Letnik 37 [2014], št. 2 O DELU ARHIVOV IN ZBOROVANJIH Aus steirischen Archiven - Ein Rückblick auf die Jahre 2013 und 2014 Der von der steirischen Politik propagierte Reformprozess wird mit 1. Jänner 2015 auch eine wesentliche Veränderung der Struktur der steirischen Gemeinden mit sich bringen, da eine Reihe von Gemeindezusammenlegungen stattfinden werden. Daher widmete sich der steirische Archivtag 2013, der am 12. Juni 2013 im Steiermärkischen Landesarchiv stattfand, der Sicherung des kommunalen Schriftgutes. Ein Bericht über die Ergebnisse dieser Tagung wurde im zweiten Teilband von Arhivi 2013 veröffentlicht. »Leitfaden für Gemeindearchive« Im Herbst 2013 wurde die jährliche Tagung der Korrespondentinnen und Korrespondenten der Historischen Landeskommission für Steiermark (10. bis 12. Oktober 2013) zum Anlass genommen, um dort auch einen Leitfaden für Gemeindearchive über einen geordneten Umgang mit dem Schriftgut von Kommunen vorzustellen, den Dr. Elke Hammer-Luza, die im Steiermärkischen Landesarchiv u. a. für die historischen Gemeindearchiv verantwortlich ist, verfasst hatte und den Tagungsteilnehmerinnen und Teilnehmern präsentierte. Dieser Leitfaden wurde von ihr insbesondere auch für die Nutzung durch die einzelnen Gemeindeverwaltungen erstellt, um diesen einen ersten, kompakten Überblick über den Umgang mit ihrem Schriftgut zu bieten und auf die Gefahren durch unsachgemäße Lagerung oder Entfremdung zu verdeutlichen. Die Autorin verweist in ihrer Handreiche auch auf die Gefahr der Vermischung von kommunalem Schriftgut mit musealen Objekten. Insbesondere, wenn eine Gemeinde zugleich ein Museum unterhält, sei - wie Hammer-Luza ausführte -auf eine organisatorische und vor allem strikte räumliche Trennung von Archivgut und Museum zu achten. Auf Basis des seit 1. Jänner 1951 für die steirischen Gemeinden in Geltung stehenden Einheitsaktenplanes und der diesen ergänzenden Verordnung des Jahres 1958 entwickelte Hammer-Luza eine Systematik bezüglich der Archivwürdigkeit von Akten der Gemeindeverwaltungen und fasste diese in Form eines Anhanges zusammen, der einen ersten Überblick über jene Aktengruppen bietet, denen besondere Bedeutung zukommt. Abgeschlossen wird dieser Leitfaden mit einem Überblick über die Bestimmungen des sog. Steiermärkischen Archivgesetzes (Gesetz vom 16. April 2013 über die Sicherung, Verwahrung und Nutzung von Archivgut) bezüglich der Verwahrung des Schriftgutes von Gemeinden und der Möglichkeiten und Modalitäten, (historische) Aktenbestände in das Steiermärkische Landesarchiv abzugeben. Archivwissenschaft und akademische Lehre Wie bereits in den Jahren zuvor waren vier der im Steiermärkischen Landesarchiv tätigen akademischen Archivarinnen und Archivare - Dr. Elke Ham-mer-Luza, Dr. Elisabeth Schöggl-Ernst, Dr. Gernot Peter Obersteiner und Dr. Peter Wiesflecker - als Lehrbeauftragte für den Ausbildungszweig Archivwissenschaften am Institut für Österreichische Geschichtsforschung der Universität Wien tätig. Gemeinsam hielten sie im Studienjahr 2013/2014 eine auf zwei Častni gostje na otvoritvi razstave »Plemstvo, knez in dežele« (z leve proti desni): direktor Ivan Fras (Maribor), častni konzul RS v Gradcu Kurt Oktabetz, direktor Bojan Cvelfar (ARS) in predsednica deželnega zbora Ursula Lackner (Foto: Heinz Kranzelbinder) Semester angelegte Lehrveranstaltung zur Aktenkunde und Behördenschriftgut; Schöggl-Ernst las zudem Archivwissenschaft, Hammer-Luza und Wiesflecker lasen Archivtechnik, Obersteiner beteiligte sich an der Lehrveranstaltung zur österreichischen Behörden- und Verwaltungsgeschichte. Auch im Studienjahr 2014/2015 sind die Genannten wiederum als Lehrbeauftragte am Wiener Institut, wo seit 1854 die akademische Ausbildung der österreichischen Archivarinnen und Archivare erfolgt, tätig. Slowenisch-steirische Ausstellungskooperation Am 13. November 2013 konnte im Steier-märkischen Landesarchiv die Ausstellung Adel, Fürst und Länder. Landesfürstliche Privilegien für Steiermark und Krain durch die 2. Präsidentin des Landtages Steiermark Mag. Ursula Lackner eröffnet werden. Diese Ausstellung ging aus einer Kooperation zwischen dem Archiv der Republik Slowenien und dem Steiermär-kischen Landesarchiv hervor und beruhte zum Teil auf der vom slowenischen Staatsarchiv konzipierten Ausstellung über die Krainer Landesprivilegien von 1338 bis 1736, die vorerst in Laibach/Ljubljana, dann in mehreren Städten Sloweniens und anschließend im Österreichischen Staatsarchiv in Wien und im Kärntner Landesarchiv in Klagenfurt gezeigt worden war. Von Historikern beider Archive - für das slowenische Staatsarchiv waren dies Dr. Andrej Nared und Jure Volčjak, für das Steiermärkische Landesarchiv Dr. Gernot Peter Obersteiner und Dr. Peter Wiesflecker - wurde die Ausstellung dahingehend erweitert, dass nicht nur die Entwicklung der Landesprivilegien des Herzogtums Krain dargestellt, sondern diesen die Privilegien des Herzogtums Steiermark seit dem Hochmittelalter gegenübergestellt wurden. Die Erweiterung der Ausstellung um steirische Aspekte hatte sich für den Standort Graz insbesondere angeboten, da Graz seit 1564 Sitz des innerösterreichischen Landesfürsten Erzherzog Karl II. war. Die damals etablierten Zentralstellen und Hofbehörden waren zum Teil bis ins 19. Jahrhundert nicht nur für die Steiermark zuständig, sondern auch für die angrenzenden Herzogtümer Krain und Kärnten, die Grafschaften Görz und Gradiska, Triest und dessen Hinterland sowie die sog. Militärgrenze, demnach insgesamt für jenes Gebiet, das 1564 administrativ und politisch unter dem Begriff Innerösterreich zusammengefasst worden war. Damit stellte die Ausstellung eine Reihe von hi- Letnik 37 [2014], št. 2 storischen Bezügen zwischen der heutigen Republik Slowenien und dem heutigen Bundesland Steiermark her und verwies nachdrücklich auf die gemeinsame Geschichte zweier politischer Einheiten dieser Region Mitteleuropas. Die Ausstellung war vom 14. November 2013 bis 31. Jänner 2014 während der Öffnungszeiten des Landesarchivs bei freiem Eintritt zugänglich und wurde vom Publikum sehr gut angenommen. U. a. wurde sie sogar von mehreren Gruppen aus Kroatien und Slowenien besucht. Anlässlich der Ausstellungseröffnung, an der auch der Generaldirektor des Slowenischen Staatsarchivs Mag. Bojan Cvelfar teilnahm, sprach Andrej Nared über die Krainer Landesprivilegien, während Gernot Obersteiner die Entwicklung der steirischen Landesprivilegien seit dem Hochmittelalter darstellte. 1914-2014 Otvoritev razstave »Plemstvo, knez in dežele« (z leve proti desni): Peter Wiesflecker in Gernot Peter Obersteiner (Štajerski deželni arhiv), Bojan Cvelfar (ARS), predsednica deželnega zbora Ursula Lackner, Josef Riegler (Štajerski deželni arhiv), Andrej Nared in Jure Volčjak (ARS) (Foto: Heinz Kranzelbinder) Sowohl die Ausstellung des Jahres 2014 wie auch der Archivtag dieses Jahres waren dem Ersten Weltkrieg gewidmet. Die Archivmitarbeiterin Mag. Anita Herzl und die beiden am Landesarchiv tätigen Historiker Dr. Franz Mittermüller und Dr. Wolfgang Weiß fungierten als Kuratoren der unter dem Titel »Ihr lebt in einer großen Zeit Propaganda und Wirklichkeit im Ersten Weltkrieg konzipierten und am 14. Mai 2014 eröffneten Ausstellung. Begleitend zur Ausstellung erschien ein von der Archivleitung herausgegebener und von Hammer-Luza, Mittermüller und Wiesflecker redigierter Band, dessen Titel sich an jenem der Ausstellung orientierte und in elf, zum Teil umfangreichen Beiträgen unterschiedliche Streiflichter auf die Lebenswirklichkeit, insbesondere in den ersten Kriegsjahren, wirft. Die Ausstellung wird noch bis 16. Juni 2015 gezeigt. »Quellen zum Ersten Weltkrieg aus regionalen Archiven und Sammlungen« widmete sich der steirische Archivtag, der am 12. Juni 2014 im Landesarchiv stattfand. Einer der Kuratoren der archiveigenen Ausstellung, Franz Mittermüller, unternahm zum Thema Kinder, Kindheit und Propaganda im Ersten Weltkrieg -eine Spurensuche. Der Leiter des Archivs der Diözese Graz-Seckau, Dr. Alois Ruhri, verstand es in seinem instruktiven Vortrag, der den prägnanten Titel Aus Glocken und Orgelpfeifen werden Kanonen trug, Quellen zum Ersten Weltkrieg im Diö-zesanarchiv und in Pfarrarchiven vorzustellen und konnte dabei auf eine Reihe von Beständen hinweisen, die von der historischen Forschung einer großen Zeit,..." Propaganda und Wirklichkeit im Ersten Weltkrieg Ausstellung im Steiermärkischen Landesarchiv, Graz, Karmeliterplatz 3 15. Mai 2014 bis 16. Juni 2015 Mo, Di Do «tl 9.00 US 15^ Uhr m von IM) bli 1B,«i UDr, Fr von 9,IH} bli 12A0 Ulw etmric« fr«l Plakat aktualne razstave Štajerskega deželnega arhiva o 1. svetovni vojni (StLA) bisher kaum beachtet wurden, etwa die Pastoralkonferenzen während des Krieges. Musealen Aspekten widmete sich die Grazer Zeithistorikerin Mag. Nicole-Melanie Goll, die gemeinsam mit dem Grazer Zeithistoriker Helmut Konrad federführend an den Vorbereitungen jener Ausstellung zum Ersten Weltkrieg, die Ende Juni 2014 im Universalmuseum Joanneum eröffnet wurde, beteiligt war. In ihrem Vortrag -100 Jahre danach oder: Wie bekommt man den »Großen Krieg« ins Museum? Herausforderungen -Perspektiven - Möglichkeiten fokussierte sie sich insbesondere auf Fragen der Vermittlung. Dies konkretisiert an seinem eigenen Haus der Leiter des Museums im Tabor der Stadtgemeinde Feldbach, Dr. Wolfram Dornik, der unter dem Titel Erzählen mit Dingen. Transition vom Kommunikativen zum Kulturellen Gedächtnis am Beispiel der Ausstellung »Die Südoststeiermark im Ersten Weltkrieg« dabei auf Aspekte bei der Vermittlung im regionalen Kontext einging. Der Leiter des Archivs der Technischen Universität Graz, Dr. Bernhard Reismann, thematisierte nochmals das Ausstellungsthema »Propaganda« und spiegelte dieses in den letzten Friedenswochen des Jahres 1914 (Von der »südslawischen Mördergemeinsamkeit« bis zum Krieg. Zeitungen, Propaganda und Realität in der Steiermark im Juni und Juli 1914). Matriken online Im ersten Halbjahr 2014 konnte das Archiv der Diözese Graz-Seckau sein bisher größtes Projekt abschließen, die Digitalisierung der Tauf-, Trau- und Sterbebücher. Unter der Adresse matriken.graz-seckau.at stehen diese nun nach Pfarren geordnet den Benützerinnen und Benüt-zern kostenlos zur Verfügung. Für die historische Forschung, insbesondere aber für die Familienforschung, bedeutete der Abschluss des Projektes einen Quantensprung. Demgemäß erfreut zeigte sich Diözesanarchivar Alois Ruhri, der gegenüber dem Pressedienst der Diözese auch auf einen zweiten wesentlichen Aspekt des Projektes hinwies: Um die Matriken auf lange Sicht zu schützen und für die Nachwelt zu erhalten, sind wir vor der Alternative gestanden, die Matriken früher oder später für private Familienforschung zu sperren, oder aber nach alternativen, neuen Möglichkeiten zu suchen. Dazu waren seit 2010 durch ein von der Europäischen Union, der Diözese Graz-Seckau und dem Land Steiermark finanzierten Projekt mehr als 9.000 Matrikenbände mit insgesamt Letnik 37 [2014], št. 2 mehr als drei Millionen Seiten digitalisiert worden. Seit Jänner 2014 lief der Probebetrieb. Nunmehr stehen 1,6 Millionen Scans - ein Scan umfasst jeweils eine Doppelseite - zur Verfügung. Die Trauungs- und Sterbebücher sind bis zum Jahr 1938 zugänglich, die Taufbücher - derzeit - bis zum Jahr 1913, da eine Einsichtnahme in Geburts- und Taufbücher der letzten hundert Jahre aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich sind. Die zeitliche Grenze ist demnach fließend. Als Projektpartner konnte das Diözesanarchiv Graz das Erzbistum Marburg/Maribor gewinnen. Auch dort wurden die Matriken digitalisiert. Die Kosten trugen neben der Erzdiözese der slowenische Staat und die EU. Peter Wiesflecker Kongres hrvaških arhivistov v Opatiji Kongres v organizaciji Hrvaškega arhivskega društva in Državnega arhiva na Rijeki je potekal od 22. do 25. oktobra 2013 v Hotelu Ambasador v Opatiji. IV. kongres1 je potekal pod naslovom »Arhivi in politika«, v drugem delu programa pa so bile obravnavane teme s področja »Arhivi in civilna družba«. Odprtje kongresa z uvodnimi pozdravi in manjšim kulturnim programom se je odvilo v dvorani Hrvatskega narodnega kazališta Ivan pl. Zajc na Rijeki in se nadaljevalo v Državnem arhivu na Reki s predstavitvijo razstave z naslovom »Fragmenti prekinutog vremena. Neizvedeni projekti turističke infrastrukture« ter pogostitvijo vseh udeležencev kongresa. Razstava zajema originalne risbe in grafike arhitektov in arhitekturnih birojev na Dunaju, ki so pripravljali predloge za gradnjo hotelskih objektov ne samo v Kvarnerju, pač pa tudi niz celotne dalmatinske obale. Tako omenjena razstava zajema originalne risbe turističnih objektov 19. stol, ki v večini primerov niso bili izvedeni, hranijo pa jih številni hrvaški arhivi na obalnem področju. Morda bomo to razstavo z originali gostovali tudi v Arhivu RS v letu 2015. Kot gost organizatorjev je uvodni referat z naslovom »Dostopnost gradiva službe državne varnosti (SDV) v Sloveniji: od zakonske regulative 2006 do referenduma o arhivskem zakonu v 2011« predstavil Dragan Matic. Opisal je dogajanje v Sloveniji, kjer so bili arhivi polovico leta v samem centru medijske pozornosti in se je politična bitka odvijala dobesedno na ramenih stroke. Zakon o arhivih iz leta 2006 je določal dostopnost gradiva brez omejitev (razen za občutljive osebne podatke žrtev nekdanjega režima), problematično je bilo predvsem gradivo obveščevalne službe SOVA, okrog katerega je bila afera Omerza. Za dostop je bil problematičen le manjši del gradiva SDV (v zvezi z obveščevalnimi in kon-traobveščevalnimi aktivnostmi, medtem ko je bilo celotno gradivo SDV dostopno že nekaj let). Za omenjeni del pa je bila ocena SOV-e, da je to v nasprotju z nacionalnimi interesi. Ministrstvo za pravosodje je izdalo sklep, da je 65. člen arhivskega zakona v nasprotju z Ustavo RS. SOVA je o tem obvestila Sekretariat Sveta za nacionalno varnost, ki je tudi podal mnenje o neustavnosti 65. člena. V zvezi z zahtevanim dostopom je ARS začasno prekinil odločanje in pozval Vlado RS za začetek postopka pred Ustavnim sodiščem o ustavnosti ali neustavnosti tega člena zakona. Vendar je Vlada RS odločila spremeniti zakon z uvedbo novele, ki jo je pripravila parlamentarna komisija - gradivo bi začasno postalo nedostopno, da ga natančno pregleda komisija, ostalo gradivo pa bi bilo takoj dostopno. Novela je bila v parlamentu sprejeta v letu 2011, vendar je opozicija, 1 Hrvaško arhivsko društvo (HAD - http://www.had-info.hr/] organizira vsako leto posvetovanje, vsako četrto leto pa organizirajo nekoliko obsežnejši arhivski kongres.