LMllchelOMtlmg. Nr. 12«. PränumeratIonsprei»: Im Lomptoir yanzj. fl. 11, halbj. sl. 5.50. Für die.^ustcllunss in« Haus halbj.5>(!lr. Mit dcrPost aa,i,i.si.l5,, hall>j.fl.7.5>0. Samstag, 2ä. Mai Insert! onsgebühr bis 10 Zeilen: imal 60 Ir., Lm.8»lr., 3m. 1 st.; sonst pr.Z^ile im. «lr., Lm.8lr., 3m. 10 ll. u. s. »v. Insürtionöstempel iebcöui. Iu ll. 1867. Nichtaintllcher Theil. Laibach, 25. Mai. Die Thronrede findet bei den Wiener Blättern im allgemeinen die günstigste Beurtheilung. Vor allem rühmen sie die Entschiedenheit, mit welcher der constitn» tioncllc Standpunkt der 9tcgicruug hervorgekehrt nnd die Gruudlage alles Eoustitutioualisnius, Vtinistcrvcr-antwortlichkcit, in nächste Alissicht gestellt wird. Am treffendsten scheint nns das ,,^i. Frdbl." in nachstehender Anseinandcrsctznng die Vcdcntuug der Thronrede erfaßt zn haben: Die Thronrede ist ein bedeutendes Werk, eine volle That. Als cs bekannt wurdc, daß der Ministerpräsident die Thronrede selbst verfaßt habe, während in früheren Zeiten dieser oder jener Beamte mit der Abfassung bc-tränt wnrde, sagten wir, das sei ein wesentlicher Unter» schied. Eiu Mann vou untergeordneter Stellung fürchtet entweder zn viel oder zn wenig zn sagen, er verliert sich in die Phrase, in unsichere Ausdrücke nnd liefert überhaupt uur ciue litcrarischc Arbeit. In einem politischen Schriftstücke des leitenden Ministers sehen wir den Staatsmann, wcun wir auch jenes bekannte Wort „der Styl ist der Mensch" nicht ganz zutreffend finden., Man nennt den Baron Beust allgemein ciucu praltischcu Staatsmann, das heißt wohl ciucu Mann, der sich llarer Ziele bewußt ist, die richtigen Mittel dazu findet Und sie mit nnbcngsamcr Energie in Anwendung bringt. Solche Attribntc eines praktischen Geistes haben sich auch «us die Thronrede vollständig übertragen. DaS sehen wir zuerst aus der Art, wie die Herstellung der uugari-ichen Verfassung motivirt ist. Sollen die coustitutioncllen ^'umchtnngcn auf gesicherter Grundlage hergestellt wcr° ^'u, su müssen sie mit dem älteren Vcrfassnugsrccht llügarnö in Einklang gebracht werden. Der Neichsrath Wuß anerkennen, was jenseits der Lcitha vollzogen werde, wenn die Bänder, die er vertritt, des Fortgennsses und der Fovtclltwicklims, dci- durch unsere Grundgesetze vcr-liehcncn stechte und Freiheiten sich mit Sicherheit er srcueu wollcu. Aus dieser wohlgemaucrtcu Logik läßt sich lein Sandkorn reißen, nnd es ist unbegreiflich, wie in nnsercm Abgcordnctcnhanse irgend Jemand anstehen kann, dem Satze des Hcrbst'schcn Programms seine Zn» stimmung zu geben, welcher die Wiederherstellung "der ungarischen Verfassung als eine feststehende nnd nicht mehr auznfechtcnde Thatsache betrachtet wisseu will. Der NcichSrath uud der ungarische Landtag müsseu alle ilnc geistigen Kräfte anspannen, um über die Finanz' nnd wirthschaftlichcn Fragen eine Verständigung zn erzielen; aber au daS Recht Uugarns können Diejenigen numöglich tasten, welche für das eigene Recht eintreten. Die Thronrede sagt aber anch unverhohlen, daß die bcwuuderuugs-würdige Anerkeuuuug des Rcchtsbodcus durch die Regie-^ng auch vou der Opportnnität geleitet sei, die iu ^cstcrreich vielfach ihre 8lollc gespielt hat, uämlich von ^r Nothwendigkeit, das Gefühl der Zusammcugchörig-lk>t im Lande zn erzeugen, welches abhanden gekommen lvar, als man es schr dringend brauchte, um die Machtstellung nach Außcu zu sichcru. Der Reichsrath wird uur Verirruugcu iu der Ausglcichsweise uiit dem tref< scndcu Worte gcwarut, er könne uclie Erfa h r nngen, ^^' keine Erfolge bereiten. Ebenso gediegen ist der Rückschluß, daß aus der ^ncrkcunuug der ungarischen Verfassuugsrechtc auch die ^Misuug des Reichsrathcs uud die Acfcstiguug der "ieing, welche der Vereinbarung mit Ungarn und der ^edurch bedingten Revision unserer Verfasfnng gewidmet wird. Wir dürfen die Motive, deren sich die Thron» ^ bei' dieser Auseiunndcrsctzuug bedieut, rückhaltlos ^eeptircu. Wie sich auch uuscrc Anhänglichkeit an eine "cichsverfassnng dagegen stränbcn mag nnd mit wie ^l gutem Recht wir anch Anklagen gegen Jene erheben '"lütten, die es verschnldet haben, daß das Werk, das bvr scchs Jahren nnternommen ward, mißlungen ist: nichtsdestoweniger ist cs wahr, was die Thronrede be» teuut, daß die Herstellung eines Einklanges des October-diploms nud Fcbrnarpatcntö init dem älteren Vcrfassuugs-rcchte Ungarns eine Nothwendigkeit geworden ist, wenn anders von diesem Hingebung an das Reich nnd für nns der nngcstörtc Genuß unserer Freiheiten erwartet werden soll. Das ist die lautere Wahrheit, nud ebenso ist cs ein aufrichtiges Bekenntniß, daß die schweren Schicksals-schlage, die das Reich getroffen, eine ernste Mahuung bilden, dieser Nothwendigkeit zn gehorchen. In dem Schlußsätze der Thronrede findet das Blatt nicht allein einen wohlthuenden Hcrzcnston, sondern anch einen frncbtbaren politischen Gedanken: Der Kaiser fordert hier die Völker anf, einen Schleier des Vcr-gcssens über die nahe traurige Vergangenheit zn breiten, bereichert mit den gewonnenen Erfahrungen ein Werk des Friedens zn begründen, dem Reiche Ruhe nud Wohl» fahrt nach Inueu, Ansehen uud Macht nach Anßcn wiederzugeben, aber nicht einen geheimen Gedanken der Niedcrvergcltnng zll nähren, sondern eine edlere Genugthuung zn suchcu, indem wir durch nnsere Leistungen Ungunst nnd Feindschaft in Achtnng nnd Zuueignng verwandeln. Das ist die Sprache einer sittlichen Politik, nnd diese Sprache vernehmen die Völker am frcndigstcn. Völker haben gelernt, zu vergessen; Völker sind nicht rachsüchtig; Völker lieben sich gegenseitig. So oft sie sich anders zeigen, sind sie irregeführt von denen, welchen zu folgen man sie gelehrt hat. Glücklich die Völker, deren Führer erfüllt sind von den Tngcndcn des Voltes und dein Berufe ciuer fittlichcu Politik! Die Nedc des Abg. Pratol'cvcra über die Adrcfsc lautet: Mciue Herren! Nachdem die Dringlichkeit des An» träges von dem hohen Hanse bereits anerkannt ist, so brauche ich darüber kein Wort weiter zu sprechen. Der Antrag selbst ist in der bisherigen Sitte des hohen Hauses nnd in der hohen Wichtigkcit des Momentes, in welchem wir nns befinden, vollkommen begründet. Sc. Majestät haben selbst in der erhabenen Thronrede uus aufgefordert, rasch aus Wert zn schreiten. Welches Werk nus erübrigt, das wissen Sie, meine Herren, alle. Es ist ein großes nnd schweres Werk, nnd ich würde uur dcu Herru Präsidcutcu bitten, mir zn gestatten, mit wcuigcu Wortcu dcu Standpnnkt zn kennzeichnen, den ich nnd, ich hoffe, mehrere Gesinnnngsgcnosscn in diesem hohen Hanse gegenüber den großen Fragen cinznnehmen gedcukcu. Meiuc Hcrreu! Fast zwei Iahrzcheutc siud über uus hiuweggczogcu, reich an Hoffnungen uud Enttäufchuu' gcu, und wir stehen nuu iu dem wunderbaren Reiche, welchem wir alle angehören nnd, wie ich voranssctzc, anch fortan treu angehören wollen, erst au der Schwelle einer ncnen Gestaltung. Das Wort nnscres Kaisers hat uns berufen, treu uud crust mitzuwirken, um eudlich das Gchcimuiß der dauernden Einigung seiucr Völker zu finden. Meine Herren! Wohl nic ist eine größere, schwc-rere Aufgabe au Volksvertreter heraugctreteu, als die, vor welcher wir stehen. Mein Herren! Wohl nic wurdc leicht ein größeres Maß von Mäßignng, Sclbstvcrlcuguuug, Aufopferung uud Versöhnlichkeit gefordert, als welches man von uus jetzt forderu muß, uachdcm die vergangenen Jahre einen Zwiespalt uud eiue, ich möchte sageu, künstlich genährte Erbitterung hervorgerufen haben, die der vormärzlichcu Zeit fremd war. Meiue Hcrreu! Ich uud vicle Gcsiuuungsgcnossen sucheu das Gchcimuiß dcr Lösuug in dcin Strcbcn nach gleichem Maß berechtigter politischer uud bürgerlicher Frcihcitcu (Bravo) allcr Völker Oesterreichs (lebhaftes Bravo), ich suche cs iu dem Stre» ben dcr vereinigten Völker, nnter dem Palladium des gemeiusamcu Herrschers nach der Ausgleichung zu stre-beu, welche dem Vcsoudcrcu nnd dein Allgemeinen gerecht wird. Lassen Sie uus allcu uatioualeu uud confcs-sioucllen Hader begraben (lebhaftes Bravo links), lassen Sie uus ^ daran gehen, die Schranken, die dieser aufgerichtet hat, zu beseitigen (Bravo), lasseu Sie uus dahiu ringeu, mciuc Hcrreu, daß, nachdem die schmerzliche Scheiduug dcr Läuder diesseits und jcuseits dcr Leitha als eiuc vollzogcuc Thatsache vor uns steht, das stolze Volk dcr Uugarn wenigstens au nnscrcm cinmüthi gen, fcstcn Zusammcuhaltcu erkenne, daß wir seiu Rccht ehrcu, aber auch au unserem fest und unverbrüchlich halten wollen! (Lautes Bravo.) Mciuc Hcrrcn! Ich glaubc, cin ehrliches Streben in dieser Bezichuug kann nnch jenseits der Leitha Eingang finden, uud dcr vou Sr. Majestät so oft uud ncucstcns iu der Thronrede festgehaltene unverrückbare Standpunkt, cin coustitutioucllcs Leben in Oesterreich zu dcgrüudcu, wird auch sie so wie uns dahiu führen, , daß endlich die höchsten, nus doch noch gemeinsam gebliebenen Angelegenheiten in constitutioncllcr Weisc der Behandlung unterzogen werden sollen. (Vravo.) Mciuc Hcrrcn! Wir Deutsche in Oesterreich haben nic nach Vergewaltigung gestrebt (Bravo links), Oesterreichs Hanptstadt hat von jeher gastlich offen uud herzlich ihre Thore alleu Stämmcu dcs weiten Reiches geöffnet nnd vielfach habcn sie hier ehrenhafte Existenzen begründet. Dic Sprache, meine Hcrrcn, die zufällige Mitgift dcr Geburt uud dcr Erzichung ist cs uicht allcin, welche Reiche grüudct uud das Band ihres BcstandcS bildet. Meine Hcrrcn, es ist in alleu Sprachcu Gutes uud Böses gesagt, geschrieben und gedruckt wordcu. Wir Deutschen, mm losgetrennt von dem Bnndc nnd dnrch cin reiches Enltnrlcbcn noch immcr mit dcn Brüdern verbuudcn, sind doch von vollem Herzen ehrliche Groß-Oestcrrcichcr, nnd wir sind gesonnen, nnscrc besten Kräfte dem Gesammtstaatc zn weihen. (Bravo links.) Ich möchte Sie nnr an cin polnisches Sprüchwort crinncrn, von dcm ich unlängst laö, nnd das in dcr Ucbcrsctznng — (zn dcn Polen gewendet) was vielleicht die geehrten Herren jener Seite berichtigen werden — nngcfähr so lauten soll.- „Die Schlange hat Eva wclisch verführt, Eva hat Adam böhmisch überführt; der Herr schalt sie deutsch, uud darauf stieß dcr Eugcl sie ungarisch aus dcm Paradics." (Heiterkeit rechts. Bravo links.) Nuu, meine Hcrrcn, in diesem Sprüchwortc ist, wie so häufig iu Demjeuigcu, was aus dem Mnndc des Volkes hervorgeht, eine vielfältige, dcntuugsfähige Wahrheit gclcgcu. Alle Sprachcu dieses Reiches tragcu Schuld au dcu Mißftändcu, in welchen wir nns befinden. Wir aber gehen daran nnd wollen daran gehen, sie zu beseitigen; wir wollen weder verführen, noch überführen, weder schelten, noch verstoßen.- wir wollen ehrlich nnd ciumüthig versuchen, die Neubildung zn vollbringen, lind ich glaubc, cs töuutc uud solltc gelingen, wenn wir dahin kommen, daß wir Alle, ohne scparati» stischc Rückhaltsgcdaukcu, ciust unser „Hoch" oder „Slava", „äivio", „Eljcn" oder „Vivat" dcm Gcsammt-staatc Ocstcrrcich nnd dcm Kaiser dcs Ocsammtstaatcs aus aufrichtigem Herzen briugcu. (Bravo!) Mit dicscu Gcsiunungcu, meiuc Herren, trete ich an die schwere Anfgabe, die nns gegeben ist nnd deren rasche Förderung uuserc heiligste Pflicht ist. (Lautes Bravo.) Oesterreich. Wien, 23. Mai. Dic ..Wr. Abdftst." schreibt: Ucbcr das Bcsindcn Ihrer k. Hoheit dcr durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Mathilde wurde heute das nachstehende Bulletin ausgegeben: „Ihre k. Hoheit die Frau Erzhcrzogiu Mathilde hat zwar sehr wenig gcschlafcn, aber doch eine ziemlich gutc Nacht gehabt. Die Schmer« zcu siud mäßig. Kein Fieber. Wien. 23. Mai 1867, 5 Uhr Morgens. Pros, Pitha. Dr. Schmerling." Obwohl das Bulletin von gcstcru Abends die erschütternde Knnde von dcm Unglücksfalle, welcher Ihre t. Hoheit die dnrchlanchtigste Frau Erzherzogin Mathilde betroffen, gegeben hat, so ist cs gewiß dcr Wnnsch einer thcil-uehmcnden Bevölkerung, Näheres nnd Genaues zu erfahren. Wir siud iu der Lage, folgeude Umstände zu berichten. Ihrc t. Hoheit begab sich um s)^ Uhr Nachmittags uach dem Diner in ihrc Appartements nnd sprach dort vom Fenster ans mit Sr. k. Hoheit Erz« herzog Friedrich, welcher sich im Hofe befand. Höchst wahrscheinlich dnrch das Entzüudcu ciueö am Boden liegcudeu Streishölzchcus begann das Kleid zu brcuucu. Als Ihrc k. Hoheit die dadurch eutstchcndc Hitze empfand, lief Höchstdicselbe in einen ziemlich schmalen Eorridor. Obschon eine der Hofdamen und ein Kannncrfräulcin dic brcuucudcn Stoffc zu eutferucu und dcn unglücklichen Lanf dcr Frau Erzherzogin zu hcmmcu suchtcu, kouutc man doch erst später Herr dcs Brandes werden. In Ihr, Zimmer gebracht war auch im Moment die ärztliche Hilfe bereit. Ueber das Befinden dcr hohcu Kraulen wcrdcu. täglich Berichte gegeben wcrdcu. Wien, ^'. Mai. Ucbcr die Wallfahrt dcr Ezcchcn uach dem russischen Mekka werden in dcn Prager Föde- ralistenorganen die enthlisiastischestcu Berichte vcröffcnt licht. Der Krakauer „E;as," der uuter alleu polnischen »Organen die meiste Nachsicht mit den Moskanpilgeru I hatte, verliert nun auch die Geduld nud meint, die E.;e- 764 chen thäten besser daran, sich ihrer Neisc nach Moskau zu schämen, statt mit derselben in so auffallender Weise zu rcnommircn. Ucbcrdics schreibt man der „Gazcta Narodmua" auö Paris, daß das dortige Polcn-Comit^ eine eigene Deputation zn den Herren Nicger nnd Pa-lacky schickte, welche diesen die Erklärung vorlas, daß die Polen die Reise nach Moskau entschieden tadeln. DicS hindert aber die czechischeu Blätter nicht im geringsten , mit Emphase die Wanderschaft nach Moskau als einen wahren Triumphzug darzustellen. Ihren Meldungen zufolge ist die Slavcudcputatiou den 20. d. M. Abends in St. Pctersbnrg angekommen, und wnrdcn sie auf allen Stationen mit Vrot und Salz empfangen. In St. Petersburg hatte fich trotz heftigen Schneegestöbers eine große Mcnschcnmeugc zum Empfange im Bahn-Hofe cingcfnndcn. Am 21. fand ein Banket statt, bei dem Dr. Branncr einen Toast ausbrachte und nntcr andcrm sagte: „Mit Undank werden die Slaven Böhmens gelohnt; die nächsten Nachbarn drücken sie an die Wand, die rnssischc Gastfrcnndschaft drückt sie ans Herz." Dr. Nicgcr soll ein Hoch auf die Solidarität der slavischen Interessen ausgebracht haben. Indeß hat die „Sla-vcudcvutatiou" anf ihrer Neise Manches erlebt, was ihr als ein Vorgeschmack der Genüsse gelten konnte, die Rußland nuter Umständen zn bieten vermag. Man erzählt manchen Beitrag in dieser Vezichuug, und einer sei hier erwähnt. In Warschan wurde nämlich eines der Mitglieder der „Deputation" wegen sciucö, einer polnischen Czamarka ähnlichen Rockes von ciucm Poli-zistcu beinahe verhaftet, da die Czamarka doch verboten ist. Glücklicherweise kam ein Polizei'Officicr gerade des Weges, als der Beamte die Verhaftung vorzunehmen Miene machte, nnd er unterließ sie deshalb. Dem Herrn aber ist eine gute Gelegenheit zu ciucr ethnographische» Stildic, ohne daß er es ahnt, verloren gegangen. "Prag,' 23. Mai. (Pr.) Ricgcr nnd Palacky statteten in Petersburg dem Fürstcu Gortschakoff einen Acsnch ab. Die SlavcN'Dcputatiou wird ciue Audienz beim Czar haben; die Czcchcu werden hicbei von Palacky, Nicgcr, Vranuer, Erben nnd Hamcrnik vertreten sein. Im Maricn'Theatcr wurdcu Rieger und Palacky mit Slavas begiüßt. Die russische Nationalhymne wurde dreimal wiederholt. Pest, i-N. Mai. Die Minister-Vorlagen wurden in acht Scctioncn angenommen, in der neunten Section (Berichterstatter Graf Naday) wnrde mit zwölf gegen zwölf Stimmen beschlossen, daß die Minister-Vor-lagen ^andtagsbeschlnß bleiben nnd nicht zum Gesetze erhoben werden sollcu. Der Präsident der Section gab für diesen Beschluß den Ausschlag. Ausland. Verlin, 1'.). Mai. Heute spricht sich ein militärischer Mitarbeiter der „Boss. Ztg." dafür ans. daß mit dem Aufgeben ^nxcmbnrgs der eigentliche Haupt-stützvunlt der ersten deutschen Vcrtheidignngsliuie gcgeu Frankreich fortfalle, und daß dieselbe, nachdem früher schon der Zwischenplatz Iülich geschleift worden, jetzt nnr noch aus dcu beiden znr Zeit fchwachcn Plätzen Saarlonis nnd Randan bestehe. Für einen so positiv schweren Verlust ein genügendes Acquivalcut in einer wcrthloscn Garantie der Ncntralisirnng ^u^cmburgs erblicken zu köuuen, läßt sich doch nnr bei ^cutcu voraussetze», dcreu — freiwilliger oder unfreiwilliger — Beruf es ist, die Politik des Grafcu v. Bismarck um jeden Preis zn vertheidigen. Diese Advocatcnrollc spielt jetzt auch das Orgau der Natioualliberalcu, die „Nat.-Ztg.", in sehr natürlicher Eouscqueuz der vou ihrer Partei übernommenen Verpflichtung, die auswärtige Politik der Regierung nach Kräften unterstützen zu wollen. Freilich ist die Vertheidigung ganz der Sache angemessen. Von der lange schon widerlegten Prämisse ausgehend, daß Holland den ganzen Handel angezettelt habe, indem es aus Furcht vor Preußen (Graf Bismarck hat bekanntlich jede Bedrohung der Niederlande in Abrede gestellt) Frankreich das Großhcrzogthnm znm Kaufe angetragen habe, überschüttet sie weiterhin den Buudcstag mit Vorwürfen, daß er nichts für die Förderung der deutschen Nationalität Luxemburgs gethan habe, nnd rechtfertigt das mit dem Aufgeben eines „angezweifelten nnd bc> ftrittenen Bcsatznngörechts" dargebrachte kleine Opfer mit dein großen Zweck: „Friede zwischen Frankreich und dem ncueu Deutschland." „So gebührt es sich", sügt das Blatt mit Pathos hinzu, „daß große Nationen kleine Streitigkeiten schlichten". Also das Preisgeben deutschen Vandcs ist heute für das Organ der „Natiouallibcralcu" nur uoch eine Kleinigkeit. — Wie wenig man hier wie in Frankreich anf einen dancrndcn Frieden rechnet, zeigen die Kundgebungen dieses MißtrancnS anf beiden Seiten — eines Mißtrauens, das selbst in der officiöscn Presse seinen Ausdruck findet, uud dcu cclatautcstcn Ans-drnck in den Rüstungen Prcußcus nud Frankreichs. Ob für ^uxcmbnrg irgend ein ncncr Platz zwischen der Maas nnd dem Rhein befestigt wcrdcu soll, schciut uoch uncnt-schieden zu sein, dagegen hört die „Boss. Ztg.", daß die zweite dcntsche Vcrthcidignngslinie der Nheiufcstuu-qcn möglichst verstärkt werden soll. Namentlich sollcu die seit mehreren Jahren in Angriff genommenen Er» weiternugsweike von Coblenz bis zum Herbst zum Abschluß gebracht wcrdcu. Fcrucr sind Erwcitcrnngsbauten für die FeslunaM'erlc von Minden und Wesel mit Rücksicht auf die Fortschritte des Gcschützwcscus äuge-ordnet und bei den Fcstnngsbautcu iu Ncissc, Glatz uud Köuigsbcrg wird seit Wochen mit verstärkten Kräften gearbeitet. In den Hcrzogthümcrn wird die Eidcrlinic noch mehr befestigt und an der Herstellung des Kieler Kricgshafcus mit erhöhtem Eiscr gearbeitet. Endlich soll es die Absicht der Rcgicruug sein, die von der deutschen Küstcnschutzcommission im Jahre 1859 vorgeschlagcueu Werte an den Münduugcu der Elbe, Weser uud Emö auSzuführcu. Florenz, 22. Mai. Die „Italic" sagt, der König werde in Tnrin den Londoner Vertrag uutcr-zcichncn. Alle Regieruugcu, welche bei der Eoufcrcuz vcrtrcteu Ware« , habcu die italicuischc Rcgicruug bc-glückwüuscht wcgcu ihrer Haltuug wührcud der Uutcr-Handlung, nnd derselben für den der Fricdcnssachc er» wiescncn Dienst gedankt. Paris, 22. Mai. Der ..Abend'Monitcnr" meldet, der Kaiser von Rußlaud werde am 1. Iuui in Paris eintreffen. Die „France" fügt hiuzu, on Kaiser werde 11 Tage iu Paris vcrblcibeu. Der König von Preußen werde am 15). oder 16. Iuui ciutrcffcu. Die Königin von Spanien wird am 20. Iuui erwartet. — Der „Etcuoard" demcntirt die Nachricht, daß daS belgische Königspaar sich von Paris nach Mi-ramar begcbcu werde. — Der „Abcud-Mouitcur" schreibt iu sciucm Wochcubullctin: Die öffentliche Meinung in Europa ist cinmüthig, dcu güustigcu Eiudruck zu cou-statircu, welchen daö günstige Ergebniß der londoner Eonscrcnz hervorgebracht hat. Die Völker, wie die Ea-bincte, lassen dcr Atäßiguug, der Haltuug uud Sprache der frauzösifchen Regierung Gerechtigkeit widerfahren, welche, die besonderen Interessen Frankreichs uud die allgemeinen Interessen niemals trennend, bei seinen Schrit» ten nnd Handlungen blos den Ideen dcr Bcrnhiguug und dcr Eintracht gehorcht. Madrid, 17. Mai. Der Senat hat der Regie-ruug die Bcfuguiß gcgebcu, die Secstreitlräfte zu vermehren, wenn die Umstände cS erheischen sollten. Dcr Senator Roncali hat einen Vorschlag eingebracht, worin er die Reform des Rcglcmeuts des Seuats verlangt. Kopenhagen, 22. Mai. Hcnte Nachmittags kam dcr Großfürst Throufolgcr vou Rußlaud uud die Großfürstiu Dagmar hier an, uud wurden uutcr Salut dcr Vattcricu dcr Kricgöschiffc vou der königlichen Familie, dem oiplomatifchcn Eorps, dcu Spitzen der Behörden nnd einer großen Volksmenge empfangen. — Die Rcgieruug des „großcu" Rußlaud schciut es nicht vcrwiudcu zu töuucu, daß iu Galizicu Zu stäudc herrschcu, die den Polen zur größtcu Bcfricdi« gung gereichen, nnd sie schcnt daher selbst nicht die kindischesten Mittel, um den ihrem Scepter unterworfenen Polen die schlechtesten Begriffe von der ^'agc dcr Dinge in Galizien beizubringen. Man fchrcibt dcr „A. A. Z." aus Galizien: „Für die polnischen Grenzbewohner, welche hänfig anch Ackcrgründe, Wiesen nnd Wälder im Gebiete des galizischcu Grcnzstrichcs besitzen, halt es, trotz ihrer oftmals dringenden Geschäfte, schwer, einen Paß nach Galizicn zu erhalte» — eine Vczatiou, die selbstverständlich eine Menge Privatintcrcsscn schädigt. Um die Paßverwcigcruug zn motivircn, sind die russi-fchcn Ächördcn selbst nicht verlegen, über die Verhältnisse nnd Zustände Galizicns die nnsinuigstcu ^ügeu auszu« streuen. So erzählt ein nuS bckauutcr ^audedeluiauu auS dem Verwaltungsbezirk Kiclcc, daß er in einer dringenden Erbschaftsangclegcnheit nicht weniger als viermal nm einen Paß nach dem Taruowcr Kreis augcsucht uud schließlich die Rcise-Erlaubuiß von Warschan crhaltcn habe. Die russischen Beamten, die mit dcr Abwicklung des Paßgeschüftcs beauftragt fiud, ricthcn dem Edelmann von dcr Reise nach Galizicn dnrchaus ab, „weil dort eine große Hungcrsuoth ansgcdrochcn uud daS Laud iu völlig anarchischer Auflösung begriffen sei." Ein russischer Officicr, welcher dcu schwer crruugcncn Paß zu visircn hatte, sprach gar seine Bcsorgniß über die Sicherheit nnd das Vcbcn des Reisenden auS, „weil iu Krakau das Blut iu Strömcu fließe uud dort erst vor ciuigeu Tagen mehr als zwanzig Aufrührer hiugcrichtct worden seien!" Ans Scutari, 22. Mai, wird tclegraphirt, daß mit Rücksicht auf den vollkommen befriedigenden Gesund« heitszustaud dcr Provinz uud in Folge dcr amtlichen Nachricht, daß in Corsn die Quarautäuc gegen Pro-vcnicuzcu ans Albanien aufgehoben wurde, dcr Lloyd-dampfcr dcr daliuatisch^albaucsischcu Liuic iu Antivari frcic Pratica und dic Ermächtigung erhielt, seine Fahrt nach Korfu fortzusetzen. Mgesnemgkeiten. — (Aus Wien.) Das so wohlthätige Institut der Dicnstbotenlrankencafse scheint sich, wenn auch langsam, all< mälig einzubürgern. Die Gcsammtzahl der Interessenten be. läuft sich auf 3987 Parteien mit 4750 Dienstboten. — In der letzten Generalversammlung des nicderösterreichischen Gcwerbeuereins wurden 70 Individuen mit Berücksichtigung der Vertretung aller Kunst- und Industriezweige, so wie der in diese Branche fallenden Wissenschaften zur Absendung nach Paris bestimmt. — Mitte nächsten Monates lommt die Blilnner Garnison nach Wien und wird dort so lange blnden, als die Truppen der Wiener Garniso» in dem Lager bei Brück an der Leilha sich befinden. — Montag wurde in den Bezirken Landstraße, Wieden und Margarethen mil der Aufnahme der Hauptuurathscanäle begonnen. Der betreffende Beznlsingenieur und je zwei Assistenten des Stadtbauamtes sind mit der Aufnahme der unterirdischen Legionen von Wien betraut. Begonnen wird mit der Lastenstraße, da die Canüle in den Bezirken radial in den Canal in der Lastenstraßc einmünden. Die vorhandenen Gebrechen sind zu, melden und ist deren Beseitigung sofort zu veran» lassen. — (Oesterreichischer patriotischer Hilfö» verein.) Se. l. Hoh. Herr Erzherzog FM. Albrecht hat dem österr. patriotischen Hilfsverein, dessen Protectory er zu übernehmen gernhte, die Summe von 3000 fl. zustellen lassen mit einem Schreiben, worin er t)cm Vereine seine fernere Unterstützung gnädigst zusagte. — (Zur Krönung.) Die „Corr. Schw." meldet: Die Krönung nimmt große Summen in Anspruch. Der Glanz derselben wird überall unverkürzt und unversehrt erhalten werden, wo eine Abweichung von dem ehrwürdigen Cercmoniel unstatthaft wäre, dagegen sollen, wie man aus Pest berichtet, ökonomische Einschränkungen dort, wo sie zu« lässig erscheinen, durchgeführt werden. So dürste die herkömmliche Äcthcilung mit den Krönungömünzen diesmal li-mitirt werden. Se. Majestät hat, wie aus Ofen berichtet wird, vor seiner Abreise von dort den Auftrag ertheilt, dah alle Dispositionen für die Krönung so getroffen werden, daft sie bestimmt im Monate Juni stattfinden könne. — (Ein dantdarer Chef.) Dcn Beamten der Wiener Wechselstube Schnapper hat ihr bisheriger Chef anläßlich seines Schcidcnö aus dem Vankhause einen goldenen Tag bereitet. Er hat ihnen nämlich als Belohnung treuer Dienstleistung den bedeutenden Vetrag von 80.000 sl. verabreicht, und zwar erhielt jeder der sechs Oberbeamten 10.000 si., die andern Bediensteten und Diener, ja selbst die Pralticanten Beträge von 3000, 2000 und 1000 fl. — (Treiben der Aus wa n d erun g s-Ag en -t e n.) Zum Beweise, daß Agenten einen nicht geringen Antheil an der so hoch gesteigerten Auswanderungslust der Landbevölkerung in Böhmen haben, veröffentlicht das Buo-weiser Blatt „Vudivoj" eine Zuschrift aus dem Bezirke Frauenberg, worin es unter andcrm heißt, daß die Frauen« berger Gegend zumeist von eincm Agenten aus Bremen. Namens Hacrer, allarmirt wurde. Ob rs derselbe Agent ist, der auch in der Gegend von Lischau, Muldaulhein und in anderen Bezirken Südböhmcns scin schmähliches Handwert getrieben, weiß der Correspondent nicht anzugeben. Solche j Agenten zeigen eine große Fertigkeit bei ihrem Handwerk: jede Hoffnung auf bessere Zeiten wissen sic zu ersticken, und indcm sie Zeitschnstcn aus srcmden Ländern stets bei sich tragen, verstehen sie sich sehr gut darauf, dem Landvotto die Ueberzeugung beizubringen, daß die Auswanderung dem ferneren Verbleiben in Oesterreich weit vorzuziehen sei. — (Hofmuseen.) Sicherem Vernehmen zufolge wurde vom allcih. Orte aus angeordnet, daß im Hospräli-minare drs folgenden Jahres 1865 kein? Abstriche bei den Dotationen der l. l. Hosmuseeu mehr gemacht werden dürfen. Nie man versichert, sollen in der k. l. Hofdidliotbel lu Folge der Abstriche bis jetzt nur drei Merke angekauft worden scin. Nicht viel besser ergeht es dem zoologischen und dem mineralogischen Cabinete. — In einer commissionellen Sitzung im Ministerium des Innern ist die Zusammensetzung der Jury zur Beurtheilung der Pläne für die neuen Museen berathen u»d festgestellt worden. — (Die Kronprinzessin von Preußen), erzählt ein Berliner Blatt, richtete neulich an einen renom-mirtrn Künstler, mit der Bitte um unumwundene, ausrichtige Beantwortung, die Frage: ob sie wohl durch Ausübung der Kunst im Stande wÄre, sich und ihre Kinder zu ernähren, und war freudig überrascht, als dies bejaht wurde. Die Kronprinzessin zeichnet, malt, modcllirt und musicirt mit groher Virtuosität. — (Adelina Palti.) Die bekannte Sängerin hat bei ihrer Abschiedsvorstellung in Paris »icht weniger als 10.000 Francs eingestrichen. In dcr Saison von I860 bis 1607 hat dn> Künstlerin nicht weniger als 235.000 Francs von der Direction dcr italienischen Oprr bezogen. Sie ist in der Oper im Ganzen 230mal aufgetreten und hat derselben die Summe von 2,504.500 Francs ein» gebracht. — (Besuchern dcr Pariser Ausstellung) wird aus der Südbahn und ihren Nebenlinien bei Benützung dcr Post- und Localzüge ein Nachlaß von 50 Percent für die Hin- und Rückfahrt zugestanden, wenn bei Lösung der Fahrkarte für die Südbahn auch die Gebühren für Kcuten dcr 1. oder 2. Classe von Wien nach Paris, oder für Karten 3. Classe von Wien nach Kehl entrichtet werden. Fünfzig Pfund Reisegepäck sind gebührenfrei. Die Fahrpreise, die i" Silber zu entrichten sind, betragen von Wien nach Paris und zurück: sür die 1. Classe — 15 Tage giltig — 96 fl. 39 kr., sür die 2. Classe 72 fl. 9 lr. — 30 Tage giltig — für die 1. Classe 103 fl., für die 2. Classe 75 si> 5 5 lr. Karten 3. Classe zur Fahrt von Wien nach Kehl und zurück haben einen Preis von 24 fl. 47 lr. Ueber die näheren Bedingungen wird an den Personen «Casjen j^^ Station Anskunst ertheilt. — (Ueber dieAufnahme d c r Elavend eP «« tati 0 n in Nuhlan d.) Aus Wilna lommt den „->"''' Nov." ein Telegramm folgenden Inhaltes zu: Großart'^ Diner, an dcm 500 Personen, darunter die Clite der " ' neralitat, theilnahmen. Die Unlerhallung äußerst aMNUl, 785 Palacly und Nicger bereits anwesend. Enthusiastische Toaste, Inspector Rudi« tranl den slavischen Gasten und Brüdern zu. Dr. Nieger machte darauf aufmerksam, das; die Versammlung zum ersten male gemeinsam auf slavischem Aoden stehe, wo die Slaven Hcrrcu und Herrscher scicn. (5r tranl auf cine bessere Zukunft! Erzvriester Pczelta brachte einen Spruch auf die Einheit unter der Fahne der Nationalität aus, Prof. Varsov (der vor vier Jahren ebenfalls in spe-cicller Mission die slavischen Länder Oesterreichs bereiste) auf ciue glückliche Lösung der slavischen Fragen-, Raczinsky auf die Wechselieitiglcit aller Slaven. Der Artilleriegcneral Celow sagte: die Russen liebten alle slavischen Brüder. Der großen slavischen Familie ein Hurrah! — Hurrah! riefen auch die russischen Büttel, als sie Polen mordeten: auch ein Glied der großen slavischen Familie. Locales. — (Elisabeth-Kinderspital.) Frau Johanna Waluscheg, l. l. Oberstensgattin, hat dem Kinder-spitale zwei Echiehstätte > Actien im Nommalwerthe von je 50 fl. CM. geschenkt, und Frau Tr inter demselben zehn Klafter Holz um sehr ermäßigten Preis gütigst überlassen. — (Reif.) Die heutige Nacht war von einem starken Reifnicderschlage begleitet. Wie im Vorjahre der Spätfrost bis 24. Mai für die Vegetation von verheerender Wirkung war, so steht zu besorgen, dah auch der heurige Urdanitag (25. Mai), mit dem nach dcr Bauernregel die Spätfröste abschließen, für die in größter Ueppigkeit stehenden Saaten nicht ohne nachtheilige Folgen fein werde. Glücklicherweise lag über der Umgebung Laibachs schon um 2 Uhr Nachts ein dünner Nebel, der sich Morgens gegen 7 Uhr sehr verdichtete und durch den Schutz vor dcr zu grellen Einwirkung dcr Sonnenstrahlen ans die mit !)te>s belegten Pflanzen die verheerende Wirkung des Frostes abzuschwächen geeignet ist. Taö Thermometer zeigte um 5 Uhr in der Stadt an geschützten Stellen nur-s-1 6"tt. Die Moraslebene bot am frühesten Morgen das Bild einer schneeweißen Flüche. Die Landleute besorgen, daß daselbst die Fisolen und Erdäpfel bedeutend und das in Plüthe befindliche , gegen Fröste sehr empfindliche Korn ebenfalls gelitten habe. Mögen wir mit Hiobspostcn aus Untcrlrain verschont bleiben, wo die heutige Nacht sür des Weingedirgc eine nicht minder gefährliche war, ind.m der gestrige bcdru» tendc Schnccfall in den höheren Gegenden Krainö nicht nur auf die Hochgebirge Overtrains und Innerlrains sich beschränkte, sondern auch auf die höheren Berge Unterlrains, als Kumberg und die Goltschcer Berge, sich erstreckt hat. — (Ca n al rev ar ation eu u n dF a f s els y st em.) Nach cmei im heutigen Amtöblalle enthaltenen Kundmachung ^s hiesigen Etadtmagistrates habcn die Hauscigcnthümer, denn Canäle in den Laibachstuß münden, dieselben mit Rücksicht auf die bevorstehende Nachbesserung der Ufelschutzwerle entsprechend zu repariien, beziehungsweise zu rcconstluiren -ferner habcn alle jene Hauseigentlnlmer, deren Lanale den Umach >>i de» ^'aidachfluft ableiten, ihre Aborte im Sinne des Sailer'schen Fasselsystems herzustellen und die Abortcanäle zu verbauen. Von der Durchführung dieser Einrichtung läßt sich cin sehr günstiger Erfolg in Bezug auf die Sanitätsvcrhältnissc der Stadt insbesondere im Falle einer Epidemie erwarten. — (Münzsund.) Vor einigen Tagen wurde bci dem Piloteneinschlagcn an der Schusterbrücke im Schlamme des Flußbettes von einem der Arbeiter des Herrn Tönnies eine Goldmünze gesunden und dem Herrn Bürgermeister Dr. E. H. Eosta übergeben. Sie ist etwas größer, als ein gewöhnlicher Ducaten, wiegt abcr um 4 Gran weniger. Aus den drei Lilien, welche der Avers zeigt, ist zu cutnrh. nehmen, daß es eine französische Münze ist. Die Aufschrist lautet auf der Averöscitc: l^iuolu.-! D^i ^iullu l^-nncm-lim 15<>x. Im Reverse steht: ^llrizlu^ ,<<>»«! ^Iu'i5l!i5 vinc'il (>l>>-i6iU5 imix'i-ut. Der Prägung nach gehört das Gold« slücl dem 15. Jahrhundert an. — (Advocatcnstelle n.) Das Grazer Oberlandes-gericht schreibt den Concurs sür eine Advocatur in Graz und eine andere in Fürstcnseld aus. Bewerber müssen sich binnen vier Wochen melden. Eingesendet. Der jodirte Rettig-Syrup, auf kaltem Wege bereitet von Grimault und Eomp. (zu haben in allen bedeutenderen Apo« thelen Oesterreichs) vereinigt alle Vorzüge des Dorfchlcber-thranes, ohne einen einzigen feiner Nachtheile zu besitzen. Unter den mehilachen medicinischen Gutachten, welche über dieses Mittel abgegeben wurden, wollen wir nur folgende Anempfehlung aus dem von dem Institute in Paris preisgekrönten Werke des Dr. Boinet „über Jod-Therapie" herausheben: „Der jodirle Rettig-Surup von Grimault und Comp. bat immer therapeutische Wirkungen, er hat noch nie einen Mißerfolg herbeigeführt. Er wird leicht genommen und ist ron bedeutender Wirksamkeit bei lymphatischen Krankheiten, bei Knochenerweichung, Neinfraß, bci gewissen hartnäckigen Hautausschlügen, Lungenschwindsucht, sowie serösen DurchsäUcn der Kinder :c. lc." Neueste Post. Wien, 23. Mai, 8 Uhr Abends. Heute ist fol-gcndcö Bulletin erschienen: In dem Befinden Ihrer l. Hoheit dcr durchlauchtigsten Fran Erzherzogin Mathilde sind im Verlaufe des heutigen Tages leine nngünstigen Veränderungen eingetreten. Prof. Pitha. Dr. Schmerling. Wien, 23. Mai. Heute Abends 0 Uhr tratcu die beiden Versammlungen, welche gestern und uorgcstcrn abgesondert in den Localitätcn des Zeughauses getagt hatten, zn einer gemeinschaftlichen Besprechung zusammen. Zweck derselben war eine Vereinbarung über die ans dcr morgigen Tagesordnung stehende Wahl des Adrcß-aussch nsscs. Abgeordneter Baron Tinti dean" tragtc, die Wahl von fünf Vertrauensmännern aus dcr Versammlung vorzunehmen, welche in dieser Richtnng Vorschläge zn machen hätten. Dieser Antrag wurde ab-gclchut, dagegen dcr vom Abgeordneten Szabcl gestellte Antrag angenommen, daß aus jedem Kronlandc ein Vcr-trancnsmann bestimmt werde uud daß diese Vertrauensmänner zusammen sich über Vorschläge in dieser Richtung einige!! sollen. Es tratcu die Vertreter dcr einzelnen Kronländcr zusammen und wählten aus ihrer Mitte folgende Vcrtraucusmäuuer: Knranda (Nieder-östcrrcich), Herbst (Böhmen), Sturm (Mähren), Dehne (Obcrüstcrrcich), Wasser (Salzburg), Tschalmschnigg (Kärntcu), Lconardi (Tirol), Kaiscrfeld (Stcicrmatt), Corunini (Krain), Dietrich (Schlesien), Lapcnna (Dalmaticn), Froschaucr (Vorarlberg). Nachdem dieselben ihre Vorschlage erstattet hatten, wnrdc zur Prolicwahl geschritten, nnd bci derselben erscheinen als gewählt: Herbst mit 70, Kaiscrfcld mit 74, Kurauda mit 72, Pratobcvcra mit 0,!-rc. National Anlehrn 70,30, - Baut-actie» 725.'— Lreditaclicn 1«'-. — 18. Den ! 8 Mai Georg Meozcl, Ta^löhiirr, all 4s Jahre, iin CiuilsPilal an der Bryghlischrn Nierencütarüiiig, ^ Ursula Slerjane. Inwohnerin, alt 05 Jahr»-, in der Polauavorstadt Nr. Ki, cm der Ablagerung dec< Krantheit^stoffei« anf dad Gehirn. — Dem Herrn Jacob Mehle, Greisler, fein Kind Frau,;, alt« 2 V, Jahre, in der Stadt Nr. 309, au der brandigen Rcicheübrännc, - Herr ?ll,tl,n Vöhm, pens, t k, Ingcili^irAssistent, alt 51 Jahre, in dlr Stadt Nr. 14^, an der ^niigenlähmuli,^. — Drin Herrn Johann Lukelchilsch, jnbil. l, k. Staatsbeamter in Görz, seine Tochter Flora, alt 21 Jahre, in der Hladt )!r. 150, an der ^ähmnng der Uillerleib^eüigen'eide. Den 19 Mai, Liisabelha Wisiak, Inwohnerin, alt l;0 Jahre, iin Eimlspital an Altersschwäche,'- Herr Anton Agrikola, bnrgerl. Schneiderineister, alt 44 Jahre, i» der (^radischaoorstadt Nr. 30, an der Abzehrnng. Den 2'». Mai. Jacob Sor, Voller, alt .'.0 Jahre, ini Civilspital, an der Lnngenlähmnng. Franz T,nak, Schub-begleitrr, alt 3< Jahre, i» der S«. Pelervvorstadt Nr. 130, am <5rrebral>Ti>plM. - Dem Hi'rrn Josef Kalin, Getreidehäudln, sein Sühn Alois, a!t 10 I^hre, in der Kavnzinervorstadt Nr, 2, am Zehrfiebcr. 'Den 21. Ma i. Josef Zalogcr, Inwohner, alt 70 Jahre, im Civilspilal an Altersschwäche. - Fran; Kastelic. Manrer, alt 22 Jahre, im Civilspital, an der Gehirnlähmn,ig nnd wurde gerichtlich beichant. Den 2 2. Mai. Schwester Frnnciöea Schorl, barmherzige Schwester deö heiligen Viiicenci-Ordeu?, alt 45 Jahre, in der Kapnzinerv^rstadt Nr. 1, am Typhns, — Maria Bcne, In-stiinl^arme, alt 75 Jahre, im Versorgnng^hanft Nr. 4, an der Brustwasse» sucht. Den 23. Mai. Pouaucntura Predeusan, Sträfling, alt 55 Jahre, im InPiisitionöhanse Nr. 82, an der Abzehrung. — Margaretha Anschizh, Köchin, alt 5, »Jahre, in der Stadt Nr, 283. an der Lungrütnbercnlose. Angekommene Fremde. Am 23. Mai. Stadt Wie». Dic Herren: Springer nnd Hauseli, uon Wien. Plesche, von Brunn. - Rankl und Iallitsch, von Gottschee. — Gellncr, von Klagcnfnrt. Olcpka»t. Die Herren: Hochsiuger, von Czalaturn. — Hni-deröic, Kanfm,, von ^'unS - Maliner, Handel^reis., uon Wien. -- Troyer, l. k, Oberstlient., uon Fimne. - Vianello, Privatier, vou Treviso. — Nenmann, Handelöm., vo» Czalatnrn. — Fran Nolli, Ober!isnlc»!Nlti«ciat!ili, Ul>n Marburg. — Fran Gaißler, Falnicailiin, a»i« Tiroi, Ttevllwavtv. Die Herren : Pola, Postmeister, »nd Icronschel, k, l Be;irkSrichter, von Srisender^. Mohren. Herr Schul;, l k. (^endarmeri^^ient., von Triesi, — Frau Dentsch, Private, von Karlstadt, 3 .. « L 5 e- k 3 ^ " " u -5s!! ^^l!.^t^^23^^'^5"SWMväch'GewslsrI'rcg. ^. 24,' 2 .. N. 324 »l 4- 5 « W, mäßig Regen ' ^ " !10., Ad.! 320 >i l 4> NW.schwach sternenhell ^"' Iu der Nacht uom 23, ans den 24. heiter. Starlee Morgenroth, Nach 5» Uhr Plötzlich Regenwolken, Um 5'/, Uhr Gewüler mit starlmi Gnsz durch 1 Stunde. Vormittag lrilve, regnerisch, Nachmitlng Lichtung in W. Abend« gaii', aufgeheitert, Reichlicher Schueefall in den Alpen und oere» Vorl'ergen, auch der Knm: nnd Motrihderg, letzterer lni« ',., den Slriler Wiesen hnad, mit Schnee bedeckt. Empfindlich lall. Große Rcifgesahr. H'l>i'1^!>ac:i'nr: Innaz n, tt I ^, „ m l» v r, «^ /»^ für die Ziclmng am I. Inni vom Jahre OI^^M^Ü^ll ^" ""'dl" z» hl'ral'g-schirm Plvise A^H'VMH'ßD^N -' 2 fl. ö. W. sammt Stempel ur.lanst. _____^ WecZiselstlll».' Andre Domenij» ^ln«'l'n»»l»<»»'»l!'lit Wien, 23. 2)iai. Die Börse verfehlte in matter Hallnug, wiewohl dic Mehrzahl der Papiere s.ine wesentlichen Niiclgänge, auszuweisen lml Devisen nud Valuten WUt^UVlNU)». vertlienerteu sich nm '/, pCl. Ge!d abondant Geschäft ziemlich belebt. Veffentliche Schuld. Oeld Waare In ö. W. zu 5pCl. für 100 st. 5>>;.10 ^><: 25> In östcrr. Währung steuerfrei <>l.20 <»l,30 '/. Steueraul, in 'u, W. v. I. 18.2.'> l»!.5)l) *', Stcneranl. in ö. W. u. I. ' 18li4 zn l'>pCt. rüchahlbnr . 89,— ^9.25» Silber-Anlrhen von I8'i4 . . 75.- 78., 0 Silberaul. 183,— 83.50 Nat,-Aiil.mitIän.'.Couft.zn5''/., 71.-- 7120 „ ,. „ Apr.-Coup. .. 5 „ 70.C0 70.70 Metalliqncö . . . . „ 5 „ <'0.- ,i0,^0 dctto mit Mai-Conp. „ 5 „ <;2.5'0 «!2.75 detto.....„ 4,;„ 53,- ^ 5,3.^'0 Mit Verlos, v. 1.1839 . . . 145.- 14. - 88.— Ungarn.....„ 5 „ 71.75 72.25 Temcser-^annl . . „5„ 7^i.50 73, Croatien nud Slavonien „ 5 „ ?l'».50 ?'>,5)8.5<> Blitovina .... „ 5 ,. ll".— (^,5,,> Ung. m. d. V,-E. 1867 „ 5 „ <>8.50 «9.- Tem.B.m.d.V.-C. 1867,, 5 „ l!8.2.', «'«.50 Acticn (pr. Etilch. Natimialbanl (ohne Dividende) 725.— 727, - il.Ferd,-Nordb.zn 100"fl. C,M, 1732.- 1735..-. Kredit-Anstalt ^n 200 st. ü. W 1«1.20 1t<1.40 N, ö, Eöcom.-.Ges. zl'500sl, ö.W. 00,'.— 1857 zn . 5°/., 105.— —.- (5. M. 1 verlo^barc 5 „ 95, - 95.2.» Natioualb.anfö.W verloöb.5,. 9l>.<>0 !"',80 Ung. «od,-Ered.-Anst. .zu 5'/, „ 87.- 87.50 All'g. öst, Bodru^Credlt-Anstalt vcrlo^bar zn 5"/„ in Silber 105.— I0<;,- - Uose (pr. Stiick.) Cred.-A.f.H u.G.z.100fl. ii.W. 127.25 127.5>s> Dun.'DmP» Mart Vauto 94 25 9ä.50 London für 10 Pf. Sterling . 127,25 127.75 Paris für 100 Franks . . . 50.55 50.<;5 (5ours der Geldsorten Geld Waarr K. Miiuz-Ducaten «'. st. — lr. t> st. 1 tr. Napoleo!l>.d'or . . l<1 „ !? „ 10 „ 17j „ Nuss, Iiüpoli^ls . U> „ ^l „ 10 „ '15 „ Vereiil^thnler . . 1 „ ^>(1 „ 1 „ ill ^ Silber . . 125 ., — ,. 1^5 „ ^5 „ Krainische GrundeutlaNnngö - Obligationen, Pri-valnotirung: 8<> Geld. 88 Waare - 34 — „Ersparen Sie sich dic Mühe, entlanfcner Arrestant. Sie werden mich von hier nicht lebendig fortführen." Die Sergeanten nnd der Assessor blickten cinf ^ril,'. „Sie kennen mich uicht?" fragte dieser den Assessor. „Haben doch Sie mich vor zehn Monaten hier fest genommen. Ich war nnschuldig; dieser datte damals wie heule den Diebstahl begangen, ich werde es beweisen nnd Herr Äiichard wird es vielleicht selbst gestehen. Ucbrigcns läuft mit dem jetzt beginnenden Tage meine Strafzeit ab." Der Assessor wandle sich an Riewrd. „Sie sind Herr Richard Klausen?" „Lassen Sie, edler Knecht der Gerechtigkeit, die lumpigen Phrasen fahren. Ich bin Nichard Klausen. Der cntlaufcne Arrestant hier hat mir einen Bund Thalerschcinc aus der Tasche gezogen, ich wollte sie von meinem Vater entlehne» — Doimer und Wetter — Sie erlauben, meine Herren" ^ er setzte sich — „das verdammte Gift ist doch fein Cl'ampagner — " „Gift? Sie haben Gift genommen?" „Narr, Sie! Glauben Sie, ein Maim von Stand, »vie ich, wird sich rädern oder hängeil lassen?" „Und warnm fürchteten Sie dc>6?" fragte der Assessor. „Guter Mann, ich habe ja doch meinen Vater erschossen," Und Richard verzog das Gesicht gräßlich nnd wand sich nnler den heftigste!! Schmerzen. „Ich will einen Priester holen", fiel ein Sergeant ciu. „Strengen Sie ja keinen der Herren an, er käme ohnehin zn spät." „Wußten Sie, daß es Ihr Vater war, auf deu Sie schössen?" „Ist Zwar nicht Schade um ihn, aber — die Kugel war den» da zugedacht" — er deutete auf Fritz — „man soll anf Ahnnugrn nichts geben, aber ich wußte, der entlauscne Herr Arrestant stehe im Vorzimmer — und speculire auf meine tausend Thaler — ha, ha." Nichard bot einen schrecklichen Anblick dar. „Haben Sie die ersten tansend Thaler, wegen welcher Herr Wolf vernrthcilt wurde, ebenfalls entwendet?" Der Gefragte triimmle sich au, dem Äette wie ein Wnrm. Dann wendete er sich zu dem Assessor nnd frng mit dachen und Sputt: „Was geben Sie miv. Vester, wenn ich Ihnen die Wahrheit sage? Den Gerichtsbeamten widerte so viel Verkommenheit an; aber er entgegnete: „Ich bin dennoch im Besitz eiues Geschenkes, daß Ihnen dnrchans uicht gleichgültig sein kaun, wenn sie auch sterben," „Ei, das wäre?" „Das Versprechen, Ihre öffentliche Ehre so viel als möglich zu schonen," Sie Scklautopf! — Hätten Sie mir vor eiuer halben Stunde ein Gegen^ — 35 — gift gebracht — das ware etwas -- aber die Ehre — doch. damit Sie scheu, daß ick nicht als Schnrlc sterbe — der Herr Arrestant hier hat zehn Monate nunöthi-ger Weise das Zimmer gehütet, — ha, ha, das Gift — es war fiir sein Liebchen bc> stimmt — und für sein Söhuleiu — oder Töchterlein -- was die Brut eben wer den wird — nnd nuu — Richard, es ist aus —!" Noch einige Zuckungen, nnd Nichard Klausen war nickt mehr. Der Assessor brachte die Aussagen des Verstorbenen zu Protokoll nnd ent> ferntc sich mit dcu Sergeanten. Fritzens Elirc war vor dem Gerichte wiederhergestellt, denn Richard hatte ge standen, auch den ersten Diebstahl an der Casse seines Vaters verübt zu haben. Und auch in dem Sturm der Ereignisse uud Gefühle überkam der Gedautc, vor aller Welt gerechtfertigt zu werdeu, Fritzeus Seele wie die Freude eiues ucu aufgcycndeu Maitagcs, So sehr ist der wahre Mensch das Geschöpf der lllirc. Die herbeigetommcnen fremden Hansbcwohner zogen sich zurück, nnd Fritz wollte nnu wieder iu das Zimmer Hcdwigs. Bei sciucut Eintritt iu dasselbe, veruahm er das Geschrei ciucs Kiudcs. Seilt Freuud Wotle brachte ihm dieses cutgegcu. „Küsse Deine Tochter," sprach er, „lind mache sie glücklich." Die Thränen des Vaters fielen anf die schreiende Kleine, Der Doctor entzog sie ihm jedoch wieder nud übergab sie der neuen The resc; ihn selbst bat er, sich m das Boudoir zuriickzuzichcu, Hcdwig sci bewußtlos »ud bedürfe seiner gauzcu Aufmerksamkeit. Zwei bange Stunden brachte Fritz allein zu; endlich ward er gerufen. Wotle deutele ihm, leise aufzutreten. „Du bist iu dieser Nacht reich gewordcu," sprach er, „aber — doch sage mir, ob Du Muth genug besitzest, der Wahrheit ius Gesicht zu scheu." „Freund," entgcguele Fritz, „Dn willst mich auf etwas Schreckliches vorbe reiten, ist es uicht so?" Uud seine Stimme zitterte, seiu ganzer Körper bebte. „Uud weilu dem so wäre?" „IstHcdwig todt?" frug Fritz hastig, währender den Doctor fast krampfhaft bei der Haud erfaßte. „Nciu — dem Himmel sei Dank, noch nicht." „Nock uicht? Noch nicht?" „Tröste Dich. Die Sonne geht anf, Hcdwig wird den Tag überleben, aber ihr Blutverlust war zu stark, Geläugc es mir —" und Wotke versanl in stilles Nachdenken. „Hilf, Freund, greife iu den tiefsten Schacht deiues Wissens, HedwigS halbes Vermögen —" „Sckweigc! Hedwigs Leben und Deine Freundschaft wiegen mehr, — Siehe, sie schlägt die Augeu ans." Und so wcn es. Mit leiser Stimme rief Hedwig: „Fritz!"