^>eN^)c?'ü^).e~5^" - MWMMWMWWW T , ;. teni der Ueger. Katholische ltlissions-Zeitschrift. « « firrauzgegeben von der Gesellschaft der „Söhne des bist. herzens Jesu". « « Erscheint monatlich 32 Seiten (tarsi. — Preis ganzjährig 3 K = 3 Mk. = 4 Frcs. M- 8. August 1903. VI. Ilchrg. Inhalt: Seite Der l)L Dairr A'apst cf« XtH. f. . . 225 $ftv unsere Mektcn-Lotterir.................226 tuufiriditen aus Lut........................228 2«on Kairo und) Suallim.....................231 Aus Afrika..................................234 Aus Krlira..................................238 Irr Lljarif zu Cljartum................... 239 Aus dem Wissiousteöeu: Ein anderer Nikodemus — Das Los der Kinder und Frauen bei einigen Negerstäinmen . - - 240 Am WarlerpsalU'.............................242 Mariä Kimmelfatzrt..........................248 Wertdiiedenes: Der Beruf einer „Hilfs-miffimtnrin" für Afrika. — Exerzitien im Miffionshaufe der St. Petrus Claver-So- Beite dalität zu Maria Sorg bei Salzburg. — Nene Papyrusinuniien. — Ist der Neger reif für die christliche Lehre? — Wie die Neger in Usambara Ackerbau treiben. — Ein Land der Bananen. — Der Elefant als Haustier. — Über die Moskitos. — Oniderinan. — Ein reumütiger Sünder 249 Hrbrtsrrhörungrit und Hmpfehl'ungeu . . 255 Akvitdungru: Gott segne unsere Wohltäter! — Lotterielos. — Der hochw. P. B. Kohnen in der Schusterei zu Ge-sira. — Eisenbahnbrücke über die Atbara. — Die Ufer des Kibali-Flnsses in Zentral-Afrika. — Eine einfache Brücke über einen Stnrzbach. — Der Fleisch-markt in Oniderinan. — Afrikanische Krieger. Missionshaus Mühl an st bei Brixen (Giro!), Wriefkclsten. 8. E. in $. bei D., Kärnten. Nach der Ziehung wird die Gewinnliste erscheinen. Korrespondenz čer Expedition. Eingegangene Geldsendungen. (Vom 1.—28. Juli 1903.) Unsern geehrten Abonnenten zur gest. Kenntnisnahme, daß wir der Einfachheit halber milde Gaben re. für unser Missionshaus nur mehr'an dieser Stelle quittieren werden. Jür das Missionshaus: Kronen Durch Msgr. A. Schöpfleuthner, Wien, von einer Abonnentin des „St. Angela-Blattes": „Pensionsgeist" .... 20.— Dr. v. Schickh, Meran...................60.— Christine Machatschki, Greifenburg . . . 3.—• Simon Etz, Ried i. 1................... 200.— Max von Braunschweig, Innsbruck . . 400.— M. Sorge, Kufstein...................... 2.— Joh. Premstaller, Sarnthein .... 2.— Andreas David, Kaplan, Marienbad . . 27.— P. Adolf Poller, Katechet............... 3.— Lorenz Duelli, Pfarrer, Meiningen . . 5.— Ungenannt, Brixen....................... 4,— Dr. Max Kapferer, Advokat, Innsbruck . 20.— B. 91, f.!. Gymn.-Professor, Krainburg . 1.— I. Bertelic, Krainburg.................. 1.— F. W., Klagenfurt...................... . 2,— Familie Weckert, Oppeln................. 4.69 93. Kauczor, Berlin.....................11.72 Katharina Fußcnegger, Hohenems . . . 2.— Christian Raaß, Pfarrer, Vomp, Spende. 10.— für Lotterielose.....................15.— Dr. Theodor Friedle, General-Vikar, Brixen für Lotterielose..................... 30.— Gottfried, Parteli, Bozen............... 4.— Ungenannt, Villnös......................12.— Joh. Henkel, Reifenberg.................60.— K. Mangold, Hirschegg................... 1.— Ungenannt, Salzburg..................... 8.—■ Durch die St. Petrus Claver-Sodalität, Salzburg.............................100.— Al. Von der Filiale Bozen...............25.— Ungenannt, Kältern...................... 2.— Rosa Viertler, Pichl....................20.— Marien-Verein in Innsbruck .... 32.— Durch Georg Mayer, Dekan, Freyung, von Frau Hofmayr, Fürstenzell, gesammelt . 117.35 Aus Tschötsch bei Brixen................ 5.— Peter Knapp, Dechant, St. Johann i. P. 3.—- Maria Danler, Neustift in Stubai . . 2.— Gustav Brugger, Kooperator, Sagritz . . 1.— Alois Harm, Kurat, Andrian: „Antoniusbrot" ....................................... 10.— Josef Wehingcr, Sulz-Röthis .... 7.— Ungenannt, Moos, Passeier............... 4.— Allen unseren Wohltätern sagen wir ein herzliches Kronen Josef Obletter, St. Ulrich in Gröden . 2.— Johann Wimmer, Kirchental .... 16.— Leonhard Schneider, Kooperator, Olang . 12.70 Josef Vögel, Sulzberg.................. 200.— Aus St. Andrä .................................12.30 Aus Villnös.............................16.— Ungenannt, Ahrweiler....................23.36 Ungenannt, Laterns...................... 8.— Ungenannt, Weixelberg...................20.— Joh. Ulrich Mayer, Götzis............... 3.— N. N., Reutte........................... 2.— Aus Albeins............................. 3.40 Aus Steiermark.......................... 32.— Josef Seiler, Propst, Stift St. Florian . 2.— Anna Hauer, Zams........................ 4.— Graf Piatti, Frättingsdorf.............. 5.— Maria Fiszla, Trencsen-Teplicz . . . 5.—• Durchlaucht Albert, Fürst Thurn und Taxis, Regensburg..........................58.70 Aus Oberösterreich......................56.— Aus Tils................................ 2.14 Aus Tschötsch.......................... 11.50 Dominikaner-Frauen-Konvent, Lienz, sandte eine Kiste Bücher, Alois Lenzeder, Großgmaiu, sandte Bücher. Rudolf Hager, Provisor, Peilstein, sandte 3 gebrauchte Meßkleider, 2 Levitenröcke und 1 Vespermantel. Anton Puchinger, St. Pölten, sandte 2 Kisten Bücher. Tür heilige Messen - Kronen E. Fröhlich, Ahrweiler................... 5.86 A. Weckert, Oppeln.......................13.50 P. 331, Kaplan, Kgsbg................... 24.06 Christine Beu............................50.46 91 Böhm, Oberachtcl...................... 4.— Michael Pieringer, Zimmern .... 17.61 Anna Albertini, Wörgl.................... 3.— Johanu Godec, Pfarrer, Lipoglav . . . 30.— Ungenannt, Kesseling.....................11.68 Josef Rauch, Sterzing.................... 1.— Fuchs, Erzpriester, Kreuzdorf . . . . 51.05 Aus Zell am See.......................... 4.20 Alois Harm, Kurat, Andrian .... 100.— Johann Wimmer, Kirchental .... 4.— Aus Villnös ............................... 5.— Johanna Hofer, Innsbruck.................18.— .Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützung Katholische Missions-Zeitschrift. Ar. 8. August 1903. TI. IaHrg. Der Hl. Vater Papst Ceo XIII. i*. Was die Katholiken Les.ganzen Erdkreises mit banger Sorge befürchteten, ist eingetroffen. Änt 20. Suit um 4 Uhr 4 Minuten nachmittags verschied unser hl. Vater nach 93 Debens-, 66 Priester-, 60 Difchofs-, 50 Kardinals- und 25 Papstjahren, bewundert von der ganzen Welt, geliebt und hochverehrt von den Katholiken des Erdkreises. An der Dahre des großen Papstes legen mir den Tribut der Bewunderung und kindlichen Diebe nieder und vereinigen mit Len ungezählten Gebeten, die aus allen Weltrichtungen für Las Seelenheil des großen Toten znm chimmet emporsteigen, auch unser Gebet. Unser Zeitiger Vater ruhe in Frieden! Möge Gott der verwaisten katholischen Kirche bald wieder eilten des Dahingeschiedenen würdigen Nachfolger geben! Wir unsere Meklen-Uotlerie. Unsere bisherigen Bitten und Aufrufe zugunsten der für unser Missionshaus so wichtigen Effekten-Lotterie sind stets von tröstlichem Erfolge begleitet gewesen. Gott und unseren Wohltätern sei Dank dafür! Wenn jedoch das Unternehmen den gewünschten und gehofften Erfolg haben soll, so dürfen wir nicht ablassen, unsere Bitten immer wieder zu erneuern. Die geehrten Leser haben unsere letzte Bitte um Abnahme von Losen noch in Erinnerung und gewiß haben viele beim Lesen jener Bitte sich angeregt gefühlt, uns einige Lose abzukaufen. Möglicherweise haben sich aber manche gedacht: „Ach, die Ziehung ist ja erst im Dezember und bis dahin ist noch Zeit!" Nun, darüber erlauben wir uns, den geehrten Lesern hier einmal kurz etwas Weniges vorzurechnen. Wir haben noch ungefähr vier Monate Zeit zum Verkaufe der Lose. In diesen vier Monaten müssen 240.000 Lose verkauft werden. Um das zu erreichen, müssen an jedem Tage über 2000 Lose verkauft werden. Ich sage und schreibe: an jedem Tage Verkauf von zweitausend Losen! Welche Arbeit! Ein Tag ist kurz und 2000 Lose sind eine hübsche Anzahl! Wie sollen wir das anstellen, wohin sollen wir uns wenden, an wen sollen wir schreiben, wohin sollen wir gehen, wen sollen wir bitten, kurz, wie sollen wir es machen, daß wir an jedem einzelnen Tage durchschnittlich 2000 Lose verkaufen ? Und doch muß es geschehen, wenn die das felsenfeste Vertrauen, daß die Lotterie gelingen wird. Da heißt es jetzt wahrhaftig allen Ernstes: „Wer schnell gibt, gibt doppelt", das heißt: „Wer schnell Lose kauft, erweist uns einen doppelten Dienst." Die Tage vergehen schnell und jeder Tag, an dem wir nicht 2000 Lose verkaufen, ist schuld, daß wir später täglich mehr und vielleicht fünfund mehr tausend verkaufen müßten, wenn die Lotterie gelingen soll. Wenn es aber eine große Arbeit ist, täglich 2000 Lose zu verkaufen, welche Riesenarbeit würde es erst sein, täglich fünf- und mehr tausend Lose zu verkaufen! Also wir bitten recht herzlich, liebe Leser, kaufet Lose und kaufet sie schnell, sogleich! Wohlhabende Personen könnten gleich eine größere Partie Lose karsten und sie unter Bekannte und Freunde verteilen oder Unbemittelten schenken. Da auf je 10 Lose ein Gewinst fällt und eine bedeutende Anzahl von Gewinsten im Werte von 5000 bis 100 Kronen dabei sind, so ist die Möglichkeit gegeben, daß Unbemittelten ein nennenswerter Gewinn zufällt. Sehr dankbar wären wir solchen Personen, die sich zum unentgeltlichen Verkaufe der Lose anbieten wollten. Wir sind gerne bereit, zuverlässigen Personen eine Anzahl Lose zum Verkaufe zu übersenden, wofern sie uns versprechen, das Geld für die verkauften und nicht verkauften Lose uns zu senden. Aber noch eine Bitte! Auch die Bitte um Lotterie nicht verfehlt sein soll. Wir haben aber 1 Schenkung und Zusendung von Effekten, Gegen- Nr. 8 Stern der Neger Seite 221? ständen von Gebrauchs- und Kunstwert, besonders wertvollen Gegenständen und solchen von Gold und Silber erlauben wir uns zu erneuern und auch hier gilt: „Wer schnell gibt, gibt doppelt." Also helfet uns zum endgiltigen Gelingen der Lotterie, kaufet Lose und schenket Effekten! Die dankbaren Söhne des hlst. Herzens Jesu werden euch dafür irdischen und himmlischen Gotteslohn erflehen und ihr werdet Anteil haben an all dem Guten, das durch die Missionäre unter den Negern in Zentralafrika gestiftet wird. Die hochverehrte Generalleiterin der St. Petrus Klaver-Sodalität, Frau Gräfin Maria Theresia Ledochowska, hat sich sehr gerne bereit erklärt, in ihren Niederlassungen und Filialen unsere DIMS) WWW lAMSlMUWlNMSilSMSl MISSIONS-LOTTERIE deren Reinertrag zur Schaffung eines Betriebsfonds für das Missionshaus in Milland bei Brixen und zur Heranbildung von Missionären für die unter dem Allerhöchsten \j~: Protektorate Sr. k. u. k. Apostolischen Majestät Kaiser Franz Josef I. stehende Mission von Zentral-Afrika dient. [LCDS Bewilligt mit hohem Finanzministerial-Erlass vom 14. Mai 1902, Zahl 32,538, mit 250.000 Losen. —■ ■: Gewinste in Geld, Geldeft'ekten und Monopol-Gegenständen ausgeschlossen. == Die in Effekten bestehenden Gewinste dürfen von der Unternehmung in Geld nicht abgelöst werden. 25.000 Gewinste. Gesamtwert der Gewinste 200.000 Kronen. Ziehung am 15. Dezember 1903, Zuschriften sind an das Missionshaus in Milland, bei Brixen (Tirol) zu richten. WWW MiSMWNHjiSWVMMSI (SIMS) MlMZiMMHiZUWUMSIMMSIUUWWNWWSW Lose zu verkaufen und Effekten für unsere Lotterie entgegenzunehmen und uns zu vermitteln. Wir bitten also unsere Leser, Effekten oder Geldbeiträge für unsere Lotterie recht bald entweder direkt an unser Missionshaus in Mühland bei Briren, Tirol, zu senden oder an eine der nachbenannten Adressen der St. Petrus Klaver-Sodalität: Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12. — Wien I, Bäcker-straße 20. — Triest, via Sanitä 9. — Innsbruck, Universitätsstraße 3. — Krakau, Starowislna 3. Prag TI, 33. — Bozen, Obstmarkt 16, II. Stock. Beiden genannten Adressen sind auch Lose zu haben. NB. Dieser Nummer liegt wieder ein Postscheck bei, dessen man sich zur kostenlosen Einsendung des Betrages für Lose oder von Beiträgen zur Lotterie bedienen kann. Wer den Postchek nicht selbst benützen will, ist gebeten, denselben wenn möglich an andere zu übergeben, die ihn etwa, benützen wollten. :?«■ Nachrichten aus Lul. Bericht des hochw. Pater Bernard Lohnen, Sohn des hhl. Herzens Jesu. inem Briefe des Hochw. P. Bernard Kohnen aus Lul, 29. Mai 1903, an einen seiner Mitbrüder entnehmen wir folgende interessante Einzelheiten: Müde setze ich mich an den Tisch, der Schweiß läuft mir über die Ohren herunter. „Was haben Sie denn so Großartiges getan, oder schwitzen Sie beim Faulenzen?" werden Sie mich neugierig fragen. Es ist rtm^ wahr, daß man hier auch beim eifrigsten Faulenzen noch schwitzen kann, besonders in den heißesten Monaten März und April, wenn das Thermometer auf 44—46 Grad Celsius im Schatten hinaufsteigt; so ist es aber diesmal doch nicht der Fall, sondern, da wir jetzt hier den Charis (Regenzeit) haben und gestern Abend ein furchtbares Gewitter hatten,. so war es diesen Morgen Zeit zum säen und während mehrere Schilluk damit beschäftigt waren, Baumwolle anzupflanzen, setzten Hochw. Pater Beduschi und ich ringsherum Dornen, um eine lebendige Dornhecke (Zaun) gegen die Ziegen und unberufenen Gärtner um das ganze Grundstück herumzuziehen, das wir jetzt nahe beim Hause angelegt haben. Das ist in solch schwerer Erde hier keine leichte Arbeit, dazu kommt dann noch die Hitze und so kostet der Schweiß hier nicht viel. Wir haben jetzt wohl Winter (Charis) und kalt (28 Grad Celsius im Schatten), brauchen aber trotzdem keinen Wintermantel: unsere Neger hingegen zittern bei 23—24 Grad Celsius vor Kälte. Ich glaube Ihren Wunsch erraten zu haben, wenn ich Ihnen etwas über die Schwarzen von hier erzähle. Große Neuigkeiten kann ich Ihnen vorläufig nicht mitteilen, deshalb muß ich mich diesmal mit einem kleinen Ausstuge zu dem benachbarten Stamme der Denka begnügen. Unser freundliches Verhältnis zu den Denka entwickelt sich stets hoffnungsvoller. Deshalb entschloß sich der hochw. 4P. Superior vorige Woche, ihnen einen Besuch abzustatten. Nachdem ich in aller Frühe das hhl. Meßopfer dargebracht hatte, gingen wir zum Nil hinauf.*) *) Dort an unserem Garten erschoß der hochw. P. Superior eine große buchstäblich armdicke Schlange, die durch ihr starkes Gift nicht wenigen Schilluk das Grab zu früh öffnete. Dann ruderten wir mit unserem Kahn auf das andere 'Nilufer. Dort erwarteten uns dann drei Schillukburschen, welche uns begleiten sollten. Dann spannten wir die Segel aus und ein leiser Wind trieb uns so sanft und langsam den Fluß hinab. Noch waren wir nicht lange gefahren, als wir zwei Neger mit großen Körben am Ufer sitzen sahen. „Wo geht ihr hin?" riefen ihnen die Unseligen zu. „Wir tragen Durrah dort weiter hinab," war ihre Antwort. „Wollt ihr nicht mitfahren?" Das verstanden sie gleich. Wir näherten uns also etwas dem Ufer, sodaß sie zu uns durch das Wasser waten konnten und weiter ging die Fahrt. Daß wir als brave Seeleute auch mal auf den Sand führen, davon sage ich nichts. Bald wollten unsere Durrahhändler aussteigen: unweit vom Ufer sprangen sie über Bord in das Wasser: die Hosen wurden ja nicht naß, da sie keine hatten. Aber nun das Trinkgeld? Nun ja, versehen ist menschlich: man muß eben nicht vergessen, daß wir in Afrika sind und daß es hier folglich auch afrikanisch zugeht. Aber das vergaß unser Steuermann nicht, sondern er brachte mir gleich in Erinnerung, daß nach afrikanischer Sitte ihm das Trinkgeld gebühre, indem er mir zuflüsterte: „Tiego (Perlen) gib mir." Ich sagte ihm: „Geh zu dem „Dschal Dong (großen Mann), der da am Ruder sitzt, der gibt sie dir schon." Nachdem sie einige bunte Perlen erhalten, gingen sie zufrieden von dannen. Nicht weit entfernt zeigte sich am Ufer ein Schilluk-dorf, dessen bekannten Häuptling wir besuchen wollten. Kaum ausgestiegen, wurden wir'won vielen Negern umgeben, worunter sich auch schon manche Denka befanden, die dort ihre Herden weiden. Zu ihrem Vergnügen schoß der hochw. Pater auf die Kraniche, deren es hier unzählige Massen gibt. Als aber der Schuß fehlging, schrieen alle: „abot, abot" (sie — die Kraniche — haben sich geretet), ihr gewöhnlicher Ausdruck in ähnlichen Fällen. Ein zweiter Schuß streckte zwei zu Boden, der Jägersmann hatte seine Ehre wieder gerettet. Alle liefen, um die Beute zuerst zu erreichen, denn sie sind gierig nach den Flügeln, deren sie sich bedienen, um das Feuer anzumachen, sich frische Luft zuzufächeln u. dgl. Nr. 8 Stern der Neger Seite 229 Darauf gingen wir ins Dorf, wo unter einem Baume der Gemeinderat zu sein schien. Nach kurzem Plaudern wurden wir in den Palast des Häuptlings eingeladen; kaum waren wir durch das große Tor auf Händen und Füßen hineingekrochen und hatten uns auf den Boden gesetzt, als uns auch schon ein Topf mit gekochter Milch dargereicht wurde. Einige Perlen, die wir unter die Kinder verteilten, machten manches Herz glücklich. Die Kinder sind im Durchschnitt ziemlich zutraulich, doch einige hielten cs für sicherer, dem Banjo (Fremden) nicht zu nahe zu kommen und suchten deshalb das Weite. Nachdem wir noch seinen andern königlichen Palast besucht und den Milchtopf geleert hatten, setzten wir die Reise fort. Am Ufer hielten sich bei ihren Herden zahlreiche Denka-Burschen auf und da sich der Wind uns feindlich gedreht hatte, so hatten jene ihre Freude daran, uns an einem langen Strick weiter zu ziehen, während ihr Dschago (Häuptling) neben uns im Kahn Platz nahm und mit Zuckerwasser bewirtet wurde. Gegen 2 Uhr nachmittags gelangten wir zum zweiten Denkadorfe, dem Ende unserer Nilfahrt. Die Burschen, die uns gezogen hatten, erhielten der Reihe nach einige schöne Perlen und sie gingen wieder zu ihrem täglichen Geschäfte, „ihre Leber war süß", d. h. in ihrer Sprache, sie waren zufrieden. In Begleitung vieler Neger und unter lautem Gebell der zahlreichen Hunde zogen wir ins Dorf ein. Dort wurde uns eine Hütte als Quartier angewiesen, wo wir unseren kleinen Proviantsack niederlegten. Dann mußte der Milchtopf erst wieder seine Pflicht tun, dem ich auch alle Ehre antat. Diese Großmut kostete mich aber ein ordentliches Schwitzbad infolge der heißen Milch und der drückenden Hitze, welche uns denn auch bald ein Gewitter brachte, das die Hitze ein wenig dämpfte. Nach kurzer Unterhaltung setzten wir uns an den Tisch, ich will sagen, wir kauerten am Boden nieder, um ein kleines Mittagsmahl zu halten, denn der Magen besteht stets hartnäckig auf seine Rechte. Genau prüften unsere Gäste, was sie nicht kannten, ob es auch süß sei, beim das Süße lieben sie leidenschaftlich. Währenddessen saß ein schon erwachsener Denkabursche ruhig und bescheiden beiseite. Diesem reichte ich von Zeit zu Zeit einige Stücklein von unserer Mahlzeit; da ich aber bemerkte, daß er es stets heimlich seinem Nachbar gab und so nur zum Scheine aß, beredete ich ihn, doch zu essen, es sei süß, was mir denn auch gelang. Als er sah, Seite 2 TO Stern der Neger Nr. 8 daß ich ihm so wohl wollte, erhob er die flache Hand und streckte sie vegen mich aus und ich wurde feierlich zu seinem Freunde ernannt, indem er sagte: „Ji mada" (du bist mein Freund). Ein Schilluk, die Gastfreundschaft der Denka ausnützend, hielt sich in diesem Dorfe auf. Kaum hatte er unsere Ankunft erfahren, als er auch schon herbeieilte, uns zu begrüßen und setzte sich stolz neben uns nieder, um zu zeigen, daß wir zu ihnen gehören, da unsere Station unter den Schilluk gegründet ist. Die Denka nehmen hier am Flusse nur einen provisorischen Aufenthalt während der Trockenzeit wegen des Futters und des Wassers für ihr vieles Vieh. Es ist sehr niedlich anzusehen, wie die jungen Burschen, mit dem Vieh herumwirtschaften. Mit großer Geschicklichkeit werfen sie den Strick über die Hörner und binden jedes an seinen Platz. Um die Fliegen und Mücken zu vertreiben, zünden sie hie und da zwischen dem Vieh Feuer von getrocknetem Kuhmist an, welcher rauchend langsam verkohlt. Die Asche wird dann an einem Platze zusammengetan, wo die jungen Burschen sich einhüllen, um bei dem Vieh Wache zu halten, falls Löwen, Hyänen oder sonst ein Ungeladener einen nächtlichen Besuch machen wollte. Aus demselben Grunde sieht man hier überall die Viehplätze mitten im Dorfe, während die Wohnungen ringsherum liegen. Diese Nachtwächter schlafen ganz sanft in so einem großen Haufen Asche, als Kopfkissen dient ihnen ein zwei spannenlanger, daumendicker Stock, der etwas rund nach dem Kopfe gebogen und von drei nicht in gerader Linie stehenden Beinen getragen ist, sodaß er eine Spanne über die Asche zu liegen kommt. Am Morgen kommen die Kerls alle ganz weiß aus ihrer Asche heraus; soll's nobel zugehen, so schmieren sie sich Butter um die Augen herum oder das ganze Gesicht ein, sollte es etwa noch darauf ein wenig regnen, dann sehen die jungen, schlanken Knirpse gänzlich buntscheckig aus, daß es ein Vergnügen ist, zuzusehen, wie sie da zwischen dem Vieh herumhüpfen. Die Denka-Knaben sind sehr wackere, muntere Burschen; sie scheinen offenherziger und talentvoller zu sein als die Schilluk. So ein kleiner Denka-Cicero bringt gleich ein halbes Dutzend Schilluk zum Schweigen. Wissen diese nichts mehr zu antworten, dann erheben sie ihre Stöcke — im Faustrecht sind nämlich die Schilluk den Denka gewachsen — und drohen: „Der Denka hat eine schwache Zunge, aber einen schwachen Rücken; man muß ihn schlagen, daß er schweigt." Kleider sind bei den Denka sehr wenig in Mode, während man doch bei den Schilluk kaum ein Mädchen sieht, vom Kleinsten angefangen, welches nicht mit ihrem Schaf- oder Ziegenfell bekleidet ist. An Vieh sind die Denka viel reicher als die Schilluk, was man schon daraus' sieht, daß der Bräutigam bei den Denka seine Braut um durchschnittlich zwölf Stück Vieh kaufen muß, während bei den Schilluk der gewöhnliche Preis der Braut nur sechs Stück ist. Die Wohnungen der Denka stehen denen der Schilluk weit nach; die Denka begnügen sich mit kleinen, niedrigen, aus Gras aufgebauten Hütten, welche von innen mit ein wenig Erde und Mist ausgeschmiert werden. Die Schilluk hingegen bewohnen höhere, viel geräumigere, aus Erde aufgebaute Häuser, inwendig sehr nett und reinlich gehalten, daß sie hierin manchem europäischen Hause zum Beispiel dienen könnten; nicht selten sind sie auch etwas ausgemalt. „Was ist denn das?" fragte der Pater einen Alten auf eine runde, mit einigen Stangen gezierte Malerei zeigend. „Das hat mein Sohn gemacht," war die Antwort des Alten, „es ist das „Jei matsch" (Feuerschiff, Dampfschiff). Ich konnte aber mit meiner ganzen poetischen Phantasie mir kein Schiff dabei vorstellen. Die Denka, wie schon bemerkt, halten sich hier nur in der Trockenzeit auf, hat einmal der Charif ordentlich seinen Anfang genommen, dann ziehen sie mit ihrer ganzen Habseligkeit in das Innere. Es war unsere erste Idee, weiter in das eigentliche Denka-Gebiet zu gehen. Es seien 8 Stunden, wurde uns gesagt, ohne Mann und Maus zu begegnen, bis man in die ersten Dörfer der Denka gelangt; aber da jetzt schon die Zeit ist, daß manchmal Regengüsse den erhitzten Wanderer überfallen, so hielten wir es für besser, eine günstigere Zeit abzuwarten. Deshalb, so Gott will, ein anderesmal mehr von diesem. Unterdessen war es Abend geworden, der Häuptling schickte für uns und unsere Begleiter eine Kürbisschale voll gekochten, in saurer Milch gemischten Durrah (einheimisches Korn). Ich setzte mich mit den Schwarzen in die Reihe, aber jetzt ist guter Rat teuer: wir sind zu vieren und nur ein Löffel ist da, wohlverstanden afrikanische Löffel, d. h. eine kleine, längliche Kürbisschale; Muscheln und Schneckenhäuser dienen nicht selten zu demselben Zweck. Das brachte aber keinen von unserer Gesellschaft in Verlegenheit; der Löffel macht halt die Runde. An einem solchen Löffel voll hat man schon etwas zum Kauen; da man wegen seiner Tiefe nicht alles mit den Lippen herausholen kann, wird mit den Fingern nachgeschoben. Es war in unserem Gastzimmer finster geworden und Gas oder elektrisches Licht ist hier noch nicht bekannt; deshalb tastete man herum, bis man die Hand seines Nachbarn fand, drückte ihm den Löffel Nr. 8 Giern der Neger Seite 231 hinein: „Da nimm den Löffel und iß." Und der Weg zum Munde ist ja überall, auch im Finstern bekannt. Man brachte uns als hohen Gästen das Nachtlager, drei beindicke Bäume von einer Art sehr leichten Korkholzes, das sie „Obobo" nennen, womit sie auch den Nil übersetzen, sie sind durch 2 Querstangen zusammengemacht, oben ein wenig flach abgehauen und darauf legt sich der vornehme Gast nieder. Sie bedürfen einen solchen Luxus nicht. Unsere Begleiter gingen in das „Huote-bur" (Aschenhaus) schlafen; bald kam aber einer mit seinem drei-beinigen Kopfkissen zurück, er wollte bei uns schlafen und legte sich lang neben mir am Boden hin; er genoß die ganze Nacht die süßeste Ruhe, während ich auf meinem Obobo, worin der mittlere Baum noch höher war als die anderen zwei, fortwährend mich drehte und drehte, daß mir alle Rippen krachten. Der Morgen kam; das Schäflein, das uns der Häuptling schenkte, wurde gebracht, geschlachtet, gekocht und brüderlich verschmaust. Das war alles in kurzem beendet. Uns setzte man in der Kürbisschale Herz, Leber und Lunge vor; den Schilluk fiel ihre Lieblingsspeise zu, nämlich der mit seinem ganzen Inhalte gekochte Schafsmagen. Das Fleisch wurde auf eine dicke, steife Haut nnt Boden hingezogen, daran herumgerissen und gezerrt und gezogen; war der eine an einem Knochen müde, dann legte er ihn wieder nieder, bis ihn ein anderer mit frischem Mut und Kräften packte, sodaß selbst die feineren Knochen unter den festen Zähnen krachten. Salz mußte unser Proviantsack zur Mahlzeit spenden, denn die Leute leben hier ganz und gar ohne Salz, wenn sie nicht so gelegentlich etwas erhalten können. Nachdem das Festmahl beendet und mehrere Geschenklein manch heiteres Gesicht hervorgerufen hatten, kehrten wir, von einer ganzen Schar begleitet, zum Kahn ans Ufer zurück. Mehrere junge Burschen verließen das Vieh auf der Weide, um bei der Abfahrt des Bonjo (Fremden) zugegen zu sein; ein Erwachsener schrie ihnen aus Leibeskräften zu, dazubleiben, aber er schrie zu tauben Ohren; nun ja, so etwas sieht man doch nicht alle Tage. Er schlich unbemerkt, mit einem trockenen Pflanzenstengel versehen, zu dem Haufen der Neugierigen, worunter sich seine Hirten gemischt hatten; da, patsch, patsch tönte es auf der schwarzen Haut; die Knirpse stieben auseinander und lachen ihn aus, daß er sie nicht zu erwischen vermag. Aber bald hat er selbst auch Vieh und Buben vergessen und alle zusammen von derselben Neugierde geplagt, schauen uns zu, bis wir vom Ufer abstoßen. Weiter hinauf kam noch ein anderer Häuptling, um uns zu bewegen, einen Besuch bei ihm abzustatten; wir vertrösteten ihn auf ein anderesmal, was ihm aber nicht besonders angenehm zu sein schien. Darauf kehrten wir geradenwegs nach Hause zurück, zufrieden, mit einem andern hoffnungsvollen, großen Stamm etwas nähere Bekanntschaft gemacht zu haben. Möge Gott viele tüchtige Arbeiter in seinen Weinberg senden, damit auch unter den zahlreichen Denka bald eine Niederlassung gegründet werden kann. Deo gratias! werden Sie sagen, endlich ist er doch fertig geworden mit seinem Geschwätz; nun, es geht halt so, fängt man au zu plaudern, so plaudert man was in den Tag hinein. Sie werden mir ein solches Geschreibsel nicht für übel nehmen; Sie kennen ja schon Ihre Pappenheimer! Ich bin gesund und munter, wie auch alle unsere Mitbrüder hier; meine Hauptaufgabe ist vorläufig die Schilluksprache zu lernen; so etwas helfe ich mir schon durch. Indem ich alle mir dort Bekannten und Unbekannten herzlich grüße, empfehle ich mich Ihrem andächtigen Gebete. Von Kairo nach Suakim. Bericht des Hochw. P. Kart Tappi, Sohn des chhl. Herzens Jesu. uWs war am 13. März. Mit dem Zuge, der von Kairo nach Suez fährt, dampfte auch ich ab; diesmal sollte Suakim, am roten Meere, das Ziel meiner Reise sein. Suakim! O, schöner Name; wie viele süße Erinnerungen rufst du in mir nicht wach! Unsere Missionäre hatten schon von 1885 an in dieser Stadt eine Missionsstation eröffnet; diese versprach viel. Da die Einwohnerzahl und besonders die der Katholiken immer zunahm, baute man daselbst eine kleine Kirche unter dem Titel „zum heiligen Kreuze". Unsere Wünsche schienen tonit in Erfüllung gegangen zu fein; doch leider verlor Suakim bald nachher viel von seiner früheren Wichtigkeit. Die katholische Bevölkerung nahm immer ab und so sahen die Unserigen sich genötigt, wollten sie ihre kostbare Zeit nicht umsonst verlieren, die Station aufzugeben. Nur zu Ostern ging jedes Jahr noch ein Pater dahin, um den Gläubigen, die noch dort waren, Gelegenheit zu geben, ihren religiösen Pflichten nachzukommen. In diesem Jahre fiel das Los auf Karl ------und da ich gehört hatte, daß Suakim wieder lebendiger geworden war, daß seine Einwohnerzahl im Steigen begriffen sei und daß sich daselbst außerdem noch 1B0 italienische Arbeiter befinden, hatte ich gar keine Schwierigkeit, mich dem Willen der göttlichen Vorsehung zu fügen; im Gegenteil: voller Hoffnung begab ich mich sogleich auf die Reise. Diese und ähnliche Gedanken beschäftigten mich, während der Zug gegen Suez sauste. Im Zuge kann man wohl schlafen, doch ist das Ziel nicht sehr weit, so wird man dies doch nie so ruhig tun, als wenn man zu Hause ist. So störte auch mich der Gedanke, daß ich um 4 Uhr morgens in Suez ankommen und aussteigen müsse. Ab und zu erwachte ich aus meinem Halbschlummer und guckte heraus, wo wir denn seien, und wie viele Stationen noch fehlten. Das war jedoch meistens verlorene Mühe; hier nämlich sind die Stationen klein; auch pflegt man hier nicht, wie bei uns in Europa, alle Stationen anzumelden. Um 1li vor 4 hielt der Zug still. Noch eine Viertelstunde, dachte ich und so blieb ich ruhig sitzen. Plötzlich bemerkte ich an der Außenseite <» meines Waggons einen Taubstummen, der mit allerlei Bewegungen und Zeichen jemanden da draußen auf meine Anwesenheit aufmerksam machen zu wollen schien. Sofort sprang ich auf und begab mich zum Fenster, um zu sehen, was das zu bedeuten habe, und siehe, ich erblickte sofort einen Franziskaner. Wir freuten uns beide bei dieser Begegnung. Sofort stieg ich aus und erfuhr auch bald die Ursache meiner scheinbar zu frühen Ankunft. In Suez hält der Zug an drei verschiedenen Stellen; nur die letzte, «terre pleine«, wird angedeutet; ich war auf der ersten angekommen, wo ich auch aussteigen mußte. Wäre ich also sitzen geblieben, wie ich vorhatte, so wäre ich eine Viertelstunde später auf der letzten Station angekommen; hätte aber in diesem Falle wieder zurückgehen müssen. Der gute Franziskaner begleitete mich zu seinem Kloster, das in Suez unter dem Namen „Hospital zum hl. Job" bekannt ist. Es war schon dunkel und so konnte ich cs mir nicht von Außen ansehen; bald überzeugte, ich mich jedoch da drinnen, daß dieser Titel nicht so ganz ohne Begründung war: Eine geräumige Kammer wurde mir angewiesen und, nachdem ich mit dem Bruder übereingekommen, um 7 Uhr morgens die hl. Messe zu lesen, schickte ich mich an mich zur Ruhe zu begeben. Ein gutes Bett und ein Sofa standen mir zur Verfügung. Für meinen Zweck hätte sich ersteres freilich besser geeignet, doch, schade, dachte ich bei mir, wegen ein paar Stunden so ein schönes Bett zu verunstalten! — Ich wählte also das Sofa. Schlafen konnte ich aber nicht. Eine ganze Wolke von Zansaren umschwärmte mich; ich konnte ihrer gar nicht Meister werden. Wie es schien, hatten sie lange fasten müssen und wollten sich nun dafür an mir rächen! Ich dachte an Job, unter dessen Schutz das Hospital gestellt war. Nur ein wenig konnte ich einschlummern; „bim, bim, bim" hörte ich bald ein Glöcklein und das ganze Haus erwachte zu neuem Leben; rechts und links, oben und unten, überall hörte ich emsige Schritte. Also auch ich mußte ausstehen! Gerade als ich mich am Besten fühlte! O hl. Job, du machst deinem Hospital Ehre! Das Ankleiden nahm nicht viel Zeit in Anspruch, denn ich hatte mich gar nicht ausgekleidet. Ich begab mich zur Kirche, wo zwei muntere Burschen mir bei der hl. Messe dienten. Die Kirche (sie war allerdings ziemlich klein) war bis auf den letzten Platz voll, besonders waren viele Malteser anwesend. Eine Knabe betete auch in der Sprache dieser während der hl. Messe den Rosenkranz vor. Da sprach ich eben von einer Kirche; eigentlich verdient dieses Lokal diesen Namen nicht; es war nur so provisorisch gemacht worden; die eigentliche Kirche sollte bald nachher gebaut werden; da bis jetzt jedoch die Mittel dazu noch immer fehlten, so hat die erste Einrichtung bis auf weiteres sich den Namen der zukünftigen Kirche angeeignet. Suez war mir stets als eine alte, im Verfall begriffene Stadt geschildert worden; ich fand Suez jedoch nicht so; im Gegenteil, sie schien mir an manchen Stellen sogar schön, besonders da, wo das europäische Element mehr hervortritt. Der hochw. Pater Philipp führte mich ein wenig durch die Stadt; auch zeigte er mir das französische Hospital, in welchem viele französische Soldaten lagen. Diese waren aus den französischen Kolonien Tonkino und Madagaskar dorthin gebracht worden. Fast alle litten an Fieber oder Ruhr' doch waren sie alle bei gutem Humor. Um 2 Uhr nachmittags begrüßte ich nochmals die guten Franziskaner; ich dankte ihnen herzlich für die Gastfreundschaft, die sie mir erwiesen und begab Stern der Neger Seite 233 Nr. 8 mich, vom guten Pater Philipp begleitet, zum Orte, wo ich mich einschiffen sollte. Zwei Schiffe standen dort bereit: Das eine „Menonfiseh" war groß und schön, das andere jedoch bedeutend kleiner und einfacher; es hieß „Gallon bi eh". 9tci, dachte ich, mit dem möchte ich wohl nicht fahren! das rote Meer ist mitunter recht unruhig und da könnte man sich leicht ein unverhofftes Bad holen. Doch gerade dies war es, das mich nach Suakim bringen sollte. Ich ergab mich in mein Schicksal. Ich frug nach einer Kabine II. Klasse, doch erhielt ich zur Antwort, daß es so was überhaupt bort gar nicht gebe. „Und doch", wiederholte ich, „hat man mir auf der Agentur gesagt, daß ich sie erhalten würde!" „Wenn das so ist", entgegnete der Diener, „dann wollen wir mal suchen!" Unterdessen führte er mich in den kleinen Saal, wo meine Sachen untergebracht wurden. Während der Diener nach einer Kabiene II. Klasse suchte, ging ich etwas auf betn Schiffe umher. Es konnte ungefähr 60 Meter lang und 7 Meter breit sein. Es war in Holland erbaut worden und mag zu seiner Zeit recht gute Dienste geleistet haben. Bei ruhigem Meere und ansgespannten Segeln legte es stündlich ungefähr 8 Meilen zurück; unter anderen Umstünden machte es natürlich viel weniger Weg. Bei meiner Rundschau traf ich auch den Arzt des Schiffes. Zuerst sprach er italienisch; doch schien ihm das nicht so recht geläufig; er fuhr also auf französisch fort und, als auch das nicht recht gehen wollte, sprach er auf griechisch. Das war seine Muttersprache und ging daher am besten. Er gestand mir ganz offen, daß er, da er nur seit 3 Monaten in Egypten sei, die italienische und französische Sprache noch nicht recht bemeistere. Zwar äußerte er den Wunsch sich während der Überfahrt mit mir auf italienisch und französisch unterhalten zu wollen, um so Übung in diesen Sprachen zu erhalten; doch zog er es später vor, sich mit zwei seiner Landsleute in seiner Muttersprache zu unterhalten. Auf unserm Schiffe befanden sich auch viele Araber. Kurz nach der Abfahrt wurde ich vom vorerwähnten Diener eingeladen zu kommen und meine Kabine II. Klasse zu besichtigen. Sie war provisorisch eingerichtet worden. Da ich bemerkte, daß das Bett ziemlich hoch war, versuchte ich, mein Reisegepäck unter dasselbe zu schieben. Aber, o weh! als ich die Decke aufhob, die bis zum Boden herabgehangen hatte, bemerkte ich, daß mein Bett auf einer Badwanne angebracht war. Um mich waschen zu können, mußte ich eine kleine Reise, bis zum Arzte, machen. Die Waschschüssel ivar ihm und dem ersten Maschinisten gemein. Die Reise aus dem roten Meere hat nicht viel poetisches an sich. Zu beiden Seiten sah man nur nackte, von der Sonne verbrannte Felsen. Auch von den Merkwürdigkeiten des roten Meeres selbst gewahrte ich nicht viel. Weder sah ich die kleinen, roten Fischlein, noch die zahlreichen Seehunde, nichts, nichts! Oft hatte ich schon gelesen, oder erzählen gehört, daß das Wasser des roten Meeres so klar und ruhig sei, daß man die Korallen auf seinem Boden erblicken kann. Ich schaute mir fast die Augen aus, bald nach rechts, bald nach links, doch vergebens; nichts sah ich, als die blaue Oberfläche des Wassers. Am Mittwoch, den 23., sollten wir in Suakim ankommen. Damit die Fahrt um so schneller von statten gehe, hatte man auch alle Segel aufgehißt. Am Morgen sah ich auf dem Verdeck den Kapitän mit noch einigen andern Offizieren, welche sich mit Ferngläsern bewaffnet hatten, und im Süd-Westen etwas zu suchen schienen. Da griff ich auch zum Spaß mal nach dem mehligen und schaute nach derselben Richtung. Zuerst sah ich auch nichts; dann aber gewahrte ich in der Ferne einen kleinen schwarzen Punkt. Da in diesem Augenblicke gerade der zweite Kapitän an mir vorüberging, sagte ich es diesem und bot ihm zu gleicher Zeit auch mein Fernglas an, damit er sich von der Wahrheit meiner Aussage überzeuge. Er nahm es, schaute und richtig! ganz triumphierend rief er aus: „Gerade daS suchten wir! um 2—3 Uhr werden wir in Suakim ankommen." Dann lief er sogleich weg, um es seinen Kollegen zu melden. Diese griffen nochmals nach ihren Instrumenten und gewahrten nun auch, ohne das meinige, den famosen Punkt. Dies schreibe ich zur Freude jener guten Person, die die Güte hatte, mir dieses vortreffliche Instrument zu schenken. Nach einer Stunde käme» wir an jenem schwarzen Punkte an; es war das Zeichen, welches die Einfahrt zum Kanal von Suez bezeichnete. Um 12 fuhren wir an dem kleinen Tempel Sciek el barnd’s vorbei. Sehr schön erhebt er sich auf einem kleinen Hügel am Meeresufer. Ich suchte einige Nachrichten von seiner Entstehung und Bedeutung; konnte jedoch nur folgendes erfahren: Seiek el Barnd war ein großer Heiliger gewesen und so oft daher ein Schiff oder Nachen an ihm vorüberfährt (und das müssen alle) schütten die Seeleute ihm zu Ehren ein Gefäß Süßwasser in das Meer. Auch auf unserem Schiffe wurden diese Zeremonien vorgenommen. Ich glaube, daß es auch viele gibt, die diesen Brauch gewissenhaft beibehalten, ohne irgend dabei zu denken, wozu. Fragt man sie zu welchem Zwecke sie das tun, so antworten sie einfach: „Alle machen es so!" Über dem Wasser fliegen unzählige Vögel und wo es nicht gar zu tief ist, wachsen Holundersträuche und andere Pflanzen aus ihm hervor. Das gibt mitunter so ein durcheinander, daß ein Schiff, welches hineingerät, seine liebe Not hat, wieder herauszukommen. Wir kämmen unserm Ziele immer näher; endlich sehen wir schon die Häuser von Suakim; sie sind nämlich ziemlich hoch. (Schluß folgt.) Aus Afrika. Bericht des hochw. Pater Anton Big nato, Sohn des hlst. Herzens Jesu. jsf ctdjbetn wir ein wenig ausgeruht hatten, teilte v uns der Häuptling in mehrere Gruppen. Jeder Trupp mußte von dem andern getrennt sein und sich im hohen Grase verbergen. Absolutes Stillschweigen war geboten. Niemand durfte sich von der ihm bezeichneten Stelle wagen und man verbot strengstens, ein Feuer, nicht einmal zum Schutze gegen die wilden Tiere, anzuzünden. So vergingen die ersten Stunden ohne besonderen Zwischenfall und schon glaubte man allgemein, die Sache werde ohne besondere Gefahr für uns verlaufen. Nr. 8 Stern der Reget Seite 235 Plötzlich vernahmen wir in der Nähe des Dorfes, oas wir verlassen hatten, mehrere Flintenschüsse. Loll Schrecken horchten wir auf; mehrere der unseligen wagten es, zu erspähen, was vorgefallen sei. Es dauerte nicht lange, als wir auch schon bemerkten, daß der Himmel sich nach jener Gegend hin blutigrot färbte. Feinde hatten also unser Dorf, unsere Hütten in Brand gesteckt. Es dauerte nicht lange und wir gewahrten, daß die Feinde auf uns zukamen. Sie wußten zwar nicht bestimmt, daß wir hier waren, doch vermuteten sie, wir seien nach dieser Gegend hin abgezogen. Schon hörte man sie schreien und rasen vor Wut, daß ihnen die gehoffte Beute im Dorfe entwischt war und im Augenblicke dieser größten Gefahr verbot unser Häuptling wieder von neuem und mit noch strengerem Gebote jedes Gerede und jedes Geräusch. Das genügte: Alle streckten sich wie tot zu Boden und keiner wagte es mehr, auch nur einen Laut von sich zu geben oder einen Finger zu rühren. Das war unser Glück! Bald kamen die enttäuschten Derwische näher, vor Wut und Rachgier schnaubend. Sie schwangen ihre Lanzen wütend in der Luft herum und suchten nach allen Richtungen hin die ihnen Entflohenen. Dann und wann, wenn sie irgend etwas Lebendiges irgendwo vermuteten, feuerten sie ihre Flinten dahin ab. Oft stießen sie mit ihren langen Lanzen in das hohe Gras, wie weiland gewisse Polizisten mit den ihrigen im Heu herumgeangelt, ob sie nicht vielleicht einen Jesuiten herausziehen könnten. Doch alles umsonst. Sie konnten unsern Aufenthalt nicht entdecken. Wohl rannten dann und wann einige wie gierige Hyänen an uns und zwischen uns vorüber und vielleicht hätte mancher von uns Lust gehabt, ihnen mit dem Dichter zuzurufen: „Warum in die Ferne schweifen? Sieh', das Gute liegt so nah'!" Doch es war so besser für uns. Hätte unser Häuptling nicht allen ein so strenges Stillschweigen befohlen und hätte auch nur ein einziger sich während dieser Zeit gemuckst, so hätten wir uns augenblicklich alle unsere Feinde auf den Hals gezogen und was hätten wir paar gegen soviele ausgerichtet? Ungefähr eine Stunde nach Mitternacht wurde es um uns her wieder still und ruhig. Unser Häuptling benützte die Zeit und Gelegenheit, um uns möglichst weit von diesem Orte der Gefahr wegzuführen. Der Mond, der inzwischen auch aufgegangen und zum Vorschein gekommen war, beschleunigte unser Unternehmen. Wie vorher in verschiedene Gruppen geteilt, mar- schierten wir lautlos voran. Ein Trupp durfte vom andern nicht mehr als hundert Schritte entfernt sein. Mein Vater mußte den ersten Trupp führen, während der Häuptling selbst den letzten überwachte und achtgab, damit nur keiner sich vom Zuge entferne. Solange die Frische der Nacht und des Morgens dauerte, ging alles gut voran; alle hatten Mut und so konnten wir ein gutes Stück Weg zurücklegen. Als aber gegen 9 —10 Uhr die Sonne begann, ihre glühenden Strahlen auszusenden, hörte alle Gemütlichkeit auf. Bald hier, bald dort fiel einer ermattet zu Boden; alle waren erschöpft und man bat allgemein den Häuptling, doch ein wenig rasten und seine Kräfte erneuern zu dürfen. Eine ernste Gefahr für uns war vorläufig nicht vorhanden, weshalb der Häuptling willig auf unsere Bitten einging. Er erlaubte uns, in der Umgegend Kräuter, wilde Früchte u. dgl. zu suchen, verbot jedoch strengstens, sich an den Nil zu wagen, um zu baden oder um Wasser zu holen. Nachdem wir ungefähr eine Stunde gerastet hatten, brachen wir wieder auf und zogen weiter. Die Sonne brannte noch glühender! Wir hielten es nicht lange aus und müßen einsehen, daß es unmöglich war, weiterzukommen, ohne sich vorher mit einem Trunk Wasser gestärkt zu haben. Auch dies-mal gab der Häuptling unsern Bitten und der allgemeinen Not nach; er erlaubte, daß die Truppen, jedoch immer nur einer, sich zum Flusse begebe, um seinen Durst zu stillen. O, hätten wir es doch nie getan! Nicht weit vom Orte, wo unser Trupp sich dem Flusse näherte, bemerkten einige der unserigen ein kleines Boot, welches so verstohlen bald erschien, bald wieder verschwand und offenbar nach etwas suchte. Sofort erkannten wir, daß es Spione seien, die, von den Derwischen ausgesandt, gekommen waren, unsern Aufenthaltsort auszuforschen. Voll Schrecken kehrten wir uns sofort um, und mit dem Aufgebot aller unserer Kräfte eilten wir den Unserigen zu. O weh, das ging so langsam! Wir alle waren noch so müde! Und als wir erst wieder alle beisammen waren, da ging es noch viel lang-sammer. Die Sonne stieg immer höher und ihre Strahlen fielen immer senkrechter auf uns hernieder und drohten uns lebendig zu braten. Die armen Alten, die schon längst ganz erschöpft waren und sich nicht mehr auf den Beinen halten konnten, flehten bald den einen, bald den andern an, daß er sich doch ihrer erbarmen und sie nicht den Händen dieser Grausamen überlassen möchte. Viele riefen natürlich zu tauben Ohren; jeder hatte nämlich genug für sich zu denken und seine liebe Not, selbst nach- Seite 236 Stern der Neger Nr. 8 zukommen. Diejenigen Eltern, welche fünf, sechs oder gar noch mehr Kinder bei sich hatten, sahen sich genötigt, einige derselben zurückzulassen. Mit blutendem Herzen legten sie die unschuldigen Kleinen in den Schatten eines Baumes, um sie dann für immer, wenn nicht den Lanzen der Feinde, so doch sicher den Krallen und Zähnen der Raubtiere zu überlassen. Es war herzzerreißend zu sehen, wie die Mütter ihre teueren Kreaturen immer und immer wieder in ihre Arme nahmen, sie zärtlich — fürs letztenmal — küßten, wobei ihre Tränen auf dieselben herabrannen, sie dann wieder hinlegten, bald aber nochmals nahmen und diesen traurigen Abschied solange verzögerten, bis endlich der herzhaftere, jedoch nicht minder betrübte Mann herbeikam und sie gewaltsam weg und dem Zuge nachriß. Manche sah ich, die kurz darauf, vom Schmerz überwältigt, zusammensanken, um noch vor ihren armen Kindern den Geist aufzugeben. Der Zug bewegte sich noch immer so rasch als möglich voran. Hier hielt der arme Knabe time: Seine Augen schienen wie nerfteinert; wirr, als ob er sich jetzt noch in Gefahr befände, starrte er um sich her. „Armer A'Giak," sprach ich zu ihm, um ihn zu trösten und zugleich Mut zuzusprechen, seine Erzählung zu beendigen, „armer A'Giak! Da hast du auch wohl sicher viel gelitten: Aber wie war es dir möglich, da du noch so klein warst, mit dem Zuge mitzukommen?" „O Pater, wäre nicht mein Vater und mein Bruder gewesen, die mich zu lieb hatten und mich fast immer trugen, nicht einmal, sondern tausendmal wäre ich umgekommen! Das war eine schwere Arbeit für meinen Vater und für meinen Bruder und daher strengte ich mich an, soviel ich konnte, zu laufen. Konnte ich nicht mehr und fing infolgedessen . zu weinen an, so hoben sie mich auf ihre Schultern. Meine Mutter trug meinen kleineren Bruder und so oft sie sah, daß andere ihre Kinder zurückließen, wiederholte sie feierlich, daß sie ihren Kleinen, ihren großen Schatz, nie und nimmer zurücklassen werde; und sollte es absolut nicht mehr anders gehen, so würde sie mit ihm zurückbleiben und ihn bis zu ihrem letzten Atemzuge verteidigen. Unser Häuptling drang darauf, die Flucht noch mehr zu beschleunigen; er hoffte vor Einbruch der Nacht noch einen gewissen Wald zu erreichen, der uns wahrscheinlich vor den Derwischen in Schutz genommen hätte; doch vergebens! Dann und wann hörten wir hinter uns Flintenschüsse; sie kündigten den Tod jener an, die, unfähig uns zu folgen, zurückgeblieben und den uns verfolgenden Derwischen in die Hände gefallen waren. Schon neigte sich die Sonne; bald mußte es stockfinster werden und so hatten wir Übriggebliebene noch Hoffnung, gerettet zu werden. Plötzlich krachten in unmittelbarer Nähe ünehrere Flintenschüsse: wir waren von unseren Feinden." erreicht worden! Die Schüsse sielen immer zahlreicher und hatten bereits mehrere Opfer von uns gefordert. In der größten Angst liefen wir auseinander, der eine hier, der andere dort im Grase sich ein Versteck suchend. Mein Vater verließ uns jedoch nicht: er sorgte, daß wir in einen Schlupfwinkel kamen, gebot uns strengstes Stillschweigen und stellte sich mit meinem älteren Bruder etwa 20 Schritte von uns bewaffnet in einen Hinterhalt, bereit, uns bis auf den letzten Blutstropfen zu verteidigen. Die Derwische kamen immer näher. Sie liefen überall herum; bald feuerten sie ihre Gewehre ins Gras hinein, bald stießen sie mit der Lanze, wo sie glaubten, daß sich einer verborgen habe. Ganz gewiß mußte mehr als einer der unserigen so sein Leben lassen, doch zum Glück gab keiner ein Zeichen von sich. Ich sage zum Glücke, denn die Derwische, die doch so zahlreich nicht waren, glaubten in unserem tiefen Stillschweigen etwas mysteriöses oder, wer weiß was, zu sehen. Sie wurden vorsichtiger und zogen sich selbst ein wenig zurück, wahrscheinlich um eine Verstärkung abzuwarten. Die Nacht war nun vollständig hereingebrochen. Unser Häuptling rief, nachdem die Feinde sich etwas entfernt und cs ringsum ruhiger geworden war, die Angesehensten und Tapfersten der ©einigen zusammen und beriet sich mit ihnen, was ferner zu tun sei. Man sah ein, daß eine weitere Flucht unmöglich sei; die Feinde waren in der Nähe, noch frisch und kräftig; bald würde ihre Zahl noch wachsen und man konnte auch nicht wissen, von welcher Richtung her diese neuen kommen würden. Vielleicht gar von der entgegengesetzten Seite und so würden sie von jenen ganz umzingelt werden. Andererseits waren die Unserigen alle müde; wir hatten soviele Frauen und Kinder bei uns und das hinderte unsere Flucht am meisten. Es wurde daher beschlossen letztere alle an einen möglichst sicheren Ort zu bringen; die kampffähigen Männer und Jünglinge sollten sich vereinigen, ihre Waffen ergreifen und bei Tagesanbruch sich auf den Feind stürzen, entschlossen, entweder zu siegen und sich und die ihrigen zu retten, oder doch wenigstens ihr Leben so teuer als möglich zu verkaufen und eines ruhmreichen Todes zu sterben. Alles wurde genau wie verabredet ausgeführt: Die Weiber und Kinder zwischen dem hohen Grase versteckt und die Männer rüsteten sich zum Kampfe. Nr. 8 Stern der Neger Seite 237 So kam der Morgen imb die verabredete Stunde. 2lls die Derwische bemerkten, wie ringsherum alles so ruhig war, glaubten sie, wir seien weiter geflohen und ohne jegliche Vorsicht kamen sie auf ihren Pferden herangesprengt. Unser Häuptling gab das vcrabredrete Zeichen. Im Nu und wie Löwen sprangen die Unseligen aus ihren Verstecken hervor und stürzten sich auf die Feinde, die zu spät bemerkten, daß sie in einen Hinterhalt gefallen und zu unvorsichtig gewesen waren. Zwar leisteten sie einigen Widerstand, doch da die Unserigen sie so tapfer und entschieden angegriffen hatten, hielten sie cs nicht lange aus; bald lagen sie alle getötet am Boden. Wir hatten somit vieles erreicht; doch war die Gefahr für uns noch nicht vorüber. Kaum hatten unsere Tapfern Zeit, sich über ihren Sieg zu freuen, als ganz in unserer Nähe wieder neue Flintenschüsse krachten; es war ein neuer Trupp Derwische angekommen; es waren jene, auf welche die erstem gewartet hatten. Die meisten der Unserigen, noch voll Mut ob des Gras auf sie zuzuschleichen, sie herzhaft anzugreifen und zu verarbeiten, wie sic es mit den Ersten gemacht. Mein Vater jedoch mit noch einigen andern rieten, uns zurückzuziehen, mit den Frauen und Kindern in der weiten Ebene zu zerstreuen und das, was noch übriggeblieben war, zu retten. Die Feinde waren diesmal zahlreicher, noch frisch und alle mit fürchterlichen^ Instrumenten versehen. Wozu also uns so waghalsig dem sichern Tod in die Arme werfen? Sie sprachen jedoch zu tauben Ohren; die meisten schritten schon zum Angriffe vor. Bald entbrannte ein heftiger Streit. Er dauerte jedoch nicht lange. Zwar kämpften die Unserigen tapfer, töteten auch sehr viele, wurden jedoch, da die Feinde viel zahl- | reicher und frischer waren, bald von diesen überwältigt und alle bis auf den letzten Mann getötet. Mein Vater hatte wegen den angeführten Gründen am Kampfe nicht teilgenommen. Er war vorsichtig auf einen dichten Baum geklettert und hatte von da aus den ganzen Vorgang beobachtet. Als er gesehen, daß alles verloren war, stieg er rasch herunter und riet den wenigen, die mit ihm einer Gesinnung gewesen und auch zurückgeblieben waren, sich in der Ebene zu zerstreuen. Jeder solle für seine eigene Sicherheit sorgen; dabei solle man jedes Geräusch vermeiden, um nicht sich und die andern zu verraten. Er selbst und wir ihm nach liefen den Ufern des Flusses zu, um uns in seinem Schilfe zu verbergen. Dort angekommen, konnten wir ziemlich lange aus- ruhen. Die Derwische, ganz rasend, daß die Unseligen es gewagt hatten, sie anzugreifen, daß sie soviele tapfere Krieger verloren und so wenig Beute gemacht, versuchten, ob sie nicht noch den einen oder andern erwischen und sich zunutzen machen könnten. Mehrere fielen ihnen auch auf diese Weise in die Hände. Die noch tauglich waren, wurden als Sklaven fortgeschleppt, die andern ermordet. Die Klugheit meines Vaters hatte uns also wiederum gerettet! Als wir uns sicher genug glaubten, krochen wir vorsichtig aus unserm Versteck, um ein wenig Nahrung zu suchen. Das Glück war uns auch diesmal hold: Wir fanden, was wir suchten; noch mehr: auch einen ausgehöhlten Baumstamm fanden wir am Ufer, deren man sich hierherum als Nachen bedient. Obwohl ein wenig klein, um uns alle zu fassen, ging es schließlich doch; wir setzten uns hinein und mein Vater und ältester Bruder, mit Stangen kräftig rudernd, trieben unser Fahrzeug stromaufwärts. Noch vor Einbruch der Nacht kamen wir bis zum Dorfe Matrua. (Fortsetzung folgt.) — — Uns Hestra. S3; atzt der ehrw. Schwester Oberin der frommen Mütter des Negerlandes. ^on seinem Schmerzenslager aus zeigte Paulo Fedelmula, nachdem er durch das hl. Sakrament der Taufe zum ewigen Leben wiedergeboren ivordcn war, zum Himmel und sprach zu seinen Eltern und Verwandten, die ihn trostlos umgaben, folgende Worte: „Dort oben erwarte ich euch! Oben tverden wir uns wiedersehen. Sogleich werde ich schon gehen und ihr? Macht, daß ihr mir nachkommt!" Nachdem Paulo, der ein Häuptling gewesen, diese Worte gesprochen hatte, sank er auf sein Kissen zurück und ließ die müden Hände auf die Decke fallen. Noch einmal öffnete er die Augen und — der gute Mann war tot. Seine Witwe nebst drei Kindern: Fedc, Speranza, Carita (Glaube, Hoffnung, Liebe), die sämtlich noch mohammedanisch waren, trauerten sehr über den Tod des Dahingeschiedenen: am meisten jedoch ging der Ältesten, Fede, der Tod ihres geliebten Vaters zu Herzen; das schmerzte sie so sehr, daß sie krank wurde. Die letzten Worte ihres Vaters: „Oben werden nur uns wiedersehen! Macht, daß ihr mir nachkommt!" schwebten ihr noch immer vor der Seele und trieben sie an, auch die Religion ihres verstorbenen Vaters anzunehmen. Sobald sie daher von ihrer Krankheit wieder genesen war, kam sie zu uns auf die Kolonie und verlangte inständig die hl. Taufe. Mit Freuden nahmen wir fie auf, unterrichteten sie und nach ungefähr einem halben Jahre war sie schon so weit, daß sie die hl. Taufe empfangen konnte. Vom Tage ihrer Taufe an blieb sie immer bei uns in der Kolonie und erbaute alle durch ihr tugendhaftes Betragen. Speranza, ihre Schwester, war bis jetzt noch bei ihrer Mutter geblieben. Die jüngste, Carita, war gestorben. Bald wünschte auch die Speranza, zu uns zu kommen. Selbstverständlich wurde auch sie, besonders noch, da ihre Schwester sich so gut schickte, mit Freuden aufgenommen und sofort begann man, sie auf die hl. Taufe vorzubereiten. Als man so weit war, daß sie das hl. Sakrament hätte empfangen können, schickten wir zu ihrer Mutter, damit sie ihre Einwilligung dazu gebe. Die Sache, dachten wir, wird keine besonderen Schwierigkeiten bieten, besonders noch, da die Mutter nie etwas gegen die Erziehung ihrer Tochter in unserer Anstalt einzuwenden gehabt hatte. Doch wir hatten uns verrechnet. Als die Mutter von so etwas hörte, wurde sie wie rasend: sie widersetzte sich, schrie immer lauter und wütender und das Gewitter schlug mit einem feierlichen und entschiedenen: „Nein, ich dulde das nimmer!" ein. Der Schmerz der guten Speranza hierüber war unbeschreiblich. Sie weinte und wollte sich garnicht mehr trösten lassen. Mit ihr vereinigte ihre Tränen und ihre Gebete auch ihre bereits getaufte ältere Schwester. Beide hörten von diesem Tage an nicht mehr auf, Hände und Herz zum Himmel zu erheben, damit derjenige, der auch die Herzen der Könige wie Wasserbäche lenkt und um- wandelt, auch das Herz ihrer Mutter umwandeln möge. Derjenige, der die Gebete der unschuldigen Kleinen immer erhört, mußte auch sie erhören. Und wirklich! Es war am Vorabende des hl. Dreikönigstages, als eine Frau an unsere Türe klopfte. Wer es gewesen, werden unsere verehrten Leser schon erraten haben! Es war die Mutter unserer guten Kleinen, die sich ganz geändert hatte. Sie erlaubte nicht nur ihren beiden Töchtern dazubleiben und ihrem Wunsche gemäß nach den Satzungen unserer hl. Religion zu leben, sondern sie selbst wollte auch noch bei uns bleiben und katholisch werden. Eine solche unerwartete Freudenbotschaft verbreitete sich wie ein Blitz durchs ganze Haus. „Speranza wird die hl. Taufe empfangen!" scholl es von Mund zu Mund. Tags darauf, am Feste der Erscheinung des Herrn, war unsere Kirche auf das herrlichste geschmückt. Unter den Festgesängen der Anwesenden, die alle nicht wenig gerührt waren, empfing Speranza feierlich die hl. Taufe. Sie erhielt den Namen Maria Filomena und bekam als Taufpatin die Baronin Biegeleben. Beim Austreten der Neugetauften aus der Kirche wurde sie von allen unseren Zöglingen Negerfrauen und Mädchen unter dem Schalle der' „delluka" (sudanesisches Musikinstrument, dessen Akkorde unsern europäischen Ohren allerdings nicht besonders zusagen) zurückbegleitet. Die Grüße und Beglückwünschungen nahmen kein Ende mehr; auch nicht wenige, die noch Heiden waren, mischten sich unter die Christen und konnten sich auch eines gewissen Enthusiasmus nicht' erwehren. Auch die Mutter unserer glücklichen Maria erhielt ihren Teil von den Glückwünschen und Gratulationen; sie war tief bewegt und ihre Augen voll Tränen! Vielleicht überlegte sie schon bei sich, ob nicht auch für sie und wann ein so fröhlicher und glücklicher Tag kommen sollte. Gebe der Himmel daß er doch bald anbrechen möge! Der Lharif zu Ehartum. Bericht des hochw. P. Anton Stoppani, Sohn des hhl. Herzens Jesu. l$Sscte es scheint, will die Regenzeit, die man hier allgemein den „Charis" nennt, dieses Jahr bei Zeiten beginnen; vielleicht um das Versäumte in den zwei letzten Jahren nachzuholen. Weiter im Süden hat diese Regen-Periode schon längst begonnen und unsere Missionäre zu Lul haben ihr jedenfalls schon ihren Tribut bezahlen müssen. Auch Gewitter und fürchterliche Stürme sind in dieser Zeit nichts Seltenes. Hier in Chartum beginnt die Regenzeit gewöhnlich im Juni. Dieses Jahr jedoch fiel der Regen schon am 10. Mai so gewaltig, daß man wohl seit 20 Jahren etwas Ähnliches nicht mehr erlebt hatte. Von dieser seltenen Erscheinung will ich ihnen ein paar Zeilen schreiben. So ungeheuer heiß war es in diesem Jahre noch nicht gewesen; wenigstens wenn man die Temperatur mit der anderer Jahre vergleicht. Der Frühling hatte sich fast um 6 Wochen verspätet und so konnten wir uns in diesem Jahre bezüglich der Hitze gar nicht beklagen 40 bis 46" hatten wir im Schatten. — „Danke recht schön!" werdet ihr in Europa vielleicht sagen; „nur 40—46" Wärme, und das noch nicht heiß nennen?" .Nun, geben wir es zu, es sei schon ziemlich warm gewesen, und in Wirklichkeit wäre uns so ein Gewitter, das, ohne Himmel und Erde in Schrecken zu setzen, doch seinen erguickenden Regen gibt, gar nicht unlieb gekommen. Es war am 10. Mai, als wir uns zum Abendessen setzten. Über uns war das schöne, blaue Himmelsgewölbe ausgebreitet; wahrlich das schönste und sicherste Dach: wenigstens ist keine Gefahr, daß es uns über dem Kopfe zusammenbreche! Von einem Gewitter oder so was ähnlichem war noch keine Spur vorhanden. Nach und nach funkelte es ein wenig da oben, was man bei uns Wetterleuchten nennen würde, und ein schwaches Donnern folgte darauf. Wir merkten cs kaum; doch ging das in Wirklichkeit nicht so langsam da oben. Wir hatten die Suppe noch nicht gegessen, als unser Aufenthaltsort schon verhängnisvoll zu werden schien. — Einige dicke Wasserköpfen fielen, erst selten; nach wenigen Minuten jedoch war der Regen schon so stark, daß es schien es hätten sich, wie zu Nocs Zeiten, die Schleusten des Himmels geöffnet. — (Seite 240 Stern der Neger 9k. 8 Sonst war es jedoch gar nicht gefährlich: im (Segens teil, wir alle freuten uns darüber: die Lust war in wenigen Augenblicken schön abgekühlt, so rein und so frisch, daß man wieder wie von neuem zu Leben anfing. Daß alles um uns herum überschwemmt und umzugänglich wurde, grämte uns wenig: jeder war darauf bedacht, so fleißig als möglich diese erquickende Luft mit vollen Zügen zu trinken. Auch unser Garten schien an unserer Freude teilzunehmen: er schien eine ihm ganz eigene Sprache zu sprechen: Alles lebte und regte sich in demselben. Das war der Anfang des Charis: für uns ein freudiges Ereignis; nicht so für alle: „feine Rose ohne Dornen!" sagt man, und das bewahrheitete sich auch diesmal. Omderman hat noch immer seine frühere große Bedeutung für den Handel, besonders aber für die Ausfuhr von Waren aus dem Sudan. Das Gummi-Arabikum wird massenhaft nach Omderman gebracht und bildet für die Handelsleute eine Hauptquelle ihres Gewinnes. Auf eine große Strecke breitet man es längst des Flusses aus, damit es trocknen und von der Sonne seine rechte Farbe erhalte. Der Regen vom 10. Mai, der so ganz unerwartet gekommen war, hat allen ihre schönen Hoffnungen geraubt. Nur einige, die ihre Ware in Säcken hatten, konnten ungefähr die Hälfte noch retten, die übrigen verloren alles! Der allgemeine Schaden wir auf 10.000 lire sterline (ungefähr 250.000 Kronen—200.000 Mark) berechnet. — Einige, die alle ihre Hoffnungen auf den glücklichen Erfolg in diesen Handelsgegenstand gelegt und daher ihr ganzes Vermögen hineingesteckt hatten, haben alles, bis auf den letzten Heller verloren! Den Schmerz und den Kummer dieser armen Leute kann man sich leicht vorstellen! Einer von jenen, welche sich nach dem Regen zum Flußufer begab, um den erlittenen Schaden zu besichtigen, fing vor Verzweiflung laut zu jammern und zu: schreien an und verfiel buchstäblich in eine Ohnmacht. Diese armen Unglücklichen! Hätten sie wenigstens noch den Trost, den der katholische Glaube in solchen Fällen spendet! Doch das waren noch nicht alle die üblen Folgen des unerwarteten Regens. Viele Häuser, die alt und der Ausbesserung bedürftig waren, wurden, da man zu lange damit gezaudert hatte, nun vollends ruiniert. Zu Halfaya das, wie es scheint, auch bald eine große Bedeutung für den Handel erlangen soll, und wo man gerade im Begriffe stand, die Wohnungen für die Arbeiter im großen Arsenal zu bauen, stürzten diese, da sie noch nicht weit genug ausgeführt waren, auf einer Länge von 400 Metern fast alle ein. Möge doch der liebe Gott ferneren Schaden von uns gütigst abhalten! Der Regen ist unstreitig für dieses Land notwendig: von ihm hängt seine ganze Fruchtbarkeit ab. Möge also der liebe Gott uns ihn so und in solcher Fülle schenken, wie es für uns am besten ist. Aus 5cm NissionslMn. 0n anderer DWemns. Ein armer Heide, schreibt ein Missionär von Jllnh, wurde von der Sorge gerührt, welche ich einem Gliede seiner Familie, dessen Körper von einer abscheulichen Wunde zerfressen ward, zuwandte. Er kann des Tages nicht in die Mission kommen, denn wenn er auf dem Wege entdeckt würde, so müßte er seine Kühnheit mit dem Kopfe bezahlen. Nun verläßt aber dieses wackere Herz, vas durchaus den Unterricht anhören und dem hl. Meßopfer beiwohnen will, nachts seine Hütte und wagt sich, die Dunkelheit der Nacht benützend, auf Pfaden, welche nur den wilden Tieren bekannt sind, in den dichtesten Wald hinein, um unbemerkt in die Mission zu gelangen. Außer meinen Greisen ist er der einzige aus der Ferne, der den heiligen Geheimnissen beiwohnt. Er hält sich den ganzen Tag versteckt und kehrt die folgende Nacht wieder in sein Dorf zurück. Wenn ich mich umwende, um baS Dominus vobis-cum zu sagen und wenn ich daun diesen Mann sehe, so versagt mir die Stimme. Schon freue ich mich auf den Tag, an welchem ich ihm die hl. Taufe spenden und ihn unter die Zahl beb Kinder Gottes (zu der er schon ohnehin gehört) aufnehmen kann! Nr. 8 Stern der Neger Seite 241 Das Eos der Kinder tincf Trauen bei einigen Ikgerstämmen. ^Yid&t alle Negerstämme haben Sklaven, wie man sie im eigentlichen Sinne des Wortes versteht, aber ihre Kinder und ihre Frauen sind oft unglücklicher daran als alle Sklaven. Das Waisenkind besonders ist zu bedauern; es ist der Diener Aller und ißt nur die Reste der Bananen, welche man den Hunden hingeworfen hat oder das Stück Maniok, welches es stehlen kann. Bis zum Alter von zehn Jahren hat es keine andere Pflege als die seiner Mutter; verliert es diese, so geht es ihm übel, sein Vater wird sich kaum mehr um dieselbe kümmern, als um seinen Hund. Was geschieht nun, da es so verlassen ist? Es ist bald mit Wunden bedeckt und niemand ist da, der diese Wunden wäscht. Die Sandflöhe zerfressen ihm die Füße und niemand ist da, um sie zu vertilgen; seine Zehen sind bald gänzlich zerfressen und wiederum ist niemand da, um sie zu besorgen. Eine Krankheit, welche im Lande „Abukue" genannt wird, eine Art Blutschwamm, bedeckt es bald ganz vom Kopfe bis zu den Füßen. Es gleicht nun einem Gerippe. Sein Vater selbst weist es von sich; alle Männer, alle Frauen entfernen sich, sobald es sich zeigt. Es muß dann hinter den Hütten in der Bananenanlage verbleiben; sein Lager ist die bloße Erde und sein Obdach einige Palmbaumblätter. In einigen Wochen stirbt es vor Elend. Das Los der Frau ist noch elender als das eines Sklaven. Vorerst wird die große Hälfte in den Kriegen gefangen. 20 bis 40 Bewaffnete verstecken sich während der Nacht in der Nähe eines Bananen-gartcns und in der Dämmerung, wenn die Frauen zur Arbeit kommen, töten sie die Männer, welche sie begleiten und rauben die Frauen, denen es nicht gelungen ist, sich zu retten. Einen Monat nachher findet die Wiedcrvergeltung statt. Daher sind die Stämme untereinander immer im Kriege. Die auf diese Weise in den Kriegen gefangen genommenen Frauen werden zuerst lange, ganze Monate im Gefängnis behalten. Sie versuchen oft zu ffiehcn und dann beginnt für diejenige, welche wieder aufgefangen wird, ein eigentliches Martyrium. Man brennt ihr den Rücken, die Brust und die Wangen mit einem tm Feuer glühend gemachten Eisen; man schlägt sie, kettet sie enger an und beraubt sie der Nahrung, bis sie tausenmal um Gnade und Erbarmung gebeten hat. Versucht sie, nachdem sie gemartert worden ist, noch einmal zu fliehen, so wird sie getötet. Während die Männer sich im Kriege befinden, bleibt der Frau die Arbeit auf den Feldern und die Verpflichtung, furchtbare Lasten von Bananen und Maniok in das Dorf zn bringen; es gibt solche, welche bei jedem Gange 50 Kilogramm tragen. Verkauft man die Bananen oder das Ebenholz, so muß die Frau den Dienst der Faktoreien versehen; der Mann begnügt sich damit, ihr mit seiner Flinte, seinem Jagdmesser und seiner Jagdtasche zu folgen und er schlägt sie, wenn sie, unter der Last sich beugend, nicht schnell genug läuft! Wie oft war der Missionär Zeuge derartiger Roheiten. An der Frau ist es auch, daß sie zur Essenszeit da ist, um alles, was nötig ist, vorzubereiten. Wir kennen mehrere Fälle, wo die Haushälterin, da sie sich in den Pflanzungen zu lange verspätet hatte, diese Verspätung mit dem Leben bezahlte. Die letztere Tatsache ereignete sich vor kaum einem halben Jahre und das Opfer war die Mutter eines unserer Kinder. Das ganze Dorf hatte gegessen. Udhothuma allein hatte Hunger. Er wartete auf die Ankunft seiner Frau, indem er seine Flinte stillschweigend zwischen den Füßen hielt. Sie erscheint bald gebückt unter einem ungeheuren Korbe voll Bananen, Pataten und Zuckerrohr und Udhothuma fängt an, sie zu schelten und ihr mit dem Kolben seiner Flinte zu drohen. Erschreckt sucht die Frau zu fliehen. Sie hatte nicht zehn Schritte gemacht, als sie von 4 Kugeln durchbohrt, ' leblos hinfiel. Es setzte Streit ab; die Eltern der Frau verlangten ihrerseits den Kopf des Mörders; die Betreffenden entschieden aber die Angelegenheit so: Udhothuma war in seinem Rechte und die Fainilie der Verstorbenen soll ihm eine andere Frau geben oder aber eine Aussteuer, welche für die Heirat der ersten angeboten ward, zurückgeben. Selbstverständlich nahm diese Familie die Bedingungen nicht an; es entstand hieraus ein Krieg, der nicht so bald beendet war. Die Frauen, welche nicht in den Kriegen gefangen genommen wurden, werden als ganz klein, die einen noch als Säuglinge und die anderen im Alter von 3—4 Jahren gekauft, um trotz ihres Widerstrebens unmenschlichen Herren ausgeliefert zu werden. Das ist das Schicksal von mehr als 8000 Mädchen im Alter von 4—12 Jahren auf einer Fläche von weniger als 10 Quadratmeilen und es ist auch das Schicksal von 80—100.000 an allen Flüssen der Kolonie. Seite 242 Stern der Neger Nr. 8 Am Marlkrpfahl. Novelle von Pater Bernard Zorn, Sohn des heiligsten Herzens Jesu. weiß nicht", hatte Pater Byron noch vor einigen Monaten an seine Mutter geschrieben, „was es heißt, ins Paradies eingehen, aber gestern habe ich erfahren, was es heißt, zum erstenmale seinen Fuß in ein Land setzen, über welches Satan bis dahin noch unumschränkter Herrscher war; was es heißt, zum erstenmale Hände und Herz zum lieben Gott im Himmel erheben in einem Urwalde Afrikas, aus dessen unheimlichen, düstern Hainen bis jetzt nur wüste Gesänge zu den sie durchwandernden unreinen Geistern emporstiegen; was es heißt, zum erstenmale d em A l l erh ö chsten ein reines Speiseopfer, wenn auch auf ärmlichem Altare, für die Bekehrung dieser armen Söhne Chams darbringen zu können. Eine reinere, süßere, vollere Freude habe ich in meinem Leben noch nicht verkostet. Doch, ich weiß es: Auch die Tage der Trübsal werden hereinbrechen und schon sagt mir eine innere Stimme, daß mir ein großer Leidenskelch zubereitet ist. Ich werde ihn trinken, so Gott mir meiner Sünden willen seine Gnade nicht entzieht. Diese Wilden hier sind über alle Maßen grausam und wehe demjenigen, der ihnen als Feind in die Hände fällt! — Bete für mich; lebe wohl!" Ost fügt es Gott, daß diejenigen, welche er für große Leiden bestimmt hat, vor ihrem Eintritte langsam auf dieselben vorbereitet werden. Die Ahnung, die Pater Byron von seinen bevorstehenden Kämpfen gehabt hatte, sollte ihm zur Warnung dienen. Er hatte den Wink verstanden; er war auf alles gefaßt. Wie gleichmütig ertrug er die Mühen jener stürmischen Nacht! Wie freundlich zeigte er sich auf der englischen Kolonie! Wie, so ganz seiner vergessend, bemühte er sich, seinem kranken Schützlinge den Weg zur Ewigkeit möglichst leicht zu machen! Und als er fliehen mußte und ihm die Kleider am Leibe brannten, nie kam ein Wort der Ungeduld über seine Lippen! „Ja," wird mir vielleicht jemand einwenden, „das alles war aber auch noch nichts im Vergleiche zu dem, was William durchmachen mußte. Das war kein Missionär und doch ertrug er alles gleichmütig!" Wartet nur ein wenig, auch Pater Byron hat sein letztes Abenteuer noch nicht erlebt! Jesus wird ihm noch zeigen, wieviel er noch um seines Namens willen leiden muß! Drei Tage waren schon verflossen und Pater Byron hatte seine Hütte noch immer nicht erreichen können. Wohl war er mehreremale nicht mehr weit von ihr entfernt, doch immer mußte er wieder fliehen vor den Wilden, die in letzter Zeit alle im Kriege gegen einander zu sein schienen und jeden Weg unsicher machten. Endlich entschloß er sich, weiter nach Süden zu reisen. Er wußte nicht, befürchtete jedoch sehr, daß die Wilden, die sich verschworen hatten, sämtliche Europäer zu töten und ihre Wohnungen in Brand zu stecken, auch seine armselige Residenz zerstören würden; und wenn? dachte er bei sich selbst; in diesem Falle wäre es immerhin besser, mich ganz von hier zu entfernen! Ich werde also wirklich nach Süden ziehen; ich werde meine Christen daselbst alle aufsuchen, sie ermuntern, ihrem Glauben stets treu zu bleiben. Ich werde sie warnen vor den Einfällen der Wilden; werde ihnen sagen, daß die Wälder nicht mehr sicher sind und, wenn es unbedingt Not tut, so werden wir uns alle zusammen in das Missionsgebiet der Weißen Väter am Albertsee flüchten. Im Vertrauen auf Gott ging die Reise glücklich vonstatten. Wenn auch keine Leckerbissen — daran denkt ein Missionär ja garnicht! — so bot ihm der Wald doch soviel, als zu seinem Lebensunterhalte notwendig war. Am folgenden Tage kam er zum ersten christlichen Dorfe. Unbeschreiblich war der Jubel, mit dem er begrüßt und empfangen wurde. Auch er freute sich sehr, diejenigen, die er vor ein paar Jahren erst durch die hl. Taufe für Christus wiedergeboren hatte, noch so aufrichtig und unverdorben zu finden. Aber diese erste Freude war noch nicht verrauscht, als auch schon ein Hiobsbote hcran-gckeucht kam; er kam von Norden und meldete, daß alle so schnell als möglich ihre Habe zusammenpacken und sich flüchten sollten. Wenn nicht, wenn sie das nicht täten oder auch nur einen halben Tag zaudern würden, würde ein Trupp aufgereizter Niambara ihi Dorf überfallen und alle zu Sklaven machen. Sic Hütten auch die Wohnung des guten Paters Byron — von dem er noch nicht wußte, daß er selbst zugegen war, — in Brand gesteckt, alles zerstört und diejenigen, die sich nicht durch die Flucht hatten retten können, zu Sklaven gemacht. Der Pater kam nun selbst herzu und wünschte noch nähere Auskunft. Der Bote konnte jedoch seinen Wünschen nicht willfahren: was er wußte, hatte er bereits gesagt. „Nur," fügte er bei, „muß ich noch erwähnen, daß ich auf meiner Flucht hierhin einmal jenen Trupp etwas näher beobachten konnte; damalsj waren auch die Weiber dieser Wilden, die jedoch gewöhnlich bei Raubzügen zurückbleiben, gegenwärtig. Sie schienen ein Fest zu feiern. Vorsichtig näherte ich mich ihnen soweit es ging und bemerkte, daß sie einen weißen Gefangenen hatten. Dieser sah erbärmlich, doch noch recht mutig aus. Ich glaube, 'daß es sich darum handelte, ob man ihn zu Tode martern oder für später aufbewahren sollte." „Wie sah er aus?" fragte Pater Byron hastig. „Ja, das könnte ich nicht einmal sagen; er war schrecklich entstellt: sein Kopf und sein Gesicht waren voll Blut, auch hatte er einen Bart, den, wie es mir schien, die Wilden jedoch zum größteMTeile ausgerissen hatten. Über seine breiten und kräftigen Schultern hingen nur noch einige erbärmliche Fetzen; an den Füßen trug er eine Art Zugstiefel; sonst war er ganz nackt und aus tausend größeren und kleineren Wunden sickerte ihm das Blut." Sofort erkannte der Pater, daß es kein anderer gewesen sein konnte, als der gute William und er hatte Recht. Der Bote hatte ihn in jenem Augenblicke gesehen, da er vor dem Häuptlinge gestanden und dieser ihn hatte überreden wollen, sich ihrem Stamme anzuschließen. „War nicht noch ein zweiter bei ihnen?" fragte Pater Byron noch; „hatten sie keine zwei Gefangenen?" Er wußte noch garnicht, daß Don Pedro von den Schlangen aufgefressen worden war. „Nein," antwortete der Angeredete; „doch dürft ihr jetzt keine Zeit mehr verlieren. Ich glaube, daß sie bald auch hierher kommen und unsere Dörfer, weil wir uns taufen ließen und die Weißen aufnehmen, zu zerstören vorhaben." Man beeilte sich, die besten Sachen zusammenzupacken; was man nicht mitnehmen konnte, wurde in die Erde vergraben oder so gut es ging, in der Umgegend versteckt. Noch eine Frage blieb zu erledigen: ob es besser sei, zu Fuß mitten durch die Wälder zu fliehen, oder ob es nicht vorzuziehen sei, sich auf ihre Kanoes zu begeben und den Fluß Suri, der nur einige Kilometer entfernt war, hinaufzufahren. Man entschloß sich für das Letztere und das umso- Seite 244 Stern der Neger Nr. 8 mehr, da man kein Vieh mitzunehmen hatte. Dafür waren ihre erbärmlichen und ganz primitiven Fahrzeuge ganz und gar untauglich. Nicht ohne eine gewisse Furcht setzt mau zum erstenmale seinen Fuß in dieselben, um sich den Strömungen der mitunter reißenden Flüsse preiszugeben. Sie sind gezimmert aus sehr dünnen Latten, deren Enden mit zwei stärkeren Leisten zusammengehalten werden, die zugleich als Schiffsrand dienen. Man bekleidet sie mit einer gewissen Baumrinde von etwa zwei Millimeter Dicke. Fasern, Wurzeln oder Schlingpflanzen werden gebraucht, um die einzelnen Teile zusammenzubinden. Nicht alle Kanoes sind gleich groß. Es gibt deren, die bloß 3—4, aber auch deren, die 15 — 20 Personen fassen. Alle kommen jedoch darin überein, daß sie sehr gebrechlich sind; daß diejenigen, die sich auf demselben befinden, recht vorsichtig sein müssen und sich nicht zu sehr bewegen dürfen, wenn sie nicht wollen, daß das Fahrzeug umschlage und sie den Wellen preisgebe. Auf zehn solcher Fahrzeuge schifften sich also ungefähr achtzig Personen ein. Auf jedem Kanoe befand sich wenigstens ein Mann, der kräftig mit einem Baumaste ruderte und das Fahrzeug lenkte. Die Frauen und Kinder wurden in den hintersten Kanoes untergebracht, während die mutigsten Männer sich vorne befanden, um die Feinde, die sich vielleicht auch auf dem Flusse befanden, angreifen und besiegen zu können. So ruderte man kräftig vorwärts. Alles schien einen guten Ausgang zu nehmen. Während der Fahrt blieb Pater Byron nicht untätig: er unterrichtete die Seinen, suchte ihnen Haß zur Sünde, Furcht vor der Hölle und Liebe und Sehnsucht zum himmlischen Vaterlande einzustößen. Auch spendete er ihnen die heiligen Sakramente und taufte die neugeborenen Kinder. Auch mehrere Heiden befanden sich noch im Gefolge: es waren Verwandte oder Bekannte: ihnen widmete sich Pater Byron ganz besonders, um sie im Notwendigsten zu unterrichten und im Falle der Not taufen zu können. Die Reise war gefährlich; ihre Feinde hatten Flinten, wenigstens diejenigen, die von Westen gekommen waren und sich ihnen nachträglich angeschlossen hatten. Die Seele des ganzen Zuges war Pater Byron, der wirklich wie ein Engel vom Himmel sich ihnen beigesellt hatte. Auf einer kleinen Insel wurde Halt gemacht. Die mächtigsten traten zusammen, um Rat zu pflegen, was sie, falls dies oder jenes sich ereignen würde, zu tun gedächten. „Sollte einer unter uns sein," erhob bei dieser Versammlung einer seine Stimme, „der sich dazu entschließen könnte, nicht mehr an Gott zu glauben, wenn es selbst daraus ankäme, sich von seinen Feinden verbrennen zu lassen? Wir sind Christen, nicht um hier auf Erden, sondern im Himmel glücklich zu werden!" Alle nahmen seine Worte mit Beifall auf und beteuerten, dies sei auch ihre Gesinnung. Ras, ihr früherer Häuptling, ein von allen geliebter und hochverehrter Mann nahm zuletzt das Wort und sprach als christlicher Held: „Meine Brüder, ivenn ich in die Hände unserer Feinde falle, bleibt mir keine Hoffnung, mein Leben zu erhalten. Bevor ich jedoch sterbe, werde ich ihnen sagen: „Ihr Törichte, die ihr von den Europäern Flinten, Pulver, Schmucksachen und andere nichtigen Gegenstände verlangt, wie lange werden sie euch dienen? Das kostbarste, was sic haben, verachtet ihr, den Glauben an den einzig wahren Gott und an ein ewiges Leben. Ich werde ihnen dann, solange es mir möglich ist, ^ erklären, daß nur ein Gott sei, der alles erschaffen hat, der einen Ort bestimmt hat für alle diejenigen, die ihn beleidigen und einen Ort ewigen Glückes für diejenigen, die ihn kennen und lieben. Ich werde noch beifügen: „Sehet da, das ist mein großer Trost! Übet also an meinem Leibe alle Grausamkeiten, 1 meine Seele werdet ihr zwar durch eure Qualen davon trennen können, aber nimmermehr werdet ihr diese meine Hoffnung aus meinem Herzen reißen!" Am ersten Tage legten sie 48 Kilometer zurück, dann hielten sie am Ufer an, um zu übernachten. Sobald der Morgen graute und man ein wenig Nahrung zu sich genommen hatte, wurde die Fahrt ■ wieder fortgesetzt. Einige Kanoes waren etwas voraus-gefahrcn. Plötzlich hielten sie inne: sie bemerkten im Sande frische Fußstapfen. „Das sind Spuren unserer Feinde," bemerkten einige der Ältesten. „Nein," meinten andere, „die Fußstapfcn der Niambara sind anders; sie halten sich immer in Gruppen i und diese Fußstapfen hier sind vereinzelt." Das war allerdings wahr; doch diese letzten hatten 7 nicht an eine neue List der Feinde gedacht, die absichtlich ihr gewohntes Verfahren geändert hatten, um die Fliehenden zu täuschen und so in eiiufn ) Hinterhalt zu locken. In den Binsen und im Schilfe des Flusses lagerten an hundert tüchtige Krieger und lauerten auf ihre Beute. Sobald sie dieselbe in Schußweite glaubten, gaben sie eine Salve aus allen ihren Büchsen. Jedoch nur einer wurde verwundet. Was schlimmer war, mehrere Kanocs wurden zerschmettert und diejenigen, die sich darauf befanden, zum Rückzüge ins nahe Gebüsch genötigt. So wurde ein Teil der Widerstandsfähigen von den Übrigen abgeschnitten und das noch, bevor man überein- , Stern der Neger Seite 245 Nr. 8 gekommen war, was man jetzt zunächst beginnen sollte. Der Kampf wurde allgemein, doch, wie es bei Wilden immer geschieht, ohne jegliche Ordnung. Auch die Bekehrten wußten nicht recht, wo sie dran waren und wen sie zuerst angreifen sollten; der Überfall war zu plötzlich und zu unerwartet gemacht worden. Pater Byron war ganz in seinem apostolischen Amte I zunächst wandte er seine Sorgfalt seinem Steuermanne Bernard zu. Obwohl dieser schon seit langer Zeit Katechumene gewesen, hatte er doch die heilige Taufe noch nicht empfangen. Im Augenblicke der Gefahr flehte er den Pater auf den Knien, ihm doch schnell dieses so notwendige Sakrament zu spenden. Dies geschah mitten unter dem Kriegsgeschrei und den Schüssen, welche ringsum tönten. Das war die letzte Handlung des Paters in seiner Freiheit und Gott hat sie gesegnet; Bernard blieb, auch nachdem er später den Händen der Niambara glücklich entgangen, stets ein treuer Christ. Voll Rührung erzählte er noch nach vielen Jahren seinen Freunden von der heroischen Liebe des guten Missionärs in diesem gefahrvollen Augenblicke. „Ich danke Gott," sagte er, „auf solchem Wege in seine heilige Kirche eingetreten zu sein und niemals werde ich diesen schönen Tag vergessen! Die Aufopferaug meines Vaters genügt, um mich in meinem Glauben zu bestärken. Diese Männer, die da kommen, uns zu unterrichten, müssen doch der Wahrheit, die sie uns lehren, ganz gewiß sein und Gott als ihren einzigen Lohn ansehen, da dieser gute Pater im Augenblicke der Gefahr sich selbst 'vergaß, um nur an mich zu denken. Er war mehr darauf bedacht, mich zu taufen, als sich zu retten, liebte mich mehr als sich selbst; für sich fürchtete er den Tod hienieden nicht, um mich von betn ewigen Tode zu retten!" Zwölf brave Christen hatten sich unterdessen vereinigt, um dem Feinde Trotz zu bieten. Es wäre ihnen vielleicht auch gelungen, aber da kamen noch vierzig andere heran, die am Ufer in einem Hinterhalte gelegen. Da wurde der Kampf zu ungleich. Als sie sahen, daß sie nichts ausrichten konnten, stehen sie ins Gebüsch zurück. Nur einige blieben noch zurück, sei es, daß sie die Flucht der Übrigen nicht bemerkt, sei es, daß ihr Leben, an dessen Erhaltung sie nunmehr doch nicht mehr glaubten, so teuer als möglich verkaufen wollten. Einer besonders kämpfte noch immer wie ein Löwe, bis er schließlich doch von der Überzahl überwältigt, umzingelt und gefangen genommen wurde. Pater Byron hatte inzwischen auch das Ufer erreicht und verbarg sich hinter Gebüsch und Schilf in der Nähe des Kampfes, dessen Wechselfällen er folgte, mit Ergebung die Entscheidung abwartend. Als die übermütigen Feinde den Fliehenden nachstellten, gingen sie mehreremale an ihm vorüber, ohne ihn zu bemerken. Wäre er in diesem Verstecke geblieben, so wäre er der Gefangenschaft entgangen. Hören wir ihn selbst, was in seinem Herzen vorging, als er die gänzliche Niederlage der Seinen und die Gefangennahme der letzten Kämpfer sah: „Der Gedanke an die Flucht ist mir nie in den Sinn gekommen. Konnte ich denn meine geliebten Kinder in ihrer Gefangenschaft, in der sie sich bereits befanden oder bald befinden würden, im Stiche lassen, zumal da sich noch einige Ungetanste unter denselben befanden?" Er zauderte nicht lange, sondern betrachtete dies als eine Gelegenheit, sich für den Dienst Gottes und dem Heile der armen Gefangenen ganz aufzuopfern. „Eher möchte ich allen Scheiterhaufen und Marterpfählen dieser Schwarzen trotzen," sagte er vor sich hin, „als meine armen Kinder verlassen, sie der Gefahr aussetzen, ihren Glauben zu verleugnen und in der Hölle begraben zu werden!" Er war im vollen Sinne ein guter Hirte, der bereit war, sein Leben für seine Schafe zu geben! Er erhebt sich also, ruft einem der mit der Bewachung der Gefangenen beauftragten Wilden zu und sagt: „Sieh hier, auch ich bin einer ihrer Reisegefährten; es ist also billig, das; ich auch ihr Geführte in der Gefangenschaft sei. Du kannst dich meiner bemächtigen; von Herzen verlange ich, ihr Los zu teilen!" Der Angeredete fürchtete eine Hinterlist und wagte nicht, ihm zu nahen. Er konnte nicht an ein so großherziges Opfer, an einen solchen Beweis inniger Liebe glauben. Da er aber die Haltung der Paters sah und daß er ganz allein war, entschloß er sich, auf ihn zuzugehen. „Er griff mich beim Arme," erzählte der Pater später einem seiner Freunde, „und stellte mich unter die Zahl derjenigen, welche die Welt unglücklich nennt. Voller Freude und Liebe umarmte ich meine Leidensgenossen und tröstete sie: „Die Absichten Gottes über uns sind ein Geheimnis; wir können es zwar nicht verstehen, doch er ist der Herr, er tue, was gut ist in seinen Augen!" Sogleich fiel einer jener guten Leute vor dem Pater auf die Knie, beichtete und brachte Gott sein Leben zum Opfer dar. Wie gesagt, waren mehrere im Gefolge noch nicht getauft und auch diese waren durch eine besondere Fügung Gottes alle in die Hände der Feinde gefallen. Jeden Augenblick konnten sie von diesen ums Leben gebracht werden. Die Sorge des Paters um sie war daher unbeschreiblich. Etwas wußten sie schon von der christlichen Religion. Der Pater benützte jede ihm übrige Zeit, die Betreffenden noch besser zu unterrichten und sobald er sie soweit vorbereitet glaubte, erteilte er ihnen die heilige Taufe. Die andern, die bereits früher schon getauft worden waren, wollten das Sakrament der Buße empfangen. Pater Byron vergaß sich selbst ganz, er schien sich und seine Kräfte für das Wohl seiner Brüder zu verdoppeln. Die Gefangenschaft, die Dualen und selbst der Tod schienen bei diesen himmlischen Tröstungen nichts Erschreckendes mehr für ihn zu haben. Ras, von dem kurz zuvor die Rede war und der sich während des ganzen Kampfes sehr tapfer verteidigt hatte, hatte sich mitten durch die Feinde Bahn gebrochen und war tief ins Dickicht des Gehölzes eingedrungen. Wie er aber sah, daß der Missionär ihm nicht folgte, reute ihn seine Flucht und er konnte sich nicht entschließen, sich auf immer von ihm zu trennen. Sich an sein Versprechen erinnernd, ihn nie zu verlassen, wollte er sich lieber seinen Henkern überliefern, als wortbrüchig werden. Er kehrte also zurück, um ihn aufzusuchen, fand ihn aber nur, um seine Bande zu teilen und ohne es zu wissen, ahmte er die edle Hingabe seines Führers und Vorbildes nach. „O mein Vater!" rief er, sich in seine Arme werfend, aus, „ich hatte dir geschworen, an deiner Seite zu leben und zu sterben; sielst, wir sind wieder beisammen!" Der Missionär drückte ihn an sein Herz und benetzte ihn mit seinen Tränen. Er war so bewegt, daß er nicht wußte, was er sagen sollte! Wilhelm hieß noch ein anderer, der sich ebenfalls tapfer verteidigt hatte und dem es, Dank seines Mutes und seiner jugendlichen noch flinken Beine, ebenfalls gelungen war, zu entwischen. Doch auch dieser fand in seiner Sicherheit keine Ruhe: Von Gewissensbissen gequält, daß er seinen geliebten Vater verlassen und der Wut seiner Feinde überlassen hatte, entschloß er sich ebenfalls, wieder zn ihm zurückzukehren. Unterwegs begegnet er fünf seiner Feinde, die noch immer beschäftig waren und herumliefen, alle noch Fehlenden aufzufangen. Einer derselben legte auf ihn an, doch nur das Zündpulver fing Feuer. Da feuerte auch Wilhelm auf diesen und streckte ihn im Nu zu Boden. Es war ein großer Häuptling gewesen. Nun warfen sich die vier andern mit dämonischer Wut auf ihn, beraubten ihn der Kleider, schlugen ihn mit Stöcken, rissen ihm die Nägel aus, zerfleischten ihm mit ihren Zähnen die Fingerspitzen und durchstachen ihin mit einem Messer die Hand, die den tätlichen Schuß getan hatte. Der mutige Jüngling erlitt alles mit größter Geduld, ja mit Freuden empfing er diese letzte Wunde, zur Erinnerung an die Wunden seines Erlösers, wie er nachher dem Pater Byron gestand Er wurde nachher von seinen Feinden geknebelt und den übrigen Gefangenen beigesellt. Sobald Pater Byron ihn erblickte, schauderte er zusammen. Sein klägliches Aussehen rührte ihn so sehr, daß ihm die Tränen über die Wangen rollten. Er trat auf ihn zu, siel ihm um den Hals und sprach zu ihm: „Nur Mut, mein lieber Wilhelm, mein teurer Bruder! Jetzt bist du mir noch viel teurer denn je, weil die göttliche Güte dich gewürdigt hat, für seinen heiligen Namen zu leiden. Daß doch diese ersten Peinen und Schmerzen, die diese unserer Religion und Christus so feindselig gesinnten Menschen dir zugefügt, deine Standhaftigkeit nicht erschüttern! Die Qualen, die wir noch leiden müssen, werden groß sein, aber verhältnismäßig nur von kurzer Dauer. Unser Lohn und unsere Freude im Himmel werden unendlich sein und ewig dauern!" Auf diese von Schluchzen unterbrochenen Worte erwiderte der Jüngling: „Fürchten Sie nichts, mein Vater! Die Güte Gottes erweist mir soviele Gnaden, daß ich es selbst nicht begreifen kann. Ich verdiene sie nicht und noch weniger verdiene ich die Standhaftigkeit, die ich in meinem Innern fühle. Ich hoffe, daß derjenige, der sie mir bisher gegeben, sie mir auch bewahren wird!" Die Wilden, Zeugen dieser Ergüsse von Liebe, waren ganz betroffen und fühlten sich im ersten Augenblicke von Mitleid gerührt. Da sie aber nicht an Gesinnungen glauben konnten, die den ihrigen so ganz entgegengesetzt waren, bildeten sie sich ein, der Missionär wünsche diesem jungen Manne Glück, einen sihrer tapfersten Häuptlinge getötet zu haben. Sie fielen daher über den armen Pater her, rissen ihm die Kleider bis aufs Hemd vom Leibe und schlugen ihn mit Fäusten, Stöcken und Keulen. Halbtot fiel er zu Boden. Kaum war er wieder zu Atem gekommen, da stürzten sich nochmals zwei junge Krieger auf ihn und gleich wilden Tieren rissen sie ihm mit ihren Zähnen die Nägel von den Fingern weg und kauten die Spitzen seiner zwei Zeigefinger, bis sie die Knochen daraus gezogen hatten. Ähnlich wie diesem erging es noch manch' anderem. Nachdem man glaubte, alle Flüchtlinge eingefangen zu haben, führte man sie auf ihre Fahrzeuge, deren die Wilden sich sogleich bemächtigt hatten mit allem, was darinnen war und fuhr wieder flußabwärts, dein Lande der Sieger zu. Schon nahe bei diesem angekommen, hielt man auf einer kleinen Insel Rast, um die Beute zu »erteilen, die nicht gering war. Dies bot den Gefangenen einen Augenblick der Ruhe. Pater Byron benutzte diese Zeit, seine Leidensgenossen zu trösten und ihnen die Heilsmittel der Religion lzu spenden. Es waren ihrer im ganzen noch 23. Bevor die Wilden diesen Ort verließen, gruben sie nach ihrer Gewohnheit die Geschichte dieses Ereignisses in die Baumstämme ein; sie gaben nämlich vermittelst einer Art von groben und hieroglyphischen Linien ihren Sieg, die Zahl und Beschaffenheit ihrer Gefangenen zu erkennen. Die Christen, welche bald nachher dieses traurige Monument fanden, wollten es verewigen und sein Andenken heiligen. Nach Verteilung der Beute schickten die Wilden sich an, samt den Gefangenen wiederum die Kanoes zu besteigen, um ihr Land zu erreichen. Beim Einsteigen sagte ein Greis von 80 Jahren, den der Pater soeben getauft hatte, zu seinem Henker: „In meinem Alter besucht man nicht fremde Länder und gewöhnt sich nicht mehr an eine neue Lebensweise. Wenn ihr mich verderben wollt, warum gebt ihr mir nicht hier den Tod?" Er brauchte nicht lange zu warten; ein Schlag mit der Keule spaltete ihm den Kopf. Endlich wurde aufgebrochen. Die Reise war für die Gefangenen ein Anlaß zu neuen Leiden. Oft brachten sie ganze Tage ohne Nahrung und die Nächte ohne Schlaf zu. Der Hunger, die Hitze, die eiternden Wunden, in denen bereits Würmer nagten und die man ihnen ganz offen gelassen hatte, die grausamen Stiche einer Wolke van Mücken, alles das machte ihre Lage schrecklich. Bisweilen waren sie auf den Boden des Kanoes gefesselt oder an Stangen gebunden und konnten keinen Augenblick Ruhe finden. Manche schlichen sich auch heimlich zu ihnen hin und ergötzten sich damit, daß sie die Wunden der Finger oder der empfindlichsten Körperteile reizten und entzündeten, indem sie ihre langen und spitzen Nägel hineindrückten oder mit Dornen hineinstachen. Vorzüglich fanden sie ihr Vergnügen daran, den Pater zu quälen; sie rausten ihm Bart und Haare aus. Was den Pater mitten in diesen Leiden allein tröstete, war, die glückliche Stimmung einer Geführten zu sehen und die Möglichkeit, sie mit seinen liebevollen Ermahnungen aufrecht und dem Glauben treu erhalten zu können. Wohl bedurften sie dieser, denn sie standen erst am Anfange ihrer Prüfungen. — Am achten Tage stieß man auf einen neuen Trupp Niambara, die auch im Begriffe standen, nach Beute in den Krieg zu ziehen. Die Zurückkehrenden beeilten sich, sich mit ihnen zu vereinigen und die Gefangenen sahen voraus, daß neue Qualen ihrer warteten. Die Wilden glauben, daß man sich durch Grau- samkeit auf den Krieg vorbereiten müsse und je grausamer sie vorher ihre etwaigen Gefangenen oder andere, die sie in ihre Hände bekommen, mißhandeln, desto glücklicher glauben sic im Krieg?'zu sein, desto größere Beute glauben sie mit nach Hause zu bringen. Tatsachen werden in trauriger Weife die ganze Macht dieser fanatischen Auffassung bestätigen. (Fortsetzung folgt.) Warta Himmelfahrt. Wer ist die holde Königin, die thronet auf der Flur? Die Sonne ist ihr lichter Thron im flammenden Azur, Ihr Schemel sind die Welten all) die ©tent’ ihr Diadem, Solch’ Hehre ist dem Könige vor allen angenehm. Ihr Szepter nennt sich Güte, Milde: Demut ist ihr Kleid: Ihr Wappen ist die Lilie weiß, das Bild der Reinigkeit. Auf ihrer Siegesfahne strahlt ein Kreuz so blutigrot; Drum hat sie Feinde, viel und stark, die Hölle und den Tod. Auf gold'nen Säulen droben, seht, erhebt sich ihr Palast, Dort hört sie unsre Bitten stets, versüßt uns jede Last. Vom Sonnenaufgang reicht ihr Reich bis hin zum Untergang. Es feiert sie die Schöpfung laut im Lob- und Preisgefang. Wohl ringen ringsum Völker rasend; rast nur! Immerhin Bleibt doch Maria unsre milde Friedenskönigin! Sie ist den hartbedrängten Menschen Trost in dieser Zeit; Wohl dem, der ihrem frommen Dienst sein ganzes Herz geweiht. O Himmelsfürstin, bleibe stets du unsre liebe Frau; Im Sternendiademe strahl’ auf lichter Himmelsau! Mit dir wir werden siegen stets; dein Banner, blutigrot, O leg’ es uns als Siegesfahn' in unsre Hand im Tod! P- s. Z. Verschiedenes. Der Beruf einer „Bilfsmissionärin für Jffriüa“. Für Jungfrauen, welche ihren Beruf zum Ordensstande schon geprüft haben und nun zu erkennen wünschen, wohin der liebe Gott in Seiner Güte sie beruft. Mit einem Begleitworte von Dr. Ignaz Rieder, Theologie-Professor. Mit Druckerlaubnis des Magisters des hl. apost. Palastes ugb des Vizeregens von Rom. 1. Auflage. Rom 1903. Buchdruckerei der Gesellschaft des göttlichen Heilandes. 58 S. Klein-Oktav. Preis brosch. 24 Heller. In der Herder'schen Verlagshandlung in Wien (1. Woll-zeile 33) und durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Was das Büchlein will, ist schon im Titelblatt angegeben. Es will den zum Ordensstande berufenen Jungfrauen ein Ratgeber und zwar — wie der hochw. Verfasser des Begleitswortes sagt — „ein guter, wohlmeinender und verläßlicher Ratgeber" sein. „Wer immer", fährt er daher fort, „Du sein magst, dem die göttliche Vorsehung dieses Büchlein in die Hand gespielt hat, lies dasselbe; brauchst Du es nicht für Dich selbst, so kannst du vielleicht jemand anderem einen guten Rat geben." Das Büchleni ist sowohl den Jungfrauen selbst, als auch jenen, welche in die Lage kommen, in Berufsangelegenheiten ein entscheidendes Wort zu sprechen, aufs Beste zu empfehlen. Dasselbe wurde vom ungenannten Autor „in kindlichster Liebe und unbegrenzter Dankbarkeit Unserer lieben Frau vom guten Rate gewidmet, welche mit ihrem guten Rate allen jenen beistehen möge, welche dieses Schriftchen lesen werden." Diesem Wunsche schließen wir uns von Herzen an. * * * Exerzitien im IRissionshause der $$. Petrus Elaver-Sodalität zu Maria Sorg »ei Salzburg werden heuer zum erstenmale für die Förderinnen obgenannter Sodalitüt und alle jene, welche Interesse für das afrikanische Missionswerk haben, gehalten und war vom 18. bis 22. August unter Leitung des hochw. P. Emil Volbert S. J. Der tägliche Pensionsbeitrag beträgt 2 Kronen. Anmeldungen werden bis spätestens 1. August erbeten: „An die Leiterin des Missionshauses „Maria Sorg" bei Salzburg." Das Missionshaus ist vom Bahnhöfe in Salzburg per Einspänner in s/* Stunden zu erreichen. Fahr- taxe 3 Kronen. Der erste Vortrag beginnt am 18. August, um 5 Uhr nachmittags, weshalb es genügt, wenn die geehrten Exerzitantinncn erst des Nachmittags eintreffen. * * -r- Reue Papyrusmumien. Seit wenigen Jahren zählen die ägyptischen Gräber, die in Papyrusblätter eingewickelte Leichen enthalten, zu den kostbarsten Quellen antiker Schriftreste. Denn oft hat man als Mumienhüllen wertlos gewordene beschriebene Blätter verwendet, die nun meist in vorzüglicher Erhaltung wieder aufgefunden werden. Alsdann werden die einzelnen Papyrusstreifen behutsam losgelöst und es geschieht nicht selten, daß aus einer einzigen Mumie mehrere meterlange Urkunden herausgeschält werden. Zu den schon bekannten Funden dieser Art aus Krokodilopolis, Tebtynis und Magdola kommen jetzt die reichen Schätze, welche die Engländer Grenfell und Hunt kürzlich in El Hibeh entdeckt haben. Sie stießen nämlich hier auf eine umfangreiche Begräbnisstätte aus dem zweiten und ersten Jahrhundert vor Christi Geburt und wenn auch vorher die gierigen Grabräuber schon manche Mumien aufgestöbert und beiseite geschafft hatten, so gelang es dennoch den Engländern, die meisten Leichen zu retten. In den Mumien war eine Fülle von Ptolemäer-Urkunden geborgen, die nun in langwieriger Arbeit losgelöst und zu dauernder Aufbewahrung zurechtgemacht werden; auch literarische Papyri fanden sich in großer Zahl. Der ganze Inhalt wird demnächst in einer geschlossenen Ausgabe bekannt gemacht werden. -i- -st * Ist der Reger reif für die christliche Eehre ? Es gibt Leute, die der Ansicht huldigen, es sei noch nicht an der Zeit, den Negern die christliche Religion zu verkündigen, er sei ja doch noch zu unverständlich für dieselbe. Alles andere: arbeiten, schreiben, lesen, Zigaretten rauchen, Bier trinken, Vögel ausstopfen usw. lernt er von den Europäern; nur von der Religion soll er nichts verstehen! Und diese guten Herren, die solche Behauptungen aufstellen, sind dabei eifrig bestrebt, die Neger allseitig auszubeuten und sie für alles zu gebrauchen. „Ich komme hierher," sagte eines Tages ein stolzer Europäer, „um Geld zu verdienen; übrigens liegt mir an den Negern wenig." .Und vor noch nicht langer Zeit gefiel es einem — schneidigen (?) — Herrn, einem wohlverdienten Missionär folgende Bemerkung zu machen: „Wir wollen überhaupt keine Missionäre mehr in Afrika; die find uns bloß im Wege: wir wollen allein schalten und walten!" Um zu zeigen, wie sehr solche Afrika- und Negerkenner sich und andere täuschen, genügt es, auf die guten Schwarzen einen Blick zu werfen, welche aus freien Stücken die katholische Religion angenommen haben und weit besser und getreuer ausüben, als mancher witzige Afrikareisende. Doch damit noch nicht genug; noch mehr tun diese guten Neger! Manche nämlich begnügen sich nicht damit, selbst die Gebote Gottes und der Kirche getreu zu beobachten, sondern werden auch wahre Apostel und Glaubensverkünder bei ihren Verwandten und Bekannten. Zum klareren Beweise für die Richtigkeit meiner Behauptungen und die Nichtigkeit der Behauptungen jener hellsehende Kulturträger seien hier einige Tatsachen angeführt, die deutlich von der rührenden Tätigkeit, die mehrere Neubekehrte an den Tag legen, sprechen. Ursula heißt eine Negerin, die schon seit einigen Jahren blind ist. Von den Missionären losgekauft, wurde sie in der Mission unterrichtet und erhielt sodann die heilige Taufe. Ich möchte jene armen Freigeister, jene religionslosen Kolonisatoren hiemit höflichst einladen, nur eine halbe Stunde unserem Katechismus beizuwohnen, den Ursula ihren Stammesgenossen im Krankenhause gibt. Vielleicht würden sie auch noch etwas von ihr lernen können. Mit vielen andern Europäern bin auch ich der Meinung, daß Ursula nicht nur ein großes Wissen von der Religion Christi besitzt, sondern dieselbe auch praktisch in ihrem heiligen Leben und in ihrer mütterlichen Sorge für ihre noch heidnischen Brüder an den Tag legt. Oft kommt es vor, daß Ursula sich von einer andern, einflußreichen Person in die höheren Familien einführen läßt. Gleich zu Anfang zeigt sie sich höchst freundlich, spricht von diesem und jenem und, nachdem sie sich die Liebe aller erworben hat, fängt sie geschickt an, von unserer heiligen Religion zu sprechen. Durchdrungen wie sie ist von den christlichen Gefühlen, hält sie es für ihre heilige Pflicht, die Wohltaten Gottes und seiner heiligen Kirche ihren Landsleuten mitzuteilen. In Wahrheit, diese gute Negerin ist der Kolonie nützlicher als viele Diener weißer Kulturforscher, arme Jungens, die seit Jahren nichts anderes von der Kulturwissenschaft gelernt haben als Kartoffeln schälen und Teller abwischen. In manchen Orten brauchen die Missionäre bloß die Männer zu unterrichten. Diese halten es nämlich dann für eine heilige Pflicht, ihren heidnischen Frauen selbst Unterricht zu erteilen, besonders in den Gebeten und den Hauptwahrheiten. Ein besonders kräftiger Mitarbeiter ist der noch junge Martinus, der schon früher ganz vorzügliche Erfolge in der Erteilung des Religionsunterrichtes aufzuweisen hatte und jetzt als geschickter Lehrer einen großen Bezirk mit Eifer, Ausdauer und Selbstverleugnung evangelisiert. Vor allem ist ihm der Unterricht von Kranken und Sterbenden angenehm. Als Enkel des Häuptlings besitzt er im Lande besonderes Ansehen. Mit seiner Hilfe ist schon mancher seiner Verwandten zum Christentum übergetreten und gebe Gott, daß seine Bemühungen und Gebete um die Bekehrung seines Onkels und Bruders nicht fehlschlagen. Aber Martinus ist nicht der einzige, der es so versteht, seinen unwissenden Landsleuten Moral zu predigen, nein: Karl Andreas und noch ein anderer wetteifern täglich miteinander. Die Erfahrung selbst soll sprechen und lehren, wer die besten und der Kolonie am nützlichsten sind; ob Martinus und Karl, welche die Religion Christi gut verstehen, sie gewissenhaft ausüben und andere darin gut unterrichten, oder ob so ein Abdallah oder Mohammed, oder wie sonst die Namen der Diener bei den Europäern heißen mögen. Neben einer gräßlichen Unwissenheit über Gott und die eigentliche Bestimmung des Menschen haben diese nichts anders erfaßt als Zigarettendrehen, Bier- oder Kognakreste verschlucken, Esel abreiben, Schulden machen, ihre Dienstherren beschimpfen und bestehlen und zuletzt den monatlichen Gehalt an Weiber vergeuden. Durch seine Früchte macht sich der Baum kenntlich! Auch Häuptlinge scheuen sich nicht, das Christentum unter ihren Untergebenen durch Wort und Beispiel zu fördern. Unter diesen ist Josef Kahambun besonders hervorzuheben. Das Land des katholischen Häuptlings Simeon Kilama ist infolge seiner edlen Bestrebungen fast ganz katholisch. Andere hohe Persönlichkeiten des Landes ahmen ihm nach, indem sie die Missionäre um gute Katecheten bitten. In der großen Mission Mrogoro leistet der gute religionseifrige Johannes durch seinen unermüdlichen Nr. 8 Stern der Neger Seite 251 Eifer den Missionären ungemein große Dienste. Die Bekehrten schätzen und lieben ihn aufrichtig. Fast der größte Teil der Neugetauften daselbst verdankt ihm die Bekehrung und die Vorbereitung zur hl. Taufe. Auch ist es ein höchst erfreuliches Zeichen, in derselben Station beim Sonntags-Gottesdienste Greise und weißbärtige Häuptlinge zu sehen. Nicht minder tröstlich ist es, zu erfahren, daß die jungen, neubekehrten Christen aus freien Stücken ihre An-verivandten und Freunde ebenfalls zur Bekehrung bewegen. Ich frage, würden alle diese Tatsachen bestehen, wenn jene Herren in ihren Behauptungen Recht hätten? Wollen Sie dennoch mir nicht Glauben schenken, so mögen sie an Ort ‘ und Stelle selbst die Wahrheit des Gesagten feststellen. Ihre Vernunft selbst wird sie zuletzt von der Tatsache überzeugen, daß es absolut nicht verfrüht ist, die Schwarzen zur Moral zu führen und sie im Glauben an Gott zu unterrichten. Da wird es ihnen auch verständlich werden, daß die Neger ganz gut Religionswahrheiten begreifen und dies durch deren Betätigung zeigen. Dank der gütigen Vorsehung hatte ich auch das Glück, über ein ganzes Jahr Zeuge des sichtlichen Fortschritts der Lehre Christi unter den Ngurubewohnern zu sein. Überall, auf den Bergen wie im Tale, in der Nähe wie in weiter Ferne von der Mission macht sich ein reger Zug zur katholischen Lehre bemerkbar. Allenthalben verschwinden die abergläubischen Gebräuche der Eingeborenen, wenngleich auch wahr ist, daß Kindermord ab und zu noch getrieben und — was ich zu meinem größten Bedauern hinzufüge — durch gewisse Geheimagenten die verderbliche Lehre des Islam stark verbreitet wird. In sechs Hauptorten sind junge, verheiratete, gut unterrichtete, seeleneifrige Katecheten, die mit den Missionären Hand in Hand das große Bekehrungs-wcrk unternehmen. Die Bewohner verstehen die Lehren gut, geben auf die Gebote Gottes acht und befolgen im allgemeinen ganz willig die Vorschriften der katholischen Kirche. Wie wäre aber das alles möglich, wären die Neger wirklich so unfähig, erhabene Wahrheiten zu fassen ? Doch noch eine andere Tatsache ist es, die zu der unanfechtbaren Wahrheit führt, daß es in Afrika vorzüglich die Missionäre sind, welche sich um die moralische Erziehung der Afrikaner bekümmern. Wenn es wahr ist, daß das alte Europa seine christliche Kultur den Missionären verdankt, so wird sich dasselbe auch für Afrika bewahrheiten. Was ein hl. Boni-fazius und Adalbert Gutes für die Deutschen getan haben inbezug auf die Förderung des Glaubens und der guten Sitten, das werden einst auch die Nachkommen unserer guten Neger-Brüder von unseren Missionären rühmen. Nach Jahrhunderten wird man noch derjenigen gedenken, die durch uneigennütziges Wirken die Neger sittlich und geistig auf eine höhere Stufe wahrer Kultur geführt haben. Am gefeiertsten selbst unter den Schwarzen werden dann die sein, welche ihr ganzes Leben in selbstloser Weise dem edlen Streben geweiht haben, den Eingeborenen den wahren Gott und die wahre Kirche zu zeigen. Aber ein bleibendes Ehrendenkmal unter den schwarzen Völkern werden sich auch alle die setzen, welche un- beeinflußt von der jetzigen modernen Bildung, nur von christlichen Grundsätzen und Anschauungen beseelt, eifrig dazu beigetragen haben, den Negern die einzig wahre Zivilisation zugänglich zu machen, welche in der Bildung des Herzens nach christlichen Grundsätzen besteht. Ein Missionär. lUie dieNeger in üsambara Ackerbau treiben. Eine bekannte Regel lautet, daß man ein noch nie bebautes Feld erst vom Gestrüpp und Unkraut reinigen, dann ordentlich tief umpflügen oder rigolen, nachher wenigstens einige Monate, wenn nicht noch länger, liegen lassen muß, bevor man ans Säen und Pflanzen denken kann. Anders handeln und denken die Schambaras. Um ökonomische Regeln kümmern sie sich garnicht. Fängt es anfangs August an, wieder etwas wärmer zu werden und will der Maisvorrat zuhause allmählich zur Neige gehen, dann füllt unseren Schwarzen endlich ein, sich um ein Feld umzusehen. Dies muß aber ein neues sein. Denn fast nie pflanzen sie zweimal auf ein und dasselbe Feld. Nachdem sich der Hausvater die zum Pflanzen geeigneten Stücke Landes in der nächsten Umgebung angeschaut und etwas Passendes gefunden hat, geht er eines schönen Morgens daran, das betreffende Stück Land abzuholzen. Dies ist die Hauptarbeit der Männer und Burschen. Ist alles Gesträuch niedergehauen, dann lassen sie alles liegen, bis es dürr geworden. Ist dies geschehen, dann wird das dürre Gesträuch angezündet und alles verbrannt. Jetzt wäre der Schambara soweit gekommen, den Boden umzuhacken, doch dies fällt ihm nicht ein. Er macht sich einfach einen spitzen Stock und mit demselben bohrt er Löcher in den nichts weniger als weichen Boden und säet da hinein seinen Mais. Unserem Urteile nach könnte die auf solche Weise gepflanzte Saat weder keimen noch wachsen. Aber sie wächst doch. Nach zwei Wochen ungefähr ist der so gepflanzte Mais schon einen halben Fuß hoch, während ich die Erfahrung machte, daß der Mais, welcher auf unser gut gearbeitetes Feld, also in lockeren Boden gesät worden, viel länger zum Keimen brauchte und viel langsamer wuchs. Endlich, nachdem der Mais einen halben Fuß hoch ist, fängt der Schambara auch einmal an, dazwischen etwas herumzuhacken. Viel jedoch nicht. Wozu denn auch? Von altersher hat mans ja nicht anders gemacht und dennoch zu essen gehabt. Ist der Mais ein Fuß hoch, dann wird dazwischenhinein der hier einheimische Erbsenbaum (Cytissus) gesät, welcher dann noch eine zweite Ernte abgibt. Abgesehen von einigem Jäten von Unkraut während der Zeit, in welcher der Mais im ersten Wachstum begriffen ist, macht dann der Schambara nichts mehr an seinem Feld. Ist die Ernte vorbei, dann kann das Unkraut wieder nach Herzenslust wachsen und nach einigen Wochen sieht man kaum mehr, wo das Maisfeld eigentlich gestanden. Der Schwarze sitzt dann daheim und verzehrt seinen Mais, weitere ökonomische Studien gibts bei ihm nicht. Wenn nur der Regen nicht ausbleibt, dann weiß er schon sein tägliches Brot zu gewinnen: und das genügt ihm. * * * Ein Band der Bananen. Kiziba am Nyanza-see ist in noch höherem Maße als Uganda das Land der Bananen. Die Bananenstämme erreichen eine Durchschnittshöhe von 3—10 Meter und erfreuen sich einer sonst unbekannten Produktionsfähigkeit. Das ganze Land dürfte wohl nicht weniger als drei Millionen Stöcke zählen, die mit etwas Choro (spr. Tshoro) Bohnen, das einzige Nahrungselement der Einwohner sind. Der Bananenbaum oder Pisang, Musa para-disiaca, ist hier in wenigstens 30 Spielarten vertreten, die eine mehr oder weniger verschiedene Zubereitung und Verwendung finden. Er gehört zur oder bildet vielmehr die Musaeassu-Familie mit unterirdischem Wurzelstock und saftigem, krautartigem, tiefgrünem, oft geflecktem Stamm, der eigentlich nur aus den sich über dem Stamm hinaus zu mächtig großen, länglichen Blättern entwickelnden Blattscheibeu besteht. Die Blätter besitzen eine starke Mittelrippe und parallellaufende Nebenrippen, welche bei Vollentwickelung des Blattes schmale Streifen bildende Abteilungen bilden, sodaß das Blatt dann einem Palmblatt nicht unähnlich sieht. Der ährenartigc Blütenstand entwickelt sich unter einem hier braun gefärbten Deckblatte, an dessen Achse die Blüten sitzen. Die Blüten find unregelmäßig und besitzen ein schuppenartiges und fünf freie Staubblätter. Die Früchte bilden riesige Ähren, deren Einzelteile länglich, in grüner Schale geborgen und wohlschmeckend sind, aber gewöhnlich eine Zubereitung durch Kochen oder Rösten benötigen. Alle Geschmackselemente der Frucht einzeln zu bezeichnen und durch Vergleich kennbar zu machen, geht über meine Fähigkeit hinaus. Aus den reifen Früchten wird der Murumba, der süße, ungegorene Saft und der Marwa (Marua) durch Zusetzung von Mais oder Mutamamehl ge-gegorenes Bananenbier gewonnen. Die Neger lieben beides und genießen es hier in Kiziba aus Kürbisflaschen mit langem Hals, durch welche ein aus Pflanzenfasern fein gewirktes Rohr mit innerer Holzröhre hinabreicht und das Gebräu durch Aspiration heraufbefördert. Diese Flasche verläßt den Muziba nur, um der Tabakspfeife Platz zu machen und beide sind bei Besuchen, auf Reisen unzertrennliche Begleiter. Blätter und Blatthüllen finden eine unbegrenzte Verwertung für Packpapier, Bindeschnur, Rezipient für Flüssiges und Solides, für Teppiche und Dächer, Scheidewände in den Hütten, Calsutzeug für die Barken, für Regenschirme, Kleider und Gott weiß was noch alles. Eine überaus eigentümliche Verwendung der Blätter setzt bei der ersten Spendung der Taufe an kleine Kinder etwas in Staunen. Die Muhme schlägt ein unter dem Lubugo verborgenes Bananenblatt auseinander und darin liegt das winzige Muzibachen, so wie es ist, ganz in einem Stück. Da ist man nicht mit Spitzenkleidern und Häubchen geplagt. Fast selbstverständlich ist die Verwendung als Tischtuch und Serviette. Wenn das nicht ein Paradiesbaum ist, wirds wohl kaum einen geben. Die Bananen, welche grün, d. h. gleich nachdem sie ausgewachsen sind, genossen werden, heißen hier Kitoke (spr. Bitoke), sie werden geschält, in frische Bananenblätter eingewickelt und zwar soviel wie möglich luftdicht und alsdann in großen irdenen Töpfen gekocht. Die raschere europäische Kochprozedur im Emailletopf liefert kein gleichwertig aromatisches Material; die Neger sind für die Küche, wie sonst auch äußerst reinlich und so zieht man ihre Küche vor. Sie selbst vertun reichliche Portionen von Bitoke. Ich sah sie zu sechs einen Haufen von mindestens 12 Dutzend vertilgen, obne auch nur ein Auge zuzudrücken. Aus der Blattumhüllung schütten sie die Bananen auf zwei auf dem Boden liegende Bananenblätter, waschen dann die Finger und beginnen ihr Werk. Fehlt einer, so bleibt seine Portion liegen. Sobald sie geendigt, trocknen sie die Finger am Tischtuch ab und werfen die Blätter weg. Das ist der gute, liebe Bananenbaum, der auch unsere Nährmutter ist und wenn unsere Leistungen auch hinter denen der Neger zurückbleiben, so muß ich doch zur Rettung meiner Akklimatatisionsehre sagen, daß ich nicht weit hinter einem Mittelneger zurückstehe, sowohl für Zubereitung als auch für Maß und Zeremoniell. Die Bananenhaine sind sehr reinlich gehalten, wenn der Besitzer es nicht vorzieht, den Hain zur Doppelproduktion zu zwingen, indem er unter den Bananenbäumen seine Bohnen zieht. So findet man denn ganze Hektars junger Bohnen, die ein nicht zu verachtendes zweites Gericht ausmachen. In den Bananenhainen wächst auch der Kaffee wild und so ist für alles gesorgt. Herrliches Land, nicht wahr?! Der Elefant als Haustier. Ein Missionär schildert uns die Zähmung und Abrichtung eines jungen Elefanten. Bis jetzt galt nämlich der afrikanische Elefant als unbrauchbar für den Hausdienst. Die Väter vom hl. Geist haben jedoch schon zwei Elefanten herangezogen und verwenden dieselben als Zug- und Lasttiere. Dyamba ist der Name unseres Dickhäuters und in der Sprache der Eingeborenen bedeutet das Wort Elefant. Dyamba also, sage ich, ohne zu scherzen, wird immer vernünftiger und man könnte glauben, der Ernst des Lebens komme bei ihm wie, wie bei manchen Menschenkindern, auch mit den Zähnen. Seine jugendlichen Streiche werden immer seltener. Jedoch wenn sich eine geschickte Gelegenheit darbietet, versäumt er es nicht, einen Possen zu spielen. Dyamba zeigt sich sehr zufrieden, wenn man ihm kleine Besuche abstattet und ihm irgend etwas zu naschen mitbringt, wäre es auch nur ein Stückchen Zucker; er grunzt dann leise, wie um zu danken. Ist er dem Besucher nicht geneigt, so bricht er in ein furchtbares Geheul aus. Mit den Personen, welche ihm kleine Aufmerksamkeiten erweisen, ist er sehr freundlich und wenn sie es ihm erlauben, so sucht er selbst in deren Taschen, was sie ihm Gutes mitgebracht haben. Aber diejenigen, welche ihn zum Besten haben wollen, weiß er auch zurückzuweisen wie folgendes Beispiel es zeigt: Ein Ordonnanzoffizier des Gouverneurs war eines Tages auf Besuch in der Mission. Nach Tisch reizte er Dyamba durch allerlei Neckereien und schließlich goß er ihm einen Krug voll Wasser über den Kopf. Dyamba schien in seiner „Würde" gekränkt zu sein. Eine zeitlang betrachtete er seinen Beleidiger, dann ging er gelassen auf einen nahestehenden Kübel voll Wasser zu und füllte seinen Rüssel. Der Offizier ergriff schleunigst die Flucht, um nicht eine regelrechte kalte Dusche zu empfangen: aber der Elefant folgt seinem Gegner im schnellsten Tempo durch Garten und Alleen auf dem Fuße nach, bis dieser im Hause verschwand. Erst nach einer guten Viertelstunde schien Diamba die Hoffnung, seinen Flüchtling zu erreichen, aufzugeben und trottete langsam, etwas vor sich hinbrummend, zurück und ganz außer sich vor Entrüstung über den Feigling. Zornig wird das gutmütige Tier selten. Ich kenne nur einen Fall, welcher allerdings eine schlimme Wendung Hütte nehmen können, aber auch diesmal war unsere Dickhaut int Recht. Ein Schwarzer hatte eines Tages die höchst sonderbare Idee, unserem Elefanten seinen Spieß in die Flanken zu treiben, um, wie er nachher gestand, die Widerstandsfähigkeit seiner dicken Haut auf die Probe zu stellen. Dyamba jedoch war mit derartigen wissenschaftlichen Untersuchungen nicht einverstanden. Ehe sichs der Schwarze versah, hatte ihn der Elefant mit seinem Rüssel ergriffen, hob ihn mit Leichtigkeit in die Höhe und warf ihn alsdann mit Wucht zu Boden, um ihn mit seinen schweren, plumpen Füßen zu zerquetschen. In diesem Augenblick sprang ein Bruder, der dem Vorgang aus einiger Entfernung zugesehen hatte, auf das erzürnte Tier los und rettete so den unklugen Schwarzen vor einem greulichen Tode. Dyamba ließ sich beruhigen und machte eine Miene, wie um sagen zu wollen: „Für diesmal mag es noch hingehen, aber daß so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommt!" Wenn uns das brave Tier durch seine Possen und drolligen Spässe manches Vergnügen bereitet, so behalten wir es dennoch nicht aus diesem Grunde. Vielmehr folgen wir dem Beispiel unserer Missionsbrüder, der Missionäre in Gabun, und richten unseren Elefanten zur Ausführung von allerhand Arbeiten ab, was uns auch, glaube ich, vollständig gelingen wird. Ohne Zweifel hat das seine Schwierigkeiten, aber in einem Jahre ungefähr wird Dyamba vollständig gezähmt sein und ausgelernt haben. Die Dienste, welche er uns dann leisten kann, werden alle Mühen und Kosten reichlich ersetzen. Dyamba liebt, wie manche Menschen, das Nichtstun und das freie Umherschlendern, was er durch ein unwilliges Knurren beweist, wenn man ihn zum Beginn der Arbeit holt. Er macht jedoch zusehends Fortschritte und zivilisiert sich nach und nach, kann man sagen. Schon erlaubt er, auf seinen Rücken zu klettern, um kürzere oder längere Reisen auf diese Weise mit ihm zu machen. Auch zieht er schon einen Wagen und alles, was man darauf laden kann. Er pflügt den Acker ebensogut, wenn nicht besser, als die gelehrigsten Ochsen. Das kostete anfangs nicht geringe Mühe, des öfteren mußte man ihm zürnen und ihn tüchtig züchtigen. Das erstemal zum Beispiel, als man ihn an den Pflug spannte, verursachte ihm das Geräusch dieses landwirtschaftlichen Gerätes eine heftige Nervenerregung. Während fünf Minuten erfüllte er die Luft mit fürchterlichen Trompetenstößen, dann stand er still und verweigerte weiterzugehen, plötzlich drehte er sich um, zerbrach den Pflug in Stücke und schleuderte denselben nach allen Himmelsrichtungen auseinander. * -i- * Über die THOSkitOS schreibt ein Missionär von Kiziba: Das war ein wütiger Tanz von abends halb 11 bis morgens 4 Uhr. Ich hatte wenigstens tausend Stück in meinem Zelt, hatte wenigstens 2—300 erschlagen, aber zum Erstaunen der ganzen Bevölkerung von Kikuwa war ich am Morgen nicht mehr derselbe Mensch. Gesicht, Hände, Brust, Beine und Füße waren aufgedunsen und ich sah aus, wie wenn ich die Pocken in dritter Periode hätte. Die böse Laune kam dazu und von der brauch ich nicht viel Lob zu machen. Wütend war ich insbesondere gegen mein Moskitonetz, das viel zu weit gewebt ist und alle durchließ und dann genugsam hinderte, daß die Bestien nicht hinauskommen sollten. Selbstverständlich ist es seither von seinem Ehrenplatz als Betthimmel zu vulgären Kopfkissen heruntergesunken und ich wickle mich seither in meinen mächtigen Kabylenburnus ein, schwitze die Nacht hindurch und bleibe von den Bestien verschont, solange ich schwitze; nebenbei erstickt das Schwitzen auch die Fieberkeime und so ists eigentlich nicht zu schlimm. Aber am Abend vor dem Schlafengehen müssen wir zu Nacht essen und da ist die Plage nicht weniger unerträglich. Sie stechen durch die Strümpfe, in die Hände, ins Gesicht, genau, wenn man den Mund voll hat, da geht aller Appetit in die Brüche. Aber wir sind zwei geniale Jungen, wir rauchen als Zuspeise eine Pfeife vom stinkigsten Kometabak und dürfen dann mit neuem Eifer drangehen. Gegen solchen Dampf ist jedes Tier ohnmächtig. Und bei all dem Elend ist die Moskitoplage eine Prachtgelegenheit zum Studium der interessantesten Partien der Zoologie. Sie leben im ersten Lebensabschnitt als Larven im Sumpf. Erst Wurm, entwickeln sie sich im Wasser, aus dem vorletzten Glied des Addomen entwickelt sich ein Röhrchen, durch welche sie die Oberfläche des Wassers erreichen und zu atmen beginnen. Der zweite (Chrysaliden) Zustand beginnt: ein zweites Röhrchen erlaubt volleres Leben und schließlich schifft das Ludervieh sich in die Hose der zweiten Periode ein, um den Kampf ums Dasein zu beginnen. So lange die Füße und Flügel nicht genugsam entwickelt sind, um freie Bewegungen auf dem Wasser zu erlauben, darf kein Hindernis, kein Windhauch die Barke beschädigen, sonst ists drum getan. Und all das sieht der liebe Gott und läßt es zu, um uns zur Geduld zu bringen, damit wir so allmählich sogar Neger ertragen lernen. Denn wozu könnte sonst ein solcher Machtaufwand dienen; hat doch die Welt solcher Giftspender mehr wie genug! * -i- * Omderman, die ehemalige Residenz des Mahdireiches, schildert ein europäischer Besucher wie folgt: Der Verfall ist heute das Gepräge dieser Stadt, die einer religiösen Wahnidee ihre Größe verdankte. Eine Blütezeit in unserem Sinne erlebte wohl Om-derman nie; als jedoch der Mahdi und nach ihm Chalifa ihre Residenzen hier aufschlugen, als die ungemein zahlreichen Truppen der Derwische hier konzentriert waren und auch der ganze Handel des Sudan über Omderman seinen Weg nahm, da wurde aus diesem Platze eine dichtbevölkerte, ungemein ausgedehnte Stadt mit lebhaftem Treiben. Freilich herrschte gerade in dieser Zeit des Anwachsens Om-dermans nicht selten die bitterste Not in der Stadt und neben der beispiellosen Grausamkeit ihrer Beherrscher raffte auch manche schwere Hungersnot Tausende als Opfer dahin. Auch heute ist Omderman noch ein Sammelpunkt von Vertretern fast aller innerafrikanischen Völkerschaften — man zählt an 30 Repräsentanten diverser Stämme, die sich in Typus und Kleidung nicht unwesentlich unterscheiden. Für den Verkehr hat jedoch gegenwärtig nur noch der Gummimarkt einige Bedeutung mnd auch dieser gravitiert,gleich allem anderen Handel, immer mehr nach Chartum. Tot und öde liegen kilometerlange Straßen vor uns; wir reiten durch weite, unbewohnte Stadtviertel, deren wohl auch ehedem elende Lehmhütten nun verlassen und verfallen sind — ein trostloses Bild in einer ohnedies unbeschreiblich eintönigen Gegend. Wer landschaftliche Reize sucht, komme nicht nach Chartum und noch weniger nach Omderman. Grau ist alles, was das Auge erblickt — grau die Hütten, grau die Wege, deren mächtige Staubschicht, von dem in dieser Jahreszeit täglich wehenden heftigen Nordwind aufgewirbelt,- die ganze Stadt in eine staubgesättigte, graue Atmosphäre hüllt; grau ist selbst der wolkenlose Himmel, der im Lichte der Tropensonne die traditionelle „südliche Bläue" gäuzlich einbüßt. Vegetationslos dörrt der Boden in sengender Sonnenglut und unser Auge findet auch nicht einen einzigen freundlichen, erquickenden Ruhepunkt. Es ist dies ein Milieu, in wunderbarer Weise- angepaßt dem finsteren Derwischwahne und der freudlosen, lebens-und genußfeindlichen Lehre des Mahdi. * * * Ein reumütiger Sünder. Kommt da eines Freitags spät am Abend unser kleiner, vierjähriger Peter mit einem ganz verweinten Gesichtchen und bekennt ganz traurigen Herzens: „Vater, ich habe heute Fleisch gegessen." Verwundert, wie der Kleine überhaupt Fleisch bekommen konnte, fragte ich ihn: „Ja, wer hat dir denn Fleisch gegeben?" — „Die großen Knaben," antwortete er, „haben heute Morgen eine Maus — ein Leckerbissen für den Schwarzen — auf dem Felde gefangen und im Hause liegen lassen und die habe ich mir heute Mittag gebraten und gegessen. Als ich noch am Essen war, kam ein größerer Knabe und sagte mir, daß man kein Fleisch essen dürfe." Weiter kam er nicht, ein neuer Tränenstrom erstickte seine Stimme. Nur mit Mühe gelang es mir, ihn über sein vermeintliches Verbrechen zu trösten. Endlich beruhigte er sich, meinte aber beim Fortgehen: „Niemals mehr in meinem Leben werde ich vergessen, daß man am Freitag kein Fleisch essen darf; nur soll man es mir jedesmal zuvor sagen, wenn es wieder Freitag ist." Da könnte wohl mancher erwachsene Katholik von dem kleinen, schwarzen Peter lernen. Seite 256 Stern der Neger Nr. 8 Gebetserhörungen Ein Theologe aus Br ixen. Ermuntert durch die Gebetserhörungen, die sich seit einiger Zeit in Ihrer Zeitschrift finden, nahm ich in einem wichtigen Anliegen meine Zuflucht zum hlst. Herzen Jesu und versprach Veröffentlichung, falls mein Gebet erhört würde, und nicht umsonst: die Sache hat sich zu meinem Besten entschieden. Meinem Versprechen gemäß und aus innigster Dankbarkeit gegen meinen göttlichen Wohltäter veröffentliche ich hiermit die erhaltene Gnade im „Stern der Neger". S. H. Aus Hall. Vor allem ein herzliches „Ver-gelt's Gott!" für euer Gebet zum hlst. Herzen Jesu und zur unbefleckten Jungfrau Maria, die mir so augenscheinlich geholfen haben. Ich war in einer großen Lebensgefahr. Noch nie in meinem ganzen Leben ist mir so wunderbar geholfen worden! Zum Danke sende ich Ihnen anbei ein kleines Almosen und verspreche Ihnen, auch stets Ihrer in meinem Gebete eingedenk sein zu wollen. ifc Aus Ahrweiler: So oft befand ich mich in allerlei Gefahren und kaum genügte mein guter Wille und unerschütterliches Gottvertrauen mehr, mich in den mannigfaltigen Stürmen und Versuchungen aufrecht zu erhalten. „Potz tausend!" dachte ich bei mir selbst: „Das heiligste Herz Jesu ist doch auch heute noch so gut wie damals, als es noch, so ganz erglüht von Liebe zu den Menschen, unter diesen weilte; und die unbefleckte Jungfrau Maria ist auch heute noch so unbefleckt und mächtig wie damals, hat auch heute noch so große Liebe zu ihrer schönsten Tugend wie damals! Sie also müssen mir helfen!" Ich empfahl mich durch Sie ihrem Schutze und Gott sei Dank, jetzt gehts wieder tausendmal besser! Bitte jedoch, auch fernerhin noch für mich zu beten, auf daß ich stets siegreich alle meine Feinde überwinden kann. Maria........ Aus Tirol. Nicht eine, sondern ein paar Dutzend wichtiger Angelegenheiten lagen mir seit einigen Wochen zentnerschwer auf dem Herzen: oft wußte ich keinen Ausweg mehr! Der Schwarze da unten riet mir mehrcremale, weg, weit weg zu laufen, wo mich niemand mehr kenne und dann . . . unö Empfehlungen. Ein Strick, meinte er mitunter, würde mich auch schnell von meinem Leiden befreien. Doch: „Elender, der du bist," fuhr ich ihn an; „das heiligste Herz Jesu hat nie gelehrt, daß dies der rechte Weg sei, Trost und Stärke in seinen Leiden zu finden und man liest auch niemals in den Mariengcschichten, daß einer durch diese Methode heilig und glücklich geworden sei. Will mich also vor allem vertrauensvoll an sie wenden und, nicderknicend vor ihrem Gnadenaltare, sie um Hilfe anflehen!" Unendlichen Dank ihrer Güte und Barmherzigkeit! Auch tausend Dank den Söhnen des hlst. Herzens Jesu, deren Fürbitte ich unzweifelhaft meine Er-hörung verdanke. ifc Aus Brixen. Dem hlst. Herzen Jesu meinen innigsten Dank für baldige Erhörung in Berufsangelegenheiten. Auch Ihnen, meine freundlichen Fürbitter, meinen besten Dank! ife Ebendaselbst dankt noch ein anderer Student besonders der unbefleckten Gottesmutter für Errettung aus einer großen Gefahr. Wie er uns mitteilt, ist selbst diese Gefahr der Ursprung seines Glückes geworden. Aus dem Rh einland. Auch ich sage dem hlst. Herzen Jesu vielmals Dank, daß es mir in der guten Wahl eines Standes. behilflich war. Bis jetzt fühle ich mich noch recht glücklich in demselben. Bitte Sie recht dringend, doch auch später dann und wann für mich beten zu wollen, auf daß ich alle meine Berufspflichten treu erfüllen kann. * * * >!<- Kufstein. Dringend ersuche ich um freundliches Gebet Ihrer Genossenschaft in einem großen Anliegen. •Jfc Oberöst erreich. Bitte meine verschiedenen großen Anliegen recht inniglich dem hhl. Herzen Jesu und seiner lieben Mutter Maria anempfehlen zu wollen. Was mir jedoch am meisten am Herzen liegt, ist, daß eine Familie doch christlicher leben möge! ■žjf Wien. Bitte am Herz Jesu- und Marien-Altare für meine kranke Schwägerin beten zu wollen! Für die Schriftleitung: Anton v. Wärt. — Druck von A. Wcger's sb. Hofbuchdruckerei, Brixen.