Laibacher Wochenblatt zum- Nutzen und Vergn ü'g e n. Nl-O. 18. Freytag den 3. May lZl6. Bonapartes Fahrt nach St. Helena, und dessen Aufenthalt aufdleftrIn-selz; beschrieben von dem Englischen Wundarzt, der ihn dahin begleitete. ><^ls wir durch den Kanal zwischen England und Frankreich fuhren, erzählt der Wundarzt unrer andern, befand sich Bonapartc mit seiner ganzen Begleitung auf dem Verdecke des Northumberland. Da er die Spitze des Vorgcbirgs Hogue sah, und wir uns nun von den Französischen Kästen auf immer entfernten, sireckte er seine Hand gegen F.ankreih aus, und rief mit bewegter Stimme: Lebe wohl, Land der Tapsern! Einige Verräthor weniger, und die grosse Nazion würde noch die Gebiethe-rin der W lt seyn, Bey diesen Worten waren seine vier Adjutanten tief gerührt, ihre Weiber zerflossen in Thränen, Bonaparte bedeckte sein Gesicht mit der Hand, zog sich in das Schiff zurück, und ließ sich erst wieder sehen, als wir auf der hohen Gce schifften.'^ ' Im November gab Vonaparte auf St. Helena eine Fest, das aus einer Mahlzeit, einem Konzerte und einem Balle bestand" Madame Bertrand spielte auf dcm Flügel, bekanntlich ist sie Meisterin in ihrer Kunst. Frau v. Montholon sang, und begleitete sich auf der Harfe. Mademoiselle Sophie gab eine Italienische Anette- Die Generale, der Kammertzerr, drey Englische Offiziere und ich tanzten mit den Damen; Bonaparte tanzte nicht. Ich bemerkte mit Vergnügen, daß die Adjutanten den Punsch nicht weniger als die braven Engländer liebten " „Der Oberste Siftowski, der nach den öffentlichen Blättern ein so lebhaftes Verlangen geäussert hatte , Bonaparte zu folgen , war auf einer Brigg von Plymouth eingetroffen Nachdem man ihn gehörig untersucht hatte, wurde er Bonaparte in> dem Augenblicke, wo dieser mit seinem Gefolge einen Spaziergang machte, vorgestellt. Er schien bey dem Wieders.hn gerührt. Bonaparts ist in seiner Einsamkeit nicht müssig. Er steht mit der Sonne auf, beschaft'gt sich bis zum Frühstück mit Mathematik, arbeitet dann an ssiner, politischen Denkschrift, speiset um 2 Uhr zu M ltag, macht einen grossen Spaziergang , gibt bey seiner ZurückklMst der Ma- demoiselle Sophie Unterricht im Italienischen , ißt um 9 Uhr zu Nackt, und beschließt den Tag mit einem Spiele. Sein Gefolge , wie auch Mademoiselle Sophie speisen mit ihm. Unsere Offiziere ge en ihm, nach der offiziellen Etikette, nur Exz. abcr die Semigen ncnnen ihn Ew. Maj. Sicherheits-Anstalten um eine aber- ^ malige Flucht Bonapartes von der ( Inscl Et. Hclena als seinen jetzigen LiUscnthaltolts zu verhindern. Wenn man von dem kleinen Dorfe, welches man mtt den Namen Iamet Town beehrt, einen schmalen gcschlangelven , Pfad, an Abgründen und ^chluchlc«! vorüber, ungefähr drey bis vier (Englische) Meilen entlang gsht, kommt man in eine kleine, etwas über eins Meile lange Ebene, die an der entgegengesetzten Seite von einem steilen Felsen, der weit m den Ocean hineinragt, begrenzt ist. Fast in der Mitte dieser Ebene steht Longwood, wo der sonst so mächtige Herrscher, dem der Erdkreis zu enge hne eme von des Admirals (Sir G Cockburn) eigener Hand geschriebene Ordre, durchsaßt. Die andere Seite des Hause« ist ungefähr dreyviertel Meilen von oberwähntem Felsen entfernt; auf der einen Seite ist eine unzugängliche Schlucht, auf der andern ein unersteiglicher Berg. Der innerhalb diesen Grenzen eingeschlossene Raum ist der einzige, welcher diesen Staatsgefangenen zu seiner Be- wegung angewiesen ist. Außerdem ist innerhalb, dieser G^anze ein Lager furZZobis Zuo Mann ; und auf allen dominirendstt Anhöhen, auf jedem Punkte, von wy ' aus man seine Bewegungen beobachten kann, sind Sch'.lowache, ansgeste'lt, welche gewissermasson die innere Circumvalla-rions- Linie um seine Wohnung herum bilden. Der vorerwähnte Pfad, der nach James Town führt / ist der einzige Aus-gang aus dieftm wahrlich nicht „glückli-hen Thal: ;" aber auf diesem ganzen Wege bis zur Stadt stehen Gchildwachen undPikete in regelmäßiger Folge. So viel von den Sicherheitsmaßregeln zu Lande. D e zur See scheincn mit noch größerer Sorgfalt aiia/ordnet zu seyn , und die Entwcichung des G.fangenen physisch unmöglich zu mach n. Kc-n Schiff kann sich aus was immer^fär einer Gegend der Insel nähern , ohne von den zahlreich aufgestellten Signalpostcn, die vund um die Insel herum mit einander in Verbindung stehen, Aschen zu werden. In dem Augenblicke, wo man ein fremdes Segel erblickt, werden den immer mn die Insel herum kreuzenden Fahrzeugen, welche aus zwey Abtheilungen bestehen, die sich wechselseitig in diesem langweiligen, aber unaufhörlichen Geschäfte ablösen , Signale gegeben. Sie fahren vom Ankerplatze bis auf eins gewisse Weite, und dann , je nachdem der Wind oder andere Umstände es erfordern, in einer oder der andern Richtung ringsherum , bis sie um die ganze Insel herum einen Kreis geschlossen haben. Wennsich ein einzelnes Schiff aus Ostindien oder anderswoher naht, segeln sie ihm sogleich entgegen, untersuchen es genau , und erstatten nöthigenfalls dem Admiral hierüber Bericht. Es darf sich übrigens nicht vor Anker legendes sey denn ein köwgliche« Schiff oder ein Ostin- diensahrev, und diese letztere Klasse unterliegt äußerst strengen Reglements. Wenige von ihren Offzieren dürfen aus Land kommen, und nicht einmahl den Schiffs-t'apuans wird gestattet, das Innere der Insel zu besuchen. Die kleinen Böte , welche für den Lebensunterhalt der Einwohner auf den Fischfang auslaufen , werden bey ihrM Aus. und Einlaufen aufs sorgfalttgstö untersucht, dürfen nur wenige Stunden ausbleiben, und müssen, wenn sis nicht gebraucht werden, unter den Kanonen der Rtzede oder der Kriegs-sclMe liegcn Ke:ncm Individuum von der Escadre wird in der Regel erlaubt, die Nacbt am Lande zuzubringen; überhaupt muß jedermann vor Sonnenuntergang zu Schiffe kommen; dann wird die Zugbrücke aufgezogen und nicht eher wieder herabgelassen, a!s bis nach Sonnenaufgang am andern Moraen; während der Nachtszeit fahren llnaufhorlich Wachtsch-ffe rings um 'die ^el herum Dieß, füg^n Londoner Blätter hinzu, sind die Vorsichtsmaßregeln, welche systematisch ergrisssn worden sind, um eine zweyte Flucht Napoleon Bona-Pirte s zu verhindern. Verständige Leute 3^7 ^"^ ""^ ?'emacht, welche diese Lwstalten genau besichtigten, haben er!lärt, cap ^njofern man irgend etwas in mensch-l l" e« Angelegenheiten mit Sicherheit behaupten kann) bey diesen Maßregeln ein Mädchen, Frau und Wittwe zugleich. .:« ^" sogenannte Frau von Lame, die ""^ones Mädchen war, wünschte sich emen Namen zu geben, ohne deshalb ei- nct^ Manne die Hcrrsck ast über ihrc Person einzuräumen. Sie benahm sich d>i-her ans folgende seltsame Weise. Sie beredete ihre Muttrr, sich als Hcrr zn verkleiden, ihr unter dem Namen von Lame eine Zeitlang die Cour zu machcu, und sich dann sörmli h mit ihr traue? zu lassen. Die Vermählm!.Mcy2rliclkemn wurden öffentlich und mit dcm größten' Auswande gehalten. Bald nachher mußte der falsche Marquis von Lame in wkrti» gen Familienangelegenheittn verreisen, und die Frau Mutter kam später in ihrer wahren Gestalt zu ihrer Tochter, der neuen Marquise von Lame zurück, welche sich durch diese vorgebliche Heirath voll illngfräulichen Zwangsgesetzen b-freyt hatte. Sie machte" nun ein großes Haus und gab Spiclparthien, die ihr die Kosten adwerien mußten. Hierauf war sie bedacht, sich nun den Tod ihres vorgeblichen Gemahls melden zu lassen , legte tieft Trauer an, und behauptete sich mit Hilfe der Spiel-revenuen als verwittwets Marquise bis an ihr Enoe iu dieser glanMden Roll'. Menschenkenntnis- Ein schr geschickter, ab?r zugleich sehr geitzigcr Doktor Juris starb. Man fand unter seinem Nachlaß auchlou versiegelte ChampagnerFlaschen, siewurden untersucht; n chts als klarer Vvunnwaffer war in jeder derselben. Einer den Clienten des Doktors hatte nemlich demselben zu jedem neuen Iahrstag eine Parthie dieser Bouteillen geschickt, wohlwissend, daß der Geitzhals nie eine öffnen wsrde, denn er kannte seinen Mann. I . Eine'Henne mehr als Rom. Als Alarich im Jahre 4^0 zum zwey-tnmale Nom belagorte und es eroberte, befand sich Kaiser Honorius in Ra-vemlH und hatte in Ron: eine Henne von vorzüglicher Größe und Schönheit zurückqelassen. Er liebte sie leidenschaftlich und nannte sie seine Roma. Als er Roms Fall vernahm , gerieth er wegen des geglaubten Untergangs seiner eben so genannten Henne in Wuth nnd Trostlosigkeit. Man verstand es , daß er seine Henne meine, und sagte ihm, seine und der Welt Hauptstadt sey verloren. Man halte mir, erw'ederte der Kaiser gefaßter , das gleich f«gen sollen. Ich weiß das Unglück der Hauptstadt mit Stand-haftigkeitzu tragen. Die Ostereyer Das Ey war bei den Persern und Aegyvrern das Symbol der Schöpfung, ""^ ^ ^ '""b bei den Chinesen. Bei den Mysterien des Bacchus und Orsirs war es dem Volke zur Verehrung ausgestellt. Bei dem Feste der Ceres trugen es die romnchen Frauen in Prozessionen. So gebrauchte man dasEy bei verschiedenen Volkern zu Rcllgions - Ceremonien, und s) wurde es auch bei den Ch, isten eingch.hrt Hler hatte es aber die b^onDere'Blutung , bei der ehmcls so ^eng gehaltn nen Fastenzeit anzuzeigen, daß es nun wieder ei laubt sey, Ey.'r und Fl-i cb n, essen: und da alles zu der Z^t. wo diese Eyerverbvaucht wmden, zur Fceuoe iiber dsn B>sicg?r des Todes aufmuntnn ^ll s wurden diese Ey;r mit der Farbe der F^nde bemahlen. Merkwürdige Diedsgeschichte. - 1 Zu einem reichen Pachter kam ein Ar-bmer, der sich bei ihm verdingen wollte, gerade gegen die Abendstunde. Der Pächter ging hinaus, um mit seiner Frau deßhalb zu sprechen, und ließ den Arbeiter allein, während schon die Suppe aufgetragen war, um dsn Knechten und Mägden zurZAbendkost zu dienen. Dieß Alleinseyn benutzte der Arbeiter, und schüttete cm Pulver in die Suppe, wurde aber von einem durch die Thürspalte lau, schenden Knecht beobachtet, der es seinem Herrn meldete. Dieser hielt die That dem Arbeiter vor; als dieser aber läug-nete, nöthigte er ihn, einen großen Theil der Suppe zu essen, indem für die Dunstbo-then ein anderes Ge.-jcht bereitet wurde. Nach ungefähr 10 Minuten schlief der Arbeiter ein, und zwar so fest, daß nichts im Stande war, ihn aufzuwecken.^ Man untersuchte ihn also und fand ein Pfeifchen ben ihm. Immer deutlicher wurde so die Absicht eines Diebstahls, Der Herr ließ seine Knechte, sobald die Nacht einbrach, sich bewaffnen und still verhalte» im Hofe. Er selbst aber psiss auf dem DiebsiM-umente nach allen Gegenden zu, und ni^t sänge währte es , als sechs tüchtige Kerls über die Gartenmauer sprangen, undvon dem Tone der Pfeife g:lockt, in das GeHöfe oindrwqen wollten. Die Knecht te empfingen s:e aber tüchtig, und nahmen vi?r von ihnen gesängm, die danll bald den Anschlag entdeckten.