MITTHEILUNGEN d e s historischen Vereines für Strain im October 1854. Redigirt vom Mi* *. V. F. Mimi. D ereins- Sekretär und Geschäftsleiter rc. ic. Ueber dre Namen In d, Sind, Vind, Ant, Spor und Slav, die Aus-gange slav und in slavischen und griechischen, mar, mer und mir in keltischen, germanischen, slavischen und man in germanischen und slavischen Personcn-Namcn. Ein e 11) m o f o g i f d) e r Versuch vom eotrefyonbirenben Mitgliide Davorin Tersteaijak. afn dem grauesten Alterthum, wovon keine Gcschichts-quclle eine Nachricht gibt, in das nur unsichere Schlüsse und Vermuthungen uns einen Blick werfen lassen , haben wir uns allen Anzeichen nach auf jenen Hochflächen Asien's, wo die zwei großen Hochländer, das westliche und das östliche, zusammenhängen, an den Quellen des Indus und seiner Zuflüsse ein Uroolk zu denken, von welchem die wichtigsten der gebildetsten Völker, Inder und Perser, Griechen und Römer, Germanen und Kelten, Slaven und Litthaucr abstammen. Für diese gemeinschaftliche Abstammung zeigt am Entschiedensten die außerordentliche Verwandtschaft ihrer Sprachen, die sich nicht nur in den gleichen Wurzeln der Wörter, sondern auch in den ähnlichen Formen der Declination und Conjugation kundgibt. Die älteste von diesen Sprachen, die uns bekannt, ist die heilige Sprache der Inder, Sanskrit genannt, und wenn man von den Sanskritwurzeln absieht, die ein Gehen und Bewegen, ein Leuchten und Sprechen, ein Tönen und Bedenken bezeichnen, so sind in der slavischen Sprache zwei Drittel Sanskritwurzel vcrtre- *) 11 f6tv die Herleitung bež Namens Vind unb Slav ist schon Vieles geschrieben worben; auch der Verfasser bicfcS Aufsatzes hat es schon zwei Mal versucht, die ursprüngliche Bebeutung desselben auSzn-sorschen. Indem er feilte früheren Ansichten durch die Veröffentlichung dieser Abhandlung widerruft, empfiehlt er diese der Aufmerksamkeit kritischer Sprachforscher. ten, daher der gelehrteste Sprachforscher, F. W. Eichst off, mit Recht bemerkt, daß die slavische Sprache ans der indischen unmittelbar entsprungen zu sein scheine. *) Wie die Sprache der Slaven unmittelbar aus der indischen entsprungen ist, eben so der religiöse Cultus. Dieß erkannte schon der große Dobrovsky, indem er sagt: Das ganze slavische Heidcnthum ist indischen Ursprunges, und man kann ohne die Mythologie der Inder unmöglich die slavischen Gottheiten erklären3). Zu dieser Ansicht bekannte sich schon vor vielen Jahren der gelehrte Safari!3), und der zu früh verstorbene slavische Dichter Kollar versuchte in einem eigenen Werke die Identität des indischen und slavischen Mythus darzuthun, zwar nicht in jeder Beziehung mit Glück, jedoch nicht ohne Verdienst. Mit mehr Geschick als Kollar und mit mehr Kritik verfocht diese Ansicht der gelehrte Professor Dr. Hanus in seinem Werke: „die Wissenschaft des slavischen Mythus". Selbst unter deutschen Gelehrten herrschte schon lange diese Ansicht, und schon vor mehr denn vierzig Jahren hatte der geniale Görres in seiner Mythengeschichte der asiatischen Welt folgende Zeilen geschrieben: „Daher wird cs begreiflich, wie jene slavischen Völkerschaften, die in den früheren Jahrhunderten von jenem Stammes (dem indischen) sich gelöst, und nach dem östlichen Europa hin vorgedrungen, so vielen Orientalism in ihrem religiösen Cultus zeigen konnten". Und auf der nämlichen Seite schließt dieser scharfsinnige Geschichtsforscher, nachdem er einige Götter der alten Slaven besprochen, «daß alles dieses den frühern Verkehr mit indischen Mythen und direkte Verwandtschaft des Slavenstammes mit dem Hiuterasiatischcu beweise" *). ;• ') Eichh o fs Europa unb Indien pag. 30. *) Slovanka IJ. 173. a) Geschichte ber slav. Literatur pag. 11. *) Daß die Slovenen Inder sind, bestätigt die Benennung von Seite unserer deutschen Nachbarn, die uns Windische nennen. Wir werden unten sehen, daß beide Namen lud und Vind gleichlautend find. J) GörreS Mythengeschichte der asiat. Welt pag. 202. Obwohl mir eine dirccte Verwandtschaft der Slaven mit den Indern annehmen, so wollen wir damit doch nicht behaupten, die Slaven seien reine Inder, «denn durch Wanderung entstehen, wie der gelehrte und tiefforschendc Ritter mit Recht bemerkt, neue Völker aus früher gleichartigen, weil Veränderung des Klima und des ganzen äußern Lebens eine große Revolution hervorbringen" *). Eben so ist der slavische Mythus nicht rein indisch, obwohl er den Grtmdtypus des indischen nicht eingebüßt hat; jedoch ist er indischer als irgend einer eines andern indo-europäischen Volksstammes, und die eigenthümlichen Elemente, welche der slavische Mythus aus den religiösen Ideen nachbarlicher Völker in Europa aufgenommen hat, oder die durch die Revolution des slavischen Geistes sich gebildet haben, sind nicht so heterogen, um den indischen Typtis gänzlich unterdrücken 31t können. Einen Beweis dafür liefern uns schon die Namen der drei slavischen Hauptgottheiten Prave (Prove), Radogost (Radoslav) und Shiva, die nur slavisirte Formen des indischen Brahma, Višnu (Rama) und Shiva sind. Der gelehrte Sprachforscher Eichhoff2) gibt als die Wurzel von Brahma das Verbum barh, schaffen, bewirken, an, und wirklich ist Brahma nach indischem Mythus der Erschaffer der Dinge. Die Wurzel von Rama ist das Verbum ram gaudere, ludere, was unseres Wissens der einzige Dapper 3) richtig angab, und welchem Begriffe der slavische Radhost (Radoslav, Radomir) in Wort, Bild und That entspricht. Der Name der Gottheit Shiva hat sich selbst im Slavischen unverändert erhalten. Viele ursprüngliche Begriffe der Sanskritwörter kann nur das Slavische erklären, denn trotz der ausgezeichneten Leistungen englischer und deutscher Sanskritisten ist doch auch viel Irriges in Bezug der ursprünglichen Bedeutung der Wörter zu Tage gefördert worden, und die Sprachforscher haben uns von vielen Verben metaphorische Begriffe gegeben. Daß die Wurzel von Brahma barh sei, bestätiget die slavische Bildung Prave, Prove. Der Buchstabe m des Sanskrit wird meist im Slavischen ein v, z. B. Karinis lat. vermis, deutsch Wurm, slav. čarv, litih, kirminas. so aus Brahma Prave, Prove, und das Verbum pravili, napraviti bedeutet das nämliche, was das sanskrite barh, Nach dieser Vorausschicknng gehen wir auf unser eigentliches Thema über, nämlich auf die Bedeutung des Namens Indh, Sindh, Yindh, Ant, Spor, Slav. Die alte Vrahmanenlehre gibt uns, durch ein ganzes Theologiesystem durchgeschoben, den Begriff einer höchsten Gottheit, welche sie Brahm nennt *). Dieses höchste Wesen *) Ritter Vorhalle pag. 310. 5) E i ch hoff Europa u. Indien 190—413. 3) Dapper Asia pag. 81. *) Man sehe hierüber bei Jones in seinem Discourse on the Gods etc. nach, und left gründliche Abhandlungen des tiefdenkcnden Ni-clas Müller in seinem Werke „Glauben und Wissen der Hindu" pag. 90—228. ist ein Neutrum, also geschlechtslos, und somit die abstrakt denkbare Erschaffungs-, Wcltordnungs- und WeltcrhaltungS-facultät vor Schöpfung, vor Weltordnung und Welten Haltung. Es ist der abgerundete Verein aller erdenkbaren Gewalt und Vollkommenheit in Ruhe, der vollendete Kreis aller höchsten Intelligenzen vor Anwendung und aller genetischen Potenzen vor Entfaltung des Willens — vor freier Entwicklung im Werk. Es ist also Raum und Zeitmöglichkeit vor Raum und Zeit, und die menschlich nie ganz zu erfassende Ewigkeit. Dieses Wesen bestrebten sich die alten Hindu zu erkennen, in dem Vermögen idealer Typistrung (Maja) in der mystisch vorschöpferischen, int Worte verkörperten Entschlußbcfestigung des idealen und zugleich normalen Geftaltungswillens (Oum) in der mystischen Gottheitsqualität der Alldurchlichtung (Porš) und der Urborn des allbelebenden W e l t h a u ch s (Tran). Sie dachten sich somit das höchste Wesen als etwas Geistiges, was auch die Beinamen Brahms, Atma, Prama-atma, Mahaatma, Ašariri it. dgl. bestätigen l). Da, wie wir gesehen, die alten Hindus das höchste Wesen sich als etwas Geistiges dachten, so wäre die Behauptung , daß sie sich deßhalb selbst die Geistigen nannten, nicht so ganz unvernünftig. Zwar wird das eigentliche Indien Madhjadesha d. i. Mittclland (Meddežela) genannt 2), aber die Benennung Indhu, Hindliu, Sindhu, Vindlm, Haindhava ist den indischen Schriftstellern nicht unbekannt ff Die Urform ist Indhu. Erst im Indischen traten das H und V als Digammen vor, und der Spirans ging in dein hintcrasiatischen Dialect in einen Sibilans über 4). Die beiden Digamma's H und V finden wir auch im Slavischen sehr häufig 5). Wir sagten oben, daß sich die Inder wegen ihrer Verehrung eines höchsten geistigen Wesens, selbst Geistige Indhu, Hindliu, Sindhu, Vindhu nannten, wovon das Stamm-wort indh ist, das ursprünglich spirare bedeutet haben muß, und nicht splendere, urere, wie es uns die Sanskritisten übersetzen. Für unsere Behauptung führen wir folgende Grunde an: Indra ist nach der indischen Mythologie Deus aeris ff der große Geist ätherischer und meteorischer Einflüsse auf die Erzeugnisse der Natur und auf das physische Wohl belebter Wesen. Da nun die Namen der übrigen Gottheiten Begriffe bezeichnen, die ihren Functionen zukommen, oder besser gesagt, da sie nach den Elementen, welchen sie vorstehen, benannt werden, wie Varuna, Wassergott, von var, fließen; Agni, Feuergott, von agnis, Feuer; Stiryas, Sonnengott, von süris, Sonne u. s. tu.; so mußte auch indh ursprünglich das Hauchen, spirare, bedeutet haben. ‘) Amarasinha Seclio prima de coelo ed. Paiittini sub voc. 3) gtittcr Asiat III. 113 — 125. 3) Asiat. Research. III. 48. 4) Nurk Myth. Lex sub v, Hindu. 5) Dr. Miklosich skav.Lmii- lchre 227—501. °) Nalus Maha-Bharati Episod ed. Bopp, Slo. io. cons. Bopp. Annotat. pag.. 201. Einen weiteren Beweis gibt uns das aus dem indischen Indra entsprossene slavische vindri, vendri, vedri, was eigentlich die azurblaue Atmosphäre bedeutet. Man vergleiche noch mit dem indischen indh das deutsche „Wind". Die Atmosphäre erscheint uns aber in größeren Massen blau, und so entstand der Nebenbcgriff blau, deßhalb uns die Orientalisten den Namen des Flusses Indhu, Sindhu (Indus) mit Dunkelblau übersetzen 1). Der Aether ist aber auch ein wesentlicher Factor für die Hitze, und so entstand der Nebenbegriff indh Brennen2). Man vergleiche das slavische para, spar Rauch, Dampf nub sparno schwül, heiß, sanskrit spar, spirare. Der Aether kommt uns aus dem Himmelsraume zu-entscndct von allen Himmelskörpern, die wir Sclbftleuch-tende nennen; deßhalb finden wir aindras (die indische Form des sanskriten i'ndras) in der Bedeutung himmlisch s), und da die Atmosphäre immer von einer großen Schichte leichter Wasserdünste belastet ist, so finden wir in indischen Dialccten vandra in der Bedeutung Wasser, wenn dieses Wort nicht von vaudan abzuleiten ist. Der geniale und universelle Kanne * *) nennt daher den Indus mit allem Recht den „ lustgebornen Fluß aus dem Norden." ^ Eben so nannten die Griechen den Nil den aus der Lust kommenden Aigyptos (dvnsrrii Aiyvntog), und weil der Wind des Nordens die Vogelgestalt hatte (Kanne vergleicht hierbei aquilo mit aquila, und Nord mit dem skandinavischen Niord-Adlerbalg), so hieß bei1 9?!! Aiyvaro? der Zicgengcicr und das Land A krog Adler und AtQia Luftland. Vielleicht dürfte mau hier vergleichen Nara Vin-dhia ein Fluß in Indien, ferner Banta, Vanta die Mutter des Geiers Garudha, von an spirare mit dem Labialdi-gamma Ban, van. Es würde daher das Land Aegyptus, Aetos, Aeria, bezüglich des Namens in einer Verwandtschaft stehen mit Indien, Sindien, Vindien, Andeh, Vandra und der Nil der dunkelblaue (sanskrit nila blau) mit Srnlu, Simdu, Sundku, Sundhu 5), Synonyma von indh find aber auch die Verba an und spar. Von an entspringt das Wort änas, anilas Hauch, anhuma, Spiritus; griechisch ive/iog, lat. animus, deutsch ahnen, eine Function des Geistes, uon spar,spartan Hauch, lat. Spiritus, slav. para, vapor, sparno, vapo-rosus, vaporeus e). Prokop nennt aber die Slaven auch Anten und Sporen, somit wäre diese Bezeichnung conform der Bezeichnung Ind, Sindh, Vindh, Winde. Die Verba an und spar involviren aber auch, da Luft Grundbedingung zum Leben ist, die Begriffe leben, bewegen *), und J) Crcuj.er Symbolik I. 537. ") Wilson Lex. sansk. und B opp Gloss, sausk. sub voce. ') Eichhosf Europa und Jubiin 211. *) .Ranne Spill», der indisch. Myth. 293. J) Mau vergleiche über das hier Gesagte »Kanne Pantheon" 385 405 und dessen System der indischen Myth. I. c. °) Eichhoff Europa und Indien I»6. J In indischen Schriften finde ich öfters die Verba an und spar in der Bedeutung leben, bewege»; auch Eich hoff führt sie in dieser Bedeutung an. merkwürdig ist es, was der Verfasser der »Mater Salomonis«, einer Prager Handschrift vom Jahre 1102, über den Namen Sarb, Serb sagt, nämlich: Sarabaite Zirbi (lies Sirbi) proprie currentes vel sibi viventes *), Also stünde auch der Name Serb, Srb, Sarb in einer nahen Verwandtschaft mit den Namen Ind, Viad, Ant, Spor. Sar 2) bedeutet im Sanskrit gehen, bewegen, wahrscheinlich wieder schon ein übertragener Begriff, wie wir dieß bei indh, an und spar finden. Welch' eine geheimnißvolle Affinität herrscht nicht zwischen diesen Namen? Wer vermag hier tiefer zu greifen und den Schleier zu lüften? Eine analoge Bedeutung mit Ind, Vindh, Sindh, Andeh, Vandhra, Ant, Spor, hat auch der Name Slav. Die Wurzel des Wortes Slav ist sluju, sluti, und von diesem das sanskrite Verbum shru, auribus percipere, hören , erschallen, griech. xXvco, lat. clues, daher cliens für cluens, ein Höriger 3). Das sanskrite Verbum shru bezeichnet daher ebenfalls eine spirituelle Thätigkeit, und der Vermittler dieser Thätigkeit ist die Luft, die auch zugleich das Schallmittel ist. Es ist somit die Schreibweise Slav und Sloven, slavisch und slovenisch gleich gut, und beide Namen gehören einer und derselben Stammwurzel shru, sluti, an. Slava bedeutet aber auch Ruhm, das Gerücht. Die Wurzel für diese beiden deutschen Wörter ist sicherlich das semitische ruah, Spiritus, so wie der Worte rüchen, Geruch. Man vergleiche die analoge Bezeichnung des slavischen duh, Geist und Geruch, duhali hauchen, blasen, rauchen, und dišati riechen. Es läßt sich somit mit Grund annehmen, daß die ursprüngliche Bedeutung des Wortes shru, sluti, xXva, clueo, gleich war der Bedeutung der Wörter indn, an, spar, und eine Function des Geistes ausdrückte *). Wir finden nun, daß die Begriffe Mensch, Mann im Sanskrit mas, mamiš lauten, und alle critischen Sprachforscher leiten dieses Wort von man ab, das denken, überlegen bedeutet, deßhalb man im Indischen mas, mamiš auch in der Bedeutung G e i st findet, womit die Philologen das griechische perm, fisvoivam, meriiscor, me-mini, das goth. man, das deutsche meinen, das litth. menu und das slovcnischc menim vergleichen; ebenso das lat. mas, masculus, deutsch Mensch, Mann, slav. maž, mož4). Das man ist nun vorzugsweise eine Bezeichnung für das Masculinum, und kommt sehr häufig in deutschen und ') Schaffarzik Abkunft brr Clave» pag. 196. 2) Eichhoff Europa und Indien 201. s) Dr. Miklosich Radices lingvae slav. 82. Bo pp Gloss. Sansk. sub vor. shru. *) Wir finden viele solche Wörter auch in der lateinischen und slavischen Sprache, die ihre ursprüngliche Bedeutung mehr oder weniger ganz verloren haben, und im Munde des Volkes nur in der übertragenen Bedeutung vorkomineu. Z. B. die aus der lateinischen Sprache das Verbum putarc, das ursprünglich schneiden hieß (daher amputare) und den Begriff, dafürhalteu, glauben, meinen, erst später erhalten hat. *) Eich ho ff Europa und Indien 229. slavischen Perfonen-Namen vor; man vergleiche die altdeutschen Namen: Sala man, March man, Hcriman, Si-giman, und die slavischen Bezman, Dragoman, Lubman, Lutoman, Radman, Spitiman, Venceman, Vukman, u. s. w. Eine andere Zusammensetzung slavischer Pcrsonen-Namcn ist mit slav, z. B. Radoslav, Venceslav, Drago-slav, Mestislav (Mascislav), Rastislav, Vitislav u. s. tu. Dieser Zusammensetzung entsprechen die griechischen auf xXrjg (ooit x/.uo), wie slav von sluju), z. B. ^yufioxXrjg — Dobroslav, EfiTredoxXrjg, nsQixXrjg 11, s. w. Aus dieser Analogie wird ersichtlich, daß sliru, sluju und xlva ursprünglich spirare bedeutet habe, und erst im Ncbenbcgriff die Function des Geistes man, fiersiv, menisci , daß somit slav und xXrjg identisch seien, und ein behauchtes, beg eist igtes (denkendes) Wesen bezeichneten. Nur auf diese Art erklären sich die slavischen mythologischen Namen, wie Mstislav (Mešcislav, Mascislav) der Zürnende, der Racher, ein Beiname des Shiva, im Indischen Šastava. Aber auch von masča Rache, Zorn, hat das Sanskrit eine gleichlautende Wurzel in der Bedeutung ivasci. Daß Slav ursprünglich die Begriffe behauchtes Wesen, Geist ausdrückte, bestätigt das analoge mar, mer, mir, welches ebenfalls in keltischen, germanischen und slavischen Personen - Namen vorkommt. Man vergleiche das keltische Britomar, die deutschen Chnodomar, Gundomar, Regiemar, Vadomar, Cattumer, Silimer, Inguiomer, Gi-bimer, Markomir, Segimir, mit den slavischen Godemar, Hetmar, Vitumar, Dragomar, Radomer, Volimir, Jaro-mir, Lutomir u. s. w. Nach gründlicher Forschung finden wir für dieses keltisch-germanisch-slavische mar, mer, mir, keine andere Stammwurzel als das sanskritc Smer (smr), das nach B o pp meminisse, reminisci, recordari bedeutet, also wieder in einer Verwandtschaft mit man, xXijg und slav steht. Dieses Wort hat sich in allen indo-europäischen Sprachen erhalten, wie Bo pp *), dieser Meister der indo-europäischen Sprachforschung klar nachweist, und zwar im Lateinischen, als: mor per reduplicationem mentor, goth. merja, memoro, altdeutsch marin, annuntio manifestum fa-cio, celebro, märi, altdeutsch fama, wo cs schon den ursprünglichen Begriff gleich dem slavischen Slava verlor, dessen jüngster Begriff auch fama, gloria, celebratio ist. Im slavonischen Dialect haben wir das Verbum morati, mar biti sinnen, achten, daher nemaren nicht achtend, leichtsinnig. Da nicht das lateinische hostis, das einst peregrinus bedeutete, das deutsche Gast, das slav. host, gost auch in einer Verwandtschaft mit mar den Begriffen man, slav, mar, mer, mir steht, und vielleicht mit dem Worte Geist combinirt, wagen wir nicht zu behaupten. Diese Stammwürze! mögen uns deutsche Sprachforscher aufsuchen. Vielleicht wird unsere Abhandlung anregend wirken und An- dern gegönnt sein, klarer zu schauen, was wir nur im Zwielicht ansnehmen konnten. liigilomaiaa-mnaa l'aniiolicum. Stiftung des Klosters Michelftätten. Ueber die Entstehung des Klosters Michelstätten gibt Valvasor im XI. Buche S. 365, nur auf unsichere und zum Theil sich widersprechende Sagen sich fußende Nachrichten ; nicht genauer und bestimmter ist der Bericht in Marian's »Austria sacra« Bd. V. S. 193. Unterdessen bedet sich im krainischcn Museum eine vidimirte Abschrift der eigentlichen Stiftungsurkunde des Klosters Michclstcttcn, sowie eine weitere Abschrift eines Confirmationsbricfes von Herzog Albrecht aus dem Jahre 1338 über das Kloster Michelstätten, welcher die nämliche Stistungsurkunde vollständig enthält. Diese Urkunde verbreitet volles Licht über die Gründung des benannten Fraucn-Klosters, und enthält zugleich andere nicht unwichtige geschichtliche Thatsachen. Sie lautet: In nomine sanctae et individuae Trinitatis. Amen, Bertholdus Dei gratia sanctae Aquilejensis Ecclcsiae Patriarcha. Quoniam quae just is et piis int er dum dueti affectibus praesentis temporis agunt homines, non solum subrepens enerval oblivio, imo (prob dolor!) cadem iidem quandoque,, et aliquando alii perniciose nituntur revocarc, infringere vel mutare, auctrice, quae veritatis est aemula, levitate. Cui equidem instigation! inimici bonorum operum Satanae officiosissimia adesse consvevit ministra. Eapropter necessario et salubriter est invention, quod gesta fidel luni rationabiliter et jure contracla, ut in suo robore persevc-rent, script! perpetuatione et memoria perennentur. lila autem praecipue digna sunt apud homines firmitate, quae apud Conditorem hominum auctoribus suis aeternae felici-tatis dona praeparant sempiterna. Noverint igitur universi praesentes et futuri fideles hanc paginam inspecturi, quod constiluti coram nobis dilecti, nobis in Christo Weriandus, plebanus de Meingozburg, Gerlochus et Waltcrus fralres de Stain, et Richza vidua filiusque ejus Weriandus, Vene-rabilis in Christo filius noster Albertus Abbas Oberburgen-sis, supplicarunt humiliter et devote, quatenus quia ejus a quo bona cuncta procedunt, gratia irnbull in Valle S. Mariae apud Michelstetten locum Orationis et domum Domino Jesu Christo et gloriosae Genitrici suae praeparabant, invitalis et collectis illuc Sororibus deCieglhoven in Wienna, sanctae conversalionis secundum regulam Beati Augustini religio-nem profitentibus, eidem eorum fundalioni impendere cu-raremus subsidium pariser et assensum. Nos igitur sanctum eorum commendantes propositum, et supplicalionibds adeo favorabilibus annuentes, npvellam eorum, eandem et sacrum plantalionem auctoritate, quo fungimur duximus consirinan-dum, statuentes communicato consilio totius Capiluli Aquilejensis , et adhibita condigna maturitate, et praesenti saii-cientes mandate, quatenus Sorores apud dietam Valim” BoPP Glossar Sanskrit. 3g2. Sanetae Mariae Domino samulantes, Magistram, quae nomine et officio Prioratus fungatur, super se liabeant, Sancti Augustini regulam ten ant juxte regulam Beati Benedicts ab esu carnium et lineis vestimenlis nihilominus abslineant, per observantiain jejuniorum Sancti Benedict! vitam suam praesnntem pro amore Domini arctius castigantes. Ad ejus-dem autem fundationis ipsorum incrementum praedicti We-riandus, Gerlochus et Waltervs fra Ires de Stain, et Wcrian-dus quondam Beronis fratris ipsorum filius, et filii quondam Heinrici fratris eorundem, pro sc et haeredibus suis jus Pa-trqnatus, quod in ecclesia de Michelstelten obtinebant, in nostris manibus resignarunt. Ila quod eadem ecclesia cum omnibus bonis suis, exitibus, silvis, aquis, pratis, pascuis, agris cultis et incultis, et universis suis pertinentiis ad Mo-nasterium praedictae vallis Sanetae Mariae perpetuo debeat pertinere. Iidem quoque fratres et praefati fratruelles eo-ruin, nec non filii Gebhardi de Liligenberg et filii Engel-schallcr de Rabensperch advocatiam etiam dictae ecclesiae pro se et haeredibus suis in nostris manibus similiter resignarunt eo modo, quod Monasterium Vallis Sanetae Mariae in ecclesia ipsa et ejus attinentiis per omnia nostrae et Successorum nostrorum protectionis praesidio gaudeat spe-ciali, nobis tarnen et successoribus nostris conferendi advocatiam eandem alicui usquequaque non habentibus potesta-tem. Praeterea fratres praedicti Weriandus, Gerlochus et Walterus de Stain in nostra indulserunt praesentia consti-tuli, quod homines corum bona, quaccumque ab ipsis feu-dalilcr obtinerent, pro aniinarum suarum remedio dieto monasterio legare possint, tanquam propria perpetuo pos-sidenda. Diem insuper messionis extremae memorati fratres abundantius, et quidam alii juxta facilitates suas cupientes misericordiae operibus praevenire: saepe dieto Monasterio de bonis suis larga subsidia liberaliser erogarunt. Quae ecce per loca et vocabula subscriptio praesens exponit. Weriandus dictus plebanus de Meingozburg de jus to patri-monio suo, consensu fra trum suorum atque cohaeredum omnium, dedit atque legavit ipsi Monasterio quatuor mansos apud Sanctum Georgium, quinque in Olswic, unum apud Hulbin, unam vineam apud Peischatt. Item Gerlochus de Stain legavit eidem Monasterio curiam suam apud Mi-chelstetten cum omnibus pertinentiis suis, et quatuor mansos apud Pesch, et sex mansos apud Wopulach. Item Walterus de Stain dedit eidem Monasterio unum inansum apud Olswic. Item Domina Richza vidua et filius ejus Weriandus dederunt eidem monasterio quatuor mansos apud Tupelich. Item Soror Margaretha ibidem Deo famulans dedit eidem Monasterio quatuor mansos apud Pernekke, et unum aPud Tuztan. Item dilectus nos ter in Christo Albertus, Abbas Oberburgensis, dedit eidem Monasterio quatuorde-c'm mansos apud Velde, quos emit pro quadraginta Marcis, addens usque ad centum cum praecedentibus, in usum ejus-dem ecclesiae convertendas aulhoritate Domini Papae et nostra, et omnium mansorum praedictorum Monasterium praedictum et Sorores possessione utantur et usibus in prae- senti. Porro Heinricus dictus Niger de Michelstetton duos mansos apud Olswic, et unum apud Lausach, Heinricus dictus Liste unum inansum apud Kerstetten, et Rupert us de Pernekke unum mansum apud Pernekke diclo Monasterio legaverunt; hoc tarnen pacto, quod ipsi dum vivant, proven tibus mansoruin gaudeant praedictorum. Ceterum praedicti Weriandus et Gerlochus fratres de Stain aedificare volentes in terris, pro quibus inveniant perpetuum a Deo sibi habitaculum in coelis, in quo perenniter in laetitia de-lectenlur: dieti Monasterii aedificia ita perficere provide-runt, quod Weriandus ad aedificia ipsa complenda, quam-diu vivit, dualius magistris et aliis sex operariis in omnibus necessariis providebit, et si ante consummationem aedifi-ciorum, quae dieto Monasterio et Sororibus sunt necessaria, ipsum contigerit de bujus vitae ergaslulo migrare, fratri suo Gerlocbo ad provisionem magistrorum et operariorum praedictorum, quamdiu opus fuerit, de patrimonio suo decern marcarum redditus assignabit; Gerlochus quoque omnia alia, quae in eisdem aedificiis ultra erogatas vet ero-gandas ipsi loco fidelium cleemosynas, quae necessaria fuerint, plenarie ministrabit; si vero antequam dieti monasterii perfecta sunt aedificia, naturae' debitum. solvent, Weriando ad hue forte superstite fratre suo, eidem ad aedi-siciorum perfectionem quindecim marcarum redditus de suo patrimonio similiter assignabit. Quod si forte rapti fuerint de medio ambo fratres praedicti aedificiis Monasterii non perfectis, alii personae, quae ad hoc idonea ipsis vide-bilur, bona sua praedicta committent ad monasterii aedificia , ut praediximus consummanda. Nos itaque omnes traditiones sive donationes supra dictas, tarn pie quam juste factas, auctoritate et potestate Dominii temporalis, quo gratia JMajorum nostrorum fungebamur, nec non et nomine dilectae neptis nostrae Agnetis, Ducissae Austriae, et fratris (jusdem Ottonis, illustris Ducis Germaniae, Comitis palatini Burgundiae, nepotis nostri, praefato Monasterio per-peluo confirmamus ; superaddentes quod quicumque Mini-sterialium nostrorum de proprietate aut feudo, ad nostrum vet neptis nostrae sive nepotis supradicti dominium spec-tan te. eidem ecclesiae voluerit subvenire, conferendi liberam habeas potestatem. Statuimus etiam, quod si homines dieti Monasterii super furlo vel effusione sanguinis vet alio ex cessu tracti fuerint in causam, Syndicus sive Oeconomus sedeat in latere Judicis terrae sive forensis, et si fur con-viclus fuerit et morti adjudicalus, Judes ultricem manum non extendat ad res fuiis, nisi in furem et quod cingulo circumcinxit; aemendae vero, quae pro sanguinis effusione, vel limitum vel aliorum excessuum contentione solvendae fuerint ab hominibus dieti Monasterii, non Judici, sed Oeco-noino vel Syndico Ecclesiae assignenlur; et ne Monasterii ejus dem fundatio et personae ibidem Domina militantes nostro et Aquilejensis Ecclesiae subsidio sint expertes, ob re-verentiam gloriosae Dei Genilricis Mariae, habito maturo consilio et assensu Capituli nostri, sicut per eorum appen-sum praesenti Privilegio sigillum apparet, eidem monasterio ecclesiam Sancti Georgii damns atque concedimus, pro SjiStentatione et necessitatibus Sororum praedictarum in pcrpeluuin possidendam. Hoc tarnen jure ipsa ecclesia nobis et nostris successoribus reservata, quod in ipsa cano-nice instituamus Vicarium, eidem pro sustentatione sua competent! portionein de proventibus ecclesiae congruam assig-nantes. Sane licet sacri Canones a sanctis Patribus ediii in hoc Concordent, quod quisque fidelis, satisfaciens Paro-chiae suae apud majorem Ecclesiam, possit de jure common! e!igere sepulturam, in favorem tarnen religionis et ob fideliuin devotionetn augendam Monasterio memorato, ut in nostra Dioecesi constituti ibidem sepulturam eligant, ser-vata forma praemissa de special! gratia indulgemus. Ut autem haec omnia rata semper manearit et incolvulsa, praesens Privilegium conscribi, et nostri etCapituli Aquilejensis, et praefatae neptis nostra Ducissae, et nepotis nostri Duels praefati Sigillorum munimine jussimus communiri. Qui-cumque autem ca infringere, vel temerario ausu sacrilego-que impetu violare praesumserit, Sanctorum Petri et Pauli apostolorum, nec non et Domini Papae et nostri Excommu-nicationi atque perpetuae damnationi subjaceant in profundo jnferni, ubi nulla est redemtio, nulla consolatio, semper arsuri. Acta sunt haec in ecclesia Sanctae Margarethae in Michelstetten Anno Incarnationis Dominicae MCCXXXVIH. 111. Idus Decembris, praesentibus Venerabilibus Domino Conrado Episcopo Spirensi, Alberto Abbate Oberburgensi, Hainrico Archidiacono Carnioliae, Bertholdo Archidiacono Yillacensi, Hainrico Praeposito de Veldes, Weriando Ple-bano de Meingozberch, Rainhero Decano Carnioliae, Die-terico Plebano Sanctae Mariae, Castone Notario Curiae, Hainrico Capellano, Berchtholdo Marchione de Hochen-burch, Gebhardo de Liligenberch, Bertholdo de Gurkevelde, Conrado Galle, Gebhardo juniore de Liligenberch et fratre ejus Witegone, Weriando fdio Münze, Mar-quardo de Chulniz, Eberharde et Hainrico fdiis Hainrici de Stain, et aliis, quorum Copia interfuit. Aus vorstehender Urkunde ist ersichtlich, daß die Grün dung des Franenklosters zu Michelstätten von den Herren von Stein im Vereine mit dem Abte Albert von Oberburg ausging, und daß der Patriarch Berthold von Aquileja der neuen Stiftung nicht nur seine Bestätigung , sondern auch vermehrten Besitz und besondere Vorrechte ertheilte. Von den Herren von Stein, welche ihren Sitz auf dem oberhalb Michelstätten gelegenen, später Frauenstein genannten Schlosse hatten, sind es besonders drei Brüder, Weriand, Pfarrer von Mannsburg, daun Gerloch und Walter, ferner die Angehörigen zweier bereits verstorbenen Brüder derselben, nämlich von Bero die Witwe Richza und der Sohn Weriand, von Heinrich die Söhne Eberhard und Heinrich. Von diesen geschieht bei Valvasor und Marian keine Erwähnung; der Abt Albert von Oberburg und der Patriarch von Aquileja sind wohl genannt, doch ist des Letzteren Name, d. i. Berthold, nicht angegeben. Der deutsche Bischof, von welchem beide angeführte Schriftsteller sprechen, unb welcher drei Pfarren zum Kloster geschenkt haben soll, ist Niemand Anderer, als eben der Patriarch Berthold, mb eher aus dem Geschlechte der Herzoge von Meran stammte Ganz irrthürnlich ist bei Valvasor und Marian der Bericht über einen Fürsten Otto von Oesterreich, bmm dessen und des Patriarchen Schwestern Agnes und Margarets). Denn zu jener Zeit, welcher beide Schriftsteller mit der Jahreszahl 1221 nahe kommen, war in Oesterreich Herzog Leopold VII., und nach ihm sein Sohn Friedrich II., der Streitbare; der genannte Otto war nach der vorstehenden Urkunde ein Sohn Herzog Otto's von Mera», und dessen Schwester Agnes Gemalin Herzog Friedrich II; Margareth war wohl keine Schwester des Patriarchen, sondern nur einfach eine Ordensschwester, da jede nähere Bezeichnung fehlt; eher war sie eine Edle v. Wernegg, da sie eben dort Güter besessen hatte. Der angeführte Stiftbrief hat die Jahreszahl 1238; mit dieser ist die bei Valvasor vorkommende, nämlich 1221, insofern nickt ini Widerspruche, als der Entschluß zur Stiftung des Klosters immerhin früher geschehen konnte und mußte. Die Herren von Stein trugen zur Stiftung des Klosters Michelstätten sehr viel bei; sie traten an dasselbe das ihnen gehörige Patronat über die Kirche St. Marga-ritae alldort ab; ferner schenkten sie zu demselben einen Hof zu Michelstätten, 25 Bauernlehen in St. Georgen, Olscheuk, Hülben, Petsch, Woponle und Tupalitsch, selbst einen Weingarten (was zu bemerken ist) in Beischeidt Außerdem bestritten die Brüder Weriand und Gerloch von Stein einen großen Theil vom Baue der Kirche und des Klosters. Der Abt Albert von Oberburg machte seinerseits eine sehr bedeutende Schenkung, nämlich: U Bauerulehen bei St. Georgen im Felde, und überdieß noch 60 Mark im Gelde zum Bedarf der Kirche. Andere Wohlthäter vermachten dem Kloster noch andere 10 Huben zu Olscheuk, Lausach, Kerstätten, Wernegg und Tufsteni-Der Patriarch Berthold vergabte zum Unterhalte der Ordensschwestern die Kirche St. Georgen im Felde, jedoch mit dem Vorbehalte, einen Vieär dort anzustellen; überdieß ertheilte er dem Stifte in seinem und der Herzoge von Meran Namen besondere Vorrechte rücksichtlich bet Gerichtsbarkeit über die eigenen Unterthanen. Valvasor berichtet, daß auch die Pfarre Zirklach zur nämlichen Zeit zum Kloster geschenkt worden sei; dieß muß jedoch in einer andern Urkunde ausgesprochen sein. So ausgestattet konnte die neue Stiftung ein gedeihliches Emporblühen erwarten, zumal ihr das Befug»!? eingeräumt war, Lehen von den Unterthanen des Patriarchen und der Herren von Stein als Eigenthum annehme» zu dürfen. Die ersten Ordensschwestern sind, wie die vorstehende Stiftungsurknnde angibt, aus Wien berufen worden; dort gab es zu jener Zeit, außer zwei Häusern der Cistereie»-scrinnen, auch ein anderes Kloster von Chorfrauen zwischen beut Schottenthore und der Vorstadt Nossau (Wetzer's Kirch enter icon, Bd. 11, S. 907). Doch scheint aus jener Urkunde hervorzugehen, daß dieselben ursprünglich nicht Dominikanerinnen, sondern Bencdictincriuncn waren; denn es wird ausdrücklich und mit Nachdruck die Regel des hl. Benedikt genannt, welche sie befolgen sollten. In diesem Falle käme noch die Frage zu lösen'vor, wann die Regel des hl. Benedikt mit jener des hl. Dominik vertauscht worden, da die spätere Zeit dort nur Dominikanerinnen gekannt hat. Die Ausdrücke: „Schwestern, welche die Regel des h. Augustin bekennen, an die Regel des h, Benedict sich halten, und die Fasten des h. Benedict beobachten", sind Bezeichnungen des Ordens vom h. Dominik, welcher erst später ausdrücklich nach seinem Stifter genannt wurde. Die Vorsteherinnen des Klosters hießen vom Anfange an Priorinnen, und behielten diesen Titel bis zur Aufhebung des Klosters. Von der Geschichte des Fraucnstiftcs Michelstätten ist überhaupt wenig bekannt. Rach einer Urkunde v. 4. April 1248 (angeführt im Archiv von Kärnten, 2. Heft, und in Klun's Archiv von Krain, 1. Heft, S. 11) schenkte Conrad von Sancta Maria 3 Bauernlehen in Tirnenlakh bei der Marienkirche — das ist wohl Zirklach — an das Kloster Mariathal, welche Schenkung Patriarch Bcrthold in seinem und der Herzogin Agnes Namen bestätigte. Nach einer andern Urkunde vom Freitage nach St. Bartholomäi 1317 (Abschrift' in der Scminarsbibliothck zu Laibach) bestätigte Herzog Heinrich von Meran und Kärnten dem Kloster Mchclstättcn die von seinem Vater Meinhard ertheilten Privilegien, namentlich die Befreiung von Zoll und Mauth in seinen Landen. Nach einer dritten Urkunde vom 22. August 1338 (die Abschrift davon im krainischcn Museum, wie Anfangs angeführt) bestätigte Herzog Albrecht II. von Oesterreich die nämlichen Rechte, nur das Vogteirecht behielt er für sich. Valvasor berichtet überdicß bei der Beschreibung des Klosters Michclstätten noch dieß, daß im % 1380 Anna, Gräfin von Ortcnburg, und Witwe des Grafen Dionys von Frangepani, in diesem Stifte Ordensschwester geworden, und demselben viel Gut zugebracht habe; ferner, daß nach dem Aussterben der Herren von Stein im J. 147Š das oberhalb Michelstättcn gelegene Schloß derselben dem Kloster zugefallen, und den Ordensschwestern als ein Zufluchtsort bei den Einfällen der Türken gedient habe, daher von nun an Frauenstcin genannt worden sei. Von den Vorsteherinnen des Klosters weiß Valvasor lmt ^lgcnde zu nennen: Im I. 1391 Elisabeth von flachstem, 1480 Susanna Grimschitsch, 1497 Ger-ttub N., 1520 Apollonia von Gall, 1534 Juliana von Pöttschach, 1543 Agnes von Lichtenberg, 1590 '^argareth Malxramm, 1632 Magdalena Khcrn, 1044 Rosina Krall, 1645 Agatha Oberekh, 1687 ®ufaintsl Freiin von Paradeiser, Anna Katharina Pekern („ach einer Domarchiv-Urkunde). Außerdem ist die ercits oben angeführte Agnes von Lichtend erg auch in einer Urkunde des krain. Museums vom I. 1546, Katharina Krcitsch aber in einer andern vom I. 1662 genannt. Die Aufhebung des Klosters Michelstätten erfolgte im I. 1782; die Stiftskirche Unserer Lieben Frau wurde nun zur Pfarrkirche anstatt jener 8. Margaritae erhoben. Schließlich ist zu bemerken, daß die Anfangs angeführte Stiftungsurkunde auch mehrere andere nicht unwichtige Thatsachen enthält; nämlich zunächst mehrere Glieder adclicher Familien in Krain, als wie der Herren von Stein, von Lilienberg, von Engelschaller u. Wer-neck. Ferner zeugt sie für das Alter der Pfarren Mannsburg, Michelstätten und St. Georgen, auch ohne Zweifel für Zirklach. Ferner gibt sie die Namen einiger Pfarrer au, wie Weriaud von Stein in Mauns-burg, Dieterich bei der Kirche 8. Maria, wohl in Zirklach, Heinrich Propst in Veldes. Dann gibt sie auch einen ältern Archidiacon oder Erzpriester von Krain an, nämlich Heinrich, so wie einen Decan von Krain, nämlich Rain-her. Da beide Würden, die des Archidiacons und die des Dccans zugleich angeführt werden, so muß der Decan entweder dem Archidiacon untergeordnet gewesen sein, als dessen Stellvertreter, oder hatte er einen kleinern Landstrich unter seiner geistlichen Obhut, nämlich die Krainer-oder windische Mark, während dem Archidiacon der Krai-ncrgan unterstand. P. Hitzing er. Historische Miscellen von Anton Jellouschek. Bericht des Laibacher Bischofs Rainold Scarlichi") an den Papst, betreffend den Zustand der Laibachcr Diö-cese, vom I. 1633. Heiligster Vater und gütigster Herr! „Indem es die Gewohnheit und die Erfurcht erfordert, daß ich Euer Heiligkeit, als des obersten Stellvertreters Christi, Füße küsse und Rechenschaft über metne Amtsführung ablege, ich aber übrigens theils durch meine geschwächte Gesundheit, theils durch die mir in den crblän-dischen inner-österreichischen Provinzen anvertraute Statthalterschaft verhindert bin, mich selbst persönlich vorzustellen, so wollte ich dieses lieber durch einen Domherrn meiner Cathedralkirchc, als durch irgend Jemand andern verrichten, vorzüglich deßwegen, weil derselbe mir schon feit dem Antritte des Laibacher Bisthums stets getreu und hilfteich bcistand, und sich vorzüglich angelegen sein ließ. Alles zum Heile der Seelen und zum Lobe des allmächtigen Gottes auszurichten," *) Rainold Scarlichi, seit 1622 Bischof von Triest, wurde nach dem Tode des Thomas Chrön im I. 1630 Bischof von Laibach, und starb daselbst am 7. December 1640. Die Stadt Laibach erhielt ihren Namen von dem ebenso benannten, durch dieselbe rinnenden Flusse, welcher sowohl verschiedene Arten Wasscrvögel und Fische enthält, als auch an beiden Ufern mit sehr schönen Bäumen bepflanzt ist. Dieser Fluß, sobald er aus den Gebirgen entspringt, fließt durch eine Strecke von 20 italienischen Meilen in solcher Masse bis Laibach, daß er sowohl abwärts als auch aufwärts schiffbar ist. (Daher fabeln vielleicht Einige , daß von hieraus die Argonauten über die Alpen gezogen wären.) Da aber derselbe bei Ueberschwemmungen häufig seine Ufer überschreitet, und um die Stadt Sümpfe bildet, so bilden diese häufige Nebel und ungesunde Luft. Ucbrigens ist es hier nicht meine Sache zu entscheiden, ob den Anfang zu dieser Stadt die Argonauten gelegt haben, oder die bei Einfällen der Barbaren aus ihrer eigenen Stadt vertriebenen Triestiner, welche sich an beiden Ufern niedergelassen haben. Es sei aber genug zu bemerken, daß sie außer dem Flusse auch berühmt sei durch das daselbst bestehende Bisthum, durch den ansehnlichen Adel, indem sie die Hauptstadt von Krain ist, und durch die Zahl der dortigen Handelsleute, welche dieselbe, wegen ihrer Nähe bei Italien zur Niederlage aller aus Italien nach Deutschland und aus Deutschland nach Italien versendeten Waren gebrauchen. Sie wird vorzüglich durch das daselbst auf einem Berge gelegene Schloß beschützt, hat um sich eine Fläche von 25 italienischen Quadrat-Meilen, und in deren Nähe wächst ausgezeichnet viel Getreide, aber weder Wein noch Oel. Der Laibachfluß ist fruchtbar an Fischen und vereiniget sich endlich mit der Donau. Die um die Stadt gelegenen Berge sind fruchtbar an Viehweiden und Holz, auch gibt es daselbst viel Geflügel und wilde Thiere. Das gemeine Volk spricht die Landessprache, welche mit der slavonischen ähnlich ist; die Gerichte gebrauchen die deutsche Sprache, welche nebst der italienischen auch der gebildete Theil der Bewohner spricht. In dieser Provinz sollen nach dem heil. Hermagoras und Fortunatus zuerst die heil. Primus, Felicianus und Achatius den christlichen Glauben geprediget haben, welcher Letztere auch im Jahre 1593 den Christen — als Hassan Pascha mit 30.000 Mann in das Land einfiel, und Alles mit Feuer und Schwert verheerte — welche sich nur in einer Zahl von 5000 Mann an der Culpa entgegenstellen konnten, vorzüglich Hilfe geleistet haben soll, daß Hassan Pascha nebst dem größten Theile seines Heeres auf der Flucht in der Culpa ertrank. Sie sind daher bei dem Volke in großer Verehrung. Im Lande wurde zwar auch die lutherische Ketzerei ausgebreitet, jedoch diese durch kräftigen Beistand des frommen Kaisers Ferdinand II. ausgerottet , und es wurde Alles wieder allmälich in den oori--. gen Stand gesetzt. — Die Stadt Laibach hat nebst der Cathedralkirche vier schöne Klosterkirchen, in welchen an Sonn- und Festtagen Messe und Predigt abgehalten wird. in der Adventzeit und während der vierzigtägigen Faste» geschieht aber dieses mehrmals während der Woche. Die eine Kirche ist die der Franciscaner, in deren Kloster sich 24 — die andere die der Jesuiten bei St. Jacob, in deren Kloster sich 36 — die dritte der Capuziuer, geweiht der heil. Jungfrau Maria, den heil. Evangelisten Johann und Marcus, in deren Kloster sich 22 — und die vierte der Augustiner, geweiht zu Ehren Mariä Verkündigung, in deren Kloster- sich 12 Mönche oder Religiösen befinden, welche alle sich großen Zularifcs des Volkes erfreuen, auch erfüllen alle genau ihre Ordensregeln. Es gibt auch einige Legate zur Erbauung eines Nonnenklosters, indem c8 bisher noch keines in der Diöcese gibt. Zwischen den Augustinern und Franciscanern besteht noch ein Streit wegen des Vorranges; die Entscheidung desselben wird von Rom erwartet. Außer jenen Klöstern ist in der nahen Pfarr Oberlaibach (Verhnika) auch das der P. P. Carthäuscr zu Freidniz (Freudcnthal) welche — an der Zahl vierzehn — unter einem Prior ein sehr religiöses Leben führen. In der Pfarr St. Barthelmä int Felde ist ein Kloster der P. P. Jesuiten zu Plcttcrjach, in welchem cs deren gewöhnlich nur sechs gibt, und nicht weit davon ist das Kloster des heil. Bernhard in Landstraß, mit einem Abte und 12 Mönchen. In Kärnten bei Villach ist ein Kloster der P. P. Capucincr, deren Kirche dem heil. Ludwig, Könige von Frankreich, gcividmet ist, mit 12 Mönchen. In einer Jurisdiction zu Altcnburg hat auf einem Hügel mein Vorgänger, Thomas Chrön, eine kleine Kirche, zrr Nazareth genannt, erbaut, zu welcher ich, als von Tag zrr Tag mehr Volk zusammenkam, zrim Beichthören mit zur Besorgung des Gottesdienstes einen Priester anstellte; als aber dieser nicht alle Geschäfte mehr verrichten konnte, so habe ich die Kirche nebst dem Hügel den Franciscatiern überlassen, wo sich schon sechs derselben befinden, welche von dem ihnen zukommenden Almosen leben, und welche nun Anstalten treffen, daß das Kloster für 12 oder noch mehrere Mönche erweitert werde, um der Frömmigkeit des dort zusammenkommenden Volkes zu genügen. Außer Laibach sind größere Städte des Bisthums: Krainburg, Bleibcrg, Windischgräz, Radmannsvors und Obcrburg, welches übrigens die bischöfliche Residenz mit einer Collcgialkirchc ist, bei welcher ein Pfarrer und beiläufig zwölf Priester angestellt sind. Kleinere Städte gibt cs 16, Schlösser und Landgüter über 100. In der Stadt Laibach gibt es zwei Hospitäler, tin kaiserliches, gegründet zur Versorgung kranker oder ver-wundetcr Soldaten, und ein bürgerliches; in dem erstere» werden ungefähr 24, in diesem aber beiläufig, oder nach Erfordcrniß noch mehrere Personen versorgt; beide Hospitäler sind gut gebaut. Bei dem letztem ist die Kirche der heil. Elisabeth, in welcher wenigstens durch drei Mal i» der Woche Gottesdienst gehalten wird. Dieser Kirche haben sich vormals die Ketzer bemächtigt. Beide Hospitäler stehen unter der Aufsicht des Ordinarius. (Schluß folgt.) Druck »en Jgn. v. Kleinmayr SS Fedor Bamberg tu Laibach.