmt darauf kritisch Bezug. Könnte es sich hier nicht auch um eine den Öffnungsgrad betreffende Dissimilation innerhalb des Diphthongs (ẹ̄j > ēj) handeln? Linguistica_2015_FINAL.indd 20 14.3.2016 8:39:27 21 37 *βȳ·dьnъ > 38 *βī·dьnъ > 39 *βī·dьnь > 48 *βī·dьn > 55 *βī·dan > 70 čak. (mit hypothe- tischer Akzentuierung) † Vĩdam, vgl. z Vidma in der Istrischen Grenzziehung. Sloven. Ví- dem, Gen. Vídma, dt. Weiden. Siehe Kranzmayer (1956: 43 FuSnote 17), Skok (1973: 586), Šimunović (1976: 12), Katičić (1980: 29), Šekli (2009: 125, 126), Snoj (2009: 454). Das auslautende -m in den slavischen Namenlautungen geht auf eine hyperkorrekte Subtraktion des dialektalen Lautwandels -m > -n zurück;31 anders Šekli (2009: 123 FuSnote 21). Koroška Substratidg. *Karantjā (vgl. Anreiter 2001: 46–47) > ursl. *Karantjā˙ (ohne Entleh- nungs-Akut in der betonten Silbe) ‘Kärnten’. Nach Markos Snojs brieflicher Mittei- lung ist für diese unbelegte Basis vom Akzentparadigma b auszugehen, um die Ak- zentuierungen der Ableitungen neuštokavisch kòruški, sloven. koróški (tonemisch korộški) ‘kärntnerisch’, substantiviert Koróška, Koróško ‘Kärnten’, und Korošíca (< *Koroščíca) ‘Kärntnerin’ erklären zu können. Vgl. auch Snoj (2009: 201). Das resianische Koroten, Gen. Korotona ‘Kärnten’, dem, wie er mitteilt, schrift- sprachliches Korotàn, Gen. Korotána entsprechen würde, leitet Marko Snoj von lat. Carantāni ‘die Kärntner’ her, das im Urslavischen Akut auf der betonten dritten Silbe bekommen habe. Im Resianischen sei, so Marko Snoj, dieser Plural auf dieselbe Wei- se singularisiert worden wie die Toponyme Rakičan aus Rakičane ‘die bei den Wei- den Wohnenden’ (Prekmurje), maked. Rakištan und ukr. Poljan. In meiner Notation wäre also ursl. *Karantā˙ne32 anzuschreiben (wohl ist hier das lateinische -āni mit dem urslavischen Bewohnernamensuffix *-jā˙ne volksetymologisch assoziiert worden). Zilja Substratsprachliches *Gīlā (davon dt. Gail, 1090 Gila) > ursl. *Gī˙ljā˙ (mit Entleh- nungs-Akut) > 7 16 35 u. a. sloven. Zílja. Siehe Holzer (1996b: 85, 2008: 75 § 1.5), Snoj (2009: 481). Nach Marko Snojs brieflicher Auskunft folgte der Name angesichts des Deminutivs Zíljica ‘Gailitz’ dem Akzentparadigma a. Labot Alteurop. *Albanta (vgl. uridg. *albho- ‘weiS’33) > ursl. *Al˙bantu (mit Entlehnungs- Akut) > 10 nachursl. *Lā˙bantu > sloven. Lábot und dt. dial. Lååfnt ‘Lavant’. Snoj (2009: 222) führt sloven. Lábot, v Lábotu auf *Őlbǫtъ zurück. Die slavische Initialbe- tonung lässt auf alteuropäische Initialbetonung schlieSen und zeigt, dass dieser Name nicht über das Lateinische bzw. Romanische, wo er pänultimalbetont gewesen sein musste, ins Slavische übernommen worden ist, sondern direkt aus dem vorrömischen Substrat (das das Romanische vielleicht sogar überlebt hatte). 31 Vgl. sloven. Píčem, ital. Pedena, dt. Piben, s. Kranzmayer (1956: 43 FuSnote 17). 32 Vgl. auch altruss. Xorutane, dessen x auf bairische Vermittlung weist, s. Vasmer (1980: 266). 33 Zur Bedeutung von ‘weiS’ und ‘schwarz’ in Flussnamen s. Holzer (2008: 9–30). Linguistica_2015_FINAL.indd 21 14.3.2016 8:39:27 22 Labe Alteurop. *Albis (so lat. belegt; gr. Ἄλβις; vgl. uridg. *albho- ‘weiS’) > ursl. *Al˙bi (mit Entlehnungs-Akut) > 10 u. a. tsch. Labě > Labe ‘Elbe’. Ohne urslavischen Akut würde der Name im Tschechischen **Lobe lauten. Sloven. Lába ist aus dem Tschechischen entlehnt. Vgl. Snoj (2009: 521). Řezno Wohl aus dem Keltischen (s. Der Kleine Pauly IV 1366): Lat. Regina (Tabula Peutin- geriana und Itinerarium Antoninianum 250), castra Regĭna (Notitia dignitatum XXXV 17; ĭ nach Der Kleine Pauly IV 1366), daraus ursl. *Regina > 7 16 23 25 *Redzьno > 35 48 u. a. tsch. Řezno ‘Regensburg’. Zur Regensburger Mission in Böhmen zu Beginn des 9. Jahrhunderts und zur Nach- richt der Annales Fuldenses, nach der Ludwig der Deutsche am 13. Jänner 845 vermutlich in Regensburg vierzehn Fürsten aus Böhmen taufen lieS, siehe Nechutová (2007: 32). Vlah Ursl. *wal˙xu (mit Entlehnungs-Akut) ‘Welscher’ > (alt)russisch volox, kroatisch und serbisch 6 20 25 39 43 48 70 vlȁh ‘Romane’, sloven. (v)làh ‘Italiener’. Nach der com- munis opinio aus dem Germanischen übernommen, von dem er seinerseits aus dem Keltischen (vgl. Caesar, De bello gallico VI 24: Volcae) entlehnt worden ist, bevor im Germanischen k zu (c)h „verschoben“ wurde, was um das 4. Jh. v. Chr. geschehen sein könnte. Das dem damaligen Germanischen fremde keltische o wurde durch a sub- stituiert. Nach der germanischen Lautverschiebung, aber vor den verschiedenen slavi- schen Entwicklungen der interkonsonantischen Sequenz al (südslavisch 20) gelangte der Name aus dem Germanischen ins Slavische. Siehe Pronk-Tiethoff (2013: 98–99), Snoj (2009: 224 s. v. Láhinja), Holzer (im Druck). Luga Aus einer dem finn. Laukaa gegenüberstehenden Stufenwechselform: Ursl. *Law˙gā˙ (mit Entlehnungs-Akut) > 3 17 russ. Luga. Ein westlich von St. Petersburg in den Finnischen Meerbusen mündender Fluss, der auf Finnisch Laukaa(njoki) heiSt, was sich zu estn. laugas ‘Sumpf, Morast’ stellt. Siehe Vasmer (1971: 304, 1979: 65), Kiparsky (1948: 46), Strumiński (1996: 152), Holzer (2001: 39–40, 2008: 226), Kallio (2006: 160). Ladoga Entlehnung eines nicht näher identifizierbaren finnischen Wortes (nach Strumiński ver- mittelt durch anord. *Aldaǥa) ist ursl. *Al˙dagā˙ (mit Entlehnungs-Akut) > 10 23 u. a. russ. Ladoga. Altisländisch Aldeigja (ca. 1010 belegt) und (späteres) Aldejgjuborg sowie mnd. Aldagen (1268, 1269) verbürgen, dass der Name ursprünglich mit Al- anlautete. Siehe Vasmer (1979: 5), Strumiński (1996: 89–92, 234–235), Sitzmann (2003: 37–39). Ladoga entstand als Siedlung um die Mitte des 8. Jh. (s. Janin 1986: 210–211, Goehrke 1992: 31, 34). Es gehörte zu den „an den groSen Stromwegen entstehenden Linguistica_2015_FINAL.indd 22 14.3.2016 8:39:27 23 ältesten Handels- und Herrschaftszentren“, wo finnische, baltische, ostslavische und skandinavische Bevölkerungselemente zusammentrafen (s. Goehrke 1992: 35). Ižora Eine dem finn. Inkeri gegenüberstehende Stufenwechselform (nach Strumiński Ingerä-) wurde vor der Ersten Palatalisierung und somit auch vor dem Wirken des Dyboschen Gesetzes entlehnt: Vorursl. *Īgerā˙ > ursl. *Īdžerā˙ (ohne Entlehnungs-Akut) > 18 altruss. Ižera > russ. Ižora. Linker Nebenfluss der Neva, das Land an diesem Fluss heiSt schwedisch Ingermanland und mnd. Engeren. Siehe Strumiński (1996: 150–152), Holzer (2008: 223). Don Ursl. *Danu (mit bei Entlehnungen ungewöhnlicher Betonungslosigkeit, daher wohl aus einem früh entlehnten vorursl. *Danas, das – wohl über das Akzentparadigma D – der Regel entsprechend zum Akzentparadigma C übergewechselt ist, vgl. vorursl. *zambas > ursl. *zambu > russ. zub, zuba ‘Zahn’; s. Holzer 2005: 40-41 § 0.1, Holzer 2009: 158 § 5. und 170 § 12.3, Holzer 2011b: 5 FuSnote 19) > 23 25 30 48 russ. Don, Gen. Dona; ukr. Din, Gen. Donu. Davon das Deminutivum ursl. *Daniku > russ. Donec. Nach Vasmer (1976: 362) aus dem Iranischen. Zum vielleicht kimmerisch vermittelten griechischen Namen Τάναϊς (Herodot, Strabo) s. Holzer (1989: 190–191). Dnestr Ursl. *Dunēstru oder *Dunajstru > 11 24 25 37 u. a. aruss. Dъněstrъ > 48 u. a. russ. Dnestr, Gen. Dnestra, also entlehnt vor dem Wirken des Dyboschen Gesetzes (11). Abweichend akzentuiert ist das bei Konstantin Porphyrogennetos belegte Δάναστρις (s. Moravcsik 1949: 291). Wohl iranisch. Vgl. noch lat. Danastrus (Jordanes), arab. Dānast. Vgl. Vasmer (1971: 159, 1976: 355). Dnepr Ursl. *Dunēpru oder *Dunajpru > 11 24 25 37 u. a. aruss. Dъněprъ > 48 u. a. russ. Dnepr, Gen. Dnepra, also entlehnt vor dem Wirken des Dyboschen Gesetzes (11). Abweichend akzentuiert ist das bei Konstantin Porphyrogennetos belegte Δάναπρις (s. Moravcsik 1949: 291). Wohl iranisch. Vgl. noch lat. Danaper (Jordanes). Vgl. Vasmer (1971: 161, 1976: 354–355). Literatur ANREITER, Peter (1997) Breonen, Genaunen und Fokunaten. Vorrömisches Namengut in den Tiroler Alpen. Budapest: Archaeolingua Foundation. (Archaeolingua Series Minor = Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 99.) ANREITER, Peter (2001) Die vorrömischen Namen Pannoniens. Budapest: Archaeolingua Foundation. (Archaeolingua Series Minor, 16.) Linguistica_2015_FINAL.indd 23 14.3.2016 8:39:27 24 ARj I–XXIII: Rječnik hrvatskoga ili srpskoga jezika. I–XXIII. Zagreb: Jugoslavenska akademija znanosti i umjetnosti, 1881–1976. 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VASMER, Max (1979) Russisches etymologisches Wörterbuch II. Heidelberg: Carl Winter - Universitätsverlag. VASMER, Max (1980) Russisches etymologisches Wörterbuch III. Heidelberg: Carl Winter - Universitätsverlag. Resümee LAUT- UND AKZENTGESCHICHTLICHES ZU EINIGEN AUS SUBSTRATEN UND NACHBARSPRACHEN INS SLAVISCHE ENTLEHNTEN NAMEN In diesem Beitrag wird die Laut- und Akzentgeschichte einiger geographischer Namen untersucht, die das Slavische der Expansionszeit oder kurz danach von seinen Substrat- oder neuen Nachbarsprachen übernommen hat. Die ausgewählten Namen stammen aus dem Griechischen, Lateinischen bzw. Romanischen, „Alteuropäischen“, Thrakischen und anderen indogermanischen Substratsprachen wie auch aus dem Deutschen und an- deren germanischen Sprachen, aus dem Finnischen und dem Iranischen. Im Einzelnen werden folgende Namen behandelt: *Silicānum > Solkan, *Silicētum > Sužid, *Caprētum > Kobarid, Σαλονίκη > Solun, Salōna > Solin, Serdica > Srědьcь, Timacus > Timok, Sancta Maria > Sutomore, Sancta Marīa > Sutomorje, Longaticum > Logatec, Aquilēia > Oglej, Ūtinum > Videm, *Karantjā – Koroška, *Gīlā > Zilja, *Albanta > Labot, Albis > Labe, Regĭna > Řezno, *wal˙xu > Vlah, Laukaa – Luga, ursl. *Al˙dagā˙ > Ladoga, Inkeri – Ižora, ursl. *Danu > Don, *Dunēstru oder *Dunajstru > Dnestr, *Dunēpru oder *Dunajpru > Dnepr. Schlüsselwörter: Namen, Entlehnung, Substrate, Akzent, Lautgesetze Linguistica_2015_FINAL.indd 27 14.3.2016 8:39:28 28 Abstract REMARKS ON THE HISTORY OF SOUNDS AND ACCENTS OF SLAVIC NAMES DERIVING FROM SUBSTRATES AND NEIGHBOURING LANGUAGES This paper examines the history of sounds and accents of a number of place names that have been borrowed by Slavic languages from substrate or neighbouring languages around the time of the Slavic expansion. The selected names originate from Greek, Latin and Romance, “Ancient European”, Thracian and other Indo-European substrate languages as well as from German and other Germanic dialects, Finnish and Iranian. The following names are examined in detail: *Silicānum > Solkan, *Silicētum > Sužid, *Caprētum > Kobarid, Σαλονίκη > Solun, Salōna > Solin, Serdica > Srědьcь, Tima- cus > Timok, Sancta Maria > Sutomore, Sancta Marīa > Sutomorje, Longaticum > Logatec, Aquilēia > Oglej, Ūtinum > Videm, *Karantjā – Koroška, *Gīlā > Zilja, *Albanta > Labot, Albis > Labe, Regĭna > Řezno, *wal˙xu > Vlah, Laukaa – Luga, Proto-Sl. *Al˙dagā˙ > Ladoga, Inkeri – Ižora, Proto-Sl. *Danu > Don, *Dunēstru or *Dunajstru > Dnestr, *Dunēpru or *Dunajpru > Dnepr. Keywords: names, loans, substrates, accent, sound laws Povzetek K ZGODOVINI GLASOV IN NAGLASOV V SLOVANSKIH LASTNIH IMENIH, PREVZETIH IZ SUBSTRATNIH IN SOSEDNJIH JEZIKOV Članek se ukvarja z zgodovino glasov in naglasov v številnih zemljepisnih imenih, ki so bili v slovanske jezike prevzeti iz substratnih ali iz sosednjih jezikov v času slovan- ske širitve. Izbrana imena izhajajo iz grščine, latinščine oz. romanskih različic, nato iz »stare indoevropščine«, trakijščine in drugih indoevropskih substratnih jezikov pa tudi iz nemščine in drugih germanskih narečij, finščine in iranščine. V razpravi so natančno proučena naslednja imena: *Silicānum > Solkan, *Silicētum > Sužid, *Caprētum > Kobarid, Σαλονίκη > Solun, Salōna > Solin, Serdica > Srědьcь, Timacus > Timok, Sancta Maria > Sutomore, Sancta Marīa > Sutomorje, Longaticum > Logatec, Aquilēia > Oglej, Ūtinum > Videm, *Karantjā – Koroška, *Gīlā > Zilja, *Albanta > Labot, Albis > Labe, Regĭna > Řezno, *wal˙xu > Vlah, Laukaa – Luga, psl. *Al˙dagā˙ > Ladoga, Inkeri – Ižora, psl. *Danu > Don, *Dunēstru ali *Dunajstru > Dnestr, *Dunēpru ali *Dunajpru > Dnepr. Ključne besede: lastna imena, izposojenke, substrat, naglas, glasovni zakoni Linguistica_2015_FINAL.indd 28 14.3.2016 8:39:28