^/N 3K. ^A W^5 R84V. Die Kirche zu Falster Ballade von I. N- Vogel. >^U-ch Leben, wie bist du so freudig und schön, Ach Grab, wie grau't mir vor dir so sehr!" So schallet Frau Cigrit'5 Angstgestöhn, Und sterben, das möchte sie nimmermehr. Doch mählig verblühet der Wangen Noth, Ihr schwarzes Haar, es färbt sich so bleich/ Da will sie, bevor sie ereilt der Tod. Mit GoI0 sich gewinnen das Himmclre.ch. Und einen Münster läßt sie erbau'n Mit Säulen und Hallen von Meisterhand, Gar wunderlich ist der zu schau'n. Weit ragen die Thürme hinein iu's Land. Und wie nun der Münster vollendet stcht. Gefüllet das Schiff mit der Gläubige», Ech'ar, Frau Sigrit hinein durch die Menge aehc Und wirft sich nieder dort vor dem Altar. »Ich habe erbaut zur Ehre dein, O Herr. dieses Haus," so rufet ihr Mund. ,O lasse so lang' mich am Leben seyn, Als der Münster stehet auf diesem Grund' Wohl jeder ob diesem Frevel erbleicht. Und fliehet voll Schaudern das Gotteshaus. Und wo sie gehet, ein jeder weicht Mit Grauen der grauen Frevlerinn auo. Und Jahre schwinden um Jahre hin Schon sanken gar viele zur Gruft hinab, Doch daheim noch sitzet die Sünderinn. AI5 wär' ihr verschlossen der Weg zum Glab. Und Jahre schwinden, und Jahre fiieh'a. Nicht Einer lebt mel)r, der ihr verwandt, AIs Greise s^h sie zu Grabe zieh'n. Die sie als Kinder schon hatte gekannt. Schneeweiß ist geworden ihr graues Haar, Und Nebel umspinnen ihr Augenlicht. Ihr Leib ist verkrümmt und der Kräfte bar, Doch der Tod naht Sigriten noch immer »icht. Da faßt eS ihr Herz mit Entsetzen und Qual: »Ach Tod. ach Tod, was säumst du so sehr.' Es bringt mir nur Grauen der Sonne Strahl, Und sterben, ach, sterben, sonst will ich nichts mehr!" Und Jahre schwinden um Jahre hin, Doch immer umsonst auf den Tod sie harrt; Ersiorben schon ist ihr jeglicher Sinn, DaS Mark selbst ist im Gebein ihr erstarrt. Da laßt sie zimmern wohl einen Schrein, Läßt kleide» sich in ein Todtengewand, D'rauf legt man sie in den Sarg hinein Und faltet ihr über die Brust die Hand. Im Münster stehet, wie sie's geboth, Der Sarg, in den man hinein sie gelegt, Wohl liegt sie so reglos als wär sie todt. Doch daS Herz ihr noch immer im Busen schlägt. Sie nimmt keine Speise, sie hat keine» l^auf. Und kalt und verblichen ist ihr Gesicht,-So liegt sie vom Dunkel der Halle umgrau'f, Doch der Engel des Todes erbarmet sich mchl. ES bethen die Frommen so Tag als N^cht, Daß der Herr sie erlöse von Qual u»d schmerz Doch gebunden liegt sie und ohne Machi, Und immer noch schlägt in der Vrust ihr t>>i5 Herz. Nur wenn die Christnacht die Welt erfreu, Und die Kirche füllet der Bether Vhor, Da strömt es durch ihre Pulse erneut. Da hebt sie in ihrem Sarg ,','ch empor. Da schaut sie sich um, mit verzerrtem Gesichr Und zetert durch's Schiff mit wildem Schrei: ,Zerfällt denn der Münster noch immer nicht? Werd' ich denn noch immer vom Fluch' nicht f,cl^:" Dann wieder sinkt in den Schrein sie zmück, Erstarret und ooch sich des LebenS bewußt. Das Antlitz versteint sich, es lischt it,r Blick, D^s Herz nur schlägt ihr allein in der Brust Nicht weiß ich'S zu sagen, ob wohl zur Frist Bereits schon verfallen des Münsters Gestein. Nicht, ob schon Frau Sigrit erlöset in vino veritas^ trunkener Mund wahrer Mund); der Astronom sieht den Eichbaum für einen Ko» meten an und wild sternhagelvoll; dem Schmalsten wird die breiteste Straße zu eng; der Musiker sieht den Himmel für eineBaßgei- ge an; der beste Schauspieler wird ein Coulissenrei- ßer; der tapferste Krieger übergibt sich; Müller und Friseur werden schwarz; der ärgste Sünder wird — selig! Merkwürdig und charakteristisch ist es ferner, wie dieser Ausdrücke so viele sind, daß sich darunter wirklich für jeden Stand ein seinen Charakter vollkommen bezeichnender findet. Man kann sagen: Von einem Offizier und Soldaten: er hat einen Schuß, Hieb oder Stich. Von einem Seemann-, er lavirt oder segelt mit vollen Segeln. Von einem Jäger und Fuhrmann: er hat eine gute Ladung. Von einem Fischer: er hat einen guten Zug gethan. Von einem Kaufmann: er legt sich an den Laden. Von einem Advocaten: er appellirt. Von einem Philosophen: er ist benebelt. Von einem Magister: er hat einen Haarbeutel. Von einem Philologen: er spricht in fremden Zungen. Von einem Astronomen: er sieht zwei Sonnen. Von einem Verliebten: er ist angeschossen. Von einem Mathematiker: er macht Cirkel. Von einem Geometer: er mißt die Straße. Von einem Hundefreund oder Schäfer: er hat einen Spitz. Von einem Katzenfreund: er hat den Katzen«-ja mm er. Von einem Baumeister: er hat einen Giebel. Von einem Elegant: er hat einen schonen S ti e» fel. Von einem Bräutigam: er geht auf Freiers"' fußen. Von einem Hausbesitzer: er hat etwas im Oberstübchen. Von einem Schneider: er hat die Jacke voll und sieht den Bock für einen Gärtner an. Von einem Schriftsetzer: er sieht die Buchstaben doppelt. Von einem Todtengrä'ber: er ist begraben. Von einem Thürmec: er weiß, wo die Glocken hängen. Von einem Kellner: er hat die Neste gesam-melt. Von einem Seiltänzer: er balancirt. Von einem Tambour: er schlägt Wirbel. Von einem Kutscher: er hat gut geschmiert. Von einem Buchhändler: er war wieder solide. Feuilleton. (Heiterkeit.) In dem Feldzuge von 18l2 wurde ein ausgezeichneter General der französischen Armee schwer am Beine verwundet. Die Aerzte er-klärten nach einer genauen Untersuchung, die Animation sey unungänglich nothwendig. Der General hörte diesen Ausspruch mit der größten Ruhe an. Unter den Personen, die in diesem Augenblicke um ihn waren, bemerkte er auch seinen Bedienten, der durch seine tiefe Betrübniß den großen Antheil verrieth, wel^ chen er an dem traurigen Falle seines Herrn nahm. „Warum weinst Du, Germain?" sagte der General lächelnd zu ihm; »Du kannst Dir nur Glück dazu wiiii^ schen, denn Du wirst in Zukunft nur einen Stiefel zu putzen haben." Auflösung des Räthsels im Illyr. Blatte Nr. 35 ' Barbier. Verleger: Igna; sllois Gdler v. Kleinmayr.