für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. ZIedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ I5. Freitag am V4. Juli 184V. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchenllich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Vollen. Der Preis des Nlattes iI »ortofre,er Zusendunn ganzjabria », halbiäbrla ü> fl. C.M., und w,rd balbjlihrig voraus» bezahlt. Alle l. l. Postämter nehmen Pranumerallo» an. In Laibach »rannmerirt man l>e»n Verleger am Roan, Nr. >yu, >,» ersten Stoire^ Beruhigung. JOas weinst du, Kind, was quillt dich so fehl? 2 weine, weine, weine nicht mehr! V>e Quelle versiege deiner Qual, Au«? Wolke» flammet ein reiner Strahl» Die Sonne beginnt zu scheinen; O höre du auf zu weine». Vertraue nur der liebenden Hand» Die jeder Wunde noch Heilung fand. Ist noch so trübe dein Lebenslag, DerStun» hört auf, der Rege» läßt nach; Die So»»c beginnt zu scheinen. 0 höre du auf ,zu weinen. Wann ist ein Himmel gonj wolkcnleer? Lei ruoig Kind und weine nicht mehr. Ls sinket der Tag, es kommt die Nacht — Die Nacht «ergeht und der Morgen lacht. Die Sonne beginn» zu scheine», O höre du «uf zu welnen. Ludwig Vcchstcin. Der Tavestrom iu Kraul. Topographisch-statistisch dargestellt »on Kar l Pren n er. (Fortsetzung.) Die Wichtigkeit dieses Stromes in nautischer Hinsicht wurde auch dadurch gewürdiget, das; in der Folge Stand­orte, Etapelplätze und befestigte Städte, welche die Ge­schichte nennt, an ihren Ufern erbaut wurden. I n der Gegend unter Ratschach stand am rechten Ufer das i>i-»!<,u!-il!m l.'ntoioi««! ul»; am Einstuße der Gurk in die Save bei Zhatesch, das von Einigen nach Gurkfeld versetzte «nviul!»!,»!» ; am linken Saoeufer, Sissek gegenüber, das berühmte Segeste, merkwürdig durch seine tapfere Vercheidi­gung wider den aus den Alpen Iapydiens (des heutigen In ­nertrains) nach dem Falle Merulums nach Uncerkrain und an die Saveufer vorgerückten Augustus. Auch das heutige Littay im Bezirke Sittich, wo noch jetzt viele Savebefah­rer sich befinden, war, wie schon erwähnt, ohne Zweifel schon in jenen alten Tagen vorhanden. I n dieser Gegend wohnten die Savapen (Savebewohner). Segeste reihte durch seine für den Handel wichtige Lage an den beiden schiffbare.» Flössen Save lind Kulp, so wie durch seine Bedeutenheit in militärischer Hinsicht, und als Waffenplatz für künftige weitere Eroberungen wohlgelegen, den vordringenden, unternehmenden Augu­stus. Da Segeste sich zur Vertheidigung anschickte, schlug der Römer eine Brücke, über die Save, und zog einen zweifachen Wall um die Stadt. Die Bewohner derselben vertheidigten sich auf das Aeußerste. Allein ungeachtet dessen bezwang sieAugustus, nachdem er den herbeigeeilten pannonischen Entsatz theils vernichtet iheils geschlagen hatte. Er besetz« Segeste mit fünf und zwanzig Erhörten, stal­tete die Stadc zu seinem Waffenplatze und zur Vorraths­fammer seiner Kriege in Dacien um, und hielt sich hier seine Kriegsflotte. Die Römer, denen unser Vaterland seine Cultur ver­dankte, erkannten den Werth unserer Save, und das Be­dürfnis; der Schiffahrt auf derselben; daher auch die vie­len vorgefundenen Denk- und Votivsteine auf de» Neptun. Als die Römer Illyrien mit Italien vereiniget har­ten, in unserem Vaterlande der Handel zu blühen ansing, daher ualische Ankömmlinge sich im Lande ansiedelten, und zahlreiche, theils im Lande gelegene, theils gegen die östlich liegenden Barbarenländer in den Krieg durchziehende Le­gionen römische Münze häusig im Lande ausstreuten, lern­ten die Bewohner für römisches Geld italische Waaren ein­handeln. Das berühmte Aquileja, war eine wichtige Legstätte für den Handel nach Illyrien, Pannonien und den tiefer liegenden Gegenden an der Donau. Oel, Weine und See­waaren wurden aus Aquileja von den einheimischen Be­wohnern , welche ihre inländischen Producte dahin brach­ten, abgeholt, über den Berg Okra, den Bergstrich bei Zirknitz und den Birnbaumerwald (»c! purum), nach dem Municii»»!» Nauportus (Oberlaibach) gebracht, dort auf Schiffe geladen, und auf dem Laibachfluße und der Save über Segeste in die unteren Länder an der Donau, oder auch in umgekehrter Richtung aufwärts verführt. Auch in späterer Folge blieb die Wichtigkeit des Sa­vestromes von den das Land beherrschenden Römern nicht' 98 unbeachtet. Sie legten zur Bewachung des Stromes feste Plätze an, Was auf dem Gurkerfelde, in und ausser dem Dorfe Ternovo am Rande des alten Rinnsales der Save gegen das Dorf Vicher hin noch heut zu Tage die Spu-­ ren des alten Gemäuers bezeugen. Als im zweiten Jahr­ hunderte der römische Imperator Trajan aus Italien durch Krain nach der über Aemona und über Siscia führen­ den romischen Heerstraße längs der Save zum Kriege gegen Decebalus, König der Datier, zog, setzte Nuviulwuum bei Ternovo unter Guvkfeld gelegen, dem weisen Herrscher ein Ehrendenkmal. Hadrian, Antonin der Fromme, Mar c Aure l erhielten an den Ufern der Saue gleiche Ehren. Theodor ich, König der Ostgothen, der auf sei­ nem Zuge aus Illyrien in uuserm Vaterlande wieder Ge­ setz, Kunst und Wissenschaft einführte und Industrie und Ackerbau zu befördern suchte, betrieb den Handel, und stellte an der Save einen Präses (Vorsteher) auf. (Zü5tsctzuug folgt.) Miniaturnovellen. Von ^cutu5, (Beschluß.) 4. C o l u m b u s. »Servus, Tinerl l wie gehrs? recht gute Sachen wieder; no das freut mich," sprach sein Mund, und mit den Augen verschlang er ein Pastetchen, einige Mandel­ bögen und die liebliche Fee selbst, Alles auf einmal. Schnell fuhr sie vom weichen Pfühle empor, den werthen Gast zu bedienen, und bald arbeiteten Don Cristovals Kinn­ laden an den Theilen, die, einst einer Gans angehörend, die Hand der niedlichen Tin i in eine Pastete umgezau­ bert hatte. — Aber es wollte ihm nicht schmecken, es schürte ihm sogewiß die Kehle zu, und schwer lag es ihm um Herzen; denn heute oder nie sollte der große Wurf gelingen, heute oder nie sollte die Atlantis seiner Liebe entdeckt werden. Er sann hin und her, wie er die Sache klug anstellen sollte. Zwar hatte Don Cr ist oval den Ovidiu s gelesen, aber in Praxi hatte es seinen Hacken; grau ist jede Theone, und grün allein der Baum des Le­bens! Doch plötzlich Hing dem großen Mann ein Licht auf, und er begann also: »Was Sie da für schöne Figuren ha­ben, liebe Tinerl ! der Lablache, o den habe ich gehört, der singt gut; derBadiali singt aber auch nicht schlecht. No ja, und der Mann da i« Ketten, wen stellt denn das vor, mein Schatz?" „«Das ist der Columbus, mein Herr."» »A, so! der arme Columbus, er trägt die Ketten, der arme Gefangene; a was denn, ich bin auch an armer Columbus! ich bin gefangen in den Ketten — in den Ket­ten Ihrer Reize, denn Sie sind hübsch, no ja wirtlich, sehr hübsch!" I n der Verlegenheit der Erklärung hatte unser Theo­retiker das Pastetchen nebst einigen spanischen Winden ver­zehrt, und er drang, eines der letzteren leichtbeschwingten Geschöpfe in erhobener Rechten, kühn geworden in die Fee, ihm ein Bußerl zu geben. Diese zwickerte schelmisch mit den puren Sonnen zwischen den vorgehaltenen Fingern dadurch, und machte strategisch retrograde Bewegungen. Do.« Cristoval spitzte schon die schönen Lippen, umschat­tet vom blauen Barte, da verspürte er einen unangeneh­men Ruck an der Schulter, und: »Was der Teure!!» rief der erschreckte Columbus.— Z. Die Schlacht von Navarin und das rothe Meer. »Herr Jemine!« rief die erbleichende Schöne, und Columbus begann schier an Gespenster zu glauben; denn eine Figur stand vor ihm, lang, mager und weiß, der alte Zuckerbäcker. Zur Krone wurde die Pudelmütze, zum Schleppkleide die Jacke und Schürze, der überkrystallifirte Kochlöffel, der gerade Cristovals Schütter sympathetisch berührt hatte, wurde zum diamantenen Scepcer. Herr Longinus schien aus Zorn und Galle weit über die Klasterlänge erhoben, und Erlkönig stand vor der erhitzten Phantasie Dou Cristovals. Ein zweites „a was Teu­re!!" entfuhr seinem Munde, mechanisch erhob er die mit dem »letzten spanischen Winde" bewaffnete Rechte, und kling, kling, schepperte es rückwärts. Dazwischen weinte die schöne Tini ; der erzürnte Papa aber perorirte noch im­mer über die jetzige verdorbene Welt, über die Keckheit der jungen Herren, denen die alten nichts nachgäben, dis> currirce vom Satisfactionnehmen, Erempelstatuiren und der­gleichen, und agirte dazu gar zweideutig mit seinem Scepter. Ein stiller Dulder, und wie aus Marmor starr, stam­melte Don Cristoval einige Entschuldigungen — da trö­pfelte es schaurig kalt auf seinen erhitzten Kopf, mengte sich dort mit Puder, schlängelte sich in rochen Bächlein über die vollen Wagen, drang in den Mund, wo durch die Süßigkeit des Fluidums Columbus zuerst aus seiner Lethargie erwachte, drang in die Halsbinde, und strömte zuletzt über Weste und Rock. »Das ist aber schon zu un­gewöhnlich!" rief Don Cristoval , sprang seitwärts, und Aller Augen sahen d^s Spectakel. Cristovals erhobene Rechte hatte einen Glaskasten eingedruckt, dadurch ward ein Traganihaufsatz, aus mehren Schiffen bestehend, von seinem Platz gerückt, dieser stieß an ein Glas, voll der zähen Flüßigkeiten, die Don Cri ­stoval so oft verhärtet auf Torten gegessen hatte, und die heute an ihm so schreckliche Rache nahm. Alles schwamm in der rothen Flüßigkeit, der ominöse Aufsatz mitten darin, der Mahagoni, die Glasstürze, Don Christoval und Tin i glühten vor Cochenilleröche, verzuckerte Früchte, Pa­ganinibrode, selbst Türkenköpfe wurden getauft; darein tön. tcn Longinus' Ieremiaden, während sein Hündchen Cri ­stoval's versüßte Rundstiefel umschnoverte. »Die schöne Schlacht von Navarin!" rief endlich Tini , so viel als möglich den Fluthen Einhalt thuend. »Hol' der Geier den Jähzorn!" sagte Longinus, »und das rothe Meer dazu!" jammerte Don Cristoval , und leckte am verzuckerten Blaubart. Der 8tl>)P-' 99 lern gingen ihre Leidenschaften im rochen Meere unter. Longinus reuete zwar das Unglück, das er über seinen werthen Gast hereintröpfeln ließ, aber wer konnte sich des Lächelns enthalten! denn gleich dem Ritter von der trau­rigen Gestalt theilte er die rothen Cochenillewogen, trat zu Long inus und sprach: »Das ist mir noch niemals ge­schehen! Er ist ein wildes becs, er ist mir Genugthuung schuldig! Ich Hab' mit der Tiner l nur gescherzt, er ist aber so grob hineingetölpelt wie ein Engländer. Er sieht mich nicht mehr, und ein Anderer mag seine schlechten Kö­che und Krapfen essen. Adieu.« Dann rauschcc er davon durch die damastene Thür im «tntu» uti ^«««ineti«; und man sah ihn heimwärtswandeln durch die Straßen von Oimpelhofen, die verlorne Atlantis seiner Liebe im Gehir­ ne, mit rothem Rock und dunkelrothen Wangen, laut dis­currirend, und grimmig fechtend mit den eisigen Lüften des December Abends. ?. Auswanderung. Seit jenem vcrhängnißvollen Tropfbade wurde Don Cristoual ganz verschlossen und abgestorben für die Aus­scnwelt. Nur sich lebte er, und den großen Geistern der Vorwelt und Jetztzeit. Tagelang wühlte er in den Fo­lianten von Lavater's Physiognomik; tagelang starrte er das Bild des Jähzornigen an, und lispelte: »Longi­nus!«; tagelang ließ er wieder seinen thränenschweren Blick in die Gegend des großen Spiegels fallen, unter dem auf einem Postamente Co tumbu« in Ketten stand, aus Tra­ganch geformt: Und es standen die Zwei beisammen Wie Lowentatzlcin und Leu, Wie Eidechßlcin und Kaiman, Wie Goldfischlein und Hai! — Aber endlich faßte namenlose Wuth sein großes Ge­ müch: nicht das undankbare Europa sollte seine Gebeine tragen, und sie auch nicht verscharren. Ein Ruf kam ihm zu aus China auf die Universität zu Nanking; begierig faßte er ihn auf, und ehe seine Freunde noch diesen Schlag nur ahnen konnten, flüchtet er mit all' seiner Weis­ heit und all' seinen Schätzen hinüber in das heilige Reich der Mitte, zu den kleinen Füssen, den langen Scheirelzö­ pfen und den gelben Gewässern. 8. Ein Brief aus Bedlam und Schluß. Mehre Jahre waren verflossen, und Don Cristoval lebte nur im Andenken seiner Mitbürger, sonst kam Nie­ manden eine Nachricht zu, Was aus dem großen Mann geworden sein mochte, bis jüngst ein Schreiben des Direk­ torats von Bedlam in einigen gelehrten Clubbs circulirte, gerichtet an einen gewißen Ur. Bisch ber zu Nanking, Wir legen es hier in authentischer Abschrift vor. Sendschreiben an Ur. Bisch ber zu Nanking. Mein Herr! «Halten Sie uns nicht für zudringlich, daß wir Sie mit gegenwärtigem Schreiben belästigen. Menschenliebe, unser Beruf, und der Ehrgeiz, den größten Narren Chi­na's uns zuzueignen, haben uns allein dazu bewogen. Wir flehen mtterthänigst zu Ihnen, unsere Bitte erhören zu wollen, und die Bedingungen, die wir Ihnen stellen, genau zu überdenken. Nicht schnöder Ehrgeitz treibt uns an, uns nach Ihrer Gegenwart so sehr zu sehnen, sondern reiner Philantropismus, und die Hoffnung, mit Ihrer Cur das größte Aussehen in allen fünf Welctheilen zu machen. Wir bitten Sie, die Wohnung Ihreschinesischen Observato­ riums zu verlassen, und in unsere Hallen einzuziehen. Keine der Bequemlichkeiten, die Sie so sehr gewohnt sind, wird Ihnen fehlen; alle Tagesverrichtungen sollen vorgenommen werden, wie sie bei Ihnen selbst eingeführt sind; wir ha­ben eine vortreffliche Conditorei, einen französischen Pa­stetenbäcker und eine Traiteurie nach den Vorschriften Ih ­rer letzten Abhandlung: „Nationelle Stomachologie." Un­sere Bibliothek ist sehr groß; die Wände, Thüren und Fen­ster Ihrer Gemächer werden dreifach sein, dichte Tapeten werden jeden Laut der übrigen, profanen Welt von Ihren Räumen entfernen, keines Ihrer weisen Selbstgespräche wird zu den Ohren der Canaille dringen. Hohe Suiegel werden die Gemäuer bedecken, auf daß jede Ihrer noblen, liefdurchdachten Bewegungen hundertfach in Ihren Augen wiederstrahle. Nothe, goldgestickte Gewänder werden Jh. ren Leib umfließen, weißer Puder Ihren Teint bewahren, und mit süßen Mandeln soll Ihr Zopf durchfiochten sein. Jedem Ihrer Winke wird blindlings Folge geleistet werden, und Alles soll, wie es immer gewöhnlich und ge­bräuchlich war, nach Secundenuhren, Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr geschehen. Niemand wird sich gegen Sie auflehnen, und Sie werden überall und in Allem der erste unserer Narren sein. Und dies alles bieten wir Ihnen, ohne Etwas von Ihrer Herablas­sung zu begehren, als daß Sie täglich zwei Stunden daran arbeiten, Ihre hohen Gedanken über die Natur, die Son­nensysteme, die Gaumen- und Magenkunde zu Papier zu bringen. Diese Manuskripte übergeben wir dem Buchhan­del, und wir sind sicher, ungeheuere Summen durch diese Speculation zu gewinnen. Wir hoffen, daß Sie diesen unseren Vorschlag annehmen, und bis Sie sich würdigen, uns mit Ihrer Gegenwart zu beglücken, an Narrheit wo möglich noch zunehmen werden. Dann soll unser Ruhm unsterblich sein, wenn wir das Unmögliche möglich gemacht, und den großen Chinesen zu Verstand gebracht haben wer­den. Genehmigen Sie die unterthämgsten Fußfälle Ihres ergebensten Directorats von Bedlam.« Viele halten nun aus den im ersten Capitel enthal­haltenen Gründen den Hr. Bischber und Don Cristo­val für ein und dieselbe Person, obwohl noch nirgends von einer Antwort des erwähnten Doctors Etwas verlau­tet. Die Meiste« erklären aber vorliegenden Brief für ein Falsi'ficat, und so schließt die lehrreiche Geschichte von Don Cristoval, muthmaßlich vr. Bischber, dem neuen Co­lumbus. Mannigfaltiges. (Neues Land.) Die französische Expedition unter d'Urvill e hat tief südlich unter Neuholland im Eismeere ltttt ein ?and entdeckt,' und die Küste in einer Länge von 80 deutschen Meilen untersucht. Sie ist ganz, öde, voller Schnee und Eis, und im Durchschnitte 1300 Fuß hoch.— (Die Anzahl der Theater) auf der ganzen Erde soll sich auf 3570 stabile und 500 wandernde belaufen. — Wie viele, oder eigentlich wie wenige Kunstanstalten mö­gen sich darunter befinden! — (Das «Frankfurter Iournal")ist die älteste ge­druckte Zeitung in Deutschland: es besteht seit 4 645, bis wohin es, vom Jahre 4 535 angefangen, in Deutschland nur geschriebene Zeitungen gab. — (Neue Basreliefs.) Ein Engländer, Namens Tau ­ton , will die Erfindung gemacht haben, die Sonnenlicht­zeichnungen auf der Metallplatte durch einen galvanischen Proceß sogleich in Basreliefs zu verwandeln. — (D ickson), ein kürzlich verstorbener englischer Gene­ral, hat den unsinnigen Einfall gehabt, in seinem Testa­mente zu verordnen, daß sein Schlachtpferd, welches bei Waterloo seine Gefahren theilte, erschossen und neben sei­nem Herrn begraben werden solle. — Maifeuilleton. Mittheilungen aus den» Ta­gebuche eines Wieners. (Beschluß.) Ick glaube. Da »hausers Bild ist ein schönes, echtmenschliches Dra­ma, und wie plastisch, wie prägnant, wie wahr und mild effectvoll vorgetragen! Dieser Ausdrrick in den Köpfen, dieses Leben im Mienen- und Gebar» denspicl! endlich dieser Zusammenhang, diese Einheit und Klarheit im Gan­zen. Das nenne ich Composition. Sckeidend von diesem Bilde D a n h a u< fer s «ersetzte ich mich auf einen Augenblick vor seine >P n r i sc r Sülonsc « ne, " die der glückliche, um dieses Gemäldes willen von mir beneidete V r gf f besitzt. ') D» seh' ich sie als» versammelt die llclcbritätcn der pariser Litera­tur' und Kunstwelt! Victor Hugo, Jules Ianin, die S « nd - Du­devont. Mayerbeer, Rossini und Paga »ini, dort auf de»» Bo« den »ine mehr zusammcngeschmiegtc als hingegossene, weibliche Gestalt, ohne. Zweifel eine enthusiastisch schönsinnige Dame, und Liszt am Piono-Forte im Vegeistcrungsffeber, mit hoch aufgerichtetem Oberleibe, mit leuchtender Slirne und visionärem Blicke. Auf seine», Antlitze thronen Würde u„d Er­habenheit, wenigstens ein sehr weihevoller Ernst, der durch die fahle We­sicktsblässe »nd Eingesunkenbeit der Wangen des Virtuosen einen geisterhaf­ten Anstrich erhält. Nicht wie ein mit Tönen den Herzen wie der leblosen Schöpfung gebietender Orpheus erscheint mir Liszt , sondern >vie Faust, der de» Dänion ciiirt; aufgeschlagen vor ihn, liegt das magische Buch mit den mystischen Zauberformeln, und seine» Tasten »uf- und Niederstiegende» Hände» entsprühen weithin leuchtende und zündende Funken. Alles lauscht, ,»»» tan» in der Seele Jedes der Anwesende» lesen. Wie schön hat doch der Künstler das innere Leben jedes Einzelne» charakterissrt, ja ich möchte, sagen, den Charakter der Individuen gemalt, und, wenn wir von, Künst-Icrchorakter insbesondere, uamentiich vom musikalischen Kunstgesichtspunkte Ausgehend, reden wolle», de» Echönheitsgcnius der hier versammelten li , terarischcn und artistischen Koryphäen dargestellt! Gerade dadurch, daß er sie so äußerlich ruhig, gcwissermassen zu plastisch ruhig , wenigstens die Mehrzahl derselben, hinsteltte, hat er wahr und sinnig ihre Innerlichkeit, das Intensive ihres Kunstgenusses, so zu sagen ihre Seelenoperatio n gezeich­nei, und charakteristisch individualisirt. Jules Iauin , der fruchtbare knüsche Fouilletonist, zeigt sich uns der objeclivsie von Allen, man sieht, er höre, er hat sogar über dem Hören seine Cigarre »erglimmen lassen, aber sein Auge verräth nicht die völlig conccntrirte Aufmerksamkeit der Seele und es scheint fast, als flüsterte er Etwas der Georges Dudevaut zu, der Kritiker dem mannweiblichen Philosophen. So wie die Philosophie die« ser geistreichen Schrifstellerin in der Vehemenz des Vortrags und ihrer ganz eigentdümlichen, fast romantische Leidenschaftlichfeit zu nennenden Darstcl, lungweise, das Weib verräth, eben so ist der hier im hohen Lehnsessel hin, «egossene Georges San d an der Gluth der weichen, zarte» Wangen und an ')Dies Gemälde war eine Zeitlang im Hause des Herrn Eiacnthümers, 2»' stlumentenmochers Grnff , dem Besuche aller Kunstfreunde zugänglich. dem !»' Verzückung schwimmende» Blicke sogleich als Dudevon t zu er­kennen, und so, im männlich-modernen Costume vor uns, eher ei» lieb­licher Weibman n als - was ohnehin so anwidernd und gemein klingt — Mannweib zu nenne». Pagonini, so dürr und hager, so cigenthü,»­lich > beinahe geisterhaft — ernst, so träxmerisch — sinnend, gleichsam gcisses' abwesend vor sich hinblickend, erscheint mir wie ein von Jenseits herüber ci< lirtcr Schatten, dessen Ohre bereits anderer Welle» Töne »nd Harmonien geklungen. Die mis de», Antlitze vo!» Beschauer ab — u»d Lisz t zuge­«va»dte, oh»e Zweifel reitzende Blondine ober ist ei» liedliches Rälhl'el dej Bildes, dessen sinniger, Schöpfer Daxhguser. — Mich wieder zur großen Kunstausstellung zurückwendend will ich mir nur noch anmerken, daß ick in alle» Fächernder Malerei Werte» von wer« ihen äliern Wienermeistern begegnet, darunter besonders Gauerma » und Waldmüller. Auch Agritol« und Schiavoni habe» sich wieder cinqefuuden, beide ziemlich fruchtbar. Meister FUhrich war auch d». A m er­li» g der Maler-Prometheus, aus Forbenlichtcrn durchsichtige Leiber schaffend, ließ sich nicht vermissen. Seine Tochter Evas scheint Ev» selbst die Erstgeschaffene, ei» Verführerisch — reizend Weib; sein Theologe ist ei« schöner, sinniger, gottesgelehrter junger Man». — Mein glossirter Katalog muß die Lücke des Tagebuches, insofern es Zahl und Namen der Künstler und Kunstwerke betriffr, ansfüllV»; ein Blick hinein wird frühere Eindrü­cke wieder zurückrufen. — Die Aufstellung und Anordnung der Bilder scheint im Ganzen dem eklektische» K^mstgcschmocke unserer Zeit gehuldigt zu haben, indem kein eigentliches System der Aufeinanderfolge, außer de,» der zufälligen, successive» Einsendnng, beobachtet worden. Ohne Absicht dürfte dies wohl nicht geschehen sei», und somit zugleich mit dem Zwecke auch sei» Gutes habe». — Der Gemähldconkauf von Privatiers ist ei» schu­»er Beweis vo» reger Künstliche im Public»,» und Von edler Anwendung irdischer Glück^gütvr auf hehre Schätze. Rudolph Arthabe r ist in dieser Beziehung ein rühmlicher Protaget, und ihm zunächst dürfte Baron L. P c» reir a stehe». »Wer die Künste ehrt, ist selbst des Lorbers werth.» — Unter den nur 2 : Nummern zählende» Nildhnuerarbeitc» »enne ich Ramclmoycr' s «Nest der Amorette»", smnig und naiv in der Erfindung, glücklich in der Ausführung; Ma rche si's Marino,bllste des Malers A p< Viani, edel und träfug, wcnh des Meißels eines Thorwaldfo»; H i r sch h äuier' s außerordentlich rein in Stein geschnittenen Christus, Nanielm »« er's sitzenden Kaistr Franz »nd Kreuzer's antik vollen­dete Vase. Alle Beachtung verdienen Loos Medaiüenstucke inVroucc, und Neugold. Ueberhaupt genoniiucu, ersetzen die vorhandene» plastischen Werke den Zohlabgang durch große Sorgfalt und Genauigkeit ihrer Ausführuug.— Wcr die Welt nicht im Große» bewuuderu mag, wer Gott und seine Allmacht nicht findet i « unendlichen All , »nd wessen Seele erlcgcn der trostlosen Idee des Nihilismus, der lerne die Welt im Kleine», ja »»Klein­ste» kenne», Gott im Atome »»bete», und eine Welt im Tropfen u°nd Mo­l.tule ab»e„. Als» lehrt es Professor Schi, h's aus Berlin Hydrogengas­milroseop < welches uns zur Veschauung aufgestellt ist. Das ist eine Phon­lasmagorie für Geist und Herz, für Sinn und Seele, eine sichtbare Ver­wirklichung der ausschweifendste» Phanlasiegcbilde, und doch ein Spiegel der Wahrheit, ein Meer »0» ünideckungen, ei» Wesenuuiversum, u»e»d!i> cher noch als das All der Gedanke», eine Fülle vo» Lehre» aus de», Ocea» göttlicher Weisheit, eine wahre, ewige Theodicec! Wen» von, Wasscrlropfe», der ei» belelner uud bewohnter Wcltlörper, ja von, kleinsten verwesende» Atome nn Alles Le,ben, organisches, gegliedertes, ewige Gesetze des S.ins, der Dauer uud Umwandlung vertlmdendes Ltben., i» klarer, ausgeprägter, de,» physische» Auge erreichbarer Gestalt uud Form, wenn i»e Regel,»»­ßil>keit unserer Nildrmgoforme» sogar in. Kleinsten »»r de», ewigen Caoon der Ueschönh^it entsprunge», u»d sich endlich von. Sichtbaren auf wenigstens <>be» so viel Unsichibores schließe» läßt: i» welche Ilneudlichkcit zu lanchen ist d» dem Menschengeiste vergönnt, und wie wahr ist bei allem De», doch Hallers Ausruf: »In's In» re der Natur dringt kein erschoff'ner Geist , Wie glücklich, wen» sie nur die äußre Schale weist!« — wenn es di< Erforschung der Ursubstlmz gilt! Aber wir dürfe-» hoffen, »och Heller und liefer zu sehen, so gewiß wir, folgend dem Gesetze d>s ewigen Fortschritts, aufwärts klimmen die unendliche Stufenleiter der Geister zu reineren Ertenntnihsphären; ist doch da? H'ydrogengoslicht selbst ein schon tauslnd Mal? gereimgteres Licht als «andere Lichter, n,rd »nn noch dazu ei» verklärteres, schärferes Auge, eine höhere Freiheit der Sinne, ein «cbellose­rcr Spiegel der Heek! Ls wird nicht fehle» könne» ! M 0 nt 0 n. Laibach. Druck „nd 35 g des Joseph Vlasnik.