M^. 3» ^l8H«. V»N8t«T 6lSi» RO. Mär«. Gedttchtnißblatt auf das Grab des Hörers der Physik, gesetzt von seinen Freunden und College». ^ H^ o ?l e ^ ^. ^«^aum tratest du aus deinem Mutterlande In's nachbarlick)e Krain — in uns're Mitte, Zum lang verfolgten Ziel' die fer>ern Schritte Zu lenken in der Freundschaft neuem Vande: Und ach — schon wankst du hin zum Grabesrande. Am Schmerzenslager bleicht die Jugendblüte — Zerknickt uom frühen, raschen Todestritte, Stehst du nun an des dunllen Jenseits Strande! — Fahr' wohl! und grüße uns den theuern Fernen, Der uns vor wenig Monden ward entrissen, *) Jetzt wandelnd ober Willionen Sternen; — Wir denken Euer — bis in lichtcrn Zonen Wir einst der Freundschaft ew'ges Vündüiß sck'ließcn, Wenn leisen Fall's auch unser Sand verronnen. Laibach, am 7. März 18W. A. O . Die ostindische Million. Erzählung von E. I. M. (Fortsetzung.) <^iese Ankündigung mußte Marien nothwendig in große Verlegenheit bringen, und jede Minute schien ihr eine Stunde zu währen, bis Madame Dynewell das Zeichen zum Aufbruche gab uud die Damen sich in ein Nebenzimmer begaben. Hier schützte Marie heftigen Kopfschmerz vor, um ,lch bald entfernen zu können; auch gelang es ihr, die Mutter zum Aufbruche zu bewegen, ehe die Herren wieder erschienen. Sie wollte vor Allem ein Zusammentreffen mit dem Herrn Courtenay Briggs vermeiden, als sie aber auf dem Wege nach ihrem Waqen die Treppe hinunter ging, trat ein eben ankommender Herr, um ihr Platz zu machen, auf die Seite, und sie hörte, ehe sie noch ganz hinabkam, oben den Herrn Courtenay Briggs anmelden. Marie hatte sich, da es kalt war, dicht in ihren Shawl gehüllt, so daß der Fremde ihr Gesicht „ichr erkannt haben würde, hätte er sie auch aufmerksamer betrachtet, als es wirklich ") Anton Vareton, Hörcr der Philosophie, gest. am 12. Juli 1845. der Fall war, sie aber erkannte durch den einzigen Blick, den sie auf ihn warf, daß nie ein häßlicheres Pasquill durch Pinsel oder Feder hervorgebracht worden sey, als das Miniatur-Portrait, welches ihr als treues Bild ihres Zu-künftigen zugesandt worden war. Statt des abgemagerten, häßlichen, gelbsüchtigen Menschen, den sie zu sehen erwartete, erblickte sie einen großen, starken, eleganten, jungen Mann, mit einein Gesichte, dessen leicht gebräunte Farbe vollkommen zu dem männlicheil Charakter seiner wohlgebildeten adeligen Züge zu passen schien. Sein Grund, sein Bild so zu verhäsilichen, konnte nicht verkannt werden, und dieser letzte Beweis von dein Verkennen ihres Charakters steigerte den Unwillen Marien's auf's Höchste. Die Gegenvorstellungen ihrer Mutter fruchteten nichts, und den nächsten Tag antwortete sie auf das Schreiben des Herrn Courtenay Briggs auf folgende Weise: »Ich bescheinige den Empfang Ihres Schreibens vom gestrigen Tage und verliere keinen Augenblick, Ihr Herz über einen Gegenstand zu erleichtern, der, wie ich Grund zu glauben habe, Sie sehr beunruhiget." „Wenn ich Ihnen sage, daß mir die Gefühle, welche Ihnen jenen Brief eingaben, und die Beweggründe, die zur Abfassung desselben wirkten, nicht unbekannt sind, so werden Sie sich nicht wundern, weim ich Sie sogleich lind ohne Zögern aus dem lästigen Dilemma befreie, in welchem Sie sich befinden in Folge Ihres natürlichen Wunsches, das Vermögen meines verstorbenen Oheims zu erhalten, und Ihrer Furcht vor der Belästigung, welche er zur Bedingung seines Vermächtnisses gemacht hat." »Sie scheinen mich während Ihres letzten Besuches in England gesehen und in Gesellschaften getroffen zu haben, wovon mir indeß nicht das Mindeste bewußt ist. Ihr Gedächtniß scheint in dieser Art fester zu seyn, wenn es auch keineswegs schmeichelhaft ist. Es ist möglich, daß Sie mich von Ansehen kennen, aber sicherlich kennen Sie durchaus meinen Charakter nicht, wenn Sie meine Zustimmung zu einein Vorschlage fürchten, der jedem echt weiblichen Gcfüble widerstrebt. Glauben Sie mir, Sie brauchten Ihre Zuflucht nicht zu einer Täuschung zu nehmen, um sich meiner gewissen Abweisung einer Bewerbung, — wenn man so sagen darf — zu versichern, die unter so beleidigenden und entwürdigenden Umständen vorgebracht worden ist." 78 »Ich kann durchaus nicht errathen, welche Ursache mein Oheim gehabt haben kann, mich noch auf seinem Sterbebette zn kränken; doch damit habe ich nichts zu thun. Es bleibt mir mir übrig, Sie zu versichern, das; seine wohlwollenden Absichten gegen Sie völlig in Ausführung gebracht werden können, lind man nicht von Ihnen verlangen wird, das halbe Erbe zu opfern, nein, keinen Pfennig davon." »Ich sende Ihnen hierbei das Portrait zurück, das Sie mir zu schicken die Güte hatten; über die Aehnlichkeit desselben will ich mich jeder Bemerkung enthalten. Sollte ich Ihre Bescheidenheit rühmen, so müßre es auf Kosten Ihrer Redlichkeit geschehen. Ihre Marie Falkner." Welche Antwort darauf erfolgte, sind wir nicht im Stande anzugeben, denn Marie sandte den Brief, den sie bald nach Absendung des Ihrigen erhielt, unerbrochen zurück, ^err Briggs machte später noch mehrere, gleich erfolglose Versuche, Gehör zu finden, oder die Erlaubniß zu erhalten, persönlich erscheinen zu dürfen, aber Marie blieb unerbittlich. Trotz den Vorstellungen ihrer Matter weigerte sie sich entschlossen, ihn zu sehen oder Mittheilungen von ihm zu empfangen, und erst durch die Vermittelung des Herrn Caveat und Comp. gelang es ihm, sie von seinem dringenden Wunsche zu unterrichten, ein Nebereinkominen zu rreffen, das beide Parteien zufrieden stelle. Marie aber war gegen alle Vorstellungen taub, und Courtenay Briggs sah sich genöthiget, den Verlauf von sechs Monaten abzuwarten, da er dann selbstständig in der Sache handeln konnte, indem zu dieser Zeit das Vermögen ihm gehörte. Die sechs Monate waren fast vergangen, als Marie Falkner mir ihrer Cousine sich langsam einen Weg in den von Menschen gefüllten Sälen des St. James-Pattastes bei dein Geburtsfeste der Königin zu bahnen suchte. Als sie den Thronsaal verließen, trafen sie zuerst auf den Obersten Dynewell, der an der Thüre stand und mit einem andern Herrn sprach, dessen Gesicht bei ihrer Ankunft einen hohen Grad von Ilnruhe verrieth. Die himmelblaue Nniform mit Silber war kaum nöthig, um Marien zu überzeugen, das; sie vor dem Herrn Courtenay Briggs stehe. Sie wäre gern vorüber gegangen und hätte Alles vermieden, was einem Erkennen zwischen Personen ähnlich sah, welche in so seltenen Verhältnissen zu einander standen, aber das Gedränge machte ein schnelles Gehen unmöglich, und ihre Cousine blieb so entschlossen vor dem Obersten und Hessen Freunde stehen, daß unsere Heldin fast glaubte, sie thue es aus Schadenfreude, was jedoch durchaus nicht der Fall war, da die C^lsinc von der ganzen Sache nichts wußte. »Geben Sie mir Ihren Arm bis zu dem Wagen, Hcrr Dynewcll," bat die Dame; »ich kann mich wirklich in diesem Menschengedränge kaum bewegen. Ihr Freund hat vielleicht zugleich die Gefälligkeit, meine Cousine hin>veg;uführen." Der Oberst folgte schnell der Aufforderung, undCour.-tenay Briggs trat nichr minder eilig vor, um Marien seinen Arm hinzuhalten, die ihn nicht wohl verweigern konnte. Er schien sich anch unterdes; von seiner augenblicklichen Verlegenheit völlig wieder erholt zu haben und sprach mit der jungen Dame so ungezwungen, als habe er ihre Verhältnisse ganz vergessen. Im Anfange war sie natürlich zurückhaltend, da er aber mit seinen Versuchen, sie in ein Gespräch zu ziehen, nicht nachließ, anch — denn der Wahrheit gebührt die Ehre — in seinem ganzen Wesen und Benehmen recht angenehm war, so gab sie allmälig von ihrer Kälte etwas nach, und nach den zwanzig Minuten, die sie bei dem langsamen Gehen bis zu dem Thore des Pallastes zugebracht hatten, plauderte sie zu ihrer eigenen Uebevraschung so vertraut mit ihm, als wenn er ein alter, um nicht zu sagen, bevorzugter Bekannter gewesen wäre. Ihre Cousine, Lady Raynham, und der Oberst schienen sich unterdes; wenigstens eben so gut zu unterhalten, wie das junge Paar. Der Oberst war ein sehr beleibter, gutmüthiger, schwatzhafter und häßlicher kleiner Mann über fünfzig, bei den Damen aber noch immer sehr gern gesehen, da er mir ihnen besser zu plaudern verstand, als die meisten jnngen Männer. Bei der jetzigen Gelegenheit schien er noch unterhaltender zu seyn, als gewöhnlich, wenn man nach dein, ob gleich unterdrücktem, Lachen schließen konnte, zn dein seine witzigen Reden seine Dame zwangen. »Wirklich," bemerkte Marie, als sie ihre Cousine wieder einmal lachen hörte; »so etwas sah ich doch noch nie. Ich muß wirklich Lord Raynham von dem benachrichtigen, was in seiner Abwesenheit geschieht." — »Gilt Dynewell gewöhnlich für ihren Liebling?" fragte Briggs. »Das ist, ich muß es gestehen," entgegncte Marie stolz, »eine ses)r ungewöhnliche Frage." — »Ich bitte um Entschuldigung ^ wenn ich zu neugierig gewesen bin, aber Sie selbst spielten auf so etwas an." »Anspielung?" wiederholte Marie, »eine scherzhafte Bemerkung über einen alten Freund, wie Oberst Dync-well, der meine Cousine von der Wiege an gekannt hat, kann Sie doch nicht zu der Vermuthung berechtigen, als setze sie ihrem Manne schnldige Rücksicht aus den Augen." __ „Mann!" rief Briggs; »ist sie denn verheira- thct? Ich hörte nie etwas davon." Kannten Sie meine Cousine vor ihrer Verh.cirathung?" __ »Ich? — ja, das heißt — ich wußte, wer sie war. Seit wie lange ist sie denn verheirathet, wahrscheinlich erst ganz vor Kurzem?" »Bereits seit zwei Jahren." __ ^Ist es möglich !" rief Briggs, »und sie hieß..?" ^Falkner, wie ich," entgcanetc Marie. Der himmelblaue Held fuhr wie erschrocken empor, un5 fragte: »Wie? Sie heißen Falkner, und Si< sind mic Heribert Falkner in Calcutt-a verwandt?" »Ich bin seine Nichte," antwortete Marie ruhig 79 und ziemlich erfreut über die Verlegenheit ihres neuen Bekannten, ob sie gleich die Ursache noch nicht errieth. — »Aber," fuhr Conrtenay Briggs mit immer zunehmender Verlegenheit fort; »Sie sind nicht Fräulein Marie Falkner in der Harley - Straße?" »Bitte um Entschuldigung," erwiederte unsere Heldin, »wie unglaublich es Ihnen auch vorzukommen scheint, so heiße ich doch Marie und wohne in der Harley - Straße." __ Gott im Himmel! rief da Briggs mit einem Tone der Verzweiflung, »und ich..." .Ah," entgegnete Marie, »ich kann Ihnen die Mühe sparen, gleich aufrichtig zu seyn, denn ich weiß, daß ich das Vergnügen habe, mit Herrn Courtenay Briggs, oder ich sollte nun wohl eigentlich sagen, Courtenay Falkner zu sprechen." Worte genügen nicht, die Verlegenheit des armen B riggs zu beschreiben; zum Glück für ihn hatten sie das Thor erreicht, und da eben angekündigt wurde, der Wagen der Lady Raynham warte, so war keine Zeit zu weiterm Auf-enthalte. Mit einem bald blaß, bald roth werdenden, Gesichte und mit zitternder Hand half B riggs M a r i e n in den Wagen, und als dieser fortgerasselt war, stand er noch eine Zeitlang wie angenagelt an dor Stelle, bis ihn die Polizei aufforderte, Platz zu machen. (Schluß folgt,) Grau vor der Zeit. Nouellrtc von I. Kuranda. Nach zweijähriger Abwesenheit sah ich sie zum ersten Male im Theater wieder. War es ihre Schönheit, die Aller Augen anzog? die Blicke des ganzen Parterres schienen auf ihre Loge gerichtet; ich allein wagte nicht, aufzublik-keu. Nur allmälig faßte ich Muth; mein Auge traf sie, aber entsetzt fuhr ich zurück. Jetzt war mir das Aufseyen, welches ihr Eintritt erregte, erklärlich; eine Fieber-kalte durchrieselte meinen Körper, meine Kniee zitterten. »Arme, unglückliche H c n ri ette!" sprach ich leise, und meine Zähne bissen krampfhaft in meine Lippen. — Einer meiner Nachbarn zupfte mich am Acrmel. »Bemerken Sie das Mädchen in der Loge dort?" flüsterte er; »ist es nicht befremdend, daß ein so junges Geschöpf bereits weißes Haar hat?" — »Sie sM so schöne, schwarze Augen," sagte ein Anderer. »Jammerschade!" — »Wenn ein Romantiker unter uns wäre," äußerte ein Dritter, »diese hübsche Mißgeburt gäbe Stoss zu einer interessanten Ballade, so n !a Heine, wo man nicht weiß, ob man weinen oder lachen soll. Junge Augen nnd greises Haar, Verlangen nnd Abgelebtheit, ein hübsches Bild unserer Literatur!" — Ich hätte den Gecken durchbohren mögen. Endlich ging der Vorhang in die Höhe. Wer sagt mir, was auf der Scene vorging? Ich weiß es nicht. Die Menge lachre; mir zog der Schmerz die Brust zusammen, ich hätte hinausstürzen mögen, aber eine unwiderstehliche Gewalt fesselte mich an den Ort, wo mein Ooftr sich befand; der Schweiß stand mir auf der Stirne, aber ich blieb. — Der Zwischenact trat ein; meine Nachbarn begannen ihre Unterhaltung wieder, man sprach abermals von dem jungen Mädchen mit dem weißen Haar. »Ich wette," sagte der Eine, »diesem armen Fräulein ist einst des Nachts auf einem einsamen Spaziergang ein Gespenst .in den Weg getreten; haben Sie die Seherin von Prevorst gelesen? Glauben Sie mir, dieser Kerner..." — »Ist ein Poet und ein Schwabe!" erwiederte ein Anderer,, »es gibt keine Gespenster und keine Scherinen; ich bin Arzt und will Ihnen erklären, wie es kommt, daß die Natur gewisser Haare..." — »Ah, Sie wollen uns die Sache wissenschaftlich auseinandersetzen!" unterbrach ihn ein Dritter. — »Geben Sie acht, Ihre Medicin könnte dabei den Kürzern ziehen. Es ist unmöglich, daß der Haarwuchs eines jungen Mädchens sich weiß färbe, ohne außerordentliche llr-sache. Sicher hat dieses liebenswürdige Schlachtopfcr eine heftige Erschütterung erlitten." — »Ihr Mann ist vielleicht in ihren Armen ermordet worden." — »Oder ihr Kind entschlüpfte im Augenblicke, wo sie am Fenster mit ihm spielte, ihren Händen, stürzte hoch herab nnd zerschmetterte sich das Köpfchen auf dem Steinpflaster." — »Um Verzeihung, meine Herren, ich glaube, Ihren Auslegungen fehlt aller Grund. Sehen Sie nicht, daß dieses reizende Geschöpf weder Mutter, noch überhaupt eine vcrhcirathete Frau seyn kann? Man erkennt so was auf den ersten Blick. Wie alt kann die arme,Kleine seyn? sechszehn Jahre." — »Achtzehn Jahre," rief ich, mich selbst vergessend. — »Kennen Sie dieselbe?" fragte Jener. Ich schwieg. — »Es ist klar," fnhr er fort, »nnd Jedermann, der nur einige Kenntniß von der Gewalt der Leidenschaft hat, wird mit mir der Ansicht seyn, daß dieses junge Mädchen seine weißen Haare einzig und allein einem heftigen Liebeskummer zu danken hat." — In der vollen Aufregung der Verzweiflung ergriff ich die Hand des Sprechenden: »Nicht weiter, mein Herr! nicht ein Wort mehr! Ja, ich bin ein Böscwicht, ein Gewissenloser!" Ich weiß nicht, was man von dem Ansbruche meines Schmerzes gedacht hatte; von diesem Ausrufe, den die Erinnerung an mein entsetzliches Verbrechen mir auspreßte; doch glücklicherweise ließ in diesem Augenblick das Orchester seine Donnerlos, all das Geschmetter, mit welchem uns die moderne Musik beschenkt, und der Vorhang ging wieder in die Höhe. Aber welches Drama hätte man wohl spielen können, das reiche,^-an Liebe, Aufopferung, Treue und Verrath gewesen wäre/' als das, welches ich jetzt in meiner Erinnerung durchlebte! Ich rief mir all' die Scenen in's Gedächtniß, wo sie ihr schönes weiches Herz mir anfgethan, wo ich geschworen, ewig ihr anzugehören — ihr, die ich dann auf so schmähliche Art vergessen und verlassen! Ich sah, daß ich ihr Lebe» vergiftet, daß diese Henri ettc, die ich so blühend, so ruhig verlassen, nun mit weißem Haar und gebrochenem Herzen dein Grabe zuwankte. »Elender!" rief ich mir zu, »steht es in deiner Gewalt, es wieder gut zu machen?" — Ein Gedanke durchzuckte mich: vielleicht macht deine Reue alles wieder gut. Die Gewalt der Liebe ist allmächtig, vielleicht.... Ich verließ rasch den Saal; das Schauspiel schien !>'-ncm Ende nahe. Da faßte mich eine Hand; ich blickre auf 8N — »Adolph!" rief ich. — »Felix, Du wieder hier?" — Wir lagen einander in den Armen. — »Wie blast Du aussiehst!" sagte Adolph. — »Hast Du sie gesehen?" fragte ich. — »Wen?" — »Henrietten." —»Ich komme eben von ihr; nicht wahr, die ist verändert?" — »Schweig!" rief ich zitternd, »ich bin ein Ungeheuer!" — »Was!" sagte er lachend, »wärest Du der Spitzbube? der Charlatan?",— »Charlatan?" — »Weißt Du denn nicht das Unglück? Vor ungefähr einem Monat kaufte Henriette von einem herumziehenden Pomadchändler eine Substanz, welche den Haarwuchs befördern solste. Kaum hatte sie sich einigemal ihre Haare damit bestrichen, als diese ihre Farbe verloren und allmälig grau zu werden begannen." — »Pomade! nicht unglückliche Liebe?" fragte ich, lind das Wort erstarb auf meinem Munde." — »Unglückliche Liebe? Gott sey Dank! wir leben seit achtzehn Monaten selig und zufrieden mit einander. Ob meine Frau weiße oder schwarze Haare bekommt, die Farbe unserer Liebe wechselt darum nicht." — »Deine Frau... Achtzehn Monate?" — »Wundert Dich das? Du wirst ja ganz roth... Ah, ja, ich erinnere mich, meine Frau hat mir so was erzählt." »O Weiber, Weiber!" — »Hahaha!" Unser Landsmann Laschott in Altona. Der »Hamburger Volksfreund" enthält aus Altona folgenden Artikel: »Das Stichwort des Tages ist hier seit voriger Woche: »Laschott aus Wien." In den diesen Winter ziemlich lauen Theaterbesuch haben seine Nebelbilder Leben gehaucht, und alle Plätze des geräumigen HauseS sind gefüllt, so oft jene gezeigt werden. Wie viel Lobendes auch schon über diese herrlichen Kunster-zeugnifse geschrieben, mit wie viel Ehre und Auszeichnung ihr unablässig fortstrebender Schöpfer auch überall überhäuft wurde; die reizenden Bilder verdienen im vollsten Maße diese glänzende Anerkennung. Hier in Altona wollte der Jubel fast kein Ende nehmen, jedes einzelne Bild wurde mit fortwährendem Beifall gekrönt und am Schlüsse der Herr Professor einstimmig gerufen. Wie wir hören, hat derselbe mehrere neue Localbilder in Bereitschaft, die er hier zum ersten Male zeigen wird (wie am Sonntag die freundliche Ansicht von Blankenjee), weßhalb wir auf diese echt künstlerischen Schaustellungen ganz besonders aufmerksam machen." — Wir sehen daraus, daß Herr Laschott trotz dem Unglücke, welches er erlitten (er war durch eine unglückliche Seefahrt um den größten Theil seiner kostspieligen Bilder und Geräthe gekommen), nun wieder mit dem glänzendsten Apparate versehen seyn muß und wieder die besten Geschäfte macht, was ihm jeder seiner Freunde und Heimathsbrüdcr vom Herzen wünschen wird. Feuilleton. (Erleichterung.) Bei Gendringen haben die Schmuggler einen holländischen Gränzaufseher an einen Baum ge- bunden. Als später ein Mann vorüberging, und der Gränz-aufscher diesen ersuchte, ihn loszubinden, trat der Fremde wirklich heran, zog dem Gebundenen aber ganz ruhig die Taschenuhr und das Geld aus der Tasche und ging damit davon. Theater in Laib ach. Die Venefice-Vorstellung der Dlle. Ettcrich-. „Das PostHaus zu,Sevres," Lustspiel in ^Auszügen von EharlotteBirchpfeiffcr, fand Samstag am 7. März Statt und zwar bei einem recht glücklichen Erfolge. Wir haben schon in der Venesice-Annonce den Inhalt dieses Lustspiels skizzirt. Die Aufführung war eine zum Theile sehr gelungene, um welche sich insbesondere Herr Köppl (LordTrainger), Heri I einer (sein Neffe Eduard) und die Beneficiantin (Susette) verdient macklen. Herr Köppl war das lreueste, köstlichste Daquerreolyp eines echten rhleg-malische» Gentlemans aus Alt - England ; Mimik, Ausdruck, Bewegung — Alles war deifallswiirdia; er wurde mehrere Male verdient gerufen. Eben so kann Herr Zeiner seinen Eduard zu den gelungensten Parlhieen rechnen, die wir durch die Saison von ihm zu sehen bekamen; er stand Herrn Köppl würdig zur Seite. Dlle, Etterich spielte die junge, ehrliche Spitzcnwäscherin Tusette mit gewohnter Natürlichkeit, Naivetat und liebenswürdiger Herzlichkeit, Sie wurde vom zahlreich versammelten Publikum bei ihrem Erscheinen durch einhelligen Applaus ehrenvoll empfan> gen und zuletzt mit denHerrenK ö p p l undZ einer herausgerufen. Mad. Lübeck, als Lady Sara, war in der Affectscene mit ihrem Neffen, der sie von dem Plane ihres Gemahls!, welcher Susettcn entführen will, unterrichtet, zu carrikirt und verstieß besonders bei dem nicht sonderlich gra^ cieusen Auf- und Abgehen gegen das feine Benehmen ein«r Lady ganzlicl'. Der Mad. Etterich (Mad. Michaud) müssen wir nachsagen, daß sie be« sonders die Einschlafscene sehr crgetzlich, brav und mit Beifall durchführte. Auch die kleine LouisePosinger, als Madelaine, verdient für die überaus nett gespielte Kinderrolle alles Lob. Sie wurde auch stürmisch zwei Mal hervorgerufen. Die übrigen Nebenrollen waren entsprechend besetzt und durchgeführt. Einige Längen abgerechnet, ist die Piece recln erheiternd und hat auch sehr gut angesprochen.— Sonntag am 8. Mär,; : ,,Große Kunstproduction der beiden EngländerW h i t th o u n e und M a u-rice, und des P ie t r o P e d i a n i aus 3tom," in zwei Abtheilungen, Vorher zum zweiten Male: „Der todte Neffe," Lustspiel in zwei Auszügen von _ l5,->0°l,'i Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Kleinmayr