Nro« 59. ^^^^^^^^^ Freytag den 26. Heum. 1791. Inlandische Nachrichten. LDien öen 20. Henm. Se. K. K. Maj. haben den bisher in Pension gestandenen Obersten, Chistoph v. Mieser, zum Kommandanten des zweyten Garnisonsregiments allergnadigst zu crmnnen geruhet. -» Se. K. K. Maj. haben den Oberein-Nehmer des hiesigen Versatzamtes, Johann Florian Rößler, in allergnädigster Rücksicht auf seine zum. Nutzen und zur Aufnahme des Amts über 30 Jahre geleisteten Diensie, und seine dabey durch Kenntniß , Fleiß und Treue gesammelten Vere dienste, in den Ritterstand gesammter Erbländer mit dem Ehrenworte, Edler von, W erheben geruhet. — Man spricht von einem neuen Siege der Russen, wovon wan aber erst das nähere abwarten will.— Der Rußische Herr General von Repnin lst ansehnlich verstärket worden, und mit 3 Kolonnen über die Donau gegangen, um den Großvezier aufzusuchen. — Gestern find bereits zwey Wägen mit Gepäck Sr. Majestät dts Kaisers' aus Maylsnd angekommen. — Auf die Ankunft Sr. V'aj. harret schon seit Z Tagen ein aus Petersburg aligkkommener Kurrier , der , wie man zu vermuthen Ursache hat, die Ant« wort der Monarchin Rußlands auf jene Eröffnungen überbringt, welche der Hof von Berlin Sr. Maj. dcm Kaiser durch-den Obersten von Bischosswcrder vor einiger Zeit in Italien machen ließ. — Der königl. preusische Oberste und Gene-raladjutant von Bischofswerder logirt seit 3 Tagen im Gasthof zum goldenen Ochsen am ncuen Markt allhier, m,d hat noch 6 preußische Kmriere, mit welchen er die Ankunft des Monarchen , der ihn nach Wien bestellte, erwartet. Sobald seine Sendung beendigt ist, wird er diese Kur-riere, mit dem Resultat derselben, an die mit Preußen m Verbindung stehende Höft absenden. — Daß Unterhandlungen von größter Wichtigkeit gepflogen werden, läßt sich unter andern auch daraus abnehmen: Vor einigen Tagen ward ein k. k. Kur-rier, Namens Laforet, mit Depeschen nach Berlin gesandt. Kaum war derselbe wenige Stunden von Wien entferne, als ein anderer k. k. Kurrier aus Petersburg mit Depeschen bey der geheimen Hof-und Staatskanzley eintraf. Der Inhalt derselben machte eine Abänderung jcucr, die nach Berlin gesendet worden, nothwendig, und nun ward dem Bruder des nach Bcrlin abgefertigten Kurriers der Auftrag gemacht, es koste, was es wolle, seinen Vorgänger einzuholen, der sich auch dazu anheischig machte, obwohl er erst zwanzig Stunden spater mit den neuen Depeschen die Reise antratt. Er erhielt 400 Dukaten Reisegeld. — Seit zween Tagen behauptet man hier, daß der Herzog von Modena dem Ercher^og Ferdinand, (Bruder des Kaisers , ) ftin? Staaten, mit dem Vorbehalt einer jährlichen ansehnlichen Peuston / abgMetten habe, und daß dtr Erzherzog davon ehestens Besitz nehmen werde; Er herzog L opold , P.'.latin von Ungarn , würde sodann. Staathalter der österreichischen Lombardie werden, und an seine Stelle würde der verdienstvolle un-garifth? Hofkanzler, Graf Karl Palfy, das Palatinat des Königreichs Ungarn erhalten. — Der hiesige französische Both-schafttr wird, wie es heißt, auf jenen Fall, wenn dem Koni; von Frankreich die exekutive Gewalt nicht bald wieder von der Nationalversammlung eingeräumt wird, von hier abreisen, weil mau hier eben so wenig als bey den übrigen Höfen einen Bochschafter von der N. V. wird erkennen wollen. — Verschiedene französische Raisonneurs, welche die neue Konsti- tution Von Frankreich aller Qrtm angepriesen , und bisher über die Verfassunz anderer Staaten unbescheiden losgezogen haben, wurden von hier abgeschält. Auch ward ein hiesiger Fabrikant, dcr in einem öffentlichen Orte über den König und die Königin von Frankreich, über weiland Joseph II. und über noch andere hohe Haupter sehr unbesonnener Ausdrücke sich bediente, auch zugleich den Wunsch äußerte, baß die Bürger Wiens den Beyspiel der Einwohner von Paris folgen möchten, eingezogen, und zu einem vier-wöchentlichen Arrest in Eisen verurtheilt. — Dieser Tagen ist ein Rekrutentransport aus dem Reich auf der Donau hier angekommen, der fast durchgangig aus Franzosen bestand , die ihre Regimenter in Frankreich verlassen haben. Dem Vernehmen nach sind ein paar ahnliche Transporte Hieher unterwegs. — Der Bankalgefallen - Konzipist T. ward vor ungefehr 6 Tagen unsichtbar. In seiner Wohnung fand man einen Brief, worin er meldete, daß man seinen Leichnam in einer bestickten Gegend 2 Stunden von hier, pnden werde. Man suchte vergebens , denn es war nur eine List, um desto sicherer auf einem andern Wege zu entkommen Graz den 20. Heum. Gestern Nachmittag um 4 Uhr sind II. MM. der Kaiser und die Kaiserin und in der heutigen Nacht die 3 Erzherzoge, kömgs. Hoheiten aus Gra; nach Wien abgereiset.-^ Sonntags Nachmittag geruhetcu Ihre Majestät die Kaiserin unter Beglellung dcr Hofdame, Gräfin Kinskl,, nach Eggenberg zu fahren, auf welcher Spazierfahrt der Hr. Qberpostverwalter Edler v.Pollan, so wie immer die Hrn. Postoffinere in ihren Uniformen wechselweise den allerhöch« sten Hof zu begleiten die hohe Ehre hatten. Allda mttechitsfen sich Höchstdieselbe eine Zeit mit Spa itrengehen, allwo sie durch Abbrennung d r Pöller von der löblichen Schütze!lkonip6gliie begrüsset wurden, und fuhren sodann nach der Stadt zurück. Abends begaben sich II. MM. und K. Hoheiten in das Theater. Nach geendig-tem Schauspiele besehen Si? den Redou-tensaa , welcher prachtig beleuchtet war, dann wohnten Sie bey Sr. Erzell. dem Präsidenten, Herrn Grafen von Stürkh, dem Ballfestc in der Burg bey. II. MM. verfügten sich um 12 Uhr in Ihr Absteigquartier, Ihre K. Hoheiten aber beehrten die Ballgesellschaft noch langer mit Ihrer Gegenwart. — Montags Vormittag geruheten Se. Maj. der Kaiser Audienz zu ertheilen; Nachmittags haben Ihre Maj. die Kaiserin mit der Grafin Kinsky den graft. Wurmbraudischen sodann den grast. Ferdinand Athembsschen Gar« ten besehen, Ihre Maj. der 5 aiser mit II. KK. HH. giengen das allgemeine Krankenhaus und den Schloßberg zu besichtigen, Abends aber hat der allerhöchste Hof der Komoedie und dann dem Ballfeste bey Sr. Erzell. dem Herrn Grafen von Lkslie und w vergangener Nacht die drey Erzherzoge dem Ball bey Herrn Ferdinand Grafen von Athems beyzuwohnen geruhet. Gestern Vormittag wohnte der allerhöchste Hof dem Feuerexerzizium der hier in Garnison liegenden Grenadiere bey. Marburg den ,8» Zeum. Den 14. dieses um halb 3 Uhr Nachmittags sind Ihre Maj. die Kaiserin mit des Erzherzogs Franz K. Hoheit glücklich allhier angekommen. Hochselbe nahmen beym Hirschen das Absteigquartier. Nach eingenommenen Mtttaqmale fuhren die hohen Weisenden ;u der Dräu , wo Sie sich durch eine halbe Stunde mit Fischen unterhielten. Von da fuhren Hochstlbe in die AAee, in das Wirthshaus zurück aber ginge» Sie zu Fuß, um von dem Volke naher geschen werden zu können. Den IF. sinb zwey Kuniere mit Depeschen an Ihre Maj. die Kaiserin gekommen, die ihre» Weg aber sogleich nach Wien fortseztett. Um 9 Uhr giengen der Kaiserin Maj. mit dem Kronprinzen in die Pfarrkirche, un> hernach in die k. k. Oekonvmitkommißion, wo Hochdieselben alles auf das genaueste in Augenschein zu nehmen geruheten. Bey der Mittagstafel machten hiesige Bürger eine vortrrfiiche Musik. Nach 4 Uhr giengen Hochdieselbcn zum Iohanneswirth, wo die Fliegenschützen versammelt waren, und wo sowohl der Kaiserin Maj. als des Erzherzogs Franz K. H. an der Unterhaltung der Gesellschaft Antheil nahmen. Von da wurde wieder in die Au gefah» ren und gefischt. Den 17. giengen Hochdieselben wieder in die Vtadtpfarrkirche. Um ein viertel nach 3 Uhr kam des Kaisers Maj. mit den zwey Erzherzogen K. H. zur unaussprechlichen Freude im besten Wohlseyn in einer Pirutsche an. Nach einem kurzen Aufenthalt von an« derthalb Stunden fuhren sämmtliche hhch, ste Gaste weiter nach Graz, und unsere besten Wünsche begleiteten Sie. Gent den 7. Heum. Die daselbst vorgegangene Huldigung, welche Se. K. H. der Herzog von Sachsen - Teschen im Namen des Kaisers und Königs, als Graf von Flandern, unter grossen Fey-erlichkeiten begangen haben, war ungemei« rührend / die Reise und der Aufenthalt Sr. K. H. ,'n der Grafschaft glich einem einzigen Feste, so häufig und ununter: brochen waren die Beweise dcr Liebe und Verehrung, welche St. K- K Maj. von den gereuen Untirthomlt dlr Grafschaft Flandern bey'dieser Gelegenheit erhalten haben. — Der K. K. bevollmächtigte Minister , Graf v. Mltternich , ist am 8. d. M. in Brüssel eingetroffen. Peterwardein den 6. Heum. Das Lattermannische Regiment hat gestern in Neulaz übernachtet, und ist heute mit 6 Schiffen nach Belgrad abgezogen. Stein Infanterie wird ehestens den nämlichen Weg machen. Nebst Ansfolgung der Gratisgage, erhielt jtder QA;ier entweder 2 Pferde, oder?oo fi. zu deren Herbeyschaf" sung. Auch die Heldartillerie « Qffi.iere in Peterwardein haben bereits Gratisgage erhalten. Der Hr. Pontonieuroberlieuee-nant Redons wird auch dieser Tagen mit «inigen Schiffen, welche auf das eilfertigste mit Artilerie - Munizion beladen werden , nach Belgrad abfahren. So «ben erhalt Hr. Reicholsberg, Lieutenant des Tschaikisten Bataillons, den Befehl, «lle Schiffe auf das schleunigst« her.u-siellen, wozu der Magistrat die, Schop-pers stellen muß. Der kommandirende Hr. General Genee wird stündlich in Peterwardein erwartet , dessen Bagage ist schon vor einigen Tagen eingetroffen. Der Hr. Feldkriegssekretar von Simonovitz ist mit 3QO fi. Gehaltsverm^hrung von hier «ach Lemberg übersett worden. Hr. Feld-kriegskonzipist von Ergl hat dessen Stelle erhalten. Lsseck den 6. Heun. Der Gouverneur von Bosnien, Pascha von Travnik, hat einm Ferman erhalt?« , dem zufolge von den Türken der fun'te Mann gegen die Russen ins Feld ziehen soll. Die Herren Bosnier zeigen aber schlechte Lust dazu. Dieser Pascha bezieht dermal ein Lager zwischen Vodovie und Iaiza, wohin er aber von dannen seinen Marsch nehmen wird, ist noch unbekannt. In dortiger Gegend ist noch alles ruhig, jedoch ist man immer auf guter Hut, und auf alle Falle bereit. — Nächstens soll in dem Posseganer Komitat eine starke Rekrutenaushebung vor sich gehen , auch die Haberlieferungen zu Wasser und zu Land gehen ununterbrochen fort. petrinia den 12. Heum. Omer Aga Begovich zu Banjaluka hat seine Ianitscharen gesammlet, und beziehet mit selben das Lager bey Vitovie. Die Türken aus Stari - Maidan sind schon vor iO Tagen dahin aufgebrochen. — Die Banjaluker Türken sezen den in Bosnien herumgehenden Raubern stark nach. Gegen Ende des v. M. haben sie 7 davon bey Kossora zusammengehauen. Sie wehrten sich bey 70 so hartnäkig, daß sie bennahe den gewesenen Berbirer Kapitän, Salj Beg, gefangen hätten. Nur mit der Flucht konnte er sich retten, mußte aber dabey seine ganze Bagage im Stich lassen. Romorn den 16. Heum. Das Regiment , welches um und in der Gegend von Fünfkirchen vertheilet lag, vormals Leopold Toskana, jett Kaiser, hat den Befehl bekommen / sich marschfcrtig zu halten, wohin? isi noch nicht bestimmt. <. Wlrv alle'Dienst-uid Freytaye nachmittags um 4. Uhr aus dem Platze Nor. 133. in der von KlemmKycMm Buchhandlung ausgegeben.